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Darstellung

Die polnische Greuelaktion

Die Deutschen in Polen waren in den zwanzig Jahren polnischer Herrschaft Leid und Not gewöhnt; sie waren auch darauf gefaßt, daß ihre Lage mit jeder weiteren Verschlechterung der deutsch-polnischen Beziehungen drückender und angesichts ihrer völligen Recht- und Schutzlosigkeit gefährlicher werden würde. In den letzten Wochen vor Kriegsausbruch standen sie unter solchem Druck und waren überdies durch polnische Spitzel ständig in ihrem Privatleben überwacht, daß sie die Gefahren aus der geheimen und offenen polnischen Hetzarbeit wohl witterten; aber daß die landläufigen Drohungen, Überfälle und Gewalttätigkeiten sich zu Massenmorden an Männern, Frauen und Kindern steigern und diese Morde die grausige Zahl von weit über 58 000 erreichen würden, damit hatten selbst die ärgsten Pessimisten nicht gerechnet. Man fühlte den abgrundtiefen Haß des mit allen Mitteln der deutschfeindlichen Presse-, Rundfunk- und Kanzelpropaganda verhetzten Polentums gegen alles Deutsche, man hatte tagtäglich Beweise für die jeder loyalen Verständigung abholde Einstellung der Warschauer Machthaber, die sich bis in die unteren Behördenstellen zum weißglühenden Fanatismus gegen die durchweg als Spione und Staatsfeinde verdächtigten Deutschen steigerte; man wußte, daß die Westverbändler, die Aufständischen, die Schützen Böses im Schilde führten und daß die Organisation der polnischen Jugend, voran die Pfadfinder, unter militärischer Anleitung in Kursen planmäßig im Gebrauch der Waffen geübt wurden; man las die Ausbrüche der Volkshetze der polnischen Presse und hörte die exzessiven Provokationen der öffentlichen Agitatoren, man spürte, wie sich von Woche zu Woche die Giftatmosphäre ausbreitete und immer tiefer in das polnische Volk hineindrang, so daß auch besonnene polnische Elemente in den Strudel gerissen wurden, der jedes vernünftige Denken und moralische Empfinden gegenüber den verfolgten und gequälten Deutschen wegschwemmte: es war eine politische Psychose, aus der heraus sich der einzelne Pole hemmungslos jeder Aktion, auch der grausamsten Tat, gegenüber den Deutschen fähig fühlte.

In den letzten Augusttagen 1939 war den Deutschen in den Dörfern offen gedroht worden, sie "abzuschlachten",1 und in den Städten waren durch die von der Warschauer Regierung geduldete und geförderte wahnwitzige Hetze Boykott, Terror und unmittelbare Lebensgefährdung der Deutschen derart gesteigert, daß der Ausbruch der aufgespeicherten Wut und nationalistischen Leidenschaften der Polen gegen das [18] Deutschtum als die von den polnischen Behörden heraufbeschworene, unausweichliche Lösung der unerträglich gewordenen Spannung zwischen Deutschland und Polen erscheint. Als daher am 1. September die lawinenartig anrollende Abwehr der polnischen Herausforderungen und Übergriffe, die sich zu offenen Einbrüchen der polnischen Soldateska auf Reichsgebiet steigerten, durch den Einmarsch der deutschen Truppen in Polen anhob, da brachen mit den fliehenden polnischen Behörden und Truppenteilen auch die letzten Pfeiler staatlicher Ordnung nieder, und es entlud sich in grauenhaften Bluttaten ein beispielloses Ungewitter über den sich ihrer Schutzlosigkeit bewußten,2 aber durch den Glauben an die baldige völkische Befreiung nicht kleinmütigen deutschen Männern und Frauen. Zwar hatten sich einige rechtzeitig durch die Flucht über die Reichsgrenze und nach Danzig in Sicherheit bringen können,3 nachdem von den Polen immer wieder gesagt worden war, daß im Kriegsfalle alle Deutschen ermordet und alle deutschen Gehöfte niedergebrannt werden würden – die meisten Deutschen hielten aber auf ihrem z. T. seit Jahrhunderten angestammten und wohlerworbenen Besitz in Stadt und Land aus, weil sie an die Verwirklichung der Morddrohungen nicht glauben wollten. Und die Erklärung dafür, daß alle Schichten des Polentums an den Ausschreitungen gegenüber den Deutschen beteiligt waren und daß auch aus demjenigen Teil der polnischen Bevölkerung, der jahrelang ohne Zwist mit dem deutschen Nachbarn in Stadt und Land ausgekommen war, sich jetzt kaum eine Hand zum Schutze des der rohen Gewalt der Straße ausgelieferten Deutschtums rührte; daß Polen, die nicht den geringsten Anlaß hatten, sich gegen diesen oder jenen bekannten oder auch unbekannten Deutschen zu wenden, auf einmal diese unvorstellbaren Greuel mitmachten – diese Erklärung ist die: Die Aktion gegen die Deutschen war planmäßig vorbereitet, sie war befohlen!

Man muß sich fragen, ob nicht in diesem streng katholischen Polentum christlich-religiöse Regungen hätten moralische und disziplinäre Hemmungen schaffen müssen – nichts dergleichen, im Gegenteil, die massenweise Ermordung protestantischer Pfarrer, die Demolierung evangelischer Pfarrhäuser, die Brandschatzung evangelischer Kirchen4 spricht dafür, daß die alte, von der polnischen Propaganda stets gern benutzte Gleichung protestantisch = deutsch und katholisch = polnisch hier [19] das konfessionelle Moment geradezu als Werkzeug der Mordaktion hat politisch benutzen lassen. In vielen Fällen genügte schon die Bejahung der Frage, ob der Betreffende deutsch und evangelisch sei, um seine Festnahme durchzuführen.5 Im übrigen war aber das primäre Motiv stets die Zugehörigkeit zum Deutschtum; denn auch die katholischen Deutschen wurden rücksichtslos verfolgt und gemordet, und selbst katholische Pfarrer wurden wegen ihres Bekenntnisses zum Deutschtum mißhandelt und verschleppt. Auch der Vorwurf, daß ein Deutscher sein Kind auf die deutsche Schule schickte und "in zwanzig Jahren polnischer Herrschaft nicht polnisch sprechen gelernt" habe, reichte aus, ihn umzubringen.6 Wer die polnische Sprache beherrschte und sich polnisch verständigen konnte oder wer sich gar als Pole ausgab, wurde geschont:7 Beweis mehr, daß es ausschließlich auf deutsches Leben und Gut abgesehen war. Das wird auch dadurch belegt, daß die Horden, wo sie in Begleitung polnischer Soldaten oder auf eigene Faust die Häuser, Dachböden und Keller durchsuchten, stets nur nach den Deutschen fahndeten und diese auf die Straße holten oder, wenn keine Deutschen anwesend waren, die Räumlichkeiten verließen, ohne dort anwesenden Polen ein Haar gekrümmt zu haben.8 Die Deutschen sind ohne Rücksicht auf Alter, Beruf, soziale Stellung, Konfession und Geschlecht wahllos gemordet worden; kein Stand blieb von den Mißhandlungen verschont, ob Bauer oder Gutsbesitzer, ob Lehrer, Pfarrer, Arzt oder Kaufmann, ob Arbeiter oder Fabrikherr. Diese Opfer wurden nicht etwa standrechtlich erschossen – es lag den Niedermetzelungen der Deutschen nie ein Rechtstitel zugrunde –, ohne Grund wurden sie erschossen, ohne Grund zu Tode gequält, geschlagen und gestochen9 und die meisten obendrein noch bestialisch verstümmelt: es waren vorsätzliche Morde, die in der Mehrzahl von polnischen Soldaten, Polizisten und Gendarmen, dann aber auch von bewaffneten Zivilisten, Gymnasiasten und Lehrlingen verübt wurden; P.W., O.N.,10 uniformierte Aufständische, Westverbändler, Schützen, Eisenbahner, freigelassene Zuchthäusler waren in bunter Menge daran [20] beteiligt.11 Überall wurde nach einer bestimmten Methodik vorgegangen, die auf eine zentral geleitete, einheitliche Mordaktion schließen läßt.12 Daß diese Mordaktion sich aber in so unerhört grausamen Einzel- und Massenfällen abwickelte, ist in der Mentalität des Polen, seiner exzessiven Veranlagung, seinem Hang zu Quälerei und Grausamkeit begründet. Der sprichwörtlichen Tapferkeit des Polen entspricht seine sprichwörtliche Hinterlist und Falschheit; zahllose polnische Mörder treten uns als verschlagene, blutlüsterne Kreaturen entgegen, und die Angebereien und Verrätereien sind Ausdruck des polnischen Volkscharakters, aus dessen Elementen sich die Gefühlsroheit und Mordlust der Volksmenge herleiten. Überdies läßt die Erinnerung an die Bluttaten der polnischen Aufständischen 1920/21 in Oberschlesien alles das, was in und um Bromberg, Posen und Pleß in den Septembertagen 1939 geschehen ist, als neue Auflage der Greuel erkennen, von denen sich die kultivierte Welt schon damals mit Abscheu abgewandt hat.

