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Bd. 10: Das Deutsche Reich
und die Vorgeschichte des Weltkrieges, Zweiter Teil


Hermann Oncken, ord. Professor an der Universität Berlin

Kapitel 1: Das Deutsche Reich
unter Kaiser Wilhelm II. (1890 - 1909)
  (Forts.)

4. Die deutschen Gegenstöße gegen die englisch-französische Verbindung
(1904 - 1907).
  (Forts.)

In allen diesen Monaten standen die deutsch-französischen Verhandlungen über die Voraussetzungen, unter denen man in die internationale Auseinandersetzung eintreten wollte, im Vordergrunde der diplomatischen Geschäftigkeit und der Erregungen der öffentlichen Meinung, die auf dem innersten Boden dieser Gespräche die Frage Krieg oder Frieden witterte. Trotzdem haben wir uns entschlossen, alle diese Dinge nur knapp zu berühren, weil sie nur Vordergründe sind und nicht eigentlich in den Kern der Entscheidungen führen. Das deutsch-französische Abkommen vom 8. Juli, in dem Frankreich grundsätzlich die Entscheidung durch eine internationale Konferenz zugestanden hatte, hatte sich nur als eine provisorische Lösung erwiesen. Die deutsche Vertretung in Fez benutzte die Gelegenheit, neue Konzessionen zu gewinnen, und die Franzosen sahen darin einen willkommenen Anlaß, dagegen zu protestieren. Zu Anfang September begannen neue Verhandlungen in Paris, die am 28. September zu einem neuen deutsch-französischen Abkommen führten92 - niemand drängte so ungeduldig auf ihren Abschluß als der Kaiser, der dieses ekle Gezanke gründlich satt zu haben erklärte. Man hat die deutsche Politik während dieser ganzen Monate sehr als undurchsichtig getadelt. Ich lasse es dahingestellt, ob diese Vorwürfe das Verfahren im einzelnen treffen, obgleich man auch darin der zähen Verhandlungstaktik der Franzosen nicht immer gewachsen war. Aber der eigentliche Vorwurf wird sich auf einen anderen Gegenstand richten. Man hat den Eindruck, als ob die große Konzeption der deutschen Politik in dieser gefährlichen Kraftprobe, die mit solchem Alarm eingeleitet worden war, der wahren Einheitlichkeit entbehrte. Die Idee des Kaisers, die auf den Kontinentalbund unter Einschluß Frankreichs abzielte (und infolgedessen die Marokkosache sehr leicht nahm), und die Fortführung [585] einer Marokkopolitik auf die Gefahr eines Bruches mit Frankreich hin: das waren zwei Dinge, die nicht in einem beherrschenden Kopfe zu einem großen Plan verschmolzen waren, vielleicht gar nicht hätten verschmolzen werden können. Man vermißt in dem Reichskanzler, der die Verantwortung trug, die Überlegenheit des Führers, die nur aus innerer Klarheit und Entschlossenheit entspringt. Und über dieser Uneinheitlichkeit, die man mehr ahnt, als aus den Akten belegen kann, verschob sich allmählich das Bild der Welt, verflüchtigte sich die Gunst der Stunde. Der Friede zu Portsmouth im September 1905 war zugleich der erste Schritt, den Russen wieder freie Hand zu geben, und wenn sie selber, von dem großen revolutionären Sturm heimgesucht, auch noch kaum Gebrauch davon machen konnten, so war doch für alle anderen Mächte die Rücksicht auf die Unberechenbarkeiten des Krieges fortan hinweggenommen. Unmerkbar war Deutschland in diesen Monaten aus der Hinterhand im Weltspiel herausgekommen, und gerade die Erfahrungen, die man in Berlin mit dem Zarenworte von Juli bis November 1905 gemacht hatte, waren ein Anzeichen dafür, daß die Stellung der Gestirne sich verändert hatte. Die Deutschen standen am Ausgang des Jahres 1905 nicht mehr da, wo sie im Februar gestanden hatten.

Seit dem Sturze Delcassés und der Zusammenkunft von Björkoe hatte König Eduard, von tiefer Erbitterung verzehrt, den Rivalitätskampf mit seinem Neffen auch persönlich aufgenommen, leidenschaftlich von dem Bedürfnis geführt, sich in dieser schicksalsvollen Wende der Zeiten zur Geltung zu bringen. Für die mißtrauische Gereiztheit, die sich zwischen England und Deutschland entwickelt hatte, ist es bezeichnend, daß ein deutsch-portugiesischer Entschädigungsstreit, bei dem es sich um eine deutsche Sanatoriumskonzession in Madeira handelte, den Engländern zum Anlaß wurde, wegen des falschen Verdachtes, daß hinter dem Sanatorium der Erwerb einer Kohlenstation verborgen liege, im Herbst/Winter 1905 mehrere Male die Bereitschaft ihrer Flotte anzuordnen.93 Es konnte kein treffenderes Symbol für die Lage geben!

Als die Konferenz von Algeciras, solange schon das Endziel der deutschen Politik, endlich im Januar 1906 zusammentrat, hingen die Entscheidungen, die hier gefällt werden sollten, an der Gestaltung zweier Tatbestände: einmal und in erster Linie an der Festigkeit und Klarheit des politischen Willens, der sich auf der deutschen und auf der englisch-französischen Seite verkörperte, darüber hinaus an dem Chor der anderen Mächte und der Parteinahme, die in der damaligen Weltlage ihnen angezeigt schien. Wenn man nach unserer heutigen Kenntnis der gesamten Aktenbestände diese Lage der Dinge ausdeutet und erfaßt, wird man über den Verlauf und Ausgang der Konferenz nicht überrascht sein.

[586] Die deutschen Staatsmänner waren wohl im Besitze eines eindeutigen Planes dessen, was sie in Marokko wollten, und mehr noch dessen, was sie in Marokko verhindern wollten. Nicht aber waren sie einig über die Linie, bis zu der sie sich für die Durchführung dieses Planes einsetzen wollten. Sobald die letzte Frage auftauchte, ob man gesonnen sei, die eingenommene Stellung bis zum bitteren Ende zu behaupten, war man in dem Kreise der Männer, welche die deutsche Außenpolitik bestimmten, nichts weniger als einmütig.

Kaiser Wilhelm II. trat in das neue Jahr, das die Konferenz brachte, mit einer schweren Enttäuschung hinüber, welche tiefer als alle früheren Erlebnisse sein einst so lautes Selbstgefühl unterhöhlte; er gab sich keinen Trugbildern über jene Machtverschiebung auf der europäischen Bühne hin, die abzuwenden ihm nicht geglückt war: "die Koalition ist de facto da". In dieser ihn bedrückenden Überzeugung war er von vornherein entschlossen, die Konferenz zu einer schleunigen und friedlichen Abwicklung der Streitfrage zu gestalten und sie auf keinen Fall zu einer Machtprobe auf ungünstigem diplomatischen Terrain sich auswachsen zu lassen. Einen Krieg wollte er unter allen Umständen vermeiden. Er hatte seit seiner Thronbesteigung niemals den Krieg mit Frankreich gewollt; halb wider Willen war er in das Abenteuer von Tanger und in die ihm niemals sympathische marokkanische Frage verwickelt worden; jeden Streit mit Frankreich hatte er als eine unliebsame Störung seiner Kontinentalbundpläne empfunden. Demgemäß liefen seine Anweisungen nach Madrid und an das Auswärtige Amt auf den Grundsatz hinaus: die Konferenz von Algeciras muß der Grundstein eines französisch-deutschen Einvernehmens werden.94 Ob für ein solches Ziel auf der französischen Seite ein Bedürfnis bestand, bleibe dahingestellt: dem Kaiser schien das alles im Bereiche des Möglichen zu liegen.

Wie wenig er in dem bisherigen Verlauf der Krisis von kriegerischen Stimmungen berührt war, haben wir gesehen. Wie tief aber in der Stunde von Algeciras sein Abscheu gegen den Krieg ging, ließ er in vertraulicher Eröffnung nur den Reichskanzler wissen, von dem er wohl fühlte, daß er auch anderer Einwirkung ausgesetzt sei. Gewiß, wenn Wilhelm II. als oberster Kriegsherr wie am Neujahrstage 1906 bei der Paroleausgabe im Zeughaus zu den Offizieren sprach,95 dann pries er, mit einem ernsten Unterton, laut sein Heer, das unüberwindliche Werkzeug: so kannte ihn die Welt. Aber am Abend vorher hatte er Bülow einen vertraulichen Brief geschrieben, dessen Aufgeregtheit eine unbedingte Ablehnung des Krieges verriet.96 Er wolle keinen Krieg, bevor er nicht ein festes Bündnis mit dem Sultan und allen Mächten des Islam geschlossen [587] habe; allein könne Deutschland überhaupt nicht, wenigstens nicht zur See, gegen England und Frankreich Krieg führen; diesen mache die ungenügende Bewaffnung der Artillerie für das nächste Jahr ebenso unmöglich wie die sozialistische Gefahr im Innern. Also legte er dem Reichskanzler ans Herz - und das war so gut wie ein eindeutiger Befehl, - die auswärtige Politik so zu führen, daß ihm so weit als irgendmöglich und "jedenfalls für jetzt" die Entscheidung zum Krieg erspart bliebe.97

Wenn die deutsche Politik bei den Verhandlungen in Algeciras unter ungünstigen diplomatischen Gestirnen der französischen Alleinherrschaft in Marokko ein Höchstmaß von Sonderrechten entreißen wollte, dann mußte sie den Eindruck eherner Geschlossenheit, der Bereitschaft auch zum Äußersten erwecken. Daß bei dem Kaiser ein so ausgesprochenes Gegenteil eines Kriegswillens lebte, gereicht ihm nicht zur Unehre. So wie die Dinge lagen, waren die Einzelheiten der Polizei- und Bankfragen in Marokko, über die in Algeciras gestritten wurde, kein hinreichender Anlaß zu einem deutschen Volkskrieg und wären als solcher auch von Bismarck wohl verworfen worden. Aber es war kein gutes Vorzeichen, daß die deutsche Seite einen fast gebrochenen Willen in der Verhandlung mit äußerlich unbeugsamer Haltung zu verdecken suchte, - während auf englisch-französischer Seite, wie wir sehen werden, eine kriegsbereite Entschlossenheit vorhanden war.

Wenn es im Laufe der Zeit auch nach außen durchsickerte, daß der Kaiser den Krieg um keinen Preis wolle, so konnte der Gang der Verhandlungen dadurch nur ungünstig für uns beeinflußt werden. Wohl konnte Herr von Holstein noch am 1. März dem englischen Botschafter einen Bericht zeigen, auf dessen Rand der Kaiser geschrieben hatte, daß er entschlossen sei, in der Polizeifrage fest zu bleiben - "darin stehe ich fest" -, als aber die Abstimmung am 3. März Deutschland in eine erdrückende Minderheit versetzte, hielt diese Festigkeit nicht lange an. Wilhelm II. war viel zu temperamentvoll, als daß er aus dem friedlichen Innern seines Herzens eine Mördergrube hätte machen können (wie dem französischen Botschaftsrat Lecomte gegenüber in Liebenberg); auch wenn man selbst sich das friedliche Endziel des Kaisers aneignet, ist doch nicht zu leugnen, daß die Art, wie er seinen Friedenswillen durchscheinen ließ, die Einheitlichkeit des deutschen Auftretens in Algeciras geschädigt hat.

Der Kaiser wußte sehr genau, daß die Quelle des scharfen Widerstandes im Auswärtigen Amte bei Holstein lag. Noch ein Jahr später hat er es in den Akten vermerkt: "Herr von Holstein hat meine ganz bestimmten Befehle und Verabredungen mit dem Kanzler, in seiner geschickten Art, dergestalt verdreht, daß schließlich das Gegenteil herauskam. Er hat immer wieder das Gift gegen [588] Frankreich aufgerührt und eingespritzt, und den Kanzler so bedrängt, daß letzterer wiederholt mir in seinem Garten zu meinem Erstaunen dieselbe Frage vorlegte, ob ich den Krieg mit Frankreich wolle oder wünsche."98 Statt dessen schärfte der Kaiser, zumal noch in der letzten Krisis um Anfang April, dem Kanzler die Pflicht ein, Konzessionen zu machen99 und es nicht zum Kriege kommen zu lassen, für den zur Zeit aus militärisch-technischen Gründen die Chancen so ungünstig wie möglich lägen. Er wolle und könne es auf einen solchen Krieg nicht ankommen lassen, der Kanzler möge ihn nicht im Stiche lassen, sondern "ohne Blamage" vor dem Kriege bewahren.100

Wenn man von der Bismarckschen Tradition der Ablehnung jedes Präventivkrieges herkommt, wird man den Kaiser dafür rühmen, daß er sich nicht von diesem Gedanken verführen ließ. Erwägt man aber, daß die eigentlichen Marokkofragen nur im Vordergrund der Machtprobe standen und daß dahinter die Gefahr, das Problem der Einkreisung mit allen ihren Rückwirkungen heraufzog, so wird man den Präventivkriegsgedanken, auch wenn man den Kampfplatz für unglücklich gewählt ansieht, nicht unter allen Umständen verurteilen dürfen. Man ist noch kein machiavellistischer Anbeter der reinen Macht, wenn man, von dem Standpunkte der Nachkriegszeit aus und der seitdem gesammelten Erfahrungen, die Frage, so wie sie damals gestellt war, einer Nachprüfung unterziehen möchte. Der Generalstabschef Graf Schlieffen, in dessen militärischem Denken die Forderung des Präventivkriegs schon Raum gefunden haben würde, war am 1. Januar 1906 zurückgetreten, und derjenige Staatsmann, der im weiten politischen Zusammenhang für eine solche Idee Verständnis hatte, Holstein, sah im Laufe der Algeciraskonferenz seinen Einfluß auf den Kanzler, der seine Politik mit der Zeit den Wünschen des Kaisers anpaßte, unaufhaltsam dahinschwinden.

Diesem Bilde steht, im Augenblicke der Eröffnung der Konferenz, eine Befestigung der politischen Gemeinschaft zwischen England und Frankreich gegenüber. Denn der englische Kabinettswechsel, der aus den Wahlen vom Dezember 1905 hervorging und bis zum Weltkriege die Liberalen ans Regiment brachte, führte zu einer Verstärkung des englisch-französischen Kurses - und ist der beste Beweis dafür, wie sehr die seit Anfang 1902 eingeschlagene Richtung der englischen Außenpolitik eine Sache der Nation war. Obgleich die Liberalen einen starken pazifistischen Flügel unter Führung des Premierministers Campbell- [589] Bannerman umfaßten, bemächtigte sich die Gruppe der liberalen Imperialisten mit wohlüberlegter Ämterverteilung sofort der Außenpolitik. Sie übernahm die in den letzten vier Jahren in den Händen der Unionisten angewachsene außenpolitische Erbschaft als ein Ganzes und ging dazu über, in einer Lage, in welcher es ein Zurück überhaupt nicht mehr gab, die Verpflichtungen ihrer Vorgänger sogar zu vertiefen.

Der neue Außenminister Sir Edward Grey war kein Staatslenker von weitem Blick und großem Stil. Er besaß nur eine geringe außenpolitische Erfahrung; er hatte wenig von der Welt gesehen und ebensowenig gelesen; er sprach nicht französisch und entbehrte einer eigentlichen Geistigkeit; seine Kritiker mochten ihm vorhalten, daß er das Rote Meer mit dem Persischen Meerbusen verwechselte oder die Rheinmündungen nach Deutschland verlege. Aber er besaß Erscheinung und Haltung, alle Vorzüge eines typischen englischen Gentleman, war ein glänzender Redner, und beherrschte in der diplomatischen Kunst die Vorsicht des unverbindlichen Wortes, als wenn er sie schon ein Menschenalter geübt hätte. Wenn er vom Auslande überhaupt eine ganz ungenügende Vorstellung hatte, so entbehrte er - und das ist von seinem vertrauten Freunde Haldane bezeugt! - nicht nur jeder Kenntnis deutschen geistigen Lebens, sondern er hegte ernste Zweifel, ob die Deutschen wirklich gute Menschen seien. Bei dieser Grundlage war er bedingungslos dem Kreise deutschfeindlicher Politiker ausgeliefert, den er im Foreign Office vorfand, und wenn irgend etwas dazu beitrug, aus seinen Vorurteilen ein festes System zu machen, so war es der Augenblick, in dem er in die Politik zurückkehrte. Sein politisches Denken ruhte auf wenigen, aber unerschütterlichen Voraussetzungen; es hatte seine Prägung bereits erfahren, als er das Ministerium übernahm, und hat den Stempel, den es beim Eintritt in die Lage von Algeciras trug, nie wieder verloren. So sah er sich veranlaßt, schon bevor er Minister wurde, den deutschen Botschafter in Kenntnis zu setzen, daß im Fall eines deutschen Angriffs auf Frankreich (in Verfolg des Marokkoabkommens) die öffentliche Meinung Englands sich so stark geltend machen würde, daß keine Regierung neutral bleiben könne. Noch während der Wahlen erläuterte er sich das politische Problem, das in seine Hände gelegt werden sollte: "Wenn es Frankreich gelingt, seine Sonderstellung in Marokko mit unserer Hilfe zu erlangen, so wird das einen großen Erfolg für die englisch-französische Entente bedeuten; wenn es ihm mißlingt, wird das Prestige der Entente leiden und ihre Lebenskraft sich verringern. Unser Hauptziel muß es daher sein, Frankreich auf der Konferenz seine Sache durchsetzen zu helfen."101 Dieser Rechnung gemäß war auf der Linie deutsch-französischer Beziehungen für ihn das Urteil endgültig gesprochen. Grey hat, mit ganz geringen Ausnahmen, das Recht immer auf der einen und das Unrecht immer auf der anderen Seite gesehen.

[590] Wenn Grey sich über seine Haltung völlig klar war, so unterschied er doch scharf die Frage, wie weit er sich für sein Handeln den Franzosen verpflichten solle. Er war viel zu sehr in englischen Traditionen aufgewachsen, als daß er nicht Wert darauf gelegt hätte (und mit Rücksicht auf den friedensfreundlichen Teil des Kabinetts mußte er sehr viel Wert darauf legen!), grundsätzlich die freie Hand der Außenpolitik bis zur letzten Entscheidung zu behalten. So hielt er bei der ersten Anfrage Cambons nach dem Maß der englischen Hilfebindung am 10. Januar zurück. So sehr, daß der englische Botschafter in Paris besorgt warnte: wenn seine Antwort Frankreich nichts weiter als eine Fortdauer der diplomatischen Unterstützung oder die Neutralität im Falle eines von Deutschland provozierten Krieges zusichere, so bestehe die Gefahr eines vollständigen Umschwunges in der Regierung und in der öffentlichen Meinung Frankreichs: man würde dann das Wagnis eines Krieges ohne Verbündete zu vermeiden suchen und Deutschland große Zugeständnisse außerhalb Marokkos, vielleicht zum Nachteil der englischen Interessen, machen.102 Schon waren die ersten Vorboten einer immer wiederkehrenden Aufstellung zu erkennen: daß Frankreich es war, das allmählich in die Hinterhand des Spieles rückte und von hier aus einen Druck auf die englischen Zusagen auszuüben suchte. Und schon begann auf der anderen Seite ein Spiel, in dem Grey zwar die förmliche Zusicherung der Hilfe sich vorbehielt, aber durch eine Reihe schlüssiger Handlungen den Franzosen den Glauben beizubringen wußte, daß sie mit einer moralischen Unterstützung wie mit einer sicheren Tatsache rechnen dürften.

Bereits in der ersten Besprechung war er an einer Stelle einen bedeutungsvollen Schritt weitergegangen, indem er dem französischen Botschafter gegenüber sich damit einverstanden erklärte, daß englische und französische Heeres- und Marinesachverständige in einen fortlaufenden Meinungsaustausch träten. Nach englischer politischer Denkweise ging er davon aus, daß diese militärischen Untergebenen nur in gehöriger Weise, d. h. mit Wissen ihres Vorgesetzten und lediglich bis auf weiteres unverbindlich zu verhandeln ermächtigt seien. Er verkannte dabei, daß dieses System der Vertraulichkeiten allmählich sein eigenes Lebensgesetz und seinen eigenen Willen entwickeln würde, bis es zwangsläufig zu einem Werkzeug der Ehre und Kriegsbereitschaft geworden war, dem keine Politik sich versagen konnte. Besonders der neue Kriegsminister, Mr. Haldane, der in der Regierung die wirksamste Verbindung von Einsicht und Tatkraft verkörperte, schuf durch die [591] Zusammenarbeit der englischen und französischen Generalstabsoffiziere eine Gemeinschaft des Vertrauens, der Ziele, der Hoffnungen, wie sie enger - und verpflichtender - kaum zu denken war. Der Neuaufbau des englischen Heeres, das eigentliche Werk Haldanes in den nächsten Jahren, war von vornherein in den Dienst einer ganz bestimmten, auch den Kriegsfall eindeutig umschließenden Aufgabe gestellt. Schon Anfang 1906 sprach Haldane zu Vertrauten aus, seine Armeereform sei "in der bestimmten Annahme, daß wir in einem Kontinentalkrieg intervenieren müssen" festgelegt und darauf gerichtet, die englische Intervention so wirksam wie möglich zu machen. Armeereform und Feldzugsplan an der Seite der Franzosen waren von vornherein zwei Dinge, die auf das engste ineinandergriffen; und die militärischen Mitarbeiter Haldanes erwuchsen in den französischen Manövern zu vertrauten Eingeweihten in die Geheimnisse der großen Offensive.

Das erste war eine unverbindliche englisch-französische Übereinkunft103 über die Landung eines englischen Expeditionsheeres in den Häfen Calais, Boulogne und Cherbourg sowie die Festlegung von Aufmarsch- und Nachschublinien an den linken französischen Flügel. Diese Vereinbarung war eine Vorarbeit für eine zweite militärische Fühlungnahme: mit dem neutralen Staate Belgien. An demselben 15. Januar 1906, an dem in London die amtliche Ermächtigung zur Verhandlung mit dem französischen Generalstabe erteilt wurde, beschloß man auch in eine geheime Aussprache mit dem belgischen Generalstab einzutreten. Diese Verhandlung, am 18. Januar zwischen dem belgischen Generalstabschef Ducarne und dem englischen Militärattaché Barnardiston eröffnet, führte alsbald zu einem Austausch der Operationspläne und zur Vereinbarung eines gemeinschaftlichen Aufmarschplanes mit verschiedenen Möglichkeiten: der leitende Gedanke war, das in den französischen Häfen gelandete Expeditionsheer in Belgien zur Unterstützung Frankreichs einzusetzen. So kam es in den nächsten Wochen zu einem dreiseitigen englisch-französisch-belgischen Militärabkommen, bis in die Einzelheiten ausgearbeitet und den Regierungen nicht unbekannt. Die Engländer stellten darin das verbindende Mittelglied dar, denn die Basis ihrer Aktion ruhte auf der Vereinbarung mit den Franzosen, ihr selbständiger Operationsplan auf der Vereinbarung mit den Belgiern. Daß Belgien auf diese Weise seine ihm vertraglich auferlegte Neutralität verletzte, stand außer Frage: nicht nur dadurch, daß es militärische Geheimnisse an einen Garanten der [592] Neutralität ohne Wissen und zum Schaden der anderen pflichtwidrig preisgab,104 sondern vor allem dadurch, daß es seine Kräfte in den militärischen Operationsplan zweier Großmächte gegen eine dritte einbeziehen ließ. Das alles geschah auch nicht, um eine bedrohte Neutralität zu decken, - denn der große Plan Schlieffens, der den Aufmarsch des rechten Flügels gegenüber der belgischen Grenze vorsah, wollte gar nicht die belgische Neutralität als erster verletzen, sondern den Bruch der anderen Seite überlassen. Schon die ersten militärischen Maßnahmen der englischen Regierung entrollen somit unabsehbare Perspektiven. Aber geben wir zu: sie waren gedacht als für die politische Leitung nicht verbindlich, sondern einer freien letzten Entscheidung der Politik unterworfen.

Greys Aufgabe aber war, Dinge, die eine Bindung aus sich selber heraus entwickelten, als unverbindlich darzustellen und, wenn sie zu verbergen waren, möglichst wenig von ihnen zu wissen105 - die Franzosen aber zu überzeugen, daß dieser Weg mehr in ihrem Interesse liege als formulierte Verpflichtungen. So gelang es ihm, die erneute Anfrage Cambons am 31. Januar zu beruhigen. Obgleich der Franzose dringend um irgendeine verbindliche Form der Hilfezusicherung, wenn auch nur gesprächsweise gegeben, gebeten hatte, ließ er sich von dem Minister überzeugen, daß es besser sei, das Kabinett, ohne welches eine solche förmliche Zusicherung gar nicht möglich sei, bei der Art seiner Zusammensetzung überhaupt nicht mit dieser delikaten Frage zu befassen und die ganze Sache nicht den Wechselfällen ändernder Diskussion auszusetzen. Grey fragte statt dessen vielsagend zurück: ob die Macht der Umstände, die England und Frankreich zusammenbrächten, nicht stärker wäre als jede mündliche Zusicherung, die gegeben werden könnte? Damit gab er das Schlagwort, mit dem er zwar den französischen Partner an das Inselreich band, auf die Dauer aber auch die englische freie Hand an die französische Politik und die von dieser gelenkte "Macht der Umstände" auslieferte.

So begann die englische Politik der freien Hand der Entschließungen, in deren Kern die Politik einer entschlossenen Bindung saß - es ist die Politik, die Grey vom Januar 1906 bis zum August 1914 hoch erhoben vor allem Volke getragen hat. Auf welches Endziel sein politischer Wille von vornherein gerichtet war, mögen einige Sätze erweisen, die er schon auf der Höhe der Spannung von Algeciras niederschrieb. Er erwog zunächst die Möglichkeit, für Frankreich einzutreten.

      "Wenn es zum Kriege zwischen Frankreich und Deutschland kommt, wird es für uns sehr schwer sein, draußen zu bleiben. Die Entente und der Austausch der Sympathie- [593] kundgebungen haben bei den Franzosen den Glauben erweckt, daß wir sie in einem Kriege unterstützen würden; würden diese Erwartungen enttäuscht, so werden sie uns das nie vergeben; es würde auch in allen Ländern allgemein das Empfinden vorherrschen, daß wir uns niederträchtig benommen und Frankreich im Stiche gelassen hätten. Wir würden ohne Freund dastehen und ohne die Macht, einen Freund zu gewinnen. Es bleibt uns aber auch der Weg, den Krieg zu vermeiden; den Deutschen eine Abfindung mit einem Hafen oder einer Kohlenstation zuzubilligen. Die Franzosen würden allerdings diesen Weg kleinmütig finden; für ihn würde sprechen, daß der jetzige Augenblick am günstigsten für die Deutschen sei, wegen der Schwäche Rußlands; sollte man es jetzt auf eine Entscheidung ankommen lassen, bevor die Russen sich erholt hätten?"106

Grey erwägt diese Möglichkeit nur, um sie im Endergebnis doch zu verwerfen: "wir können nicht draußen bleiben, ohne unseren guten Namen und unsere Freunde zu verlieren und unsere Politik und unsere Stellung in der Welt zugrunde zu richten."107 Während die amtliche Politik den Weg beschritt, der sie am letzten Ende in den Weltkrieg hineinführte, scheute sie sich nicht, gleichzeitig mit jenen geheimen Vorkehrungen auch alle versöhnlichen Mittel anzuwenden, von denen man sich eine günstige Einwirkung auf die friedensbedürftige Gesinnung des Kaisers versprach.108

Die Hauptsache ist, wie es bei den gegnerischen Parteien von Algeciras aussah, wenn man bei ihnen auf den Grund ihres politischen Willens blickt. Hinter den Kulissen des diplomatischen Kampfspiels sieht man den angeblichen Angreifer friedenswillig und uneinheitlich, die beiden angeblich angegriffenen Mächte aber klar über ihr Wollen und bis zum Äußersten entschlossen.

Die allgemeine Weltlage konnte dieses Kräfteverhältnis nicht ändern. Denn die deutsche Politik war nicht imstande, den Verlust alter Freunde durch neue Freunde auf dem marokkanischen Schauplatze zu ersetzen. Italien war infolge seiner Abmachungen mit Frankreich auf nordafrikanischem Boden kein Bundesgenosse, auf den man rechnen konnte; und die neue Freundschaft des Kaisers mit dem Präsidenten Roosevelt reichte nicht so weit, um die amerikanische Politik ernsthafter auf dem ihr sehr fernliegenden Boden zu engagieren. Die anderen aber waren gegen Deutschland interessiert. Spanien so sehr, daß es von den Franzosen Geld forderte, um die Opposition zu beschwichtigen, und Rußland - so äußerte sich ein Erlaß Greys - hat als Preis für seine Unterstützung eine [594] Anleihe unter unangemessenen Bedingungen gefordert. Der Engländer hatte von diesen Einzelheiten den Eindruck, der Schmutz der auswärtigen Politik sei tiefer als jeder andere, in dem er bisher gestanden. Die internationale Gerechtigkeit aber, als deren Anwalt die deutsche Politik in das Gefecht gegangen war, fand unter den Konferenzmächten keine besonderen Liebhaber.

Als die Konferenz von Algeciras am 16. Januar 1906 eröffnet wurde, bekannte sie sich zunächst zu dem dreifachen Grundsatz: der Souveränität des Sultans, der Unverletzlichkeit seiner Staaten, der gleichen Behandlung in Wirtschaftsfragen, der offenen Tür für alle. Damit schien das deutsche Programm feierlich anerkannt. Noch glaubte der erste deutsche Delegierte, Herr von Radowitz, das deutsche Bestreben, das Vertrauen aller der Mächte zu gewinnen, die für gleiches Recht und Wahrung gemeinsamer Interessen eintreten, sei von Erfolg gewesen.109 Als man aber dazu überging, die Einzelfragen (Polizei, Bank) zu erörtern, konnte man sich auf deutscher Seite nicht mehr verhehlen, daß die Lösungen, denen man entgegentrieb, in Wirklichkeit nichts anderes besagten als eine Durchlöcherung des deutschen Programms auf der ganzen Linie. Es wurde immer deutlicher, daß der stärkste deutsche Erfolg mit dem Sturze Delcassés und der Herbeiführung der Konferenz vorweggenommen sei, und daß die allgemeine Stimmung immer mehr darauf hinauslief, von der Macht, die in den Fragen der Form ihre stärkste Karte ausgespielt und ihren Willen durchgesetzt hatte, in der Sache Nachgiebigkeit um des Weltfriedens willen zu verlangen. Zwar war in der entscheidenden Polizeifrage von dem Generalmandat Frankreichs nicht mehr die Rede, nur noch von einem französisch-spanischen Mandat, doch dies war letzten Endes dasselbe; wenn Deutschland dagegen die Beteiligung Dritter, auch die eigene, forderte, so stand es mit diesem Verlangen fast allein, ja es setzte sich dem Verdacht aus, auf eine Demütigung Frankreichs loszusteuern.110 Auf der anderen Seite sah Holstein das Scheitern der Konferenz unvermeidlich werden und eine sehr unsichere Lage heraufziehen. Wohl hatte man in der Welt allgemein das Gefühl, daß hinter dem Feilschen um die marokkanischen Einzelfragen etwas ganz anderes, der große Machtkampf in der Staatengesellschaft verborgen war, aber gerade die unbeteiligten Mächte in Algeciras fragten sich, ob denn die umkämpften Einzelheiten, an denen Deutschland festhielt, den ungeheuren Einsatz des Weltfriedens wert seien. Auf diesem Schauplatz und um dieser Ziele willen empfahl sich die Taktik des Bluffens auf die Dauer nicht, denn sie nötigte Deutschland, sein Schwert in die Waagschale zu werfen, etwa für die Polizeiorganisation in einem Hafen - gleichviel ob man ihm den Ernst zutraute oder nicht, in beiden Fällen fehlte es an Helfern, diese im Endziel nicht eindeutig erkennbare Politik zu unterstützen.

[595] Am 3. März enthüllte die erste Abstimmung, die herbeizuführen den Gegnern glückte, das peinliche Ergebnis, daß Deutschland mit Österreich-Ungarn und Marokko allein stand. Man befand sich vor der Frage: Abbruch der Konferenz oder Nachgeben (Kompromiß). Am 8. März machte der österreichische Vertreter Graf Welsersheimb einen vermittelnden Vorschlag, der in den nächsten Tagen in Berlin Zustimmung fand. Der Ausgleich, den der Kaiser von vornherein gewollt hatte, siegte über eine weitergehende, auch den Konfliktsmöglichkeiten nicht ausweichende Politik, wie sie Holstein bis zuletzt festhielt.111 Deutschland gestand damit, wie Grey sofort erkannte, das Wesentliche zu.112 Radowitz mußte sich schon zu der Bemerkung herbeilassen, es habe den Kaiser große Mühe gekostet, auf dem Wege des Zugeständnisses so weit zu gehen, um der französischen Regierung nahezulegen, aus Rücksicht auf den Wunsch des Kaisers die Sache in möglichst annehmbarer Form zu Ende zu bringen.113 Der Franzose glaubte nun aber nicht nachgeben zu sollen, obgleich Grey es für falsch hielt, das Wesen dem Schein zu opfern, und für einen großen Fehler, daß Frankreich das deutsche Zugeständnis, statt es als einen diplomatischen Sieg zu feiern, nicht sofort angenommen hätte. Der Schlußkampf stand schon mehr unter dem Zeichen des Telegramms, in dem Bülow am 21. März den Präsidenten Roosevelt wissen ließ: "Die unverzügliche Beseitigung aller Mißverständnisse ist Deutschland weit wichtiger als die ganze Marokkoangelegenheit."114

Als die Konferenz von Algeciras am 7. April geschlossen wurde, konnte man sich nicht verhehlen, daß das Ergebnis für die deutsche Politik sehr unbefriedigend war. Es war überwiegend fruchtlos geblieben in den Fragen der politischen und wirtschaftlichen Ordnung Marokkos, um derentwillen ein so großes Aufgebot der Kräfte unternommen war; und wenn sich dieser negative Ausgang damals nicht sogleich bis auf den Grund durchschauen ließ, so sollte er in den nächsten Jahren immer deutlicher sich herausstellen. Darüber hinaus war die deutsche Politik auch gescheitert in dem viel weiter ausschauenden Unternehmen, auf diesem anscheinend günstigen Kampfplatze die englisch-französische Entente aufzulockern und dem neuen europäischen Kurs, der hier sein erstes Probestück geliefert hatte, seinen Stillstand zu gebieten. Gerade hier, wo es um das Ganze ging, hatte das neue Gebilde, der neue Schwerpunkt der europäischen Dinge sich befestigt, und alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß diese Verschiebung weiterginge. Ja, wenn man seinen Willen darauf gesetzt hatte, eine europäische Kon- [596] ferenz darüber entscheiden zu lassen, was die englisch-französische Entente einseitig hatte regeln wollen, so hatte man formell seinen Willen erreicht, aber im übrigen den in der Sache erfolgten Umschwung sichtbar und eindrucksvoll zur Anschauung gebracht.

Man könnte sich durch die Einzelergebnisse über ihren wahren Sinn hinwegtäuschen lassen. Wenn eine Großmacht sich entschließt, das Gesamtergebnis einer Beratung aller ohne Widerspruch hinzunehmen, dann liegt es für sie nahe, um ihrer Position willen nach innen wie nach außen den Nachweis zu führen, daß sie allen Grund habe, befriedigt zu sein. Der Reichskanzler war im Reichstage am 3. April mit dieser Aufgabe beschäftigt, für die seine optimistische Art von der Natur mit vielen Fähigkeiten ausgestattet war, als er während der Rede von einem Ohnmachtsanfall betroffen wurde.

Während seiner Erkrankung schied Baron Holstein aus seinem Amte. Er hatte vorher schon, wie oftmals zuvor, sein Abschiedsgesuch eingereicht, und sah es dieses Mal zu seiner Überraschung von dem Stellvertreter des Kanzlers und doch nicht ohne dessen Zustimmung angenommen. Damit verließ unter allen denen, die seit dem Rücktritt Bismarcks an dem Webstuhl der deutschen Außenpolitik gestanden hatten, der Erfahrenste, Sachlichste und Unermüdlichste seinen Posten. Er mochte in seinen großen Ideen zu logischen Überspitzungen und in dem inneren Betrieb zu einer Vorliebe für die weniger geraden Wege neigen, wie sie sich leicht ergibt, wenn man der Mächtigste nur in der Tat ist, nicht aber in der amtlichen Stellung; aber das dunkle Bild, das man später unter dem Eindruck zweifelhafter Quellen115 von seinem unsinnigen Mißtrauen, von seinen krankhaften Schrullen und pathologischen Zügen entwirft, wirkt doch nur als eine Verzerrung. Sie wird dem Gewicht dieser Figur, die seit Bismarck die stärkste im Auswärtigen Amte war, nicht gerecht. Auch den Engländern galt er als der Schüler Bismarcks, und da jetzt die deutschfeindliche Richtung obenauf kam, als derjenige, der die von seinem Meister erlernte Kunst, England auszuquetschen und gering zu achten, am wirksamsten geübt hätte. Jetzt schied er, der eigentliche Unterlegene in der Marokkosache, der wohl eine große Konzeption im Stile seines Meisters zu entwerfen imstande war, aber sie weder mit der Vielseitigkeit der Mittel noch mit der Konsequenz des Vorgehens noch mit dem Glücke Bismarcks durchzuführen verstanden hatte.

Wie wenig Bülow, so sehr er das Gesicht wahrte, sich über die veränderte Weltlage und ihre Rückwirkung auf die Sicherheit des Deutschen Reiches Illusionen machte, verrät das merkwürdige Schreiben, das er am 1. Juni 1906 aus Norderney an den preußischen Kriegsminister von Einem und gleichlautend an den neuen Generalstabschef von Moltke sandte - während er es dem Kaiser vor- [597] enthielt.116 Wohl setzte er noch mit einem befriedigten Rückblick auf die Marokkofrage ein, um dann die Schatten der Zukunft auszumalen: die englische Eifersucht nicht endgültig überwunden, in Frankreich die Revanche nicht erloschen, die russischen Verhältnisse unberechenbar und den Westmächten zuneigend; dazu die Bundesgenossen, militärisch nicht ebenbürtig oder im Innern selbst belastet. So war sein Schluß ein Appell an die eigenen Kräfte, nichts zu verabsäumen, damit die Nation, wenn früher oder später sich ein Ungewitter entladen sollte, diesem so wohlgerüstet wie nur immer entgegensehe: "Wie eintretendenfalls die Würfel auf dem Schlachtfeld fallen, steht in Gottes Hand. Aber wir sind vor Gott und der Geschichte verantwortlich, daß hinsichtlich der technischen Ausrüstung der Armee nichts versäumt wird, damit das deutsche Volk, wenn es den Kriegspfad beschreite, dies in tadelloser und lückenloser Rüstung mit allen Chancen des Erfolges tue." Als solche technischen Forderungen zählte er auf: Maschinengewehre, schnellere Umbewaffnung der Artillerie, Ausgestaltung der Verkehrstruppen, Bespannung der schweren Artillerie des Feldheeres, lenkbare Luftschiffe und praktische Felduniformen. In der Behandlung der Vorlage müsse alles vermieden werden, was im Auslande nur Mißtrauen erregen könne: weder lärmende Agitation noch politische Argumente, nur technische Begründung. Man hat mit Recht darauf hingewiesen, daß es seit der Kanzlerschaft Bismarcks das erstemal sei und auch das einzige Mal geblieben sei, daß eine Anregung zur Verstärkung der Heeresmacht unmittelbar vom Leiter der Gesamtpolitik ausgegangen sei.117 Waren die Dinge schon so weit gediehen, daß die Diplomatie im Augenblick und für die nächste Zeit keinen andern Rat mehr wußte?

Obgleich der Ernst der Mahnung nicht zu verkennen war, ließ der Kriegsminister den Plan schon an der Bedingung scheitern, daß von Politik nicht gesprochen werden dürfe - solange Rußland und die Zweifrontengefahr noch ausgeschaltet waren, ließ sich eine Vorlage sowieso nicht leicht begründen. Und die amtlichen Methoden, die außenpolitische Lage öffentlich rosafarben zu malen, waren mit dem Maß von Wahrheit, das eine so weitgreifende Begründung der Heeresvorlage erforderte, nicht leicht zu vereinen. Noch schwerer verständlich ist die Tatsache, daß Bülow nach dem ersten Anlauf alles liegenließ und schon im Februar 1907 von "Ersparnissen im Militäretat" sprach. Auch Moltke stellte bald darauf dem Kriegsminister gegenüber fest, daß die Hauptwaffen jetzt soweit gefördert seien, daß der Rahmen als stetig angesehen werden dürfe. Das Neue an der militärischen Gesamtlage, das Einrücken Englands in den Kreis der Gegner, schien zunächst eine Verstärkung zu Wasser und nicht zu Lande erforderlich zu machen, und hier geriet man allerdings in einen Wettbewerb, auf den zurückzukommen sein wird.

[598] Jede vorausblickende Erwägung der Außenpolitik stand vor der Frage, ob nach der Beseitigung des Marokkoanlasses der friedlich-neutrale Charakter der Entente, der so häufig in London betont worden war, tatsächlich sichtbar werden oder ob die offensive Seite ihres Wesens, nachdem sie sich so erfolgreich betätigt hatte, immer eindeutiger durchbrechen würde.

Während der Verhandlungen von Algeciras hatte Sir Edward Grey mehrfach fallenlassen, daß er nach der Ausräumung dieses Streites die Hand zur Besserung der deutsch-englischen Verhältnisse gern bieten werde. Es kennzeichnet den aufrichtigen Friedenswillen der deutschen Regierung, mit welcher - man ist versucht zu sagen - Harmlosigkeit sie den (auch vom Botschafter für verfrüht gehaltenen) Versuch machte, den Versöhnungsweg zu beschreiten. Mußte man doch die Anerkennung der Entente als einer Grundlage der englischen Politik stillschweigend hinnehmen, nachdem man sie bisher zu sprengen gesucht hatte. An einzelnen Stellen war wohl Entgegenkommen zu spüren: so zeigte sich Mr. Haldane stets bestrebt, als Freund des geistigen Deutschlands zu erscheinen, überall guten Willens, den Faden der Gespräche nicht abreißen zu lassen; er verstand es, eine Einladung zu den deutschen Manövern zu erwirken. Aber die leitenden Männer der Außenpolitik wichen aus. Hardinge meinte bei dem ersten Anklopfen am 8. Mai noch vorsichtig, es werde sich im Laufe der nächsten Monate eine Gelegenheit bieten, aber ein Besuch deutscher Journalisten blieb ohne jeden Erfolg, und schon leise Ansätze zur Annäherung erweckten ängstliches Mißtrauen in der französischen Presse. Am 31. Juli nahm endlich Graf Metternich einen Anlauf, Sir Edward Grey selbst auf sein erkennbares Bestreben anzureden, Ausgleich und Vertrauensverhältnis mit allen Mächten, nur mit Deutschland nicht, zu betreiben: an dieser Stelle lag der Nerv der englischen Ententepolitik, die Europa in Bewegung setzte. Er wies den Minister mit Recht darauf hin, daß die Politik der Ententen mit Ausschluß Deutschlands, und um ein Gegengewicht in Europa gegen die deutsche Macht zu schaffen, unsicher in ihrer Durchführung und gefährlich in ihren Folgen sei. Grey aber verstand sich auf die Kunst, auf das Thema eines unwillkommenen Gespräches nicht einzugehen, und überhörte die Vorhaltung, daß auch der englisch-russische Ausgleich von einem Teil der englisch-französischen Presse unter dem Gesichtspunkt befürwortet werde, die drei Mächte und womöglich das übrige Europa müßten sich zusammenschließen, um einen Schutzdamm gegen das aggressive Deutschland zu bilden. Das Gespräch endete in einem eleganten Degenkreuzen, das die neue Situation erleuchtete. Der Botschafter stellte die Frage: "Sind offen eingestandene freundliche Beziehungen zu Deutschland vereinbar mit Englands Freundschaft mit Frankreich?" Der Minister wich einer geraden Antwort aus: "Das hängt von der deutschen Politik ab." Metternich aber durchschlug diese Parade: "Nein, es scheint abzuhängen von der französischen Auslegung der deutschen Politik." Er war im Recht, wenn er in dieser Frage und Antwort den Kern der [599] englischen Politik enthalten sah. Grey erbat dann von neuem Zeit, da erst drei Monate seit Algeciras vergangen seien, und der Deutsche beschloß: "Nun, dann laßt uns warten." Er war entschlossen, auf prinzipielle Erörterungen dieses Stils nicht zurückzukommen.118

Als einen Nachklang dieser deutschen Fühler könnte man es deuten, wenn König Eduard VII. bei einem Besuche in Friedrichshof im August 1906 zu der Frage einer deutsch-englischen Verständigung erklärte, er könne sich eine solche Entente nicht vorstellen, denn England und Deutschland hätten keine widerstrebenden Interessen, die eines Ausgleichs bedürften: "es gibt keine Reibungen zwischen uns, es existiert nur Rivalität." Er beabsichtigte vermutlich nicht einmal darauf anzuspielen, daß es zwischen rivalisierenden Mächten keinen Ausgleich, sondern nur ein Ausfechten ihrer Gegensätze geben könne, aber der Sinn seiner Worte war den Bemühungen um engere Fühlung jedenfalls ungünstig. Es war begreiflich, daß der Botschafter im Herbst den Rat gab, alle Versuche vorläufig ruhen zu lassen. Sie wieder aufzunehmen wäre schon darum ein taktischer Fehler gewesen, weil die englische Politik jetzt mit aller Energie dazu überging, den Kreis der Ententen - so wie es von vornherein die Absicht gewesen war - durch die Einbeziehung Rußlands zu erweitern. Schon im September 1906 sah die vorauseilende Sorge des Kaisers resigniert das Ergebnis heraufziehen: "man kann also in Zukunft mit der Alliance Franco-Russe, Entente cordiale Franco-Anglaise und Entente Anglo-Russe rechnen, mit Spanien, Italien, Portugal als Anhängsel dazu im zweiten Treffen."119

Die Wiederherstellung freundlicher Beziehungen zu Deutschland wäre für den neuen Kurs eine Abirrung gewesen. Sie lag überhaupt dem Geiste einer Politik fern, die von ihrer früheren Praxis, von der Hand in den Mund zu leben, vollständig zurückgekommen war, und jeden ihrer Schritte weitblickend einem obersten Leitgedanken unterordnete. Diese Politik, die in den Anfängen sich vielleicht ihres letzten Sinnes nicht ganz bewußt gewesen war, war jetzt zu vollkommener Klarheit über ihre Fronten und ihr Programm durchgedrungen.

Kriegsminister Lord Haldane als Vertreter der englischen Regierung
in Berlin [September] 1906.
[592a]      Kriegsminister Lord Haldane als Vertreter der englischen Regierung in Berlin [September] 1906.

Am Ende des Jahres 1906 wurde im Auswärtigen Amte in London in einem denkwürdigen Aktenstück von ungewöhnlichem Umfange die Bilanz der neuen englischen Außenpolitik gezogen:120 in seiner Gesamtanlage fast unenglisch, in seinem geschlossenen systematischen Aufbau, in seinem von einem einzigen Gedanken bis in die letzte Wendung hinein beherrschten, von einem zielsichern [600] politischen Willen durchglühten Zusammenhange, sprach dieses Aktenstück alles das aus, was weder in den Kabinettsverhandlungen noch in den Parlamentsdebatten, und ebensowenig in dem vorsichtig abgewogenen diplomatischen Verkehr zu Worte kam - aber die neue Seele des englischen Machtwillens in der Welt lebte darin.

Der Verfasser war Sir Eyre Crowe, der während der Tagung von Algeciras von Grey an die Spitze der "westlichen Abteilung" im Foreign Office berufen war. Er galt als Deutschlandkenner, schon weil er in Deutschland erzogen war, der Sohn einer deutschen Mutter und der Gatte einer deutschen Frau; er vermochte den Nachweis zu liefern, daß man trotzdem der leidenschaftlichste Deutschenfeind sein konnte oder - wenn man die verflochtenen Irrgänge der menschlichen Seele in Betracht zieht - gerade deswegen der Deutschenfeind sein mußte.

Das Memorandum Crowes erblickt in der ganzen Richtung der Politik Deutschlands den schlüssigen Beweis, daß es bewußt die Errichtung einer deutschen Hegemonie zuerst in Europa und schließlich in der Welt anstrebe. Diese deutsche Weltpolitik wird aus dem politischen, ethischen und geistigen Charakter der Deutschen abgeleitet, dieser wiederum aus der - unter einem einzigen Gesichtspunkt angeschauten - deutschen Geschichte, aus dem Werden des deutschen Staates erklärt. Für das also vorbereitete Urteil stellt sich das englisch-deutsche Verhältnis dar als "die Geschichte einer systematischen Politik freiwilliger Zugeständnisse", die zu dem höchst enttäuschenden Ergebnis einer Dauerspannung geführt habe; man glaubt wirklich das Verhältnis einer so wesenhaft eindeutigen Politik, wie Deutschland sie seit einem Vierteljahrhundert gegen England betrieben habe, in der immer wiederkehrenden Fabel von Wolf und Lamm abgebildet zu sehen. Aus diesem ganzen Tatbestande ergibt sich als die einzige und allen andern Rücksichten überzuordnende Zielsetzung der englischen Politik: unbeugsame Entschlossenheit, britische Rechte und Interessen in jedem Teile des Erdballes zu verteidigen. In seiner lückenlosen Geschlossenheit mußte dieses Bild auf einen Mann wie Grey, der von Deutschland so gut wie nichts wußte, einen geradezu überwältigenden Eindruck machen. Seine grundsätzliche Zustimmung geht sowohl aus seinem Gesamturteil hervor: "als Richtschnur für die Politik sehr nützlich", als auch aus seiner Verfügung, daß das Memorandum in einem engeren Kreise des Kabinetts umlaufen solle - was um so bedeutsamer war, als die liberale Partei seit zwei Jahrzehnten sehr wenig außenpolitische Tradition aufwies und die Mitglieder des Kabinetts zu einem guten Teile überhaupt keinen Sinn für außenpolitische Probleme besaßen.121 Für den kleinen Kreis der [601] liberalen Imperialisten,122 der die Außenpolitik bestimmte, bedeutete das Memorandum, das, wie J. A. Spender sagt, "alle Geheimnisse offen darlegte", ungemein viel. Zur objektiven Würdigung der englischen Politik des nächsten Jahrzehnts ist es mit höherem Rechte heranzuziehen als etwa die nichtssagenden amtlichen Antworten auf die parlamentarischen Anfragen. Der Geist einer Außenpolitik ist wahrlich nicht zu enträtseln aus einzelnen Auskünften, die von einem der gewandtesten parlamentarischen Routiniers für die Vielzuvielen geformt werden, sondern aus dem, was allen diesen Entschließungen zugrunde liegt: aus jener Summe von Werten, Vorurteilen, Sorgen und Ängsten, die in einem politischen Unterbewußtsein durcheinanderflutet und die Gesetze des Handelns bestimmt. Das Memorandum, das Grey selbst als Richtschnur bezeichnet hat, öffnet die Tore zu dieser uns sonst verborgenen Innenwelt. Darum wird es zu allen Zeiten in die Zahl jener großen Dokumente eingereiht werden müssen, auf die ein Staat, der bewußt eine neue Ära seines außenpolitischen Willens eröffnet, sein Tun und Lassen gründet. Es gehört freilich zu denjenigen Beispielen dieser Gattung, die ihre eindeutige Zielsetzung nicht mit einem Ton objektiven Verstehenwollens auch für den Gegner (so wie Bismarck es in den berühmten Schriftstücken der fünfziger Jahre Österreich gegenüber tat) verbinden, sondern zu denen, die ihre Beweisführung vor allem durch Einseitigkeit und Gehässigkeit zu steigern bemüht sind - aber das mag aus der Mischung des Blutes zu erklären sein, in der dieser Mann zwischen der Rivalität zweier großer Völker stand. Einige seiner Beweisstücke sind allerdings nicht sein Sondereigentum, sondern hatten längst begonnen, in das englische Denken überzugehen.

Crowe, selbst durch deutsche Schulen gegangen, spiegelte ein Bild preußisch-deutscher Geschichtsanschauung wider, wie sie ihm daher geläufig war; ohne sonderlich zu übertreiben, zeigte er, wie in dem Aufstieg von der kleinen Markgrafschaft Brandenburg bis zu Friedrich dem Großen und dann zu Bismarck eine zur Tradition werdende Bewußtheit und Gewolltheit des Willens lebe, immer größer und mächtiger zu werden. Daß dieser ganze Weg des Aufstiegs sich im wesentlichen auf dem innerdeutschen Schauplatz abspielte und von den Gesetzen des innerdeutschen Machtkampfes bestimmt war - wie ihm denn vom 13. bis 18. Jahrhundert eine fast bis zuletzt überlegen bleibende analoge österreichische Territorialentwicklung zur Seite läuft - das mochte der Ausländer sich nicht so klar machen. Ein Mann wie Seeley, der dem deutschen historischen Denken soviel verdankte, hatte das begriffen, Crowe sah schon hier nichts als Warnung, und die englischen Liberalen, denen das Zuwachsen ihres Imperiums immer als ein natürlicher organischer Prozeß erschien, hatten sich über den Weg von Blut und Eisen, den man in Mitteleuropa angeblich vorzog, immer gern bekreuzigt.

[602] Die Stellungnahme zu dem deutschen Staate gewann für das englische politische Denken erst dann eine gewisse Bedeutung, wenn man sich ernsthaft mit ihm über materielle Fragen auseinanderzusetzen hatte. So setzte denn Crowe mit dem unter Bismarck in den Jahren 1884/85 vollzogenen Eintritt Deutschlands in die Kolonialpolitik, mit wuchtigem Auftakt ein. Es gab dazu einen unmittelbaren Anlaß. Im Jahre 1905 war die Biographie Lord Granvilles von Lord Fitzmaurice erschienen, die zum ersten Male tiefer in die Kämpfe hineinleuchtete, durch die Bismarck in den Jahren 1884/85 die deutschen Kolonien erworben hatte; in einem fast verhängnisvollen Moment herausgegeben, rief die Darstellung, ohne einen offensiven Zweck zu verfolgen, im historischen Rückblick jetzt viel tiefere Erregung hervor als einst das Erleben jener Vorgänge. Von jetzt an taucht eine Schuldrechnung Bismarcks - "diese Feindseligkeiten werden mit einer Mißachtung der elementaren Regeln geraden und ehrenhaften Verhaltens an den Tag gelegt"! - in der englischen Diplomatie und Publizistik auf, an die man in der Zwischenzeit mit gutem Grunde (da man über die fadenscheinigen Rechtstitel und die fehlerhafte Politik Granvilles zumal im Lager der Konservativen genau Bescheid wußte) kaum gerührt hatte. Jetzt erschien die Linie von Bismarck von 1884/85 bis zu Bülow - Holstein von 1905/06 in einem großen Zusammenhang;123 Holstein wurde beim Sturze als der gelehrigste Schüler Bismarcks und seiner Politik angesehen. Mit tiefem Ressentiment wurde die ganze Kette dieser Vorfälle als "die erste Erfahrung eines britischen Kabinetts mit deutscher als gekränkte Freundschaft und Unschuld verkleideten Feindseligkeit" aufgerollt.

Um nun den Nachweis der Welthegemoniepläne zu führen, verfügte Crowe über ein dreifaches Beweismaterial. Zunächst Schlagworte aus kaiserlichen Reden, die immer wenig glücklich waren, wenn sie den herkömmlichen Fanfarenton militärischer Ansprachen mit einem politischen Gegenstande verknüpften, bei dem die Welt eine vorsichtige Instrumentierung gewohnt war. Sodann aber die alldeutsche Literatur, die allerdings eine Fundgrube für unkluge und anmaßliche Begehrlichkeiten war, wie sie nur auf dem Boden dieser unpolitischen Dilettanten erwachsen konnten. Wenn Crowe von einem deutschen Staatsmann Klarheit darüber verlangte, "daß der Bau des Alldeutschtums mit seinen Außenbastionen in den Niederlanden, in den skandinavischen Ländern, in der Schweiz, in den deutschen Provinzen Österreichs und am Adriatischen Meer niemals auf einer anderen Grundlage als den Trümmern der Freiheiten Europas aufgeführt werden könnte", so unterschlug er die einfache Tatsache, daß niemals ein deutscher Staatsmann alle diese Dinge auch nur annähernd so ernsthaft wie Crowe selbst genommen hatte. Um so beeiferter wies er nach, wie der Erwerb von Kolonien in Südamerika mit der Monroedoktrin nicht in Einklang zu bringen sei; oder daß [603] "die Schaffung eines deutschen Indien in Kleinasien letzten Endes entweder mit einer deutschen Beherrschung der See oder einer deutschen Eroberung Konstantinopels und der zwischen den gegenwärtigen Südostgrenzen Deutschlands und dem Bosporus liegenden Länder stehen oder fallen müsse".124 Das sind einige der Beweisstücke für den Weltherrschaftsplan. Wenn Crowe als drittes Argument auch den deutschen Flottenbau anführte, so meinte er ihn sich nur aus einer solchen Absicht erklären zu können. Aber er kam noch nicht auf den Gedanken, in der Flotte eine Gefahr zu sehen, wozu die Engländer im Jahre des Dreadnoughtbaus (1906/07) überhaupt keine Neigung zeigten, und noch weniger, den Bau beschränken zu wollen: "es ist das Kennzeichen eines unabhängigen Staates, daß er solche Dinge selbst, frei von jeder äußeren Einmischung entscheidet, und es würde England mit seinen großen Flotten schlecht anstehen, einem anderen Staate vorzuschreiben, was in Angelegenheiten höchster nationaler Wichtigkeit gut für ihn ist."

Es ist an sich nicht schwer, das Bild von der deutschen Politik, wie es Crowe gibt, zu widerlegen, und doch wieder nicht leicht, ohne sich als Deutscher dem Verdacht auszusetzen, in wesentlichen Lebens- und Urteilsfragen ebenso Partei zu sein, wie Crowe im Interesse seines Vaterlandes es ist oder zu sein glaubt. Um so dankbarer müssen wir es begrüßen, daß wir einen Kronzeugen gegen ein so grundlegendes Dokument anführen können, der nicht nur dem englischen Lager angehört, sondern damals als einer der ersten außenpolitischen Sachverständigen der englischen Nation zu bezeichnen war. Der Zufall wollte, daß Hardinge einige Wochen später das Memorandum Crowes auch zur Kenntnis von Lord Sanderson brachte, der in den Jahren 1895 bis 1906 permanenter Unterstaatssekretär im Foreign Office unter Salisbury und Lansdowne gewesen war und aus dieser Zeit, der eigentlich kritischen Periode der deutsch-englischen Beziehungen, die tiefste Kenntnis unter allen lebenden Engländern besaß. Zu seiner Überraschung aber erlebte Hardinge, daß gerade dieser zum Urteil berufene, wenngleich nicht mehr im Dienst stehende hohe Beamte "für Deutschland Partei ergriff" und an der ihm vorgelegten Anklageschrift eine vernichtende Kritik übte.125

Zu diesem Zwecke ging er zunächst alle diplomatischen Einzelvorgänge wieder durch; knapp in der Bismarckperiode, aus der er wenigstens die gröbsten Züge "unverkennbarer Feindseligkeit" entfernte, eingehender während des letzten Jahrzehntes, für das er in dem auf der ganzen Linie verzerrten Streitbilde den objektiven Verlauf wiederherstellte. Das wog um so schwerer, als er die Abwendung von Deutschland (1901), den Abschluß der Entente (1904) und das [604] erregende Jahr 1905 in hervorragender amtlicher Stellung selbst mitgemacht hatte. Er konnte es wissen und hatte den Mut es zu sagen, wenn er in der Samoafrage von 1898, in der Crowe den deutschen Agenten "zynische Nichtachtung" vorgeworfen hatte, offen gestand: "Ich habe den Eindruck, daß wir da nicht absolut sauber gehandelt haben und daß Lord Salisbury zwar unserseits alle Ansprüche zugestand, aber gleichzeitig sein Möglichstes tat, um den Widerstand der Vereinigten Staaten zu wecken. Es ist kaum anzunehmen, daß die deutsche Regierung das nicht wußte. Sie behauptete jedenfalls immer, daß wir sie nicht fair behandelt hätten, und einige unserer eigenen Diplomaten waren geneigt, diese Ansicht zu teilen." Die fast gleichzeitige Beschlagnahme von drei großen deutschen Postdampfern zu Beginn des Burenkrieges bezeichnete Sanderson ohne Umschweife als einen Akt, "der, wenn an uns selbst begangen, sicherlich als unerträglich gebrandmarkt worden wäre". Diese gewissenhafte Sachlichkeit ließ auch keinen Zweifel darüber, daß Mr. Delcassé unentwegt eine Reihe von Manövern betrieben habe, "um Deutschland zu isolieren und seine Bündnisse zu schwächen." So kam er denn am Abschluß seiner eingehenden Nachprüfung mit echtem Wahrheitssinn zu dem Ergebnis, "daß die Geschichte der deutschen Politik unserm Land gegenüber nicht das einförmige Bild (record) schwarzer Taten ist, wie das Memorandum sie zu schildern scheint." Seine Erfahrungen liefen auf ein viel abgetönteres, aber auch glaubhafteres Bild hinaus: "Es hat viele Gelegenheiten gegeben, bei denen wir angenehm im Einvernehmen mit Deutschland gearbeitet haben, und nicht wenige Fälle, in denen seine Unterstützung uns nützlich war. Es hat andere Fälle gegeben, in denen Deutschland äußerst aufreizend war, manchmal unbewußt, manchmal mit Absicht. Die Deutschen sind sehr gerissene Geschäftsleute und haben sich den Spitznamen »les juifs de la diplomatie« erworben." Wenn man dieses Urteil (obgleich es immer noch die eine Partei vertritt) annimmt, wird man es vermutlich dahin ergänzen dürfen, daß, von der Wilhelmstraße aus gesehen, das Verfahren der Engländer sich nicht viel anders dargestellt haben wird. Auf dieser sachlichen Grundlage hatte Sanderson sich auch die Fähigkeit bewahrt, dem deutschen Verhandlungsgegner persönlich gerecht zu werden. Crowes Haß hatte sich hinreißen lassen, in die Sphäre der moralischen Verdächtigung hinabzusteigen und das übliche Verhalten Deutschlands zu vergleichen "mit einem berufsmäßigen Erpresser, dessen Erpressungen im Falle einer Weigerung seines Opfers durch die Drohung mit irgendwelchen vagen und furchtbaren Folgen entrissen werden."126 Die Summe der Erfahrungen Sandersons, über jene Selbstgerechtigkeiten schweigend hinweggehend, stellt nach jenen zehn Schicksalsjahren von 1895 bis (Ende) 1905 fest: "Die Lehre ist, daß Deutschland ein hilfreicher, wenn auch etwas anspruchsvoller Freund ist, ein gerissener und zäher Geschäftsmann und ein höchst unangenehmer Gegner."

[605] Nach diesen Proben wird man nicht überrascht sein, daß Sanderson für die furchtbare Anklage auf Welthegemonie nur ein ironisches Lächeln hatte. Dieser Sohn des englischen Weltreiches besaß innere Überlegenheit genug, um auf den Widerspruch aufmerksam zu machen, wenn dieses Weltreich andere Mächte welthegemonischer Gelüste bezichtigen wolle. Er wagte sogar den Satz, den ein Nichtengländer ihm kaum nachgemacht hätte: "es ist mir manchmal so vorgekommen, daß einem Ausländer, der unsere Presse liest, das britische Reich wie ein ungeheurer Riese erscheinen muß, der sich über den Erdball reckt, mit gichtischen dicken, sich nach allen Richtungen streckenden Fingern und Zehen, denen man sich nicht nähern kann, ohne ihm ein Geschrei zu entlocken." Also lautete sein Endurteil kurz und bündig: "Wenn der bloße Gebietserwerb an sich unmoralisch wäre, so wiegen die Sünden Deutschlands seit 1871 leicht im Vergleich zu den unsrigen."

Man wird nicht zweifeln, aus welchem Grunde diese beiden englischen Denkschriften, beide nicht aus der Feder der leitenden Staatsmänner stammend, hier so eingehend analysiert werden.

Unsere Darstellung verzichtet auf die billige Methode, bei dem Verhalten der einen oder andern Macht in diesem Jahrzehnt laufende Schuldkonten anzulegen und ihre schuldhaften Anteile an dem Ursprung des Weltkriegs einzutragen. Wir denken, daß die Zeit, wo dieses Gewerbe blühte, vorüber ist. Aber wir glauben in einem Moment, wo die Wege schon entschiedener auseinander gehen, die zur Katastrophe führen, das Recht zu einigen Betrachtungen zu haben. Mit dem Geiste Sandersons würde ein friedlicher deutsch-englischer Ausgleich möglich gewesen sein - er wußte, weshalb er mit den Worten schloß: es wäre ein Unglück, wenn Deutschland sich zum Glauben geführt sähe, daß es den britischen Löwen überall auf seinen Wegen finden werde. Ebenso sicher darf man aussprechen, daß der Geist des Croweschen Memorandums, in dem Grey eine Richtschnur für seine Politik anerkannte, von jenen Verantwortlichkeiten nicht frei ist, die zum Kriege trieben. Es ist damit nicht gesagt, daß er in den nächsten acht Jahren unbedingt dominiert hätte - immer wieder gab es in England, bis in das Kabinett hinein, Elemente, die auf die andere Seite drängten. Aber in den entscheidenden Augenblicken hat Grey sich immer wieder von der Denkweise lenken lassen, die er zu Anfang des Jahres 1907 uneingeschränkt begrüßte. Der unsinnige Vorwurf der deutschen Welthegemoniebestrebungen, der den Kern von Crowes Anschauungen bildet, wurde gleichsam ein Sammelbecken für alte und neuere Gegnerschaften gegen Deutschland, und die englische Politik forderte die Völker der Erde auf, sich unter ihrer Führung dieser unheimlichen Gefahr zu erwehren.


92 [1/584]Darüber neuerdings: Fr. Rosen, Aus einem diplomatischen Wanderleben 1, S. 154 - 226. ...zurück...

93 [1/585]Ein deutsches Ultimatum an Portugal, von dem Lord Fisher, Memories 1, S. 27, erzählt, ist niemals ergangen. Vgl. Große Politik 21, 2, S. 443. In der englischen Aktenpublikation findet sich nichts. ...zurück...

94 [1/586]Randbemerkung Wilhelms II.: 17. April 1907 (Große Politik 21, 2, S. 567). ...zurück...

95 [2/586]Bülow, Denkwürdigkeiten 2, S. 207. ...zurück...

96 [3/586]Der Brief "unter dem Tannenbaum" (Bülow 2, S. 197 f.) liegt nicht im Original, sondern nur im Auszug Bülows vor. Die Wendungen über Abschießen und Töten der Sozialisten verraten die (auch schon im Sommer bemerkbare) maßlose Erregung des Kaisers. ...zurück...

97 [1/587]Er ließ darüber auch nach außen hin keinen Zweifel, so in seinem Briefe an den Zaren Nikolaus II. vom 29. Januar 1906: "Die Marokko-Geschichte wird, soweit ich sehen kann, schon werden - ohne Krieg." ...zurück...

98 [1/588]Große Politik 21, 2, S. 567. ...zurück...

99 [2/588]Die Wendung Bülows an seinen Bruder ("Gewiß hätten wir, wenn S. M. nicht zum Schluß nervös geworden wäre, in einer Reihe von Einzelpunkten mehr erreichen können") ist nicht unrichtig, trifft jedoch den Kern der Sache nicht. ...zurück...

100 [3/588]Bülow 2, S. 209 f.: Die Bemerkung des Kaisers in dem Gespräch: "vor dem Krieg bewahren, für den weder bei den deutschen Fürsten noch im Reichstage, noch im Volk irgendwelche Stimmung sei", zählt die "anderen" Mitgründe auf, die sonst im kaiserlichen Sprachgebrauch selten begegnen. ...zurück...

101 [1/589]Grey an Nicolson: 21. Dezember 1905 (Brit. Dokum. 3, S. 255 f.). ...zurück...

102 [1/590]Bertie an Grey: 13. Januar 1906 (Brit. Dokum. 3, S. 277, Nr. 203). Bezeichnend ist die mit der "deutschen Hegemonie" arbeitende Alternative: "Hier (in Paris) wird allgemein angenommen, daß Deutschland keinen Krieg anfangen wird, wenn es überzeugt ist, daß England an die Seite Frankreichs treten wird, daß es aber, sollte es zum Schluß kommen, daß England davon absehen wird, Frankreich bewaffnete Hilfe zu leisten, den gegenwärtigen Augenblick als günstig erachten wird, um Frankreich zu zerschmettern, und zwar als Einleitung zur Behandlung der Probleme Hollands, Belgiens, Österreichs und der Überlegenheit Englands zur See." ...zurück...

103 [1/591]Quellen: Britische Dokumente Bd. 3. Documents Diplomatiques Français, 3e Série Tome 2nd (1931). B. Schwertfeger, Die belgischen Dokumente zur Vorgeschichte des Weltkrieges. 2. Kommentarband.
      Die neuesten Untersuchungen: A. Bach, "Die »Conventions anglo-belges« im Lichte neuer Dokumente," Berliner Monatshefte, Juni 1930. E. Gottschalt ebenda Dezember 1930. Carl Hosse, Die englisch-belgischen Aufmarschpläne gegen Deutschland vor dem Weltkrieg (1930). P. Kluke, Heeresaufbau und Heerespolitik Englands vom Burenkriege bis zum Weltkriege (1932). ...zurück...

104 [1/592]Dessen war sich der belgische General Ducarne bewußt, wenn er Barnardiston bat, einen Aufmarschplan als von dessen Büro und nicht von ihm ausgehend zu bezeichnen, wenn er ihn den Franzosen mitteilte. ...zurück...

105 [2/592]Bezeichnend ist gleich das erste Beispiel, wie er zwar den Premierminister über die Anfrage Cambons unterrichtet, dann aber doch auf die beantragte Berufung der Kabinettssitzung verzichtet, weil er ihren Verlauf für unsicher hielt. ...zurück...

106 [1/593]Dieser Gesichtspunkt kehrt damals häufiger bei Grey wieder. So Grey an Nicolson: 2. Februar 1908 (Brit. Dokum. 3, Nr. 288); ebenso Hardinge: 3. März 1906 (Brit. Dokum. 3, S. 453). ...zurück...

107 [2/593]20. Februar 1906 (Brit. Dokum. 3, S. 429 ff.). ...zurück...

108 [3/593]König Eduard schrieb am 23. Januar 1906 versöhnlich über sein angebliches Ziel: "above all that a friendly feeling may exist between Germany, France and England." Die freundliche Antwort Wilhelms II. vom 1. Februar besagte, daß er in Frieden zu leben wünsche: "with all countries especially my neighbours" (Große Politik 21, Nr. 1, S. 108 ff.). ...zurück...

109 [1/594]Radowitz an Bülow, 26. Januar 1906 (Große Politik 21, S. 123). ...zurück...

110 [2/594]So Graf Witte am 20. Februar 1906 (Schoen an Ausw. Amt, Große Politik 21, S. 192). ...zurück...

111 [1/595]Die letzte Unterredung, in der Bülow und Holstein übereinstimmten, fand am 26. oder 27. Februar statt; nach dem Umschwung am 12. März hatte Holstein keinen Anteil mehr an der Marokkopolitik. Er erklärte in einem Artikel in der Zukunft vom 12. Oktober 1907 die Lesart, daß er in irgendeiner Phase der Marokkopolitik andere Ziele verfolgt habe als Bülow, für eine freie Erfindung und gänzlich unwahr. Brit. Dokum. 3, S. 532. ...zurück...

112 [2/595]Grey an Nicolson: 10. März 1906 (Brit. Dokum. 3, S. 468). ...zurück...

113 [3/595]Nicolson an Grey: 13. März 1906 (ebenda, S. 482). ...zurück...

114 [4/595]Bülow an Speck von Sternburg: 19. März 1906 (Große Pol. 21, 1, S. 310). ...zurück...

115 [1/596]Vor allem die in ihrem Kern unzuverlässigen Memoiren Eckardsteins haben in diesem Sinne gewirkt und viel von dem in Jahrzehnten gegen den Allmächtigen aufgesammelten Mißgefühl aufgelockert. ...zurück...

116 [1/597]Der Weltkrieg 1914 bis 1918. (Bearbeitet im Reichsarchiv.) Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft, Anlagenband, S. 95 f. (1931): "Der Kaiser weiß von diesem Schreiben nichts." ...zurück...

117 [2/597]Ebenda, Textband, S. 62. ...zurück...

118 [1/599]Metternich an Bülow 8. Mai, 31. Juli 1906 (Große Politik 21, 2, S. 427, 432, 441 ff.). ...zurück...

119 [2/599]Randbemerkung (Große Politik 25, S. 23). ...zurück...

120 [3/599]Memorandum von Herrn Eyre Crowe über den gegenwärtigen Stand der britischen Beziehungen zu Frankreich und Deutschland (Brit. Dokum. 3, S. 645 - 686). Ergänzend z. B. der Vermerk zum 9. Juni 1906 (Brit. Dokum. 3, S. 578), in dem Crowe sich auf die Anschauungen der (ihm verwandtschaftlich nahestehenden) deutschen Marinekreise beruft. Vgl. H. Lutz, Eyre Crowe, der böse Geist des Foreign Office (1931). ...zurück...

121 [1/600]F. W. Hirst, der Herausgeber des Memorandums von Lord Morley, meint, daß weder Morley noch Loreburn ihm damals viel Aufmerksamkeit geschenkt zu haben schienen, und J. A. Spender, der es gleichfalls wissen konnte, sagt, daß damit die Stellung der meisten Kabinettsmitglieder zur auswärtigen Politik treffend charakterisiert sei. ...zurück...

122 [1/601]Bezeichnenderweise hat sich Haldane beim Umlauf jeder Bemerkung enthalten! ...zurück...

123 [1/602]Tschirschky berichtet, daß König Eduard in Friedrichshof im August 1906 die eigentümliche Bemerkung machte: zu den englisch-deutschen Mißstimmungen hätte wohl noch Bismarcks Einfluß mitgewirkt (Große Politik 21, 2, S. 453). ...zurück...

124 [1/603]Die angeblichen Absichten des Deutschen Reiches auf Österreich sind ein besonders bösartiges Beispiel ungegründeter und verleumderischer Erfindung. - Sie kommen schon in den siebziger Jahren vor, verschwinden dann und kehren in dem neuen Jahrhundert immer häufiger nach Bedarf wieder. ...zurück...

125 [2/603]Memorandum von Lord Sanderson (Brit. Dokum. 3, S. 686 - 707). ...zurück...

126 [1/604]Man erinnere sich, daß Grey, wie Haldane erzählt, die Deutschen nicht eigentlich für "gute Menschen gehalten" habe. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte