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Bd. 10: Das Deutsche Reich
und die Vorgeschichte des Weltkrieges, Zweiter Teil


Hermann Oncken, ord. Professor an der Universität Berlin

Kapitel 2: Das Nahen des Weltkrieges   (Forts.)

2. Der zweite Zusammenstoß zwischen Deutschland und den Westmächten
1911 - 1912.
  (Forts.)

Über den Wert des Erlangten und Preisgegebenen konnten sich damals nur kleine Sachverständigen- und Interessentengruppen streiten - die beiden lebendigen Nationen als Ganzes wurden davon im Grunde wenig berührt. Viel tiefer senkten sich die gesamten Vorgänge der Machtprobe des Sommers 1911 in das Empfinden und Wollen der Völker - und hier wird sich alsbald der Engländer als Dritter zu den beiden anderen gesellen. Es ist von weitreichender Bedeutung, wie ihre verschiedenen politischen Individualitäten aus diesem Erlebnis herauskamen.

Seit der Gründung des Deutschen Reichs waren die im Grunde unpolitischen Gemüter unseres Volkes durch kein außenpolitisches Ereignis so erschüttert worden, wie durch die Agadirepisode und ihre Folgen. Diesmal ging es tiefer als in der Spannung von Algeciras oder in der dramatisch bewegten bosnischen Krisis. Von der Lloyd-George-Rede, von dieser wie ein Blitz aus heiterem Himmel niedergehenden englischen Kriegsgefahr, blieb zunächst das richtige Empfinden zurück: das Schicksal eines großen Volkes kann nicht in dieser Weise an die Abwicklung eines diplomatischen Geheimspiels geknüpft werden, das nur von wenigen durchschaut wurde - in den Reden des Reichstags im November 1911 kam dieses Gefühl berechtigter Unruhe, die sich nach irgendeiner Richtung hin zu entladen strebte, im Unterton überall zur Geltung. Das zweite war: in dieser schwierigen Auseinandersetzung, in der man von einer einwandfreien Rechtsbasis aus auf den zähen Widerstand der Franzosen stieß, hatte die Stimme Englands entscheidend eingegriffen. Die Nachwirkung dieses Erlebnisses war so stark, daß die Front der nationalen Erregung den Franzosen gegenüber - an deren Gegnerschaft man seit mehr als einem Menschenalter als an etwas Schicksalsmäßiges gewohnt war, das man in diesen Jahren aus Großmut und Unkenntnis eher zu leicht genommen hatte - sich sofort auch gegen die Engländer wandte. "Wir wissen jetzt, wo der Feind steht" - mit dieser Formel nahm der konservative Führer, Herr von Heydebrand und der Lasa, jetzt vielen das Wort vom Munde, ohne zu bedenken, daß ein Mann von der politischen Stellung, die er nun einmal in Preußen besaß, seine Worte zu wägen hat, wenn sie über [710] die Grenzen des Vaterlandes hinaus auf eine fremde Großmacht zielen. Aber das war es ja, daß in diesen Reden der Heydebrand und Wassermann nicht ein beherrschter und durchdachter politischer Wille zum Ausdruck kam, sondern eine erregte und unklare Stimmung, die auf ein peinigendes Erlebnis zunächst einmal eine eindeutige und starke Antwort zu geben trachtete - um damit nachzuholen, was die Reichsregierung im Juli unterlassen hatte.

Gerade die Reichstagsverhandlungen im November, so sehr ihr äußeres Niveau sich auch über ihre Durchschnittshaltung erhob, lieferten doch den Beweis, daß der Reichstag nicht eigentlich der Träger der Außenpolitik, sondern herkömmlicherweise nur die Resonanz dieser Außenpolitik war. Die Vertrautheit mit den außenpolitischen Problemen, die Erziehung im außenpolitischen Denken, das Gefühl der Mitverantwortlichkeit an diesen nationalen Angelegenheiten war im Reichstag und überhaupt in den politischen Organen der Nation nicht eigentlich zu Hause.

Man hat in der deutschen öffentlichen Meinung zu unterscheiden zwischen dem Geräusch, das von gewissen "nationalen" Bewegungen ausging, und der politischen Eigenkraft, die ihnen innewohnte. Eine der mächtigsten dieser Organisationen, der Flottenverein, war im Grunde nur eine ausgedehnte Resonanz in der üblichen deutschen Vereinsform; er erfüllte seine Aufgabe, solange er den Sinn der binnenländischen Deutschen für See und Seemacht zu kräftigen suchte, und er überschritt seine Grenzen, als er in Angelegenheiten mitsprechen wollte, die nur von dem technischen Sachverstand oder dem politischen Weitblick einiger weniger zu durchschauen waren. Wenn auf der Hauptversammlung im Herbst 1911 ein erregter Pfarrer den Neubau von so und so vielen Panzern forderte, da die Diplomatie versagt habe, und das Schwert nun sprechen müsse, so mochte das anderen Nationen seltsam erscheinen. Bei der eigentlichen Vorhut der Nationalisten, dem Alldeutschen Verband, überwogen vollends die guten Leute und schlechten Musikanten; er hatte schon in seinen Anfängen im Jahre 1890 eine unglückliche Hand gehabt, und trotz vieler bester Absichten sie immer noch weiter betätigt. Wenn er als das eigentliche Zentrum des imperialistischen Wollens der Deutschen galt, so wurde dabei übersehen, daß er zwar die deutsche Politik häufig (zur Freude der fremden Kabinette) kompromittierte, aber niemals auch nur einen nachweislichen Einfluß auf die Führung unserer Außenpolitik gewann. Der furchtbare Verband ist seitdem auch von sachkundigen Ausländern längst als das erkannt worden, was er immer war: ein Löwe aus Plüsch mit Pfötchen aus Plüsch und einem Kassenbestand von ein paar Mark.81 Aber niemand las die Alldeutschen Blätter, das Organ eines geschäftigen Dilettantismus, so eifrig, wie Sir Eyre Crowe, der im englischen Außenamt den Ruf des Spezialisten für Deutschland genoß und seine antideutsche Monomanie an dieser Quelle nährte. Gefährlicher noch war jene Publizistik, die schon [711] in den letzten Jahren Bismarcks die Präventivkriegspolitik Waldersees unterstützt hatte. Derselbe Major von Bernhardi, der gegen die Kriegsscheu des alten Bismarck die anonyme Schrift Videant consules (1889) verfaßt hatte, sollte noch 1912 durch ein gleichgerichtetes Buch zum anerkannten Kronzeugen für den deutschen Kriegswillen werden. Der deutsche Aufstieg zum Nationalstaat war das Werk eines einzigen gewesen: die außenpolitische Erziehung, der Instinkt für das Mögliche und Unmögliche, der Takt in allen Berührungen mit der Lebenssphäre fremder Völker konnte nicht ererbt, sondern nur erworben werden; vielleicht nicht in einer Generation, da sich der weltpolitische Horizont so rapide erweitert hatte. Die Kenner wußten schon seit den Zeiten der Burenkriege, daß bei uns in Fragen der auswärtigen Politik die Druckerschwärze am billigsten war und die Lautsprecher an der Vierbank oder in der Volksversammlung am hemmungslosesten zu werden pflegten. Gewiß spielt eine solche vage Erregbarkeit auch in anderen Völkern eine Rolle, und die Staatsmänner suchen sich ihrer zu bedienen oder sie zu lenken. Aber es war doch ein spezifisch deutscher Fall, wenn Kiderlen-Wächter, der den alldeutschen Lärm etwas zu burschikos vor seinen Wagen hatte spannen wollen, hernach von dem Vorstande des Alldeutschen Verbandes verklagt wurde, damit ein Amtsgericht feststelle, welche Politik der Staatssekretär des Deutschen Reiches mit Agadir eigentlich bezweckt habe.

So malte sich in diesen Köpfen das Erlebnis, daß die englische Weltmacht mit ihrem Gefolge sich dem Deutschen Reiche kriegerisch in den Weg gestellt hatte, und daß diese Tatsache allen anderen Gegnerschaften in der Welt ein neues Gesicht und unabsehbare Möglichkeiten gab. Aber irgendwie hatte sich jeder Deutsche mit dieser Tatsache auseinanderzusetzen. Der erste Gedanke war: also müssen wir stärker werden zur Abwehr, und da es gegen England ist, die Flotte verstärken; ein Gedanke, den Tirpitz schon Ende Juli vertrat. Sobald man aber das Ganze der politischen Lage übersah, konnte man nicht anders als vor allem eine Verstärkung des Landheeres herbeiführen.

