Die Freiheitskriege
Der österreichische Staat schien nun vollends am Ende seiner Kraft. Nach
der militärischen Katastrophe begann nun auch ein wirtschaftlicher
Niederbruch von bisher noch niemals gekannten Ausmaßen die Restgebiete
des dem Hause Habsburg verbliebenen Rumpfstaates zu erschüttern. Da
übernahm ein Mann als österreichischer Staatskanzler die
Regierungsgewalt, der - nach dem Wiener Kongreß
verkörpertes Symbol eines verknöcherten Fürstenabsolutismus
gegenüber dem nationalen Einigungsgedanken - durch meisterhaftes
diplomatisches Geschick das großartige Werk des Wiederaufstieges des
eigenen Staates und dessen Verbindung mit allen, sich der französischen
Hegemonie widersetzenden Mächten zustande brachte, Clemens Graf,
später Fürst, Metternich. Dieser Mann war es auch, der sich als erster
Staatskanzler zu den Grund- [220] sätzen Erzherzogs Carls
bekannte. Durch die Planmäßigkeit, mit der er diese
Grundsätze des Generalissimus jetzt in Anwendung zu bringen verstand,
sicherte er seiner Politik auch jenen Erfolg, der den Nichtbefolgern der Mahnung
des Erzherzogs versagt geblieben war. So erhob er den Begriff der Atempause
zum obersten Grundsatz. Das bedeutete allerdings bedingungslosen Verzicht auf
die Herausstellung jeglichen Revanchegedankens. Der Staat, den Metternich nun
in einer außen- und innenpolitischen Verfassung vertrat, wie sie die
Geschichte Österreichs demütigender und chaotischer noch niemals
gekannt hatte, verlangte gebieterisch die Ausschaltung jeder Erschütterung,
die durch einen neuen, voreilig eingegangenen Waffengang hervorgerufen werden
konnte. Auch kam eine Auseinandersetzung mit Frankreich ohne Bundesgenossen
für Österreich nicht mehr in Frage. Es lag somit auf der Hand,
daß Metternich vor allem wieder eine neuerliche und festere
Knüpfung des Verhältnisses
Österreich-Preußen herbeizuführen trachtete. Ihm, der die
Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Rußland auf Kosten
Mitteleuropas jetzt deutlich herankommen sah, war es in erster Linie darum zu
tun, durch eine deutsche Achse vom Norden nach Süden dem Einbruch
sowohl des westlichen wie des östlichen Anreiners an Mitteleuropa, zwar
erst vorsichtig und allmählich, deshalb aber nicht minder stetig,
entgegenzuarbeiten. Das schloß nicht aus, daß er sich vorerst
Rußlands militärischer Rückendeckung für die
vordringlichere Zurückdrängung Frankreichs aus Mitteleuropa zu
versichern trachtete. Mit einer fast unübertroffenen Beherrschung der
diplomatischen Taktik verstand er es, sich zum Nutzen seines vorläufig
noch kraftlosen Staates in die immer starker werdende Spannung zwischen
Frankreich und Rußland einzuschalten. Was er dabei an
außenpolitischen Verpflichtungen gegenüber Frankreich auf sich
nahm und auch an innerpolitischen Maßnahmen traf, war lediglich als der
neuerliche Ausbau der Machtposition seines Staates, der Versuch des
Zeitgewinnes und die Verfolgung der inneren Gesundung zu betrachten. Die
hervortretenden Beispiele dieser Ausrichtung waren das Eheabkommen zwischen
Napoleon und Kaiser Franz, das die Kaisertochter Maria Luise an Bonaparte
verschacherte, die scheinbare Befolgung der von Frankreich geforderten
Heeresherabsetzung und die damit verbundene Beschränkung der Armee
auf 150 000 Mann. Mit einem "Bündnis" zwischen Frankreich und
Österreich 1812, das immerhin den Habsburgerstaat noch als
außenpolitischen Faktor anerkannte, zeichnete sich das erste positive
Ergebnis der Metternichschen Außenpolitik ab. Im
Französisch-Russischen Kriege von 1812 blieb Österreich selber
neutral, stellte aber ein Hilfskorps von 30 000 Mann unter Schwarzenberg,
das jedoch keinerlei Auftrag einer militärischen Verstärkung der
Grande- [221] Armee hatte und nur
als rechte Flankendeckung derselben zur Besetzung Wolhyniens bestimmt war.
Andererseits sah aber auch Zar Alexander im Aufmarsch dieses Korps keine
Bedrohung, sondern er empfand sie sogar als Entlastung, weil sie ihm die
Möglichkeit freier Verfügung über die im Süden
Rußlands stehenden Truppenteile gab. Allerdings hatte ihn Metternich
wissen lassen, daß Österreich keinerlei Interesse an einer blutigen
Auseinandersetzung zwischen Österreichern und russischen Truppen
hatte.
Dafür diente diese friedliche Aufstellung des "Auxiliarkorps" um so
trefflicher der Tarnung verschiedener militärischer Probemaßnahmen.
So ordnete Kaiser Franz zur Auffüllung der für das Korps
erforderlichen Truppenverbände eine Teilmobilmachung an. Ein
Waffenstillstandsabkommen, das er im Januar 1813 mit den Russen
abschloß, ermöglichte diesen den Anmarsch auf Schlesien. Und nun
lockerte Metternich behutsam Faden um Faden der Bindungen, die ihn bisher an
Frankreich gefesselt hatten. Aus der Teilmobilisierung entwickelte sich still und
ohne viel Aufhebens eine allgemeine Mobilmachung. Hatte das "Auxiliarkorps"
in Wolhynien die erste Probe für die innere und äußere
Beschaffenheit des sich langsam wieder kräftigenden Heeresorganismus
abgegeben, so diente ein neues "Observationskorps" in Böhmen zwar nach
außen hin als Grenzschutz gegenüber den in Schlesien und Sachsen
erwarteten Kampfhandlungen, in Wirklichkeit war es aber nichts anderes als der
erste vorgeschobene Posten eines sich allmählich vollziehenden
österreichischen Aufmarsches. Freilich ging dieser infolge der Ebbe der
Staatskassen und des sich daraus ergebenden Fehlens an den notwendigsten
Mitteln für die Ausrüstung der Armee mehr als langsam
vonstatten.
Das erste Abrollen des großen Kriegstheaters vor seinen Grenzen gab
Österreich dann doch bedeutend rascher, als selbst Metternich es
vorausgesehen hatte, jene Handlungsfreiheit zurück, die es in den Augen
Napoleons deshalb zum gefährlichsten Gegner machte, weil es im
Hintergrund abwartend sein ganzes Gewicht im entscheidenden Augenblick in die
Waagschale werfen konnte. Denn während im Frühjahr 1813
zwischen Russen, Preußen und Franzosen erst noch mit für Napoleon
günstigen Erfolgen gefochten wurde, wandelte sich das
"Observationskorps" in Böhmen plötzlich in eine
"Observationsarmee" um.
Schwarzenberg wurde zum Oberbefehlshaber dieser Armee ausersehen.
Verkörperter Typus jenes alten österreichischen Offiziersstandes, der
gleich dem preußischen und mit demselben "zwillingsbrüderliche
Inkarnation derselben alten deutschen ritterlichen Mannestugend" war, galt
Schwarzenberg nicht nur als hervorragender militärischer [222] Führer, sondern
ebenfalls auf Grund erwiesener Bewährung auf den Gesandtschaftsposten
von Petersburg und Paris als kluger Diplomat. Gerade diese letztere Eigenschaft
ließ ihn der Aufgabe eines Oberbefehlshabers gewachsen erscheinen, dem
gleichzeitig die Rolle eines ausgleichenden Mittlers zwischen drei Monarchen und
ihrem Hofstaat in ein und demselben Hauptquartier zugedacht war. Trotzdem
haben er und sein Generalstabschef Radetzky diese Tätigkeit, die "von
ihrem Takt und ihrer soldatischen Selbstüberwindung täglich die
größten Opfer und Kompromisse verlangte", später als die
fürchterlichste ihres ganzen Lebens bezeichnet.
[225]
Josef Graf von Radetzky.
Mit seinem Namen ist die glorreiche Erinnerung an die letzte große
Siegeszeit der alten Habsburgermonarchie verbunden.
Anonymer Stich nach dem Leben. (Historischer Bilderdienst,
Berlin)
|
Es sprach auch für den richtigen Blick des mit der Führung der
"Observationsarmee" betrauten Generals, daß er sich den bereits vielfach in
den schwierigsten Lagen erprobten Feldmarschalleutnant Radetzky als
Generalstabschef heranholte. Dieser entwarf nun auf Grund einer plötzlich
erfolgenden Aufforderung Metternichs
einen Operationsplan "in bezug auf die
von Österreich zugunsten der Alliierten aufgestellt werdende Armee". Als
dann die Friedensvorschläge Metternichs an der Halsstarrigkeit Napoleons
scheiterten, setzte der Geheimvertrag von Reichenbach zwischen
Österreich, Preußen und Rußland den Schlußstrich unter
den längst beschlossenen Allianzvertrag. Dem in Prag sterbenden Scharnhorst
aber legte Radetzky die Einzelheiten des Trachenberger
Operationsplanes vor. Nach diesem Plan war nach dem Beitritt Schwedens zur
großen Allianz für den Kriegsschauplatz im Norden die Aufstellung
dreier Armeen vorgesehen, von der Österreich zu der böhmischen als
der Hauptarmee das größte Kontingent stellte. Außerdem sah er
die Entsendung zweier weiterer Armeen nach Bayern und nach Italien vor. Schon
wandte sich, dank der unermüdlichen Einwirkung Metternichs, die
gewichtigste Stütze des Rheinbundes, Bayern, immer deutlicher der Sache
der Verbündeten zu. Noch einmal kam es zwischen Metternich und
Napoleon zu Dresden zu einer dramatischen Unterredung. Sie brachte zwar eine
Verlängerung des Waffenstillstandes und die Komödie der
Weiterführung der bereits eingeleiteten Friedensverhandlungen in Prag. Als
aber auch die verlängerte Frist des Waffenstillstandes abgelaufen war,
riß Metternich plötzlich jäh die Maske herab, löste die
Konferenz in Prag auf und erklärte Frankreich den Krieg. In unentwegter
mühsamer Durchführung seiner Wiederaufrüstung hatte
Österreich insgesamt 360 000 Mann an Feldtruppen und
Reserveformationen aufgebracht, die am Tage der Kriegserklärung zum
Einsatz bereitstanden.
Die Aufstellung dieser Armee hatte dem Land freilich ungeheure Opfer gekostet.
Es hieße dem Opfersinn des deutschen Volkes der
Ost- [223] mark nicht gerecht
werden, wenn man immer nur die Opferfreudigkeit der Bevölkerung
Preußens in jenen Frühjahrstagen des Jahres 1813 in den
Vordergrund stellt. Gerade so wie in Preußen, drängte sich auch in
Österreich die Jugend, angefeuert durch die Lieder eines Theodor
Körner und Ernst Moritz Arndt,
zu den für den Feldzug bestimmten
Regimentern. Darüber hinaus zogen Hunderte, vor allem Tiroler, nach
Norddeutschland und ließen sich in das Lützowsche Freikorps
einreihen. Auch in Wien und allen großen Städten des
Habsburgerreiches gab die Bevölkerung ihr Gold für Eisen, der
Bauer lieferte seine Pferde dem Heer, und der Bürger und Handwerker
stellte die Erzeugnisse seines Fleißes in den Dienst der
Wiederaufrüstung. Überall regten sich Tausende von Händen,
und mit bangendem Herzen, mit der Inbrunst seines nie erlahmenden Glaubens an
Deutschland nahm das Volk alle Opfer auf sich, um aus dem niedergebrochenen,
in einem beinahe zwanzigjährigen Kampfe gegen Frankreich ausgebeuteten
Österreich wieder jene Macht zu schaffen, von deren Kraft auch der
endgültige Sieg der preußischen und russischen Bundesgenossen
abhing. Aber während in Preußen dank der Armeereform jener
Männer, die das neue preußische Heer geschaffen hatten, der ganze
Kriegsorganismus einem Uhrwerk glich, dessen kleinster Teil auf den
reibungslosen Ablauf des großen Räderwerkes eingespielt war,
häuften sich in Österreich auf Grund des schwerfälligen
Apparates der obersten Heeresinstanzen die Schwierigkeiten. Es bedurfte der
ganzen Energie Schwarzenbergs und noch mehr der rastlosen Tätigkeit des
nach 1809 mit der Leitung des Generalquartiermeisterstabes betrauten Radetzky,
um Schwarzenberg zum "Herrn der Armee" zu machen, wie sich Radetzky in
einer Denkschrift an den Feldmarschall ausdrückte. Die schwerste
Belastung für diese beiden Männer war der Hofkriegsrat mit seinen
bürokratischen Maßnahmen.
Wenige Tage nach Wiedereröffnung der Feindseligkeiten stießen
80 000 Russen unter Barclay de Tolly und 45 000 Preußen
unter dem General Kleist zur böhmischen Hauptarmee. In Schlesien stand
Blücher
mit einem preußischen und drei russischen Korps.
Bernadotte war mit 130 000 Mann, bestehend aus zwei preußischen,
einem russischen und einem schwedischen Korps, zwischen Brandenburg und
Berlin aufmarschiert. Außerdem standen noch vereinzelte, aus
Norddeutschen und Engländern formierte Korps an der unteren Elbe. Von
der Tiroler Grenze bis nach Innerösterreich hatte Hiller die italienische
Armee gegen Eugen Beauharnais versammelt, und als letzte schob sich eine
österreichische Armee unter dem Fürsten
Reuß-Plauen zur Bindung des im Raume von München die
Entscheidung seines Königs
er- [224] wartenden bayerischen
Generals Wrede vor. Rund 900 000 Mann der Verbündeten setzten
sich gegen Napoleon in Marsch. Der deckte die Elbelinie bei Dresden. Und nun
spielte sich der Verlauf der Kämpfe in ununterbrochenen Versuchen
Napoleons ab, die darauf hinausgingen, die einzelnen Armeen der
Verbündeten gesondert anzupacken und zu schlagen. Aber nur dort, wo er
selber zugriff, glückte ihm anfänglich ein Erfolg. Während er
sich auf Blücher warf und dieser trotz eines unglücklichen Kampfes
geschickt über die Katzbach auszuweichen verstand, schlug die Nordarmee
unter Bernadotte den französischen Marschall Oudinot bei
Großbeeren so gründlich, daß ihn Napoleon seines Postens
enthob und Ney an seine Stelle entsandte. Doch nun war auch Blücher
schon wieder vorgegangen. Gleichzeitig rückte auch die Nordarmee nach
Sachsen vor. Es lag im Plane Schwarzenbergs, möglichst nach Westen
auszubiegen, um Blücher und Bernadotte die nötige Zeit zum
Herankommen zu lassen. Doch diesem Plane widersetzte sich der Zar. Er bestand
darauf, daß Schwarzenberg die Franzosen schon bei Dresden angreifen
sollte.
Doch Napoleon kam dem Plane zuvor, besiegte die im Anmarsch befindliche
Hauptarmee bei Dresden und zwang sie zum Rückzug über das
Erzgebirge. Blüchers schlesische Armee errang inzwischen einen
glänzenden Sieg an der Katzbach. Ein zweiter Vorstoß der Franzosen
auf Berlin wurde von der Nordarmee bei Dennewitz blutig abgewiesen. Auch die
Niederlage von Dresden wurde ebenfalls durch einen glänzenden Erfolg der
Verbündeten ausgeglichen. Der französische Marschall Vandamme
sollte nämlich dem abziehenden Schwarzenberg im Erzgebirge den Weg
nach Böhmen verlegen. Durch geschicktes Manöverieren gelang es
Schwarzenberg jedoch, nach hartnäckigem Kampfe, der durch das
Eingreifen des preußischen Generals Kleist ein vollständiger Sieg der
Verbündeten wurde, den Marschall bei Kulm und Nollendorf zu umzingeln
und mit dem größten Teil seiner Truppen gefangenzunehmen.
Blücher überschritt indessen bei Wartenberg, in der Nähe
Wittenbergs, die Elbe und vereinigte sich bei Halle mit der Nordarmee.
Napoleons Elblinie wurde bedroht. Jetzt konnte Schwarzenberg zur Vereinigung
mit Blücher wieder vorgehen und brach in Sachsen ein. Napoleon, der sich
auf Blücher geworfen hatte, zog sich jetzt zurück und stellte sich den
Verbündeten bei Leipzig.
Schwarzenbergs Plan einer Vernichtungsschlacht wurde durch die
Maßnahmen des Zaren, der um eine russische Reservearmee besorgt war,
durchkreuzt. Um die Entfernung zwischen jener Armee und der Hauptmacht zu
verringern, wurde diese zu weit nach Süden
auseinander- [225-226=Abbildungen]
[227] gezogen, so daß die einzige von Leipzig nach Westen
führende Straße nur durch unzureichende Kräfte gesichert war.
Tatsächlich gelang es später Napoleon, durch diese Lücke zu
entkommen. Am 16. Oktober wurde die Schlacht durch gewaltige
Kavalleriekämpfe bei Liebertwolkwitz eingeleitet. Napoleons
Gewaltangriffe bei Wachau wurden nach anfänglichen Erfolgen
aufgefangen und zum Stehen gebracht. Zur gleichen Zeit zwang Blücher
den französischen Marschall Marmont durch Erstürmung
Möckerns zum Rückzug. Am 18. Oktober brach die
französische Front auf allen Linien zusammen, so daß Leipzig am
darauffolgenden Tage im Sturm genommen werden konnte. Schon während
der Schlacht waren die Rheinbundtruppen zu den Verbündeten
übergegangen. Das Entkommen Napoleons nach Westen trübt als
einziger Schatten die Freude der vom Siegesjubel erfüllten folgenden Tage.
Den sich ihm bei Hanau entgegenstellenden General Wrede über den
Haufen werfend, rettete Napoleon den Rest seiner Armee nach Frankreich.
Diplomatische Auseinandersetzungen verhinderten bei den Verbündeten
eine wirkungsvolle Verfolgung.
[208]
Österreichische Grenadiere erstürmen die
Schäferei Auenhain bei Leipzig, 18. Oktober
1813.
Nach einer Lithographie von Mathias Trentsensky. (Österreichische
Lichtbildstelle, Wien)
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Nur langsam bewegte sich die Hauptarmee in den späten Herbstmonaten
des Jahres 1813 gegen Westen. Erst am 20. Dezember marschierte Schwarzenberg
bei Basel und Selz über den Rhein und blieb auf dem Plateau von Langres
stehen. Erst als Blücher,
der von Kaub aus über den Rhein marschiert
war und sich bei Brienne eine Niederlage geholt hatte, Schwarzenberg bei
La Rothiere die Hand reichte, ging es wieder vorwärts. Da fuhr das
Schwert Napoleons mitten zwischen ein sich hin- und herspinnendes
Maschenwerk undurchsichtiger Friedensverhandlungen. Er schlug erst
Blücher und brachte dann auch Schwarzenberg eine Niederlage bei. Doch
die Schlacht bei Bar sur Aube und der Sieg Blüchers bei Laon
nach der Niederlage von Craonne glichen den Verlust wieder aus. Vergeblich
versuchte Napoleon noch einmal einen Durchbruch nach Lothringen. Nachdem
ihm Schwarzenberg bei Arcis sur Aube Halt geboten hatte, hielt
nicht einmal politisches Intrigenspiel den Vormarschwillen der Generale auf,
deren Ziel Paris hieß. Infolge der Besetzung von Paris dankte Napoleon in
Fontainebleau ab. Mit dem Wiener
Kongreß endigte der vorletzte Akt des
napoleonischen Dramas. Die Rückkehr des Kaisers von Elba schloß
es jedoch endgültig ab. Schwarzenberg, der noch einmal in Frankreich den
Oberbefehl übernahm, vermochte im wesentlichen jedoch nichts mehr zur
endgültigen Entscheidung beizutragen. Der Tag von Waterloo krönte
nicht seine, sondern Gneisenaus
unermüdliche Arbeit um das Heer seines
Vaterlandes. Neidlos überließ der Waffengefährte den
Siegeslorbeer dem preußischen Adler. Österreichs Heer hatte in
zwanzig [228] Jahren heldenhaften
Ringens seine Beharrlichkeit im Einsatz um Deutschlands Sache bewährt.
Wie seinem großen Feldherrn galt jedem Manne, ob Offizier oder Soldat,
jenes Dankeswort, das auf dem Denkmal Erzherzog Carls in Wien als Mahnwort
für die Soldaten Großdeutschlands in alle Zukunft weiterlebt:
"Dem beharrlichen Kämpfer um
Deutschlands Ehre!"
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