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Die echten deutschen Minderheitsgebiete (Teil 5)

Das Deutschtum im früheren und im jetzigen Ungarn (Teil 2)

Das alte Deutschtum in Westungarn und in den ungarischen Städten

Ödenburg, Markt mit Turm

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      Ödenburg, Markt mit Turm.
Westungarn hatte als Provinz Pannonien schon zum römischen Reich gehört und gehörte später zum karolingischen. Ödenburg, die Hauptstadt des Burgenlandes, hieß als römisches Munizipium Scarbandia und erscheint im Jahre 845 in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Deutschen unter dem Namen Odinburch. Selbst das entfernte Fünfkirchen, zur römischen Zeit Sopianae, wird schon zur Zeit des Frankenreichs, dessen östlichste Grenzgebiete seit Karl dem Großen in dieser Gegend lagen, mit seinem lateinischen Namen (Quinque Ecclesiae) genannt. Auch Ungarisch-Altenburg, Wieselburg, das im Nibelungenliede genannt wird, und viele andere deutsche Ortsnamen begegnen uns in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts im westlichen Ungarn. Kurz vor dem Jahre 900 erscheinen die Madjaren, anfangs als Bundesgenossen des deutschen Kaisers Arnulf gegen die große Slawenherrschaft Swatopluks von Mähren.

Die wilde heidnische Zeit des Ungarntums dauerte nur etwa siebzig Jahre. Schon 955 hörten mit der Niederlage auf dem Lechfelde die Raubzüge nach Deutschland auf. König Geisa, um 970, wurde Christ. Sein Sohn Stephan heiratete eine bayerische Herzogstochter, Gisela. König geworden, warf er einen Aufstand der heidnischen Partei mit Hilfe der zahlreichen Deutschen nieder, die er ins Land gezogen hatte. Auch die deutsche Bauerneinwanderung muß von Anfang an stark gewesen sein. In den heutigen Komitaten von Ödenburg und Eisenburg (das erstere grenzt an Niederösterreich, das zweite an Steiermark) ist nach den Urkunden im 13. Jahrhundert ein starkes Deutschtum vorhanden: deutsche Städte, deutsche Ritter, deutsche Bauern. Dieses westungarische Deutschtum gehört also zeitlich durchaus in die erste Kolonisationsperiode. Wir haben es auch nicht als eine Siedlung auf ursprünglich ungarischem Boden und inmitten ungarischen Volkstums anzusehen, sondern wie gesagt als das Grenzgebiet der zusammenhängenden, an die Gründung Österreichs anknüpfenden deutschen Kolonisation.

Diesen deutschen Charakter hatten weit im Innern Ungarns jahrhundertelang auch die Städte. Am stärksten war das Deutschtum in Ofen und Preßburg. Um 1241 wird das Ofen gegenüberliegende Pest "ein großes und reiches deutsches Dorf" genannt. Das Ofener Stadtrechtsbuch aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts ist nicht nur in deutscher Sprache abgefaßt, sondern verlangt für die Wahl des Richters [298] (Bürgermeisters), daß er "von allen seinen vier Ahnen her ein
Schlaining im Burgenland

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      Schlaining im Burgenland.
deutscher Mann sein soll". Auch der Stadtschreiber mußte von deutscher Art und Geburt sein. Von den zwölf Ofener Ratsherren wählten die Deutschen zehn, die Ungarn zwei. Ebenso deutsch war Preßburg, dessen Umgegend wie das Burgenland und das Eisenburger Land zum alten Kolonisationsgebiet gerechnet werden muß. Von den übrigen west- und nordungarischen Städten haben ursprünglich deutschen Charakter Raab und Gran a. d. Donau, Stuhlweißenburg in der Nähe des Plattensees, Fünfkirchen in der Baranya, Visegrad (deutsch: Plintenburg) a. d. Donau, oberhalb Budapest. In Nordwestungarn sind vor allem die beiden berühmten Bergstädte Schemnitz und Kremnitz deutsch. Kremnitz ist sicher schon im 13. Jahrhundert gegründet. Noch im 18. Jahrhundert ist es ein völlig deutscher Ort. Die deutsche Sprachinsel im Kremnitzer und Deutsch-Probener Gebiet, von der bei der Behandlung des Deutschtums in der Slowakei die Rede war, reicht gleichfalls ins Mittelalter zurück. Auch Schemnitz bestand schon am Anfang des 13. Jahrhunderts und erscheint in allen mittelalterlichen und späteren Stadtrechnungen als deutsche Stadt. In den Komitaten, die an das Erzgebirge grenzen: Neutra, Bars, Hont, Sohl, sind deutsche Ortschaften, zum Teil gleichfalls Bergstädte, seit dem 13. Jahrhundert bezeugt. Reste dieses Deutschtums bestehen bis heute. Auch die Zips, von der später besonders die Rede sein wird, weil sie eine besondere Charakteristik erfordert, gehört geographisch hierher.

Bis nach Nordostungarn, das weit abgelegen ist, ist die mittelalterliche deutsche Siedlung gelangt. Im Jahre 1230, wird berichtet, behaupteten die deutschen Bewohner von Szatmár-Németi (Deutsch-Szatmár), das schon im ebenen Lande beim Austritt der Szamos aus dem siebenbürgener Grenzgebirge liegt, ihre Vorfahren seien auf Grund von Privilegien ins Land gekommen, die ihnen die Königin Gisela, die Gemahlin Stephans des Heiligen (am Anfang des 11. Jahrhunderts) erteilt habe. In Marmaros, in den Vorbergen der mittleren Ostkarpathen, und in Kaschau sind uns gleichfalls von altersher Deutsche bezeugt. Bis tief nach Südungarn kommen durch die ganze zweite Hälfte des Mittelalters zahlreiche deutsche Orts- und Personennamen vor.

Alle diese Siedlungen müssen im Zusammenhang mit der im 12. und 13. Jahrhundert von Deutschland, in erster Linie von den westdeutschen Gebieten, ausgehenden großen Kolonisationswelle angesehen werden. Es gab den großen Volksüberschuß auf der deutschen Seite, die Menge der jüngeren Söhne und Töchter, die in der Heimat keine richtige Hufe Landes bekommen konnten und die daher auf den Ruf in die Ferne, der ihnen Land verhieß, warteten. Ebenso aber gab es Fürsten und andere Gebieter in der Ferne, die, um ihr Land zu schützen und um ödes Land zu kolonisieren, um Städte, Märkte und Burgen "zur Verteidigung ihrer Krone" und zur Erhöhung ihrer Einkünfte zu gründen, nach deutschen Ansiedlern riefen. Das berühmteste und umfassendste Beispiel dafür in Ungarn ist die deutsche Kolonisation in Siebenbürgen.

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Das Versailler Diktat.
Vorgeschichte, Vollständiger Vertragstext, Gegenvorschläge der deutschen Regierung


Das Grenzlanddeutschtum: Burgenland

Zehn Jahre Versailles, besonders Bd. 3, Kapitel "Gebietsverlust durch erzwungene Abtretung oder Verselbständigung: Deutsch-Österreich und seine Grenzgebiete."

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Deutschtum in Not!
Die Schicksale der Deutschen in Europa außerhalb des Reiches.
Paul Rohrbach