Bd. 7: Die Organisationen der Kriegführung,
Zweiter Teil:
Die Organisationen für die Versorgung des
Heeres
Kapitel 5: Feldpost und
Etappentelegraphie (Forts.)
Oberpostrat Hermann Senger
B. Die Etappentelegraphie.
Der Etappentelegraphie fiel die Aufgabe zu, die für die Etappen
notwendigen Telegraphen- und Fernsprechverbindungen herzustellen, zu
betreiben und instand zu halten sowie beim Vorrücken nach Bedarf wieder
abzubauen, ferner die Verbindungen zwischen dem Feldheer und der Heimat
einzurichten und aufrechtzuerhalten. Sie war das Zwischenglied zwischen der
Feldtelegraphie und der Heimattelegraphie; ihr Tätigkeitsfeld und ihre
Aufgaben wuchsen, je weiter sich das Feldheer von der Heimat entfernte.
Allerdings kann man von einer besonderen Etappentelegraphie im Grunde
genommen nur bis Ende 1916 sprechen. Zu diesem Zeitpunkte gingen ihre
Geschäfte auf die Telegraphen- (späteren
Nachrichten-) Truppen über und wurden von da ab durch
Armeefernsprechabteilungen wahrgenommen.
1. Die Etappentelegraphendirektionen.
Die Organe der Etappentelegraphie waren die Etappentelegraphendirektionen. Bei
der Mobilmachung wurde für jede Etappeninspektion eine solche und ein
Etappenfernsprechdepot aufgestellt, das die
Telegraphen- und Fernsprechformationen der Armee mit Gerät und
Bauzeug zu versorgen hatte. Aus den letzteren entwickelten sich im Lauf des
Krieges die Armeefernsprechparks und Armeenachrichtenparks.
Die Mobilmachung der nach dem Mobilmachungsplan aufzustellenden
Etappentelegraphendirektionen - eine für jede Armee, die für
die 6. Armee wurde von Bayern
gestellt - vollzog sich nach den bereits im Frieden zwischen dem
Reichspostamt und den militärischen Stellen vereinbarten Bestimmungen,
[388] und zwar bei
Train- oder Telegraphenbataillonen unter Mitwirkung der beteiligten
Oberpostdirektionen.
Im Verlauf des Krieges wurden weiter neu aufgestellt:
1914: die Etappentelegraphendirektionen der 9. Armee, für das
Landwehr-Generalkommando Woyrsch und der Armeegruppe Strantz;
1915: die der 10., 11., 12. Armee, der Südarmee und der (13.)
Bugarmee.
Mit der Herausziehung der 1. Armee aus der Westfront (1915) wurde deren
Etappentelegraphendirektion entbehrlich und fand zunächst in Polen und
später als 11a in Serbien Verwendung. Ende 1915 waren im ganzen 16
Etappentelegraphendirektionen vorhanden.
Jede derselben gliederte sich in einen Beamtenkörper (die Direktion) und
einen militärischen Teil (die Trainkolonne).
An Personal zählte die Direktion (Beamtenkörper):
1 Etappentelegraphendirektor, 3 Etappentelegrapheninspektoren, 36
Etappentelegraphensekretäre, 18 Etappentelegraphenvorarbeiter, 90
Etappen-Telegraphenarbeiter.
Die Trainkolonne:
1 Leutnant, 1 Vizewachtmeister, 1 Fahnenschmied, 9 Trainunteroffiziere,
100 - 120 Mannschaften.
Jede Etappentelegraphendirektion war mit einer Anzahl Fahrzeuge und
Bespannungen ausgestattet. Aber bald setzte der Schrei nach dem Auto ein. Die
Kommandostellen im Operationsgebiet brauchten die rückwärtigen
Nachrichtenverbindungen nach der Etappe, dem Großen Hauptquartier und
der Heimat beinahe notwendiger als das tägliche Brot. Der
Etappentelegraphendirektor mußte daher schnell nach vorn, dort
Befehle usw. entgegennehmen und schleunige Anordnungen für das
Nachziehen seiner Bau- und Betriebsanlagen treffen; aber hinten in der Etappe
war seine Anwesenheit nicht minder nötig. Auch die Transporte von
Gerät und Material erforderten äußerste Beschleunigung. Das
alles konnte der Pferdebetrieb bei dem raschen Vormarsch der Armeen nicht
leisten. Als schon nach wenigen Wochen einige
Personen- und Lastkraftwagen zugewiesen wurden, löste das ein allseitiges
Aufatmen aus. Konnten doch jetzt durch erhöhte Schnelligkeit die in der
unzulänglichen Ausstattung mit Personal und Material liegenden
Mängel zum Teil ausgeglichen werden!
Die Mobilmachung der Etappentelegraphendirektionen und die Neuaufstellungen
in den Jahren 1914 und 1915 wickelten sich glatt ab. Etwas eigenartig war,
daß zahlreiche Beamte, die nie gedient hatten, plötzlich als obere
oder untere Militärbeamte
Offiziers- oder Unteroffiziersrang erhielten. Die Mehrzahl hat sich jedoch leicht
und schnell in den militärischen Geist und die soldatischen Formen
eingelebt.
Die Einteilung des Personals war nicht feststehend, sondern wechselnd nach den
jedesmaligen Aufgaben und deshalb dem Ermessen des Direktors
überlassen. [389] Die Regel bildete die
Einteilung in eine Bau- und eine Betriebsabteilung. Die Bauabteilung war in
mehrere (in der Regel 6) Baukolonnen zergliedert, die unter einem
Etappentelegraphensekretär (Telegraphenbauführer der
Reichstelegraphie3) die
Telegraphen- und Fernsprechverbindungen für das Etappengebiet
herzustellen, instand zu halten und nötigenfalls wieder abzubauen hatten,
und zwar unter möglichster Ausnutzung der im Lande vorhandenen
Anlagen und Vorräte an Gerät und Bauzeug. Der Betriebsabteilung
lag die Wahrnehmung des gesamten Telegraphendienstes (Annahme,
Beförderung und Bestellung der Telegramme) und des Fernsprechdienstes
im Bereich der Etappeninspektion ob. Zu diesem Zweck wurde an deren Sitz eine
Zentralstation für den Telegraphen- und Fernsprechbetrieb eingerichtet, die
in erster Linie gute Verbindung nach dem Großen Hauptquartier und nach
der Heimat für das Armee-Oberkommando und die Etappeninspektion mit
größter Beschleunigung zu schaffen und gesichert aufrechtzuerhalten
hatte. Auch Telegraphen- und Fernsprechverbindungen zu den Nachbararmeen
mußten hergestellt werden.
Die Etappentelegraphenbeamten trugen die gleiche Uniform wie die
Feldpostbeamten, sie rückten also in blauen Uniformen aus. Das bekam
ihnen aber recht schlecht. Die Truppen, die auf die unter schwere Strafen
gestellten Eingriffe der feindlich gesinnten Landesbewohner in die
Telegraphenlinien besonders hingewiesen waren, sahen in den "dunklen
Gestalten", die zwischen den Telegraphendrähten herumkrochen, Spione,
bedrohten sie mit Erschießen und hinderten sie an der Fortsetzung ihrer so
wichtigen Arbeiten. Schließlich wollten die Arbeiter die Gestänge
nicht mehr besteigen, wenn Truppen oder Patrouillen in der Nähe waren.
Das Etappentelegraphenpersonal mußte daher schon nach wenigen Wochen
schleunigst feldgrau eingekleidet werden. Auch seine
Bewaffnung - das Arbeiterpersonal trug als Waffe anfänglich nur das
Infanterieseitengewehr - erwies sich als unzureichend, wenn
Bau- oder Störungstrupps von feindlichen Patrouillen angegriffen wurden,
was mehrfach vorkam. Daher wurden die Vorarbeiter und Arbeiter mit
Infanteriegewehren bewaffnet und im Felde im Schießdienst ausgebildet.
Gegen Granaten und Schrapnells waren sie damit freilich noch nicht
geschützt, und da die oben an den Telegraphenstangen beschäftigten
Arbeiter dem Feinde ein günstiges Ziel boten, fielen bei Arbeiten im
Operationsgebiet mehrere von ihnen den feindlichen Granaten zum Opfer.
Das Befehlsverhältnis war anfänglich in der Weise geregelt,
daß sie in militärdienstlicher und wirtschaftlicher Beziehung
ausschließlich und unmittelbar dem Etappeninspekteur unterstanden, in
fachtechnischer Hinsicht dagegen dem Chef der Feldtelegraphie. Dem Stabe des
letzteren waren einige Beamte der Reichs- [390] telegraphie zugeteilt,
um ihn in der Ausübung seiner Befugnisse gegenüber den
Etappentelegraphendirektionen zu unterstützen und zugleich die
Verbindung mit den Heimatstelegraphenbehörden herzustellen, die vor
allem für den Nachschub an Personal und Material notwendig war. Als
für den östlichen Kriegsschauplatz beim Stabe des
Oberbefehlshabers Ost ein Chef der Feldtelegraphie Ost geschaffen wurde, traten
auch zu diesem zwei Beamte der Reichstelegraphenverwaltung. Die
Etappentelegraphendirektionen des östlichen Kriegsschauplatzes
unterstanden nunmehr technisch in der Hauptsache dem Chef der Feldtelegraphie
Ost; für alle wichtigen, für das ganze Heer einheitlich zu regelnden
Fragen blieb indessen der Chef der Feldtelegraphie im Großen
Hauptquartier maßgebend. Vom 1. November 1915 ab wurden die
Etappentelegraphendirektionen von den Etappeninspektionen losgelöst und
den Armeen oder Armeeabteilungen unmittelbar unterstellt. Nunmehr
unterstanden die Etappentelegraphendirektionen in fachtechnischer Beziehung
dem Stabsoffizier der Telegraphentruppen beim
Armee-Oberkommando in derselben Weise wie die
Armeefernsprechabteilungen usw. - Ihre wirtschaftlichen,
Unterkunfts- und Verpflegungsangelegenheiten waren für das
Operations- und Etappengebiet nach einheitlichen Grundsätzen zu regeln.
Der Etappentelegraphendirektor erhielt von da ab die leitenden Gesichtspunkte
für seine technische Tätigkeit vom Stabsoffizier der
Telegraphentruppe auf Grund der diesem zugehenden Weisungen des
Armee-Oberkommandos und des Chefs der Feldtelegraphie.
Seine Aufgaben waren besonders schwierig und vielseitig in der Zeit des
Bewegungskrieges, namentlich bei dem raschen Vormarsch im Sommer und
Herbst 1914. Kaum war eine Station einigermaßen in
ordnungsmäßigem Betrieb, so mußte sie wieder weiter nach
vorn gelegt werden. Die Leitungen konnten nur mit großer Mühe so
schnell hergestellt werden, daß die Verbindung der Armee mit dem
Großen Hauptquartier und der Heimat immer vorhanden war, obwohl das
dichte Friedensleitungsnetz in Belgien und Frankreich dabei in ausgiebigster
Weise mitverwendet wurde. Beim Vormarsch der Armeen konnten die weiter
zurückliegenden Telegraphen- und Fernsprechstationen nicht ganz abgebaut
werden, sondern mußten zum Teil bestehen bleiben; ein Teil des
Bau- und Betriebspersonals mußte daher im rückwärtigen
Gebiet zurückgelassen werden. Dazu vermehrten sich mit der zunehmenden
Länge der rückwärtigen Verbindungen die Störungen im
Leitungsnetz ganz außerordentlich unter den unsicheren
Verhältnissen. Aber auch die eigenen Truppen richteten hier großes
Unheil an; in Unkenntnis des entstehenden Schadens rissen sie Drähte und
Stangen aus den Anlagen heraus, wenn sie sie gerade für andere Zwecke
brauchten.4 [391] Kurz, es war bei dem
geringen Personalbestande nur unter größter Anspannung aller
Kräfte und durch unermüdliche, entbehrungsreiche Tätigkeit,
die auch in der Nacht weiterlief, möglich, die notwendigsten Verbindungen
herzustellen und betriebsfähig zu erhalten.
Der Stellungskrieg brachte mehr Ruhe und Gleichförmigkeit. Die
Hauptaufgaben waren jetzt Ausgestaltung der zunächst nur flüchtig
oder behelfsmäßig getroffenen
Telegraphen- und Feinsprecheinrichtungen zu Daueranlagen, Ausbau des Netzes,
Erhaltung in einem brauchbaren Zustand sowie flotte Störungsbeseitigung,
allmähliche Anschließung auch der weniger wichtigen Dienststellen
des Armee- und Etappengebiets an das Fernsprechnetz.
2. Telegraphen- und Fernsprechbetrieb.
Telegraphenbetrieb.
Als Betriebsapparate der Etappentelegraphie waren neben dem Fernsprecher nur
der Morse- und Klopferapparat vorgesehen. Schon in den ersten Wochen stellte
sich jedoch heraus, daß diese einfachen Apparatsysteme auf den
großen Linien dem Bedürfnis nicht genügen konnten,
insbesondere im Verkehr mit der Heimat, über die ja auch alle Telegramme
zwischen dem westlichen und östlichen Kriegsschauplatz geleitet werden
mußten. Daher mußte auf den wichtigen telegraphischen
Verkehrsadern zum Hughes- (Fernschreiber-) Betrieb gegriffen werden.
Späterhin reichte auch dieser nicht aus, um die immer stärker
anschwellenden Telegrammassen rechtzeitig zu befördern, deshalb wurde
auf den Hauptlinien zu dem viel leistungsfähigeren Siemens-Schnelltelegraphenapparat
übergegangen. Die erforderlichen
Apparatsätze lieferte die Reichstelegraphenverwaltung; ebenso stellte sie
das Mechanikerpersonal, das zur Einrichtung und Unterhaltung dieser sehr
empfindlichen Betriebseinrichtungen überwiesen werden mußte.
Fernschreiber- und Siemensbetrieb spielten allmählich eine hervorragende
Rolle bei der Etappen- und der gesamten Heerestelegraphie. Schließlich
befanden sich mehr Apparate dieser Systeme im Betrieb, als bei der ganzen
deutschen Telegraphenverwaltung zu Beginn des Krieges im Gebrauch gewesen
waren. Besonders beliebt wurde der Fernschreiber infolge seiner Ausnutzung zu
den "Fernschreiben" oder "Fernschreibergesprächen", die sich abweichend
von dem eigentlichen Telegrammbeförderungsdienst in der Weise
abwickelten, daß zwischen zwei entfernten Dienststellen, die in
unmittelbaren Fernschreiberverkehr zu treten wünschten, durch
Zusammenschaltung von Leitungen eine unmittelbare Fernschreiberverbindung
hergestellt wurde und auf dieser unter Verwendung geübter
Hughestelegraphisten Fragen und Antworten unmittelbar ausgetauscht wurden.
Ein solcher Verkehr fand nicht nur zwischen Stellen des östlichen und
westlichen Kriegsschauplatzes statt, sondern beispielsweise auch zwischen dem
westlichen Kriegsschauplatz und Sofia, Konstantinopel und sogar nach
Aleppo.
[392] Der Telegrammverkehr
der Etappentelegraphie bestand anfangs nur aus gebührenfreien
militärischen Diensttelegrammen. Vom 20. Januar 1915 ab wurde einem
dringenden Bedürfnis entsprechend auch der Privattelegrammverkehr
zwischen Feldheer und Heimat zugelassen. Die Wortgebühr betrug
5 Pf., die vom Empfänger in der Heimat eingezogen wurde. Sie blieb
auch auf diesem niedrigen Satz, als im inneren deutschen Verkehr ein
Reichszuschlag, also eine höhere Wortgebühr, erhoben wurde. Die
Privattelegramme wurden erst nach den dienstlichen Telegrammen
befördert und waren nur für wichtige und dringende Fälle
zugelassen. Im Felde übten die Etappentelegraphendirektionen die
Prüfung aus, während in der Heimat bei jedem stellvertretenden
Generalkommando, das hierzu eine
Prüfungs- und Annahmestelle einrichtete, täglich nur eine bestimmte
Zahl von abgehenden Telegrammen zugelassen wurde. Namentlich in der
Richtung aus dem Felde haben die Telegramme unendlichen Segen gestiftet.
Welche Beruhigung brachte das Wort "Gesund!", wenn Angehörige nach
heißer Schlacht um ein Leben bangten!
Für die Adressierung der Dienst- und Privattelegramme waren die
Feldpostadressen maßgebend; die erforderlichen Unterlagen erhielten die
Etappentelegraphendirektionen fortlaufend von der Feldpost. Bei unrichtiger oder
ungenauer Anschrift wurde die Hilfe des Haupttelegraphenamts in Berlin in
Anspruch genommen, dessen militärische
Telegrammüberwachungsstelle mit der Feldpostabteilung des
Reichspostamts, dem stellvertretenden Kriegsministerium und dem
stellvertretenden Chef des Generalstabs Verbindung unterhielt.
Größere Anhäufungen unanbringlicher Telegramme traten in
der Regel ein, wenn bei der Verschiebung von Truppenteilen deren neue
Eingliederung zunächst geheimgehalten werden mußte und der
Post- und Telegrammverkehr für bestimmte Truppenteile mithin zeitweilig
gesperrt war.
Fernsprechbetrieb.
Für den Fernsprechdienst fand der militärische Fernsprechapparat,
der Feldfernsprecher, bei der Etappentelegraphie nur wenig Verwendung. Sie
bediente sich der Apparate der Reichstelegraphie, namentlich der
Fernsprechtischgehäuse. Der Drang nach Fernsprechanschluß nahm
bei den Dienststellen im Felde, und namentlich auch in der Etappe, von Tag zu
Tag zu. Damit wuchs auch das Bedürfnis nach Vermehrung der
rückwärtigen Fernsprechverbindungen. Dazu wurden die bei
Kriegsbeginn außer Betrieb gesetzten internationalen Fernleitungen,
z. B. von Deutschland nach Paris, in weitestem Maße ausgenutzt. Im
Osten, wo Fernverbindungen nicht bestanden, mußten durchweg aus
deutschem Material völlig neue Linien hergestellt und an die im Inlande
vorhandenen Fernleitungen angeschlossen werden. Um auch auf weite
Entfernungen eine gute Sprechverständigung zu erzielen, wurde mit bestem
Erfolge von den neuen Fernsprechverstärkereinrichtungen Gebrauch
gemacht, die unmittelbar vor Be- [393] ginn des Krieges von
der Reichstelegraphenverwaltung erprobt waren. Nur mit Hilfe dieser
Verstärker war es möglich, zu einer ausreichenden
Sprechverständigung zwischen dem westlichen und östlichen
Kriegsschauplatz zu gelangen.
Gespräche der Obersten Heeresleitung hatten vor anderen
Dienstgesprächen den Vorrang. Gebührenfreie
Privatgespräche zwischen Feldheer und Heimat wurden vom Januar 1915
ab mit Einschränkungen zugelassen, soweit Leitungen frei waren.
Versorgung mit Gerät und Bauzeug.
Ihren Bedarf an Gerät und Bauzeug suchte die Etappentelegraphie in erster
Linie aus dem im Lande Vorgefundenen zu befriedigen.
Ober- und unterirdische Leitungen wurden nach Ausbesserung zum Betrieb
geschaltet, fremde Apparate für deutschen Betrieb passend gemacht,
vorgefundene Baustoffe für die Verbindungen mitverwendet. Was
darüber hinaus an Gerät und Bauzeug gebraucht wurde, wurde von
den Telegraphenzeugämtern in der Heimat und von dem
Telegraphenapparatamt und Telegraphenversuchsamt in Berlin bezogen. Die
Reichstelegraphenverwaltung, Bayern und Württemberg stellten
bereitwilligst ihre Vorräte zur Verfügung und zogen ihre
Lieferfirmen auf Grund der im Frieden abgeschlossenen Lieferungsverträge
zu verstärkten Kriegslieferungen heran. Es ist erstaunlich, mit welcher
Schnelligkeit und Selbstverständlichkeit das Fachpersonal die feindlichen
Betriebseinrichtungen nutzbar machte und wie schnell auch die Heeresstellen sich
mit den fremdartigen Sprechstellenapparaten befreundeten. Die in
größeren Städten, z. B. St. Quentin und Lille,
vorhandenen Stadtkabel wurden gleichfalls nach näherer Prüfung
für das Heeresleitungsnetz und zum Anschluß von
Heeressprechstellen weitgehend ausgenutzt. Das in Frankreich vorhandene, die
größeren Städte verbindende Telegraphenkabelnetz wurde
dagegen zur Beseitigung von Spionagegefahr unbrauchbar gemacht. Die immer
wieder aufgetretene Ansicht, daß sich zwischen Paris und dem besetzten
Nordfrankreich noch geheime unterirdische
Telegraphen- oder Fernsprechverbindungen befänden, hat sich in allen
Fällen als unrichtig erwiesen.
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