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Dokumente: Typische Greuelfälle, Teil 6
 
Nieschawa 65. 14 Volksdeutsche unweit Nieschawa erschossen

Unter Eid bekundete die Zeugin Olga Koscinske, geb. Utke, Arbeiterfrau in Podole, folgendes:

Am Donnerstag, dem 7. September 1939, wollte ich gerade aus meiner Wohnung über die Chaussee, welche von Ciechocinek nach Nieschawa führt, zum Hause des Landwirts Teßmann gehen, bei dem mein Mann arbeitete, um dort zu helfen. Ich hatte meine 9jährige Tochter mit. In diesem Augenblick sah ich auf der Chaussee polnisches Militär auf Rädern entlangkommen. Beim Näherkommen bemerkte ich, daß sie Zivilisten führten. Einer der Soldaten trug auf der Schulterklappe die Nummer 63.

Der mir bekannte Daniel Leischner ging dicht an mir vorbei und sagte im Vorbeigehen: "Grüß mir Vater und Mutter." Darauf schrie mich ein polnischer Soldat an: "Kennst du die Räuber? Bist wohl auch so ein Hitlerowski!" Ich antwortete darauf nichts.

Ich hörte nur noch, wie die Soldaten unter sich sagten, ob auch die Kugeln reichen würden. Nunmehr machte ich, daß ich wieder zu meiner Wohnung kam, da ich ahnte, [112] daß die Zivilisten erschossen werden würden. Von der Seite sah ich noch, wie man alle 14 in einer Reihe an den Weichseldamm stellte und die Soldaten zu feuern begannen. Zunächst erschossen sie den Landwirt Keller. Hierauf hörte ich die anderen rufen: "O mein Gott, Ehre sei Gott in der Höhe, ihm sei Ehr und Dank." Bald darauf fielen auch die anderen Schüsse, worauf ich sah, wie Karl Fleming sich auf allen vieren aufrichtete, ein Soldat an ihn herantrat und einen Schuß aus seinem Browning auf ihn abgab. Als er sich dann wieder aufrichtete, schlug man mit Gewehrkolben auf ihn ein, bis er tot war. Ohne die Toten zu beerdigen, fuhren die Soldaten nach Nieschawa weiter. Ich stand etwa 40 Schritte von der Mordstätte entfernt. Unter den 14 Zivilisten befanden sich Keller, Fleming, Leischner, Keßler, Dreyer und Rienast. Die anderen kannte ich nicht.

Quelle: WR II


 
Nieschawa 66. Volksdeutscher Junge aufgespießt auf Bajonett, über den Markt von Alexandrowo getragen

Unter Eid bekundete die Zeugin Alexandra Berthold, geb. Teschner, Pfarrfrau in Nieschawa folgendes:

... Am Dienstag, dem 5. September 1939, wurde an unseren Fenstern ein Gefangenentransport von etwa 300 bis 400 Menschen vorbeigetrieben. Es waren lauter saubere, anständige Deutsche aus Stadt und Land, gut gekleidet, voll stummer Verzweiflung in ihren Augen, Brautpaare, die sich an den Händen hielten, und alte Familienväter, die sich auf junge Menschen stützten. Etliche schleppten sich kaum noch weiter und wurden von ihren Nachbarn getragen. Die Frauen machten etwa den zehnten Teil der Gefangenen aus. Auf dem Sand vor unserem Hause durften sie sich setzen. Die meisten warfen sich sofort hin. Die Begleitmannschaften, es waren etwa 15 bis 20 Polizisten mit aufgepflanzten Bajonetten, wurden verpflegt, die deutschen Gefangenen jedoch nicht.

Alexandrowo ... Von unseren Gemeindemitgliedern wurde uns berichtet, wie der Konfirmand Peplau aus Alexandrowo von einem polnischen Soldaten auf dem Bajonett über den Markt von Alexandrowo getragen wurde. Er war noch lange nicht tot, und soll so geschrien haben, daß selbst die polnische Zivilbevölkerung darüber empört war.

Aus unserer Gemeinde hat polnisches Militär gemeinsam mit polnischen Zivilpersonen die Geschwister Karl und Lydia Schulz aus Zbrachlin zunächst mit dem Bajonett gestochen, dann in das Haus getrieben, dieses angesteckt, so daß beide verbrannten. Am Slonsk 12. September 1939 war ich mit meinem Mann in Slonsk, um 22 ermordete deutsche Volkstumsangehörige zu beerdigen. Die Leichen waren gräßlich verstümmelt. Dem Gemeindemitglied Wiesner hatten sie die Beine gebrochen, dem Fleischer Keller das Gesicht mit dem Bajonett aufgeschnitten, dem jungen Daniel Leischner Nase und Ohren abgeschnitten. Das Gesicht war völlig massakriert, auch sein Vater, Heinrich, wurde ermordet. Wie mir die Gemeindemitglieder aus Slonsk erzählten, mußten sich die Töchter des Lehrers Daase auf Geheiß des polnischen Militärs ausziehen und wurden dann von den Soldaten vergewaltigt. In Slonsk sind 48 Per- [113] sonen, vorwiegend Männer, ermordet worden. Überall in der Gegend von Slonsk roch es nach Leichen. Von den Gemeindemitgliedern hörte ich ferner, daß sie der Frau Agathe Leischner den Kopf vom Rumpf getrennt haben. Auch dies soll polnisches Militär getan haben.

Quelle: WR II


 
Slonsk 67. Den Kopf völlig zerschlagen – das rechte Auge ausgestochen

Mord an Poschadel

Unter Eid bekundete der Zeuge David Poschadel, Arbeiter in Slonsk, folgendes:

Am Donnerstag, dem 7. September 1939, ging ich nach Ciechocinek, während mein Sohn die Kuh aufs Feld brachte. Als ich aus der Stadt zurückkam, begegnete ich meinem Sohn, der von einem Soldaten geführt wurde. Mein Sohn war 36 Jahre alt. Ich getraute mich nicht, ihn anzusprechen. Mein Sohn sagte auch nichts, guckte mich nur an und weinte. Ich fand ihn verscharrt am Sonntag, dem 10. September 1939, vor. Er lag in einem Graben auf dem Lande meines Nachbarn Gläsmann. Der Kopf war völlig zerschlagen, außerdem wies er viele Bajonettstiche auf, u. a. war auch das rechte Auge ausgestochen. Einen Schuß hatte er in der Brust.

