[9] Der äußere Rahmen: Wie Afrika aus dem Dunkel hervortrat Ein Kosmograph von Anno 1490 Der alte Herr zog das Rauchwerk seines Hausrockes enger über der Brust zusammen, streckte die Füße näher an den Kamin, in dem die Flammen gleich gierigen Schwertern sprangen, und blickte durch die Butzenscheiben in das Schneegestöber hinaus. Die Flocken wirbelten in wahren Böen vorüber und ließen die spitzen Giebel der gegenüberstehenden Häuser nur hin und wieder hervortreten. Aber seine Augen sahen dies alles nicht. Sie sahen nicht die dunkelbraune Holztäfelung des gotischen Zimmers, nicht das bronzene Astrolabium und nicht die schweren Schweinslederfolianten auf dem Eichentische, weder die ausgebreitete Kompaßkarte noch den gespreizten Zirkel auf ihr, ja nicht einmal den Dreimaster, der von der Decke herabhing und mit geblähten Segeln und Wimpeln ferne Meere zu durchpflügen schien. Der gelehrte Kosmograph hatte nämlich einen Brief seines in Lissabon lebenden Freundes Martin Behaim erhalten und in diesem die Nachricht, daß der portugiesische Capitano Bartolomeu Diaz das Kap an der Südspitze Afrikas umfahren habe, aber dann von seiner Mannschaft zur Umkehr gezwungen worden sei. Diese Neuigkeit hatte in dem alten Herzen mächtig gezündet: das mußte die große, die befreiende Tat sein! Jetzt lag der so lange gesuchte Seeweg nach Indien offen, jetzt konnten die portugiesischen Capitanos, denen Freund Behaim den Jakobstab und überhaupt die höhere Nautik gebracht hatte, [10] die Schätze Indiens und Zipangus dem christlichen Abendlande zugänglich machen. Welche Aussichten! Die Welt würde ein anderes Gesicht bekommen... Bücher wurden gedruckt, und man konnte sich die Schriften der Alten leichter beschaffen. Von Byzanz her, wo jetzt die Heiden herrschten, hatten Gelehrte die Kenntnis der griechischen Sprache übermittelt, so daß man fortan Herodotos und Strabon in ihrer eigenen Sprache und arabische Kosmographen wenigstens in griechischer Übersetzung zu lesen vermochte. Die Berichte der Bibel – nichts gegen das Heilige Wort, natürlich nicht – erfuhren jetzt doch mancherlei Ergänzung. Das scholastische Denken erschien einem auch allmählich gar zu eng, und man sehnte sich nach freien, nach neuen Horizonten. Die stille Liebe des gelehrten deutschen Kosmographen hatte immer dem Erdteil Afrika gegolten, und er hatte alles gesammelt und sorgsam verzeichnet, was er in alten Schriften darüber gefunden hatte. Er mußte lachen: dieses Afrika oder Libya hatte voreinst als der kleinste Erdteil gegolten, und nunmehr wuchs es immer weiter nach Süden hin, Schritt um Schritt war es während der letzten beiden Menschenalter mit den Küstenfahrten der Portugiesen gewachsen. Aber eigentümlich war es doch, daß ein Ländergebiet, das schon im grauesten Altertum große Reiche getragen hatte, so völlig aus dem Gesichtskreise der Gelehrten verschwinden konnte. Herodotos schon erzählte von dem Bauernvolke der alten Ägypter, und Alexander hatte dort geherrscht. Die Hellenen hatten die Kyrenaika kolonisiert, und die Phönizier die Handelsstadt Karthago gegründet. Phönizische Schiffer waren schon sechshundert Jahre vor unseres Heilandes Auftreten an der Ostküste südwärts gesegelt, hatten das Kap umschifft und waren entlang der Westküste wieder in ihrem Ausgangslande Ägypten eingetroffen. Die Römer hatten jahrhundertelang den ganzen Norden Afrikas besessen, ja sie waren sogar tief in das Innere eingedrungen. Eratosthenes hatte schon im 3. Jahrhundert vor unseres Herrn Geburt zwischen Alexandria und Syene eine [11] Gradmessung vorgenommen, der römische Geschichtschreiber Polybios hatte die Küsten der Atlasländer untersucht, und der Centurio Julius Maternus war durch die ganze Wüste bis zu den Äthiopen und Nashörnern des Landes Agisymba durchgedrungen. Schließlich war von Kaiser Nero eine Schar Männer ausgeschickt worden, die den großen Fluß Nilus weit ins Innere hinein verfolgte, bis ihr in heißen Sumpfgebieten Torfbarren und Katarakte Halt geboten; das Mondgebirge und die Quellen des Nilus freilich hatten diese Männer nicht erreicht. Der Gelehrte schob die Pelzkappe zurück und stützte das bärtige Haupt in die Hand. Seine Augen glitten über eine alte Handschrift, die mit sonderbar krausen, aber wunderschön geschwungenen Buchstaben bedeckt war. Es waren arabische Worte, er konnte sie nicht lesen, aber er hatte sie sich mit großen Kosten verschafft, der Seltenheit wegen. Ja, diese Araber... Seitdem ihre Scharen den Norden Afrikas überschwemmt hatten, damals im 7. Jahrhundert und auch noch später, seitdem war die Verbindung des Abendlandes mit jenen Ländern abgerissen, das Kreuz hatte dem Halbmonde weichen müssen. Gewiß, die Handelsschiffe von Genua und Pisa und Marseille führen immer noch hinüber und holten Korn und Gewürze und Seide, auch die Kreuzfahrer waren dort gelandet; aber wie es in jenen Ländern aussah, davon ahnte man doch nichts mehr. Nur die Berichte einzelner arabischer Reisender waren neulich über die Byzantiner bekanntgeworden, voran der des weitgewanderten Ibn Battuta. Auch über die Ostseite Afrikas schienen die Araber seit alters gut Bescheid zu wissen. Der greise Kosmograph strich mit der flachen Hand über die müden Augen. Welche Gesichte, welche Gestalten! Durch den Schleier des Flockengewirbels erblickte er glänzende Meere, blau in blau, und darüber weite Länder, gelb und rosig schimmernd, belebt von Palmen und wilden Tieren und schwarzen Menschen. Auf dem Jahrmarkte hatte er einmal einen Mohren gesehen, kohlschwarz mit breiter Nase und dicken Lippen, der hatte einen Kriegstanz vorgeführt und zum Schluß ein [12] lebendiges Kaninchen zerrissen und verschlungen, und dann hatte er auch noch Feuer gespien. Was für Menschen waren das doch, welche Geheimnisse barg dieser dunkle Erdteil Afrika!
Seitdem die Portugiesen im Jahre 1415 das marokkanische Hafenstädtchen Ceuta besetzt und damit im Rücken des noch islamischen Emirates Granada auf afrikanischem Boden Fuß gefaßt hatten, richteten sie handelspolitisch ihr Augenmerk darauf, zur See die indischen Gewürzinseln zu erreichen, um deren hochwertige Erzeugnisse billiger und sicherer zu erlangen, als es durch Vermittlung des Morgenlandes möglich war. Als Weg dorthin kam lediglich die Fahrt an der Westküste Afrikas in Betracht oder eine solche quer durch das unbekannte Innere dieses Festlandes, in welchem, wie es hieß, ein großer Strom von Ost nach West laufen sollte. Die Mündung dieses Stromes aufzusuchen, das war in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts das eifrige Bemühen portugiesischer Schiffer, doch gelangte keiner über die Bissagos-Inseln hinaus. Erst in den 1480er Jahren, als der deutsche Kosmograph Martin Behaim den Portugiesen die wissenschaftliche Nautik gelehrt hatte, wurden die Küstenfahrten südwärts vorgetrieben. Diego Cão, von Behaim als wissenschaftlicher Navigator begleitet, gelangte 1486 bis Kap Croß, d. h. bis an die Mitte der Küste des späteren Deutsch-Südwestafrika, so daß man sagen darf, daß der erste Befahrer des größten Teiles der afrikanischen Westküste ein Deutscher war, noch dazu ein Deutscher von hoher Gelehrsamkeit und großem Ruf. Im Jahre 1488 erreichte und umschiffte Bartolomeu Diaz das Kap der Stürme oder, wie es dann genannt wurde, der Guten Hoffnung, in dessen Kreuzseen er zwölf Jahre später den Schiffertod fand. Zwei Jahre vor diesem tragischen Entdeckerende umfuhr Vasco da Gama als zweiter das Kap, arbeitete sich entlang der Ostküste bis Melinde hinauf und segelte von dort nach Vorderindien hinüber. Aber schon vor Gama war [13] die Ostküste von Sofala an nordwärts den Portugiesen bekannt geworden. Pero de Covilham nämlich hatte 1487 eine Erkundungsreise nach Ostafrika angetreten, die ihn bis zu dem von Mohammedanern bewohnten Hafenstädtchen Sofala und in das Innere von Abessinien geführt hatte, wo er ehrenvoll festgehalten wurde und noch 1520 lebte. Nachdem den Portugiesen die Entschleierung des Küstenumrisses in allergröbsten Zügen gelungen war, kümmerten sie sich um das Innere nicht, sondern begnügten sich mit der Unterhaltung von Flottenstützpunkten zur Sicherung der Ostindienfahrt, die ihnen wirtschaftlich das Wichtigste war. Gelegentlich drangen Missionare tiefer ins Binnenland hinein. Aber schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erwuchsen den Portugiesen in den Niederländern, Franzosen, Engländern und Brandenburgern Nebenbuhler in Schiffahrt und Kolonialpolitik. Die wichtigste Leistung in diesem Zuge war die Festsetzung der Niederländer am Kap Hoffnung, wo 1652 die Kapstadt gegründet wurde, die dann die Beherrscherin des Ostindienhandels wurde. Die Schiffer jener Zeit beschränkten sich auf Sklaven- und Tauschhandel mit den Küstennegern, deren Erzeugnisse die Faktoreien sammelten. Von den Binnenräumen wußte man fast gar nichts. Noch die beste Kenntnis hatte man von den Nilländern. Über Ägypten unterrichteten die Reisewerke des Engländers Richard Pococke (1754) und des Deutschen Karsten Niebuhr (1774), über Abessinien das des Schotten James Bruce (1768), der die Quelle des Blauen Nils besucht hatte. Über Südafrika brachte Peter Kolbe 1719 die ersten näheren Nachrichten. Sonst wußte man eigentlich nur über Senegambien und die Berberei, hier durch den Engländer Th. Shaw (1738), leidlich Bescheid. Ein Festland dicht vor den Toren des Abendlandes, an dem die Schiffe aber doch nur flüchtig vorüberzogen! An der Nordküste Korsaren, welche jedes europäische Schiff kaperten, die Weißen in die Sklaverei schleppten und den Fremden fanatischen Haß entgegenbrachten. An den anderen Küsten nackte [14] Schwarze und Braune, die um eine Glasperle oder um Tabak bettelten, armseliges Volk, das sich grade noch zur Sklaverei in den Plantagen Westindiens schickte. Alles abschreckend, nichts verlockend, dazu die grelle Sonne und die drückende Hitze, die quälende Langeweile und das todbringende Fieber in den Küstenfaktoreien. Und nichts zu holen als ein bißchen Palmöl und Rindvieh, ein wenig Elfenbein und Goldstaub, d. h. wenn man die schwere Brandung überwunden hatte, die auf den Küsten stand. Und doch, irgendwie war da etwas Lockendes, etwas, das die Einbildungskraft anreizte, ein Geheimnis voll der Rätsel. Da mußten doch gewaltige Ströme rauschen, da mußten endlose Urwälder wogen, da mußten Gebirge bis zum Himmel emporragen. Und von nie gesehenen Tieren und Untieren mußte das Land wimmeln, von Elefanten und Flußpferden und Nashörnern, von Giraffen und Antilopen und Buckelochsen, von Löwen und Pantern und Affen und Papageien... Wer kann alle die Namen wissen und behalten. Mohren ohne Köpfe, wohl aber mit Schwänzen oder mit einem Auge auf der Brust – all so etwas sollte es in Afrika geben. Und wenn nie jemand diese Wunder gesehen hat, dann... nun dann tragt sie wenigstens in die leere Karte dieses Festlandes ein, damit sie voller aussieht. Ja, die armen Kartenzeichner jener Zelt, was sollten sie denn anders anfangen? Der Umriß der Küste, eine Anzahl Hafenorte, etliche Mündungen oder gar Unterläufe von Flüssen, ein paar kleine Dreiecke, die ein Gebirge vorstellen sollten, ein paar Namen aus Altertum und Gegenwart – und das weite Innere wäre leer geblieben. Und das geht doch aus künstlerischen Rücksichten nicht gut an, auch will der Käufer der Karte etwas für sein Geld haben. Also laß die Phantasie den leeren Raum mit erfundenen Flüssen und nie gesehenen Bergketten, mit Fabeltieren und schönen Namen bevölkern, dann ist jeder zufrieden, und die Charte macht sich an der Wand so nett. In diesen Wirrwarr von Wissen und Wünschen, von Sinn und Unsinn, voll Ahnen und Raunen griff im Jahre 1749 mit [15] unerbittlicher Kritik der Kartograph J. B. Bourguignon d'Anville, indem er eine Karte von Afrika schuf, auf der er nur solche Angaben eintrug, die er für verbürgt hielt. Diese Karte ist die Operationsbasis für alle Entdecker geworden, die sich vom Ende des 18. Jahrhunderts an in steigender Zahl der Erforschung des dunklen Erdteiles zuwandten. Diese Karte bedeutete die erste klare Problemstellung der Afrikaforschung, und die Reisenden der African Association sind stets von ihr ausgegangen. Erst auf Grund dieser Karte wurde es möglich, einzelne Aufgaben klar ins Auge zu fassen und von irgendeiner Seite her anzugreifen. Der Geograph James Rennell ergänzte 1790 d'Anvilles Karte durch eine neue kritische Zusammenfassung des über Nordafrika vorhandenen Stoffes. Entsprechend der flachen Auffassung jener Zeit von einem Erdteil und einem Lande, deren Erfülltheit mit zahlreichen Gegenständen der Natur und Kultur nicht leicht als Ganzheit erfaßt wird, richteten die Entdeckungsreisenden ihr Hauptaugenmerk auf große Ströme, da diese sich mit klaren Linien auf einer Karte abheben. So haben in der Erforschungsgeschichte Afrikas Nil und Niger, Kongo und Sambesi, in zweiter Reihe Senegal und Gambia, Limpopo und Oranje im Vordergrunde gestanden. Die glänzenden Leistungen der ersten Durchquerungen der Wüste Sahara galten nur als Wege, die zu einem lohnenderen Ziele, dem Niger, führen sollten; hiermit hängt es zusammen, daß die Natur solcher Strecken damals wenig beachtet, nicht klar erkannt und meist schlecht geschildert wurde. Erst sehr spät hat das Abendland gute Landesbeschreibungen erhalten. Im Jahre 1788 wurde in London die African Association gegründet, eine Gesellschaft, die sich die Aufgabe einer Erforschung Afrikas auf wissenschaftlicher Grundlage stellte, aber zu Zwecken der Erkundung neuer Absatzgebiete für den englischen Handel und die damals aufkommende Industrie. England hatte seine vielversprechende nordamerikanische Kolonie verloren und hielt nach einem Ersatz Ausschau, wobei es ebenso vorsichtig wie planvoll vorging. Die Sendboten der Gesell- [16] schaft, großenteils übrigens Deutsche, setzten an den verschiedensten Punkten der Küste an und strebten nach einem ihnen im Binnenlande gesteckten Ziele hin. Viele kamen durch Tropenkrankheit oder durch Mörderhand um, andere erreichten ihr Ziel und kehrten ruhmgekrönt zurück. Daß damals schon die Abenteuerlust eine so große Rolle wie später gespielt hat, möchten wir bezweifeln. Uns will vielmehr scheinen, daß die Lust zum Abenteuer erst durch die Schilderungen jener frühen Afrikaforscher in der heranwachsenden Jugend des Abendlandes geweckt worden ist und dann freilich, etwa seit den 1830er Jahren, ein starker Anreiz wurde, Afrikareisender zu werden. Mit ihr paarte sich zuletzt auch die Sucht, berühmt zu werden, wie denn das Wort "Afrikareisender" in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts geradezu eine ehrenvolle Berufsbezeichnung war.
Eines der Hauptziele der African Association waren die Länder des Sudans, in denen man eines oder mehrere Strom- und Seengebiete vermutete und in diesen gute Verkehrswege erhoffte. Senegal, Niger und Nil erschienen als ungelöste Rätsel, und die Stadt Timbuktu glitzerte wie ein Irrlicht mitten darin umher. Im Jahre 1796 glückte es dem Schotten Mungo Park, vom Gambia her den Niger bei Segu zu erreichen und seine östliche Richtung festzustellen, womit frühere Vermutungen, er sei nur der Oberlauf des Senegals, zusammenbrachen. Fünf Jahre später wurde der Niger viel weiter östlich von dem Deutschen Friedrich Hornemann, der hier an der Ruhr starb, im Raume Nufi berührt. Schon ein Jahr nachher äußerte der deutsche Stubengeograph C. G. Reichard die Ansicht, das Küstenland weiter im Süden müsse das Mündungsgebiet des Nigers sein. Mungo Park selber hat dann 1805–1806 den Strom fast von der Quelle an auf dem größten Teile seiner Erstreckung verfolgt, bis er bei Nussa auf der Flucht vor Eingeborenen in ihm ertrank. Die alte Handelsstadt Timbuktu, die am Scheitel des Nigerbogens, aber etwas abseits vom Flusse liegt, wurde von Mungo Park [17] nicht betreten; ihr erster europäischer Besucher war der Engländer Gordon Laing 1826, der aber auf der Rückreise ermordet wurde, ihr erster Schilderer war der Franzose René Caillié 1828. Der Unterlauf des Nigers aber wurde erst 1830 durch den Engländer Richard Lander erkundet. Mehrere zur Klärung der Nigerfrage bestimmte Expeditionen gingen von der Nordküste Afrikas aus oder endeten hier; sie trugen damit zur Erforschung der vorher nie bereisten Wüste Sahara bei. Der erste Beschreiber des Südostens der Libyschen Wüste war der Engländer W. G. Browne, der erste Durchquerer der Sahara aber der Deutsche Friedrich Hornemann, der 1798–1801 von Kairo über Audschila und Mursuk (mit Abstecher nach Tripolis) bis Kuta wanderte und von hier aus über Katsena und Sokoto zum Niger gelangte, so daß er auch als erster den mittleren Sudan kennengelernt hat. Leider hat sein früher Tod verhindert, daß seine Beschreibung der südlich von Mursuk gelegenen Strecken bekannt geworden ist. Auch von Gordon Laing gelangten keine Aufzeichnungen über seine Reise von Tripolis über Rhadames, Tuat und Taodeni bis Timbuktu in die Heimat. Dagegen konnte René Caillié über seine Durchquerung der westlichen Wüste von Timbuktu über Taodeni nach Fes ausführlich berichten. Noch vor diesen beiden Reisenden haben die Engländer Denham, Clapperton und Oudney 1822–1824 die Sahara von Tripolis über Mursuk nach Kuka durchwandert und sind von hier über den Niger nach Lagos gegangen. Die Kenntnis der Natur der Sahara wie des mittleren und westlichen Sudans ist aber erst von der Mitte des 19. Jahrhunderts an so weit gefördert worden, daß man sich von der Gestaltung und Landschaft des Raumes sowie von den Verhältnissen seiner Bewohner ein zutreffendes Bild machen konnte. Hierzu trugen vor allem die Reisen der drei Deutschen Heinrich Barth, Gerhard Rohlfs und Gustav Nachtigal sowie des Franzosen Henri Duveyrier bei. Heinrich Barth, mit der englischen Expedition James Richardsons von Tripolis 1850 aufbrechend, erforschte den Weg von Mursuk über Rhat nach [18] Katsena und Sokoto, unterwegs als erster auch einen Teil der Tuarigländer (Aïr) kennenlernend. Sodann reiste er nach Timbuktu, untersuchte das Negerreich Bornu genau, stieß als erster bis zum Benue vor und gab die erste eingehende und zuverlässige Schilderung von Timbuktu; 1885 kehrte er über Bilma und Mursuk nach Tripolis zurück. Barth hat die Unabhängigkeit des Tschadnetzes vom Nigernetze aufgedeckt und damit die alte Vermutung eines Zusammenhanges von Niger und Nil erledigt; die Entdeckung Aïrs, des Benue, des Mendifgebirges sind weitere Ruhmesblätter in seinem Kranze, dessen Fülle freilich in erster Linie aus der eingehenden und durchweg richtig unterbauten Beschreibung der durchreisten weiten Ländergebiete und ihrer Völkerverhältnisse erblüht. Gerhard Rohlfs hat sich vor allen Dingen um den Norden Nordafrikas verdient gemacht, den er zwischen 1862 und 1879 auf sechs Reisen durchwandert hat, wobei er 1865–1867 die Sahara auch nach Kuka durchquert hat und dann durch den Sudan bis Lagos durchgestoßen ist. Treten Rohlfsens Beobachtungen zwar hinter denen Barths an Schärfe zurück, so stehen doch auf seinem Ehrenschilde: die erste wissenschaftlich gegründete Übersteigung des Hohen Atlasses in Marokko und die Entdeckung der großen Oasen Tuat, Tidikelt, Insalah und Kufra. Das Wüstengebiet zwischen Mursuk, Rhat und Südalgerien wurde 1859–1861 zuerst von Henri Duveyrier bereist und ebenso umsichtig wie eingehend beschrieben. Gustav Nachtigal durchwanderte 1869–1874 die mittlere Sahara und die Osthälfte des Sudans, wobei er als erster das Gebirgsland Tibesti, die Weideländer Kanem und Borku, den Scharistrom und das Land Barhirmi, endlich noch die Reiche Wadai und Darfor entdeckte. Sein Reisewerk zeichnet sich vor allen anderen durch groß angelegte und fein durchgeführte Landeskunden der durchwanderten Einzelgebiete aus, die ihn an die Spitze aller Afrikareisenden stellen. Neben diesen Heroen der Sahara- und Sudanforschung steht noch eine ganze Anzahl von Männern, denen das Geschick einen ersten Platz versagt hat, die aber doch auch ihr Teil zur Entdeckung beitrugen und von denen mancher es mit dem Leben [19] bezahlte. Da sind die Deutschen Eduard Vogel, Moritz von Beurmann und Erwin von Bary, von denen keiner heimgekehrt ist. Vogel hat 1853 auf der Strecke Mursuk–Kuka die ersten astronomischen Ortsbestimmungen gemacht und ist bis Wadai gelangt, wo er ermordet wurde. Beurmann reiste 1861/62 von Benrhasi über Audschila durch Ostfesan nach Kuka und verlor 1863 sein Leben in Kanem. Bary, der 1875 bis 1877 in Tripolitanien reiste und bis nach Aïr vordrang, starb in Rhat. Eine bedeutende Reise machte 1880 der Deutsche Oskar Lenz, der von Marokko aus über Taodeni nach Timbuktu wanderte und eine weit bessere Beschreibung des Weges als sein wenig gebildeter Vorgänger Caillié lieferte. Während Algerien im Gefolge seiner Besetzung durch die Franzosen (1830) sehr bald in amtliche Erforschung genommen wurde, entwickelte sich die Kenntnis des fremdenfeindlichen Sultanates Marokko sehr langsam und nur unter schweren Verlusten an Leib und Leben. Genannt seien hier lediglich der Franzose Charles de Foucauld (1883–1886) und der Deutsche Theobald Fischer. Um die Kenntnis der Tuarigländer machte sich Ferdinand Foureau in den 1890er Jahren, um die der westlichen Sahara der Franzose Augiéras 1918–1921 verdient, und Tibesti wurde 1915 durch Tilho von Süden her erreicht. In der Libyschen Wüste sind außer dem Engländer Harding King und dem Ungar L. E. Almásy zwei Ägypter gereist; 1923 querte Hassanein als erster den Südteil auf dem Wege von Kufra über Auenat zum See Merga, und 1925/26 hat Kemal e'Din Hüssein von Dachel aus Auenat mit Raupenautos erreicht. Die Erforschung des westlichen Sudans machte namentlich durch Franzosen Fortschritte, und Louis Binger durchwanderte 1887/88 Senegambien und Oberginea. In dem durch Wüsten vom übrigen Nordafrika fast völlig abgesonderten Nilgebiete lockte die Forscher zuerst die Verfolgung des Nilstromes selber, dann aber besonders die Festlegung seiner Quellen, die man sich entweder auf dem seit dem Altertum sagenhaft vermuteten Mondgebirge oder in großen Seen vorstellte. Ägypten, die Eintrittspforte des Raumes, [20] wurde durch die Gelehrten der Bonaparteschen Besatzungsarmee um 1800 eingehend durchforscht und dem Abendlande geistig erschlossen. Der Pascha dieser fast unabhängigen türkischen Provinz, Mehemed Ali, öffnete der europäischen Forschung durch seine im Jahre 1820 erfolgende Eroberung Nubiens ein neues Gebiet, in welchem aber der Deutsche Ludwig Burckhardt schon kurz vorher, nämlich 1813/14, durch Bereisung eines Teiles des Nilbogens und der Wüstenstraße Assuan–Schendi–Suakin grundlegende Forschungen ausgeführt hatte. Der Franzose Frédéric Caillaud durchforschte zwischen 1815 und 1822 die Nilländer aufwärts bis Sennar, sein Landsmann Adolphe Linant de Bellefonds erkannte 1827 den Weißen Nil, an dem er bis 13° südwärts vordrang, als den Hauptarm, wofür bis dahin der Blaue Nil gegolten hatte. Die Deutschen Eduard Rüppel (1831–1834) und Joseph Russegger (1837/38) bereicherten die wissenschaftliche Kenntnis des Raumes bedeutend, und letzterer legte ebenso wie die beiden Brüder d'Abbadie (1837–1848) den Grund zur Landeskunde von Abessinien. Der englische Händler John Petherick bereiste in den Jahren zwischen 1853 und 1858 das Gebiet des Bachr el Rhasal, den er für den Hauptstrom des Nilnetzes hielt. Die eigentliche Beantwortung der Nilquellfrage aber wurde von der Küste Ostafrikas aus vorgenommen. Der Engländer John Speke erreichte 1858 vom Tanganjikasee aus den Viktoriasee, den er für einen der lang gesuchten Nilquellseen ansah. Im Jahre 1862 erreichte er in Uganda den Austritt des Nils aus dem Viktoriasee und verfolgte den Strom abwärts bis Gondokoro, wo er den Anschluß an das von Norden her erkundete Gebiet fand. Sein ihm hier entgegenkommender Landsmann S. W. Baker entdeckte 1863/64 den Albertsee und die Einmündung des Nils in ihn, doch fand die gar nicht weit davon entfernte Antrittstelle erst der Italiener Gessi im Jahre 1876. Die wirkliche Quelle des Nils, jene des in den Viktoriasee laufenden Kagera, entdeckte 1901 der Deutsche Richard Kandt. [21] Um das weitverzweigte Flußnetz des Weißen und des Gebirgsnils haben sich in den 1860er Jahren vor allem die Deutschen Werner Munzinger und Theodor von Heuglin verdient gemacht. Die Übergangsräume vom Nil- zum Kongonetze aber haben grundlegend erforscht die Deutschen Georg Schweinfurth (1869–1871) und sein Nachfolger Wilhelm Junker (1876–1887). Namentlich der erstere hat das Gebiet des Bachr el Rhasal wissenschaftlich eingehend erforscht, hat mit der Entdeckung des großen Stromes Uelle den Anschluß an das Flußnetz des Kongobeckens gefunden und die Völker der Njamnjam, Monbuttu und Akkazwerge entdeckt.
In der niederländischen Zeit reichte die weiße Besiedlung durch Buren noch nicht weit landeinwärts, wo überall unabhängige und z. T. sehr kriegerische Eingeborenenstämme hausten. Für die wissenschaftliche Erforschung geschah wenig, und eine Reise, wie Willem van Remen sie 1791/92 von der Kapstadt über das Hochland bis nordwärts Windhuk ausführte, sticht schon hervor. Die wissenschaftlich bedeutendste Reise der älteren Zeit machte der deutsche Zoologe Hinrich Lichtenstein 1803–1805, der das erste eindringliche und anschauliche Bild der Karru und der Bantu zeichnete. Den Buren wurde das innere Hochland erst durch die in den 1830er Jahren einsetzenden großen Trecks bekannt, doch hätte die wissenschaftliche Erforschung hiermit nicht ohne weiteres Schritt gehalten, wenn sich nicht 1834 eine Kapgesellschaft zur Erforschung Zentralafrikas gebildet hätte. Weiter im Norden, wo an der West- wie an der Ostküste die Portugiesen saßen, wurden von etlichen Mulatten (sog. Pombeiros) in den Jahren 1796, 1802 und 1814 größere Reisen von der Westküste aus unternommen, von denen die eine sogar das ganze Festland bis zur Ostküste durchquerte. Aber sie wurden erst Jahrzehnte später bekannt und blieben auch ohne bedeutenderen geographischen Ertrag; dies gilt ebenso von der zweiten westöstlichen Durchquerung Afrikas durch den portugiesischen Händler Silva Porto auf der Linie Benguela–Rovuma in den Jahren 1852/53. [22] Über Südwestafrika brachten die Jagd- und Streifzüge des Schweden Karel Andersson, der nordwärts bis zum Ngamisee und Kubango gelangte, und über den Süden von Angola die Fahrten des Ungarn Ladislaus Magyar viel Neues; beide fallen in die 1850er Jahre. Alle diese Reisen treten aber weit zurück hinter denen des Schotten David Livingstone, der von den 1840er Jahren bis in den Anfang der 1870er Jahre die Erforschung Südafrikas von der Kalahari nordwärts bis zum Tanganjikasee geradezu in Pacht genommen hatte. In drei langjährigen Aufenthaltszeiten hat dieser Mann, der als Missionar nach Südafrika kam und im schwarzen Erdteil völlig heimisch wurde, seine Lebensaufgabe erfüllt. Während des ersten Aufenthaltes (1841 bis 1856) unternahm er in den Jahren 1849–1856 von Betschuanaland aus weite Forschungsreisen nach Norden. Die Glanzpunkte der dabei gemachten Entdeckungen waren der Ngamisee und die Erkenntnis der Kalahari als schwellenumrahmtes Hochbecken 1849, ferner die Auffindung des Sambesi 1851 und die fast vollständige Festlegung seines Laufes (1852 bis 1856), wobei er die gewaltigen, von ihm zuerst gesehenen Wasserfälle seiner jungen Königin Viktoria zu Ehren benannte. In den Jahren 1855 und 1856 ergab sich aus diesen Reisen die erste Durchquerung Afrikas durch einen Abendländer (Loanda-Quelimane). Während seines zweiten Afrikaaufenthaltes (1858–1864), diesmal nicht mehr als Missionar, sondern als englischer Beauftragter, vertiefte er auf acht Reisen die Kenntnis des Sambesigebietes und entdeckte 1859 den Njassasee und den Schirwasee. Der dritte Afrikaaufenthalt (1866–1873) führte ihn zur Beschäftigung mit den zwischen Sambesi und Nil gelegenen Ländern und zum Suchen nach den Quellen des Nils. Er legte den Lauf des Rovuma fest, entdeckte das Südende des Tanganjikasees, den Merusee, den Luapulafluß, den Bangweolosee sowie schließlich den Lualabe(-Kongo), den er irrtümlich für den Quellauf des Nils hielt. In der Nähe des Bangweolosees ist er 1873 gestorben. Seine Forscherleistung steht, sowohl was das Glück des Zuerst- [23] kommens wie die wissenschaftliche Durcharbeitung der Beobachtungen angeht, in Afrika mit an erster Stelle. Ergänzende Arbeit zu Livingstones Sambesiforschungen lieferten die Engländer Thomas Baines und James Chapman, die 1861–1863 von Walfischbai über den Ngamisee zu den Viktoriafällen des Sambesi wanderten, ferner der Portugiese Serpa Pinto, der 1877–1879 von Benguela aus das Gebiet des oberen Sambesi bereiste und über die Viktoriafälle nach Pretoria ging, sowie schließlich seine Landsleute Roberto Ivens und Brito Capello, die 1884/85 im westlichen und nördlichen Sambesigebiete das Gewässernetz klären halfen. Der Deutsche Karl Mauch hat in der Zeit von 1865–1872 in Transvaal und im Matabelelande, namentlich in den Grenzstrichen zwischen Limpopo und Sambesi, die Grundlagen der Kenntnis geschaffen; dort entdeckte er die alte Ruinenstätte Simbabje und ergiebige Goldminen. — Die von Regenwäldern und Sawannen bedeckte Mitte des dunklen Erdteils ist zuallerletzt entschleiert worden. Im Jahre 1848 erblickten die deutschen Missionare L. Krapf und J. Rebmann aus der Ferne die Schneegipfel des Kilimandscharo und Kenia – ein Wunder, das ihnen kaum geglaubt wurde. Neun Jahre später durchquert der Engländer Richard Burton als erster das Hochland Ostafrikas von Bagamoso bis Udschidschi und entdeckte den riesigen Tanganjikasee. Sein Begleiter John Speke wandte sich von dort gen Nordosten und traf 1858 auf den Viktoriasee. Auf einer zweiten Reise 1860–1862 wanderte John Speke von Sansibar quer durch das Hochland zum Viktoriasee und betrat Uganda, während sein Begleiter J. Grant Unjoro bereiste. Der Albertsee, 1863 von S. W. Baker entdeckt, wurde 1877 durch Mason genauer erforscht. Im Anfang der 1860er Jahre widmete sich der Deutsche Karl v. d. Decken wissenschaftlicher Einzelarbeit in Ostafrika. Die unerwartet gewaltige Größe des Viktoriasees wurde 1875 von dem Walliser H. M. Stanley festgestellt. Der Engländer Joseph Thomson trug 1878–1880 viel zur Erkundung Uhehes und des Gebietes zwischen Tanganjika- und [24] Njassasee bei; Geologe von Fach, war er es, der zuerst die Grabennatur des Tanganjika erkannte. Im Jahre 1883 hat er den Kilimandscharo und das Land der Massai genauer untersucht; doch ist als erster guter Beobachter der Massai der Deutsche G. A. Fischer (1882/83) zu nennen, der auch die Grabensenke des Natron- und Naiwaschasees sowie den Meru studierte. Weiter nördlich brachte die Reise des Deutschen Ludwig Höhnel in Begleitung des Grafen Teleki, die von Bagamojo ausgingen, 1888 die Entdeckung des Rudolfsees und des Stephanisees. Der Italiener Vittorio Bottego durchquerte 1892 von Berber aus über die Flüsse Webi und Dschubia und 1895 von Osten her nach dem Rudolfsee und bis in das Gebiet des Sobat hinein die nördlichen Teile Ostafrikas. Die beiden schneegekrönten Riesenberge Kilimandscharo und Kenia wurden zuerst von Hans Meyer (1889) und H. Mackinder (1899) bis zum Gipfel erstiegen. Die Boden- und Flußverhältnisse der westlichen Hälfte Mittelafrikas waren noch bis in die Mitte der 1870er Jahre vollkommen unbekannt. Zwar wußte man durch portugiesische Händler, durch L. Magyar und durch D. Livingstone, daß im Süden eine Anzahl nordwärts laufender Flüsse vorhanden war. Auch die Kongoquelle des Luapula und Lualaba waren 1868 und 1869 von Livingstone berührt worden. Dieser hielt sie für Oberläufe des Nils und sagte sich, nachdem er 1872 zusammen mit Stanley den Nordteil des Tanganjikasees befahren hatte, nur ungern von seiner falschen Meinung los; im Gegensatze zu ihm hatte der deutsche Stubengeograph Ernst Behm sofort scharfsinnig auf einen Zusammenhang des Lualaba mit dem (damals nur an seiner Mündung bekannten) Kongo geschlossen. Die Zugehörigkeit des Tanganjikasees zum Kongonetze wurde aber schon durch den Engländer Lovett Cameron erwiesen, der 1873–1875 im Lukuga den Westabfluß des Tanganjikasees zum Lualaba entdeckte. Der Vergleich zwischen Meereshöhen des Lualaba bei Njangwe und der Austrittstelle des Nils aus dem Albertsee, die 130 m höher als jener liegt, vernichtete die Meinung, der Lualaba gehöre zum Nilnetze, endgültig. Came- [25] rons Reise von der Ostküste zur Westküste stellt übrigens die erste Durchquerung Afrikas in westlicher Richtung dar. Die Lösung der schwierigen Frage brachte 1870/77 die Befahrung des Kongolaufes von Njangwe bis zur Mündung durch den Walliser Henry Morton Stanley, der damit eine Glanzleistung afrikanischer Entdeckung ausführte. Hinterher ging er, im Bunde mit dem Könige der Belgier, sehr bald an die wirtschaftliche Ausbeutung des waldreichen Kongobeckens, das zu einem besonderen Kongostaate erklärt wurde. Von Forschern haben sich in dessen Süden besonders die Deutschen Paul Pogge (1874–1870) und Hermann Wissmann verdient gemacht, welch letzterer 1884/85 mit seinen Mitarbeitern das Stromnetz des Kassai aufklärte. Stanley selber hat 1887/88 das Gebiet des Kongonebenflusses Aruwimi bereist. Graf Götzen entdeckte 1893 den Kiwusee und die Kirungafeuerberge. Das sumpfreiche Urwaldgebiet westlich des unteren Kongos und im Bereiche des Ogowe ist durch den Franzosen Savorgnan de Brazza zwischen 1876 und 1883 gründlich durchforscht worden. Im Hinterlande von Oberginea und bis zum Sudan hinein zeichneten sich in den 1870er und 1880er Jahren der Deutsche Robert Flegel und der Franzose Louis Binger aus, welch letzterer 1888 die sagenhafte Negerstadt Kong betrat. Zwischen Kongo und Tschad leisteten 1910 bis 1911 die Gelehrten der Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg Ersprießliches.
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