Die Jagd auf die Deutschen ging in den Städten und Dörfern etwa nach folgendem System vor sich: Auf den von der Warschauer Regierung am 1. September in kurzen Abständen wiederholt durchgesprochenen Rundruf "Nr. 59",13 ein Stichwort, das mit den Regionalbehörden verabredet gewesen sein muß, gaben die Woiwoden an die Polizeidirektionen die Weisung, die bereits fertig ausgestellten, mit fortlaufenden Nummern versehenen Haftbefehle gegen die Deutschen unverzüglich herausgehen zu lassen. Von diesen Haftbefehlen wurden die in den letzten Wochen Neuhinzugezogenen nicht erfaßt, ein Beweis dafür, daß die [21] Befehle lange zuvor vorbereitet waren.14 Auf Grund dieser Haftbefehle wurden die Deutschen ohne Angabe von Gründen binnen kürzester Frist auf die Polizeistationen geschafft und manchmal ohne, manchmal nach einem Verhör, in dem versucht wurde, Geständnisse zu erpressen, daß sie sich staatsfeindlich betätigt und Spionage getrieben hätten, in die Gefängnisse geworfen oder zum Schein wieder nach Hause geschickt. Oft wurden ihnen auf der Wache die Papiere abgenommen, sie ohne die Papiere wieder entlassen und ihnen bedeutet, sich später die Papiere wieder abzuholen – aus diesem später wurde aber ein Niemals, denn zu diesem Abholungsgange sind sie nie mehr gekommen oder von dem Abholungsgange sind sie nie mehr zurückgekommen: sie waren inzwischen ermordet!15 Auf dem Wege zur oder von der Polizeiwache und in den Gefängniszellen wurden sie schwer mißhandelt, mit Fußtritten traktiert, mit Gewehrkolben geschlagen, angespien und mit gemeinsten Schimpfworten bedacht. Wer nicht durch den Haftbefehl gefaßt, inhaftiert und verschleppt wurde, den holten Soldaten, Polizisten, bewaffnete Zivilisten an Hand genauer Listen, meist unter Anführung übel beleumdeter deutschfeindlicher Elemente, aus den Wohnungen und schlugen oder schossen den betreffenden Deutschen nieder.16 Die Frage, warum die Verfolgung, warum die Verhaftung, wurde mit dem Genick- [22] schuß, mit Kolbenschlägen oder Bajonettstichen beantwortet.

In der Regel erfolgten die gewaltsamen Abholungen und Mißhandlungen in Verbindung mit Haussuchungen nach Waffen, Geheimsendern, Rundfunkgeräten und verdächtigen Schriftstücken. Waffen hatte kein Deutscher; denn das verboten die Verhältnisse seit Jahr und Tag von selbst! Aber es genügte schon der Fund einer Zündholz-Kinderpistole, um einen Mord zu rechtfertigen.17 Es kam auch vor, daß behauptet wurde, es sei eine Waffe gefunden worden, diese Waffe war tatsächlich aber von polnischer Seite zuvor dort versteckt worden, oder daß während der Frage nach versteckter Munition schnell eine Patrone heimlich auf den Schrank gelegt wurde und diese Patrone dann als Beweisstück herhalten mußte18 oder daß man einem Deutschen das Notizbuch abnahm, heimlich ihn belastende Aufzeichnungen eintrug und dies dann als corpus delicti erklärt wurde. Wir haben den Fall, daß polnische Infanteristen behaupteten, es sei in einem Hause eine Handgranate gefunden worden, schließlich aber ein polnischer Soldat dazwischentrat und ehrlich erklärte, er habe gesehen, daß ein anderer polnischer Soldat die Handgranate dort hingelegt hatte; das rettete dem Volksdeutschen das Leben.19 In den Städten stimmte der Auftakt zum Vorgehen gegen die Deutschen darin überein, daß plötzlich aus dem brodelnden Menschengedränge ein Schuß fiel20 und im Nu die Straße von Rufen widerhallte: "Die Deutschen haben geschossen!" "Holt sie! Schlagt die Niemcy, die Szwaby, die Schweine, die Spione tot!" Wider besseres Wissen und ohne einen Schein der Berechtigung wurden die Deutschen bezichtigt, daß sie geschossen hätten. Das gab den polnischen Soldaten den Vorwand, die Deutschen zu erschießen, gemäß dem gemeinsam von den Banditen angestrebten und von der Deutschenhetze vorgezeichneten Ziel, alle Deutschen auszurotten!21 Da stürmte nun die grölende Menge unter wüstem Geschimpfe blindlings drauflos, Zivilisten beiderlei Geschlechts, oft fanatisierte Weiber voran, bezeichneten den ortsfremden Soldaten die Wohnungen, wo Deutsche wohnten, die Soldaten drangen dort ein und stachen oder schossen die Deutschen nieder – vorwiegend wurden die männlichen Deutschen aller Altersstufen, auch die Jugendlichen, bis herab zum zwei- [23] einhalbmonatigen Säugling, gemordet.22 Wenn auch in erster Linie die wehrfähigen Männer und besonders viele 16–25jährige umgebracht wurden, so wurde doch auch vor deutschen Frauen und Mädchen nicht haltgemacht, und die noch wochenlang nach den blutigen Ereignissen erschienenen Todesanzeigen in der Deutschen Rundschau in Bromberg sowie dem Posener Tageblatt geben einen erschütternden Überblick, wie von polnischer Mörderhand deutsche Männer und Frauen, Greise, Krüppel, Kranke und Kinder in den Tod gerissen, zumeist auch grauenhaft verstümmelt, beraubt und ausgeplündert wurden.

Die Art der Verletzungen (Genickschüsse, Einstiche in die Augenhöhlen, Zertrümmerung der Schädeldecke mit freigelegtem Gehirn durch Kolbenschläge, Kopfschüsse senkrecht von oben auf den Schädel u. a.) ist an den verschiedensten Mordstellen auffallend gleichmäßig – man könnte, wie aus der Gleichzeitigkeit und Gleichförmigkeit der Ausschreitungen gegen die Angehörigen der deutschen Volksgruppe, so auch aus diesem Tatbefund auf die einheitliche Organisierung der Blutbäder unter den Deutschen schließen; jedenfalls ergibt die gerichtsärztliche Begutachtung von hunderten untersuchten Mordfällen eine beachtenswerte Übereinstimmung der tödlichen Verletzungen. Mancher verdankt sein Leben der Geistesgegenwart, daß er sich totstellte, mancher dem Zufall, daß Schüsse, Kolbenschläge und Bajonettstiche lebenswichtige Organe nicht verletzten.23

Massenverhaftungen und Verschleppungen, Mißhandlungen und Morde an Volksdeutschen sind in allen Teilen Polens, wo Deutsche siedelten, nachgewiesen, u. a. außer in Warschau auch im Chelmer Land, in Wolhynien, in Wilna; sie erreichten dort ein ungewöhnliches Ausmaß, wo das Deutschtum zahlenmäßig stärker massiert war und [24] die Evakuierungsaktion infolge des blitzartigen Vormarsches der deutschen Truppen nicht mehr befehlsgemäß und planmäßig durchgeführt werden konnte. Die blutigen Ausschreitungen der Soldaten und Zivilisten waren dort am schlimmsten, wo die jahrelange Verhetzung die labile polnische Seele am stärksten vergiftet hatte und wo wegen des hohen Bevölkerungsanteils der Deutschen die politische Leidenschaft der Polen sich am heftigsten entzündete. So erklärt sich, daß vor allem die deutschen Siedlungen des Posener Landes, die reindeutschen und überwiegend deutschen Bauerndörfer der Weichselniederung sowie besonders Bromberg-Stadt und -Land mit ihrem starken deutschen Volkstum von der Todeswelle der polnischen Blutgier erfaßt und ganze Dörfer, ganze Familien von ihr fortgerissen wurden.24

Die schweren Deutschenverfolgungen fanden hauptsächlich in der Zeit vom 31. August bis 6. September 1939 statt, sie erreichten im Blutsonntag, dem 3. September, in Bromberg den Gipfelpunkt und endeten um den 17./18. September bei der Befreiung der Verschleppten durch die deutschen Truppen vor Lowitsch. Die Deutschen sind meist in Gruppen zusammengetrieben, abgeführt und an einzelnen Tatorten in Massen von 39, 48, 53, 104 auf einmal abgeschlachtet worden.25 Wo Deutsche einzeln erschlagen oder erschossen wurden, [25] fand man sie entseelt auf der Türschwelle ihres Hauses, im Hofe, im Garten, am Straßenrand, unbestattet, manchmal mit Zweigen oder Laub bedeckt, häufig oberflächlich verscharrt, fast immer mit grauenhaften Verstümmelungen, wie ausgestochenen Augen, ausgeschlagenen Zähnen, herausgerissener Zunge, aufgeschlitztem Unterleib, zertrümmertem Schädel, herausgequollener Gehirnmasse, gebrochenen Armen und Beinen, abgehackten Fingern, abgeschlagenem Fuß und Unterschenkel. Die in Massen Ermordeten lagen zu zweit oder zu dritt mit Stricken aneinandergefesselt oder lose aneinandergereiht, die Hände auf dem Rücken mit Schnüren oder Riemen zusammengebunden, auf einem Ackerrain, an einem Waldstück, am Gestade eines Sees,26 wohin sie getrieben worden waren, um dort, häufig durch Genickschüsse, abgeschossen zu werden. Viele Opfer wurden erst sechs, sieben, ja acht Wochen später an entlegenen Stellen aufgefunden; viele Leichen waren mit Erde und Blut verschmiert. Bei einer ganzen Reihe von Fällen sind die Verstümmelungen noch bei Lebzeiten des Ermordeten erfolgt.

Wo es Deutschen gelungen war, noch rechtzeitig aus den Wohnungen und Besitzungen zu entfliehen, sich in Kellern, Dachböden, Ackerfurchen, Gebüschen oder Waldstücken, in Wassergräben, Kartoffel-, Rüben-, Sonnenblumenfeldern zu verstecken, wurden sie bei der zweiten und dritten Suchaktion, oft durch Verrat polnischer Nachbarn, von Rotten politisch fanatisierter, ortsansässiger 17- bis 20jähriger halbwüchsiger Polen27 aufgestöbert, mißhandelt und totgeschlagen. Diese Rotten waren mit Schlagwerkzeugen aller Art, mit Zaunlatten, Knüppeln, Messern, Eisenstangen, Äxten, Beilen, Dolchen, Schaufeln, Peitschen, Heugabeln, Spitzhacken, Wagenrungen, bleiköpfigen Totschlägern, aber auch mit Säbeln, Pistolen und Gewehren bewaffnet. Woher hatten die Zivilisten, vor allem die Halbwüchsigen, die Waffen? Wie kamen die vielen verhetzten amoralischen Elemente in den Besitz der Mordwerkzeuge? Sie hatten sie nicht zufällig bei sich, sie waren ihnen auf den Polizeiwachen zugeteilt oder noch kurz vor dem Abzug der Verwaltungsbehörden auf den Magistraten verteilt worden, d. h. die polnischen Behörden leisteten den Gewalttaten und Morden an den Deutschen Vorschub!28 Zuweilen war es ein oder auch mehrere Rädelsführer, die durch ihr wüstes Vorgehen den Mordwillen der Menge zur Tötung der volksdeutschen Mitbürger noch aufstachelten; neben den polnischen Soldaten haben sich die zivilen Luftschutz- und Gasschutz-Blockkommandanten bei den Ermordungen übel hervorgetan. Wenn auch das Gros der mordenden polnischen Soldaten auf von ihrer Truppe Versprengte, auf fliehende Nachhuten und Reste der Sprengkommandos entfiel, so ist doch die Mordbeteiligung des regulären Militärs, auch seitens polnischer Offiziere, einwandfrei nachgewiesen. Nicht nur die Äußerungen [26] polnischer Militärs: "Wir werden die Deutschen mit Stumpf und Stiel ausrotten",29 und die Befehle zum Erschießen Deutscher, sondern auch die Traktierung Verschleppter durch die Reitpeitschen, die Umlegung Deutscher durch Pistolenschüsse polnischer Leutnants beweisen die Beteiligung polnischer Chargen an der Mordaktion. Polnische Offiziere haben erklärt, daß die Erschießung deutscher Männer Befehl sei.

Die zivilen Mörder und Mittäter gehörten allen Schichten des polnischen Volkes an, vornehmlich waren es Mitglieder des Westverbandes, des Reservistenverbandes und des durch den Kattowitzer Woiwoden Grazynski behördlich betreuten Aufständischenverbandes, es waren Arbeiter, Tagelöhner, Gemeindediener, Bürogehilfen, Schlosser, Mechaniker, Elektriker, Chauffeure, Friseure, Förster, Zahntechniker, Buchhalter, Schaffner, Gärtner, Weber, Dachdecker, Fleischer, Viehhändler, selten Bauern, aber auffallend häufig Eisenbahner.30 Wo die zivilen bewaffneten Horden Volksdeutsche auf offener Straße niederschlugen und erschossen, ließen es die anwesenden polnischen Soldaten und Polizisten ruhig geschehen.31 Die Haus-, Garten-, Hof-, Keller-Durchsuchungen wurden von den Mordbanditen teils auf eigene Faust, teils in Begleitung polnischer Soldaten durchgeführt, wobei sich neben den Zivilisten auch die Soldaten an der Zerstörung von Mobiliar und Hausrat, am Diebstahl von Geld, Schmuck und Wäsche, von Papieren, Uhren, Füllfederhaltern u. ä. beteiligten. Den Verwünschungen der aufgehetzten Volksmenge, ihren Faustschlägen, Ohrfeigen, Fußtritten, Messerstichen, Peitschenhieben, Stein- und Flaschenwürfen u. ä. schutzlos preisgegeben, wurden die Deutschen der Polizei, aber viel häufiger den ortsfremden polnischen Soldaten zugeführt und von diesen, nicht weniger als von den Polizisten und Gendarmen, sinnlos mißhandelt und umgebracht. Gerade die allem Recht und aller Moral hohnsprechende Haltung der polnischen Soldaten hat ihre psychologisch-politische Wurzel in der mit allen nur erdenklichen Beeinflussungsmitteln in den Kasernen betriebenen allgemeinen Stimmungsmache gegen das Deutschtum und besonders in der wiederholten Aufforderung der polnischen Regierung, der Geistlichkeit und nachgeordneter behördlicher sowie amtlich finanzierter Stellen, das ansässige Deutschtum zu beseitigen. So wurde gegen Unbekannt gemordet, allein aus dem Grunde, weil die Verfolgten, Verschleppten und Mißhandelten Deutsche waren, [27] und Deutsche mußten eben nach der Regierungsparole, die mittlerweile auch Volksmeinung geworden war, verschwinden.

Ein trübes Kapitel der Greuel an den Volksdeutschen ist die Beteiligung und Mittäterschaft fanatisierter polnischer Frauen. Ehefrauen, Witwen, Erwerbslose betätigten sich als Angeber, wiesen die Soldaten immer wieder auf Deutsche hin und verlangten deren Umbringung.32 Die Haltung dieser polnischen Frauen wirkte auf die allgemeine Mordstimmung noch verschärfend und peitschte die niedrigen Instinkte der marodierenden Horden auf. Was die fanatischen Weiber vor allem auch den wehrlosen Verschleppten angetan haben, macht sie nicht weniger schuldig als die Flintenweiber, die sich den Heckenschützen beigesellt hatten.

Art und Ausmaß der Grausamkeiten geben den polnischen Greueln an den Volksdeutschen eine Sonderstellung in der politischen Mordgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Zahl der erschlagenen und erschossenen Kinder Volksdeutscher schulpflichtigen und vorschulpflichtigen Alters33 ist ebenso bezeichnend für die rücksichtslose Erfüllung der behördlichen Mordparole wider alles Deutschtum wie die Tatsache, daß die Opfer des fanatischen Hasses viehisch gequält wurden, viele vor der Ermordung noch ihr eigenes Grab mit den Händen schaufeln mußten,34 daß tödlich Verletzte von ihren Mördern einem mehr oder minder langen Todeskampf ausgesetzt wurden,35 daß man die Mißhandelten mit Kälberstricken fesselte, sie tagelang hungern und dursten ließ, daß Kriegsinvaliden, Prothesenträger, Kranke zu unmöglichen Fußmärschen angetrieben, verendete Pferde oder gar ein verendeter Hund zum Zeichen der Verachtung den Leichen verstümmelter Deutscher ins Grab nachgeworfen wurden,36 und daß schließlich selbst eine Hochschwangere kurz vor dem Geburtsakt hingemordet wurde.37 Es gab kein Mitleid mit dem um sein Leben bittenden Kinde,38 kein Mitleid mit dem Wimmern des sich angstvoll an den Arm der Mutter klammernden Knaben,39 und eine Bitte um Gnade wurde mit Faustschlägen40 beant- [28] wortet. Daß man die deutschen Männer vor den Augen ihrer Ehefrauen und Kinder erschlug, deutsche Knaben von der Seite ihrer Mütter riß, daß man die Angehörigen daran hinderte, den stöhnenden Opfern Linderung zu schaffen, daß man volksdeutsche Männer und Frauen zum Erschießen "fertigmachte", sie mit dem Gesicht an die Wand stellte, sie in Hockstellung gehen ließ und die Gewehre auf sie richtete, ohne zu schießen, dieses Martyrium öfter wiederholte und so die Gequälten vor der Tötung noch seelisch völlig zermarterte, daß man der Leiche das Herz herausriß,41 auf den sterbend am Boden Liegenden herumtrampelte,42 den schon bewußtlos Geschlagenen mit dem Stiefelabsatz ins Gesicht trat, ihn mit Pferdezügeln zu Tode schleifte, oder daß man den Opfern die Nase abschnitt, die Augen ausstach, sie entmannte, das alles belegt eine so bestialische Haltung der polnischen Mörder, daß schließlich auch die Leichenschau gegen Eintrittsgeld und unter Beifallsklatschen der lüsternen Menge aus dem politischen Komplex vollkommener sittlich-seelischer Verwahrlosung dieses Polentums erklärlich wird.43 Ein klares Bild besteht nicht über die Vergewaltigungen. Vergewaltigungen an deutschen Frauen und Mädchen sind erfolgt und aus dem Motiv [29] "weil sie Deutsche waren" nach Lage der Umstände herzuleiten.44 Aber eine ganze Anzahl Frauen hat aus Schande die Vergewaltigung verschwiegen, manche hat sich deshalb erhängt.45

