SucheScriptoriumBuchversandArchiv IndexSponsor


Bd. 2: Der deutsche Landkrieg, Zweiter Teil:
Vom Frühjahr 1915 bis zum Winter 1916/1917

[481] Kapitel 8: Die Abwehrkämpfe im Westen 1915
Generalleutnant William Balck

1. Der Angriff auf Verdun.1

Entschluß zum Angriff.

Unsere schweren Mörser fertig zum Schuß in den Schlachten bei St. Mihiel an der Maas.
Unsere schweren Mörser
fertig zum Schuß in den Schlachten
bei St. Mihiel an der Maas.      [Vergrößern]

Aus: Um Vaterland und Freiheit, Bd. 1, S. 93.


Unsere schweren Mörser fertig zum Schuß in den Schlachten bei St. Mihiel an der Maas.
Unsere schweren Mörser
fertig zum Schuß in den Schlachten
bei St. Mihiel an der Maas.      [Vergrößern]

Aus: Um Vaterland und Freiheit, Bd. 1, S. 93.
Die französische Armee auf den Höhen des rechten Maas-Ufers bei Verdun2 bedrohte das für Deutschlands Munitionsherstellung wichtige Erzbecken von Briey, gefährdete die Querverbindung Metz - Montmédy - Charleville und zwang die deutsche Heeresleitung, hier stärkere Kräfte festzulegen. So hatte sich bereits im August 1914 die Bedeutung von Verdun durch ein Vorgehen der Franzosen gegen die linke Flanke der 5. Armee empfindlich geltend gemacht; in Weiterführung der Kämpfe war es Bayern und Preußen gelungen, St. Mihiel an der Maas zu nehmen und die Verteidigungskraft von Fort Troyon zu lähmen. Diese ersten Erfolge konnten jedoch nicht weiter ausgenutzt werden. Angriffspläne im Oktober 1914 auf beiden Maas-Ufern zur Einkesselung des französischen Heeres um Verdun mußten infolge der Ansprüche des Yser-Abschnitts und des östlichen Kriegstheaters zurückgestellt werden. Vor allem fehlte es an Munition, so daß die Gefahr vorlag, daß der Angriff nach erfolgreicher Einleitung in der Fortslinie steckenbleiben würde. Zudem standen sich im Großen Hauptquartier die Ansichten des Generals der Fußartillerie, der trotz des Munitionsmangels zum Beginn des Angriffs riet, und des Generals der Pioniere, der die Notwendigkeit eines belagerungsmäßigen Angriffs betonte, gegenüber.

Am 1. April 1915 wurden als Grundlagen für den Angriff auf Verdun die bisherigen Vorarbeiten bezeichnet; nach ihnen sollte die Gruppe v. Gündel (V. Reservekorps) mit 4 Divisionen die Nordostfront, die Gruppe v. Goßler (VI. Reservekorps) mit 3 Divisionen die Nordwestfront von Verdun gleichzeitig unter gegenseitiger Flankierungshilfe angreifen; jede Division zu 3 Regimentern in einer Angriffsbreite von 2,5 bis 3 km. Die Bearbeitung der Angriffsentwürfe sollte nach Bedarf von den Korps durch das Armee-Oberkommando 5 eingefordert [482] werden. Doch scheint eine Bearbeitung nicht erfolgt zu sein. Der endgültige Entschluß, Verdun anzugreifen, war in einer Besprechung zwischen dem Chef des Stabes der 5. Armee (Generalleutnant Schmidt v. Knobelsdorf) und dem Chef des Generalstabes des Feldheeres (General v. Falkenhayn) im Dezember 1915 entstanden, wobei der Wunsch des Armee-Oberkommandos 5, den Angriff gleichzeitig auf beiden Maas-Ufern zu führen, ausgeschaltet wurde. Der Forderung des Kronprinzen, einige Divisionen in zweiter Linie folgen zu lassen, wurde zugestimmt, "die erforderlichen Reserven würden rechtzeitig von der Obersten Heeresleitung nachgeführt werden, man wolle nicht sofort so viele Truppen gleichzeitig im Angriffsraum unterbringen, um die Aufmerksamkeit der Franzosen nicht herauszufordern."3

Auf Grund dieser Mitteilungen ist dann der Angriffsentwurf des Armee-Oberkommandos 5 vom 4. Januar 1916 nur auf das Ostufer der Maas beschränkt geblieben. Der General v. Falkenhayn glaubte nicht an die Möglichkeit eines deutschen Durchbruchs an der Westfront, war aber der Ansicht, daß der Feind eine solche Bedeutung der Festung Verdun beimessen müsse, daß er dem Kampfe nicht ausweichen könne, daß er schließlich zur Rettung des Platzes alle verfügbaren Kräfte einsetzen würde; so hoffte die deutsche Führung, daß die französische Armee, deren Ersatzmöglichkeiten sichtlich unterschätzt wurden, in dem Ringen um Verdun zum Verbluten gebracht werden könne. Nicht berücksichtigt wurden die Einwirkung auf die deutschen Ersatzquellen, dann die Gefahr, mit unzureichenden Mitteln in halbe Maßnahmen zu geraten. "Es war aber doch zu beachten, daß es eine große moralische Wirkung haben würde, wenn der Angriff ein Fehlschlag würde. Ob wir nicht auch selbst verbluten würden, mußte auch fraglich bleiben. Mit möglichst geringem eigenen Aufwand an Menschen dem Feinde möglichst großen Schaden zuzufügen, führt im Kriege selten zu entscheidenden Erfolgen."4 An der Unterschätzung der Hilfsquellen Frankreichs scheiterte der Verdun-Angriff. General v. Falkenhayn wollte die französischen Reserven auf das Schlachtfeld von Verdun ziehen, hatte also kein Interesse daran, Verdun gegen das Innere Frankreichs abzuschließen. Die Festung wurde somit, ebenso wie im Krimkriege Sebastopol, nicht eingeschlossen. Dieselben Erscheinungen wie dort kehrten auch an der Maas wieder. Die 5. Armee wollte in ihren ersten Entwürfen Verdun nehmen, während die Oberste Heeresleitung, wie erwähnt, mit anderen Absichten den Angriff einleitete. Mit diesem Zwiespalt in den Anschauungen hängt auch vielleicht zusammen, daß in dem Befehl für den Angriff die Angriffsabsicht gegen die Festung mit dem Willen, die feindliche Stellung zu nehmen, nicht klar und deutlich ausgesprochen wurde, sondern zu einer gewaltsamen Erkundung abgeschwächt wurde, was dazu führte, daß das [483] XVIII. Reservekorps den gut fortschreitenden Angriff abbrach und sich nur auf eine Erkundung beschränkte.5

Angriffsgelände von Verdun

[Beilage 2 zu Bd. 2]
      Skizze 22: Angriffsgelände von Verdun.      [Vergrößern]

Der ständig ausgebauten französischen Nordfront östlich der Maas war im Dezember 1915 eine 8 bis 10 km tiefe Zone feldmäßiger Befestigungen vorgelagert, deren Stärke für die deutschen Angriffsvorbereitungen maßgebend sein mußte. Die Franzosen waren mit ihren vorgeschobenen Stellungen weit über das hinausgegangen, was nach der Denkschrift über Verdun von 1914 deutscherseits anzunehmen war, und auch weit über das, was von ihnen noch im Herbst 1914 beabsichtigt wurde. Bis in die Linie Louvemont - Bezonveaux war der Verteidiger Ende 1914 mit einigen, unter sich nicht zusammenhängenden Gruppenbefestigungen vorgegangen, darüber hinaus nur mit vereinzelten, zusammenhanglosen Anlagen für örtliche Zwecke. Ende Januar 1915 hatten jedoch die Franzosen mit ihren "positions avancées" die Linie erreicht, welche als ihre vorderste dem deutschen Angriff sich entgegenstemmen sollte. Sie zog sich von Brabant durch den Wald von Consenvoye, am Nordrand des Waldes von Haumont, des Bois des Caures, Bois de Ville, am Nord- und Ostrand des Herbébois über Ornes, Maucourt und Mogeville hin, sich in südöstlicher Richtung durch die Woëvre-Ebene fortsetzend. Erkundungen hatten das Bild dahin vervollständigt, daß sich zwischen dieser vordersten Linie und den zusammenhängend ausgebauten Stellungen Samogneux - Ornes - Maucourt, Vacherauville - Louvemont - Bezonveaux, Cote de froide Terre - Douaumont - Fort de Vaux, Fort de Belleville - Fort de Souville - Fort de Moulainville eine die ganze Tiefenzone bedeckende Geländebefestigung befand.

Wenn auch die Linienführung der feindlichen Stellungen durch Fliegeraufnahmen bekannt war, so fehlte doch im Dezember 1915 noch eine genaue Kenntnis über Ausbau, Art und Stärke der Hindernisse, Flankierungsanlagen usw.; daher wurde eine erhöhte Patrouillentätigkeit zur Aufklärung angeordnet. Die Franzosen hatten mehr als ein Jahr Zeit gehabt, ihre Anlagen auszubauen. Es war also anzunehmen, daß die zahlreichen, dem Angreifer immer wieder Halt gebietenden Stellungen von bedeutender Stärke für Waffenwirkung und Deckung sein würden.

