Bd. 4: Der Seekrieg - Der Krieg um die
Kolonien
Die Kampfhandlungen in der Türkei
Der Gaskrieg - Der Luftkrieg
Abschnitt: Der Seekrieg
[1]
Kapitel 1: Die Grundlagen für die
Führung des Seekriegs
Konteradmiral Eberhard Heydel
1. England Urheber des
Krieges.
Der Weltkrieg, dessen Führung zur See in den nachfolgenden Abschnitten
behandelt wird, würde am treffendsten durch die Bezeichnung "Der Krieg
Englands" gekennzeichnet. Denn er war nichts anderes als die erneute
Anwendung des bewährten Mittels überlieferter Politik, dessen sich
England in jedem vorangegangenen Jahrhundert bedient hat: Lästige
Konkurrenten kurzerhand zu vernichten. Der unangenehmere Teil dieser Aufgabe
wurde nach der alten Erfahrung "Seekrieg nährt, Landkrieg zehrt" in der
Regel anderen Staaten überlassen, in diesem Falle der kontinentalen
Gefolgschaft Frankreich-Belgien und Rußland, um dann nach
gründlicher Selbstzerfleischung des Kontinents als um so
gestärkterer Tertius gaudens dazustehen. Das hat England dieses
Mal nur unvollkommen erreicht: Der Kontinent hat zwar seine Schuldigkeit getan,
liegt macht- und kraftlos danieder, die "Balance of power" nach
englischem Geschmack ist hergestellt. Der Tertius gaudens aber ist ein
anderer - Amerika. Und die "Balance of power" hat einen anderen
Charakter erhalten: England balanciert mit, und den angenehmen Posten des
Außenstehenden hat Amerika eingenommen. Auch die Durchführung
des Unternehmens verlief nicht ganz so, wie wohl erhofft: Es haben sich mehr
Engländer auf den kontinentalen Kriegsschauplatz begeben müssen,
als die planmäßig vorgesehenen 160 000 Mann der
"Expeditionary Force".1 Viel
kostbares Angelsachsenblut mußte fließen trotz der zahlreichen
Bundesgenossen jeder Hautfarbe, und das Dogma von der Unverletzbarkeit des
geheiligten englischen Bodens hat einen starken Stoß erlitten. Englands
Volk hat den Krieg und seine Wirkungen nicht selten unmittelbar und
empfindlich spüren müssen.
Mit der für England charakteristischen Zähigkeit, unbeirrt durch
Sentimentalität, die dem Engländer fremd ist, hat es das
"Knock-out" Deutschlands vorbereitet. Von dem Augenblick an, in dem
es begriff, daß dem schnellen wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands mit
Mitteln friedlicher Wirtschaftspolitik kein Halt [2] geboten werden konnte,
hat es folgerichtig den schon lange vorher aus dem englischen Blätterwalde
erschollenen Ruf "Germaniam esse delendam" zum Leitsatz seiner Politik
erhoben. Unbeschadet gelegentlicher freundlicher Gesten, die so oft
mißverstanden worden sind und zum Rüstzeug englischer Politik
gehören, unbeschadet dann und wann zur Schau getragener
Verständigungsbereitschaft, die in englischer Auffassung nie auf der Basis
der Gleichberechtigung zu verstehen war. Unbeirrt durch deutscherseits
bewiesenen Verständigungswillen, der sich noch 1912 dazu verstand, die
Flottennovelle um des Friedens willen zu verstümmeln und ein Abkommen
zu treffen, das der englischen Seemacht eine ausgesprochene Überlegenheit
einräumte.2
Aufrichtiges deutsches Friedensbedürfnis, eine ihm entsprungene ehrliche
(nicht selten zu stark betonte) Verständigungssehnsucht und nicht zuletzt
deutsche Sentimentalität, die den englischen Charakter falsch
einschätzte, haben das verkennen lassen. Trotz der warnenden Lehren der
Marokkokrise, trotz der wiederholten eindeutigen Hinweise amtlicher englischer
Stellen, die keinen Zweifel über die Stellung Englands im Falle eines
bewaffneten Konflikts zwischen den kontinentalen
Großmächtegruppen lassen konnten. So entstand jene deutsche
Politik der Illusionen, die über die amtliche Versicherung Englands
gegenüber Rußland vom Jahre 1912 hinweg, "England werde nach
Eintreten der »in Frage stehenden Umstände« alles tun, um
der deutschen Machtstellung den fühlbarsten Schlag zu versetzen", bis in
die Stunde der englischen Kriegserklärung an ein neutrales England glaubte
und damit ungewollt "die Umstände" herbeiführen half, auf die
England wartete.
Die französisch-russische Gefolgschaft war durch
Militär- und Marineabkommen gesichert, die Rüstung des
Dreiverbands auf der Höhe. Zum letzten Mal, bevor die deutsche
Seerüstung zu stark wurde, bot sich die Gelegenheit zum Schlage. England
nutzte sie, setzte den Schlußstein seiner Vernichtungspolitik.
Die Vorbereitungen der britischen Flotte für den Krieg gegen
Deutschland.
Der ausbrechende Krieg fand die englische Flotte in lückenloser
Schlagbereitschaft. In zweijahrzehntelanger, unausgesetzter Arbeit war sie auf den
Krieg gegen Deutschland hin ausgebaut, organisiert, erzogen worden.
Bereits im Jahre 1904 begann ihr strategischer Aufmarsch. Unter
Einschränkung der Auslandsindiensthaltungen und Entblößung
der Auslands- [3] stationen verlegte
England das Schwergewicht seiner Seerüstung nach und nach in die
Heimatgewässer. Neue, zum Teil aus den modernsten Schiffstypen
bestehende Verbände entstanden; die für den Kriegsfall
vorgesehenen Reserveverbände wurden vermehrt. Aus den mit voller
Besatzung in Dienst gehaltenen (aktiven) Schiffen wurden vier
Schlachtschiffgeschwader zu durchschnittlich acht Linienschiffen, ein
Schlachtkreuzergeschwader, drei Panzerkreuzergeschwader, ein leichtes
Kreuzergeschwader (Kleine Kreuzer), vier Zerstörerflottillen zu je etwa 20
Zerstörern gebildet (I. Flotte). Die in Reserve gehaltenen Schiffe
wurden zu zwei Flotten zusammengefaßt (II. und III. Flotte), jede zu
zwei Linienschiffsgeschwadern, die II. Flotte zu zwei,die III. Flotte
zu sechs Kreuzergeschwadern (Panzerkreuzer und große geschützte
Kreuzer). Vier Reservezerstörerflottillen (bis zu 20 Zerstörer stark)
traten hinzu. Die materielle und personelle Bereitschaft der
Reserveverbände wurde wesentlich gehoben. Ihre Schiffe und Fahrzeuge
blieben mit einer Stammbesatzung in Dienst. Die zur II. Flotte
gehörenden hatten die Hälfte, die zur III. Flotte
gehörenden etwa zwei Fünftel ihrer etatmäßigen
Besatzung als aktives Personal ständig an Bord. Die Verbände der
II. Flotte erhielten im Falle ihrer Aktivierung ihre volle Besatzung aus nur
aktivem Personal. Lediglich die zur III. Flotte Gehörenden wurden,
und zwar nur zu 2/5
der Besatzungsstärke, mit Reservepersonal, im übrigen ebenfalls mit
aktivem Personal aufgefüllt. In materieller Hinsicht (u. a.
Ausrüstung mit Kohlen und Munition) wurde die Bereitschaft auf solcher
Höhe gehalten, daß die II. Flotte planmäßig
innerhalb weniger Stunden nach Erlaß des Mobilmachungsbefehls, die
III. Flotte nach wenigen Tagen verwendungsbereit sein konnte.
Mobilmachungsübungen mit anschließenden Übungsfahrten
und Manövern sorgten für sicheres Arbeiten dieser Organisation im
Ernstfalle.
Gleichzeitig mit der Verlegung der Auslandsverbände in die
Heimatgewässer begann der Ausbau einer Reihe von
Flottenstützpunkten an der englisch-schottischen Ostküste. Es
entstanden der große Kriegshafen Rosyth im Firth of Forth,
Stützpunkte im Moray Firth und Humber, sämtlich für
schwere Streitkräfte benutzbar. Harwich und die Teesmündung
wurden zu Stützpunkten für leichte Streitkräfte
(Zerstörer und U-Boote) ausgebaut.
Schon 1909 war die Versammlung aller für den Krieg in der Nordsee
vorgesehenen Seestreitkräfte vollzogen.
Hand in Hand damit ging eine von Jahr zu Jahr wachsende Verstärkung der
Seerüstung nach Zahl und Typ der Fahrzeuge. 1905 entstand in der
"Dreadnought" das erste "All-big-gun-Schiff"3 in der
Erwartung, daß ein Nachbau dieses Schlachtschifftyps von großer
Wasserverdrängung durch Deutschland wegen der unzureichenden
Abmessungen des Kaiser-Wilhelm-Kanals und der Wilhelms- [4] havener Schleusen in
absehbarer Zeit nicht in Frage komme. Die jährlichen Bauprogramme
wuchsen. Geschickte Aufklärung der Öffentlichkeit über die
Bedürfnisse der Landesverteidigung durch Hinweis auf die
Abhängigkeit Englands von der Überseezufuhr und eine
geflissentlich wachgehaltene Besorgnis vor einer Invasion sorgten dafür,
daß der englische Steuerzahler willig zahlte. Im allgemeinen begegneten die
Forderungen der jährlichen Flottenbudgets vollem Verständnis der
politisch gereiften Öffentlichkeit für die Bedürfnisse der
Seerüstung. Wo, wie im Jahre 1909, als es sich um die Bewilligung von acht
Großkampfschiffen handelte, Nachhilfe zweckmäßig schien,
griff man zu anderen Mitteln, wie dem bekannten "Naval scare"
(Flottenpanik), die der damalige I. Seelord, Admiral Fisher, durch
Auftischen des Märchens erzeugte, Deutschland beschleunige den Ausbau
seiner Flotte entgegen dem Flottenbauplan durch
außeretatmäßige Bauten.
Mit Beendigung der Flottenverlegung in die Nordsee erhielt die
taktisch-strategische Ausbildung der Flotte mehr und mehr eine ausgesprochen
auf die Kriegführung gegen Deutschland zugeschnittene Form. Anlage und
Durchführung der jährlichen Flottenmanöver,
Kräfteverteilung und Aufgaben der Parteien, Wahl des
Manövergebiets zeigen unverkennbar und durchweg die
Beschäftigung mit dem Problem der Blockadekriegführung. Dabei
wurden - so bei dem Flottenmanöver
1909 - nicht selten die dem Kriegsausbruch in der Regel vorhergehenden
Perioden politischer Spannung (Strained relations) und des unmittelbar
bevorstehenden Kriegsausbruchs (War imminent) zur Darstellung
gebracht. Durch entsprechende Wahl des Manövergebiets unter geschickter
Ausnutzung seiner geographischen Verhältnisse wurden die
Verhältnisse des Nordsee-Kriegsschauplatzes hinsichtlich seiner
geographischen Gestaltung und strategischen Entfernungen zuweilen naturgetreu
wiedergegeben. So bei dem Manöver 1910, in dem die Deutsche Bucht mit
Helgoland durch das Gebiet nördlich Irland mit dem Firth of Lorn
(schottische Westküste) als Elbe, der vorgelagerten Insel Colonsay als
Helgoland, und die dänischen Gewässer (Skagerrak) durch die
Hebridensee mit der Nordspitze der Hebriden als Kap Skagen dargestellt
wurden.
Die Mobilmachung der britischen Flotte.
Befand sich so die britische Flotte 1914 ohnehin in allgemein hoher Bereitschaft,
so wurde sie durch eine im Juli an Stelle des sonst üblichen
Manövers stattfindende große Mobilmachungsübung, bei der
die Reserveformationen unter Einberufung der Reservisten in Dienst gestellt
wurden und die angeblich mit einer Flottenparade vor dem König enden
sollte, in den Zustand der Angriffsbereitschaft versetzt. Ob diese Übung
einen ernsteren Hintergrund hatte, England auf einen Krieg mit Deutschland im
Jahre 1914 rechnete, kann dahingestellt bleiben. Die Tatsache, daß
Rußland bereits im Frühjahr 1914 "Probemobilisierungen" [5] vorgenommen hat, der
Besuch des französischen Präsidenten in Rußland im Juli
1914, das erst im Frühjahr 1914 zwischen England und Rußland
abgeschlossene Marineabkommen, spätere Enthüllungen aus den
russischen Staatsarchiven könnten darauf hindeuten. Der noch Ende Juni
stattfindende Besuch eines englischen Geschwaders moderner
Großkampfschiffe in Kiel, der vielfach mißverständlich als
Zeichen englischer Annäherungsbestrebungen aufgefaßt wurde, und
das Abschiedssignal, das der englische Geschwaderchef bei der unmittelbar nach
dem Morde von Serajewo erfolgenden Abfahrt an die deutsche Flotte richtete:
"Friends to-day, friends in future, friends for ever"4 würde, am englischen Charakter
gemessen, eine solche Vermutung noch nicht entkräften können.
Wesentlich bleibt die Tatsache, daß die englische Flotte durch die
Mobilmachungsübung einen derartig hohen Bereitschaftsgrad erreicht hatte,
daß es zur Durchführung der ersten Kriegshandlungen eigentlich nur
noch der Einnahme der für den Kriegsbeginn erforderlichen letzten
Bereitschaftsstellungen (der aus Manövern bekanntgewordenen
"Before-war positions") bedurfte.
Das geschah bereits in den letzten Julitagen. Am 29. Juli verließ die in
Portland versammelte I. Flotte (die aktive Schlachtflotte) den Hafen zur
Fahrt nach den Aufmarschhäfen an der schottischen Ostküste. Die
II. Flotte sammelte darauf ebenfalls an der Ostküste. Die
Schiffsbewegungen wurden von da ab, entgegen den sonstigen Gepflogenheiten,
geheim gehalten (keine Veröffentlichungen in den Zeitungen mehr). Auf
den Werften, in den Arsenalen herrschte fieberhafte Tätigkeit. Die
Zerstörer- und U-Bootsflottillen gingen in ihre Anfangsstellungen. Es
wurde kein Urlaub mehr erteilt. Die britische Admiralität ließ die
Transportschiffe vermessen.
Mobilmachung und Aufmarsch der britischen Flotte waren im wesentlichen
bereits beendet, als der englische Außenminister noch am 30. Juli dem
deutschen Botschafter erklärte, "weder England noch Frankreich
würden mobil machen, solange Deutschland es nicht täte".
Frankreich hatte schon am 29. Juli bedeutende Truppenmassen an die
französisch-deutsche Grenze geworfen, seine Flotte mobilisiert.
Ebenso frühzeitig und gleichfalls vor der erwähnten Erklärung
des englischen Ministers begannen die Kriegsvorbereitungen auf den
außerheimischen Stationen.
Wie bei der politisch-militärischen Vorbereitung des großen Krieges,
so hat England sich auch in der letzten, dem Kriegsausbruch vorhergehenden
Phase durch keinerlei Rücksichten von der Durchführung derjenigen
Maßnahmen abhalten lassen, die die militärischen Bedürfnisse
erforderten. Die Politik trat zurück. Sie beschränkte sich, um das
Gesicht zu wahren, auf beruhigende Worte, im übrigen handelte
man aber und sicherte sich dadurch einen erheblichen militärischen
Vorsprung.
[6] Die
Mobilmachung der deutschen Flotte.
Im Gegensatz hierzu Deutschland. Hier nahmen mit Zuspitzung der politischen
Lage Verständigungssehnsucht und Irrglaube an englische Friedfertigkeit
Formen an, die die Durchführung der notwendigsten militärischen
Maßnahmen bis über die Grenzen des Verantwortbaren hinaus
erschwerten. "Alles vermeiden, was England irritieren, verstimmen kann" war
Leitsatz, maßgebend nicht nur für die vorbereitenden
Kriegsmaßnahmen, bestimmend, wie sich später zeigen sollte, selbst
für die Führung des Krieges in den ersten Kriegsperioden, als der
gefährlichste Feind Deutschlands schon längst nach dem Rezept
seines eisernen Seelords verfuhr: "Hit first, hit hard, hit everywhere."5
England rief sein Geschwader unmittelbar nach der Tat von Serajewo aus Kiel
zurück, ohne Rücksicht auf den
"Eindruck" - Deutschland schickte seine Hochseeflotte noch am 13. Juli
auf die Norwegenreise, mit Rücksicht auf den "Eindruck", den die
Unterlassung dieser planmäßigen Fahrt hervorrufen könnte.
