Polnische Thesen und deutsche Antworten
[110]
G. Offensive polnische Danzig-Thesen
(Polnische Stimmungsmache für die Annexion
Danzigs)
Motto: Wir
müssen uns die Frage vorlegen, ob man ein großes Volk zwingen
kann, auf seine historische Mission nur deshalb zu verzichten, weil einige fremde
Sachverständige, Juristen und Techniker diese Mission nicht verstehen
können oder nicht verstehen wollen... Wir wollen... der Worte... gedenken,
"daß, wenn es von uns abhängige Dinge gibt, es eine Sünde
wäre, andere danach zu fragen und sie von anderen zu erlangen."
Minister Papée, amtlicher polnischer
Vertreter in Danzig, am 14. 11. 32.1
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70. Polenthese:
Die Weichselmündung
Die Polen sagen: Die Weichselmündung sei Polens Lunge, das
ohne den Besitz der Freien Stadt Danzig ersticken müßte. "Die
polnische Weichsel wurde durch den Danziger Pfropfen verkorkt."2
Antwort: Das Weichselargument hat aus der Diskussion
auszuscheiden; Polen hat es durch die Vernachlässigung der
Weichsel selbst vollends widerlegt (vgl. S. 36 f.).
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71. Polenthese:
Danzig und das
Wilson-Programm
Die Polen sagen: Gemäß dem
Wilson-Programm sei Danzig ursprünglich Polen zugewiesen
worden.
Antwort: Nach dem Wilson-Programm wäre Danzig beim
Deutschen Reich geblieben; Polen hätte dort lediglich einen Freihafen
und Verkehrsrechte erhalten. Niemals hat Wilson, als er sein Programm festlegte,
einen territorialen polnischen Meereszugang mit Danzig als polnischen Hafen
vorgesehen.
Wilson-Programm: Selbstbestimmungsrecht der
Völker; zu Polen nur Gebiet mit unbestreitbar polnischer
Bevölkerung. Näheres siehe S. 81; Lloyd Georges
Eingreifen siehe
S. 148 f.; Martel,
S. 41 f.
dt. Ausg.
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73. Polenthese:
Das Volkstum der Danziger
Die Polen sagen: Danzig sei eine urpolnische Stadt. Der Deutsche Orden
aber habe 1308 10 000 slawische Menschen dort abgeschlachtet
("Danziger Blutbad"). Danzigs heutige Bevölkerung sei nur
oberflächlich germanisiert.
Antwort: Danzig war schon vor der Ordenszeit eine Stadt mit
deutschen Einwohnern. Das "Danziger Blutbad" ist ein
Märchen, das auch durch eine Untersuchung des Papstes
widerlegt worden ist. Auch heute ist Danzig, wie immer in seiner Geschichte, eine
deutsche Stadt; ihr deutscher Charakter wird offiziell von Polen selbst
zugegeben.
a) Älteste Geschichte Danzigs siehe
S. 137 .
[Scriptorium merkt an: siehe auch das Buch 4000 Jahre
bezeugen Danzigs Deutschtum. Geschichte der ethnographischen,
geschichtlichen, kulturellen, geistigen und
künstlerischen Verbundenheit Danzigs mit Deutschland von den
ältesten Zeiten bis zur Gegenwart.]
b) Das "Danziger Blutbad": Polen erhob 1310 Klage beim
päpstlichen Stuhl u. a. wegen Ermordung von 10 000
Männern, Frauen und Kindern in Danzig. Am 18. Oktober 1310 reichten
die Bischöfe von Kulm, Ermland und Samland dem Kardinalskollegium
eine Denkschrift ein: weder in Danzig noch sonst irgendwo hätten die
Ritter Frauen und Kinder getötet, es wären nur 15
Verräter und Feinde des Ordens mit dem Schwerte hingerichtet
worden. Der Papst hat schließlich die polnische Klage
abgewiesen. - Danzigs Bevölkerung betrug damals etwa 2000
Einwohner. Wären 10 000 Menschen umgebracht worden, so
hätte Danzig eine Ausdehnung haben müssen, wie es sie in jener Zeit
[112] nie erreicht hat. Der
Orden, der 10 000 Menschen getötet haben soll, hatte damals kaum
1000 Kämpfer.
c) Danzigs deutscher Charakter im Mittelalter vgl. S. 137. Zahlreiche
Bürgerbücher und Urkunden. Sogar Smogorzewski schreibt
(S. 248), daß Danzig schon 1410 "une ville de langue
allemande" gewesen sei. In Wirklichkeit schon viel früher deutsch.
d) Danzigs heutiger deutscher Charakter. "Das heutige Danzig ist
deutsch" schreibt Dmowski 1917 in seiner Denkschrift für den
englischen Ministerpräsidenten Balfour;3 ein Jahr später dagegen stellte er
in seiner Denkschrift für Wilson die Behauptung auf, die Hälfte der
Danziger sei nur oberflächlich germanisiert. Die Denkschrift der
polnischen Professoren vom März 1919 sagt ebenfalls: "La
germanisation de Dantzig est superficielle." Der polnische
Ministerpräsident Bartel jedoch hat im Frühjahr 1929 bei
seinem offiziellen Besuch in Danzig anerkannt, daß Danzigs deutscher
Charakter Tatsache sei und daß Polen an ihm nicht rütteln wolle.
Tatsächlich aber sucht es die polnische Minderheit in Danzig zu
vergrößern; es legt z. B. möglichst viele
Verwaltungsstellen mit großem Personal nach Danzig: diplomatische
Vertretung mit 100 Köpfen, Wachmannschaft zum Schutz der Durchfuhr
von Kriegsmaterial, Bahnverwaltung für Pommerellen mit 500
Köpfen, polnische Hafenpost; Ersetzung deutscher Beamter durch
polnische auf den Danziger Bahnen.4 - Nur 3% polnische
Wähler 1927, 1930, 1933. Buch über angebliche
"Denkmäler polnischer Architektur" siehe S. 30.
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74. Polenthese:
Danzigs politische
Vergangenheit
Die Polen sagen: Danzig sei früher polnisch gewesen, sei
Polens historischer Hafen. "Danzig, ehemals unser, muß wieder
unser werden!"5
Antwort: Danzig war niemals von Polen bewohnt, niemals polnisches
Staatsgebiet, niemals von Polen so abhängig wie heute. Es hatte auch
niemals einen polnischen Hafen, sondern war ein selbständiger Vermittler
des polnischen Handels.
Selbständige Stellung gegenüber dem alten
polnischen Staat siehe S. 99.
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75. Polenthese:
Der Name Danzig
Die Polen sagen: Der Name der Stadt Danzig (Gdansk) sei
polnisch, und schon das beweise polnische Rechte auf die Stadt.
[113] Antwort:
Wenn der Name slawischen Ursprungs wäre, wie der Berlins und
anderer deutscher Städte, so wäre das für die heutige Politik
bedeutungslos.
Der polnische Name der Stadt Danzig (Gdansk) ist aber aus der
ältesten Form Gudanisku, Gyddanisz abzuleiten. Diese Form kann nach
dem Urteil der heutigen maßgebenden deutschen (Lorentz) und polnischen
Forscher (Rudnicki) nicht auf eine slawische Wortform
zurückgeführt werden. Es wird ein Zusammenhang mit dem
Namen der damals an der Weichselmündung ansässigen Goten oder
dem germanischen Wortstamm "gut" vermutet.6
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76. Polenthese:
Danzigs Wappen
Die Polen sagen: Die Krone im Danziger Wappen und das
polnische Wappen an den Danziger Stadttoren bezeugen Danzigs polnische
Vergangenheit.
Antwort: Die Krone bedeutet im Gegenteil, daß Danzig .im
Gegensatz zu anderen Städten königliche, landesherrliche
Rechte besaß. Das polnische Wappen war nur wegen der besonderen
Beziehungen zum König von Polen neben dem Danziger und
übrigens auch dem Wappen des Landes Preußen angebracht.
a) Die Krone im Wappen und in der Flagge:
Kasimir IV. von Polen verzichtete zugunsten Danzigs auf wichtige
landesherrliche Rechte und gab der Stadt in einer Urkunde am 9. Juli 1455 "volle
königliche Macht", ihre politischen Angelegenheiten selbst zu regeln. In
diesem Sinne genehmigte er, daß den (an die Ordenszeit erinnernden) zwei
weißen Kreuzen in Danzigs Wappen eine Krone zugefügt wurde. Ein
alter Danziger Wappenspruch: "Die Kron' in deinem Wappen weist,
daß du die Kron' in Preußen seist. Die Kreuze geben zu verstehn,
daß du bei Christo wollest stehn."
b) Danzigs Stellung während der Personalunion siehe S. 99.
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77. Polenthese:
Danzigs frühere
Blüte
Die Polen sagen: Danzigs frühere Blüte habe auf der
Zugehörigkeit zu Polen beruht.
Antwort: Danzig war eine Hansestadt, in der die Polen nichts
[114] zu sagen
hatten. Darum konnte es die Gunst der Zeit, z. B. die Schließung
der Dardanellen, für sich ausnutzen. Es hieß das "Nordische
Venedig" und war eine der größten Handelsstädte der
damaligen Welt, weil es ein Hinterland hatte, das sich weit über das Gebiet
des heutigen Polen hinaus erstreckte. (Vgl. S. 99).
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78. Polenthese:
Danzig unter Preußen
Die Polen sagen: Danzig sei von Preußen vergewaltigt, zur
Provinzstadt degradiert und vernachlässigt worden.
Antwort: Die Danziger haben 1919 einmütig gegen die
Abtrennung von Preußen und dem Reich protestiert: das
genügt schon als Antwort.
Danzig hat als preußische und deutsche Stadt eine große
Entwicklung gehabt. Die Stadt Danzig ist von 36 000 auf mehr als
200 000 Einwohner gewachsen; das Hafengebiet wurde im
19. Jahrhundert von 11 ha auf 700 ha
vergrößert.
a) Abwegige Argumente: Eine Reihe polnischer
Thesen will beweisen, daß Preußen Danzig unfrei und
unglücklich gemacht habe. Wie paßt dazu die Tatsache, daß
1919 die Danziger selber bei Deutschland und Preußen bleiben
wollten, gegen die Abtrennung protestierten, sich seitdem hartnäckig
gegen die polnische Unterjochungspolitik gewehrt haben und niemals polnisch
werden wollen! Die Danziger selbst beklagen sich nicht über Preußen
und Deutschland, sondern über die Mißachtung ihres
Selbstbestimmungsrechtes seit Versailles.
b) Tatsachen zu polnischen Thesen: Danzig hatte sich zwar schon 1704
unter den Schutz des preußischen Königs gestellt. Die Danziger
konnten sich aber nach 1772 nur schwer entschließen, ihre alte, stolze
Staatlichkeit zugunsten Preußens aufzugeben. Der Ratsherr
Schopenhauer, der Vater des berühmten Philosophen, war als
Republikaner erbitterter Gegner des monarchischen
Preußen und verließ seine Vaterstadt, als sie preußisch wurde.
Die anderen Ratsherren aber beschlossen 1793 einstimmig, von
Preußen die Einverleibung Danzigs zu erbitten. Unruhen des Danziger
Pöbels, die mit Politik nichts zu tun hatten, wurden beim Einrücken
der preußischen Truppen von der Bürgerschaft selbst
unterdrückt. Die preußischen Könige haben Danzigs
Selbständigkeit nicht weiterbestehen lassen, weil sie sich bei einem so
vielbegehrten Schlüsselpunkt wie Danzig nicht mit einer lockeren
Angliederung begnügen, sondern es fest in die Hände bekommen
wollten.
c) Danzigs Niedergang etwa seit 1650 trotz der besonderen Beziehungen
zu den polnischen Königen siehe S. 143.
d) Danzigs Aufblühen in der preußischen Zeit siehe
S. 144
ff.
e) Verlegung von Behörden, Einrichtung von Werften,
Eisenbahnwerkstätten, Förderung der Industrie usw. war keine
Vernachlässigung Danzigs, sondern eine glückliche
Ergänzung seines Handelscharakters.
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1Von ihm selbst berichtigter und dem
Danziger Korrespondenzbüro (Dako) übersandter Text.
Ähnliche Äußerungen siehe S. 24. ...zurück...
2Baginski, Zugang, S. 50 (im
Original S. 169).. ...zurück...
3Vgl. Dmowski, Polityka
polska, 2. Aufl., S. 220. ...zurück...
4Vgl. Ziehm in Carnegie, S. 161 ff. ...zurück...
5Wort des polnischen Nationaldichters
Mickiewicz. ...zurück...
6Vgl. Paul Müller, "Der Name
Danzig," Zeitschrift des Westpr. Geschichtsvereins, 1925,
S. 65. - Der Name der Stadt war ursprünglich ein Gauname
und beweist deshalb nichts über die völkische Zugehörigkeit
der Gründer der Stadt. ...zurück...
100 Korridorthesen:
Eine Auseinandersetzung mit Polen
Dr. Arnold Zelle
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