[Anm. d. Scriptorium:
eine detaillierte Karte
der deutschen Kolonien
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Kolonien, unsere zweite Heimat (Teil
5)
[248]
Wir Frauen und die
Kolonien
Agnes von Boemcken
Kolonialarbeit, Pionierarbeit ist in erster Linie Männerarbeit und
noch dazu die der Auserlesensten, Tüchtigsten und Energischsten eines
Volkes. In keinem Volk aber sind diesen ersten Männern, die in den
Gründerjahren der Kolonien nach Übersee hinausgingen, so bald
schon Frauen gefolgt - in keinem Volk haben die Frauen so bald die
Gefahren und Unbilden der ersten Pionierzeit in den noch unerforschten,
unerschlossenen fremden Ländern an der Seite ihrer Männer mit auf
sich genommen, als in den deutschen Schutzgebieten.
Kaum hatten die Männer festen Fuß gefaßt, so fanden sie
Gefährtinnen, die ihnen das Eroberte ausbauen halfen. Tapfere
Farmer- und Soldatenfrauen standen als gute Kameraden neben den
Männern. Sie lebten mit in den ersten primitivsten Wohnstätten oder
zogen nur mit dem Marschgepäck auf lange
Patrouillen- und Forschungsreisen in den dunklen Erdteil. Sie entbehrten mit ihren
Männern fast alles an Komfort und Bequemlichkeit der
äußeren Lebensbedingungen und die geistigen Anregungen
europäischer Zivilisation.
Dafür bot sich diesen deutschen Frauen aber die wundervolle Weite der
großartigen afrikanischen Natur, das Beobachten und Verstehenlernen
fremder Völker und Sitten und das eigene schöpferische Wirken im
Aufbau der neuen Heimat.
Ein solches Leben schuf naturgemäß starke, sichere
Persönlichkeiten, die nicht nur dem eigenen Manne eine behagliche
Häuslichkeit, sondern darüber hinaus einem großen Kreise ein
Stück deutsche Heimat gaben und einen Kulturmittelpunkt entstehen
ließen.
Wie anders sah stets das Haus des verheirateten Farmers aus, wenn die
deutsche Hausfrau darin wirkte. War es auch die einfachste Wellblechhütte
auf der Farm in Südwest oder das schlichteste
Lehm- und Grashaus im Innern Ostafrikas und
Kameruns - die fleißigen Frauenhände wußten mit
wenigen Mitteln aus der "Höhle des Junggesellen" ein behagliches
"Zuhause" zu schaffen. Mais- und Vorratssäcke verschwanden aus der
"Wohnstube", die Brutstätten der Hühner unter den Betten, und auf
dem sauberen Eßtisch stand täglich appetitliches,
abwechslungsreiches Essen, das den Anforderungen entsprach, die harte Arbeit
und ungewohntes Klima an die Männer stellten.
Die eingeborenen Dienstboten, die von europäischer Kultur unbefleckten
Söhne und Töchter Afrikas, verwandelten sich unter der Hand der
jungen Hausherrin - je nach deren sanfter oder energischer
Art - in unvergleichliche "schwarze Perlen"!
Saubere Molkereien, ertragreiche Obst- und Gemüsegärten,
Geflügelzüchtereien umgaben die Häuser, so daß diese
bald deutschen Guts- und Bauernhöfen inmitten Urwald und
Steppe glichen.
In mühsamer Kleinarbeit, in frohem Schaffen wuchsen so überall in
unseren deutschen Kolonialländern die Keimzellen deutscher Kultur
empor.
[249] Aber viel mehr noch
als die wirtschaftliche Hilfe ist in die Hände der Frauen gelegt. Der Mann
baut das Haus, bestellt das Feld, wirkt in die Weite. Was nützt das alles,
wenn nicht das äußere Gebäude erfüllt ist von der
lebendigen Seele! Die Frau vor allem ist es, die den Geist des Hauses
bestimmt, sie erzieht und formt die Seelen der Kinder, sie ist die
Erhalterin der Sprache. Schule und Kirche können nur
weiterbilden, niemals aber das stille Wirken der Frau und Mutter ersetzen.
Die deutschen Frauen haben bewiesen, daß nicht Regierungen Grenzen nach
ihrem Gutdünken verschieben, Kolonien nehmen und geben können,
sondern daß diese vielmehr aufgebaut und erhalten werden in stiller
unscheinbarer Arbeit: daß die deutsche Frau und Mutter trotz aller
Verträge und Völkerabkommen mit dem "deutschen" Gedanken
siegt.
[432]
Deutschlands Kolonialjugend wächst heran:
sie ist der Garant unserer Zukunft!
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Nach nun z. T. 20 Jahren fremder Mandatsherrschaft erwecken die alten
deutschen Kolonien immer noch einen rein deutschen Eindruck, haben
deutsche Mütter dort eine Jugend herangezogen, auf die das Vaterland sich
immer verlassen kann.
In klarer Erkenntnis, daß von der Mutter die Erhaltung der
Sprache und Gesittung abhängt, haben weitsehende Völker stets die
Frauenauswanderung in ihre kolonialen Gebiete zu fördern gesucht. Ein
treffendes Beispiel bietet die südafrikanische Geschichte. Waren doch in
den ersten Jahrhunderten die Stammväter des Burenvolkes über die
Hälfte Reichsdeutsche, die aber keine deutschen Frauen heirateten; gut
zwei Drittel der Stammütter waren holländischer Abkunft und von
der holländischen Regierung planmäßig dorthin gesandt. Der
Erfolg: ein holländisches Tochtervolk! Um Neuland zu einem dauernden
Bestandteil des Mutterlandes zu machen, gehört neben den schaffenden
Mann die gleichstämmige, kulturbringende
Frau.
Für unsere deutschen Kolonien waren es die Frauenverbände der
Heimat, die seit 1906 für planmäßige Stützung der
weiblichen Auswanderung sorgten und nach Rasse und Fähigkeiten die
Auswahl trafen, die eine gute Grundlage für diese Aufgabe des deutschen
Volkstums draußen gewährleistete. Der Erhaltung deutschen Geistes,
der Reinhaltung deutschen Blutes auf fernem Außenposten über See
hat von jeher die Arbeit des kolonialen Frauenbundes gegolten.
[250]
Tapfere Frauen in Afrika
Agnes von Boemcken
Briefe deutscher Farmer- und Pflanzerfrauen führen uns mitten hinein in ihr
tapferes, entbehrungsreiches Leben im Neuland und geben uns in Auszügen
Einblick in ihr tägliches Leben, Denken und Schaffen.
"Es ist schwer, von den Aufgaben von
uns Frauen zu erzählen", heißt es in einer Erzählung der leider
so früh verstorbenen Frau Gertrud Schröder, Gunchab
(Südwestafrika), "denn unsere Aufgaben sind so groß und vielseitig,
daß sie gar nicht zu erschöpfen sind. Das ist ja das Wundervolle
unseres oft recht harten, an Widerständen reichen Lebens, daß wir so
hohe Ziele haben, und daß wir kaum anders können, als uns für
das große Ganze einsetzen.
Natürlich müssen wir zunächst in dem
kleinen Bereiche des Hauses wirken, in dem es schon hier im alten Vaterlande so
viele Aufgaben zu erfüllen gibt, die sich drüben noch sehr erweitern,
da man dort ganz allein auf das Heim als Kulturstätte angewiesen ist. Da
heißt es, alles selbst schaffen, mit nimmer ermüdendem
Unternehmungsgeist immer wieder verbessern, verschönern, neugestalten.
Das kann sich in Deutschland keiner vorstellen. Oft ist es ein ganz winziger
kleiner Raum, in dem Wohn- und Schlafzimmer vereinigt sind und
außerdem Mehlsäcke, Geschirre, Zucker, Petroleum, getrocknetes
Fleisch, Handwerkszeug und noch vieles mehr aufbewahrt werden. Welche
Wohltat ist es für den Farmer, wenn die Frau ihm sein Heim zu
verschönen versteht, ohne daß sie große Ansprüche an
seinen meist leeren Geldbeutel stellt! Und wie freut sich der einsame Nachbar,
wenn er wieder einmal in einem ordentlichen Bett mit weißem Leinen
schlafen, an einem zierlich gedeckten Tisch essen kann!
Wie schwer ist das einsame Leben eines
Farmerjunggesellen, reich an Arbeit und Schwierigkeiten, arm an
Gemütlichkeit, Schönheit und Frohsinn, karg an Kameradschaft und
Liebe! Welch ein Wechsel, wenn eine Frauenhand das Hausleben leitet, wenn
Frohsinn das Leben verschönt, Frauengemüt all die Härten und
Unebenheiten besänftigt und glättet! Leicht sind schon diese kleinen
Aufgaben nicht. Da sind unermüdlich viele Enttäuschungen zu
überwinden, immer muß man mit frischem Mut von neuem
versuchen; der Unternehmungsgeist darf nie erlahmen, auch wenn es heißt,
immer wieder von vorn anfangen. So ein Heim wohnlich zu machen ist schwer.
Mit geringen Mitteln muß viel geschaffen werden, ja oft steht man vor dem
Nichts und will doch soviel entstehen sehen!
[413]
Selbst in der Sandwüste erlischt nicht die Liebe zum
Garten. Hier an der trostlosen Küste von
Deutsch-Südwest versuchen deutsche Volksgenossen einen Hausgarten
anzulegen.
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Da ist z. B. die Frage des Gartens. Achtlos geht
man in Deutschland an den schönsten Vorgärten vorüber, und
wie glücklich würden wir sein, wenn uns in der Einförmigkeit
der Steppe ein wirklich grünes Fleckchen Erde mit bescheidenem
Blumenflor erquicken würde! Wie stolz sind wir über ein paar
Blümchen beim Hause, wie glücklich, wenn nach unendlichen
Mühen ein paar schöne Bäume mit grünen frischen
Blättern uns Schatten spenden. Die Gastfreundschaft, diese
[251-252=Fotos] [253] alte
germanische Tugend, muß die Frau in Südwest besonders
üben, und es ist ihr darin eine schöne Aufgabe gestellt. Aber ihre
vornehmste Pflicht ist doch, ihrem Mann der Kamerad zu sein, den er in
seinem schweren, einsamen Leben braucht. Sie muß ihm in der Arbeit mit
Rat und Tat zur Seite stehen, sie muß ihm in seinen wenigen
Mußestunden das geben, was er zu seiner Erfrischung braucht: Geistige
Anregung und seelische Vertiefung, Heiterkeit und Frohsinn und vor allem immer
verständnisvolles Eingehen auf seine Interessen, Freude an seinem Schaffen
und Streben.
Und dann kommt ihre schönste Aufgabe: Die
Erziehung der Kinder. Sie liegt in Südwest soviel
ausschließlicher in den Händen der Frau. Das Kind kennt nur wenige
andere Menschen und schließt sich um so unmittelbarer an die Mutter an.
Es begleitet sie auf Schritt und Tritt, alle Ausflüge und Besuche macht es
mit, denn die Mutter kann das Kind niemand überlassen. Und meist
bekommt das Kind auch den ersten Unterricht von der Mutter. Gerade aus dieser
letzten Aufgabe der Frau im kleinen Kreise entwickeln sich auch ihre Aufgaben
für das Allgemeine."
An anderer Stelle aus Ostafrika schreibt eine Pflanzerfrau:
"Nachdem wir nun leider unsere
Pflanzung verloren haben und sehen mußten, daß all die Mühe
und Arbeit von Jahren umsonst gewesen waren und nun andere die gesäten
Früchte ernten, ging ich wieder ins Goldfeld zu meinem Mann
zurück, der bei einer Mine arbeitet. Das Klima ist hier nicht allzu gesund in
der Regenzeit, denn da besteht Typhusgefahr und Malaria. Landschaftlich ist es
gerade in der Regenzeit paradiesisch schön. Schon im vergangenen Jahr
hatten wir unser Glück mit Goldsuchen versucht. Oft
mußten wir Stunden laufen, um endlich einen Platz zu finden, in dem wir
nach den Probewaschungen Gold vermuteten. Hatten wir dann etwas gefunden,
dann wurden unsere Bretter aufgestellt und der Platz abgesteckt, und dann begann
die Arbeit. War es im Fluß, so mußte man einen Graben ziehen, um
den Fluß abzuleiten, war es in der Bank, dann wurden tiefe Löcher
gegraben, bis man auf den sogenannten »Wasch« kam (das ist der
Sand, in dem man das Gold vermutet). Das Gold bleibt dann zuletzt in der Pfanne
in einer kleinen Vertiefung liegen. Ein anderes Bild bot wiederum die
Arbeitsstelle meines Mannes, der metertiefe Löcher gegraben hatte und
dabei sehr große Felsen sprengen mußte. Dort wurde Gold gefunden,
ganz von einer festen Erdschicht überzogen, man hätte es für
Zement halten können, und es mußte sehr darauf geachtet werden,
daß es die Neger nicht als bedeutungslosen schweren Stein fortwarfen. Oft
mußten wir unser Lager verlegen, denn wir zählten leider nicht zu
den Glücklichen, die große Klumpen Gold fanden, und unser
»Claim« war immer sehr schnell aufgearbeitet. Um aber dann nicht
zuviel Zeit in den Morgenstunden durch unnötige Lauferei zu verlieren, so
bauten wir eben in der Nähe des Claims. Holz und Gras gab es ja genug
und so ein Haus war doch in zwei Tagen fertig (Villa Luftig), aber da es hier sehr
warm ist, so war dies nur angenehm. Leider hatten wir manchen Kummer mit
unseren Arbeitern. Besonders [254] die Wanyatiusa sind
ein Stamm, der sehr gern lange Finger macht, und so verschwand uns eines
Nachts unsere Decke, die wir als Tür vor unsere Hütte gehängt
hatten. Oft betäuben sie auch die Europäer mit einem Pulver,
d. h. wenn sie wissen, daß ein Mann größere Mengen
Gold bei sich hat, und stehlen es ihm dann. So erzählte mir ein Herr,
daß er sich nicht rühren konnte und mit ansehen mußte, wie
seine Koffer herausgeschleppt wurden. Ein guter Hund ist da viel wert. Hier auf
dieser Mine wird Rifgold gefördert. Die Steine, in denen sich das Gold
befindet, werden gemahlen und dann das Gold aus diesem Pulver durch Zusatz
von Zyankali usw. gewonnen. Oft wird man von Leuten, die gerne schnell reich
werden wollen, gefragt, wie die Aussichten beim Diggen sind. Es ist schwer, diese
Frage zu beantworten. Die Chance, reich zu werden, hat jeder, der herkommt.
Leider trifft es nur höchstens bei zwei Drittel Prozent zu. Von den zirka
sechstausend Europäern, Buren und Indern, die hier im Goldfeld sind,
bringt es bei der Hälfte gerade genug zum Leben, manchmal ein sehr
ärmliches, manchmal auch nicht mal dieses. Der Rest steht sich
mäßig gut, und nur sehr wenige erwerben, wie gesagt,
Reichtümer. Wir gingen auch mal mit großen Hoffnungen her, haben
nichts zugesetzt, aber auch nicht viel übrig gehabt. So mancher
Goldgräber würde wohl gerne mit jemand mit festem Einkommen
tauschen, aber das freie, ungebundene Leben auf den Goldfeldern hält ihn,
selbst, wenn er nur gerade seine Unkosten bestreitet oder gar weniger, obgleich
das Leben auf einer Mine doch recht ungesund ist."
Dann führt uns wieder ein Brief nach Südwest und in das Leben
einer begeisterten jungen Farmersfrau, die alle Schwierigkeiten und
Anforderungen mit frischem Mut auf sich nimmt:
"... Südwest ist meine
Heimat geworden, ich möchte fast sagen, mein Schicksal, wenn es
nicht zu dumm und abgedroschen klänge. Man fühlt sich so
verbunden mit diesem Lande und seiner Natur, mit seinen Leiden und Freuden,
und gerade auch in seinen oft wirtschaftlich schweren Zeiten. Ja, das Geld ist
knapp, sehr knapp sogar, und es ist ein sehr schwieriges Arbeiten für die
ganze Farmerschaft. Und gerade, wo man diese Not auf den Farmen so
persönlich miterlebt, liegt einem jedes Schicksal besonders am Herzen.
Aber man braucht den Kopf noch lange nicht hängen zu lassen. Hier
heißt es immer: Kopf oben, es wird schon gehen, weil es gehen muß!
Alle kämpfen mit zusammengebissenen Zähnen und nicht nur um
ihre Existenz, sondern auch um Südwest, und es werden ganz bestimmt
wieder bessere Zeiten kommen. Diesen Glauben lasse ich mir nicht nehmen durch
nichts und von niemandem! Ich weiß doch: Wenn ich mal wieder in
Deutschland sein werde, bekomme ich großes Heimweh nach meinem
geliebten Sonnenlande. Es ist eigenartig, wie Afrika einen festhält. Ich
fühle mich hier so restlos glücklich und bin schon mit allem
verwachsen. Die Arbeit sagt mir so zu, sei es, daß ich meine
Kapaune mäste zum Verkauf oder im Hause das Zepter über die
schwarzen dienstbaren Geister schwinge oder beim Vieh im Kral helfe oder mit
dem Auto quer durch den Busch tobe, um Holz zu fahren und es auf der [255] Station zu verladen.
Der ganze Farmbetrieb macht Freude, und was hat man neben seiner
Arbeit und durch seine Arbeit so nette Abwechslungen. Alles macht Spaß,
ob man nun am Windmotor arbeitet und sich furchtbar wichtig dabei vorkommt,
oder ob man im Bezirksort nach heißem Tage beim
Dämmerschoppen ein Glas Bier ausknobelt, ganz gleich, mir macht alles
Spaß, und das Farmleben ist für mich wie geschaffen. Meiner
Hühnerzucht geht es soweit ganz gut; wir wollen die Sache noch
vergrößern und im nächsten Jahr wahrscheinlich mit
Brutapparaten arbeiten. Jetzt sehe ich es erst, wie bequem man es zu Hause gehabt
hat, wo einem alles zur Verfügung stand; man war doch recht
verwöhnt. Hier muß man sich nun selber alles ausprobieren und
zusammenstellen! Es macht aber gerade Spaß, und man lernt besonders
praktisch eine Menge zu. Südwest ist in der Geflügelzucht doch noch
sehr in den Kinderschuhen, meiner Ansicht nach ist aber darin noch viel zu
machen und eignet sich das Land auch gut dafür.
Am schönsten ist und bleibt es aber, wenn ich mal
allein, nur vom Hund begleitet, in den Busch stromern gehe, um diese einzigartige
und schöne Natur zu genießen. Dann klettere ich auf meine geliebten
Berge, von wo aus man den wundervollen Blick über die große
schweigende Einsamkeit hat; weit dehnt sich das Land einem zu
Füßen, unbegrenzt, unendlich hart und schroff ragen die Berge und
Gebirge aus der Fläche empor. Hart und schroff ist auch die afrikanische
Natur, grausam im Versagen und doch auch überreich im Geben. Es ist
alles so gewaltig und groß, nichts Kleinliches, nichts Halbes, und
darum liebe ich Afrika. Noch nie hat die Natur mir mehr zum Herzen
gesprochen, mich mehr gefangengenommen als diese
hier. Ich kann die Afrika-Sehnsucht so gut jetzt verstehen.
Nach der vorigen so wundervollen Regenzeit
haben jetzt alle Farmer wieder ihr Vieh aus dem Norden zurückholen
können. Wir sind im Juli vorigen Jahres zurückgetreckt, und ich habe
den ganzen Viehtreck mitgemacht. Vier Wochen Buschleben, herrlich war es.
Was habe ich da viel vom Lande gesehen. Ganz echt auf altafrikanische Weise
sind wir mit der Ochsenkarre durchs Land gezogen, d. h. wir sind
eigentlich nur gelaufen und sind immer von der Pad ab seitlich auf Jagd gewesen.
Entzückend, all das viele Wild und die Berge, die so ganz weit und blau aus
der Ferne herüberlocken, da mußte ich immer hinaufsteigen und
sehen, wie das Land von oben aussieht, welch weiten Blick man oben hat und wie
es in Nähe und Ferne aussieht, und immer wieder entdeckt man neue Berge,
die noch viel weiter und noch viel blauer sind, so daß man sie nur
undeutlich im flimmernden Dunst erkennt, und so träumt man sich immer
mehr in diese unendlichen Flächen mit ihren einsamen Bergen hinein und
wird selbst zu einem Stückchen dieser großen, ewig sich
gleichbleibenden Natur. Das ist für mich das Allerschönste, diese
Wanderungen durch den afrikanischen Busch. Afrika ist meine zweite Heimat
geworden, in der ich mich ganz zu Hause
fühle."
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