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Das Jahr 1939     (Forts.)
 93. 
Aus dem Telegramm des Botschafters Sir Nevile Henderson an den britischen Außenminister Lord Halifax vom 24. August 1939 über seine Unterredung mit dem Führer

Er sprach mehrere Male von seinen wiederholten Freundschaftsangeboten an England und deren unveränderlicher und verächtlicher Abweisung. Ich verwies auf vorjährige Bemühungen des Ministerpräsidenten und seinen Wunsch nach Zusammenarbeit mit Deutschland. Er sagte, er habe damals an Herrn Chamberlains guten Willen geglaubt, er tue das aber, namentlich seit Einkreisungsbemühungen der letzten paar Monate, nicht mehr. Ich legte das Fälschliche dieser Ansicht dar, doch seine Antwort lautete, er sei jetzt endgültig von der Richtigkeit der ihm früher von andern vorgehaltenen Ansichten überzeugt, daß England und Deutschland sich nie einigen könnten.

(E: Cmd. 6106. No. 58. - D: Eigene Übersetzung.)

An dem Tage, an dem der britische Premierminister den Antwortbrief des Führers in seinen Händen hielt, das heißt am 24. August 1939, gab er im Unterhaus eine Erklärung ab, in der er die Durchführung umfassender militärischer Maßnahmen bekanntgab. Die Rede, die sich im übrigen mit dem inzwischen bekannt gewordenen deutsch-russischen Nichtangriffspakt beschäftigte, enthielt nur die Versicherung, daß das an Polen gegebene Beistandsversprechen unabhängig von den Verhandlungen in Moskau erteilt worden sei und infolgedessen von dem Zusammenbruch dieser Verhandlungen und der deutsch-russischen Annäherung nicht berührt werden könne.

Trotz dieser wenig ermutigenden Rede ließ der Führer am 25. August 1939 den britischen Botschafter Sir Nevile Henderson nochmals zu sich kommen, um ihm ein letztes, weitreichendes Freundschaftsangebot mitzuteilen.


 94. 
Erklärung des Führers gegenüber dem britischen Botschafter
vom 25. August 1939, mittags 13.30 Uhr

Der Führer erklärte einleitend, daß der Britische Botschafter am Schluß der letzten Unterredung der Hoffnung Ausdruck gegeben habe, daß doch noch eine Verständigung zwischen Deutschland und England möglich sein wird. Er, der Führer, habe sich daraufhin die Dinge noch einmal durch den Kopf gehen lassen und wolle heute England gegenüber einen Schritt unternehmen, der genau so entscheidend sei wie der [213] Schritt Rußland gegenüber, der zu der kürzlichen Vereinbarung geführt habe.

Auch die gestrige Unterhaussitzung bzw. die Reden Chamberlains und Lord Halifax' hätten den Führer veranlaßt, noch einmal mit dem Britischen Botschafter zu sprechen. Die Behauptung, daß Deutschland die Welt erobern wolle, ist lächerlich. Das Britische Imperium umfaßt 40 000 000 qkm, Rußland 19 000 000 qkm, Amerika 9 500 000 qkm, während Deutschland noch nicht 600 000 qkm umfaßt. Wer also die Welt erobern will, ist klar.

Der Führer teilte dem Britischen Botschafter folgendes mit:

  1. Die polnischen Akte der Provokation sind unerträglich geworden, gleich, wer verantwortlich ist. Wenn die Polnische Regierung die Verantwortung bestreitet, so beweist dies nur, daß sie selbst keinen Einfluß mehr auf ihre militärischen Unterorgane besitze. In der letzten Nacht seien wieder einundzwanzig neue Grenzzwischenfälle erfolgt, auf deutscher Seite habe man größte Disziplin gewahrt. Alle Zwischenfälle seien von der polnischen Seite hervorgerufen worden. Außerdem wurden Verkehrsflugzeuge beschossen. Wenn die Polnische Regierung erkläre, nicht verantwortlich dafür zu sein, so beweise dies, daß es ihr nicht mehr möglich sei, ihre eigenen Leute im Zaume zu halten.
  2. Deutschland sei unter allen Umständen entschlossen, diese mazedonischen Zustände an seiner Ostgrenze zu beseitigen, und zwar nicht nur im Interesse von Ruhe und Ordnung, sondern auch im Interesse des europäischen Friedens.
  3. Das Problem Danzig und Korridor müsse gelöst werden. Der Britische Ministerpräsident habe eine Rede gehalten, die nicht im geringsten geeignet sei, einen Wandel in der deutschen Einstellung herbeizuführen. Aus dieser Rede könne höchstens ein blutiger und unübersehbarer Krieg zwischen Deutschland und England entstehen. Ein solcher Krieg würde blutiger sein als der von 1914 bis 1918. Im Unterschied zu dem letzten Krieg würde Deutschland keinen Zweifrontenkrieg mehr zu führen haben. Das Abkommen mit Rußland sei bedingungslos und bedeute eine Wende in der Außenpolitik des Reiches auf längste Zeit. Rußland und Deutschland würden unter keinen Umständen mehr die Waffen gegeneinander ergreifen. Davon abgesehen würden die mit Rußland getroffenen Abmachungen auch wirtschaftlich für eine längste Kriegsperiode sichern.

Dem Führer habe immer an der deutsch-englischen Verständigung gelegen. Ein Krieg zwischen England und Deutschland könne im günstigsten Fall Deutschland einen Gewinn bringen, England aber überhaupt nicht.

Der Führer erklärt, daß das deutsch-polnische Problem gelöst werden müsse und gelöst werden würde. Er ist aber bereit und entschlossen, nach der Lösung des Problems noch einmal an England mit einem umfassenden großen Angebot heranzutreten. Er ist ein Mann großer Entschlüsse und wird auch in diesem Fall zu einer großen [214] Handlung fähig sein. Er bejaht das Britische Imperium und ist bereit, sich für dessen Bestand persönlich zu verpflichten und die Kraft des Deutschen Reiches dafür einzusetzen, wenn

  1. seine kolonialen Forderungen, die begrenzt sind und auf friedlichem Wege ausgehandelt werden können, Erfüllung finden, wobei er hier zu einer weitesten Terminbestimmung bereit ist,
  2. seine Verpflichtungen Italien gegenüber nicht tangiert werden, d. h. mit anderen Worten: Er fordert von England nicht die Preisgabe seiner französischen Verpflichtungen und könnte sich seinerseits auch nicht von den italienischen Verpflichtungen entfernen.
  3. Er wünscht ebenso den unverrückbaren Entschluß Deutschlands zu betonen, nie mehr mit Rußland in einen Konflikt einzutreten.

Der Führer ist bereit, dann mit England Abmachungen zu treffen, die, wie schon betont, nicht nur die Existenz des Britischen Weltreichs unter allen Umständen deutscherseits garantieren würden, sondern auch, wenn es nötig wäre, dem Britischen Reich die deutsche Hilfe sicherten, ganz gleich, wo immer eine derartige Hilfe erforderlich sein sollte. Der Führer würde dann auch bereit sein, eine vernünftige Begrenzung der Rüstungen zu akzeptieren, die der neuen politischen Lage entsprächen und wirtschaftlich tragbar wären. Endlich versichert der Führer erneut, daß er an den westlichen Problemen nicht interessiert sei und daß eine Grenzkorrektur im Westen außerhalb jeder Erwägung stehe; der mit Milliarden Kosten errichtete Westwall sei die endgültige Reichsgrenze nach Westen.

Wenn die Britische Regierung diese Gedanken erwägen würde, so könnte sich daraus ein Segen für Deutschland und auch für das Britische Weltreich ergeben. Wenn sie diese Gedanken ablehnt, wird es Krieg geben. Auf keinen Fall würde Großbritannien aus diesem Krieg stärker hervorgehen; schon der letzte Krieg habe dies bewiesen.

Der Führer wiederholt, daß er ein Mann großer und ihn selbst verpflichtender Entschlüsse sei und daß dies sein letzter Vorschlag wäre. Er werde sofort nach Lösung der deutsch-polnischen Frage mit einem Angebot an die Britische Regierung herantreten.

(Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 457.)

In einem Telegramm vom 25. August 1939 hat Sir Nevile Henderson über seine Unterredung mit dem Führer an den britischen Außenminister berichtet. Der Bericht schließt mit den Sätzen:

"Nachdem ich fortgegangen war, sandte Herr von Ribbentrop Dr. Schmidt zur Botschaft mit dem Text der wörtlichen Erklärung und weiterhin mit einer Mitteilung von ihm selbst, die dahin ging, daß Herr Hitler immer und auch jetzt noch ein Abkommen mit England gewünscht habe und daß er mich bitte, Seiner Majestät Regierung zu veranlassen, daß sie das Angebot sehr ernst nähme." (Cmd. 6106. No. 69.)

Am Abend des gleichen Tages, an dem der Führer dem britischen [215] Botschafter dieses weitreichende Angebot gemacht hatte, wurde in London der britisch-polnische Beistandspakt unterzeichnet.

Es ist später von Unterstaatssekretär Butler im Unterhaus festgestellt worden, daß sich dieses Abkommen einzig und allein gegen Deutschland richtete. Die wahren Motive der britischen Politik konnten nicht deutlicher gekennzeichnet werden, als es damit geschah: Nicht die Unabhängigkeit und das Schicksal Polens waren es, die England bestimmten, sondern lediglich das Bestreben, der Revision der deutschen Ostgrenzen und einer davon befürchteten deutschen Machtsteigerung entgegenzutreten.


 95. 
Unterhauserklärung des britischen Unterstaatssekretärs Butler vom 19. Oktober 1939

Auf die Anfrage Mr. Harveys antwortend, der den Premierminister gefragt hatte, ob der in dem am 25. August d. J. zwischen dem Vereinigten Königreich und Polen geschlossenen Abkommen enthaltene Hinweis auf einen Angriff durch eine europäische Macht auch für den Fall eines Angriffs durch andere Mächte als Deutschland, einschließlich Rußlands, Geltung haben solle, erklärte Mr. Butler, Unterstaatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten: "Nein, mein Herr. Während der Verhandlungen, die zur Unterzeichnung des Abkommens führten, herrschte zwischen der Polnischen Regierung und der Regierung Seiner Majestät Einverständnis darüber, daß das Abkommen lediglich für den Fall eines Angriffs durch Deutschland Geltung haben solle, und die Polnische Regierung bestätigt, daß dem so ist."

(E: The Times vom 20. Oktober 1939. - D: Eigene Übersetzung.)

Nachdem im Grunde die praktischen Möglichkeiten, zu einer raschen deutsch-englischen Verständigung zu kommen, durch den formellen Abschluß des britisch-polnischen Beistandspaktes und die darin beschlossene Bestätigung der an Polen gegebenen Blanko-Vollmacht vereitelt waren, ging die britische Antwortnote vom 28. August 1939 gleichwohl noch einmal auf dieses Angebot ein. Indessen ließ ihre Formulierung deutlich erkennen, daß man es in London nur auf eine dilatorische Behandlung dieser ernsten und schicksalsschweren Frage angelegt hatte und infolgedessen einer genauen Stellungnahme auszuweichen trachtete.


 96. 
Memorandum der Britischen Regierung vom 28. August 1939, dem Führer vom britischen Botschafter abends 22.30 Uhr übergeben

Seiner Majestät Regierung hat die ihr vom Herrn Deutschen Reichskanzler durch den Britischen Botschafter in Berlin übermittelte Botschaft empfangen und hat dieselbe mit der ihr gebührenden Sorgfalt geprüft.

1. Seiner Majestät Regierung hat den vom Herrn Reichskanzler zum Ausdruck gebrachten Wunsch, daß Freundschaft die Grundlage [216] der Beziehungen zwischen Deutschland und dem Britischen Imperium bilden möge, zur Kenntnis genommen, und sie teilt diesen Wunsch voll und ganz. Auch sie glaubt, wie der Herr Reichskanzler, daß, wenn eine vollständige und dauernde Verständigung zwischen diesen zwei Nationen hergestellt werden könnte, es beiden Völkern unermeßlichen Segen bringen würde.

2. Die Botschaft des Herrn Reichskanzlers behandelt zwei Gruppen von Fragen - diejenigen, die gegenwärtig Gegenstand von Differenzen zwischen Deutschland und Polen sind, und diejenigen, die die endgültigen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien berühren. Im Zusammenhang mit diesen zuletzt genannten Fragen ersieht Seiner Majestät Regierung, daß der Herr Reichskanzler gewisse Vorschläge angedeutet hat, die er unter einer Bedingung der Britischen Regierung zur Herbeiführung einer allgemeinen Verständigung zu unterbreiten bereit sein würde. Diese Vorschläge sind naturgemäß in sehr allgemeiner Form gehalten und würden eine genauere Definierung erfordern, aber Seiner Majestät Regierung ist voll und ganz bereit, sie mit einigen Zusätzen als Gegenstand von Unterhaltungen anzunehmen, und sie würde bereit sein, wenn die Streitfragen zwischen Deutschland und Polen auf friedlichem Wege beigelegt werden, sobald wie möglich diesbezügliche Besprechungen einzuleiten mit dem aufrichtigen Wunsche, zu einer Verständigung zu gelangen.

3. Die Bedingung, die der Herr Reichskanzler festlegt, ist, daß eine Lösung der zwischen Deutschland und Polen bestehenden Differenzen vorangehen muß. In dieser Beziehung ist Seiner Majestät Regierung vollkommen gleicher Ansicht. Alles hängt jedoch ab von der Art der Lösung und von der Methode, die zur Erzielung derselben angewandt wird. Zu diesen Punkten, deren Wichtigkeit dem Herrn Reichskanzler gegenwärtig sein wird, ist in seiner Botschaft nichts gesagt, und Seiner Majestät Regierung fühlt sich gezwungen, darauf hinzuweisen, daß eine Verständigung bezüglich dieser beiden Punkte für die Erzielung eines weiteren Fortschrittes unbedingt notwendig ist. Die Deutsche Regierung wird sich dessen bewußt sein, daß Seiner Majestät Regierung gegenüber Polen Verpflichtungen hat, die sie binden und die einzulösen sie beabsichtigt. Sie könnte nicht wegen irgendeines Großbritannien angebotenen Vorteils einer Lösung zustimmen, die die Unabhängigkeit eines Staates gefährden würde, dem sie ihre Garantie gegeben hat.

4. Nach Ansicht Seiner Majestät Regierung könnte und sollte eine vernünftige Lösung der Differenzen zwischen Deutschland und Polen auf dem Wege der Vereinbarung zwischen den beiden Nationen erzielt werden auf einer Grundlage, die die Sicherstellung der wesentlichen Interessen Polens einbeziehen würde, und Seiner Majestät Regierung erinnert sich, daß der Herr Reichskanzler in seiner Rede am 28. April die Wichtigkeit dieser Interessen für Polen anerkannt hat.

Wie jedoch der britische Premierminister in seinem Schreiben vom 22. August an den Herrn Reichskanzler zum Ausdruck brachte, ist es nach Ansicht Seiner Majestät Regierung unerläßlich für den [217] Erfolg der Besprechungen, die der Vereinbarung vorangehen würden, daß es im voraus feststünde, daß ein zu erzielendes Abkommen von anderen Mächten garantiert werden würde. Seiner Majestät Regierung würde bereit sein, wenn der Wunsch dazu ausgesprochen werden sollte, zu der wirksamen Durchführung einer solchen Garantie beizutragen.

Nach Ansicht Seiner Majestät Regierung folgt hieraus, daß als nächster Schritt direkte Verhandlungen zwischen der Deutschen und Polnischen Regierung eingeleitet werden sollten auf einer Grundlage, die die oben erwähnten Grundsätze einschließen würde, nämlich die Sicherstellung der unentbehrlichen Interessen Polens und die Sicherstellung des Abkommens durch eine internationale Garantie. Seiner Majestät Regierung hat bereits eine definitive Zusicherung von der Polnischen Regierung erhalten, daß diese bereit ist, auf dieser Grundlage in Besprechungen einzutreten, und Seiner Majestät Regierung hofft, daß die Deutsche Regierung ihrerseits ebenfalls bereit sein würde, einem solchen Verfahren zuzustimmen.

Wenn, wie Seiner Majestät Regierung hofft, solche Besprechungen zu einer Vereinbarung führen würden, so wäre der Weg offen für Besprechungen über jene breitere und umfassendere Verständigung zwischen Großbritannien und Deutschland, die beide Nationen erstreben.

5. Seiner Majestät Regierung stimmt mit dem Herrn Reichskanzler darin überein, daß eine der hauptsächlichsten Gefahren in der zwischen Deutschland und Polen bestehenden Lage in Berichten über die Behandlung der Minderheiten ihren Ursprung hat. Der gegenwärtige Spannungszustand, zusammen mit den ihn begleitenden Grenzzwischenfällen, Berichten über Mißhandlungen und der aufreizenden Propaganda ist eine ständige Gefahr für den Frieden. Es ist offensichtlich eine Frage äußerster Dringlichkeit, daß alle Zwischenfälle dieser Art unverzüglich und mit fester Hand unterdrückt werden, und daß die Verbreitung unbestätigter Gerüchte verhindert wird, um eine Frist zu erlangen, in der ohne Provokation auf beiden Seiten eine eingehende Prüfung der Möglichkeiten einer Lösung unternommen werden könnte. Seiner Majestät Regierung ist überzeugt, daß beide beteiligten Regierungen sich dieser Erwägung völlig bewußt sind.

6. Seiner Majestät Regierung hat ihre eigene Haltung gegenüber den besonderen zwischen Deutschland und Polen strittigen Angelegenheiten erschöpfend zum Ausdruck gebracht. Sie vertraut darauf, daß der Herr Reichskanzler nicht glauben wird, daß Seiner Majestät Regierung, weil sie ihre Verpflichtung gegenüber Polen genau nimmt, aus diesem Grunde nicht bestrebt ist, ihren ganzen Einfluß für das Zustandekommen einer sowohl Deutschland wie Polen befriedigenden Lösung einzusetzen.

Daß eine solche Lösung erzielt werden sollte, erscheint Seiner Majestät Regierung als unbedingt notwendig, nicht nur aus Gründen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Lösung selbst entstehen, sondern auch wegen der umfassenderen Erwägungen, von denen der Herr Reichskanzler mit solcher Überzeugung gesprochen hat.

[218] 7. Es ist unnötig, in der vorliegenden Antwort die Vorteile einer friedlichen Lösung hervorzuheben gegenüber einem Entschluß, die in Frage kommenden Probleme mit Waffengewalt zu lösen. Die Folgen eines Entschlusses, Gewalt zu gebrauchen, sind in dem Schreiben des Premierministers vom 22. August an den Herrn Reichskanzler klar dargelegt worden, und Seiner Majestät Regierung zweifelt nicht daran, daß diese Folgen vom Herrn Reichskanzler genau so klar erkannt werden wie von Seiner Majestät Regierung selbst.

Andererseits glaubt Seiner Majestät Regierung, indem sie mit Interesse den in der Botschaft des Herrn Reichskanzlers enthaltenen Hinweis auf eine Begrenzung der Rüstungen zur Kenntnis nimmt, daß, wenn eine friedliche Lösung erreicht werden kann, die Unterstützung der Welt zuversichtlich vorausgesetzt werden könnte für praktische Maßnahmen, die es ermöglichen würden, den Übergang von einer Vorbereitung zum Kriege auf eine normale Tätigkeit friedlichen Handels sicher und reibungslos durchzuführen.

8. Eine gerechte Lösung dieser zwischen Deutschland und Polen bestehenden Fragen kann den Weg zum Weltfrieden öffnen. Das Ausbleiben einer solchen Lösung würde die Hoffnung auf eine bessere Verständigung zwischen Deutschland und Großbritannien zerschlagen, würde die beiden Nationen in Konflikt bringen und könnte sehr wohl die gesamte Welt in den Krieg stürzen. Ein solches Ergebnis wäre eine Katastrophe ohne Beispiel in der Geschichte.

(E: Cmd. 6106. No. 74. - D: Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 463.)

Über die offenkundig hinhaltende Taktik der britischen Regierung hinwegsehend, leitete der Führer seine Antwortnote vom 29. August 1939 mit den Sätzen ein:

"Der Kgl. Britische Botschafter in Berlin hat der Kgl. Britischen Regierung Anregungen übermittelt, die ich vorschlagen zu müssen glaubte, um

  1. dem Willen der Reichsregierung nach einer aufrichtigen deutsch-englischen Verständigung, Zusammenarbeit und Freundschaft noch einmal Ausdruck zu geben,
  2. keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, daß eine solche Verständigung nicht erkauft werden könnte mit dem Verzicht auf lebenswichtige deutsche Interessen oder gar einer Preisgabe von Forderungen, die ebenso im allgemeinen menschlichen Recht wie in der nationalen Würde und Ehre unseres Volkes begründet sind.

Mit Befriedigung hat die Deutsche Regierung aus den Antwortschreiben der Kgl. Britischen Regierung und den mündlichen Erläuterungen des Kgl. Britischen Botschafters entnommen, daß die Kgl. Britische Regierung auch ihrerseits bereit ist, das deutsch-englische Verhältnis zu bessern, es im Sinne der deutschen Anregungen zu entwickeln und auszubauen." (Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 464.)

[219] Diese Einleitung ließ klar erkennen, daß der Führer bestrebt war, alle Empfindlichkeiten beiseitezusetzen und nur auf diejenigen Punkte der englischen Note einzugehen, die die friedliche Entwicklung der Lage positiv zu fördern geeignet waren. Trotz aller Zweifel in die polnische Verhandlungsbereitschaft beschränkte sich die Note daher darauf, das in dem britischen Memorandum enthaltene Vermittlungsangebot anzunehmen und das Einverständnis der deutschen Regierung zu erklären, daß ein mit allen Vollmachten versehener polnischer Vertreter bis zum 30. August 1939 die Verhandlungen in Berlin übernähme. Sir Nevile Henderson hat auch zu dieser Unterredung, welche die Rückgabe der deutschen Antwortnote begleitete, einen aufschlußreichen Kommentar gegeben. In seinem Telegramm an Lord Halifax vom 29. August 1939 bestätigte er, daß der Führer wiederholt hatte, er wünsche die britische Freundschaft mehr als irgend etwas auf der Welt. Aber er könne nicht Deutschlands Lebensinteressen dafür opfern. "Es sei ein unerträglicher Vorschlag, wenn Seiner Majestät Regierung über einen solchen Gegenstand einen Handel abschließen wolle". (Cmd. 6106. No. 80.)

Das Schicksal der angeblichen britischen "Vermittlungsaktion" ist bekannt: in ihrem Memorandum vom 30. August 1939 ließ die britische Regierung durchblicken, daß sie zu einer tatsächlichen Vermittlung in Wirklichkeit gar nicht gewillt gewesen war; sie beschränkte sich darauf, die Reichsregierung nunmehr auf den "unmittelbaren Meinungsaustausch" mit der polnischen Regierung zu verweisen. Es war damit klar, daß die ganzen letzten Ereignisse auf seiten der britischen Regierung überhaupt nur noch Einzelheiten eines taktischen Spiels gewesen waren, das darauf abgezielt hatte, Zeit zu gewinnen und das zu diesem Zweck mit Hilfe einer bewußt ungenauen Ausdrucksweise den Anschein erweckt hatte, als wenn die britische Regierung zu einer wirklichen Vermittlung zwischen Deutschland und Polen bereit und imstande gewesen sei. Die Dokumente des britischen Blaubuches selbst haben erwiesen, in welchem Maße hier von britischer Seite ein falsches Spiel getrieben worden ist. Während der ganze "Vermittlungsvorschlag" auf der in dem britischen Memorandum vom 28. August zum Ausdruck gebrachten Behauptung beruht hatte, man habe in London bereits eine "definitive Zusicherung" von der polnischen Regierung über ihre Verhandlungsbereitschaft erhalten, geht aus dem britischen Blaubuch hervor, daß davon überhaupt nicht die Rede sein konnte.

Noch in einem Telegramm vom 30. August 1939 berichtet nämlich der britische Botschafter in Warschau, Sir Howard Kennard, an Lord Halifax, er sei sicher, "daß es unmöglich sein würde, die polnische Regierung dazu zu veranlassen, Herrn Beck oder irgendeinen anderen Vertreter sofort nach Berlin zu entsenden, um eine Vermittlung auf der von Herrn Hitler vorgeschlagenen Grundlage zu erörtern". (Cmd. 6106. No. 84.)

Die Aufdeckung des britischen Falschspiels durch die Note vom 30. August 1939 bedeutete naturgemäß das Ende der deutschen Verständigungsbemühungen. Zwar ließ der Führer auch jetzt noch keine Möglichkeit ungenutzt, die eine friedliche Regelung hätte herbeiführen [220] können. Indessen war allen diesen Friedensbemühungen das Rückgrat gebrochen, das bei der gegenwärtigen politischen Verfassung Europas naturnotwendig in einer deutsch-englischen Verständigung liegen muß.

Die englische Intransigenz hatte den Ausbruch des Konflikts unvermeidlich gemacht. Vom 1. September ab mußte sich Deutschland mit Waffengewalt der polnischen Übergriffe erwehren. In seiner Reichstagsrede am 1. September 1939 setzte der Führer die Gründe des deutschen Vorgehens auseinander. Auch in dieser Rede wird noch einmal erkenntlich, welche Möglichkeiten einer friedlichen Entwicklung durch die vorgehenden Ereignisse vernichtet worden waren.


 97. 
Aus der Reichstagsrede des Führers vom 1. September 1939

Wenn nun Staatsmänner im Westen erklären, daß dies ihre Interessen berühre, so kann ich eine solche Erklärung nur bedauern; sie kann mich aber nicht eine Sekunde in der Erfüllung meiner Pflicht wankend machen. Ich habe es feierlich versichert und wiederhole es, daß wir von diesen Weststaaten nichts fordern und nie etwas fordern werden. Ich habe versichert, daß die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland eine endgültige ist. Ich habe England immer wieder eine Freundschaft und, wenn notwendig, das engste Zusammengehen angeboten. Aber Liebe kann nicht nur von einer Seite geboten werden, sie muß von der anderen ihre Erwiderung finden. Deutschland hat keine Interessen im Westen. Unser Westwall ist zugleich für alle Zeiten die Grenze des Reiches. Wir haben auch keinerlei Ziel für die Zukunft, und diese Einstellung des Reiches wird sich nicht mehr ändern.

(Verhandlungen des Reichstages, Bd. 460, S. 46f.)

Die britische Regierung steuerte nunmehr zielbewußt auf die Ausbreitung und Verallgemeinerung des deutsch-polnischen Konfliktes zu. Ihre ultimativen Noten vom 1., 3. September und die planmäßige Vereitelung des italienischen Vermittlungsvorschlages und die Kriegserklärung vom 3. September bezeichnen die letzten Etappen ihres auf den Ausbruch des allgemeinen Krieges angelegten diplomatischen Spiels.


 98. 
Note der britischen Regierung vom 1. September 1939,
dem Reichsaußenminister von Botschafter Henderson
um 21 Uhr übergeben

Euer Exzellenz!

Im Auftrage des Ministers Seiner Majestät für Auswärtige Angelegenheiten beehre ich mich, folgende Mitteilung zu machen.

In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages hat der Deutsche Reichskanzler einen Aufruf an die Deutsche Wehrmacht erlassen, aus dem klar hervorging, daß er im Begriff war, Polen anzugreifen.

Aus Nachrichten, die zur Kenntnis der Regierung Seiner Majestät [221] im Vereinigten Königreich und der Französischen Regierung gelangt sind, geht hervor, daß deutsche Truppen die polnische Grenze überschritten haben und daß Angriffe auf polnische Städte im Gange sind.

Unter diesen Umständen sind die Regierungen des Vereinigten Königreichs und Frankreichs der Auffassung, daß die Deutsche Regierung durch diese ihre Handlung die Voraussetzung geschaffen hat (nämlich einen agressiven Gewaltakt gegenüber Polen, der dessen Unabhängigkeit bedroht), welche seitens der Regierungen des Vereinigten Königreichs und Frankreichs die Erfüllung ihrer Verpflichtungen, Polen Beistand zu leisten, erheischen.

