Dokumente: Typische Greuelfälle, Teil 4
[81]42. Der Massenmord von Eichdorf 38 Blutzeugen polnischer Kultur – Volksdeutsche im Alter von 3 bis zu 82 Jahren wahllos erschossen
Auszug aus den Akten des Reichskriminalpolizeiamtes – Sonderkommission in Bromberg – Aktenzeichen Tgb. V (RKPA) 1486/3.39.
I.
In der Zeit vom 4. 9. 39 in den späten Abendstunden bis zum 5. 9 39 abends wurden 38 Volksdeutsche im Alter von 3 Jahren bis zum Greisenalter von 82 Jahren aus den beiden an der Chaussee von Bromberg nach Labischin liegenden Gemeinden Eichdorf und Netzheim ausschließlich von den Angehörigen eines polnischen Infanterieregiments, dessen Regimentsnummer feststeht, ermordet.
Eichdorf, dem die kleinere Gemeinde Netzheim vorgelagert ist, ist eine vor Jahrhunderten von deutschen Bauern angelegte Siedlung, in der bis zum Jahre 1918 kein polnischer Volkszugehöriger gewohnt hat. Entsprechend der vor dem Polenkriege 80 Prozent betragenden deutschen Bevölkerungszusammensetzung herrschte in der [82] Gemeinde noch am Tage des Bromberger Blutsonntags, bis zu welchem Zeitpunkt keinerlei polnisches Militär die nähere Umgebung besetzt hielt, verhältnismäßig Ruhe. Hetzereien und Drohungen seitens der sich so in der Minderzahl befindlichen polnischen Dorfbewohner wurden nicht ernst genommen, und erst die ersten Meldungen, die aus dem etwa 15 km entfernt liegenden Bromberg von den dortigen Massenmorden eintrafen, ließen die Deutschen unruhig werden. Diese Unruhe bedeutete aber in keinerlei Hinsicht eine einreißende Disziplinlosigkeit, insbesondere übertrug sich die Unruhe weder auf Frauen noch Kinder. Lediglich die Eichdorfer Männer flüchteten in der Nacht zum 4. 9. 39 in die Wiesen und Felder und betraten nur mit einiger Vorsicht ihre Anwesen. Ängstliche Männer, die ihre Frauen überreden wollten, sich mit ihnen zu verstecken, wurden von den Frauen – und hierfür ist in Zeugenaussagen erschütterndes Beweismaterial zusammengetragen – mit dem Hinweis abgewiesen, daß man ihnen, den Frauen und Kindern, doch nichts anhaben würde; außerdem müßten sie für das Vieh sorgen. Am Spätabend des 4. 9. 39 rückte in Eichdorf und Netzheim polnisches Militär, das auf der Straße nach Hohensalza aus Bromberg zurückflutete, ein. Kurz nach dem Anmarsch dieser Truppen, die provisorische Stellungen bezogen, begann mit einem Mord an dem Hofbesitzer Emil Lange aus Eichdorf ein Massenmorden, das in der Geschichte aller Kulturnationen ohne Vergleich sein dürfte.
II.
Durch die objektiven Befunde an den Tatorten, an denen noch einwandfrei die Standpunkte der Mörder und Opfer bei den Tatvorgängen erkannt worden sind, an denen die Geschoßhülsen zu den in einem Teil der Mordopfer geborgenen Steckgeschossen und ein Handtuch aus polnischen Heeresbeständen mit Stempeln gefunden wurden, die einen einwandfreien Schluß auf den Regimentsteil zulassen, und weiter die für eine kriminalistische Aufklärung dieselben Schlußfolgerungen zulassenden Funde von Teilen von Briefen und Karten, aus denen die
Absender – polnische Soldaten – hervorgehen, ist folgender Tatbestand erwiesen:An der Straße, die vom Bahnhof Hopfengarten an der Chaussee Bromberg–Hohensalza von dieser abzweigt und über Labischin nach Gnesen führt, liegen mehr oder weniger unmittelbar nebeneinander auf einer Länge von knapp 3 km wenige Häuser von Hopfengarten und die von Netzheim und Eichdorf, so daß zwischen den drei Gemeinden ein merklicher räumlicher Zwischenraum nicht erkennbar wird. Unter diesen Häusern befinden sich 21 Anwesen deutscher Familien, die durch 38 Mordopfer an einem einzigen Tage zum Teil völlig dezimiert worden sind. Die 38 Blutzeugen polnischer Kultur sind [an] acht verschiedenen Tatorten, von denen sechs auf engstem Raum und sämtliche nur bis zu wenigen 100 m von der Chaussee und den Trauerhäusern entfernt liegen, auf – so weit nicht genügend anderes Beweismaterial vorhanden ist, letzten Endes durch die gerichtsärztlichen Obduktionen sämtlicher 38 Leichen einwandfrei erwiesen – die unglaublichste Weise ermordet worden. Zwei Tatorte liegen von den übrigen unwesentlich entfernter, und zwar ist das die Mordstelle der 34 bzw. 55 Jahre alten Eichdorfer Männer Max Teske und Wilhelm Stolte, die mit dem von ihnen aufgelesenen, vorher hilflos im Walde umhergeirrten 13 Jahre alten Knaben Gerhard Pijan in den Wiesen 3 km nördlich von Eichdorf [83=Karte] [84] Zuflucht gesucht hatten, von Soldaten aber abgefaßt und niedergeschossen worden sind, und der Tatort, an dem die Kinder Else, Gertrud und Ernst Janot, die im Alter von 12, 15 und 18 Jahren stehen und deren 50jähriger Vater an anderer Stelle erschossen aufgefunden wurde, ermordet worden sind.
