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Bd. 8: Die Organisationen der Kriegführung, Dritter Teil:
Die Organisationen für das geistige Leben im Heere

  Kapitel 10: Das deutsche Volksheer   (Forts.)
Generalleutnant Constantin v. Altrock

2. Das Heer im Weltkriege.

An seiner Ausbildung hat das preußisch-deutsche Heer immer mit stärkster Hingabe und größtem Eifer gearbeitet. Daß dabei Fehler und Übertreibungen nicht ausblieben, ist das Schicksal menschlicher Unvollkommenheit. Gewiß ist zeitweise dem Drill für Friedenszwecke ein übertriebener Wert beigelegt worden. Sehr lange dauerte es auch, bis die im Kriege 1870/71 gemachten Erfahrungen reglementarisch ausgewertet worden sind. Erst 1889 kam ein auf der Höhe der zeitgemäßen Gefechtsausbildung stehendes Reglement heraus. Als Ziel aller Ausbildung forderte es, Frische und Entschlußfähigkeit der Führer aller Grade auf der Höhe zu halten. Das geschah durch die sich alljährlich erneuernden Ausbildungsperioden, durch Felddienstübungen und Manöver, bei welchen von allen Offizieren Urteil, selbständige Entschlüsse und selbsttätiges Handeln verlangt wurden. Das belohnte sich tausendfältig im Kriege durch frisches, erfolgreiches Zugreifen bei allen Gelegenheiten. Die außerordentliche Kräfteanspannung im Frieden war außerdem eine vortreffliche Vorbereitung für alle Kriegsanforderungen, wie die anstandslose Bewältigung der ungeheueren [520] deutschen Marschleistungen im Jahre 1914 bewies. Marschall Foch und viele unverdächtige Zeugen haben dieser deutschen Armee von 1914 glänzende Zeugnisse ausgestellt. Bei richtigem Aufmarsch und Einsatz hätte sie gegen die feindliche Überlegenheit 1914 die siegreiche Entscheidung bringen können, besonders dann, wenn das deutsche Volk sich dauernd zu den gleichen Opfern wie die Franzosen (französischer General Buat) hätte entschließen können.

Für die Richtigkeit der deutschen Ausbildung spricht es, daß auch die Reserve- und Landwehrtruppen an Leistungen kaum hinter den aktiven zurückgeblieben sind.

Bewundernswert sind die vielen während des Krieges aufgestellten Neuorganisationen, die im wahrsten Sinne des Wortes ein deutsches Volksheer schufen. Nach den Erfahrungen mit den im Herbst 1914 neu aufgestellten Flandernkorps vermied man die dabei gemachten Fehler und gab den künftigen Neuformationen einen Stamm im Frieden geschulter, kriegserfahrener Führer, Unterführer und Mannschaften. Durch diese bewährten Stämme getragen, entwickelten diese Neuformationen von Anfang an eine hervorragende Kriegstüchtigkeit und vielseitige Verwendbarkeit. Der staunenswerte Umfang dieser deutschen Neuformationen ist an anderer Stelle gekennzeichnet.2 Auch den dauernd steigenden und dabei ständig wechselnden Anforderungen des Krieges paßte sich das Heer bewundernswert an. Als aus dem opfervollen, aber frischen Bewegungskrieg der mühselige, arbeitsreiche, abstumpfende Stellungskrieg wurde, führte es ihn mit der gleichen Hingabe. Das Aushalten in der Hölle von Verdun und der Sommeschlacht sind Beispiele unübertroffenen Heldentums.

Im Stellungskampfe hatten sich die bisherigen deutschen Auffassungen über die Führung der Verteidigung in nur einer Stellung als irrig erwiesen. Nicht in einer Linie mußte die Verteidigung geführt werden, sondern nur durch Kampf aus der Tiefe versprach die Abwehr Erfolg. Angesichts dieser Wandlung ist es auffallend, daß unter Falkenhayns Kommandoführung niemals eine Auswertung der veränderten Kampfverhältnisse stattgefunden hat, keine Richtlinien an die Truppen gegeben wurden, wie sie sich im Stellungskampf und bei Durchbruchsversuchen feindlicher überlegener Angriffe zu verhalten hätten. Nach Kommandoübernahme von Hindenburg-Ludendorff setzte sofort eine umfassende Tätigkeit ein, um den Truppen Gesichtspunkte für die Kampfführung, besonders für die Abwehrschlacht gegen die an Truppenzahl und Material stark überlegenen Feinde zu geben. Dadurch wurde verhindert, daß immer wieder die gleichen Fehler blutfordernd gemacht wurden. Durch die ständige Steigerung der feindlichen Machtmittel mußten sich naturgemäß diese Richtlinien dauernd wandeln. Notgedrungen verließ man oft alte Erfahrungssätze, um das Neue zu bestehen und sich den veränderten Kampfforderungen anzupassen.

[521] 1917 glückte es, durch sogenannte Eingreiftruppen den mächtigen Angriffen der weit überlegenen Gegner an der Westfront mit Erfolg zu begegnen, indem zurückgehaltene Reserven dem eingebrochenen Feinde entgegengeworfen wurden. Dieses oft verlustreiche System der Eingreiftruppen erstarrte aber bald zum Schema und kennzeichnete sich schließlich häufig als falscher Einsatz der Reserven, nicht unähnlich dem unglücklichen Beispiel des zersplitterten Reserveeinsatzes von Auerstädt. Statt die neu eintreffende frische Truppe an kritischer Stelle mit ihrem gut arbeitenden Befehlsmechanismus und ihrer frischen Gefechtskraft unter ihrem eigenen Führer einheitlich einzusetzen, wurden sie oft vereinzelt und zersplittert verwendet. Manche der Divisionen, die als Eingreiftruppe verbraucht worden sind, haben durch falschen Einsatz keinen Erfolg gehabt, weil dabei alte, erprobte taktische Grundwahrheiten verletzt wurden. Die Erhaltung der Verbände ist ein Element des Sieges; auf ihr allein fußt der Einfluß des Führers auf den Geist seiner Soldaten.

Die Verwendung und der Einsatz der deutschen Offiziere im Kriegsfalle ist vor dem Kriege nicht richtig eingeschätzt worden. Wer aber hätte sich wohl die männermordende Wucht und Dauer des Weltkrieges vorher zutreffend vorstellen können? Wie sich schon bald schwer fühlbar machen sollte, war die Einteilung der Offiziere nicht glücklich. Die große Masse der aktiven Offiziere war in die planmäßig mobil gemachten aktiven, Reserve- und Landwehrtruppen eingestellt, so daß es schon für die im August 1914 neu aufgestellten Reservekorps an Stämmen wie an Offizieren aller Grade fehlte. Trotz alles begeisterten Opfermuts vermochten deshalb diese neuen Formationen die schwierigen Verhältnisse der Ypernschlacht nicht zu meistern. Erst als den späteren Neuformationen kriegsgeübte Stämme von Offizieren und Mannschaften zugrunde gelegt wurden, hoben sich auch sofort die Leistungen jener neuen Truppen. Bei der ersten Einteilung und dem späteren Ersatz der Offiziere hätte man haushälterischer mit dem schwer zu ersetzenden Material umgehen sollen. Wieder ist aber darauf hinzuweisen, daß man die Länge und die Riesenverluste dieses Krieges nicht voraussehen konnte. Sonst hätte es vielleicht nahe gelegen, von Anfang an die Offiziere in fünf Staffeln einzustellen: in die aktiven, Reserve-, Landwehrtruppen, Etappe und Heimat. Dann wären die außerordentlich schweren Verluste an aktiven, also am sorgfältigsten geschulten Offizieren in der vordersten kämpfenden Truppe Anfang 1914 wohl gemildert worden und die auf vier weitere Staffelungen verteilten Offiziere zur Auffüllung der Lücken verfügbar und damit ihr stärkerer Einfluß auf lange Zeit gewahrt geblieben.

Noch schwieriger war die Frage des Offizierersatzes. Wohl hat man anfangs versucht, die vielen begeisterten jungen Männer von Bildung sofort zu Offizieren auszubilden; aber die Ergebnisse waren nicht befriedigend. Die [522] Truppe forderte, daß nur diejenigen jungen Leute Offiziere würden, die mindestens eine Zeit von etwa 6 Monaten im Felde Dienst getan hatten. Dadurch kam es, daß diese besonders geeigneten jungen Männer häufig nutzlos einem schnellen Schlachtentode preisgegeben wurden, wie das ergreifende Beispiel der begeisterten deutschen Freiwilligen in der Ypernschlacht zeigt. Zweifellos wäre eine planmäßige Ausbildung dieser Elemente trotz jenes begreiflichen Verlangens der Truppe vorzuziehen gewesen.

Schließlich hätte sich in dem vortrefflichen deutschen Unteroffizierkorps wohl ein geeigneter Offizierersatz gefunden. Wohl ist mancher tüchtige Unteroffizier zum Offizier befördert worden. Im großen aber ist das Unteroffizierkorps nicht genügend ausgewertet worden, obwohl mancher kriegserprobte Unteroffizier dem gegen Ende des Krieges eingestellten unerfahrenen Offizierersatz, welchem Lebenserfahrung und die Fähigkeit der Menschenbehandlung vielfach mangelten, vorzuziehen gewesen wäre.

Wenn trotz dieser ernsten Behinderungen sich das deutsche Heer allen wechselnden Formen des Weltkrieges anzupassen verstand, so dankt es dies der Nachwirkung der langen sorgfältigen Friedensschulung. Sie befähigte es dazu, sich nicht nur mit dem Stellungskrieg abzufinden, für den es nicht genügend ausgebildet war, sondern auch alle Formen des Bewegungskrieges (das eigentliche Ausbildungsziel) zu beherrschen, und sich dem Krieg im Hochgebirge, Mittelgebirge, in Sumpfgebieten, Waldzonen bis zum Flachland und über See anzupassen. Nie hat der Stellungskrieg dahin geführt, daß der Angriffsgeist Schaden gelitten hätte. Nicht nur die großen Offensiven aller Kriegsjahre zeigen das, sondern auch die unzähligen kleineren Unternehmungen auf allen Fronten. Aus dem Stellungskrieg heraus wurden Sturmbataillone und Stoßtrupps geschaffen, die sich als Mustertruppen kriegerischen Angriffsgeistes unter schwierigsten Verhältnissen bewährt haben.

Als das deutsche Heer 1914 in den Krieg zog, als eine Kriegserklärung der anderen folgte, hatten das deutsche Volk und das Heer keine "Nerven", wenn auch fast die ganze Welt sich gegen Deutschland wandte. Am besten wird die zuversichtliche Stimmung durch jenen Unteroffizier gekennzeichnet, der an seinem Verschlag in der Mannschaftsstube die Worte anheftete: "Hier werden Kriegserklärungen entgegengenommen!" Der deutsche Ansturm war 1914 überall überwältigend. Jeder feindliche Widerstand zerbrach. Es ist nicht Schuld des deutschen Heeres, daß Schlieffens wohlerwogener Plan nicht ausgeführt wurde, wie ihn der große Mann den Nachfahren noch in der Todesstunde zugerufen hatte: "Macht mir nur den rechten Flügel stark!" Warum mußten die 6. und die 7. Armee auf dem äußersten linken deutschen Heeresflügel vor den Drahthindernissen vor Epinal und Belfort Luxusschlachten schlagen, anstatt westlich um Paris herum die von Schlieffens Genius ersonnene gewaltige Ent- [523] scheidung zu bringen? Auch das folgenschwere seelische Versagen im Armee-Oberkommando 2, das dem Heere 1914 den Rückzugsbefehl aufzwang, kann ihm nicht zur Last gelegt werden. Seine Folgen aber hatte es auszukosten. Ohne starke seelische Erschütterungen können derartige Mißerfolge auch an der Truppe nicht vorübergehen; sie hat ein außerordentlich feines Empfinden für das Versagen der Führer. Dazu kam nun der Stellungskrieg, der allmählich die Nerven entkräftete, der vor allem England und Amerika gestattete, ihre Millionenheere aufzustellen und die Neutralen gegen Deutschland allmählich mobil zu machen, bis schließlich die Menschenkraft und das Material der ganzen Welt gegen Deutschland eingesetzt wurden. König Friedrich der Große3 hat in dieser Beziehung geäußert, "daß unsere Kriege kurz und vives seyn müssen, maßen es uns nicht conveniret, die Sachen in die Länge zu ziehen, weil ein langwieriger Krieg ohnvermerkt Unsere admirable Disciplin fallen machen und das Land depeupliren, Unsere Ressources aber erschöpfen würde". Auch über manchem anderen Wendepunkte des Weltkrieges waltete keine glückliche Hand, wie bei der vorzeitigen Entsendung der Korps vom westlichen nach dem östlichen Kriegsschauplatz, deren die Oberste Heeresleitung sogar sechs ausersehen hatte. Schließlich genügte der Ausfall jener zwei Korps, um die Krise an der Marne mit herbeizuführen. Es war die erste Nervenprobe, die man nicht bestand! Rußland wäre 1915 niederzuwerfen gewesen, wenn man mit mächtigem linken deutschen Flügel von Wilna her die russischen Linien aufgerollt und ein Ende mit Rußland gemacht hätte, anstatt durch frontales Anrennen "ordinäre Siege" im Schlieffenschen Sinne zu erfechten. Die trotz allem immer wieder erkämpften und in der Geschichte beispiellosen Siege offenbaren Kraft und Opfermut ohnegleichen. Sie verkünden das hohe Lied vom deutschen Volksheer, aber anfangs unmerklich wurde durch sie die immer spärlicher fließende deutsche Menschenkraft aufgebraucht und zermürbt. Die Nerven ließen schließlich nach.

1914 zerbrach der feindliche Widerstand überall vor dem gewaltigen Angriff. Auch als jener unbegreifliche Rückzugsbefehl 1914 langsam durchdrang, verlor anfänglich niemand die Nerven. Wenn höhere Führer Tränen vergossen, weil sie aus dem Siegeslauf zurückgehen mußten, so war das ein Zeichen innerer Wut, die glänzend stehende Lage nicht ausnutzen zu dürfen, aber kein Zeichen verlorener Nerven; und die Truppe betrachtete den Rückzug nur als eine Umgruppierung, fühlte sie sich doch als Sieger. Auch die Folgen dieses Rückzuges mit ihrem Verlust zahlreicher deutscher Gefangener durch die in Feindeshand fallenden Lazarette u. a. m. konnten das moralische Gefüge des Heeres nicht erweichen. Erst die aufreibenden Stellungskämpfe, die sich durch das 2. und 3. Kriegsjahr in verlustreichem Ringen hinschleppten, und dem Heere die alten kampferprobten Offiziere und Mannschaften raubten, konn- [524] ten bei ständig fallender mangelhafter Ernährung und Versorgung (der Folge der englischen Hungerblockade) allmählich zermürbend auf Nerven und Seelen wirken.

Trübe war es, daß das Riesenmaß des Krieges es verhinderte, die verwundeten, wieder geheilten Krieger ihren alten Truppenteilen zurückzugeben. Wie viele der zurückzutransportierenden Verwundeten baten beim Abschiede flehentlich ihre Vorgesetzten, doch für ihren Rücktritt nach Heilung zum Truppenteil zu sorgen. Vergeblich! Die gewaltigen Anforderungen des großen Krieges waren mächtiger als der Wille des Kriegsministeriums, den Truppen ihre eigenen geheilten Verwundeten zurückzugeben. Es mußte den dringenden und plötzlichen Ersatzanforderungen, die oft in wenigen Stunden zu befriedigen waren, immer wieder genügen. Dem konnte oft nur durch sofortigen Einsatz aller Verfügbaren entsprochen werden. Die Treue zum alten Truppenverband war ein vielleicht nicht immer richtig gewerteter Faktor im seelischen Leben der Mannschaften. Dazu kam aber, daß der neue Ersatz vielfach der alten kampferprobten Mannschaft und ihren Offizieren nicht mehr ebenbürtig war; die Truppe4 wurde langsam verwässert. Mit der Länge der Kriegsdauer schwand allmählich auch der gute Wille und oft die innere Energie, den Ansprüchen an Willenskraft und Nerven des Frontkämpfers zu genügen.

Die Hungerblockade hat Nerven und Geist mehr zerstört als den Leib. Daß Nerven, Wille und Seele auch über den ausgemergelten Körper gebieten können, hat dieser Krieg an unzähligen Beispielen erhärtet. Wer beugt sich nicht in Ehrfurcht vor den vielen meist unbekannt gebliebenen stillen Helden, die ihren zermürbten Körper durch eine Heldenseele zu unerhörten Leistungen befähigten? Als aber 1918 schließlich die Hoffnung auf Erfolg immer mehr schwand, als die Überlegung allgemeiner wurde: "Es nützt doch alles nichts", da ließ auch die Spannkraft der Seele nach. Krieg und Nerven hatten einst die wunderbare Kraft der Truppe geschaffen. Als es aber dauernd "über die Kraft" ging, da wurde die Nervenkraft der Truppe schließlich zerbrochen. Das muß unabhängig von allen politischen Einflüssen festgestellt werden.

[525] Wenn man sich mit den Ursachen des endgültigen Niederbruchs der Stimmung beschäftigt, so darf ein Moment nicht außer Betracht bleiben: das Herausbringen des Friedensangebotes am 1. Oktober 1918 mit der am 2. Oktober 1918 eingeschlossenen Waffenstillstandsforderung durch die Oberste Heeresleitung.5 War auch die Einleitung von Friedensverhandlungen schon Monate vorher durch die Oberste Heeresleitung angeregt worden, so wurden doch durch diese unvermittelt wirkende Forderung, deren Wirkung wohl falsch eingeschätzt oder anders beabsichtigt war, Regierung, Reichstag und Volk, besonders aber Regierungs- und parlamentarische Kreise, der Ansicht, daß Deutschland militärisch ohnmächtig geworden wäre. Dieses Bekenntnis militärischer Schwache wirkte lähmend in einem Augenblick, als alle vaterländischen Kräfte zur einigen Auflehnung gegen die Bedingungen des Feindbundes zusammengefaßt werden mußten. Die Mitteilung dieser verhängnisvoll wirkenden Forderung erfolgte - in Abwesenheit des nicht hinzugezogenen Kriegsministers - durch einen Offizier der Obersten Heeresleitung vor dem engeren Ausschuß des Reichstages (Vorsitz: Vizekanzler v. Payer, Graf Westarp, v. Gamp, Stresemann, Groeber, Seyda [Pole], Fischbeck, Ebert, Haase). Dazu kam, daß auch die Form der Mitteilung nicht glücklich war. Der Verlauf der Ereignisse hat die in ihr zum Ausdruck kommende, momentan pessimistische Auffassung nicht bestätigt, auch die spätere Literatur6 hat dies bekräftigt. Die Wirkung des Schrittes auf Regierung und Abgeordnete war aber nicht mehr zu beseitigen, zumal von einer Geheimhaltung leider keine Rede sein konnte. Die Nachricht gelangte tatsächlich auch schnell zur Front, die spätere Abschwächung konnte ihren tiefen Eindruck nicht wieder ausgleichen. Der Inhalt der Forderung mußte bei den Truppen die Hoffnungslosigkeit weiteren Kämpfens steigern.

Früh setzte mit Beginn des Stellungskrieges die Fürsorge für das geistige und gesellige Leben im Heere ein. War im Siegessturm von 1914 eine solche Fürsorge unnötig gewesen, da der Sieg die Seelen voll erfüllte und beflügelte, so mußten doch mit beginnendem Stellungskrieg Seele und Geist sorgsam gepflegt werden. Das wurde von den Truppenführern schnell erkannt und mit raschem Entschluß in die Tat umgesetzt.

Unermüdlich waren sie bestrebt, für ihre Truppen Mannschaftsheime zu schaffen. In der öden, wohnungsarmen sogenannten Lausechampagne mit ihrem unergründlichen Kalkschlamm und in den Argonnen waren solche Heime [526] ebenso nötig wie in den öden Sumpfgegenden Rußlands und auf den anderen Kriegsschauplätzen. In solchen Heimen konnten Mann und Offizier im Trocknen lesen, schreiben, Karten spielen und einfache Genußmittel zu sich nehmen. Das fröhliche Leben, das sich in diesen Erholungsstätten entwickelte, bewies ihre Notwendigkeit. Auch dicht am Feinde gelang es vielfach, behaglichere Lebensbedingungen zu schaffen.7

Die Heimat schenkte dem Heere Bücher, Zeitungen und anderen Lesestoff; Feldzeitungen entstanden; Schreibgerät stand für jedermann zur Verfügung, und auch für Musik wurde gesorgt. Mit längerer Kriegsdauer wurden diese Wohlfahrtseinrichtungen allmählich an allen Fronten planmäßig weiter ausgestaltet und zum Teil unter weiblicher Leitung zu wahren Erholungsstätten. Buchhandlungen, Kinos, sogar Theateraufführungen, Konzerte, alles konnten die Truppen in den kurzen Erholungszeiten in den rückwärtigen Quartieren genießen.

Als die Divisionen immer mehr zu selbständigen Kampfeinheiten wurden, ging die Pflege für diese Einrichtungen an die in den Gefechtsabschnitten ortsständig verbleibenden Generalkommandos über. Damit wurde der Divisionskommandeur die letzte und höchste Stelle, welche für die körperliche wie die geistige und seelische Pflege der Truppe allein verantwortlich blieb. An kritischen Kampffronten forderten die dort befehligenden Generalkommandos schließlich nur noch taktische Leistungen, nur dem Kampfzweck folgend, gezwungenermaßen vielfach ohne Rücksicht auf den Zustand der Truppen. Es wurde fortab eine der ernstesten Aufgaben des Divisionskommandeurs, der mit seiner Truppe von einer Kampffront zur anderen zog, mit den unterstellten Truppenführern immer wieder das innere Gefüge der Truppe wiederherzustellen und sie kampffähig zu erhalten.

Schon Anfang 1916 waren die Anforderungen an Ersatz durch die Steigerung der Verluste außerordentlich groß. So kam es, daß die verfügbaren Ersatztransporte vornehmlich an die kritischen Fronten geleitet werden mußten und für einzelne, nicht bedachte Stellen das Fehlen des Ersatzes aus der Heimat empfindlich fühlbar wurde. Während der Feind infolge seiner zahlreichen Formationen eine regelmäßige Ablösung seiner Truppeneinheiten aus der Kampffront [527] ermöglichen konnte, gab es für die deutschen Kampftruppen nur höchst selten Ruhepausen. Nach schweren Kämpfen oft kaum flüchtig aufgefüllt, eilten sie - vielfach ohne die Möglichkeit dringend erwünschter Ausbildung - immer wieder zu neuer Verwendung an kritischer Stelle.

Die Nachrichten über das immer schwieriger werdende Wirtschaftsleben in der Heimat, die Sorge um die Angehörigen, Familien, verlassenen Geschäfte bedrückten die Gemüter. Jeder neue Kampftag nahm bewährte Kämpfer hinweg und lockerte damit das Gefüge der Truppe. Daß trotzdem die Truppen bis zum Ende tapfer aushalten, beweist, mit wie hohem Verständnis alle Kommandostellen von der Division einschließlich abwärts für die Erhaltung der Truppe zu sorgen verstanden. Als aber vom Sommer 1918 ab die Hoffnungslosigkeit zunahm, da war es wohl schon zu spät, durch Aufklärungsarbeit und vaterländischen Unterricht die Geister erheben zu wollen. Miesmacherische, aus der Heimat zurückkehrende Urlauber und besonders der schlechte Einfluß des jungen Ersatzes, der keinen Kampfwillen mehr mitbrachte, gewannen allmählich an Einfluß. Dabei war es in den Folgen gleichgültig, ob dieser Ersatz, planmäßig für den erstrebten Umsturz vorbereitet, bewußt werbend vorging, oder ob er durch die lang andauernde schlechte Ernährung der Heimat und ihre große Müdigkeit angesteckt, von Waffenniederlegung und Versöhnungsfrieden fabelte. Der alte Geist getreuer Kampfgemeinschaft, der noch einmal bei den Angriffen 1918 zu hohem Schwunge aufgeflammt war, begann langsam - bis zur vollen Zermürbung ganzer Truppenverbände, je nach dem Zufall der ihnen auferlegten schweren Kampfaufgaben - nachzulassen. Dennoch muß festgestellt werden, daß bis in die letzten Tage des Krieges die Kampffront unendlich viel gesunder geblieben ist als Heimat und Etappe. Das beweist die Aufopferung und der heldische Geist, die gerade in den letzten Kampfwochen zu Taten befähigten, die mit den Höhepunkten kriegerischer Leistungen des ganzen Krieges durchaus wetteifern konnten. Es hat viele Truppenteile gegeben, die buchstäblich bis zum Einsatz ihres letzten Mannes auch in den trostlosesten Endkämpfen getreu ihre Schuldigkeit getan haben. Das hat niemand mehr anerkannt als die Feinde selbst.

Der feindliche Werbedienst hatte schon jahrzehntelang vor dem Kriege, besonders im Kulturbereich des englischen Weltreichs und in den neutralen Staaten, erfolgreich gegen Deutschland gewirkt, ohne daß die Regierung dieser Werbearbeit durch geeignete Gegenmaßregeln begegnet wäre. Dem deutschen Volke und Volksheere gegenüber hat diese feindliche Werbetätigkeit allerdings niemals Wirkung gehabt, solange beide innerlich gesund waren. In Deutschland fehlte leider völlig das Verständnis für eine großzügige Werbearbeit und deren Abwehr vor und während des Krieges. Nur sehr allmählich und nicht immer glücklich setzte der deutsche Werbedienst ein. Aber trotz des Einsatzes sehr erheblicher Mittel blieb eine Wirkung im großen aus. Vollkommen versagt hat die [528] Heimat bei der Abwehr der feindlichen Werbearbeit. So konnte es kommen daß diese unmittelbar auf die Kampffront wenig wirksame Werbearbeit auf dem Wege über Heimat und Etappe schließlich auch dem deutschen Heere gefährlich wurde. Ein Volksheer kann auf die Dauer nur gesund bleiben, wenn es sich auf ein gesundes Volk und gesunde rückwärtige Verbindungen stützt. Frühzeitig gelang es dem feindlichen Werbedienst, mit den Elementen, die in Deutschland den Umsturz der bestehenden Verhältnisse erstrebten, Fühlung zu gewinnen und Hand in Hand zu arbeiten. Wechselseitig stützte man einander und beschleunigte den Auflösungsprozeß der deutschen Heimat, Etappe und gewann so schließlich auch Einfluß auf das Heer. An dieser wechselseitigen Erweichung von innen und außen ist es weit früher zugrunde gegangen, als es die erschütternden Einflüsse des furchtbaren Kriegsdramas an sich wohl vermocht hätten.

Nur skizzenhaft kann das Riesengebiet der feindlichen Werbearbeit8 berührt werden.

Ein lockendes Ziel für den feindlichen Werbedienst war die Entzweiung der deutschen Bundesstaaten untereinander, insbesondere Preußens und Bayerns, dem eine ganze Anzahl von Flugschriften und Blättern gewidmet wurde (Wittelsbach gegen Hohenzollern!) und der tatsächlich bis zu partikularistischer Beeinflussung bayerischer Regimenter geführt hat. Gegen die Kaiserdynastie und alle deutschen Fürstenhäuser gingen die feindlichen Sirenenklänge, denen der deutsche Michel nur zu bereitwillig lauschte. Und tatsächlich hat er sein Tun und Lassen [529] ganz nach Feindeswunsch eingerichtet: die vom Feinde bekämpften Dynastien sind verschwunden; aber der versprochene Dank der Feinde, die Liebe und Segen über Deutschland ausschütten wollten, blieb aus. An ihre Stelle traten brutale Knechtschaft ohne Ende und Zerreißung des Reiches.

Unkenntnis der feindlichen Psyche, die sich in diesen Dingen auswirkte, gehört zu den Merkmalen des deutschen Volkes einschließlich seiner Staatslenker und Volksvertreter. Kitcheners Wort gibt zu denken: "Das deutsche Heer werden wir nie besiegen. Wir verlassen uns auf den deutschen Reichstag."

Außerordentlich umfangreich wirkte der amerikanische Werbedienst. Vom Mittel- und Arbeitspunkt Paris aus bearbeiteten die Amerikaner über 100 Schweizer Einzelstellen Handel und Industrie und übertrafen hierin sogar die Engländer. Das "gerechte Eingreifen" Amerikas wurde der Welt so lange aufgedrängt, bis sie und selbstverständlich ein großer Teil des deutschen Volkes daran glaubte. In Deutschland und Österreich wurden die Volksteile gegeneinander und gegen die Regierung aufgehetzt. Broschüren dieser Art in großer Zahl aus der deutschen Schweiz wurden in Deutschland verbreitet. Mit Erfolg wurde der junge österreichische Kaiser gegen Deutschland ausgespielt.

An das deutsche Volksheer wandte sich von 1917 ab offen die feindliche Werbearbeit. Flugblätter gelangten mit Flugpost über die deutschen Linien, wie die amerikanische Flugschrift Nr. 5 (November 1917): "An die deutschen Soldaten!" Amerika kämpft nicht mit dem deutschen Volke, sondern nur mit der autokratischen (?) Regierung; es schützt die Freiheit (!) und Demokratie gegen den Kaiser und seine Junker. "Narren erwacht! Millionen haben euere Kaiser euch ausgesaugt. Kämpft nicht für Autokratie und Militarismus, gegen Freiheit und Demokratie. Kommt zu uns. Amerika kämpft auch für eure Freiheit (!), gegen euere Regierung, den Feind der Freiheit. Fahnenflucht aus einer Armee, die gegen Menschlichkeit und die wahren Interessen des deutschen Volkes kämpft, ist keine Unehre. Seid willensstark und hört auf, Sklaven zu sein." Das waren die Schlagworte, die in den Tagen des deutschen Umsturzes erschütternden Widerhall auch im deutschen Heere fanden. Die feindliche Werbearbeit konnte zufrieden sein mit dieser Wirkung. - Auch an die deutschen Internierten wandte man sich. Viele Tausende von Flugzetteln und Broschüren fanden durch diese und andere Weise ihren Weg von der Schweiz nach Deutschland. Werbeleute und Entsandte mit erheblichen Geldmitteln gelangten vom feindlichen Ausland über die Schweiz nach Deutschland. Angriffsziele blieben der Kaiser, die Fürsten, deren Apanagen und die Herbeiführung eines Friedens ohne Entschädigungen und Einverleibungen. Von Beginn 1918 wandte sich die Werbetätigkeit insbesondere gegen die deutsche Oberste Heeresleitung, vor allem gegen Ludendorff, gegen die Führer und Offiziere, als allein verantwortlich für Beginn und Fortsetzung des Krieges. In Deutschland, Österreich und den neutralen Staaten wurde die Losung ausgegeben: "Weg mit Ludendorff - und wir haben Frieden." [530] Die Entente müsse "leider notgedrungen den Krieg fortsetzen, weil der deutsche Generalstab den Frieden verhindere". Hierzu wurden die über das Ziel hinausschießenden Kundgebungen der Alldeutschen und der Vaterlandspartei geschickt ausgenutzt. Widerhall und emsige Mitarbeit fanden sich besonders in Österreich. Briefe deutscher Gefangener wurden gefälscht, revolutionäre Schriften in Massen eingeschmuggelt. Der Brest-Litowsker Friede wurde als Gewaltakt ausgeschlachtet, die deutsche Regierung für unfähig zu Verhandlungen erklärt, weil sie unter der Faust des Generalstabs stehe. Dieser Gärungsstoff sollte auch an die deutsche Kampffront gebracht werden.

Wichtige Glieder des feindlichen Werbestoffes waren die Reden der Ententeminister; sie priesen den Edelmut der herausgeforderten unschuldigen Entente, beklagten das geknechtete unglückliche deutsche Volk, verurteilten dessen autokratische Regierung und prägten es ihren Völkern ein, weshalb Deutschland bestraft werden müsse. Je weniger die deutschen Waffen besiegbar erschienen, desto mehr mußte die innere deutsche Front erschüttert, Unruhe hervorgerufen und Deutschland von seinen Bundesgenossen getrennt werden. Als Wilsons leitende Grundsätze erschienen, sah man sie meist als annehmbar an; aber seine Sonderbedingungen machten sie unannehmbar. Deutschland aber ist auf den plumpen Schwindel der 14 Punkte ebenso hineingefallen wie auf alle anderen feindlichen Schlagworte!

Von Anfang 1918 drang der feindliche Werbestoff auch über Schweden und Holland nach Deutschland. Außer den alten Zersetzungsbestrebungen der Entente ließ sich eine international-sozialistische Werbearbeit in ganz Europa, wie eine ausschließlich gegen die Mittelmächte, besonders gegen Deutschland gerichtete, auf Umsturz ausgehende Wühlarbeit unterscheiden. Mächtig setzte überdies von 1918 ab die bolschewikische Werbearbeit ein, die durch den anfänglich sogar begünstigten Verkehr und Gedankenaustausch der vordersten Linien schon 1917 in verhängnisvoller Weise eingeleitet worden war. Gefördert wurde die Ausdehnung dieser Arbeit in der Front, als die aus der russischen Kriegsgefangenschaft Heimkehrenden zum Truppendienst herangezogen wurden. Kamenew und Genossen brachten Millionenbeträge für bolschewikische Werbearbeit nach Deutschland; auch Ententegeld floß den anarchistischen Gruppen zu. Ganz im Sinne der Ententeforderungen arbeiteten die Führer des Umsturzwerbedienstes. Die - doch nur durch die Blockade notwendig gewordene - Rationierung, ferner Luftangriffe, Unterseebootkrieg, Kriegsverlängerung usw. wurden dazu ausgeschlachtet. Als besonders wirksam wurde der Kampf gegen Ludendorff und gegen die deutschen Führer und Offiziere empfohlen, nicht nur politisch, sondern auch militärisch. Der mit staunenswerter Vielseitigkeit geführte Kampf gegen Ludendorff gipfelte immer wieder in der Forderung: "Weg mit Ludendorff und der Militärdiktatur!" Besonders stark war das Bestreben des feindlichen Werbedienstes, die schwarz-weiß-roten Farben in den Schmutz zu ziehen, [531] wehten sie doch über den größten Erfolgen, die Deutschland seit Barbarossas Zeiten gesehen hatte. Entwertet mußten auch die deutschen Kriegsorden werden, vom Pour le mérite bis zum Eisernen Kreuz, dem "Blutmal". "Rückläufer" wurden aus der Gefangenschaft wohlvorbereitet zurückgesandt; amtlich zu Vorträgen zugelassen, entfalteten sie ihre verhetzende Tätigkeit und bereisten das deutsche Land als verkappte Hochverräter.

Welche verheerenden Wirkungen diese Werbearbeit ausgeübt hat, zeigt die Tatsache, daß in Deutschland fast alle feindlichen, in ihr ausgesprochenen Forderungen gewissenhaft ausgeführt worden sind. Der Kaiser und die Fürsten sind ausgetrieben, die schwarz-weiß-roten Farben beseitigt, der "Militarismus" - d. h. die deutsche Wehrkraft, die einzige zuverlässige Stütze des von Feinden umringten Vaterlandes - ist vernichtet, mit ihm Freiheit und Sicherheit; Ludendorff und die Offiziere wurden beschimpft, die Kriegsorden und Ehrenzeichen unehrlich gemacht. Fürwahr, die feindliche Werbearbeit kann mit hoher Befriedigung auf ihre Erfolge blicken. Erst der bitteren Erfahrungen der Nachkriegszeit bedurfte es, um dem betörten Volke die Augen zu öffnen. Bisher tobte Deutschland mit der Raserei des Selbstmörders gegen sich und seine höchsten Werte. Neuerdings erst lehrt die harte Not wieder klarer denken über das, was die Feinde an Lug und Trug ihm angetan.

In innerer Verbindung mit der feindlichen Werbearbeit stehen die Schlagworte Dolchstoß und Dolchstoßlegende. Von einer "Legende" zu sprechen, ist angesichts der umfangreichen radikalen Belagsliteratur nicht angängig. Die politischen Richtungen, welche die Erweichung der Heimat und Unterwühlung des Heeres ins Werk setzten, haben eingehend und geschichtlich überzeugend von ihrer erfolgreichen Tätigkeit berichtet. Emil Barth gibt genaue Unterlagen in seinem Buche: Aus der Werkstatt der deutschen Revolution. Zwei Mitglieder der 3. Internationale belegen sie durch das Buch: Unterirdische Literatur im revolutionären Deutschland während des Weltkrieges.9 Schon die Gliederung des Buches beweist den Zusammenhang der Auslandsarbeit mit der revolutionären Arbeit in Deutschland: I. Die revolutionäre Propaganda in Deutschland; II. Die revolutionäre Propaganda vom Ausland her. Beide gingen Hand in Hand. Das Buch bringt neben der Entwicklung der revolutionären Arbeit vom 4. August 1914, dem "Todestage der 2. Internationale" ab, zahlreiche Beispiele aus jenen "verborgenen Seltenheiten, die während des Krieges in Fabriken von Hand zu Hand gingen, als Flugblatt an die Front und, vorsichtig durch die Türspalte geworfen, ihren Weg in die Wohnung des deutschen Arbeiters fanden, oder aus der Luft herabglitten und dem ersten besten zugeweht wurden". Der Wortlaut dieser revolutionären Dokumente wiederholt sich seitenweise immer wieder - kein Zeichen für Geistesfülle, wohl aber für das richtige [532] Erfassen der Massenseele, der dieselben Gedanken immer wieder eingehämmert wurden.

Mit der Kriegserklärung begannen Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Franz Mehring die Werbearbeit. Liebknecht erfaßte schnell die Jugendorganisationen und gewann damit Einfluß, besonders auf die jüngeren, demnächst dienstpflichtig werdenden Jahrgänge. Im Frühjahr 1915 griff die Regierung zu. Liebknecht wurde Armierungssoldat, Rosa Luxemburg verhaftet und Mehrings Wochenschrift verboten. Trotzdem betätigten sich alle weiter. "Die Technik ihrer (als hektographierte Spartakusberichte) illegalen Verbreitung scheint sehr gut gewesen zu sein, denn bald waren die Spartakusbriefe selbst in kleinen Provinzstädten in allen Teilen des Reiches bekannt" und wurden durch mündliche Werbung weiterverbreitet. Die Saat, die damals gesät wurde, ging später bei Einstellung dieser Jugend ins Heer unheilvoll auf.

Im März 1916 folgte die Bildung der "Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft" der 18 Abgeordneten, die im Reichstage den Notetat nicht bewilligt hatten, und damit auch den Feinden die gebrochene Einheitlichkeit des Kampfwillens eindringlich offenbarten. Dadurch gewann die revolutionäre Organisation erheblich an Kraft. "Von nun an folgen die Flugblätter in immer kürzeren Abständen und mit Befriedigung wird der eintretende Erfolg bestätigt." Weiter wirkte der Sturz der zaristischen Regierung "klärend und revolutionierend" auf die Massen in Deutschland. Anfang April wurden die "Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands" und der "Spartakusbund" gegründet. Mitte April 1917 folgten große, den Heeresnachschub beeinflussende Streiks in den Industriezentren, und im Sommer wurde "infolge revolutionärer Agitation in der Marine zum erstenmal von dem Mittel der Gehorsamsverweigerung Gebrauch gemacht". Ende August trat die "Sozialdemokratische Jugendbewegung Deutschlands" öffentlich in Tätigkeit. Nach dem Siege der proletarischen Revolution in Rußland vom 7. November 1917 dehnte sich die bolschewikische Werbearbeit aus und führte Mitte Januar 1918 zu Massenstreiks in Wien und am 18. Januar auch in Deutschland, welche letztere Bewegung indessen durch die Regierung unterdrückt wurde. Damals traten auch "Arbeiterräte" als neue Errungenschaft auf den Plan.

Im März 1918 wurde wieder für einen großen Streik geworben und eine Masse von revolutionären Schriften und Flugblättern verteilt. Nun machte die revolutionäre Agitation auch unter den Frontsoldaten immer größere Fortschritte. Das Flugblatt vom Juli 1918 "Kameraden, wer wagt?" wurde an der Front massenhaft verbreitet, "dessen Einfluß auf das deutsche Heer deutlich in desorganisierender Tendenz, im Nachlassen der Disziplin und Kampfenergie sichtbar wurde,"... "um so mehr, als gleichzeitig große amerikanische Truppenteile (!) an der Westfront in Aktion traten" (also ein planmäßiges Zusammenwirken des deutschen Umsturzes mit dem Feinde!)... "Die Erkenntnis, daß die [533] Erhebung des deutschen Proletariats allein die russische Revolution und damit die proletarische Weltrevolution retten könne, bricht sich immer mehr Bahn."

Im II. Abschnitt (Die revolutionäre sozialistische Propaganda vom Auslande her) wird klargelegt, daß diese von außen kommende Bewegung erst in den beiden letzten Kriegsjahren Einfluß gewann, aber sie wird verächtlich als "überspannter Partikularismus und demokratischer Pazifismus" abgetan. "Oppositionelle" Auslandsdeutsche waren die Träger. Von 1917 ab vereinigten sich die revolutionäre Werbearbeit von Westen und die bolschewikische von Osten her. Die "fieberhafte Tätigkeit" der deutschen Revolutionäre wird gelobt, welche auf der demokratisch-pazifistischen Werbearbeit die rein revolutionäre aufbauten. Auch der Deutsche Revolutions-Almanach für 1919 von E. Drahn und Dr. E. Friedegg bringt vielseitige geschichtliche Unterlagen. Weiteres Material findet sich in der Tagespresse, in Flugblättern und Broschüren aller Art.

Durch diese und andere Einflüsse ließ allmählich die Stimmung bei den in der Ausbildung begriffenen Ersatztruppen nach. Die in die Heimat gelangenden Nachrichten über die hohen Verluste dämpften die Begeisterung und den Kampfwillen. Mißmutig ging man zum Dienst. Unbotmäßige mußten bestraft werden, die Zucht ließ nach, der Waffendienst wurde unbeliebt. Stetig wuchs die Zahl der Drückeberger. Auch zur Bestechung nahm man seine Zuflucht, um sich der Gefahr der Front zu entziehen. Kriegsverwendungsfähige drückten sich hinter der Front oder in der Heimat in Stellungen herum, die mit Garnisonverwendungsfähigen zu besetzen gewesen wären. Nur vorübergehend schufen die "Heldengreifer-" und "Gesundbeter"-Kommissionen in den Etappen, Ersatztruppen und Lazaretten Wandlung. Wer rechtzeitig krank wurde, versuchte sich immer wieder in das alte "Pöstchen" zurückzuschwindeln. Erwies sich der garnisondienstfähige Ersatzmann als unzulänglich, so schlüpfte wohl der alte kriegsverwendungsfähige Inhaber wieder in seine Stelle, sobald die Heldengreifer abgereist waren. Das Geschlecht der "Unabkömmlichen" saß in den Schreibstuben, Kriegsgesellschaften und Kriegsbetrieben und bezog Riesenlöhne oder Kriegsgewinne in "Nummer Sicher", während draußen Blut über Blut floß. Schon vor dem Marneangriff 1918, also im Juni, Juli, bröckelten viele Leute der Ersatztransporte unterwegs ab und die wirklich Eintreffenden waren vielfach minderwertig und widerwillig. Sie wollten nicht mehr mitmachen! Not, Entbehrungen und Unterernährung der Angehörigen der Frontkämpfer bildeten den Hauptinhalt der an die Kampffront gelangenden Briefe. In dieser Stimmung der Erweichung fand das revolutionäre Gift einen guten Nährboden. Die radikale und revolutionäre Wühlarbeit hat wesentlich dazu beigetragen, die Widerstandskraft und den Siegeswillen der Heimat zu lähmen, das Heer planmäßig anzubröckeln und schwer zu schädigen. Dadurch trifft die Revolutionäre die "Schuld an diesem Frieden". Diese ungeheuerliche Tat [534] des Zerbrechens des deutschen Kampfwillens im Ringen um Sein oder Nichtsein des Reiches bleibt ein Fluch für kommende deutsche Geschlechter.

Angesichts der völligen Absperrung Deutschlands von aller Welt ist es ein unvergängliches Verdienst der deutschen Technik, den Kampf gegen die Materialerzeugung der ganzen Welt erfolgreich aufgenommen zu haben. Es konnte aber nicht ausbleiben, daß letztere sich schließlich überlegen auswirkte. Wenn sich schon bei den Gegnern der Ruf nach mehr Munition gebieterisch geltend machte, so naturgemäß noch mehr im deutschen Heere. Wenn anfangs Munition bei den Kämpfen des deutschen Heeres zuweilen fehlte, so lag dies in dem ungeheueren, nicht vorauszusehenden Bedarf begründet. Aber auch dann, wenn Munition später schmerzlich vermißt wurde, wie z. B. bei den Sommekämpfen im Sommer 1916, lag dies nicht am Fehlen der Munition, sondern an ihrem durch unzählige Rücksichten beschränkten Einsatz. So standen z. B. im Juni und Juli 1916 an Munitionszügen zur Verfügung:

    Monat   Inf.-Mun. Feldart.-Mun. schw. F.H.-Mun. Mörser-Mun. 10-cm-Mun.
    vor-
    handen
    ver-
    braucht
    vor-
    handen
    ver-
    braucht
    vor-
    handen
    ver-
    braucht
    vor-
    handen
    ver-
    braucht
    vor-
    handen
    ver-
    braucht

    Juni 277 48 350   306,7 303 167 122   89 58   23,7
    Juli 185 75 490 318 456 186 248 105 59 27

Bei dieser Bereitstellung war der Mangel nur in der Art des Einsatzes begründet. Die Oberste Heeresleitung hatte gleichzeitig für Verdun und die Sommefront zu sorgen. Der feindliche Angriff erfolgte am 1. Juni 1916 an der Somme10 in einem Abschnitt, wo ihn die Oberste Heeresleitung trotz aller Meldungen der unterstellten Kommandobehörden nicht erwartet hatte; die an anderer Stelle bereitgestellte Munition wie die Reserven aller Waffen mußten erst an die Angriffsfront verschoben werden. So kam es, daß an der Somme zuerst die Infanterie mit Blut bezahlen mußte, was an Artillerie und Eisen fehlte. Was in der ersten Kriegszeit verhältnismäßig leicht getragen wurde, wirkte jetzt niederdrückend auf die schwer leidende Infanterie.

Durch die ungeheuere Überspannung aller Anforderungen in den letzten beiden Kriegsjahren wird auch die Unterlegenheit an Kampfwagen (Tanks)11 [535] 1918 erklärlich; immerhin hatte man den Wert und die Gefährlichkeit der Kampfwagen wohl unterschätzt; im Bau von Kampfwagen blieb Deutschland jedenfalls im Hintertreffen.

Diese feindliche Überlegenheit an wirkungsvollen technischen Kampfmitteln jeder Art machte sich je länger desto mehr geltend und stellte die Moral der deutschen Kämpfer auf ständig schwerere Proben. Mit fortschreitender Kriegsdauer wuchsen sich die Kämpfe immer mehr zu Materialschlachten aus, in denen die deutschen Truppen grundsätzlich mit überlegener feindlicher materieller Kraft zu rechnen hatten und dafür Blut einsetzen mußten. General Frhr. v. Freytag-Loringhoven12 schildert die Überlegenheit des Feindes an Material, besonders im Luftkampf, trotz hervorragenden Opfermutes und glänzender Leistungen der deutschen Flieger.

      "Welche Massen von Flugzeugen unsere Feinde zu Beobachtungszwecken, zu Bombenabwürfen in und hinter unserer Front und zur Unterstützung ihrer angreifenden Infanterie durch Maschinengewehre von oben einzusetzen vermochten, ergibt sich z. B. daraus, daß der amerikanische Angriff gegen den Bogen von St. Mihiel am 12. September 1918 durch 550 französische und 610 amerikanische und englische, im ganzen sonach 1160 Flugzeuge, unterstützt worden ist. 2500 Geschütze und 250 Tanks haben außerdem den amerikanischen Einbruch in unsere Linien gelingen helfen. Die zuletzt massenhaft an den feindlichen Fronten auftretenden Tanks waren uns vor allem dort gefährlich, wo sie überraschend erschienen. Ihr moralischer Eindruck war um so weniger zu unterschätzen, als die deutschen Truppen zum Teil 1918 an innerem Gehalt eingebüßt hatten."

Von starkem Einfluß auf die seelische und geistige Stimmung im deutschen Heere mußten auch die Verhältnisse in den verbündeten Heeren sein, mit denen deutsche Verbände Schulter an Schulter kämpften, mit deren Schicksal sie das eigene zusammenhängend wußten. Den Niedergang des Kampfwillens bei ihnen mußten sie als Augenzeugen mit erleben und mit eigenen Opfern ausgleichen. Wenn sie trotzdem ihre Pflicht im fremden Heere bis zum Schluß erfüllten, so muß das um so höher bewertet werden, als sie sahen, daß sie für eine verlorene Sache kämpften.

[536] An dem Zusammenbruch des österreichisch-ungarischen Heeres trägt das Deutschland der Vorkriegszeit zweifellos einen Teil der Schuld. Es war ein großer Fehler des deutschen Generalstabs, sich um die Kriegsbereitschaft seines Verbündeten nicht mehr gekümmert zu haben.

Schon 1886 hatte der Generalfeldmarschall Graf Dr. Waldersee13 am 2. Juni geschrieben:

      "Es stellt sich immer mehr heraus, wie verworren und auf die Dauer unhaltbar die Verhältnisse in Österreich sind. Die Armee, die bisher das Reich zusammenhielt, wird gewaltsam nationalisiert, verliert an innerem Halt und kann den totalen Zusammenbruch nicht mehr abwenden. Ich fürchte, wir haben in Österreich einen recht geringwertigen Bundesgenossen."

Hierüber urteilte Falkenhayn:14

      "Dreierlei haben wir aus dem Kriege gelernt: 1. Die Militärattachés haben vielfach versagt. 2. Wenn man einen Bundesgenossen hat, muß man sich mehr um ihn kümmern. Eine enge Verbindung zwischen beiden Verbündeten muß bestehen, damit der eine die Eigenarten des anderen, seine Stärken und Schwächen kennenlernt. 3. Das militärische Haupt muß im Frieden der Kriegsminister sein, dem der Generalstab untersteht."

Hierzu bemerkt General v. Wrisberg:

      "Was die geforderte enge Verbindung anlangt, so war diesem Punkt rückhaltlos zuzustimmen. Vieles wäre sicherlich anders gekommen, wenn man die österreichisch-ungarischen Verhältnisse mehr gekannt und die Bestrebungen von Conrad v. Hötzendorff, die Wehrmacht der Monarchie zu verstärken, verständnisvoll durch den Reichskanzler unterstützt hätte. Meiner Überzeugung nach hatte der Generalstab den österreichischen Verbündeten überschätzt. Hierauf bezog sich auch wohl die Äußerung Falkenhayns."

Hätte man sich hiernach nicht genaue Kenntnis über die österreichische Armee verschaffen müssen? Wäre dies geschehen und fand man die Minderwertigkeit des Bundesgenossen bestätigt, so hätte Deutschland, d. h. der Reichskanzler, alles daransetzen müssen, den österreichischen Chef des Generalstabs in seinen Forderungen um Besserung zu unterstützen. Daß sich im österreichischen Heere sehr wohl Männer von gewichtigem Einfluß gefunden hätten, um solche deutschen Forderungen kräftig zu unterstützen, darüber gibt das grundlegende Quellenwerk des Feldmarschalls Conrad v. Hötzendorff erschöpfende Auskunft.

Nach seinen Ausführungen liegt - wie für Deutschland - so auch für Österreich-Ungarn die Hauptursache des Zusammenbruchs vor allem in einer völlig unzulänglichen Politik vor dem Kriege, während des Krieges und bis zum Zusammenbruch. Klar und weitblickend hat Conrad die Lage stets richtig durch- [537] schaut und militärisch rücksichtslos die nötigen Forderungen daraus gezogen. Daß ihm die Politik der Donaumonarchie nicht gefolgt ist, wurde ihr Verhängnis, daß die deutsche Regierung in falscher Zurückhaltung nicht für seine Bestrebungen eintrat, ihr Schicksal.

Wie auch General Alfred Krauß15 sagt, lag die

"... größte Schwäche Österreichs in der Unfähigkeit seiner Herrscher und Regierungen, die Nationalitäten mit Staatsgefühl und einem Staatsgedanken zu erfüllen.... Im Gegensatz zu Deutschland waren die inneren Verhältnisse Österreich-Ungarns in vollstem Maße verfahren.... Die staatlichen Verhältnisse machten natürlich auch Schule im Heere. Auch in diesem fehlte daher die wahre Männlichkeit, der Mut der eigenen Meinung und der Mut, sie nach oben zu vertreten.... Jede Armee habe die Generale, die der Staat durch seine Verhältnisse und Grundsätze heranziehe und somit verdiene. Nur dort konnten Generale wie Hindenburg und Mackensen aufwachsen,... wo der Soldatenstand der anerkannt erste Stand im Staate war. Die Hälfte der Einnahmen Österreichs ging für die Bezahlung der Staatsangestellten auf. Das Beamtentum sah in der Armee den gefährlichsten Gegner seiner Geltung.... Im öffentlichen Leben herrschten überall nur persönliche Rücksichten.... Sachliche Tüchtigkeit und Arbeitskraft waren Nebensache, Name, Familienbeziehungen, Bekanntschaften waren wertvoll.... Tüchtigkeit reichte nur hin, als Zugkraft in niederen Stellungen ausgenützt zu werden.... In Österreich-Ungarn, wo der Kaiser gelegentlich der Kronlandsreisen einem jungen gräflichen Beamten, der den Bezirkshauptmann vertrat, die Hand reichte, dem danebenstehenden, im Dienste ergrauten General aber kaum ein paar Worte widmete,... wo sich der verantwortliche Beamte hinter dem unverantwortlichen Monarchen versteckte - »der Kaiser will nicht oder will « - war es kein Wunder, daß sich die unfähigsten Männer bedenkenlos zur Leitung des Staates berufen fühlten, wurden sie doch nie zur Verantwortung gezogen, fanden sie doch immer Deckung hinter dem Kaiser.... Nicht einmal die deutsche Staatssprache vermochte man durchzusetzen und stützte dadurch die allgemeine nationale Hetzarbeit. So konnte das Gift der deutschfeindlichen nationalen Verhetzung und Zersetzung weiterwirken und bei der immer geringeren Auswahl des Offizierersatzes immer mehr in das Offizierkorps und damit in die Armee eindringen.
      Um die maßgebenden Personen, den Kriegsminister und den Chef des Generalstabs, bildeten sich Gruppen, die nur für ihre persönlichen Belange sorgten. Sachlich denkende, fühlende und handelnde Personen waren diesem System um so gefährlicher, je tüchtiger sie in ihrem Beruf waren. Sie wurden bekämpft, ferngehalten, an maßgebenden Stellen verschwärzt und in üblen Ruf gebracht, um sie unschädlich zu machen. So konnten die unfähigsten Personen in leitende Stellen kommen; dort galt ihr ganzes Sinnen dem langen Ver- [538] bleiben im Amt. Trotz dieser krankhaften Verhältnisse gab es in der Beamtenschaft und im Heere, besonders im Generalstab, zahlreiche hervorragende tüchtige Männer, die nur nicht zur Geltung kommen konnten, weil sie der richtigen Führerschaft ermangelten, die sie zu einer zweckmäßigen, zum Erfolg führenden Arbeit vereinigte.
      So waren die inneren Verhältnisse der Monarchie, als der Krieg losbrach. Daß sie den Kampf der Monarchie namenlos erschweren mußten, war klar, um so mehr als die österreichische Regierung auch während des Krieges vollkommen untätig blieb. Sie wurde nur eifrig, wenn es sich darum handelte, dem Heere bei der Gesundung dieser Verhältnisse in den Arm zu fallen."

Diese unglücklichen Verhältnisse mußten sich um so schlimmer auswirken, weil das tragende Element im Staate die Deutschen, das einigende Band allein das Heer war. Auf das Heer erstreckten sich deshalb die gegenseitigen Nationalitätenkämpfe. Nach General Krauß war die Verweigerung der Heeresbedürfnisse das beliebteste Druckmittel der Ungarn. "In blinder Beschränktheit übten in dieser Beziehung die ungarischen Politiker Selbstmord an ihrem Volk und Staat. Das stärkste Stück dieser Art, dessen Wirkung sich lange im Kriege blutfordernd geltend machte, war die Verweigerung der Verstärkung der Artillerie... Als diese endlich erkauft war, verweigerte Ungarn die Erhöhung der Rekrutenzahl, die nötig war, um die neuen Artillerieformationen aufzustellen." Österreich beugte sich dem und verzichtete auch in den acht österreichischen Korps darauf, die Artillerie zu verstärken.

Das mußte mit ungeheueren Verlusten bezahlt werden. Während die deutsche Division von 12 Bataillonen 72 leichte Geschütze hatte, verfügte die österreichische von 12 - 16 Bataillonen nur über 36 leichte Geschütze. Noch während des Krieges sprach Ungarn der Militärverwaltung das Recht ab, ohne die Zustimmung der ungarischen Regierung die nötigen Geschütze usw. aus den Kriegsmitteln zu bestellen. "Diese Haltung wurde nicht geändert, als der Krieg die Zurückstellung aller Teilinteressen erforderte."

General Auffenberg-Komarow16 berichtet: Erst im 3. Kriegsjahre unter Kaiser Karl "wurde die so lange und unter den schwersten Kämpfen bewahrte Einheitlichkeit der Armee endgültig preisgegeben, trotz des gegenteiligen Rates bewährter Generale. Es war dies eine der ersten, doch auch der tiefgründigsten Ursachen, die zum Zerfall der Armee führte."

Während in fast allen Ländern die breite Masse der Völker vaterländisch eingestellt war, war in Österreich das Gegenteil der Fall. "Da kamen die Rekruten oft national verhetzt, der Reichsidee diametral entgegengesetzt orientiert, zu den Fahnen, und was dem einen als Heldentum demonstriert wurde, galt dem anderen als brutale Unterdrückung, und jene, die von der einen Seite als glor- [539] reiche Märtyrer gepriesen, wurden von der anderen Seite als treulose Verräter bezeichnet."

Diesen zerreißenden Strömungen setzte sich nur das österreichische Offizierkorps entgegen, welches im besten Sinne "anational" gewesen sei. Nur hierdurch gelang es, die Armee bis zum letzten Ende unpolitisch zu erhalten. So wurde das Offizierkorps zum Segen des bunt zusammengewürfelten Nationalitätengemisches, genannt Österreich. Auch General Hugo Kerchnawe17 bezeichnet die alte österreichische Armee als "einzig verläßliche, jedenfalls aber verläßlichste Stütze" dieses Staatswesens. Herzbewegend ist das Geständnis von Auffenberg-Komarow: "Und wer immer die Geschichte des altkaiserlichen und späteren österreichisch-ungarischen Heeres einst schreiben wird, müßte als Motto setzen: »Vierhundertjährige Leidenszeit eines Offiziers«."

Je länger der Krieg dauerte, desto unzuverlässiger wurden auch die (nichtdeutschen) Ersatzmannschaften einschließlich Offizieren, bis sie schließlich ganz offen mit dem Feinde verhandelten und zu ihm übergingen. "Es war die Auflösung von innen, die unsere Reihen zerbrach." Heiß hatte Allösterreich auf die jugendstarke Hand Kaiser Karls gehofft. Vergeblich! "Erst als das Reichspanier weggeworfen wurde und ganz unverständliche, völlig herostratische Verfügungen alle Bande zerrissen, zerbrach auch das eherne Gefüge, und ein stolzer alter Bau lag mit einemmal in Trümmern." So haben sich am letzten Habsburger die Sünden der Väter gerächt, daß er selbst blindwütend den Pechkranz in das brennende Staatsgebäude schleudern mußte und damit sein und seines Volkes Geschick furchtbar erfüllte.

Wenn man den Niedergang des österreichischen Heeres von hoher geschichtlicher Warte betrachtet, die Ursachen des Zusammenbruchs und die zerstörenden Kräfte wägt, kann man nicht zu einer Verurteilung der braven Männer deutschen Stammes unter Waffen18 kommen, die einem ungeheueren Schicksal erlagen, weil es ihnen an überragender Führung durch die Jahrhunderte hindurch und in den Entscheidungsstunden des Staates gefehlt hat. - Furchtbar aber mußte die wachsende Erkenntnis dieser Dinge auf die unmittelbaren Augenzeugen, auf die mit und neben ihnen kämpfenden deutschen Truppen wirken.

Aus ähnlichen Gründen, wie in Österreich-Ungarn, brachen auch die deutschen Fronten in der Türkei und Bulgarien zusammen, obwohl dort deutsche Truppen bis zum letzten Augenblick ihre volle Pflicht und Schuldigkeit getan haben. In der Türkei lag der wirkliche Grund des Zusammenbruchs "in der inneren Zersetzung des ganzen türkischen Staatsorganismus, einem bis an die Wurzeln faulen Verwaltungssystem, jener Paschawirtschaft, die, allen Re- [540] formen abhold, die reichen Schätze des Landes verwerflichem Eigeninteresse nutzbar machte, statt sie zum Wohle des Ganzen zu verwenden.... Machtlos stand General v. Falkenhayn (ebenso wie Liman v. Sanders) dem Versagen der rückwärtigen türkischen Verbindungen gegenüber. Der rechtzeitige Einsatz deutscher Truppen gegen den feindlichen Ansturm war unmöglich geworden."19 Unausrottbare Fahnenflucht fraß am Mark des türkischen Heeres. Die bewaffneten Fahnenflüchtigen stürzten sich auf die Verpflegungsstellen und lieferten den Truppen auf den rückwärtigen Verbindungen vollkommene Gefechte. Während der Transporte liefen die türkischen Rekruten davon und verkauften Waffen und Kleidung. Arabische Regimenter versagten oder liefen über. Überall herrschte Mangel, fehlte es den Türken an aller für den Feldkrieg unentbehrlichen Ausrüstung und jedem Gerät.

      "Dem konnte sich selbst eine Kerntruppe wie das deutsche Asienkorps nicht ganz entziehen.... Die deutschen Kompagnien vermochten zu Anfang im Höchstfall 70 Mann ins Gefecht zu bringen, auch das nur, wenn der Führer mit größter Sorgfalt und Strenge darauf achtete, daß jede nicht unbedingt erforderliche Verwendung eines Mannes außerhalb der Kampftruppe vermieden wurde.... Schon am Tage nach der Ankunft in Damaskus konnte man an den Straßenecken gedruckte Anschläge sehen, in denen von ungenannten Hetzern das Volk aufgefordert wurde, die Deutschen totzuschlagen, solange sie noch nicht über die nötigen Truppen in der Stadt verfügten."

Wenn es galt, den überlegenen Feind zurückzuwerfen, mußten die Deutschen einspringen; aber es kostete viel deutsches Blut und blieb oft erfolglos, weil die türkischen Anschlußtruppen häufig versagten. Immer aber boten die deutschen Truppen bei feindlichen Angriffen als granitene Pfeiler der Front dem Sturme heldenmütigen Widerstand.

      "Es war eine tragische Fügung, daß Deutschland, seinem osmanischen Bundesgenossen die Treue haltend, in die Katastrophe hineingezogen wurde, daß deutsche Truppen fern der Heimat auf dem heißen Boden Asiens Gesundheit und Leben opfern mußten, um der Türkei den vertraglich zugesicherten Besitzstand zu erhalten.... Nicht als Sieger kehrten die deutschen Palästinakämpfer aus dem fernen Osten in die Heimat zurück; aber sie brachten das stolze Bewußtsein mit heim, daß sie auf dem Boden des heiligen Landes auch dann, als alles um sie herum zusammenbrach, die deutsche Waffenehre hochgehalten haben."

Heute ist die Türkei unter den besiegten Staaten der erste, der sich wieder für die Freiheit erhebt. So darf Deutschland hoffen, daß auch die Fäden, die Deutschland mit der Türkei verknüpften, einst wieder enger gezogen werden, daß die deutschen Toten, die auf heiligem Boden ihr Leben für ihre Verbündeten und ihre Waffenehre dahingaben, nicht vergeblich gebracht sind.

Den inneren Zusammenbruch Bulgariens kennzeichnen folgende Worte:20

      "Die Dürftigkeit unseres sozialen Fühlens und Nationalgefühls ist der [541] Grund des Zusammenbruchs. Versagt haben alle: das Volk, die Intellektuellen, die politischen Führer und Gewalthaber; es ist falsch und eine Irreführung, nach einzelnen Schuldigen zu suchen. Zur Zeit der Befreiung ging unter dem Einfluß des allgemeinen Unglücks das Nationalgefühl hoch. Doch gleich nach der Befreiung dachte keiner daran, die Ansätze des Nationalgefühls zu entwickeln. Jeder kleine und große Führer der verschiedenen Parteien suchte bloß die allerniedrigsten Gefühle im Volk für seine eigenen Zwecke auszubeuten. Sie frönten den materiellen Volksinstinkten. Demagogie, Furcht, Eitelkeit, Strebertum wurden Hauptäußerungen und Mittel unseres politischen und staatlichen Lebens."

Diese Verhältnisse übertrugen sich auch auf die bulgarische Armee. Mangel an Ausrüstung, Bewaffnung, Bekleidung, Ernährung und völliges Versagen des Nachschubs, allgemeine Drückebergerei und schließlich offene Meuterei brachen das Heer zusammen. Hinzu trat aber auch Bestechung durch die Entente, deren Organ der in Sofia auch nach der Kriegserklärung verbliebene amerikanische Gesandte war. Im bulgarischen Volke selbst war die "Partei des Friedens um jeden Preis" emsig am Werke und hat zum schweren Schaden des Landes schließlich die Oberhand gewonnen.

Auch hier ist festzustellen, daß die in die bulgarische Front eingesprengten deutschen Truppen21 bis zum letzten Augenblick ihre Schuldigkeit getan haben. Das beim Rückzuge in den mazedonischen Bergen erduldete Martyrium und alle unerhörten Leiden auf dem Rückzüge wurden mit Ehren bestanden.

Es war nötig, auf die Zusammenbrüche von Bulgarien und der Türkei einzugehen, denn gerade die Folgen der über die Südostfront schnell hereinbrechenden Katastrophen haben an der Festigkeit der deutschen Fronten erheblich gerüttelt und dort schneller zum traurigen Abschluß gedrängt.

Die bulgarische Regierung hat Deutschland den Vorwurf gemacht, sie an Bewaffnung, Ausrüstung und Bekleidung nicht genügend unterstützt zu haben. Diesen Vorwurf hat sie als Grund des Versagens hingestellt. Der Vorwurf ist eine glatte Erfindung. Deutschland hat, wie Zahlen22 beweisen, unterstützt, [542] wie es nur konnte. Die bulgarische Regierung aber hat das, was ihr für die Armee gesandt wurde, dieser nicht zukommen lassen, sondern für einen künftigen Krieg zurückgehalten. Als dann die Bekleidung der bulgarischen Armee derart wurde, daß es so nicht mehr weiter ging, wurden Bekleidung und Ausrüstung direkt an die Oberkommandos gesandt. Das nahm die bulgarische Regierung übel.

Hauptschuld an dem Verhalten der bulgarischen Regierung trug der Ministerpräsident Malinoff. Er stand innerlich auf seiten der Entente. Das beweist seine Erklärung in geheimer Sobranjesitzung am 30. September: "Sie wissen meine Herren, daß ich stets gegen diesen Krieg gewesen bin." Gegen den Erwerb Morawiens und der Dobrudscha war er gleichgültig. Seine Reise zur Front kurz vor dem Zusammenbruch soll keineswegs dazu beigetragen haben, die Truppen zum Durchhalten zu begeistern, sondern Stimmung für einen Waffenstillstand und Frieden zu machen.

Auch der Chef des bulgarischen Generalstabs, General Lukow, hat aus seiner Zuneigung zur Entente kein Hehl gemacht.


2 [1/520]Vgl. Band [6], Organisationen I. Teil, Abschnitt Ausbau und Ergänzung des Heeres. ...zurück...

3 [1/523]General-Principia vom Kriege, 23. Artikel. Militärische Klassiker, Friedrich der Große, S. 86. ...zurück...

4 [1/524]Ende 1917 war die ... Division beiderseits des Unterrheins bereitgestellt; ihrer vier Infanterieregimenter setzten sich fast ausnahmslos aus 18jährigem jungen Ersatz zusammen, dessen Haltung viel zu wünschen übrigließ. Geradezu erschreckend waren die in drei Monaten verhängten "gerichtlichen" Strafen, die nach vielen Hunderten zählten. Auch gegen Offiziere mußte damals wegen Vergehen vereinzelt eingeschritten werden, die Zeugnis davon ablegten, daß es diesen Personen an der Offiziereignung gebrach. Nicht selten kam es vor, daß junge Leute, die an der Grenze Posten standen, nachts auf holländisches Gebiet hinüberwechselten, um bei Bauern Lebensmittel zu erbitten, die ihnen infolge der allgemeinen Notlage nicht zugeführt werden konnten. Wenn man bedenkt, daß solche Versuche fast stets mit Lebensgefahr erkauft werden mußten, wird klar, daß neben mangelndem Kriegerstolz doch auch der Hunger schon damals eine recht ausschlaggebende Rolle spielte. Es war kein Wunder, daß sich alle Tatkräftigen aus dieser zerrüttenden Langeweile der Grenzbeobachtung hinaussehnten in die reine metallene Luft der Kampfzone. ...zurück...

5 [1/525]Vgl. Vorgeschichte des Waffenstillstandes. Amtliche Urkunden, herausgegeben im Auftrage des Reichsministeriums von der Reichskanzlei (Nr. 21 u. ff.), Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1919. ...zurück...

6 [2/525]Das Friedens-und Waffenstillstandsangebot. Von Ludendorff. E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW68, Kochstr. 68 - 71. 1919. - Ferner: Kaiser und Revolution. Von Oberstlt. a. D. Alfred Niemann. Verlag von August Scherl. 1922. Berlin SW68. ...zurück...

7 [1/526]So fehlte es Anfang 1915 der in der Winterschlacht der Champagne kämpfenden ... Reservedivision im Abschnitt Tahure - Ripont - Cernay überall noch an menschenwürdiger Unterkunft und jeglicher Anregung. Trotz der von Januar bis Ende März tobenden Schlacht gelang es, viele Wohlfahrtseinrichtungen, Offizier- und Mannschaftsheime, einzurichten und durch umfangreiche Lagerbauten, die an den taktischen Verwendungsorten der Truppen in die vom Feinde abgewandten Felshänge schußsicher eingebaut wurden, den Truppen auch während der Gefechtsverwendung verhältnismäßig günstige Lebens- und Wohnbedingungen zu schaffen. So entstanden dort 11 Lagergruppen von der vorderen Linie bis zu den rückwärtigen Unterkünften. In diesem Einbau hat die Division während der Winterschlacht und später auch in der noch schwereren Herbstschlacht der Champagne 1915 ihre Stellungen zu halten vermocht. ...zurück...

8 [1/528]Aus Frankreich stammen folgende Anfang 1917 erschienene Schriften: Bulletin de l'Alliance française, Dokumente über den Krieg (von der Pariser Handelskammer in verschiedenen Sprachen), Flugblatt gegen die 6. deutsche Kriegsanleihe, eingelegt in eine aufgekaufte Auflage des Journal de Genève. Bereits 1916 waren 12 Nummern der Lettres à tous les Français abgeschlossen, weiter gefälschte Stücke der Gazettes des Ardennes (des deutschen Nachrichtenblattes im besetzten Westgebiet), gefälschte Straßburger Post, Feldpost, Kriegsblätter für das deutsche Volk, Briefe aus Deutschland. Beachtenswert ist La guerre, documents de la section photographique de l'Armée, wie das Werk englischer Herkunft The War Pictoral, ein monatliches Bilderalbum in mehreren Sprachen, das auf dem Postwege zwischen neutrale Zeitungen eingeschmuggelt wurde. Massenhaft erschien die feindliche Werbeliteratur in der Schweiz, wie S. Grumbachs: Das annexionistische Deutschland, W. Siegwarts: Großdeutschland, Mars, eine illustrierte Wochenschrift (von der Neuen Literarischen Buchhandlung in Basel). Über die Personen deutschen Stammes, die sich zum Träger der feindlichen Werbearbeit machten, schreibt Dr. Julius W. Wernsdorf, Zürich, in Dies Buch gehört dem Bundesrat, eine Studie über die deutschen Republikaner in der Schweiz während des Weltkrieges. Er schildert die Gründung der deutschfeindlichen Freien Zeitung aus Feindesmitteln und berichtet verächtlich über Dr. Brüstlein, Dr. Grelling, Dr. Rösemeier, Dr. Schlieben, Salomon Grumbach, Fernau-Latt, Dr. J. E. Stilgebauer. Als Schlußwort bringt die englische Morningpost über die vaterlandsfeindlichen Fernau und Genossen die Worte: "Ein Mensch, der die Partei seiner Feinde ergreift, während sich sein Vaterland in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt sieht, ist eine schmutzige Kreatur, die sich selbst mit der Bürde ewiger Schande beladet.... My country, right or wrong... wer sein Vaterland schädigt, wo Millionen seiner Brüder ihr Leben für dieses hingeben, mag der Zweck die Opfer rechtfertigen oder nicht, ist ein unnatürlicher Verbrecher." ...zurück...

9 [1/531]Verlag Gesellschaft und Erziehung, Berlin-Friedenau. ...zurück...

10 [1/534]Beim Einsatz der ... Reservedivision am 2. Juni 1916 westlich Peronne waren alle deutschen Fesselballone abgeschossen, deutsche Flieger kaum vorhanden. Vor der Front standen 22 feindliche Fesselballone, die weit in unsere Stellungen hineinsahen. Für eine 14-cm-Batterie war kein Schuß Munition mitgekommen, so daß um Zurückziehung gebeten werden mußte. An Artilleriemunition, besonders für die schwere Artillerie, fehlte es empfindlich. ...zurück...

11 [2/534]Die deutschen Kampfwagen im Weltkriege. Von L. Volckheim. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW68. Erst Anfang 1918 ist die erste deutsche Kampfwagenabteilung im Felde eingesetzt worden, zu spät, um ihre Erfahrungen noch für den Bau von Kampfwagen nutzbar machen zu können. Im April 1918 waren 3 deutsche und 2 Beutekampfwagenabteilungen aufgestellt. 2 weitere Beutekampfwagenabteilungen waren bis Mitte Mai 1918 verwendungsbereit. Beim Kriegsende zählte die deutsche Kampfwagentruppe nur 3 deutsche und 6 Beutekampfwagenabteilungen mit je 5 Kampfwagen, also zusammen nur 45 Wagen. England dagegen sandte bereits im September 1916 seine ersten Kampfwagen in größerer Zahl auf das Gefechtsfeld, machte dadurch praktische Erfahrungen und konnte sie für den Weiterbau nutzbar machen. Im Oktober 1918 verfügte England über 6 Brigaden mit 18 Kampfwagenbataillonen. Frankreich gebot im November 1918 schon über 27 Bataillone (1215) leichter Kampfwagen. Dieser Vorsprung konnte in den letzten beiden Kriegsjahren nicht eingeholt werden An sich war der deutsche Kampfwagen sehr kampfkräftig, aber gegen die gewaltige Überzahl der feindlichen Tanks machtlos. ...zurück...

12 [1/535]Die Psyche der Heere. Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW68. ...zurück...

13 [1/536]Denkwürdigkeiten des Generalfeldmarschalls Alfred Grafen v. Waldersee, bearbeitet und herausgegeben von Heinrich Otto Meisner. I. Bd. S. 294. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und Berlin 1922. ...zurück...

14 [2/536]Heer und Heimat. Von Generalmajor a. D. v. Wrisberg, S. 21 u. 22. Verlag von K. F. Köhler, Leipzig 1921. ...zurück...

15 [1/537]Die Ursachen unserer Niederlage. J. F. Lehmanns Verlag, Leipzig 1920. ...zurück...

16 [1/538]Aus Österreich-Ungarns Teilnahme am Weltkriege. Verlag Ullstein & Co., Berlin und Wien 1920. ...zurück...

17 [1/539]Der Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Wehrmacht im Herbst 1918. J. F. Lehmanns Verlag, München 1921. ...zurück...

18 [2/539]An sich gut und treu geschlagen haben sich auch Ungarn und Kroaten. ...zurück...

19 [1/540]Jildirim, Deutsche Streiter auf heiligem Boden. (Verlag Stalling, Oldenburg 1921.) ...zurück...

20 [2/540]Bulgarische Zeitschrift Otjetschestwo Nr. 35 vom 14. Januar 1922. ...zurück...

21 [1/541]Vgl. Der Endkampf in Mazedonien 1918. Von Otto Landfried, Oberleutnant a. D. Zugleich 4. Beiheft zum Militär-Wochenblatt. 107. Jahrgang. Verlag von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW68, 1923. Über die tadellose Haltung der deutschen Truppen in Bulgarien sagte der deutsche Oberkommandierende der mazedonischen Heeresgruppe, General von Schultz, in seinem Abschiedsbefehl vom 9. Oktober 1918: "Nie hat ihr soldatischer Geist versagt! In zähem Widerstand, hinter Abschnitten und auf Höhen sich festklammernd, haben sie dem Feinde den leichten Erfolg verwehrt. Oft ohne alle Nachrichten, in Unkenntnis der Lage, in schwierigstem, unwegsamem Gelände haben Führer und Truppe gezeigt, daß deutsche Soldaten auch in den verzweifeltesten Lagen nicht mutlos werden, daß das Vertrauen zwischen Führer und Truppe nicht zu untergraben, deutsche Disziplin nicht zu erschüttern ist! Warnend stand jedem der Zusammenbruch einer einst tapferen Armee vor Augen.... Ehre dem Andenken unserer gefallenen Kameraden! Ihre Gräber auf mazedonischer Erde werden für immer ein Denkmal deutschen Heldentums und deutscher Soldatentugend bleiben." ...zurück...

22 [2/541]Vgl. Wehr und Waffen 1914-1918. Von Ernst v. Wrisberg, Generalmajor a. D. Verlag von K. F. Köhler, Leipzig 1922, S. 187 u. ff. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte