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[408]
Viertes Kapitel   (Forts.)
Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens

B. Die letzte Phase
der Deutsch-Polnischen Krise

Nr. 450
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts

Berlin, den 15. August 1939

Der Britische Botschafter kam heute nach längerer Zeit zu einer Aussprache zu mir. Er fragte mich ziemlich unvermittelt nach dem Ergebnis des Ciano-Besuches in Salzburg.

Auf Ciano und die Gespräche mit ihm ging ich in meiner Antwort nicht ein. Ich schilderte ihm aber die Verschlechterung der Lage zwischen Berlin und Warschau und hielt mich etwa an den Gedankengang, dem ich heute früh auftragsgemäß gegenüber dem Französischen Botschafter gefolgt war. Meine Ausdrucksweise über die polnische Politik habe ich gegenüber Henderson vielleicht noch um eine Kleinigkeit schärfer gewählt als gegenüber Coulondre.

Henderson knüpfte an die Zollinspektorenfrage234 die Behauptung deutschen Waffenschmuggels und einer weitgehenden Militarisierung Danzigs, womit polnische Rechte und Interessen berührt seien, ohne daß Polen remonstriert habe. Ich bestritt auf das energischste, daß die militärischen Maßnahmen in Danzig unberechtigt seien. Danzig mache nichts anderes, als daß es sich gegen seinen Beschützer schütze. Das werde wohl doch noch erlaubt sein. Im übrigen führte ich wieder aus, wie die britische Politik der Polnischen Regierung Narrenfreiheit gegeben habe, welche sich die Polen nunmehr ungezügelt zunutze machten. England müsse jetzt erkennen, wohin seine sogenannte Einkreisungspolitik geführt habe, und werde doch wohl schwerlich geneigt und verpflichtet sein, sich von seinen wild gewordenen polnischen Freunden ins Unglück führen zu lassen.

Auch bei dem Gespräch mit Henderson heute nachmittag ergab sich wieder ein fundamentaler Unterschied in der Auffassung von der Haltung der Polen. Henderson bzw. seine Regierung behauptet, Polen sei vernünftig und ruhig, und bestreitet, daß Polen in der Lage wäre, einen Angriffsakt gegen Deutschland zu begehen. In allen anderen Fällen eines deutsch-polnischen Zusammenstoßes aber sei die Britische Regierung zur Waffenhilfe verpflichtet und zu dieser fest entschlossen. Im übrigen werde Polen Schritte von großer Tragweite nicht tun, ohne sich des Londoner Einverständnisses zu versichern.

Ich fragte darauf den Botschafter, ob etwa das Londoner Einverständnis zu der Drohnote an Danzig235 oder zu der polnischen Erklärung von Mitte voriger Woche an uns236 oder zu all den provokatorischen Reden und Artikeln und zu der fortgesetzten Bedrängung der deutschen Minderheit vorliege. Das Maß unserer Geduld sei bis an den Rand gefüllt. Die Politik eines Landes wie Polen setze sich aus tausend Provokationen zusammen. Ob England wohl damit rechne, Polen von jeder neuen Unbesonnenheit zurückhalten zu können? Es sei doch alles pure Theorie, wenn England glaube, Polen in der Hand zu haben, solange Warschau sich von London gedeckt fühle. Umgekehrt liege es.

Alsdann hatte ich noch gegenüber dem Botschafter die Behauptung zu dementieren, daß durch unseren Generalkonsul in Danzig verschärfende Instruktionen nach Danzig gelangt seien. Ich bezeichnete diese dem Botschafter hinterbrachte Behauptung als eine glatte Lüge.

[409] Der Botschafter ging dann zu der Frage über, ob nicht das Problem Danzig so lange verschoben werden könne, bis es in einer ruhigeren Atmosphäre lösbar sei. Er verspreche sich dann auch für uns einen besseren Erfolg. Henderson meinte, ich würde ihm auf diese Frage wohl nicht antworten können. Ich erwiderte ihm aber damit, seine Frage sei eine rein theoretische, denn eine Verschiebung würde in Polen zu nichts anderem ausgenützt werden, als das Unheil noch zu vergrößern, was es jetzt schon anrichte, so daß von einer Verbesserung der Atmosphäre gar keine Rede wäre.

Henderson meinte dann, ob denn nicht deutsch-polnische Verhandlungen zu führen wären, zu denen wir den Anstoß geben könnten. Hierauf erinnerte ich Henderson daran, daß Beck in seiner letzten Parlamentsrede sich wie ein Pascha auf den Diwan gesetzt habe mit der Erklärung, wenn Deutschland sich den polnischen Prinzipien anpasse, so sei er bereit, in diesem Rahmen Vorschläge gnädig entgegenzunehmen. Außerdem hätte ja gerade in der vorigen Woche die Polnische Regierung erklärt, daß jede deutsche Initiative auf Kosten polnischer Ansprüche als eine Angriffshandlung anzusehen ist. Ich sähe also keinen Raum für eine deutsche Initiative.

Henderson deutete dann noch auf eventuelle spätere umfassende deutsch-englische Erörterungen in großen Fragen wie Kolonien, Rohstoffe usw. hin, sagte aber gleichzeitig, die Lage sei doch viel schwieriger und ernster als im Vorjahre, denn Chamberlain könne nicht noch einmal bei uns angeflogen kommen.

Ich erklärte mich meinerseits außerstande, andere Ratschläge zu geben, als daß Polen in dem akuten Problem Danzig und in seinem gesamten Verhalten zu uns schleunigst Vernunft annehmen müsse.

Henderson verließ mich mit dem Gefühl vom Ernst und der Dringlichkeit der Lage.

Weizsäcker




Nr. 451
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts
Berlin, den 18. August 1939

Der Britische Botschafter war heute bei mir, um mir zu sagen, er werde voraussichtlich am nächsten Dienstag nach Salzburg fliegen. Am Mittwoch sei das Hauptrennen der Motorradler, an welchem auch eine Reihe von Engländern teilnähmen.

Zur politischen Lage übergehend, bemerkte Henderson wieder, er sei überzeugt, Polen werde sich zu keinen Provokationen hinreißen lassen. Dafür werde die Britische Regierung schon sorgen.

Ich mußte bei Sir Nevile Henderson wieder eine völlige Verkennung des polnischen Verhaltens gegen die Deutschen feststellen und erklärte ihm den wahren Tatbestand. Wir stellten in dieser Hinsicht eine gründliche Meinungsverschiedenheit zwischen den britischen und deutschen Informationen und Auffassungen fest. Henderson sagte dann nochmals mit allem Nachdruck, man möge sich doch in Deutschland nicht dem Irrtum hingeben, als werde England den Polen keine Waffenhilfe leihen. Er kenne doch die heutige Lage in England.

Weizsäcker



[410]
Nr. 452
Der Deutsche Geschäftsträger in Washington an das Auswärtige Amt
Bericht
Washington D. C., den 21. August 1939

Wie ich zuverlässig erfahre, hat Mr. Bevin, Generalsekretär der "Transport and General Workers Union of Great Britain", der sich gegenwärtig in New York als Delegierter zum Kongreß für demokratische Erziehung aufhält, gegenüber einem amerikanischen Freunde die Meinung ausgedrückt, daß der Krieg unvermeidlich sei, es sei denn, Deutschland gäbe nach. Dies begründet Bevin damit, daß er und seine Gewerkschaftskollegen die führenden Leute in der Britischen Regierung kennen. Sie hätten in ihren eigenen Kämpfen selbst die Erfahrung gemacht, daß diese Art von Leuten (these people) an ihrer Meinung festhielten, wenn sie sich einmal entschlossen hätten. Dies sei heute gewiß der Fall, und die Labour-Party habe dabei mitgewirkt, diese Entschlossenheit hervorzurufen.

Thomsen




Nr. 453
Der Deutsche Geschäftsträger in London an das Auswärtige Amt
Telegramm
London, den 22. August 1939

Amtliches Communiqué über heutige Kabinettsitzung hat folgenden Wortlaut:

"Bei seinem heutigen Zusammentritt beriet das Kabinett über die internationale Lage in ihrer ganzen Tragweite. Das Kabinett nahm außer den eingetroffenen Berichten über militärische Bewegungen in Deutschland die Mitteilung zur Kenntnis, daß ein Nichtangriffsvertrag zwischen der Deutschen und der Sowjetrussischen Regierung vor dem Abschluß stehe.237

Es zögerte nicht, die Entscheidung zu treffen, daß ein solches Ereignis seine Verpflichtungen gegenüber Polen in keiner Weise berühre, Verpflichtungen, die das Kabinett verschiedentlich in der Öffentlichkeit dargelegt hat und die zu erfüllen es entschlossen ist.

Das Parlament ist für den nächsten Donnerstag einberufen worden, und die Regierung beabsichtigt, beide Häuser zur Durchbringung der "Emergency Powers (Defence) Bill" durch alle parlamentarischen Stadien aufzufordern. Hierdurch wird die Regierung in die Lage versetzt werden, unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, wenn es die Sachlage erfordern sollte. In der Zwischenzeit werden von den Abteilungen weitere Maßnahmen vorbeugender Art getroffen, z. B. die Einberufung eines bestimmten Personals der Königlichen Marine, Armee und Luftwaffe sowie des Luftschutzes und der Zivilverteidigung. Es werden ferner Vorkehrungen getroffen, um gewisse Angelegenheiten zu regeln, die die Ausfuhr lebenswichtiger Materialien und Waren aus diesem Lande betreffen.

[411] Während sie diese diesmal für notwendig erachteten Vorsichtsmaßregeln trifft, ist die Regierung nach wie vor der Ansicht, daß es in dem zwischen Deutschland und Polen entstandenen Streifall nichts gibt, was die Anwendung von Gewalt und die Einbeziehung in einen europäischen Krieg mit allen seinen tragischen Folgen rechtfertigen würde.

