Bd. 7: Die Organisationen der Kriegführung,
Zweiter Teil:
Die Organisationen für die Versorgung des
Heeres
Kapitel 5: Feldpost und
Etappentelegraphie (Forts.)
Oberpostrat Hermann Senger
A. Die Feldpost. Forts.
7. Die Feldpost bis zum Ausgang des Krieges.
Der Umfang des Feldpostverkehrs bei den einzelnen Divisionen und
geschlossenen Truppenteilen war nicht nur wegen der wechselnden Kopfzahl sehr
verschieden. Herkunft und Bildungsgrad der Soldaten, die soziale Lage der
Angehörigen, die industrielle und landwirtschaftliche Entwicklung der
Heimatprovinz usw. spielten dabei eine große Rolle. Die
württembergischen und hanseatischen Regimenter hatten beispielsweise
einen stärkeren Briefverkehr als die Regimenter, die aus den Provinzen
Posen und Schlesien rekrutierten; auch die Zahl der Päckchen, welche die
erstgenannten Regimenter aus der Heimat erhielten, also der Zuschüsse an
Lebens- und Genußmitteln, war größer als die Zahl der
Päckchen bei den Posener und schlesischen Regimentern. Weitere
Verschiedenheiten ergaben sich aus der Zahl und Höhe der
Postanweisungen, welche die Soldaten empfingen und absandten, der Zahl der
Päckchen, die sie nach Hause schicken konnten, der Zeitungen, die
für sie ins Feld gelangten.
Der Gesamtverkehr der Feldpost wuchs im Verlauf des Krieges mit der
Aufstellung neuer Armeen und Formationen sehr erheblich. Mitte Januar 1915
[381] war er auf
täglich 11 Millionen Sendungen berechnet worden, wovon 8 Millionen
für das Feld, 3 Millionen nach der Heimat bestimmt waren. Im Juni 1915
wurden für den Tag 14,3 Millionen Sendungen gezählt. Bis August
1915 waren bei den Feldpostanstalten über 8½ Millionen
Briefsäcke eingegangen, rund 2 Millionen Briefsäcke abgesandt
worden. Die Höhe der monatlichen Einzahlungen auf Postanweisungen bei
der Feldpost belief sich im August 1915 auf 60 Millionen Mark. Bei einer
Division wurden täglich
30 - 40 000 Briefsendungen aufgeliefert. Die Bearbeitung von
täglich 750 Einschreibbriefen und 200 Wertbriefen bei den
größeren Feldpoststationen an den Etappenhauptorten war keine
Seltenheit. Der Postwertzeichenerlös betrug in der 5. Armee für
Oktober 1916 45 000 Mk., für März 1917
102 000 Mk. Der Grund für den überraschenden
Zuwachs war die Auflieferung zahlreicher Päckchen nach der Heimat. Im
Winterhalbjahr 1916/17 gelangten 4,5 Millionen Zeitungsexemplare in
Zeitungsbahnhofsbriefen zur 6. Armee. In der 7. Armee wurden am 10. Oktober
1917 449 000 Briefe und Postkarten und 35 000 Päckchen, am
7. März 1918 489 000 Briefe und Postkarten und 54 000
Päckchen aufgeliefert.
Bei der allgemeinen Mobilmachung wurden 143 Feldpostanstalten
ausgerüstet; ihre Zahl wuchs bis zum September 1915 auf 394. Im gleichen
Zeitraum mußte die Zahl der höheren und mittleren Beamten von 988
auf 2123, der Postschaffner und Postillione von 1639 auf 3843, der Trainsoldaten
und Kraftfahrer von 856 auf 3716 vermehrt werden. Über 1000 Kraftwagen
wurden neu eingestellt. Mit der Verstärkung des Pferdebestandes von 2989
auf 5682 Stück erfolgte die Vermehrung der Fuhrwerke von 764 auf 2100.
Bis September 1915 waren 29 Beamte und Unterbeamte vor dem Feinde
verwundet worden, 5 ihren Verletzungen erlegen. Bis Februar 1915 befanden sich
436 Beamte und Unterbeamte im Besitz des Eisernen Kreuzes 2. Klasse und 177
im Besitz anderer Kriegsauszeichnungen.
Die Bearbeitung der Feldpost stellte auch an die Postdienststellen in der Heimat
sehr hohe Anforderungen, wobei zu berücksichtigen ist, daß der
innerdeutsche Postverkehr, der bei Beginn des Krieges zurückgegangen
war, sehr bald wieder über den Stand vom Juli 1914 hinausgewachsen war.
Im September 1915 betrug das Personal bei solchen besonderen
Postbetriebsstellen, die lediglich mit der Feldpost zu tun hatten, wie
Postsammelstellen, Leitpunkte, Briefverteilungsstellen, Provinzsortierstellen,
18 089 Köpfe.
Von Unfällen, Krankheiten und Seuchen blieb die Feldpost nicht verschont.
Auf ihrem westlichen Kriegsschauplatz verursachten Ruhr, Typhus und
Nierenerkrankungen schwere Leiden und den Tod einzelner Beamten; auf dem
östlichen Kriegsschauplatz, auf dem Balkan und in der Türkei traten
neben Malaria und Cholera besonders schwere
Magen- und Darmerkrankungen auf, die einen öfteren Wechsel der
Beamten nötig machten. Den für das Feldheer angeordneten
Impfungen wurde auch das Feldpostpersonal unterzogen. Einmal, später
[382] zweimal im Jahre
konnte den Beamten und Unterbeamten ein kurzer Erholungsurlaub in die Heimat
gewährt werden, der wegen der kriegerischen Ereignisse an der Front aber
häufig hinausgeschoben oder abgebrochen werden mußte.
Die für die Feldpost getroffenen Vorbereitungen und Einrichtungen haben
sich im allgemeinen als zweckmäßig und als unbedingt notwendig
erwiesen. Wenn Änderungen nötig waren, wurden die Kosten nicht
gescheut. Zahlreiche wertvolle Vorschläge und Änderungen kamen
aus dem Feldpostpersonal selbst, das mit Verständnis und Aufopferung sich
jeder Lage anzupassen verstand.
Anregungen aus dem Publikum erfuhren stets ernste Beachtung. Die
Wünsche konnten aber leider häufig nicht erfüllt werden. Nur
einiges sei hier mitgeteilt. Bei den Dienstsendungen waren auch Einschreibbriefe
zugelassen. Es trat häufig der Wunsch auf, auch für den
Privatbriefverkehr Einschreibbriefe einzuführen. Die Reichspostverwaltung
hat sich dazu ablehnend verhalten müssen, weil die Auflieferung
voraussichtlich nicht auf die wirklich notwendigen Fälle beschränkt
geblieben wäre und die gesonderte Behandlung und der Nachweis der
Einschreibbriefe alle Dienststellen zu sehr belastet hätte.
In Wertbriefen sollte nach den ursprünglichen Bestimmungen nur Geld
befördert werden. Das war zweifellos eine Härte. Es wurde daher
nachgegeben, daß auch wichtige Schriftstücke und Wertsachen mit
den Geldbriefen versandt werden durften.
Da die Einrichtungen der Feldpost nicht selten von einzelnen in der Heimat und
im Felde über Gebühr und Notwendigkeit ausgenutzt worden waren,
wurde der Wunsch nach Beseitigung der Portofreiheit laut. Die
Reichspostverwaltung hat sich im Einvernehmen mit der Heeresverwaltung den
Anträgen gegenüber ablehnend verhalten müssen, weil die
Erhebung einer Gebühr für die Privatbriefe in der Hauptsache die
ärmere Bevölkerung getroffen haben würde.
Von den militärischen Vorgesetzten wurde gegen den Mißbrauch der
Feldposteinrichtungen wiederholt eingeschritten. Im Dezember 1914 wurde
beispielsweise festgestellt, daß ein Soldat an einem Tage 118
Ansichtskarten abgesandt und ein anderer an einem Tage 48 Ansichtskarten an die
gleiche Empfängerin in die Heimat geschickt hatte. Zu Neujahr 1915 wurde
bemerkt, daß ein Landsturmmann, im bürgerlichen Beruf Gastwirt, an
seine sämtlichen Stammgäste, über 100 an der Zahl,
Neujahrsglückwünsche mit der Feldpost versandt hatte. Wieder ein
anderer Soldat schickte gleichzeitig 25 umfangreiche Päckchen nach Hause,
so daß für ihn allein ein ganzer Sack gefertigt werden mußte.
Die Vielschreiberei trat besonders in den Lazaretten und auch in den
Schützengräben hervor, wo viele Briefe aus Langeweile geschrieben
wurden. An Vorschlägen zur Einschränkung der Zahl der
Feldpostsendungen hat es nicht gefehlt. So kam der Vorschlag auf, bei der
Zahlung der Löhnung jedem Soldaten eine beschränkte Zahl von
Karten oder von besonderen Marken zu überweisen oder aber, wie im
Frieden, die Sendungen an die Soldaten portofrei als
"Sol- [383] datenbrief, eigene
Angelegenheit des Empfängers" zuzulassen, von den Soldaten aber die
Frankierung in Anspruch zu nehmen. Zum mindesten sollten die im
Offiziersrange stehenden Heeresangehörigen die Portofreiheit nicht weiter
behalten. Für Wertbriefe und Postanweisungen wurden Vorschläge
auf Festsetzung eines höheren Portos gemacht.
Post- und Heeresverwaltung haben aber immer Bedenken getragen, die einmal
gemachten Zugeständnisse ohne zwingende Gründe wieder
aufzuheben.
Briefsperren wurden in der Regel von den militärischen
Kommandobehörden beim Zu- und Abgang von Divisionen
verhängt, wiederholt auch für ein ganzes Armeegebiet. Da sich in der
Handhabung der vom Chef des Generalstabs des Feldheeres gegebenen
Weisungen mit der Zeit Verschiedenheiten ergeben hatten, die zu
Unzuträglichkeiten führten, wurde im Februar 1918 angeordnet,
daß beim Wechsel der Armeekorps oder Divisionen in der
Armeezugehörigkeit die von dem abgebenden
Armee-Oberkommando angeordnete Postsperre bis auf Widerruf des
Armeeoberkommandos wirksam bleiben sollte, in dessen Bereich der betreffende
Truppenverband abbefördert wurde.
In der letzten Zeit erstreckten sich die Briefsperren nicht nur auf die
abzubefördernden Truppen, sondern auf das gesamte Unterbringungsgebiet.
Es kam infolgedessen vor, daß bei einzelnen Feldpostanstalten die Sperren
wochenlang dauerten, was natürlich große Unzufriedenheit hervorrief
und dazu führte, daß in solchen Fällen wenigstens Postkarten
zugelassen wurden.
Die Feldpost ist nach ihren Erfahrungen zu dem Urteil gelangt, daß die
Postsperren nur dann ihren Zweck erfüllen können, wenn sie
unbedingt geheim gehalten werden und den Betreffenden tatsächlich keine
Gelegenheit offen bleibt, die Postsperre zu umgehen. Es mußte die
Erfahrung gemacht werden, daß in Verkennung der Wichtigkeit der
Maßregel während der Sperren wiederholt Briefe an Urlauber und
Transporte zur Mitnahme in die Heimat übergeben wurden. Eine
schärfere Kontrolle der Urlauberzüge und der Transporte wäre
sicher von Nutzen gewesen.
Am Ausgang des Krieges hatte die Feldpost unter der allgemeinen Knappheit an
Mitteln und Materialien schwer zu leiden. Die Reichspostverwaltung war nicht
mehr in der Lage, vollwertigen Ersatz für das abzulösende Personal
herzugeben, die Armee außerstande, in dem erforderlichen Maße
Aushilfskräfte zu stellen. Die Pferde, deren Bestand teilweise bis auf 50%
und mehr der Normalstärke herunterging, waren infolge des mangelnden
Futters in einem kläglichen Zustande und wenig leistungsfähig. Es
fehlte an Ersatzteilen, um die beschädigten und unbrauchbar gewordenen
Kraftwagen wiederherzustellen, an Benzin, um die betriebsfähigen Wagen
auszunutzen.
Für die deutschen Offensiven auf dem westlichen Kriegsschauplatz im
Frühjahr 1918 hatte auch die Feldpost die sorgfältigsten
Vorbereitungen getroffen, um die Post den vorangehenden Truppen schnell
nachführen zu können. Nachdem [384] die Truppen bei
raschem Vormarsch die ausgedehnte zerstörte Zone durchquert hatten,
gestaltete sich aus Mangel an betriebsfähigen Eisenbahnen und brauchbaren
Straßen schon der Nachschub an Munition, Kriegsmaterialien und
Verpflegung so schwierig, daß die Feldpost kaum die für ihre Zwecke
unentbehrlichsten Kraftwagen behalten durfte und auch in den ersten Tagen nach
Wiederherstellung der Eisenbahnen auf die Benutzung der Bahn verzichten
mußte. Die später infolge der feindlichen Gegenangriffe einsetzende
Zurücknahme der deutschen Front von Stellung zu Stellung nötigte
die Armeepostdirektoren, fast täglich neue Bestimmungen über die
Beförderung und Verteilung der Post zu treffen und die
Umleitungs-, Verteilungs- und Heeresbriefstellen wiederholt in
rückwärtige Orte zu verlegen. Die Eisenbahnen an der Front wurden
von Tag zu Tag weniger leistungsfähig; bald war der Zugverkehr
unterbrochen, bald gingen durch Zugverspätungen wichtige
Anschlüsse verloren.
Als am 1. März 1918 der im besetzten Gebiet gültige
Militärfahrplan auch auf die deutschen Eisenbahnstrecken westlich des
Rheins ausgedehnt wurde, trat eine weitere Verschlechterung in der
Überkunft der Sendungen ein, weil die Züge nur mit einer
Geschwindigkeit von höchstens 30 km in der Stunde verkehrten.
Die Ernährungsschwierigkeiten in der Heimat hatten zur Folge, daß
der Privatpaketverkehr und der postalische Päckchenverkehr aus der Front,
wo noch Lebensmittel aufzutreiben waren, nach der Heimat erheblich gestiegen
war. Wer draußen nur irgendeine Kleinigkeit an Lebensmitteln erwerben
oder ersparen konnte, sandte Päckchen oder Pakete nach Hause. Im Oktober
1917 wurden beispielsweise innerhalb der 4. Armee bei dem
Militäreisenbahnverkehrsamt in Gent 68 000 Privatpakete nach der
Heimat eingeliefert, im März 1918 aber schon 125 000 Stück.
Die Zahl der Pakete nach dem Felde war im gleichen Zeitraum von 50 000
auf 30 000 Stück gesunken. Im Lauf des Jahres 1918 ging leider die
Zahl der Pakete und Päckchen wieder sehr zurück, weil auch im
Heeresbereich die Verpflegung schwieriger wurde und die Preise sprunghaft in die
Höhe gingen.
Es kann nicht verschwiegen werden, daß während des Krieges eine
größere Zahl von Sendungen in Verlust geraten ist. Die Gründe
sind mannigfacher Art und zumeist schon erörtert worden. Neben Verlusten
aus Fahrlässigkeit und Nachlässigkeit, infolge feindlicher
Einwirkung oder höherer Gewalt stehen bedauerlicherweise auch solche
durch Diebstahl und Beraubung. Gelegenheit dazu bot sich für das Personal
gerade im Felde überall, weil die Sendungen, abgesehen von den
Wert- und Einschreibsendungen, selten unter Verschluß gehalten werden
konnten. Die Versuchung war besonders für die auf sich selbst gestellten
Postbegleiter sehr groß. Um so mehr ist anzuerkennen, daß das
Personal bis auf wenige Ausnahmen als durchaus zuverlässig erprobt
worden ist. Vereinzelt haben nachgewiesenermaßen auch Abkommandierte,
Postabholer und Schreiber [385] in den
Kompagniestuben sich an den Postsendungen vergriffen, die Verführung
war häufig zu groß. Die Militärgerichte haben solche Vergehen
mit Recht mit schweren Strafen geahndet.
8. Die Demobilmachung.
Der Waffenstillstand wurde unterzeichnet. Er verpflichtete zu schnellem
Rückmarsch in die Heimat, der nur durchgeführt werden konnte,
wenn er in strengster Ordnung und Manneszucht erfolgte. Dieses Gebot ist von
der Feldpost, die zum größten Teil den Rückmarsch zu
Fuß mitmachen mußte, wahrlich erfüllt worden. Es gelang
überall, die Feldpostanstalten geschlossen zurückzuführen.
Von den Truppen des westlichen Kriegsschauplatzes wurde das linksrheinisch
beheimatete Personal gemäß den Weisungen der Obersten
Heeresleitung schon unterwegs abgelöst, und als der Rhein
überschritten war, wurden die Heeresbriefstellen aufgehoben und auch das
sonst entbehrliche Personal in die Heimat entlassen. Die endgültige
Demobilmachung ging dann gleichzeitig mit der Auflösung der
Truppenverbände in den vorher bestimmten Orten vor sich und gestaltete
sich für die einzelnen Feldpostbeamten insofern einfach, als diese in der
Regel in ihre früheren Dienststellen zurücktreten konnten.
Bei Beginn des Rückmarsches hatten die Armeepostdirektoren den Truppen
bestimmte Orte an der Rückzugslinie bezeichnet, an denen noch Post
ausgegeben werden sollte. Es ist aber nur in mäßigem Umfange
gelungen, den Truppen die Post zuzuführen, weil sie nicht
vollständig herangebracht werden konnte und die Truppen die Abholung
zum Teil unterließen. Da der regelmäßige Zugverkehr nach der
Heimat bald aufhörte, machte es schon Schwierigkeiten, die
aufgespeicherte Post mit nach der Heimat zurückzunehmen. Beraubungen
und Plünderungen der Bahnwagen traten ein. Von der Feldpost
mußten vielfach Möbel und Geräte zurückgelassen, in
einzelnen Fällen sogar Postsendungen verbrannt werden. Bei diesen
Zuständen wurde am 15. November 1918 die Einstellung des Verkehrs
für sämtliche nichtamtliche Postsendungen nach dem Westen und
für die Päckchen nach dem Osten angeordnet und erst Ende
November konnten nach dem Westen wenigstens Feldpostkarten wieder
zugelassen werden.
Nach dem Eintreffen der Feldpostanstalten an ihren Demobilmachungsorten
wurde alle noch einlaufende Post, die nicht angebracht werden konnte, den
Ersatztruppenteilen übersandt, die versuchen sollten, die Empfänger
ausfindig zu machen. Der Erfolg dieser aus der Not geborenen Maßnahme
kann bei dem damals herrschenden Durcheinander nur gering gewesen sein. Am
18. Dezember wurden zwar an die vom westlichen Kriegsschauplatz
zurückgekehrten Truppen wieder Privatbriefe bis 550 g zugelassen,
wenn der Standort der Truppe bekannt war; die Truppen bedienten sich aber bald
der Hilfe der Heimatpostanstalten, so daß die Feldpostanstalten entbehrlich
wurden. Im Osten voll- [386] zog sich die
Zurücknahme der Truppen und Feldpostanstalten wegen der weiten
Entfernungen, der mangelhaften Straßen und Bahnverbindungen, der
Einflüsse des Winters, der feindseligen Haltung der Bevölkerung und
auch wegen der teilweisen Auflösung des Zusammenhangs der
Truppenverbände wesentlich schwieriger und langsamer.
Der Abzug war unter dem Druck der nachdrängenden Bolschewisten
teilweise überhastet und gefahrvoll. Stationskisten und Materialien, sogar
Stempel und Siegel, gingen dabei mehrfach verloren. Die Feldpostanstalt in
Pleskau büßte den Kraftwagen mit Post, die Marken und einen
geringen Barbestand ein, und die Feldpoststation in Dorpat mußte unter
Gefahren bis Wenden marschieren; andere traten bei Aufstellung der zum Schutz
der Rückzugslinien gebildeten Freiwilligenverbände zu diesen
über.
In Polen wurde nach Ausbruch der Revolution in Deutschland die Feldpost
wiederholt beschlagnahmt und beim Rückzug aus der Ukraine
mußten Überfälle und Plünderungen durch die gegen die
Hetmanregierung kämpfenden Truppen ertragen werden, wobei auch
Feldpostsendungen geraubt wurden. Die Feldpost in der Krim konnte nach
vielfachen Verwickelungen erst im März 1919 über Odessa und
Konstantinopel abbefördert werden und traf nach Internierung in Saloniki
erst im Juli 1919 zu Schiff in Deutschland ein. Die Feldposten im Kaukasus
wurden ebenfalls über
Konstantinopel - Gibraltar auf dem Seewege in die Heimat
abtransportiert.
An der südmazedonischen Front hatte schon Ende September 1918 der
Rückzug begonnen. Die Feldpostanstalten wurden hinter die Donau
zurückgenommen und allmählich aufgelöst. Dabei
mußten in Prilep beim Rückzug 20 Sack Päckchen verbrannt
werden und auch in Murgas wurde bei der notwendigen Sprengung der
Bahnhofsanlagen Post vernichtet. Die politische Entwickelung in Bulgarien
führte auch dort bald zur Zurückziehung der deutschen Truppen,
wobei die Feldpost zunächst in Sofia gesammelt und am 10. Oktober
außer Tätigkeit gesetzt wurde. Auf dem Rückmarsch hatte die
Feldpost unter der Willkür und den tätlichen Angriffen
zügelloser Banden sehr zu leiden; nur kleine Gruppen konnten gelegentlich
Lokalzüge und Transportzüge benutzen.
In Rumänien war infolge der mit dem Abschluß des Bukarester
Friedensvertrages zusammenhängenden politischen und militärischen
Veränderungen vom 1. Juni 1918 ab das Verwaltungsgebiet der deutschen
Postdirektion in Rumänien und des Armeepostdirektors in die Hand der
neuen deutschen Feldpostdirektion Rumänien gelegt worden, die dem
Armee-Oberkommando unmittelbar unterstellt wurde. Sie war noch bis Anfang
November in Tätigkeit und mußte am 12. November Bukarest
verlassen, nachdem die Zu- und Abfuhr der Feldpostsendungen schon Ende
Oktober durch die Wirren in Ungarn häufig unterbrochen worden war.
Auch hier gestaltete sich der Rückmarsch durch Ungarn schwierig und
gefahrvoll.
[387] Im Inlande blieben
vom 1. Februar 1919 ab nur noch die Angehörigen der mobilen
Grenzschutztruppen im Genuß besonderer Portovergünstigungen,
soweit ihr Postverkehr durch Vermittlung von Feldpostanstalten abgewickelt
wurde.
Die Feldpost ist jederzeit und in jeder Lage bestrebt gewesen, ihre Aufgaben voll
zu erfüllen und hat sich nach schwerem Ringen schließlich die
allgemeine Anerkennung erwerben können. Mit Stolz und Freude hat es die
Beamten erfüllt, daß auch der Chef des Generalstabs der Armee, Generalfeldmarschall
von Hindenburg, am 27. Januar 1919 in einem
Schreiben an den Feldoberpostmeister der Feldpost für die dem Feldheere
geleisteten Dienste Dank und Anerkennung ausgesprochen hat, wobei er die
Tatsache betonte, daß die Pflichterfüllung aller Angehörigen
der Feldpost, die unter den schwierigsten Verhältnissen die Verbindung mit
der Heimat aufrechterhielt, wesentlich dazu beigetragen hat, die Schlagfertigkeit
des Heeres zu stärken.
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