Quelle: WR II


 
Ostwehr 68. Die Leichen im Jauchegraben

Unter Eid bekundete der Zeuge Bruno Hanse, Landwirt in Ostwehr, folgendes:

Mit anderen deutschen Männern wurde ich am 8. September 1939 gegen Abend von polnischen Soldaten nach dem Gute Michalowo geführt. Nachdem man uns hinter einem Speicher des Gutes in Linie zu zwei Gliedern mit dem Gesicht zur Wand aufgestellt hatte, befahl ein kleiner schmächtiger Leutnant mit schwarzem Haar, 1,67 m groß, den Begleitmannschaften die Spaten abzuschnallen. Diese stellten sie vor das erste Glied hin. Darauf befahl der polnische Leutnant dem ersten Glied, Löcher zu graben. Trotz dreimaliger Aufforderung taten wir das nicht.

Darauf mußten wir uns in einer Reihe mit dem Gesicht zur Wand aufstellen und uns ausrichten. Rechts von mir stand der älteste Jordan namens Alfred, links von mir mein Bruder, links von meinem Bruder Adolf Jordan, die weiteren konnte ich in der Dunkelheit nicht mehr erkennen. Als ich den Leutnant befehlen hörte, alles erschießen, versuchte ich festzustellen, von wo geschossen werden sollte. Da bemerkte ich beim Ausrichten, daß rechts von Alfred Jordan in einer Entfernung von einem Meter ein Soldat den Karabiner angelegt hatte und die Reihe entlang in Kopfhöhe zielte. Als alter Soldat dachte ich mir sofort, daß er mit einem Schuß mehrere erledigen wollte und senkte den Kopf etwas nach vorne. In diesem Augenblick krachte auch der erste Schuß, und sowohl Alfred Jordan wie auch mein Bruder sanken lautlos um. Ich warf mich gleichfalls zu Boden. Noch mindestens viermal hörte ich den Soldaten die Reihe entlangschießen. Die Getroffenen hörte ich stöhnen, röcheln, andere riefen weiterschießen, und ich bemerkte, wie der polnische Leutnant mit der Taschenlampe in der Hand die Getroffenen abging, ableuchtete und einer von den [114] hinter uns stehenden Soldaten Fangschüsse auf die Schreienden und Stöhnenden abgab. Ich überlegte mir kurz, wenn die Reihe an mich käme, ich entweder erschossen oder lebendig begraben werden würde. Daher sprang ich kurz entschlossen auf, lief an den seitwärts stehenden Soldaten vorbei, um die Gutsgebäude herum. Die örtlichen Verhältnisse kannte ich. Als ich etwa 20 Meter gelaufen war, krachte es hinter mir etwa dreimal. Infolge der herrschenden Dunkelheit wurde ich jedoch nicht getroffen. Auf Irrwegen gelangte ich dann schließlich am nächsten Abend gegen 7 Uhr nach Hause. Als ich zu Hause eintraf, erklärte mir meine Mutter, daß bereits deutsche Truppen durchgezogen seien.

Am Montag, dem 11. September 1939, gegen 12.30 Uhr, kam ich dann zu dem Gut Michalowo zurück und fand dort die Leichen der Ermordeten in einem Jauchegraben liegend, mit einigen Schippen Erde beworfen, vor. Mein Bruder hatte einen Schuß durch die Halsschlagader, Alfred Jordan, der rechts von mir stand, einen Schläfennaheschuß. Anderen Leichen hatte man noch mit dem Karabiner den Kopf zerschlagen.

[...]

Quelle: WR I


 
Rudak 69. Hochschwangere erschossen und in den Schweinestall geworfen

Die Morde an Helene Sonnenberg und Martha Bunkowski in Rudak

Auszug aus den Akten des Reichskriminalpolizeiamtes – Sonderkommission in Bromberg – Aktenzeichen Tgb. V (RKPA) 1486/12.39.
[Scriptorium merkt an: gerichtsärztlicher Bildbericht hier.]

Am 7. September 1939 wurden im Dorfe Rudak, wenige Kilometer südöstlich von Thorn, unter vielen anderen auch die Frauen Helene Sonnenberg und Martha Bunkowski ermordet.

Diese beiden Morde erreichen deswegen einen Höhepunkt an Gemeinheit und Verworfenheit, weil es sich bei der 26 Jahre alten Helene Sonnenberg, der Ehefrau des Kirchendieners der evangelischen Gemeinde Rudak, Albert Sonnenberg, um eine Frau in hochschwangerem Zustand gehandelt hat, die außerdem Mutter eines dreijährigen Söhnchens war. Diese Taten insbesondere sind offensichtlich Auswirkungen der ganz besonderen Hetze gegen die evangelischen Geistlichen, die Kirchendiener und die Angehörigen beider Gruppen. In Verfolg dieser Hetze wurde am 1. 9. 1939 in Rudak, als seine Ehefrau mit dem Söhnchen gerade abwesend war, der Kirchendiener Albert Sonnenberg aus der Wohnung geholt und mit vielen anderen verschleppt. Frau Sonnenberg hörte das, bevor sie in ihr Häuschen neben der Kirche zurückkehrte, und beschloß, sich mit ihrem Kinde zu retten, indem sie nicht mehr in die Wohnung zurückkehrte; sie hatte in den vergangenen Wochen genug gehört, um sich im klaren darüber zu sein, daß ihr als der Ehefrau eines ehrenamtlich in den Diensten der Kirche stehenden Mannes von seiten der Polen nichts Gutes bevorstehen konnte.

Vom 1. bis zum 6. 9. 1939 irrte die Hochschwangere mit ihrem kleinen Sohn, in Angst um ihren Mann und in Sorge um ihr Schicksal, in der Umgebung von Rudak umher, nachdem sie bei vielen Menschen vergebens um Unterschlupf nachgesucht und in Scheunen und in einer Ziegelei genächtigt hatte. Am 6. 9. 1939 traf sie mit der [115] ledigen Martha Bunkowski, die sich wie sie auf der Flucht vor dem rasenden Polentum befand, zusammen, und beide Flüchtlingsfrauen versteckten sich nunmehr mit dem kleinen Heinrich Sonnenberg in einem von den polnischen Truppen verlassenen Festungswerk, in dem bereits andere Flüchtlinge Unterschlupf gefunden zu haben glaubten. Am nächsten Tage, dem 7. 9. 1939, bat die Schwangere Fräulein Bunkowski, aus ihrer Wohnung Kleidung für den dreijährigen Knaben zu holen. Die hilfsbereite Bunkowski kam aber bald nach ihrem Weggehen, geführt von polnischen Soldaten, zurück und wurde nun gemeinsam mit Frau Sonnenberg und deren Kind abgeführt. Zeugen erklären, daß nach einiger Zeit ein Soldat den Knaben zurückgebracht habe mit den in polnischer Sprache gesprochenen Worten: "Die zwei kommen nicht mehr zurück!"