Und es ließ sie, die ohne Kriegsausrüstung, ohne
Torpedobootsflottillen einer überfallartig vorgehenden englischen Flotte
gegenüber in ungünstigste Lage geraten wäre, noch am 25. Juli
in die norwegischen Häfen einlaufen, als das österreichische
Ultimatum an Serbien bereits ergangen war, die englische Flotte schon mit den
letzten Vorbereitungen begann. Und während England seine Flotte in den
Bereitschaftsstellungen an der englischen Ostküste sammelte, teilten
sich die von der Norwegenreise gegen den Willen des Reichskanzlers auf
unmittelbaren Befehl des Kaisers jetzt endlich zurückkehrenden deutschen
Geschwader in ihre Heimathäfen Kiel und Wilhelmshaven.
Erst am 31. Juli, als die aus England eingelaufenen Nachrichten die bevorstehende
Beendigung der letzten Kriegsvorbereitungen erkennen ließen, erfolgte der
Aufmarsch der deutschen Flotte auf dem Hauptkriegsschauplatz, in der Nordsee.
Dann erst begannen die letzten Vorbereitungen - unter Vermeidung aller
solcher Maßnahmen, namentlich Schiffsbewegungen, die auf der anderen
Seite der Nordsee verstimmen könnten.
Diese von den politischen Stellen immer erneut betonte Forderung wurde bis zum
Abbruch der Beziehungen mit England aufrecht erhalten. Sie erschwerte nicht nur
das Mobilmachungsgeschäft, dessen schnelle Beendigung angesichts der
vorgeschrittenen Bereitschaft der englischen Flotte und bei der Möglichkeit
einer überfallartigen Eröffnung des Krieges durch England dringend
geboten war. Sie verhinderte auch die Durchführung für den
Kriegsbeginn erforderlicher operativer Maßnahmen, wie das rechtzeitige
Auslaufen der für den Kreuzerkrieg in den außerheimischen
Gewässern bestimmten Hilfskreuzer. Noch am 3. August, dem Tag vor der
englischen Kriegserklärung, als der Ausbruch des Krieges mit Frankreich
unmittelbar bevorstand, und obwohl an [7] feindlichem Eingreifen
Englands nach der Mitteilung des englischen Außenministers aus den
letzten Julitagen, "daß England im Kriege
Deutschland - Frankreich nicht untätig bleiben könne",
nicht mehr zu zweifeln war, wurde die Bitte des Chefs der
Hochseestreitkräfte um Auslauferlaubnis für die Hilfskreuzer
abschlägig beschieden. England aber hatte schon am 2. August
sämtliche Telegraphenverbindungen mit Deutschland unterbrochen, und
nach zuverlässigen Nachrichten kreuzten seit diesem Tage ständig
englische Seestreitkräfte an der
holländisch-belgischen Küste.
Erst am 1. August wurde die deutsche Mobilmachung befohlen. Nun erst konnten,
im Gegensatz zu den nach der Sommerübung nicht wieder entlassenen und
daher längst bereiten englischen Reserveverbänden, die deutschen
Reserveformationen in Dienst gestellt werden. Kriegsbereit aber konnten sie erst
sein, nachdem sie Schiffe und Personal eingeübt und eingefahren
hatten.
Der Eintritt des Kriegszustandes mit England am 4. August löste endlich
die Fesseln politischer Verständigungssucht von der deutschen Flotte. Sie
erhielt Handlungsfreiheit. Bereit waren aber außer einigen Kreuzern
lediglich die 16 Linienschiffe des I. und II. Geschwaders.
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