Das Leid der deutschen Bauern war dadurch wohl noch schwerer als das der Deutschen in den Städten, weil sie auf ihren Höfen gänzlich sich selbst überlassen waren und sich nicht gegenseitig stützen konnten. Sie wurden derart dezimiert, daß manches Dorf nur einen Überlebenden als einzigen Augenzeugen der Greuel aufzuweisen hat. Da lagen unweit des Schützenhauses in Hohensalza 20 auf einer Wiese – "lauter große und starke Leute"46 –, "sie lagen einzeln und mit mehreren Schüssen hingemordet, es waren fast durchweg große Männer, manche waren noch warm, die Erschießung haben ein Leutnant und zehn Mann der polnischen Armee vorgenommen".47 Da waren 29 gräßlich verstümmelte Bauern aus dem rein deutschen Kolonistendorf Slonsk, die gesamte männliche Bevölkerung, deren man in dieser 300 Jahre alten rein deutschen Siedlung habhaft werden konnte, darunter ganze Familien, planmäßig erschossen und gräßlich verstümmelt von Soldaten des Infanterie-Regiments 63 aus Thorn.48 Brandruinen sind die von polnischen Soldaten angesteckten Besitzungen der deutschen Bauern von Langenau und Otteraue; ihre Inhaber sind fast alle ermordet. Ein anderes Bild bietet sich im Posener Lande. Hier haben Dorfschulzen und Landarbeiter im Bunde mit Militär die Scheunen angezündet, das Vieh vertrieben, Geld erpreßt und gestohlen,49 und in allen Kreisstädten wurden die Deutschen in Verschlepptenzügen zusammengefaßt und ins Innere Polens abtransportiert. Die soziale Klassenkampfstimmung gegen die deutschen Gutsbesitzer paarte sich hier mit der völkischen Verhetzung und mündete in die politische Richtung der Gesamtatmosphäre gegen das Deutschtum.

Regte sich keine Stimme des Gewissens, als die Deutschen zu Hunderten auf den Straßen zusammengetrieben, zu Tausenden in den Verschlepptenzügen landeinwärts gejagt wurden? Schwangere Frauen und Kinder, Kriegsinvaliden, Krüppel, Greise – Namen wie der 83jährige Professor Bonin aus Lissa, der 82jährige Gärtnereibesitzer Bohrmann aus Schönsee, das 76jährige Fräulein Schnee, der 70jährige Superintendent Aßmann aus Bromberg, hochangesehene Deutsche weit über den Kreis ihrer Volks- [30] zugehörigkeit hinaus –, zu zweit gebunden, mit Handschellen gefesselt, viele barfuß, teils nur in Hemd und Hose, teils in Hausschuhen, Unterhose und Schlafrock, manche direkt aus dem Bette herausgeholt, so zogen sie von Bromberg und Posen, von Lissa und Grätz, von Schroda und Schrimm, Obornik und Wollstein aus der Heimat unter den Flüchen, Schlägen und Stichen der Wachmannschaften ins Innere Polens. Sie hielten zusammen wie Pech und Schwefel, schleppten und stützten einander, ertrugen verbissen die Schmähungen, Hunger und Durst. Die Füße wundgelaufen und vereitert, viele vom Fieber gepackt und manche infolge der unerhörten Strapazen geistig wirr geworden, 30, 40, 50 Kilometer Gewaltmärsche täglich fast ohne Pause, ostwärts, immer weiter ostwärts: Ziel Bereza-Kartuska, das berüchtigte Internierungslager, "dort würden die Verhafteten schon ihr Ende finden".50 Vorbeiziehendes, zurückflutendes, ob des erzwungenen Eilrückzuges rasend gewordenes polnisches Militär stach wüst auf die körperlich wie seelisch erschöpften Deutschen ein; polnische Offiziere schossen die Männer nieder, mißhandelten Frauen und Kranke mit Reitpeitsche und Ochsenziemer,51 Kinder von drei bis fünf Jahren wurden, an ihre Eltern festgebunden, mitgetrieben.

Spitzel, unter die Deutschen gemengt, Sträflinge und anderes übles Gelichter suchten aus den gefühllos gewordenen Klumpen menschlichen Leidens Nutzen zu ziehen. Da wurde auf einmal gerufen "Alles frei! Rettet euch!", und als die Verschleppten ins Freie laufen wollten, da wurden sie von Polizisten und Soldaten niedergeschossen. Es bestand strenger Befehl, jeden, der zurückblieb, zu erschießen;52 anderwärts hat ein Offizier befohlen, wer zurückbleibe, solle mit dem Gewehrkolben erschlagen werden.53 Das wurde so gründlich befolgt, daß viele hunderte erschlagene und erschossene Volksdeutsche als Opfer polnischer Mordlust auf den Straßen des Todes und in den Gräben liegenblieben. Von Kohlrüben nährten sie sich, unter freiem Himmel mußten sie auch bei Regenwetter nächtigen, Wasser schöpften sie aus Schmutzpfützen und Ententeichen, oder es wurde ihnen jauchig und ungenießbar aus Petroleumkannen und Benzineimern gereicht: es war so rar, daß einer die Rationierung vornahm und jeder sich einmal die Lippen netzen durfte.

Für die Schwere der Grausamkeiten, die auf diesen Verschlepptenzügen verübt wurden, spricht die Tatsache, daß beim Durchzug durch das Städtchen Schrimm 25 Deutsche zu Tode geschlagen und die anderen derart mißhandelt wurden, daß selbst eingesessene Polen, darunter ein Probst, dagegen Einspruch erhoben, ohne freilich den Greueln Einhalt gebieten zu können.54 Wenn haltgemacht wurde, wurde oft "exerziert", z. B. eine Stunde lang hingekniet, wer umfiel, wurde erschlagen, vor Erschöpfung Schwachgewordene wurden "wie räudige Hunde abgeknallt",55 Frauen und Greise wurden [31] auch dabei nicht geschont. Auf dem Posener Zuge wurden der doppelte Prothesenträger Kriegsinvalide Schmolke zugleich mit seiner Frau, 15jähriger Tochter und eineinhalbjährigem Sohn, als die Kräfte versagten, erschossen.56 Ein anderer Invalide mit Holzbein, der 65jährige Kiok aus Wongrowitz, ein dritter namens Jentsch aus Rakwitz erlitten dasselbe Schicksal – kein Wunder, daß mancher bald so herunter war, daß er Selbstmord beging.57 Den einen packten Wahnvorstellungen, der andere hatte Halluzinationen, einer schaute prächtige Schloßfassaden, der andere "erlebte ein Feuerwerk". Ein angsterfüllter Aufschrei im Traum löste eine wilde Schießerei mitten in die deutsche Gruppe aus, Menschenleben spielten ja keine Rolle, wenn es Deutsche waren. Am schlimmsten war es, wenn hinterrücks Salven ertönten, wahllos von der Nachhut in die marschierenden Züge der Verschleppten hineingeschossen wurde oder der Vater an der Seite des Sohnes, der Freund an der Seite des Freundes sein Leben ließ, weil er den Marsch kilometerweit mit hocherhobenen Armen nicht mehr fortsetzen konnte. Wie Vieh vorwärtsgetrieben, jede Minute vom Tode bedroht, so zogen die gewaltsam entheimateten Deutschen gen Kolo-Klodawa, Kutno und Lowitsch, gen Turek-Tulischkow, und der Warschauer Leidenszug erreichte Bereza-Kartuska, die Hölle aller Pein.58 Viele haben noch wochenlang nach der Befreiung unter den körperlichen und seelischen Qualen schwer gelitten, und so mancher ist noch in Verfolg der Schreckenserlebnisse auf dem Verschlepptenzug an den gesundheitlichen Nachwirkungen der übermenschlichen Anstrengungen und Roheiten zugrunde gegangen.59 Was sich das Polentum in Greueltaten an den Volksdeutschen auf den Verschlepptenzügen geleistet hat, das ist eines der größten Schandmale in der so trüben Volksgruppen-Geschichte unserer Zeit.60

Was alles an polnischen Greueln an den Volksdeutschen geschehen ist, das waren nicht Racheakte aus persönlichen Gründen, nicht Exzesse aus Brotneid oder sozialem Klassenhaß, sondern politische Kollektivakte: es war organisierter Massenmord, begangen nicht etwa aus plötzlicher Gefühlsaufwallung wildgewordener Horden, sondern aus einer durch die planmäßige Volksverhetzung geschaffenen politischen Blutpsychose, die sich gemäß der zu Mord und Raub geneigten Mentalität des Polentums in Grausamkeiten aller Art auswirkte. Das Motiv zu den [32] Greueln lag zutiefst in der Seele des Polentums, es war politisch-pathologisch. Der haßerfüllte Vernichtungswille gegen alles Deutsche war der Motor der Mordaktion, der durch Presse, Rundfunk, Schule, Kanzel, Kaserne und Regierung gespeist wurde.61 Materielle Gründe klangen wohl nur bei den Räubereien der polnischen Landarbeiter im Posener Lande an; alles andere war Befriedigung der Rache an dem kulturell höherstehenden deutschen Menschen – das Polentum hat den Minderwertigkeitskomplex gegenüber den Deutschen nie verloren.

Die Deutschen in Polen wurden in den zwanzig Jahren polnischer Herrschaft immer von den polnischen Behörden und einem großen Teil der polnischen Bevölkerung62 als "illoyale Staatsbürger" betrachtet und behandelt. Ohne Grund als Spione verdächtigt und ebenso grundlos der Spionage zugunsten des Reiches bezichtigt, haben die Volksdeutschen immer im Zwielicht des polnischen Mißtrauens gestanden, und niemals hat das Polentum ein loyales und befriedetes Verhältnis zu der deutschen Volksgruppe gefunden. Das Zusammenleben mit den Polen war für die Deutschen dank der planmäßigen Hetzarbeit des polnischen Chauvinismus und dem Mangel an Schutz seitens der polnischen Behörden eine ständige Lebensgefahr. Dieser seit Jahren bestehende unhaltbare Zustand steigerte sich in den Wochen vor Kriegsausbruch ins Unerträgliche, seit für Polen dank der Garantie der britischen Regierung feststand, daß es sich in seinem herausfordernden und schändlichen Verhalten keinerlei Rücksichten mehr aufzuerlegen brauchte. Der Freibrief Englands hat somit Polen nicht nur politisch den Rücken gesteift, sondern es auch zu den furchtbaren Greueltaten ermutigt, ja, direkt aufgereizt. Der Wille der englischen Kriegstreiber, das deutsche Volk zu vernichten, hat sich in den polnischen Greueln vor aller Welt in seiner ganzen Erbarmungslosigkeit ausgewirkt und enthüllt. Die Blutschuld jener englischen Herrenclique, deren Gewaltherrschaft sich überall in der Welt auf Lüge, Unterdrückung, Grausamkeit und Mord stützt, ist durch die in diesem Werk urkundlich nachgewiesenen schauerlichen Verbrechen an den Volksdeutschen in Polen für alle Zeiten vor der Geschichte dokumentarisch festgestellt.





1Mord an Sieg (Sd. Is. Bromberg 819/39). ...zurück...

2"Man war dauernd aufgeregt, weil man doch des Lebens nicht mehr sicher war... Die ganze Nacht schleichen sie um das Haus, und dieses heimliche Schleichen, dieses Nahesein einer ständigen Gefahr ist schwer zu ertragen", so kennzeichnet Frau Pfarrer Lassahn in Bromberg-Schwedenhöhe die unheilschwangere Atmosphäre vor dem Bromberger Blutsonntag (Erlebnisbericht von Frau L.). Ähnlich äußerte sich der 32jährige Volksdeutsche Gerhard Grieger kurz vor seiner bestialischen Ermordung: "Mir ist so unheimlich zumute, ich fühle mich dauernd belauert, am liebsten würde ich ausrücken." Und der Zeuge Landgerichtsrat a. D. Klawun aus Posen bestätigt, "überall schlichen sie herum und beobachteten uns..." (Strafverfahren gegen Nowitzki u. a. Sd. K. Ls. Posen 28/39). ...zurück...

3Von welcher Tragik ist der Fall des Pfarrers Reder in Mogilno, der sich beim Zugang des Internierungsbefehls in Zoppot auf Urlaub befand, also Fluchtgelegenheit hatte, dem Befehl dennoch nachkam, um in den Tagen der Not seinen mitinternierten Gemeindemitgliedern zur Seite zu stehen: er wurde vom polnischen Bahnhofskommandanten in Glodno mit der Pistole niedergeschossen und nach mehreren Kolbenschlägen durch einen Militärposten mittels Fangschuß getötet (OKW HS. In. Br. 80). ...zurück...

4Evangelische Kirchen- und Gemeindehäuser wurden zerstört und verbrannt in Bromberg-Schwedenhöhe, in Hopfengarten bei Bromberg, in Gr.-Leistenau bei Graudenz, in Kl. Katz bei Gotenhafen. Die Zahl der ausgeplünderten und beraubten Pfarrhäuser steht noch nicht fest. Eine "Haussuchung" im ev. Konsistorium in Posen zeugte von sinnloser Zerstörungswut. In der Pfarrkirche zu Bromberg und in der Petrikirche zu Posen wurden die Altäre besudelt, die Altarlichter zerbrochen, die Bibeln und Altarbekleidungen in Fetzen gerissen (Zeitschrift Junge Kirche vom 4. 11. 1939). ...zurück...

5Die Zeugin Kube, Bromberg, Bergkolonie 13, bekundet unter ihrem Eid, daß ein in ihre Wohnung eingedrungener Soldat den bei ihr weilenden Neffen Karl Braun nach seinem Namen und seinem Religionsbekenntnis(!) fragte, B. wahrheitsgemäß seinen Namen nannte und sich als evangelisch bezeichnete. Daraufhin erklärte ihn der Soldat für verhaftet und führte ihn ab – Braun ist seither spurlos verschwunden und offenbar erschossen worden (Sd. K. Ls. Bromberg 32/39). ...zurück...

6Zeugenaussagen zu den Mordfällen Kala Keller in Kardorf (Sd. Is. Posen 42/39) und Strafverfahren gegen Jan Lewandowski (Sd. K. Ls. Bromberg 85/39). ...zurück...

7Der Volksdeutsche Ferdinand Reumann in Schulitz wurde, da er sich als Pole ausgab und mit den Soldaten polnisch sprach, als einziger von 13 Deutschen nicht abgeführt und nicht umgebracht (Sd. K. Ls. Bromberg 31/39). ...zurück...

8Bezeugt durch die in einem Luftschutzkeller zusammen mit Deutschen versteckt gewesenen polnischen Zeuginnen Maria Szczepaniak und Luzia Spirka aus Bromberg (Sd. K. Ls. Bromberg 12/39). ...zurück...

9"Solche wutverzerrten und vertierten Gesichter... habe ich noch nie erlebt. Das waren bestimmt keine Menschen mehr", erklärte der Augenzeuge Paul Zembol aus Pleß (WR I). ...zurück...

10P. W. = Przysposobienie Wojskowe, d. i. vormilitärische Jugendausbildungsorganisation unter militärischer Führung. – O.N. = Obrona Narodowa, d. i. nachträglich eingezogene Reservisten. ...zurück...

11An einzelnen Stellen haben sich auch Zuchthäusler an den Gewalttaten gegen die Deutschen beteiligt; aber der von bestimmter polnischer Seite aufgestellten Behauptung, daß die ausgebrochenen bzw. freigelassenen Verbrecher die Haupttäter gewesen und die Greueltaten gegen die Deutschen z. B. in und bei Bromberg vornehmlich auf die in Crone a. B. – oder um Thorn auf die in Fordon – ausgebrochenen Zuchthäusler zurückzuführen seien, widerspricht die Tatsache, daß dort so gut wie gar keine Plünderungen und Diebstahlshandlungen vorgekommen sind, und widersprechen die in den Ermittlungs- und Strafverfahren durch glaubwürdige Zeugenaussagen belegten namentlichen Feststellungen der Täter und Mittäter. Die irrige tendenziöse polnische Behauptung, daß Zuchthäusler und ähnliches Gesindel die Soldaten und Zivilisten zu den Gewalttaten angestiftet hätten, wird durch die Feststellungen in den Gerichtsurteilen absolut widerlegt. ...zurück...

12Die Aussage des vor dem Sondergericht in Bromberg am 27. 9. 1939 vernommenen und wegen schweren Landfriedensbruches verurteilten 17jährigen Polen Bernhard Kokoczynski (Sd. K. Ls. Bromberg 24/39), "es sei ihm aufgegeben worden, Volksdeutsche aufzutreiben", wiederholt sich mehrfach in den Rechtfertigungsversuchen der als Mörder bzw. Mittäter überführten Polen. Die Mörder bzw. Mittäter stützten sich also auf Anweisungen! Diese Feststellung liegt in der gleichen Linie wie die, daß fast alle Mörder oder Mittäter mit aller Entschiedenheit und Bestimmtheit ihre Haltung damit begründeten, daß die Deutschen geschossen hätten und deshalb gegen sie vorgegangen wurde – eine Behauptung, für die in keinem einzigen Falle ein Beweis erbracht worden ist. Die Einmütigkeit dieser Behauptung läßt darauf schließen, daß sie als "Richtlinie" von einer zentralen Stelle ausgegeben wurde. ...zurück...

13Der Rundruf der polnischen Regierung am 1. September gehört zu den wichtigsten Beweismitteln, daß die Gewaltakte gegen die Deutschen den Charakter einer zentral organisierten, behördlich angeleiteten Aktion getragen haben. Frau Weise, die Ehefrau des Chefarztes Dr. Weise am Posener ev. Diakonissenhaus, sowie Dr. Reimann dortselbst, geben den Text des Rundrufs, den sie am 1. 9. vormittags gehört haben, wie folgt wieder: "Achtung! Achtung! Deutsche, Tschechen und Böhmen! Befehl Nr... sofort ausführen!" (Die Nr. ist den beiden Zeugen heute nicht mehr sicher bekannt: Als Nr. 59 hat sie aber der Direktor im Schicht-Konzern, Konrad Kopiera, in Warschau genau in Erinnerung (mündlicher Bericht). Frau Dr. Klusseck in Posen (Hohenzollernstraße 24) hat am 1. 9. nachmittags im Radio Warschau gehört: "Achtung! Achtung! An alle Gerichte, Staatsanwälte und andere Behörden! Das Rundschreiben Nr.... betrifft..." – und hier folgt ein Geheimexempel, dessen genaue Formulierung Frau Dr. Klusseck nicht mehr behalten hat, das aber etwa folgendem Beispiel entsprach: 824 358 mal 5, durch 9, Bruch 4 – "ist sofort durchzuführen!" Die weiteren Nachforschungen nach der Nummer des Rundschreibens sowie nach dem Geheimexempel sind noch im Gange. ...zurück...

14Es gab drei Arten von Haftbefehlen: Rote Zettel, die auf Verhaftung und Haussuchung – rosa Zettel, die auf Internierung (soll hauptsächlich Reichsdeutsche betroffen haben) – gelbe Zettel, die auf Entfernung aus dem Aufenthaltsorte mit Fahrterlaubnis nach einem vom Starosten vorgeschriebenen Orte in Mittel- bzw. Ostpolen lauteten. In der Praxis wurden alle drei Stufen gleichmäßig hart behandelt, d. h. die milde "gelbe Evakuation" traf dasselbe Los wie die Verschlepptenzüge unter Polizeibewachung (Abbildungen der Haftbefehle im Urkundenmaterial RKPA 1486/8.39). ...zurück...

15Mordfall der Brüder Lemke in Bromberg, Nakeler Straße (Sd. K. Ls. Bromberg 33/39). ...zurück...

16Die Listen spielen in der Vorbereitung der polnischen Greuel eine wichtige Rolle. "Man hatte eine Liste, nach der alle Personen, die im Keller waren, aufgerufen wurden", bekundet das Hausmädchen Gertrud Becker in Bromberg-Jägerhof als Zeugin der Morde an Schrödter und Köbke (WR I). Die Kommandanten der örtlichen Organisationen des Aufständischen-Verbandes hatten "Todeslisten" aufgestellt, die der Vorbereitung eines Massenmordes unter den Deutschen dienten. So bezeugt der Gastwirt Litwa in Landsberg (Kr. Rybnik) eidlich, daß der Aufständische Kwiotek eine Liste von 150 Volksdeutschen aufgestellt hatte, "die bei geeigneter Gelegenheit umgebracht werden sollten" (SG. in Kattowitz 19/39). "An der Aufstellung der Schwarzen Liste war auch der gesamte Stadtrat beteiligt", bekundete die Zeugin Frau Elvira Diesner in Ciechocinek (WR II). "Die Aufstellung der Listen lag in der Hand der örtlichen polnischen Verwaltungsorgane", erklärte Zeuge Pastor Paul Rakette aus Schokken (WR II). Ein polnischer Wachtmeister der Polizei in Rogasen erzählte dem Zeugen Gastwirt Ewald Thon, daß die Schwarze Liste "von oben her aufgestellt worden sei" (WR II). Der Zeuge Schneidermeister Erwin Boy aus Ostburg meint, daß der polnische Dorfschulze für die Aufstellung der Listen verantwortlich gewesen sei; ohne solche Listen "hätten die Soldaten unmöglich uns von einem Zettel aus namentlich aufrufen können" (WR I).
      Von ähnlicher schwerwiegender Bedeutung wie die "Listen" waren die Eintragung "Verdächtig" in die Militärpässe wehrpflichtiger Volksdeutscher und die Entlassungsscheine volksdeutscher Festgenommener, deren Inhaber – bis auf einen (Eugen Hofmann) – sämtlich im Laufe des 4. 9. in Bromberg ermordet wurden. Nach den Feststellungen sind die "Verdächtig"-Eintragungen ebenso wie die Entlassungsscheine eine Aufforderung an die polnischen Behörden gewesen, die Inhaber der Vermerke und der Scheine zu erschießen (Näheres im Dokumententeil RKPA 1486/22.39 und 1486/24.39).
      Die Feststellungen über die behördlicherseits planmäßig vorbereitete polnische Aktion gegen die Volksdeutschen widerlegen die von polnischen Emigranten verbreitete Auffassung, daß es sich bei den Greueltaten um "Repressalien" gehandelt habe: die Polen hätten auf der Flucht vor den deutschen Truppen die Volksdeutschen mit fortgeschleppt und, als die Lage sich verschlimmerte, "in ihrer Erbitterung getötet". Tatsächlich sind die Volksdeutschen auf Grund wohlüberlegter Vorbereitungen inhaftiert, verschleppt, mißhandelt und gemordet worden und nicht spontan unter dem Schock des deutschen Truppeneinmarsches. ...zurück...

17Mündlicher Bericht der Zeugin Charlotte Korth zum Protokoll (WR I). ...zurück...

18Zeugenaussagen Herbert Schlicht in Bromberg und Anna Krüger in Jägerhof (WR I). ...zurück...

19Zeugenaussagen Fleischermeister Friedrich Weiß in Wonorce und Willi Bombicki in Grätz (WR II). ...zurück...

20In vielen Fällen war überhaupt kein Schuß gefallen, sondern rein aus dem Nichts von irgendeinem Polen wahrheitswidrig behauptet worden, aus dieser oder jener Wohnung eines Deutschen sei geschossen worden. ...zurück...

21Diese Parole war von der Presse, dem Rundfunk und den chauvinistischen Verbänden ausgegeben, sie wurde aber auch von der Kanzel noch am Bromberger Blutsonntag verbreitet (Aussage des Angeklagten und als dreifachen Mörders an Volksdeutschen geständigen Polen Konditor Wladyslaw Dejewski (Sd. K. Ls. Bromberg 16/39). Dejewskis Bekundung der verheerenden Hetzarbeit der polnischen Intelligenz und der Geistlichkeit gegen die Deutschen rührt, neben anderen glaubwürdigen Erklärungen, an die schwerwiegende Frage des Mißbrauches der Kanzel im politischen Ausrottungskampf gegen das Deutschtum (s. Dokument Nr. 23). "Hätten uns die Geistlichen zu Ruhe und Besonnenheit ermahnt, so würde es zu diesem Blutbad nicht gekommen sein", erklärte Dejewski und wies auf die Kanzelhetze des Kanonikus Sch. in Bromberg hin, der in seinen Predigten noch bis kurz vor der Besetzung der Stadt durch die deutschen Truppen die Bevölkerung aufgefordert habe, "sich bis zum letzten Blutstropfen gegen die Deutschen zu wehren und alles Deutsche zu vernichten". In seiner Aussage vor dem Sondergericht Posen erklärte der Pole Henryk Pawlowski, "die Pfarrer haben die Menschen aufgehetzt" (Mordsache Grieger/John, Sd. K. Ls. Posen 28/39, s. Dokument Nr. 50). ...zurück...

22Der nachweislich älteste Ermordete war der 86jährige Peter Rienast aus Ciechocinek, das jüngste Opfer der 2½ Monate alte Säugling Gisela Rosenau aus Lochowo, der an der Brust seiner ermordeten Mutter verhungert war. Die bei weitem größte Anzahl der erschlagenen und erschossenen Volksdeutschen entfiel auf die Angehörigen der von der polnischen Regierung statutengemäß genehmigten Deutschen Vereinigung sowie der Jungdeutschen Partei. Bei der "Listen"-Erfassung der Opfer wurden in erster Linie die angesehensten Bürger deutscher Volkszugehörigkeit den Gewalttaten unterworfen; aber gemordet wurde ausnahmslos ebenso das gänzlich unpolitische harmlose deutsche Bäuerlein wie der existenzlose deutsche Arbeiter und Invalide. ...zurück...

23Über die Art der Verletzungen usw. siehe die von den gerichtsärztlichen Gutachtern Oberstabsarzt Dr. med. habil. Panning und Privatdozent Dr. med. habil. Hallermann auf Grund von etwa 250 Obduktions- und Leichenschau-Befunden verfaßte Denkschrift (Anhang zum Dokumententeil). Die Obduktionsbefunde bestätigen das durch die Zeugenaussagen vor den Sondergerichten und der Wehrmacht-Untersuchungsstelle gewonnene Bild von der überwiegenden Beteiligung der polnischen Soldaten an den Ermordungen der Volksdeutschen; denn sie weisen aus den Verletzungen u. a. die Verwendung hochrasanter Feuerwaffen (Militärgewehre) nach, auch die Benutzung von Armeepistolen, Handgranaten und Maschinengewehren. Es ergeben sich auch verdächtige Anhaltspunkte für die Verwendung von Dum-Dum-Geschossen (OKW Hs. In. Br. 18). ...zurück...