Die Kinder Janot wollten in den frühen Morgenstunden des 5. 9. 39 mit ihrer Mutter, nachdem sich der Vater schon seit dem 3. 9. 39 in den Wiesen versteckt hielt, gemeinsam auf Anweisung des polnischen Ortsschulzen fliehen, wurden aber von polnischen Soldaten gehindert, die die Ehefrau Janot zwangen, wieder auf ihren Hof zurückzukehren, damit sie ihnen Pferde und Wagen herausgeben solle. Auf den Rat der Mutter wollten die Kinder auf die Rückkehr der Mutter warten, müssen dann aber durch nicht ermittelte Umstände gezwungen oder sonstwie veranlaßt worden sein, allein weiter zu ziehen. Sie wählten dazu den Weg durch den Wald südsüdöstlich von Eichdorf, der sie nach Verlassen des Waldes über ein 2 km breites, völlig übersichtliches Wiesen-, Sumpf- und Weidengelände nach Netzfeld führen mußte, wo ihre Großmutter wohnt. Einwandfreie Zeugen, Netzfelder Einwohner, die sich in den Weidengebüschen am Rande des Dorfes versteckt hielten, bekunden, daß die Kinder beim Verlassen des freien Geländes von polnischen Militärposten, die am Ausgang Netzfelds in Deckung lagen, nach kurzen Debatten und – das ergibt der Befund am Tatort, an dem die Reste der Geburtsscheine der Kinder gefunden worden sind – nachdem sie sich über die Persönlichkeiten der Kinder unterrichtet hatten, einfach abgeschossen worden sind. Selbst für erfahrene und durch die ständige Bearbeitung alltäglicher Kapitalverbrechen gegen Sentimentalitäten abgehärtete Kriminalbeamte erschütternd war die Bearbeitung von zwei zu den fünf nah beieinanderliegend gehörenden Tatorten, an denen die 80jährige Ottilie Renz und ihre beiden Enkelkinder Gisela und Günther Renz, die im Kindesalter von vier und neun Jahren stehen, und wo an anderer Stelle 15 Volksdeutsche, darunter acht Frauen und zwei drei- und siebenjährige Kinder, ermordet worden sind. Das Anwesen der Familie Leo Renz liegt im Gegensatz zu dem des Bruders Erich etwas entfernt von der Straße, aus welchem Grunde Leo die beiden kleinen Kinder des Erich Renz und die bei diesem wohnende, im Greisenalter stehende Mutter zu sich nahm, während Erich selbst mit seiner Ehefrau noch auf dem eigenen Anwesen verblieb. Am Vormittag des 5. 9. 39 erschienen aber auf dem Hofe des Leo Renz polnische Truppenformationen. Die kleinen Gisela und Günther Renz – durch die auch Kindern spürbare Deutschenhetze der vergangenen Wochen angstvoll gemacht – benutzten einen unbeachteten Augenblick und liefen durch einen rückwärtigen Hofausgang in den Wald. Kurze Zeit später mußten die Angehörigen des Leo Renz auf Befehl ebenfalls ihren Hof verlassen, ohne daß sie sich um die Greisin kümmern konnten, die sie aus den Augen verloren. Einige Tage später fanden die Angehörigen 50 m entfernt von der Straße im Walde eine Grabstelle, aus der ein kindlicher Kopf und eine kindliche Hand herausragten. Es waren Gisela und Günther Renz, die mit ihrem Vater verscharrt lagen. – Die Ermittlungen ergaben, daß Erich Renz von seinem Versteck in den Wiesen aus seine Kinder in einer Gefahr gesehen haben mußte, ihnen helfen wollte und damit erreicht hat, daß er mit seinem Töchterchen und [85] Söhnchen gemeinsam ermordet worden ist. – Die alte Frau Ottilie Renz wurde an der Hauswand des Anwesens des Vaters ihrer Enkelkinder, unter einer großen Kartoffelkiste, verscharrt aufgefunden. Wie die Greisin vom Anwesen des Leo in das des Erich Renz, in dem eindeutige Befunde in der Wohnstube und Küche auf gemeinschaftlichen Mord durch mehrere Täter deuten, gelangt ist, läßt sich nur vermuten.
