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Die Kolonialdeutschen
Rolf Brandt

Um die kleine Stadt Moschi am Fuße des Kilimandscharo herum liegen die großen Kaffeeplantagen. Sie sind fast alle wieder in deutscher Hand. Am Dienstag und am Freitag in jeder Woche kommt die Bahn von Tanga und bringt Post, Güter und sehr wenig Reisende. Am Dienstag und am Freitag also treffen sich die Farmer dieser ganzen reichen Hochebene auf der Veranda, der Baraza, des größeren Hotels in Moschi, das einen deutschen Geschäftsführer hat. Sie kommen am frühen Morgen, wenn die Sonne noch leichter über der Ebene liegt, auf endlosen Wegen herangefahren. Sehr oft sind die Frauen dabei, weil man in Moschi auch alle Einkäufe für die Hausfrau erledigen kann.

Am Fuße des Kilimandscharo.
[377]      Am Fuße des Kilimandscharo.

In den Geschäftsräumen der Asagarakompanie trifft man in zehn Minuten ein Dutzend deutscher Kaffeepflanzer, die ihre Geschäfte erledigen. Man kann den Typus des Kolonialdeutschen, wie er jetzt nach dem verlorenen Krieg geworden ist, dort in dem kleinen Ort Moschi dicht unter dem Kibo,dem höchsten Berg Afrikas, studieren. Sie tragen die verwaschenen Khakianzüge mit dem verstaubten Tropenhelm, die Frauen haben einen doppelten Kalabreser, auch von der Sonne hart mitgenommen, auf dem Kopf. Auch viele der Frauen tragen die Shorts, die kurzen Leinwandbeinkleider, die kaum bis zum Knie gehen, dann Wickelgamaschen. Ein hartes Geschlecht. Aus den Gesichtern, die übrigens alle nicht übermäßig braun sind - man kann sich dieser Sonne ja niemals aussetzen; auch wenn man längere Zeit dort ist, muß man sie fürchten wie den Keulenschlag - brennen helle, lebensstarke Augen. Sie sehen nicht oft in der Zeit der Weltwirtschaftskrise einen Fremden, am wenigsten einen Landsmann aus Deutschland. Sie alle haben im Grunde immer wieder die eine Frage: Was wird? Wohin geht der Weg?

Es geht ihnen schlecht. Sie haben für ihr Schicksal fast alle die gleichen Worte: Man hat gearbeitet vor dem Krieg, man hat - die Männer im Felde, die Frauen als Rote Kreuzschwestern - die vier furchtbaren Jahre in Ostafrika durchgekämpft, man hat wieder angefangen, man sah den Erfolg schon und nun, seit zwei Jahren beginnt der mörderische Kampf der Krise, nun könnten die Haare grau werden vor Sorge. Es ist richtig, ich habe fast dieselben Worte gehört in Ostpreußen, als die Lerchen sich in das Himmelsblau warfen und über den hellgrünen Feldern der Wind vom Haff ein wenig Seeluft brachte. Hier liegt die Sonne wie ein glühender Kupferklumpen auf der steinernen Umfassung der Baraza, und die Luft ist unbeweglich und klebt wie eine heiße Kompresse an der Haut. Aber es sind dieselben Worte, es sind dieselben Menschen aus der gleichen Schicht. Jüngere Söhne der Landwirtschaft meistens, jüngere Söhne mit großen Namen alter Familien und aus festem bäuerlichem Blute auch, die hier meist schon vor dem Krieg hingegan- [376] gen sind, um ihr Schicksal in eigene Hand zu nehmen. Es ist vielleicht der beste deutsche Typ überhaupt, den man hier sehen kann. Sie haben alle unter der Sonne Afrikas nur noch wie einen ganz leichten Hauch die Eigentümlichkeit des deutschen Stammes an sich, aus dem ihr Blut geflossen ist. Sie wurden Väter einer neuen Generation, sie wurden zum Teil Mitschaffer eines neuen Stammes: Kolonialdeutsche.

Das Schicksal geht mit schweren Schritten durch die Welt; und wer durch die Welt zog, sah, wie überall durch Not und Elend menschliches Glück zerstampft wurde. Man sieht auch die schwere Hand des Schicksals über die sonnigen Abhänge des Kibo gleiten, wie sie über die Landschaft von Thüringen, der Mark, Ostpreußen oder Schlesien geht. Es sind die gleichen hellblauen Augen, diese festen Gesichter und diese nordisch schmalen Wangen, die hier am Äquator den Kampf um ihr Leben und um das deutsche Gesicht dieses schönsten Teiles von Afrika kämpfen.

Sie lieben die Freiheit und sie lieben die Weite, die das große Geheimnis von Afrika ist. Sie haben hier in diesem Bezirk, über dem das schneebedeckte Haupt des großen Berges leuchtet, ihre besonderen Sorgen, die sie mit dem Weltmarkt verbinden: Kaffee. Der ostafrikanische Kaffee gehört, und deshalb kann er sich trotz der Ungunst der Zeit auf dem Weltmarkt noch leidlich behaupten, zu den besten Sorten, die überhaupt angeboten werden. Er ähnelt der arabischen Mokkabohne. Also, das Gespräch geht um Weltmarkt, Kaffeepreise, um Verfrachtung via London, um die Frage, ob es sich lohnt, die neuen Maschinen aufzustellen, die den Werdegang der reifen Kaffeebeere bis zur fertig getrockneten Bohne in eine schnelle Folge zusammenpressen. Man muß kaufmännisch denken und handeln. Aber es wird den meisten sauer, sich so umzustellen und sich so einzustellen. Denn sie sind alle einmal nicht nach Afrika gegangen, um besonders gute Kaufleute zu werden...

Die Frauen haben es nicht leichter als die Männer. Wer in die Kolonien geht, muß wissen, daß er die Freiheit, die dort größer ist, als im alten Europa, so teuer bezahlen muß, wie wir alles im Leben bezahlen müssen, was lockend und schön ist. Die Schwarzen an diesen Abhängen des Gebirgsstocks, die Wadschaggas, sind friedlich geworden, und sie haben die Zeit, da die deutsche Flagge dort wehte, alle in guter Erinnerung. Aber sie haben die Eigentümlichkeiten der Neger im äquatorialen Afrika, denen eigentlich eine glückliche Natur das historische Recht auf Faulheit zugebilligt hat. Sie haben eine gute Auffassungsgabe und geben gute Diener und Hilfskräfte ab - wenn man sie in jeder Minute beaufsichtigt. Man hat also Bedienung meist im Überfluß, jedenfalls mehr, als man es in ähnlicher Lage in Europa haben könnte. Man hat die Lebensmittel von einer ganz unwahrscheinlichen Billigkeit, soweit man sie nicht selbst erzeugt. Man braucht keine Kleider, der Tropenanzug kann für ein paar Jahre halten. Aber auch nur jeden kleinsten Schein von Komfort muß man teuer bezahlen. Oben in Marangu in 1500 Meter Höhe liegt ein kleines deutsches Hotel. Es hat eine zauberhafte Aussicht, einen Blick über die Ebene hinweg zu den Usambara-Bergen. Rosen blühen dort das ganze Jahr und Lilien und afrikanische Veilchen und Erdbeeren gibt es im Dezember - aber man muß sich schon überlegen, ob man das Benzin verfahren will, um sich dort ein paar Tage zu erholen. In diesem Hotel, dies muß man wohl erzählen, um das Leben der Kolonialfrau in einem [377] kleinen Bild ganz genau zu fangen, also dort oben gibt es - der Wirt hat es selbst zusammengebastelt - ein ganz ausgezeichnetes Rundfunkgerät und einen sehr guten Empfang. An einem Abend saß eine junge Baltin dort, die war schon drei Jahre in Afrika, hatte dort Kinder bekommen und war eine tapfere Frau. Denn Tapferkeit ist das Erste, was man dort draußen braucht. An diesem Abend aber hatte sie die Kopfhörer umgeschnallt, der Wirt bastelte und suchte und plötzlich liefen der jungen Frau ein paar Tränen über die Wangen. Sie hatten Berlin, mitten unterm Äquator hatten sie Berlin, in einer Mondnacht, da der Kibo seltsam weiß und groß über den blühenden roten Akazienbäumen leuchtete und die Bananenhaine in Silber gebadet waren. Sie hatten Berlin! Und die junge Frau hörte plötzlich das große Orchester aus der Ferne dunkel rauschen, und sie hörte die Stimmen der Sänger. Es war eine Opernübertragung der Berliner Staatsoper. Da weinte sie. Nicht, weil sie unglücklich war, nicht, weil sie Afrika nicht liebte, aber da in der Hörmuschel war der ganze andere Teil des Lebens, auf den man verzichten muß, wissend und wollend, drüben in den Kolonien.

Ansiedlung in Usambara.
[381]      Ansiedlung in Usambara.

Das Land ist fruchtbar und vergilt reichlich alle Mühe. Aber jede Art von Komfort muß, es war schon ausgeführt, teuer bezahlt werden; und wer nicht auf europäische Bequemlichkeiten verzichten kann, der wird unglücklich in den Kolonien werden. Eine Zeitlang allerdings hatte es gerade in Ostafrika, aber auch in Südwest, den beiden wertvollsten [378] Teilen des ehemaligen deutschen Kolonialbesitzes, so ausgesehen, als ob sich die dort arbeitenden Deutschen schnell zu einer wohlhabenden, ja, reichen Klasse entwickeln könnten, zu einem Reichtum, der auch im Äußeren des Lebens zum Ausdruck kommen würde. Diese Entwicklung zeichnete sich in den Jahren nach der Rückkehr der Deutschen in Ostafrika, also seit Juni 24 bis zum Jahre 29, da die Krisis ganz stark auch in die afrikanische Plantagenwirtschaft eingriff, besonders in Usambara ab, in der schönen afrikanischen Hügelwelt, die langsam zum Usambaragebirge emporsteigt. Dort wurde Sisal gepflanzt. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts führte Dr. Hindorf zweiundsiebzig Agavenpflänzlinge von Yukatan nach Deutsch-Ostafrika ein. Damit begann die große Entwicklung, die so schnell ging, daß man voraussehen konnte, daß Deutsch-Ostafrika ein wichtiges Gebiet für die Weltwirtschaft sein würde. Der Sisalhanf verdrängte jede andere Hanfart vom Markt. Die Arbeiterverhältnisse waren gerade in Deutsch-Ostafrika bei dem konservativen Charakter seiner Negerbevölkerung auf Generationen hinaus günstig. An diesen Vorbedingungen hat sich natürlich im Grunde nichts geändert. Sobald den Deutschen die Einreise wieder gestattet war, kamen sie, Menschen, die nirgendwo mehr glücklich sein konnten, als drüben in den freieren Verhältnissen, in der Weite, in der persönlichen Unbeschränktheit. Sie haben alle ganz ungeheuer gearbeitet. Sie kauften die verschleuderten deutschen Besitzungen wieder; sie waren meist in den Händen von Indern und Griechen, denn die Engländer hatten genug mit ihrer Lieblingskolonie Kenya und überall sonst in der Welt zu tun. Außerdem hatte die junge englische Generation ganz im Gegensatz zu der jungen deutschen eine Abneigung, in die Kolonien zu gehen; der Krieg hatte auch, in ganz anderer Weise als in Deutschland, das Wesen des englischen Menschen erschöpft. Im Jahre 1924 wurden aus dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika rund achtzehntausend Tonnen Sisal ausgeführt, im Jahre 1928 über sechsunddreißigtausend. Dazwischen liegen vier Jahre deutscher Arbeit. Die Ausfuhrzahl war in dieser Zeit verdoppelt worden.

Hinter Tanga entstanden auf den Hügelkuppen weiße Villen, Kraftstationen wurden gebaut, mitten in der Gebirgswelt, in der während des Krieges die große Vegetation Afrikas alle Kulturarbeit wieder überwuchert hatte, brannte nun elektrisches Licht, Windfächer rauschten, Autos fuhren auf neuen ausgezeichneten Chausseen. Man nannte im Lande diese deutschen Besitzer von Landstrecken, die wie kleine europäische Fürstentümer waren, die "Sisalkönige". 1928 stand die Tonne Sisal auf vierundfünfzig Pfund. 1930 war der Preis auf zweiundzwanzig Pfund und zehn Schillings gesunken und, wenn man vorsichtig kalkulierte, konnte man auch bei diesem Preis noch auskommen! Eine einzige Plantage, allerdings die größte, die des Herrn von Brandis, der den großen deutsch-englischen Konzern gebildet hatte, hatte drei Sisalfabriken errichtet, von denen in einem Turnus von zehnstündiger Arbeit jede Anlage einhundertzwanzig Tonnen Sisalblätter täglich verarbeitete. Von 24 bis zum Jahre 28 schöpfte man den Reichtum....

Um die gleiche Zeit hatte Südwest-Afrika eine ähnliche wirtschaftliche Blüte durch die gute Entwicklung der Viehzucht, und die Kokospflanzer an der Küste Ostafrikas mußten notwendigerweise, wenn nicht die Krise gekommen wäre, in wenigen Jahren Millionäre werden. Die deutsche Kaufmannschaft sowohl in Südwest- wie in Ostafrika erkämpfte [379] sich sehr schnell ihre Plätze wieder. Deutsche Waren wurden eingeführt, trotzdem hier mit Schwierigkeiten zu kämpfen war. Allein die eine große Farm in Usambara, Sigi Segoma, bezog für fast eine halbe Million Mark deutsche Waren, von den neuesten Kruppschen Maschinen bis zu Leinwand und Konserven.

Ochsengespann bei Windhoek in Deutsch-Südwestafrika.
[379]      Ochsengespann bei Windhoek in Deutsch-Südwestafrika.

Diese wirtschaftliche Betrachtung ist nötig, um die Gestalt des Kolonialdeutschen richtig zu sehen. Denn die nun folgende Notzeit hat an den innerlichen Tatsachen nichts ändern können. Sie sind dem Charakter und der Betätigung nach Herrenmenschen, die dem Leben den großen Erfolg abringen wollen.

Die Verhältnisse, unter denen die Deutschen leben, sind selbst im äquatorialen Afrika sehr verschieden; anders an der Küste, wo die Kokospflanzer sitzen, die ein recht erhebliches Kapital aufbringen müssen, um überhaupt die Pflanzung in Gang zu bringen - unter sechzigtausend Mark wird man dort nicht viel anfangen können, und dann muß man sparsam und bescheiden acht Jahre leben, bis die Kokospalmen die ersten großen Ernten bringen - anders in Iringa im Süden Ost-Afrikas, wo in einer Gebirgswelt, die an den deutschen Schwarzwald erinnert, deutsche Bauernsiedler sich angesiedelt haben. Sie kommen aus kleineren Verhältnissen, als etwa die Sisalkönige oder die Plantagenbesitzer [380] um Moschi, aber sie müssen im Grunde alle aus demselben Holz geschnitzt sein. Dabei ist eines leicht zu erkennen: Je kleiner die Verhältnisse sind, desto mehr wird es nicht nur auf den Mann, sondern auch auf die Frau ankommen, ob man sich drüben durchsetzt. Auch das Landschaftsbild ist verschieden. Afrika ist ja im Grunde viel mannigfaltiger gestaltet, als Europa. Der deutsche Landwirt in Südwest findet ganz andere Bedingungen vor, eine ganz andere Bevölkerung im Grund auch, als der Tropenpflanzer an der Ostküste um Daressalam oder Tanga.

Das Deutschtum im Südwest hatte außerdem durch das Abkommen mit der Südafrikanischen Union-Regierung einen ganz anderen, viel sicheren Untergrund, als die Deutschen in dem Mandatland Tanganjika, wie die Engländer unser altes Ostafrika nennen. Das deutsche Gepräge des Landes war niemals verloren gegangen. Die Farmen waren in deutscher Hand geblieben, und nach einer relativ kurzen Zeit der Bedrängnis setzte sich die Kraft des deutschen Elementes auch äußerlich wieder durch. Die deutsche Sprache wurde zweite Amtssprache. Eine deutsche Flugzeuglinie ging über das Land. Man mußte schon rein zahlenmäßig mit dem auch wirtschaftskräftigen deutschen Element rechnen.

Politisch lagen die Dinge auch anders. Die Union geht ihren eigenen Weg, der Schritt für Schritt mit unabänderlicher Sicherheit fort von England führt, während in Ostafrika die Dinge so liegen, daß mir hervorragende Kolonialengländer, Pflanzer und hohe Beamte alle wie aus einem Munde gesagt haben: "Wir geben Ostafrika nur zurück nach einem verlorenen Kriege, denn es ist die Schlüsselstellung für Kenia, Uganda und den Sudan". Trotzdem zeichnet sich aber auch in Ostafrika eine Entwicklung ab, die zu ganz anderen Zielen führen kann, als sie in London erstrebt werden. Sehr undeutlich und vielleicht sehr fern sieht man eine weiße Bevölkerung, die so kräftig ist, daß sie die Bestimmung über das Land, das durch ihre Arbeit sein Gesicht bekommen hat, selbst in die Hand nehmen will, unabhängig von Londoner Vorschriften. In diesem Falle würde das deutsche Element eine besonders entscheidende Rolle spielen können, weil es der Charakterbildung nach aus besonders aktiven und tatkräftigen Menschen besteht.

Die Prägung des Menschen durch den Einfluß der Landschaft, die man in Deutschland bei allen deutschen Stämmen, ebenso in allen europäischen Kulturländern - ganz stark bei den Engländern, fast ebenso stark bei den Franzosen und Spaniern, auch bei den Italienern - feststellen kann - hat naturgemäß in Afrika nicht die gleiche Kraft, denn es fehlt die Folge der Generationen. Die rein tropischen Gebiete werden ja in diesem Sinne überhaupt niemals Heimat des weißen Mannes sein, weil sie nicht das Land der Kinder und Mütter sein können. Aber auch unter dem Äquator, nicht bei den deutschen Siedlern, weil ihre Entwicklung ja durch den Krieg unterbrochen wurde, sondern bei den Engländern im Kenia-Gebirge gibt es schon Familien, die drei Generationen lang dort aufgewachsen sind und sich behauptet haben. Auch in Südwest-Afrika kann man vielleicht schon den Einfluß der besonderen landschaftlichen Verhältnisse auf die Ausprägung der Deutschen erkennen. Vorläufig aber war immer noch das andere entscheidend: die Auslese. Wer der starken Natur des Landes, seiner heroischen Einsamkeit, seinen Dimensionen nicht [381] gewachsen ist, wird untergehen. Die Zeit des eigentlichen Pioniertums in Afrika ist vorüber. Die besten deutschen Namen stehen in den Listen der Entdecker des schwarzen Erdteils. Jetzt führen überall die Autostraßen durch das Land, Flugzeuge bringen in acht Tagen die Post aus Europa, es gibt keine weiße Stelle mehr auf der Karte Afrikas. Aber gerade die Deutschen, die ihr Land noch einmal wieder erobern mußten, haben den Lebensstil und die Art von Pionieren beibehalten. Sie sind ja nicht nur wie die anderen Kämpfer für das Schicksal der weißen Rasse, sie kämpfen auch jeder einzeln für ihr Deutschtum. Diese Notwendigkeit der Behauptung schafft den Typus des Kolonialdeutschen, einen neuen deutschen Volksstamm, wenn man so sagen will, aus allen Kräften des deutschen Volkes entstanden und genährt.

Ob man sie im Grasland, in der Steppe Südwest-Afrikas sieht, zwischen den großen Palmenwäldern von Bagamojo, in der furchtbaren Hitze, die nur manchmal der leichte Wind vom Indischen Ozean lindert, ob in den kleinen Hütten des Iringa-Berglandes oder in den weißen Villen von Usambara, die wie kleine Schlösser durch die afrikanische Nacht leuchten, überall haben sie sich zur harten Form entwickeln müssen, diese deutschen Männer und Frauen. Eine Menschenart, die arbeiten kann und der Not des Tages mit Entschiedenheit ins Antlitz sieht. Der Mann, der nicht gelegentlich die Büchse hochreißen kann, um sich zu verteidigen, wird nicht glücklich in Afrika sein. Die Frau, deren Liebe [382] schönen Kleidern, der Musik oder der Kunst gehört, wird selbst, wenn sie dazu entschlossen wäre, ihr Leben drüben in den Gang des Tages nicht einfügen können. Sie haben das andere dafür, diese Nächte, die unvergeßlich sind und erschütternd in der Größe ihrer Einsamkeit, wenn unter dem fremden Sternhimmel die Riesenorgel der Zikaden ertönt, auf- und abschwellend, ein dunkler Ton in der endlos blau fließenden Nacht, das Brüllen der Löwen, das selbst die Vogelrufe stumm macht, das Schreien der Schakale und das Lachen der Hyänen, der Gesang der Neger, fremd, monoton und traurig und seltsam sehnsüchtig, das Locken der afrikanischen Taube, das tiefe Gurren, das in die schnelle Abenddämmerung klingt. Die grüne Stunde nach sechs Uhr, wenn die Sonne nachläßt und alles von einem merkwürdigen Licht erfüllt ist wie mit leichtem grünen Glanz; der erste Windhauch, der von den Bergen niederfällt nach dem glühheißen Tag; der weiße, harte Mondschein über der Steppe, dann das andere: das königliche Gefühl, wie aus der Wildnis die Kultur wächst, wie der Geist des weißen Mannes das Land stärker in Besitz nimmt als die Arbeit der Neger.

Noch ist der Typus des Kolonialdeutschen kein festgelegter Begriff. Wir sind spät in die Kolonialgeschichte aktiv eingetreten, und der Krieg hat diese Entwicklung aufgehalten. Er hat sie nicht unterbrochen. Das ist sicher: So wie es Kolonialdeutsche gibt, in denen die besten und siegreichen Eigenschaften unserer Rasse verkörpert sind, so wird es wieder deutsche Kolonien geben.

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Das Buch der deutschen Kolonien

Die deutschen Kolonien vor, in und nach dem Weltkrieg

Die koloniale Schuldlüge

Unsere großen Afrikaner: Das Leben deutscher Entdecker und Kolonialpioniere

Wann kommen die Deutschen endlich wieder? Eine Reise durch unsere Kolonien in Afrika

Was Deutschland an seinen Kolonien verlor

Zehn Jahre Versailles, besonders die Kapitel "Die koloniale Schuldlüge" und
      "Die deutschen Kolonien."

Deutsches Land: Das Buch von Volk und Heimat
Unter Mitarbeit von Schriftstellern aller deutschen Stämme
herausgegeben von Dr. Eugen Schmahl.
Mit einem Geleitwort von Dr. Hans Steinacher,
Reichsführer des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland,
und mit einem Geleitschreiben von Hans Grimm.