Am 8. 9. 1939 fanden Volksdeutsche die Hochschwangere und ihre Begleiterin im Stallgebäude der 30 Meter von der Kirche entfernt gelegenen Kirchendienerwohnung. Die Schwangere lag auf dem Leib, das Gesicht in einer Blutlache, die Leiche der Bunkowski lag mit dem Oberkörper über zwei Holztonnen. Der Stall war von außen abgeschlossen.

Die kriminalpolizeilichen Feststellungen führen zu dem Schluß, daß auf die beiden Frauen außerhalb des Stallgebäudes insgesamt fünf Schüsse abgegeben worden sind, so daß die Opfer erst als Leichen in den Stall geschleppt, dort abgeworfen und eingeschlossen worden sind. [Scriptorium merkt an: der Begleittext zum gerichtsmedizinischen Bildbericht schließt auf die entgegengesetzte Reihenfolge der Vorgänge – nicht, daß es letzten Endes einen Unterschied gemacht hätte.]

Der Fall Sonnenberg kann nicht besser als durch die Wiedergabe des Schlußsatzes des Gutachtens des gerichtsärztlichen Sachverständen Dr. med. habil. Panning1 gekennzeichnet werden, in dem es heißt:

"... Daß die Reste der Frucht nicht im mütterlichen Körper, sondern zwischen den Oberschenkeln vorgefunden wurde, entspricht dem allgemein bekannten Vorgang der sogenannten Sarggeburt, d.h. in Fällen der vorliegenden Art eine Austreibung des kindlichen Körpers aus der Gebärmutter durch Fäulniswirkung. – ... In jedem Falle muß es sich um einen Grad der Schwangerschaft gehandelt haben, die offensichtlich war und selbst dem flüchtigen Blick nicht entgehen konnte."


 
Lissa 70. Zu zweit, mit Handfesseln aneinandergebunden, zur Richtstätte geführt

Unter Eid bekundete der 73jährige Zeuge Albert Bissing, Bildhauer und Kirchenältester in Lissa, Grüne Gasse 1, folgendes:

... Von Feuerwehr und Militär wurden wir bewacht und zu zweien gefesselt, und zwar: ich und Juretzky, Weigt und Gaumer, zwei Bäckergesellen von Linke (Lissa), Schulz und Könke, Lehrling Schwarz und Lehrer Jeschke. Wir wurden beschuldigt, geschossen zu haben; Belastungszeugen waren zwei Lissaer Polen, ein Ulrych, übel beleumdet, und der Haushälter Glumniak...

Am 2. September 1939, 2 Uhr nachts, werden wir von Feuerwehrleuten erneut zu je zwei gebunden und durften uns nicht mehr setzen. Um 3 Uhr sollten wir einen vor dem Hause stehenden Wagen besteigen, da wir eng aneinandergebunden dieses [116] nicht konnten, wurden wir auf denselben heraufgeworfen, und zwar auf einen Arbeitswagen, auf dem sich lediglich ein nicht breites Brett befand. Mit meinen 73 Jahren litt ich unter den großen Erschütterungen und der engen Fesselung große Schmerzen – mein Gesäß war bald durch und durch wund –, ich bat wenigstens um Lockerung der Handfesseln. Nur ein wenig lockerte man mir sie. Von einer Frau, die wir um Wasser baten, wurde uns etwas Wasser an den Mund gereicht. Ebenso wurde meine Mütze auf meine Bitte hin mir fest ins Gesicht gezogen. So kamen wir nach Kriewen. Bis dahin waren wir unbehelligt geblieben. Lediglich Juretzky wurde von einem polnischen Berufsgenossen in der Stadt beschimpft. Von Kriewen aus fuhren immer Radler vor uns her, die die Dörfer, durch die wir kamen, mobilisierten. Mit Stöcken und Peitschen wurde in den Dörfern auf uns zugeschlagen. Ich glaube auch ganz bestimmt, eine Sense gesehen zu haben. Auf unsere Bitte, den Wagen halten zu lassen, um einmal austreten zu dürfen, wurde es uns nicht gestattet, schließlich hielt der Wagen doch, und wir mußten im Sitzen vom Wagen aus unsere Notdurft verrichten.

Schrimm In Schrimm kamen wir gegen 9 Uhr früh am 2. September 1939 an. Mit großem Geschrei empfing uns die Bevölkerung. Mein Mitgefangener, Schlossermeister Häusler, bekam von einem an einem Lederriemen befestigten Metallgegenstand einen derartigen Schlag ins Auge, daß das Auge heraushing. Er bat später um einen feuchten Lappen, um die Schmerzen etwas zu lindern, man erklärte ihm, daß sei doch nicht nötig, er würde sowieso erschossen. Wir wurden im Internat bei der katholischen Kirche untergebracht. In einem Nebenhof mußten wir gefesselt vom Wagen herunterspringen, wie wir das bewerkstelligt haben, weiß ich nicht mehr. Zu uns neun Mann kamen hier noch hinzu zwei deutsche Landwirte, Hermann Lange und Wilhelm John aus Sentschin (Fürstenwalde bei Punitz). Beide etwa 50 Jahre alt. Einer von ihnen war in Kröben auf die Erde geworfen und derart mit Absätzen auf dem Rücken behandelt worden, daß er nicht aufrecht stehen konnte, dem anderen hatte man in Schrimm alle Zähne bis auf zwei ausgeschlagen. Der Raum, in dem wir uns befanden, war so eng, daß höchstens für die Hälfte Sitzgelegenheit war. Häusler legte sich auf einen Schrank zum Schlafen. Wir bekamen nichts zu essen, nur ein Eimer Wasser wurde uns hineingestellt. Gegen 12 Uhr wurden wir alle elf Mann auf den Markt ins Rathaus transportiert, und zwar ins Polizeibüro. Von einem mittleren Zimmer war ein Drittel um und um mit Eisengitter umzäunt. Wir konnten und mußten auch darin stehen. Der diensttuende Zivilbeamte belästigte uns in einem fort. So sagte man mir, bei mir sei Glyzerin und eine Blechbüchse für Bombenanfertigung gefunden worden. Ebenso ein Meißel und eine Axt, um Polen zu ermorden. Tatsächlich befand sich vorschriftsmäßig in meinem Luftschutzkeller ein Meißel und eine Axt. Ferner: wir sollten ja nicht daran denken, daß einen Fußbreit polnischen Bodens an Deutschland käme. In Lissa lägen die Deutschen schon wie Fliegen tot herum.

Nachdem neun von den Verhafteten wegen angeblichen Waffenbesitzes zum Tode verurteilt wurden waren, Bissing selbst aber wegen seines hohen Alters zu "10 Jahren Gefängnis begnadigt" worden war, nahmen sie Abschied voneinander. Albert Bissing berichtet darüber:

Alle acht baten mich, ihre Familien nicht zu verlassen und Grüße auszurichten. Ich schlug vor, gemeinsam das Vaterunser zu beten, wir sprachen es alle laut mitein- [117] ander. Der Propst erschien dann noch einmal, wir sagten ihm, es geschehe uns Unrecht, er sagte darauf: Nun, wir wollen ein Vaterunser beten. Darauf ich: Wir haben es schon einmal gebetet, aber es wird uns ja nichts schaden, wenn wir das noch ein zweites Mal beten. Wir taten es laut, der Propst versagte nachher und wir beteten es allein zu Ende. Juretzky war vorher noch in die Internatskirche geführt worden und hatte dort die Heilige Kommunion empfangen. Am Altar hatte er noch gesagt: Ich sterbe unschuldig, ich sterbe für mein deutsches Vaterland!

Die acht mußten sich zurechtmachen. Um ½ 12 Uhr mittags wurden sie vom Militär abgeholt. Sie baten um eine starke Begleitung, damit sie vom Pöbel nicht geschlagen und belästigt würden. Weiter baten die acht um gute Schützen. Gaumer sagte zu mir: Was meinen Sie, was mein Alter sagen wird, daß ich jetzt schon komme. Weigt sagte: Ich lasse mir die Augen nicht verbinden, denn sonst denken die Polen ich fürchte mich vor dem Tode. Zu je zwei, mit Handfesseln verbunden, wurden sie in folgender Reihenfolge abgeführt: Juretzky, Jeschke, Gaumer, Weigt, Häusler, Schulz, Lange, John. Ich und Kroehnke wollten bis zur Tür mitgehen, es wurde uns nicht erlaubt, wir wurden zurückgetrieben und eingeschlossen. Ein Posten stand vor unserer Zelle. Ich bat um Papier zum Schreiben, es wurde mir verweigert. Daraufhin saß ich am Tisch und habe gebetet. Eine halbe Stunde später hörte ich zwei Salven kurz hintereinander. Der Korporal hatte vorher noch versichert, länger als eine Sekunde dauere der ganze Vorgang nicht. Alle acht erschossenen Kameraden waren mit einer bewundernswerten Ruhe die letzte Zeit mit mir zusammengewesen, und ruhig gingen sie auch zur Richtstätte...

Quelle: WR II


 
Posen 71. "Eintrittsgeld" für die Leichenschau – Die Briefmarkensammlung unter Spionageverdacht

Der Mord an den Brüdern Alfred und Kurt Barnicke in Posen

Auszug aus den Akten des Reichskriminalpolizeiamtes – Sonderkommission Posen – Aktenzeichen Tgb. V (RKPA) 1486/5.39.

Am 4. September 1939 wurden in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung, auf einem Hofe des dichtbevölkerten Arbeiterviertels "Wallischei" in Posen, der 27jährige kaufmännische Angestellte Alfred Barnicke und sein 24jähriger Bruder, der Monteur Kurt Barnicke, von polnischem Militär erschossen.

Die beiden Ermordeten bewohnten mit ihrer 51jährigen Mutter eine Mietswohnung im Hause Wallischei Nr. 1. Sie galten bei der polnischen Bevölkerung ihrer Wohngegend als ruhige und arbeitssame Menschen. Kurt Barnicke war als Sportsmann und Boxer bekannt; die polnische Jugend seines Wohnviertels nannte ihn kurz "Leo".

Schon am Vorabend des Mordtagcs versuchten halbreife Burschen des zivilen Luftschutzes (LOPP.), den Alfred Barnicke aus seiner Wohnung zu holen. Es wurde ihm vorgeworfen, Lichtzeichen gegeben zu haben. Nachdem man sich von der Haltlosigkeit dieser Behauptung überzeugen mußte, wurde er in Gegenwart seiner Mutter blutig geschlagen. –

[118] Danach mußte Frau Barnicke eine Schüssel Wasser bereiten, damit sich die Burschen vom Blute des Mißhandelten reinigen konnten.

Am folgenden Tage (4. 9. 39) wurde von seiten der Bürgerwehr in der Wohnung der Ermordeten eine erfolglose Waffensuche vorgenommen. Man konnte jedoch nur ein Buch, "Das Deutschtum in Polen", beanstanden; es mußte verbrannt werden. Kurze Zeit danach drangen polnische Soldaten in die Wohnung ein. –

Frau Barnicke hat dazu folgendes zu Protokoll gegeben:

    "Etwa gegen 11 Uhr am 4. 9. 39 kamen drei polnische Soldaten und benahmen sich gleich beim Eintritt in meine Wohnung wie die wilden Tiere, rissen Schränke und Schubfächer auf und warfen alles (Wäsche, Kleidungsstücke, Lebensmittel und dgl.) auf den Fußboden und schlugen sogar aus einem Schubfach den Boden heraus.

    Als sie zu meinem Sohne Alfred ins Zimmer kamen, sagten sie auf polnisch, als sie die Briefmarkensammlung entdeckten, 'da haben wir ja den Spion' und schlugen ihn mit den Gewehrkolben in den Rücken und auf die Schultern. Als er ihnen erklären wollte, daß doch eine Briefmarkensammlung nichts mit Spionage zu tun hätte, schlugen sie ihn auch ins Gesicht und bespuckten ihn. Man hat alle Finger im Gesicht meines Sohnes gesehen. – Da mein Sohn so in meiner Gegenwart geschlagen wurde, ging ich dazwischen und bat die Soldaten auf polnisch, doch meinen Sohn nicht so zu schlagen. Der eine Soldat zog daraufhin sein Seitengewehr und setzte es mir auf die Brust und ein anderer schlug mich mit dem Gewehrkolben vor das linke Schienbein. Unseren Radioapparat haben sie mit dem Gewehr, und zwar mit dem aufgepflanzten Bajonett, zerstochen. Als sie das gesparte Geld meiner Söhne in Höhe von etwas über 1000,– Zloty entdeckten, fluchten sie auf polnisch: 'Die verfluchten Deutschen, was die doch für Geld haben.' Ich habe gesehen, wie einer der Soldaten das Geld in seine Taschen steckte....."

Eine Briefmarkensammlung und ein alter Stahlhelm, ein Andenken aus dem Weltkriege, wurden ihnen zum Verhängnis. Diese Gegenstände sowie eine Motorradlampe und ein Kilometerzähler, den die Soldaten als solchen nicht einmal erkannten, waren für Angehörige der polnischen Armee Beweis genug. – Man führte beide als Spione ab.

In dem jedermann zugänglichen Hofe der Mietshäuser Venetianergasse 4 stellte man sie mit einem ergriffenen Zuchthäusler der zusammengeströmten Volksmenge zur Schau. Männer, Frauen und Kinder – 17 Familien wohnen dicht gedrängt auf dem Hinterhofe dieses Arbeiterviertels – und herbeigerufener Mob ließen unter Mißhandlungen ihren Hohn und Spott an den beiden Wehrlosen aus.

Zwei Stunden mußten sie Schmähungen und Mißhandlungen über sich ergehen lassen. Endlich entschlossen sich die anwesenden Offiziere, die Erschießung der beiden Brüder an Ort und Stelle vornehmen zu lassen. Den Zuchthäusler, der zuvor Kleidungsstücke und Lebensmittel erhalten hatte, ließ man laufen. –

Obwohl von einzelnen einsichtigen Zivilisten darauf hingewiesen worden war, doch Frauen und Kinder nicht Zeugen dieser Exekution werden zu lassen, gab ein Offizier den Befehl, die beiden Deutschen im Hinterhof an die Wand zu stellen.

[119] Vor den Augen der Volksmenge und der im Hause wohnenden Frauen und Kinder sind kurz darauf beide von vier polnischen Unteroffizieren niedergeschossen worden. Die Leichen der beiden ließ man, nachdem die Soldaten sich die Wertsachen angeeignet hatten, zunächst auf dem Hofe liegen.

Wenn schon Exekutionen solcher Art nicht gerade gang und gäbe sind, so zeugen aber die folgenden Szenen von einer Gefühlsroheit, die der Psyche und Mentalität kultivierter Menschen unerklärlich ist. Die auf der Straße angesammelte Volksmenge, die wegen der Überfüllung des Hofes das Schauspiel der Erschießung nicht hatte erleben können, verlangte nun Einlaß, um wenigstens die Leichen der beiden Deutschen zu sehen. Man scheute sich nicht, aus dieser Sensationslust der Menge ein Geschäft zu machen, verlangte von jedem, der den Hof betreten wollte, ein Eintrittsgeld, für das man später Zigaretten und Schnaps kaufte.

Darüber die Aussagen des polnischen Augenzeugen Peter Borowski:

    "... Nach dem Erschießen war die ganze Straße voll und die Leute wollten sehen, was los war.... Die Soldaten haben in einer Militärmütze von den Leuten, die die Toten sehen wollten, Geld kassiert.... Der Soldat, der das Geld sammelte, stand an der Tür an der Straße. Weil die Menschen so drängten, gab er mir seine Mütze mit Geld in die Hand zum Halten. Er wollte die Leute zurückdrängen. Ich habe die Mütze jedoch weitergegeben an Frau Nowacka und den Leuten gesagt, es sei doch hier kein Zirkus, sie sollten nicht so drängeln. Sie haben dann auf mich geschimpft und geschrien, und dann mußte ich weggehen..."

Eine andere Zeugin, Frau Stanislawa Wolff, berichtet:

    "... Ich habe gesehen, wie die Frau Nowacka und die Frau Gorzanek das Eintrittsgeld gesammelt haben.... Ich habe auch gesehen, daß Peter Borowski ganz zuerst das Eintrittsgeld gesammelt hat. Er hat im Tor gestanden und hatte eine Mütze in der Hand. Wer in den Hof wollte, dem hat er Geld abgenommen. Ich habe auch von den beiden Frauen gehört, daß Borowski von dem Gelde für die Soldaten Wurst, Schnaps und Zigaretten hat kaufen lassen; gesehen habe ich, wie die beiden Frauen losgingen, um diese Sachen zu kaufen. Sie haben zu mir gesagt, jetzt gingen sie los, einzukaufen..."

Durch Zeugenaussagen konnte festgestellt werden, daß die Brüder Barnicke etwa gegen 13.30 Uhr erschossen worden sind. Erst gegen 17 Uhr sind die Toten auf Anordnung der Bürgerwehr weggeschafft und ohne jede Verhüllung auf einem Plattenwagen durch die Stadt gefahren worden. Der Begräbnisort wurde den Angehörigen nicht mitgeteilt.

Stefan Piaskowski, Mitglied der polnischen Bürgerwehr, hat aus dieser Tatsache in erpresserischer Weise Kapital zu schlagen versucht, indem er der Mutter der Ermordeten, die ein begreifliches Interesse am Begräbnisort ihrer Söhne hatte, versprach, gegen Geld die Grabstelle zu nennen. Frau Barnicke händigte ihm auch insgesamt 30 Zloty aus, ohne von ihm aber je die Grabstelle erfahren zu haben. Erst nach wochenlangen Ermittlungen konnten die Brüder Barnicke als Leichen aus einem Massengrab geborgen werden.

[120] Objektive Beweismittel und ärztliches Obduktionsergebnis untermauern die ohnehin übereinstimmenden Zeugenaussagen. Im Hinterhofe des Hauses Venetianergasse 4 sind an der rückwärtigen Wand drei Einschußlöcher deutlich erkennbar.

Neben einer tödlich wirkenden Schußverletzung wurden bei Kurt Barnicke Verletzungen beider Augen festgestellt, die nach dem ärztlichen Gutachten wahrscheinlich auf Stiche zurückzuführen sind.

Die Leiche des Alfred Barnicke wies außer zwei Schußverletzungen einen Bruch des Nasenbeines auf.

Die Feststellungen, daß die Brüder Barnicke von polnischem Militär erschossen worden sind, werden durch ein Dokument von polnischer Hand bestätigt.

In der Wohnung des ehemaligen Vorstehers der Bürgerwehr des V. Kommissariats wurde in einem Versteck das Reviertagebuch aufgefunden und beschlagnahmt. Es enthält die Eintragung, daß am 4. September 1939 im Hofe des Hauses Venetianergasse 4 (Venecjanska) ein Alfred Barnicke und ein zweiter Unbekannter von einer polnischen Militärpatrouille erschossen worden sind. Später ist hinzugefügt worden, daß es sich bei dem Unbekannten um Kurt Barnicke handelt.


 
Posen 72. Für 20 Groschen kann man deutsche Leichen sehen

Unter Eid bekundete die Zeugin Maria Häuser, geb. Kaletta, Kraftwagenführersehefrau in Posen, Wallischei 5, folgendes:

Zwei deutsche Gefangene wurden auf den Hof Venezianer Straße 4/5 in dem Augenblick geführt, als ich mich auf der Straße befand, und dort an eine Mauer gestellt. Da ich vermutete, daß sie erschossen würden, ging ich fort, um nicht Augenzeuge zu werden. Im Augenblick des Fortgehens sah ich einen polnischen Offizier von der Warthe kommend auf den Hof gehen, und kurz darauf hörte ich drei Schüsse fallen.

Später sah ich dann, wie gegen Zahlung von 20 Groschen die Bevölkerung auf den Hof gelassen wurde, um sich die Leichen der beiden Deutschen anzusehen. Das Geld nahm das polnische Militär entgegen.

Quelle: WR II


 
Rojewo 73. Fünf Leichen wüst durcheinander

Unter Eid bekundete die Zeugin Anna Trittel, geb. Wolter, in Rojewo, Kr. Hohensalza, folgendes:

... Ich war zurückgeblieben und ergriff dann die Flucht, weil mir Bekannte aus Bromberg sagten, ich sollte doch machen, daß ich fortkomme. In der Folgezeit bin ich mit meinem Pflegekind herumgeirrt und bin schließlich wieder nach Rojewo zurückgekommen, wo inzwischen überall deutsches Militär war, und bin dann am Mittwoch wieder nach der Stelle gefahren, wo mein Mann und meine Kinder erschossen worden waren. Die fünf Leichen lagen in einem polnischen Schützengraben wüst durcheinandergeworfen, auf der Leiche meines Sohnes lag die Leiche einer Kuh. Mein Mann hatte eine Schußwunde in der Brust, meine Tochter ebenso. Mein Sohn hatte zwei Verletzungen, eine am rechten Handgelenk und eine am rechten Unterkiefer. Weitere Verletzungen habe ich nicht feststellen können.

Quelle: WR II


[121]
Pless 74. Polnische Gymnasiasten als Heckenschützen

Volksdeutsche in Pleß als Opfer von Feuerüberfällen der Aufständischen

z. Z. Pleß, den 12. September 1939.

Untersuchungsstelle
für Verletzungen des Völkerrechts
beim Oberkommando der Wehrmacht.

Gegenwärtig:
Regierungsrat Schölz
als richterlicher Militärjustizbeamter kraft Auftrags,
Regierungsoberinspektor Franz
als Urkundsbeamter.

Es erschien der Verwalter Nieratzik. Er erklärte:

Ich heiße Hans Nieratzik, bin am 10. 12. 1898 in Miedzna bei Pleß geboren, jetzt Verwalter auf Gut Schädlitz in Pleß.

Am Freitag, dem 1. September, zogen die ersten polnischen Soldaten aus Pleß in Richtung Gora ab. Die ganze Nacht hörten wir polnische Artillerie und Kavallerie auf der Autostraße an Pleß vorbeimarschieren. Wir wußten daher, daß die Polen geschlagen waren, und rechneten damit, daß die deutschen Truppen bald einmarschieren werden.

Am Sonnabend, dem 2. September, um 12 Uhr, zogen die ersten deutschen Panzerwagen rechts der Autostraße, 500 Meter südlich Pleß vorbei. Gegen 14 Uhr kamen die ersten Panzerspähwagen durch den Südrand von Pleß. Hinter ihnen folgte motorisierte Infanterie. Wir waren dankbar und froh, daß dies alles so reibungslos vor sich ging. Weil wir uns ganz sicher fühlten, holten wir unsere Frauen und Kinder aus den Kellern. Etwa 300 Fahrzeuge fuhren an uns vorbei. Jedes einzelne von ihnen wurde mit unendlichem Jubel begrüßt. Alles weinte und lachte durcheinander, die Frauen holten rasch irgendwo Blumen herbei, besorgten Butterbrote, Milch und Obst und suchten jedem Soldaten die Hand zu schütteln. Wir Männer holten unsere letzten Zigaretten und gaben sie den Soldaten. Die Jungens stellten sich auf die Wagen und fuhren ein Stück mit. Alles war außer sich vor Freude. Die letzten Fahrzeuge machten dann gerade bei uns kurze Rast, und wir unterhielten uns wohl fünf Minuten mit den Soldaten.

Plötzlich fiel vom Wasserturm her ein Schuß. Das war offenbar das verabredete Zeichen für einen allgemeinen Feuerüberfall. Vom Wasserturm, vom Gerichtsgebäude, vom ehemaligen Polizeigebäude und vom Internatsgarten wurde mit Maschinengewehren, Maschinenpistolen und Infanteriegewehren ein überaus heftiges Feuer eröffnet. Die Freischärler schossen auf die deutschen Soldaten und auf die auseinanderlaufenden Frauen und Kinder. Es herrschte eine furchtbare Verwirrung. Die Kinder schrien nach ihren Müttern, die Frauen nach ihren Männern. Dazwischen hörte man das Stöhnen und Klagen der Verwundeten und den Ruf nach Sanitätern. Die deutschen Soldaten erwiderten das Feuer längere Zeit, mußten dann aber, um den Anschluß nach vorn nicht zu verlieren, abfahren.

[122] Die Toten haben teilweise noch am Sonntagnachmittag auf der Straße gelegen. Wir konnten vorher nur die wegtragen, die in der Nähe einer Deckung lagen. Denn wer sich offen zeigte, wurde beschossen. Selbst die Sanitäter wurden nicht geschont. Ein Sanitäter ist dabei gefallen. Insgesamt wurden, wie ich nachträglich erfahren habe, 20 Zivilpersonen getötet und zwei schwer verletzt. Besonders schwer wurde die Familie des Schlossermeisters Niemitz getroffen. Die Frau wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, ein erwachsener Sohn und eine etwa 6jährige Tochter wurden ebenfalls getötet. Der Mann soll schwer verwundet sein.

Als Urheber dieses entsetzlichen Blutbades kommen nur Zivilisten aus Pleß und Umgegend in Frage. Es handelt sich um Aufständische, die schon im Hochsommer und vor der Mobilmachung von den polnischen Behörden bewaffnet worden sind. Sie haben den Auftrag bekommen, beim Abzug der polnischen Soldaten zurückzubleiben und aus dem Hinterhalt auf die deutschen Soldaten zu schießen. Besonders haben sich polnische Gymnasiasten hervorgetan, die von ihren Lehrern völlig verhetzt waren.

Die Niederschrift wurde dem Vernommenen vorgelesen, von ihm genehmigt und wie folgt unterschrieben:

gez. Hans Nieratzik

Er leistete folgenden Eid: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwiegen habe, so wahr mir Gott helfe.

Geschlossen:
gez. Schölz       gez. Franz

Quelle: W R I


 
Pless 74a. Von polnischen Aufständischen erschossen

z. Z. Pleß, den 12. September 1939.

Untersuchungsstelle
für Verletzungen des Völkerrechts
beim Oberkommando der Wehrmacht.

Gegenwärtig:
Regierungsrat Schölz
als richterlicher Militärjustizbeamter kraft Auftrags,
Regierungsoberinspektor Franz
als Urkundsbeamter.

Es erschien der Bürobeamte Zembol. Er erklärte: "Ich heiße Paul Zembol, bin am 15. 6. 1899 in Pleß geboren und wohne in Pleß, Bahnhofstraße 21.

Am Sonnabend, dem 2. September 1939, gegen 16 Uhr, blieb vor unserem Hause ein deutscher Panzerwagen wegen einer Beschädigung der Kette stehen. Aus dem Keller, in dem wir uns alle befanden, gingen deshalb drei junge Männer heraus und halfen den Schaden beheben. Diesen Vorfall soll ein polnischer Müllergeselle, der zu den Aufständischen gehörte, aus der gegenüberliegenden Mühle beobachtet haben. Er soll polnische Soldaten benachrichtigt haben, die sich im Bahnhofspark versteckt hielten. Als der Panzerwagen eine halbe oder eine ganze Stunde weg war, verließen wir den [123] Keller, weil meine Frau dem Kind Milch wärmen wollte. Wir waren einige Minuten oben als zwei Panzerwagen und ein Motorrad vorbeikamen. Meine Frau lief ans Fenster und rief: "Guck mal, das ist ja schon das deutsche Militär." Sie weinte vor Freude, weil sie das erstemal deutsche Soldaten sah. Sie winkte ihnen zu und rief mehrmals "Heil". Ich hatte das Gefühl, daß alles noch nicht zu Ende war und hielt deshalb meine Frau, die durchaus auf die Straße wollte, zurück. Da kamen auch schon, gerade als sie dem Kind zu trinken gab, 50 polnische Soldaten unter der Führung eines polnischen Offiziers aus dem Bahnhofspark. Sie stürmten auf unser Haus zu. Meine Frau riß das Kind aus der Wiege, und wir versteckten uns in der Küche hinter einem Regal, weil wir keine Zeit hatten, in den Keller zu laufen.

Die polnischen Soldaten warfen in die beiden unteren Wohnungen und in die Wohnung unseres Nachbarn Handgranaten. Dann brachen sie die Tür zu unserer Wohnstube auf und schossen im Zimmer herum. Vor Schreck schrie unser Kind. "Hier brüllt noch ein kleiner Hitlerowiec. Schießen!" Die Soldaten schossen in unsere Ecke, trafen aber nicht.

Sie trieben uns dann mit Kolbenstößen auf die Straße, dabei brüllte der Offizier: "Ich will euch geben, Heil Hitler rufen." Unten warteten schon andere polnische Soldaten. Alles schlug und stach auf uns ein. Ich erhielt einen Stich in die Hose, dem Kind wurde das Hemd durchstochen. Meine Frau rief: "Schont wenigstens das Kind!" Die Polen schossen und schlugen aber weiter blindlings auf uns ein. Einen Kolbenschlag, der das Kind treffen sollte, habe ich mit der Schulter abgefangen. Meine Frau bekam einen Bajonettstich, einen Schuß ins Herz und mehrere Kolbenschläge, die ihr die Rippen und Beine mehrfach brachen. Sie brach zusammen und gab mir noch im Fallen das Kind. Bald starb sie. Wir waren 9 Jahre verheiratet. Sie schenkte mir vier Kinder, von denen drei noch leben.

Ich war von 1917 bis 1919 im Weltkriege. Ich habe dort viel gesehen und viel Leid erlebt. Solche wutverzerrten und vertierten Gesichter wie bei dem Überfall auf meine wehrlose Familie habe ich noch nie erlebt. Das waren bestimmt keine Menschen mehr.

Am gleichen Tage wurden mein Schwager und mein Bruder von polnischen Aufständischen beschossen. Mein Schwager starb wenige Stunden später. Er hinterließ eine Frau und ein Kind im Alter von ¾ Jahren. Mein Bruder liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus.

Die Niederschrift wurde dem Vernommenen vorgelesen, von ihm genehmigt und wie folgt unterschrieben:

gez. Zembol Paul

Er leistete folgenden Eid: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwiegen habe, so wahr mir Gott helfe.

Geschlossen:
gez. Schölz       gez. Franz

Quelle: WR I


[124]
Pless 74b. 16jährige polnische Jungen als Mordbanditen

z. Z. Pleß, den 12. September 1939.

Untersuchungsstelle
für Verletzungen des Völkerrechts
beim Oberkommando der Wehrmacht.

Gegenwärtig:
Regierungsrat Schölz
als richterlicher Militärjustizbeamter kraft Auftrags,
Regierungsoberinspektor Franz
als Urkundsbeamter.

Es erschien der frühere Angestellte des Volksbundes Hertel. Er erklärte:

Ich heiße Heinz Hertel, bin am 18. April 1902 in Claustal, Kreis Zellerfeld geboren, jetzt beim Landrat in Pleß beschäftigt. Ich habe am 1. und 2. September die deutschen Truppen durch den Kreis Pleß geführt und befand mich im Wagen des Regimentskommandeurs. Am 2. September gegen 3 Uhr rückten wir durch den südlichen Stadtrand von Pleß in Richtung auf den Bahnhol und die Pilsudski-Kolonie.

In der früheren Fürstenstraße wurden wir, obwohl der Durchmarsch überraschend kam, von etwa 100 Volksdeutschen, die sich in aller Eile zusammengefunden hatten, mit großem Jubel begrüßt. Sie weinten und lachten, schüttelten den deutschen Soldaten die Hände und bewarfen sie mit Blumen, die sie rasch herbeigeholt hatten. Auch mir selbst kamen die Tränen vor Freude darüber, daß nun auch Pleß befreit war.

Als wir dann hinter dem Bahnhof waren, wurden wir plötzlich vom Bahnhofsgebäude, aus der Gasanstalt und aus Privathäusern unter scharfes Feuer genommen. Gleichzeitig ging in der ganzen Stadt ein furchtbares Geknalle los. Wie ich später erfahren habe, ist der erste Schuß aus dem Gerichtsgebäude gefallen. Er war offenbar das vorher verabredete Zeichen für den allgemeinen Feuerüberfall. Die Freischärler, die die deutschen Truppen erst durchmarschieren ließen und dann aus dem Hinterhalt auf die letzten Wagen und die deutsche Zivilbevölkerung schossen, waren in Zivil. Ich habe selbst gesehen, wie einige aus einem Wohnhaus geholt wurden, aus dem besonders viel geschossen worden war.

Im Kreise Pleß war allgemein bekannt, daß die Freischärler Anfang Juli vom polnischen Militär mit Maschinenpistolen, leichten Maschinengewehren und Infanteriegewehren ausgestattet wurden. Die Freischärler haben den Volksdeutschen auch immer wieder angedroht, daß sie eines Tages umgelegt werden.

Als Freischärler haben sich unter anderen viele polnische Gymnasiasten hervorgetan. Sie haben eine militärische Vorbildung erhalten und wurden von den Lehrern, die sämtlich aus Kongreßpolen stammten, besonders verhetzt. Am 30. Juli wurden auch noch viele 16jährige Jungens mit Infanteriegewehren bewaffnet.

Die Niederschrift wurde dem Vernommenen vorgelesen, von ihm genehmigt und wie folgt unterschrieben:

gez. Heinz Hertel

Er leistete folgenden Eid: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwiegen habe, so wahr mir Gott helfe.

Geschlossen:
gez. Schölz       gez. Franz

Quelle: WR I


[125]
Pless 75. Trommelfeuer von Aufständischen

z. Z. Pleß, den 12. September 1939.

Untersuchungsstelle
für Verletzungen des Völkerrechts
beim Oberkommando der Wehrmacht.

Gegenwärtig:
Regierungsrat Schölz
als richterlicher Militärjustizbeamter kraft Auftrags,
Regierungsoberinspektor Franz
als Urkundsbeamter.

Es erschien der Betriebsleiter Schwarzkopf. Er erklärte:

Ich heiße Emil Schwarzkopf, bin am 15. Januar 1883 in Kreuzburg (O.-Schl.) geboren, wohnhaft in Pleß, Kopernikusstraße 7.

Am Sonnabend in der dritten Mittagsstunde hieß es, daß die deutschen Truppen einrücken. Meine Frau und Kinder wollten sich dies ansehen. Ich habe sie zurückzuhalten versucht. Aber die Freude war zu groß. Sie ließen sich nicht halten. Sie rissen im Garten alle Blumen ab und liefen davon. Ich ging hinterher. Wir stellten uns am Wasserturm auf. Alles jubelte, rief "Heil" und überschüttete die Truppen mit Blumen. Die Frauen faßten die Soldaten an die Hände und versuchten sie zu umarmen.

Es mögen wohl über 100 Wagen vorbeigefahren sein, als plötzlich auf die Soldaten und Zivilisten geschossen wurde. Die Soldaten riefen: "Hinlegen." Und schon ging ein reines Trommelfeuer los. Mehr als 1000 Schuß sind gefallen.

Ich nahm auf der rechten Straßenseite im Graben Deckung. Direkt neben mir wurden meine Frau und mein Schwiegersohn Stephan Niemicz erschossen. Ich erhielt einen Armschuß und leichte Verletzungen am Hals, am Auge und am Hinterkopf. Meine Tochter Lucie, mein Sohn Fritz und dessen Frau wurden schwer verletzt. Mein Schwiegersohn hinterläßt eine Frau mit zwei kleinen Kindern; das eine ist drei, das andere ein halbes Jahr alt.

Polnische Soldaten waren zur Zeit der Schießerei nicht mehr am Ort. Geschossen hatten nur Aufständische, die vor längerer Zeit von den polnischen Behörden bewaffnet worden sind.

In Pleß wird jetzt allgemein erzählt, daß die Aufständischen ein noch viel größeres Blutbad anrichten wollten. Sie sollen die Absicht gehaben haben, alle die, welche sich beim Durchmarsch der deutschen Truppen als Deutsche zu erkennen geben, zu erschießen. Sie sind nur deshalb an der Durchführung dieses Planes gehindert worden, weil die Schießerei vorzeitig losging, während die deutschen Soldaten noch im Orte waren.

Die Niederschrift wurde dem Vernommenen vorgelesen, von ihm genehmigt und wie folgt unterschrieben:

gez. Emil Schwarzkopf

Er leistete folgenden Eid: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwiegen habe, so wahr mir Gott helfe.

Geschlossen:
gez. Schölz       gez. Franz

Quelle: WR I


[126]
76. Zur Mordsache Schmiede.

Zur Mordsache Schmiede.

Bromberg Zur Mordsache Schmiede – Tgb. V (RKPA) 1486/19.39:

Lichtbild zeigt Erdgeschoß und aufgedeckten Keller in dem durch Brandstiftung völlig zerstörten Wohnhaus Schmiede. In den Kellern mußten 16 Personen 8 Stunden lang die Hitze aushalten, weil durch die Fenster geschossen wurde. Erst später konnten die Volksdeutschen in einen anderen Kellerraum kriechen, dessen Decke betoniert war. Schmiede selbst und zwei weitere Personen, die aus den Kellern herausgekommen sind, wurden bei Verlassen des brennenden Gebäudes erschossen.

[Scriptorium merkt an: Augenzeugenbericht hier.]



1OKW-Heeressanitätsinspektion, Aktenzeichen Br. 112. ...zurück...



Die polnischen Greueltaten
an den Volksdeutschen in Polen.

Im Auftrage des Auswärtigen Amtes
auf Grund urkundlichen Beweismaterials zusammengestellt.
Bearbeitet von Hans Schadewaldt.