SucheScriptoriumBuchversandArchiv IndexSponsor


Bd. 3: Der deutsche Landkrieg, Dritter Teil:
Vom Winter 1916/17 bis zum Kriegsende

[344] Kapitel 8: Die deutschen Angriffe des Jahres 1918
Generalmajor Rudolf v. Borries

1. Der Angriffsentschluß.1

Angriffspläne.

Der Entschluß der deutschen Obersten Heeresleitung zum Angriff auf der Westfront im Frühjahr 1918 schien nach der Niederwerfung Rußlands eine Selbstverständlichkeit zu sein; er lag gleichsam in der Luft, war aber doch das Ergebnis tiefgründiger Erwägungen, die die eigenen innen- und außenpolitischen Verhältnisse, die Zustände bei den Bundesgenossen und bei den Gegnern sorgsamster Prüfung unterwarfen. Nach menschlichem Ermessen handelte es sich für Deutschland um die letzte Möglichkeit, den Krieg durch einen großen Schlag gegen die Hauptfeinde England und Frankreich zu beenden. Von Friedensmöglichkeiten war bei dem durchaus ablehnenden und überhebenden Verhalten der Ententestaaten keine Rede. Wenn Deutschlands Kraft nicht in Abwehr und Stellungskrieg, im Ringen mit Not und Hunger versumpfen sollte, mußte zur Tat geschritten werden, und diese Tat war in der Zeitspanne zwischen dem Zusammenbruch Rußlands und dem entscheidenden Eintritt Amerikas in den Krieg kein Akt der Verzweiflung, sondern wohlbegründet durch den Zuwachs an Kräften, den die Ostfront gewährte, durch das Gefühl der operativen Überlegenheit, durch die Stimmung im Heere und im Volke, die damals noch keine tiefgehenden Schäden erkennen ließ.

Militärisch sah sich Deutschland auf sich selbst angewiesen; denn die Beihilfe, die von den Bundesgenossen allein das innerlich widerstrebende Österreich-Ungarn durch 46 schwere Batterien mit geringem Schießvorrat gewährte, fiel nicht in Betracht. Der eigene Bestand an Truppen gestatte auch bei Zurechnung der Verstärkungen von anderen Kriegsschauplätzen der Obersten Heeresleitung nicht, aus dem Vollen zu schöpfen; wieder einmal mußte, wie so oft in der preußisch-deutschen Geschichte, mit knappen Mitteln Großes geleistet werden. Die Zahl der verfügbar zu machenden deutschen Divisionen überstieg nur um ein Geringes die Summe der entsprechenden französischen, englischen, belgischen, portugiesischen und amerikanischen Heereskörper, soweit letztere schon vorhanden und einsatzfähig waren; immerhin war das beiderseitige Kräfteverhältnis für Deutschland so günstig wie nie zuvor.

[345] Der militärische Plan der Verwirklichung des Angriffsgedankens war kein Augenblickswerk, sondern machte eine lange Entwicklung durch, bis man überzeugt war, Gutes nicht mehr durch Besseres ersetzen zu können. Nachdem schon Erörterungen im Schoße der Obersten Heeresleitung vorausgegangen waren, kam die erste Anregung Anfang November 1917 von dem Oberkommando der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht,2 das nach glücklicher Abwehr der großen englischen Offensive in Flandern darauf sann, dem Gegner einen vernichtenden Stoß zu versetzen. Es rechnete mit neuen Angriffsabsichten der Engländer, die die Notwendigkeit empfinden mußten, die flandrische Küste mit Zeebrügge, als Ausgangspunkt des Unterseekrieges, zu gewinnen, nahm für 1918 frühzeitige Versammlung der meisten britischen Truppen nahe der Küste an und wollte die taktisch und operativ ungefüge, hinter aufgesetzten Stellungen schlecht geborgene Masse durch überraschenden Angriff über die Lys- und Lawe-Niederung auf Bailleul und Hazebrouck von der Ententefront abschneiden, gegen das Meer drängen und so matt setzen. Die Schwierigkeiten dieses Unternehmens wurden nicht verkannt; sie bestanden in der Einengung des Operationsfeldes durch den Kemmel-Höhenzug im Norden, den La Bassée-Kanal im Süden, in der flachen und durch hohen Grundwasserstand beeinflußten Beschaffenheit des zu durchschreitenden Geländes, die den Beginn der Bewegungen keinesfalls vor Anfang April gestatteten.

Am 11. November 1917 kam General Ludendorff nach Mons ins Hauptquartier des Kronprinzen Rupprecht, wohin auch der Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, Oberst Graf v. d. Schulenburg, berufen war. Er gab bekannt, daß etwa 35 Divisionen und 1000 Geschütze für die große Offensive außer den im Westen vorhandenen Kräften verfügbar sein würden, stellte als Hauptgesichtspunkt auf, daß nur ein großer Schlag zu ermöglichen sei, daß er sich gegen die Engländer zu richten habe und wegen der amerikanischen Gefahr schon Ende Februar oder Anfang März geführt werden müsse. Gegen den Vorschlag der Heeresgruppe Rupprecht wurden zeitliche und örtliche Bedenken geltend gemacht und dafür eine Operation weiter südlich in der Gegend von St. Quentin empfohlen, um sich der Somme-Linie zu bemächtigen, Engländer und Franzosen zu trennen und den Hauptstoß gegen rechte Flanke und Rücken der ersteren weiter zu führen. Ein vorheriger großer Ablenkungsangriff bei Verdun, um die französischen Reserven zu fesseln, wurde zwar als wünschenswert und nützlich anerkannt, aber wegen Mangels an Kampfmitteln für unausführbar erklärt.

Durch diese Besprechung offenbarte die Oberste Heeresleitung den ihr selbst vorschwebenden Plan, der schließlich ausgeführt worden ist, wenn er auch vorläufig nur zur Prüfung gestellt wurde. In schattenhaften Umrissen ließ er die [346] letzten Ziele des Feldherrn erkennen: die Somme in deutscher Hand über Amiens hinaus bis zur westfranzösischen Küste sollte die Abwehrflanke gegen die von Süden nach Norden herandrängenden Franzosen bilden, während nördlich von ihr die Engländer, in der Front und in der rechten Flanke von deutschen Kräften gefaßt, im Rücken umgangen, mit der Nordsee in der linken Flanke, endgültig niedergerungen werden sollten. War erst Englands Macht erlegen, dann konnte der Ausgang des Feldzuges gegen die Franzosen, deren Widerstand nur durch fremde Hilfe aufrechterhalten wurde, und die ohne den britischen Bundesgenossen schon längst am Boden gelegen hätten, nicht mehr zweifelhaft sein.

Die Besprechung des 11. November entfesselte den Wettstreit der beiden kronprinzlichen Heeresgruppen, die Ehre des kriegsentscheidenden Angriffs für sich zu beanspruchen. Schon am 12. November 1917 reichte Oberst Graf v. d. Schulenburg der Obersten Heeresleitung eine Denkschrift ein, in der er empfahl, nicht gegen die Engländer, sondern gegen die Franzosen den Hauptstoß zu richten, weil sich der Britenstolz eher dem Frieden zuneigen werde, wenn der Bundesgenosse eine Niederlage erlitte, als wenn er selbst - und zwar vielleicht nicht tödlich - getroffen würde. Er schlug Angriffe in und östlich der Argonnen und von St. Mihiel vor, die sich in dem Gelände südwestlich von Verdun die Hände reichen sollten, diese wichtige, heißumstrittene Festung mit ihren Verteidigern vom Körper Frankreichs abschneidend. Am 21. November machte die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht sowohl für den von ihr empfohlenen Angriff auf Bailleul - Hazebrouck wie für den Ludendorffschen Entwurf des Somme-Feldzuges eingehende Vorschläge, indem sie beider Operationen Vorteile und Nachteile gegeneinander abwog. Immer noch in der Voraussetzung, daß sich die Engländer frühzeitig in Flandern massieren würden, gaben sie ihrem Offensivgedanken den Vorzug, weil er den Hauptfeind auf kürzestem Wege entscheidend zu fassen gestattete und, sobald der geeignete, freilich späte Zeitpunkt zur Ausführung herangerückt war, geringere Geländeschwierigkeiten zu überwinden hatte und geringere Kräfte brauchte als der Stoß von St. Quentin. Das Lys- und Lawe-Gelände war nur in der nassen Jahreszeit ungangbar; im Raum von St. Quentin mußte jederzeit das wüste Sommeschlachtfeld und das Zerstörungsgebiet des deutschen Rückzugs von 1917 auf die Siegfriedstellung durchschritten werden. Beim Angriff St. Georg - mit diesem Decknamen wurde die über Frélinghien - Festubert auf Bailleul - Hazebrouck zu richtende Operation bezeichnet - glaubte man mit 40 Divisionen und 400 bis 500 schweren Batterien auskommen zu können, während der Bedarf für den an der Somme zu führenden Stoß bei seinen größeren operativen Ausmaßen allein für den Nordteil des Angriffs aus der Linie Quéant - Bellicourt gegen Bapaume auf 55 Divisionen und 600 schwere Batterien, für den Südteil aus der Linie Bellicourt bis zur Oise gegen Péronne und Ham auf 50 Divisionen und 600 schwere Batterien berechnet wurde.

Daß der Angriff nach dem Ludendorffschen Plan, der später den Decknamen [347] St. Michael erhielt, bei St. Quentin auf schwache feindliche Stellungen stieß, wurde nicht verkannt, anderseits geltend gemacht, daß die nach Südwest gerichtete deutsche Frontlinie nördlich und südlich dieser Stadt der späteren Fortführung der Bewegungen gegen die Engländer im Norden nicht günstig sei. Schließlich wurde ein Angriff zwischen St. Georg und St. Michael auf die Loretto-Höhe und Arras erwogen, aber wegen der starken feindlichen Stellungen und der ungünstigen örtlichen Verhältnisse als besonders schwierig bezeichnet.

Die deutsche Westfront im Winter 1917/18

[347]
      Skizze 21: Die deutsche Westfront im Winter 1917/18.      [Vergrößern]

In den Überlegungen beider Heeresgruppen spielten auch Angriffe der Gegner eine Rolle, die dem eigenen vorausgehen oder ihm zur Entlastung des angefallenen feindlichen Teiles folgen könnten. Man war einig darin, daß die deutschen Truppen die Schrecken einer Materialschlacht nicht wieder auf sich nehmen dürften, sondern vor ihnen in rückwärtige Stellungen auszuweichen [348] hätten. Das war auf der ganzen deutschen Front möglich mit Ausnahme des Raumes nordwestlich, nördlich und östlich von Verdun, weil hier die nahen eigenen rückwärtigen Verbindungen in Gefahr geraten konnten. Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht sah die beste Lösung darin, daß die Engländer aus ihrer Massierung in Flandern die ausweichende 4. deutsche Armee angriffen, um dann durch überraschenden Stoß über Bailleul und Hazebrouck von Südosten her vernichtend in Flanke und Rücken getroffen zu werden.

Im Anschluß an diese Denkschriften wurden die Vorarbeiten für den Westangriff weiter betrieben, ohne daß die Oberste Heeresleitung jetzt schon entscheidend Stellung nahm, wenn es auch nicht verborgen blieb, daß sie der Lösung durch die Somme-Offensive zuneigte. Noch aber ruhten alle Pläne auf unsicherem Boden, solange nicht im Osten tatsächliche Waffenruhe eingetreten war. Erst als am 15. Dezember 1917 die Einstellung der Feindseligkeiten in Brest Litowsk zwischen den deutschen und russischen Unterhändlern vereinbart wurde, bestand Sicherheit, im Westen mit so starken Kräften auftreten zu können, daß sich die Angriffsabsicht verwirklichen ließ. Inzwischen hatte sich aber durch neuere Nachrichten feststellen lassen, daß die bisher gültige Voraussetzung der englischen Truppenhäufung in Flandern nicht zutraf.

Leider war die Wirkung des Unterseekrieges nicht derart einzuschätzen, daß britische Lebensnotwendigkeit die Vernichtung des Ausgangspunkts der Unterseebootsstreifzüge unbedingt erfordert hätte. Vielmehr hörte man, daß die Ententemächte nach dem Ausfall Rußlands nicht angreifen wollten, bevor nicht durch den Hinzutritt starker amerikanischer Truppen eine große Überlegenheit geschaffen sei. Man mußte also damit rechnen, daß die feindlichen Reserven nicht irgendwo gesammelt, sondern hinter der ganzen Front verteilt standen, um je nach Bedarf verschoben zu werden. Durch diese Umstände schien der Angriffsentwurf St. Georg seine überragende Bedeutung zu verlieren, und bei dem vorzüglich angelegten feindlichen Eisenbahnnetz wußte man, daß jede Offensive in Kürze starke Reserven des Gegners auf sich ziehen würde, auch die von St. Quentin.

In drei Denkschriften an die Oberste Heeresleitung vom 15., 19. und 21. Dezember 1917 suchte sich die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht mit dieser Änderung der Voraussetzungen abzufinden. Da es ungewiß war, wo die feindlichen Reserven sein würden, kam es doppelt auf Überraschung an, um sie nicht schon vorher an die entscheidende Stelle zu locken. Das genügte aber nicht; damit sie nicht in überwältigender Zahl dem getroffenen Frontteil zuströmten, mußten sie an anderen entlegenen Punkten gebunden werden entweder durch vorausgehende Teilangriffe oder durch gleichzeitige Ablenkungsangriffe oder mindestens durch sichtbare Vorbereitungen für solche. Frühere gegnerische Offensiven auf die deutsche Front waren gerade deshalb ergebnislos gewesen, weil den deutschen Reserven Bewegungsfreiheit erhalten blieb. Noch immer wurde der Angriff [349] St. Georg über die Linie Frélinghien - Festubert für besonders vorteilhaft gehalten, weil die Engländer in Flandern jedenfalls stark sein würden; er war durch einen Stoß gegen den vorspringenden Ypern-Bogen zu erweitern, um die dort stehenden englischen Truppen abzuschneiden, durfte aber nicht ausschließlich nach Norden weitergeführt werden, sondern mußte auch nach Süden die englische Front aufrollen. Ablenkungsangriffe gegen die Engländer bei Cambrai, gegen die Franzosen bei Verdun hatten ihn zu begleiten, wenigstens Vortäuschungen entscheidender Offensivstöße; auch wurde empfohlen, schon vorher an einzelnen Stellen in der Mitte der Gesamtfront den Gegner anzupacken.

Glückte der Durchbruch St. Georg, so konnten der offenen Stelle zur Vergrößerung und Vollendung des Sieges unbedenklich die gesamten deutschen Reserven zugeführt werden, weil auch der Feind alle Kräfte dorthin leiten würde, wo er sich schwer getroffen fühlte. Glückte der Schlag nicht oder drohte er in eine Materialschlacht auszuarten, so galt es schnell umzudisponieren und kurz entschlossen den Hammer an einem anderen Punkte niedersausen zu lassen, mit um so größerem Erfolge, als St. Georg die gegnerischen Reserven auf sich gelenkt haben werde. Hierfür kam neben anderen Stellen vor allem der Angriff St. Michael aus der Linie Quéant - Bellicourt - Oise gegen Bapaume - Péronne - Ham in Frage, obwohl angenommen werden konnte, daß sich gerade hier an der Naht zwischen den Engländern und Franzosen erhebliche rückwärtige Kräfte entgegenstellen würden. Ähnlich wie im Ypern-Bogen konnten beim Angriff St. Michael im Cambrai-Bogen durch besonderen Vorstoß aus der Gegend von Pronville und Moeuvres starke englische Teile abgeschnitten werden.

Viererlei tritt aus diesen Erwägungen hervor: die scharfe Zuspitzung auf die Angriffe St. Georg und St. Michael; die Ausdehnung beider Angriffe auf vorspringende Frontteile des Feindes, die von Norden und Süden umfaßt werden konnten; die Betonung der Notwendigkeit, den Feind über die Angriffsstellen im Unklaren zu lassen und seine entfernten Reserven zu binden; schließlich der schleunige Wechsel der Angriffsstelle, wenn der erste Schlag nicht glücken sollte.

Während die Heeresgruppe Rupprecht schon Weisungen für die Bearbeitung der Angriffsentwürfe an die unterstellten Armee-Oberkommandos erließ, legte die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz am 26. Dezember 1917 der Obersten Heeresleitung einen neuen Plan vor, demzufolge die 3. Armee östlich von Reims einem französischen Angriff, mit dem man rechnen zu können glaubte, ausweichen sollte, um dann selbst, unterstützt von der westlich benachbarten 1. Armee, zum Gegenstoß und entscheidender Offensive überzugehen. So flossen an der Zentralstelle mannigfaltige Anregungen zusammen, die die Oberste Heeresleitung in Verbindung mit ihren eigenen Überlegungen zwar noch nicht zu endgültiger Bestimmung der Angriffsstelle, aber doch zu Festsetzungen veranlaßten, welchen Entwürfen nunmehr mit dem Ziele späterer Verwirklichung näherzutreten sei. [350] Am 27. Dezember 1917 teilte der Chef des Generalstabes des Feldheeres den obersten Kommandobehörden mit, daß sich das Kräfteverhältnis an der Westfront Anfang Februar 1918 zugunsten der Deutschen verschieben werde. "Wir können im März angreifen, müssen aber jederzeit auf einen feindlichen Angriff gefaßt sein." Vorbereitet sollte werden:

bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
a) Angriff auf den Ypern-Bogen (St. Georg 2), verbunden mit Durchbruch in der Gegend von Armentières (St. Georg 1);
b) Angriff auf die Loretto-Höhe und Arras beiderseits der Scarpe (Mars);
c) Angriffe über die Front der 2. und 18. Armee (St. Michael), und zwar
aus der Richtung Bullecourt auf Bapaume (St. Michael 1);
  "     "       "         nördlich von St. Quentin auf Péronne (St. Michael 2);
  "     "       "         südlich von St. Quentin und von La Fère auf Ham (St. Michael 3);

bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Ausweichen der 3. Armee (Hektor);
Gegenangriff der 1. Armee in der Champagne (Achilles);

bei der Heeresgruppe Herzog Albrecht von Württemberg:3
Angriff aus dem Breusch-Tale (Straßburg);
      "    im Sundgau (Belfort).

Außerdem waren im Entwurf zu bearbeiten von den Heeresgruppen Deutscher Kronprinz und Herzog Albrecht: Angriffe westlich und südlich von Verdun auf Clermont und Troyon (Kastor und Pollux).

Alle Vorbereitungen sollten am 10. März 1918 abgeschlossen sein.

Man sieht, der Köcher der Obersten Heeresleitung klirrte von Pfeilen; nicht für alle bestand die Aussicht, auf die Sehne des Bogens gelegt zu werden, am wenigsten für die eigens als Entwürfe bezeichneten Angriffe Kastor und Pollux, aber die ganze deutsche Westfront war nunmehr in Spannung gesetzt, weil in jedem Teile die Hoffnung erstand, daß von ihm der entscheidende Endkampf ausgehen werde.

Es begann eine überaus rege Tätigkeit in den Generalstabsstuben der Oberkommandos; nach allen Richtungen wurden die Angriffspläne beleuchtet und durchgeprüft, um der Obersten Heeresleitung die Grundlagen zu schaffen, auf denen der endgültige Entschluß und die Wahl der Angriffsstelle oder -stellen aufgebaut werden konnten.

A 30. Dezember 1917 erweiterte General Ludendorff den Kreis der Betrachtungen durch Befehl an die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, festzustellen, ob auch die 7. Armee im Anschluß an den linken Flügel des Angriffs [351] St. Michael mitwirken könne. Es handelte sich um einen Vorstoß aus der Linie La Fère - Fresne, der als Ablenkungsangriff das Waldgelände südlich der Oise bei La Fère und Chauny in deutsche Hand bringen sollte und zunächst mit dem Decknamen "St. Michael 4" später als "Erzengel" bezeichnet wurde.

Aus der Verteilung der Aufträge ergibt sich ohne weiteres, daß der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht die Hauptlast der Arbeit, damit aber auch aller Wahrscheinlichkeit nach die Ehre des Angriffs selbst zugefallen war. Die Heeresgruppe gab die Aufgaben so weiter, daß die 4. Armee den Angriff auf Ypern (St. Georg 2), die 6. Armee den Durchbruch bei Armentières (St. Georg 1), ebenso den Angriff auf die Loretto-Höhe und Arras (Mars) zu bearbeiten hatte, während die 2. Armee mit dem Angriff auf Bapaume (St. Michael 1) und auf Péronne (St. Michael 2) befaßt wurde. Mit dem Angriff südlich von St. Quentin auf Ham (St. Michael 3) hatte sich die 18. Armee4 zu beschäftigen, die am 27. Dezember 1917 zwischen die 2. und 7. Armee beiderseits von St. Quentin eingeschoben wurde.

Aus den einlaufenden Berichten der Oberkommandos konnte die Oberste Heeresleitung entnehmen, wie die örtlichen Kommandostellen die einzelnen Angriffspläne beurteilten. Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht hielt St. Georg 1 für das aussichtsvollste Unternehmen, sah in St. Georg 2 nur eine Nebenhandlung und erklärte St. Michael besonders dann für vorteilhaft, wenn die englischen Hauptkräfte bereits weiter nördlich gefesselt wären; sie wich also von der bisherigen Beurteilung nicht ab.

Die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz berechnete den Kräftebedarf für den Angriff Achilles östlich Reims, der als Gegenangriff nach vorherigem Ausweichen gedacht war, außerordentlich hoch, sah auch einen bedenklichen Nachteil darin, daß er von vorherigem Vorstoß des Gegners abhängig gemacht wurde, und empfahl jetzt selbst, darauf zu verzichten. Den Angriff Erzengel südlich La Fère hielt sie mit geringen Mitteln für durchführbar, meinte aber, daß die neugewonnenen Stellungen südlich von Chauny nicht lange zu halten sein würden, weil sie schlechter seien als die bisherigen am Westrande des großen Waldes von St. Gobain.

Die Heeresgruppe Herzog Albrecht glaubte dem Doppelangriff Kastor und Pollux beiderseits von Verdun keine feldzugentscheidende Bedeutung zuerkennen zu sollen und erachtete den Angriff Pollux mit dem Maas-Übergang südlich von Verdun für besonders schwierig. Von den im Elsaß geplanten Offensiven sah sie den Angriff aus dem Breusch-Tale (Straßburg) für erfolgversprechend an, maß ihm aber doch nur die Bedeutung einer Nebenhandlung zu, zumal da der Feldeisenbahnchef die Schwierigkeit bestätigte, große Kräfte überraschend vor der Einbruchsstelle zu vereinigen.


[352] Entscheidung für den Angriff St. Michael.

Am 1. Februar 1918 schob die Oberste Heeresleitung zur Entlastung der Oberkommandos der 6. und 2. Armee ein neues Armee-Oberkommando mit der Nr. 17 ein, das die Front beiderseits der Scarpe übernahm.5 Die 18. Armee trat von der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht zum Deutschen Kronprinzen über. Diese Maßnahmen standen in Verbindung mit der endgültigen Entscheidung für den großen Schlag. Am 24. Januar 1918 wurde der Angriff St. Michael durch Heeresbefehl als die Unternehmung bezeichnet, die den Frühjahrsfeldzug mit dem Zwecke des Durchbruchs bis zur Linie Bapaume - Péronne - Ham einleiten sollte. Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht hatte St. Michael 1 mit dem Ziel Bapaume durch die 17., St. Michael 2 nördlich des Omignon-Bachs mit dem Ziel Péronne durch die 2. Armee vorbereiten zu lassen, während der 18. Armee unter der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz St. Michael 3 südlich des Omignon-Bachs mit dem Ziele Ham zufiel. Der Angriffstag wurde auf den 20. März festgesetzt.

Nach erfolgtem Durchbruch sollten den Flügeln der vorgestoßenen Front mit kurzem zeitlichen Abstande zwei weitere Angriffe angehängt werden, die die vorherige Umgruppierung von Artillerie und Minenwerfern zur Voraussetzung hatten: der Angriff Mars südlich der Scarpe bei der 17. Armee, um durch Ausdehnung nach Norden den Sieg über die Linie Arras - Péronne hinaus vortragen zu helfen, und der Angriff Erzengel südlich der Oise bei der 7. Armee, der durch Besitznahme der Höhen östlich des Oise - Aisne-Kanals feindliche Reserven ablenken sollte. Die Ausdehnung des Angriffs Mars nach Norden über die Scarpe hinaus wurde vorläufig nicht beabsichtigt. Die Vorbereitungen für die Angriffe St. Georg 1 und 2 bei der Heeresgruppe Rupprecht sollten weiter gehen und Anfang April beendet sein. Die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz hatte die Vorarbeiten für die Unternehmungen Hektor und Achilles östlich von Reims flüssig zu erhalten und einen Angriff Roland über die Front der 3. Armee ohne vorausgehendes Ausweichen neu zu bearbeiten, der in Betracht kommen sollte, falls der Angriff St. Michael stecken bleiben sollte. Die Angriffe Kastor und Pollux bei Verdun wurden gänzlich aufgegeben, über den Angriff Straßburg keine neuen Bestimmungen getroffen. Anordnungen für Täuschungsangriffe und Demonstrationen an anderen Frontstellen blieben vorbehalten.

Am 27. Januar 1918 folgte der Befehl, daß bis zum 25. Februar hinter der Front 56 Angriffsdivisionen zur Ruhe, Ausbildung, Ergänzung und Ausrüstung bereitzustehen hätten, denen noch im Februar weitere Divisionen angeschlossen und die außerdem durch sieben von der Heeresgruppe Rupprecht verfügbar zu machende Divisionen vermehrt werden sollten.

[353] Damit war nach sorgsamer Prüfung St. Michael als Schwinger des kriegsentscheidenden Angriffsschwertes auf den Schild erhoben. Für die Wahl, die der Obersten Heeresleitung von Anbeginn vorgeschwebt hatte, sind schwerwiegende Gründe ausschlaggebend gewesen: politische, um die Engländer zu treffen und von den Franzosen zu trennen; operative, um vor der Ankunft stärkerer amerikanischer Truppen schlagen zu können; taktische, um die Frontstelle des Gegners anzupacken, die am schwächsten schien. Dieser taktische Gesichtspunkt war von hoher Bedeutung; erst der taktische Erfolg konnte die strategische und politische Auswirkung des großen Angriffs herbeiführen. Die Oberste Heeresleitung folgte dem als wichtig und richtig erkannten Lehrsatz, daß die große Summe der Kräfte dorthin geworfen werden müsse, wo sie am leichtesten und schnellsten vorankäme. Sie wollte es mit einem großen Schlage nicht abgetan sein lassen; unmittelbar im Anschluß an ihn gedachte sie den Erfolg im Norden in der Richtung auf die Gegend nördlich von Bapaume zu erweitern und im Süden durch Verbreiterung der Angriffsfront feindliche - französische - Reserven von der Hauptentscheidung abzuziehen. Es war nicht viel, was für diesen Zweck geschehen konnte; ein großer Ablenkungsangriff in weiterer Entfernung vom Brennpunkt der Entscheidung, gleichzeitig mit dem Hauptstoße oder kurz vor ihm geführt, wäre wirksamer und förderlicher gewesen. Dazu aber reichten die Kräfte nicht, und die aufgezwungene Beschränkung prägte sich am deutlichsten darin aus, daß die Durchführung der Erweiterung und Verbreiterung von der Umgruppierung eines Teiles der Kampfmittel abhängig war.

Für den Fall, daß St. Michael nicht durchdringen sollte, hatte die Oberste Heeresleitung noch zwei Eisen im Feuer: St. Georg und Roland. Auch sie waren aber nur durchführbar durch Hinüberwerfen von Truppen und besonders der Artillerie von der St. Michaelfront an die neue Kampfstelle; die Strategie des großen Angriffs stellte sich als ein System von Aushilfen dar. Der Übertritt der 18. Armee von der nördlichen zur südlich anstoßenden Heeresgruppe lehrt, daß die Oberste Heeresleitung mit zwei Kommandostellen arbeiten wollte; sie glaubte dadurch ihren Einfluß auf die Vorbereitungen und Operationen zu verstärken.

Der entscheidende Befehl der Obersten Heeresleitung war nur für die höchsten Kommandostellen bestimmt; nach wie vor sollte die Truppe über die Angriffsstellen im Unklaren bleiben, um den Ehrgeiz wachzuhalten, die Vorbereitungen allerwärts gleichmäßig zu gestalten, dem Feinde jeden Anhalt zu nehmen, wo er angesichts der umfassenden Vorarbeit auf deutscher Seite, die ihm nicht verborgen bleiben konnte, den wirklichen Stoß vermuten dürfe. Alle Maßnahmen, die mit dem geplanten Frühjahrsfeldzuge in Verbindung standen, wurden als Mobilmachungs- (Mob.-) Angelegenheiten bezeichnet, um sie aus der Masse der sonstigen Geschäfte hervorzuheben und ihre Geheimhaltung zu fördern. Indem die Heeresgruppe die ihnen übermittelten Weisungen nach unten mit Zusätzen weitergaben, entfesselten sie eine erstaunliche Arbeitsleistung bei den unterstellten [354] Kommandobehörden, besonders den Armee-Oberkommandos, die mit Eindringlichkeit die Pläne des Angriffs in dem ihnen gegebenen Rahmen durchdachten und in Form gossen. Dabei schossen neue Gedanken, Besserungsvorschläge, Erweiterungsabsichten in üppiger Fülle empor, die sich nicht durchweg an das Maß der verfügbaren Kräfte banden und der Obersten Heeresleitung reichlich zu tun gaben, um die Entwürfe innerhalb der von ihr gezogenen Grenzen zu halten.

Am 26. Januar 1918 erläuterte die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht der 4. Armee die Aufgabe für St. Georg 2 dahin, daß die englischen Truppen im Ypern-Bogen durch gleichzeitige Vorstöße vom Houthulster Walde im Norden, von Gheluvelt und Warneton im Süden abzuschneiden und, wenn sie auswichen, mit möglichster Schädigung zu schlagen seien; der Angriff sei im Süden bis auf die Höhen westlich von Hollebeke, bei Wytschaete und Messines auszudehnen und habe im weiteren Verlauf auch die Kemmel-Höhe zu erfassen, um den Zusammenhang mit St. Georg 1 herzustellen. Außerdem seien Vorstöße bei Nieuport und Dixmude zu erwägen. Die 6. Armee hatte den Angriff St. Georg 1 über die Linie Armentières - Béthune mit dem Ziel des Durchbruchs auf Hazebrouck zu führen, um die englischen Flandernkräfte in Flanke und Rücken zu fassen und im Verein mit St. Georg 2 den englischen Nordflügel zu schlagen, im Anschluß daran Dünkirchen und Calais zu erobern, aber auch die Front des Gegners nach Süden aufzurollen. So wurde St. Georg immer noch als entscheidender Hauptangriff vorangestellt; hatte er nur zur Ablenkung im Falle des Hauptangriffs bei St. Michael zu dienen, so sollten mit den Angriffskräften auch die Ziele ganz wesentlich beschränkt, bei St. Georg 2 die Kemmel-Höhe unberührt bleiben, bei St. Georg 1 beiderseits von Armentières nur bis zur Lys führen. Dieser mit "Klein Georg" bezeichnete Angriff konnte für St. Georg 1 wegen der besseren Bodenverhältnisse auch im Raume zwischen dem La Bassee-Kanal und Lens vorgetrieben werden.

Der St. Michael-Angriff, der mit der 18. Armee von der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz gemeinsam zu führen war, hatte den Durchbruch durch die feindliche Front, die Abschnürung der feindlichen Kräfte im Cambrai-Bogen und die Gewinnung der Linie Bapaume - Péronne - Ham - La Fère zur Aufgabe; innerhalb dieses Rahmens fiel der 17. Armee die Vorbereitung des Stoßes aus dem bei Croisilles vorspringenden Frontteile mit der Richtung auf die Gegend nordöstlich von Bapaume als St. Michael 1, der 2. Armee die Offensive aus der Linie Villers Guislains - Pontruet auf die Gegend nördlich von Péronne und Péronne selbst als St. Michael 2 zu; das Zusammenwirken der inneren Flügel beider Armeen ergab die doppelte Umfassung des Cambrai-Bogens. Die 17. Armee hatte außerdem den Mars-Angriff beiderseits der Scarpe in der Richtung auf Arras vorzubereiten, der nach St. Michael die Weiterführung des Stoßes über die Linie Arras - Péronne ermöglichen sollte. St. Michael 1 und 2 [355] kamen mit geringeren Kampfmitteln und kürzeren Zielen auch als Ablenkungsangriffe für den Hauptangriff St. Georg in Frage (Klein Michael). Der Hauptangriff (St. Georg oder St. Michael) war in allen Teilen zeitlich einheitlich zu führen, Mars später als St. Michael nach der erforderlichen Truppenverschiebung, die Ablenkungsangriffe (Klein Georg oder Klein Michael) drei bis fünf Tage vor dem Hauptangriff, um die feindlichen Reserven zu binden. Als Grundlage für die Kräftebemessung wurden 2 km Gefechtsraum für die Angriffsdivision angegeben; für den taktischen Durchbruch war mit zwei Treffen zu rechnen, im dritten Treffen sollten nur operative Reserven folgen. Die allgemeinen Vorbereitungen mußten am 1. März abgeschlossen sein; dann blieben etwa noch 14 Tage für den eigentlichen Aufbau der Unternehmung, die als engere Vorbereitungszeit bezeichnet wurde.

Diese Vielgestaltigkeit der Richtlinien bedeutete eine wesentliche Erweiterung des Angriffsprogramms der Obersten Heeresleitung und schob den Angriff St. Georg von neuem in den Vordergrund; auch war der Kräftebedarf höher berechnet, als die Oberste Heeresleitung zugestehen konnte. Die Heeresgruppe bestrebte sich auch weiterhin, in Besprechungen und Denkschriften darzutun, daß St. Georg vor St. Michael den Vorzug verdiene. Die ersten Angriffspläne der 4., 6. und 2. Armee, die noch auf Grund der Weisungen der Heeresgruppe vom 26. Januar 1918 ausgearbeitet waren, stellten gleichfalls St. Georg voran.

Demgegenüber wies General Ludendorff wiederholt - bei einer Besprechung in Mons am 3. Februar und durch Befehl vom 8. Februar 1918 - darauf hin, daß St. Michael 1, 2 und 3 mit nachfolgendem Mars- und Erzengel-Angriff als endgültige Grundlage anzusehen seien, und sprach sich am 10. Februar 1918 in abschließender Form über St. Georg dahin aus, daß dieser Angriff nur als zweiter Kampfakt in Betracht käme, wenn sich St. Michael festlaufen sollte. Man werde sich dann mit geringeren Kräften behelfen können, weil die feidlichen Reserven schon gefesselt seien. Es komme darauf an, beiderseits von Armentières in der Richtung auf Hazebrouck Raum zu gewinnen und die Engländer im Ypern-Bogen von Nordosten abzuschneiden. Auf dieser Grundlage sei weiterzuarbeiten.

Damit hatte St. Michael über St. Georg endgültig gesiegt. Es war gewiß nicht Ehrgeiz, daß die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht St. Georg als Hauptaktion immer wieder in Erinnerung brachte, denn sie war auch an St. Michael am meisten beteiligt; es war vielmehr die Überzeugung, daß der Stoß gegen und über Hazebrouck auf kurzer Operationslinie mit der Besitznahme der Küste von Dünkirchen und Calais einen sicheren und höchst bedeutungsvollen Erfolg über die Engländer erbringen würde. Demgegenüber traten zeitliche und örtliche Bedenken zurück. Gerade sie aber waren für die Oberste Heeresleitung ausschlaggebend, an der früher zu führenden und größer gearteten St. Michael-Unternehmung festzuhalten und von diesem Wege wurde nicht mehr abgewichen.

Am 10. Februar 1918 bedeutete die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht [356] ihre Armee-Oberkommandos, daß es zweck- und nutzlos sei, die Kräfteanforderungen zu überspannen; am Tage darauf teilte sie der 4. und 6. Armee mit, daß St. Michael durchgeführt werden würde und St. Georg nur in Betracht käme, falls St. Michael nicht durchdringe. Die 4. Armee habe St. Georg 2 nach drei Richtungen vorzubereiten: durch den Stoß südlich des Ypernbogens auf die Höhen von Hollebeke, Wytschaete und Messines zur Unterstützung von St. Georg 1 (Hasenjagd), durch den Stoß nördlich des Ypern-Bogens zur Abschnürung der in ihm befindlichen englischen Truppen (Waldfest) und durch den Nebenangriff von Dixmude, um feindliche Kräfte abzulenken (Flandern 3); es sei zu prüfen, ob diese Unternehmungen mit einem Zuschuß von 12 bis 15 Divisionen gleichzeitig geführt werden könnten. Die 6. Armee habe den Angriff St. Georg 1 auf Hazebrouck zu richten; da sie nur mit einem Mehr von 20 Divisionen rechnen könne, müsse die Breite der Unternehmung namentlich im Süden beschränkt werden. Zur Täuschung der Gegner sollten die Vorbereitungen energisch betrieben werden und einige Zeit vor Beginn von St. Michael in Demonstrationen übergehen, die an die Stelle der bisher geplanten Ablenkungsangriffe Klein Georg zu treten hätten.

Bis zur Mitte des Februar legten die 17., 2. und 18. Armee ihre Angriffsentwürfe für St. Michael und Mars vor, so daß die Grundzüge für den beabsichtigten Verlauf des großen Schlages nunmehr erkennbar wurden. Die 17. Armee (St. Michael 1) wollte aus der Linie Fontaine les Croisilles - Moeuvre vorbrechen mit dem rechten Flügel über Ecoust-St. Mein, mit der starken Mitte zwischen Riencourt und Inchy gegen die Höhen beiderseits von Bapaume, mit dem linken Flügel von Moeuvre über Hermies auf Ytres, um dort dem rechten Flügel von St. Michael 2 zur Abschnürung des Cambrai-Bogens die Hand zu reichen. Glückte der Stoß auf dem rechten Flügel, so wünschte sie die für Mars zurückgehaltenen Divisionen sofort einzusetzen, um noch mit dem ersten Angriffsschwunge zur Eroberung von Arras nach Norden abzuschwenken. Nur wenn der rechte Flügel steckenblieb, was nicht ausgeschlossen war, weil er die Flanke offen hatte, sollte Mars programmäßig nach einigen Tagen südlich der Scarpe gegen Arras losbrechen. Der Bedarf an Angriffsdivisionen wurde für St. Michael 1 auf 16 berechnet, von denen drei vorhanden waren, für Mars auf elf bei einem Bestande von vier Divisionen; mithin fehlten im ganzen 20 Divisionen.

Die 2. Armee (St. Michael 2) beabsichtigte aus der Linie Vendhuille - Bellenglise über die Linie Guislain - Omignon-Bach gegen Epéhy - Villers Faucon - Roisel - Vendelles - Vermand anzustürmen, um am zweiten Tage Sorel - Nurlu - Moislains - Péronne - Brie zu erreichen. Der Hauptstoß sollte über Roisel auf Péronne gehen; wichtig war der baldige Besitz der Höhen von Epéhy. Die Kräfte zwischen Cologne- und Omignon-Bach fanden beim Vorgehen leichtere Verhältnisse wie die nördlich des Cologne-Bachs; sie hatten nach [357] Erreichung der Somme diesen Bach nach Norden zu überschreiten. Der rechte Flügel mußte vom Cambrai-Bogen, in dem sehr starke Kräfte angenommen wurden, abgesetzt bleiben und zur Abschnürung über Villers Guislains den Anschluß an den linken Flügel von St. Michael 1 gewinnen. Durch einen besonderen Nebenangriff "Dietrich" gegen die Linie Flesquières - Ribécourt - La Vacquerie sollten die feindlichen Truppen im Cambrai-Bogen gefesselt und von den Flanken der abschnürenden Teile abgezogen werden. Dem linken Flügel hatte vom Omignon-Bach eine Division gestaffelt zu folgen, weil damit gerechnet wurde, daß der rechte Flügel des südlich benachbarten St. Michael 3 nur langsam vorankäme. Der Mehrbedarf von Angriffsdivisionen belief sich auf 16; für Dietrich war noch eine Stellungsdivision einzuschieben.

Zur Erfüllung des Angriffs St. Michael 3 gedachte die 18. Armee beiderseits von St. Quentin vorzubrechen und am ersten Tage die Linie Beauvois - Vaux - Fluquières - Happencourt und den Crozat-Kanal zu erreichen. Sie rechnete damit, daß sie auf dem linken Flügel schneller vorankommen könne als auf dem rechten, und mit dem linken daher flankierende Einwirkung zugunsten des rechten haben werde, dessen Endziel die Somme von St. Christ bis St. Simon war. Am äußersten linken Armeeflügel sollte zur Täuschung des Gegners ein Vorstoß der dortigen Stellungsdivisionen aus der Gegend von La Fère auf Vendeuil und Travecy vorgeführt werden. Der Mehrbedarf an Divisionen belief sich auf 19.

Die Oberste Heeresleitung stimmte diesen Entwürfen im allgemeinen zu, beschränkte aber den Mehrbedarf für St. Michael 1 auf 15, für Mars auf vier Divisionen. Hinsichtlich des Angriffs Mars wies sie darauf hin, daß die Art seiner Führung nicht von der Entscheidung des Oberkommandos der 17. Armee abhängig sein könne, sondern von ihr selbst auf Grund des Ausgangs des ganzen St. Michael-Angriffs bestimmt werden müsse. Für die 18. Armee empfahl sie Starkmachung des rechten Flügels zum Zusammenwirken mit der 2. Armee. Über La Fère sei ein wirklicher Nebenangriff zu führen, für den sie einige Jäger-Bataillone als Verstärkung in Aussicht stellte; später wurde verfügt, daß die 7. Armee möglichst viel Divisionen über La Fère nachschieben solle, wenn der Angriff gut vorangehe.

Die Frage eines Zusammenwirkens der 2. und der 18. Armee gab noch Veranlassung zu eingehenden Erörterungen, da jede Armee geneigt war, das Vorwärtskommen des eigenen inneren Flügels von dem des Nachbarflügels abhängig zu machen. Nachdem festgestellt war, daß der linke Flügel der 2. Armee wahrscheinlich nur langsam vorwärts kommen werde, wurde der 18. Armee von der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz bedeutet, daß sie ihren rechten Flügel selbst schützen und stützen müsse.

Daß sich der Angriff des linken Flügels der 18. Armee gegen den Crozat-Kanal unter Umständen mit diesem Ziele nicht begnügen dürfe, sondern [358] beschleunigt darüber hinausstreben müsse, brachte die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz frühzeitig bei der Obersten Heeresleitung zur Sprache. Sie nahm eine Entlastungsoffensive französischer Reserven gegen St. Michael über die Linie Roye - Noyon an und wollte ihr durch Stoß über den Crozat-Kanal aus der Linie Jussy - Tergnier begegnen. General Ludendorff nahm hierzu keine Stellung.

Aus dieser Anregung der Heeresgruppe erhellt, daß sie dem Erzengel-Angriff, der St. Michael mit sehr beschränktem Ziel nach einigen Tagen links angehängt werden sollte, keine besondere Ablenkungswirksamkeit zutraute. Als Zweck dieses Stoßes bezeichnete die mit dem Entwurf betraute 7. Armee die Fesselung möglichst starker Kräfte, auch artilleristischer, die etwa versuchen könnten, aus der Gegend südlich der Oise in das Angriffsgelände der 18. Armee zu wirken; der eigenen Artillerie sollte die Beschießung des Geländes am Crozat-Kanal und in der Oise-Niederung erleichtert werden. Für den Vorstoß, der aus der Linie Servais - Fresne schwieriges Waldgelände durchschreiten mußte, um den Niederwald von Coucy zwischen Chauny und Coucy le Château in Besitz zu nehmen und zu halten, wurde der Kräftebedarf auf fünf Divisionen in erster und vier Divisionen in zweiter Linie berechnet; unter den letzteren befand sich die Stellungsdivision.


Angriff St. Georg als zweite Kampfhandlung.

Nach lebhaftem Meinungsaustausch und nach Beseitigung von Widersprüchen und Bedenken waren nunmehr die geistigen Grundlagen für den ersten großen Akt der Frühjahrsoffensive, St. Michael und Mars und Erzengel, geschaffen. Für St. Georg, der nach dem Erlaß der Obersten Heeresleitung vom 10. Februar 1918 im Falle, daß St. Michael nicht durchdringen sollte, als zweiter Kampfakt in Betracht kam, waren durch die 6. und 4. Armee inzwischen neue Entwürfe vorgelegt worden, die sich mit den beschränkenden Richtlinien der Obersten Heeresleitung in Übereinstimmung zu setzen suchten. Die 6. Armee bezeichnete als Zweck von St. Georg 1 den Vorstoß zwischen Armentières und La Bassée-Kanal in Verbindung mit dem Angriff der 4. Armee, St. Georg 2, der sich gegen die Höhen von Wytschaete, Messines und den Kemmel wendete. Nach taktischem Einbruch hatte St. Georg 1 die englischen Flandernkräfte in Flanke und Rücken zu fassen und den englischen Nordflügel mit der 4. Armee zusammen zu schlagen. Der rechte Flügel sollte hierzu Armentières von Süden nehmen, die Mitte sich des Höhengeländes von Locre und Godewaersvelde und der Gegend von Hazebrouck bemächtigen, um so in den Rücken des Gegners zu gelangen, der linke diente zur Deckung der linken Flanke der Entscheidung suchenden Mitte und hatte sich die Aufrollung der feindlichen Front nach Süden auf Lens vorzubehalten. Lys und Lawe waren am ersten Tage zu überschreiten. Nach durchschlagendem Erfolge wollte die 6. Armee drei Armeegruppen bilden, deren stärkste sich auf Dünkirchen [359] und Gravelines zu wenden hatte, während die zweite die linke Flanke decken und die dritte als Armee-Reserve auf Aire folgen sollte.

Messines und im Hintergrund der Kemmelberg.
Messines und seine Bodenkultur in jahrelangem
Kampfe vollkommen vernichtet. Im Hintergrund
der Kemmelberg.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 60.
Die 4. Armee sah es für St. Georg 2 als ihre Aufgabe an, starke feindliche Kräfte auf sich zu ziehen, die englischen Truppen im Ypern-Bogen abzuschnüren und den Angriff St. Georg 1 durch Vorgehen gegen und über die Höhen von Zillebeke, Hollebeke, Wytschaete und Messines zu unterstützen. Diese letzte Aufgabe (Hasenjagd) war die wichtigste, umfaßte auch die Eroberung der Kemmel-Höhe. Mit erübrigten Kräften kam der Ablenkungsangriff von Dixmude (Flandern 3) in der Richtung auf Reninghe an zweiter Stelle in Betracht; konnte er nicht gleichzeitig mit Hasenjagd geführt werden, so war die Angriffsrichtung deren Fortschreiten entsprechend mehr westlich gegen den Loo-Kanal zu wählen. An letzter Stelle stand der Angriff nördlich des Ypern-Bogens (Waldfest), der je nach dem Standhalten des Gegners entweder Poperinghe oder die Gegend südlich davon zum Ziele nehmen sollte.

Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht sah sich bei ihrer genaueren Kenntnis der Anschauungen der Obersten Heeresleitung veranlaßt, die Entwürfe beider Armeen noch weiter zu beschränken, indem sie die Zahl der von der 6. Armee angeforderten Divisionen von 25 auf 20 herabsetzte und die 4. Armee darauf hinwies, daß von St. Georg 2 als gleichzeitiger Akt mit St. Georg 1 voraussichtlich nur Hasenjagd ins Auge gefaßt werden könne. Auch darüber ließ sie keinen Zweifel, daß die St. Georg-Operation nur mit der Artillerie und den sofortigen Hilfsmitteln zu führen sei, die nach Aufgabe der St. Michael-Unternehmung von der Somme zur Lys hinübergeworfen werden könnten. Die Oberste Heeresleitung erklärte sich nunmehr mit den Entwürfen einverstanden, betonte aber, daß bei St. Georg 2 der Angriff auf Zillebeke nach links bis Dickebusch ausgedehnt werden müsse, damit die wichtige Kemmel-Höhe nicht mit zu schmaler Front angegriffen würde.

So war auch St. Georg auf feste Füße gestellt, freilich nicht in der Kraftfülle, die ihm von seinen Befürwortern ursprünglich zugedacht war, auch nicht mit den weiten strategischen Zielen des ersten Planes; von der Eroberung von Calais war keine Rede mehr. Es ließ sich jetzt schon voraussehen, daß diese zweite Kampfhandlung, wenn sie verwirklicht werden sollte, nicht mit der gleichen Wucht und Macht geführt werden würde wie der bevorzugte St. Michael, dem frische und unberührte Kampfmittel im reichsten Maße zugewendet wurden, um den entscheidenden und durchschlagenden Erfolg sicherzustellen.


Täuschungsangriffe und Nebenhandlungen.

Mit St. Michael und St. Georg war aber der Offensivgedanke noch nicht zu Ende gedacht. Für das Gelingen von St. Michael mußte es von höchster Bedeutung sein, daß der Angriffsstelle nicht vorzeitig feindliche Reserven zugeführt wurden. Sie durften gegenüber Cambrai und St. Quentin erst dann erscheinen, [360] wenn mindestens der tiefe Einbruch oder besser der taktische Durchbruch gelungen war, damit ihnen die überlegene deutsche Führung im freien Felde begegnen konnte. Die Mittel strengster Geheimhaltung und Verschwiegenheit, die Verschleierung durch die Ausdehnung der Vorbereitungen über die ganze deutsche Westfront, die Aussprengung irreführender Gerüchte konnten wohl den Erfolg haben, daß überschießende gegnerische Kräfte nicht schon vor dem Angriffstage bereit standen, um den deutschen Stoß abzufangen, verhinderten aber keinesfalls, daß sie allerwärts auf die Bahn gesetzt wurden, sobald die Tatsache des Schlages an der Somme erkannt war.

Dagegen konnte eigentlich nur ein Mittel helfen: der Angriff auf der ganzen Westfront gleichzeitig mit dem Hauptstoß St. Michael; er hätte sicherlich die feindlichen Reserven oder doch wenigstens den größten Teil von ihnen an die Frontteile gefesselt, hinter denen sie sich gerade befanden. Dieses Gewaltmittel war aber unmöglich; Kräfte und Kampfmittel reichten nicht einmal dazu, neben dem Hauptstoß einen wirklich eindrucksvollen Ablenkungsangriff an anderer Stelle zu führen. So blieb nur eine Aushilfe, die Vortäuschung von Angriffen an verschiedenen Punkten der Gesamtfront, um den Gegner wenigstens für eine gewisse Zeit über die Hauptkampfstelle im Unklaren zu lassen und ihn in der Verwendung der Reserven unsicher zu machen.

Diese Aushilfe hatte den Fehler aller Aushilfen; es war keine Gewähr vorhanden, daß die Täuschung lange vorhielt. Indessen konnte man doch einigermaßen mit der Angriffsfurcht der Gegner rechnen, von der die Wirkung zu erhoffen war, daß sich bei deutschen Offensivregungen an mehreren Stellen jeder Teil für den am meisten gefährdeten ansah und seine rückwärtigen Kräfte ängstlich festzuhalten versuchte.

Der Gedanke an solche Demonstrationen war schon bei den ersten Erwägungen der Frühjahrsoffensive entstanden; er wurde durch eigene Überlegungen der Obersten Heeresleitung und durch Vorschläge der Heeresgruppen ausgestaltet. Nördlich vom Angriffsgebiet an der Somme war die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht entschlossen, die als unausführbar erkannten Ablenkungsstöße St. Georg 1 und 2 als Scheinangriffe durchführen zu lassen. Für die Front südöstlich von St. Quentin schlug die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz am 14. Februar 1918 einen großen Täuschungsversuch vor. Dem Feinde, den Franzosen, die durch eine große Offensive an der Somme kaum betroffen wurden, sollte ein umfassender deutscher Angriff aus der Champagne und aus dem Reichsland wahrscheinlich gemacht werden, der die Abschnürung von Verdun zum gedachten Ziele hatte; es war die Wiederaufnahme des Kastor- und Pollux-Gedankens in vergrößerter demonstrativer Form. Den Hauptstoß hatte die Heeresgruppe Herzog Albrecht aus dem Reichsland zu führen oder vielmehr vorzutäuschen; an dem Nebenstoß aus der Champagne sollten die 3. und der linke Flügel der 1. Armee beteiligt werden. Der linke Flügel der Heeresgruppe des [361] General v. Gallwitz6 war anzuweisen, mit dem rechten Flügel der Heeresgruppe Herzog Albrecht zusammenzuwirken.

Die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz empfahl, vorher durch Durcheinanderarbeiten der Funken- und Erdtelegraphen mit widersprechenden Andeutungen auf der ganzen Westfront beim Gegner einen Zustand der Verwirrung herbeizuführen, dann aber 14 Tage vor dem großen Schlage an der Somme scharfe Hinweise zu geben, daß in der Champagne neue deutsche Verbände eingeschoben würden. Daran hätten sich das Einschießen von Artillerie und Minenwerfern sowie Lufterkundungen, gesteigerte Streiftätigkeit an der Front und der Ausbau der drahtlichen Verbindungen anzuschließen, dagegen sei der Fernsprechverkehr, wie vor Angriffen üblich, abzuschwächen. Im Hinterlande sollten Massenquartiere angesagt werden; auch die Täuschung der französischen Bevölkerung sei von Bedeutung. In den Rahmen der großen Scheinunternehmung paßte sich der Vorschlag der Heeresgruppe Gallwitz ein, im Bereich der 5. Armee einen Artillerieangriff auf die Nordfront von Verdun zu machen, der dem Feinde den Eindruck erwecken sollte, als stände ein neuer Ansturm auf diese für die Franzosen besonders empfindliche Stelle bevor.

Die Oberste Heeresleitung ging auf die Vorschläge der Heeresgruppen ein, änderte den der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz aber dahin ab, daß der gedachte Hauptstoß nicht von Osten, sondern von Norden her in der Champagne geführt werden solle. Unmittelbar darauf, am 18. Februar 1918, gab sie in einem Erlasse an die Heeresgruppenkommandos Richtlinien heraus, wie die Vortäuschung von Angriffen vor Beginn der Frühjahrsoffensive zu gestalten sei. Sie legte dem Scheinmanöver den operativen Gedanken unter, daß die Deutschen gegen die Engländer in der Verteidigung bleiben, die Franzosen angreifen wollten, und zwar mit dem Hauptstoße zu Beginn der zweiten Märzhälfte aus der Front der 1. und 3. Armee zwischen Reims und Varennes und durch die 5. Armee gegen die Nordostfront von Verdun, mit Nebenstößen aus der Südfront der 7. Armee an der Aisne, durch die Heeresgruppe Herzog Albrecht im östlichen Lothringen und im Elsaß. Für die Hauptdemonstration in der Champagne wurde die teilweise Benutzung des Angriffsentwurfs Roland, für die Nebenhandlung im Reichsland die des Angriffsentwurfs Straßburg anheimgegeben, womit wohl entschieden war, daß diese Pläne wenig Aussicht hatten, jemals zu scharfen Waffen in der Hand der Obersten Heeresleitung zu werden. An der englischen Front sollten die 4. und 6. Armee gleichzeitig erhöhte Gefechtstätigkeit vortäuschen.

Für diese Unternehmungen, die keine wirkliche Entscheidung suchten, mußten die Heeresgruppen mit eigenen Mitteln auskommen, nur die Heeresgruppe Gallwitz sollte für die Beschießung von Verdun einen Zuschuß an Artillerie erhalten. [362] Da es darauf ankam, die feindlichen Reserven während des Kampfes an der Somme zu binden und in falsche Richtungen zu lenken, sollten die Täuschungsversuche ihren Höhepunkt in der zweiten Märzhälfte haben und darüber hinaus wirken. Sie konnten nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn Truppe und Bevölkerung sie für ernsthaft ansahen. Daher waren sie nicht nur äußerlich im Felde mit der Wirkung auf den Feind, sondern auch im Innern der Geschäftszimmer zu betreiben. Es kam auf enges Zusammenarbeiten aller Organe, sorgfältige Vorbereitung und geschickte Durchführung an, weil ungewandte Handhabung die Wirkung ins Gegenteil verkehren würde. Auf die Bevölkerung wurde besonderer Eindruck dadurch vorgesehen, daß Abschiebungen ins Etappengebiet anzusagen waren. Der Erlaß schloß mit dem Hinweise, daß nach wie vor jeder Mann auf der ganzen Westfront wissen und aussprechen müsse, es werde bei ihm der entscheidende Angriff stattfinden. Auch sich selbst bezog die Oberste Heeresleitung in die große Täuschung ein, indem sie die Heeresgruppe Herzog Albrecht anwies, die Verlegung des Großen Hauptquartiers nach Straßburg in der üblichen, nicht auffälligen Art scheinbar in die Wege zu leiten.

In der zweiten Februarhälfte legten die Heeresgruppen ihre Entwürfe im Großen Hauptquartier in Kreuznach vor. Die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz plante, den gedachten Hauptstoß (Tantris) in der Champagne, einen Nebenstoß aus der Front Craonne - Brimont (Tristan) vom 1. März an durch Angriffsmaßnahmen deutlich werden zu lassen; am 20. März sollte der Höhepunkt erreicht werden. Die Heeresgruppe Gallwitz beabsichtigte, im ersten Märzdrittel die Artilleriewirkung auf dem Westufer der Maas zu steigern und dort fünf, auf dem Ostufer zwei Infanterieunternehmungen anzusetzen; in der zweiten Märzhälfte sollte der Scheinangriff auf die Nordostfront von Verdun erfolgen. Die Heeresgruppe Herzog Albrecht, bei der am 4. Februar ein neues Armee-Oberkommando mit der Nr. 197 zwischen die Armee-Abteilungen C und A in Lothringen eingeschoben worden war, wollte sofort mit der Offenbarung von Offensivabsichten im Rahmen des Entwurfs Straßburg anfangen, vom 1. März an Verdichtung und allmähliche Steigerung eintreten lassen. Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht endlich beabsichtigte, bis zum 5. März die auf die Offensive gerichtete Tätigkeit auf der ganzen Front gleichmäßig zu gestalten und vom 5. März an die Maßnahmen für St. Georg stärker zu betonen als für St. Michael. Die Täuschungsversuche mit dem St. Georg-Angriff (Georgplan) sollten drei Tage vor St. Michael beginnen.

Die Oberste Heeresleitung stimmte allen Vorschlägen zu und ergänzte den der Heeresgruppe Herzog Albrecht für Straßburg dahin, daß die Vorbereitungen für das Scheinunternehmen erst am 19. März abschließen dürften. Nachdem sie für den 12. März und die anschließende Zeit ein allgemeines Verseuchungs- und Schwadenschießen auf feindliche Ortschaften und Verkehrspunkte auf der ganzen [363] Westfront angeordnet hatte, erließ sie am 4. März folgenden endgültigen Befehl an die Heeresgruppen:

    "1. St. Michael findet planmäßig statt;
    2. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutscher Kronprinz führen zu gleichen Stunden einen lebhaften Artilleriekampf auf den St. Georg- und Erzengel-Fronten;
    3. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz setzt ihre Täuschungsversuche bei 7., 1. und 3. Armee bis zum 24. März - dabei erhöhte Artillerietätigkeit - fort;
    4. Heeresgruppe Gallwitz läßt den Angriff auf Verdun erst am 22. März abflauen und hält vom 22. März abends an schwere deutsche Artillerie an der Bahn zum Abtransport bereit;
    5. Heeresgruppe Herzog Albrecht vereinigt je nach Transportlage möglichst starke Artillerie im Rahmen von Straßburg auf der lothringischen Front zum Artilleriekampf vom 20. bis 24. März."


Befehle für St. Michael.

Für den planmäßigen Verlauf von St. Michael lag diesem letzten Befehl der 21. März als Angriffstag zugrunde, nicht der 20., wie ursprünglich durch den Befehl vom 24. Januar 1918 in Aussicht genommen war. Inzwischen war erörtert worden,wie der Stoß zeitlich am genannten Tage zu führen sei. Die Oberste Heeresleitung bestimmte am 1. März 855, später 940 vormittags als die Zeit des Infanterieeinbruchs; vorauszugehen hatte dreistündiges Wirkungsschießen gegen die befestigten Infanteriestellungen, und vor diesem stand zweistündiges Gasschießen gegen die feindliche Artillerie, für das wegen der Witterungsverhältnisse zeitlicher Spielraum nötig war. Um der Überraschung willen verzichtete man also auf die tage- und wochenlangen Feuervorbereitung, wie sie früher namentlich bei den Gegnern zur Einleitung von Angriffen und Erschütterung des Verteidigers für nötig befunden wurde.

Unsicher blieb das Wetter der Jahreszeit entsprechend; die hohen Kommandostellen waren darin einig, daß der Angriff auch bei Nebel oder starkem Regen unbedingt am vorgesehenen Tage durchzuführen sei; sollte doch eine Verschiebung nötig werden, so war sie frühzeitig anzuordnen. Unsicher war auch, welche Verhältnisse der Angriff beim Gegner vorfinden würde. Die Beurteilung ging dahin, daß feindliche Kräfte gehäuft bei Ypern, Arras, vor Cambrai, am Chemin des Dames und ostwärts bis in die Gegend von Verdun standen; die schwächste Stelle glaubte man nach wie vor beiderseits von St. Quentin zu erkennen, also dort, wohin der Hauptstoß zielte. Sicherheit bestand ebensowenig über die Frage, welche Auffassung bei den Gegnern über die Richtung der deutschen Offensive gültig sei. Nachrichten aus dem Auslande legten die Wahr- [364] scheinlichkeit nahe, daß die Engländer den Sturm an ihrer Front erwarteten, während sich die Franzosen gleichfalls als Ziel der deutschen Offensive betrachteten; in ähnlicher Weise sich selbst in den Vordergrund schiebend, glaubte von den benachbarten neutralen Staaten die Schweiz an einen Angriff im Sundgau, Holland an einen solchen in Flandern. Am häufigsten wurden die Gegenden von Verdun, Nancy und Toul als künftige Kampfstätten bezeichnet. Darüber aber, daß die deutsche Offensive bestimmt kommen werde, und zwar voraussichtlich schon im Februar, bestand anscheinend weder bei den Feinden noch bei den Neutralen ein Zweifel. Die politischen, militärischen und inneren Verhältnisse Deutschlands und seiner Verbündeten waren zu genau bekannt, als daß sich nicht die Überzeugung aufgedrängt hätte, Deutschland müsse handeln und schlagen.

Im ersten Drittel des März sah die Oberste Heeresleitung die Vorfragen für die Ausführung der Frühjahrsoffensive so weit als geklärt, die Vorbereitungen in dem Maße als gefördert an, daß der entscheidende Angriffsbefehl gegeben werden konnte. Diese vom 10. März 1918 datierte Anordnung lautete:

    "Seine Majestät befehlen:
    1. Der Michael-Angriff findet am 21. März statt. - Einbruch in erste feindliche Stellung 9 Uhr 40 Minuten vormittags.
    2. Heeresgruppe Rupprecht schnürt dabei als erstes großes taktisches Ziel den Engländer im Cambrai-Bogen ab und gewinnt nördlich des Omignon-Bachs bis zu seiner Einmündung in die Somme die Linie Croisilles - Bapaume - Péronne- Omignon-Mündung. Bei günstigem Fortschreiten des Angriffs des rechten Flügels (17. Armee) ist dieser über Croisilles weiter vorzutragen. Weitere Aufgabe der Heeresgruppe ist, Richtung Arras - Albert vorzustoßen, mit linkem Flügel die Somme bei Péronne festzuhalten und mit Schwerpunkt auf dem rechten Flügel die englische Front auch vor der 6. Armee ins Wanken zu bringen und weitere deutsche Kräfte aus dem Stellungskrieg für den Vormarsch frei zu machen. Sämtliche hinter der 4. und 6. Armee stehenden Divisionen sind hierfür eintretendenfalls unverzüglich heranzuziehen.
    3. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz gewinnt zunächst südlich des Omignon-Bachs die Somme und den Crozat-Kanal. Bei raschem Vorwärtskommen hat die 18. Armee die Übergänge über die Somme und die Kanalübergänge zu erkämpfen. Daneben hat die 18. Armee sich bereitzuhalten, ihren rechten Flügel bis Péronne auszudehnen. Die Heeresgruppe nimmt Bedacht auf Verstärkung des linken Flügels der 18. Armee durch Divisionen der 7., 1. und 3. Armee.
    4. Über 2. Garde-Infanterie-Division, 26. württembergische Infanterie-Division und 12. Infanterie-Division verfügt die Oberste Heeresleitung.
    5. Über Mars und Erzengel behält sich die Oberste Heeresleitung je nach dem Stand der Operationen Entscheidung vor. Vorbreitungen sind ununterbrochen durchzuführen.
    [365] 6. Die übrigen Armeen handeln gemäß Chef des Generalstabs des Feldheeres I 6295 geh. op. Mob. vom 4. März 1918.8 Heeresgruppe Rupprecht deckt dabei den rechten Flügel der Mars-Michael-Operation gegen einen englischen Gegenangriff. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz weicht einem französischen Großangriff gegen 7. (ausschließlich Erzengel-Front), 1. und 3. Armee zunächst planmäßig aus. Bei Heeresgruppe Gallwitz und Herzog Albrecht behält sich die Oberste Heeresleitung Entscheidung über die bei einem französischen Großangriff zu treffenden operativen Maßnahmen oder über das weitere Wegziehen von Divisionen auf das Schlachtfeld vor.
    gez. v. Hindenburg."    

Im Gegensatz zu pomphaften Befehlen feindlicher Führer, die bei solchen Gelegenheiten den vollen Sieg und die Niederlage der verhaßten Deutschen schon im voraus verkündet hatten, sagte diese rein sachliche Weisung nichts über die letzten Absichten des Feldherrn, sondern steckte - im ganzen genommen - die Ziele für den ersten Akt der großen Handlung, den taktischen Durchbruch bis zur Linie Croisilles - Bapaume - Péronne - Somme südlich Péronne - Crozat-Kanal. Darüber hinaus erhielt nur der rechte Flügel, Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht, Richtlinien für den anschließenden operativen Durchbruch: Vorstoß gegen Linie Arras - Albert, Erschütterung der englischen Front vor der 6. Armee; für den linken Flügel, Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, deutete lediglich die Bestimmung, daß die Somme- und Crozat-Übergänge zu erkämpfen seien, die Möglichkeit weiteren Vordringens an. Die Weisung an die 18. Armee, sich zur Ausdehnung ihres rechten Flügels bis Péronne bereitzuhalten, war geeignet, den linken Flügel der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht, wo der Schwerpunkt lag, für die Fortführung der Operationen zu entlasten. Die Anordnungen bestätigten, daß der deutsche Vorstoß an der Somme abwärts von Péronne seine Begrenzung nach Süden finden sollte; das Angriffsobjekt waren die Engländer nördlich der Somme, die Franzosen südlich des Flusses sollten von der Hauptentscheidung ferngehalten werden, wozu unter Umständen die Offensive der 18. Armee aus der Linie Péronne - La Fère nötig werden konnte. Das entsprach dem ursprünglichen Grundgedanken des Frühjahrsfeldzuges.9

Die Oberste Heeresleitung wollte die Führung der Operationen in fester Hand behalten; auch der Mars-Angriff am äußersten rechten Flügel, der den Stoß gegen die Linie Arras - Albert einleiten sollte, blieb von ihrer Entscheidung abhängig. Sie legte die Hand auf die drei Divisionen, die für den Mars-Angriff hinter der Front der 17. Armee bereitgestellt worden waren (Ziffer 4 des Befehls). Der starke Wille bestand, alle noch verfügbaren Kräfte nördlich und südlich der Angriffsstelle zum Entscheidungskampf heranzuziehen; das konnte [366] schwierige Lagen an anderen Stellen der Gesamtfront im Gefolge haben, wenn sich der Feind zu einem großen Entlastungsangriff aufraffte, was übrigens nur von den Franzosen vorausgesetzt wurde, die durch St. Michael kaum betroffen waren. Solche Lagen mußten überwunden werden, wo es ging, durch Ausweichen in vorbereitete rückwärtige Stellungen, wie dies die Verhältnisse auf der Frontstrecke zwischen Laon und den Argonnen gestatteten. Im übrigen war zu hoffen, daß die Angriffsvortäuschungen beiderseits des Brennpunktes nicht ganz ihren Zweck der Einschüchterung und Beirrung des Feindes verfehlen würden.

Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht erwirkte sich nach Eingang des Angriffsbefehls von der Obersten Heeresleitung zunächst die Zusicherung, daß die drei für Mars bei Bouchain zurückgehaltenen Divisionen rechtzeitig vor dem 21. März nach der Gegend südlich von Douai vorgeschoben werden sollten, um sofort zur Hand zu sein, wenn St. Michael 1 bei der 17. Armee gut voranginge; nur zögernd gestand General Ludendorff diese Lockerung in der straffen Zurückhaltung seiner Reserven zu. Sie machte ferner geltend, daß sich die rechte Flügelgruppe der 17. Armee nördlich der Scarpe (Gruppe Vimy) dem Mars-Angriff anschließen, der Vimy-Höhen bemächtigen und daß sich auch der linke Flügel der 6. Armee südlich des La Bassée-Kanals in Bewegung setzen müsse, wenn die Erfolge des St. Michael-Mars-Stoßes den Erwartungen entsprächen. Das waren allerdings geeignete Mittel, um die Front der Engländer auch vor der 6. Armee endgültig ins Wanken zu bringen; daher fand diese Anregung die Zustimmung der Obersten Heeresleitung. Am 16. März faßte die Heeresgruppe alle schon erteilten Weisungen und noch zu treffenden Anordnungen wie folgt zusammen:

          I. Michael-Armeen (17. und 2.) Das erste Ziel von Michael 1 und 2 ist, den Engländer im Cambrai-Bogen abzuschnüren und einen großen taktischen Erfolg zu erringen. Hierzu ist rücksichtsloses Vordringen in einem Zuge soweit irgend möglich mit den inneren starken Flügeln auf Ytres (17.) und Equancourt (2.) erforderlich. 17. und 2. Armee gewinnen zunächst die Linie Croisilles - Bapaume - Péronne - Omignon-Mündung. Eine Trennungslinie kann hierfür erst nach dem Ergebnis der ersten Kämpfe bestimmt werden. Bis zum Erreichen der Linie Ytres - Equancourt gilt als Trennungslinie: Fortsetzung der bisherigen Armeegrenze über Westrand des Waldes von Havrincourt bis halbwegs Ytres - Equancourt. Die weitere Aufgabe der 17. und 2. Armee ist es sodann, in Richtung Arras - Albert vorzustoßen und die englische Armee auch vor der 6. Armee ins Wanken zu bringen. Dabei wird 17. Armee den Angriff in allgemein nordwestlicher Richtung, unter Aufrollen der anschließenden englischen Front, fortzuführen haben, 2. Armee in westlicher Richtung unter Sicherung der linken Flanke an der Somme. Eine Trennungslinie zwischen beiden Armeen kann erst auf Grund der Lage bestimmt werden. Als allgemeiner Richtungspunkt für die inneren Flügel der 17. und 2. Armee [367] kann vorläufig Miraumont angenommen werden. Ich betone ausdrücklich, daß der Schwerpunkt des Angriffs der 17. Armee in Richtung östlich Bapaume - Ytres liegt. Erst wenn im Zusammenwirken mit 2. Armee ein großer taktischer Erfolg erreicht ist, wird die Fortführung des Angriffs in Richtung Arras möglich. Über den Angriff Mars hat sich die Oberste Heeresleitung die Entscheidung vorbehalten. Die Mars-Divisionen sind so bereitgestellt, daß eine sofortige Ausnützung des Michael-Angriffs durch Aufrollen der Front nördlich Fontaine les Croisilles möglich ist. Die weitere Ausdehnung des Angriffs nach Norden ist durch schnelle Umgruppierung der Artillerie vorzubereiten.
          II. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz hat die Aufgabe, südlich des Omignon-Bachs die Somme und den Crozat-Kanal zu gewinnen (Michael 3). Daneben hat die 18. Armee sich bereitzuhalten, ihren rechten Flügel bis Péronne auszudehnen. Falls die 2. Armee auf starken Widerstand stößt, die 18. Armee dagegen rascher vorwärtskommt, hat die 18. Armee starke Kräfte über Beauvois - Tertry in Richtung Péronne anzusetzen, um im Zusammenwirken mit dem linken Flügel der 17. Armee den vor der 2. Armee stehenden Feind abzuschnüren. 17. Armee wird bei dieser Lage ihren Angriff über Ytres in südlicher Richtung weiterzuführen haben unter Deckung ihrer rechten Flanke.
          III. Front nördlich der Scarpe. 1. Die Front zwischen dem La Bassée-Kanal und der Scarpe bedarf während der Michael-Operation erhöhter Abwehrbereitschaft wegen eines möglichen englischen Angriffs gegen die Flanke von Michael..... 2. Führt der Michael-Mars-Angriff zu dem erwarteten Erfolge, so gilt es, auch die anschließende Front nördlich der Scarpe ins Wanken zu bringen und weitere deutsche Kräfte aus dem Stellungskriege für den Vormarsch frei zu machen.....
                a) 17. Armee Nordflügel. Gruppe Vimy der 17. Armee muß sich bereithalten, durch rasches Zufassen nördlich der Scarpe den Gesamterfolg zu erweitern, wenn durch den Michael-Mars-Angriff die englische Front auch vor ihr ins Wanken kommt. Auch muß sie bereit sein, nach eingetretener Artillerieverstärkung den Mars-Angriff zu verlängern. Als Verstärkung kommen zunächst die besonders dazu bereit gestellten Divisionen sowie bei Michael 1 und 2 frei werdende Artillerie, Minenwerfer usw. in Betracht...... Es ist anzustreben, die Vimy-Höhen von Südosten der Länge nach aufzurollen.
                b) 6. Armee. Der linke Flügel der 6. Armee südlich des La Bassée-Kanals muß nach Maßgabe der verfügbaren Kräfte bereit sein, sich dem Vordringen der Gruppe Vimy anzuschließen oder eine sich sonst bietende günstige Gelegenheit auszunützen. Als Verstärkungen hierfür kommen vom Nordflügel der 6. und von der 4. Armee heranzuführende Divisionen und bei Michael-Mars frei werdende Artillerie und Minenwerfer in Betracht..... Auf der Front nördlich des La Bassée-Kanals muß die 6. Armee sich bereithalten, dem [368] Feinde zu folgen und das Wegziehen feindlicher Kräfte zu verhindern, falls er unter dem Drucke der Michael-Operation zurückweichen sollte. Zunächst wäre ein Ausweichen des Feindes hinter den Lys- und Lawe-Abschnitt möglich. Rasches Folgen unter möglichster Schädigung des Feindes bis zur Lys ist geboten. Wie weit es möglich ist, die Lys-Übergänge in Besitz zu nehmen, wird von der Lage abhängen.....
                c) 4. Armee. Es ist möglich, daß der Feind unter dem Druck der Michael-Operation, wenn diese weiter fortgeschritten ist, auch vor der 4. Armee zurückweicht. Räumung des Ypern-Bogens kann schon früher in Frage kommen, wenn sich der Engländer weitere Reserven für Verwendung gegen die Michael-Operation schaffen muß. 4. Armee muß sich darauf vorbereiten, dem Feind zu folgen und das Wegziehen feindlicher Kräfte zu verhindern.....
    gez. Rupprecht."

Diese klaren und eingehenden Anordnungen geben ein deutliches Bild von der geplanten Führung und dem gedachten Verlauf der Frühjahrsoffensive bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Auch hier sind entsprechend dem Befehl der Obersten Heeresleitung die letzten Ziele der Operation nicht angegeben, aber die erschütternde Wirkung des Angriffs ist doch bis zum äußersten rechten Flügel am Meere berechnet. Alle Teile der ausgedehnten Front sind scharf in den Dienst des Michael-Gedankens gestellt; von St. Georg als zweitem Akt ist daher in diesem Zusammenhang keine Rede.

Voran stehen die schweren und vielseitigen Aufgaben der 17. Armee. Ihr rechter Flügel südlich der Scarpe soll die Höhen von Bapaume nehmen und dadurch dem nachfolgenden Mars-Angriff auf Arras vorarbeiten. Der linke Flügel, auf Ytres vorgehend, besorgt mit dem benachbarten Flügel der 2. Armee durch die Abschnürung englischer Truppen im Cambrai-Bogen den erhofften ersten großen taktischen Erfolg der Offensive; kommt die 2. Armee nicht voran, so hat er dem nach Nordwesten vorstoßenden rechten Flügel der 18. Armee die Hand zu reichen, um den Gegner vor der Front der 2. Armee abzuschnüren. Der weitere glückliche Verlauf soll die 17. Armee im Verein mit der 2. im Vordringen auf die Linie Arras - Albert sehen, wobei der rechte Flügel nordwestliche Richtung einzuhalten hat, um auch vor der 6. Armee die englische Front ins Wanken zu bringen. Hierzu hat schließlich auch die Gruppe Vimy der 17. Armee nördlich der Scarpe durch rasches Zufassen beizutragen. Kein Zweifel: bei der 17. Armee war der Schlüssel zum Siege; die Aufgabe der 2. Armee mit ihren geradlinig zu erreichenden Angriffszielen, der zudem von rechts und links Unterstützung zugesichert war, nimmt sich einfach dagegen aus. Mit dem Erfolge oder Nichterfolge der 17. Armee stand oder fiel der Michael-Gedanke in seiner ursprünglichen Gestalt. Fiel er, so wurden auch die der 6. und 4. Armee gegebenen Richtlinien hinfällig; dann trat St. Georg wieder für sie in den Vordergrund.

[369] Für das Zusammenwirken mit St. Michael 3 war völliges Einverständnis mit der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz erzielt worden, die es auf sich genommen hatte, die 2. Armee durch die 18. Armee unterstützen zu lassen, wenn diese südlich des Omignon-Bachs gut vorankäme.

Der abschließende Befehl der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz wurde am 14. März gegeben und lautete:

    "1. Das englische Heer wird angegriffen.
    2. Heeresgruppe Rupprecht greift mit 17. und 2. Armee an und geht zunächst bis zur Linie Croisilles - Bapaume - Péronne vor. 2. Armee greift mit starkem rechten Flügel an. Ein Infanterie-Regiment der 2. Armee folgt zunächst südlich des Omignon-Bachs dicht aufgeschlossen dem rechten Flügel der 18. Armee.
    3. 18. Armee durchbricht mit starkem rechten Flügel die feindlichen Stellungen zwischen Omignon-Bach und Oise, stößt bis zur Somme und Crozat-Kanal durch und setzt sich für weiteres Vorgehen in Besitz der Hauptübergänge zwischen St. Christ und Tergnier (beide einschließlich). Starke Reserven sind hinter dem rechten Armeeflügel dicht aufgeschlossen nachzuführen. Ihre Aufgabe ist, den Angriff der 18. Armee vorzutragen und - bei fortschreitendem Angriff der 18. Armee - vor 2. Armee noch haltenden Feind in allgemeiner Richtung Tertry - Péronne in Flanke und Rücken anzugreifen. Zusammenwirken mit der 17. Armee wird für diesen Fall von der Heeresgruppe geregelt. Die Armee bereitet sich darauf vor, nach gelungenem Angriff ihren rechten Flügel bis Péronne (ausschließlich) auszudehnen.
    4. ...
    5. Die den Angriff der 18. Armee flankierenden rückwärtigen Stellungen im Gebiet der 2. Armee sind durch Artillerie der 18. Armee niederzuhalten.
    6. 7. Armee unterstützt nach gegebenen Einzelbefehlen den Angriff der 18. Armee mit allen hierzu verfügbaren Artillerie- und Minenwerfer-Verbänden. Sie sind für den Angriff dem Armee-Oberkommando Nr. 18 unterstellt und treten auf Befehl der Heeresgruppe nach dem Angriff zur 7. Armee zurück..... Erzengel ist ununterbrochen weiter vorzubereiten. Geht der Feind unter dem Druck des Angriffs der 18. Armee auch südlich der Oise zurück, so hat die 7. Armee mit rechtem Flügel an der Oise auf der Erzengel-Front unter starker Sicherung der linken Flanke unverzüglich zu folgen.
    7. Aufgabe der Südfront der 7., 1. und 3. Armee ist es, die linke Flanke des deutschen Angriffs zu sichern. Sie weichen feindlichen Angriffen auf den bedrohten Fronten in die vorbereitete Kampfzone aus. Befehl zum Ausweichen erteilt die Heeresgruppe. Die Armeen stellen starke Reserven aller Waffen so bereit, daß sie in kürzester Frist zur 18. Armee oder nach bedrohten Frontabschnitten abbefördert oder verschoben werden können.....
    gez. Wilhelm."

[370] Der Befehl zeigt die Mittel der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz zur Unterstützung der 2. Armee: die Verlegung des Schwerpunktes auf den rechten Flügel der 18. Armee und die Bildung starker Reserven hinter ihm, die gegebenenfalls über den Omignon-Bach in der Richtung auf Péronne vorstoßen sollen. Wie auch im Befehl der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht zeichnet sich hier das kühn gedachte Zukunftsbild ab, daß sich der rechte Flügel der 18. Armee und der linke der 17. im Vorgelände der 2. Armee zusammenfinden, um den Gegner, der nördlich von Péronne noch standhält, in doppelter Umfassung zu erdrücken. Für die 18. Armee ist ausgiebige Unterstützung durch die südlich benachbarte 7. Armee sichergestellt, und die Heeresgruppe rechnet daher offenbar bestimmt damit, daß sie sich nicht nur der Somme- und Crozat-Linie bemächtigen, sondern auch den Gegner südlich der Oise erschüttern werde. Der Erzengel-Angriff war als sofortiger Nachstoß zu führen, wenn der Feind vor dem rechten Flügel der 7. Armee seine Stellungen verließ.

Die Schlacht der 18. Armee war für die Heeresgruppe nicht mit der Erkämpfung der Übergänge über die Somme und den Crozat-Kanal beendet, wie der Befehl der Obersten Heeresleitung vorsah; sie spricht von weiterem Vorgehen über diese Abschnitte. Schon bei der ersten Erörterung des Angriffs St. Michael 3 hatte sie auf die Notwendigkeit hingewiesen, etwaigem Vorstoß französischer Reserven von Roye und Noyon her durch Fortsetzung der Offensive über die Linie Jussy - Tergnier zu begegnen.10 Am 18. März legte sie der Obersten Heeresleitung eine Denkschrift der 18. Armee vor, durch die die Notwendigkeit begründet wurde, die Bewegung französischer Reserven gegen die Front der 18. und linke Flanke der 2. Armee, die voraussichtlich am zweiten Angriffstage beginnen werde, durch schnelle Ausnutzung des Anfangserfolges zu unterbinden, die Reserven zu schlagen, Franzosen und Engländer damit zu trennen. Über den Somme-Crozat-Abschnitt zwischen St. Christ und Tergnier dachte sich die Armee ihre Truppen auf möglichst vielen Übergängen und Straßen im Vordringen gegen die Bahn Roye - Chaulnes, die ebenso wie die weiter westlich gelegenen, auf Amiens führenden Strecken dazu dienen konnten, an die bedrohten und geworfenen Fronten der Gegner Unterstützungen heranzubringen. Sie stellte sich eine Art von Aufmarsch feindlicher Reserven im Raume Chaulnes - Noyon - Beauvais - Amiens vor, in den sie hineinstoßen wollte.

Die Heeresgruppe schloß sich diesem Vorschlage an, betonte die moralische Wirkung der Operationsführung durch die näher rückende Bedrohung von Paris, stellte aber die Entscheidung darüber der Obersten Heeresleitung anheim. General Ludendorff enthielt sich des Bescheides darauf. Da er den Sieg nördlich der Somme gegen die Engländer suchte und in der Kampfhandlung der 18. Armee nur eine Sicherung für den Hauptzweck sah, konnte ihm das ungestüme Vordringen dieses Heeresteils nur dann erwünscht sein, wenn sich die Voraussage [371] der Fesselung starker französischer Kräfte erfüllte. Keinesfalls war ihm nach dem ursprünglichen Plane damit gedient, daß sich etwa der Schwerpunkt der Frühjahrsoffensive nach Süden verschob. Seine Entscheidung blieb daher vom Gange der Operationen abhängig; es sei indessen vorgreifend bemerkt, daß dieser Standpunkt später Änderungen erlitt.

Die Beurteilung der Verhältnisse beim Feinde hatte sich in der letzten Zeit vor dem Angriff weiter dahin geklärt, daß man den Gegner zwischen Armentières und La Bassée-Kanal, bei Loos und südlich von Arras für besonders stark hielt. Bemerkenswert war, daß die 2. Armee ihrer Front gegenüber Abwehrmaßregeln in der Gestalt einer zweiten Artilleriewelle zu erkennen glaubte, und daß die 18. Armee aus der Art der feindlichen Feuerverteilung gleichfalls den Schluß zog, es seien ihre Angriffsvorbereitungen erkannt worden. Peinlicher als diese gering zu bewertenden Erscheinungen auf der anderen Seite war es, daß noch in den letzten Tagen vor dem Angriff einzelne Leute zum Gegner überliefen. Da sie einer Minenwerfer-Kompagnie entstammten, konnten sie wertvolle Angaben über den Aufmarsch eines Teiles der deutschen Feuerkräfte machen und scheinen das nach späteren Feststellungen auch getan zu haben. Nicht ungünstig klang die sehr bestimmte Meldung der Heeresgruppe Herzog Albrecht, daß sie Anfang oder Mitte April mit einem französischen Angriff im Sundgau rechne; also schienen die Franzosen doch ihre Aufmerksamkeit nicht ausschließlich auf die Abwehr zu richten.

Als besonders bedeutungsvoll trat aber die Wetterlage hervor. Am 18. März verkündete die Heereswetterwarte, daß die meteorologischen Verhältnisse unsicher seien; nur noch für den 19. März wurde gutes Wetter vorausgesagt. Am 19. März machte sich tatsächlich eine wesentliche Verschlechterung geltend; doch hoffte man noch mit Strichregen und mäßigen Winden abzukommen. Am 20. März mittags glaubte man, in den nächsten 24 Stunden mit Besserung und Nachlassen des Windes rechnen zu dürfen; doch stand Nebel in Aussicht, und ob die Windstärke auf das für den Gasangriff günstige Maß herabgehen werde, blieb zweifelhaft. Trotz dieser unvorteilhaften Aussicht beschloß die Oberste Heeresleitung, am Angriff zur befohlenen Zeit festzuhalten.

Die Oberste Heeresleitung auf dem Wege zum Großen Hauptquartier.
Die Oberste Heeresleitung auf dem Wege durch
die Straßen des französischen Städtchens Avesnes
zum Großen Hauptquartier.
(Frühjahrsoffensive März/April 1918.)
[Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 237.
Das Große Hauptquartier war am 8. März von Kreuznach nach Spaa verlegt worden. Von hier begaben sich Generalfeldmarschall v. Hindenburg, General Ludendorff und die Operationsabteilung am 19. März nach Avesnes, um den kommenden Ereignissen näher zu sein. Am 20. März mittags bei Sturm und Regen ließ General Ludendorff den Chefs der Generalstäbe der Heeresgruppen durch den Fernsprecher mitteilen, daß der Angriff am nächsten Tage befehlsmäßig durchzuführen wäre. Gleichzeitig wurde befohlen, den Truppen bekannt zu geben, daß Seine Majestät der Kaiser mit dem Generalfeldmarschall v. Hindenburg an der Angriffsfront eingetroffen sei, um die Leitung der Schlacht zu übernehmen.

Damit begann die "Große Schlacht in Frankreich" aus den 70 km langen deutschen Stellungen zwischen Croisilles und La Fère emporzuwachsen, und die [372] ungeheure Spannung war im Begriff sich zu entladen, die sich der Gemüter der beteiligten Führer, Stäbe und Truppen bemächtigt hatte und tief bis ins Vaterland hineinreichte, wo man den kommenden Schlag ahnte.


Politische Maßnahmen.

Es war selbstverständlich, daß eine so hochbedeutsame Kriegshandlung von den verantwortlichen Stellen mit höchster Genauigkeit vorbereitet wurde. So glücklich und erfolgreich sich aber diese Arbeit auf militärischem Gebiet vollzog, so wenig günstig gestaltete sie sich in der Politik. General Ludendorff war sich wohl bewußt, daß die deutsche Kraftentfaltung erst dann den Gipfel erreichen werde, wenn es gelang, den wichtigsten Bundesgenossen, Österreich-Ungarn, zur Mitwirkung zu bewegen und in England Lloyd Georges Stellung zu erschüttern, in dem er mit Recht den unbeugsamen Hauptträger des gegen Deutschland gerichteten Kampf- und Vernichtungswillens erkannt hatte.. Österreich-Ungarn war ursprünglich auch bereit gewesen, Divisionen nach dem Westen zu senden, hatte sich aber dann durch innere Verhältnisse, besonders durch die ablehnende Haltung Kaiser Karls und der Kaiserin, bewogen gesehen, seine Mithilfe auf das Angebot einer Anzahl von schweren Batterien zu beschränken.11

Das war nicht genug. Wenn der Bundesgenosse unmittelbar auf dem Hauptkriegsschauplatz keine größere Unterstützung leisten wollte, so mußte er wenigstens in Italien angreifen, da sonst mit der Abbeförderung englischer und französischer Divisionen nach der Westfront zu rechnen war. Es gelang der Obersten Heeresleitung in den letzten Märztagen des Jahres 1918, vom österreichischen Chef des Generalstabes, General v. Arz, die Zusicherung zu erhalten, daß Ende Mai ein Schlag gegen Italien geführt werden sollte. Das war reichlich spät, aber doch etwas, wenn auch keine befriedigende Lösung.

Gänzlich erfolglos blieb indes der Versuch der Heeresleitung, den Reichskanzler zur Eröffnung einer Propaganda gegen Lloyd George zu veranlassen. Mitte Januar übersandte General Ludendorff dem Grafen Hertling eine Denkschrift, in der darauf hingewiesen wurde, wie außerordentlich wichtig es sei, unter Ausnutzung der Friedensgeneigtheit der Partei des Lords Lansdowne das englische Volk über die Gewaltpolitik Lloyd Georges aufzuklären und die Widerstandsfähigkeit der englischen Heimatfront zu zermürben. Obwohl die Wege gezeigt wurden, wie das Ziel durch politische Stimmungsmache zu erreichen sei, blieb diese wichtige Anregung ohne jeden Widerhall. Der Staatsmann versagte sich dem Feldherrn. Auch ein zweiter Versuch Ludendorffs im Juni 1918, die Reichsleitung aufzurütteln, damit sie endlich in der gedachten Richtung Schritte täte, verlief im Sande. Wie bisher mußte die Oberste Heeresleitung Last und Verantwortung der Kriegführung trotz ihrer hochpolitischen Bedeutung allein tragen.


1 [1/344]Hierzu die Skizzen 21 bis 27. [Scriptorium merkt an: die jeweiligen Skizzen finden Sie hier: 21, 22, 23, 24, 25, 26 und 27.] ...zurück...

2 [1/345]Chef des Generalstabes General v. Kuhl. ...zurück...

3 [1/350]Chef des Generalstabes Oberst Heye. ...zurück...

4 [1/351]Das Oberkommando Nr. 18 war bisher Stab der Heeresgruppe Woyrsch. ...zurück...

5 [1/352]Bisher Oberkommando der 14. Armee in Italien. ...zurück...

6 [1/361]Chef des Generalstabes Oberstleutnant v. Pawelsz, später Oberstleutnant Keller. ...zurück...

7 [1/362]Bisher Oberkommando der deutschen Südarmee in Ostgalizien. ...zurück...

8 [1/365]Siehe Seite 363. ...zurück...

9 [2/365]Seite 345. ...zurück...

10 [1/370]Seite 358. ...zurück...

11 [1/372]Seite 344. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte