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Deutsche Kulturleistungen

Der Gegenbeweis gegen die Beschuldigungen der Mantelnote zum Versailler "Frieden" kann am besten geführt werden durch eine kurze Darstellung der positiven Kulturleistungen, welche Deutschland vor dem Kriege in seinen Kolonien und darüber hinaus für die überseeischen Kolonialgebiete überhaupt vollbracht hat.

Das, was deutsche Wissenschaft in Afrika geleistet hat, war keineswegs auf die deutschen Kolonien beschränkt. Es brauchen nur die Namen Nachtigal, Schweinfurth, Wißmann, Emin Pascha, Stuhlmann, Baumann, Hans Meyer, Kandt, Graf Goetzen, Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg genannt zu werden, neben denen noch eine große Zahl weiterer deutscher Forscher angeführt werden könnte, um klarzustellen, welchen großen Anteil Deutsche an der [80] wissenschaftlichen Erforschung des dunklen Kontinents gehabt haben. Auch auf allen sonstigen wissenschaftlichen Gebieten der Völkerkunde, der Sprachforschung, der Botanik, der Zoologie usw. haben deutsche Gelehrte, Missionare und Reisende Hervorragendes geleistet.

Niemand hat in vornehmerer Weise den Leistungen der deutschen kolonialen Forscher, Entdecker, Pioniere und Leute der Wissenschaften seinen Tribut dargebracht, als es der hervorragende englische Kolonialsachverständige Sir Harry Johnstone in seinen Büchern über Afrika getan hat. Ich erwähne nur sein Opening up of Africa, erschienen 1911 (s. S. 238/41).

Von dem liebevollen Eindringen mancher unserer leitenden Kolonialbeamten in die Volksseele der Kolonialbevölkerung gibt ein Zeugnis die im Märzheft 1914 der Süddeutschen Monatshefte veröffentlichte Sammlung der samoanischen Sprichwörter vom letzten deutschen Gouverneur von Samoa Dr. Erich Schultz. Eines der größten Ruhmesblätter deutscher wissenschaftlicher Tätigkeit in den Kolonien und für diese aber wird immer die Entdecker- und Erfindertätigkeit auf dem Gebiete der tropischen Menschen- und Tierseuchen bleiben.

Fast vor 30 Jahren begann das englische Auswärtige Amt die wissenschaftliche Arbeit anzuerkennen und zu preisen, welche in den deutschen Kolonien auf Veranlassung einer Regierung und einer Nation geleistet wurde, die jetzt als ungeeignet zum Kolonisieren erklärt ist. So führt ein Bericht des englischen Auswärtigen Amtes über Ostafrika (C. 8649/3) für 1897 folgendes aus:

      "Fortschritt ist erzielt worden in wissenschaftlicher Arbeit sowohl in der Forschung des Landes wie in medizinischer, botanischer und geologischer Forschung. Man kann darauf vertrauen, daß die Ergebnisse der Untersuchungen, welche jetzt in den deutschen Kolonien mit Eifer geführt werden, zur Kenntnis der Welt hinsichtlich der hygienischen Bedingungen des Lebens in tropischen Klimaten und der Methode der Kultivierung tropischer Pflanzen beitragen werden."

Es war der große deutsche Forscher Robert Koch selbst, der bei wiederholten Aufenthalten teils in deutschen, teils in englischen Kolonien epochemachende Entdeckungen gemacht und die Grundlage zur Bekämpfung von Seuchen gelegt hat. Welchen Segen dieser Mann und mit ihm und nach ihm andere Forscher und Ärzte den kolonialen Ländern - nicht nur den deutschen - durch ihre erfolgreichen Methoden gebracht haben, läßt sich kaum ermessen. Es mag nur an die Entdeckung des Cholerabazillus und die Cholerabekämpfung in Indien, an die Organisation der Bekämpfung der Schlafkrankheit, der Rinderpest und anderer Seuchen in Afrika erinnert werden. Manche Seuchen, die früher eine furchtbare Geißel der Eingeborenenvölker waren und ungezählte Todesopfer erforderten, wie z. B. die [81] Pocken, hatten dank der vorzüglichen Leistungen deutscher medizinischer Wissenschaft und Praxis in den deutschen Kolonien fast ihre Bedeutung verloren. Einige Krankheiten, denen die Eingeborenen früher hilflos gegenüberstanden, wie Syphilis und Frambösie, wurden dank der Erfindung und reichlichen Anwendung des bekannten deutschen Heilmittels Salvarsan erfolgreich geheilt. Noch nach dem Verluste der deutschen Kolonien hat die in erster Linie dem dunkeln Kontinent und seinen Eingeborenen zugute kommende deutsche Erfindertätigkeit auf dem Gebiet der Krankheitsbekämpfung fortgedauert. In Germanin (Bayer 205) ist in Deutschland ein sicher wirkendes Mittel gegen die Schlafkrankheit hergestellt worden. Der deutsche Professor Dr. Kleine hat 2 Jahre lang dieses Mittel im englischen und belgischen Kolonialmandat erprobt und Erfolge erzielt, die zu den besten Hoffnungen berechtigen. Diese Erfolge haben die Hygienekommission des Völkerbundes veranlaßt, ihn zur Teilnahme an der Schlafkrankheitskommission des Völkerbundes zu gewinnen, die Ende 1925 nach Zentralafrika aufgebrochen ist. Ich möchte auch erwähnen Dr. Albert Schweitzer, der im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Aussatzes und der Schlafkrankheit hervorragende Leistungen in Zentralafrika vollbracht hat. Endlich möchte ich hervorheben jene Erfindung neuer wirksamer Heilmittel gegen die Dysenterie (Yatren 105) und gegen die Malaria (Plasmochin), welche in deutschen Instituten gemacht sind. Damit sind neue Kampfmittel früher nie gekannter Wirksamkeit gegen die Haupttropenkrankheiten gewonnen, und es ist ein bedeutsamer Schritt für die Erschließung der tropischen Länder und zum Segen der sie bewohnenden Völker getan worden.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die deutsche Wissenschaft in ihren Leistungen für koloniale Länder und für die Kolonialvölker mit an erster Stelle unter den Kulturnationen steht. Für das Wohl der Eingeborenen hat wahrscheinlich die Wissenschaft keiner anderen Nation so viel geleistet wie die deutsche gerade durch ihre Entdeckungen und Organisation auf dem Gebiete der Seuchenbekämpfung und Heilung von Krankheiten. Ist es angesichts dieser Tatsache nicht Verlogenheit, wenn dem deutschen Volke Versagen auf dem Gebiet der kolonialen Zivilisation vorgeworfen wird?

Wie im übrigen die Entwicklung der deutschen Kolonien sich in der kurzen Spanne Zeit von 30 Jahren seit deren Erwerbung gestaltet hatte, davon konnte sich ein jeder überzeugen, der vor dem Kriege zur Bereisung derselben Gelegenheit hatte. Wo früher Wildnis, von dünnen Eingeborenensiedlungen unterbrochen, sich erstreckt hatte, fanden sich vielfach blühende Plantagen, auf denen unter europäischer Leitung und Aufsicht bedeutende Werte für den Weltmarkt erzeugt wurden.

Junge Sisalpflanzung in Deutsch-Ostafrika.

Sisalverarbeitung in Deutsch-Ostafrika.

Kokosplantage in Deutsch-Ostafrika.
[128b d. eng. Ausgabe]      Kokosplantage in Deutsch-Ostafrika.

Farm in Wuga, Usambara, Deutsch-Ostafrika.
[80a]      Farm in Wuga, Usambara, Deutsch-Ostafrika.

Vormals menschenleeres Steppengebiet [82] wurde von europäischen Farmern mit stetig wachsenden Viehbeständen eingenommen. Wo einst in wochen- und monatelangen mühevollen Karawanenmärschen auf den Köpfen von Trägern wenige wertvolle Produkte aus dem Innern an die Küste geschafft wurden, wo der dichte Urwald ein Vordringen fast unmöglich machte, wo Dünen und Sand mit ihren Durststrecken kaum einen Ochsenwagenverkehr gestatteten, da stellten Eisenbahnen einen sicheren und schnellen Verkehr her und ermöglichten in stets wachsendem Maße die wirtschaftliche Erschließung des Innern und die Heranziehung der bis dahin ein abgeschlossenes Sonderleben führenden Völker des Binnenlandes zu dem kolonialen Kulturwerk.

Brücke in Kamerun (Sanaga Südarm), 
Spannweite 159,60 m.
[52a]      Brücke in Kamerun (Sanaga Südarm), Spannweite 159,60 m.

Küstenplätze, an denen zur Zeit der Flaggenhissung allenfalls kleine Eingeborenendörfer gelegen hatten, waren zu modernen Städten entwickelt worden, die in zunehmendem Maße ihren Anteil am Weltverkehr und Welthandel nahmen. Wo immer sich der Reisende hinwandte, ob nach Tsingtau in China, nach Daressalam in Deutsch-Ostafrika oder nach einem der anderen Haupthafenplätze in den deutschen Kolonien, überall fand er großzügig angelegte, gut gebaute Städte, welche auch bei dem Vergleich mit fremden Kolonialstädten in ähnlichen Kolonien günstig abschnitten. Dasselbe galt von den deutschen Eisenbahnen und Verkehrsanlagen, von den Plantagen und schließlich von der gesamten deutschen Kolonialverwaltung.

Ansicht von Daressalam, Deutsch-Ostafrika.
[16a]      Ansicht von Daressalam, Deutsch-Ostafrika.

Ansicht von Windhuk, Deutsch-Südwestafrika.
[16b]      Ansicht von Windhuk, Deutsch-Südwestafrika.

Die gesundheitliche Fürsorge für die Eingeborenen beschränkte sich nicht auf die oben erwähnte Bekämpfung von Menschen- oder Tierseuchen. Es war auch für die Einzelbehandlung kranker Eingeborener in weitestem Maße gesorgt. Eine jährlich zunehmende Zahl von Ärzten, die vor ihrer Entsendung in die Kolonien in der Behandlung tropischer Krankheiten besonders vorgebildet wurden, widmete sich der Gesundheitspflege der Eingeborenen. Eingeborenenhospitäler in beträchtlicher Zahl, die beständig vermehrt wurde, gewährten den Schwerkranken Aufnahme. Bei leichten Fällen wurde in den zahlreich besuchten Polikliniken unentgeltliche Behandlung gewährt. In allen deutschen Kolonien wurden bedeutende Geldmittel für die Gesundheitspflege der Eingeborenen aufgewandt, insbesondere auch für die unentgeltliche Anwendung der teuren neuen Heilmittel gegen Tropenkrankheiten.

Eingeborenen-Krankenhaus, Duala, Kamerun.
[32a]      Eingeborenen-Krankenhaus, Duala, Kamerun.

Gouvernements-Krankenhaus in Daressalam, Deutsch-Ostafrika.
[48a]      Gouvernements-Krankenhaus in Daressalam, Deutsch-Ostafrika.

Große Arbeit ist geleistet worden in der Erziehung Eingeborener zu regulärer Arbeit. Schulen für Handwerker verbreiteten nützliche technische Kenntnisse und boten den Eingeborenen Gelegenheit, das selbständige Handwerk zu lernen und auszuüben. Es ist eine Anerkennung der deutschen Errungenschaften, daß die Engländer, als sie Deutsch-Ostafrika besetzten, es für zweckmäßig befanden, eingeborene Handwerker, die unter deutscher Leitung angelernt waren, in die angrenzende englische Kolonie zu überführen, um die rück- [83] ständigeren Eingeborenen dort zu unterrichten.

Tischlerei, Kamerun.
[64b]      Tischlerei, Kamerun.

Der Schwarze als Tischler (Missionstischlerei in Deutsch-Ostafrika)
[96a]      Der Schwarze als Tischler (Missionstischlerei in Deutsch-Ostafrika).

Der Schwarze als Gehilfe in einer Buchdruckerei, 
Deutsch-Ostafrika.
[96b]      Der Schwarze als Gehilfe in einer Buchdruckerei, Deutsch-Ostafrika.

Ackerbauschulen haben ebenso die Kenntnis moderner und fortgeschrittener landwirtschaftlicher Methoden verbreitet und die Eingeborenen in den Stand gesetzt, neue und nützliche Pflanzen anzubauen. Die Saatzuchtanstalten und sonstige Einrichtungen für die Kultur und das Studium der Baumwolle und anderer Tropenpflanzen, welche in einigen der Kolonien eingerichtet waren, hatten gleichfalls großen Nutzen und Wert für die Eingeborenen.

Volksschule in Windhuk, Deutsch-Südwestafrika.
[60b]      Volksschule in Windhuk, Deutsch-Südwestafrika.

Schule in Wuga, Usambara, Deutsch-Ostafrika.
[64a]      Schule in Wuga, Usambara, Deutsch-Ostafrika.

Schule in Malifa, Samoa.
[112b d. eng. Ausgabe]      Schule in Malifa, Samoa.

Viele Schulen, Regierungs- sowohl wie Missionsschulen, waren der Erziehung der Eingeborenen gewidmet. Doch sogar unseren sich selbst aufopfernden Missionaren sind falsche Vorwürfe nicht erspart geblieben. Sie sind der politischen Propaganda angeschuldigt worden. Aber wie und wo? Wenn sie deutsche nationale Interessen in deutschen Kolonien vertraten, so befanden sie sich im Recht; die Behauptung, daß sie in englischen Gebieten die Eingeborenen gegen ihre Herren einzunehmen suchten, ist völlig unbegründet. Ich halte es im Interesse dieser hingebungsvollen Männer für angezeigt, zwei neuere unvoreingenommene Zeugnisse anzuführen: eins aus einer englischen und das andere aus einer amerikanischen Quelle.

Dr. Frank Lenwood, einer der führenden Beamten der London Missionary Society, führte in einem Brief an The Challenge vom 10. Mai 1918 aus:

      "Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß die Anklagen gegen sie auf Verdacht zurückzuführen sind, der in Kriegszeit natürlich genug aber ohne tatsächliche Grundlage ist, und daß die Behauptung auf der Grundlage unzureichenden Beweises so oft wiederholt worden ist, daß sie schließlich als eine Tatsache angenommen ist. Der große und selbstlose Dienst, den deutsche Missionare unter der britischen Flagge geleistet haben, erfordert eine unparteiische Untersuchung einer jeden Behauptung, die gegen sie vorgebracht wird."

Der Rev. Cornelius H. Patton, korrespondierender Sekretär des American Board of Commissioners for Foreign Missions führte auf der Africa Conference, welche in New York im November 1917 abgehalten wurde, folgendes aus:

      "Afrika kann es sich nicht leisten, die Hilfe der deutschen Gesellschaften zu verlieren, welche in den verschiedenen Teilen des Kontinents vor dem Kriege errichtet waren. Die deutschen Missionen in Togo, in dem nördlichen Teil von Kamerun, in Deutsch-Südwestafrika und in Deutsch-Ostafrika waren von Gott in offenbarer Weise gesegnet. Sie leisteten einen einzigartigen Beitrag zu Afrikas Evangelisierung und Zivilisierung. Ihre Missionare standen hinter niemandem an Selbstopferung und Eifer zurück. Was für geographische und Regierungsänderungen immer eintreten mögen, es wird nichts weniger als eine Kalamität für das Reich Gottes sein, wenn das christliche Volk Deutschlands keinen weiteren Teil an Afrikas Erlösung haben wird."

Katholische Kirche in Lome, Togo.
[60a]      Katholische Kirche in Lome, Togo.

[84] Den Gefahren, welche die europäische Kultur in manchen Beziehungen für die primitiven Rassen mit sich bringt, war in den deutschen Kolonien durch eine Reihe von Maßnahmen wirksam vorgebeugt worden. Der Waffenhandel war allenthalben für die Eingeborenen untersagt und im übrigen einer scharfen amtlichen Kontrolle unterworfen. Die Abgabe von Alkohol an Eingeborene war in einigen Kolonien, wie in Deutsch-Ostafrika und in den Südsee-Kolonien, vollständig verboten, in den übrigen Kolonien waren im Anschluß an internationale Abmachungen durch Erhöhung der Einfuhrzölle und andere Maßnahmen Einrichtungen getroffen, um die Alkoholgefahr zu vermindern. Gegen Ausbeutung und Übervorteilung durch Europäer waren die Schwarzen dadurch geschützt, daß für den Abschluß von Verträgen zwischen Weißen und Eingeborenen die amtliche Genehmigung erforderlich und ohne diese der Vertrag ungültig war. Auf dem Gebiet des Landbesitzes insbesondere sorgte eine genaue Prüfung von amtlichen Landkommissionen oder sonstigen amtlichen Stellen dafür, daß bei Übertragung von Grundstücken an Weiße genügend Land nicht nur für die jetzt in der Gegend wohnenden Eingeborenen, sondern auch für ihre Nachkommen in ihrem Eigentum blieb. Die unparteiische Rechtsprechung der deutschen Beamten schützte den Eingeborenen gegen Unbill und Schädigung durch jedermann, Weiße sowohl wie auch Farbige. Was die Verwendung von schwarzen Arbeitern im Dienste von Europäern betrifft, so war in allen Kolonien eine eingehende gesetzliche Regelung sowohl der Arbeiteranwerbung wie der Plantagenarbeit selbst erfolgt, deren leitender Gesichtspunkt der Schutz für Leib und Gesundheit der Arbeiter wie gegen ihre Ausbeutung durch die Unternehmer war.

Dieser deutschen Kolonialtätigkeit kann niemand mit Recht den Vorwurf eines Versagens auf dem Gebiet der kolonialen Zivilisation machen. Tatsächlich ist dieser Vorwurf auch nur im Kriege und unmittelbar nach dem Kriege zum Zwecke der Rechtfertigung der Wegnahme der deutschen Kolonien erhoben worden. Daß die Urteile fremder Sachverständiger und Reisender vor dem Kriege nicht solche Anschuldigungen enthielten, ist oben (S. 24 ff.) dargelegt worden. Aber auch neuerdings mehren sich die amtlichen und privaten Stimmen aus dem Kreise unserer Gegner, welche der Wirklichkeit mehr gerecht werden, als jene phantastischen Anschuldigungen einer Kolonialverwaltung, die trotz einzelner Fehler im ganzen genommen nach bestem Vermögen und mit guten Erfolgen bemüht gewesen ist, die Entwicklung der ihr unterstellten Länder und die Wohlfahrt der Bewohner zu fördern.

Drahtseilbahn in Usambara, Deutsch-Ostafrika.
[52b]      Drahtseilbahn in Usambara, Deutsch-Ostafrika.

Über Tanganyika (Deutsch-Ostafrika) hat am 22. Juni 1921 der englische Kolonialsekretär Winston Churchill auf der britischen [85] Reichskonferenz erklärt:1

      "Wir haben versucht, es mit einer Regierung zu versehen, die nicht hinter der deutschen Verwaltung zurückstand... Ich fürchte, daß in einem oder zwei Jahren die Lage des Tanganyika Territorys ungünstig abschneiden wird bei einem Vergleich mit seinem Fortschritt und seiner Prosperität, als es in den Händen unserer früheren Gegner war."

(Diese Prophezeiung ist glänzend in Erfüllung gegangen, die Verhältnisse in Deutsch-Ostafrika gestalteten sich äußerst traurig. Näheres im folgenden Abschnitt.) Über die gleiche Kolonie sagte der englische Unterstaatssekretär für die Kolonien Mr. Ormsby Gore am 25. Juli 1923 im Unterhaus:2

      "Die bloße Tatsache, daß noch in Deutschland Propaganda gemacht wird, macht es für uns absolut notwendig, jenem weiten Gebiet, welches an Fläche Nigeria übertrifft und eine Bevölkerung von etwas über 4 Millionen enthält, wenigstens eine ebenso gute und vollständige Verwaltung zu geben, als sie von den Deutschen vor dem Kriege dem Lande gegeben wurde."

Von den deutschen Plantagen in Kamerun heißt es in dem amtlichen englischen Bericht über Kamerun für 1921:3 "Im ganzen sind sie wundervolle Beispiele von Fleiß, begründet auf solide wissenschaftliche Kenntnisse." In dem gleichen amtlichen Bericht wird weiter gesagt:4

      "Neben der ihnen gebotenen regelmäßigen Arbeit auf den Plantagen ist den Eingeborenen Disziplin beigebracht worden... Viele von ihnen, welche in ihre Dörfer zurückkehren, nehmen die Kultur von Kakao oder anderen Nutzpflanzen auf eigene Rechnung auf und vermehren so die allgemeine Prosperität des Landes. Die wohlangelegten und gepflegten Kakaopflanzungen, welche in den Hauptarbeiteranwerbegebieten angelegt sind, so verschieden von den primitiven Kakaopflanzungen in Nigeria, legen ein schlagendes Zeugnis ab von dem Wert der Erfahrung und des Beispiels."

Über Togo heißt es in einem Artikel der Zeitung West Africa:5

      "Togo wurde zweifellos von den Deutschen in erstklassiger Weise verwaltet. Sie scheuten in weitangelegter Politik weder Zeit noch Geld, es zu entwickeln."
      "Die Ausbildung der Afrikaner als Zimmerleute, Monteure, Mechaniker, Maurer, Schmiede usw. war, wie ein Blick in die Stadt Lome lehrt, von den Deutschen in bewundernswerter Weise durchgeführt worden."
      "Die Deutschen hatten ein ausgedehntes erstklassiges Straßennetz über das ganze Land hin angelegt."

[86] In den französischen Berichten über Kamerun haben wenigstens die deutschen Leistungen auf dem Gebiet der Gesundheitspflege eine gewisse Anerkennung gefunden. In dem ersten Bericht heißt es6 darüber: "Es ist absolut unbestreitbar, daß die Deutschen in Kamerun betreffend ärztlicher Hilfeleistungen begonnen hatten, ein großes Werk zu unternehmen, welches bereits seine wohltätigen Früchte trug." In einem weiteren Bericht für 19217 heißt es, daß in dieser Beziehung "nicht unbeachtliche Ergebnisse erzielt waren". Über die deutsche Kolonialtätigkeit in Westafrika schreibt eine französische Zeitung im August 1923:8 "Wenn alle französischen Kolonien so ausgerüstet wären, wie Kamerun und Togo, so wäre dies ein großer Schritt auf dem Wege zu einer rentablen Erschließung. Frankreich müsse in seinen Kolonien unbedingt das verbessern, was die Deutschen schon 1913 in ihren Kolonialgebieten verwirklicht hatten."

General Smuts, dem sicherlich kein Mensch mangelnde Erfahrung in kolonialen Dingen nachsagen darf, hat am 23. Oktober 1923 in London dem deutschen Vertreter, Geheimen Legationsrat de Haas, ein Schreiben gesandt, in welchem er von der deutschen Kolonialarbeit in Südafrika folgendes sagt:

"Die Deutschen, welche sich zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Teilen der Union niederließen, bilden einen der wertvollsten Teile unseres südafrikanischen Volkes. Und ich bin sicher, daß die Deutschen in Südwestafrika, deren erfolgreiche und gewissenhafte Arbeit in dem Gebiet ich hoch anerkenne, wesentlich zu dem Aufbau einer dauernden europäischen Zivilisation auf dem afrikanischen Kontinent beitragen werden, welche die Hauptaufgabe der Union ist."




1Times vom 23. 6. 21. ...zurück...

2Official report. Parliamentary Debates. S. 509. ...zurück...

3Report on the British sphere of the Cameroons. Parliamentsdrucksache Mai 1922, S. 12. ...zurück...

4S. 68. ...zurück...

5Vom 23. 6. 23. Nr. 334. ...zurück...

6Rapport au Ministre des Colonies sur l'administration... du Cameroun de la Conquête au 1. 7. 1921. ...zurück...

7Rapport 1921. S. 24. ...zurück...

8L'Intransigeant, wiedergegeben im Hamburgischen Korrespondenten vom. 18. 8. 1923. ...zurück...







Die koloniale Schuldlüge.
Dr. Heinrich Schnee
ehemaliger Gouverneur von Deutsch-Ostafrika