Mit einem Hundekadaver in die Viehtränke geworfen Völlig anders als hier lagen die Befunde an der größeren Mordstelle im Walde bei Targowisko, etwa 300 m von der Chaussee bei Eichdorf entfernt. Soldaten unter Anführung von Offizieren hatten 46 Volksdeutsche im Alter von sechs Monaten bis zu 80 Jahren, von denen 23, das sind 50 Prozent Frauen, nur 5, das sind 10,8 Prozent Männer, und 18, das sind 39,2 Prozent Kinder waren, darunter einen Säugling, an einen kleinen Hang im Walde geführt, von wo aus nacheinander 15 Deutsche, und zwar die
Die Entfernung von der Stelle, an der die Gruppe der Zusammengetriebenen stand, bis zur Anhöhe betrug dabei weniger als 20 m, bis zu der Stelle, an der die Opfer gefallen sind, zwischen 30 und 36 m. Aus der Mordgruppe ist, soweit das bei einer solchen Tat überhaupt möglich ist, hervorzuheben, daß mit der körperlich behinderten Johanna Schwarz der kleine Erhard Prochnau, dessen Kindermädchen sie ist, und mit der Ehefrau Hanke deren Pflegesohn Walter Busse gemeinsam über den Hang laufen mußten, hinter dem sie gemeinsam ermordet worden sind. Die unmittelbarste Tatzeugin – die Aussagen von 31 Zeugen wirken ohnehin erdrückend – ist die Ehefrau Prochnau, die, nachdem vorher ihr dreijähriges Söhnchen über den Berg geführt und ermordet worden war, mit ihrem sechs Monate alten Säugling auf dem Arme und ihrem vierjährigen Töchterchen an der Hand ebenfalls den schweren Gang angetreten hatte und bis zur Höhe des Hanges gekommen war. Sie gibt an – und diese Angaben konnten völlig einwandfrei nachgeprüft werden –, daß um die weitere Mordstelle herum hunderte von Soldaten lagen, eine Feldküche unter Feuer stand, ein Zivilist in der Nähe auf einer Ziehharmonika moderne Tanzweisen spielte – dieser Mann, den auch andere Zeugen spielen gehört haben, konnte festgenommen werden – und macht weitere Angaben, die einen völlig einwandfreien Tathergang zu rekonstruieren gestatten. Wenn auch jeweils in sich selbst verschieden, so liegen die übrigen Tatorte in ihrer Befundsmäßigkeit nicht anders als die vorstehend behandelten. Es würde lediglich [86] eine Wiederholung des Berichtsmaterials bedeuten, wollte man auch den Tatort, an dem die aus einer Familie stammenden Martha Tetzlaff, 45 Jahre alt, Heidelies Tetzlaff, 11 Jahre alt, Else Behnke, 35 Jahre alt, und Gustav Behnke, 82 Jahre alt, ermordet worden sind, oder die anderen behandeln und die so ermittelten Vorgänge mitteilen.
III.
Auch in der Form eines auszugsweisen Berichts aus dem umfangreichen
Akten- und Beweismaterial kann auf die sich ohnehin ergebende Feststellung nicht verzichtet werden, daß die polnischen Soldaten, die auf Befehl, unter Billigung und unter den Augen ihrer zum Teil höheren vorgesetzten Offiziere diese Morde nicht nur begangen, sondern auch ihren Abscheu gegen alles Deutsche in jeder nur erdenklichen Form Ausdruck zu geben gewußt haben. Abgesehen von dem sich aus den Obduktionen ergebenden gerichtsärztlichen Sachverständigengutachten, daß Schüsse aus Militärgewehren und hochwertigen Faustfeuerwaffen, solche aus allen Entfernungsgraden, Schüsse auf Stehende, Liegende, auf dem Arm getragene Kinder, weiter Schüsse, die die Opfer von allen Seiten und in verschiedensten Einfallwinkeln getroffen haben, abgegeben worden sind und Stiche und Schnitte mit Bajonetten und Seitengewehren den Opfern beigebracht wurden, verdient die Behandlung der Leichen einer besonderen Würdigung: Die Geschwister Janot wurden an der Stelle, an der sie ermordet worden sind, einfach liegengelassen, so daß Tiere die Leichname bereits angefressen hatten, bevor man sie nach Abzug der Truppen bergen konnte. Die Leichen der Familienmordgruppe Tetzlaff lagen regellos durcheinander geworfen mit etwa 20 cm Erdschicht bedeckt, während Leichenteile der ermordeten Kinder Renz sogar aus dem Erdreich hervorragten und so von der suchenden Mutter aufgefunden worden sind. Bezeichnend aber ist die Leichenfundstelle im Walde von Targowisko, wo man die 15 ermordeten Frauen, Männer und Kinder zusammen mit einem Hundekadaver in eine Viehtränke geworfen hat.
IV.
Der vorliegende Bericht drängt die Überlegung auf, wie
hoch – zahlenmäßig
gesehen – das planvolle Vorgehen des polnischen Militärs die deutsche Bevölkerung, z. B. in Eichdorf, dezimiert hat:Von den 130 Volksdeutschen Eichdorfs waren bis zum 3. 9. 39 elf geflohen, fünf zum polnischen Heeresdienst eingezogen und fünf zu anderen Dienstleistungen durch polnische Behörden herangezogen. Die deutsche Bevölkerung zählte somit am 3. 9. 39, also vor dem Erscheinen des polnischen Heeres, noch 109 Personen. Von diesen sind in der Nacht vom 4. zum 5. 9. und im Laufe des Tages des 5. 9. 39 dreißig Personen1 ermordet worden, das sind 19 Prozent der Gesamtbevölkerung und 23 Prozent der deutschen Bevölkerung nach dem Vorkriegsstand und 27,5 Prozent der zu Beginn des Krieges in Eichdorf wohnenden, zum deutschen Volkstum gehörenden Personen. Die 30 Blutzeugen verteilen sich auf 15 von 30 deutschen Familien Eichdorfs, das [87] heißt, es wurden 50 Prozent der volksdeutschen Familien betroffen, manche in so erheblicher Weise, daß von der Familie Jeschke niemand mehr, von der Familie Janot nach dem Mord am Ehemann und den drei Kindern nur noch die Ehefrau, und im Falle Renz nach der Ermordung des Ehemannes, der beiden Kinder, des Vaters und der Schwiegermutter ebenfalls nur noch die Ehefrau lebt. Zu betonen ist dabei, daß von den 38 Eichdorfer Familien überhaupt 79 Prozent rein deutsche Familien waren. Im Verhältnis auf Männer, Frauen und Kinder verteilen sich die 30 Toten Eichdorfs wie folgt:
Ermordet wurden 15 Männer, das sind 50 Prozent der Toten, von denen 46,6 Prozent über 50 Jahre, 20 Prozent über 60 Jahre und zwei nur 17 und 18 Jahre alt waren. – Unter den übrigen 15 Ermordeten befinden sich 8 Frauen, das sind 26,6 Prozent der Toten, in Altersstufen von 15 bis 80 Jahren und 7 Kinder im Alter von 3 bis zu 13 Jahren, so daß sich unter den Mordopfern also allein 23,4 Prozent Kinder unter 14 Jahren befanden. 43. Beine und Hände gebrochen, Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten Massenmord in Schrimm Unter Eid bekundete der Zeuge Adolf Ertl, Kaufmann in Czempin, Kr. Kosten, folgendes:
... Neun dieser Kameraden sind in Schrimm von der Bevölkerung überfallen und auf offener Straße zu Tode mißhandelt worden. Meinem Kameraden Willi Mantei war der ganze Hinterkopf zermalmt. Herbert Raabe hatte ausgestochene Augen, außerdem hatte man ihm die Finger abgeschnitten. Anderen hatte man ebenfalls Finger abgeschnitten, Beine und Hände waren zum Teil gebrochen und verrenkt. Anderen wieder hatte man das Gesicht durch Schläge vollkommen verstümmelt, die Zungen herausgeschnitten sowie Nasen und Ohren abgeschnitten. Quelle: WR II
44. Die Pulsadern durchschnitten Auffindung gräßlich verstümmelter Leichen in Schrimm Unter Eid bekundete der Zeuge Oskar Hartmann, Ziegeleileiter in Schrimm, folgendes:
... In einem Grabe befand sich eine Person, die nicht hat ermittelt werden können. Außerdem wurden auf dem evangelischen Friedhof in Schrimm noch die Leichen folgender Personen aufgefunden: Conrad Lange, Wilhelm Schulz, Heinrich Häußler, Wilhelm John, Erich Gaumer, Richard Weibt, Wilhelm Jeschke. Sämtliche Leichen waren mehr oder minder verstümmelt. Die Köpfe waren eingeschlagen, Zungen, Nasen und Ohren waren abgeschnitten. Hermann Raabe waren die Augen ausgestochen. Es waren auch Pulsadern durchgeschnitten und einer Leiche war das Schienbein völlig zerschmettert. Quelle: WR II
[88] 45. Vater, Ehemann und Onkel ermordet Unter Eid bekundete die Zeugin Gertrud Lemke aus Hohensalza folgendes: Ich heiße Gertrud Lemke, geborene Kadolowski, geboren am 8. April 1906 in Elbing, verheiratet seit 1937 mit dem Schriftsetzer Herbert Lemke aus Hohensalza. Zur Sache: Am Mittwoch, dem 6. September 1939 erschienen gegen 11.30 Uhr in unserer Wohnung ein Angehöriger des polnischen Heeres in Uniform mit Karabiner und 8 bis 10 Zivilisten mit Knüppeln. Der Soldat forderte meinen Mann auf, sofort mitzukommen. Da mein Mann seinen Ausweis vergessen hatte, lief ich ihm einige Minuten später nach, doch sah ich ihn nur noch mit meinem Vater zusammen um die nächste Ecke biegen, begleitet von dem Soldaten und den Zivilisten. Am Sonntag, dem 10. September 1939 – solange hatte ich nichts über den Verbleib meines Vaters, meines Mannes und meines Onkels gehört – kam mein Schwiegervater zu mir und erzählte, daß in der Nähe unserer Abdeckerei acht Leichen, zum Teil verbrannt, aufgefunden worden seien. Die Leichen hätten auf der Erde gelegen, und es seien bereits Hunde an diesen Leichen gewesen. Ich bat ihn nunmehr dringend, selbst hinzugehen und nachzuforschen, ob unsere Angehörigen dabei seien. Bei dem Abtransport meines Mannes und meines Vaters hatte ich schon die Vorahnung, daß ich beide nicht mehr wiedersehen würde, da bereits einige Zeitlang in Hohensalza eine große Deutschenhetze geherrscht hatte.
Kurze Zeit danach kam mein Schwiegervater zurück und bestätigte meine Vorahnung. Aus unserer Familie lagen zwischen zwei Strohschobern mein Mann, mein Vater, mein Onkel, drei Männer aus der Familie Fuchs und ein Gehilfe von Herrn Fuchs. Die achte Leiche war unbekannt... Quelle: WR II
46. 27 ermordete Volksdeutsche auf dem Kirchhof von Kaminieck In einem Loch verscharrt – Abgeschnittene Fußsohlen Unter Eid bekundete die Zeugin Maria Richert, geb. Richert, Landwirtswitwe in Rybno, folgendes: ... Am Dienstag, dem 12. September 1939, oder Mittwoch, dem 13. September 1939, fanden wir meinen Sohn und die Landwirte Gatzke, Dreger und Tober an einem Wäldchen vor Koneck in einem Loche verscharrt vor. Meinem Sohne hatte man ein Auge ausgestochen, der Rücken wies zahlreiche Bajonettstiche auf und an beiden Unterarmen waren tiefe Schnittwunden, so daß das Fleisch herunterhing. Schließlich fehlte auch die linke Gesichtshälfte. Dem Dreger trat aus der linken Brustseite der Magen heraus. Tober hatte abgeschnittene Fußsohlen und aus dem Rücken lief Blut. Eine Leiche hatte man auf die andere geworfen. Die Brüder Konrad fanden wir in einem Loch auf dem Felde bei Chromowola; Agathe Konrad und Frau Tober wurden in Koneck aufgefunden, beiden fehlte der halbe Kopf.
[89] Peter Bitschke lag, wie ich hörte, mit Wilhelm Bölke, dessen Mutter, Frau Konrad und einem anderen Bitschke im Walde Kaminieck. Auf dem Kirchhof von Kaminieck liegen aus unserem Dorf und der näheren Umgebung insgesamt 27 ermordete Volksdeutsche. Quelle: WR I
47. Das Gesicht in drei Teile gespalten Unter Eid bekundete die Zeugin Ida Albertini, Ehefrau des Lehrers und Kantors in Kaminieck, folgendes: ... Es sind auf dem hiesigen Kirchhof jetzt 26 Personen beerdigt worden, die hier zusammengetragen worden sind, die zum Teil schon in der Erde gelegen haben. Ich habe die Leichen gesehen und kann darüber folgendes aussagen: Ein Teil der Personen ist bestimmt erschossen worden, bei einem Teil der Leichen unterliegt es aber keinem Zweifel, daß sie erschlagen worden sind, daß sie auch erstochen worden sind. Von den Getöteten waren 3 Frauen und 23 Männer. Von den Verletzungen, die ich gesehen habe, kann ich im einzelnen folgendes aussagen:
Einer Frau fehlte das halbe Gesicht, offenbar infolge eines Säbelhiebes, eine männliche Leiche hatte drei Stiche in der Brust, so daß auf einer Stelle die Leber herausgetreten war; bei einer Leiche, es war der Emil Konrad, war das Gesicht in drei Teile gespalten, ein Spalt klaffte quer über die Stirn, der andere senkrecht dazu; bei einer weiblichen Leiche, Frau Luise Konrad, war eine Hand so weit vom Körper getrennt, daß sie nur noch an einigen Sehnen hing; bei einer männlichen Leiche hingen die beiden Augäpfel weit aus dem Gesicht heraus, waren also herausgerissen. Quelle: WR II
48. Fußtritte ins Gesicht Lastwagen sollte den verendenden Volksdeutschen überfahren z. Z. Kulm, den 23. November 1939.
Der Staatsanwalt bei dem
Gegenwärtig: In dem Ermittlungsverfahren gegen Wladislaus Rybicki wegen Mordes erscheint auf Vorladung der Zeuge Heinrich Krampitz und erklärt, mit dem Gegenstand der Vernehmung bekannt gemacht und zur Wahrheit ermahnt sowie auf die Bedeutung und Heiligkeit des zu leistenden Eides hingewiesen: Z. P.: Ich heiße Heinrich Krampitz, bin am 30. Mai 1921 in Kulm geboren, bin Elektromonteur in Kulm, Schulstraße 4, katholisch, Volksdeutscher, mit dem Beschuldigten nicht verwandt und nicht verschwägert. [90] Zur Sache: Am Sonntag, dem 3. September, bin ich mit etwa 28 Polen auf einem Lastwagen, den der Beschuldigte Rybicki steuerte, von Kulm in Richtung Thorn abgefahren. Ich wollte nach Thorn. Da Thorn besetzt war, fuhr ich mit dem Lastwagen weiter. Am Montag, dem 4. September 1939, gegen Abend, hatte unser Lastwagen etwa 1½ Kilometer hinter Wloclawek einen Motordefekt. Als wir auf der Straße standen, kam ein Zug festgenommener Volksdeutscher an uns vorbei. Es können nach meiner Schätzung etwa 200 Volksdeutsche gewesen sein. Diese wurden von Mitgliedern der polnischen Jugendorganisation (Przysposobienie wojskowe), die unter Leitung eines polnischen Offiziers standen, abgeführt. Als dieser Zug bis auf etwa 50 Meter an unseren Wagen herangekommen war, sah ich von dem Wagen herab, auf dem ich stand, daß ein älterer Mann aus dem Zuge der Volksdeutschen zusammenbrach und auf der Straße liegenblieb. Der Zug ging weiter. Der zusammengebrochene Volksdeutsche wurde von polnischen Zivilisten, die aus Wloclawek her dem Zuge gefolgt waren, umringt. Auch Rybicki ging zu diesem Menschenhaufen. Ich sah nun, daß die Menschenmenge auf den am Boden liegenden Volksdeutschen einschlug. Als Rybicki nach einer Weile zu unserem Wagen zurückkam, erzählte er, daß er dem Deutschen, als er sich habe aufrichten wollen, einen Fußtritt in das Gesicht versetzt habe, so daß er wieder zurückgesunken sei. Er zeigte uns hierbei seinen Stiefel und sagte, daß er von seinem Fußtritt noch Blut an seinem Stiefel habe. Ich sah auch tatsächlich dunkle Flecke an seinem Stiefel, die wie Blut aussahen. Es dunkelte zwar, aber es war noch nicht so dunkel, daß ich das nicht hätte sehen können. Rybicki erzählte dann weiter, daß ein polnischer Radfahrer an dem zusammengebrochenen Volksdeutschen vorbeigekommen sei und erklärt habe, daß es barbarisch sei, einen Menschen so zu behandeln. Darauf soll ein polnischer Offizier, der die Leitung des Zuges der festgenommenen Volksdeutschen hatte, diesem Radfahrer mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Den polnischen Offizier habe ich bei dem Volksdeutschen stehen gesehen. Ich habe dort auch einige Radfahrer gesehen. Den von Rybicki geschilderten Vorgang habe ich bei den vielen Leuten nicht beobachten können. Rybicki erzählte dann weiter, daß die Menschenmenge, die um den Volksdeutschen herumstand, beim Herannahen eines Lastwagens gerufen hätte, daß dieser den Volksdeutschen überfahren solle. Den Lastwagen habe ich gesehen. Ich habe aber nicht gesehen, daß dieser den Volksdeutschen überfahren hat. Nachdem Rybicki zu unserem Wagen zurückgekommen war, blieben wir noch etwa eine Stunde wegen des Motordefektes auf der Straße liegen. Während dieser Zeit befand sich immer noch ein Menschenhaufen bei dem Volksdeutschen. Es war inzwischen dunkel geworden. Die Leute, die bei uns vorbeikamen, erzählten dann, daß der Volksdeutsche am Walde vergraben worden sei. In der Nähe des Tatortes standen nur zwei kleine Wohnhäuser.
Geschlossen: gez. Bengsch gez. Pischke Quelle: Sd. K. Ls. Bromberg 117/39
[91] 49. Gefesselt zu Tode geschleift Mord an Landarbeiter Wilhelm Sieg aus Feyerland
Auszug aus den Akten des Reichskriminalpolizeiamtes – Sonderkommission in Bromberg – Aktenzeichen Tgb. V (RKPA) 1486/15.39.2
I.
Im Walde, in der Nähe des Dorfes Feyerland, 13 Kilometer ostsüdöstlich von Bromberg, wurde am 14. November 1939 die stark verweste Leiche eines Mannes gefunden, die in Gegenwart des örtlich zuständigen Gendarmeriebeamten der Persönlichkeit nach als die des Landarbeiters Wilhelm Sieg aus Feyerland, geboren am 13. März 1896, festgestellt wurde. Der Tote, der Volksdeutscher ist, hinterläßt außer der Ehefrau zwei Kinder im Alter von 9 und 14 Jahren.
II.
Der Tote lag, 50 Meter vom nächsten Weg entfernt, auf dem Rücken in einem Waldstück südlich des Dorfes Ruden. Zu seinen Füßen hin führte eine noch außerordentlich gut erkennbare Schleifspur, die 29 Meter weiter in den Wald hinein, nicht aber in Richtung zu einem Weg, verfolgt werden konnte. Um den Hals des Toten war eine Pferdeleine derart geschlungen, daß das eine Ende vom Nacken aus
freilag. –
Der äußere Befund bei der gerichtsärztlichen Untersuchung wurde wie folgt erweitert: Sämtliche Kleidungsstücke wiesen an der linken Schultergegend 8 cm lange Durchtrennungen auf, die nach ihren glattrandigen Schnitten auf einen Stich oder Schnitt zurückzuführen sind; in der linken Schulterblattgegend wurde eine entsprechende Verletzung, die auf einen von oben herabgeführten Stich schließen läßt, festgestellt. Die Gummiabsätze der Stiefel des Toten waren von den hinteren Teilen der Absätze zum Teil losgerissen, und zwischen Gummi- und Lederabsätzen fand sich feuchte Laub- und Graserde. – Die Hände des Toten waren derart gefesselt, daß die Handgelenke auf dem Rücken mit einer Pferdeleine fest zusammengeriemt und verknotet waren. Das kürzere Ende der Leine hing von den Handgelenken frei herab, während das bei weitem längere andere Ende von der Verknotung aus straff den Rücken entlang zum Nacken führte und von hier aus derart um den Hals gewunden war, daß eine schlingenartige Umfassung der Luftwege mit einer im Nacken befindlichen weiteren Verknotung erreicht war. Das von dieser Verknotung ausgehende Ende der Leine betrug noch weitere 80 cm.
Die rein gerichtsärztlichen Feststellungen ergaben außer der erwähnten Schnitt- bzw. Stichwunde und zerbrochenem Zungenbein eine schwere Schädelschußverletzung, die dem Liegenden beigebracht worden sein muß. – Die weiteren kriminalpolizeilichen Feststellungen führten zu dem Ergebnis, daß im Laufe des 3. bis 5. September die Deutschen aus dem Dorf Feyerland, denen man bereits in den letzten Augusttagen gedroht hatte, sie "abzuschlachten"3, mit Kindern und Greisen in die Wälder geflohen waren, wo sie sich von Beeren und dem Tau der Waldsträucher ernährten. Bei dem Versuch, sich in ihre Häuser zu wagen, wo sie Eßwaren holen und das Vieh versorgen wollten, wurden in der Frühe des 4. September Wilhelm Sieg und sein Neffe Kurt Sieg [92] von polnischen Soldaten abgefaßt. Unter Drohungen mit dem Tode erpreßte man Kurt Sieg, das Versteck der übrigen Volksdeutschen zu verraten, die man ausplünderte und aus ihrer Mitte heraus Max Ziesak mitnahm, der mit den beiden Männern Sieg erschossen werden sollte. Eine weitere Nachprüfung des Leidensweges des Toten läßt sich von diesem Zeitpunkt an nicht mehr vornehmen, nachdem die Zeugen, die später freigekommen sind, Wilhelm Sieg mit den Soldaten aus den Augen verloren haben.
III.
Das Ermittlungsergebnis läßt sich wie folgt zusammenfassen: Wilhelm Sieg war auf eine Art gefesselt, wie man sie selbst bei großer kriminalistischer Erfahrung in der Praxis raffinierter kaum wiederfinden wird. Die Fesselung zwang das Opfer, die auf dem Rücken zusammengebundenen Hände in unnatürlicher Weise auf dem Rücken hoch zu halten. Eine andere Möglichkeit als solche unnatürliche Verrenkung der Arme und Schultern bestand für das Opfer in keiner Form, da die Fesselung bei jeder Bewegung der Arme oder Hände dem Gebundenen die Luftwege abgeschnürt haben würde. Die Gemeinheit der Art der Anbringung des Lederriemens wurde aber fast noch in sich selbst überboten, indem man die Verknotung am Halse derart angebracht hat, daß [93] der freiliegende Teil der Leine als Führerleine Verwendung finden konnte und nach dem Befund auch gefunden haben muß, wobei das Opfer durch Ziehen oder Zucken durch den Täter noch weiter gequält werden
mußte. – Da die Schleifspur aus dem Wald in Richtung auf die Landstraße von Bromberg nach Seebruch, also aus der Mitte des Waldstückes zur Straße hinführt, muß in zwingender Form gefolgert werden, daß Sieg den ihm zugefügten Qualen zum Opfer gefallen ist, indem er physisch nicht mehr in der Lage war, in der Fesselung weiter zu laufen, so daß also der Täter das in so unnatürlicher Form behinderte und zu Boden gefallene Opfer durch den Wald geschleift haben muß. Damit findet der gerichtsärztliche Befund des abgebrochenen Zungenbeines seine natürliche Erklärung, wobei es für den Grad der von den Tätern bewiesenen Gemeinheiten keiner näheren Feststellung dahingehend bedarf, ob man Sieg die Schädelverletzung während des Schleifens durch den Wald oder unmittelbar an der
Leichenfundstelle – das letztere ist
anzunehmen – zugefügt hat. Die Tat stellt sich damit als ein in rohester und niederträchtigster Art ausgeführter Mord dar, für
den – wie in so vielen
Fällen – Angehörige des polnischen Militärs verantwortlich zu machen sind.1Acht Opfer stammen aus den kleinen Gemeinden Netzheim und Hopfengarten, die auch an anderen Tatstellen Opfer zu beklagen haben! ...zurück... 2Der vorliegende Fall ist bei der Staatsanwaltschaft beim Sondergericht in Bromberg zum Aktenzeichen: Sd. Is. 819/39 anhängig. ...zurück...
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