24Die seit der ersten Auflage dieser Dokumentensammlung getroffenen amtlichen Feststellungen über die Greueltaten an den Volksdeutschen in Polen haben ein noch weit erschreckenderes Bild ergeben, als aus den Gräberfunden bis zum 17. November 1939 erkennbar war. Die von der beim Chef der Zivilverwaltung in Posen errichteten Zentrale zur Auffindung und Bergung ermordeter Volksdeutscher angegebenen Verlustziffern haben sich um ein Vielfaches an Toten und Vermißten erhöht. Nicht nur im Posener Land und im Bezirk des Bromberger Blutsonntags hat das volksdeutsche Totenfeld einen weit größeren Umfang angenommen, sondern auch der schlesische und der mitteldeutsche Sektor haben solche Hetakomben an Blutopfern hergeben müssen, daß nach den Feststellungen bis zum 1. Februar 1940 ein Gesamtverlust der Volksdeutschen von mehr als 58 000 Toten und Vermißten außer Zweifel steht, von denen bisher 12 857 aufgefunden und identifiziert werden konnten. Der starke Frost der Wintermonate hat die systematische Öffnung der Gräber und die Tätigkeit des Erkennungsdienstes fast völlig unterbunden. Nach den Vermißten-Listen aber, wie sie auf Grund der bisherigen Angaben der Hinterbliebenen angelegt werden konnten, ist mit Sicherheit anzunehmen, daß das gewaltige volksdeutsche Gräberfeld in Polen noch weit mehr als 58 000 Blutopfer birgt, die auf das Konto des polnischen Mordterrors zu setzen sind. ...zurück...

25U. a. sind 36 Morde in der Siedlung Eichdorf, 39 Morde am Jesuitersee, 53 Morde in Kleinbartelsee erfolgt. Im Vorort Jägerhof bei Bromberg wurden 63 Deutsche an einem Tage ermordet. Im Massengrab von Slonsk (südöstlich Thorn) wurden 58 Leichen Volksdeutscher aufgefunden. Das größte Massengrab, am 14. Oktober 1939 unweit Tarnowa (nördlich Turek) gefunden, barg 104 auf dem Schrodaer Verschlepptenzug erschlagene, erschossene und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Deutsche. Ein in der Nähe von Alexandrowo aufgefundenes Massengrab von 40 Volksdeutschen aus Thorn und Umgebung wies derartig verstümmelte Leichen auf, daß nur 3 identifiziert werden konnten (siehe Bildmaterial). Schaurige Funde wurden u. a. im Bezirk Krakau, im Posener Land und ostwärts Klodawa gemacht: zwischen Klodawa und Krosniewice wurden in der ersten Dezemberwoche 1939 drei Massengräber mit je 18 bis 20 entsetzlich verstümmelten Opfern des polnischen Mordrausches, hauptsächlich deutsche Bauern aus Schrimm und Santomischel, aufgedeckt, und nahe dem Dorfe Tenczynek (zwischen Kattowitz und Krakau) wurden 20 erschossene Volksdeutsche mit gefesselten Händen in einem Massengrab aufgefunden, wobei scharfgemachte Handgranaten zwischen die Leichen gebunden waren! An der Straße Kutno–Lowitsch wurden in einer Reihe von Grabstellen die Leichen von 26 ermordeten und verstümmelten Volksdeutschen entdeckt; die Leiche eines Volksdeutschen war in einen Luftschutzgraben geworfen und darüber eine Latrine für polnische Soldaten errichtet (Mitteilung der Posener Zentrale für die Gräber ermordeter Volksdeutscher). ...zurück...

26Mordgruppe Jesuitersee RKPA 1486/9/39. ...zurück...

27Polnische Gymnasiasten sind als Mittäter, Freischärler und sogar als Anführer vielenorts festgestellt worden: 16jährige waren schon Ende Juli mit Infanteriegewehren bewaffnet worden (Zeugenaussage Hertel in Pleß WR I). ...zurück...

28In Oberschlesien waren hauptsächlich die Aufständischen und Westverbändler an den Gewalttaten gegen die Volksdeutschen beteiligt; sie hatten schon immer den Deutschen angedroht, "daß sie eines Tages umgelegt werden", und waren schon Anfang Juli "vom polnischen Militär(!) mit Maschinenpistolen, leichten Maschinengewehren und Infanteriegewehren ausgestattet worden" (Zeugenaussage Hertel in Pleß WR I). ...zurück...

29Eidliche Aussage des polnischen Unteroffiziers Friedrich Lorenz aus Lischkowo (WR I. u. Sd. Bromberg, dat 28./29. Sept. 39). – General Bortnowskis Äußerung "alle Deutschen müssen ausgerottet werden", bekundete der Zeuge Lehrer Otto Leischner aus Slonsk (WR II). Unter Eid bekundete der Zeuge Bäckermeister Heinz Friedrich aus Wonorze (Ostburg), daß der Hauptmann Czaynert vom poln. Res.-Inf.-Regt. 59 in Hohensalza am 28. August 1939 auf dem Kasernenhof u. a. prophezeite, daß die Polen in drei Tagen in Berlin sein würden, und fortfuhr: "Jungens, wenn wir in Berlin einmarschieren, werden wir alle deutschen Schweine erschlagen und nur so viel leben lassen, wie unter einem Birnbaum Platz haben, mit diesen werden wir dann ein gemeinschaftliches Frühstück essen." Abschließend erklärte er: "Also, Jungens, wenn ihr Deutsche unterwegs seht, dann wißt ihr, was ihr zu tun habt " (WR II). ...zurück...

30Die Tatsache, daß in dieser Aufzählung, die sich noch durch weitere Berufe ergänzen ließe, Angehörige der akademischen Berufe fehlen, erklärt sich wohl daraus, daß das Gros der polnischen Intelligenz, die führenden Schichten des Polentums, schon vor Beginn der Feindseligkeiten geflohen war. ...zurück...

31Einige wenige Fälle sind bezeugt, wo ausnahmsweise hinzukommende Soldaten gegen die mordwütigen polnischen Zivilisten einschritten (Sd. K. Ls. Bromberg 88/39), oder wo ein polnischer Offizier eine volksdeutsche Frau aus Mörderhänden befreite (Sd. K. Ls. Bromberg 91/39). ...zurück...

32Eine der fanatischsten Hasserinnen war die Bromberger Wäscherin Maria Goralska: sie brüstete sich damit, daß sie "schon viele Deutsche verraten" habe: ihr stand vor Mordlust "direkt Schaum vor dem Munde" (Sd. K. Ls. Bromberg 88/39). Eine andere Polin, Sophie Bednarczyk, schrie in die Menge: "Die ganzen Deutschen müssen abgeschlachtet werden! Die verfluchten Hitlerschweine müssen am Unterleib verstümmelt werden!" (Sd. K. Ls. Bromberg 73/39). Auch die Polin Salewski verlangte, daß man den Deutschen die Hälse durchschneiden müsse... (Sd. Is. Bromberg 151/39). Die Polin Franziska Wolska ließ durch einen Jungen eine Militärstreife heranholen und führte diese in das Haus des Volksdeutschen Rohrbeck: Vater und Sohn wurden erschossen (Sd. K. Ls. Bromberg 44/39). Wie polnische Frauen mit Schlagmitteln die Deutschen blutig geschlagen haben, bezeugt Steinborn in seiner Aussage über das Blutbad von Iwno (Sd. Is. Posen 643/39). ...zurück...

33Die gerichtsärztlichen Gutachter haben eine ganze Reihe ermordeter Kinder Volksdeutscher obduziert (OKW Hs. In. Br. 60, Br. 74, Br. 76, Br. 100, Br. 118, Br. 129, P. 29) und deren tödliche Verletzung durch Schußwaffen beweiskräftig nachgewiesen. ...zurück...

34Sd. Is. Posen 529/39. ...zurück...

35So hat die Ehefrau Gollnik in Bromberg die Tötung ihres Mannes, die sich über mehr als 9 Stunden hinzog, mit ansehen müssen (OKW Hs. In. Br. 110), und Frau Radler in Kleinbartelsee wurde gehindert, ihrem schwerverletzten Mann, der 7 Stunden mit dem Tode rang, zu helfen (ebendort, Br. 46). ...zurück...

36Sd. Is. Bromberg 516/39. ...zurück...

37OKW HS. In. Sekt. Nr. Br. 127. ...zurück...

38Sd. K. Ls. Bromberg 85/39. ...zurück...

39RKPA 1486/7.39. ...zurück...

40Sd. K. Ls. Bromberg 14/39. ...zurück...

41Aussage Unteroff. Fremke: "Eine männliche Leiche wurde gefunden, der das Herz herausgerissen war; es lag neben der Leiche" (WR I). ...zurück...

42Die körperliche und seelische Quälerei der mit dem Tode ringenden Opfer der polnischen Mordgier wird u. a. typisch belegt durch die eidlichen Aussagen zu den Morden an Steinke und Thom (Sd. K. Ls. Bromberg 68/39), an Ernst Krüger (Sd. Is. Bromberg 151/39). Die Zeugin Pelagia Wieczorek (Polin) aus Michelin bekundete unter Eid, daß ein alter Mann sterbend am Boden lag und "der Mörder trampelte mit Füßen auf ihm herum" (Sd. Is. Bromberg 814/39). Die Zeugen Elektromonteur Heinrich Krampitz und Organist Anton Hinz (beide aus Kulm) bekunden unter Eid, daß der Chauffeur Wladislaus Rybicki aus Kulm "einem weißhaarigen alten Mann, der von polnischen Zivilisten derart mit Messern und Fußtritten bearbeitet war, daß er im Sterben lag, mit dem Fuße mehrere Tritte ins Gesicht versetzte, so daß das Blut am Stiefel hochspritzte" (Sd. Is. Bromberg 117/39). Der Molkereibesitzer Bruno Bender aus Schokken bezeugte unter Eid, daß polnische Soldaten einen Volksdeutschen mittleren Alters besinnungslos schlugen und "so lange auf seinem Kopf herumtraten, bis dieser nur noch eine blutige Masse war" (WR II). ...zurück...

43Mordsache Barnicke (RKPA 1486/5.39) und Zeugenaussage Maria Häuser (WR II). Schwangere wurden nicht geschont (Sd. K. Ls. Bromberg 79/39). – Mit abgeschnittenen Geschlechtsteilen aufgefunden (Sd. Is. Bromberg 151/39), ferner Zeugenaussagen Siebert und Matthies in Schwersenz (WR II) sowie Mordfall Dr. Kirchhoff in Ciolkowo (WR II). "Mit Lastwagen sollte der Deutsche überfahren werden" (Sd. K. Ls. Bromberg 117/39). – Wenn eine Leiche, an Händen und Füßen gefesselt, keinerlei Verletzungen aufwies, so dürfte diese Person lebendig begraben worden sein (Zeuge Kaufmann Otto Hofmann in Hohensalza, WR II). In Nessau (Kreis Thorn) wurden am 4. September 1939 14 Volksdeutsche erschossen, die sich vorher ihr eigenes Grab hatten schaufeln müssen. Unter diesen befand sich der Besitzer Kurt Poschadel, der durch einen Schuß nur leicht verletzt wurde. Als Poschadel die polnischen Soldaten flehend bat, sie möchten ihn doch totschießen, erwiderten diese hohnlachend: "Für einen Schwaben genügt eine Kugel." Poschadel wurde dann lebendig begraben. Mehrere Augenzeugen dieser Tat konnten nachher noch feststellen, daß die über Poschadel geschaufelte Erde sich wiederholt bewegte. Die Äußerung eines höheren polnischen Militärarztes in Ciechocinek gegenüber den aus Bromberg Verschleppten, "Wenn ihr die Kerls nicht vor die Maschinengewehre stellt, dann gebt sie mir auf den Operationstisch!" sei hier als Ausdruck stärksten Deutschenhasses seitens eines Vertreters der polnischen Intelligenz festgehalten (ergänzende, schriftlich niedergelegte Aussage des Hauptschriftleiters G. Starke in Bromberg zu seinem Erlebnisbericht, s. Seite 127 ff.) Daß ärztliche Behandlung für die Verschleppten abgelehnt wurde und diese auch keine Aufnahme in polnischen Krankenhäusern fanden, bezeugt Ludwig Arrandt in Hohensalza (WR II). ...zurück...

44Zeugenaussagen Hedwig Daase in Slonsk (WR II) und Vera Gannott in Bromberg (WR I u. Sd. K. Ls. Bromberg 86/39). ...zurück...

45Die Witwe des von polnischen Banditen ermordeten Bauern Hammermeister, Minna H., 40 Jahre alt, wurde von einem polnischen Oberleutnant vergewaltigt; die unglückliche Frau, bis nach Lowitsch verschleppt, dort gerettet, hat sich nach der Heimkehr erhängt, als sie die Folgen der Vergewaltigung merkte. ...zurück...

46Zeugenaussage des Gärtners Josef Pirschel aus Hohensalza (WR II). ...zurück...

47Augenzeugenbericht des Mechanikerlehrlings Felix Stefanski aus Hohensalza (WR II). ...zurück...

48Landwirt Artur Daase in Slonsk bezeugt: "Ich und ein Landwirt, der aus der Verschleppung glücklich zurückgekommen ist, sind die einzigen deutschen Landwirte, die in dem Nordteil von Slonsk übriggeblieben sind" (WR II). ...zurück...

49Noch dem Toten stahlen sie den Siegelring vom Finger (Mord Burkat, Sd. Is. Posen 38/39). – Von polnischen Landarbeiterinnen(!) wurden verhafteten volksdeutschen Frauen in Schwersenz Kleider, Schuhe und Strümpfe heruntergerissen, sie selbst aufs roheste mißhandelt und in Gegenwart des Militärs beraubt (Strafverfahren gegen Luczak, Sd. Is. Posen 55/39). ...zurück...

50Äußerungen der polnischen Begleitmannschaft des Verschlepptenzuges nach Lowitsch, belegt durch Zeugenaussage des polnischen Pferdeknechtes Wawrezin Dmagala (WR II). ...zurück...

51Bericht des Güterdirektors Wiesner aus Wollstein (WR  II). ...zurück...

52Bekundung eines polnischen Unteroffiziers gegenüber dem Landwirt Hermann Netz aus Crone a. B. (WR II). ...zurück...

53Bericht des Pastors Bickerich aus Lissa (WR II). ...zurück...

54Bericht über Verschlepptenzug Schrimm (Sd. Is. Posen 243/39). ...zurück...

55Erlebnisbericht Pastor Rakette aus Schokken (WR II); andere wurden "wie Hasen auf einer Treibjagd abgeschossen" (a. a. O.). ...zurück...

56Augenzeugenberichte von Pater Breitinger und Otto Kaliske (WR II). ...zurück...

57Bericht Wilhelm Romann aus Wongrowitz (WR II). Starke (Bromberg) berichtet, wie sich ein junger Volksdeutscher aus Verzweiflung die Halsschlagader durchschnitt (Erlebnisbericht WR II). Der Landwirt Drescher (Czempin) bekundet, daß einer seiner Kameraden "in ein Wasserloch sprang, um sich das Leben zu nehmen" (WR II). ...zurück...

58Erlebnisbericht des Paters Odilo Gerhard OFM. (Dokumententeil S. 188 f.). ...zurück...

59Über die außerordentliche Zahl der auf den Verschlepptenzügen ermordeten Volksdeutschen läßt sich bisher ebensowenig eine abschließende Angabe machen wie über die Zahl der Verschlepptenzüge selbst; es ist wahrscheinlich, daß in jeder Kreisstadt Posens und Westpreußens mindestens ein Zug zusammengestellt wurde. ...zurück...

60Vgl. die Erlebnisberichte von Starke (Bromberg), Pater Breitinger (Posen), Chefarzt Dr. med. Weise (Posen), Pastor Leszczynski (Kosten), Tierarzt Schulz (Lissa), Landwirt Dr. Schubert (Grune bei Lissa), Pfarrer Rauhut (Gnesen), Pater Odilo Gerhard OFM. (Krakau), Bäckermeister Kaliske (Rakwitz, Kreis Wollstein), Geschäftsführer Romann (Wongrowitz), Pastor Rakette (Schokken), Landwirt Glaesemann (Schwersenz) u. a. im Dokumententeil. ...zurück...

61Für die Einstellung der polnischen Regierung ist bezeichnend, daß sie den ihr nach Kriegsausbruch im Hinblick auf die zahlreichen Verschleppungen Volksdeutscher aus dem von den deutschen Truppen besetzten Gebiet nach dem Innern Polens durch Vermittlung der mit der Wahrnehmung der polnischen Interessen in Deutschland beauftragten Schwedischen Gesandtschaft vom Auswärtigen Amt unterbreiteten Vorschlag, einen Austausch verschleppter Volksdeutscher gegen Nationalpolen vorzunehmen, ohne weiteres ablehnte (DNB vom 14. 9. 1939). Es ist unerfindlich, warum die polnische Regierung den ihr aus Gründen der Menschlichkeit unterbreiteten Austauschvorschlag abgelehnt hat. ...zurück...

62Wo und wann sich ein Pole ernsthaft für einen bedrohten Volksdeutschen einsetzte, da wurde er durch Drohungen und Gewalt eingeschüchtert, daß er von der Betätigung seines Gewissens Abstand zu nehmen gezwungen war. Trotzdem haben sich einzelne Polen anständig und tapfer benommen; es wird von polnischen Hauswirten und polnischen Hausangestellten berichtet, daß sie unter Einsatz des eigenen Lebens Deutsche zu schützen versucht haben. ...zurück...



Die polnischen Greueltaten
an den Volksdeutschen in Polen.

Im Auftrage des Auswärtigen Amtes
auf Grund urkundlichen Beweismaterials zusammengestellt.
Bearbeitet von Hans Schadewaldt.