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Teil 1: Die Grundlagen der deutschen Wirtschaft.
Die Entwicklung bis zur Machtübernahme
[80]
B. Boden

II. Der Boden als Träger des Gewerbes

1. Die bergbauliche Rohstoffbasis Deutschlands

Keine der großen Nationen der Welt ist auf ein relativ so eng begrenztes geographisches Gebiet, auf einen so kleinen Lebensraum angewiesen, wie das deutsche Volk in der Gegenwart. Alle anderen Mächte verfügen über Bodenschätze und wirtschaftliche Kraftquellen beträchtlichen Ausmaßes, deren Reichtum zum großen Teil noch unausgeschöpft ist. Dabei ist das deutsche Volk das zweitgrößte Europas und halb so groß wie das der Vereinigten Staaten, denen ein halber Kontinent zur Verfügung steht. Während uns ganz allgemein die Tatsache unserer Rohstoffknappheit bekannt ist, sind die Kenntnisse darüber, welche Rohstoffe wir besonders entbehren, wenig verbreitet. Von den Mineralprodukten sind nur Kohle und Salz in ausreichender Menge vorhanden.



Kohle

Im Vergleich zu den Vorräten der meisten anderen Staaten sind die Steinkohlen- und Braunkohlenvorräte Deutschlands recht ansehnlich. Die Kohle hat erst verhältnismäßig spät wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Diese begann mit der Erfindung der Dampfmaschine, die ihr eine ungeahnte Entwicklung ermöglicht hat. Der Bau von Eisenbahnen, die zunehmende Verdrängung der Segelschiffe durch Dampfer und die damit Hand in Hand gehende Entwicklung der Eisenindustrie hatten einen gewaltigen Kohlenbedarf zur Folge. Die Kohle hat bei der Industrialisierung der Länder, wie sie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eingetreten ist, eine große Rolle gespielt. Sie wurde entscheidend für den Standort der Eisenindustrie. Die bedeutendsten Industriezentren befinden sich in der Gegend reichhaltiger Kohlenvorkommen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Kohle haben wir in vollem Umfange zur Zeit des Ruhrkampfes und während des englischen Kohlenstreiks im Jahre 1926/1927 erkennen können. Während die Auswirkungen der Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen mehr auf Deutschland beschränkt blieben, hat der länger als ein halbes Jahr dauernde englische Kohlenkonflikt die ganze Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Der gesamte Frachtverkehr kam in Unordnung, weil den heimkehrenden Seeschiffen die Kohlenfracht für die Ausfahrt fehlte. Es dauerte längere Zeit, bis sich der Frachtenmarkt wieder geregelt und auf andere Kohlenbezugsländer eingestellt hatte.

Wo gibt es in Deutschland Kohle und Eisen
[81]      Wo gibt es in Deutschland Kohle und Eisen?

Mit dem englischen Kohlenkonflikt rühren wir an ein Problem, das heute noch nicht überwunden ist, nämlich die Kohlenüberproduktion. Sie zog eine Absatzkrise auf dem Weltmarkt nach sich zu einer Zeit, als in Deutschland noch Kohlennot herrschte. Die ernste Gefährdung unserer Versorgung, die nur durch die Braunkohlengewinnung gemildert werden konnte, war die Folge des Verlustes wichtiger Steinkohlenvorkommen durch das Friedensdiktat von Versailles und des Rückganges der Förderleistungen im Zusammenhang mit den Reparationslieferungen in den ersten Nachkriegsjahren.

Deutschland hat noch die drittgrößte 
Kohleproduktion der Welt
[81]      Deutschland hat noch die drittgrößte Kohleproduktion der Welt.
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Die riesigen Verluste an Kohlenvorräten durch das 
Versailler Diktat
[81]      Die riesigen Verluste an Kohlenvorräten durch das Versailler Diktat.      [Vergrößern]

Die Bestrebungen der verschiedenen Staaten (Holland, Polen und Frankreich), sich in der Kohlenversorgung möglichst von anderen Ländern unabhängig zu machen, haben dazu geführt, daß die Kohlenförderung größer ist als der Verbrauch. Hinzu kommt noch, daß die Kohle selbst Konkurrenten bekommen hat, vor allem im Petroleum, das besonders in der Schiffahrt als Brennstoff eine steigende Bedeutung er- [81-82=Abb.] [83] langt hat. Auch die zunehmende Verwendung der Elektrizität durch den Ausbau der Wasserkräfte hat den Kohlenbedarf etwas
Der Kohlenstoffgehalt der wichtigsten Brennmaterialien
[83]      Der Kohlenstoffgehalt
der wichtigsten Brennmaterialien.
vermindert. Da die Ausnutzung der Kohle in der Brennstoffwirtschaft heute unter rationelleren Gesichtspunkten erfolgt, ist durch die bessere Wärmeausnutzung der Bedarf der Kohle eingeschränkt worden. Die dadurch sich ergebende Einsparung der Kohle ist durch neue Verwendungsmöglichkeiten nur zum Teil ausgeglichen worden. Allerdings bestehen noch große Zukunftsaussichten. Es gibt sogar Meinungen, die der Kohle einen neuen großen Aufstieg prophezeien. Man denkt dabei an die neuzeitlichen Auswertungsverfahren für die Nebenprodukte der Kohle bzw. des Kokses und an die Verbindung der Kohle mit der Chemie. Seit einiger Zeit gelingt es, die Kohlen durch bestimmte chemische und physikalische Einwirkungen in einen flüssigen Brennstoff zu überführen, der einen ausgezeichneten Ersatz für das uns nur in unzureichenden Mengen zur Verfügung stehende Rohöl bildet. Die Entwicklung wie auch die Ausarbeitung dieses wertvollen Verfahrens verdanken wir ausschließlich der Tüchtigkeit deutscher Chemiker und Ingenieure und dem Wagemut der deutschen chemischen Großindustrie.

Deutschlands Energiezentrum das Ruhrgebiet
[82]      Deutschlands Energiezentrum
das Ruhrgebiet.
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Kohlenförderung in Deutschland
[82]      Kohlenförderung in Deutschland.
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Wenn auch die Steinkohlen- und Braunkohlenvorräte in Deutschland im Vergleich zu den Kohlenvorräten der meisten anderen Staaten recht ansehnlich sind, so sind sie aber keineswegs unerschöpflich und werden, wenn man sie weiterhin mit gleichbleibender Intensität ausbeutet, in einigen Jahrhunderten verbraucht sein. Diese Tatsache muß von einer Wirtschaftsführung bedacht werden, die sich auf Jahrtausende hinaus für das Wohl und Wehe des Volkes verantwortlich fühlt und auf solch eine Zeitspanne hinaus vor der Geschichtsschreibung bestehen will. Wir müssen daher dafür sorgen, daß bei der Gewinnung der Kohlen jeder Raubbau vermieden wird, und daß auch bei ihrer Verwendung die ihr innewohnenden Werte so weit ausgenützt werden, als dies die neuesten Errungenschaften der Technik gestatten. Wir müssen uns auch bemühen, die Kohlen in möglichst weitgehendem Maße durch andere unerschöpfliche Energiequellen zu ersetzen.

Die Verteilung des Steinkohlen- und Braunkohlenbergbaus
[82]      Die Verteilung des Steinkohlen- und Braunkohlenbergbaus.

[84] Bei der zunehmenden Verwendung von Verbrennungsmotoren ist es nationalwirtschaftlich gesehen von größter Bedeutung, daß das Kohleverflüssigungsverfahren technisch so vervollkommnet und rentabel ausgestaltet wird, daß die deutsche Benzinversorgung mit Hilfe deutscher Kohle möglich wird.

Kohleverkokung und Kohleverflüssigung
[85]      Durch Ausbau der Kohleverflüssigung
wird Deutschland von der Zufuhr unabhängig.



Petroleum

Das deutsche Erdölgebiet
[84]      Das deutsche Erdölgebiet.
Die deutsche Erzeugung von Rohöl konnte in den letzten Jahren wesentlich gesteigert werden. Die größten Zentren des deutschen Erdölvorkommens sind z. B. Hannover und Thüringen. Die Ausbeute ist an sich hoffnungsvoll, denn sie steigt von Jahr zu Jahr und hatte im Vorjahre das zweieinhalbfache der Gewinnung von 1926 erreicht. Aber trotz allem vermag sie selbst den gegenwärtig stark gesunkenen Bedarf erst zu 10% zu decken. Selbst mit der Benzolerzeugung wird sie den künftigen Bedarf höchstens zu 15-20% befriedigen können. Es sei denn, und darauf kommt es entscheidend an, daß die Auffindung und Erbohrung neuer Lagerstätten solche Fortschritte macht, bzw. die Ergiebigkeit der alten so gefördert wird, daß die Gewinnung mindestens auf das 20fache ihrer heutigen Größe ansteigt. Dann könnten wir uns mit flüssigem Brennstoff selbst versorgen. Ein absolut sicheres Urteil über diese Möglichkeit können Wissenschaft und Erdölwirtschaft noch nicht geben. Die bisherigen Untersuchungen über die Anzahl und die voraussichtliche Produktivität der Lagerstätten sind noch zu lückenhaft. Bei etwa zehn in der norddeutschen Tiefebene liegenden Salzstöcken wurden in der letzten Zeit mehr oder weniger erhebliche Ölspuren festgestellt, so daß man Hoffnung haben kann, bei weiteren planvollen Bohrversuchen auf neue Ölfelder zu stoßen. Ölhaltige Gebiete finden wir in Süddeutschland, und zwar besonders im Rheintalgraben zwischen Basel und Frankfurt am Main. Das bekannte Ölfeld von Pechelbronn im Elsaß ist uns durch den Versailler Vertrag entrissen worden. Inzwischen haben wir auf unserer Seite des Rheins in der Nähe von Bruchtal geringe Mengen von Erdöl gebohrt. In Bayern ist seit langem das Erdölvorkommen am Tegernsee bekannt. In der Nähe von Passau sind gleichfalls Erdölspuren nachgewiesen worden. Die geologischen Voraussetzungen für das Vorhandensein weiterer Mengen von Erdöl in den verschiedenen Teilen Deutschlands sind also gegeben.

Noch geringer Erdölverbrauch in Deutschland
[85]      Noch geringer Erdölverbrauch
in Deutschland.      [Vergrößern]

Der Weltmarkt für Erdöl
[85]      Der Weltmarkt für Erdöl.
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Deutschlands Gaserzeugung im Vergleich zu der Welterzeugung
[85]      Deutschlands Gaserzeugung
im Vergleich
zu der Welterzeugung.
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[85=Abb.] [86] Man muß sich also darüber klar sein, daß in absehbarer Zeit eine völlige Unabhängigkeit nicht erreicht werden kann. Wir können zunächst zufrieden sein, wenn die deutsche Erzeugung mit dem größeren Bedarf Schritt hält. Bedauerlich ist nur, daß der Strom des fremden Erdöls aus Ländern kommt, die wegen ihrer eigenen hohen industriellen Entwicklung uns wenig abkaufen. Rund 250 Millionen RM gehen in jedem Jahr für Erdöl ins Ausland. Bei fortschreitender Gesundung unserer Wirtschaft dürfte diese Summe noch erheblich steigen, da unsere eigene Produktion in so schnellem Tempo kaum ausbaufähig ist, so daß die Belastung unserer Handelsbilanz dadurch noch größer wird. Auf alle Fälle aber ist es notwendig, daß der ausländische Einfluß auf unsere heimische Erdölgewinnung eingeschränkt wird. Es bestände sonst die Gefahr, daß unsere Ölvorräte vom Ausland ausgebeutet würden oder von ausländischen Besitzern unbenützt liegen gelassen werden könnten, um dadurch die Einfuhr nach Deutschland im bisherigen Umfange aufrecht zu erhalten.



Die Elektrizitätswirtschaft Deutschlands

Ohne die Erfindung des Elektromotores wäre die Technisierung der Welt nicht möglich gewesen. Der Verbrauch eines Volkes an elektrischem Strom gibt also ein Bild von der Stellung der Technisierung. Deutschland steht nach USA in der Reihe der Stromverbraucher an zweiter Stelle. Berechnet man aber die Verbrauchsquote per Kopf, so steht Deutschland erst an 6. Stelle. Dann ist die Reihenfolge: Norwegen, Kanada, Schweiz, USA, Schweden, Deutschland. Etwa 2 Millionen PS Turbinenleistung könnten in Deutschland mit Hilfe des Wassers erzeugt werden, wenn alle ausnutzbaren Gewässer ausgebaut würden. Bisher wird etwas mehr als die Hälfte der genannten Menge gewonnen. Von der gesamten in Deutschland verbrauchten Elektrizität in Höhe von rund 30 Milliarden Kilowattstunden werden 3,6 Milliarden, also 12%, durch Wasserkraft erzeugt, ein Drittel mittels Steinkohle, etwa über ein Drittel mittels Braunkohle und der Rest mittels Gas und Öl. Die Hälfte der großen Industriewerke haben ihre eigenen Elektrizitätswerke und Kraftzentralen, die den benötigten Strom liefern. Insgesamt wird in Industrie und Handwerk heute gut 10mal soviel an Energie verbraucht wie in der Vorkriegszeit, dementsprechend stieg auch die Stromerzeugung.

Die Ausnutzung der Wasserkräfte
[87]      Die Ausnutzung der Wasserkräfte.
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Die Elektrizitätsversorgung Deutschlands
[87]      Die Elektrizitätsversorgung
Deutschlands.      [Vergrößern]

Die Kleinverbraucher beziehen ihren Strom vorwiegend aus öffentlichen Elektrizitätsanlagen und aus Großkraftwerken. Diese sind, gestützt auf die Fortschritte in der Hochspannungstechnik, weitgehend untereinander verbunden, um sich bei den Betriebsstörungen gegenseitig auszuhelfen. Das Leistungsnetz, das heute Deutschlands Städte und Dörfer zum Zwecke der Stromversorgung miteinander verbindet, dürfte weit über 200.000 Kilometer messen. Sein größter Teil besteht aus oberirdischen Leitungen, nur etwa ein Fünftel sind Kabelleitungen. Die Elektrisierung der Bahnen ist in Deutschland noch nicht bedeutend. Sie beträgt erst etwa 2% der gesamten Streckenlänge, während die Schweiz z. B. drei Viertel ihrer Bahnen schon elektrisch betreibt.

Das Netz der Starkstromleitungen in Deutschland
[87]      Das Netz der Starkstromleitungen in Deutschland.      [Vergrößern]



Eisenerz

Das für unsere Industrie wichtigste Rohprodukt ist das Eisenerz. Vor dem Kriege waren wir damit, der Menge nach genügend, der Güte nach ziemlich ungenügend, versorgt. Wir bezogen schon damals in großem Umfange hochwertige Eisenerze aus Schweden und Spanien, aber der Krieg hat uns dann gezeigt, daß wir allerdings bei einem fast an Raubbau grenzenden angespannten Betrieb, auch ohne diese Einfuhren sogar den wesentlich gesteigerten [87=Abb.] [88] Verbrauch in der Kriegszeit decken konnten. Diese Möglichkeit wurde uns geboten durch die zwar armen, aber in großen Mengen vorhandenen Erzlagerstätten Lothringens, die die sogenannten Minetteerze enthalten. Der Raub Oberschlesiens und Lothringens brachte uns einen Verlust von 80% der Erzvorräte, so daß heute bei voller Beschäftigung die Hälfte des Eisenerzes eingeführt werden muß, um den Hunderttausenden von Arbeitern der Eisenindustrie Arbeit geben zu können. Die deutsche Wirtschaft muß sich hierauf einstellen, das heißt, sich die Zufuhr aus Schweden sichern, die Erzüberschüsse des Bruderlandes Österreich herzuleiten versuchen und die vorhandenen Alteisenmengen voll ausnutzen. Österreich, das im steirischen Erzberg den größten Erztagebau der Erde besitzt, hat eine Förderung, die im Lande nicht verbraucht werden kann. Man sieht hieraus die Wichtigkeit der engen wirtschaftlichen Verbindung mit dem Bruderlande.

Deutschlands Eisen- und Stahlerzeugung im Vergleich zur
Welterzeugung
[89]      Deutschlands Eisen- und Stahlerzeugung im Vergleich zur Welterzeugung.      [Vergrößern]
Die eisenerzeugende Industrie
[89]      Die eisenerzeugende Industrie.
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Betrachten wir die Eisenerzvorräte, die unserm Vaterlande nach dem Weltkrieg noch verblieben sind, so sind sie nicht ganz so unbedeutend, wie man etwa aus den ungünstigen Verhältnissen zwischen Einfuhr und Eigenproduktion vermuten könnte. Es hat sich ein Zustand ganz ähnlich wie vor dem Kriege ergeben. Deutschland hat Eisenerzreserven, aber die gesamte deutsche Eisenerzgewinnung liegt weit unter der in den Vereinigten Staaten geltenden Bauwürdigkeitsgrenze. Das gewonnene Erzgestein hat teilweise so wenig Eisengehalt, daß man es in anderen Ländern gar nicht fördern würde. Nur durch die ausgezeichnete Berg- und Hüttenwirtschaft ist eine rentable Gewinnung möglich.

Die Eisen- und Stahlherstellung
[89]      Die Eisen- und Stahlherstellung.

Eine Reihe von Faktoren stand bisher einer größeren Verwendung unserer heimischen Erze im Wege. Hierzu gehören die hohen Selbstkosten und die hohen Frachten. Die nationalsozialistische Regierung hat durch eine großzügige, über das bisherige Maß hinausgehende Verbilligung der Bahnfrachten und durch Gewährung staatlicher Beihilfen Abhilfe geschaffen. Diese Maßnahmen wirken sich in einer sehr erheblichen Steigerung der Förderung und des Absatzes und damit in einer beträchtlichen Vermehrung der Belegschaften aus. Bei einer besseren Beschäftigungslage wird sicher auch das aussichtsreichste deutsche Eisenerzvorkommen am Salzgitterer Höhenzug eine maßgebende Rolle in der deutschen Eisenerzversorgung spielen. Da die Siegerländer Vorkommen bei einer durchschnittlichen jährlichen Förderung von 1,6 Millionen Tonnen nur noch etwa 30 Jahre reichen, die im Lahn- und Dillbezirk bei der geringen Ausbeute von 1 Million Tonnen jährlich etwa 65 Jahre, ist zu erwägen, ob man die deutschen Erzgruben jetzt schon übermäßig stark ausbeutet. Wir haben die Pflicht, durch weitere großzügige Aufschlußarbeiten dafür zu sorgen, daß Deutschland seine eigene Erzgrundlage behält und darüber hinaus noch weiter ausbaut.



Kupfer

Deutschland hat infolge seiner hochentwickelten elektrotechnischen Industrie, die viel Ausfuhrgut erzeugt, einen ganz ungewöhnlichen Bedarf. Unsere einheimische Kupfererzeugung ist nicht ganz unbeträchtlich, erzeugt aber nur einen kleinen Teil der Menge, die wir zur Befriedigung unserer Industrie brauchen. Der Mansfelder Kupfererzbergbau ist trotz der großen Schwierigkeiten, die er bietet, bei mittleren Kupferpreisen ein rentabler Großbetrieb. Auch der Rammelsberg bei Goslar und einige kleine Gruben, besonders im Rheinland, tragen zur Kupferproduktion bei. Aber unsere Industrie braucht, wie schon erwähnt, von dem roten Metall so viel, daß wir ganz bedeutende Mengen jährlich einführen müssen. Sie stammen fast ausschließlich aus den Vereinigten Staaten. Nicht [89-91=Abb.] [92] unbedeutende Kupfererzmengen kommen in Form eines geringen Kupfergehalts der Schwefelindustrie aus dem Ausland herein. Dieser Rohstoff ist für unsere hochentwickelte chemische Industrie als Urstoff der Schwefelsäure von großer Wichtigkeit, da mit Hilfe von Schwefelsäure alle anderen Säuren erzeugt werden. Wir haben in Deutschland in Meggen an der Lenne unsere einzige größere Kupferkieslagerstätte. Sie ergibt aber nur so geringe Mengen von Schwefelkies, daß wir über das dreifache der im heimischen Bergbau gewonnenen Menge einführen müssen.

Der Weltmarkt für Kupfer und Zink
[90]      Der Weltmarkt für Kupfer und Zink.
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Was an Rohstoffen für die Industrie eingeführt wurde
[91]      Was an Rohstoffen für die Industrie eingeführt wurde.      [Vergrößern]



Blei

Deutschland hat auch einen sehr hohen Bleibedarf, der durch die lebhafte Industrie, namentlich die Kabelfabrikation, bedingt ist. Wie beim Kupfer reicht auch beim Bleierz die geförderte Menge nicht aus, um den einheimischen Bedarf zu decken. Wir haben ansehnliche Bleierzgruben. Sie liegen besonders in Oberschlesien, im Rheinland östlich von Köln, am Unterlauf der Lahn und bei Aachen.

Deutschlands Erzeugung von Zink
[90]      Deutschlands Erzeugung von Zink.



Zink

Vor dem Kriege erzeugten wir von diesem Metall mehr, als wir verbrauchten, und zwar zum großen Teil aus eigenen Erzen. Durch den Raub der südlichen Teile des oberschlesischen Industriebezirks hat sich auch in diesen Gebieten die Lage der Rohstoffwirtschaft verschlechtert. Sie ist aber immerhin noch verhältnismäßig günstig. Unser Zinkbedarf ist hoch, denn Messing und verwandte Zinkkupferlegierungen werden von unserer Industrie in großen Mengen gebraucht.



Zinn

Die einzige Zinnerzproduktionsstätte liegt im östlichen Erzgebirge. Die ganze Welt versorgt sich, wie Deutschland, mit Zinn zum größten Teil aus Hinterindien und zum kleineren aus Bolivien.



Aluminium

Leider ist die Frage der Herstellung von Aluminium aus einheimischen Rohstoffen (Tonerde) noch immer nicht mit sicherer Rentabilität gelöst. Den günstigeren Rohstoff (Bauxit) haben wir nur in verhältnismäßig geringen Mengen im Vogelsberg und müssen daher den fehlenden Rohstoff aus Südfrankreich, Dalmatien und Siebenbürgen beziehen.

Die Aluminiumerzeugung Deutschlands im Verhältnis zur
Welterzeugung Erhöhte Produktion
[91]      Erhöhte Produktion durch die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Regierung Hitlers.


[91] Die Aluminiumerzeugung Deutschlands im Verhältnis zur Welterzeugung.      [Vergrößern]



Nickel

Nickel kommt in Deutschland nur an zwei Stellen in gewinnbaren Mengen vor, und zwar in der Sächsischen Oberlausitz und bei Frankenstein in Schlesien. Beide Erzgruben sind jetzt außer Betrieb gesetzt. Etwa 99% unseres Nickelbedarfes müssen wir aus dem Ausland decken. An den sogenannten Nichteisenmetallen hat Deutschland sehr verschiedene, aber nur geringe Vorräte.

Nur wenige Nichteisenmetalle
[90]      Nur wenige Nichteisenmetalle.
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Erzeugung und Verbrauch von Nichteisenmetallen
[90]      Erzeugung und Verbrauch
von Nichteisenmetallen.      [Vergrößern]



Golderz

ist uns völlig versagt. Alle Versuche zur Wiederaufnahme alter kleiner Golderzbergwerke sind nach einigen Jahren gescheitert. Das einzige Vorkommen, das man bei bescheidenen Ansprüchen als Golderzlagerstätte bezeichnen kann, ist das Arsenkiesvorkommen von Reichenstein in Schlesien.



[93] Silber

Als Silberproduzent war Deutschland vom ausgehenden Mittelalter an bis in das vorige Jahrhundert hochberühmt. Der Harz und das Erzgebirge gaben uns nach damaligen Begriffen große Silbermengen. Auch das Mansfelder Kupferbergwerk lieferte als Nebenprodukt etwas Silber. Es ist die einzige Gewinnungsstätte, die heute noch in Betrieb ist.



Salz und Kali

Das Schwergewicht des Salz- und Kalibergbaus liegt, wie das untere Bild zeigt, im Kali. Auf Grund der reichen Kalivorkommen sind wir in der Lage, den Bedarf unserer Landwirtschaft und Industrie an Kali vollkommen aus inländischer Quelle zu decken und sogar noch einen Ausfuhrüberschuß zu erzeugen, der unserer Handelsbilanz zugute kommt.

Deutschlands Salzgewinnung
[93]      Deutschlands Salzgewinnung.

Das Kali ist einer der wenigen Urstoffe, die in Deutschland in ausreichender Menge vorhanden sind. Das geförderte Kalisalz wird an die chemische Industrie weitergegeben, die sich mit [94] der Umwandlung der Kalisalze in Düngemittel befaßt. An Nebenprodukten werden Chlorkalium, Chlormagnesium, Brom und Bromkalium gewonnen. Vor dem Kriege war Deutschland der einzige Kaliproduzent der Welt. Durch die Gebietsabtrennungen sind die erst kurz vor dem Krieg erschlossenen Kalilager im Elsaß an Frankreich gefallen. Die deutsche Rohförderung hat den Vorkriegsstand nur in den Jahren 1925 und 1928 überschritten. Die geringere Förderung in den dazwischenliegenden Jahren ist auf die ungünstige Lage der deutschen Landwirtschaft, die etwa die Hälfte der deutschen Kalierzeugung aufnimmt, und auf den Rückgang der Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und Holland infolge der französischen Lieferungen zurückzuführen. Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten hat gegenwärtig noch nicht die Hälfte der Vorkriegsausfuhr erreicht.

Der Steinsalzbergbau befindet sich vorwiegend in der Provinz Sachsen und in Anhalt, dagegen sind Salinen in verschiedenen Gegenden Deutschlands vorhanden. In Salinen wird der größte Teil des Speisesalzes erzeugt, während Steinsalz mehr zu technischen Zwecken und vor allem zur Sodafabrikation verwendet wird.

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Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau
und seine Grundlagen

Ein bildstatistischer Tatsachenbericht

Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer