Bd. 6: Die Organisationen der Kriegführung,
Erster Teil:
Die für den Kampf unmittelbar arbeitenden
Organisationen
Kapitel 1: Ausbau und
Ergänzung des Heeres
(Forts.)
Generalmajor Ernst v. Wrisberg
[18] 3.
Neuorganisationen.
(Die Neuorganisationen auf dem Gebiet der Pioniere, des
Verkehrs- und Feldkraft[fahr]wesens, des Trains, der Post und Telegraphen sind in
Sonderabschnitten behandelt.)
In richtiger Beurteilung der Lage und in weiser Voraussicht hatte der
Kriegsminister, Generalleutnant
von Falkenhayn, vor seiner Abreise ins Feld
bestimmt, daß sofort an die Aufstellung von 5 neuen preußischen
Korps herangetreten werden sollte. Sie sollten am 10. Oktober marschfertig sein.
Bayern wurde ersucht, eine Division, Sachsen und Württemberg zusammen
ein Korps aufzustellen.
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften waren, insoweit es die
Ersatzgestellungsverhältnisse zuließen, aus den Ersatzformationen
oder aus Offizieren und Unteroffizieren des Landsturms und des Ruhestandes zu
nehmen, der Rest an Mannschaften aus Kriegsfreiwilligen oder aus den
Rekrutendepots zu decken.
Für die Einzelausbildung der Mannschaften waren 3 - 4 Wochen
vorgesehen. Die weitere Ausbildung hatte auf den
Truppenübungsplätzen zu erfolgen.
Mit gewaltiger Begeisterung eilte die kriegsfähige Jugend Deutschlands zu
den Fahnen, so daß die vorgesehenen Stärken bald erreicht waren.
Große Schwierigkeiten ergaben sich aber auf dem Gebiete der Bekleidung
und Ausrüstung. Besonders fehlte es an Helmen, Tornistern und
Mänteln. Alles was an Helmen vorhanden war, wurde herangezogen. Die
Berliner Schutzmannschaft stellte bereitwilligst eine große Anzahl zur
Verfügung. Da ein Überzug darüber kam, wurde ihr Ursprung
verdeckt. An Stelle fehlender Tornister traten Rucksäcke, die sich
übrigens nicht bewährt haben. Die nötige Anzahl
Mäntel wurde mit vieler Mühe aus Depots zusammengebracht. Bei
der Ausrüstung mangelte es an Patronentaschen und Zeltbahnen, aber auch
sie wurden beschafft. Es war eine mühevolle, schwere Arbeit, die die
Bekleidungsabteilung des Kriegsministeriums zu leisten hatte, auf deren
Bewältigung sie mit Stolz zurückblicken kann. Trotz dieser
Schwierigkeiten waren die Reservekorps
(XXII - XXVII) zum befohlenen Zeitpunkt marschbereit.
Diesen Korps folgte im November 1914 die Aufstellung von 4 neuen Korps
(XXVIII - XXXI), die am 20. Januar 1915 fertig waren. Die
Infanterie dieser Korps kam von 72
Feld-Infanterie-Bataillonen, die durch Verfügung vom November 1914
gebildet waren und die als IV. Bataillone einer Anzahl von Regimentern
dienen sollten. Bayern bildete mit der im Oktober aufgestellten Division das
II. Bayerische Reservekorps.
Da die Oberste Heeresleitung neue Einheiten forderte und die
Ersatzverhältnisse die Aufstellung solcher auf dem bisherigen Wege nicht
gestatteten, erfolgte in der Zeit vom Februar 1915 bis Ende des Jahres die
Umbildung der Infanterie-Divisionen zu 4
Infanterie-Regimentern in solche zu 3 und die Zusammenfassung der
Festungs- und überplanmäßigen Verbände, die im Osten
im Laufe der Kriegsereignisse entstanden waren, zu einheitlichen Divisionen. Auf
[19] diese Weise konnten der
Obersten Heeresleitung etwa 80 neue Einheiten zur Verfügung gestellt
werden.
Die letzte große Rate der Neuaufstellungen geschah März 1917, als
die Oberste Heeresleitung neu besetzt worden war und mehr Divisionen gefordert
hatte. Es entstanden die Divisionen 231 - 240.
Diese stetig zunehmende Zahl von Divisionen und Armeekorps bedingte
wiederum nach den Erfahrungen des Jahres 1914 eine Vermehrung der Armeen.
Ihre Zahl stieg allmählich so, daß dadurch der Verkehr zwischen
ihnen und der Obersten Heeresleitung wesentlich erschwert wurde. Man schuf
daher als Zwischenstellen Heeresgruppenkommandos. So entstanden im Westen
Ende 1916 die Heeresgruppen Kronprinz des Deutschen Reiches, Kronprinz von Bayern und Herzog Albrecht von Württemberg, im Osten die Gruppen Prinz Leopold von Bayern, Feldmarschall von Woyrsch, General von Below und für die deutschen Truppen in der Türkei das
Heeresgruppenkommando F. Ihnen folgten später die Heeresgruppen
General v. Böhn und von Gallwitz im Westen und
Feldmarschall von Eichhorn im Osten.
Zur Durchführung des einheitlichen Küstenschutzes trat ein
Oberkommando Generaloberst von Falkenhausen, später von Heeringen, in
Erscheinung.
Die taktischen Notwendigkeiten zwangen zur Zusammenfassung der vielen
selbständigen Divisionen. Es erfolgte daher die Bildung von
bodenständigen Generalkommandos, den Generalkommandos zur
besonderen Verwendung 51 - 68.
Zu den genannten Neubildungen im großen Rahmen traten solche bei den
einzelnen Waffen.
So mußten bei der Infanterie zahlreiche Reserve- und
Landwehr-Ersatzbataillone zur Verstärkung der Etappentruppen
mobilgemacht und ins Feld gesandt werden. Auch forderte der große Bedarf
an Ersatz die Aufstellung zweiter Ersatzbataillone (1915) und doppelter
Rekrutendepots.
Vor allem ergab sich auf dem Gebiete des Maschinengewehrwesens die
Notwendigkeit einer umfangreichen Vermehrung und Neuorganisation.
Die entscheidende Bedeutung des Maschinengewehrs hatte sich bald genug
gezeigt. Der Mann mußte, durch die Maschine unterstützt, im
weiteren Verlauf des Krieges, als die Ersatzfrage anfing Schwierigkeiten
hervorzurufen, durch sie zum Teil ersetzt werden.
Man begann sehr bald zahlreiche einzelne Maschinengewehre dem Feldheere
zuzuführen, die später zu
Maschinengewehr-Zügen zu 2 oder 3 Gewehren zusammengefaßt
wurden. Die Reserve- und Landwehr-Infanterie-Regimenter und
selbständigen Bataillone erhielten nach und nach
Maschinengewehr-Züge von
2 - 4 Maschinengewehren, bis jedes Regiment 3
Maschinengewehr-Züge hatte, die dann eine
Maschinengewehr-Kompagnie bildeten. Bis 1916 hatte jedes in der Front
stehende Infanterie-(Jäger-)Regiment und selbständige Bataillon,
einschließlich Landsturm, eine
Maschinengewehr-Kompagnie.
[20] Um dem aus der Front
zunehmenden Ruf nach Maschinengewehren nachzukommen, wurde als
nächstes erstrebenswertes Ziel hingestellt, jedes in der Front stehende
Regiment mit 1 Maschinengewehr-Kompagnie für jedes Bataillon, jedes
selbständige Bataillon wie die Jäger-(Schützen-) und
Sturm-Bataillone mit 2 Maschinengewehr-Kompagnien zu je 6, später 12
Maschinengewehren auszustatten.
Außerdem wurden Januar 1916 nahezu 250
Maschinengewehr-Scharfschützentrupps zur Verfügung der Obersten
Heeresleitung aufgestellt. Sie wurden August 1916 zu 83
Maschinengewehr-Scharfschützenabteilungen zu je 3
Scharfschützenkompagnien zu je 12 Maschinengewehren
zusammengefaßt. Ihre Basis lag in dem
Maschinengewehr-Scharfschützenkommando West Rozoy, später
Tongern.
Die Generalgouvernements Belgien und Warschau stellten eine Anzahl
Maschinengewehr-Kompagnien und -Züge, darunter eine
Maschinengewehr-Kraftradkompagnie auf.
Da im Laufe des Stellungskrieges die Verwendungsmöglichkeit der
Kavallerie immer geringer wurde, andererseits die Ersatzlage der Infanterie dazu
nötigte, diese Waffe auf jede Weise zu unterstützen, und da sich der
Pferdemangel immer drückender fühlbar machte, so entschloß
man sich dazu, eine große Anzahl von
Kavallerie-Regimentern zu unberittenen
Kavallerie-Schützenregimentern umzugestalten oder aufzulösen.
Auch hatte sich sehr bald die Notwendigkeit gezeigt, besonders bei den weit
ausgedehnten Operationen im Osten die Feuerkraft der
Kavallerie-Regimenter zu verstärken. So erhielt jedes
Kavallerie-Regiment nach und nach einen
Kavallerie-Maschinengewehr-Zug zu 3 Maschinengewehren 08,
später Maschinengewehr-Eskadrons zu 6 Maschinengewehren.
Mit der Umwandlung der Kavallerie-Regimenter in unberittene
Kavallerie-Schützenregimenter erfolgte auch die der
Maschinengewehr-Eskadrons und Maschinengewehr-Abteilungen in
Maschinengewehr-Schützen-Eskadrons, von denen jedes Regiment 2
bekam.
Einige Kavallerie-Regimenter im Osten erhielten einen leichten
Maschinengewehrtrupp zu 3 leichten Maschinengewehren 15 (Bergmann)
und 2 Regimenter je eine Musketenabteilung, die mit einer besonderen Art von
Maschinengewehren, die man mit Musketen bezeichnete, ausgerüstet
war.
1917 wurde jeder Eskadron einer Infanterie-Division ein Maschinengewehrtrupp
zu 3 Maschinengewehren 08 mit Sondergerät zugeteilt, und 1918
bekamen die berittenen Eskadronen der verbliebenen
Kavallerie-Regimenter 3 Maschinengewehre 08/18.
Eine besonders große Zahl der Neuformationen fiel der Artillerie zu. Hatte
sich doch im Laufe der Zeit immer mehr gezeigt, daß der Bedarf ein alle
Erwartungen weit übersteigender war.
[21] Abgesehen von den
erwähnten Aufstellungen an Einheiten, die für jede Division der
Feldartillerie 2 - 3 Abteilungen mit leichten Munitionskolonnen und
Artillerie-Munitionskolonnen erforderten, wurden im Jahre 1916 alle
Feldartillerie-Regimenter der Divisionen auf 3
Abteilungen - 2 Kanonen- und eine Haubitzabteilung zu je 3
Batterien - gebracht. Die Batterien wurden allmählich in dem ganzen
Feldheere mit 4 Geschützen ausgestattet. Dieses Herabgehen von 6 auf 4
Geschütze bei jeder Batterie wurde durch den stetig zunehmenden Mangel
an Ersatz von Menschen und Pferden bedingt.
Um der Obersten Heeresleitung eine Feldartillerie-Reserve zu schaffen, erfolgte
die Abgabe eines Regiments zu 2 Abteilungen von allen Divisionen, die 2
Artillerie-Regimenter hatte. Das zurückbleibende Regiment erhielt eine 3.
Abteilung.
Die Zahl der Batterien der Feldartillerie stieg von 1141 bei der Mobilmachung bis
zum Herbst 1914 auf 1364 Kanonen- und leichte
Feldhaubitz-Batterien, bis zum Sommer 1917 auf 1838
Kanonen- und 871 leichte Feldhaubitz-Batterien; zusammen 2709.
Mangel an Mannschaften und Pferden setzte von diesem Zeitpunkt an weiteren
Neuformationen eine Grenze. Immerhin war es noch möglich, den
Regimentern der Feldartillerie-Reserve eine 3. Abteilung zu geben und den
Batterien der Westfront von Reims bis zur Küste unbespannte 5. und 6.
Geschütze zuzuteilen.
1916 wurden 6 Feldartillerie-Regimenter auf Kraftwagen gebildet.
Im Sommer 1918 betrug die Zahl der Batterien 1691 Kanonen- und 1109 leichte
Feldhaubitz-Batterien; zusammen 2800. Diese Zahl wurde trotz großer
Abgänge bis zum letzten Waffenstillstand erhalten.
Es waren demnach während des Krieges, neben den Abgaben an Ersatz,
1659 Batterien neu aufgestellt worden.
Um dem immer mehr zunehmenden Mangel an Mannschaften und Pferden
abzuhelfen, sah man sich genötigt, die Stärke der leichten
Munitionskolonnen herabzusetzen und die Kolonnen, die bisher den Divisionen
und Korps angegliedert waren, den Armeen als Armeetruppen zuzuteilen, die
damit verbundenen Nachteile in Kauf nehmend, sowie die Munitionswagen der
Batterien nur mit 4 Pferden zu bespannen.
Daneben galt es noch, das Feldheer mit Nahkampf-Batterien, sowie
Infanterie-Geschützbatterien auszustatten, da die Oberste Heeresleitung sie
zur Abwehr von Angriffen für notwendig hielt. Um die Zahl der
Kampfgeschütze auf die größte Hohe zu bringen, mußte
man auch zur Aufstellung von Beutebatterien schreiten.
Januar 1917 wurden 50 Nahkampf-Batterien, die, unbekannt, hauptsächlich
für die Tank- und Sturmabwehr bestimmt waren, gebildet. Sie wurden im
Sommer 1917 auf Veranlassung der Obersten Heeresleitung wieder
aufgelöst, da Mannschaften und Gerät anderweitig gebraucht
wurden.
[22] An
Infanterie-Geschützbatterien, die zu demselben Zweck der Infanterietruppe
beigegeben wurden, entstanden vom Frühjahr 1916 bis Frühjahr
1917 28 Batterien, denen im Mai/Juni 1918 weitere 22 folgten.
Die Zahl der Beutebatterien, die die Front erhielt, war recht bedeutend; so bekam
der Osten im Winter 1915/16 allein 98 zu 8 Geschützen.
Da sich im Laufe des Krieges durch den Charakter der Kriegsschauplätze
immer mehr die Notwendigkeit an Gebirgsartillerie ergeben hatte, entschloß
man sich 1915, aus dem zufällig vorhandenen Gerät 2 Batterien
aufzustellen, denen sehr bald die Gebirgskanonenabteilungen
1 - 4, für die Kämpfe in den Karpathen, Tirol und
Serbien bestimmt, folgten. 1916 sah Abteilung 5 und 6 und 1917 Abteilung 7
neugebildet.
Ihre Organisation und Ausrüstung waren aus Mangel an Erfahrungen sehr
verschieden. Als diese genügend vorlagen, schritt man zur einheitlichen
Organisation: jede Batterie zu 2, für eine selbständige Verwendung
ausgestatteten Zügen mit Munitionsstaffeln. Die Fortschaffung geschah mit
Tragtieren, die Staffeln waren fahrbar gemacht, 3 Batterien bildeten eine
Abteilung.
Für Ersatzzwecke erfolgte die Bildung von 3 Ersatzabteilungen zu 2
Batterien in Gebirgsorten.
Ein sehr großes Gebiet der Neuorganisation nahm die Flugabwehr (Flak)
ein.
Bei Beginn des Krieges waren nur je zwei 7,7 cm-Kraftwagen- und
Sockelgeschütze vorhanden. Im übrigen sollten die leichten
Feldhaubitzen die Bekämpfung der feindlichen Flugzeuge
übernehmen.
Die zunehmende Gefahr der Flugzeuge zwang sehr bald zu eingreifenden
Sondermaßnahmen. Zunächst fanden
Behelfs- und verbesserte Muster von Flugabwehrkanonen Verwendung, dann
setzte die Anfertigung von Geschützen von
3,7 - 10,5 cm-Kaliber mit Schußweiten bis
13 900 m ein. Es waren vorhanden:
Ende 1915: 641 Flugabwehrkanonen,
Ende 1916: 1519 Flugabwehrkanonen,
Ende 1917: 1952 Flugabwehrkanonen,
beim Waffenstillstand: 2558.
Juli 1915 hatte jede Infanterie-Division einen pferdebespannten Flakzug; 1916
jedes Armeekorps 2 Kraftwagengeschütze. Später wurden die
Verbände nach Bedarf den einzelnen Frontabschnitten zugewiesen.
Oktober 1916 kamen sämtliche Flakverbände zu den Fliegern unter
Befehl des kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte, der sie nach
Bedarf den Armeen zuteilte.
Die schwere Artillerie bestand bei Ausbruch des Krieges aus 50 Bataillonen und
einer Versuchsbatterie mit zusammen 576 Geschützen.
Nach Durchführung der planmäßigen Mobilmachung waren 57
Bataillone Feldtruppen (und zwar 26 schwere
Feldhaubitz-, 1 10-cm-Kanonen-, 14 Mörser-, 1 schweres
Flachfeuer- und 15 Festungs-Bataillone) und 8 Batterien schwerstes [23] Steilfeuer; 52 Bataillone
Reserve (31 schwere Feldhaubitz-, 12 10-cm-Kanonen-, 5
Mörser-, 4 13-cm-Kanonen-Bataillone); 24 Bataillone Landwehr
(schwere Feldhaubitzen) vorhanden.
Jedes Armeekorps sollte über ein Bataillon schwere Feldhaubitzen
verfügen. Die 14 Mörser-Bataillone bildeten die Armeeartillerie, das
10-cm-Kanonen-Bataillon die Reserveformationen und die schwersten
Steilfeuer-Batterien die Heeresartillerie, die 15 Feldbataillone, sowie die
Landwehr- und Landsturmformationen die
Artillerie-Kriegsbesatzung der Festungen einschließlich Küste.
Am Schluß des Krieges war die Stärke der schweren Artillerie: 364
bespannte Bataillone, davon 250 schwere
Feldhaubitzen- und 10-cm-Kanonen-Bataillone, 98
Mörser-Bataillone und 16 Bataillone lange
15-cm-Kanonen- sowie 57 unbespannte Bataillone, darunter 33 Batterien schwere
15-cm-Kanonen, 44 Batterien schwerstes Flachfeuer und 14 Batterien schwerstes
Steilfeuer. Die Flachfeuergeschütze hatten die Aufgabe, durch ihre
langgestreckte Flugbahn auf sehr weite Entfernungen zu wirken, während
die Steilfeuergeschütze durch ihren Bogenschuß Deckungen und
Gegenstände hinter ihnen zu zerstören hatten.
Im ganzen waren 1660 Batterien mit 951 Kolonnen, 19 Kraftfahrstaffeln, 65
Parkkompagnien, 278 Meßtrupps und 91 Instandsetzungswerkstätten
zur Verfügung. Im Februar standen 6819 Geschütze im Feuer.
Die Gesamtstärke betrug rund: |
|
18 500 |
Offiziere, |
|
400 000 |
Unteroffiziere und Mannschaften, |
|
202 500 |
Pferde, |
gegenüber einer Friedensstärke von |
|
1 420 |
Offizieren, |
|
33 250 |
Unteroffizieren und Mannschaften, |
|
3 400 |
Pferden. |
Die bei Beginn des Krieges bestehende Organisation der Bataillone zu 4, bei
Mörsern zu 2 Batterien wurde im Laufe des Krieges in eine Dreiteilung mit
Mischung von mittlerem Flach- und Steilfeuer oder schwerem
Flach- und Steilfeuer umgewandelt.
Um den Bedarf an schwerer Artillerie zu decken, wurden zunächst die
Kriegsbesatzungen der nichtbedrohten Festungen und der Küste
herangezogen; umfangreiche Neuformationen setzten ein, die durch die
große russische Beute des Jahres 1915 erleichtert wurden.
Im Laufe der Jahre 1916 und 1917 wurden allmählich die zahlreichen
unbespannten Batterien zu bespannten Bataillonen zusammengezogen und mit
neuzeitigen Geschützen umbewaffnet.
Jede Division erhielt auf diese Weise ein bespanntes Bataillon schwerer Artillerie
und die Oberste Heeresleitung eine starke Heeresartillerie.
[24] Die Schaffung und
vielseitige Verwendung dieser vielen bespannten Bataillone bedingte eine andere
Gliederung der Munitionskolonnen dahin, daß die anfängliche
Zuteilung je einer leichten Munitionskolonne und einer
Munitionskolonnenabteilung zu 8 Kolonnen an jedes Bataillon bzw. von 4
Kolonnen an die Bataillone zu 2 Batterien, abgeschafft wurde und jede bespannte
Batterie ihre Batteriekolonne, die Armeen besondere Munitionskolonnen
erhielten.
Eine erhöhte Bedeutung fand die Erkundung feindlicher Batterien mittels
des Licht- und Schallmeßverfahrens. Eine Folge war die Aufstellung solcher
Meßtrupps, die in großer Anzahl den Artilleriestäben
beigegeben wurden.
Es mußte eine unabweisbare Forderung des Stellungskrieges werden, gerade
bei der Waffe eine Vermehrung eintreten zu lassen, die hierfür in erster
Linie berufen war, die Pioniere.
Durch die stetig zunehmende Bedeutung der Minen- und Flammenwerfer war das
Gebiet der Pioniere in einem solchen Umfange erweitert worden, daß alle
Mittel in Bewegung gesetzt werden mußten, die ungeheuren Anforderungen
zu erfüllen.
Die den Divisionen beigegebenen Pioniere, meist eine Kompagnie für jede
Division, waren zahlenmäßig zu gering. Allmählich gelang es,
die Zuweisung von einer 2. Kompagnie zu jeder Division durchzusetzen, die mit
einer Minenwerfer-Kompagnie und einem Scheinwerferzug zu einem Bataillon
vereinigt wurden. Die bei Beginn des Krieges bestehenden
Pionier-Regimenter wurden aufgelöst und die Bataillone zum großen
Teil der Obersten Heeresleitung als Pionierreserve zugewiesen.
Besonders stark war der Bedarf an erfahrenen Pionieroffizieren. Die neu
aufgestellten Kompagnien und Bataillone forderten Führer. Bei den
Generalkommandos traten an Stelle der
Pionier-Bataillonsstäbe, die zu den Divisionen übertraten,
Stabsoffiziere oder Hauptleute der Pioniere, später
Pionier-Regimentsstäbe, zu den Armeen kamen Generale der Pioniere.
Mit dem Aufleben des Minenkrieges entstanden an der Westfront
Pionier-Mineurkompagnien, die 1918 zur Reserve der Obersten Heeresleitung
traten.
An Flammenwerfertruppen wurde 1915 eine Kompagnie für die Armeen
des Westens aufgestellt, die sehr bald zu der Errichtung eines Bataillons, Februar
1916 zweier Bataillone und endlich April 1916 eines Regiments zu 3 Bataillonen
(Garde-Reserve-Pionier-Regiment) führte.
Gewaltiges wurde auf dem Gebiet der Minenwerfer geschaffen. Die
Notwendigkeit der Unterstützung der Artillerie durch Minenwerfer
gegenüber der Zahl der Geschütze bei den Feinden zeigte sich mehr
und mehr.
Die Mobilmachung hatte keine eigenen Minenwerfer-Formationen vorgesehen.
Ende 1914 erhielt jede Armee der Westfront eine schwere Minenwerferabteilung
auf Kraftwagen, im folgenden Jahre jedes Armeekorps je eine schwere (zu 2),
mittlere (zu 6) und leichte (zu 6) bespannte Abteilung. Ein
Minenwerfer- [25] Bataillon wurde April
1915 errichtet, dem noch in demselben Jahre 3 und in den späteren Jahren 7
weitere folgten. Das nächste Ziel - die Ausstattung jeder
Infanterie-Division mit einer
Minenwerfer-Kompagnie zu 2 schweren, 4 mittleren und 6 leichten Minenwerfern
war noch nicht erreicht, als die Oberste Heeresleitung für jede Division eine
2. Kompagnie forderte. Aus Mangel an Mannschaften konnte ihre Aufstellung
nicht erfolgen, wohl aber die Verstärkung der bestehenden Kompagnien auf
3 schwere, 6 mittlere und 12 leichte Minenwerfer.
Ende 1916 erhielt die Infanterie die leichten Minenwerfer zugewiesen, bei jedem
Infanterie-Bataillon wurde eine Minenwerfer-Kompagnie gebildet.
Die Verwendung der Minenwerfer-Formationen in großen Massen bedingte
die Aufstellung von Regimentsstäben und
Minenwerfer-Inspizienten. Auch
Gebirgs-Minenwerfer-Kompagnien wurden geschaffen.
An Scheinwerfertruppen bestanden bei der Mobilmachung nur die bei den
Pionier-Bataillonen bestehenden Züge. Die Entwicklung im Kriege
steigerte sich allmählich dahin, daß jede
Infanterie-Division einen Scheinwerferzug erhielt.
1917 und 1918 entstanden zum Gebrauch in den vordersten Stellungen
Handscheinwerfertrupps. Zur Verwaltung des alle Berechnungen
übersteigenden Bedarfs an Pioniergerät mußte die Zahl der
Parkkompagnien erheblich vermehrt werden.
An Sonderformationen traten 1915 eine Landungs-Pionier-Kompagnie und 1918
eine Flüssigluft- und eine
Schützengrabenbagger-Kompagnie in Tätigkeit, diese zur schnellen
Ausführung von Schützengräben, jene zur Ausführung
von Sprengungen bestimmt.
Als Ergebnis des Stellungskrieges wurde im Frühjahr 1915 für
besonders schwierige Einbruchsunternehmungen aus Pionieren eine
Sturmabteilung gebildet. Sie wurde 1916 zu einem Bataillon erweitert.
Später wurden weitere Bataillone aus der Infanterie geschaffen und den
einzelnen Armeen zugeteilt.
Gleichzeitig wurde für den Gaskampf ein besonderes Bataillon aufgestellt.
Allmählich entstanden 2 Gaskampf-Regimenter unter Lostrennung von der
Pionierwaffe und Unterstellung unter einen besonderen Inspekteur.
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