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Dokumente: Typische Greuelfälle, Teil 5
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Posen 50. "Schlagt zu! Schlagt zu!"

Mord an Grieger und John in Posen. Ergebnis: 4 verscharrte männliche Leichen

Auszug aus den Akten des Reichskriminalpolizeiamtes – Sonderkommission Posen – Aktenzeichen Tgb. V (RKPA) 1486/4.39.

Am 24. September 1939 wurden an einer von außen leicht erreichbaren Stelle des Posener Matthäi-Friedhofs in einer Tiefe von etwa 85 cm vier männliche Leichen verscharrt aufgefunden. Eine oberflächliche Besichtigung durch den Gerichtsarzt ergab, daß alle vier durch äußere Gewalteinwirkung zu Tode gekommen waren.

Die am 25. und 26. 9. 39 durchgeführte Obduktion übertraf in ihrem Ergebnis die nach der äußerlichen Inaugenscheinnahme angenommenen Erwartungen.

Bei der Leiche P. 1 (Grieger) fanden sich schwere Schädelbrüche am Hinterkopf, die durch Schlag mit einem stumpfen Werkzeug bedingt waren. Das Gesicht wies zahllose Stichverletzungen auf; das linke Auge war durchstoßen. Der weiterhin vorgefundene Brustdurchschuß ist mit Sicherheit allein nicht tödlich gewesen. Der Tod ist auf das Zusammenwirken verschiedener Gewalteinwirkungen zurückzuführen. In der linken Hüfte wurde ein Steckschuß festgestellt.

Bei der Leiche P. 2 (John) fand sich ein Schädelsteckschuß. Daneben bestanden eindeutige Stichverletzungen. Das Gesicht zeigte mehrere Hautplatzwunden. Die schwere Zertrümmerung des Oberkiefers führte den Arzt wegen der Eigenart der Brüche zu der Annahme, daß hier die Zahne wahrscheinlich vorsätzlich herausgebrochen worden waren.1

In den Abendstunden des 3. September 1939 fuhren in Höhe des Hauses Markgrafenring 3 in Posen etwa zehn polnische Militärkraftwagen vor, die mit Schützen eines Panzerregiments und Pfadfindern besetzt waren. Auf der Straße bildete sich eine Volksmenge.

Der Luftschutzkommandant dieses Bezirkes, der flüchtige Pole Stefan Nowicki, veranlaßte den 32jährigen Gerhard Grieger, der als Hauswart für die Luftschutzmaßnahmen seines Hauses verantwortlich war, das Dach seines Hauses, angeblich weil dort oben jemand herumlaufe, abzusuchen. Grieger suchte erfolglos.

Diese mit unvorstellbarer Gemeinheit gestellte Falle wurde ihm zum Verhängnis, denn von der Straße her wurden in diesem Augenblick Rufe laut, daß auf dem Dache jemand Lichtzeichen gebe. Von drei Soldaten wurde Grieger aus dem Haus herausgeholt und unter Mißhandlungen nach dem einige hundert Meter entfernten Schillergymnasium geführt. Der Pole Hendryk Bronikowski berichtet, daß Grieger, der von den Soldaten mit Fußtritten und Gewehrkolben traktiert worden war, dort nur noch unverständliche Worte hervorbringen konnte. Nach etwa fünf Minuten hat dann derselbe Zeuge einzelne Schüsse gehört, die aber auch von anderen wahrgenommen worden sind.

[95] Damit war aber der Luftschutzkommandant Nowicki noch nicht zufrieden. Mit anderen Soldaten begab er sich wieder in das Haus, ließ den 32 Jahre alten Angestellten Paul John festnehmen und ebenfalls zum Schillergymnasium abführen. John unternahm auf dem Wege dorthin einen Fluchtversuch, wurde aber von der johlenden Menge wieder ergriffen und nun so zugerichtet, daß er das kurze Wegstück zu der Mordstelle nicht mehr allein gehen konnte. Auch er wurde dort nach einigen Minuten von den Soldaten niedergeschossen.

Unter den anspornenden Rufen des Pöbels schlugen nun herumstehende Burschen mit Äxten, Schaufeln und Spitzhacken auf die im Blute Liegenden ein. Der im Laufe der Ermittelungen u. a. festgenommene Pole Henryk Pawlowski gibt in seinem Geständnis eine eindeutige Schilderung der Vorgänge: Er hatte den Auftrag, die beiden Niedergeschossenen auf dem gegenüberliegenden Rasenstreifen zu verscharren. Einer der beiden lebte noch. Pawlowski ergriff nun seine Schaufel und schlug mit aller Gewalt auf den am Boden Liegenden ein. "Ich bin ein Christ und wollte den Mann nicht lebendig begraben", antwortete er auf die Frage, was er sich für Gedanken beim Zuschlagen gemacht hätte. Mit den Rufen: "Schlagt zu, schlagt zu!" wurden nach seiner Schilderung auch andere Burschen zu diesen Gewalttätigkeiten angefeuert. Die Soldaten sahen untätig zu.

Als beide tot waren, schleifte man sie – bei einem hackte man die Spitzhacke zwischen Rock und Weste ein – quer über die Straße.

Im Rasenstreifen des gegenüberliegenden Promenadenweges – etwa 15 m von der Mordstelle entfernt – wurden sie verscharrt. Später sind die Leichen wieder ausgegraben und heimlich nach dem Matthäi-Friedhof gebracht worden.

Pawlowski erklärte, als Katholik oft in die Kirche gegangen zu sein. Auf die Frage, was denn die Pfarrer in der letzten Zeit gepredigt hätten, antwortete er wörtlich: "Sie haben die Menschen aufgehetzt."

Der Tatort wurde am 26. 9. 39 aufgesucht. Die Mordstelle liegt in einer einseitig bebauten Straße eines Posener Wohnviertels. Eindeutige Blutspuren konnten photographisch gesichert werden. Auf dem Bürgersteig vor dem Schillergymnasium wurden zwei große Blutlachen vorgefunden, von denen aus bis zu einer Entfernung von 4 m Blutspritzer auf dem Bürgersteig und Fahrdamm festgestellt wurden. Die Wand des Schillergymnasiums war in einer Breite von 7 m mit Blutspritzern übersät. Von den beiden Blutlachen führten Schleifspuren zum Fahrdamm.

Das ärztliche Obduktionsergebnis und die mit Genauigkeit durchgeführten kriminalpolizeilichen Ermittelungen zeigen, daß weder Grieger noch John einem dem Standrecht auch nur ähnlichem Verfahren unterworfen worden sind. Die Umstände der Festnahme, der Hergang der Tat und die Lage des Tatortes selbst sind eindeutiger Beweis, daß es sich um eine Ermordung in kriminalistischem wie auch rechtlichem Sinne gehandelt hat.

Henryk Pawlowski wurde am 18. 11. 1939 vom Sondergericht Posen wegen gemeinschaftlichen Mordes zum Tode verurteilt.


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Schulitz 51. Langsam zu Tode gequält

Wie 12 Volksdeutsche in Schulitz ermordet wurden. – Die Augen ausgestochen, den Bauch aufgeschlitzt

Nach den Feststellungen auf Grund der eidlichen Zeugenaussagen von Kurt Schulz, Klara Kriewald, Ferdinand Reumann dargestellt:

Am 4. September 1939 erschienen 7 bis 8 polnische Soldaten auf dem Gehöft des Volksdeutschen August Schulz in Schulitz. Die Soldaten erklärten, die Deutschen hätten Revolver und Karabiner im Hause versteckt, der Förster Michael Naskret habe ihnen dies angezeigt. Trotz der Beteuerungen der anwesenden Deutschen und trotz erfolgloser Haussuchung wurden der Volksdeutsche August Schulz und sein Sohn Kurt verhaftet und abgeführt. Der gleiche Vorfall ereignete sich im Hause des Besitzers Kriewald. Unter dem Vorwand, daß nach Mitteilung des Försters Naskret im Hause Revolver und Karabiner versteckt seien, wurde eine Haussuchung abgehalten und der Besitzer Kriewald sowie sein 21 Jahre alter Sohn abgeführt. Die 54jährige Frau Klara Kriewald wurde von einem polnischen Soldaten vergewaltigt. Auch bei dem Deutschen Ferdinand Reumann erschienen polnische Soldaten und verlangten die Herausgabe von Waffen. Reumann sprach mit den Soldaten polnisch und erklärte ihnen, daß er keine Waffen besitze und auch die Volksdeutschen keine Waffen versteckt hielten. Darauf waren die Soldaten sehr erstaunt, und einer von ihnen erklärte, der Förster Naskret habe doch aber Anzeige erstattet, daß die Deutschen Waffen besäßen. Reumann wurde, da er sich als Pole ausgab und mit den Soldaten polnisch sprach, nicht mitgenommen. Unter ähnlichen Umständen wurden der Volksdeutsche Schmelzer und noch sieben andere volksdeutsche Männer von polnischem Militär verhaftet.

