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Die Donauschwaben
Fritz Heinz Reimesch
1683. - Vor Wien
werden die Türken vernichtend geschlagen und in
unaufhaltsamem Vormarsch dringen die kaiserlichen Soldaten, allen deutschen
Stämmen entsprossen, gen Südosten. Der Halbmond wird von all den
vielen Festungen herabgeholt, bis schließlich ein Menschenalter
später, am 12. Oktober 1716, das anderthalb Jahrhunderte unter
türkischer Herrschaft gestandene Temeswar dem siegreichen Prinzen Eugen
die Tore öffnet. Im Sommer 1718 muß die Hohe Pforte im Frieden
von Passarowitz das weite ungarische Tiefland, das nördliche Serbien und
die Wallachei an den Kaiser abtreten.
In ungeheuerer Ödnis lag die Steppe.
Wölfe waren ihre wirklichen Herren, und nur hie und da wohnten in
erbärmlichen Erdhütten verschüchterte und fieberkranke
Slawen, unfähig, den neuen Frieden zu nützen, um das endlich
befreite Land seiner Bestimmung, fruchtbarer Acker zu sein, zuzuführen.
Der Feldmarschall hatte mit sicherem Blick erkannt, daß die
Landeseinwohner nicht im Stande sein würden, das viele tausend
Quadratmeilen große Gebiet, in dem Sümpfe, Moräste und
verstrupptes Unland überwogen, zu kultivieren, die zerstörten, alten,
ehemals deutschen Städte wieder aufzubauen, und so bewog er seinen
Kaiser, ein Einwanderungspatent herauszugeben. Im Jahre 1719 wurde durch die
Wiener Hofkanzlei an den General Klaus Florimund Mercy, einen
lothringischen Grafen deutschen Geblüts doch französischen
Namens, eine Verordnung hinausgegeben, die die grundlegenden Richtlinien
für die Besiedelung des Neulandes enthielten.
1723. - Die zweite große Ostwanderung süd- und westdeutscher
Menschen nahm ihren Anfang. In Worms schlug der kaiserliche Werbeamtmann
Johann Franz Falkh sein Hauptquartier auf, und bald konnten die
fränkischen und schwäbischen Bauern und Bürger
überall an den Rathäusern das kaiserliche Manifest lesen, in dem
jedem Einwanderer freies Land, staatliche Unterstützung und Zehrgeld
für die Reise und die Zeit bis zur ersten Ernte, Materialien für den
Hausbau, zeitweilige Steuerfreiheit und, was das Beste und Kostbarste
war - Befreiung von der drückenden Fessel der Leibeigenschaft oder
Hörigkeit versprochen wurde.
Und nun hob ein großes Wandern an, der erste "Schwabenzug", denn die
Heimat war Hunderttausenden zu eng geworden, seit die Mördergenerale
des Sonnenkönigs im Elsaß herrschten und im Rheinland sengten und
mordeten. Man wollte frei werden von den Fürstlein, die das Volk
auspreßten, weil sie es dem Franzosenludwig in üppigen Bauten, im
Prassen mit Maitressen und Günstlingen gleichtun wollten. Schon waren
Zehntausende [323] wackerer Pfälzer
über das große Wasser nach Nordamerika gezogen. Hungarn lag doch
näher, stand unter der Herrschaft des Kaisers, der seine Landeskinder im
Westen gegen die Melac's zwar nicht zu schützen vermochte, aber ihnen
seinen Schutz im Donaulande zusicherte und treulich hielt. Bullenbeißer
nennt man noch heute im Banat - Melac! So zogen denn Bauern und
Bürger aus den drei geistlichen Kurfürstentümern, aus der
Pfalz und aus Hessen-Darmstadt, aus allen schwäbischen Gauen, aus dem
Schwarzwald und von der Alp, dem Neckartal und seinen Nebentälern, von
der schwäbischen Donau nach der alten Reichsstadt Ulm, woher sie mit
Frau und Kind auf den sogenannten "Ulmer Schachteln" die Reise ins Ungewisse
antraten. Auch viele hunderte von Weibsen aller Art folgten ihnen auf richtigen
Bräute-Schiffen, denn die vielen Soldaten brauchten deutsche Weiber, um
sich an der Grenze seßhaft zu machen.
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Motiv aus Preßburg.
Alte ungarische Krönungsstadt, heute unter tschechischer Herrschaft.
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Von Preßburg an bis an das Eiserne Tor erwachen die Städte wieder
zu neuem Leben, deutsche Bürgerhäuser mit barocken Giebeln
wachsen aus den Ruinen, Kirchen erheben ihre Türme gen Himmel.
Ödenburg und Raab, Gran, Waizen und
Ofen-Pest, Stuhlweißenburg und Fünfkirchen, Peterwardein und
Belgrad, Temeswar und Großwardein, überall, wo
roßschweifige Paschas geherrscht hatten, wirkt nun der deutsche
Bürgermeister. Landmesser ziehen durch das Land und stecken
Straßen und Siedlungen aus, teilen Land zu, lassen Brunnen bohren und
Kanäle ziehen, die die Moräste entwässern und des
Sumpffiebers Heimstätten zerstören. Hunderttausend deutsche
Siedler mögen bis zum erneuten Türkeneinfall im Jahre 1737 ins
Land gekommen sein; auch Bergleute aus Sachsen, Böhmen, der
Steiermark und aus Schwaz in Tirol zogen nach dem erzreichen Banat und
gründeten Eisenwerke.
Mag auch der militärische und rechtliche Schutz des Kaisers stark gewesen
sein - gegen das Fieber und die Pest versagte er. Die erste Generation der
Siedler hatte ein unsäglich schweres Leben, stand in fortwährendem
Kampf gegen den wilden Boden, gegen die Fieberdünste und die Myriaden
von Stechmücken, gegen die unruhigen Nachbarn —
Zehntausende erlagen!
Unabläßlich aber strömte deutsches Blut nach, wie die Fluten
der schwäbisch-bayerischen Donau, die nun bis an die fernen
Karpathenberge, die sie in gewaltiger Arbeit durchbricht, ein deutscher Strom
geworden war.
1763. - Unter der Herrschaft der großen Maria Theresia, der letzten Sprossin
der Habsburger, setzte der zweite Schwabenzug ein. Der große Friedrich
und die nicht minder große Katharina von
Anhalt-Zerbst, die allmächtige Beherrscherin aller Reußen waren ihre
kongenialen Konkurrenten in den Werken des Friedens. Wie viel könnte
unsere Zeit lernen von diesen "Despoten" und ihren Helfern. Größte
Werke der produktiven Arbeitslosenunterstützung und der innern
Kolonisation wurden in wenigen Jahrzehnten geschaffen, die Millionen deutscher
Menschen eine neue Heimat schenkten.
1783. - Josef II. begann das Werk seiner Mutter und seines Großvaters
fortzusetzen, und hunderte von Lücken, die das Fieber gerissen, wurden
gefüllt und selbst über die Karpathen, ins ferne Galizien und das
Buchenland wanderten die Kolonisten, und neue Dörfer
erstanden - wie viele? Noch wissen wir es nicht genau, doch sind's mehr als
eintausendfünfhundert, deutsche Dörfer, Zierden des Landes, in dem
sie stehen.
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Spinnstube der ungarischen Donauschwaben
aus der "Schwäbischen Türkei",
die im 18. Jahrhundert von oberrheinischen Siedlern kolonisiert wurde.
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[324] Das Volk wuchs und
mehrte sich, und das Land wurde fruchtbar und dehnte sich. Der deutsche Pflug
griff tief in die fruchtbare Scholle, und wo vor wenigen Jahrzehnten die
Wölfe geheult, da klang jetzt im Weingarten helles Mädchenlachen,
tönte der Sang heimkehrender Schnitter, die aus Steppe und Sumpf einen
üppigen Garten geschaffen hatten - in der Schwäbischen
Türkei und den Ofener Bergen, in der Baranya und der Batschka, im
Temeser Banat, im Umkreis von Arad und in Sathmar. Überall
läuteten die Glocken von den deutschen katholischen Kirchen.
Hunderttausende deutscher Menschen hatten eine neue Heimat, zinsten willig
ihrem Herrscher, heimsten selber reiche Frucht, bauten die Bohlenhäuser
der Kolonistenzeit neu auf aus Ziegeln und Stein, neue Straßen und
Kanäle entstanden. Deiche wehrten den Fluten von Donau und Theiß.
Neue Dörfer und Städte wuchsen und dehnten sich. Der Heideboden
im Banat wurde erschlossen. Die Schwaben, wie die Umwohnenden alle
Deutschen nannten, schwärmten über die Grenzen nach Syrmien und
Kroatien, selbst ins wilde Bosnien - und auch die neue Heimat wurde ihnen
zu eng, und sie zogen übers große Wasser nach Amerika, wo sie sich
mit ihren Vettern aus der Urheimat trafen.
In Dutzenden zu neuem deutschen Leben erwachten Städten blühte
das Handwerk. Deutsche Söhne gingen in die Gymnasien; die Künste
blühten, vornehmlich das deutsche Theater. Lessing, Schiller und Goethe,
aber auch Iffland, Kotzebue und die vielen vergessenen Dichter und Dichterlinge
jener Zeit werden von hervorragenden Darstellern in Preßburg und
Ödenburg, in Tyrnau, Pest und Ofen, in Temeswar und in
Stuhlweißenburg, in Neusatz und Fünfkirchen, in Peterwardein und
Großwardein, in Arad, in Segedin, in Raab und Steinamanger, Erlau und
Neutra eifrig gepflegt. Lessings "Emilia Galotti" und Schillers "Räuber"
werden im deutschen Ungarlande früher aufgeführt als in Wien. Haydns, Mozarts und Beethovens
Musik wird vom deutschen Bürgertum
gepflegt. Temeswars gesellschaftliches Leben ist so gepflegt, daß man
es - nicht etwa ironisch - Klein-Wien nennt. Der geläuterte
Geschmack des Burgtheaters wird weit nach dem Südosten bis an die ferne
türkische Grenze vorgetragen, und überall drängt sich der
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Deutsche Bauern aus der Zips.
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Schwäbischer Bauer aus dem Banat.
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deutsche Grenzoffizier und der deutsche Bürger an die Stätten der
Kunst. Fischer von Erlach
baut den Dom in Temeswar, und mit ihm werken viele
deutsche Meister im Lande. - Da liegt im Banat von Temeswar eine
stattliche Gemeinde - Tschatád. - Dort gebar eine
Kolonistentochter aus den Ofener Bergen, die mit dem Sohn eines schlesischen
Edelmannes verheiratet war, einen Sohn, und sie taufte ihn Nikolaus!
Lenau!
Und es werden immer mehr und mehr Schwaben, denn Gottes Gebot "Seid
fruchtbar und mehret Euch" wurde geachtet.
Schon lange sind die einstigen Steppen und Moräste die Kornkammern des
Kaiserreichs. Auf den sonnenseitigen Hügeln der Ofener Berge, des
Bakonyer Waldes, der Ausläufer der Karpathen reift feueriger Wein, und
selbst der unfruchtbare Sandboden wird durch der Schwaben Fäuste
gebannt - auch hier pflanzt er Reben und nimmt Zehntausende
von Hektar in Kultur. Ofen-Pest wird zur Großstadt, und die Schwaben
ernähren es. Viele leben in ihr und sind Kaufleute und Handwerker, und
einer erwächst aus ihrer Mitte, [325] der ein gepriesener
Helfer der Menschheit, der gebärenden Mütter wird, der Arzt Dr. Semmelweiß,
der siegreiche Bekämpfer des
Kindbettfiebers.
Doch langsam lockert sich die Verbindung mit der alten Heimat. Da der Bauer
nun endlich genug Boden unter den Füßen hat, sieht er sein Ein und
Alles darin, sich und seinen Nachfahren Land, Land und wieder Land zu sichern.
Der magyarische Edelmann verkauft Acker um Acker, auch der Rumäne
und der Serbe, und immer mehr Deutsche wachsen aus ihm heraus in nicht
versiegender Kraft. Schon sind es nahe an zwei Millionen.
Langsam wird es dem magyarischen Herren beklommen zu Mute. Er beginnt die
schwäbische Fruchtbarkeit zu fürchten - nicht den einfachen
Schwaben, der der loyalste Bürger ist, der so viel Achtung hat vor dem
Gesetz, das ohne ihn gemacht wird, der die höchsten Steuern gutwillig
zahlt, die bravsten Soldaten und die ehrlichsten Beamten stellt. Die Herren in
Budapest, das nicht mehr Ofenpest heißen darf, sinnen darüber nach,
wie sie wohl die Schwaben sich untertänig machen könnten. Nicht
auf die alte Weise der Hörigkeit - oh, dazu sind sie viel zu
demokratisch, die Grafen und Barone, die im Jahre 1848 die Leibeigenschaft
aufhoben, um desto besser ihre landlosen Hörigen beherrschen zu
können.
Die Grafen und Barone fanden, was sie gesucht.
Mit viel Geschicklichkeit und liebenswürdigen Gesten hatte man es dem
Bauernjungen, der im Priesterseminar oder dem geistlichen Gymnasium brav
lernte, klar gemacht, welch herrliche Zukunft ihm blühe, wenn er ein
richtiger Magyare würde, nicht mehr nur ein ungarländischer Schwab
bliebe. Verächtlich machten sie ihm die Muttersprache, das Wort Schwab,
das ein Ehrenname war ein Jahrhundert hindurch in Ungarn. Plötzlich war
"Schwab", um dessen Voreltern sich die Grundherren gerissen hatten, weil sie
Bauern brauchten, die was taugten, ein Schimpfwort geworden, der
"nyomorult sváb", und "erbärmlicher Schwab" wollten die
stattlichen blonden jungen Studenten nicht sein, denen die magyarischen
Mädchen so schöne Augen machten.
[326] In den einst deutschen
Gymnasien wurde magyarisch unterrichtet, und gar auf den Hohen Schulen
hörte der Student keinen deutschen Laut mehr. Er hatte langsam vergessen,
daß sein Ahn vom Rhein und Neckar gekommen war, er erfuhr nie,
daß Schiller und Uhland, Kepler und so viele andere Große des
Geistes Schwaben seien und daß überall in der Welt
schwäbische Tüchtigkeit,
Schwaben-Fleiß und -Verstand in hohen Ehren standen. Und auch die alte
Heimat hatte ihrer Söhne im südöstlichen Donaulande
längst vergessen. Niemand kümmerte sich um die Urenkel der
Ausgewanderten. Der Bauer aber war stolz, daß sein Sohn ein großer
Herr geworden war und statt des schlichten deutschen Rockes den
verschnürten Dolman des magyarischen Edelmanns tragen durfte, denn als
Graduierter, als Doktor, Professor oder Richter war er gesellschaftlich
gleichgestellt. Er war eben ein Herr, und Herr und Magyare war fast
gleichbedeutend.
Es ging den Schwaben wirtschaftlich dabei nicht schlecht, im Gegenteil. Die
Blüte ihrer Kulturen wurde immer üppiger. Während der
magyarische Bauer, vom rumänischen oder serbischen gar nicht zu reden,
noch mit der Sichel mühsam sein Korn schnitt, fuhr der stolze
schwäbische Landwirt auf seiner Mähmaschine. Große
Dreschmaschinen ratterten auf den Gutshöfen und in den behäbigen
Bauerndörfern. Ihre Pferde waren die besten im Land; der
schwäbische Weizen, der in den großen Mühlen in Pest oder
Temeswar zu feinstem Mehl vermahlen wurde, war
weltberühmt - aber die deutsche Seele ging den Schwaben langsam
verloren, denn immer mehr Schulen wurden magyarisch, und der Nachwuchs las
keine deutschen Bücher mehr, sang keine deutschen Lieder, ja bald konnte
er auch nicht mehr deutsch beten!
Es schien so, als ob der Schwabe langsam verschwände. Der magyarische
Beamte zählte die Schwaben in ihren Städten und Dörfern.
Und dort, wo noch vor einem Menschenalter Zehntausende, Hunderttausende von
Schwaben gesessen, da lebten jetzt Ungarn,
blau- [328] äugig waren sie
und flachsköpfig, und mit Muttern daheim schwätzten sie
schwäbisch, aber deutsch konnten sie nicht mehr. Noch immer waren es
mehr als zwei Millionen!
Mit ungeheurem Donnergepolter brach der Frieden Europas zusammen, die
schwäbischen Soldaten zogen in alle Welt und staunend gewahrten sie, was
Deutschland war, von dem man ihnen nichts erzählt hatte. Und
wieder kamen kaiserliche deutsche Soldaten in das südöstliche
Donauland. Mackensen bezog sein Hauptquartier in Temeswar, der alten
Schwabenstadt, wo wohl achtzigtausend Schwaben lebten, doch die fast alle
vorgaben Ungarn zu sein. Feldgraue Schwaben kamen aus der alten Heimat und
man konnte mit ihnen reden und merkte gar bald, daß man kein
"nyomorult sváb" sei, sondern daß Schwabe sein, eine Ehre
war, man vernahm mit Staunen, daß Graf Zeppelin ein Schwabe war. Die
Feldgrauen aber staunten nicht minder. Nie hatte ihnen jemand daheim
erzählt von den Vettern in der Fremde, von den Millionen deutscher
Bauern, die in der Ferne wohnen und daß es nicht zum geringsten Teil die
Arbeit der Schwaben war, der Ungarn seinen Wohlstand verdankt. Sie
fühlten sich wohl bei den Vettern im Banat und in der Baschka, die ihnen
gerne abgaben von ihrer Fülle, und Päckchen mit Mehl und Speck
gingen ins alte, hungernde Heimatland. Und sie küßten ihre
Mädchen und tranken ihren Wein!
Der Erzschwab Adam Müller aus dem Banater Dorfe Guttenbrunn hatte seit
Jahren Samenkörner ausgestreut mit seinen Heimatromanen, die von den
großen Taten der Kolonisten erzählten, vom "Großen
Schwabenzug" und "Josef dem Deutschen", die die "Glocken
der Heimat" erklingen ließen - die der magyarische Herr aber
verboten hatte. Und die Samenkörner gingen auf! Langsam wischte sich der
Schwab die verschlafenen Augen und sah, daß er ja selbst ein Deutscher sei,
dem Volke angehört, vor dessen siegreichen Heeren die ganze Welt
erzitterte.
[328] Ungarn war
zerbrochen, zerborsten ob seiner Schuld den vielen Völkern
gegenüber, denen die Heilige Stephanskrone Schutz versprochen hatte,
deren Hüter aber das Testament ihres Heiligen nicht achteten.
Der schwäbische Bauer war zum Deutschtum erwacht. Er dehnte seine
Glieder und er blies zum Sammeln. Aus all den Dörfern, die schon
längst als ungarisch registriert waren, kamen die Schwaben in ihren alten
Trachten und mit ihren schmetternden Blechmusiken. Sie bauten sich deutsche
Häuser, gründeten die "Schwäbische Volksgemeinschaft" im
Banat, das zu Rumänien gekommen war, und den "Kulturbund" in den
reichen Schwabengauen um Neusatz, das ein Teil Südslawiens wurde und
den "Ungarländischen deutschen Volksbildungsverein" in Ofenpest.
Deutsche Genossenschaften entstanden und neue deutsche Schulen, deutsche
Gesangvereine und Turnvereine, deutsche Büchereien und Lesezirkel, und
wenn auch die
neuen Herren grob und hinterhältig sind und die Gesetze von
Genf wenig achten, nun reckte der Schwab seinen Dickkopf in die
Höhe!
Nun ist der Donauschwabe nicht mehr vergessen, ist kein ins Nichts abgeglittenes
Reis, aus dem kein deutscher Baum mehr wächst, der Donauschwabe
blüht und gedeiht und wird wieder Frucht treiben, deutsche Frucht auf
deutschem Acker!
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