Es gibt, wie der Premierminister wiederholt gesagt hat, tatsächlich keine Frage in Europa, die nicht einer friedlichen Lösung zugänglich wäre, wenn nur ein Zustand des Vertrauens wiederhergestellt werden könnte.

Die Regierung Seiner Majestät ist wie stets bereit, bei der Schaffung eines solchen Zustandes zu helfen, aber wenn trotz aller ihrer Bemühungen andere auf der Anwendung von Gewalt bestehen, so ist sie darauf vorbereitet und entschlossen, bis zum äußersten Widerstand zu leisten."

Kordt




Nr. 454
Der Britische Premierminister Chamberlain an den Führer,
22. August 1939
(Übersetzung)
London, den 22. August 1939

Euer Exzellenz!

Euer Exzellenz werden bereits von gewissen Maßnahmen Kenntnis erhalten haben, die von Seiner Majestät Regierung getroffen und heute abend in der Presse und im Rundfunk bekanntgegeben wurden.

Diese Maßnahmen sind nach Ansicht Seiner Majestät Regierung notwendig geworden durch Truppenbewegungen, über die aus Deutschland berichtet worden ist, und durch die Tatsache, daß anscheinend die Ankündigung eines deutsch-sowjetischen Abkommens in gewissen Kreisen in Berlin als Anzeichen dafür aufgefaßt wird, daß eine Intervention seitens Großbritanniens zugunsten Polens nicht mehr eine Eventualität darstellt, mit der zu rechnen notwendig ist. Kein größerer Fehler könnte begangen werden. Welcher Art auch immer das deutsch-sowjetische Abkommen sein wird, so kann es nicht Großbritanniens Verpflichtung gegenüber Polen ändern, wie Seiner Majestät Regierung wiederholt öffentlich und klar dargelegt hat, und diese entschlossen ist, zu erfüllen.

Es ist behauptet worden, daß, wenn Seiner Majestät Regierung ihren Standpunkt im Jahre 1914 klarer dargelegt hätte, jene große Katastrophe vermieden worden wäre. Unabhängig davon, ob dieser Behauptung Bedeutung beizulegen ist oder nicht, ist Seiner Majestät Regierung entschlossen, dafür zu sorgen, daß im vorliegenden Falle kein solch tragisches Mißverständnis entsteht.

Nötigenfalls ist Seiner Majestät Regierung entschlossen und bereit, alle ihr zur Verfügung stehenden Kräfte unverzüglich einzusetzen, und es ist unmöglich, das Ende einmal begonnener Feindseligkeiten abzusehen. Es würde eine gefährliche Täuschung sein, zu glauben, daß ein einmal begonnener Krieg frühzeitig enden würde, selbst wenn ein Erfolg auf einer der verschiedenen Fronten, an denen er geführt werden wird, erzielt worden sein sollte.

[412] Nachdem unser Standpunkt auf diese Weise vollkommen klar dargelegt ist, möchte ich Euer Exzellenz wiederholt meine Überzeugung dahingehend zum Ausdruck bringen, daß Krieg zwischen unseren beiden Völkern die größte Katastrophe darstellen würde, die überhaupt eintreten könnte. Ich bin überzeugt, daß weder unser Volk noch das Ihrige einen Krieg wünscht, und ich kann nicht ersehen, daß die zwischen Deutschland und Polen schwebenden Fragen irgend etwas enthalten, das nicht ohne Gewalt gelöst werden könnte und sollte, wenn nur ein Zustand des Vertrauens wiederhergestellt werden könnte, der es ermöglichen wurde, Verhandlungen in einer besseren als der heute bestehenden Atmosphäre zu führen.

Wir sind immer bereit gewesen und werden es auch stets sein, zu der Schaffung von Bedingungen beizutragen, in denen solche Verhandlungen stattfinden könnten und in denen es möglich sein würde, gleichzeitig jene größeren, zukünftige internationale Beziehungen berührenden Probleme zu erörtern, einschließlich die uns und Euer Exzellenz interessierenden Angelegenheiten.

In dem heute bestehenden Spannungszustande nehmen jedoch die Schwierigkeiten zu, die friedlichen Verhandlungen im Wege stehen und je länger diese Spannung aufrechterhalten wird, desto schwerer wird sich die Vernunft durchzusetzen vermögen.

Diese Schwierigkeiten könnten jedoch gemildert, wenn nicht beseitigt werden, wenn über einen anfänglichen Zeitraum auf beiden Seiten - und überhaupt auf allen Seiten - eine Pause eingehalten werden könnte, in der Pressepolemik und jedwede Aufreizung einzustellen sei.

Wenn eine solche Pause herbeigeführt werden könnte, dann dürfte Grund zu der Hoffnung bestehen, daß, nach Ablauf dieses Zeitraums, in dem Schritte unternommen werden könnten, um die von beiden Seiten erhobenen Beschwerden bezüglich der Behandlung von Minderheiten zu untersuchen und in Angriff zu nehmen, geeignete Bedingungen geschaffen sein würden für die Aufnahme von direkten Verhandlungen zwischen Deutschland und Polen über die zwischen ihnen bestehenden Fragen (unter Mitwirkung eines neutralen Vermittlers, sollten beide Parteien dies für zweckmäßig erachten).

Ich fühle mich jedoch verpflichtet zu sagen, daß nur eine geringe Hoffnung bestehen würde, solche Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen, wenn es nicht von Anfang an feststünde, daß ein zu erreichendes Abkommen bei seinem Abschluß von anderen Mächten garantiert werden würde. Seiner Majestät Regierung würde bereit sein, wenn der Wunsch dazu ausgesprochen werden sollte, zu der wirksamen Durchführung solcher Garantien nach ihrem Vermögen beizutragen.

In diesem Augenblick gestehe ich, daß ich keinen anderen Weg sehe, eine Katastrophe zu vermeiden, die Europa in den Krieg führen wird.

Im Hinblick auf die schweren Folgen für die Menschheit, die aus einer Handlung ihrer Herrscher entstehen können, vertraue ich darauf, daß Euer Exzellenz mit tiefster Überlegung die Ihnen von mir dargelegten Gesichtspunkte abwägen werden.

Neville Chamberlain



[413]
Nr. 455
Unterredung des Führers mit dem Britischen Botschafter,
Berchtesgaden, 23. August 1939

Aufzeichnung des Dolmetschers von Loesch

Der Britische Botschafter bemerkte einleitend, daß er im Auftrage der Britischen Regierung einen Brief überbringe. Zunächst habe ein Würdigerer dies tun sollen. Doch habe der Gang der Ereignisse zu schnellem Handeln gedrängt, zumal die Britische Regierung durch die Nachricht des deutsch-sowjetrussischen Paktes sehr überrascht worden sei.

Der Führer stellte fest, daß ihm bereits eine Übersetzung des Briefes vorliege. Er sei im Begriffe, eine schriftliche Antwort auszuarbeiten, doch wolle er einstweilen dem Botschafter im gleichen Sinne einige mündliche Ausführungen machen.

Henderson erwiderte, daß sich hoffentlich für die schwierige Lage eine Lösung finden lassen werde; es sei in England verstanden worden, daß für das Wohl Europas die deutsch-englische Zusammenarbeit erforderlich sei.

Hierauf antwortete der Führer, daß man das früher habe erkennen müssen. Auf den Einwand des Botschafters, daß die Britische Regierung ihre Garantien gegeben habe und ihnen nun auch nachkommen müsse, antwortete der Führer, er habe in der Antwort klargestellt, daß Deutschland nicht die Verantwortung für die von England gegebenen Garantien trage, wohl aber England für die aus diesen Verpflichtungen entstehenden Folgen. Es sei Englands Sache, sich darüber klarzuwerden. Er habe der Polnischen Regierung mitgeteilt, daß jede weitere Verfolgung der Deutschen in Polen sofort ein Handeln seitens des Reiches nach sich ziehen werde. Wie er andererseits erfahren habe, hätte Chamberlain verstärkte militärische Vorbereitungen in England vorgesehen. Deutsche Vorbereitungen seien auf reine Defensivmaßnahmen beschränkt. "Sollte ich", so sagte der Führer, "von weiteren Maßnahmen dieser Art hören, die englischerseits heute oder morgen durchgeführt werden, so werde ich die sofortige Generalmobilmachung in Deutschland anordnen".

Auf die Bemerkung des Botschafters, daß der Krieg dann unvermeidlich sei, wiederholte der Führer seine Feststellung über die Mobilmachung.

Er führte dann aus, daß man in England immer von der "vergifteten Atmosphäre" spreche. Tatsache sei, daß die "Atmosphäre" von England "vergiftet" worden sei. Wäre England nicht gewesen, so hätte er im vergangenen Jahre eine friedliche Einigung mit der Tschecho-Slowakei erreicht, und es wäre mit Sicherheit auch dieses Jahr mit Polen in der Danzig-Frage dahin gekommen. England allein sei verantwortlich, und ganz Deutschland sei dieser festen Überzeugung. Hunderttausende von Volksdeutschen würden heute in Polen mißhandelt, in Konzentrationslager verschleppt und vertrieben. Hierüber liege ihm ein umfangreiches Material vor, auf dessen Veröffentlichung er bisher verzichtet habe. Für all dieses habe England einen Blankoscheck gegeben, jetzt müsse es dafür zahlen. Seitdem England die Garantie erklärt habe, habe er, der Führer, einen festen Standpunkt in dieser Frage einnehmen müssen. Er könne es nicht zulassen, daß wegen einer Laune Englands Zehntausende deutscher Volksgenossen hingeschlachtet würden.

[414] Er erinnerte daran, daß Deutschland früher mit Polen in einem guten Verhältnis gelebt habe, und er habe Polen ein anständiges und faires Angebot gemacht. Dieses Angebot sei von den Westmächten sabotiert worden, und zwar weitgehend, wie schon im Falle der Tschecho-Slowakei, durch Berichte der Militär-Attachés, die falsche Gerüchte einer deutschen Mobilmachung ausgestreut hätten.