Ich bin daher beauftragt, Euer Exzellenz mitzuteilen, daß die Regierung Seiner Majestät im Vereinigten Königreich ohne Zögern ihre Verpflichtungen gegenüber Polen erfüllen wird, wenn nicht die Deutsche Regierung bereit ist, der Regierung des Vereinigten Königreichs befriedigende Zusicherungen dahingehend abzugeben, daß die Deutsche Regierung jegliche Angriffshandlung gegen Polen eingestellt hat und bereit ist, ihre Truppen unverzüglich aus polnischem Gebiet zurückzuziehen.

Nevile Henderson
(E: Cmd. 6106. No. 105. - D: Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 472.)


 99. 
Notiz des italienischen Botschafters Attolico, dem
Auswärtigen Amt am 2. September 1939 vormittags übergeben

Zur Information läßt Italien wissen, natürlich jede Entscheidung dem Führer überlassend, daß es noch die Möglichkeit hätte, von Frankreich, England und Polen eine Konferenz auf folgenden Grundlagen annehmen zu lassen:

  1. Waffenstillstand, der die Armeen läßt, wo sie jetzt sind;
  2. Einberufung der Konferenz in zwei bis drei Tagen;
  3. Lösung des polnisch-deutschen Streits, welche, wie die Sachen heute liegen, sicher günstig für Deutschland sein würde.

Für den Gedanken, der ursprünglich vom Duce ausgegangen ist, setzt sich heute besonders Frankreich ein.

(Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 474.)


 100. 
Mitteilung der Havas-Agentur vom 2. September 1939

Die Französische Regierung ist gestern ebenso wie mehrere andere Regierungen mit einem italienischen Vorschlag zur Regelung der europäischen Schwierigkeiten befaßt worden. Nach Beratung über diesen Vorschlag hat die Französische Regierung eine positive Antwort gegeben.

(Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 475.)


[222]
 101. 
Aus der Unterhausrede des britischen Premierministers Chamberlain vom 2. September 1939 nachmittags

Eine gleichlautende Erklärung wurde kurze Zeit später vom Außenminister Lord Halifax im Oberhaus abgegeben.
Auf die mahnende Botschaft, die gestern abend Deutschland übermittelt wurde, ist bisher noch keine Antwort eingelaufen.

Es ist möglich, daß diese Verzögerung auf von der italienischen Regierung gemachte Vorschläge zurückzuführen ist, wonach eine Einstellung der Feindseligkeiten erfolgen und unverzüglich eine Konferenz zwischen Großbritannien, Frankreich, Polen, Deutschland und Italien einberufen werden sollte.

Der Britischen Regierung ist es aber nicht möglich, an einer Konferenz teilzunehmen zu einer Zeit, da Polen einer Invasion ausgesetzt ist, polnische Städte mit Bomben belegt werden und Danzig durch Gewalt Gegenstand einer einseitigen Lösung geworden ist.

(E: Cmd. 6106. No. 116. - D: Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 476.)


 102. 
Note der britischen Regierung vom 3. September 1939,
von Botschafter Henderson vormittags 9 Uhr
im Auswärtigen Amt übergeben

Euer Exzellenz!

In der Mitteilung, welche ich die Ehre hatte, Ihnen am 1. September zu machen, unterrichtete ich Sie auf Weisung des Staatssekretärs für Auswärtige Angelegenheiten Seiner Majestät, daß die Regierung Seiner Majestät im Vereinigten Königreich ohne Zögern ihre Verpflichtungen gegenüber Polen erfüllen werde, wenn nicht die Deutsche Regierung bereit sei, der Regierung Seiner Majestät im Vereinigten Königreich befriedigende Zusicherungen dahingehend abzugeben, daß die Deutsche Regierung jegliche Angriffshandlung gegen Polen eingestellt habe und bereit sei, ihre Truppen unverzüglich aus polnischem Gebiet zurückzuziehen.

Obwohl diese Mitteilung vor mehr als 24 Stunden erfolgte, ist keine Antwort eingegangen, hingegen wurden die deutschen Angriffe auf Polen fortgesetzt und verstärkt. Ich habe demgemäß die Ehre, Sie davon zu unterrichten, daß, falls nicht bis 11 Uhr vormittags britischer Sommerzeit am heutigen Tage, dem 3. September, eine befriedigende Zusicherung im oben erwähnten Sinne von der Deutschen Regierung erteilt wird und bei Seiner Majestät Regierung in London eintrifft, ein Kriegszustand zwischen den beiden Ländern von dieser Stunde an bestehen wird.

Nevile Henderson
(E: Cmd. 6106. No. 118. - D: Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 477.)


[223]
 103. 
Note des britischen Außenministers Lord Halifax an den Deutschen Geschäftsträger in London vom 3. September 1939, vormittags 11.15 Uhr übergeben

Herr Geschäftsträger!

Am 1. September unterrichtete der Botschafter Seiner Majestät in Berlin auf meine Weisung hin die dortige Regierung davon, daß die Regierung Seiner Majestät im Vereinigten Königreich ohne Zögern ihre Verpflichtung gegenüber Polen erfüllen werde, wenn nicht die Deutsche Regierung bereit sei, der Regierung Seiner Majestät im Vereinigten Königreich befriedigende Zusicherungen dahinge[he]nd abzugeben, daß die Deutsche Regierung jegliche Angriffshandlung gegen Polen eingestellt habe und bereit sei, ihre Truppen unverzüglich aus polnischem Gebiet zurückzuziehen.

Um 9 Uhr vormittags am heutigen Tage unterrichtete der Botschafter Seiner Majestät in Berlin auf meine Weisung hin die Deutsche Regierung dahingehend, daß, falls nicht bis 11 Uhr vormittags britische Sommerzeit am heutigen Tage, dem 3. September, eine befriedigende Zusicherung im obengenannten Sinne von der Deutschen Regierung erteilt wird und bei Seiner Majestät Regierung in London eintrifft, ein Kriegszustand zwischen den beiden Ländern von dieser Stunde an bestehen wird.

Da keine solche Zusicherungen eingingen, habe ich die Ehre, Sie davon zu unterrichten, daß ein Kriegszustand zwischen den beiden Ländern von 11 Uhr vormittags am heutigen Tage, dem 3. September, an gerechnet, besteht.

Halifax
(D: Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 478.)
Bezeichnenderweise fehlt diese Note im britischen Blaubuch Cmd. 6106. Die rein propagandistische Anlage dieser englischen Veröffentlichung zeigt sich auch daran wieder: man hielt es offenbar für klüger, die Tatsache zu verschleiern, daß England diesen Krieg erklärt hat.)


 104. 
Memorandum der Reichsregierung vom 3. September 1939,
dem britischen Botschafter vom Reichsaußenminister
vormittags 11.30 Uhr ausgehändigt

Eine Abschrift dieses Memorandums wurde dem Französischen Botschafter vom Reichsaußenminister am 3. September 1939, mittags 12.20 Uhr, übergeben.
Die Deutsche Reichsregierung hat das Ultimatum der Britischen Regierung vom 3. September 1939 erhalten. Sie beehrt sich, darauf folgendes zu erwidern:

1. Die Deutsche Reichsregierung und das deutsche Volk lehnen es ab, von der Britischen Regierung ultimative Forderungen entgegenzunehmen, anzunehmen oder gar zu erfüllen.

2. Seit vielen Monaten herrscht an unserer Ostgrenze der tatsäch- [224] liche Zustand des Krieges. Nachdem der Versailler Vertrag Deutschland erst zerrissen hat, wurde allen deutschen Regierungen seitdem jede friedliche Regelung verweigert. Auch die nationalsozialistische Regierung hat nach dem Jahre 1933 immer wieder versucht, auf dem Wege friedlicher Aushandlungen die schlimmsten Vergewaltigungen und Rechtsbrüche dieses Vertrages zu beseitigen. Es ist mit in erster Linie die Britische Regierung gewesen, die durch ihr intransigentes Verhalten jede praktische Revision vereitelte. Ohne das Dazwischentreten der Britischen Regierung wäre - dessen sind sich die Deutsche Reichsregierung und das deutsche Volk bewußt - zwischen Deutschland und Polen sicher eine vernünftige und beiden Seiten gerecht werdende Lösung gefunden worden. Denn Deutschland hatte nicht die Absicht oder die Forderung gestellt, Polen zu vernichten. Das Reich forderte nur die Revision jener Artikel des Versailler Vertrages, die von einsichtsvollen Staatsmännern aller Völker schon zur Zeit der Abfassung dieses Diktates für eine große Nation sowohl als für die gesamten politischen und wirtschaftlichen Interessen Osteuropas auf die Dauer als untragbar und damit unmöglich bezeichnet worden waren. Auch britische Staatsmänner erklärten die damals Deutschland aufgezwungene Lösung im Osten als den Keim späterer Kriege. Diese Gefahr zu beseitigen, war der Wunsch aller deutschen Reichsregierungen und besonders die Absicht der neuen nationalsozialistischen Volksregierung. Diese friedliche Revision verhindert zu haben, ist die Schuld der britischen Kabinettspolitik.

3. Die Britische Regierung hat - ein einmaliger Vorgang in der Geschichte - dem polnischen Staat eine Generalvollmacht erteilt für alle Handlungen gegen Deutschland, die dieser Staat etwa vorzunehmen beabsichtigen würde. Die Britische Regierung sicherte der Polnischen Regierung unter allen Umständen für den Fall, daß sich Deutschland gegen irgendeine Provokation oder einen Angriff zur Wehr setzen würde, ihre militärische Unterstützung zu. Daraufhin hat der polnische Terror gegen die in den einst von Deutschland weggerissenen Gebieten lebenden Deutschen sofort unerträgliche Formen angenommen. Die Freie Stadt Danzig wurde gegen alle gesetzlichen Bestimmungen rechtswidrig behandelt, erst wirtschaftlich und zollpolitisch mit der Vernichtung bedroht und endlich militärisch zerniert und verkehrstechnisch abgedrosselt. Alle diese der Britischen Regierung genau bekannten Verstöße gegen das Gesetz des Danziger Status wurden gebilligt und durch die ausgestellte Blankovollmacht an Polen gedeckt. Die Deutsche Regierung hat, ergriffen von dem Leid der von Polen gequälten und unmenschlich mißhandelten deutschen Bevölkerung, dennoch fünf Monate lang geduldig zugesehen, ohne auch nur einmal gegen Polen eine ähnlich aggressive Handlung zu betätigen.