Wie später zu ersehen sein wird, hatte sich die deutsche Führung über den materiellen Wert der französischen Feldbefestigungen getäuscht. Fliegerbilder hatten zur Überschätzung von Stärke und Ausbau der Stellungen geführt. So waren die Anlagen im Bois d'Haumont mit dem sogenannten "Kernwerk" tatsächlich recht schwach. Die Profile der Schützengräben waren so klein, daß sie nicht hinreichende Deckung boten; zum Teil standen die Gräben voll Wasser. [484] An Verbindungsgräben mangelte es. Unterstände nach deutschen Begriffen waren nicht vorhanden, sondern nur leicht eingedeckte Unterschlupfe, welche dem geringsten Kaliber erlagen. Auch der Hindernisbau war unzureichend. Das Dorf Haumont hatte einige betonierte Unterstände, welche dem deutschen Artilleriefeuer nicht standgehalten haben. Im Bois des Caures lagen die Stellungen des Wassers wegen zum Teil hoch über der Erde, hatten viele Holzeinbauten, keinen Beton, nur einzelne minierte Stollen. Im besonderen fiel überall die Schwäche der Grabenprofile und Hindernisse, der Mangel an schußsicherer Unterkunft und die Unwohnlichkeit und die der französischen Lebenshaltung entsprechende Verschmutzung der vorhandenen leichten Eindeckungen auf. Das sich auf Wahrnehmungen aus dem gesamten befestigten Gelände stützende Urteil ist dahin zusammen zu fassen, daß die Feldbefestigung der Franzosen im Entwurf recht geschickt, in der Ausführung aber mangelhaft war. Von diesem tatsächlichen Zustand hatte das Armee-Oberkommando 5 während der Vorbereitung zur Offensive keine Kenntnis und sorgte daher für die Ausrüstung der Angriffstruppen zum Bestehen schwerster Nahkämpfe gegen taktisch und technisch stärkste Stellungen.

Für den Angriff auf ständige Festungswerke wurden besondere Gesichtspunkte, welche für die pioniertechnischen Vorbereitungen bestimmend gewesen wären, vor Beginn der Offensive nicht gegeben; man rechnete im Angriffsentwurf des Armee-Oberkommandos 5 vom 4. Januar 1916 mit einem vermöge erdrückender Gewalt der Artillerie in beschleunigtem Verfahren ohne Unterbrechung durchzuführenden Einbruch und Durchbruch der Infanterie durch die Befestigungsanlagen zunächst bis zur Linie Louvemont - Bezonveaux und ließ die Frage des Angriffs auf die ständigen Werke unerörtert. Die etwa erforderlich werdenden besonderen technischen Hilfsmittel (wie Brandröhren, Sturmleitern u. a. m.) waren in den Pionier-Belagerungstrains fürs erste auskömmlich vorhanden oder konnten im Bedarfsfall herangezogen, vermehrt und ersetzt werden. Über den Ausbau der Forts, Zwischenwerke, Innenräume, Batterien lagen in den Ergänzungen zu der Denkschrift über Verdun von 1914 ausreichende Angaben vor. Wie die Kampflage nach Überwinden der vorgeschobenen Befestigungen sein würde, ließ sich noch nicht voraussehen, da der Angriff auf Verdun, was Einsatz, Angriffsmittel und materielle Stärke der Verteidigung betraf, im bisherigen Feldzuge keinen Vorgang hatte.

Gegen Ende des Jahres 1915 standen von der 5. Armee von den Argonnen bis zur Maas die 2. Landwehr-Division, das XVI. Armeekorps (General der Infanterie v. Mudra), das VI. Reservekorps (General der Infanterie v. Goßler), dann östlich der Maas das V. Reservekorps (General der Infanterie v. Gündell) und das XV. Armeekorps (General der Infanterie v. Deimling) links anschließend an die Armee-Abteilung des Generals der Infanterie v. Strantz. Geplant war es, zunächst den Angriff durch den General v. Gündell zu führen, der ver- [485] stärkt werden sollte durch das VII. Reservekorps (General der Infanterie v. Zwehl), XVIII. Armeekorps (General der Infanterie v. Schenck) und III. Armeekorps (General der Infanterie v. Lochow). Der gegen die Nordostbefestigungen von Verdun zu richtende Hauptangriff sollte "nach einem neuen Grundsatz" als ein Keil über Ornes mit abhängenden Flügeln vordringen, so daß in dem Bogen zahlreiche Artillerie zur Flankierung nach beiden Seiten Platz finden könnte. Dann sollte unter Heranziehen eines weiteren Armeekorps der Angriff aus der Woëvre-Ebene gegen die Ostfront bis nach Herméville folgen, ebenso ein Vorgehen zwischen Argonnen und Maas. Die Gleichzeitigkeit dieser Unternehmungen war ausgeschlossen, weil der Bestand an schwerer Artillerie hierzu nicht ausreichte.

Über die Art des Angriffs ergingen zunächst, um die Geheimhaltung zu erleichtern, nur mündliche Befehle. Aber noch vor Ablauf des Monats war die Angriffsabsicht schon bekannt und bald auch durch Überläufer dem Feinde verraten worden, so daß dieser sich ein Bild von dem geplanten Angriff machen konnte, dennoch aber nicht die nötigen Folgerungen zog. Scheinunternehmungen auf der Belforter Front, vom 4. Februar ab Grenzsperre gegen die Schweiz, sowie auffälliges Erscheinen des Kronprinzen in der Gegend von Mühlhausen, das bald genug Schweizer Zeitungen berichteten, lenkten die Aufmerksamkeit von dem bedrohten Verdun mit Erfolg auf Belfort ab. Die deutschen Divisionen im Oberelsaß meldeten beim Feinde verstärkten Zugverkehr. Die Täuschungen begannen zu wirken. Am 23. Dezember 1915 wurde der Hartmannsweiler Kopf durch eine Landwehr-Brigade erobert. Am 8. Januar wurde der Hirzstein von deutschen Truppen wieder genommen. Vom 26. Dezember ab übernahm das Armee-Oberkommando 5 die Leitung der Operationen gegen Verdun, während das V. Reservekorps weiter die Vorbereitung des Angriffs behielt. Dieser war als ein auf Überraschung beruhender abgekürzter Angriff gedacht, während der General der Pioniere vom Armee-Oberkommando 5 (General Kaempffer) vor einer Verallgemeinerung der artilleristischen Erfahrungen von Lüttich, Namur, Maubeuge und Antwerpen gegen einen Waffenplatz von der Bedeutung und Stärke Verduns warnte, um so mehr, da die Zeit der eigenen Vorbereitung nur auf sechs Wochen bemessen werden konnte, während in der ganzen Kriegszeit von den Franzosen an der Vervollkommnung der Festung dauernd gearbeitet war. General Kaempffer wies darauf hin, daß gerade aus diesem Grunde eine Einschließung der Festung unbedingt erforderlich sei. Geschah dies nicht, so würde die Lage des Angreifers wesentlich erschwert werden, "der Verteidiger behält dabei die Freiheit, die Festungsbesatzung, Munition und sonstige Vorräte nach Bedarf zu verstärken und schließlich die Besatzung bei drohendem Verlust der Festung in Sicherheit zu bringen. Er wird, wenn er nicht auf anderen Fronten Frankreichs gleichzeitig angegriffen wird, auf Verteidigungskräfte in fast unbegrenzter Stärke rechnen können".

In die Hölle von Verdun ziehende deutsche Reserven.
In die Hölle von Verdun ziehende
deutsche Reserven.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 276.
[486] Es blieb aber bei dem von der Obersten Heeresleitung geplanten rein frontalen Angriff. - Das V. Reservekorps, welches in 38 km Breite entwickelt war und dem auch die Arbeitskräfte des VII. Reservekorps überwiesen waren, sollte die Vorbereitungen ausführen und gegen die Festung schützen. Die französischen Truppen um Verdun6 unterstanden dem General Langle de Cary (2. Armee). Es waren das V. Armeekorps7 (Korps-Hauptquartier Clermont mit der 125., 9. und 10. Infanterie-Division), das IV. Armeekorps (Korps-Hauptquartier Hans mit der 124., 7. und 8. Infanterie-Division), das X. Armeekorps (Korps-Hauptquartier La Neuville au Pont mit der 19., 20. und 131. Infanterie-Division), dann die 72. Reserve- und 106. Territorial-Division. Der Führer der 72. Reserve-Division, General Coutonceau, war auch gleichzeitig Gouverneur von Verdun.

Auf dem rechten Maas-Ufer waren die Stellungen des V. Reservekorps in 38 km Front seit dem Januar 1915 näher an den Feind herangeschoben. Es standen die verstärkte 77. Infanterie-Brigade von der Maas südlich Consenvoye bis an Ville devant Chaumont, dann folgte die 10. Reserve-Division über Azannes, Bois des Hayes auf 150 bis 1200 m vom Feinde und schließlich die 9. Reserve-Division in der Linie östlich des Bois Hayes bis östlich Warcq. In jedem der drei Abschnitte (13 km) standen zwei Infanterie-Regimenter, so daß der Ausbau der Stellung nur recht geringe Fortschritte machen konnte. Bau der Hindernisse und Unterstände war den Pionieren zugefallen. Auch das Eisenbahn- und Förderbahnnetz war noch sehr zurück; die Wege waren meist in einem trostlosen Zustande. In der Linie des V. Reservekorps sollte die Sturmstellung der drei zum Angriff bestimmten Korps liegen. Da für jede Division 2,5 bis 3 km Frontbreite gerechnet wurden, das Armee-Oberkommando die Angriffstruppen nach Möglichkeit der Feuerwirkung vom jenseitigen Ufer zu entziehen wünschte und hoffte, daß die Einnahme des Forts Douaumont auch bald den Fall der Festung nach sich ziehen würde, so wurde als Sturmstellung nur das Stück vom Bois d'Ormont bis zum Cap de bonne Espérance gewählt. In der endgültig gewählten Ausgangsstellung zum Sturm waren die Abschnitte für die Angriffskorps nach Maßgabe des Geländes zu bestimmen und ergaben sich durch Anhalt an die deutlich erkennbaren und leicht innezuhaltenden Linien und Punkte auf Höhen, in Tälern, an Waldrändern usw., welche die gegenüberliegenden feindlichen Stellungen begrenzten. Das Erreichen einer Linie, etwa 4 km südlich der Ausgangsstellung von dem Wegekreuz 2 km nordöstlich Brabant über Haumont, Beaumont, Südrand Herbébois schien als erstes Angriffsziel geeignet; war diese Linie genommen, dann sollte die Artillerie einen Stellungs- [487] wechsel ausführen. Das Durchstürmen tiefer Wälder mit zahlreichen Verhauen und Befestigungsanlagen wurde gefordert; dazu bedurfte die Truppe einer entsprechenden Ausrüstung, die durch die pioniertechnischen Vorbereitungen sicherzustellen war. Es wurden (vom 27. Dezember 1915) bezeichnet:

