A 3.
Gleichgeartete von den Truppen der Entente begangene Vergehen.
Während des Weltkrieges.
Plünderungen allergrößten Stils fanden während der Russeneinfälle in Ostpreußen statt. In der Zeit vom August 1914 bis März 1915 sind über 100 000 Wohnungen geplündert worden.
In jeder denkbaren Art haben die russischen Truppen die bewegliche Habe der Armen wie der Wohlhabenden gestohlen, geraubt, geplündert oder mutwillig zerstört.
Aug. 1914 Skaisgirren,
Dez. 1914 Weszkallen,
Dez. 1914 Gumbinnen:
Vieh und Vorräte wurden ohne Bezahlung und ohne Ausstellung von Gutscheinen weggenommen.
Sept. 1914 Angerburg,
Dez. 1914 Weszkallen:
Männer und Frauen mußten den geldgierigen Soldaten ihren letzten Groschen geben.
Aug. 1914 Lemkendorf,
Aug. 1914 Heinrichsdorf,
Sept. 1914 Schillgallen:
Die Wohnungen wurden durchsucht und daraus geplündert, was dem einzelnen in die Augen stach, oft von verschiedenen Truppenteilen hintereinander.
Aug. 1914 Talheim-Poßessern:
Schließlich wurden sinnlos und zwecklos Häuser, Wirtschaftsgebäude und Vorräte in Brand gesteckt und dadurch vernichtet. An diesen Schandtaten beteiligten sich auch Offiziere.
Wie systematisch bei den Plünderungen verfahren wurde, geht aus einem Befehl hervor, der bei einem gefallenen russischen Bataillonsadjutanten gefunden wurde:
"Auf der Vormarschstraße ist das ganze Hab und Gut der Bevölkerung zu konfiszieren. Auf Befehl des Höchstkommandierenden sind unverzüglich aus Memel fortzuführen: Preßmaschinen mit Pumpen und Treibriemen, und zwar zur Erweiterung des Betriebes mehrerer Militärfabriken."
Oktober 1914 Ostpreußen, Russische Truppen:
Bei dem zweiten Einfall der Russen in Ostpreußen wurde die Plünderung geradezu militärisch organisiert.
In den Städten wurden überall auf Befehl der Führer die besseren Möbel, Maschinen und Geräte in Magazinen zusammengebracht und von dort mit der Eisenbahn, mit militärischen Lastautos und mit requirierten Wagen in großen Massen nach Rußland geschleppt, darunter zahllose Klaviere, Polstermöbel und andere Gegenstände, bei denen von irgendeiner militärischen Verwendbarkeit keine Rede sein konnte.
In fast gleicher Weise hausten die englischen und französischen Truppen in den deutschen Kolonien. Sowohl in Togo wie in Kamerun haben sie sich schwerer Uebergriffe gegen das Privateigentum schuldig gemacht.
Bezeichnend für die Anschauung der verantwortlichen englischen Stellen in Duala sind die Worte, die der politische Offizier Powl dem Direktor der Deutschen
Westafrika-Bank in Duala auf dessen Protest gegen die gewaltsame Wegnahme der Bankschlüssel und [213-214] des Barbestandes der Bank gebrauchte:
"Damn the whole international law! We neither respect nor protect private property, we do as we like; in case you would not give us the keys we should simply break it open." (Zum Teufel mit dem ganzen internationalen Recht! Wir achten weder noch schützen das Privateigentum, wir tun, wie es uns beliebt; falls Sie uns also die Schlüssel nicht geben sollten, würden wir einfach aufbrechen.)
Aug./Sept. 14 Duala. Engl. Truppen:
In Lome und an sämtlichen von den Feinden besetzten Plätzen Kameruns wurde der friedlichen weißen Bevölkerung die Sicherung ihres Eigentums nicht gestattet, ja direkt verwehrt.
Ende Aug. 14 weiße und farbige engl. Soldaten, Frau des engl. Kommandanten Bettington.
Okt. Dez. 14 Kamerun. Englische und französische Truppen:
Das der weißen Aufsicht beraubte Privateigentum wurde vielfach durch weiße und schwarze englische und französische Soldaten geplündert.
Handels- und Plantagenbetriebe,
Geschäfts- und Privathäuser fielen dem Raub und der Zerstörung anheim. Schränke, Kisten, Koffer und sonstige Behältnisse wurden erbrochen und des Inhalts beraubt, wertvolle wissenschaftliche Instrumente und Sammlungen vernichtet.
Okt. - Dez. 14 Kamerun. Englische und französische Truppen:
In Kamerun wurden die geweihten Geräte der Gotteshäuser geraubt. Trotz der Zusicherung, die der englische Oberbefehlshaber vor der Uebergabe von Duala hinsichtlich des Schutzes des Privateigentums gegeben hatte, wurde auch dort geraubt und geplündert.
27./28. 9. 14 Duala. Engl, Offiziere:
Englische Offiziere haben sich an dem zurückgelassenen Privatbesitz der Deutschen vergriffen. Den deutschen Gefangenen wurden Kleidungsstücke, Ringe, Uhren und ähnliches von den schwarzen Soldaten vom Leibe gerissen.
Ende Sept. 14 D. "Obuasi", D. "Appam", Lt. Slowley.
Okt. 14 D. "Kamerun", weiße und farbige engl, und franz. Truppen, Offiziere:
Endlich blieb sogar die spärliche Habe, die von den Deutschen zum persönlichen Gebrauch in wenigen Gepäckstücken in die Gefangenschaft mitgenommen wurde, von diebischer Hand nicht verschont. Dies geschah sogar bei der amtlichen Durchsuchung der Gefangenen und ihres Gepäcks. Die Täter waren zum Teil englische Offiziere oder Beamte.
6. 1. 15 Dschango. Englische Truppen:
Bei der Räumung Dschangos wurde die Mission durch englische Truppen systematisch geplündert.
11./12. 9. 14 Herbertshöhe, Rabaul. Englische Truppen:
In Herbertshöhe und Rabaul wurde fast jedes Haus von Australiern durchsucht und ausgeraubt.
Deutsch-Südwestafrika. Engländer und Buren:
Das gleiche Schicksal erlitt Lüderitzbucht durch Engländer und Buren.
September 1916 Deutsch-Ostafrika. Belgische Truppen:
Tabora wurde in besonders schamloser Weise durch Belgier geplündert.
Diese Plünderungen trafen nicht nur die Deutschen, sondern auch die Eingeborenen.
Man lese über alle diese Tatsachen die Denkschrift des
Reichs-Kolonialamts: "Verhalten der englischen und der unter englischem Oberbefehl stehenden französischen Truppen gegen die weiße Bevölkerung der deutschen Schutzgebiete Kamerun und Togo."
1914/18 Westfront. Englische, französische, belgische, amerikanische Truppen:
An der Westfront wurde die Mehrzahl der deutschen verwundeten und unverwundeten Gefangenen von den Truppen der Entente, ja selbst von Offizieren, auf das gewaltsamste ausgeplündert.
Nur einige Beispiele seien aus der Fülle des Materials angeführt:
18. 7. 18 Pernand, südlich Soissons. Französische Truppen:
Der Soldat M. G.,
Feldart.-Regt. 48, geriet am 18. 7. 13 in französische Gefangenschaft. Er berichtete u. a.: "Mir wurden von den Franzosen sofort die Kleidungsstücke aufgerissen, als ich aus der Blechbaracke heraustrat. Die Taschen wurden durchsucht und mir meine silberne
Remontoir-Uhr, die 10 Jahre vorher etwa 28 Mk. gekostet hatte, und meine Brieftasche mit [215-216] Schriftstücken und etwa 20 Mark Bargeld, weggenommen. Die Wegnahme erfolgte in Formen wie man einen ausplündert. Wiederbekommen habe ich meine Sachen nicht."
15. 9. 16. Foureaux-Wald. Engländer:
Der Leutnant d. R. B. vom 18. bayer.
Inf.-Regt., am 15. 9. 16. am
Foureaux-Wald von den Engländern gefangengenommen, sagt aus:
"Wir wurden mit Kolbenstößen aus dem deutschen Graben getrieben und zum englischen Graben geführt. Von einem sogenannten Intelligenzoffizier, einem englischen Major in Empfang genommen, wurde ich, obwohl ich mich als Offizier zu erkennen gab, zu den Mannschaften gesteckt.... Nun wurde ich zwei Tommies übergeben und in Gegenwart des Majors ausgeplündert. Alles, was ich bei mir trug, Geld, Uhr, Brieftasche, Photographien von Angehörigen usw. wurden mir abgenommen. Ich machte den englischen Major darauf aufmerksam, daß es Sachen seien, die jeder Gefangene behalten dürfe. 'Diese Sachen könnte er auch gut brauchen', meinte er."
6. 10. 15. Champagne. Franz. Truppen:
Der Kanonier J. berichtet aus den Kämpfen vom 6. 10. 15.:
"Ein Trupp von 30 oder 40 Turkos unter Führung eines französischen Offiziers kam um die Waldecke und stürmte die Lichtung hinauf. So waren die Kerls auch schon wie die Katzen heran und schossen von hinten in die Batterie. Was blieb dem Führer zu tun übrig. Mit lauter Stimme befahl er, die Verschlüsse herauszunehmen und zu vergraben und ging dann auf den französischen Offizier zu, um sich mit der Batterie zu ergeben. Wie die Geier auf das Aas, stürzte sich die eine Hälfte der Turkos und Marokkaner auf uns, um nicht nach Waffen, sondern nach Wertsachen zu suchen. Die anderen umzingelten uns, das Gewehr im Anschlag auf uns. Diese Situation mochte so lange dauern, bis jeder der Gauner einen Wertgegenstand hatte und der Offizier mit unserem Batterieführer Verhandlungen führte. Plötzlich brach er diese ab, ließ die Leute zurücktreten, kommandierte 'Attention', die Schüsse krachten und wir lagen sämtlich am Boden. Wieder stürzten sich die Franzosen auf uns und durchsuchten unsere Taschen. Dann verschwanden sie nach den Geschützen, nicht ohne vorher demjenigen, der sich noch rührte, noch eine Kugel in die Rippen zu jagen. Dann kamen sie zurück, durchsuchten die einzelnen, warfen sie um, und schossen, wenn sich jemand rührte oder noch schrie. Das wiederholte sich mehrere Male und jedesmal schossen die Bestien."
11. 9. 14 La Ferté. Franz. Behörden:
Bei La Ferté wurden die Insassen, Pfleger und Verwundete eines Lazaretts teilweise unter Anwendung rohester Gewalt gezwungen, ihr ganzes Eigentum, namentlich Geld, herzugeben. Ein französischer Leutnant gab Befehl hierzu.
Sept. 1914 Le Bourget. Französische Truppen:
Der Bahnhofskommandeur in Le Bourget plünderte die Offiziere und Sanitätsoffiziere eines gefangenen deutschen Lazaretts völlig aus, Mützen, Mäntel, Gamaschen, Sporen, Ledertaschen usw. waren seine Beute.
Sogar Finger wurden den Gefangenen und Verwundeten einfach abgeschnitten, um die Ringe schneller erbeuten zu können.
1915 Somme Py. Franz. Truppen:
Bei Somme Py schossen schwarze französische Soldaten wehrlose Deutsche nieder und beraubten sie aller Wertsachen. Französische Offiziere waren dabei, ohne einzuschreiten. Dabei wurden, wo die Ringe nicht sofort abnehmbar waren, die Finger abgeschnitten.
8. 8. 18 Villers Bretonneux. Englische Truppen:
Bei Villers Bretonneux nahmen englische Soldaten den Gefangenen die Ringe und sonstigen Wertsachen ab. Einem Gefangenen sollte mittels Drahtschere der Ringfinger abgeschnitten werden. Als er sich sträubte, wurde er erschossen.
31. 10. 18 St. Quentin. Englische Soldaten:
Auch bei St. Quentin wurden sämtliche Gefangene von englischen Soldaten ausgeplündert. Einem Gefangenen wurde der Ringfinger abgeschnitten.
Plünderungen französischer Truppen sogar in ihrem eigenen Vaterlande waren fast an der Tagesordnung.
Am 1. 9. 14 plünderten Turkos verschiedene Häuser in Vivaise. In dem Hause des Eigentümers Haimery war [217-218] alles
Wertvolle – Stiefel und für 500 Francs Wäsche – geraubt.
Der Bürgermeister von Roisy, Gustave Guillaume, und der Flurschütz von Roisy, Cyrille Romagny, berichten:
"Vom 31. August bis 2. September 1914 lagen das französische
Infanterie-Regiment Nr. 94 und die Jäger zu Fuß Nr. 8 in Roisy im Quartier. Beinahe alle Einwohner hatten einige Tage vorher die Gemeinde verlassen. Nur einige Greise und wir waren hier geblieben. Wir haben gesehen, daß die Soldaten in großer Anzahl in die Häuser eindrangen. um zu plündern. Sie durchsuchten die Schränke, um Geld zu finden und die Wäsche auseinander zu werfen, so daß schließlich die Häuser vollständig ausgeplündert waren. Sie nahmen Wäsche für ihren persönlichen Gebrauch mit. Getränke und Lebensmittel, die sie in den Häusern und Kellern fanden, wurden verzehrt oder fortgetragen. Ein großer Teil der Soldaten war infolgedessen betrunken. Insbesondere hat man die Häuser der Herren Douttez, Barrois und Delonne geplündert. Zwecks Eintritts in das Haus Douttez' zerschlugen die Soldaten, weil das Haus verriegelt war, die Fenster. Dieses Haus wurde ganz besonders durch die Soldaten geplündert.
Vor dem Hause standen Offiziere, die die Plünderung wohl gesehen hatten. An diese wandte ich mich, ich, der Bürgermeister von Roisy, Gustav Guillaume, um die Plünderung zu verhindern. Einer der Offiziere antwortete mir: 'Die Einwohner hätten ja nur zu Hause zu bleiben brauchen'; ein anderer Offizier erwiderte: 'Lieber für uns, als für die Deutschen!' Am Abend wandte ich mich an den Kommandanten des 1. Bataillons des
94. Infanterie-Regiments, Eugen Narbaroux, um zu verhüten, daß man während der Nacht weiter plündere. Er gab mir einige Versicherungen, aber trotzdem plünderte man noch während der ganzen Nacht und des folgenden Tages.
Am 2. September hatte die Truppe die Gemeinde verlassen, aber es gab trotzdem noch einige Soldaten, vielleicht Nachzügler, weiche überall nachsuchten, um Geld und Wertgegenstände zu finden.
Als wir beide die Runde machten, fanden wir einige Soldaten, die die Plünderung in dem Hause Douttez fortsetzten. Um sie daran zu hindern, forderte ich, der Bürgermeister von Roisy, umgürtet mit meiner Bürgermeisterschärpe, den Revolver in der Hand, sie auf, herabzusteigen. Zwei dieser Soldaten entwichen durch das Fenster des ersten Stockwerks, ein dritter wurde von mir festgenommen. Mangels regulärer Truppen war ich gezwungen, ihn freizulassen, wobei ich ihm einen strengen Verweis erteilte.
Nach der Abreise der Truppen fanden wir viele Ausrüstungsstücke dieser französischen Soldaten (Röcke, Gürtel, Käppis usw.), die sie überall zurückgelassen hatten. Es ist anzunehmen, daß die Soldaten noch betrunken waren, als sie abreisten.
Der Flurschütz von Roisy:
Romagny, Cyrille.
Der Bürgermeister von Roisy:
G. Guillaume."
Zwei aufgefundene Befehle beweisen diese Plünderungen auf das nachdrücklichste:
1. Auszug aus dem Tagesbefehl des französischen
Infanterie-Regiments 33 vom 10. 6. 18 Ziff. III. (Befehl der X. Armee Nr. C. 157 K v. 7. 6. 18.
"Plünderungen in der Armee werden zur Tagesordnung."
2. ein Tagesbefehl der 1. französischen Kürassiere zu Fuß v. 5. 4. 18 spricht von dem unwürdigen Betragen und der schimpflichen Handlungsweise der französischen Truppen, die in einer von der Bevölkerung verlassenen Gegend die Gelegenheit zum Plündern und Verwüsten alles dessen, was zu finden war, benutzten.
Auch die englischen Truppen beteiligten sich in der gleichen Weise an den Plünderungen.
10. 10. 14 Wilryk b. Antwerpen. Engl. Truppen:
So fanden die deutschen Truppen bei ihrem Einzuge in Antwerpen Wohnhäuser planmäßig verwüstet und zerstört. Major K. fand das Haus des italienischen Konsuls in Wilryk bei Antwerpen in abscheulichem Zustande. In diesem Hause wurde die Visitenkarte des Majors E. L. Gerard, Royal Marine Light Infanterie vorgefunden.
28. 8. 14 Schloß Berteaucourt. Engländer:
Schloß Berteaucourt wurde am 28. 8. 14 ebenfalls von den
Englän- [219-220] dern geplündert. Sämtliche Behältnisse in den Räumlichkeiten waren erbrochen und der Inhalt geraubt oder auf den Fußboden zerstreut.
Ferner sagt beispielsweise der Franzose Georges Frenoy aus Montdidier am 21. 4.18 aus:
"Ueber das Verhalten der Engländer in unserem Gebiet vor der jetzigen deutschen Offensive kann ich folgendes angeben:
Als die Deutschen sich im vorigen Jahre in das Sommegebiet zurückzogen, sah ich, wie die Engländer folgten und in Montdidier Geschäftshäuser und Familienhäuser, die noch bewohnt waren, im Beisein der Leute plünderten. Die Bewohner wehrten sich ganz energisch, aber die Engländer schlugen die Zivilpersonen, die sich wehrten; einige englische Soldaten erteilten sogar einigen Zivilpersonen Messerstiche."
In welchem Umfange sich die englischen Truppen Plünderungen zuschulden kommen ließen, erhellt am besten aus nachstehenden Befehlen.
Tagesbefehl des II. Batl. Royal Scots Füsiliers usw.:
3) "Da viele Fälle vorgekommen sind, in denen von britischen Truppen Häuser geplündert und viel Schaden angerichtet wurde, muß daran erinnert werden, daß unsere Truppen augenblicklich in dem Lande unserer Verbündeten operieren."
Befehl des Generalquartiermeisters des englischen IX. Korps vom 24. 9. 15:
"Der französische Kriegsminister hat auf den Schaden aufmerksam gemacht, den die Truppen, Engländer wie Franzosen, in den Häusern angerichtet haben, in denen sie einquartiert waren. Er empfiehlt, daß die Truppen, wenn irgend möglich, nicht an solchen Orten untergebracht werden, wo viel Schaden angerichtet werden kann.
Der Minister wünscht, daß, falls Einquartierung in einem eingerichteten Hause nicht vermieden werden kann, Sorge getragen wird, daß das betreffende Haus vor unnötiger Beschädigung bewahrt bleibt. Es wird besonders auf den Befehl hingewiesen, daß, bevor die Truppen die Quartiere beziehen, alle Wertgegenstände vorsichtig weggepackt werden.
Der Oberkommandierende ersucht die Führer der verschiedenen Einheiten, weitere Befehle zu veranlassen, damit möglichst wenig Eigentumsbeschädigung stattfindet, die in den meisten Fällen durch sorgfältigere Ueberwachung und sorgfältigere Wahl der Gebäude vermieden werden kann."
Die Zivilbevölkerung beraubte ihre eigenen Mitbürger und plünderte verlassene Wohnungen aus.
Am 10. 10. 18, 10–12 Uhr vormittags, wurden folgende Zivilpersonen aus Lille in Canteleux angetroffen, woselbst sie aus den Häusern der abgeschobenen Zivilbevölkerung Möbel und sonstige Hausgegenstände entwendeten:
1. Lomnes, Louise, geb. 12. 10. 82, P. A. 19 374, Rue des Violettes
13–15,
2. Lomnes, Maria, geb. 15. 7. 99, P. A. 19 388, Rue des Violettes
13–15,
3. Lomnes, Victor, geb. 28. 5. 51, P. A. 12 779, Rue des Violettes
13–15,
4. Synore, Lucien, geb. 27. 2. 04, P. A. 5043 b, Rue d'Isly 23,
5. Dupromment, Charles, geb. 25. 7. 03, P. A. 1775, Place Genevières 3,
6. Dubille, Pierre, geb. 24. 2. 52, P. A. 1161, Rue de Marché 108,
7. Dégorale, geb. 2. 8. 89, P. A. 2530, Place Philippe de Gérard 2,
8. Delamnoy, geb. 12. 2. 99, P. A. 1332.
Diese amtlichen Bekundungen lassen sich beliebig vermehren.
Während aber alle diese vorerwähnten Plünderungsfälle im Kampfgebiet oder während der Kampfhandlungen vorkamen, ist die fast planmäßig durchgeführte Ausplünderung des Eigentums der in Frankreich und Belgien ansässig gewesenen Deutschen bei Kriegsausbruch durch nichts entschuldbar und als ein roher, jeder Kultur barer Ausbruch niederster Volkinstinkte zu bezeichnen. Gegen diese Taten eines durch die Behörden absichtlich nicht gezügelten Plebs verblassen die hier und da vorkommenden Entgleisungen der deutschen und feindlichen, durch die ungeheure Schwere des Kampfes naturgemäß aus den Angeln straffster Moral gerissenen Truppen völlig.
Das mögen sich die Regierungen Frankreichs und Belgiens jetzt besonders vor Augen halten!
Nur einige Beispiele seien aus Frankreich angeführt.
[221-222] 1914 Lyon. Frankreich:
Frl. K. bekundet, daß in Lyon das Reisegepäck der Deutschen vom Pöbel mit Petroleum übergossen und angezündet wurde.
1914 Frankreich:
In Paris, Lyon, Marseille, Lille, Nancy, Trouville u. a. plünderte der Pöbel die Läden, Geschäftsräume, Fabrikgebäude und Wohnungen der Deutschen.
Insbesondere wurden große deutsche Gasthöfe, Restaurants und Cafés heimgesucht.
1914 Trouville. Frankreich:
In Trouville drang der Pöbel in das
Palast-Hotel und erzwang die Herausgabe sämtlicher Vorräte, Fleisch, Gemüse, Konserven, Fische usw. von erheblichem Wert.
1914 Paris. Frankreich:
Herr B. sah, wie in Paris das Stiefelgeschäft von "Salamander" vollständig ausgeraubt wurde.
1914 Paris. Frankreich:
Frau V. erlebte in Paris, wie in der Nähe des Ostbahnhofes Fenster und Türen eines deutschen Delikateßgeschäftes zertrümmert und Schinken, Würste usw. vom Pöbel geraubt wurden. Die Polizei sah diesem Treiben untätig zu.
Auch im Grubenrevier des Nordens wurden die Wohnungen der deutschen Bergleute vielfach geplündert.
1914 Nordfrankreich:
So bekundet Frau O., daß in Fourquières les Lenz, Pas de Calais, der Pöbel unter Anführung des Bürgermeisters durch den Ort zog, die Deutschen aus ihren Wohnungen riß, sie mißhandelte und die Wohnungen plünderte.
In der gleichen Weise fanden die wildesten Ausschreitungen auch in Belgien statt.
1914 Antwerpen. Belgien:
Frau M. berichtet aus Antwerpen:
Am Hafen am
van-Dyck-Kai sind alle deutschen Wirtschaften geplündert worden. Wo ich vorüberkam, sah ich überall die Menge Möbel aus den oberen Stockwerken auf die Straße werfen. Meistens drangen die Männer in die Häuser ein, warfen sämtliche Gegenstände auf die Straße, wo von den Frauen das Brauchbare fortgeschleppt wurde.
5. 8. 14 Antwerpen. Belgien:
Herr W. meldet aus Antwerpen:
Der Pöbel plünderte am 5. 8. 14 das in der Nähe des Hafens gelegene deutsche Seemannsheim. Da die in dem Erdgeschoß gelegenen Fenster vergittert waren, wurden Kinder durch die ziemlich breiten Zwischenräume der Gitterstangen hindurchgezwängt. Die Kinder holten dann aus dem Hause die Gegenstände und reichten sie den Außenstehenden zu. Bücher, Uhren, Gardinen, Teppiche wurden auf diesem Wege geraubt. Die Polizei ging vorüber, ohne sich um die Vorfälle zu kümmern.
Mit Fuhrwerken wurde häufig das geplünderte Gut abgefahren. Am 3. 8. 14 wurde die Gastwirtschaft der Frau Sch. geplündert. Ein besser gekleideter Mann fuhr wiederholt mit einer Droschke vor und schaffte die aus dem Hause getragenen Gegenstände fort.
1914 Antwerpen. Belgien:
Herr R. wurde in Antwerpen sogar mit Schrot angeschossen, um die Geldkassette, die er im Arm trug, zu erhalten. Die Vorräte seiner Wirtschaft wurden gestohlen, das Inventar zertrümmert.
Sehr häufig wurde den Flüchtenden das Gepäck entrissen, in dem sie ihre Wertsachen zu retten suchten.
1914 Zeebrügge. Belgische Bürgerwehr.
So wurde dem G. in Zeebrügge seine Handtasche von der garde civique gewaltsam fortgenommen. Er erhielt dabei einen Kolbenstoß vor den Magen, der ihn krank machte.
1914 Löwen. Belgische Polizei.
Der Monteur K. bekundet aus Löwen, daß bei der Untersuchung auf dem Bahnhof die Gendarmen den ankommenden Deutschen die Brieftaschen abnahmen. Auch Uhren und Ketten wurden ihnen abgeknöpft und behalten.
1914 Roseagallen. Belgische Soldaten.
Dem K. wurde auf der Reise nach Holland von belgischen Soldaten, die auf dem Bahnhof Roseagallen in den Zug kamen, seine Wertpapiere im Betrage von 2200 Frcs. abgenommen. Als er dagegen protestierte, wurde er mit dem Gewehrkolben bedroht.
Das alles sind nur einzelne aus Hunderten herausgerissene Beispiele.
Es muß noch besonders hervorgehoben werden, daß die französischen und [223-224] belgischen Behörden keinerlei Maßnahmen für den notwendigen Schutz der Person und des Eigentums der Deutschen trafen. Die Sicherheitsorgane verhielten sich mit der Begründung, keinen Befehl zu haben oder nichts tun zu dürfen, bei den Ausschreitungen untätig, sahen teilweise lachend zu, leisteten selbst bei Gewalttätigkeiten und bei ausdrücklichen Aufforderungen, Hilfe zu leisten, keinen Schutz oder beteiligten sich sogar an den Plünderungen.
Gerade dieses Verhalten des belgischen und französischen Volkes läßt den Widersinn der jetzt in dieser Uebersicht gegen Deutschland geschleuderten Anklagen klar in die Augen fallen. Möge sich dessen die Welt recht bewußt werden.
A 4.
Gleichgeartete von den Truppen der Entente begangene Vergehen.
Nach dem Waffenstillstand.
Plünderungen, Diebstähle, Erpressungen sind im besetzten deutschen Gebiet fast an der Tagesordnung. Man darf wohl sagen, daß eine solche Häufung derartiger Vergehen im besetzten Belgien und Nordfrankreich unter der deutschen Verwaltung niemals vorgekommen ist.
Privathäuser und Häuser, in denen die Besatzungstruppen einquartiert sind, werden rücksichtslos ausgeplündert.
1919 Holzheim. Belgische Truppen:
9./10. 5. 19 Appeldorn. Belg Truppen:
In Holzheim bei Neuß wurde das Haus Epinghoven von belgischen Soldaten geplündert. In der Nacht vom 9./10. 5.19 wurde Frau K. aus Appeldorn von belgischen Soldaten ermordet, der Ehemann und dessen Vater durch Schüsse schwer verwundet und hierauf das Haus ausgeplündert.
1919 Neuhofen. Franz. Soldaten:
6./7. 12. 18 Grethen. Franz Truppen:
In Neuhofen wurde die Villa Rehhütte der Herren K. und F. R. von französischen Soldaten demoliert und geplündert.
Die Villa des Hauptmanns d. R. B. in Grethen bei Bad Dürkheim wurde in der Nacht vom 6./7. 12. 18 von Angehörigen des französischen Feldartillerieregiments 25 geplündert.
1919 Speyer. Franz. Truppen:
Januar 1919 plünderten französische Soldaten das Bootshaus der Rudergesellschaft Speyer aus. Als der Klub dies merkte, erstattete er Anzeige. Daraufhin durfte kein Mitglied mehr das Gesellschaftshaus betreten. Erst nach 2 Monaten wurde dies auf dringende Vorstellungen hin gestattet. Der Vorstand fand: Die verschlossene Tür zur Bootshalle war erbrochen. Sämtliche Schränke, in denen die Ruderbekleidung aufbewahrt wurde, waren erbrochen und leer. Nur einige, unbrauchbar gemachte Kleidungsstücke lagen auf dem Boden. Alle verschlossenen Möbel (Büffet, Gläser,
Eis-, Bücher- und Materialschrank) waren aufgebrochen und beschädigt. Die größere Hälfte fehlte, der Rest war zerstört. Ein großer Teil des Mobiliars ist gestohlen oder zertrümmert.
Ebenso handeln auch die englischen Truppen.
1919 Elsenborn. Engl. Truppen:
Das Offizierskasino im Elsenborner Lager wurde von den einquartierten Truppen geplündert und die Einrichtung gewaltsam zerstört. Schaden etwa 30 000 Mk.
12. 12. 18 Euskirchen. Engl. Truppen:
Am 12. 12. 18 plünderten kanadische, in der Kaserne in Euskirchen untergebrachte Truppen den Keller, in dem Wäsche, Decken usw. gelagert waren. Die Waren waren von der Stadt Euskirchen von der Militärverwaltung übernommen worden.
Maschinen, Telephonapparate werden in räuberischer Absicht ausgebaut und fortgeschleppt.
1919 Ungarn. Rumänische Behörden:
So führten die in Ungarn und besonders in Budapest befindlichen rumänischen Besatzungstruppen die Requisitionen in einer Weise durch, die völlig einer Plünderung gleichkamen.
Die Maschinen wurden abmontiert und fortgeschafft. Werkzeugmaschinen, Spezialmaschinen, technische Artikel,
Telephon-Apparate wurden fortführt.
Trotz der Proteste der deutschen Stellen wurde auch deutsches Eigentum requiriert. So z. B. deutsche Eisenbahnwagen, deutsche, bei der ungarischen Staatsbahn lagernde Güter. Warenvorräte, Rohmaterialien, Werkzeugmaschinen deutscher in Budapest
an- [225-226] sässiger Firmen wurden weggenommen, so z. B. von der Firma Orenstein & Koppel in Pestszentlörinez. Bei der deutschen Firma Rösseman & Kühnemann wurden die Maschinen abmontiert und fortgeschafft.
Die ungarischen Behörden waren diesem Vorgehen gegenüber völlig machtlos, die deutschen Proteste blieben wirkungslos.
Die Ausplünderung von Läden geschieht fast planmäßig.
1919 Aachen. Belgische Truppen:
In Aachen wurden durch belgische Truppen die wüstesten Ausschreitungen begangen. Gegen 60 Läden wurden in einem kurzen Zeitraum geplündert, ein Juwelier wurde in seinem Laden während der Ausplünderung erstochen.
Die belgische Besatzung mußte durch französische Truppen abgelöst werden, da sie nicht mehr zu bändigen war.
Ebenso handeln englische Besatzungstruppen.
1919 Elsenborn. Engl. Truppen:
Im Lager Elsenborn wurde das Friseurgeschäft P. ausgeplündert. Auch Hausgerät und Haushaltungsgegenstände wurden entwendet. Ebenso wurde im Lager das Kinematographentheater des Photographen H., das mit dem Verkauf von Reiseandenken und photographischen Erzeugnissen verbunden war, erbrochen, und der Inhalt des Verkaufsraumes in Gegenwart des Eigentümers entwendet.
1919 Düren. Engl. Truppen:
In Düren sind bis Anfang Mai 1919 allein gegen 60 Fälle von Plünderungen durch englische Truppen gemeldet worden, meist Ladendiebstähle.
Auch die französischen Soldaten plünderten rücksichtslos Läden.
16./17. 2. 19 Wenstadt. Franz. Truppen:
In der Nacht vom 16./17. 2. 19 wurde in Wenstadt
1. in einem Zigarrengeschäft,
2. in einem Pfeifen- und Tabakgeschäft,
3. in einem Kaffeegeschäft eingebrochen.
Die Täter, 4 französische Soldaten, fuhren mit einem Kraftwagen bei den einzelnen Geschäften vor, zerschlugen die Fensterscheiben und entwendeten die Auslagen.
Diese Beispiele sind herausgerissen aus Hunderten von Fällen.
Rücksichtslos werden die Fensterscheiben eingeschlagen, um sich die Waren anzueignen.
1. 1. 19 Solingen. Engl. Truppen:
In Solingen wurden in der Nacht zum 1. 1. 19 dem Kaufmann St. die Schaufensterscheiben eingeschlagen und die Auslagen, Stahlwaren, geraubt.
1919 Elsenborn. Englische Truppen:
In Elsenborn brachen englische Soldaten nach Zertrümmerung von Spiegelscheiben in die Bäckerei von C. ein und plünderten den Laden aus.
Außer den vorerwähnten Lädendiebstählen sind Einbrüche in Privatwohnungen und Diebstähle an der Tagesordnung.
6. 12. 18 Orteroth. Belgische Truppen:
Am 6. 12. 1918 drangen zwei belgische Soldaten in die Wohnung des Landwirts B. ein, bedrohten und fesselten B. und plünderten die Wohnungseinrichtung und den Geldschrank.
26. 12. 18 Obergrützenbach. Englische Truppen:
Am 26. 12. 18, nachts, drangen fünf britische Soldaten gewaltsam in das Haus der Frau W. in Obergrützenbach und bedrohten diese mit dem Revolver, so daß sie flüchten mußte. Dann erbrachen sie alle Türen und Schubläden und plünderten das Haus aus.
4./5. und 7./8. 12. 18 Wildenburg. Englische Truppen:
Beim Einbruch englischer Soldaten in das Pfarrhaus und in die Kirche zu Wildenburg wurden die verschiedensten Gegenstände geraubt, persönliches Eigentum des Pfarrers, seiner Haushälterin und Kircheneigentum.
Dezember 1918 Mainz. Französische Truppen:
Die in Gossenheim gelegene Villa eines Mainzer Bürgers wurde Mitte Dezember 1918 von französischen Offizieren bezogen. Dabei wurde vereinbart, daß der Eigentümer Gegenstände persönlichen Gebrauches in einem Zimmer unterbringen und dieses Zimmer abschließen dürfe. Nach einigen Wochen wollte sich der Eigentümer etwas aus der Villa holen. Dies wurde zunächst verweigert. Als er später die Erlaubnis erhielt, fand er, daß der
ver- [227-228] schlossene Raum sowie alle verschlossenen Behältnisse des Hauses geöffnet und sehr viele Gegenstände gestohlen waren.
22. 3. 19 Epstein, Französische Truppen:
Aus dem Landsitz des Herrn B. C. zu Epstein im Taunus wurden viele Gegenstände von der französischen Einquartierung gestohlen, u. a. seidene Decken, Zinngegenstände, wertvolle Stiche.
Ebenso sind Lebensmitteldiebstähle an der Tagesordnung.
24. 3. 19 Oberkassel. Belgische Truppen:
Der Witwe P. St. aus Oberkassel wurden am 24. 3. 19 von belgischen Soldaten Konditorwaren aus dem Laden geraubt.
Ebenso wurden dem Konditor J. in der gleichen Stadt Waren aus dem Laden gestohlen.
10. 12. 18 Darkum. Engl. Truppen:
Am 10. 12. 18 kamen 2 Offiziere von den kanadischen Truppen in die Bahnhofswirtschaft Darkum und forderten von dem Wirt Wein. Als der Wirt erwiderte, er habe nur 1 Flasche am Lager, zwangen sie ihn, sie in den Keller zu führen. Dabei setzte einer der Offiziere dem Wirt den Revolver auf die Brust mit der Bemerkung, wenn Wein gefunden würde, so würde er ihn kaputt schießen. Wein wurde nicht gefunden, wohl aber ein größeres Quantum Tabak und Zigarren. Nachdem die beiden Offiziere zuerst 100 Zigarren und 1 Flasche Wein mitgenommen hatten, kamen sie später mit 4 Soldaten wieder und ließen sich nochmals in den Keller führen. Der Wirt wurde mit vorgehaltenem Revolver gezwungen, sämtliche Zigarren herauszugeben. Es waren 10 Mille Zigarren!
10. 12. 18 Neuheim. Engl. Truppen:
Bei K. zu Haus Neuheim wurde am 10. 12. 18 der Brigadestab der 2. Kanad.
Artillerie-Brigade einquartiert. Am Abend dieses Tages sowie in der darauffolgenden Nacht wurden die
Hühner- und Gänseställe des Gehöftes erbrochen und die Tiere gestohlen. Aus der Räucherkammer, die gewaltsam erbrochen wurde, wurden Rauchfleisch, Schinken, Speck und Wurst gestohlen.
Nicht anders handeln die Franzosen.
Dez. 1918, Jan. 19 Trier und Land. Französische Truppen:
Aus der Gegend von Trier raubten die französischen Besatzungstruppen Hühner, Kaninchen, Wein, Bier, Fleisch, Zigarren, Zucker, Futtermittel, teilweise unter Bedrohungen und Demolierungen.
28. 12. 18 bes. Gebiet. Franz. Truppen:
Am 28. 12. 18 raubten 3 französische Soldaten in der Wirtschaft in B. 500 Zigarren und eine große Zahl Zigaretten. Kurze Zeit darauf erzwangen andere
10–15 Mann gewaltsam den Eingang in den Laden und stahlen etwa 30 Pfund Zucker und 100 Pakete Streichhölzer. Während die Inhaberin und ihre Angehörigen in der dem Laden gegenüber befindlichen Wirtsstube durch einen Posten festgehalten wurden, plünderten 3 Franzosen noch obendrein die Kasse aus.
Auf der Straße sind die Einwohner ihres Lebens nicht mehr sicher. Raubanfälle häßlichster Art finden täglich statt. Bedrohungen mit der Waffe sind dabei nichts Außergewöhnliches.
17. 2. 19 Oberkassel. Belg. Truppen:
Am 17. 2. 19 überfielen 2 belgische Soldaten den Kaufmann B. in Oberkassel und entrissen ihm die Brieftasche unter Bedrohungen mit Revolver und Dolch.
20. 3. 19 Oberkassel. Belg. Truppen:
Der in Oberkassel wohnende Arbeiter H. wurde am 20. 3. 19 auf der Löricker Str. in der Nähe der Hansaallee von 10 belgischen Soldaten umringt, vom Fahrrad gestoßen und mißhandelt, wobei er die Besinnung verlor. Als H. wieder zu sich kam, waren die Leute verschwunden und mit ihnen das Fahrrad.
17. 3. 19 Oberkassel. Belg. Soldaten:
Die gewerbslose K. aus Oberkassel wurde am 17. 3. 19 vor ihrer Haustür von einem belgischen Soldaten angefallen, der ihr ein Paket mit Damenhemden entriß. Er lief damit den Vorgarten eines Nachbarhauses. Die K. eilte mit einem inzwischen hinzugekommenen Gerichtssekretär dem Soldaten nach. Dieser griff zum Messer und brachte der K. 4 Stiche in den Kopf und 1 Stich in den rechten Unterarm bei. Der Gerichtssekretär erhielt einen Schlag mit [229-230] einem stumpfen Gegenstand gegen die Stirn. Die Verletzungen der K. waren so schwer, daß sie lange Zeit im Krankenhause weilen mußte.
Auch hier wieder handeln englische Truppen in gleicher Weise.
23. 12. 18 Wahn. Engl. Truppen:
Am 23. 12. 18 nachts wurde der Maschinist K. aus
Köln-Kalk in der Nähe von Wahn von 3 englischen Soldaten angefallen und unter Drohung mit dem Revolver beraubt. Es wurden ihm Uhr und Portemonnaie gestohlen.
23. 12. 18 Wahner Heide. Englische Truppen:
Am 23. 12. 18 wurden die Arbeiter H. und P. aus Lind, die mit einem leeren Fuhrwerk nachts an dem Lazarett an der Wahner Heide vorbeifuhren, von 2 englischen Soldaten, die auf sie schossen, angehalten. Die Soldaten nahmen ihnen ihr Geld ab.
25.1.19 Ohligs. Englische Truppen:
Am 25. 1. 19 abends trat auf der Straße in Ohligs ein schottischer Soldat in drohender Haltung mit den Worten "Money" auf die Frau Sch. zu und entriß ihr die Handtasche. Als Frau Sch. rief "Meine Sachen", zog der Soldat das Seitengewehr.
Französische Soldaten stehen in diesem verbrecherischen Tun hinter ihren belgischen und englischen Bundesgenossen nicht zurück.
20. 3. 19. Speyer. Französischer Soldat:
Am 20. 3. 19, gegen 9 Uhr abends, entriß ein französischer Soldat der Frau M. in Speyer die Handtasche und sprang davon.
Februar [1919] Ludwigshafen. Französische Soldaten:
Im Februar 1919 wurde dem F. aus Ludwigshafen von zwei französischen Soldaten die Uhr geraubt, nachdem sie ihn zu Boden geworfen hatten.
Juni 1919 Griesheim. Französische Soldaten:
Juni 1919 entrissen einige Soldaten des
Kolonial-Infant.-Regts. 5 der Frau F. in Griesheim am Abend auf der Straße ihren Korb mit Waren und ihre Handtasche unter Bedrohung.
Es ist besonders bemerkenswert, daß diese uniformierten Räuber in ihrem schändlichen Gewerbe nicht einmal vor armen Leuten haltmachen.
Rücksichtslos wird auch diesen das sauer Ersparte fortgenommen.
Ebenso muß noch besonders erwähnt werden, daß beispielsweise von Mitte Dezember 1918 bis Anfang Februar 1919 den deutschen Behörden des Brückenkopfes Köln allein 600 grobe Ausschreitungen englischer Soldaten gemeldet sind; in Bonn bis zum 31. 12. 18., also einem sehr kurzen Zeitraum, allein 17 Fälle (Raubüberfälle, Erpressungen und Diebstähle).
Vielfach dringen die Soldaten in die Läden und Wirtschaften ein und nehmen sich gewaltsam Speisen, Getränke und Waren, ohne zu bezahlen oder Requisitionsscheine auszustellen.
25. 12. 18 W. Englische Truppen:
Am 25. 12. 18 kam ein Korporal in die Bahnhofswirtschaft in W. und verlangte unter heftigen Drohungen geistige Getränke. Als er schließlich fortging, nahm er noch aus der Kasse eine Handvolk Banknoten.
25. 12. 18 W. Englische Soldaten:
Am 25. 12. 18 kamen fünf kanadische Soldaten in das Gasthaus Z. D. in W. Auf die Weigerung des Wirtes, ihnen etwas zu verabfolgen, öffneten sie selbst den Bierhahn, schenkten selbst aus, raubten das Geld aus der Kasse, warfen mit Gläsern und drohten zu schießen, falls der Wirt sich zur Wehr setzte.
12. 7. 19 Zweibrücken. Französische Truppen:
Am 12. 7. 19 wurde von französischen Soldaten bei dem Wirt B. in Zweibrücken eine große Zeche gemacht, die nicht bezahlt wurde. Die betreffenden Soldaten feuerten sodann in einen Saal, in dem ein Tanzkränzchen abgehalten wurde, mit Revolvern.
Auch in Rumänien sind ähnliche Plünderungen vorgekommen.
9. 12. 18 Kronstadt. Rumänische Truppen:
So wurde das Landsturmbataillon Posen, das widerrechtlich interniert wurde, von rumänischen Soldaten ausgeplündert.
Schließlich sei noch erwähnt, daß die Besatzungstruppen auch vor dem Kunstraub nicht zurückschreckten.
[231-232] Saarlouis. Französische Behörden:
Der Bürgermeister von Saarlouis wurde gezwungen, die Archive und Kirchenbücher aus der Franzosenzeit, sowie 18 goldene, mit Gobelins bespannte Stühle, die Ludwig XIV. der der Stadt geschenkt hatte, herauszugeben.
Diese wenigen Beispiele charakterisieren Wesen und Haltung der Besatzungstruppen schon zur Genüge. Ein ungeheurer Druck lastet in dieser Beziehung auf den besetzten Gebieten.
Man kann mit Recht die Frage stellen, wo haben sich jemals im besetzten Belgien und Nordfrankreich deutsche Truppen so maßlos zuchtlos benommen, wo zeigen sich bei ihnen in so allgemeiner Form Eigenschaften allerniedrigster Instinkte, wo haben schließlich deutsche Behörden es so wenig verstanden ihre Truppen im Zaum zu halten?