Sie hat nur Polen gewarnt, daß diese Vorgänge auf die Dauer unerträglich sein würden und daß sie entschlossen sei, für den Fall, daß dieser Bevölkerung sonst keine Hilfe würde, zur Selbsthilfe zu schreiten. Alle diese Vorgänge waren der Britischen Regierung auf das genaueste bekannt. Es wäre ihr ein leichtes gewesen, ihren großen Ein- [225] fluß in Warschau aufzubieten, um die dortigen Machthaber zu ermahnen, Gerechtigkeit und Menschlichkeit walten zu lassen und die bestehenden Verpflichtungen einzuhalten. Die Britische Regierung hat dies nicht getan. Sie hat im Gegenteil unter steter Betonung ihrer Pflicht, Polen unter allen Umständen beizustehen, die Polnische Regierung geradezu ermuntert, in ihrem verbrecherischen, den Frieden Europas gefährdenden Verhalten fortzufahren. Die Britische Regierung hat aus diesem Geiste heraus den den Frieden Europas immer noch retten könnenden Vorschlag Mussolinis zurückgewiesen, obwohl die Deutsche Reichsregierung ihre Bereitwilligkeit erklärt hatte, darauf einzugehen. Die Britische Regierung trägt daher die Verantwortung für all das Unglück und das Leid, das jetzt über viele Völker gekommen ist und kommen wird.

4. Nachdem alle Versuche, eine friedliche Lösung zu finden und abzuschließen, durch die Intransigenz der von England gedeckten Polnischen Regierung unmöglich gemacht worden waren, nachdem die schon seit Monaten bestehenden bürgerkriegsähnlichen Zustände an der Ostgrenze des Reichs, ohne daß die Britische Regierung etwas dagegen einzuwenden hätte, sich allmählich zu offenen Angriffen auf das Reichsgebiet verstärkten, hat sich die Deutsche Reichsregierung entschlossen, dieser fortdauernden und für eine Großmacht unerträglichen Bedrohung des erst äußeren und dann endlich auch inneren Friedens des deutschen Volkes ein Ende zu bereiten mit jenen Mitteln, die, nachdem die Regierungen der Demokratien alle anderen Revisionsmöglichkeiten praktisch sabotiert hatten, allein noch übrigbleiben, um die Ruhe, die Sicherheit und die Ehre des Deutschen Reiches zu verteidigen. Sie hat auf die letzten, das Reichsgebiet bedrohenden Angriffe der Polen mit gleichen Maßnahmen geantwortet. Die Deutsche Reichsregierung ist nicht gewillt, infolge irgendwelcher britischer Absichten oder Verpflichtungen im Osten Zustände zu dulden, die jenen gleichen, wie wir sie in dem unter britischem Protektorat stehenden Palästina vorfinden. Das deutsche Volk aber ist vor allem nicht gewillt, sich von Polen mißhandeln zu lassen.

5. Die Deutsche Reichsregierung lehnt daher die Versuche, durch eine ultimative Forderung Deutschland zu zwingen, seine zum Schutze des Reiches angetretene Wehrmacht wieder zurückzurufen und damit die alte Unruhe und das alte Unrecht erneut hinzunehmen, ab. Die Drohung, Deutschland ansonsten im Kriege zu bekämpfen, entspricht der seit Jahren proklamierten Absicht zahlreicher britischer Politiker. Die Deutsche Reichsregierung und das deutsche Volk haben dem englischen Volk unzählige Male versichert, wie sehr sie eine Verständigung, ja eine engste Freundschaft mit ihm wünschen. Wenn die Britische Regierung diese Angebote bisher immer ablehnte und nunmehr mit einer offenen Kriegsdrohung beantwortet, ist dies nicht Schuld des deutschen Volkes und seiner Regierung, sondern ausschließlich Schuld des britischen Kabinetts bzw. jener Männer, die seit Jahren die Vernichtung und Ausrottung des deutschen Volkes predigen. Das deutsche Volk und seine Regierung haben nicht wie Großbritannien die [226] Absicht, die Welt zu beherrschen, aber sie sind entschlossen, ihre eigene Freiheit, ihre Unabhängigkeit und vor allem ihr Leben zu verteidigen. Die im Auftrag der Britischen Regierung von Herrn King Hall uns mitgeteilte Absicht, das deutsche Volk noch mehr zu vernichten als durch den Versailler Vertrag, nehmen wir zur Kenntnis und werden daher jede Angriffshandlung Englands mit den gleichen Waffen und in der gleichen Form beantworten.

(Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Nr. 479.)

Nach dem erfolgreichen Abschluß des polnischen Feldzuges unternahm der Führer in seiner Reichstagsrede vom 6. Oktober 1939 einen letzten Schritt zum Frieden und zur Verständigung. Das Schicksal dieses Schrittes ist bekannt: England stieß die ausgestreckte deutsche Friedenshand zurück.


 105. 
Aus der Reichstagsrede des Führers vom 6. Oktober 1939

Nicht geringer waren meine Bemühungen für eine deutsch-englische Verständigung, ja, darüber hinaus für eine deutsch-englische Freundschaft. Niemals und an keiner Stelle bin ich wirklich den britischen Interessen entgegengetreten. Leider mußte ich mich nur zu oft britischer Eingriffe deutschen Interessen gegenüber erwehren, auch dort, wo sie England nicht im geringsten berührten. Ich habe es geradezu als ein Ziel meines Lebens empfunden, die beiden Völker nicht nur verstandes-, sondern auch gefühlsmäßig einander näherzubringen. Das deutsche Volk ist mir auf diesem Wege willig gefolgt. Wenn mein Bestreben mißlang, dann nur, weil eine mich persönlich geradezu erschütternde Feindseligkeit bei einem Teil britischer Staatsmänner und Journalisten vorhanden war, die kein Hehl daraus machten, daß es ihr einziges Ziel wäre, aus Gründen, die uns unerklärlich sind, gegen Deutschland bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder den Kampf zu eröffnen. Je weniger sachliche Gründe diese Männer für ihr Beginnen besitzen, um so mehr versuchen sie, mit leeren Phrasen und Behauptungen eine Motivierung ihres Handelns vorzutäuschen. Ich glaube aber auch heute noch, daß es eine wirkliche Befriedung in Europa und in der Welt nur geben kann, wenn sich Deutschland und England verständigen. Ich bin aus dieser Überzeugung heraus sehr oft den Weg zu einer Verständigung gegangen. Wenn dies am Ende doch nicht zum gewünschten Ergebnis führte, dann war es wirklich nicht meine Schuld.

(Verhandlungen des Reichstags, Bd. 460, S. 59.)

Reichsaußenminister von Ribbentrop hat in seiner Rede in Danzig am 24. Oktober 1939 das historische Fazit der deutschen Friedens- und Verständigungspolitik gezogen. Seine Feststellungen bilden das Schlußwort zu einer Epoche von nahezu 7 Jahren, in der die in ihrer Tragweite unabsehbare Möglichkeit zu einem Neubau Europas und einer fruchtbaren weltpolitischen Entwickelung auf der Grundlage des freundschaftlichen deutsch-englischen Zusammenwirkens bestanden hatte. Diese welt- [227] geschichtliche Chance ist nunmehr verpaßt. Die europäische Neuordnung wird sich auch so unausweichlich vollziehen: wenn nicht mit England, dann ohne England oder - gegen England.


 106. 
Aus der Danziger Rede des Reichsaußenministers von Ribbentrop vom 24. Oktober 1939

Die Verständigung mit England war immer das Fundament der Außenpolitik des Führers. Als außenpolitischer Mitarbeiter des Führers kann ich es vor der Weltöffentlichkeit bekunden, daß seit dem 30. Januar 1933 der Führer nichts, aber auch gar nichts unversucht gelassen hat, um diese Verständigung mit England herbeizuführen. Unzählige Reden, Handlungen, Taten des Führers, unzählige Reisen von mir in seinem Auftrag nach England dienten ausschließlich diesem Zweck. Dabei handelt es sich nicht etwa um vage Ideen, sondern um ganz konkrete Vorschläge, die ich wiederholt dem englischen Premierminister, Außenminister oder sonstigen maßgebenden Persönlichkeiten des politischen Lebens im Auftrage des Führers unterbreitete. Diese Angebote umfaßten im wesentlichen folgende Punkte:

  1. Ein deutsch-englisches Flottenabkommen auf der Basis 35 :100.
  2. Die ewige Unantastbarkeit der zwischen Deutschland und England liegenden Länder Holland, Belgien und Frankreich.
  3. Respektierung der britischen Interessen in der Welt durch Deutschland und Respektierung der deutschen Interessen in Osteuropa durch England.
  4. Ein Schutz- und Trutzbündnis zwischen den beiden Ländern, wobei Deutschland auf englische Waffenhilfe verzichtete, seinerseits aber bereit war, sowohl seine Flotte als auch eine bestimmte Zahl von Divisionen jederzeit England zur Sicherung seines Imperiums zur Verfügung zu stellen.

England hat dies abgelehnt und dem Führer bei jeder Gelegenheit sowohl durch den Mund verantwortlicher britischer Minister, Politiker, Parlamentarier als auch durch die Presse zu verstehen gegeben, daß England auf die Freundschaft Deutschlands keinerlei Wert legt.

Trotzdem hat der Führer seine Bemühungen, die ebenso seiner gefühlsmäßigen Einstellung als auch seiner völkischen Einsicht entsprangen, mit einer beispiellosen Zähigkeit und Hartnäckigkeit fortgesetzt. Und erst nachdem er wieder und wieder bis an die Grenze des Menschenmöglichen gegangen war, mußte er erkennen, daß man in England nicht wolle. Der Führer hat dann allerdings auch die Konsequenz aus dieser englischen Haltung gezogen und nunmehr in nüchterner Erkenntnis der realen politischen Gegebenheiten die deutsche Außenpolitik aufgebaut. Die Länder, deren Interessen denen Deutschlands solidarisch waren, waren hierbei für Deutschland vor allem von Bedeutung. Eine Annäherung an diese wurde gesucht und ihre Freundschaft gefunden...

Meine Volksgenossen! Nunmehr zu den Gegnern und zu Englands Kriegsschuld!

[228] Zunächst Frankreich: Ich glaube, daß heute in der gesamten Weltöffentlichkeit nicht der geringste Zweifel darüber besteht, daß das französische Volk diesen Krieg nicht gewollt hat, daß das französische Volk lieber heute als morgen Frieden haben möchte und daß ihm dieser Krieg mit einer Verschlagenheit, einem Zynismus und einer Brutalität sondergleichen von England und seinen Handlangern in Paris und in der französischen Regierung aufgezwungen wurde.

England: Ich habe Ihnen bereits vorhin einen kurzen Überblick über die englische Politik gegen Deutschland seit dem 30. Januar 1933 gegeben und will Ihnen nunmehr heute abend den unwiderlegbaren Beweis erbringen, daß dieser Krieg gegen Deutschland von der jetzigen englischen Regierung seit Jahren heimlich und planmäßig vorbereitet wurde.

Die Münchener Konferenz ist im vorigen Jahr von einem Teil der Welt als das große Friedenswerk des derzeitigen englischen Premierministers Chamberlain gerühmt worden. Nichts ist falscher als das. Vergegenwärtigen wir uns nochmals die Lage, die zu München führte. Die britische Regierung hatte der damaligen tschechoslowakischen Regierung ihre Unterstützung gegen Deutschland in Aussicht gestellt und damit aus diesem Problem, das ohne das Einmischen von England über Nacht gelöst worden wäre, überhaupt erst eine europäische Krise gemacht. Wenn daher Herr Chamberlain später in München seine Hand zu einer halbwegs vernünftigen Lösung dieses Problems, und zwar im allerletzten Augenblick bot, so hat er damit nichts anderes getan, als seinen eigenen Fehler, durch den er die Krise erst schuf und durch den er Europa an den Rand des Krieges gebracht hatte, zum Teil wiedergutzumachen.Warum aber tat er das? Die Antwort gab uns die erste Rede, die Herr Chamberlain nach seiner Rückkehr nach London hielt, und in der er in der einen Hand den Ölzweig des Friedens heimbrachte, in der anderen aber dem englischen Volk ein gigantisches Aufrüstungsprogramm präsentierte. Das heißt also, Herr Chamberlain, der gehofft hatte, Deutschland mit Kriegsdrohungen von seinen berechtigten Forderungen zur Befreiung seiner Sudetendeutschen abzubringen, hat die Drohung lediglich deshalb nicht ausgeführt, weil England rüstungsmäßig nicht fertig war. Chamberlain war also nicht nach München gekommen, um den Krieg zu verhindern, sondern um den von der britischen Regierung beschlossenen Krieg nur zu verschieben.

Daß nun in England bereits seit Jahren eine systematische Hetze in der Öffentlichkeit gegen alles Deutsche getrieben wurde, daß man Vorbereitungen für einen kommenden Krieg nach jeder Richtung hin traf - ich erinnere nur an die von Herrn Chamberlain kürzlich zugegebene, bereits vor zwei Jahren erfolgte Organisation eines Blockadeministeriums - ist bekannt. Im Winter 1938/39 aber steigerte sich die Hetze in geradezu ungeheuerlicher Weise. Das englische Volk, das im Grunde in Freundschaft mit dem deutschen Volk leben möchte, wurde jetzt ganz offen mit allen Mitteln der Propaganda von den englischen Kriegshetzern, und zwar unter Förderung durch die englische Regierung, in eine Haß- und Panikstimmung gegen Deutschland gebracht. [229] Ich könnte Ihnen unzählige Beispiele für diesen systematischen Propagandafeldzug geben.

Soweit die Propaganda! Das Ziel der englischen Regierung mußte es aber nun sein, Großbritannien auch politisch und diplomatisch in einen unüberbrückbaren Gegensatz zu Deutschland zu bringen, der es ihm je nach Lage der Dinge ermöglichen sollte, den Krieg gegen Deutschland zu dem ihr am günstigsten erscheinenden Zeitpunkt zu entfesseln. Dies mußte wiederum in einer solchen Weise geschehen, daß es für die kriegshetzerische britische Regierung vor ihrem eigenen Volk ein Zurück nicht mehr geben konnte, das heißt also, es mußte ein Vorwand gefunden werden, der es der britischen Regierung gestattete, dem englischen Volk gegenüber den Kriegsgrund so zwingend erscheinen zu lassen, daß jeder Engländer ein Zurückweichen als mit dem Ansehen seiner Nation unvereinbar ansehen sollte. Diesen Zustand suchte Herr Chamberlain herbeizuführen mit der Garantie an Polen. Daß diese Garantie nur ein Vorwand war, ergibt sich weiter eindeutig aus der soeben im britischen Parlament abgegebenen offiziellen Erklärung der britischen Regierung, daß die Garantie sich ausschließlich gegen Deutschland richten sollte. Nicht die Unversehrtheit des polnischen Staates war für England interessant, sondern ausschließlich die Waffenhilfe gegen Deutschland.

Mit dieser Garantie, mit der sich England zu sofortigem, und zwar unbeschränktem Beistand Polen gegenüber verpflichtete, hat England das jahrhundertealte Fundament seiner kontinentalen Politik verlassen. Während noch im Jahre 1936 sogar der bekannte Deutschenfeind Sir Austen Chamberlain erklärte, England werde keinen Finger rühren wegen des polnischen Korridors, England habe kein Interesse am Korridor, hat nunmehr sein Bruder ausgerechnet für dieses allerschwerste Unrecht, das Versailles Deutschland angetan hat, die englische Waffenhilfe verpfändet. Diese Politik, die zunächst wahnsinnig erscheint, ist nur zu verstehen als ein Ausdruck des konsequenten Willens Großbritanniens, sich unter allen Umständen, und zwar in nicht zu ferner Zeit, einen Vorwand zu einem Losschlagen gegen Deutschland zu verschaffen. Die Folgen dieser von England klar berechneten Politik stellten sich programmäßig ein, und Sie, meine Danziger Volksgenossen, haben sie am eigenen Leibe ja zur Genüge zu spüren bekommen. Die Polen verfielen in einen Taumel des Größenwahnsinns. Wiederum zeigten sich nun die wahren Absichten der englischen Politik. Anstatt Polen, was für die englische Regierung ein leichtes gewesen wäre, zu dem immer noch möglichen Ausgleich zu raten, wissen wir heute, daß England nicht etwa Polen zur Ruhe ermahnte, sondern zu aggressiven Handlungen geradezu aufgestachelt hat.

Ein weiterer Beweis für den absoluten Kriegswillen der britischen Regierung gegen Deutschland sind die Vorgänge in den letzten Tagen unmittelbar vor Ausbruch des Krieges. Der italienische Botschafter in Berlin überbrachte am 2. September eine Botschaft von Mussolini, wonach Italien noch die Möglichkeit zu einer friedlichen Beilegung des polnischen Konfliktes habe. Die Havas-Agentur vom gleichen Tage [230] veröffentlichte die Zustimmung der französischen Regierung zu diesem italienischen Friedensplan. Während auch Deutschland zustimmte, wurde derselbe noch am Nachmittag durch eine Erklärung des englischen Außenministers Lord Halifax abgelehnt. Daß der englische Premierminister, Herr Chamberlain, die Stirn hat, diese Sabotierung des Mussolini-Plans Deutschland zuzuschieben, ist ein erschütternder Beweis seines schlechten Gewissens.

Ihr wahres Gesicht und ihren Vernichtungswillen gegenüber dem deutschen Volk aber hat die englische Regierung gezeigt, als sie das großzügige Friedensangebot, das der Führer am 6. Oktober vor dem Reichstag an England machte, ablehnte und durch ihren Sprecher, den britischen Premierminister Chamberlain, mit Beschimpfungen beantworten ließ, die im gesamten deutschen Volk hellste Empörung ausgelöst haben.

Jeder vernünftige Mensch muß sich nun fragen: Was ist eigentlich der wahre Grund dieser gewissenlosen, ja an Wahnsinn grenzenden englischen Außenpolitik?

Englische Kriegshetzer behaupten, Deutschland strebe nach der Weltherrschaft. Diese Behauptung ist schon an sich verlogen und dumm, denn jeder Gymnasiast weiß heute, daß es so etwas wie eine Weltherrschaft nicht mehr gibt und wohl auch in Zukunft niemals mehr geben wird, aus einem englischen Munde aber ist diese Behauptung eine Unverschämtheit. Denn: während 46 Millionen Engländer 40 Millionen Quadratkilometer besitzen, das heißt über ein Viertel der gesamten Erdoberfläche verfügen, verfügt Deutschland für seine 80 Millionen nur über eine Fläche von zirka 600 000 Quadratkilometer. Während England 611 Dominien, Kolonien, Protektorate, Reservate und sonstige Schutzstaaten sein eigen nennt, hat Deutschland heute keinerlei Kolonialbesitz. Wenn ich die von England in der Welt beherrschten Völker Namen für Namen Ihnen vorlesen wollte, so würde diese heutige Kundgebung zumindest um eine Stunde verlängert werden müssen. So z. B. stehen in Indien neben 290 Millionen in den verschiedenen Provinzen von Britisch-Indien wohnenden Indern noch 562 indische Fürstentümer unter britischer Herrschaft. Es gibt kein Gebiet der Erde, wo nicht die britische Flagge gegen den Willen der betroffenen Völker weht, wo nicht Gewalttat, Raub und Lüge die Wege des britischen Imperialismus kennzeichnen. Unermeßliche Reichtümer hat Großbritannien so im Verlauf der Jahrhunderte aufgestapelt. Der Vorwurf des Strebens nach Weltherrschaft trifft daher ausschließlich England, Deutschland gegenüber ist er - noch dazu aus englischem Munde - unverschämt oder besser noch einfach lächerlich.

Der Führer hat wiederholt die sehr begrenzten Ziele der deutschen Außenpolitik klar und eindeutig umschrieben. Sie heißen in einem Satz zusammengefaßt: Sicherstellung des Lebens und der Zukunft des deutschen Volkes in seinem natürlichen Lebensraum, der dem deutschen Volksgenossen einen angemessenen Lebensstandard sichert und seine kulturelle Entwicklung ermöglicht. Während die britische Regierung für die kapitalistischen Interessen und den Luxus einer [231] Oberschicht kämpft, die großen Massen der englischen Arbeiter aber tagtäglich um ihre Existenz und soziale Verbesserungen ringen, ist das Ziel der nationalsozialistischen deutschen Führung die Sicherung des täglichen Brotes jedes einzelnen seiner 80 Millionen Volksgenossen. Gerade diesem primitivsten Lebensrecht eines Volkes aber stellt sich England entgegen.

Was ist nun das Resultat von sechseinhalb Jahren deutscher Außenpolitik?

Der Prozeß der Konsolidierung des Deutschen Reiches in Europa ist abgeschlossen. Das Unrecht von Versailles ist beseitigt, Deutschland hat durch die Neuregelung im Osten Siedlungsraum für Generationen und ist zurzeit bemüht, all die deutschen Splittergruppen in Europa, die umgesiedelt werden können, in diesem Raum zu vereinigen. Es schafft damit endgültige, klare völkische Zustände und Grenzen und beseitigt durch diese großzügigen Umsiedlungsaktionen die Möglichkeit zukünftiger Konflikte. Die Grenzen des Reiches im Norden, Osten, Süden und Westen sind nunmehr endgültige. Deutschland hat, wie der Führer auch in seiner letzten Reichstagsrede wieder erklärte, an Frankreich und England mit Ausnahme der Rückgabe des ehemaligen deutschen Kolonialbesitzes, das heißt also der selbstverständlichen kolonialen Betätigung, wie sie einer Großmacht zusteht, keine Forderungen. Der Unsinn von Versailles ist beseitigt, und in Europa sind stabile Verhältnisse geschaffen. Dies ist das ausschließliche Verdienst des Führers.

Ausgerechnet aber mit Verwirklichung dieses Zustandes, mit dem alle Voraussetzungen für einen europäischen Dauerfrieden gegeben sind, hält die englische Regierung nunmehr den Zeitpunkt für gekommen, um zwischen dem englischen und dem deutschen Volk einen Krieg auf Leben und Tod zu entfachen. Die britische Regierung spielt damit ein gefährliches Spiel mit dem Schicksal ihres Imperiums. Wenn die britische Regierung diese Politik, die man sowohl im Interesse des englischen Volkes als auch der Menschheit an sich schlechthin als verbrecherisch bezeichnen muß, fortsetzt, so wird sie eines Tages als Totengräber des britischen Imperiums in die Geschichte eingehen. Daß diese Entwicklung weder im Interesse des britischen noch des deutschen Volkes liegt, das ist für diese kleine Clique von gewissenlosen Hasardeuren oder engstirnigen Doktrinären, die in einem Dilettantismus ohnegleichen ihr Volk in den Abgrund führen, anscheinend belanglos. Als Anfang September der englische Botschafter das letztemal bei mir war, habe ich ihn mit den Worten verabschiedet, es werde eines Tages von den Chronisten der Weltgeschichte als eine historische Groteske registriert werden, daß England, ohne die geringsten Interessengegensätze mit Deutschland zu haben, ausgerechnet dem Mann den Krieg erklärt hat, der die Verständigung mit England zu einem politischen Glaubensbekenntnis erhoben hatte.

Aber Herr Chamberlain hat es nicht anders gewollt. Aus seiner letzten Rede vor dem englischen Parlament, in der er in einem Gemisch von Naivität, britischer Überheblichkeit und Schulmeisterei das An- [232] gebot des Führers ablehnte, möchte ich zur Charakterisierung der ganzen Unwahrhaftigkeit, Heuchelei und des Dilettantismus der jetzigen britischen Machthaber nur einen einzigen Punkt herausgreifen, das ist die Behauptung, Deutschland und sein Führer hätten ihr Wort gebrochen, und es sei daher nicht mehr möglich, einem Wort Deutschlands zu vertrauen.

Solche Äußerungen haben wir in der letzten Zeit wiederholt aus dem Munde englischer Schwätzer hören müssen. Diese Schwätzer sind unfähig, irgendeine nützliche Arbeit für die menschliche Gemeinschaft zu leisten. Um so krampfhafter sind sie daher bemüht, aus ihrer Froschperspektive völkerbewegende Ereignisse und Begebenheiten zu kritisieren, deren inneres Gesetz und äußere Gestaltung sie in ihren Spatzengehirnen überhaupt nicht zu fassen vermögen.

Etwas anderes ist es allerdings, wenn der Leiter des britischen Imperiums selbst mit dreister Stirn eine solche Behauptung aufstellt, die nicht nur jeglicher Grundlage entbehrt, sondern an die er zweifellos selbst nicht glaubt. Im Zusammenhang mit den Taten des Führers zur Konsolidierung der europäischen Verhältnisse gerade in dem Munde eines britischen Ministers den Vorwurf des Wortbruches zu hören, ist nicht nur der Gipfel der Heuchelei, sondern viel mehr als das, nämlich eine bodenlose Dummheit. Daß die einmalige historische Persönlichkeit des Führers über solche lächerlichen Angriffe eines britischen Parlamentariers erhaben ist, ist selbstverständlich. Ich kann hier nur die Worte des Führers aus seiner letzten Reichstagsrede wiederholen, daß das Urteil über ihn in der Geschichte Gott sei Dank einst nicht von erbärmlichen Skribenten geschrieben wird, sondern durch sein Lebenswerk selbst. Aber hinter diesem britischen Vorwurf eines angeblichen Wortbruches unseres Führers steckt wiederum eine typisch britische Niedertracht und Berechnung. Man will gewissermaßen durch eine Diffamierung des Führers durch das hochehrenwerte britische Parlament das brave und anständige deutsche Volk entfremden. Da haben aber nun die englischen Herren Parlamentarier wiederum einen kapitalen Fehler gemacht. Denn: das deutsche Volk ist heute Adolf Hitler, und Adolf Hitler ist das deutsche Volk. Der Vorwurf des Wortbruches des Herrn Chamberlain trifft daher jeden einzelnen dieser 80 Millionen Deutscher. Ihr Danziger gehört auch zu diesen 80 Millionen Deutscher, und ich frage euch: Fühlt ihr euch wortbrüchig? Nein! Dann möchte ich mich heute abend zu eurem Sprecher, wie auch zum Sprecher der ganzen 80 Millionen Deutscher machen und Herrn Chamberlain erklären: Dieses deutsche Volk hat jeden Schritt und jede Tat des Führers zur Befreiung aus den Fesseln des Versailler Vertrages nicht nur gutgeheißen, sondern begeistert begrüßt und verbittet sich ein für allemal eine solche englische Unverschämtheit. Wir bestreiten darüber hinaus Großbritannien als dem Urheber allen Unglücks von Versailles überhaupt das Recht, über irgendeine Handlung Deutschlands und der deutschen Regierung in den letzten Jahren zu "urteilen".

Wenn aber von Wortbruch gesprochen wird, so glaube ich hier als die einmütige Auffassung des deutschen Volkes feststellen zu [233] können, daß der größte Wortbruch aller Zeiten beim Waffenstillstand im Jahre 1918 dem deutschen Volk gegenüber verübt wurde! England war der Anstifter dieses Wortbruches, das haben maßgebendste Engländer selbst zugeben müssen. Daß aber darüber hinaus ein englischer Staatsmann nicht das Recht hat, ja, wenn er klug genug wäre, sich schwer hüten würde, überhaupt den Ausdruck "Wortbruch" in den Mund zu nehmen, dafür will ich Ihnen jetzt nur einige wenige Beispiele aus der jüngsten Geschichte des britischen Imperiums zitieren.

1. Beispiel: Im Londoner Vertrag von 1915 hat England den Italienern für den Fall, daß England und Frankreich nach Kriegsende ihren Besitz in der Türkei, in Asien oder in Afrika erweitern sollten, entsprechende Kompensationen in Vorderasien und Afrika zugesagt. Was aber tat Großbritannien? England hat sein Wort Italien gegenüber auf das schmählichste gebrochen und es mit einigen Dorngebüschen im Wüstengebiet von Jubaland nachträglich abzufinden versucht. Erst die Genialität des Duce - und auch dies wieder im schärfsten Kampf gegen England - hat es dann fertiggebracht, im Jahre 1936 aus eigener Kraft diese Kompensationen für Italien zu schaffen. Dies ist ein eklatanter Wortbruch Großbritanniens!

2. Beispiel: Im Jahre 1915 sicherte die britische Regierung durch den Mund des britischen Oberkommissars in Ägypten den Arabern die Schaffung eines alle arabischen Gebiete umfassenden arabischen Staates einschließlich Palästina zu. Was aber hat Großbritannien getan? Der unabhängige arabische Staat wurde nicht gegründet, und der bekannte englische Oberst Lawrence, der die Araber während des Krieges für England gewann und ihnen im Auftrage der englischen Regierung sein Wort verpfändet hatte, quittierte wegen dieses Treu- und Wortbruchs seiner eigenen Regierung seinen Dienst. In diesem Falle war der Betrug der englischen Regierung aber noch ein doppelter, denn: trotz des den Arabern gegebenen Versprechens wurde noch während des Krieges durch die Balfour-Deklaration das arabische Palästina den Juden zugesagt. Mit diesem Versprechen an die Juden beabsichtigte England, einflußreiche Juden für den Eintritt Amerikas in den Krieg gegen Deutschland zu gewinnen. Dies war ein doppelter Wortbruch der britischen Regierung!

3. Beispiel: Während des Weltkrieges hat die britische Regierung am 20. August 1917 den Indern volle Selbstverwaltung und den Status der anderen britischen Dominien zugesichert. Was tat Großbritannien? Auch dieses Wort wurde schmählich gebrochen, und Indien ist heute, 20 Jahre nach dem Kriege, unter einem dünnen Mantel nichtssagender Scheinkonzessionen nichts anderes, als was es immer war, nämlich eine britische Kolonie. Dies war ein weiterer englischer Wortbruch!

Vor einigen Tagen hat nun England, wie wir in der Presse lesen, Indien erneut das Versprechen der Selbstverwaltung gemacht.Wir können getrost den Bruch auch dieses Wortes bereits im voraus registrieren.

4. Beispiel: Das britische Reich ist in Amerika während des Weltkrieges freiwillig ungeheure Schulden für Kriegslieferungen eingegangen mit ganz klaren und präzisen Rückzahlungsversprechungen. Was tat [234] Großbritannien? England hat diesen Schuldenvertrag einfach gebrochen und nicht bezahlt. Es denkt auch in Zukunft nicht daran, diesen Betrag von 10 Milliarden jemals zu bezahlen, aber bereits jetzt ruft es schon wieder in Amerika nach Krediten und Unterstützung, und zwar wiederum zur Lieferung von Kriegsmaterial gegen Deutschland. Gewissenlose Elemente möchten wie im Weltkriege auch heute wieder an solchen Krediten ihr Blutgeld verdienen. Interessant wird es aber sein, ob das amerikanische Volk, das die englische Kriegsschuld von damals auf sich nehmen mußte, auch heute wieder gewillt ist, zugunsten einiger Parasiten neue und völlig sinnlose Opfer auf sich zu nehmen und seinen Lebensstandard einzuschränken.

5. Beispiel: Am 30. September 1938 schloß Herr Chamberlain in München auf sein eigenes Drängen mit dem Führer eine Vereinbarung ab, in der der Wunsch der beiden Führer ausgedrückt ist, niemals wieder Krieg gegeneinander zu führen. Was aber tat Herr Chamberlain? Herr Chamberlain hat dieses Abkommen gebrochen. Denn: er duldete in London bereits wenige Tage nach Abschluß dieser Vereinbarung die wüsteste Kriegshetze gegen Deutschland, er predigte die Aufrüstung mit allen Mitteln, beteiligte sich selbst an der Hetze und erklärte unter Bruch des Münchener Abkommens am 3. September 1939 Deutschland den Krieg.

Diese Beispiele britischer Wortbrüche stammen aus der letzten Zeit. In Wahrheit stehen an jeder Etappe des Aufbaues des britischen Imperiums in den letzten Jahrhunderten unzählige Wortbrüche. Es ist nicht umsonst, daß der Volksmund, und zwar gleichermaßen in der ganzen Welt das Wort geprägt hat "perfides Albion!" Schon vor bald zweihundert Jahren hat Friedrich der Große, als er im Siebenjährigen Kriege von den Engländern treulos verlassen wurde, folgendes gesagt: "Einem Verbündeten die Treue brechen, Komplotte schmieden, wie sie keiner seiner Feinde ersinnen könnte, mit Eifer auf seinen Untergang hinarbeiten, ihn verraten und verkaufen, ihn sozusagen meucheln, solche Freveltaten, so schwarze und verwerfliche Handlungen - das ist England!"

Folgenschwerer aber als diese Beschuldigung des deutschen Volkes, die aus dem Munde eines britischen Ministers kindisch wirkt, ist die politische Bedeutung der Chamberlainrede. Jedes Wort, das Herr Chamberlain vor dem englischen Parlament am 12. Oktober gesagt hat, beweist, daß zwischen der großzügigen und säkularen Einstellung des Führers und dem materialistischen Starrsinn des Herrn Chamberlain eben ein Abgrund klafft. Herr Chamberlain spricht zwar auch vom Frieden, aber dieser Friede heißt: "Zurück zu Versailles und Vernichtung des Nationalsozialismus!" Dieser Friede würde heißen: Verewigung von Zwietracht, Unfrieden und Unordnung in Europa und Vernichtung des deutschen Volkes. Aber da mag Herr Chamberlain sich noch so viel Mühe geben: Diese Zeiten kommen niemals wieder, und die Idee, ein 80-Millionen-Volk vernichten zu wollen, ist würdig eines Don Quixote.

Das historische Friedensangebot des Führers vor dem Reichstag aber hat Herr Chamberlain nicht nur nicht verstanden, sondern er hat [235] in seltener Konsequenz seiner bisherigen falschen Politik gegenüber Deutschland nun wieder gerade den Fehler gemacht, den man nicht machen durfte, und vor dem der Führer noch dazu in seiner Rede ausdrücklich gewarnt hat. Er hat nämlich tatsächlich das Angebot des Führers als Schwächezeichen Deutschlands ausgelegt. In gänzlicher Verkennung des hohen ethischen Wertes und der hohen Warte, von der aus der Führer dieses Friedensangebot an England machte, um ein völlig sinnloses Blutvergießen der Völker zu verhindern, hat Herr Chamberlain nunmehr die deutsche Friedenshand endgültig zurückgewiesen. Der englische Premierminister hat damit vor der Welt eine schwere Verantwortung auf sich genommen und gleichzeitig erneut bewiesen, daß, ganz gleich was Deutschland immer tun würde, England diesen Krieg gegen Deutschland eben führen will.

Deutschland nimmt diese britische Kampfansage auf. Das deutsche Volk ist nunmehr entschlossen, diesen ihm von den britischen Kriegshetzern aufgezwungenen Krieg zu führen und nicht eher die Waffen niederzulegen, bis die Sicherheit des Deutschen Reiches in Europa gewährleistet ist und die Garantien dafür geschaffen sind, daß ein solcher Angriff auf das deutsche Volk für alle Zeiten ausgeschlossen ist. Der englische Premierminister proklamiert die Beseitigung der deutschen Regierung. Ich sehe davon ab, die Beseitigung der britischen Regierung und ihrer Hintermänner zu proklamieren, denn ich bin der felsenfesten Überzeugung, daß im weiteren Verlauf der Ereignisse das englische Volk, das wider seinen Willen von den englischen Kriegshetzern in diesen Krieg gegen Deutschland gezwungen wurde, dieses selbst besorgen wird. Das polnische Beispiel hat gezeigt, daß es nicht gut tut, Deutschland herauszufordern. Herrn Chamberlain und seinen Mitschuldigen an diesem Kriege werden dann noch die Augen aufgehen. Sie werden dann vielleicht eines Tages Zeit und Muße haben, darüber nachzudenken, ob sie gut beraten waren, als sie das deutsche Friedensangebot als ein Zeichen der Schwäche auslegten und ablehnten und statt dessen Deutschland herausforderten!

Das deutsche Volk, durch den Nationalsozialismus zu einem stählernen Block zusammengeschweißt, steht geschlossen hinter seiner Führung, und vor dem Reich steht heute eine ruhmreiche Armee und Luftwaffe und eine mit jungem Ruhm bedeckte Marine. In vollem Bewußtsein, daß das Recht auf seiner Seite ist und daß es bis zuletzt alles getan hat, um diesen völlig sinnlosen, ihm aufgezwungenen Krieg zu vermeiden, wird Deutschland mit der gewaltigen Wucht seiner ganzen Volkskraft diesen Krieg zu Ende führen. Daß dieses Ende in dem Entscheidungskampf des deutschen Volkes aber nur ein großer deutscher Sieg sein wird, dafür bürgt uns Deutschen unsere eigene Kraft und unser Glaube in den Mann, der für uns das Höchste auf der Welt bedeutet:

Unser Führer!

(Joachim von Ribbentrop, Die alleinige Kriegsschuld Englands. Rede gehalten in Danzig am 24. Oktober 1939 [Schriften des Deutschen Instituts für Außenpolitische Forschung, Heft 8]. Berlin 193[9].)

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Deutschland-England 1933-1939
Die Dokumente des deutschen Friedenswillens
Hg. von Prof. Dr. Friedrich Berber