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Süddeutschland - Eberhard Lutze
Oberrheinebene und
Schwarzwald
An keiner Stelle seines Laufes wird der Rhein so von gleichartig geformten Ufern
begleitet wie dort, wo der "Hochrhein" das schweizerische Gebiet
durchstoßen hat, bei Basel nach Norden umwendet und das Gepräge
des "oberrheinischen Grabens" annimmt. Rechts stößt der
südliche Schwarzwald gegen das Tal vor, grenzt der Breisgau an den
Strom; links, auf elsässischem Boden, weitet sich der Blick über die
Ebene des Sundgaues, über den vorgelagerten Hardwald bis zu den sanft
verlaufenden Höhen des Wasgenwaldes, deren Profil auf deutscher Seite
von den dunkelfarbenen Zügen des Schwarzwaldes beantwortet wird.
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Der Rhein in der oberrheinischen Tiefebene.
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Während sich die elsässische Ebene in ziemlich gleichbleibender
Breite zwischen Strom und Wasgenwald schiebt, von fruchtbarem
Löß bedeckt, der Wein und Weizen, Obst und Gemüse und
Tabak herrlich gedeihen läßt, tritt auf deutscher Seite das Gebirge erst
bei der Freiburger Senke weiter zurück. Die weinfrohe fruchtbare Ortenau
schließt sich nach Norden an. Trutzig erhebt sich der vulkanische
Kaiserstuhl über den Rhein, zu seinen Füßen das
ehrwürdige Breisach, gegenüber Kolmar, wo in entrissenem Lande
eine der größten Offenbarungen deutscher Kunst: Matthias
Grünewalds Isenheimer Altar im Unterlindenmuseum steht. Einst ging
geistiger Austausch, Handel und Verkehr, durch Grenzpfosten ungehindert, von
West nach Ost und umgekehrt. Damals war die Rheinebene eine Einheit, heute
zieht der Rhein eine Grenze, richtet sich alles Leben nach seiner Achse aus. Und
doch: was der Elsässer René Schickele einst schrieb, gilt noch
heute, da zwei Fahnen über dem Rhein wehen: "Das Land links des Rheins,
das Land rechts des Rheins atmet ein einziges Lächeln"! Freilich, die alte
deutsche Kultur dieses sonnigsten Landstriches unserer deutschen Heimat, um den
Deutschland und Frankreich jahrhundertelang gerungen haben, ist zerrissen. Das Münster von
Straßburg legt am gewaltigsten Zeugnis ab von der
Größe deutscher mittelalterlicher Kunst am Rhein. So fällt ein
dunkler Schatten aus dem Westen über das sonnige Tal. Dort blickt von der
Vogesenhöhe der drei Ähren eine steinerne Christusgestalt segnend
über die Straßburger Ebene. Unweit von Neuenburg, einem
stillgewordenen deutschen Rheinstädtchen mit großer
Vergangenheit - der große Feldherr des 30jährigen Krieges
Bernhard von Weimar starb
hier -, erhebt sich, mit dem Blick auf die Vogesen, ein Kreuz. Dieser
Spruch steht darauf: "Wanderer, blicke gen Westen hinauf zu den Bergen in
Ehrfurcht, Helden fielen für dich, Wanderer bete für sie."
Die deutsche Geschichte hat diesem Lande sichtbare Züge
aufgeprägt, die Sage ihre Größe verherrlicht. Eine der
ältesten deutschen Sagen überhaupt, von Goethe besungen, spinnt
sich um den "Eckartsberg" bei Breisach, wie der "Getreue Eckart" seinen
königlichen Herrn Harlung und seine beiden Söhne gegen den
falschen Sibich, der im Bunde mit Kaiser Ermenrich von Rom ist, durch Wunder
der Tapferkeit bis zum letzten Atemzug schützt. Der tapfere treue Geist
dieser Sage lebt noch heute in dem Alemannentum an der deutschen
Westgrenze.
[788] Wiesen und sumpfige
Gründe in 3 bis 4 Kilometer Breite begleiten den Lauf des
pappelumsäumten Stromes, der wegen seines Wildwassers (von etwa
2 Meter Mitteltiefe) in seinem Oberlauf für die Schiffahrt ziemlich
unbedeutend bleibt. Dörfer und Felder breiten sich aus und geben dem Tal
ein Bild stillen Friedens. Im allmählichen Aufstieg zu den Vorbergen
bessert sich der Boden, trägt er Wein, nimmt die Besiedlungsdichte zu. Die
breiten Rücken der dichtbewaldeten Schwarzwaldberge
überwölben die reiche, fruchtbare Vorbergelandschaft, durch die der
Verkehr von Frankfurt nach Basel zieht, die Höhen des Schwarzwaldes
meidend. Die Rheinebene ist Bauernland, von locker gestreuten Siedlungen
durchsetzt. Nur wo Holzvertrieb und die Ausnützung der
Wasserkräfte lohnen, gibt es städtische Siedlungen.
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Weinberge am Kaiserstuhl (Oberrhein).
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Die Randgebirge überragen den "Graben" des Strombettes um etwa 1300
Meter. Für die Urzeit ist die Sprunghöhe der Verwerfung noch
bedeutender anzunehmen, mit über 3000 Metern. Man rechnet damit,
daß die niedergebrochenen Schichten alten Gesteines in gewaltige Tiefen
versunken sind, daß
Meeres- und Flußablagerungen die Senke aufgeschüttet, daß
Abtragungen die Höhe der Randgebirge herabgemindert haben.
Entscheidend für die Entstehung der oberrheinischen Landschaftsform
zwischen Mainz und Basel ist, daß das Tal keine Auswaschung des
Gesteines durch die Wassermassen des Stromes, sondern ein Einbruch der
Erdrinde ist. Die Niederterrasse des Stromes aus Kiesaufschüttungen setzt
sich klar gegen das Hügelland ab. Die Erdgeschichte dieses bunt
zusammengesetzten Gebietes ist verschiedenartig. Aufschüttungen stehen
neben vulkanischen Gebilden. Allen gemeinsam ist der sie bedeckende
Löß, der den Hügeln den weichen Zug der
Linienführung und ihre Fruchtbarkeit gibt. Das Markgräflerland
gehört dem Hügelabschnitt an. Mit dem Isteiner Klotz treten
zerfressene Jurakalkfelsen unmittelbar an den Strom. Im Breisgau dehnt sich die
Niederterrasse wieder aus. Die Schwarzwaldflüsse tragen dem Rhein klares
Wasser zu. Kräftig profilierte Schollen tauchen aus der Rheinfläche
auf: Schönberg und Thuniberg, der Kaiserstuhl; letzterer aus vulkanischen
Ausbrüchen und späteren Hebungen entstanden.
Man erlebt eine wundersam milde, von zahllosen Nah- und Fernblicken
durchseelte Landschaft, wenn man sich, Breisach hinter sich lassend, am
weingesegneten Ihringen vorüber, nach Freiburg auf den Weg macht. Wer
einen der gewaltigsten Eindrücke spätmittelalterlicher deutscher
Formphantasie haben will, der vergesse aber vor dem Antritt der Fahrt nicht, den
Hochaltar im Breisacher Münster (1526) zu sehen und vor den
Altar im nahen Niederrottweil zu treten. In diesen Werken des Meisters
H. L. (Hans Loy) sind die holzgeschnitzten Gestalten eingebunden in einen
Strudel aufgeregter Gewandzerschlitzungen und wild verschlungener
Ornament- und Wolkengebilde: Barockahnungen zur Reformationszeit. Im
Breisacher Münster wurden Fresken freigelegt, die dem Umkreis Martin
Schongauers angehören, des Kolmarer Meisters, zu dem der junge Dürer zog,
ihn aber nicht mehr am Leben traf. Alemannische Kunst
begegnet uns: ihre Stammesart ist unterschiedslos auf beiden Ufern des Rheines
lebendig.
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Freiburg (Breisgau).
Das Münster (13. und 14. Jahrhundert).
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Freiburg (Breisgau). Ein Stadttor.
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[789] Die Hauptstadt des
Breisgaues liegt reizvoll inmitten der Freiburger Bucht.
Fächerförmig dehnt sich die Altstadt auf einem Schuttkegel der
Dreisam aus, deren quellklares Wasser in zahllosen Nebenläufen die
Straßenzüge der Stadt begleitet. In die Ebene hinausgeschoben und
angelehnt an die Vorberge des Schwarzwaldes legt sich die Neustadt um den
mittelalterlichen Kern, dessen beherrschender Mittelpunkt das herrliche
Münster ist. Nicht viele deutsche Städte können an heiterer
Schönheit wetteifern mit Freiburgs Lage; unvergleichlich die
Lichtstimmung über der Rheinebene, mit den fernen
Wasgenwaldhöhen als Abschluß. Die ausgreifende Lockerheit der
neuzeitlichen Stadtanlage macht Freiburg so angenehm, so daß die Industrie
in der fast zur 100 000 Einwohnerzahl emporgeblühten, beliebten
Universitätsstadt untergeht in dem Zauber der Lage. Ihre Gründung
freilich ist nicht um dieser äußeren Reize willen geschehen. Herzog
Konrad von Zähringen errichtete im Schutze des Schloßberges 1120
einen Markt, der wegen der günstigen Lage an der Bergstraße von
Basel nach Frankfurt und von Breisach nach Konstanz rasch zur Blüte
gelangte. Die Universität (seit 1457) und der Sitz des Erzbischofs (seit
1827) haben die Bedeutung der Stadt steigern helfen. Der fürstliche
Gründer der Alberto-Ludoviciana war ein Österreicher, wie
überhaupt der Unterschied zwischen dem österreichischen
Breisgau - seit 1809 badisch - und "Markgräfischen" in dem
konfessionellen Gegensatz bis heute
fortlebt. - Freiburgs Stadtbild richtet sich nach dem Münster aus,
insbesondere dem 116 Meter hohen Turm, dessen luftig durchbrochener
Helm der kunstvollste dieser Art in Deutschland ist. Wundervoll, wenn die Sonne
über den - ähnlich wie in
Straßburg - warm leuchtenden Buntsandstein spielt. Auch sonst gibt
es Zusammenhänge mit der staufischen Plastik am Straßburger
Münster. So ist der um 1300 entstandene Skulpturenschmuck der Vorhalle
ohne den Vorgang im Elsaß undenkbar. Im Inneren überwältigt
zunächst der dämmerig geheimnisvolle Eindruck, der durch das
farbig gebrochene Licht der glühenden alten Glasfenster bewirkt ist. Das
mit dem Langhause gleich breite Querschiff ist der älteste Teil des
Münsters (Anfang 13. Jahrhundert). Im Langhaus nimmt die
Zierlichkeit der Bauglieder von West nach Ost zu, um in dem
überhöhten, seit 1354 von Johannes von Gmünd begonnenen
Chor, der von einem Kapellenkranz umlegt ist, glanzvoll abzuschließen.
Kernige Kunstwerke oberrheinischer Meister stehen in den Kapellen; allen voran
der Schnewlin- und der Hochaltar (1512/16) von Hans Baldung Grien,
mittelalterlich noch in der großartigen kultischen Lösung der
Altaraufgabe, zwischen den Zeiten stehend in der künstlerischen
Formen- und Farbensprache, neuzeitlich fast in der Art der Selbstdarstellung, die
uns, überlegen und kühl, in einem Ritter der Kreuzigung
entgegenblickt. Breisacher und Freiburger Hochaltar: zwei sehr verschiedenartige,
von gleichzeitigen Meistern in gleicher Landschaft geschaffene Werke! Wer das
"Hochgefühl der Gotik" erleben will, besteige den Münsterturm. Im
Aufblick zu der unerhört kühn konstruierten Turmpyramide, deren
durchbrochene Wände kein stützendes Gestänge verbindet,
angesichts der flammenden Fialen, schwellenden Kreuzblumen und sammelnden
Wimperge hat man die Vision schwerefreien [790] Schwebens. Der Blick
von oben ist an klaren Tagen unvergleichlich. Man trinkt den Wechsel der
Landschaft, folgt aus der Ebene mit den vorgelagerten Bergen dem Laufe der
Dreisam und bleibt hängen an den
dunkel-ernsten Höhen, in deren Talzugänge die Stadt bereits
vorgedrungen ist: dem Schwarzwald.
Freiburg bietet bequemen Zugang zum südlichen Schwarzwald, dem
höchsten und vielleicht auch dem reizvollsten Teil des sich in einer
Länge von 160 Kilometer erstreckenden, im Süden 60, im
Norden 22 Kilometer breiten Gebirges. Die höchste Erhebung, der
Feldberg (1493 Meter) beherrscht den Breisgau. Der mehrere Kilometer
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Das Höllental (Schwarzwald).
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lange Gneiskegel ragt mit dem Gipfel über die 1200 bis 1300 Meter
hoch liegende Waldgrenze hinaus und ist über die Hälfte des Jahres
schneebedeckt. Der sanfte Umriß des wintersportbeliebten Berges steht in
wirkungsvollem Gegensatz zu dem Belchen, dessen schöner Kamm in
jähem Felsabsturz nach Nordosten zum Kaltwassertal abfällt,
ähnlich dem Blauen, der hart an der Grenze des Grabenbruchs liegt und
reine Pyramidenform zeigt. Allen diesen Erhebungen, denen noch der Kandel und
der Schauinsland zuzufügen sind, eignen weite Aussichten; die Alpenkette
breitet sich aus, die Höhen des Schwarzwaldes wogen vor Jura und
Wasgenwald. Ehe man die baumlose Kuppe gewinnt, durchwandert man weite
schweigende Buchen-, Weiß- und Rottannenwälder. Tief
zerschnittene Täler ziehen zu Füßen der Berge dahin, am
malerischsten das rasch steigende Höllental. Zeugen alter Vergletscherung
sind der Titisee und in tannenumstandenem Felskessel der Feldsee, der die
Wutach speist. Überhaupt sendet das Massiv des Feldberges nach allen
Richtungen Gewässer, auch hierin seine Bedeutung erweisend.
Obwohl auch der mittlere Schwarzwald von Tälern zerschnitten ist - ihn
durchbricht in Querrichtung das tief eingesenkte Talnetz der
Kinzig -, so erreichen seine Berge infolge von Einmuldungen nicht mehr
die Höhen des südlichen Gebirges. Es ist Firstlandschaft mit
abgerundeten Höhen. Am schönsten sind das
Kinzig- und Glottertal.
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Freudenstadt (Schwarzwald).
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Nördlich der Kinzig steht über dem Grundstock von Gneis und
Granit häufig Buntsandstein an, dessen breite, flache
Höhenrücken in
Nord-Südrichtung zertalt sind, oder der durchgedrungene Granitporphyr
bildet kühn zerzackte Felsbildungen, wie in der prächtigen
Talstrecke der Murg zwischen Schönmünzach und Forbach. Das
Hauptmassiv verläuft in der Richtung von Baden bis Freudenstadt mit der
moorigen Einöde der Hornisgrinde (1164 Meter) und dem
sagenumträumten Mummelsee über Seekopf, Vogelskopf,
Schliffkopf und Roßbühl zum Kniebis. Dieser lange
Höhenzug, ehemals befestigt, ist ein wichtiger
Schwarzwaldübergang vom Neckargebiet nach Straßburg. Zu dessen
Schutz sollte einst Freudenstadt Bundesfestung werden. Nach Westen
enteilt das schöne Renchtal, malerisch besetzt mit mineralhaltigen
Bädern, Schneidemühlen und wohlhabenden Höfen; nach
Norden die Murg, an der in hübscher Lage Gernsbach Hauptsitz
des Holzhandels der "Murgschifferschaft" ist.
Baden-Badens heilkräftige Thermalquellen waren schon den
Römern bekannt, die auf dem aussichtsreichen Merkur einen Votivstein
errichteten. Die zauberhafte Berg- und Tallage hat es zu dem [791] glänzendsten der
Bäder gemacht, an denen die Nebentäler und die
Nachbarlandschaften des Rheines so reich sind.
Ganz anders in tiefer Tallage
Wildbad, von dem Ludwig Uhland in seiner Ballade über
Eberhard den Greiner singt:
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Im Schwarzwald. Hammeltanz in Siensbach.
[724]
Im Schwarzwald. Brautjungfern in Tracht.
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"Ins Wildbad will er reiten,
Wo heiß ein Quell entspringt,
Der Sieche heilt und kräftigt,
Der Greise wieder jüngt –"
Im allgemeinen ist der Schwarzwald dünnbesiedelt. Er ist Grenzgebiet von
Franken, Alemannen und Schwaben. Ostisches Blut hat sich erhalten.
Köhlerei und Holzfällerei sind Hauptberufe in dem Gebirge, dessen
düstere Schwarzwaldtannen sprichwörtlich sind. Das Mittelalter hat
fleißig gerodet. Wir begegnen den typischen Siedlungsformen
hierfür: Weileranlagen und Waldhufendörfern,
Einödhöfen
und ‑dörfern. Die Klöster haben wesentlichen Anteil an der
Besiedlung. In Ruinen oder barocken Neubauten begegnet der Wanderer den
geschichtlich und künstlerisch bedeutsamen Stätten, wie
St. Blasien, Hirsau, Alpirsbach, Allerheiligen. Einzelne
Grafengeschlechter, wie die Zähringer, haben an dem Rodungswerk
mitgeholfen.
Der Landschaftscharakter hat dazu beigetragen, daß sich eine Reihe
charaktervoller Trachten im Schwarzwald und in der Ebene lebendig erhalten hat.
Mit den schwäbischen Trachten haben sie hohes Alter gemeinsam, das sich
in strengen klaren Farben ausdrückt. Bei sonstiger Verschiedenheit sind alle
Frauentrachten überaus anmutig. Ein besonders reizvolles
Trachtenstück der Frauen im
Gutach-, Elz- und Glottertal sind die
Bollen- und Schnapphüte, während sonst in katholischen Gegenden
hohe, schön bestickte Hauben, in protestantischen flache "Kappen",
Flügelhauben im Breisgau und Markgräflerland verbreitet sind.
Geschlossene, zum Teil bestickte Mieder, Brusttücher und weite
Faltenröcke in dunklen Farben sind charakteristisch: "freundlich im Ernst
und zurückhaltend in der Heiterkeit".
Ein reizendes Schauspiel bieten die ländlichen Feste, zu denen die
Trachten, die Berge und das Schwarzwaldhaus gehören. Sein Haus ist ein
rechtes Abbild dieses gesunden, kernhaften Stammes, der zäh am Ererbten
festhält. Das Haus des hohen Schwarzwaldes ist an den Berghang gelehnt:
Wetterschutz zugleich und Anfahrt für die Erntewagen, deren Lasten in
dem mächtigen Vorratsraum abgestellt werden, der mit
Wohn- und Gesindestuben, dazu den Viehställen von einem
mächtigen Strohdach überdeckt ist. Galerien laufen um den Holzbau.
Der Grundriß ist ebenso sachlich wie der Aufriß ideal der Landschaft
eingefügt ist. Mit aller Behaglichkeit ist das Innere ausgestattet: ein
vollendetes Bild jahrhundertealter bäuerlicher Erfahrung und Liebe zu dem
Land, dessen Schönheit der Pinsel Hans Thomas, des Bauernsohnes aus
Bernau, herb und klar gepriesen hat.
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