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Reden 
des Führers am Parteitag Großdeutschland 1938

[15]
Die Proklamation des Führers
verlesen von Gauleiter Adolf Wagner.


[Scriptorium merkt an: 6. 9. 1938]

Parteigenossen und Parteigenossinnen! Nationalsozialisten!

Tiefer bewegt als jemals zuvor zogen wir dieses Mal nach Nürnberg. Schon seit Jahren sind die Reichsparteitage nicht nur zu einem Fest der Freude, des Stolzes, sondern auch der inneren Besinnung geworden. Die alten Kämpfer kommen hierher in der freudigen Hoffnung, so viele der alten Bekannten aus der langen Zeit des Ringens um die Macht wiedersehen zu können. Und so begrüßen sich denn auch in dieser Stadt immer wieder die Kampfgenossen der größten deutschen Revolution. In diesem Jahre nun ist zum erstenmal der Kreis unendlich weiter gezogen. Das nationalsozialistische Reich hat neue deutsche Volksgenossen in sich aufgenommen. Viele von ihnen befinden sich in dieser feierlichen Stunde zum erstenmal in unserer Mitte. Viele andere ergeben sich im ungeheuren Strome der flutenden Bewegung dem Zauber dieser unvergleichlichen Stadt und ihrer erhebenden Stunden. Andere werden als Mitglieder der Kampforganisation zum erstenmal inmitten ihrer Brüder aus dem ganzen Deutsche Reich marschieren und im tiefsten Innern das Gelöbnis erneuern: niemals mehr von dieser größten Gemeinschaft zu lassen.

Welche Erinnerungen aber werden gerade heuer bei uns allen ausgelöst! In diesen Monaten vor zwanzig Jahren setzte der innere Verfall Deutschlands ein. Nicht der äußere Feind zerbrach unsere Front, sondern das schleichende Gift im Innern begann sie zu zersetzen. Die Schwäche einer in allem halben Staatsführung wurde damals zur Ursache der größten Volks- und Staatskatastrophe in unserer Geschichte! Und schon wenige Monate später schien Deutschland verloren zu sein für immer. Die Zeit der tiefsten Erniedrigung und schmachvollen Demütigung unseres Volkes war angebrochen. Ein Jahr nach dieser Kata- [16] strophe erhob sich aus dem Chaos des Unglücks und der Verzweiflung ein neues Symbol. Die Vorsehung hatte mich berufen, es zu tragen. Vier Jahre später fand der erste Reichsparteitag der nationalsozialistischen Bewegung statt. Damals, also vor fünfzehn Jahren, fanden sich in München zum erstenmal aus vielen Gebieten des Deutschen Reiches die Männer und Frauen jener Partei zusammen, deren Fahne knapp zehn Jahre später des Deutschen Reiches Staatsflagge werden sollte. In neun Parteitagen wiederholten sich seitdem diese Kundgebungen einer erwachenden Nation, und nun treffen wir uns zum zehntenmal!

Was aber, meine Parteigenossen, ist seitdem aus Deutschland geworden! Scheint es heute nicht fast so zu sein, als ob das Schicksal das deutsche Volk und Reich diesen Weg beschreiten lassen mußte, um uns alle zu läutern und reifen zu lassen für eine größere Gemeinschaft der Deutschen, die allein für alle Zukunft als Voraussetzung für den Bestand unseres Volkes anzusehen ist! Traumhaft und unwirklich mag vielen beim Rückblick auf die hinter uns liegende Zeit der Weg der nationalsozialistischen Bewegung und der Emporstieg des Reiches erscheinen. Vielleicht wird man einst von einem Wunder reden, das die Vorsehung an uns getan hat. Wie es aber auch kam: Am Anfang dieses Wunders stand der Glaube! Der Glaube an das ewige deutsche Volk!

Wenn ich damals als unbekannter Soldat des Weltkrieges jenen Weg einschlug, der mich an die Spitze der Nation und heute wieder vor sie herführt, dann verdanke ich die Kühnheit eines so vermessenen Entschlusses auch selbst nur meinem eigenen Glauben an den Wert meines Volkes. Es war ein Glück - ich muß dies heute aussprechen -, daß ich in den Jahren meiner Jugend und in der Zeit meines Soldatentums nur das Volk kennenzulernen Gelegenheit hatte, denn dieses allein hat mir den Glauben gegeben, und in der Erinnerung daran habe ich ihn mir erhalten durch alle Schwierigkeiten und Fährnisse. Hätte ich damals statt der Kenntnis des Volkes die mir später gewordene Kenntnis seiner intellektuellen Führungen und insbesondere seiner politisch-bürgerlichen Führung, ihrer gesellschaftlichen Moral und ihrer politischen und menschlichen Schwächen gehabt, würde vielleicht auch ich am deutschen Volke und seiner Zukunft gezweifelt haben. Was mich aber damals in den bitteren Tagen und Wochen des Zusammenbruchs hochriß, war nicht die Kenntnis der politischen oder militärischen deutschen Staatsführung oder der intellektuellen Schichten, insoweit es sich um das Persönliche handelt, sondern es war die Kenntnis des deutschen Musketiers, die Kenntnis des deutschen Frontsoldaten und die Kennt- [17] nis jener Millionenmassen deutscher Arbeiter und Bauern, aus denen sich dieser stählerne Kern des Volkes bildete. Diesem Willen allein verdanke ich den Mut zu dem Entschluß, einen so gewaltigen Kampf zu beginnen und an seinen Erfolg vom ersten Tage an unbeirrbar zu glauben. Denn darüber durfte kein Zweifel herrschen: Der menschliche und moralische Wert der Führung der Nation entsprach damals nicht annähernd dem Wert, den die Geführten besaßen. Die Tapferkeit und der Mut, sie lagen zu 99 Prozent nur bei den Musketieren. Die Führung des Reiches und des Volkes konnte nicht 1 Prozent davon für sich beanspruchen. Ich aber faßte den Entschluß, dem Reiche eine neue Führung aufzubauen, die die gleichen Grundwerte in sich tragen soll, als wir sie vom Volke selbst erwarten und wie wir sie so tausendfältig als vorhanden bestätigt sahen. Eine herrschende Gesellschaftsschicht hat vor und im November 1918 ihre Führungsunfähigkeit unter Beweis gestellt. Mit heller Klarheit entstand daher damals das zu lösende Problem vor meinen Augen. Eine neue Führungsorganisation mußte aufgebaut werden. Jeder Gedanke, mit den alten Erscheinungen die Nation dereinst wieder retten zu wollen, hieß glauben, daß sich eine erwiesene Schwäche entgegen allen Gesetzen der Vernunft und der Erfahrung durch Zufall plötzlich in eine neue Kraft würde verwandeln können. Über vier Jahre lang legte dieses deutsche Volk ein geschichtlich noch nie gefordertes Zeugnis seines inneren Wertes ab. Regimenter traten an und verbluteten, ohne zu wanken, Batterien feuerten bis zum letzten Offizier und Mann, Schiffsbesatzungen hielten die zerfetzten Flaggen in ihren Fäusten und gingen mit dem Liede des deutschen Glaubens auf den Lippen in die Tiefen der Flut. Und dieser heroischen Demonstration eines ewigen Heldentums gegenüber stand eine erschütternde Feigheit der Führung des Reiches und der Nation. Während über vier Jahre lang eine Heldenfront in tausendfachem Einsatz ihren Wert bewährte, fand die Führung der Heimat nicht ein einziges Mal die Kraft zu einem Entschluß ähnlicher Größe und Kühnheit. Die Tapferkeit, sie lag nur bei den Musketieren, und alle Feigheit konzentrierte sich in der organisierten politischen Führung der Nation. Alle Versuche, Deutschland wieder aufzurichten, konnten unter solchen Umständen nur dann gelingen, wenn diese politische Führungsschicht ausgerottet und beseitigt wurde. Zu diesem Zweck mußte der Weg zu einer neuen Führungsauslese gefunden werden. Damit aber entschwand jede Möglichkeit, im Rahmen der alten Parteien und mit ihnen die künftige deutsche Geschichte gestalten zu wollen. In den [18] Nächten, da ich mich einst entschloß, Politiker zu werden, hatte sich zugleich das Schicksal der deutschen Parteienwelt entschieden.

Wenn ich heute, meine Parteigenossen und Parteigenossinnen, angesichts des allgemeinen Aufstieges des Reiches diese Bemerkungen mache, dann kann ich nicht anders, als gegen jene Stellung zu nehmen, die immer wohl auf dem Wege in die Zukunft die Schwierigkeiten sehen, allein den Weg der Nation und des Reiches in der Vergangenheit als etwas ganz Selbstverständliches anzusehen scheinen. Ich möchte es in dieser feierlichen Stunde eindringlich aussprechen, daß ich in den zurückliegenden Jahren der Aufrichtung der Bewegung und des Kampfes mit ihr um die Macht und damit für Deutschland von dieser anderen Welt weder verstanden, noch jemals unterstützt worden bin. Sie hielten den Versuch, den tapferen Mut und die Verantwortungsfreudigkeit zur führende Geltung im Deutschen Reich zu bringen, für ein schädliches Beginnen, denn in ihren Augen war Kühnheit gleich Unvernunft, während sie in jeder Feigheit die Spuren von Weisheit zu sehen vermeinten! Sie wollten wohl in der Vergangenheit die Tugenden des Mutes gelten lassen, dünkten sich und die heutige Zeit aber über solche primitive Gefühlsmomente erhaben. Sie redeten wohl vom Preußentum, allein sie vergaßen, daß dieses Preußentum in keiner Geburtsurkunde begründet liegt, sondern ausschließlich in einer unvergleichlichen Haltung. Sie zitierten die Namen der großen preußischen Heroen und versuchten, sich bei jeder passenden Gelegenheit auf sie zu berufen, aber sie wollten es nicht wahrhaben, daß ihre ganze eigene Klugheit unter jenes Kapitel fiel, das der Preuße Klausewitz in seinen Bekenntnissen mit dem Sammelbegriff "Feigheit" abtat. Sie hatten daher auch kein Verständnis für den unbekannten Kämpfer, der es versuchte, den Mut des Frontsoldaten nunmehr endlich auch in der Führung der deutschen Politik zur Geltung zu bringen. Und der zu dem Zweck eine Partei aufrichtete, in der dieses Frontsoldatentum seine erste schlagendste und einzige politische Repräsentation fand.

Sie verstanden es nicht oder wollten es nicht verstehen, daß auch für den politischen Führer und damit für die gesamte politische Führung einer Nation charakterliche Festigkeit, das starke Herz, der kühne Mut, die höchste Verantwortungsfreudigkeit, rücksichtslose Entschlußkraft und zäheste Beharrlichkeit wichtiger sind als ein vermeintliches abstraktes Wissen! Weil sie dies aber für unwichtig ansahen, waren auch ihre eigenen Organisationen, als von ihrem Geist durchsetzt, nicht in der Lage, die inneren und in der Folge davon die äußeren Aufgaben zu lösen. Was sie in der Gründung der nationalsozialistischen Bewegung [19] als eine Zersplitterung empfanden, war der Beginn der größten Reinigung und dadurch zugleich Einigung in unserer Geschichte. Ein neuer Ausleseprozeß setzte ein. Durch das Hervorkehren unduldsamer Programmpunkte erfolgte das Abstoßen duldsamer Naturen. Durch die Betätigung einer fortgesetzten Angriffslust und -freudigkeit gelang das Herausziehen stets bereiter Kämpfer. So begann ich damals jene alte Garde zu sammeln, die mich - mit wenigen Ausnahmen - seitdem nicht mehr verlassen hat. Und als ich vor fünfzehn Jahren zum erstenmal in München anläßlich des damaligen Parteitages diese meine Garde musterte, da war sie zahlenmäßig freilich noch klein, allein ihrem Werte nach repräsentierte sie ganz Deutschland. Dies war die erste Bewegung, die vor sich keine Klassen- und keine Konfessions-, keine Berufs- und Wirtschaftsinteressen, kein Strammesbekenntnis und keine Staatsformverpflichtung hertrug, sondern einen einzigen Glauben: Deutschland!

Wenn wir heute nach so vielen Jahren auf diese erste Zeit unseres gewaltigen Kampfes zurückblicken, dann muß uns das Bewußtsein erschauern lassen: Welch eine gewaltige Wende des Schicksals! Wie sah Deutschland an diesem ersten Reichsparteitag aus? Niedergetreten, verachtet und entehrt, wirtschaftlich vernichtet und ausgeplündert, innenpolitisch dem Wahnsinn ergeben, außenpolitisch das Ruhrgebiet und weite Teile des Westens besetzt!

Und heute? Wir alle sind ergriffen bei der Stellung und Beantwortung dieser Frage. Trotzdem aber sollen wir nie vergessen: In dieser ganzen Zeit ist unser Volk immer das gleiche geblieben. Das Volk des Jahres 1918 war kein anderes als das Volk von 1914, das Volk von 1923 das gleiche als das von 1918 und das von 1938. Es sind die gleichen Männer und Frauen. Wie ist dieses Rätsel zu erklären?

Meine Parteigenossen!

Eines hat sich seitdem geändert: Die deutsche Führung ist wieder anders geworden. In einem rücksichtslosen Ausleseprozeß hat sie der Nationalsozialismus aufgebaut. Soweit diese aber noch aus den Jahren des Kampfes stammt, stellt sie einen Höchstwert dar, der durch keine äußere oder materielle Macht politischer oder militärischer Art ersetzt werden kann. Und diese Führung ist die Trägerin der deutschen Erhebung geworden. Das Wunder, das sich zwischen 1805 und 1813 vollzog, war kein anderes. Die preußischen Männer und Frauen im Zeitalter der Völkerschlacht von Leipzig waren die gleichen Preußen wie in den Tagen von Jena und Auerstedt. Allein an die Stelle einer [20] schwachen Staats- und Heeresführung war auch damals in wenigen Jahren eine heldische getreten, und ihre Namen, die Namen der von Stein und Blücher, der Scharnhorst und Gneisenau, der Yorck und der Klausewitz und tausend und tausend andere, sie erklären uns allein das Wunder von der großen Erhebung Preußens. Man darf dereinst das Wunder der deutschen Erhebung auch in nichts anderem sehen. Die gestaltende Trägerin dieser Erhebung ist die nationalsozialistische Partei. Sie hat jene gewaltige Arbeit vollbracht, die getan werden mußte, wenn Deutschland die Kraft zur Wiederaufnahme seiner Weltstellung gewinnen sollte.

Sie mußte die andere Parteienwelt zerbrechen und ausrotten, sie mußte einen unerbittlichen Kampf der Welt der Klassen- und Standesvorurteile ansagen, sie mußte dafür sorgen, daß ohne Rücksicht auf Geburt und Herkunft der willensstarke und fähige Deutsche den Weg nach oben finden konnte. Sie mußte Deutschland säubern von all den Parasiten, für die die Not des Vaterlandes und Volkes zur Quelle eigener Bereicherung wurde. Sie mußte die ewigen Werte des Blutes und der Erde erkennen und ihre Beachtung zu den beherrschenden Gesetzen unseres Lebens erheben. Sie mußte den Kampf beginnen gegen den größten Feind, der unser Volk zu vernichten drohte: den internationalen jüdischen Weltfeind!

Ihre Aufgabe war es, das deutsche Volkstum, unsere Rasse und unsere Kultur von ihm zu säubern. Sie mußte der Zerfahrenheit der öffentlichen Meinung ein Ende setzen. Sie hatte alle Mittel der Volksführung, die Presse, das Theater, den Film, die gesamte sonstige Propaganda in ihre Hand zu nehmen und nach einem Ziel hin auszurichten. Sie mußte aber auch die sozialen Fundamente der neuen Volksgemeinschaft sichern, die Wirtschaft in den Dienst der Nation stellen und vor allem ihre Aufgabe war es, eine neue zentrale und allgemeine Autorität aufzurichten. Denn wenn man überhaupt noch an eine Rettung Deutschlands glauben wollte, dann konnte dies nicht geschehen durch einen Wirrwarr widerstreitender Meinungen, durch das sich "Auslebenlassen" lärmender Besserwisser oder nörgelnder Kritiker! Daher aber mußte sie diese Autorität dann aber auch in Schutz nehmen nicht nur vor den Angriffen einzelner Menschen, sondern noch mehr von der sie bedrohenden geistlosen Einstellung großer Gesellschaftskreise, aller jener Vornehmen und Neunmalweisen, für die die innere Freiheit nur die Genehmigung des Auslebens im Dienste der persönlichen Interessen alles ist, ohne Rücksicht auf den Untergang der Freiheit aller nach außen. Sie durfte in diesen Dingen nicht zurückweichen [21] vor der großen Front gemeinsamer bürgerlicher und marxistischer Unvernunft. Sie durfte sich aber auch nicht verbeugen vor den versuchten Einflüssen aller jener, die vielleicht hoffen mochten, in der neuen Bewegung eine finanzielle oder politische Restauration ihrer eigenen Unzulänglichkeit zu sehen.

Ein gewaltiges Programm mußte diese Bewegung erfüllen. Und heute, nach 15 Jahren, dürfen wir die stolze Feststellung treffen, daß die Nationalsozialistische Partei die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt hat. Ja, mehr als irgendein Sterblicher erwarten konnte, ist durch sie geworden. Punkt für Punkt hat sie ihr Programm zu verwirklichen begonnen. Die starke Staatsautorität ist vorhanden, eine gewaltige Wehrmacht schützt das Reich zu Land, zu Wasser und in der Luft, die Wirtschaft sichert mit die Unabhängigkeit und Freiheit des deutschen Volkes, die Kultur dient wieder der Schönheit und der Größe der Nation. In einem Kampf sondergleichen rang sie um die äußere Freiheit. In eben dem Maße, da das deutsche Volk durch seine fortschreitende innere Einigung im Nationalsozialismus der äußeren Freiheit würdiger wurde, gelang es, Fessel um Fessel jenes Vertrages zu lösen, der einst gedacht war, unser Volk für immer zu vernichten. Ihnen allen sind die großen geschichtlichen Daten bekannt. Sie werden dereinst ruhmvoll eingezeichnet sein im Buche der Geschichte unseres Volkes. Durch sie wird vor allem auch für alle Zeit der Nachweis geliefert werden können, daß Klugheit und Tatkraft keine sich ausschließende Begriffe sind.

Vor wenigen Wochen schrieb nun eine englische Zeitung, ich hätte den brennenden Wunsch, einen Pakt mit einigen Staaten auf verschiedenen Gebieten abzuschließen, weil es mir sonst nicht möglich sein würde, vor den diesjährigen Reichsparteitag hintreten zu dürfen. Ich hatte und habe diese Absicht nicht. Ich trete vor Sie hin, meine alten Parteigenossen, nicht mit einem Pakt, sondern mit den sieben neuen deutschen Gauen meiner eigenen Heimat. Es ist Großdeutschland, das in diesen Tagen zum erstenmal in Nürnberg in Erscheinung tritt. Wenn die Insignien des alten Reiches nunmehr in diese alte deutsche Stadt zurückgekehrt sind, dann wurden sie hierher getragen und begleitet von 6½ Millionen Deutschen, die sich heute im Geiste mit allen anderen Frauen und Männern unseres Volkes hier vereinen. Sie alle umfängt in diesen Tagen stärker denn je das glückliche Bewußt- [22] sein, einer großen und unlösbaren Gemeinschaft anzugehören. Was in ihr der einzelne trägt, tragen alle. Was aber alle tragen müssen, wird dadurch jedem einzelnen leichter zu tragen sein.

Diese Rückkehr der Ostmark in das große Deutsche Reich stellt für das kommende Jahr die zusätzlichen Aufgaben. Politisch kann der Aufbau der Bewegung auch in diesem Gebiet als im wesentlichen abgeschlossen angesehen werden. Wirtschaftlich wird die Eingliederung in den großen Kreis und in den gewaltigen Rhythmus des deutschen Lebens schnelle Fortschritte machen. Noch vor wenigen Monaten sprach ich die zuversichtliche Hoffnung aus, daß es uns gelingen wird, in 3 bis 4 Jahren auch in diesem Gebiet des Reiches die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Heute schon kann ich diese Erwartung genauer umgrenzen: schon am Ende des nächsten Jahres wird die Krise der Arbeitslosigkeit auch in der Ostmark des Reiches vollständig überwunden sein. Augenblicklich leiden wir überhaupt nur unter zwei wirklichen Wirtschaftssorgen:

a) der Sorge um Arbeitskräfte und insbesondere um gelernte für die Industrie und
b) der Sorge um Arbeitskräfte auf dem Lande.

Wenn man in anderen Staaten darin nun das ersehnte Zeichen einer eben doch noch vorhandenen wirtschaftlichen Schwäche des Dritten Reiches erblicken will, so können wir gerne bei uns diese Schwäche des Fehlens von Arbeitskräften ertragen und den Demokratien die Stärke der Arbeitslosigkeit überlassen. Wenn ich im Mangel an Arbeitskräften die einzige Wirtschaftsschwierigkeit in Deutschland sehe, dann verdanken wir dies zwei Tatsachen:

1. Es ist uns durch die Gnade des Herrgotts in diesem Jahr endlich eine überreiche Ernte gegeben worden. Durch die energischen Maßnahmen unseres Parteigenossen Göring wurde es ermöglicht, trotz der Mißernten in den vergangenen Jahren dennoch mit einer großen Reserve in das neue Jahr einzutreten. Mit diesen Vorräten und durch den reichen Segen der heurigen Ernte werden wir auf Jahre jeder Nahrungssorge enthoben sein. Trotzdem wollen wir sparsam bleiben. Es ist unser Wille, eine Reserve von Brotgetreide anzusammeln, die uns unter allen Umständen vor jeder Not bewahrt.

2. Der Vierjahresplan beginnt allmählich in seinen Auswirkungen immer mehr in Erscheinung zu treten. Was ich einst annahm, ist eingetroffen: Nachdem der deutschen Wirtschaft und vor allem den deutschen Erfindern die notwendigen nationalsozialistischen Ziele [23] aufgezeichnet worden sind, haben es die Fähigkeit und Genialität unserer Chemiker, Physiker, Maschinenbauer und Techniker, unserer Betriebsführer und Organisatoren fertiggebracht, ungeahnte, ja, ich darf es aussprechen, staunenswerte Erfolge zu erzielen.

Wenn es nun am Beginn unseres Kampfes 1933 notwendig war, möglichst viele Deutsche in Arbeit, ganz gleich welcher Art, zu bringen, dann ist es heute notwendig, möglichst viel an primitiver Arbeit durch die Maschine zu ersetzen. Unser qualitativ so hochstehender Arbeiter wird dadurch allmählich immer mehr von der einfacheren Beschäftigung weg zu einer für ihn geeigneten höheren geführt. Die Einsparung von Arbeitskräften hilft neben anderen Maßnahmen auch mit, die Arbeiternot auf dem Lande zu beheben. Endlich tritt dadurch eine weitere Steigerung unserer Produktion überhaupt ein, und dies ist, ich wiederhole es stets aufs neue, das Entscheidende. Wenn im Deutschen Reich nunmehr einschließlich der Ostmark über 7½ Millionen Menschen in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden konnten, dann mußte entsprechend dem zusätzlichen Lohn dieser 7½ Millionen auch eine greifbare zusätzliche Produktion garantiert sein. Denn das Problem der Beseitigung der Arbeitslosigkeit ist nicht ein Problem der Auszahlung von Löhnen, sondern ein Auftrag zur Sicherstellung der dementsprechenden kaufbaren Produkte. Das deutsche Volk hat keine Goldwährung, d. h. es ist - dank dem Wirken unserer Feinde - wenn auch auf eine schmerzvolle Weise, von dem Wahnwitz einer sogenannten Goldwährung und damit Golddeckung - erlöst worden. Um so wichtiger aber ist es gerade deshalb, der deutschen Währung jene einzig reale Deckung zu geben, die als Voraussetzung für ihre Stabilität die immer gleiche Kaufkraft sicherstellt, nämlich: die ansteigende Produktion. Für jede Mark, die in Deutschland mehr bezahlt wird, muß um eine Mark mehr produziert werden. Im anderen Falle ist diese ausgegebene Mark ein wertloses Papier, weil für sie mangels der produktiven Gegenleistung nichts gekauft werden kann. Diese primitive nationalsozialistische Wirtschafts- und Währungspolitik hat es uns gestattet, in einer Zeit allgemeiner Währungsschwindeleien den Wert, d. h. die Kaufkraft der deutschen Mark stabil zu halten. Dies nützt jedem einzelnen, dem Städter soviel als dem Bauern. Denn für den Städter hat Lohn und Gehalt nur dann einen Sinn, wenn er dafür die vom Bauern geschaffenen Lebensgüter kaufen kann, und für den Bauern nur, wenn er für seinen Erlös die von der Industrie und vom Handwerk geschaffenen Produkte erhält. Es ist daher nationalsozialistische Wirtschaftserkenntnis, daß die einzige wahrhaftige Lohn- [24] erhöhung die Produktionserhöhung ist. Das heißt: Die damit ermöglichte erhöhte Zuweisung von Lebensgütern und nicht die Aushändigung von wertlosen Papierwischen. Und es ist vielleicht mit das höchste Verdienst der nationalsozialistischen Bewegung, daß sie diese ebenso einfachen wie natürlichen, aber leider sehr oft unpopulären Grundsätze immer mehr zum Gemeingut des ganzen Volkes gemacht hat. Während zur selben Zeit in den Demokratien Löhne und Preise einander in wilder Hast emporjagen, die Gesamtproduktionen aber dauernd sinken, bietet die nationalsozialistische Wirtschaftsführung das Bild einer stetig steigenden Produktion und damit das Bild einer andauernden Hebung des Konsums und einer stabilen Währung.

Gewiß: mehr als gearbeitet werden kann nicht. Wenn in einem so großen Volk aber die ganze Nation produziert, so fließen diese gewaltigen Gebrauchsgüter wieder dem Konsum des ganzen Volkes zu. Denn man kann auf die Dauer wohl Geld aufspeichern oder Geld horten, aber keine Produktionsgüter. Mögen diese nun Lebensmittel oder Waren sein, sie schreien nach dem Konsumenten. Indem wir also das deutsche Volk zu einer immer höher steigenden Produktion aufrufen, ergibt sich von selbst die Notwendigkeit, diese Gebrauchsgüter im Kreislauf wieder dem Volke zuzuführen. Das Ziel der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik ist aber nun einmal nicht, ein Volk zur Faulheit mit geringem Lebensstandard zu erziehen, sondern es zu einem fleißigen mit einem möglichst hohen zu machen. Das heißt: Wir wollen durch unseren Fleiß soviel Güter produzieren, daß jeder einzelne Deutsche daran einen immer steigenden Anteil haben kann und wird. Dieser Prozeß aber setzt sehr viel politische Vernunft voraus. Es kann nur gelingen, wenn ein ganzes Volk in seiner Gemeinschaft in enger Verbundenheit die Interessen aller im Auge behält, um damit auch wieder allen zu dienen. Würde der nationalsozialistische Staat die deutsche Wirtschaft so laufen lassen, wie sie einst lief, dann hätten wir auch hier fortgesetzte Kämpfe, Streiks und Aussperrungen und damit eine andauernde Schädigung der Produktion und als Entgelt eine scheinbare Steigerung der Löhne mit dem Ergebnis der Entwertung der Währung und damit der zwangsläufig folgenden Senkung des Lebensniveaus. Es ist daher auch nur ein Zeichen für die Intelligenz und Einsicht unseres Volkes, daß es die nationalsozialistische Wirtschaftsführung begreift und sich freudig in den Dienst dieser Erkenntnis stellt. Im übrigen bitte ich Sie, meine Volksgenossen, folgendes zu bedenken: Was immer auch die Zukunft bringen mag, eines ist sicher: welcher Art die weltwirtschaftlichen Beziehungen [25] untereinander sein mögen, kann man nicht voraussagen. Denn wenn es anderen Völkern einfällt, statt ihre Produktionen zu heben, diese zu vernichten, dann muß mangels an Austauschgütern dieser sogenannte Welthandel früher oder später zugrunde gehen. Um so wichtiger ist es daher, seine eigene Wirtschaft in Ordnung zu halten und damit zugleich auch den besten Beitrag für eine mögliche Verbesserung der Weltwirtschaft zu liefern. Denn diese wird nicht aufgerichtet durch scheinbar belehrende, in Wirklichkeit aber nichtssagende Redensarten demokratischer Staatsmänner, sondern sie könnte höchstens befruchtet werden durch die Inordnungbringung der in den Demokratien langsam absterbenden eigenen Volkswirtschaften. Solange aber diese Staatsmänner, statt um ihre eigenen Produktionen bekümmert zu sein und ihre eigenen Volkswirtschaften in Ordnung zu bringen, in allgemeinen Phrasen teils belehrenden, teils tadelnden Inhalts sich mit den autoritären Staaten auseinanderzusetzen belieben, tun sie nicht nur nichts für die Wiederherstellung der sogenannten "Weltwirtschaft" und insonderheit des Welthandels, sondern sie schädigen ihn. Deutschland kann jedenfalls von sich sagen, daß es dank seiner fortgesetzt steigenden inneren Produktion nicht nur ein steigender Verkäufer eigener, sondern auch Abnehmer fremder Produkte geworden ist. Allerdings mit einer Einschränkung: im gesamten wird die deutsche Volkswirtschaft so aufgebaut, daß sie jederzeit auch gänzlich unabhängig von anderen Ländern auf eigenen Füßen stehen kann. Und dies ist gelungen. Den Gedanken an eine Blockade Deutschlands kann man schon jetzt als eine gänzlich unwirksame Waffe begraben. Der nationalsozialistische Staat hat mit der ihm eigenen Energie die Konsequenz aus den Erfahrungen des Weltkrieges gezogen. Und nach wie vor werden wir an dem Grundsatz festhalten, daß wir uns selbst lieber auf dem einen oder anderen Gebiet, wenn es notwendig sein sollte, einschränken wollen, als uns in eine Abhängigkeit vom Ausland zu begeben. Vor allem wird an die Spitze unseres wirtschaftlichen Handelns immer der Entschluß treten: Die Sicherheit der Nation geht allen anderen voran. Ihr wirtschaftliches Dasein ist deshalb auch auf unserer eigenen Lebensbasis und unserem eigenen Lebensraum materiell in vollem Umfange sicherzustellen. Denn nur dann [26] wird auch die deutsche Wehrmacht jederzeit in der Lage sein, die Freiheit und die Interessen des Reiches unter ihren starken Schutz zu nehmen. Und dann wird Deutschland auch als Freund und Bundesgenosse für jeden von höchstem Werte sein. Wenn ich dies aus Anlaß des zehnten Reichsparteitages ausspreche, dann tue ich es in dem zufriedenen Bewußtsein, daß auch politisch genau so wie wirtschaftlich die Zeit der Isolierung Deutschlands beendet ist. Das Reich hat große und starke Weltmächte als Freunde erhalten.

Meine Parteigenossen und Parteigenossinnen!

Drohender denn je erhebt sich über dieser Welt die bolschewistische Gefahr der Völkerzerstörung. Tausendfach sehen wir das Wirken des jüdischen Erregers dieser Weltpest. Ich darf es hier, glaube ich, in meinem und in Ihrer aller Namen bekunden, wie tief innerlich glücklich wir sind angesichts der Tatsache, daß eine weitere große europäische Weltmacht aus eigenen Erfahrungen, aus eigenem Entschluß und auf eigenen Wegen die gleiche Auffassung vertritt und mit bewunderungswürdiger Entschlossenheit die weitgehendsten Konsequenzen gezogen hat. Wie immer auch der Weg und die Entwicklung der faschistischen und nationalsozialistischen Revolutionen aus eigenen deutlichen Bedürfnissen bedingt erscheinen und wie unabhängig auch beide geschichtliche Umwälzungen voneinander entstanden sind und sich entwickelt haben, so glückhaft ist es doch für uns alle, in allen großen Lebensaufgaben der Zeit jene geistige gemeinsame Einstellung und Haltung zu finden, die uns in dieser Welt der Unvernunft und der Zerstörung auch menschlich immer mehr zusammenführen. Dieser neue Geist aber richtet zugleich die beiden Völker nach innen aus. Wie erleben wir hier wieder unsere glückliche strahlende Jugend! Wie werden wir wieder alle die Hunderttausende junger deutscher Männer sehen, braungebrannt und kerngesund, und wie wird es uns dann erst wieder recht bewußt, daß dies vielleicht die größte Leistung auch unserer Revolution ist. Ein neues gesünderes Volk wird hier erzogen, nicht durch Phrasen und Theorien, sondern durch eine belebende Wirklichkeit. Millionen deutscher Frauen ist wieder die Lust und Liebe erwachsen zum Kind, zu jener wunderbaren Jugend, die wir im stürmischen und rauschenden Jubel in diesen Tagen an uns vorbeiziehen sehen. Wer dies alles in sich aufnimmt, der muß wohl zugeben, daß es für einen Deutschen nun doch wieder lebenswert ist, auf der Welt zu sein. Ein gesundes Volk, eine politisch vernünftige Leitung, eine starke [27] Wehrmacht, eine emporstrebende Wirtschaft und über allem ein blühendes kulturelles Leben. Darin liegt der Dank an alle jene Kämpfer, die sich in diesen Tagen hier versammelt haben und die aus Vergangenheit und Gegenwart uns im Geiste hier begleiten, der Dank an die Männer und Frauen unserer Bewegung und der Dank an die Soldaten der Wehrmacht des nationalsozialistischen Staates.

Den höchsten Dank aber wollen wir selbst dem Allmächtigen sagen für das Gelingen der Vereinigung der alten Ostmark mit dem neuen Reich.

Er hat es gestattet, der deutschen Nation dadurch ein Glück, dem neuen Reich aber einen großen Erfolg zu schenken, ohne daß es notwendig war, das Blut und Leben unserer Volksgenossen einzusetzen. Mögen die Deutschen nie vergessen, daß dies ohne die im Nationalsozialismus geeinte Kraft der ganzen Nation nicht möglich gewesen wäre. Denn als am Morgen des 12. März die Fahne des neuen Reiches über die Grenze hinausgetragen wurde, war sie nicht mehr wie früher das Zeichen eines Eroberers, sondern das Symbol einer schon längst alle Deutschen umschließenden Einheit.

Die Kriegsflagge, die unsere Wehrmacht damals in die neuen Gaue trug, war im schweren Kampf zum Glaubenszeichen des Sieges für unsere Brüder geworden.

So hat dieses Mal zuerst eine Idee ein Volk erobert und geeint!

Für uns und für die alle nach uns Kommenden wird das Reich der Deutschen nunmehr aber stets nur noch Großdeutschland sein!

Mit minutenlangem Beifall dankten die 50 000 Menschen in der Halle dem Führer für das Erlebnis, das ihnen mit dieser erhebenden Proklamation im Auftakt zum Reichsparteitag zuteil geworden war.

Beethovens sieghafte Hymne "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", wiederum von den Chören gesungen, vollendet die musikalische Umrahmung der Eröffnungssitzung.

Nachdem Rudolf Heß den Kongreß auf Mittwoch 19 Uhr vertagt hat, erheben sich die Massen von den Plätzen und grüßen den Führer. Sich immer erneuernde Stürme des Jubels begleiten den [28] Führer, als er durch den Mittelgang die Kongreßhalle verläßt, ein Jubel, der, besser als Worte es zu tun vermögen, davon überzeugt, wie das Herz des ganzen Volkes Adolf Hitler gehört.

Mit dem Ausmarsch der Standarten und Stander der Gliederungen der Bewegung endet der erste Tag des Parteikongresses.


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