Teil 1: Die Grundlagen der
deutschen Wirtschaft.
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Die Entwicklung bis zur Machtübernahme B. Boden I. Der Boden als Träger der Landwirtschaft 3. Deutschlands Lebensmittelversorgung Was verbraucht jeder Deutsche an Lebensmitteln? Die nebenstehenden [Scriptorium merkt an: nachfolgenden] Bilder zeigen, was jeder Deutsche in guten und schlechten Jahren an den wichtigsten Lebens- und Genußmitteln verbraucht. 1931 gingen von 100,– RM, die die deutsche Hausfrau für Lebensmittel ausgab, 10,– RM ins Ausland. Mindestens die Hälfte der eingeführten Lebensmittel waren keine Kolonialwaren, sondern Erzeugnisse, die der deutsche Landwirt auch liefern kann, sobald man ihm die Umstellung auf eine größere Produktion und einen gesicherten Absatz ermöglicht hat. Das untere Bild zeigt noch einmal einen Vergleich der heutigen Lebensmitteleinfuhr mit der der Vorkriegszeit. Dabei darf nicht vergessen werden, daß 1929, ein Jahr guter Konjunktur, die Einfuhr bei allen Lebensmitteln noch größer war als 1913. Soll das wieder so werden, wenn es den Deutschen besser geht? Soll dann wieder ohne Bedenken alles eingeführt werden können, während der deutsche Bauer seine Ware nicht oder nur schwer absetzen kann? Es ist nicht gleichgültig, ob die Nahrung, die wir brauchen, auf heimischer Scholle erzeugt wird, oder ob sie über die Landesgrenzen kommt und unsere Handelsbilanz belastet. Das muß jeder national denkende Deutsche, jeder, der das deutsche Volk liebt, einsehen. Was machen wir, wenn eines Tages wieder die Zufuhr abgesperrt wird? Sollen dann wieder Tausende, Hunderttausende von Volksgenossen hungern und darben? Soll wieder das Gespenst des Hungertodes durch deutsche Lande schreiten?
Welche Agrarprodukte können in Deutschland nicht erzeugt werden? Die auf dem nebenstehenden [Scriptorium: obigen] Bilde aufgeführten Agrarprodukte, die im Inland aus klimatischen Gründen nicht oder nur in ganz geringen Mengen erzeugt werden können, sind in recht bedeutendem Umfange eingeführt worden. Trotz der Devisenbewirtschaftung im Jahre 1932 und trotz der riesigen Not weiter Volkskreise ging die Einfuhr nur wenig zurück gegenüber der Zeit der Hochkonjunktur. Über die Maßnahmen der nationalen Regierung zur Einschränkung der Einfuhr von Ölen und Fetten verweisen wir auf Seite 60. In bezug auf die Südfrüchte und Tabak gilt das auf Seite 50 bzw. 45 Gesagte. Was den Kaffeeverbrauch anbetrifft, so trinkt der Deutsche im Verhältnis zu seinen Nachbarn wenig. Der Teeverbrauch ist noch viel geringer. Trotzdem gingen aus Deutschland im Jahre der größten Wirtschaftskrise noch immer 8,6 Millionen RM für Tee und 145 Millionen RM für Kaffee ins Ausland, sicherlich eine nicht unbeträchtliche Summe für ein verarmtes Volk. Für Kakao zahlte Deutschland bis zum Preissturze jährlich 70-90 Millionen RM, im Jahre 1932 noch 33 Millionen RM an das Ausland. Während man vor dem Kriege Kakao und Schokolade als Genußmittel ansah und daher dem Tee und Kaffee gleichsetzte, verbreitete sich später immer mehr die Erkenntnis von dem Wert des Kakaos und der Schokolade als Fett, Eiweiß und Kohlehydrate enthaltende Nahrungsmittel.
Was führte Deutschland bisher an Agrarerzeugnissen ein? Die Bilder geben einen Überblick über die mengenmäßige Einfuhr der wichtigsten Nahrungsmittel. Vor der Krise gingen jährlich rund 4 Milliarden RM für Lebens- und Genußmittel ins Ausland. Ein großer Teil dieser Summe [65=Abb.] [66] hätte im Inland bleiben können, denn der deutsche Bauer kann uns die fehlenden Mengen gleichfalls liefern. Allerdings muß er durch Besserung der Qualität und Standardisierung seiner Ware dem Geschmack der Verbraucher entgegenkommen. Der Käufer kann seinen deutschen Volksgenossen den Ausbau ihrer Betriebe dadurch ermöglichen, daß er nur noch deutsche Lebensmittel verlangt. Wenn die deutsche Hausfrau gedankenlos ausländisches Gemüse, dänische Butter, holländischen Käse usw. kauft, anstatt die besten deutschen Waren zu verlangen, können auch die durchaus gleichwertigen deutschen Waren keinen Absatz finden. Der deutsche Verbraucher muß sich über die Notwendigkeit der Selbstversorgung klar werden und sich sagen, daß mit jeder Mark, die unnötigerweise ins Ausland geht, ein deutscher Arbeiter einen Stundenlohn verliert.
Steigende Selbstversorgung des deutschen Volkes Trotz des ungeheuren Rückschlages, den die Kriegsjahre infolge der fast völligen Entblößung des platten Landes an männlichen Arbeitskräften und Betriebsleitern und aus anderen Gründen für den deutschen Ackerbau und die Viehzucht brachten und trotz der über ein Jahrzehnt anhaltenden Notlage des gesamten Bauerntums ist es durch stille, aber außerordentlich intensive Arbeit nicht nur gelungen, sämtliche Lücken gegenüber dem Vorkriegszustand in kurzer Frist auszufüllen, sondern darüber hinaus gelang es auf fast allen Gebieten der landwirtschaftlichen Erzeugung, die Leistungen weit darüber hinaus zu steigern und die Führung in der Welt zu übernehmen. Am greifbarsten ist die Tatsache, daß es im landwirtschaftlichen Wirtschaftsjahr 1932/33 zum erstenmal seit vielen Jahrzehnten gelungen ist, den deutschen Getreideverbrauch voll aus eigener Ernte zu decken und gleichzeitig den Bedarf an Auslandsfuttermitteln auf ein Maß herabzudrücken, das noch vor wenigen Jahren nicht erhofft werden konnte. Darüber können wir uns freuen, denn solange wir darauf angewiesen sind, Futtermittel aus dem Ausland zu beziehen, können wir von einer Freiheit in der Ernährung nicht sprechen. Wir haben bisher zur Deckung des Eiweißbedarfes Ölkuchen, Sojaschrot usw. in Höhe von rund 1 Milliarde RM eingeführt. Um diese Einfuhr im Laufe der Zeit herabzudrücken, haben wir mit echter deutscher Gründlichkeit versucht, im Inlande eine Pflanze mit ergiebigem Eiweißgehalt heranzuzüchten. Große Hoffnungen setzen wir auf die Neuordnung der Fettwirtschaft und der damit zusammenhängenden Futtermittel (Öle, Fette, Ölsaaten und Ölkuchen). Durch die Neuregelung in der Fettwirtschaft wird die bisher geübte einseitige Ackerbestellung mit Getreide abgedrosselt und dem Bauern die Möglichkeit gegeben, den Futtermittelanbau zu steigern. Die Einfuhrkontingentierung verhindert eine Benachteiligung durch das Ausland.
Wenn wir uns die Entwicklung der Ertragshöhe des deutschen Boden in den letzten Jahren ansehen, so müssen wir erkennen, daß der Bauer trotz aller Not Ungeheueres geleistet hat. Das zeigt nicht nur die Steigerung der Getreideerträge, sondern auch die der Kartoffelernten. Durch den Schmachvertrag von Versailles wurde unsere Kartoffelanbaufläche um fast 20% vermindert. Heute erzielen wir von der kleineren Fläche fast den gleichen Gesamtertrag wie vor dem Kriege. Besonderen Anteil an dieser Steigerung haben die bäuerlichen Bezirke des deutschen Westens, Nordens und Südens, was zur Folge hatte, daß sich die deutsche Kartoffelerzeugung vom Osten nach West- und Mitteldeutschland verlagert hat. Die Erhöhung der Erträge im Hackfruchtbau der bäuerlichen Betriebe ist vor allem darauf zurückzuführen, daß in der letzten Zeit eine Reihe ackerbautechnischer Neuerungen Eingang gefunden haben. Mit Rücksicht auf die Entwicklung der deutschen Viehwirtschaft und der Erzeugung viehwirtschaftlichter Produkte darf [67=Abb.] [68] die deutsche Grünlandwirtschaft nicht vergessen werden. Auch ihr ist eine erfreuliche Steigerung des Ertrages gelungen. Die Rekorderträge der letzten Jahre sind nicht nur auf günstige Witterungsverhältnisse, sondern auch zu einem erheblichen Teil auf eine Verbesserung der Bewirtschaftung zurückzuführen. Hand in Hand mit dieser Steigerung der Futtermittelerzeugung ging die Erhöhung der Leistungen unserer Viehwirtschaft. Hier darf nicht vergessen werden, daß sie durch die Notjahre des Krieges und die Ablieferung auf Grund des Versailler Diktates das beste Vieh verloren hatte. Durch große Anstrengungen der Züchtervereine und der landwirtschaftlichen Betriebsleiter ist es gelungen, diese Verluste nicht nur auszugleichen, sondern auch die Leistungen, insbesondere in der Rinder- und Schweinezucht, weit über das Vorkriegsmaß hinauszusteigern (siehe S. 52). Eine ähnliche Erhöhung der Leistungen wie in der deutschen Landwirtschaft kann man auch in anderen Wirtschaftszweigen feststellen. Bei der Landwirtschaft darf man aber nicht vergessen, daß erstens die erwähnten Erfolge in einer Zeit stärkster wirtschaftlicher Not erzielt wurden und zweitens, daß der Bauer nur in den seltensten Fällen ein Entgelt für seine ungeheuere Arbeit einheimsen konnte.
Der Weg der landwirtschaftlichen Produkte vom Erzeuger zum Verbraucher Wenn man sich überlegt, daß es erst drei Generationen her ist, seitdem die Einfuhr von Kolonialwaren in unbedeutendem Umfange einsetzte und es eine Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Auslande kaum gab, sich vielmehr jeder Bürger seine Lebensmittel nach Möglichkeit selbst erzeugte oder sie aus nächster Nähe bezog, so kann man kaum verstehen, daß es heute notwendig ist, auf die Schicksalsverbundenheit von Stadt und Land hinzuweisen. Betrachten wir das nebenstehende [Scriptorium: nachfolgende] Bild, so können wir feststellen, daß nur noch ein Fünftel der von der Landwirtschaft erzeugten Güter vom Bauern direkt zum Städter kommt, vier Fünftel aber über irgendwelche Großhandelsorganisation der Absatzgenossenschaft über den Kleinhandel erst in die Hand des städtischen Verbrauchers gelangt. So kennt der Städter als Konsument gar nicht mehr den Bauern als Produzenten, hört nur mittelbar von dessen Nöten, in vielen Fällen sogar im Interesse des Händlers erstellte Berichte. Welche Rolle die Landwirtschaft im Rahmen unserer Volkswirtschaft gespielt hat, geht daraus hervor, daß sie mit einem Drittel an der gesamten deutschen Urproduktion beteiligt gewesen ist. 1931 erzeugte sie noch für 10 Milliarden RM Waren, die Industrie nur für 19 Milliarden RM.
Getreide- und Viehpreise Die gute Beschäftigung der Bevölkerung durch die Industrie und die öffentlichen Körperschaften, die in noch höherem Maße als die Industrie ausländische Kredite nahmen und zum Teil größte Mißwirtschaft damit trieben, hatte in Verbindung mit der Erhöhung der Löhne und Gehälter den Verbrauch an Nahrungs- und Genußmitteln gewaltig gesteigert und die Einfuhr dementsprechend begünstigt. Auf diesen Mehrbedarf hatte sich das Ausland im Laufe der Zeit ebenso eingestellt wie auf den Mehrbedarf an Rohstoffen. Dementsprechend hatte es seine Produktionsanlagen erweitert und rationalisiert. Aber ebenso schnell stieg auch in Deutschland die Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion. Die Folge war eine noch nie erlebte Weltüberproduktion an Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Der Absatz begann zu stocken, und die Preise stürzten, als die Reparationslasten Deutschlands finanziellen Zusammenbruch herbeiführten. Die Katastrophe wurde vergrößert durch das Ausbleiben der [69=Abb.] [70] ausländischen Anleihen und durch die Zurückziehung der kurzfristigen ausländischen Gelder. Die Hauptschuld an der schwierigen Lage der deutschen Landwirtschaft liegt also zweifellos an der früheren liberalistisch-marxistischen Wirtschaftspolitik, die durch das ungehemmte Hereinlassen von Auslandsgeldern eine Übersteigerung der Nahrungsmitteleinfuhr verursachte und die übermäßige Vergrößerung der Nahrungsmittelproduktion mitverschuldet hat. Damit hat sie die Verschuldung der Landwirtschaft begünstigt, ohne ihr die Möglichkeit zur Wiederherstellung ihrer Rentabilität durch genügenden Nutzen der einheimischen Produktion zu geben.
Durch die nationalsozialistische Regierung, durch den Reichsernährungsminister Darré, ist die Getreidewirtschaft auf eine vollständig neue Grundlage gestellt worden. An die Stelle der mißglückten Stützungsaktion ist nun eine garantierte, gesunde Preisbildung getreten. "Der Bauer wird in Zukunft für das Brotgetreide feste Preise erhalten." Damit ist ein entscheidender Schritt zur Befreiung des Bauern von der Marktabhängigkeit und zur Herauslösung der Bauernwirtschaft aus der kapitalistischen Wirtschaft erfolgt. Dem Spekulantentum, das in der Brotversorgungswirtschaft des deutschen Volkes in besonderem Maße sein Unwesen trieb, ist ein für allemal das Handwerk gelegt worden. Getreidebau, Getreidehandel, Müllerei und Mehlhandel sind nicht dazu da, in erster Linie Geld zu verdienen, sondern sie haben im Sinne ursprünglicher Getreidewirtschaft wieder Dienst an der Ernährung des deutschen Volkes zu leisten. Die festen Preise für Getreide geben dem Bauern aber nicht nur die Gewähr für eine angemessene Verwertung seiner Getreideernte, sondern sie legen ihm auch gleichzeitig die Verpflichtung auf, seine Wirtschaft in Zukunft den volkswirtschaftlichen Anforderungen entsprechend zu führen.
Die Preisschere verschärft die Not der Landwirtschaft Im Vergleich zum letzten Vorkriegsjahre waren 1933 die Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse um 30-40% niedriger, während die Preise der industriell erzeugten landwirtschaftlichen Betriebsmittel nur um 5% niedriger sind. Die Preise der gewerblich erzeugten Konsumgüter (Hausrat, Kleider usw.) liegen auch [71=Abb.] [72] heute trotz des starken Preisrückganges noch 10% über dem
Der Wert der landwirtschaftlichen Produktion Der größte Wertposten in der landwirtschaftlichen Erzeugung ist die Schweineproduktion mit 3,4 Milliarden RM. Ihr folgt die Milchproduktion mit 2,8 Milliarden RM. Die ganze Getreideproduktion zusammen ergab nur einen Wert von 2,3 Milliarden RM. Der Wert der Gesamtproduktion betrug 1928-1929 13,9 Milliarden RM. Davon verbrauchte die deutsche Landwirtschaft an Nahrungs- und Futtermitteln 3,7 Milliarden RM. Sie konnte also noch für 10,2 Milliarden RM Waren verkaufen. Der Verkauf der Produkte der Nebenerzeugung wie Obst, Gemüse, Zucker, Wein, Hopfen usw. ergab 2 Milliarden RM, die Viehwirtschaft 6,4 Milliarden RM und der Getreidewirtschaft 1,7 Milliarden RM. Also fast nur ein knappes Sechstel des gesamten Verkaufserlöses und etwas mehr als ein Viertel des Erlöses aus der Viehwirtschaft fließen der Landwirtschaft aus dem Getreideverkauf zu. Die Maßnahmen der Regierung des Weimarer Systems begnügten sich damit, etwa dieses Sechstel durch eine gewisse Preisstabilität dem Landwirt zu sichern. Bei den anderen fünf Sechsteln traten Ertragsschrumpfungen von einem Drittel bis zur Hälfte des Erlöses ein. So wuchs die Not der Landwirtschaft ins Unerträgliche.
Die Verschuldung der deutschen Landwirtschaft Mit dem Sieg des Marxismus kam für die deutsche Landwirtschaft die schwerste Zeit, umsomehr, als der Boden durch ungenügende Düngung während des Krieges stark erschöpft und der Viehbestand zusammengeschmolzen war. Die Landwirtschaft war in der Hauptsache auf sich allein angewiesen und hat ihr Möglichstes getan, um mit eigenen Kräften ihre Existenz und damit die Existenz des deutschen Volkes zu erretten. Auf Grund ungeheuerer Anstrengungen stiegen die Erntemengen von Jahr zu Jahr. Trotz der Abgabe des noch vorhandenen Viehs an die Feindbundmächte gelang es der Landwirtschaft, die Viehbestände wieder aufzufüllen. Die marxistische Regierung half in beschränktem Maße in der Versorgung mit Dünge- und Futtermitteln. Die Inflation täuschte der Landwirtschaft gute Preise vor und verkleinerte ihre Schuldenlast. [73=Abb.] [74] Auf der Höhe der Inflation angelangt, war es dem Landwirt sogar möglich, sich völlig von seinen Schulden zu befreien. Das Ende der Inflation brachte ihm aber dann den Verlust aller Betriebsmittel. Neue und größere Verschuldung kam, und gerade hierin wurde der Landwirt durch die Regierung in allzu reichem Maße unterstützt. Sie brachte der Landwirtschaft die für ihre Verhältnisse vollkommen unangebrachte Wechselverschuldung und machte es ihr möglich, sich durch die Rentenbank-Kreditanstalt langfristige Kapitalien zu verschaffen, die diese aus ausländischen Anleihen in Höhe mehrerer 100 Millionen RM aufgenommen hatte. Die Rentabilität der Landwirtschaft konnte infolge der liberalistischen Wirtschaftspolitik nicht wieder hergestellt werden. Schulden und Schuldzinsen mußten nun durch neu aufgenommene Schulden gedeckt werden. Das Ende mußte die Überschuldung mit all ihren Folgen sein, die in der Herabsetzung der Lebensweise des Landwirtes auf ein denkbar geringes Maß und die massenhafte Zwangsversteigerung in Erscheinung traten.
Die Zwangsversteigerungen der landwirtschaftlichen Grundstücke Bis zur Schaffung des Vollstreckungsschutzes für die Landwirtschaft stieg die Zahl der Zwangsvollstreckungen landwirtschaftlicher Grundstücke von Jahr zu Jahr. Von 1928 bis 1931 wurden 420.000 Hektar Nutzflächen zwangsversteigert, das entspricht etwa der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche des Freistaates Oldenburg. Durch das Entschuldungsgesetz der nationalen Regierung werden die Erbhöfe 100prozentig entschuldet werden. In Zukunft wird es nicht mehr möglich sein, daß ein Erbhofbauer auch nur eine Reichsmark Realkredit auf sein Grundstück aufnehmen kann. Sein Hof ist gefeit gegen Beschlagnahmung und Pfändung. Der neue Erbe soll nicht mehr gezwungen sein, sich zeit seines Lebens für die Zinsen aufgenommener Hypotheken zu quälen. Der Grundgedanke des Entschuldungsgesetzes lehnt sich an das Beispiel der alten Preußischen Rentenbank an. Zwischen Erbhof und Gläubiger wird eine Bank zwischengeschaltet, an die der Erbhofbauer abrentet, während die Bank ihrerseits den Gläubiger befriedigt.
Nach den Einzelergebnissen traf die große Welle der Zwangsversteigerungen hauptsächlich den Großgrundbesitz in Ostelbien. Der gewährte Vollstreckungsschutz bis zum Inkrafttreten des Entschuldungsgesetzes vom 1. Juni des Jahres [Scriptorium merkt an: 1933] verhinderte jede Auflösung von Großgrundbesitz, selbst dann, wenn er nicht mehr sanierbar ist. Jetzt ist sie möglich. Eine unsinnige Zerschlagung des Großgrundbesitzes soll natürlich nicht vorgenommen werden. Maßgebend müssen immer volkswirtschaftliche, volks- und grenzenpolitische Erwägungen sein. Wenn es sich um unrentable und schlecht bewirtschaftete Güter handelt, wäre es unverantwortlich, wenn diese durch Um- und Entschuldung von der Auflösung geschützt würden. Wenn öffentliche Mittel zur Entschuldung herangezogen werden, die das ganze Volk aufgebracht hat, ist es eine ganz selbstverständliche Pflicht, daß sie nur zum Wohle des Volksganzen Verwendung finden dürfen. Durch das Erbhofrecht wird der Besitz ungeteilt einem Erben gesichert. Die zweiten und dritten Bauernsöhne müssen daher bei der Neubildung deutschen Bauerntums besonders berücksichtigt werden. Ferner kommen tüchtige Landarbeiter dafür in Frage. Eine Landabgabe von Seiten des Großgrundbesitzes ist daher aus volkspolitischen Gründen selbstverständliche, nationale Pflicht. Mit Hilfe von Abgabe größerer Landstücke durch den überschuldeten Grundbesitz könnte die Entschuldung leichter als sonst durchgeführt und die notwendigen Bauernhöfe für die Neubildung deutschen Bauerntums geschaffen werde.
[75=Abb.] [76] Die Verbundenheit von Landwirtschaft und Handwerk Landwirtschaft und Handwerk sind vielfach durch natürliche Beziehungen miteinander verbunden. Der Landwirt ist Auftraggeber des Landhandwerkers. Der Landwirt deckt seinen Bedarf in der Hauptsache beim Handwerker, den er meistens auch persönlich kennt. Einzelne Handwerkszweige sind fast ganz aus den Anforderungen der Landwirtschaft hervorgegangen; so z. B. Schmiede, Böttcher und Sattler. Es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, daß sich geschichtlich das Handwerk aus der Landwirtschaft entwickelt hat. Noch heute ist es so, daß in den Dörfern und Ackerstädten in vielen Fällen der Handwerker Bauernsohn ist, der selbst einen Hof hat und zwangsläufig wirtschaftlich von dem Wohlergehen seines Dorfes abhängig ist. Auch in den mittleren Städten arbeiten Hunderttausende von Handwerkern zum überwiegenden Teil für die Bedürfnisse des flachen Landes, mit dem sie selbst bodenständig verankert sind. Die Bauern könnten heute den Landhandwerkern Millionen von Bestellungen aufgeben, wenn sie erst Bargeld statt Schulden hätten, denn auf den Bauernhöfen ist von der Haustür angefangen bis zum Schornstein hinaus aber auch alles in Stand zu setzen. Wenn jetzt durch eine sachgemäße Agrarpolitik der nationalsozialistischen Regierung die Voraussetzungen geschaffen werden, daß der Bauer für seine Produkte einen angemessenen Preis erhält, dann wird der Bauer auch wieder ein guter Kunde des Handwerks sein.
Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt Mit den an verschiedenen Stellen angedeuteten Wandlungen des landwirtschaftlichen Arbeitsprozesses hängt die Veränderung in der Berufsgliederung des deutschen Volkes zusammen (siehe Bild "Berufsgliederung Deutschlands" auf Seite 18). Wenn der Anteil der in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft Erwerbstätigen von 80% im Jahre 1846 auf 23% im Jahre 1925 gesunken und der Anteil der Erwerbstätigen in Industrie, Handwerk, Handel und Verkehr in der gleichen Zeit von 12% auf 58% gestiegen ist, so muß man bedenken, daß durch die zunehmende Arbeitsteilung ein immer stärkerer Teil der Industrie direkt und indirekt für die Landwirtschaft tätig ist. Wenn also die nicht landwirtschaftlich tätige Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten so viel stärker als die landwirtschaftliche zugenommen hat, so beruht dies zu einem großen Teil auf der Beschränkung der landwirtschaftlichen Tätigkeit im eigentlichen Sinne. Aus dem Gesagten geht ganz deutlich die enge Verbindung zwischen der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie hervor. Je mehr der Bedarf der Landwirtschaft stieg, um so mehr Arbeiter fanden in der Industrie Arbeit, und je mehr Erzeugnisse von der Landwirtschaft abgesetzt werden konnten, um so mehr wurde die Kaufkraft des Binnenmarktes gestärkt.
Zugegeben, daß die Steigerung der einheimisch ländlichen Erzeugung und damit die Stärkung der Kaufkraft der Landwirtschaft nicht das einzige Mittel sind, um den Binnenabsatz der Industrie zu heben, muß doch anerkannt werden, daß sie die wesentlichste Voraussetzung für das Blühen der Industrie und des Gewerbes sind. Die Wirkung der Preisschere (siehe Seite 70) hat eine Herabsetzung der Kaufkraft der Landwirtschaft in einem Maße zu Folge, daß sie die Industrie und das Gewerbe in schwerstem Umfange treffen mußte. Nach einer Zusammenstellung des Institutes für Konjunkturforschung hat die Landwirtschaft für gewerbliche Erzeugnisse im Jahre 1928 etwa 8,6 Milliarden Reichsmark ausgegeben, und zwar entfielen auf Industrie und Handwerk 5,1 Milliarden, während der Rest sich auf Handel, Verkehr und Auslandsrohstoffe verteilte. Daneben hatte die Landwirtschaft für Zinsen, öffentliche Abgaben, Sozialversicherung usw. im [77=Abb.] [78] gleichen Jahre rund 2,2 Milliarden aufzubringen. Im Jahre 1931 hat die Landwirtschaft für Industriewaren rund 6 Milliarden Reichsmark ausgegeben. Davon entfielen auf Industrie und Handwerk 3,8 Milliarden. Die Schrumpfung in bezug auf gewerbliche Waren betrug mithin dem entsprechenden Werte des Jahres 1928 gegenüber rund 25%. Dagegen hat sich der Aufwand für Zinsen, öffentliche Abgaben, Sozialversicherung usw. in der gleichen Zeit nicht geändert. Unter der Beschränkung des landwirtschaftlichen Einkommens hatte also die Industrie in größtem Umfange zu leiden. Die Milliarden, die der Landwirt weniger der Industrie und dem Handel zuführen konnte, fehlten jetzt in den Kassen der Industriebetriebe. Armeen industrieller Arbeiter kamen dadurch um Arbeit, Lohn und Brot.
Außerdem muß auch noch der Absatz von Industriewaren an jene nicht gewerblichen Berufsgruppen berücksichtigt werden, deren Einkommen durch unmittelbaren Austausch mit der Landwirtschaft entsteht. Hierzu gehören die Einnahmen der Industrie aus Handel, Verkehr, freien Berufen usw., soweit diese Berufzweige für die Landwirtschaft tätig sind. Dieser Posten ist natürlich zahlenmäßig nicht zu erfassen. Es ist aber ganz klar, daß jede Einschränkung des landwirtschaftlichen Einkommens direkt und indirekt auf den Beschäftigungsgrad der Industrie einwirken muß. Umgekehrt hat natürlich eine Erhöhung des landwirtschaftlichen Einkommens segensvollen Einfluß auf die deutsche Industrie. Industrie und Landwirtschaft sind so eng miteinander verflochten, daß der Zusammenbruch des einen das Ende der anderen bedeutet, daß daher der Aufstieg des einen die Notüberwindung der anderen bringen muß. Bauernnot ist Arbeiternot! Das deutsche Volk ist, wie Reichsminister Dr. Goebbels treffend sagt, "eine große Brot- und Notgemeinschaft". Die enge Verflechtung von Landwirtschaft und Industrie gibt uns nun aber auch die Gewißheit, daß die Wiederherstellung des deutschen Bauerntums, die heute mit aller Energie durch die nationalsozialistische Staatsführung vorgenommen wird, zu einer Gesundung der gesamten deutschen Wirtschaft führen muß. Deutsche Kraftentfaltung auf deutscher Scholle wird den Aufstieg der gesamten Nation nach sich ziehen. In Erreichung dieses Zieles lastet ein großer Teil der Verantwortung der deutschen Hausfrau!
Die Pflicht der Hausfrau dem Bauern gegenüber Es wird Zeit, daß die Hausfrau ihre Bedeutung als Wirtschaftsdiktator richtig erkennen lernt. Dadurch, daß durch ihre Hände alljährlich 25 Milliarden RM fließen, entscheidet sie über die Zukunft der deutschen Wirtschaft und über die Zukunft ihrer Kinder. Bei jedem Lebensmittelkauf hat sie sich zu überlegen, ob es deutsche Ware ist, die sie erwirbt, oder ob es sich um Produkte ausländischer Staaten handelt. Sie muß dabei daran denken, daß es Erzeugnisse von Staaten sein könnten, die durch ihre Absperrungspolitik und ihre Greuelpropaganda Deutschlands Wiederaufbau unter dem Nationalsozialismus verhindern wollen. Mit dem Lippenbekenntnis zum Nationalsozialismus ist unserem Vaterlande nicht gedient. Es ist unsere Pflicht, national zu leben und sozial zu handeln. Von sozialer Haltung kann nicht die Rede sein, wenn die deutsche Hausfrau hier und
Die Regierung Hitler und die deutsche Landwirtschaft
"Das Schicksal hat uns in eine schwere Zeit hineingestellt und uns daher den
heiligen Auftrag gegeben, wenn notwendig, auch schwere Entschlüsse zu
treffen. Wir wissen, wie groß die Not im ganzen deutschen Volke ist. Wir
sind entschlossen, mit allen Mitteln, die der menschliche Geist ausfindig machen
kann, gegen sie anzukämpfen. Allein die letzte Entscheidung über
den Erfolg oder Mißerfolg unserer Arbeit hängt ab vom Erfolg
der Rettung unseres Bauernstandes,
und wir sind ganz entschlossen, hier die Wege zu gehen, die uns diese Rettung
versprechen. Wir wollen lernen aus den Ergebnissen der hinter uns liegenden Zeit
und daraus die notwendigen Rückschlüsse ziehen auf ihre
vergangenen Methoden, und wir wollen nicht zögern, diese Methoden
durch richtigere zu ersetzen, dem Denken und Handeln dieser früheren Zeit
zu entsagen und Besseres zu tun, auch wenn die Schritte von vielen im
Augenblick vielleicht nicht verstanden werden. Am Ende wird man einst ja doch
zugeben, daß die Rettung des deutschen Bauernstandes zur Rettung des
ganzen Volkes notwendig war." (Aus der Rede unseres Führers auf dem
Bückeberg.)
Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau und seine Grundlagen Ein bildstatistischer Tatsachenbericht Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer |