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[Bd. 1 S. 230]
Meister Eckhart, etwa 1260 - 1327, von Herbert Grundmann

Meister Eckhart.
Eckhart von Hochheim,
bekannt als Meister Eckhart, auch Eckehart. [Nach minisdelcuento.wordpress.com.]
Eine wunderbare, halb in Nebel gehüllte, beinahe christlich-mythische Gestalt – so hat Joseph Görres vor über hundert Jahren den Meister Eckhart genannt, dessen Werk damals nach langer Vergessenheit wieder zum geistigen Besitz unseres Volkes zu werden begann. Seitdem hat man mit unablässigem Eifer der Lehre und dem Leben, dem Wesen und dem Werk des großen Mystikers nachgespürt. Keinem anderen Denker des deutschen Mittelalters hat sich die lebendige Teilnahme für Glaube, Geist und Sprache unserer Vergangenheit so eindringlich zugewandt wie ihm, den man nicht nur als historische Gestalt, sondern als Zeugen deutscher Art, deutschen Denkens und Gottsuchens beschwört und verehrt. Trotz alledem läßt sich aber auch heute noch das Bild seines Wesens nicht klar und eindeutig aus seinen Werken ablesen. Noch ist nur ein kleiner Teil seiner Schriften bekannt. Was von seinen deutschen Predigten, die seinen Ruhm bei den Zeitgenossen wie in der Gegenwart begründeten, erhalten blieb und zugänglich gemacht wurde, ist durch die Überlieferung getrübt und vielfach entstellt. Seine geistige Eigenart und Bedeutung, der Sinn und Gehalt seiner Lehre ist daher vielfältiger Deutung ausgesetzt, noch immer voller Rätsel und heute umstrittener als je. Das meiste, was über ihn gesagt worden ist, hat dem Zweifel, dem Widerspruch und besserer Einsicht wieder weichen müssen; aber noch reicht unser Wissen nicht aus zu einer endgültigen, überzeugend begründeten Deutung seines Wesens aus seinem Werk. Jetzt erst schickt sich die Wissenschaft an, seine geistige Hinterlassenschaft vollständig und in reiner Form bekanntzumachen. Bis diese Aufgabe gelöst ist, bleibt jeder Versuch einer Darstellung Meister Eckharts vorläufig und wird sich erst später an der vollen Kenntnis seiner Werke bewähren oder berichtigen müssen.

Wer nicht einer "eigenen Auffassung" allzu weiten Spielraum lassen will gegenüber der gültigen, stichhaltigen Erkenntnis, der wird sich zunächst und vor allem Eckharts geschichtliche Gestalt, sein Leben und Wirken in seiner Zeit vergegenwärtigen müssen. Denn seine Schriften und Predigten, seine Worte und Gedanken sind schon von den Zeitgenossen und erst recht von der Nachwelt vielfach mißverstanden und falsch gedeutet worden; das hat er selbst als sein Verhängnis beklagt. Was wir dagegen von seinem Leben wissen, das spricht unmißverständlich und unbestreitbar vom Schicksal und Wesen dieses Menschen, wie er wirklich war. Zwar läßt sich auch sein Lebensgang nur ziemlich mühsam und [231] unvollständig aus vereinzelten Zeugnissen erschließen. Wir haben kein Bild von ihm, keine Beschreibung seiner Persönlichkeit, keine Schilderung seines Lebens und seines Wirkens von einem, der ihn kannte. Niemand berichtet, wann er geboren ist. Kein Zeitgenosse erzählt uns, wann und wie der Meister starb. Nur dürftige Mitteilungen über seine Mönchs- und Gelehrtenlaufbahn und über die tragischen Ereignisse seiner letzten Jahre, da man ihn als Ketzer anklagte, geben uns Anhaltspunkte, um den Verlauf dieses Lebens zu verfolgen. Sie lassen sich ergänzen durch die Ordnungen und Regeln, die der Predigerorden des Dominikus allen seinen Mitgliedern für ihre Ausbildung und Betätigung vorschrieb, die also auch Eckhart als Dominikanermönch befolgt haben muß. Nur ganz selten fällt aus Eckharts eigenen Worten und Schriften ein Streiflicht auf sein eigenes Dasein. Aber so ungenügend das alles ist, um ein Menschenleben in voller Wirklichkeit anschaulich zu machen, so unverkennbar und eindrucksvoll treten doch darin die entscheidenden Züge seiner Persönlichkeit, seines Schicksals, seiner Bedeutung für seine Zeit und sein Volk hervor.

Sein Name taucht zuerst in gesicherter Überlieferung auf, als er im Jahre 1302 an der Pariser Universität die Würde eines Magisters der Theologie und damit das Recht erwarb, als Lehrer an der höchsten Ordensschule der Dominikaner zu wirken, die mit der Universität Paris verbunden war. Damals war er aber bereits ein Mann von vierzig Jahren oder mehr. Was er bis dahin gewesen war und wo er gelebt hatte, wüßten wir überhaupt nicht, wenn nicht die Überschrift zu einer Sammlung erbaulicher Belehrungen und mystischer Unterweisungen verriete, daß diese "Reden der Unterscheidung", die er selbst oder seine Zuhörer aufzeichneten, von dem "Vicarius von Thüringen, dem Prior von Erfurt, Bruder Eckhart Predigerordens" vor frommen Frauen und Nonnen gehalten wurden, seinen geistlichen Kindern, "die in dieser Rede fragten viel Dings, da sie saßen in collacionibus, in Gesprächen miteinander". Prior in Erfurt und zugleich Stellvertreter des deutschen Provinzialpriors seines Ordens in Thüringen ist der Bruder Eckhart also gewesen, als er noch nicht Magister, noch nicht der "Meister" war. Das muß vor 1298 gewesen sein; denn seitdem war die Vereinigung jener beiden Ämter in einer Hand untersagt. In den neunziger Jahren haben wir uns daher Eckhart als Leiter des Erfurter Dominikanerklosters zu denken. Da die Brüder ein Mitglied ihres eigenen Klosters zu ihrem Prior zu wählen pflegten, darf Erfurt auch als Eckharts Heimatkloster gelten, in das er als junger Novize eingetreten war. Nicht weit entfernt von Erfurt ist somit auch sein Geburtsort zu suchen; denn wer Dominikaner werden wollte, trat nach der Vorschrift des Ordens in das Kloster ein, das seiner Heimat am nächsten lag. Diese Rückschlüsse haben sich vollauf bestätigt, seit sich in einer Handschrift unter einer seiner Predigten sein voller Name Eckhart von Hochheim gefunden hat und Beziehungen des Meisters zu einem ritterlichen Geschlecht in Hochheim, zwei Stunden nördlich von Gotha, festgestellt werden konnten. Aus dem ritterlichen Adel Thüringens ist [232] er also hervorgegangen. Mehr wissen wir über seine Ahnen nicht. Die Zeit seiner Geburt läßt sich nur ungefähr errechnen. Mit achtzehn Jahren konnte er frühestens in den Orden eintreten. Da er zu den hochbegabten Zöglingen gehörte, die würdig befunden wurden, die höchste Stufe gelehrter Bildung auf der Ordensschule in Paris zu erklimmen, so muß er, der Ordensverfassung gemäß, außer dem für alle Brüder vorgeschriebenen achtjährigen Lehrgang noch einige weitere Jahre das deutsche Generalstudium der Dominikaner in Köln besucht haben, ehe er Lesemeister seines Klosters und – mindestens drei Jahre später – Prior werden konnte. All das ergibt, daß er spätestens 1265, im Geburtsjahr Dantes, wahrscheinlich einige Jahre vorher, um 1260, geboren ist.

So umständlich und notdürftig muß man sich Eckharts Lebensgang zurechtlegen, ehe das hellere Licht geschichtlicher Zeugnisse auf ihn fällt. In der Folgezeit tritt er dann als einer der führenden Männer seines Ordens sichtbarer hervor. Als das Generalkapitel in Besançon zu Pfingsten 1303 beschloß, die große deutsche Ordensprovinz der Dominikaner in zwei Hälften zu teilen, eine nordostdeutsche "sächsische" und eine südwestdeutsche "alemannische" Provinz, wurden zur Durchführung dieser Neuordnung alle deutschen Dominikaner in ihre Heimat zurückberufen, so daß auch Meister Eckhart aus Paris in sein Erfurter Kloster heimkehren mußte. Hier in Erfurt wählte sich die neue Ordensprovinz Sachsen im Sommer 1303 zum erstenmal einen eigenen Führer, und diese Wahl fiel auf Eckhart, den einstigen Prior von Erfurt, der schon früher den Leiter der deutschen Ordensprovinz in Thüringen vertreten hatte und sich dabei die Achtung und das Vertrauen der Brüder gewonnen haben muß – sonst hätten sie ihm nicht die Führung der neuen Provinz übertragen. Der Ordensgeneral, der in Eckharts Gegenwart auf dem Pfingstkapitel des folgenden Jahres in Toulouse neu gewählt wurde, hat seine Berufung an die Spitze der norddeutschen Dominikaner sofort bestätigt. Von Eckharts Tätigkeit in diesem Amt, das ihn zu stetiger Aufsicht über die Klöster seiner Provinz verpflichtete und auf weiten Wanderungen durch ganz Niederdeutschland geführt haben wird, wissen wir zwar so gut wie nichts. Aber er muß sich trefflich bewährt und volle Anerkennung gefunden haben. Denn der Orden beließ ihn nicht nur acht Jahre lang in dieser wichtigen Stellung, sondern er betraute ihn 1307 noch dazu mit der Stellvertretung in der böhmischen Nachbarprovinz, wo er unbeschränkte Vollmacht erhielt zur Beseitigung der dort eingerissenen Mißstände. Ein lebensfremder, weltflüchtiger Grübler kann dieser führende Ordensmann also gewiß nicht gewesen sein. Er galt vielmehr damals unter den Dominikanern in Deutschland so einhellig als die tüchtigste und fähigste Kraft in der geistlichen Verwaltung und organisatorischen Leitung des Ordens, daß ihn, den Provinzial von Sachsen, im Jahre 1310 auch die südwestdeutsche Provinz an ihre Spitze berufen wollte. Aber diese Wahl hat das Generalkapitel, das im folgenden Jahr in Neapel zusammentrat, nicht bestätigt. Vielleicht Eckharts eigenen Wünschen entsprechend, hat es den Meister [233] vielmehr von seinen Ämtern entbunden, um ihn noch einmal als Lehrer auf die Pariser Ordensschule gehen zu lassen. Mehr noch als von seiner Tätigkeit in der Ordensverwaltung versprach man sich also von Eckharts Fähigkeiten als Gelehrter und Lehrer. Von seiner zweiten Lehrtätigkeit in Paris sind wiederum nur dürftige Zeugnisse erhalten, Erörterungen des Meisters über einzelne wissenschaftliche Streitfragen, wie sie im gelehrten Betrieb der Pariser Hochschule an der Tagesordnung waren. Aber damals hat er wahrscheinlich auch sein großes lateinisches Hauptwerk begonnen, das "Opus tripartitum", das seine philosophisch-religiösen Grundüberzeugungen mit wissenschaftlicher Strenge und Gründlichkeit darlegen, in einer Auseinandersetzung mit der Lehre des Thomas von Aquin erhärten und in einer Erklärung biblischer Schriften bewähren und erläutern sollte. Es ist uns nur zum kleinen Teil erhalten.

Nach dreijährigem Wirken in Paris ist Eckhart dann für immer nach Deutschland zurückgekehrt, aber nicht wieder in seine sächsische Heimat, nicht wieder in sein Erfurter Kloster, nicht wieder in seine früheren Ämter. 1314 nennt ihn eine Urkunde als Professor der Theologie in Straßburg, und seitdem ist er immer im deutschen Westen, am Rhein, geblieben, erst in Straßburg, dann in Köln. Seitdem entfaltet sich auch erst neben dem Mönch und Gelehrten der Prediger Eckhart zu voller Wirkung. Besonders in den zahlreichen Frauenklöstern des Dominikanerordens – sieben gab es allein in Straßburg zur Zeit, als Eckhart dort wirkte; ungefähr fünfundsiebzig im ganzen deutschen Sprachgebiet – gewinnt der Name des "hohen heiligen Meisters Bruder Eckardus" damals einen vertrauten Klang. Im Kloster Töß bei Winterthur, in Ötenbach bei Zürich, in Katharinenthal bei Dießenhofen am Rhein trifft man auf die Spuren seines Wirkens als Prediger und Beichtiger, von dem die frommen Frauen "gar viel guter nützlicher Lehre", geistlichen Trost und religiöse Unterweisung empfangen. Jünger und Jüngerinnen, "geistliche Töchter" des Meisters nehmen seine mystische Predigt in sich auf, erfüllen ihr religiöses Dasein mit seinen Gedanken, und bald blüht überall aus der Saat dieser Eckhartschen Verkündung ein reiches religiöses Schrifttum in deutscher Sprache auf. Daß hier ein neuer Strom unmittelbarer religiöser Wirkungen eines tiefen, gotterfüllten Geistes auf empfängliche, erlebniswillige Gemüter die starren Ordnungen kirchlicher Lehrvermittlung überflutete und dabei auch die Grenzscheiden katholischer Rechtgläubigkeit leicht in Gefahr bringen konnte, mag mancher Hüter jener Ordnungen mit Besorgnis geahnt haben. Aber zu Unrecht hat man vermutet, Eckhart habe seine Straßburger Tätigkeit aufgeben müssen, weil er zu Kreisen in Beziehung gestanden habe, die 1317 vom Straßburger Bischof der Ketzerei überführt wurden, und er sei danach abermals in Frankfurt wegen verdächtigen Umgangs mit Ketzern belangt worden. Seine Rechtgläubigkeit kann damals noch nicht angezweifelt, sein Ruhm als Gelehrter, als Lehrer und Prediger muß im Gegenteil immer reiner und stärker geleuchtet haben, sonst hätte ihn sein Orden nicht schließlich in eine der höchsten [234] und verantwortungsvollsten Stellungen berufen können, an die Spitze des dominikanischen Generalstudiums in Köln, wo er wie einst Albert der Große den besten geistigen Nachwuchs der deutschen Dominikaner zu unterrichten hatte. Heinrich Seuse, der dem dreißig Jahre älteren "heiligen Meister Eckhart" und seiner "süßen Lehre" immer dankbar die Treue gehalten hat, saß damals – um 1325 – als Schüler zu seinen Füßen; vielleicht auch Johannes Tauler, der schon als Zögling des Straßburger Dominikanerklosters den Meister gekannt haben wird. Auch in Köln wie vorher in Straßburg beschränkt sich aber Eckharts Tätigkeit nicht auf die theologische Ausbildung seiner Ordensbrüder. Auch hier wirkt er zugleich, am lebendigsten und stärksten als Prediger, wiederum vor allem in den Nonnenklöstern seines Ordens und in den Kreisen frommer Frauen, die sich zu frommer Unterweisung um die Bettelordensprediger scharten.

Gerade diese starke öffentliche Wirkung außerhalb der Ordensschule ist ihm aber zum Verhängnis geworden. Eckhart selbst hat, als man ihn der Ketzerei beschuldigte, unverhohlen erklärt: "Hätte ich weniger Anklang beim Volk gefunden und weniger Eifer für die Gerechtigkeit gezeigt, dann hätten meine Neider sicherlich nichts dergleichen gegen mich unternommen." Die Vorwürfe gegen seine Lehre, die Zweifel an seiner Rechtgläubigkeit richteten sich in der Tat nicht zuerst gegen seine gelehrten lateinischen Schriften, sondern gegen das, was er deutsch geschrieben und gepredigt hatte. Zwar sind seine deutschen Predigten, deren tiefe Wirkung den Gegnern so verdächtig war, gar nicht von ihm selbst, sondern von seinen Hörern aufgezeichnet und verbreitet worden; er konnte also auch für ihren Wortlaut nur bedingt die Verantwortung tragen. Er selbst hat nach den frühen "Reden der Unterscheidung" nur eine kleine Schrift in deutscher Sprache verfaßt, das "Buch der göttlichen Tröstung", das er wiederum zunächst einer Frau, der Königin von Ungarn, widmete. Schon als er dieses Büchlein schrieb, hat er Vorwürfe vorausgesehen und abgewehrt, weil er so hohe Lehren vor Ungelehrten spreche und schreibe. "Soll man nicht ungelehrte Leute lehren," hat er dagegen erklärt, "so wird nie jemand belehrt werden. Gerade die Ungelehrten soll man lehren, wie Christus sagt: nicht die Gesunden, sondern die Kranken bedürfen des Arztes. Sollte aber jemand meine Worte unrecht verstehen – was kann der Mensch dafür, der das rechte Wort recht gesprochen hat?" Aber seine Gegner dachten anders. Gerade dieses Trostbüchlein und eine Verteidigungsschrift, die Eckhart dazu schrieb, dienten ihnen als wichtigste Unterlage für den Vorwurf der Ketzerei. Daneben wurden zu seiner Belastung vor allem Stellen aus seinen Predigten angeführt, die Eckhart zum Teil selbst als ungenaue und entstellte Wiedergabe seiner Worte bezeichnete. Und erst in letzter Linie wurden zur Begründung der Anklage auch die lateinischen, wissenschaftlichen Schriften des Meisters herangezogen, in denen er doch seine Gedanken am ausführlichsten im Zusammenhang dargestellt hatte.

Es war jedoch gewiß nicht nur der Neid auf den ungewöhnlichen Erfolg der [235] deutschen Predigten und Schriften Eckharts, was den Kölner Erzbischof zum Einschreiten gegen ihn veranlaßte. Bedenken gegen die starke Wirkung seiner Lehren auf die Kreise einer religiösen Bewegung, die in ihrem Drang nach unmittelbarem Gott-Erleben nur schwer in den Bahnen kirchlicher Ordnung und Lehre zu halten war, vielfach sich in offenen Gegensatz dazu stellte, sind damals auch anderwärts laut geworden, auch in den Reihen des Dominikanerordens selbst. Wenn zu Pfingsten 1325 auf dem Generalkapitel in Venedig über deutsche Ordensbrüder geklagt wurde, deren deutsche Predigten den ungelehrten, für schwierige theologische Erörterungen nicht vorgebildeten Hörern leicht Anlaß zum Irrglauben geben könnten, und wenn im August desselben Jahres auch der Papst Johann XXII. einen Dominikaner damit beauftragte, Mißstände unter den deutschen Dominikanern und den ihrer Leitung unterstellten Frauenklöstern zu prüfen und abzustellen, so werden hier wie dort Bedenken und Beschwerden gegen Eckharts Wirken als Prediger vor Laien und Frauen zugrunde liegen.

Der Beauftragte des Papstes, der frühere Kölner Dominikanerlektor Nikolaus von Straßburg, hat sich dann mit den gegen Meister Eckhart erhobenen Vorwürfen befaßt. Aber während er und die Ordensleitung bemüht waren, die Sache ohne Aufsehen beizulegen und die Beschwerden abzustellen, ohne dem Ansehen und der Person des großen Gelehrten und Predigers zu schaden, hat der Erzbischof von Köln ihn öffentlich der Ketzerei angeklagt und alles darangesetzt und auch die bedenklichsten Mittel nicht gescheut, um ihn als Ketzer verurteilen zu lassen. Die parteiliche Voreingenommenheit des Erzbischofs gegen Eckhart zeigt sich schon darin, daß er zwei Franziskanermönche zur Untersuchung gegen den berühmten Dominikaner heranzog. Denn zwischen den Gelehrten der beiden Bettelorden, den dominikanischen Schülern und den franziskanischen Gegnern des Thomas von Aquino, bestand damals ein tiefer, feindseliger Gegensatz, der sich bei der Beurteilung der Lehren Meister Eckharts durch franziskanische Richter verhängnisvoll geltend machen mußte. Schon während seiner ersten Pariser Lehrtätigkeit hatte ein gelehrter Franziskaner einzelne wissenschaftliche Ansichten Eckharts als glaubenswidrig bekämpft. Während des Prozesses haben dann fanatische Franziskaner sogar dem Papst Johann XXII. und dem von ihm beauftragten Nikolaus von Straßburg Begünstigung der Ketzerei vorgeworfen, weil sie zu nachsichtig gegen Eckhart seien und sich seiner Verurteilung widersetzten. Von Franziskanern als Ketzerrichtern hatte also Eckhart wenig Verständnis für seine Lehre und keine Schonung für seine Person zu erwarten. Schlimmer war es, daß der Kölner Erzbischof auch zwei übel beleumdete Dominikanerbrüder als Zeugen und Richter gegen Eckhart auftreten ließ, die sich gegen die Ordenszucht vergangen und strafbar gemacht hatten und sich durch Helferdienste für den Erzbischof aus der Schlinge zu ziehen suchten. Als Nikolaus von Straßburg, der dem Erzbischof überhaupt das Recht bestritt, eigenmächtig gegen ein Mitglied des Dominikanerordens vorzugehen, auch gegen diese falschen Zeugen Einspruch [236] erhob, zog er sich selbst den Vorwurf zu, er begünstige und teile Eckharts Ketzerei. Aber auch Eckharts Ordensgenossen stellten die beiden Dominikaner, die vor dem erzbischöflichen Gericht gegen den Meister zeugten, auf dem Provinzialkapitel 1326 zur Rede und wiesen ihnen nach, daß sie Eckhart durch falsche Aussagen verleumdet hatten. Um dieses Treiben zu entlarven und zu durchkreuzen, wandte sich der Stellvertreter des Ordensprokurators mit einer heftigen Beschwerde an die päpstliche Kurie, und auf seinen Rat ließ Johann XXII. sogar einen dieser Zeugen festnehmen, der am päpstlichen Hof in Avignon die Hetze gegen Eckhart fortsetzen wollte. Diese Vorgänge zeigen deutlich genug: nicht der Dominikanerorden und nicht das Papsttum, sondern der Kölner Erzbischof hat die Anklage und die Verurteilung Eckharts mit allen Mitteln betrieben.

Eine Seite aus Eckharts Stellungnahme zur Anklage.
Eine Seite aus Eckharts Stellungnahme zur Anklage.
Handschrift Soest, Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek, Codex Nr. 33, Blatt 57v.
[Nach wikipedia.org.]

"Wer Eckharts Leben wirklich kennt", hat damals ein Vertreter der Ordensleitung an den Papst geschrieben, "der kann an seiner Rechtschaffenheit und an seinem Glauben nicht zweifeln." Der Meister selbst aber war sich seiner Reinheit und Unschuld so unbeirrbar bewußt, daß er sich arglos zu einer Erklärung und Rechtfertigung der beanstandeten Sätze aus seinen Schriften und Predigten bereit finden ließ – obgleich auch er den Erzbischof nicht für berechtigt hielt, ihn vor sein Inquisitionsgericht zu fordern. Er hat sich redlich bemüht, die Mißverständnisse seiner Gegner zu berichtigen und damit ihre Anklage zu entkräften. Denn er war überzeugt, daß an seiner Rechtgläubigkeit nur der Unverstand oder der böse Wille von Menschen zweifeln könne, die alles, was über ihre Fassungskraft geht, für Irrtum halten und jeden Irrtum für Ketzerei. Daß auch er irren könne, gab er bereitwillig zu, denn das hänge vom Verstand ab, der fehlgehen kann. Ein Ketzer aber könne er nicht sein, denn das sei eine Frage des Willens, und er wollte rechtgläubig sein und war bereit, seine Lehre dem rechtmäßigen Urteil des Papstes und der Kirche zu unterstellen. Den Kölner Erzbischof aber und seine befangenen, verständnislosen Richter hielt er nicht für befugt, über seine Lehre zu urteilen. Als sie trotz seiner Rechtfertigungsschrift den Prozeß gegen ihn fortsetzten und in die Länge zogen, als er die Überzeugung gewann, daß es ihnen nicht auf eine klare und rasche Entscheidung über die Vereinbarkeit seiner Lehre mit dem Kirchenglauben ankam, sondern daß es auf die Verunglimpfung seiner Person und seines Ordens abgesehen war, legte er am 24. Januar 1327 Berufung an den päpstlichen Stuhl ein und versprach im voraus, dessen Entscheidung anzuerkennen. Und noch ehe das erzbischöfliche Gericht die Verlegung des Prozesses an die Kurie nach Avignon bewilligt hatte, gab Eckhart am 13. Februar in der Kölner Dominikanerkirche nach der Mittagspredigt eine öffentliche Erklärung ab, die er von einem seiner Ordensgenossen lateinisch verlesen ließ und selbst Satz für Satz deutsch wiederholte: Gott solle sein Zeuge sein, daß er jeden Irrtum im Glauben wie jede Verderbnis der Sitten immer verabscheut und nach Kräften zu vermeiden gesucht habe, wie es seinem Stand als Lehrer und als Mitglied seines Ordens gezieme. Wenn sich aber in dem, was er [237] irgendwann und irgendwo öffentlich oder heimlich geschrieben, gesagt, gepredigt habe, Irrtümliches oder Mißverständliches gegen Glauben und Sitten finde, so widerrufe er das öffentlich und ausdrücklich – um so mehr, als er gehört habe, daß er in seinen Predigten manchmal falsch verstanden worden sei und ihm daher Aussprüche zur Last gelegt würden, die er nicht so gesagt oder anders gemeint hatte. Er gab also in dieser feierlichen Erklärung keineswegs zu, falsche Lehren vertreten und verbreitet zu haben; er besorgte nur, daß manche seine Predigten falsch verstanden hätten. Wenn aber wirklich Irrlehren in seinen Predigten und Schriften enthalten wären, will er natürlich nicht an ihnen festhalten, sondern sie widerrufen. Mit ganz reinem Gewissen war er zweifellos noch immer überzeugt, daß eine gerechte Prüfung seiner Sache an der päpstlichen Kurie seinen guten Ruf als rechtgläubiger Denker, Lehrer und Prediger wiederherstellen müßte.

Das Ketzergericht des Kölner Erzbischofs hat ihm zwar die Verlegung des Prozesses nach Avignon verweigern wollen; aber das Verfahren gegen Eckhart ist trotzdem, wie er es wünschte und kraft der Vorrechte seines Ordens beanspruchen konnte, vor die päpstliche Kurie gezogen worden. Ein Ausschuß gelehrter Theologen hat sich dort noch einmal eingehend mit Eckharts Lehren und Schriften befaßt. Aber obgleich nun dabei schwerlich böser Wille und sicherlich kein philosophischer Unverstand im Spiele war, ist doch auch diese Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, eine Reihe von Sätzen aus Eckharts Schriften und einzelne Gedanken, die er in seinen deutschen Predigten verbreitet haben sollte, seien mit der kirchlichen Glaubenslehre unvereinbar, wenigstens aber mißverständlich und verfänglich. Noch einmal ist dem Meister Gelegenheit gegeben worden, sich zu diesen Anklagen zu äußern. Er ist selbst, wahrscheinlich im Sommer 1327, am päpstlichen Hof in Avignon erschienen und hat zu den beanstandeten Sätzen Erklärungen abgegeben, um die Zweifel an ihrem rechtgläubigen Sinn zu beheben. Überzeugt hat er damit seine Richter nicht. Die päpstliche Kommission hat die Entscheidung gefällt, daß sechsundzwanzig Sätze aus Eckharts Schriften und Predigten ihrem Wortlaut nach – möge sie der Meister im Zusammenhang seines Denkens auch anders gemeint haben – von der katholischen Glaubenslehre abweichen und zum mindesten den Keim und die Gefahr der Ketzerei in sich tragen. Dieser Entscheidung hat sich Eckhart in seinem unbedingten Willen zu kirchlicher Rechtgläubigkeit fügen müssen. Auch jetzt noch hat er zwar nicht seine Überzeugungen preisgegeben und seine Lehre widerrufen. Ihm blieb es unerschütterlich gewiß, daß alles, was er gedacht, gesagt, geschrieben hatte, so wie er es meinte und im Ganzen seiner Lehre begründete, mit dem Glauben der Kirche im tiefsten übereinstimmte. Aber er hatte die schmerzliche Einsicht gewinnen müssen, daß seine Gedanken Mißverständnissen ausgesetzt waren, als widersprächen sie dem rechten Glauben. Hat auch er schließlich die Ansicht seiner Ankläger und Richter sich zu eigen machen müssen, daß er als Prediger einer abgründig tiefen und kühnen Gottes- und Seelenlehre trotz seiner rechtgläubigen Gesinnung und gegen [238] seinen Willen für schwächere, unklare, ungeschulte Geister gefährlich werden und in den Herzen einfältiger Gläubiger Verwirrung und Unheil stiften könnte? Oder hat er diese Besorgnis der kirchlichen Behörden selbst für das tiefere Mißverständnis gehalten, geboren aus der Blindheit für die religiösen Werte und die lebendigen Wirkungen der deutschen Mystik, die mit dem bloßen Maßstab dogmatischer Rechtgläubigkeit nicht zu ermessen sind? Wir wissen es nicht. Gleichviel, er hat sich dem Urteil der Kirche gefügt. Sofern die beanstandeten Sätze aus seinen Schriften, und was er sonst als Lehrer und Prediger geschrieben und gesagt hatte, in einem irrigen, ketzerischen, glaubenswidrigen Sinn verstanden – das heißt nach seiner Überzeugung: mißverstanden werden und dadurch gläubige Menschen in die Irre führen könnten, hat er sie widerrufen und verworfen; nicht also nach ihrem eigentlichen, wahren, rechtgläubig gemeinten Sinn. Da Meister Eckhart also nicht auf einer Lehre beharrte, die von der Kirche für ketzerisch erklärt wurde, sondern den glaubenswidrigen Sinn der angefochtenen Sätze selbst ablehnte und verwarf, so ist er selbst auch nicht als Ketzer verurteilt worden. Nur fünfzehn einzelne Sätze aus seinen Schriften und Predigten hat eine päpstliche Bulle für irrig und ketzerisch erklärt, elf weitere für unbesonnen, verfänglich und verdächtig, wenn auch bei ausführlicher Erläuterung vielleicht mit der katholischen Lehre vereinbar. Wer aber Schriften, die diese verurteilten Sätze enthalten, weiterhin verbreite, sollte als Ketzer gelten. Diese päpstliche Entscheidung wollte offenbar die Person und den guten Ruf des Meisters nach Möglichkeit schonen und doch der weiteren Auswirkung seiner Lehren und Schriften entgegentreten. Vielleicht ist sie mit Rücksicht auf ihn absichtlich so lange hinausgezögert worden, bis er selbst von dieser öffentlichen Verurteilung seiner Lehre gar nichts mehr erfahren konnte. Denn als Papst Johann XXII. am 27. März 1329 diese Bulle bekanntgab und drei Wochen später anordnete, sie überall im Kölner Erzbistum öffentlich verlesen zu lassen, da lebte der Meister bereits nicht mehr. Über sechzig, vielleicht fast siebzig Jahre alt, ist er wahrscheinlich bald nach seiner Rückkehr aus Avignon – nach späteren Angaben noch im Jahre 1327 – gestorben, wir wissen nicht wie und wo. Sein Grab ist bis heute unbekannt.

So endet dieses bewegte, einst hochberühmte, dann von einem bitteren Schicksal überschattete Leben des großen Ordensmannes, Gelehrten und Predigers im Ungewissen. Und diese Ungewißheit lastet auf seinem Nachruhm bis zur Gegenwart. Im Kreise seines Ordens, der so viel Grund gehabt hätte, stolz auf ihn zu sein, herrscht nach seinem Tod über ihn bedrücktes Schweigen. Der einzige Nachklang von Eckharts Mißgeschick findet sich in einem Ordensbeschluß von 1328: die Brüder sollen in ihren Predigten vor dem Volk nicht mehr schwierige, tiefsinnige Fragen erörtern, die Anlaß zu Glaubensirrungen geben könnten. Kein Zeitgenosse hat das Wirken des Mannes, der in der Leitung seines Ordens und in der Wissenschaft seiner Zeit eine führende Rolle gespielt und auf das religiöse Leben in Deutschland so tief eingewirkt hatte, zu schildern, gar zu verherrlichen [239] gewagt. Seine gelehrten lateinischen Werke sind der Vergessenheit anheimgefallen und zum größten Teil bis heute nicht wieder zum Vorschein gekommen. Nur einmal, über hundert Jahre nach seinem Tode, hat sein größter Geistesverwandter, der Kardinal Nikolaus von Kues, ihnen wieder volle Aufmerksamkeit zugewandt und Eckharts geistige Bedeutung zu würdigen gewußt. Aber auch er hat davor gewarnt, Eckharts Schriften der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, weil nur wenige Einsichtige den Schlüssel zu dem Tiefsinn und dem fruchtbaren Gehalt seines Denkens finden könnten.

Und doch – das ist das große Geheimnis im Wesen und Wirken Meister Eckharts – hat dieser tiefe und kühne Denker in Wahrheit nicht bei den Gelehrten, nicht bei den Gralshütern theologischer Bildung und Wissenschaft, sondern nur bei den "Laien", bei den frommen, gottsuchenden Menschen seiner Zeit und späterer Zeiten Gehör und Gefolgschaft gefunden und einen lebendigen Widerhall erweckt; seine Wirkung reicht nicht in die Breite der kirchlichen Bildungsgemeinschaft, sondern nur in die Tiefe seiner deutschen Volksgemeinschaft. Was der Magister und Professor Eckhart in umfangreichen theologisch-philosophischen Werken, in der lateinischen Kirchen- und Bildungssprache und in den scharfsinnigen Denkformen der scholastischen Wissenschaft für die Gelehrten Europas schrieb, das ist seit seinem Tod dem Gedächtnis der Geschichte fast entschwunden, bis heute kaum beachtet und unverstanden geblieben. Was aber der Meister Eckhart in seinen Predigten zu den Nicht-Gelehrten sprach, zu denen er nur in ihrer Muttersprache von den tiefsten Geheimnissen des Göttlichen und von der Bereitung der Seele zur Gottesgeburt reden konnte, das lebt im deutschen Schrifttum der mystischen Predigten, Traktate und Legenden durch Jahrhunderte fruchtbar weiter, von seinen Hörern aufgezeichnet, von Kloster zu Kloster und von Hand zu Hand weitergegeben, immer wieder gelesen und abgeschrieben, umgestaltet und nach Bedürfnis zugerichtet und ergänzt, bis kaum mehr klar zu scheiden ist, was wirklich von ihm einst gesprochen wurde und was ihm erst die fromme Verehrung späterer Geschlechter in den Mund gelegt hat. Der Prediger Eckhart ist zur mythisch fortzeugenden Gestalt, zum lebendigen Quell der deutschen Mystik geworden, der einen ganzen Strom religiösen Denkens und Lebens speiste und ihm die Richtung wies, soviel auch aus anderen Zuflüssen sich damit vereinigen mochte. So sehr hat sich an ihm sein eigenes Wort erfüllt: "Ein Lebemeister gilt mehr als tausend Lesemeister, wie sie zu Paris und an den hohen Schulen zu finden sind."

Wie aber erklärt es sich, daß dieser Mann, aufgewachsen und geschult in der scholastischen Wissenschaft seiner Zeit und seines Ordens, überzeugt und unbedingt gewillt, den Glauben seiner Kirche ganz zu teilen, ihn nur geistig zu ergründen und lebendig zu verwirklichen, dennoch Gedanken verkündete, die von den höchsten Vertretern dieser Kirche als unvereinbar mit dem rechten Glauben abgelehnt und verurteilt wurden – daß er zugleich aber auf die religiösen Menschen seines Volkes eine so tiefe, nachhaltige Wirkung ausüben konnte wie vor [240] ihm wohl keiner und nach ihm nur ganz wenige? Muß nicht beides, seine Verurteilung durch die römische Kirche und seine Verehrung in der deutschen Mystik zugleich in der Eigenart seines Wesens begründet liegen? Es kann kein bloßer Irrtum oder böser Wille seiner Widersacher sein, wenn seine Wirkung sich so verhängnisvoll spaltete, daß er als Denker und Gelehrter büßen mußte, was er als Prediger einer mystischen Frömmigkeit vollbrachte; daß seine Lehre als ketzerisch verurteilt wurde, obgleich er selbst im tiefsten überzeugt war, es sei die reine Lehre der Kirche, die er stärker und unmittelbarer als jeder andere zur erlebten Wirklichkeit in den Herzen der Frommen und Gläubigen erweckte. Sein Leben und Wirken legt Zeugnis dafür ab, daß ihm ein Glaube zum Schicksal geworden ist, der ihm und den Hörern seiner deutschen Predigten gemeinsam war, der nach seiner Überzeugung nicht nur echt christlich und rechtgläubig, sondern mehr als das: unmittelbar erlebt, "innerlich befunden", wie Eckhart einmal sagt, und aus dem eigenen Wesen begriffen war, während er für die anderen, für die gelehrten Theologen und die Männer der römischen Kirche nur abwegig und befremdlich, gefährlich, mißverständlich und irrig schien, weil sie ihn nur von außen maßen an der Richtschnur ihrer festgelegten Lehre. Mochte Eckhart selbst überzeugt sein, daß nur Mißverständnis oder gar Gehässigkeit den Vorwurf der Ketzerei gegen ihn richten konnte; mochten seine Richter umgekehrt glauben, nur weil Eckharts Lehre und Predigt bedenklich mißverständlich sei, habe sie so lebhaften Widerhall und Anklang in weiten Kreisen außerhalb der Schule finden können; das heißt doch nur, daß er selbst und seine Zeitgenossen keine Erklärung wußten für die Eigenart dieses Geistes und seiner Wirkungen und für das, was ihn von anderen Theologen und Predigern unterschied und mit seinen deutschen Hörern verband.

Die Männer der Kirche und der Wissenschaft kannten kaum einen anderen und jedenfalls keinen höheren Maßstab für das geistige und religiöse Leben als den der Rechtgläubigkeit oder der Ketzerei. Dieser Maßstab aber versagte bei der Beurteilung des Denkens, des Wesens, des Wirkens Meister Eckharts. Er war kein Ketzer; denn unbeirrbar wollte er dem Glauben seiner Kirche treu sein und ihr Urteil über sein eigenes Denken und Tun anerkennen; klar und aufrichtig war er sich seiner Pflicht und Verantwortung als dominikanischer Lehrer, Prediger und Seelsorger bewußt; vorbehaltlos hat er sich die als gültig anerkannten Überlieferungen christlich-katholischer Kirchenlehre und scholastischer Philosophie zu eigen gemacht. Aber alles das war doch nicht die tiefste, treibende, bestimmende, gestaltende Kraft seines Geistes. Es war ihm nicht genug, in diesen vorgezeichneten Bahnen weiterzugehen. Ein innerer Zwang seines Wesens führte ihn darüber hinaus auf Wege, auf die ihm die Wächter kirchlicher Lehre und Ordnung nicht folgen wollten und konnten, auf denen ihm aber eine tiefe Empfänglichkeit und Bereitschaft der frommen, gläubigen deutschen Menschen seiner Zeit entgegenkam, als habe dieser Meister ihnen erst den Zugang zu ihrem eigenen Glauben erschlossen. Die deutsche Sprache seiner Predigten kann allein nicht erklären, warum [241] er gerade auf die Deutschen so stark und auf andere gar nicht gewirkt hat. Auch andere haben deutsch gepredigt und geschrieben, wenn auch keinem eine so reiche schöpferische Fülle und innige Gewalt der Sprache zu Gebote stand. Aber er allein vor und über allen anderen ist als der Meister mystischen Denkens und Lebens verehrt worden. Wenn er sich dagegen in lateinischen Schriften an die kirchlich Gebildeten aller Völker wandte, versagte seine Wirkung – bis auf den einen geist- und wesensverwandten deutschen Denker Nikolaus von Kues! Spricht alles das nicht deutlich genug dafür, daß in Eckhart ein Glaube aus der Tiefe und Eigenart deutschen Wesens lebendig wurde, nach Gestaltung drängte und unmittelbar Verständnis und Widerhall fand, wenn er in der eigenen Muttersprache zu den religiösen Menschen des eigenen Volkes sprach, während er in der Welt lateinisch-scholastischer Gelehrsamkeit nur auf Befremden und Ablehnung stieß? Die Kirche mußte fragen, ob es rechtgläubig sei, was Eckhart lehrte; den deutschen Jüngern des Meisters aber war es gewiß, daß er vom gleichen Geist und Glauben erfüllt und bewegt war wie sie selbst.

Diesen Glauben Eckharts und der deutschen Mystik, der nach seiner Überzeugung ein echt christlicher, katholischer Glaube war, in seinen Schriften und Predigten wiederzufinden und aufzuweisen, das ist die große, noch ungelöste Aufgabe der Eckhart-Deutung. Sie ist deshalb so schwierig und wird es bleiben, auch wenn einmal alles zugänglich ist, was von seinem Werk erhalten blieb, weil Eckhart das, was er zu sagen hatte, in den uns fremd gewordenen Formen der Bibel-Deutung und der scholastischen Wissenschaft ausspricht und weil er dabei das ganze reiche Erbe christlicher Theologie und antiker Philosophie, das die Scholastik zu einem geschlossenen Lehrgebäude ausgeformt hatte, auch in sein eigenes Denken aufgenommen und verarbeitet hatte. Nicht unter Mißachtung oder im Gegensatz zu dieser Überlieferung, die besonders von den großen Dominikaner-Gelehrten Albert dem Großen und Thomas von Aquino zu neuer wissenschaftlicher Geltung gebracht wurde, sondern in einer Steigerung der religiösen Erkenntnis darüber hinaus versuchte Eckhart seine eigene Anschauung zu entwickeln und zu vermitteln. Er hatte zwar Albert und Thomas nicht mehr selbst gekannt und gehört, denn beide waren gestorben, ehe er in Köln und später in Paris seinen scholastischen Lehrgang antrat. Aber Thomas von Aquino, der 1323 heiliggesprochen wurde, war für den Dominikanerorden zum verbindlichen Lehrer geworden, dem auch Eckhart mit hoher Verehrung in vielen philosophischen Einzelfragen einfach folgte. Daneben aber sind für ihn und seine Zeitgenossen noch andere geistige Quellen bedeutsam geworden. Neben Aristoteles, dessen verstandesklares Denksystem den großen Scholastikern die wertvollsten Dienste zum Aufbau einer christlichen Philosophie leistete, den auch Eckhart als "Fürsten der Philosophie" rühmt, tritt damals gerade bei deutschen Denkern der Einfluß Platos stärker hervor, des "großen Pfaffen", wie ihn Eckhart einmal nennt, in dessen mythisch-religiöser Weisheit er einen verwandten Geist spüren mochte. Er [242] konnte ihn zwar kaum aus seinen eigenen Schriften kennen; aber auf dem Umweg über neuplatonische Philosophen des ausgehenden Altertums und arabische und jüdische Denker des elften und zwölften Jahrhunderts kam er mit der Erbschaft der platonischen Lehre in nahe Berührung. Aber unter diesen verschiedenen Strömen philosophischer Überlieferung hat nun Eckhart nicht einfach gewählt, sie gegeneinander abgewogen, miteinander verschmolzen oder gar gegeneinander ausgespielt. In ihnen allen sucht er vielmehr die Wege zur Gotteserkenntnis und damit auch zur Bestimmung der religiösen Aufgabe des Menschen, um darauf weiterzuschreiten bis zu dem Punkt, wo das philosophische Denken einmündet in die Erfahrung des religiösen Lebens. Aus einem Gegenstand des Wissens und der Erkenntnis wird Gott ihm dabei zur Wirklichkeit des wahren Seins, an dem der Mensch mit seinem Wesen, Leben, Denken unmittelbar teilhat. Wenn die philosophischen Lehren der Überlieferung einander vielfach widersprachen, so wurden gerade solche Widersprüche für Eckhart zum Hebel, um die Erkenntnis hinauszuheben über den Bereich nur verstandesmäßiger Unterscheidungen und Gegensätze. Er hat oft in kühner Zuspitzung gegensätzliche Antworten auf die gleichen Fragen nebeneinandergestellt und für beide vernunft- und überlieferungsgemäß den Beweis geführt, um den Erkenntniswillen weiterzutreiben zu einer höheren Wahrheit, in der die Widersprüche und Denkgesetze des bloßen Verstandes aufgehoben sind. Dabei geht er nicht darauf aus, ein klar geordnetes Ganzes der Erkenntnis Gottes und der Welt darzustellen, wie es die großen scholastischen "Summen" bieten. Er sucht vielmehr nur der einen Frage immer näherzukommen nach dem Wesen Gottes und der Seele und dem rechten Verhältnis zwischen Seele und Gott. Um diese Frage kreist sein Denken unaufhörlich, in seinen lateinischen Schriften ebenso wie in seinen deutschen Predigten; sie ist ihm das innerste Anliegen sowohl der Erkenntnis wie des religiösen Verhaltens. Eben darin liegt die innere Einheit seines Denkens und Wirkens, und deshalb konnte er die doppelte Aufgabe seines Berufes als Dominikaner so ganz aus dem Bedürfnis seiner eigenen Persönlichkeit ergreifen und erfüllen.

Sein Orden war der bedeutendste Gelehrtenorden des hohen Mittelalters; aber er heißt und er war nach dem Willen seines Stifters in erster Linie der "Predigerorden", und alle Gelehrsamkeit sollte seinen Mitgliedern nur zur geistigen Ausbildung für das Predigtamt dienen. In diesem Sinn hat kaum ein anderer die Sendung seines Ordens so rein erfüllt wie Eckhart, während anderwärts die scholastische Wissenschaft den dominikanischen Gelehrten fast zum Selbstzweck geworden war und sich den Bedürfnissen des religiösen Lebens entfremdet hatte. In Deutschland aber hatte damals die dominikanische Predigt eine neue besondere Bedeutung gewonnen. Hier waren während des dreizehnten Jahrhunderts viele Menschen, zumal Frauen, von einer eigenartigen religiösen Bewegung erfaßt worden. Sie fanden kein Genüge mehr in den alten Formen kirchlichen Lebens und priesterlicher Heilsvermittlung. Ihr religiöses Bedürfnis erschöpfte sich aber auch nicht [243] in äußerlicher Umgestaltung des christlichen Daseins durch neue Ordensgründungen oder in ketzerischer Auflehnung gegen die kirchlichen Ordnungen, wie sie gleichzeitig in den romanischen Ländern auftrat. Sie suchten vielmehr den Weg nach innen, zu einer Verinnerlichung des Glaubens und der Frömmigkeit, zur innerlichen "Armut des Geistes" als einer mystischen Selbstentäußerung an Stelle der äußerlichen Verzichtleistungen mönchischer Askese. In der Zeit als Eckhart aufwuchs, nicht weit von seiner Heimat entfernt, hat dieser mystische Drang nach innen, nach dem Erlebnis der liebenden Vereinigung der Seele mit Gott, seine erste tiefe Gestaltung in deutscher Sprache gefunden in den Offenbarungen der Mechthild von Magdeburg, dem "Fließenden Licht der Gottheit", in dem schon mancher Vorklang Eckhartscher Gedanken vernehmbar wird. Und viele Hunderte von deutschen Frauen haben damals in gleicher religiöser Gesinnung den Gütern der Welt entsagt und sich aus den äußeren Bindungen der Gesellschaft gelöst, um sich bereit zu machen für die mystische Empfängnis des Göttlichen in ihrer Seele. Um diese religiöse Bewegung nicht unberaten und führerlos sich verzehren und verirren zu lassen, ist den deutschen Dominikanern die geistliche Betreuung und die religiöse Unterweisung dieser frommen Kreise übertragen worden. So war es auch für Eckhart zunächst ein Auftrag von Ordens wegen, durch seine Predigt das mystische Verlangen vor allem in den religiösen Frauengemeinschaften Deutschlands zu erfüllen, zu leiten, zu läutern. Aber diese von außen kommende, aus geschichtlichen Verhältnissen erwachsene Verpflichtung trifft nun bei ihm mit seinem eigensten, tiefsten Anliegen zusammen, die Früchte der religiösen Erkenntnis als neuen Samen wieder einzusenken in die Wirklichkeit des religiösen Lebens. Zwar hat er nie das gelehrte Denken und selbst die hochgezüchtete Begriffsarbeit der Scholastik gering geachtet gegenüber der unmittelbaren Erlebnisgewißheit frommer Gefühle und Empfindungen. Er hat sich im Gegenteil stets äußerst zurückhaltend geäußert über das bloße Gefühlserlebnis, das nicht in echter geistiger Gotteserkenntnis begründet liegt, und er war voller Mißtrauen gegen Offenbarungen und Verzückungen, Tröstungen und Begnadungen, denn alles das kann frommer Wahn und Trug der Sinne sein. Er hat auch nie sich selbst mystischer Erfahrungen und Erlebnisse gerühmt. Auch wo der Ton seiner Predigt innig, bewegt und persönlich wird, gibt er stets Lehre und Unterweisung, nie unmittelbares Bekenntnis und Ausdruck eignen Erlebens. Aber was er lehrte, das sollte die Menschen allerdings nicht nur klüger und wissender machen, sondern sie durch das rechte Wissen von Gott und der Seele zugleich verwandeln und bereit machen für die Geburt Gottes in der Seele.

"Wenn ich predige", hat er einmal gesagt, "so pflege ich zu sprechen von der Abgeschiedenheit und daß der Mensch ledig werde seiner selbst und aller Dinge; zum andern, daß man wieder eingebildet werde in das eine, einfältige Gut, in Gott; zum dritten, daß man gedenke der großen Edelkeit, die Gott in der Seele angelegt hat, daß der Mensch damit in ein Wunder zu Gott, in das wunderbare [244] Leben Gottes komme; zum vierten von der Lauterkeit göttlicher Natur und ihrer unaussprechlichen Klarheit." Das sind in der Tat die immer wiederkehrenden Gedanken seiner Predigten, nur abgewandelt in einer unerschöpflichen Sprachkraft und immer höher gesteigert zu kühner, leidenschaftlicher Eindringlichkeit. Schon seine frühesten Predigten beginnen mit dem Ruf zur Abgeschiedenheit und Gelassenheit, zur Entäußerung von allem Geschöpflichen und Vereinzelten, zum gehorsamen Ausgehen aus allem Eigenen und Besonderen, damit an seiner Stelle Gott die Seele und den Willen ganz erfüllen kann. Unermüdlich hat er diese Mahnung wiederholt und verschärft: um ganz "eins und einwillig" mit Gott zu werden, soll der Mensch an nichts mehr haften, nichts mehr zu eigen haben, verlangen, wissen und wollen, was ihm äußerlich, zufällig, verlierbar und nicht wesenhaft ist und ihn von Gottes Wesen und Willen scheidet. Selbst die Reue über begangene Sünden, selbst noch der Wunsch nach der ewigen Seligkeit und nach Gott, selbst der Wille, gute Werke zu tun und Tugenden zu haben und unterscheiden zu können zwischen Gut und Böse, ja selbst der Wille, nur Gottes Willen zu erfüllen – alles das ist noch immer bloße Eigenschaft des geschöpflichen Einzelmenschen, die er haben oder auch nicht haben kann, die also nicht unverlierbar zu seinem Wesen gehört, die ihn sondert und trennt von dem einen unveränderlichen Wesen und Sein Gottes, deren er deshalb "ledig", über die er "erhaben" sein muß, um eingebildet zu werden in das eine Gut und das eine Sein, in Gott. Aber dieses Auslöschen und völlige Vernichten aller Besonderheit, Eigenschaft und geschöpflichen Bedingtheit soll doch nur deshalb geschehen, damit das "Seelenfünklein" im Menschen aufleuchten kann, damit in der Stille des ruhigen Herzens das "Wort Gottes" vernehmlich werden kann, das im Seelengrunde ruht, damit die "große Edelkeit", der echte Adel der Seele in Erscheinung tritt; oder wie Eckhart immer wieder sagt: damit Gott in der Seele geboren werde. Wenn das aber geschieht, dann verwandeln sich dem "edlen", "guten", "gerechten" Menschen zugleich mit ihm auch alle Dinge. Sie sind ihm dann nicht mehr ein Hindernis auf dem Weg zu Gott, sie weisen ihn vielmehr alle zu Gott hin, ja alle Dinge werden ihm "lauter Gott", in allen meint er nur noch Gott allein. Dem Menschen, in dessen Seele sich diese Gottesgeburt vollzieht, ist Gott nicht mehr nur in den Stunden religiöser Betrachtung, andächtiger Versenkung, frommer Werke und Verrichtungen gegenwärtig, sondern überall und immer, was er auch tue und wo er auch sei, beim Herdfeuer und im Stall, auf der Straße und unter den Leuten ebenso wie in der Kirche oder in der Einsamkeit der Klosterzelle. Wie einer, der das Schreiben gelernt hat, sich nicht mehr erst auf die Form der einzelnen Buchstaben besinnen muß, wie man beim Gehen nicht an die Schritte denkt, so braucht, wer Gott in rechter Weise allezeit in sich hat, sich nicht dauernd an ihn und seine Güte, Weisheit und Barmherzigkeit erst zu erinnern, um doch in ihm zu leben und nur aus seinem Willen zu handeln. Er hat nicht mehr nur einen "gedachten Gott", sondern einen "wesentlich innewohnenden Gott", mit [245] dem er ganz geeint und eins ist. Er lebt nicht mehr sein vereinzeltes, zweckbestimmtes, den Dingen und Wünschen verhaftetes Dasein, sondern er lebt und wirkt aus dem schöpferischen Grunde des einen, wahren, göttlichen Seins.

Diese beiden Leitgedanken von der Abgeschiedenheit und von der Gottesgeburt in der Seele hat Meister Eckhart bis in ihre letzten metaphysischen Grundlagen durchdacht und bis zu ihrer tiefsten seelischen Bedeutung verfolgt. Aber sie gehören untrennbar zusammen. Jeder für sich genommen, zumal in der eindringlichen Beredsamkeit Eckharts ausgesprochen, ist der falschen Deutung ausgesetzt, als habe der Meister entweder die Verflüchtigung und Entwertung aller menschlichen Wirklichkeit oder aber die pantheistische Vergottung des Menschen und aller Dinge gelehrt. Schon seine kirchlichen Richter nahmen an einzelnen Sätzen Eckharts Anstoß, weil sie entweder nur von der geschöpflichen Nichtigkeit oder nur von der Vergöttlichung des Alls zu sprechen schienen. Bis heute schwankt die Eckhart-Deutung zwischen diesen entgegengesetzten Polen. Bald rühmt man dem Meister nach, er habe den ersten Schritt getan "zur vollen Wendung in das Weltbejahende, Weltverklärende des Schöpfungsgedankens"; bald schmäht man ihn im Gegenteil als "Verächter aller hohen Güter der Schöpfung". Den einen gilt er als Künder der "Idee der seelischen Persönlichkeit" und der "stolzen Gleichstellung des Menschen mit Gott", anderen als weltflüchtiger Mahner zu unbedingter Entpersönlichung und Entselbstung. Jede so einseitige Deutung verkennt aber die innerste Spannung seines Denkens und seiner Verkündung, die zur Abgeschiedenheit, zur Gelassenheit, zur Abkehr von aller geschöpflichen Bedingtheit mahnt, um den Durchbruch zu finden zur Wandlung des adligen Seelengrundes ins höhere, göttliche Sein, zur Wiederherstellung der vollen Gottes-Ebenbildlichkeit des wesentlichen Menschen in einer gotthaften Welt. Eckhart sah seine Sendung darin, diese Spannung fruchtbar zu machen für die religiöse Erkenntnis und das religiöse Leben. Sie in seinem Werk wiederzufinden und in ihrer Wirkung auf den deutschen Geist zu begreifen, das ist die große Aufgabe, vor die uns Eckharts Vermächtnis stellt.

Er hat einmal in seiner Predigt gesagt: "Wenn einer so viel Schmach und Schande um seines Amtes und seiner gerechten Lehre willen zu erleiden hätte, wie er jetzt Ehren und Vorteile von seinem Amt hat, und wollte dennoch aus Liebe zu Gott Priester sein – das wäre ein rechter Priester! Ich fürchte leider, solche gibt es wenige", und in einer ergreifenden Wendung fügt er hinzu: "Ich weiß nicht, ob ich selber einer wäre." Selbst wenn nichts von seinem Werk auf uns gekommen wäre, sein Leben und sein Schicksal legt unwidersprechlich Zeugnis für ihn ab, daß er sich als ein rechter Priester, als ein echter Deutscher, als ein berufener Verkünder aus dem Auftrag seines Wesens bewährt hat.




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Die großen Deutschen: Neue Deutsche Biographie.
Hg. von Willy Andreas & Wilhelm von Scholz