Chronik (Teil 1)
1. September 1939
Östlicher Kriegsschauplatz. Das Oberkommando der Wehrmacht
veröffentlicht seine erste Mitteilung, nach der die deutsche Wehrmacht den
aktiven Schutz des Reiches übernommen und früh über
alle deutsch-polnischen Grenzen zum Gegenangriff angetreten ist.
Der Führer erläßt an die Wehrmacht einen Aufruf; die
Oberbefehlshaber der drei Wehrmachten erlassen Tagesbefehle.
Der Oberbefehlshaber des Heeres beauftragt den Oberbefehlshaber in
Ostpreußen mit der Übernahme der vollziehenden Gewalt in Danzig.
Das Oberkommando gibt am Abend in seinem ersten Heeresbericht bekannt,
daß an der gesamten Front die vorgesehenen Anfangserfolge erzielt worden
seien, daß die deutsche Luftherrschaft über den polnischen Raum
bereits als gesichert gelten könne und Deutschlands Flotte die Ostsee
bewache.
Innerdeutsche Ereignisse. Der Führer hält im Reichstag,
der durch Generalfeldmarschall Göring eröffnet wird, eine Rede,
in der er rückblickend die Geschehnisse darlegt, die dazu führten,
daß Deutschland den Kampf gegen Polen habe beginnen müssen; er
spricht seine Zuversicht für den kommenden Kampf aus.
Das Gesetz über die Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich wird vom
Reichstag einstimmig angenommen.
Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, richtet einen Appell an
die Parteigenossen, in dem er ihrem Wunsche, mit der Waffe in der Hand Dienst
für das deutsche Volk zu leisten, die Notwendigkeit entgegenstellt,
daß jeder auf dem ihm zugewiesenen Platz bleiben müsse.
Durch Verordnung wird ein neues Verwundetenabzeichen gestiftet.
Der Ministerrat für die Reichsverteidigung erläßt eine
Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen,
durch die vor allem das Abhören ausländischer Nachrichten
verboten wird.
Der Führer erläßt eine Amnestie für die
Angehörigen der Wehrmacht.
In der Reichshauptstadt wird der zivile Luftschutz aufgerufen. Der gesamte
Luftverkehr
mit in- und ausländischen Flugzeugen wird verboten.
Außerdeutsche und
außenpolitische Ereignisse. Der
Führer antwortet dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt auf
dessen Appell an die an den Feindseligkeiten beteiligten Länder, keine
Luftbombardements
auf die Zivilbevölkerung zu unternehmen,
dahingehend, daß er dem Vorschlag des Präsidenten bedingungslos
zustimme und seinerseits bereits in der Reichstagsrede bekanntgegeben habe,
daß die deutschen Luftstreitkräfte den Befehl erhalten hätten,
sich auf militärische Objekte zu beschränken. Eine entsprechende
Mitteilung wird der polnischen Botschaft vom Reichsaußenminister
übermittelt.
Der englische Ministerrat versammelt sich 11.30 Uhr und tagt zwei Stunden.
Anschließend tritt der Kronrat zusammen. Am Nachmittag folgt eine
Unterhaussitzung, in der Premierminister Chamberlain eine lange
Erklärung zur gegenwärtigen Situation abgibt. Durch Rundfunk wird
die Gesamtmobilmachung in England bekannt gegeben.
Die englische Regierung erklärt der niederländischen Regierung,
daß sie die Neutralität Hollands solange respektieren werde, als dies
auch von anderen beteiligten Mächten geschehe.
Der Schweizer Bundesrat beschließt die Gesamtmobilmachung.
Im dänischen Reichstag gibt Staatsminister Stauning die Erklärung
ab, daß Dänemark unbedingte Neutralität nach allen Seiten
wahren werde. Des weiteren kündigt er eine Reihe neuer
Maßnahmen an.
2. September
1939
Östlicher Kriegsschauplatz. In der Nacht vom 1. zum 2.
September wird um den südöstlich
von Mährisch-Ostrau gelegenen Jablunka-Paß heftig
gekämpft; er wird von deutschen Truppen bezwungen. Die von
Süden vorrückenden Truppen nehmen Pleß ein;
nördlich des Industriegebietes gehen die deutschen Truppen auf die Warthe
vor, nehmen Wielun, während Panzerverbände nördlich
Übergang über eine
Notbrücke
[Weltbild]
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Tschenstochaus in Richtung auf Radomsk vorrücken. Die von Pommern
her eingesetzten Heeresgruppen überschreiten die Nahe und erreichen die
Weichsel südwestlich von Graudenz. Die von Ostpreußen auf
Graudenz vorgestoßenen Truppen haben die Verbindung mit den
pommerschen Truppen nahezu hergestellt, so daß die im Korridor
befindlichen polnischen Heeresteile abgeschnitten sind.
Nachdem die Kriegsmarine die Sicherheit in der Ostsee hergestellt hat, wird die
Fischerei für dieses Meer wieder freigegeben.
Der Befehlshaber der slowakischen Armee erläßt einen Tagesbefehl
an die slowakischen Truppen.
Die Luftwaffe sichert ihren Sieg über den polnischen Luftraum durch
entscheidende Angriffe und beschießt feindliche Flieger.
Innerdeutsche Ereignisse. Der Führer stiftet das Eiserne Kreuz
neu in vier Klassen, und zwar in der ersten und zweiten Klasse, dem
Großkreuz, dessen Verleihung für überragende Taten sich der
Führer und Oberster Befehlshaber vorbehält, und dem Ritterkreuz,
das etwa dem früheren Pour le Mérite entspricht.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. In Moskau
wird amtlich bekanntgegeben, daß das Präsidium des Obersten
Sowjets Herrn Alexander Schkwarzew zum Botschafter der UdSSR. in
Deutschland ernannt hat.
Der in Kopenhagen weilende deutsche Sonderbevollmächtigte, Botschafter
von Hassell, wird von dem dänischen Staatsminister Stauning
empfangen.
Mussolini macht einen neuen Vorschlag zur friedlichen Lösung des
Konflikts.
Die englische Regierung übermittelt der Reichsregierung eine
herausfordernde Note mit der Forderung, die deutschen Truppen in ihre
Ausgangsstellungen zurückzuziehen.
Im englischen Unterhaus bringt Arbeitsminister Brown das Wehrpflichtgesetz
(für alle männlichen Diensttauglichen im Alter
von 18-40 Jahren) ein.
Das englische Kabinett veröffentlicht 17 Notverordnungen
inner- und wirtschaftspolitischer Art. In London werden Festpreise für
Lebensmittel eingeführt. Die Versicherungsprämien werden um 50%
erhöht.
Die irische Regierung ordnet die sofortige Mobilmachung der irischen, 25.000
Mann starken Armee an.
In Frankreich wird mit der Gesamtmobilmachung begonnen.
Das französische Parlament tritt zusammen. Ministerpräsident
Daladier hält eine Rede, in der er Deutschland des Angriffs auf Polen
bezichtigt und erklärt, die französischen Interessen stünden
unmittelbar auf dem Spiel.
Die portugiesische Regierung erklärt ihre Neutralität.
3. September
1939
Durch Bomber vernichteter
kriegswichtiger polnischer Betrieb
[Associated Press]
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Östlicher Kriegsschauplatz. Östlich von Pleß
erkämpfen deutsche Truppen den Weichselübergang. Aus Schlesien
vorrückende deutsche Verbände drängen zwischen der
Hohen Tatra und dem Industriegebiet den zurückweichenden Gegner
auf Krakau zu. Bei Culm erreichen die von Pommern her eingesetzten deutschen
Truppen die Weichsel, während nördlich des Industriegebietes im
schnellen Marsch auf
Linie Koniepol-Kamiensk vorgegangen wird. Bei Graudenz durchstoßen
sie die Frontlinie der Festung. Die aus Ostpreußen vorgehende
Heeressäule nimmt Przasnysz. Verschiedene Eisenbahnlinien und
Truppentransporte werden von der deutschen Luftwaffe bombardiert.
Der Führer an der Ostfront
[Atlantic - Presse Hoffmann]
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Deutsche Zerstörer beschießen im Kriegshafen von Hela liegende
feindliche Schiffe mit Erfolg. In der Danziger Bucht wird ein
polnisches U-Boot versenkt.
Von Berlin aus begibt sich der Führer 9 Uhr abends an die Ostfront.
Innerdeutsche Ereignisse. Der Führer erläßt Aufrufe
an die Soldaten der Ostarmee, der Westarmee, an die Partei und an das deutsche
Volk.
Der Präsident des deutschen Roten Kreuzes ruft zur Mitarbeit auf.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. Um 9 Uhr
wird der deutschen von der englischen Regierung mitgeteilt, daß
Großbritannien, wenn London bis 11 Uhr keine Antwort im befriedigenden
Sinne erhalte, sich als im Kriegszustand mit Deutschland befindlich
betrachte.
Dieses englische Ultimatum wird von der Reichsregierung durch ein
Memorandum beantwortet, das die englische Forderung ablehnt und nochmals die
Schuld der polnischen und der englischen Regierungen feststellt.
Das englische Kabinett wird in ein Kriegskabinett umgebildet, Churchill und
Eden treten ein. Der König richtet eine Botschaft an das Empire, in der er
die falschen Behauptungen Chamberlains wiederholt.
Der französische Botschafter in Berlin, Coulondre, erscheint 13 Uhr beim
Reichsaußenminister und teilt mit, daß sich Frankreich ab 17 Uhr
verpflichtet sehe, Polen Beistand zu leisten, es sei denn, Deutschland zöge
seine Truppen aus Polen zurück.
Der Führer empfängt den neuernannten sowjetrussischen Botschafter
zur Übergabe seines Beglaubigungsschreibens.
Eine Lügenmeldung des englischen
Informationsministeriums besagt, ein deutsches Unterseeboot habe 200
Meilen westlich der Hebriden den englischen Passagierdampfer "Athenia" torpediert, der
hauptsächlich amerikanische Passagiere an Bord gehabt habe.
Zwei Angehörige der deutschen Botschaft in Warschau werden von der
polnischen Regierung aus dem Zuge heraus vor dem Grenzübertritt in
schwerster Verletzung der Völkerrechtsbestimmungen verhaftet.
Die belgische Regierung erklärt offiziell allen interessierten Regierungen
ihre Neutralität.
Die dänische Regierung beschließt, in ihren Hoheitsgewässern
Minensperren anzulegen.
4. September
1939
Östlicher Kriegsschauplatz. Der Führer ist bei den
Truppen, die bei Culm über die Weichsel gehen, eingetroffen.
Ostrowo, Krotoschin und Lissa werden genommen; damit entfällt
für die Polen die Möglichkeit, die Warthestellung zu halten.
Bei den Kämpfen in Ostoberschlesien und Südpolen werden 15.000
Gefangene gemacht. In der Nähe von Lodz werden sechs polnische
Flugzeuge vernichtet und neun weitere kampfunfähig gemacht. Die 7.
polnische Division wird südöstlich von Tschenstochau aufgerieben
und der Divisionsstab gefangen genommen. Die Polen ziehen sich aus dem
ostoberschlesischen Industriegebiet zurück. Die Deutschen erzwingen den
Übergang über die Warthe bei Sieradz und befinden sich im
raschen Vormarsch auf Krakau. Die planmäßige
Durchführung eines polnischen Rückzuges wird durch die deutsche
Luftwaffe verhindert. Die Stadt Mlawa wird von den aus Ostpreußen
vorgehenden Truppen nach hartem Kampf eingenommen. Eine deutsche
Bei Wilhelmshaven
abgeschossener Engländer
[Presse-BZ. - Horster]
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Sanitätskompagnie wird von einer polnischen Kavalleriebrigade
angegriffen, die Mannschaft und Verwundete niedermetzelt.
In der Ostsee wird ein zweites polnisches U-Boot versenkt.
Westlicher Kriegsschauplatz. Ein englisches Bombengeschwader greift
Wilhelmshaven und Cuxhaven an; zwölf Flugzeuge werden
abgeschossen.
Innerdeutsche Ereignisse. Generalfeldmarschall Göring
erläßt zwei Aufrufe im Hinblick auf die Luftsicherheit und etwaige
Luftangriffe: den einen an die Zivilbevölkerung, den anderen an den
zivilen Luftschutz.
Der Ministerrat für die Landesverteidigung beschließt
einschneidende kriegswirtschaftliche Maßnahmen über
Kriegssteuern (Kriegszuschlag zur Einkommensteuer), Kriegslöhne und
Kriegspreise.
Der Mieterschutz wird auf sämtliche Mietsräume ausgedehnt.
Der Ministerrat für die Reichsverteidigung ordnet die Erhöhung der
Stärke des Reichsarbeitsdienstes für den weiblichen Arbeitsdienst
auf 100.000 an, wozu nicht voll berufstätige Mädchen zwischen 17
und 25 Jahren pflichtmäßig herangezogen werden können.
Das polnische Vermögen in Deutschland wird beschlagnahmt.
Sämtliche Hochschulen bis auf 5 Universitäten, 2 Technische
Hochschulen, 1 Tierärztliche Hochschule und 1 Wirtschaftshochschule
werden geschlossen.
Wegen des starken Andranges von Freiwilligen wird verordnet, von weiteren
Freiwilligenmeldungen abzusehen.
Die Ruhestandsbeamten werden aufgefordert, sich innerhalb von drei Tagen bei
ihren früheren Behörden oder bei der zuständigen unteren
Verwaltungsbehörde zu melden.
Öffentliche Tanzlustbarkeiten werden verboten.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. In der
dänischen Stadt Esbjerg werden durch Bombenabwürfe eines
englischen Flugzeuges ein Haus zerstört und mehrere Menschen
getötet und verwundet. Ebenso verletzen englische Flugzeuge die
holländische Neutralität, indem sie, um auf deutschem Reichsgebiet
Flugblätter abwerfen zu können, das holländische
Hoheitsgebiet überfliegen.
Der englische Kreuzer "Ajax" versenkt in Verletzung der
Neutralitätsbestimmungen den deutschen Frachtdampfer "Olinda"
unmittelbar vor dem südbrasilianischen Hafen Rio Grande.
Der spanische Staatschef, General Franco, erläßt eine
Rundfunkbotschaft, durch die er die Wehrmächte ermahnt, den Konflikt
auf Polen zu beschränken.
5. September
1939
Das Muttergottesbild von Tschenstochau
[Presse-BZ.]
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Östlicher Kriegsschauplatz. Entgegen der ausländischen
Greuelpropaganda, daß Deutschland das berühmte Muttergottesbild
in Tschenstochau zerstört habe, erklärt der amerikanische Journalist
Lochner, daß das Bild unversehrt sei.
Bromberg und Graudenz werden von den polnischen Truppen geräumt,
auch die Eroberung Tschenstochaus wird nun von polnischer Seite zugegeben.
In Luftkämpfen im
Raum Warschau-Lodz werden elf polnische Flugzeuge abgeschossen. An der
Südfront erkämpfen die deutschen Truppen die Ausgänge der
Beskiden und rücken
auf Neu-Sandez vor. Die polnischen Truppen vor Krakau werden in die Stadt
zurückgeworfen. An der Warthe wird eine stark ausgebaute Bunkerlinie
durchbrochen und der Angriff in Richtung Lodz fortgesetzt. Die aus
Ostpreußen vorgehenden Truppen sind bei Rozan bis an den Narew
vorgedrungen. Von diesem Abschnitt werden 10.000 Gefangene gemeldet.
In der Ostsee wird ein drittes polnisches U-Boot versenkt.
Der Sender Kattowitz wird von deutschen Truppen besetzt und in provisorischen
Betrieb genommen. Die Städte Kattowitz und Königshütte
werden eingenommen; damit ist die Besitzergreifung des ostoberschlesischen
Industriegebietes abgeschlossen.
Die polnische Armee verhängt über deutsche Flieger, die hinter der
feindlichen Linie im Fallschirm abgesprungen sind, das Standrecht und
läßt sie in Verletzung des internationalen Kriegsrechts
erschießen.
Innerdeutsche Ereignisse. Der Vorsitzende des Ministerrates für
die Reichsverteidigung, Generalfeldmarschall Göring, ernennt
für 15 Wehrkreise Reichsverteidigungskommissare.
In Berlin wird der Ladenschluß mit Rücksicht auf die
Spätarbeiter auf 20 Uhr festgesetzt.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. In dem
amtlichen Weißbuch, das die deutsche Reichsregierung
veröffentlicht, ist die letzte Phase
der deutsch-polnischen Krise mit dokumentarischen Belegen über die
deutschen Bemühungen, den Frieden zu wahren, eingehend dargestellt.
Die britische Admiralität gibt bekannt, daß sie mit der
Erklärung des Kriegszustandes in die Blockade gegen Deutschland
eingetreten sei. Englische Kampfflugzeuge verletzen erneut die
holländische Neutralität; die holländische Flugabwehr feuert
auf die englischen Maschinen.
Die dänische Regierung fordert Schadenersatz für das englische
Bombardement der Stadt Esbjerg.
In der südafrikanischen Union tritt der bisherige Premierminister, General
Hertzog, der für die Neutralität Südafrikas eintritt,
zurück; General Smuts, der schon während des Weltkrieges
Premierminister war, übernimmt die Regierung; die diplomatischen
Beziehungen zu Deutschland werden abgebrochen.
In Amerika proklamiert Präsident Roosevelt in einer Rundfunkansprache
die Neutralität der Vereinigten Staaten.
Die schweizerische Regierung verbietet den Export von Waffen und den Versand
von Propagandaschriften an die Kriegführenden.
Jugoslawien und Bulgarien erklären ihre Neutralität, Japan seine
Absicht, sich auf den Chinakonflikt zu konzentrieren. Des weiteren
erklären Rumänien, Argentinien, Uruguay und Paraguay ihre
Neutralität.
6. September
1939
Straßenkämpfe in Bromberg
[Scherl. Bösig]
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Östlicher Kriegsschauplatz. Warschau wird von der polnischen
Regierung verlassen, die nach Lublin flieht.
Die deutschen Truppen nehmen die Festung Bromberg. Im Süden
wird Neu-Sandez und am Rande
des Lysa-Gora-Gebirges der wichtige Knotenpunkt Kielce genommen.
Nachdem die deutschen Truppen kampflos in Krakau eingerückt sind,
erweisen der kommandierende General sowie der Divisionskommandant dem
Grabe Pilsudskis militärische Ehren; außerdem wird eine
Verwundten-Transport
[Presse-BZ. - Stiehr]
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Ehrenwache aufgestellt. Die Soldaten werden in einem Tagesbefehl des
Oberbefehlshabers des Heeres dazu aufgefordert, dem Feind an der Klinge zu
bleiben.
Über die deutschen Verluste wird mitgeteilt, daß sie sich auf 0,04
Prozent an Toten und auf 0,25 Prozent an Verwundeten belaufen.
Innerdeutsche Ereignisse. Ein Reichsleitungsgesetz regelt die
Verwendung von Sachwerten für gemeinnützige Zwecke.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. Die
britische Regierung gibt offiziell zu, daß die dänische Stadt Esbjerg
von einem englischen Flugzeug bombardiert worden ist.
Der englische König empfängt Winston Churchill, der als Erster
Lord der Admiralität ins britische Kabinett eingetreten ist.
Der deutsche Dampfer "Franken" wird in neutralen holländischen
Gewässern von englischen Flugzeugen angegriffen: Ein neuer
Neutralitätsbruch durch England. Der Dampfer läuft sodann in den
Hafen Padang auf Sumatra ein.
Die Pariser Regierung richtet das polnisch-französische Bündnis auf
die erweiterten Bestimmungen
des polnisch-englischen Vertrages aus.
In Bukarest findet im königlichen Palais eine Ministerratssitzung in
Anwesenheit des Königs statt, in der beschlossen wird, strikte
Neutralität zu üben.
Japan erklärt, daß seine Feststellung, dem europäischen
Konflikt fernzubleiben, nicht einer offiziellen Neutralitätserklärung
gleichkomme.
7. September
1939
Ausländische Journalisten
bei den Opfern von Bromberg
[Weltbild - Fremke.]
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Östlicher Kriegsschauplatz. Der Führer besichtigt die
große Rückzugsstraße der Polen. Unter der Devise: "Die
Luftherrschaft an der Ostfront ist Euer!" erläßt Generalfeldmarschall
Göring einen Tagesbefehl an die Luftwaffe. Die Deutschen nähern
sich Lodz. Die deutschen Truppen stellen bei ihrem Einmarsch
Die Einnahme
der Westerplatte
[Presse-BZ.]
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in Bromberg entsetzt fest, daß die Polen in dieser Stadt
barbarisch gegen die deutschstämmige Zivilbevölkerung
gewütet haben.
Die polnische Besetzung der Westerplatte ergibt sich den deutschen Truppen.
Die Deutschen setzen ihren Vormarsch nördlich
des Lysa-Gora-Gebirges auf Kamiena zu fort. Südostwärts von
Gorlice und östlich von Tarnow gehen sie gegen die Wisloka vor. Von
Südosten her nähern sich Panzertruppen bis auf 60 Kilometer der polnischen
Begeisterter Empfang deutscher Truppen
[Atlantic - Fremke]
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Hauptstadt. Auf dem nördlichen Korridorabschnitt wird bei
Pultusk und Rozan der Narew überschritten, während andere
Truppenteile über die Drewenz gehen.
Westlicher Kriegsschauplatz. Die Londoner Territorialarmee wird
einem gemeinsamen Heeresbefehlshaber unterteilt.
Innerdeutsche Ereignisse. Englische Staatsangehörige in
Deutschland werden aufgefordert, sich innerhalb 24 Stunden bei ihrer
nächsten deutschen Ortspolizeibehörde zu melden.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. Das
Oberkommando der Wehrmacht gibt eine Erklärung zum "Athenia"-Fall" heraus, aus der hervorgeht,
daß Deutschland an der Torpedierung des Passagierdampfers nicht hat
beteiligt sein können.
Die englische Regierung teilt den beteiligten Ländern mit, daß die
Londoner Flottenverträge für die Dauer des Kriegszustandes
ungültig seien. Ferner kündigt England das Abkommen über
den Haager Schiedsgerichtshof.
Wieder verletzen englische Flugzeuge das Neutralitätsgesetz: Sie
überfliegen Belgien, Holland und Norwegen.
England gewährt der polnischen Regierung
eine 8½ Millionen-Pfund-Anleihe, um die Polen seit langem
bemüht war.
Der amerikanische Staatssekretär Hull begrüßt die Initiative
des spanischen Staatschefs zur Lokalisierung des Krieges und schließt
sich im Namen der Vereinigten Staaten der Ansicht Francos an.
Im Mittelmeer wird der Schiffsverkehr zwischen Italien und den neutralen
Balkanländern wieder aufgenommen. Auch der Schnellzugverkehr
zwischen Paris und Rom wird wieder in Gang gesetzt.
8. September
1939
Östlicher Kriegsschauplatz. Die deutschen Truppen setzen ihren
schnellen Vormarsch an allen Frontabschnitten fort und treiben die Polen in
ungeordneter Flucht vor sich her.
Östlich der Weichsel, bei Sandomir, stehen deutsche Truppen;
südlich von Warschau nehmen sie bei ihrem Vormarsch auf Lublin Zwolen
und Radom. Nordöstlich der Hauptstadt, am Bug, werfen sie die Polen in
östlicher Richtung zurück.
Am Nachmittag dieses Tages, 17.15 Uhr, dringen die ersten deutschen Soldaten
in Warschau ein. Die von den Polen geräumte Provinz Posen wird besetzt.
Der Sender Warschau I fällt in deutsche Hand.
Westlicher Kriegsschauplatz. Zwei französische Flugzeuge
werden auf dem westlichen Kriegsschauplatz abgeschossen.
Eine Falschmeldung des britischen Informationsministeriums über einen
Luftangriff auf Berlin muß das gleiche Ministerium noch am selben Tage
dementieren. Englische Küstenbatterien feuern versehentlich auf eigene
Flugzeuge.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. England
verletzt erneut viermal die holländische Neutralität.
Japan fordert England und Frankreich auf, die Truppen aus dem Fernen Osten
zurückzuziehen. Nur die Vereinigten Staaten und Italien dürfen ihre
Streitkräfte dort belassen.
9. September
1939
Östlicher Kriegsschauplatz. Bei den aus Ostpreußen
vorstoßenden Truppen an der Nordfront trifft der Oberbefehlshaber des
Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, ein. Lodz wird von deutschen Truppen
besetzt.
Im Weichselbogen zwischen Sandomir und Kutno beginnt die Abschneidung des
polnischen Truppengros von seinen rückwärtigen Verbindungen.
Ebenso werden bei Radom mehrere Divisionen von der Weichsel abgeschnitten.
Auf dem nördlichen Abschnitt gehen die deutschen Truppen beiderseits der
Weichsel westlich bis Wloclawek und nordostwärts von Plock vor. Um
Lomza am Narew wird gekämpft. Bei Lublin werden sieben polnische
Flugzeuge abgeschossen, acht weitere am Boden durch Bomben schwer
beschädigt.
Die östliche Reichsgrenze, die durch den Vormarsch der deutschen
Truppen gesichert worden ist, wird zur rückwärtigen Grenze des
Operationsgebietes erklärt.
Die polnische Regierung soll sich auf dem Wege nach
Lemberg, Brest-Litowsk oder Rumänien befinden.
Westlicher Kriegsschauplatz. Über einigen Städten
Nord- und Westdeutschlands werfen in der Nacht zum 9. September britische
Flugzeuge Flugblätter ab. Über Thüringen stürzt ein
englisches Flugzeug ab und seine Besatzung wird gefangengenommen.
In der Nähe von Saarbrücken findet die erste
Gefechtsberührung zwischen Spähtrupps und Vorposten statt.
Innerdeutsche Ereignisse. Unter dem Stichwort: "Das deutsche Volk ist
zum Krieg und zum Frieden bereit" spricht Generalfeldmarschall Göring
in
den Rheinmetall-Borsig-Werken in Tegel zu der Gefolgschaft und zum ganzen
deutschen Volk.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. Zwischen
Italien und Deutschland wird der durchgehende Zugverkehr wieder
aufgenommen.
England setzt seine Serie von Neutralitätsverletzungen fort: Ein belgischer
Flieger wird von englischen Fliegern angegriffen und abgeschossen.
Holland und Dänemark ergreifen neue Maßnahmen zur Sicherung
ihrer Neutralität.
Durch eine vor dem bereits von englischen Flugzeugen bombardierten
dänischen Hafen Esbjerg ausgelegte Minensperre wird der Verkehr mit
diesem wichtigsten Fischereihafen Dänemarks stillgelegt. Durch die
Veröffentlichung erster Konterbandelisten gibt die englische Regierung
den Einsatz des Wirtschaftskrieges gegen Deutschland und gegen die
neutralen Länder bekannt.
10. September
1939
Östlicher Kriegsschauplatz. Die Deutsche Heeresgruppe vor
Warschau wird vom Führer durch einen Frontflug inspiziert.
Durchbruchsversuche der eingeschlossenen polnischen Heeresteile werden in den
verschiedenen Frontabschnitten vereitelt. Der Gegner wird in Südpolen
über den San zurückgedrängt. Im Norden, am Narew, werden
zwei Brückenköpfe errichtet. Die westlichen Stadtteile Warschaus
werden von polnischer Artillerie im Osten her beschossen. Im Korridor wird der
Kriegshafen Gdingen eingeschlossen.
Beim Verhör der Rädelsführer der Bromberger Mordnacht stellt es sich heraus, daß
Mitglieder des englischen "Secret Service" das Blutbad veranlaßt und
organisiert haben.
Westlicher Kriegsschauplatz. Von französischen
Aufklärungsflugzeugen wird versucht, über deutschem Gebiet
Orientierungsflüge durchzuführen. Dabei werden drei der Flugzeuge
abgeschossen. Die Besatzung eines auf deutschem Boden landenden
Kampfflugzeuges wird gefangengenommen. Der geräumte Flugplatz
Saarbrücken wird von französischer Seite beschossen. Zwei die
Operation leitende französische Flugzeuge werden abgeschossen.
Außerdeutsche und außenpolitische Ereignisse. Das
Londoner Schatzamt gewährt der Regierung einen
500 Millionen-Pfund-Kredit.
In London trifft eine polnische Militärabordnung ein.
Frankreich kündigt das internationale Abkommen über den Haager
Schiedsgerichtshof.
Kanada teilt mit, daß es sich als im Kriegszustand mit Deutschland
befindlich betrachte.
Präsident Roosevelt erklärt den "außerordentlichen Zustand".
Das Friedenskontingent der amerikanischen Wehrmachtsteile wird
erhöht.
In der Ukraine, in Weißrußland, sowie in den Militärbezirken
von Leningrad, Moskau, Kalinin und Orel werden Reservisten in die Rote Armee
einberufen.
Unser Kampf in Polen
Die Vorgeschichte - Strategische Einführung - Politische und kriegerische
Dokumente