Hier wandte der Botschafter ein, daß die Polnische Regierung das deutsche Angebot abgelehnt habe, bevor England die Garantien ausgesprochen habe.

Der Führer fuhr fort, indem er sagte, daß Chamberlain keinen besseren Plan gefunden haben könnte, um alle Deutschen geschlossen hinter den Führer zu stellen, als daß er für Polen und eine polenfreundliche Regelung der Danziger Frage eingetreten sei. Er sehe keine Möglichkeit auf dem Verhandlungswege, weil er überzeugt sei, daß der Britischen Regierung gar nichts an einer solchen Regelung liege. Er könne nur noch einmal wiederholen, daß in Deutschland die Generalmobilmachung proklamiert werde, falls in England weitere militärische Maßnahmen ergriffen würden. Das gleiche gelte für Frankreich.

Nachdem der Führer betont hatte, daß dies alles noch schriftlich fixiert würde, stellte er fest, daß er alles Menschenmögliche getan habe. England habe sich den Mann, der sein größter Freund werden wollte, zum Feinde gemacht. Jetzt werde man in England ein anderes Deutschland kennenlernen, als man es sich so viele Jahre vorgestellt habe.

Henderson erwiderte, daß man in England wisse, daß Deutschland stark sei, und es habe es in letzter Zeit oft bewiesen.

Der Führer stellte fest, daß er Polen ein großzügiges Angebot gemacht habe, doch habe sich England eingemischt.

Der Führer beschrieb dann, wie er an der gleichen Stelle vor mehreren Monaten mit dem Oberst Beck über die gleiche Regelung gesprochen habe, der sie damals als zu plötzlich bezeichnete, aber darin doch eine Möglichkeit erblickte. Im März habe er seine Vorschläge wiederholt. Damals, so betonte der Führer, würde sich Polen sicherlich bereit erklärt haben, wenn nicht England sich dazwischen gestellt hätte. Die englische Presse habe damals geschrieben, daß nun die Freiheit Polens und auch Rumäniens bedroht sei.

Der Führer führte dann aus, daß er bei dem geringsten polnischen Versuch, noch weiterhin gegen Deutsche oder gegen Danzig vorzugehen, sofort eingreifen werde, ferner, daß eine Mobilmachung im Westen mit einer deutschen Mobilmachung beantwortet werden würde.

Der Botschafter Henderson: "Ist das eine Drohung?" - Der Führer: "Nein, eine Schutzmaßnahme!" -

Er stellte dann fest, daß die Britische Regierung alles andere einer Zusammenarbeit mit Deutschland vorgezogen habe. Sie hätte sich vielmehr in ihrem Vernichtungswillen an Frankreich, an die Türkei, an Moskau gewandt.

Der Botschafter beteuerte demgegenüber, daß England Deutschland nicht vernichten wolle.

Der Führer entgegnete, daß er dennoch der festen Überzeugung sei; darum habe er für 9 Milliarden einen Westwall gebaut, um Deutschland vor dem Angriff von Westen zu schützen.

[415] Henderson wies darauf hin, daß der Umschwung in der englischen Auffassung seit dem 15. März eingetreten sei, worauf der Führer entgegnete, daß Polen sich aus eigenem Interesse über die Karpatho-Ukraine erregt habe. Ferner seien die inneren Zustände in der Tschecho-Slowakei für Deutschland untragbar geworden. Schließlich seien Böhmen und Mähren von Deutschen und nicht von Engländern kultiviert worden. Er sei überzeugt, daß die tschechische Lösung die beste sei. Präsident Hacha sei glücklich gewesen, einen Ausweg aus der Krise zu sehen, den Engländern natürlich sei es gleichgültig, ob im Herzen Mitteleuropas geschossen würde.

Schließlich versicherte der Führer dem Botschafter, daß er ihm keinen Vorwurf zu machen habe, und daß er seinen persönlichen Einsatz für die deutsch-englische Freundschaft stets zu schätzen gewußt habe.

Der Botschafter wies auf die große Tragödie hin, die sich nun abspielen werde, worauf der Führer feststellte, daß, falls es zum Kriege komme, es ein Krieg auf Leben und Tod sein würde, ausgehend von englischen Absichten in dieser Richtung. England habe dabei mehr zu verlieren.

Henderson bemerkte, daß nach Clausewitz der Krieg immer Überraschungen bringe, er wisse nur, daß jeder seine Pflicht tun werde.

Der Führer sagte, daß Deutschland niemals etwas zum Schaden Englands unternommen habe, trotzdem stelle sich England gegen Deutschland. Er verwies nochmals auf die Frage von Danzig und Polen, bei der England den Standpunkt einnahm, "lieber den Krieg als etwas zum Vorteil Deutschlands".

Henderson stellte fest, daß er sein Bestes getan habe. Er habe kürzlich einem Reichsminister geschrieben, daß der Führer, der 10 Jahre gebraucht habe, um Deutschland zu gewinnen, England auch länger Zeit lassen müsse.

Der Führer stellte fest, daß die Tatsache, daß England sich in der Danzig-Frage gegen Deutschland gestellt hätte, das deutsche Volk tief erschüttert habe.

Henderson wandte ein, man habe sich nur gegen den Grundsatz der Gewalt gestellt, worauf ihm der Führer entgegenhielt, ob etwa England für irgendeine der Versailler Idiotien jemals eine Lösung auf dem Verhandlungswege gefunden habe.

Der Botschafter hatte hierauf nichts zu entgegnen, und der Führer stellte fest, daß nach einem deutschen Sprichwort zum Lieben immer zwei gehören.

Henderson betonte sodann, daß er persönlich nie an einen englisch-französisch-russischen Pakt geglaubt habe. Es sei seine Ansicht, daß Rußland durch die Verzögerung nur Chamberlain loswerden und dann durch einen Krieg profitieren wollte. Ihm persönlich sei es lieber, daß Deutschland mit Rußland einen Vertrag habe, als daß es England tue.

Der Führer antwortete: "Irren Sie sich nicht. Es wird ein langer Vertrag werden".

Mit der Feststellung des Führers, daß dem Botschafter am Nachmittag die schriftliche Antwort übergeben werden würde, schloß die Unterredung.

von Loesch



[416]
Nr. 456
Der Führer an den Britischen Premierminister Chamberlain,
23. August 1939
Den 23. August 1939

Euer Exzellenz!

Der Königlich Britische Botschafter hat mir soeben ein Schreiben überreicht, in dem Eure Exzellenz namens der Britischen Regierung auf eine Reihe von Punkten hinweisen, die Ihrer Auffassung nach von größter Wichtigkeit seien.

Ich darf dieses Ihr Schreiben wie folgt beantworten:

1. Deutschland hat niemals Konflikte mit England gesucht und sich nie in englische Interessen eingemischt. Es hat sich im Gegenteil - wenn auch leider vergebens - jahrelang bemüht, die englische Freundschaft zu erwerben. Es hat aus diesem Grunde freiwillige Begrenzungen seiner eigenen Interessen in einem großen Gebiet Europas vorgenommen, die ansonst nationalpolitisch nur sehr schwer tragbar wären.

2. Das Deutsche Reich besitzt aber - wie jeder andere Staat - bestimmte Interessen; auf die Verzicht zu leisten unmöglich ist. Sie liegen nicht außerhalb des Rahmens der durch die frühere deutsche Geschichte gegebenen und durch wirtschaftliche Lebensvoraussetzungen bedingten Notwendigkeiten. Einige dieser Fragen besaßen und besitzen zugleich eine nationalpolitisch und psychologisch für jede Deutsche Regierung zwingende Bedeutung.

Zu ihnen gehören die deutsche Stadt Danzig und das damit im Zusammenhang stehende Problem des Korridors. Zahlreiche Staatsmänner, Geschichtsforscher und Literaten, auch in England, waren sich wenigstens noch vor wenigen Jahren dessen bewußt. Hinzufügen möchte ich noch, daß alle diese Gebiete, die in der vorher erwähnten deutschen Interessensphäre liegen, und insbesondere die seit 18 Monaten zum Reich zurückgekehrten Länder ihre kulturelle Erschließung nicht durch Engländer, sondern ausschließlich durch Deutsche erhalten haben, und zwar zum Teil schon in und seit einer Zeit, die über tausend Jahre zurückliegt.

3. Deutschland war bereit, die Frage Danzig und die des Korridors durch einen wahrhaft einmalig großzügigen Vorschlag auf dem Wege von Verhandlungen zu lösen. Die von England ausgestreuten Behauptungen über eine deutsche Mobilmachung gegenüber Polen, die Behauptung von Agressionsbestrebungen gegenüber Rumänien, Ungarn usw., sowie die später abgegebenen sogenannten Garantieerklärungen hatten die Geneigtheit der Polen zu Verhandlungen auf einer solchen auch für Deutschland tragbaren Basis beseitigt.

4. Die von England Polen gegebene Generalzusicherung, ihm unter allen Umständen beizustehen, ganz gleich, aus welchen Ursachen ein Konflikt entstehen könnte, konnte in diesem Lande nur als eine Ermunterung aufgefaßt werden, nunmehr - gedeckt durch einen solchen Freibrief - eine Welle furchtbaren Terrors gegen die 1½ Millionen zählende deutsche Bevölkerung, die in Polen lebt, anlaufen zu lassen. Die Greuel, die seitdem dort stattfinden, sind für die Betroffenen entsetzlich, für das dabei zusehen sollende Deutsche Reich als Großmacht unerträglich. Der Freien Stadt Danzig gegenüber hat Polen zahlreiche Rechtsverletzungen begangen, Forderungen ultimativen Charakters geschickt und mit der wirtschaftlichen Abdrosselung begonnen.

[417] 5. Die Deutsche Reichsregierung hat der Polnischen Regierung nun vor kurzem mitteilen lassen, daß sie nicht gewillt ist, diese Entwicklung stillschweigend hinzunehmen, daß sie nicht dulden wird, daß weitere ultimative Noten an Danzig gerichtet werden, daß sie nicht dulden wird, daß man die Verfolgungen des deutschen Elements fortsetzt, daß sie ebenso nicht dulden wird, durch wirtschaftliche Maßnahmen die Freie Stadt Danzig umzubringen, das heißt, durch eine Art von Zollblockade der Danziger Bevölkerung die Lebensgrundlagen zu vernichten, und daß sie auch nicht dulden wird, daß sich sonstige weitere Provokationsakte gegen das Reich ereignen. Unabhängig davon müssen und werden die Fragen des Korridors und von Danzig ihre Lösung finden.

6. Sie teilen mir, Exzellenz, im Namen der Britischen Regierung mit, daß Sie in jedem solchen Fall des Einschreitens Deutschlands gezwungen sein werden, Polen Beistand zu leisten. Ich nehme diese Ihre Erklärung zur Kenntnis und versichere Ihnen, daß sie keine Änderung in die Entschlossenheit der Reichsregierung bringen kann, die Interessen des Reiches in dem in Punkt 5 mitgeteilten Sinn wahrzunehmen. Ihre Versicherung, daß Sie in einem solchen Fall an einen langen Krieg glauben, teile ich ebenfalls. Deutschland ist - wenn es von England angegriffen wird - darauf vorbereitet und dazu entschlossen. Ich habe schon öfter als einmal vor dem Deutschen Volk und der Welt erklärt, daß es über den Willen des neuen Deutschen Reiches keinen Zweifel geben könne, lieber jede Not und jedes Unglück und auf jede Zeit auf sich zu nehmen, als seine nationalen Interessen oder gar seine Ehre preiszugeben.

7. Die Deutsche Reichsregierung hat Kenntnis davon bekommen, daß die Britische Regierung beabsichtigt, Mobilmachungsmaßnahmen durchzuführen, deren eindeutiger Charakter als nur gegen Deutschland gerichtet, nach den eigenen Erklärungen in Ihrem Schreiben an mich, Herr Ministerpräsident, feststeht. Dies soll auch für Frankreich zutreffen. Da Deutschland niemals die Absicht hatte, sei es gegen England oder gegen Frankreich, militärische Maßnahmen außer solchen defensiver Natur zu treffen, und - wie schon betont - nie beabsichtigte und auch für die Zukunft nicht beabsichtigt, England oder Frankreich anzugreifen, kann es sich in dieser Ankündigung, wie Sie sie, Herr Ministerpräsident, in Ihrem Schreiben mir bestätigen, nur um einen in Aussicht genommenen Akt der Bedrohung des Reiches handeln. Ich teile daher Eurer Exzellenz mit, daß ich im Falle des Eintreffens dieser militärischen Ankündigungen die sofortige Mobilmachung der deutschen Wehrmacht anordnen werde.

8. Die Frage der Behandlung der europäischen Probleme im friedlichen Sinn kann nicht von Deutschland entschieden werden, sondern in erster Linie von jenen, die sich seit dem Verbrechen des Versailler Diktats jeder friedlichen Revision beharrlich und konsequent widersetzt haben. Erst nach der Änderung der Gesinnung der dafür verantwortlichen Mächte kann auch eine Änderung des Verhältnisses zwischen England und Deutschland in einem positiven Sinne eintreten. Ich habe Zeit meines Lebens für eine deutsch-englische Freundschaft gekämpft, bin aber durch das Verhalten der britischen Diplomatie - wenigstens bisher - von der Zwecklosigkeit eines solchen Versuches überzeugt worden. Wenn sich dies in der Zukunft ändern würde, könnte niemand glücklicher sein als ich.

Adolf Hitler



[418]
Nr. 457
Erklärung des Führers gegenüber dem Britischen Botschafter,
25. August 1939 13.30 Uhr

Der Führer erklärte einleitend, daß der Britische Botschafter am Schluß der letzten Unterredung der Hoffnung Ausdruck gegeben habe, daß doch noch eine Verständigung zwischen Deutschland und England möglich sein wird. Er, der Führer, habe sich daraufhin die Dinge noch einmal durch den Kopf gehen lassen und wolle heute England gegenüber einen Schritt unternehmen, der genau so entscheidend sei wie der Schritt Rußland gegenüber, der zu der kürzlichen Vereinbarung geführt habe.

Auch die gestrige Unterhaussitzung bzw. die Reden Chamberlains und Lord Halifax' hätten den Führer veranlaßt, noch einmal mit dem Britischen Botschafter zu sprechen. Die Behauptung, daß Deutschland die Welt erobern wolle, ist lächerlich. Das Britische Imperium umfaßt 40 Millionen qkm, Rußland 19 Mill. qkm, Amerika 9½ Mill. qkm, während Deutschland noch nicht 600.000 qkm umfaßt. Wer also die Welt erobern will, ist klar.

Der Führer teilt dem Britischen Botschafter folgendes mit:

    1. Die polnischen Akte der Provokation sind unerträglich geworden, gleich, wer verantwortlich ist. Wenn die Polnische Regierung die Verantwortung bestreitet, so beweist dies nur, daß sie selbst keinen Einfluß mehr auf ihre militärischen Unterorgane besitze. In der letzten Nacht seien wieder 21 neue Grenzzwischenfälle erfolgt, auf deutscher Seite habe man größte Disziplin gewahrt. Alle Zwischenfälle seien von der polnischen Seite hervorgerufen worden. Außerdem wurden Verkehrsflugzeuge beschossen. Wenn die Polnische Regierung erkläre, nicht verantwortlich dafür zu sein, so beweise dies, daß es ihr nicht mehr möglich sei, ihre eigenen Leute im Zaume zu halten.

    2. Deutschland sei unter allen Umständen entschlossen, diese mazedonischen Zustände an seiner Ostgrenze zu beseitigen, und zwar nicht nur im Interesse von Ruhe und Ordnung, sondern auch im Interesse des europäischen Friedens.

    3. Das Problem Danzig und Korridor müsse gelöst werden. Der Britische Ministerpräsident habe eine Rede gehalten, die nicht im geringsten geeignet sei, einen Wandel in der deutschen Einstellung herbeizuführen. Aus dieser Rede könne höchstens ein blutiger und unübersehbarer Krieg zwischen Deutschland und England entstehen. Ein solcher Krieg würde blutiger sein als der von 1914 bis 1918. Im Unterschied zu dem letzten Kriege würde Deutschland keinen Zweifrontenkrieg mehr zu führen haben. Das Abkommen mit Rußland sei bedingungslos und bedeute eine Wende in der Außenpolitik des Reiches auf längste Zeit. Rußland und Deutschland würden unter keinen Umständen mehr die Waffen gegeneinander ergreifen. Davon abgesehen würden die mit Rußland getroffenen Abmachungen Deutschland auch wirtschaftlich für eine längste Kriegsperiode sichern.

Dem Führer habe immer an der deutsch-englischen Verständigung gelegen. Ein Krieg zwischen England und Deutschland könne im günstigsten Fall Deutschland einen Gewinn bringen, England aber überhaupt nicht.

Der Führer erklärt, daß das deutsch-polnische Problem gelöst werden müsse und gelöst werden würde. Er ist aber bereit und entschlossen, nach der Lösung dieses Problems noch einmal an England mit einem großen umfassenden Angebot heranzutreten. Er ist ein Mann großer Entschlüsse und wird [419] auch in diesem Fall zu einer großen Handlung fähig sein. Er bejaht das Britische Imperium und ist bereit, sich für diesen Bestand persönlich zu verpflichten und die Kraft des Deutschen Reiches dafür einzusetzen, wenn

    1. seine kolonialen Forderungen, die begrenzt sind und auf friedlichem Wege ausgehandelt werden können, Erfüllung finden, wobei er hier zu einer weitesten Terminbestimmung bereit ist,

    2. seine Verpflichtungen Italien gegenüber nicht tangiert werden, d. h. mit anderen Worten: Er fordert von England nicht die Preisgabe seiner französischen Verpflichtungen, und könnte sich seinerseits auch nicht von den italienischen Verpflichtungen entfernen.

    3. Er wünscht ebenso den unverrückbaren Entschluß Deutschlands zu betonen, nie mehr mit Rußland in einen Konflikt einzutreten.
          Der Führer ist bereit, dann mit England Abmachungen zu treffen, die, wie schon betont, nicht nur die Existenz des Britischen Weltreichs unter allen Umständen deutscherseits garantieren würden, sondern auch, wenn es nötig wäre, dem Britischen Reich die deutsche Hilfe sicherten, ganz gleich, wo immer eine derartige Hilfe erforderlich sein sollte. Der Führer würde dann auch bereit sein, eine vernünftige Begrenzung der Rüstungen zu akzeptieren, die der neuen politischen Lage entsprächen und wirtschaftlich tragbar wären. Endlich versichert der Führer erneut, daß er an den westlichen Problemen nicht interessiert sei und daß eine Grenzkorrektur im Westen außerhalb jeder Erwägung stehe; der mit Milliarden Kosten errichtete Westwall sei die endgültige Reichsgrenze nach Westen.

Wenn die Britische Regierung diese Gedanken erwägen würde, so könnte sich daraus ein Segen für Deutschland und auch für das Britische Weltreich ergeben. Wenn sie diese Gedanken ablehnt, wird es Krieg geben. Auf keinen Fall würde Großbritannien aus diesem Krieg stärker hervorgehen; schon der letzte Krieg habe dies bewiesen.

Der Führer wiederholt, daß er ein Mann großer und ihn selbst verpflichtender Entschlüsse sei und daß dies sein letzter Vorschlag wäre. Er werde sofort nach Lösung der deutsch-polnischen Frage mit einem Angebot an die Britische Regierung herantreten.




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