Während die Deutschen aus der großen Spannung mit einer ausgesprochenen seelischen Front gegen die Engländer hervorgingen, blieb bei den Franzosen ein erbitterter Haß gegen die Deutschen zurück. Die alte Revanchestimmung, in den Untergründen niemals ganz erloschen, bemächtigte sich - sobald die Rede von Lloyd George den ermutigenden Anstoß gegeben hatte - der Nation mit unwiderstehlicher Gewalt. Mit ihr verband sich fortan ein hochgestiegenes militärisches Selbstgefühl, durch die scharfe Anspannung dieser Monate entfesselt und durch den Glauben an die Überlegenheit in der neuen Luftwaffe beflügelt - was alles als Bitterkeit über den mit Agadir verbundenen Zwang, den man der Draufgängerpartei verdankte, zurückgeblieben war, schlug in dieses neue, heilende Selbstgefühl um. Wenn der russische Verbündete erst zum Sommer 1913 schlagfertig sein sollte, so gab die Gewißheit der englischen Waffen- [712] hilfe (und alles dessen, was hinter der ersten Expeditionsarmee stand) einen vollwertigen Ersatz. Dieser "neue Geist", so achtungsvoll seine Antriebe waren, entlud sich nach außen in einer kriegerischen Hetze gegen Deutschland. Die meisten Beobachter stimmten darin überein, daß die französische Nation den Krieg nicht wolle, daß die überwiegende Mehrheit ihn eher fürchte. Aber mit Recht urteilte der österreichisch-ungarische Botschafter beim Beginn des neuen Jahres, daß dieses fortwährende Säbelrasseln auf die Dauer gefährlich werde: "Wenn man immer wiederholt, daß man mit einigen hundert Aeroplanen Deutschland erobern wird, so könnte es die Bevölkerung schließlich doch glauben. Die Leute gewöhnen sich an die Idee des Krieges mit Deutschland, der früher oder später doch ausbrechen werde."82

Dieser Aufschwung des "neuen Geistes" in einer kriegerischen Nation trug dazu bei, daß das Ministerium Caillaux, wenige Wochen nachdem es dem Marokko-Kongo-Vertrag zur Annahme in der Kammer verholfen hatte, gestürzt und durch ein aus starken Persönlichkeiten zusammengesetztes Ministerium unter dem Vorsitz des Lothringers Poincaré ersetzt wurde (Januar 1912). Es handelte sich bei diesem Ministerwechsel nicht wie so häufig um eine Ablösung der Personen im innern Kampf um die Macht, sondern um eine neue Tonart in der Sprache der nationalen Politik. Der Sturz Caillaux' erklärte sich viel weniger aus der Unzufriedenheit mit den abgeschlossenen Verträgen, als aus dem Unmut darüber, daß seine Regierung dem angeblich demütigenden Vorgehen der deutschen Regierung nicht eine würdigere Haltung entgegengesetzt und nicht größeres Vertrauen zu Frankreichs Widerstandskraft an den Tag gelegt habe.83 War Caillaux der Ausgleich mit Deutschland gewesen, der Friede unter Opfern (wenn nicht gar, wie die Indiskretionen flüsterten, auf dunklen und unwürdigen Wegen), so sollte Poincaré die nationale Selbstbesinnung, die unbeugsame Haltung und die soldatische Ehre vertreten, auf die Gefahr des Krieges hin. Dieser Zuversicht entsprach der militärische Entschluß, es bei Kriegsausbruch nicht bei der Defensive bewenden zu lassen, sondern selbst zur Offensive überzugehen und gegebenenfalls den Durchmarsch durch Belgien zu wagen - nach einem Plane, der - wie der Präsident Fallières befriedigt im Kriegsrat erklärte - den großen französischen Traditionen gemäß sei. Noch während des Winters 1911/12 kam General Joffre zu dem Entschlusse, schon eine stärkere deutsche Truppenkonzentration bei Aachen als eine tatsächliche Bedrohung Belgiens zu betrachten und mit dem Einmarsch in Belgien zu beantworten. Sein Plan wurde am 21. Februar 1912 auf einer Ministerkonferenz unter Vorsitz Poincarés mit der Begründung vorgetragen, daß die Siegesaussichten größer sein würden, wenn die französische Armee die Freiheit hätte, die Offensive auf belgisches Gebiet zu tragen - es verstand sich, daß man dem Plan zu- [713] stimmte.84 Kam nicht alles zusammen, um den Glauben zu erwecken, daß es mit der Überlegenheit der Deutschen zu Ende sei? Wie triumphierte die France militaire, als in dem ausgebrochenen Tripoliskriege die Ohnmacht der Türken im Felde, trotz ihrer deutschen Lehrmeister, sich herausstellte! Herausfordernd schrieb sie: "Dieser junge deutsche Koloß mit den tönernen Füßen ist nichts als eine schlecht zementierte Masse, die sich mäßig gesichert hält in der Mitte Europas, aber außerstande ist, auf Entfernung wirksam zu handeln, ohne die Erlaubnis von England, Rußland und Frankreich." Man rührte damit an die Grenzen der deutschen Macht, die über ihren kontinentalen Bereich hinaus, in einem weiteren Radius in der Welt dem einkreisenden Zusammenspiel des Dreiverbandes nicht gewachsen war. War diese deutsche Macht nicht überhaupt überschätzt worden? Das behaupteten in der Woche des Abflauens der Agadirkrisis die glänzend geschriebenen Artikel des Obersten Repington über die deutschen Kaisermanöver in der Times. Wenn seine wenig schmeichelhafte Kritik fast wehmütig den einem neuen Jena entgegengehenden Niedergang der einst so ruhmreichen Armee - im Verhältnis zu dem Aufstieg der Franzosen! - beklagte, so verfolgte er damit den durchsichtigen politischen Zweck, mit dieser Gegenüberstellung das erwachte Selbstgefühl und die Kriegslust der Franzosen noch weiter anzuspornen.85

Es kam darauf an, wie dieses militärische Selbstbewußtsein auf die politischen Ziele der Nation zurückwirkte. Der deutsche Militärattaché unterschied in seinen sehr maßvoll geschriebenen Berichten zwischen der Militärpresse und den Hetzblättern, nach denen Frankreich nur auf den Moment warte, um Deutschland anzugreifen, und den besonneneren Elementen, die auch heute noch einem Kriege mit Deutschland ausweichen würden, allerdings nicht um jeden Preis, sondern nur, sofern es die nationale Ehre und die augenblicklich besonders hochgesteigerte Empfindlichkeit gestatten.86 Auch der deutsche Botschafter in Paris urteilte im März 1912, der Wunsch nach Wiedergewinnung Elsaß-Lothringens sei in der französischen Volksseele keineswegs erloschen, aber die Nation wolle keinen Krieg; was sie zur Zeit beherrsche, sei nur das dunkle Gefühl, daß ihr ein Krieg durch europäische Verwicklungen, durch einen Angriff oder eine unerträgliche Zumutung der Deutschen aufgedrungen werden könnte.87 Aber in denselben Tagen gab ein englischer Beobachter das Urteil ab:88 das Zentrum der Kriegsgefahr liege jetzt in Frankreich. Niemand in England sollte in Unkenntnis bleiben über den wachsenden Chauvinismus des französischen Volkes und der [714] Tatsache, daß er bewußt von der französischen Regierung genährt werde. Man müsse zugeben, daß er die ausgesprochenste Ermutigung von einem vielgelesenen Teil der englischen Presse erhalte. Jeden Morgen und jeden Abend wiesen gewisse Massenblätter auf den "neuen Geist" in Frankreich hin, auf den schnell wachsenden Stolz auf die Armee und den eingestandenen Wunsch, die verlorenen Provinzen zurückzugewinnen.

Dieses Ineinanderspielen der öffentlichen Meinung ist eine Erscheinung, die eine eindringende Untersuchung wohl verdiente: sie zeigt die Presse Englands in derselben Abhängigkeit, wie die politische Leitung. Dazu gesellt sich, als etwas Neues, ein System militärisch-politischer Vertraulichkeiten, das sich erst seit wenigen Jahren, seit dem Anfang der liberalen Regierung, entwickelt hatte.

Die englische Geschichte kennt seit Jahrhunderten kein selbständiges militärisches Element, das von sich aus in die Lebensfragen von Krieg und Frieden eingriffe: seit Marlborough war es Tradition, daß die militärische Kaste gleichsam von der Bildung des im Parlament zusammengefaßten politischen Lebenswillens der Nation ausgeschlossen war. Hier setzt jetzt eine denkwürdige Wendung ein. Eine Darstellung der englischen Politik in diesen Jahren würde sehr unvollkommen sein, wenn sie sich allein auf die amtlichen Äußerungen im Parlament und diplomatischen Verkehr zu stützen suchte. Es ist eine im Zusammenhang bisher selten gewürdigte Tatsache, daß der zielbewußte Geist des englischen Offizierkorps, der politisch bisher nichts bedeutete, einen maßgebenden Einfluß auf das politische Denken der Nation, ja auf die Staatsleitung selber gewinnt.89

Der Ausgangspunkt liegt in den im Januar 1906 unter Haldanes Verantwortung eingeleiteten Besprechungen mit dem französischen Generalstab.90 Während Grey noch immer fortfuhr, von diesen Besprechungen nicht mehr zu wissen, als daß es sich um einen unverbindlichen Meinungsaustausch zwischen Technikern, wie etwa zwischen Feuerwehr und Wasserwerken,91 handele, war hier eine Macht erstanden, die ihr eigenwüchsiges Leben besaß und nur eine beherrschende Leidenschaft kannte.

Gerade das, was man in England früher als Eigenart des Militarismus (military mind) zu verabscheuen pflegte, das Übergreifen militärischer kriegerischer Denkweise in die außenpolitischen Geschäfte eines Landes, sollte sich in wenigen Jahren, ohne daß man diesen Umschwung sonderlich bemerkte, bis zu einem gewissen Grade durchsetzen: eine Politisierung des Militärs, die letzten Endes auch zu einer höchst unenglischen Militarisierung der Politik führen kann. Die Generation der führenden Generale, der Roberts und French, der Haig [715] und Robertson, der Nicholson und H. Wilson, der Rawlinson und Grierson, lebte in der Unvermeidlichkeit des Krieges gegen einen Feind, den man nicht zu nennen brauchte. Sogar auf den indischen Generalstabsreisen wurde der deutsche Gegner und seine Methode vorausgesetzt, bis der Vizekönig Lord Morley es für richtiger hielt, diese Gewohnheit abzustellen.92 Der kraftvollste Vertreter dieses neuen Geistes war Sir Henry Wilson, seit 1910 Leiter der Operationsabteilung des Generalstabs, dem es gelang, in eine unbegrenzte Vertraulichkeit mit dem anfänglich zurückhaltenden französischen Generalstab zu gelangen.93 Nach seinen Tagebüchern möchte man glauben, daß er die halbe Zeit in Verhandlung mit dem französischen Generalstabe oder Informationsreisen auf belgisch-lothringischen Schlachtfeldern und Anmarschstraßen verbrachte. Alljährlich stattet dieser hagere, leidenschaftliche General der Statue der "France" in Mars la Tour, hart an der deutschen Grenze, seinen Huldigungsbesuch ab und im Oktober 1911 legt er zu ihren Füßen gar ein Stückchen der Generalstabskarte nieder, die das vertragliche Aufmarschgebiet der englischen Truppen umfaßte. Kann es für seine Seelenverfassung ein treffenderes Bild geben? Wilson vor allem war es, der zwischen den Generalstäben jene Intimität begründete, die einer moralischen Verpflichtung gleichkam - hier war allerdings Ehre im Spiele, wie Churchill der Greyschen Politik der freien Hand in den Tagen des Kriegsausbruches vorhielt.

Längst hatte der militärische Meinungsaustausch einen politischen Charakter angenommen. Man lese nur die politischen Erwägungen, die der Generalstabschef Joffre am 24. August 1911 - auf dem Höhepunkt der Krisis! - dem englischen Militärattaché Obersten Fairholme vortrug: daß Deutschland auf jeden Fall eine große Streitmacht nach Elsaß-Lothringen hineinwerfen müsse, da die Bevölkerung sich erheben werde, wenn man hier festen Fuß fasse ("das wissen wir bestimmt"); daß man damit rechne, Italien werde sich nicht rühren, und nur bedaure, daß - wenn Deutschland nicht mit starker Kraft durch Belgien angreife - die Berührungsfront zweier so großer Heere allzu eingeengt sei. Man begreift, daß selbst der Premierminister Asquith eine solche Verhandlung beanstandete, da sie "sehr gefährlich in der Krisis" sei und allzusehr zur Ermutigung der Franzosen diene.94

Gerade Belgien ist für die zunehmende Politisierung ein bezeichnendes Beispiel. Sir Henry Wilson hatte während der Krisis nie aufgehört, den englischen Staatsmännern die Notwendigkeit der politischen Einbeziehung Belgiens klarzumachen und den französischen Militärs zu predigen, wie unerläßlich es sei, [716] Belgien in das gemeinsame Aufmarschgebiet aufzunehmen.95 Er hatte vermutlich einen entscheidenden Anteil daran, daß die französische Heeresleitung den Durchmarsch durch Belgien - nur für den Fall, daß die Deutschen eine größere Truppenzusammenziehung bei Aachen vornähmen - auf ihr Programm setzte.96 Es ist der Plan, der demnächst auch in die deutsch-englischen Verhandlungen über die Neutralitätsformel hineinspielen wird. Von Wilson wird die Anweisung an den englischen Militärattaché in Brüssel ausgegangen sein, dem belgischen Generalstabschef zu eröffnen, England habe schon in der letzten Krisis - was in Wirklichkeit gar nicht der Fall gewesen war! - die Absicht gehabt, seine Truppen auf belgischem Gebiet zu landen, und werde vorkommendenfalls davon Gebrauch machen, da Belgien nicht fähig sei, die Deutschen am Durchmarsch zu hindern. Diese Vorgänge sind bisher wesentlich im Rahmen des Problems der belgischen Neutralität behandelt und umstritten worden - sie kommen in diesem Augenblick für Belgien nicht in Betracht, weil der belgische General jedes Eingehen auf die englischen Wünsche ablehnte. Sie sind aber ein unwiderlegliches Zeugnis für die Methoden des militärischen Übergreifens in das politische Gebiet, und wir werden im Laufe des folgenden Jahres sehen, wie unbekümmert Wilson dieses Verfahren noch steigern wird.

Längst hatte er begonnen, die Politiker seines eigenen Landes mit kriegerischen Absichten zu durchtränken. Im Zusammenwirken mit Churchill - der von Natur den militärischen Gesichtspunkten zuneigte -, verfocht er vor dem Außenminister die Notwendigkeit einer Politik, die auf ein Offensiv- und Defensivbündnis von England, Frankreich, Belgien, Dänemark und Rußland gegründet sei. Selbst Grey gestand, nach Ablauf der Krisis den Plan ernstlich durchdenken zu wollen (4. Sept.). Oder Wilson suchte Lloyd George von dem Werte eines freundlichen, d. h. durchmarschfreundlichen Belgiens zu überzeugen und fand ihn ganz zugunsten eines Krieges gestimmt (11. Sept.). Ja, dieser neue Typ eines politischen Generals nötigte seinen eigenen Kriegsminister in der Frage der allgemeinen Wehrpflicht dadurch zum Rückzuge im Unterhause, daß er sich heimlich mit den Führern der Opposition, mit Bonar Law und Balfour, in Verbindung setzte - beim Ausbruch des Weltkrieges wird er durch dieselben Hintertüren den Zugang zur Opposition finden, um den gefährdeten Kriegsentschluß durchdrücken zu helfen.

Daß hier eine tiefgreifende Änderung sich vorbereitete, blieb weitblickenden politischen Köpfen nicht verborgen. Der führende liberale Publizist, Spender, [717] führte Haldane gegenüber den Nachweis, daß dieser Generalstab sich nicht mit der Ausarbeitung möglicher Feldzüge beschäftige, sondern zu einem Zentrum der Politik geworden sei und den Gedanken der allgemeinen Wehrpflicht verbreite. Diese würde sicherlich erforderlich werden, wenn ihre Politik die Oberhand gewinne, die alle klugen jungen Offiziere lehre, auf den Feldzug gegen Deutschland als auf ihr Lebensziel zu blicken. Die militärischen Besprechungen mit Frankreich seien von dieser Schule geführt und hätten zweifellos in beiden Lagern die Vermutung genährt, daß dieses die ausgesprochene Politik Großbritanniens sei: diese Atmosphäre sei eine Gefahr, denn sie erzeuge ein Versprechen, welches die Regierung einlösen müsse.97

Wie häufig hatten englische Minister sich fremden Kabinetten gegenüber auf ihre Abhängigkeit von der "public opinion" berufen, und die neue Außenpolitik seit 1904 war ohne Zweifel von einem starken Strome der öffentlichen Meinung getragen. Aber in einer politisch durchgebildeten Nation konnte es nicht ausbleiben, daß nach so tiefgreifenden Erlebnissen auch eine starke und echte Gegenströmung einsetzte - der Widerhall, den die Rede Lloyd Georges in Deutschland fand, veranlaßte weite Kreise zu einer eindringenden Nachprüfung der Außenpolitik von 1904 bis 1911. Die Kritik zog die Bilanz dieser Politik und fand ihre Früchte nicht weniger als verlockend: eine tiefgehende deutsche Erbitterung, eine chronische deutsche Kriegsgefahr, eine ungeheure Steigerung der Flottenlasten und eine nicht endende Kostenrechnung in Asien; gerade damals hatten die russisch-englischen Meinungsverschiedenheiten über Persien einen großen Umfang angenommen. Viele Engländer hatten im Sommer 1911 zum ersten Male die Möglichkeit eines Weltkrieges erlebt, sie waren sich darüber klar, daß sie in einer ungünstigen Stunde wiederkehren könne, und verlangten, daß man sich dem Unheil beizeiten entgegenwerfe; die Erfahrungen mit der bisher als Friedensgarantie gepriesenen Entente führten zu dem vor kurzem unmöglichen Gedanken: wäre ein Übereinkommen mit Deutschland nicht doch vorteilhafter für England? Sehr verschiedene Motive fanden sich zu diesem Zwecke zusammen: die Reste der alten deutschfreundlichen Partei, die Weltfriedensgedanken des freihändlerischen und humanitären Liberalismus, die wirtschaftlichen Interessen weiter Kreise, der natürliche Sinn des Engländers, einen vernünftigen Ausgleich einem kostspieligeren Auskämpfen des Gegensatzes vorzuziehen. Vor allem überwog die Empfindung, daß man nach all den vergeblichen Versöhnungskomitees und Verbrüderungsreisen jetzt mit praktischem politischem Handeln die Verständigung herbeiführen müsse.

Die Opposition erhob sich im Parlament selbst. Am 11. November überreichten 80 Mitglieder des Unterhauses, geführt von E. D. Morel98 und F. W. Hirst, dem Premierminister eine Denkschrift, welche die Folgen einer Politik darlegte, [718] die ausschließlich durch angebliche Interessen Frankreichs bestimmt werde. Sie forderte eine gemeinsame Verständigung (business-understanding) mit Deutschland, die auf der offenen Anerkennung der Tatsache beruhen müsse, daß eine große Nation, die jährlich an Bevölkerung, an industriellem Fortschritt, an jeder Form edler menschlicher Tätigkeit wachse, das berechtigte Bedürfnis habe, von Jahr zu Jahr freieren Zugang und billigere Behandlung auf den Märkten der Welt zu beanspruchen, um der fruchtbaren Anlage ihrer Kapitalien und dem Unternehmungsgeist ihrer Bürger Raum zu schaffen. Die Bewegung kam diesmal nicht so bald zur Ruhe. Interpellationen im Unterhause förderten Aufklärung über die bestehenden englisch-französischen Geheimverträge. Die Gruppe der "Grey-must-go-Radikalen" war im ständigen Wachsen.99 Selbst im Oberhause klagte der radikale Lord Courtney die falsche Politik Greys an, die aus dem Rate der Nation verschwinden müsse.100

Es konnte nicht ausbleiben, daß auch das amtliche England angesichts dieser Bewegung eine gewisse Neigung zum Einlenken verriet! Der deutsche Botschafter hatte noch kurz vor Weihnachten eine Aussprache mit Grey, ein schwacher Anfang, der immerhin Keime zu einer möglichen Entwicklung in sich trage - noch stieß er bei dem Kaiser auf eine kühle Abweisung.101 Der Botschaftsrat von Kühlmann glaubte, die günstige Konjunktur schon mit raschem Zugreifen nutzen zu müssen. Seine Denkschrift vom 6. Januar erklärte die deutsch-englischen Beziehungen als am entscheidenden Wendepunkte angekommen und stellte die ernste Alternative: entweder gehe man zu einer weiteren Flottenvermehrung über und zerstöre dadurch die Verständigung, oder aber man vermehre allein die Landmacht, unter Beibehaltung des Flottengesetzes, und suche die Zustimmung Englands, die jetzt möglicher als früher sei, zu einem weitausschauenden Kolonialabkommen herbeizuführen, dessen Bereich sich auf die portugiesischen Kolonien und das Kongobecken zu erstrecken habe. Er erinnerte daran, daß die dauernd wirksamen Faktoren des deutschen Aufstiegs uns von jeder Störung dieser Entwicklung durch einen Rivalitätskampf abraten sollten.

Die neue Sprache in London mußte auch in Berlin Aufmerksamkeit erregen. Im Laufe des Dezember hatte eine Artikelreihe in der Westminster Gazette in einer Untersuchung des deutsch-englischen Problems auch den tiefsten Grund des Gegensatzes beim Namen genannt. Der Autor meinte, wenn Deutschland dem Streit ein Ende zu machen wünsche, so sollte es die Engländer davon [719] überzeugen, daß es nicht nach einer Vorherrschaft in Europa strebe, bei der England das nächste Opfer sein würde; aber er wollte Deutschland auch gar nicht eines solchen Planes beschuldigen, sondern lehnte ausdrücklich den Verdacht ab, der die tiefste Ursache der Reibereien während der letzten Jahre gewesen sei. Darum forderte auch er: "die Hauptsache ist, daß wir zu einer Politik des Gebens und Nehmens bereit sein und mit allen Mitteln, selbst dem Opfer rein strategischer Erwägungen, den Verdacht vermeiden sollten, daß wir ausdrücklich Deutschlands Ausdehnung blockieren". Der Kaiser - dem dieser Artikel von Sir Ernest Cassel auf dem Wege über Albert Ballin zuging - lehnte zwar die deutschen Gelüste nach Welthegemonie wie immer mit starkem Unmut ab ("wir Hohenzollern haben noch niemals nach so ehrgeizigen und nebelhaften Zielen gestrebt"), aber er verschwieg seinem Hamburger Freunde nicht, daß in diesem Geiste eine Verständigung möglich sei.102

Während die Draufgänger in London davon sprachen, daß ein ernsthaftes deutsches Bauprogramm durch ein Ersuchen um Aufklärung beantwortet werden müsse,103 begegneten sich Cassel - der mit dem neuen Marineminister Winston Churchill in Fühlung stand - und Ballin in dem Gedanken, daß es vor allem wünschenswert sei, die abgerissenen Fäden zwischen London und Berlin wieder anzuknüpfen. Es gelang dem Direktor der Hamburg-Amerika-Linie, eine Äußerung des Kaisers nach London zu leiten, die einen freundlichen Empfang Churchills in Berlin verhieß (20. Januar).104

Darauf erfolgte in den letzten Tagen des Monats ein geheimer Besuch Cassels in Berlin, bei dem das Einverständnis des Kaisers und des Kanzlers mit der Einleitung einer Aussprache festgestellt wurde.105 Man hat hernach in London Wert darauf gelegt, daß die Initiative von Berlin ausgegangen sei - es liegt im ganzen wohl so, daß zwei Bereitwilligkeiten sich trafen und sich stufenweise zu halbamtlichen und amtlichen Schritten verdichteten, bis man zu einem Austausch von grundlegenden Sätzen als Verhandlungsbasis schreiten konnte.106 Auf englischer Seite hat man das Ergreifen des Ölzweigs naturgemäß mit ver- [720] schiedener Stimmung und Berechnung aufgenommen. Selbst Grey kam zum Schluß, daß sowohl aus inneren als aus außenpolitischen Gründen eine solche Möglichkeit nicht von der Hand gewiesen werden dürfe. Das Kabinett beschloß aber, nicht Grey oder Churchill zu entsenden, sondern die Besprechung mit einer Vorstufe zu eröffnen und zu ihr dasjenige Mitglied abzuordnen, das sowohl der deutschfreundlichen als auch der deutschfeindlichen Gruppe zugerechnet wurde und die deutsche Aussöhnung betreiben konnte, ohne sich aus dem System der Politik Greys herauszulösen. So war es Lord Haldane, der am 9. Februar 1912 in denkwürdiger Mission in Berlin erschien - fast genau ein Jahrzehnt, nachdem man den vertraulichen Verkehr zwischen den beiden Regierungen eingestellt hatte.

In den Besprechungen Haldanes in Berlin waren drei Themata vorgesehen: die Frage der Flottenrüstung, der Entwurf einer Neutralitätsformel (political agreement), ein koloniales Zukunftsprogramm. Das Ganze bildete eine innere Einheit, wobei die beiden ersten Fragen nach dem Tenor der Vorbesprechungen noch in einer inneren Wechselwirkung zueinander standen. Auf allen diesen Gebieten war Haldane nur berechtigt zu hören, zu sondieren, zu debattieren; er war ohne Vollmachten, wie man aus London den Ententefreunden mitteilen ließ,107 in Berlin erschienen. Nun hatte die deutsche Thronrede sich, schon am Tage vor Haldanes Ankunft in Berlin, auf eine Flottenverstärkung grundsätzlich festgelegt und damit einer Verständigung ein nicht geringes Hindernis in den Weg gewälzt. Aber die Engländer hatten darin kein absolutes Hindernis sehen wollen, freilich auch in Aussicht gestellt, daß sie, gleichviel wie weit die deutschen Neuforderungen gingen, diese um 60% übertreffen würden. Die Zeit, wo die beiden Flotten um ihr Stärkeverhältnis untereinander gestritten hatten, war vorüber, und hierin lag auch in dem Kommenden nicht die Schwierigkeit. Wohl aber hatten die Engländer, und mit einem gewissen Recht, geltend gemacht, daß, wenn beide Seiten zu einer erheblichen Flottenverstärkung schritten, sie schwer gleichzeitig den Übergang zu einem politischen Gegenseitigkeitsvertrage vor ihren Völkern begründen könnten. Sie hatten daher die Erwartung ausgesprochen, der deutsche Neuaufwand werde sich so modifizieren lassen, daß eine ernsthafte englische Vermehrung als Antwort nicht nötig werden dürfte. Die deutsche Regierung hatte ein Entgegenkommen gegen diese Wünsche als möglich bezeichnet, wenn sie gleichzeitig ausreichende Bürgschaft für eine freundliche Orientierung der englischen Politik erhalte. An dieser innersten Stelle war der Kern der Verständigungsaufgabe zu erblicken.

Wir überblicken noch einmal in dieser Stunde die Elemente, die in dem politischen Willen der deutschen Nation zusammenwirkten. Die sanguinische Natur des Kaisers war bei dem ersten Besuche Cassels "kindlich entzückt" gewesen und [721] hatte sich ganz der Hoffnung hingegeben, diesmal den Weg aus der Wüste zu finden - grundsätzlich war er bereit, die Politik des Reichskanzlers zu unterstützen. Er war sich dessen bewußt, was davon abhing. Noch am Morgen vor der ersten Besprechung ließ er Tirpitz an die Bedeutung des Moments erinnern, von dem "das Schicksal Deutschlands und der ganzen Welt" abhänge: wenn er den englischen Wünschen so weit entgegenkomme, daß die Verständigung gelänge, so solle die Welt erfahren, daß Deutschland und die Welt ihm den Frieden verdanke; er "werde eine Position in der Welt wie seit Bismarck kein Deutscher" haben.108 Tirpitz sollte, das war der Sinn dieser pathetischen Beschwörung, die Bedürfnisse der Flotte vertreten, aber innerhalb der Grenzen, die eine Verständigung möglich machen würden. Es war nicht anders: der Kaiser wollte zwei Hasen jagen und die Verantwortung von sich selber abschieben. Demgegenüber war die innere Haltung von Tirpitz sehr viel einfacher. Er hatte schon Ende Juli die Stunde für eine neue Flottenvorlage kommen sehen und wollte auf seinem Wege ein gut Stück weitergelangen, obgleich er wußte, daß der Engländer zu einem dauernden Vorsprung von 60% entschlossen war, und obwohl ein erkennbares politisches Endziel am Schluß des Rennens nicht angegeben werden konnte. Sein Ziel blieb relativ - eine respektable und gefährliche Macht in dem Verhältnis zu dem andern -, und es gab für ihn keine politische Gegengabe, die ihn hätte zum Einstellen des Wettkampfes bewegen können. Wenn er nicht daran glauben wollte, daß Grey überhaupt seine Ententepolitik abwandeln werde, so mochte er im Recht sein. Wenn er aber die deutsche politische Forderung dahin auslegte: "Wir fordern von England eine Neuorientierung seiner Gesamtpolitik in dem Sinn, daß es seine bisherigen Ententen aufgibt, und wir an die Stelle Frankreichs treten",109 so zeigte er, daß sein Blick für die politischen Wirklichkeiten und Möglichkeiten der Weltlage nicht zureichte. Tirpitz war - wie schon Bülow gesehen hatte - in politischen Dingen immer nur auf ein Entweder/Oder eingestellt, indem er, mit einer Sturheit des Willens, und nicht ohne Verschlagenheit in der Wahl seiner Mittel, dem mächtigen Gegner seit fünfzehn Jahren eine Waffe, wie sie niemand erwartet hatte, entgegensetzte. Die großartige Einseitigkeit, mit der er dieses - und nur dieses - Ziel verfolgte, hatte ihm den Blick dafür getrübt, daß jetzt vielleicht in dem flüssigen Element der Politik die Stunde zu beweglicheren Mitteln gekommen war.

Ihm gegenüber sah der Reichskanzler von Bethmann Hollweg in der Verständigung "den Traum seines Lebens". Er hatte sogar einen persönlichen Ehrgeiz daran gesetzt, mit seinem guten Willen die Frage zu lösen, die allerdings die entscheidende Aufgabe seiner Reichskanzlerschaft war. Man sieht nicht, ob er selbst dazu beigetragen hatte, sich seiner stärksten Hilfe zu berauben: der Staats- [722] sekretär von Kiderlen, der Gegner Tirpitzens,110 dessen Politik er in den Krieg mit England münden sah, der Staatsmann, der schon vor Jahren "die Techniker" aus dieser Frage hatte ausschalten wollen, wurde selbst aus dieser Verhandlung ausgeschaltet. Bethmann hatte sich begnügt,111 den Kaiser - als mäßigendes Korrektiv - dem Staatssekretär des Reichsmarineamts zur Seite zu stellen.

So verliefen die Besprechungen in zwei gesonderten Abschnitten: Haldane mit dem Kaiser und Tirpitz über das marinepolitische Thema; Haldane mit dem Reichskanzler über die beiden anderen Themata. Man hat von vornherein den Eindruck, daß die politische Leitung nicht die ganze Führung hat (zumal die marinepolitische Frage eigentlich die allen anderen übergeordnete politische Frage in sich schloß), und bedauert, daß sie sich die militärischen Ressortentschließungen nicht vorher unterworfen hatte - der Kanzler hätte vor den Besprechungen um den Willen des Kaisers kämpfen müssen. So trat der politische Wille des Reichs dem klugen Engländer von Anfang an nicht als Einheit entgegen - er schied aus Berlin mit dem Eindruck, daß in diesem so wundervoll durchorganisierten Reiche an der obersten Stelle das Chaos herrsche, die Uneinheitlichkeit gegenüber der großen Lebensfrage.

Die erste Besprechung verlief anscheinend befriedigend. Der Kaiser und Tirpitz kamen dem Engländer darin entgegen, daß sie sich auf Haldanes Anregung bereit erklärten, den Bau der in der Flottennovelle vorgesehenen drei neuen Linienschiffe um je ein Jahr zu verschieben. Da Haldane das Erbieten mit Dank annahm, konnten sie glauben, das entscheidende Entgegenkommen bezeigt zu haben. Nun lag aber der Schwerpunkt nicht in der Vermehrung, sondern in der organisatorischen Umgestaltung, in der Bildung eines zur Rekrutenausbildung bestimmten dritten Geschwaders unter Einstellung der noch nicht in Bereitschaft gestellten Schiffe und einer starken Erhöhung des Personalbestandes. Es mag sein, daß Haldane die volle Bedeutung dieses Teils nicht ganz erfaßte oder sich zunächst begnügte, ihn zur Kenntnis zu nehmen - die Deutschen jedenfalls waren der Meinung, ihn mit ihren Vorschlägen befriedigt und den Weg für ein politisches Abkommen geebnet zu haben.

Zu dem zweiten Teil der Besprechung - mit dem Reichskanzler - legte Haldane eine Formel vor, deren Bindung er selbst als zu schwach bezeichnete: kein improvisierter Angriff auf die andere Macht oder Teilnahme an einer Koalition gegen die andere zu Angriffszwecken oder Teilnahme an kriegerischen Unternehmen zu solchen Zwecken. Bethmann schlug eine von ihm mit Kiderlen ausgearbeitete Formel vor, die in einer Verpflichtung gipfelte, daß jeder der Vertragspartner, wenn er in einen Krieg mit einer oder mehreren Mächten verwickelt werden sollte, sich verpflichtete, zum mindesten eine wohlwollende Neutralität zu beobachten und für die Lokalisierung des Konfliktes bemüht [723] zu sein. - Das koloniale Angebot der Engländer war nicht gering; es erstreckte sich auf Angola (durch Revision des portugiesischen Vertrages), um es Deutschland zu ermöglichen, seine südwestafrikanischen Besitzungen nach Norden bis zum belgischen Kongo auszudehnen, wogegen England die portugiesische Insel Timor bekommen sollte; und des weiteren auf ein Einverständnis, wenn Deutschland dermal einst Teile des belgischen Kongo von Belgien kaufen sollte. Auch war England bereit, Sansibar und Pemba abzutreten - gegen ein Entgegenkommen bei der Bagdadbahn, wobei den englischen Wünschen in der Golflinie Bagdad - Basra Rechnung getragen werden sollte. Haldane ließ jedenfalls fallen, seine Regierung biete ihre volle Unterstützung zur Erwerbung eines breiten Gürtels durch Afrika von Meer zu Meer.112

Bei diesen Besprechungen mit dem Kanzler verhehlte Haldane nicht, daß die vorgeschlagene Verschiebung des Bautempos dem Kabinett wohl nicht genügen würde; er würde den Verzicht auf Neubauten während der nächsten Jahre vorziehen. Er ging dem Reichskanzler gegenüber - dessen ernster Ausgleichswille ihm einen tiefen Eindruck machte - weiter aus sich heraus als gegenüber dem Kaiser und betonte seine Sorge, das Abkommen möchte erschwert werden, wenn ein gesteigerter Schiffsbau folge, der, "ich würde keinen Augenblick sagen der Schuld, aber der Initiative Deutschlands seinen Anlaß verdanke". Der Kanzler konnte seine Niedergeschlagenheit nicht verbergen; in seiner schwerblütigen Weise gestand er Haldane, was die Folge eines Mißlingens sein werde, sei Schicksalssache. Eine solche resignierte Formulierung würde Haldane vielleicht fern gelegen haben.

So schied man: viel Freundlichkeit und wachsendes Vertrauen; gewiß noch viel Entfernung, die aber zu überbrücken war. Auch Haldane verließ Berlin nicht ohne freudige Hoffnungen.113 Es heißt, daß er beim Abschied in Berlin erklärte, man würde den Entwurf des Abkommens in fünf oder sechs Tagen nach seiner Rückkehr erwarten können.114 Als er am Morgen des 12. Februar in London eintraf, schrieb er an Freunde im radikalen Lager: "Die Luft ist jetzt klar, und unsere Aufgabe ist, sie so zu erhalten und die Pflanze im Sonnenschein zum Wachstum zu bringen... Ich bin nicht sicher, ob die Aufgabe der deutschen Regierung nicht noch größer als die unsrige ist. Aber Bethmann Hollweg ist ein sehr großzügiger und guter Mann, und ich habe Vertrauen zu seinem Geschick. Ein großer Teil des Kampfplatzes muß noch durchschritten werden, aber er begreift unsere Schwierigkeiten wie wir die seinigen."115 Selbst [724] die erste Äußerung Greys war, er sei "immensely impressed",116 und in den nächsten Tagen stimmte auch Asquith im Unterhause einen hoffnungsvollen Ton an, den Bethmann Hollweg im Reichstage warm erwiderte.

Dann aber setzte in London der Widerstand, und zwar von zwei Seiten zugleich, ein. Er kam vor allem von Paris. Auf Greys Mitteilungen sprach Cambon sich über das Unbehagen in der französischen Öffentlichkeit aus: wenn Deutschland den Engländern die Hände binde und seine eigenen freihalten könne, würde es sehr bald in der Lage sein, einem Kampf mit Frankreich gleichmütig entgegenzusehen. Er nahm sich sogar heraus, die Rede von Asquith zu beanstanden, da sie in etwas positiveren Ausdrücken, als er sie durch die Umstände für gerechtfertigt halte, gefaßt sei (15. Februar).117 Und vermutlich schon bald darauf erfolgte auch von seiten Poincarés ein kategorischer Einspruch: wo zwischen Frankreich und England kein geschriebenes Abkommen von allgemeinem politischem Charakter existiere, würde die Unterschrift Englands unter ein ähnliches Abkommen mit Deutschland auf einen Schlag den französisch-englischen Beziehungen ein Ende machen.118

Mit diesem vielleicht entscheidenden Stoß von außen, der ohne Zweifel im Foreign Office eine starke Resonanz fand, begegnete sich ein gewichtiges Bedenken der britischen Admiralität. Sie hatte festgestellt, daß der Haldane übergebene Entwurf der deutschen Novelle, auch abgesehen von den drei neuen Schiffen, eine ganz bedeutende Erweiterung enthalte, vor allem hatte sie über die Bedeutung des dritten Geschwaders und die über dessen Bedürfnisse noch hinausgehende Verstärkung der Mannschaftsbestände eine ernstere Ansicht gewonnen. Nachdem der Ministerrat die Vorschläge Haldanes mit diesen Bedenken erwogen hatte, trugen Grey und Haldane dem deutschen Botschafter vor allem die Flottensache vor: hier liege die einzige wirkliche Schwierigkeit. Nur noch eindringlicher ließen sie sich jetzt hören: die deutsche Novelle würde eine erhebliche Mehrbelastung des englischen Marinebudgets nach sich ziehen, und dann werde es kaum möglich sein, ein Abkommen von so weittragender Bedeutung zu treffen und eine neue Ära deutsch-englischer Beziehungen zu eröffnen. In welchem Maße hinter dieser einen Schwierigkeit noch jene andere, eben der erregte Einspruch von Paris, wirksam war und vielleicht den Ausschlag gab, [725] läßt sich nicht entscheiden. Genug, daß von derjenigen Seite, die man mit Worten nannte, eine abkühlende Wirkung auch auf die anderen Teile der Verhandlung übergriff, und der hoffnungsvolle Beginn plötzlich in einer von Grund aus veränderten Beleuchtung erschien. Metternich glaubte den Kanzler auch privatim warnen zu müssen: "Es steht um das Abkommen schlecht, und meine ursprüngliche Befürchtung scheint sich zu bewahrheiten, daß es an der Flottenvorlage scheitert."119

So war man in Berlin vor einen neuen Entschluß gestellt, und damit trat hier der Zwiespalt hervor, der bisher verdeckt gelegen hatte. Kiderlen-Wächter unternahm zunächst - im Einverständnis mit dem Kanzler - einen Versuch, Tirpitz zu bewegen, die drei Schiffe fallen zu lassen, stieß aber bei ihm auf unbedingten Widerstand. Die Zurückschiebung der Schiffe sei ja gerade von Haldane angeregt und ihm bewilligt worden. Und was die Schädigung des politischen Abkommens anging, so ließ diese Sorge Tirpitz völlig kühl, da er sich von seiner Wirkung wenig oder nichts versprach.120 Der Kaiser aber, von dem Admiral unverzüglich unterrichtet, nahm die plötzliche Wendung höchst empfindlich. Er hatte die irrige Vorstellung, diese "Sache sei schon abgeschlossen" und von Haldane "glatt akzeptiert"; er sah in der Verhandlungsbasis des 9. Februar das letzte Wort, und in dem Bemühen der Engländer, sie zu verlassen, ein illoyales Verhalten. Somit zog er sich auf seine Autorität zurück und erblickte in den englischen Wünschen nur eine "freche Ingerenz" in das freie Selbstbestimmungsrecht einer großen Nation seitens einer anderen. Dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes bedeutete er ungnädig, er sei gewillt, den marinepolitischen Teil der Verhandlung persönlich, unabhängig in der Hand zu behalten, "da sie leicht durch zu viel Diplomatie verfahren werden könne."121

Als die weiteren Nachrichten aus England auf der ganzen Linie einen merkbar zurückhaltenderen Ton verrieten, stieg die Gereiztheit in Berlin nur noch höher. In dem Meinungsaustausch der Sachverständigen vermochte die eine Seite die andere nicht zu überzeugen, vielmehr rief die Einzelkritik, die in der englischen Admiralität an dem deutschen Entwurf geübt wurde, neue Verstimmung hervor. Vor allem war der Kaiser durch die persönliche Enttäuschung beim ersten Hindernis ganz in das andere Extrem umgeschlagen. Er übte eine in der Sache nicht unberechtigte Kritik und war jetzt wieder völlig dem Einfluß der - von vornherein innerlich widerstrebenden - Marine verfallen. Als er erfuhr, daß die Engländer gegenüber der deutschen Verstärkung von dem Plane [726] sprächen, ihre Flotte durch Heranziehung der Mittelmeerflotte in der Nordsee stärker zu konzentrieren, geriet er sogar in so hochgradige Erregung, daß er einen solchen Schritt als Kriegsfall auffassen zu müssen erklärte.122

Auf der andern Seite hatte der Reichskanzler sich zwar auch zu der Auffassung gewandelt, daß durch die Desavouierung Haldanes die Grundlage der Verhandlung verschoben sei, aber er sah im englischen Kabinett eine Reihe von Männern wie Haldane, Morley und Harcourt ernstlich um die Sache bemüht123 und wollte einen vorzeitigen Abbruch um jeden Preis vermeiden. Der Kaiser aber hatte schon den Glauben verloren, er wollte nicht weiter entgegenkommen: "Meine und des deutschen Volkes Geduld ist zu Ende" (5. März). So war der Zusammenstoß zwischen dem Kaiser und dem Kanzler unvermeidlich. Da der Kaiser nicht nur die geschäftliche Abwicklung mit London ungnädig an sich zu reißen suchte, sondern zugleich halbwegs kriegerische Perspektiven durchblicken ließ, hielt es der Reichskanzler für geboten, am 6. März sein Entlassungsgesuch zu unterbreiten.

Der Kaiser verwarf das Gesuch, da er sich von Bethmann Hollweg gar nicht trennen wollte; er schien sogar unter stärkerem Ansturm von allen Seiten geneigt, den Zeitpunkt des Baus für alle drei Schiffe offen zu halten, d. h. sie zunächst fallen zu lassen. Nur ein Rücktrittsgesuch von Tirpitz führte ihn am 10. März auf die bisherige Position zurück. Der Kanzler kämpfte bis zur endgültigen Veröffentlichung der Flottenvorlage (mit der dieses eine Thema der Aussprache ausschied) um jeden Tag, da er noch immer hoffte, in dem Meinungsaustausch mit England über die Formel des political agreement zu einem Ergebnis zu gelangen. Er ließ in London wissen, daß Formel und Flottenausgaben voneinander abhängige Fragen seien, und hoffte, daß die erstere voll befriedigen werde.

Darauf teilte Grey am 14. bzw. 16. März ihm den englischen Vorschlag mit, der einschließlich einer nachträglichen Redaktion nunmehr lautete: "Da die beiden Mächte beiderseits den Wunsch hegen, Frieden und Freundschaft untereinander zu sichern, erklärt England, daß es weder einen unprovozierten Angriff auf Deutschland machen noch an einem solchen teilnehmen und keine aggressive Politik gegen Deutschland verfolgen wird. Eine Aggression gegen Deutschland ist nicht Gegenstand und bildet keinen Teil irgendeines Vertrages, irgendeiner Verständigung oder Kombination, an denen England gegenwärtig beteiligt ist, [727] und es wird auch nicht an etwas teilnehmen, was einen derartigen Zweck verfolgt." Damit war die Neutralität, die den wichtigsten Teil des Entwurfes Haldane - Bethmann gebildet hatte, beseitigt. Grey gestand offen ein, ein direktes Neutralitätsabkommen würde unbedingt die französische Empfindlichkeit reizen; er könne aber nicht soweit gehen, die Freundschaft mit Frankreich zu gefährden. In dem innerpolitischen Machtkampf in Berlin war die Entscheidung gefallen. Der Reichskanzler war einer wachsenden Gegnerschaft unterlegen.124 Der Kaiser hatte besonders empfindlich eine Wendung Greys genommen, daß er zu der deutschen Staatsleitung, solange sie in den Händen Bethmann Hollweg ruhe, volles Vertrauen habe.125

Die englische Formel vom 14. März gab den Deutschen bei weitem nicht genug, nach der Meinung der Franzosen aber viel zu viel. So lange die Verhandlungen schwebten, war die Stimmung in Paris immer nervöser geworden, man wollte weder von einer engeren noch von einer weiteren englischen Formel etwas wissen. Cambon klagte beweglich, die englische Regierung möge nicht vergessen, daß sie es mit Leuten zu tun habe, die äußerst gewandt und verschmitzt seien und die dasselbe Ziel verfolgten, das sie während der letzten acht Jahre mit größter Hartnäckigkeit angestrebt hätten, nämlich zwischen England und Frankreich einen Riß, wenn nicht einen Bruch herbeizuführen. Ebenso warnte der Botschafter Bertie, ganz im französischen Fahrwasser schwimmend, daß jede nichtaggressive Formel für die französische Öffentlichkeit eine unangenehme Überraschung bedeute, die alle Bande der Freundschaft und des Vertrauens zwischen Frankreich und England lockern und die englische Handlungsfreiheit in einer für Frankreich nachteiligen Weise beeinträchtigen werde. Wer diese Diskussion der deutsch-englischen Formel verfolgte, mochte auf den Gedanken kommen, daß die Oberinstanz der Entscheidung in Paris läge. Im Foreign Office war daher die führende Gruppe längst der Meinung, es sei besser, sobald wie möglich in der Formelfrage eine entscheidende Absage an Deutschland zu erteilen; aber das Kabinett wollte höchst ungern den Anschein des Abbruchs erwecken. Schon fürchtete Nicolson, daß die englisch-französischen Beziehungen ernstlich unter irgendeinem Abschluß mit Deutschland leiden würden, und er beschwor Grey, da Deutschland die Formel vom 14. März so gut wie verworfen habe und mehr verlange, die Formel wieder zurückzuziehen und jede Erweiterung "dieser sehr gefährlichen und lästigen Dokumente" zu unterlassen. Auch Asquith [728] war zweifelhaft geworden, ob England und Deutschland zu einer Einigung gelangen würden.126 Noch vergingen einige Wochen der Spannung, bis auf Grund einer Weisung des Reichskanzlers der deutsche Botschafter am 10. April die Entscheidung mitteilte, daß die von England angebotene Formel unzulänglich sei und die Flottennovelle im Reichstag ihren Lauf nehmen müsse. Wie atmete Nicolson auf, als er den Franzosen die frohe Botschaft mitteilen konnte! Poincaré äußerte sich sehr erleichtert, da die Deklaration ein Schlag für die französische öffentliche Meinung gewesen sein würde. Unzweifelhaft - denn sie enthüllte damals ihre absolute Deutschfeindlichkeit immer rückhaltloser.127

Die Kritik der Politik Greys war davon ausgegangen, daß sie sich allzusehr in ihren Beziehungen zu Deutschland den französischen Interessen untergeordnet hätte. Es war, als wenn man - in der Beschäftigung mit diesem zentralen Problem - es im Kreise umgangen hätte und wieder an den Ausgangspunkt zurückgelangt wäre.

In den nächsten Wochen entschied es sich, daß Graf Metternich seinen Posten verlassen würde. Er hatte die Geschäfte in London übernommen, als sich der große Umschlag gegen Deutschland vorbereitete, und sie elf Jahre lang mit Pflichttreue, Sachkunde und hohem Mute geführt, unbekümmert darum, daß seine warnende Berichterstattung ihn beim Kaiser nur mißliebiger machte. Mochten ihn Tirpitz und seine Leute als einen gefährlichen Gegner mit ihrem Haß verfolgen - der aufrechte Mann hatte, ohne viel Dank zu ernten, seinem Vaterlande große Dienste geleistet.

Zu seinem Nachfolger wurde Herr von Marschall bestimmt, Botschafter in Konstantinopel seit fast fünfzehn Jahren, und vordem Staatssekretär; nach Gewicht und Erfahrung der stärkste Mann im deutschen Außendienst. Schon bei der ersten Nachricht von dieser Besetzung geriet Poincaré in größte Aufregung: es könne nicht anders sein, als daß die Deutschen mit dieser Ernennung etwas sehr Großes bezweckten. Er scheute sich nicht - so sehr hatte sich in diesem zarten Verhältnis das Schwergewicht verschoben -, in London eine ernsthafte Beunruhigung für den Fall anzumelden, daß diese Ernennung die Absicht einer Wiederaufnahme der Ausgleichsformel bedeute; schon die Veröffentlichung, so harmlos sie auch in den Absichten der englischen Regierung sein könne, werde gewiß nicht harmlos in den Absichten Deutschlands sein, und daher in Frankreich die unheilvollsten Folgen hervorrufen. Es würde unter diesen Umständen [729] für die französische Regierung sehr schwer sein, die öffentliche Meinung aufrechtzuerhalten und der Entente cordiale ihre ganze Wirksamkeit zu sichern.

Es war eine Mahnung, den Pfad der Tugend nicht wieder zu verlassen, sondern die Front gegen Deutschland - was auch kommen möge - als oberstes Gesetz zu ehren.

Das letzte Wort über die Mission Haldanes und das Scheitern des deutsch-englischen Ausgleichs kann von dem Historiker nicht leicht gesprochen werden. Wer dazu neigt, die "Schuld" an dem negativen Ausgang auf der einen Seite zu sehen, darf nicht vergessen, daß auf beiden Seiten die Geister der Annäherung und der Abstoßung am Werke sind. Eine Formel, die der Summe des politischen Wollens auf beiden Seiten unparteiisch gerecht würde, ist vielleicht ebenso schwer zu finden, wie jene Formel, die einen kriegerischen Zusammenstoß Deutschlands und Englands verhindern sollte. Selbst der Reichskanzler, der mit so viel Glauben in die Sache hineinging, schied aus ihr mit dem zweifelvollen Empfinden, daß die Aufgabe innerlich unlöslich sei.128 Eine verwandte Empfindung mochte Churchill haben, wenn er nach dem Scheitern schrieb: "Für jedes der beiden Länder ist es schwierig, sich richtig vorzustellen, wie furchtbar es in den Augen der andern erscheint. Für Deutschland mit seiner glänzenden Armee und kriegerischen Bevölkerung, die imstande ist, ihren vaterländischen Boden gegen jeden der kommen mag, zu halten, binnen Landes gelegen, mit Straßen und Eisenbahnverbindungen auf jeder Seite, muß es sicherlich fast unmöglich sein, die Gefühle richtig zu würdigen, mit denen ein Inselstaat wie Britannien die stolze und unerbittliche Entwicklung eines Nebenbuhlers in der Seemacht von höchster Lebensfähigkeit ansieht."129

Es bleibt die Frage zurück, ob die Aufgabe des Ausgleichs wenigstens in gewissen Grenzen lösbar war und darum zu lösen versucht werden sollte. Man darf darauf hinweisen, daß die jetzt eingeleitete koloniale Besprechung tatsächlich mit Erfolg fortgesetzt werden konnte und noch kurz vor dem Weltkrieg zu einem befriedigenden Ergebnis führte - aber es steht doch die Tatsache unmittelbar daneben, daß eine solche koloniale Teilverständigung eben nicht die Bedeutung gewinnen konnte, entscheidend auf die Gesamtpolitik, auf Krieg und Frieden, zurückzuwirken. In deutschen Marinekreisen hat man schon nach kurzer Zeit betont, die Engländer hätten sich doch mit dem neuen Stadium der Flottenrivalität, wie es von der Flottennovelle geschaffen war, abgefunden und die Anbahnung besserer Beziehungen zu Deutschland nicht mehr an die Bedingung einer vorgängigen Flottenverständigung geknüpft; mit anderen Worten, daß man in England nicht trotz der deutschen Flotte, sondern wegen ihrer anfange sich zu [730] bequemen.130 Es ist das die Auffassung, mit der Tirpitz noch im historischen Rückblick "die deutsch-englische Entspannung 1912/14" ganz wesentlich auf die deutsche "Machtbildung zur See" zurückzuführen sucht. Daß diese Entspannung aber von andern vorübergehenden politischen Konstellationen abhängig war und mit ihrem Verschwinden auch ihrerseits verschwand, werden wir noch zu erörtern haben - genug, daß sie gegenüber einer ernsten Probe der großen Politik nicht stand hielt. Hier trifft das historische Urteil von Churchill das Richtige: "Mit jeder Niete, die Tirpitz in seine Kriegsschiffe trieb, einigte er britisches Denken in weitesten Kreisen des mächtigsten Volkes in jedem Teile des Imperiums. Die Hämmer, die in Kiel und Wilhelmshaven dröhnten, schweißten die Verbindung der Nationen, von denen Deutschland einen Widerstand erfuhr und schließlich überwältigt wurde." Um nur die eine nächste Wirkung zu nennen: die im Sommer 1912 eingeleitete Verlegung des englischen Mittelmeergeschwaders in die Nordsee trug dazu bei, die englische Macht politisch wie moralisch noch fester an Frankreich zu binden.

Hätte dieser ganze Gang der Entwicklung, den wir von 1904 bis 1914 als ein immanentes Gesetz der englischen Politik verfolgen können, im Frühjahr 1912 aufgehalten werden können durch drei Schiffe weniger und eine Formel, in der die Quadratur des Zirkels gelöst wurde? Es hält schwer, auf diesen Glauben eine sichere Überzeugung zu bauen. Es ist ja nicht zu leugnen, daß das deutsch-englische Verhältnis trotz der weiterwachsenden Flottenrivalität im Laufe des Jahres 1913, statt sich zu verschärfen, sich ersichtlich besserte. Das lag aber an den Balkankriegen und der politischen Haltung, die die beiden Mächte um ihres Interesses willen in dieser Krisis einnahmen. Als diese Krisis in Serajewo zur Explosion kam und die unerbittlichen Machtgegensätze Europas zum letzten Durchbruch brachte, da setzte sich auch der englisch-deutsche Gegensatz, der sich als allen andern Gegensätzen übergeordnet erwies, mit der Wucht einer Naturnotwendigkeit durch. Insofern würde also Tirpitz recht behalten haben? - und doch kommt man nicht um die Erwägung herum, daß in diesem großen weltgeschichtlichen Zusammenhange, der sich im Weltkrieg entlud, ein entschlossener deutscher Vorstoß auf dem Wege der Verständigung die weitausschauendere Politik gewesen wäre. Man muß es den Engländern überlassen, wenn sie ihr eigenes Verhalten in den Zusammenhängen der Jahrhunderte betrachten, zu einem ähnlichen nachdenklichen Urteil über ihre Politik zu gelangen.


81 [1/710]Arthur Salz, Der moderne Imperialismus (1932). ...zurück...

82 [1/712]Bericht Graf Szécsen. 6. Januar 1912. Österr.-Ung. Außenpol. 3, 755. ...zurück...

83 [2/712]So Schoen an Bethmann Hollweg 22. März 1912. Gr. Pol. 31, 396. ...zurück...

84 [1/713]Poincaré, Mémoires. Maréchal Joffre, Revue des deux mondes 15. August 1932. A. v. Wegerer, "Der Einmarsch in Belgien," Berliner Monatshefte, September 1932. ...zurück...

85 [2/713]Das scheint mir eine größere Rolle zu spielen, als das von Tirpitz vermutete Motiv: die Deutschen von der Flottenpolitik abzulenken und zu den vernachlässigten Aufgaben des Landheeres zurückzuführen. ...zurück...

86 [3/713]Bericht des Majors v. Winterfeld 19. Februar 1912. Gr. Pol. 31, 389 ff. ...zurück...

87 [4/713]Schoen an Bethmann Hollweg 22. März. 1912, s. o. ...zurück...

88 [5/713]Saturday Review 23. März 1912. ...zurück...

89 [1/714]Vgl. die demnächst erscheinende Arbeit meines Schülers Paul Kluke, Heeresaufbau und Heerespolitik Englands vom Burenkriege bis zum Weltkriege (1932). ...zurück...

90 [2/714]Vgl. oben S. 590 ff. ...zurück...

91 [3/714]So ironisiert Harald Nicolson die herkömmliche amtliche Auffassung. ...zurück...

92 [1/715]Charteris, Lord Haig. ...zurück...

93 [2/715]Caldwell, Field-Marshall Sir Henry Wilson, 2. vol. (New York 1927). ...zurück...

94 [3/715]Brit. Dok. 6, Nr. 475. Dazu Asquith. H. Lutz. Grey hielt ein Verbot für unmöglich, wenn auch diese Besprechungen und die ministeriellen Reden eine Erwartung der Hilfe erweckt hätten - das lasse sich nicht ändern. ...zurück...

95 [1/716]Gespräche mit Churchill (28. August), Grey (31. August), Lloyd George (11. September). Am 9. September machte Wilson dem französischen Militärattaché anscheinend auf eigene Faust Mitteilungen, die Cambon dem Ministerrat vorlegte. ...zurück...

96 [2/716]Vgl. oben S. 654, 712 f. Sir Arthur Nicolson erfuhr bald darauf von einem französischen Diplomaten, daß der englische Generalstab "den Einmarsch in Belgien in gewissen Fällen als notwendig erachte." 4. April 1912. D. D. Fr. Sér. 3 T. II No. 300. ...zurück...

97 [1/717]Spender, Life, Journalism 1, 195 f. ...zurück...

98 [2/717]Über ihn und sein Buch Morocco in Diplomacy (Februar 1912): H. Lutz, E. D. Morel (1925). ...zurück...

99 [1/718]Benckendorff an Sasonow 15./28. Januar 12: "Die Opposition in England wächst. Die persische Frage fällt am meisten in die Augen; sie ist aber nicht die einzige. In Wirklichkeit handelt es sich um die Beziehungen zu Deutschland; man findet sie zu gespannt, und man macht Grey dafür verantwortlich." Desgl. 2. Februar 1912 Siebert 2, 286, 289 ff. ...zurück...

100 [2/718]G. P. Gooch, Life of Lord Courtney (1920), S. 570. ...zurück...

101 [3/718]Metternich an Bethmann Hollweg 20. Dezember 1911. Randbemerkung Wilhelms II.: "Das ist nicht die Art, in der der Deutsche Kaiser und sein Deutsches Volk erwarten kann und erwarten muß, von England approchiert zu werden." Gr. Pol. 31, 81 - 86. ...zurück...

102 [1/719]Faksimile des Artikels der Westminster Gazette bei Huldermann, Albert Ballin S. 240. ...zurück...

103 [2/719]Wilson und Nicolson stimmten darin überein. ...zurück...

104 [3/719]Der Kaiser war "sehr entzückt". Wie sehr er noch am Tage zuvor über England erbittert war, zeigt der Bericht Szögyénys vom 19. Januar. Österr.-Ung. Außenpol. 3, 778. ...zurück...

105 [4/719]Cassel an Ballin 9. Januar. (Huldermann a. a. O. 246 f.). Ballin an Cassel 20. Januar. Cassel an Churchill 20. Januar. Brit. Dok. 6, 2,1104. Winston Churchill, Weltkrisis 1911 - 1914, 78 ff. Während Cassel in Berlin war, weilte Kiderlen in Stuttgart auf Urlaub. Er war wütend, daß man mit Cassel verhandelte, ohne ihn benachrichtigt zu haben; er legte beim Kanzler Verwahrung ein, erbat sich auch eine politische Konferenz beim Kaiser, konnte aber nicht ändern, daß er auch im weiteren Verlaufe ausgeschaltet blieb. Jäckh a. a. O. 2, 155 (wo statt "Haldane" "Cassel" zu lesen ist). ...zurück...

106 [5/719]Die geschäftlichen Grundlagen der Mission Haldane: 1. Englisches Memorandum, Ende Januar (Churchill a. a. O. 79 f.). 2. Cassel an Ballin 2. Februar 1912. 3. Bethmann Hollweg an Cassel 4. Februar 1912; dazu Erläuterungen Ballins (Huldermann S. 248 f., 250 f., 252). ...zurück...

107 [1/720]Den Russen ließ man, nicht ohne Anspielung, sagen, daß die Mission "weniger formell" sei als die Potsdamer Zusammenkunft von 1910. ...zurück...

108 [1/721]Wilhelm II. an Admiral von Müller 9. Februar 12. Tirpitz, Aufbau S. 285 f. ...zurück...

109 [2/721]So in der Denkschrift für den Kaiser vom 26. Februar 12. Tirpitz, Aufbau S. 299 f. ...zurück...

110 [1/722]Jäckh a. a. O. 2, 155. ...zurück...

111 [2/722]Kaiser Wilhelm II.: "Auf ausdrückliche Bitte und im Einverständnis mit dem Kanzler". ...zurück...

112 [1/723]So seine spätere Formulierung am 29. Februar 12 zu Metternich. Gr. Pol. 31, 147. ...zurück...

113 [2/723]Metternich 11. März 12. "Selbst der ausgezeichnete Haldane scheint in der Freude der Feststimmung weitergegangen zu sein, als seine Kollegen es ihm gestattet hatten." ...zurück...

114 [3/723]So wenigstens der Kaiser in einem Entwurf seines Schreibens an König Georg V. am 18. März 12. Tirpitz a. a O. 332 f. ...zurück...

115 [4/723]Haldane an Lady Courtney 12. Februar 12. Gooch, Lord Courtney S. 573 f. ...zurück...

116 [1/724]Grey an Bertie 13. Februar 12: "Bethmann Hollweg sei höchst freundlich und durchaus aufrichtig, der offene Meinungsaustausch habe die Atmosphäre dadurch aufgeklärt, daß er das Mißtrauen zwischen der deutschen Regierung und uns etwas beseitigt habe." Brit. Dok. 6, 1145 ff. Es ist bemerkenswert, wie Cambon in seiner Antwort an Grey die Sprache sofort auf "die Vorherrschaft in Europa" brachte, die Deutschland wünsche. ...zurück...

117 [2/724]Aufzeichnung Nicolsons Brit. Dok. 6, 1149 f. In Paris gehörte der Botschafter Bertie zu den Gegnern der Mission Haldane; er nannte sie am 11. Februar einen törichten Schritt, der vermutlich die Grey-muß-gehen Radikalen zufriedenstellen soll. ...zurück...

118 [3/724]Nach einer Mitteilung Iswolskis an Sasonow vom 5. Dezember 12, der die Mitteilung von Poincaré und Paléologue hatte. Un Livre Noir 1, 362. Fr. Stieve a. a. O. 2, 377. ...zurück...

119 [1/725]Metternich an Bethmann Hollweg 22. Februar 12. Gr. Pol. 31, 128 ff., 131. Die Admiralität war von vornherein Gegner der Verhandlung (Lord Fisher a. a. O. 1, 200: "the very worst possible thing was Haldane's visit"). ...zurück...

120 [2/725]Tirpitz a. a. O. S. 290 ff. ...zurück...

121 [3/725]Kaiser Wilhelm II. an Kiderlen-Wächter. Kiderlen-Wächter an Kaiser Wilhelm II, 24. Februar 12. Jäckh 2, 155 ff., 157 f. ...zurück...

122 [1/726]Randbemerkung zum 1. März. Erlaß an Bethmann Hollweg 5. März, an Metternich 5. März. ...zurück...

123 [2/726]Dazu gehörte auch die Bemerkung Haldanes zu Metternich am 29. Februar: "Über die politische Formel würde sich auch eine Vereinbarung finden lassen. Allerdings wolle man hier die französische Freundschaft erhalten, und es liege nicht im englischen Interesse, if we did eat up France. Ebensowenig liege es aber im englischen Interesse, eine aggressive Politik Frankreichs zu unterstützen. Die englische Regierung beabsichtige vielmehr, zugleich mit einer Verständigung mit Deutschland, die Franzosen klar und unzweideutig wissen zu lassen, daß sie bei einer Revanchepolitik, die auf Wiedererlangung von Elsaß-Lothringen gerichtet sei, auf englische Unterstützung nicht zu rechnen hätten." Gr. Pol. 31, 147 f. ...zurück...

124 [1/727]Aufzeichnung des Kabinettchefs Admiral v. Müller vom 18. März: "Der gestern erst eingegangene englische Vorschlag ist völlig unannehmbar. Verklausulierte Neutralität unter Bedingung der Aufgabe der Novelle." Der Zweck der ganzen Aktion - Vernichtung der Novelle - ist damit auf das klarste zum Ausdruck gekommen. Tirpitz a. a. O. S. 328. ...zurück...

125 [2/727]Metternich an Ausw. Amt, 17. März 12; Gr. Pol. 31, 181 ff., 183 ff. Was die Schlußbemerkung des Kaisers zu dem Bericht des Reichskanzlers vom 18. März (ebenda S. 187 f.) betrifft, so sei nur bemerkt, daß dem Einfall, nunmehr Bündnis mit England und Frankreich vorzuschlagen, keine amtliche Folge gegeben wurde. ...zurück...

126 [1/728]Nicolson an Goschen 1. April. Bertie an Grey 3. April. Aufzeichnung Nicolsons 4. April. Grey an Bertie 9. April 12. Brit. Dok. 6, 1215, 1225 f., 1232. Poincaré, Au Service de La France 1, 170 ff. (1926). ...zurück...

127 [2/728]Schoen an Bethmann Hollweg 17. April 1912. "Eine entschiedene Feindseligkeit gegen alles Deutsche ist hier gegenwärtig geradezu zur Mode geworden, und die gesamte Presse glaubt, derselben Rechnung tragen zu müssen." Gr. Pol. 31, 401 f. ...zurück...

128 [1/729]An Ballin 19. März 12. Huldermann a. a. O. S. 266. ...zurück...

129 [2/729]Churchill an Cassel 14. April. Tirpitz a. a. O. 335. ...zurück...

130 [1/730]Bericht des Marineattachés Widenmann 17. April 1912. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte