[372] Anmerkungen Anmerkung 1. Durch die auf Seite 10 und 11 angegebenen Deutschtumszahlen - 1022000 - werden die vom Verfasser in seinem Aufsatz: "Die Lebensformen des Deutschtums in Polen" (Der Aufbau Jg. 1939 II. S. 97-116) gebrachten (1010000) unwesentlich berichtigt. Alle von berufener volksdeutscher Seite für die dreißiger Jahre angestellten Berechnungen kommen auf etwas über eine Million: Dr. Lück 1936 auf 1049000, Dr. W. Kuhn 1937 auf 1140000, Otto Heike 1951 auf 1030000. Die für die einzelnen Siedlungsgebiete bei Kauder: Das Deutschtum in Polen 1937/1939 angegebenen Zahlen ergeben zusammen 1010000. Die Abweichungen bei den Siedlungsgebieten zwischen den eben angeführten, auf 1935 zurückgehenden Berechnungen und denen des Verfassers sind darauf zurückzuführen, daß von ihm sowohl die für Westpolen kennzeichnende, 1937/38 verstärkte Abwanderung als auch der in Mittelpolen und Wolhynien starke Bevölkerungszuwachs (1,2% und 2,0%) zum 1. 1. 1939 berücksichtigt worden sind. Für Posen-Westpreußen hat die Zählung der Deutschen Vereinigung 1934/35 nur 321690 ergeben (s. Dr. Kohnert in Landwirtschaftlicher Kalender für Polen 1938 S. 55). Diese Zahl hat Dr. Lattermann bei Kauder a. a. O. T. 3 auf 325000 erhöht, doch ist hiervon für den 1. 1. 1939 die Abwanderung abzuziehen. (Siehe auch Schubert, E: Die deutsche evangelische Kirche in Polen S. 10.) Wenn die Zahlen für das Teschener Schlesien und für Galizien manchmal variieren, so hängt das u. E. vor allem mit den Bialaer Deutschen zusammen, die mal hier, mal dort, [373] manchmal vielleicht sogar in beiden Gebieten mitgezählt werden. So z. B. zählt L. Schneider bei Kauder, T. 2 S. 8, zu den 30000 Evangelischen Galiziens die 18000 Katholiken der "jungen Sprachinseln" und dann die 12000 Bialaer hinzu. Dabei sind die evangelischen Bialaer bereits bei den zuerst genannten 30000 enthalten. Anmerkung 2. Die auf S. 166, 167 und 172 gemachten Angaben über die Zahl der schulpflichtigen deutschen Kinder beruhen für Mittelpolen zum großen Teil auf den Mitteilungen von Adolf Meisner, dem seinerzeitigen Leiter der Schulabteilung des Deutschen Volksverbandes (DVV). Er hatte aber a. a. O. nur 36961 Kinder erfasst, obwohl man für Mittelpolen im allgemeinen mit 50000 Schulkindern rechnete, (so z. B. OE XI, S. 803 f. und Türcke a. a. O., der schon für 1932/33 29000 Kinder ohne Deutschunterricht angibt.) Die bei Meisner fehlenden rund 13000 Kinder gingen zum kleinen Teil überhaupt nicht zur Schule bzw. in rein polnische Anstalten, die niemals deutsch gewesen waren und über welche Meisner die Unterlagen fehlten. Diese 13000 Kinder sind daher zweifelsohne den von Meisner angegebenen 17730 ohne muttersprachlichen Unterricht zuzuschlagen. Der DVV hatte übrigens schon am 2. 2. 1935 öffentlich festgestellt, daß 2/3 aller deutschen Schulkinder Mittelpolens keinen Deutschunterricht hatten (Nation und Staat Jg. VIII, S; 390 für Osteuropa XI. S. 804). Wiesners Angaben im Senat im März 1938 von 40500 deutschen Schulkindern in Mittel- und Ostpolen (Breyer, R., a. a. O. S. 329) sind entschieden zu niedrig. Bei seinen 1400 Kindern mit Deutschunterricht fehlen schon die wolhynischen Kinder. Albert Breyer gibt bei Kauder, a. a. O. T. 4, für Mittelpolen ohne das Cholmer und Lubliner Land 41500 Kinder an. Auf letztere Landschaft dürften aber mindestens 3600 Kinder entfallen. [374] Die Zahl von 50000 Kindern in Mittelpolen entspricht auch dem Hundertsatz der schulpflichtigen Kinder bei den evangelischen Deutschen Galiziens (14% der Gesamtbevölkerung), deren bevölkerungspolitische Verhältnisse denen Mittelpolens entsprachen. (S. auch O. Heike im, Osten des Warthelandes S. 109). Die Schulkinderangaben für Posen-Westpreußen (S. 167) gehen auf die in Osteuropa, Jg. XIII, S. 551 f., mitgeteilten, von Friedrich Mielke, dem Leiter der Schulabteilung der DV in Bromberg, stammenden Zahlen zurück. Mielke hatte allerdings auch nicht alle 34000, sondern nur 31243 Kinder erfasst. Das eben für Meisner Gesagte gilt sinngemäß ebenso für Mielke. Lattermann gibt bei Kauder, a. a. O. T. 3 S. 8, über 33000, Türcke 36150 deutsche Kinder in Posen-Westpreußen an (S. 180 / 18-28 /ff.). Laut Dr. Kohnerts Angaben über den Altersaufbau des Deutschtums (Landwirtschaftl. Kalender 1938, S. 57) ergaben sich für 1935/36 11,34%, d. s. 35412 schulpflichtige Kinder. Wiesner gab im Staat 33900 Kinder an (Breyer R., a. a. O. S. 329) Bei unserer Zahl von 34000 handelt es sich also wiederum um eine gesicherte Mindestzahl. Die für Wolhynien allgemein angegebene Kinderzahl von 7500 (Osteuropa XV S. 699, Kauder, a. a. O. T. 5 S. 32) trägt u. E. der hohen Geburtsziffern dieses Gebietes nicht genügend Rechnung. (Vielleicht bezieht sich diese Zahl auch nur auf die eingeschulten Kinder.) Der natürliche Bevölkerungszuwachs dieser Gruppe belief sich auf 2,0 - 2,2%, die Geburtenziffer auf 3,0 - 3,6%. Schon wenn man von dem Bevölkerungszuwachs allein ausgeht, ergibt sich für Wolhynien einschl. Polesien und Wilna die von uns genannte Zahl von 9200 schulpflichtigen Kindern als gesicherte Mindestzahl. Anmerkung 3 (zu S. 352 f.). "Osteuropa, Nation und Staat sowie Ostland (dieses besonders ausführlich) bringen im [375] allgemeinen über die behördlichen Maßnahmen als auch über verschiedene Ausschreitungen im Jahre 1939 durchaus zuverlässige Angaben. Verschiedene Fälle davon sind schon in der Literatur enthalten, weitere Fälle und viele der in Ostland namentlich genannten Personen aus Ostoberschlesien, Posen-Westpreußen, Mittelpolen waren bzw. sind dem Verfasser persönlich bekannt. Über behördliche Maßnahmen ist nicht einmal erschöpfend genug berichtet worden. So sind z. B. aus persönlicher Kenntnis hinzugefügt worden: Amtsenthebung des Pastors Triebe, Nichtordinierung der Theologen Friedrich und Fuhr, Verhaftung der Volksverband-Amtswalter, die Freilassung der Warschauer Studenten S. 317, Verhaftung und Freilassung von Rudolf Wiesner u. a. Trotzdem wird auf die Globalangaben: Ostland XX, S. 363 - 26 umgebrachte Deutsche von März bis Anfang August - sowie Nation und Staat XIII. S. 7 - 66 umgebrachte Deutsche von Mitte Mai bis 31. 8. 1939, ferner auf die im Ostland S. 411 - 414 aufgeführten 12 Überfalle mit tödlichem Ausgang auf namentlich genannte Deutsche innerhalb von zwei Augustwochen - nur an dieser Stelle verwiesen. Die Angaben bei Loesch: Verlustliste des Deutschtums, S. 67, sind unvollständig z. T. ungenau, in Verallgemeinerungen unrichtig. Er berichtet für zwei Monate (bis zum 15. 8. 1939) über 127 Verhaftungen und 12 Ermordete. Die Zahl der Verhafteten dürfte entschieden zu niedrig sein. Eine Nachprüfung aller dieser Angaben über die Ausschreitungen im Frühjahr und Sommer 1939 war dem Verfasser wegen der kurzen, ihm für diese Darstellung zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht möglich. Forschungsergebnisse liegen m. W. nicht vor, da man sich nach dem Polenfeldzug vor allem den Septembermorden widmete und weil wohl die in der Tagespresse und im politischen Kampf gebrachten Übertreibungen nicht richtiggestellt werden durften.
[376] Anmerkung
4 (zu S. 362).
So war ein Absolvent eines deutschen
Privatgymnasiums, Sohn deutscher Eltern, der auch selber in der Schule durchaus
deutschgesinnt war, beim Studium an polnischen Universitäten so ins
polnische Fahrwasser geraten und hatte sich in diesem derart bewährt,
daß er in der Berichtszeit in den gemischten
Danzig-Polnischen Hafenausschuss als einer der polnischen Vertreter
hineingekommen war. Ein anderer, ein ehemaliger deutscher Volksschullehrer,
dem das Universitätsstudium mit Stipendien des Bromberger
"Kantvereins" ermöglicht worden war, der einem "Verein deutscher
Hochschüler" angehört hatte und sogar ein halbes Jahr lang dessen
Vorsitzender gewesen war, schlug sich nachher eindeutig auf die polnische Seite
und denunzierte seine Kollegen wegen angeblich antipolnischer Haltung! Ein
dritter, gleichfalls Abiturient eines deutschen Gymnasiums, der im Reich voller
Begeisterung für alles Deutsche acht Semester Theologie studiert hatte und
nur zum Studienabschluss nach Warschau gekommen war, stellte sich dort sofort
ganz auf die so betont polnische Kirchenleitung ein und wurde selber
übereifriger Pole, so daß Bischof Bursche ihn dann in eine bereits zur
Hälfte polonisierte
Kirchengemeinde - zur Vollendung dieses Werkes geben konnte.
Anmerkung 5 (zu S. 363). Es sei
hier
zuerst Noels Kenntnis des Deutschtums in Polen beleuchtet. In einer Stelle (S. 39)
schreibt er, daß die Deutschen "im Korridor ohne Bedeutung" gewesen
wären, um dann auf S. 43 zu behaupten: "Es gab überhaupt keine
Deutschen im Korridor seit Deutschlands Niederlage, da die Beamten und
Militärs verschwunden waren". Obwohl letzterer Nachsatz der polnischen
Propaganda entlehnt ist, widerspricht die erste Behauptung sogar dem
Grundgedanken der polnischen Westpreußenpropaganda, die bekanntlich in
der Bekämpfung der angeblich übergroßen und
gefährlichen Bedeutung des Deutschtums in Westpreußen gipfelte.
An einer anderen Stelle heißt es, die Deutschen erreichten in keiner
Gemeinde Polens
die 10%-Grenze. Wenn er schon die zweitgrößte Stadt Polens, Lodz,
mit ihren 11% Deutschen nicht berücksichtigen wollte, weil die polnische
Zählung im Jahre 1931 dort nur 8,85% Deutsche ermittelte, dann
hätte er zumindest Bielitz und Königshütte, die bekanntlich
noch 1934 ganz offenkundig über 50% Deutsche aufwiesen, nicht
übersehen dürfen und ebenso wenig die Stadt Alexandrow bei Lodz
mit 40% Deutschen oder die Kreise Kolmar und Zempelburg, von denen sogar
polnische Journalisten (wie Winiewicz) in der Berichtszeit ganz schamhaft
berichteten, daß diese über 25% Deutsche zählten (im Kreise
Zempelburg waren es in Wirklichkeit an 40%); von den vielen Kreisen mit
über 10% Deutschen nach polnischer Statistik ganz zu schweigen. Ferner
weiß Noel (S. 39), daß "ein deutsches Dorf vor den Toren Warschaus
bestand". Wenn er, [378] der jahrelang in Warschau gelebt hat, bei den
über dreißig deutschen Dörfern in der Warschauer
Weichselniederung nur von einem Kenntnis erhalten hat, dann dürfte er
sich wohl kaum eingehender mit dem deutschen Problem in Polen befasst haben.
Für seine Wahrheitsliebe bzw. Genauigkeit ist die Behauptung
kennzeichnend (S. 370 f.), die im deutschen Weißbuch Nr. 2 unter der
Rubrik "Vernichtungsfeldzug gegen die deutsche Minderheit"
zusammengestellten Klagen stützten sich auf "keinerlei genaue
Feststellungen. Namen der angeblichen Opfer sind nicht genannt". Dabei sind in
dieser Rubrik im DWB II (Nr.
349-411,
S. 337-381) 74 Namen von misshandelten oder getöteten
Deutschen enthalten, und fast alle entweder mit Vornamen,
mit Orts- oder Berufsangaben, z. T. sogar mit noch genaueren Personalien. Quellennachweis
[Anm. d. Scriptorium: die Quellennachweise befinden sich im unteren
Teil einer jeden Seite dieser Internet-Veröffentlichung und sind verlinkt
mit den Textstellen, auf die sie sich beziehen. Eine zweite Auflistung hier
würde der Dokumentation nichts wesentliches hinzufügen, darum
verzichten wir an dieser Stelle darauf, die Quellenangaben doppelt
aufzuführen.]
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