Die zwölf Verhafteten, darunter insbesondere der Vater des Kurt Schulz, der Mann der Frau Kriewald und der Vater der Zeugen Schmelzer, wurden noch an demselben Tage ans Schulitz heraus in den Wald geführt. Dort wurden sie aneinandergebunden und mußten in hockender Stellung verharren. Wer infolge Schwäche umfiel, wurde von den Soldaten mit dem Kolben geschlagen. Kurt Schulz, der die polnische Sprache beherrscht, fragte die Soldaten im Walde wiederum, warum sie denn festgenommen wären und was gegen sie vorläge. Daraufhin erklärten die Soldaten, ihnen werde zur Last gelegt, auf den Förster Naskret, der aus Schulitz geflüchtet sei, mit einem Maschinengewehr geschossen zu haben, und zwar als er nach Schulitz zurückkehren und nach seinem Vieh habe sehen wollen. Naskret habe diese Anzeige erstattet. Der den Zug führende polnische Leutnant, der befürchtete, daß ihm der Weg zur Flucht abgeschnitten würde, wenn er nicht schleunigst aus dem Walde herauskäme, ersuchte den Kurt Schulz, ihn aus dem Walde auf die Straße zu führen. Er versprach dafür dem Zeugen auf dessen Bitten, seinen Vater und die anderen Schulitzer Volksdeutschen freizulassen. Kurt Schulz ist später entflohen und nach Schulitz zurückgekehrt. Inzwischen, und zwar am 5. September, hatten Olga Schulz und Klara Kriewald in Schulitz liegendes polnisches Militär aufgesucht und um Freigabe ihrer Männer und Söhne gebeten. Sie erklärten, man solle doch mal den Förster Naskret herbeischaffen, der werde ihre Angabe, daß die Deutschen keine Waffen und nicht geschossen hätten, sicher bestätigen. Darauf riefen die Soldaten lachend: "Der hat es ja gerade gesagt ."

[97] Kurt Schulz machte sich, als er wieder nach Schulitz zurückgekehrt war, sofort auf den Weg, um seinen Vater und die anderen zehn verschleppten Schulitzer Männer zu suchen. In der Nähe der Stelle, wo er und der polnische Leutnant sich von dem übrigen Zuge getrennt hatten, fand er die Erde aufgewühlt. Dicht unter der Erde fand er seinen Vater, die übrigen 10 Schulitzer Volksdeutschen und einen ihm nicht bekannten Mann ermordet auf. Die Ermordeten waren noch zusammengebunden. Ihnen waren sämtlich die Augen ausgestochen und die Zähne ausgeschlagen. Einigen war die Kehle durchschnitten und der Bauch aufgeschlitzt. August Schulz und Schmelzer war die Haut von den Händen gerissen. Die zwölf ermordeten Männer waren somit von den polnischen Soldaten langsam zu Tode gequält worden.

Quelle: Sd. K. Ls. Bromberg 31/39


 
Dabrowa 52. Der Reihe nach abgeknallt

"Bis ich herankam, wurden bereits 16 erschossen."

Unter Eid bekundete der Zeuge Schneidermeister Erwin Boy aus Ostburg folgendes:

... An der Straßenkreuzung Dabrowa mußten wir uns mit dem Kopf auf die Straßenböschung und mit den Füßen ins Feld hineinlegen. Nunmehr wurden uns die Ringe abgenommen, auch mir nahm man einen Siegelring und den Ehering weg. Nachdem dies geschehen war, rief man uns namentlich auf, und zwar von beiden Enden unserer liegenden Reihe. Wer aufgerufen wurde, mußte aufstehen und aufs Feld gehen. Ein Soldat ging ihm nach und feuerte zwei Schüsse auf ihn ab. Bis ich herankam, wurden bereits 16 erschossen. Als ich aufgerufen wurde, lief ich im Zick-Zack schnell aufs Feld. Den ersten Schuß erhielt ich in die rechte Körperhälfte, dieser verletzte mich jedoch nicht lebensgefährlich, sondern war ein glatter Durchschuß. Darauf warf ich mich hin. Aus 4 Meter Entfernung schoß darauf der hinter mir gehende Soldat nochmals auf mich. Dieser Schuß traf in meine rechte Schulter und riß mir den rechten Oberarm auf. Ich rührte mich nicht, trotzdem ich bei vollem Verstande blieb. Nunmehr hörte ich, wie man meine anderen Kameraden erschoß. Als alle abgeknallt waren, schrien sie: "Jetzt liegen sie hier, die Hitlers, die ganze Jungdeutsche Partei", und Soldaten sowie Zivilvolk klatschte mit den Händen laut Beifall. Darauf hörte ich ein Kommando: "Löcher graben!" Links von mir wurde das Loch für mich gegraben. Ich sah, wie zwei jüngere Zivilisten dieses Loch gruben. Als ich in das Loch geworfen werden sollte – es war inzwischen schummerig geworden, man konnte die Straße nicht mehr sehen –, sprang ich auf und bat den mit großen Augen mich anblickenden Zivilisten, mich am Leben zu lassen, sagte auch, daß ich noch Frau und Kinder habe und ein armer Schneider sei. Statt mir Antwort zu geben oder etwas zu sagen, zog er aus seiner Tasche einen Trommelrevolver und gab auf mich einen Schuß ab. Dieser traf jedoch nicht. Darauf sprang ich ihn an und schlug ihm mit der Faust in den Magen und lief davon. Er schrie hinter mir her: "Wojska!", d. h. Soldaten.

In einem Dornengraben zwischen Luisenfelde und Stanomin blieb ich liegen und wartete hier den nächsten Morgen ab. Gegen 10 Uhr erhob ich mich und ging zu einer bekannten deutschen Besitzerin in Stanomin-Abbau namens Klatt. Diese gab mir zu trinken, hatte jedoch Angst, mich zu beherbergen, da inzwischen ein Junge herbeigeeilt war und [98] meldete, daß man in Stanomin morde. Sie riet mir jedoch, mich in einem nahegelegenen Wäldchen zu verstecken und gab mir eine Joppe und einen Spaten mit. Ich ging nun in Richtung dieses Wäldchens davon. Als ich aus diesem Schüsse hörte, blieb ich in einem Weidengraben, etwa 400 Meter vor dem Walde, liegen und rührte mich nicht. Hier lag ich bei Artillerie- und MG.-Feuer bis Sonnabend früh. Offenbar hat in meiner Nähe ein Kampf zwischen polnischen und deutschen Truppen stattgefunden. Ich bemerkte auch, wie ein deutsches Flugzeug ständig über dem Wäldchen kreiste. Inzwischen schlief ich jedoch ein. Mittags wachte ich auf, war aber sehr schwach geworden. Plötzlich hörte ich meine Frau, die mich suchen gegangen war, meinen Namen rufen, worauf ich mich meldete. Von einem herbeigeeilten deutschen Militärarzt wurde ich verbunden und ins Krankenhaus Hohensalza gebracht. Die Wunden sind noch offen, mein rechter Arm ist noch nicht gebrauchsfähig.

Außer mir sind auf dieselbe wunderbare Weise Eduard Kunitz und Hermann Galster mit dem Leben davongekommen.

Meines Erachtens sind über uns schon vor Ausbruch des Krieges Listen vorhanden gewesen, denn sonst hätten die Soldaten unmöglich uns von einem Zettel aus namentlich aufrufen können. Für die Aufstellung der Listen ist meines Erachtens der damalige Dorfschulze namens Gorne verantwortlich zu machen.

Laut diktiert, genehmigt und unterschrieben
gez. Erwin Boy
Quelle: WR I


 
Straczewo 53. Massenmorde in Samara

Zehn unbeerdigte Leichen

Samara, am 13. Oktober 1939.

Untersuchungsstelle für
Verletzungen des Völkerrechts
beim Oberkommando der Wehrmacht

Gegenwärtig:
Kriegsgerichtsrat Hurtig,
Heeresjustizinspektor Pitsch.

Aufgesucht erscheint der Landwirtssohn Oskar Brakop aus Samara und erklärte auf Befragen nach entsprechender Eidesbelehrung:

Zur Person: Ich heiße Oskar Brakop, geboren am 15. November 1909 in Samara, ledig. Landwirtssohn, wohnhaft in Samara bei Straczewo.

Zur Sache: Nachdem bei mir von polnischem Militär mehrere Haussuchungen unter Todesdrohungen stattgefunden hatten, flüchtete ich mit meiner Mutter und zwei Brüdern in das Feld hinein. Nachdem deutsche Truppen unsere Ortschaft besetzt hatten, kehrte ich am Sonntag, dem 10. September 1939, zu meinem Grundstück zurück. Ich fand es völlig ausgeplündert vor. Mit deutschen Soldaten ging ich auf die Suche nach Toten. Auf einem Felde des Gutes Chromowola bei Straczewo fanden wir [99] zehn unbeerdigte Leichen. Von einer Familie Richert aus Straczewo fand ich dort fünf Familienmitglieder, es waren dies drei Söhne im Alter von 16 bis 19 Jahren, deren Mutter und deren Großmutter. Die Großmutter war im Alter von etwa 60 Jahren. Den Ehemann Richert hatte man offenbar nicht gefunden. Ich hörte, daß er sich in der Scheune versteckt hatte. Mit ihm zusammen hatten seine zwei Töchter und zwei jüngere Söhne Unterschlupf gefunden, ohne von den Polen entdeckt zu werden. Ferner lagen auf dem Felde Jakob Blum und sein 19jähriger Sohn, ebenfalls aus Straczewo. Ferner der Landwirt Johann Feiertag mit seiner Frau, der junge Peplau und Frau Leschner, eine Nichte des Landwirts Blum, die sich gerade bei ihm auf Besuch befand. Frau Richert hatte ausgestochene Augen, auch war ihr die gesamte Schädeldecke abgeschlagen oder abgeschossen; Johann Blum hatte neben einer Schußverletzung noch einen Bajonettstich; dem Otto Richert fehlte die rechte Gesichtshälfte. Deutsche Soldaten machten von diesem Leichenfund photographische Aufnahmen; welchem Truppenteil diese Soldaten angehörten, weiß ich nicht. Wie ich von dem Ehemann Richert hörte, sollen Täter polnische Soldaten gewesen sein, die den Auftrag hatten, die Dörfer nach Deutschen abzusuchen und diese niederzumetzeln.

Laut diktiert, genehmigt und unterschrieben
gez. Oskar Brakop

Der Zeuge leistete folgenden Eid: "Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit gesagt, nichts verschwiegen und nichts hinzugefügt habe so wahr mir Gott helfe."

Geschlossen:
gez. Hurtig       gez. Pitsch

Quelle: WR I


 
Straczewo 54. Das Kinn abgeschlagen, die Gehirnmasse lag verstreut umher

Mord an Feiertag und Richert

Samara, am 13. Oktober 1939.

Untersuchungsstelle für
Verletzungen des Völkerrechts
beim Oberkommando der Wehrmacht.

Gegenwärtig:
Kriegsgerichtsrat Hurtig,
Heeresjustizinspektor Pitsch.

Es erscheint auf Bestellung die Landwirtsehefrau Emilie Feiertag aus Samara und erklärte auf Befragen nach entsprechender Eidesbelehrung:

[...]

Am Sonnabend, dem 9. September 1939, fand ich die Leichen auf einem Felde liegend vor: Dem Otto Richert fehlte das Kinn, ebenso dem Johann Feiertag. Dem Otto Richert hingen die Gedärme aus dem Leibe heraus. Der Frau Richert fehlte ein Auge und die Schädeldecke, die Gehirnmasse lag verstreut umher.

Später machte ich mich mit anderen Volksdeutschen auf die Suche nach weiteren Toten, ebenso nach meinem Mann, den ich gleichfalls erschossen glaubte. Dabei fan- [100] den wir in einem kleinen Loch in einem Walde die beiden jungverheirateten Eheleute Landwirt Heinrich Blum mit seiner Ehefrau Alwine Blum verscharrt vor. Das Loch war höchstens 1 m im Quadrat groß. Die Leichen waren völlig verkrümmt hineingeworfen worden. Überall in der Nähe unseres Dorfes und der Nachbardörfer fand man ermordete Volksdeutsche vor. Das Vorgehen der polnischen Soldaten war meines Erachtens völlig planvoll, sie hatten sogar Listen in der Hand, auf denen die volksdeutschen Familien mit allen Angehörigen vermerkt waren.

Die letzten polnischen Truppen verschwanden am Sonnabend, dem 9. September 1939, gegen 4 Uhr morgens. Die ersten deutschen Truppen kamen gegen 10 Uhr vormittags in unser Dorf.

Laut diktiert, genehmigt und unterschrieben.
+ + +
Handzeichen der Frau Emilie Feiertag.

Die Zeugin leistete folgenden Eid: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit gesagt, nichts verschwiegen und nichts hinzugefügt habe, so wahr mir Gott helfe.

Geschlossen:
gez. Hurtig       gez. Pitsch
Quelle: WR I


 
Tarnowo 55. Raubzug durch deutsche Bauernhöfe

In der Strafsache gegen

  1. den Gärtner Wladislaus Skrzypzciak aus Koziegrowy, geb. am 16. 9. 1919 in Rakietnica, ledig, röm.-kath.,
  2. den Gärtnergesellen Stefan Zaudzinski aus Kochfeld, geb. am 15. 5. 1912 in Antoniewo, Krs. Wongrowitz, ledig, röm.-kath.,
  3. den Arbeiter Stanislaus Bambor aus Kochfeld, geb. am 19. 4. 1908 in Samter, verheiratet, röm.-kath.,
  4. den Arbeiter Bruno Finke aus Kochfeld, geb. am 15. 11. 1921 in Teschendorf, ledig, evang.,
  5.  den Fleischer Edmund Schlabs aus Kochfeld, geb. am 11. 5. 1919 ebenda, röm.-kath.,
  6. den Müllergesellen Bruno Nowak aus Schlehen, geb. am 16. 1. 1908 in Liebuch, ledig, röm.-kath.,
      – sämtlich in Haft im Gerichtsgefängnis in Posen –

zu 1 – 5 wegen schweren Landfriedensbruchs,
zu 6 wegen Bedrohung

hat das Sondergericht bei dem Militärbefehlshaber in Posen in der Sitzung vom 25. Oktober 1939, an der teilgenommen haben:

      Amtsgerichtsrat Dr. Schaefer als Vorsitzender,
      Amtsgerichtsrat Dr. Kiep,
[101] Landgerichtsrat Wehl
            als beisitzende Richter,
      Staatsanwalt Sommer als Beamter der Staatsanwaltschaft,
      Justizangestellter Rast als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle

für Recht erkannt:

Die Angeklagten Skrzypzciak, Zaudzinski, Bambor, Finke und Schlabs sind des schweren Landfriedensbruchs, Skrzypcziak begangen mit Waffen, die übrigen in bewußtem und gewolltem Zusammenwirken mit einem Bewaffneten,

  • der Angeklagte Nowak ist der Bedrohung schuldig, und werden die Angeklagten Skrzypcziak, Zaudzinski, Bambor, Finke und Schlabs zum Tode, der Angeklagte Nowak zu 6 (sechs) Monaten Gefängnis verurteilt.

  • Den Angeklagten werden mit Ausnahme des Nowak die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit aberkannt.

  • Dem Angeklagten Nowak wird die Untersuchungshaft mit 1 (einem) Monat auf die erkannte Strafe zugerechnet.

  • Die Kosten des Verfahrens fallen den Angeklagten zur Last.

    Gründe:
    Am Abend des 3. September 1939 tat sich in Kochfeld bei Tarnowo eine Horde von etwa zehn jungen Männern unter Führung der zur Zeit noch flüchtigen Arbeiter Czapara und Szczechowiak zusammen, um unter dem Vorwande, nach Waffen zu suchen, auf eigene Faust die volksdeutschen Familien und ihre Gehöfte in Kochfeld und Umgegend heimzusuchen und dabei zu plündern. Zu dieser Bande gehörten u. a. die Angeklagten Skrzypcziak, Zaudzinski, Bambor, Finke und Schlabs. Die übrigen Mitglieder haben zur Zeit noch nicht aufgegriffen werden können.

    Gegen 20 Uhr des gleichen Tages erschien die Horde zunächst vor dem Gehöft des volksdeutschen Landwirts Arthur Bußmann in Kochfeld, umstellten dessen Wohnhaus, rissen vom Staketenzaun eine Anzahl von Zaunlatten heraus, warfen den Hofzaun um, lärmten, tobten und eröffneten mit Worten wie "Hundeblut" ein Steinbombardement gegen sämtliche Fenster im Erdgeschoß sowie 1. Stock des Hauses. Hierbei benutzten sie teilweise auch die herausgerissenen Latten als Wurfgeschosse. Insgesamt wurden nicht weniger als 47 Scheiben zerschlagen und vier Fensterrahmen zertrümmert sowie vier heruntergelassene Rolläden beschädigt. Auch wurden sogar drei massive und zementierte Zaunpfosten mit Äxten bearbeitet, so daß das ganze Wohnhaus dröhnte, und schließlich umgeworfen. Der Zeuge Arthur Bußmann, der sich im Hause nur noch mit seinem Bruder aufhielt, flüchtete, da er in Anbetracht des gewaltigen Lärmes und der großen Wut der Menge um sein Leben bangte, sofort mit diesem auf den Hausboden und von dort mittels einer Leiter, die sie zu ihrem Schutze hinter sich hochzogen, auf die oberste Dachkammer. Während Bußmann in der Dunkelheit auf der Leiter hochkletterte, wurde er von einem – durch das Giebelfenster geworfenen – Ziegelstein derart am rechten Schulterblatt getroffen, daß er den Arm eine längere Zeit nicht gebrauchen konnte und die Leiter fast heruntergefallen wäre. Das Wüten der Horde währte etwa eine halbe Stunde. Wie der Zeuge Bußmann in seinem Versteck wahrnehmen konnte, wurden während dieser Zeit im Hausgarten [102] sogar die Bäume geschüttelt. Offenbar nahmen die Banditen an, daß sich die verängstigten Hausbewohner auf den Bäumen versteckt hätten. Ein Eindringen in Wohnräume selbst erfolgte noch nicht, dies sollte erst einem späteren Zeitpunkte vorbehalten bleiben.

    Von Bußmann zog die Horde zum Bauerngehöft des volksdeutschen Landwirts Schemme in Kochfeld. Dieser hatte, durch den gewaltigen Krach bei Bußmann rechtzeitig gewarnt, sich mit seiner Familie bereits im Scheunenkeller versteckt. Auch hier wurden Latten aus dem Staketenzaun herausgerissen. Teils mit diesen, teils mit Feldsteinen wurden alsdann fast sämtliche Fensterscheiben eingeschlagen und sogar zwei Fensterrahmen zertrümmert. Dieses Wüten dauerte ebenfalls etwa eine halbe Stunde. Entwendet wurden durch die zerstörten Fenster zwei Fenster Gardinen. Sodann ging es zum Gehöft des volksdeutschen Landwirts Mücke in Kochfeld, wo mehrere Fensterscheiben eingeschlagen wurden und gegen das Tor gestoßen wurde, bis es umkippte.

    Eine vor dem Hause stehende 10-Liter-Kanne Milch wurde ausgetrunken. Der Zeuge Robert Mücke hatte sich zuvor mit seinen Eltern und einer Großtante – ebenfalls durch den Riesenkrach und das Scheibenklirren bei Bußmann rechtzeitig gewarnt – in einem etwa 200 Meter vom Gehöft abliegenden Maisfeld versteckt, wo sie in ihrer Todesangst vier Stunden blieben. Der Zeuge Gärtner Super – der Nachbar des Mücke und spätere Führer der polnischen Bürgerwehr von Kochfeld – versuchte durch gütliches Zureden die Horde daran zu hindern, weitere Zerstörungen anzurichten.

    Der flüchtige Czapara erklärte jedoch den Angeklagten, daß Super, falls er sie tatsächlich hindern wollte, "die Fresse voll bekomme".

    Die Bande zog alsdann zum Gehöft der volksdeutschen Landwirtswitwe Weißmüller. Dieses Grundstück liegt bereits in Gurten-Ausbau, ist aber mehr nach Kochfeld zu gelegen. Hier wurden zunächst 34 Fensterscheiben eingeschlagen und drei Fensterrahmen zertrümmert. Dann wurden durch die zerschlagenen Fenster die Betten abgeleuchtet, die jedoch deshalb leer waren, weil die Zeugin Weißmüller und ihre Tochter schon aus den Betten gesprungen waren und sich – durch die Wand gedeckt – aufgestellt hatten. Die 83jährige Mutter der Zeugin, die fast blind und auf den Füßen gelähmt ist, sollte durch die Enkelin im Kleiderschrank versteckt werden. Hierzu kam es jedoch nicht, weil durch das Fenster ein über vier Pfund schwerer Feldstein geschleudert wurde und dieser sogar noch die Schranktür zersplitterte. Die Zeugin hat diesen Stein dem Gericht vorgelegt. Von den Banditen wurde alsdann die zum Garten führende Küchentür eingetreten, und einige Männer drangen in die Küche ein. Dort wurden unter lautem Schimpfen der Tisch umgekippt und ein Korb mit vier Mandeln Eier auf die Erde geworfen. Die Zeugin Weißmüller vernahm dabei Rufe wie: "Ihr Deutschen schmeißt uns hier Bomben." Hierzu sei bemerkt, daß ein deutscher Flieger zwei Tage zuvor eine Bombe bei Kochfeld abgeworfen hatte. Der Tumult in der Küche dauerte etwa fünf Minuten. Dann zog die Horde ab, wobei sie auf dem Weg vor dem Hause noch einen Mostrichtopf hinwarfen. Die Familie Weißmüller versteckte sich, da sie in ihrer Angst dachte, die Banditen kämen noch einmal wieder, unter Mitschleppen der alten Mutter zunächst hinter einem Strohschober beim Stall und, als sie es dort wegen der Kälte nicht mehr aushalten konnte, in der warmen Futterküche. Am nächsten Morgen stellten sie außer den bereits genannten Schäden noch fest, daß zwei Stühle, ein Überhandtuch, ein halbes selbstgebackenes Brot entwendet wurden. Und [103] zwei weitere Stühle lagen im Garten zertrümmert. Außerdem waren zwei Fenster Gardinen und zwei Fenstervorhänge zerstört.

    Von Weißmüller ging es zum volksdeutschen Landwirt Unkenholt, dessen Anwesen ebenfalls schon in Gurten-Ausbau liegt. Auch hier wurden fast sämtliche Fenster eingeschlagen und einige Fensterrahmen zertrümmert. Vier Fenster Gardinen wurden heruntergerissen und zerstört. In die Wohnräume selbst wurde nicht eingebrochen, offenbar, weil der Hund von Unkenholt von Zimmer zu Zimmer rannte und dabei wütend bellte. Es wurde jedoch durch ein zertrümmertes Fenster hindurchgelangt und auf diese Weise zwei Vorhängegardinen und ein Spiegel entwendet. Die Familie Unkenholt hatte sich rechtzeitig in einem Kartoffelfeld, das einige hundert Meter vom Hause abliegt, versteckt, von wo aus sie das Wüten sowie das Scheibenklirren vernahm. Alsdann zog die Horde zum Grundstück der volksdeutschen Landwirtswitwe Strodtmann. Dort wurden zunächst fast sämtliche Fensterscheiben (etwa 66 an Zahl), mit Latten und Feldsteinen eingeschlagen und nicht weniger als 11 Fensterrahmen zertrümmert. Einige der Banditen drangen durch die Haustür in die Räume ein, warfen einen Steintopf mit Gurken und eine Büchse mit Malzkaffee um, zertraten vorgefundenen Kuchen und zerstörten den Akkumulator des Radio, zwei Fenster Gardinen im Schlafzimmer, die Aussteuer der Tochter und entwendeten dort den – unter lautem Gejohle aufgefundenen – Geldbetrag in Höhe von 50 Zloty, ferner den Voltmesser des Radio und zwei Fenster Gardinen. Die Familie Strodtmann hatte sich rechtzeitig in den Scheunenkeller versteckt.

    Sodann zog die Bande zurück nach Kochfeld und zum Anwesen des Volksdeutschen Schmalz. Auch hier wurden unter großem Lärmen die Fensterscheiben auf der Hof- und Gartenseite des Hauses eingeschlagen. Einige Männer demolierten die zum Hofe gelegene Veranda, zertrümmerten die in der Veranda befindliche Haustür mittels eines auf dem Hofe aufgefundenen großen Feuerhakens, drangen in das Haus ein und entwendeten 180 Zloty in bar, einen Damenschirm, drei Fenster Gardinen, 1 Paar Kutschgeschirrleinen sowie Halsriemen und Ketten für zwei Pferde. Die Familie des Zeugen Schmalz war rechtzeitig bis auf das Hausdach geflüchtet und hatte sich dort versteckt. Der Zeuge Arthur Schmalz erkannte von dort den Angeklagten Skrzypcziak mit Bestimmtheit an der Stimme. Bei ihrem Abzuge warf die Horde noch einen lautdröhnenden Feuerwerkskörper, den sie zuvor im Hause des Schmalz vorgefunden hatten. Eine im Hofe aufgefundene eiserne Brechstange wurde mitgenommen.

    Von Schmalz zog die Bande gegen 23 Uhr zum Grundstück des volksdeutschen Landwirts Scheintze in Kochfeld. Hier wurden zunächst mit Latten, Knüppeln und Feldsteinen nicht weniger als 65 Fensterscheiben des Wohnhauses und drei Stallfenster eingeschlagen sowie drei Fensterrahmen – offenbar mit der mitgeführten Brechstange – vollständig zertrümmert. Ferner wurden zwei Gardinen heruntergerissen und zwei Gardinenstangen verbogen. In das Haus selbst wurde nicht eingebrochen.

    Nachdem die Banditen diese Runde bei den sogenannten volksdeutschen Grundstücken – es gibt dort nur diese acht volksdeutschen Gehöfte – gemacht hatten, kehrten sie nochmals zu ihrem Ausgangspunkt, dem Anwesen des volksdeutschen Zeugen Bußmann zurück. Dort wurden unter großem Gebrüll und Gejohle zunächst wiederum Steine gegen Fenster und Haus geworfen. Alsdann drangen einige der Männer durch die zerschlagenen Fenster in die Wohnräume ein und verteilten sich auf die einzelnen [104] Zimmer, sogar in den Keller und in die Bodenräume. Die Türen wurden geworfen, auch die Tür zum Leutezimmer erbrochen, wie der nochmals mit seinem Bruder unter das Dach geflüchtete Zeuge Bußmann wahrnahm. Die Horde beschädigte das Radio und die Antenne, zwei Plüschsessel, warf zehn Blumentöpfe mit Blumen auf die Erde und zerschlug noch zwei Scheiben des Bücherschrankes. Entwendet wurden folgende Gegenstände: ein Diamant (Glasschneider), eine wollene Unterhose, eine wollene Jacke, eine leere Brieftasche, ein Bleistiftanspitzer, 15 Weckgläser mit Kirschen und Saft, sechs Gardinen, acht Strümpfe, viele Handtücher, drei Stück Seife, eine Schachtel Schuhkrem, zwei Schachteln Hautkrem, ein Regulator, zwölf Messer, zwölf Gabeln, zwölf Löffel, drei Töpfe, zwei Pfannen, zwei Bettbezüge mit Kopfkissen, eine Tischdecke, je ein Pfund Butter, Schmalz und Wurst, ein eisernes Metermaß und zwei Wassereimer. Die entwendeten Saftflaschen wurden teilweise noch an Ort und Stelle ausgetrunken.

    Der Zeuge Bußmann und sein Bruder kamen erst am nächsten Morgen gegen 3 Uhr aus ihrem Versteck unter dem Dache hervor und verbargen sich, da sie in Anbetracht der großen Wut der Horde immer noch um ihr Leben bangten, noch den ganzen Tag in einem etwa zwei Kilometer entfernt liegenden Kartoffelfeld.

    Zwei Tage nach dieser Ausschreitung hörte der Zeuge Bußmann, wie sich sein Knecht – der Angeklagte Bambor – mit dem in diesen Akten und wegen Bedrohung Mitangeklagten Müllergeselle Nowak wegen Ausleihens von zwei Pferden auf dem Hof herumzankte. Bußmann, der sich ebenfalls auf dem Hofe befand, rief beiden zu, sie sollten nicht so einen Krach machen, und kam heran, um den Streit zu schlichten. Der Angeklagte Nowak, der eine Mistgabel in der Hand hielt, erhob nun diese gegen Bußmann und sagte: "Solche Leute müssen alle weg".

    Diesen Sachverhalt hat das Gericht auf Grund der eidlichen Bekundungen der Zeugen: Arthur Bußmann, Otto Schemme, Robert Mücke, Wilhelmine Weißmüller, Frieda Unkenholt, Otto Kranz, Arthur Schmalz, Wilhelm Heintze, Stanislaus Gadjinski, Wladislawa Napieralla, des Franz und der Kunigunde Super, in Verbindung mit den gegenseitigen Anschuldigungen der Angeklagten festgestellt.

    Quelle: Sd. Is. Posen 78/39


     
    Wojciechowo 56. Polnische Soldaten als Brandstifter

    Mord an Karl und Lydia Baar

    Wojciechowo, am 13. Oktober 1939.

    Untersuchungsstelle für
    Verletzungen des Völkerrechts
    beim Oberkommando der Wehrmacht.

    Gegenwärtig:
    Kriegsgerichtsrat Hurtig,
    Heeresjustizinspektor Pitsch.

    Aufgesucht erscheint die Landwirtstochter Martha Baar aus Wojciechowo und erklärte auf Befragen nach entsprechender Eidesbelehrung:

    [...]

    ... Zunächst kam in unser Haus ein einfacher Soldat herein. Er fragte, ob wir Deutsche seien und viele Söhne hätten. Wir bejahten die Frage, daß wir Deutsche [105] seien, und hinsichtlich der Frage nach den Söhnen erklärte ich, daß nur mein 46jähriger Bruder Karl anwesend sei. Kaum war er wieder ausgegangen, als ein Podporucznik (polnischer Leutnant) hineinkam und sich von meinem Bruder den Militärpaß zeigen ließ. Ich stand im Hausflur. Mein Bruder Karl, meine Schwester Lydia, meine Mutter, ein 13jähriger Junge namens Arthur Bieser und ein polnisches Mädchen namens Hedwig (9 Jahre) hielten sich in der Küche auf. Als sich der polnische Leutnant den Militärpaß durchgelesen hatte, sagte er auf polnisch: "Es schadet nichts", drehte sich um und ging hinaus. Er hatte jedoch kaum den Hof betreten, als er sich wieder umwandte und aus seinem Karabiner in die Küche hineinschoß. Zuerst erhielt mein Bruder Karl einen Bauchschuß, er sank sofort zu Boden, war jedoch nicht tot. Darauf schoß er auf meine Schwester Lydia, die ebenfalls zu Boden stürzte, sich jedoch wieder erheben konnte und in den Garten lief. Dort muß sie sich hingelegt haben, denn wir fanden sie dort nach dem Einrücken der deutschen Truppen vor. Sie hatte jedoch mehrere Verletzungen, muß also im Garten nochmals gestochen worden sein oder weitere Schüsse erhalten haben. Der später, etwa zwei Stunden später, eintreffende deutsche Militärarzt verband sie noch, jedoch starb sie nachts an den erlittenen Verletzungen.

    Auf meine Mutter gab der polnische Leutnant ebenfalls einen Schuß ab, traf jedoch vorbei. Der 13jährige Schüler Bieser erhielt einen Schulterschuß. Der letzte Schuß galt mir, ich stand immer noch im Hausflur. Auch an mir schoß er vorbei. Nunmehr brachten meine Mutter und ich – der Schüler Bieser und die polnische Schülerin Hedwig waren inzwischen weggelaufen – den noch nicht toten Bruder Karl in den Keller und wollten dort Schutz suchen. Dieser erklärte mehrmals, es hätte doch keinen Zweck, er müsse bald sterben, und verschied auch bald darauf. Inzwischen hatten die polnischen Soldaten unsere Scheune angesteckt, und das Feuer trieb durch den Wind auf unser Wohnhaus zu, so daß dieses schließlich ebenfalls Feuer fing. Wir stürzten im letzten Augenblick ins Freie und mußten bereits durch die Flammen hindurchlaufen. Meinen toten Bruder ließen wir im Keller liegen, so daß er mit dem Wohnhaus zusammen verbrannte. Es waren nur noch Knochen übriggeblieben, als wir nach dem Abbrennen des Hauses nach ihm suchten. Als wir ins Freie stürzten, waren die polnischen Soldaten bereits vom Hofe weggegangen, standen jedoch an unserem Garten am Wege und feuerten in der Richtung, aus der die deutschen Truppen anrückten. Zwei Stunden später trafen die ersten deutschen Soldaten bei uns ein.

    In unserem Dorfe haben die polnischen Truppen drei deutsche Gehöfte abgebrannt und dabei auch den Landwirt Gatzke erschossen. Gatzke war etwa 32 Jahre alt.

    Laut diktiert, genehmigt und unterschrieben.

    gez. Martha Baar

    Die Zeugin leistete folgenden Eid: "Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit gesagt, nichts verschwiegen und nichts hinzugefügt habe, so wahr mir Gott helfe."

    Geschlossen:
    gez. Hurtig       gez. Pitsch

    Quelle: WR I


    [106]
    Wonorze 57. Zwischen brennenden Strohmieten

    Unter Eid bekundete der Zeuge Eduard Kunitz, Stellmacher und Landwirt in Wonorze, folgendes:

    Am 7. September 1939 kam vormittags polnische Artillerie, die sich hier einquartieren ließ. Die Artilleristen erklärten im Laufe des Tages, daß hinter ihnen polnische Infanterie käme, die alle Deutschen ermorden würde. Sie gaben uns den Rat, zu flüchten. Ich besprach mich mit anderen Deutschen. Wir konnten uns aber zunächst alle nicht entschließen, unsere Höfe zu verlassen, wußten auch nicht, wo wir hinfahren sollten. Wir haben aber dann doch das Notwendigste zusammengepackt, auf die Wagen geladen und sind auf einem Landweg auf dem Wege nach Stanomin gefahren. Als wir in Stanomin ankamen, war dort bereits polnische Infanterie, die uns in Empfang nahm. Sie forderte uns Männer auf, vom Wagen herunterzusteigen und beiseite zu treten. Wir mußten unsere Ausweise vorzeigen; alle Wertsachen, die wir bei uns hatten, wurden uns abgenommen. Wir mußten uns in einer Reihe aufstellen und die Hände hochheben. Diejenigen, die die Hände nicht mehr hochhalten konnten, wurden mit Fußtritten und Bajonettstichen traktiert. So haben wir etwa eine Stunde lang stehen müssen. Danach mußten wir uns mit dem Gesicht zur Wand an ein Gasthaus stellen, die Hände hoch an die Wand. So mußten wir etwa eine Viertelstunde stehenbleiben, danach mußten wir eine Kolonne zu vier bilden und mußten nach Dabrowa-Biskupia marschieren.

    Dabrowa In Dabrowa-Biskupia kamen wir bei Sonnenuntergang an. Dort wurden wir in einer Reihe am Straßenrand, aufgestellt, wiederum mit erhobenen Händen. Auch hier wurden wir in der gleichen Weise mit Fußtritten und Bajonettstößen traktiert wie schon vorher. Dort mögen wir wieder etwa eine Viertelstunde gestanden haben. Ich war in der Reihe der vierte vom linken Flügel. Ich beobachtete, wie rechts von uns ein Leutnant mit einem Infanteristen sprach. Dieser Infanterist kam dann zu uns und gab den auf dem linken Flügel stehenden Deutschen den Befehl, kehrt zu machen und auf das Feld zu gehen. Die Hände durfte der Betreffende herunternehmen. Der Soldat ging mit dem Gewehr einige Schritt hinterher, und als der Deutsche etwa 20 bis 30 Schritte in das Feld hineingegangen war, nahm der Soldat das Gewehr hoch und schoß von hinten auf den Deutschen. Dieser fiel zu Boden, worauf der Soldat heranging und ihm noch einen Kopfschuß gab. Der Soldat kam zurück und verfuhr mit dem zweiten und dritten in genau derselben Weise. Dann kam ich an die Reihe. Gleichzeitig mit mir aber auch mein Nachbar, weil dem Soldaten die Sache offenbar zu lange dauerte. Hinter meinem Nachbar ging dann ein zweiter Soldat. Als wir auch wieder 20 bis 30 Schritt auf das Feld gegangen waren, bekam ich einen Schuß von hinten in den Rücken. Der Schuß kam links vorn aus der Brust wieder heraus. Ich stürzte zu Boden, die Hände nach vorn ausgestreckt und sollte ebenfalls meinen Kopfschuß bekommen. Ich trug aber eine Mütze, die sich beim Fallen stark nach links verschoben hatte. Infolgedessen nahm der Soldat wohl an, daß mein Kopf weiter links sei. Der Schuß ging jedenfalls zwischen Schädel und Mütze durch und streifte mich nur leicht. Ich blieb unbeweglich liegen bei vollem Bewußtsein und hörte alle die weiteren Schüsse. Als es dunkel geworden war – es mag etwa eine halbe Stunde gedauert haben –, fürchtete ich, daß nunmehr eine Kolonne kommen werde, um uns zu begraben. Ich kroch deshalb ganz vorsichtig nach vorn bis zu einer Strohmiete hin. Der Schuß durch den Oberkörper machte mir keine besonderen Beschwer- [107] den. Als ich an der Strohmiete lag, war es plötzlich ganz hell. Ich stellte fest, daß sämtliche Strohmieten in Brand gesteckt worden waren. Da ich fürchtete, daß auch meine Strohmiete angesteckt werden würde, kroch ich ein Stück weiter, etwa 40 bis 50 Meter weit. Später bin ich noch bis an einen Graben und Wassertümpel gekrochen, damit ich meinen Durst löschen konnte. Da habe ich die ganze Nacht gelegen, weil ich nicht weiter konnte.

    Als es hell wurde – es mag 7.30 Uhr gewesen sein –, bemerkte ich eine polnische Patrouille von drei Mann, die offenbar den Graben absuchte. Diese fragte mich, wo ich herkäme. Ich habe wahrheitsgemäß Auskunft gegeben, daß ich am Tage vorher erschossen werden sollte. Die Patrouille wollte von mir wissen, wo zwei andere Deutsche seien. Als ich erklärte, ihnen keine Auskunft geben zu können, drohten sie mich zu erschießen. Ich stellte mich vor sie hin, öffnete meine Kleidung und bat sie, auf die rechte Seite zu schießen, da ich ja links schon einen Schuß hatte. Daraufhin fanden die Soldaten den Mut zum Erschießen nicht. Die Soldaten brachten mich dann zu einem Leutnant, der mir auf meine Bitten Wasser gab und mir dann den Rat gab, mich in einem Wäldchen zu verstecken, nachdem er mir noch durch seinen Burschen vier Stücke Kommißbrot hatte geben lassen. Ich ging dann in der Richtung nach dem Wäldchen, blieb dann aber in einem Graben, der nicht eingesehen werden konnte, liegen. In großen Abständen bin ich dann weitergekrochen, bis ich schließlich abends zu einem Gehöft kam, wo mich eine Verwandte von mir erkannte. Am nächsten Morgen (Sonnabend früh) kam dann das deutsche Militär, von dem ich verbunden wurde.

    Quelle: WR II

     
    Posadowo 58. "Alle an die Wand!"

    Unter Eid bekundete der Zeuge Wiesner, Güterdirektor in Posadowo, folgendes:

    Die eidliche Aussage des Güterdirektors Wiesner, d.d. Posadowo, 4. Oktober 1939, betrifft einen Fall widerwärtigster Grausamkeit gegenüber schuldlosen deutschen Zivilpersonen:2

    Der Kompanieführer der Radfahr-Kompanie des Inf.-Regts. Nr. 58 (Standort Posen) fragte, nachdem man ihm über hundert Volksdeutsche zugeführt hatte und ihm gemeldet worden war, daß vier von ihnen bereits erschossen worden seien, die auf dem Kasernenhof herumstehenden 300 bis 400 Soldaten: "Na, wollt ihr noch mehr von diesem deutschen Hitlerschweinefleisch sehen?" Auf die Antwort: "Jawohl, sämtliche Schweine erschießen!" versetzte er zunächst mit einem Ochsenziemer einem der Deutschen etwa fünfzehn Hiebe über den Kopf, so daß der Getroffene aus Mund, Nase und Ohren blutete, läßt ihn dann an die Wand stellen und schießt ihn mit einem Browning nieder. Dann ruft er aufgebläht seinen Soldaten zu: "Wollt ihr noch mehr von dem deutschen Hitlerschweinefleisch?" Auf die johlende Antwort: "Alle an die Wand!" zieht er wahllos zwei weitere Deutsche aus der Gruppe heraus und läßt sich überdies von einem neben ihm stehenden Mann noch einen dritten nennen, um auch diese drei Unglücklichen mit seinem Browning niederzuschießen. Dann bringt er ein dreifaches Hoch auf Marschall Rydz-Smigly aus und läßt die polnische Nationalhymne singen.

    Quelle: WR II


    [108]
    Schwersenz 59. Die Augen ausgestochen

    Unter Eid bekundete der Zeuge Adolf Düsterhöft, Maurer aus Schwersenz bei Posen, folgendes:

    ... Am 14. September 1939 kamen die Leichen nach Schwersenz zurück, und ich hatte Gelegenheit, die Leiche meines Sohnes Arthur, geb. am 23. September 1909, und die des Arbeiters Kelm zu sehen. Beide Leichen waren in gleicher Weise zugerichtet:

    Die Knochen im Gesicht waren eingeschlagen, die Augen waren ausgestochen, und die Körper wiesen Verletzungen von einem Schuß auf. Außerdem war der Bauch meines Sohnes aufgeschnitten, so daß die Gedärme heraushingen. Wie ich gehört habe, sollen die Leichen der übrigen Deutschen ebenso zugerichtet gewesen sein.

    Quelle: WR II


     
    Schwersenz 60. Gebrochene Kiefer – entmannt

    Unter Eid bekundete der Zeuge Hermann Matthies, Fuhrmann in Schwersenz, folgendes:

    ... Die Namen der beiden Toten sind Düsterhöft und Kelm aus Schwersenz. Sie waren fürchterlich zugerichtet. Bei Düsterhöft war der Kiefer zerbrochen, ebenfalls auch eine Rippe. Die Köpfe und die Gesichter waren blau und dick geschwollen. Einer von ihnen hatte auch dicke geschwollene Hoden, die von einem Schlage herrühren mußten, der mit dem Kolben geführt worden war.

    ... Insgesamt habe ich zwanzig Leichen nach Schwersenz transportiert. Sie waren alle fürchterlich zugerichtet: Fast alle hatten gebrochene Kiefer, bei fast allen war die Schädeldecke eingeschlagen, Knochen waren gebrochen. Die Körper wiesen Stichwunden auf, einer Leiche war der Daumen herausgerissen, auch waren Augen und Zunge aus den Köpfen herausgequollen bzw. herausgetreten. Eine Leiche war entmannt.

    Quelle: WR II


     
    Hohensalza 61. Beide Beine abgehackt

    "Zahlreiche Leichen waren völlig nackt."

    Unter Eid bekundete der Zeuge Otto Milbrat, Kaufmann in Hohensalza, Markt 20, folgendes:

    ... Am Sonnabend, dem 9., oder Sonntag, dem 10. September 1939, fand ich acht unbeerdigte Leichen zwischen zwei Strohschobern an der Abdeckerei von Hohensalza. Eine Leiche war ganz verkohlt, da man einen danebenstehenden Strohschober in Brand gesetzt hatte. Eine zweite Leiche war halb verkohlt, einer dritten Leiche fehlte das linke Bein, der vierten Leiche waren beide Beine abgehackt, einer fünften Leiche war ein Auge ausgestochen, einer sechsten Leiche beide Augen ausgestochen, einer siebenten Leiche die Zunge abgeschnitten und der Bauch aufgeschnitten. An der achten Leiche konnte ich nur noch die Schüsse sehen, die aus kurzer Entfernung abgegeben worden sein müssen, im übrigen war die Leiche schon in starke Verwesung übergegangen.

    ... Die Leiche des Schmiedes Wagner fand ich in der Nähe der Baumschule Fuchs in einer Kaule liegend vor. Sie war durch Stichverletzungen am Körper und am Kopf [109] gräßlich verstümmelt. Auf der Leiche selbst lag viel Menschenkot, so daß daraus zu schließen ist, daß die Täter auf der Leiche ihre Notdurft verrichtet haben.

    ... Zahlreiche Leichen waren völlig nackt, so daß daraus zu schließen ist, daß noch diese Leichen ausgeplündert worden sind.

    Quelle: WR II


     
    Swierczewo 62. Vor dem verstümmelten Sohne

    "... fast allen Leichen fehlten Finger und Zehen."

    Unter Eid bekundete der Zeuge Bruno Siebert, Arbeiter in Swierczewo bei Posen, folgendes:

    ... Ich selbst sah meinen 16 Jahre alten Sohn Helmut erst in Schwersenz im Sarge wieder. Der Anblick war unbeschreiblich: Der Körper wies 16 Stiche auf, die offenbar von einem Bajonett herrührten. Von dem Kopf fehlte fast die ganze rechte Seite, das linke Auge war weg und die Nase war eingeschlagen. Außerdem wies der Kopf auf der Mitte der Stirn einen Einschuß auf. Ich hätte meinen Sohn in diesem Zustande wohl schwerlich wiedererkannt, hätte nicht eine Verletzung am Nagel des rechten Daumens, das gelbe Sporthemd, die Unterhosen und die Farbe der Socken die zweifelsfreie Identifizierung ermöglicht. Ich möchte noch erwähnen, daß die Stellen, wo mein Sohn geschlagen worden war, alle schwarz unterlaufen waren.

    Vor Schmerz brach ich zusammen.

    Außer der Leiche meines Sohnes bekam ich noch sieben andere Leichen zu sehen, die ebenfalls mit Helmut zusammen in Falkowo verscharrt worden waren. Es waren dies reifere Männer, bis auf einen ebenfalls 16jährigen Jungen. Alle Leichen waren auf das gräßlichste verstümmelt: Bei fast allen Leichen fehlten Finger und Zehen. Fast alle Leichen hatten aufgeschlitzte Bäuche, so daß die Gedärme herausquollen. Ich erinnere mich, daß bei einer Leiche die Augen herausgepellt waren. Bei allen Leichen waren die Köpfe unförmig groß, denn sie waren alle zerschmettert.

    Quelle: WR II


     
    Neutecklenburg 63. 9 volksdeutsche Frauen in Neutecklenburg ermordet

    Unter Eid bekundete der Zeuge Karl Schmidt, Schmied in Neutecklenburg, Kr. Wreschen, folgendes:

    Am Dienstag, dem 5. September 1939, kamen polnische Truppen auf dem Rückzuge von Westen her durch unser Dorf Neutecklenburg. Die letzte Abteilung dieser Truppen – es handelte sich um Infanterie, jedoch kann ich die Nummer des Truppenteils nicht angeben –, holte mich mit 14 anderen Volksdeutschen aus den Häusern und führte uns weg. Die Soldaten hatten Drillichzeug an, eine Mütze auf und den Karabiner umgehängt. Die Festgenommenen bestanden aus 9 Frauen und 6 Männern. Unter diesen befanden sich meine Frau, Bertha Schmidt geb. Grawunder, meine Schwiegermutter, Wilhelmine Grawunder geb. Beeke, mein Schwager Paul Grawunder und meine Schwägerin Else Grawunder.

    Unterwegs wurden wir, wenn wir nicht schnell genug gingen, mit dem Gewehrkolben bedroht. Die polnischen Soldaten riefen uns auch zu: "Euer Hitler wird euch schon [110] vergehen!" Etwa zwei Kilometer vom Dorf entfernt wurden wir vor einen Wassergraben gestellt, und zwar mit dem Gesicht zum Graben. Nachdem uns Uhren und Geld abgenommen worden waren, wurde von rückwärts aus etwa 20 bis 30 Meter Entfernung auf uns geschossen. Die Kugel traf mich in die rechte Seite. Ich blieb bei Bewußtsein, warf mich aber hin und fiel in den Graben. Es wurden dann alle, die nicht gleich im Wasser lagen, in den Graben geworfen. Die meisten schrien dabei fürchterlich. Es wurde dann nochmals auf sie geschossen. Mein Schwager wurde auf mich geworfen, jedoch gelang es mir, meinen Kopf über Wasser zu halten.

    Die Polen zogen dann ab. Nach einer halben Stunde etwa wagte ich es, aus dem Graben zu kriechen. Es war alles still und niemand gab mehr ein Lebenszeichen, nur jaulten noch zwei Hunde, die mit erschossen worden waren.

    Quelle: WR II


     
    Ostwehr 64. Massenmorde in Ostwehr

    Polnischer Offizier befiehlt: "Alle erschießen!"

    Ostwehr, am 15. Oktober 1939.

    Untersuchungsstelle für
    Verletzungen des Völkerrechts
    beim Oberkommando der Wehrmacht.

    Gegenwärtig:
    Kriegsgerichtsrat Hurtig,
    Heeresjustizinspektor Pitsch.

    Aufgesucht erscheint der Willi Veltzke, Lehrer aus Ostwehr, und erklärte auf Befragen nach entsprechender Eidesbelehrung:

    ... Als wir hinter einen Speicher gekommen waren, bemerkte ich unter den Begleitmannschaften einen polnischen Leutnant. Dieser befahl uns, selbst unser Grab zu graben, was wir jedoch mangels Spaten nicht tun konnten und auch nicht wollten. Nunmehr mußten wir uns in einer Reihe aufstellen, und der Leutnant fragte jeden, indem er ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtete, ob er ein Deutscher sei. Nachdem er die Reihe durchgegangen war, zählte man uns durch. Es waren 21 Mann. Darauf befahl er den Soldaten: "Alle erschießen". Wir standen in einer Reihe an der Mauer entlang. Darauf schossen die Soldaten von der Seite und auch von vorne auf uns ein. Da mir in diesem Augenblick schwindlig wurde, stand ich etwas gebückt und hielt mich an meinem Bruder. Nach einigen Schüssen erhielt ich einen Oberschenkelschuß und warf mich hin. Meinen Bruder neben mir hörte ich nur noch röcheln. Einige riefen: "Noch eine Kugel", andere wieder stöhnten laut. Als wir alle am Boden lagen, trat der polnische Offizier an uns heran und leuchtete jedem ins Gesicht. Viele bekamen noch einen Gnadenschuß, auch nach mir wurde nochmals geschossen. Dieser Schuß traf jedoch nur meine Fußspitze, zerfetzte diese, ohne jedoch meinen Fuß zu verletzen.

    Allmählich wurde alles still und es herrschte große Dunkelheit. Man trug bereits die ersten Leichen weg. Als ich den Offizier rufen hörte: "Durchsuchen", befürchtete ich, noch erschlagen zu werden, kroch an der Wand entlang, sah um die Gebäudeecken und fand die Straße voller Soldaten. Darauf kroch ich zunächst zu einer Pappel, zog mich hoch und kletterte über einen Zaun. Dort blieb ich hängen, konnte aber doch loskommen und fiel auf einen Haufen [111] Drainageröhren, an eine Stelle, welche die Polen als Lokus benutzt hatten. Ich beschmutzte mich stark mit Menschenkot und fand ein Hemd, das offenbar ein Soldat zum Trocknen aufgehängt hatte. Hiermit verband ich meinen Oberschenkel. Da in meiner Nähe überall Soldaten standen, kroch ich an den Gebäuden entlang über den Hof und versteckte mich in den Brennesseln. Von dort kroch ich weiter in einen Graben und trank mich dort satt. Als ich die Luft rein fand, humpelte ich querfeldein nach Ostwehr zurück und traf gegen 0.30 Uhr zu Hause ein. Die polnischen Truppen waren inzwischen abgezogen. Unter ständiger Furcht verbrachte ich die Nacht in einer Kammer. Am 9. September 1939, gegen 9 Uhr, erschienen jedoch deutsche Soldaten in unserem Dorf. Ein deutscher Militärarzt verband mich, gab mir eine Spritze, und am 11. September 1939 wurde ich in das Krankenhaus von Hohensalza geschafft, wo ich neun Tage lag. Auch jetzt bin ich noch an das Bett gefesselt, da die Wunde noch eitert. Auf dem Gute Michalowo sind folgende Männer am 8. September 1939 erschossen worden:

    • Vater und zwei Söhne Jordan;
    • der Landwirt Wagner;
    • der Landwirtssohn Hanse;
    • zwei Brüder des Landwirts Schott;
    • dessen Sohn und dessen Neffe Sperling;
    • der Landwirt Getschmann (Vater mit seinem Sohn);
    • der Landwirt Friedrich;
    • der Landwirt Jakob und sein Sohn;
    • der Molker Gerlieb;
    • der Bäckermeister Veltzke;
    • der Landwirt Veltzke und sein Sohn Walter;
    • der Landwirt Ruther.

    Im Dorfe selbst wurden am 7. September 1939 erschossen:

    • Die Landwirtssöhne Erich und Wilhelm Marquardt;
    • der Landwirt Schott und
    • der Landwirt Bohlmann.

    Nur Bruno Hanse und ich kamen bei der Metzelei auf dem Gute Michalowo davon. Mein Vater war 74 Jahre alt, der Sohn Schott war erst 13 Jahre alt.

    Laut diktiert, genehmigt und unterschrieben
    gez. Willi Veltzke

    Quelle: WR I






    1Die beiden anderen Leichen wurden als der 18jährige Max Otto und der 21jährige Erich Manthe identifiziert. Sie wurden von polnischen Polizeibeamten an anderem Ort ermordet. ...zurück...

    2Näheres siehe im Erlebnisbericht Wiesner S. 160 ff. ...zurück...



    Die polnischen Greueltaten
    an den Volksdeutschen in Polen.

    Im Auftrage des Auswärtigen Amtes
    auf Grund urkundlichen Beweismaterials zusammengestellt.
    Bearbeitet von Hans Schadewaldt.

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