Abschnitt A von der Maas bis zur Kirche von Flabas und Westrand von Moirey. Das Gelände zwischen Maas und dem Westrand von Ormont wurde als Außenabschnitt der verstärkten 77. Infanterie-Brigade bezeichnet. Pionierhauptpark in Etraye.

Abschnitt B, anschließend bis ausschließlich der Straße Vacherauville - Ville devant Chaumont - Ostrand des Bois Montaubé. Pionierhauptpark in Romagne.

Abschnitt C, daran anschließend; linke Grenze der 10. Reserve-Division östlich des Bois d'Hayes - Epina Ferme, Pionierhauptpark in Sorel Ferme (Ostrand des Bois d'Hingry südlich sous Mangiennes).

Abschnitt D entsprach dem bisherigen Abschnitt der 9. Reserve-Division. Pionierhauptpark bei Baroncourt.

Jede Division sollte ein Pionier-Bataillon, jedes Bataillon erster Linie eine Pionier-Kompagnie erhalten. Hierzu kamen noch die Parktruppen. Es sollte überwiesen werden: 3 Pionier-Regiments-, 19 -Bataillonsstabe und 57 -Kompagnien. Begründet wurde dieser Antrag damit, daß die geplante schnelle Durchführung des Angriffs eine starke Ausstattung der Infanterie-Verbände mit Pionieren erforderlich machte. Die beschleunigt zu treffenden Vorbereitungern für die Unterbringung der großen Truppenmassen, die Vorbereitung für die wahrscheinlich zahlreichen und sich schnell folgenden Angriffe in schwierigem, gut ausgebautem Kampfgelände, die Beteiligung an der Durchführung des Angriffs und die sofortige Sicherung des Gewonnenen ließen die Heranziehung zahlreicher Pionier-Formationen unabweislich erscheinen. Die Zahl konnte indessen nicht in der gewünschten Höhe bereitgestellt werden.

Die gesamte Zuweisung von Pionier-Formationen an die drei Angriffskorps in den Abschnitten A, B, C für den 1. Sturm zeigt die nachfolgende Zusammenstellung:

Verstärkte
77. Infanterie-
Brigade
VII. Reservekorps XVIII. Armeekorps III. Armeekorps
14. Reserve-
Division
13. Reserve-
Division
25. Infanterie-
Division
21. Infanterie-
Division
6. Infanterie-
Division
5. Infanterie-
Division




1. R. / II. Pi. 5
2. L. Pi. XI.
3. L. Pi. X.
12. / G. R. Pi. R.
13. / G. R. Pi. R.
2. R. / II. Pi. 7
4. / II. Pi. 7
2. / Pi. R. 18
1. R. / II. Pi. 7
5. / Pi. R. 18
Pi. 287
3. / I. Pi. 21
R. Pi. 89
2. / Pi. B. 30
Pi. 285
1. / I. Pi. 21
5. / I. Pi. 21
Pi. 282
3. / Pi. R. 30
3. / I. Pi. 3
5. / I. Pi. 3
4. / II. Pi. 22
1. R. / II. Pi. 22
Sturmabteil. 5
1. / I. Pi. 3
2. / I. Pi. 3
2. / I. Pi. 23
1. R. / I. Pi. 23
Pi. 283
10. / G. R. Pi. R.
16. / G. R. Pi. R.
1. R. / Pi. R. 18
3. / Pi. R. 18.
4. / Pi. R. 18
2. R., 6. / Pi. R. 18
1. R. / Pi. R. 20
2. / Pi. R. 20
3. / Pi. R. 20
Pi. 286
9. / G. R. Pi. R.
R. / G. R. Pi. R.
2. R. / II. Pi. 22
1. / I. Pi. 23
5. / I. Pi. 23
Pi. 284
11. / G. R. Pi. R.
14. / G. R. Pi. R.

[488] Jede Division war mit einem Kommandeur der Pioniere (Bataillonskommandeur) nebst Stab ausgestattet; bei jedem Generalkommando befand sich ein Pionier-Regimentskommandeur. Die dem ersten Angriff erst später folgenden Korps hatten zunächst erheblich weniger Pioniere:

das V. Reservekorps das II. / Pi. R. 30 mit Stab, 4., 5., 6. Kompagnie, 5. L. VII.
" XV. Armeekorps "  I. / Pi. 15 " " 1., 2., 3., 5. Kompagnie,
II. / Pi. 15 " " 4., 2. Reserve-Kompagnie.

Ende September 1915 erschien, von der Kampffront an der Aisne kommend (VII. Armee), das VII. Reservekorps im Angriffsraum (Korps-Hauptquartier Louppy sur Loison) und mußte sogleich starke Arbeitskommandos zum Ausbau der Stellung für den Angriff stellen, Anmärsche bis zu 11 km waren nicht dabei zu vermeiden. Schwerer wurde die Aufgabe, als das XVIII. Armeekorps (Korps-Hauptquartier St. Laurent sur Othain), dann auch noch das III. Armeekorps (Korps-Hauptquartier Pauvrois sur Othain) am 10. Januar einrückten. Die Verbindungen und Wegeverhältnisse gestalteten sich in dieser Gegend vielleicht noch ungünstiger, denn dort war der Anstieg zur Côte Lorraine noch steiler, die Geländeformen nach Ersteigung des Rückens noch schroffer, zerrissener, die sumpfigen Waldstrecken noch hinderlicher. Das XV. Armeekorps (Korps-Hauptquartier Amermont) traf aus Flandern Ende Januar ein. Ein grundlegender Angriffsentwurf des Armee-Oberkommando 5 vom 4. Januar kam erst Anfang Februar in die Hände der Truppe:

      "Der Entschluß, die Festung Verdun in beschleunigtem Verfahren zu nehmen, beruht auf der erprobten Wirkung der schweren und schwersten Artillerie. Zu diesem Verfahren ist die uns vorteilhafteste Front zu wählen und nach erfolgter Wahl der Einsatz der Artillerie derart massiert zu bemessen, daß der Einbruch der Infanterie gelingen muß. Außer in den im Frieden ständig ausgebauten Werken und Batterien liegt die Widerstandskraft der Festung zum guten Teil in mehreren Reihen von Feldbefestigungen aller Art, welche gegen die deutsche Front vorgeschoben sind.
      Bei der Wahl der massiert anzugreifenden Festungsfront spricht die Geländegestaltung wesentlich mit. Wer im Besitz der Côtes (Höhen bis zu beinahe 400 m) auf dem Ostufer der Maas ist, indem er auf ihm gelegene Befestigungen erobert hat, ist auch im Besitz der Festung. Vom eroberten Ostufer aus können die ständigen Befestigungslinien und die Feldbefestigungsanlagen des Westufers zu deren Fortnahme flankierend niedergekämpft werden. Aber auch wenn zunächst auf eine Besitznahme der Werke des Westufers verzichtet werden soll, hat die Festung ihren Wert für Frankreich verloren, wenn das Ostufer der Maas von uns genommen ist.
      Wünschenswert ist es, die Gesamtoperation allmählich so auszugestalten, daß auf dem Westufer das Gelände von Four de Paris über Aubreville - Landrecourt in unseren Besitz kommt und auf dem Ostufer die deutsche Linie sich über die Maas-Höhen vom Fort d'Houdainville bis St. Mihiel erstreckt.
[489] Zunächst handelt es sich also um einen Angriff mit erdrückender Gewalt auf dem östlichen Maas-Ufer und hier wieder gegen die Nordostecke der von den Franzosen besetzten Côtes-Höhen, schon aus dem Grunde, weil allein hier eine überwältigende Artillerie leidlich unbemerkt aufzumarschieren imstande ist. Ein Angriff unmittelbar von Osten nach Westen gegen die Côtes verbietet sich, weil völlig beherrscht von den feindlichen Höhenstellungen. Ein Vordringen hier kann erst später erfolgen. Ebenso ist auf der Front der Combres-Höhe - St. Mihiel der dortigen Waldverhältnisse wegen und wegen der Flankierungsgefahr vom Westufer der Maas her an ein Vorgehen nach Norden zunächst nicht zu denken. Ist es aber gelungen, von Norden her die Linie Fort d'Haudainville - Haudiomont zu erreichen und gleichzeitig hiermit Schritt für Schritt vom Osten her das Gelände zwischen der Côte und unserer jetzigen Stellung in der Ebene zu säubern, so ergibt sich der Fall des abgeschnürten Waldgeländes nördlich unserer Linie Combres - St. Mihiel ohne solche Schwierigkeiten, wie sie bei einem direkten Angriff zu erwarten wären.
      Die 2. Landwehr-Division und das XVI. Armeekorps verhalten sich zunächst ruhig. Es ist nicht wahrscheinlich, daß auf dem westlichen Maas-Ufer stärkere feindliche Angriffe zur Entlastung der auf dem Ostufer kämpfenden französischen Truppen einsetzen. Auch hier wird das hinter dem VI. Reservekorps bereitstehende Armeekorps eine zweckdienliche Reserve sein.
      Südfront v. Strantz. Ein gleiches Schicksal, stark angegriffen zu werden, hat die Südfront v. Strantz wahrscheinlich zu erwarten, und hier ist eine bereitstehende Reserve bei Metz durchaus erforderlich."

Am 27. Januar 1916 erließ das Armee-Oberkommando 5 "Strenggeheim" den Befehl für die Angriffskorps.

      "1. Am 12. Februar vormittags beginnt die Beschießung der französischen Stellungen auf der ganzen, die Festung umschließenden Front gemäß Befehl für die Tätigkeit der Artillerie und der Minenwerfer (Armee-Oberkommando vom 27. Januar 1916, I c 3889). Während dieser Beschießung sind die Angriffstruppen, und zwar:
Abschnitt  A:  VII. Reservekorps,
" B: XVIII. Armeekorps,
" C: III. Armeekorps,
" D: XV. Armeekorps
so zu verwenden, daß die Infanterie in möglichst geringe Mitleidenschaft gezogen ist.
      2. Am 12. Februar, 5 Uhr nachmittags, ist in den Abschnitten A - C von den Armeekorps mit leichten Schützenlinien gegen die erste Linie des Feindes vorzufühlen und diese in Besitz zu nehmen. Verstärkt werden diese Schützenlinien durch Flammenwerfer und Handgranatentrupps. Ist es gelungen, in der ersten feindlichen Linie Fuß zu fassen, so muß versucht werden, die zweite französische [490] Linie aufzuklären, um genau Unterlagen für die erneute artilleristische Beschießung am nächsten Vormittage zu gewinnen.
      3. Ebenso wie bei dem Artilleriefeuer kommt es bei dem Infanterieangriff für die gesamte Kampfhandlung um die Festung Verdun unbedingt darauf an, den Angriff niemals ins Stocken kommen zu lassen, damit die Franzosen keine Gelegenheit finden, sich in rückwärtigen Stellungen erneut zu setzen und den einmal gebrochenen Widerstand erneut zu organisieren.
      4. Den einzelnen Armee-Oberkommandos fallen dadurch die folgenden Aufgaben zu:

A: VII. Reservekorps.

      Fortnahme der Befestigungen auf dem Haumont, Vordringen bis auf die Südhänge der beiden Höhenrücken in Richtung Samogneux, Säuberung des Geländeabschnitts zwischen Haumont-Wald, Samogneux und Maas. Für diesen zweiten Teil der Aufgabe werden dem VII. Reserve-Korps die in dem Abschnitt stehenden Truppen der 77. Infanterie-Brigade und die im Bois de Consenvoye bereitgestellten Flammenwerfer unterstellt. Die Teile des V. Reservekorps, die hierzu unterstellt werden, beteiligen sich während der Fortnahme des Haumont noch nicht an einem Angriff. Zwischen dem VII. Reservekorps und dem XVIII. Armeekorps ist Vereinbarung über das Vorgehen in der Richtung auf Bois des Caures für den Angriff zu treffen (Chefbesprechung vom Armee-Oberkommando). Nach Lösung seiner Aufgaben wird über das VII. Reservekorps anderweitig verfügt werden.

B: XVIII. Armeekorps.

      Vertreiben des Gegners aus dem Caures-Walde und Vordringen auf der Höhenlinie in Richtung auf Champneuville bis auf die beherrschende Höhe 344, so zwar, daß diese Höhe im Verlauf der Kämpfe fest in unsere Hand gelangt. Einem Teil des Armeekorps wird nach Einschwenken gegen die feindlichen Befestigungen auf La Wavrille nördlich Beaumont (Karte 1 : 25 000) die Aufgabe zufallen, das III. Armeekorps bei der Fortnahme dieses Waldes zu unterstützen. Überhaupt muß es das Bestreben des XVIII. Armeekorps und des III. Armeekorps sein, mit ihren inneren Flügeln in gemeinschaftlicher Verbindung zu kämpfen.

C: III. Armeekorps.

      Angriff auf dem Rücken östlich der Chaussee Ville devant Chaumont - Vacherauville, Säuberung des Herbébois durch Einschwenken nach der linken Flanke mit hinteren Staffeln und Vordringen mit der Mittellinie in Richtung Douaumont.

D: XV. Armeekorps.

      Wegnahme der feindlichen Stellung südlich des Vaux-Baches, Charrieres-Wald, Fromezey. Der infanteristische Angriff hierzu darf jedoch erst auf Befehl [491] des Armee-Oberkommandos erfolgen. Er wird abhängig gemacht werden von dem erfolgreichen Vordringen auf der Hochfläche der Côtes. Die in den jetzigen Stellungen hinter dem Angriffsabschnitt des XV. Armeekorps stehenden Teile des XV. Reservekorps werden dem XV. Armeekorps nicht unterstellt.
      5. Das V. Reservekorps verbleibt zunächst mit seinen Truppen in erhöhter Bereitschaft in seinen Stellungen. Es sichert den Aufmarsch der Armeekorps zum Angriff. Die 77. Infanterie-Brigade wird, nachdem es dem VII. Reservekorps gelungen ist, den Haumont zu nehmen, diesem Armeekorps unterstellt. Die Teile des V. Reservekorps in den Abschnitten des XVIII. und III. Armeekorps werden beim Vordringen dieser beiden Armeekorps nach Anordnung des kommandierenden Generals des V. Reservekorps gesammelt, um möglichst verlustlos für folgende Aufgaben bereitgestellt zu werden: »Fortnahme der feindlichen Stellung Ornes - Kleiner Maucourt-Wald - Maucourt - Mogeville.«
      Dieser Angriff kann erst erfolgen, wenn das III. Armeekorps in Les Fosses und Chaume-Wald eingedrungen ist und wenn das XV. Armeekorps seine Aufgabe löst. Der Befehl wird vom Armee-Oberkommando gegeben.
      Die 9. Reserve-Division verbleibt nach näherer Anordnung des Generalkommandos des V. Reservekorps in ihrer bisherigen Stellung. Welche Teile dieser Division sich an dem Angriff gegen Linie Ornes - Mogeville beteiligen, bestimmt das Generalkommando des V. Reservekorps.
      6. Es ist dafür zu sorgen, daß durch die Armeekorps, unabhängig von den Mitteilungen der von den Armeekorps entsandten Nachrichtenoffizieren, dauernde Verbindung mit dem Armee-Oberkommando besteht, so daß dieses dauernd über alle Einzelheiten der Gefechtslage unterrichtet ist usw.
      7. Jeden Abend findet Befehlsempfang im Gefechtsstand des Armee-Oberkommandos statt.
Der Oberbefehlshaber.

      Weitere Mitteilungen:
      1. Auf dem nördlichen Maas-Ufer verhält sich das verstärkte V. Reservekorps zunächst defensiv. Artilleristisch wird es sich am Niederkämpfen der auf dem westlichen Ufer wirkenden Batterien beteiligen.
      2. Von der Armee-Abteilung Strantz wird auch nur artilleristisch mitgekämpft.
      3. Der Zeitpunkt, wann vom VI. Reservekorps und von der Armee-Abteilung Strantz angegriffen werden muß, wird rechtzeitig zur Kenntnis gebracht werden."

Besondere Maßnahmen machte die Verwendung der für den Angriff für erforderlich erachteten Artilleriemassen nötig. Für den Angriffsentwurf wurde bei dem Angriffsfelde von der Südwestecke des Haumont-Waldes bis zur Stellung südlich des "Cap der guten Hoffnung" zum Sturmreifmachen für je 150 m eine schwere Batterie gerechnet. Gleichzeitig mußten unter Verwendung eines [492] Teils der schwersten Batterien die Stützpunkte der zweiten Linie sturmreif geschossen werden. Zur Bekämpfung jeder einzelnen Batterie reichte die Artillerie nicht aus. Es wurde daher in Aussicht genommen, einzelne Batterienester unter Gas zu setzen. Es blieben dann in jedem Abschnitt genügend Batterien verfügbar, um auftretende Artillerieziele zu vernichten. Hinsichtlich der Munition hieß es: "Der Angriff auf die Festung Verdun hat im bisherigen Feldzuge, was materielle Stärke, Vorbereitung und Verteilung betrifft, kein Analogon. Es können also bisherige Erfahrungen bezüglich Munitionsausrüstung und -verbrauch nur bedingungsweise herangezogen werden. Dazu kommt, daß das Heranschaffen und die weite[re] Zufuhr der Munition wegen schlechter Wegeverbindungen - ungenügend an Zahl und Beschaffenheit - mit größten Schwierigkeiten verbunden ist. Es wird deshalb vor Beginn des Feuers die Bereitstellung einer sechstägigen Munitionsrate gefordert, und zwar soll die erste Rate schußsicher in den Batterie, zwei Raten möglichst nahe bei den Batterien im Gelände gegen Feuer gedeckt - wettersicher -, drei Raten in Munitionsniederlagen der Abschnitte niedergelegt werden." Die Ergänzung der verfeuerten Munition müßte im Anrollen sein.

Die Feuerleitung verblieb in der Hand des Armee-Oberkommandos 5. Die Feuerbefehle gingen vom Armee-Oberkommando 5 an die Armeekorps oder an die Generale der Fußartillerie der Korps. Stellungswechsel eines Teils der schweren Artillerie nach Erreichen der Kampfziele des ersten Tages war vorgesehen.

Die Feld- und Fußartillerie wurde auf die einzelnen Korpsabschnitte (A - D) verteilt, deren jeder einen General der Fußartillerie zugeteilt erhalten hatte. Im Abschnitt A befanden sich z. B. fünf Artillerie-Regimenter zu zwei bis drei Gruppen. Eine Trennung zwischen Fern- und Nahkampfartillerie war befehlsgemäß nicht vorgenommen. Die Artillerie der Abschnitte wird nachstehend in tabellarischer Form gegeben.

Feld-
kanonen
Leichte
Feld-
haubitzen
Schwere Kanonen Schwere
Feld-
haubitzen
Mörser Schwerste
Geschütze
10 cm 13 cm 15 cm








Abschnitt A
  (VII. Reservekorps)
  General der Fußartillerie
  Generalmajor Beeg
92   8 10 19   8 60 48 7
Abschnitt B
  (XVIII. Armeekorps)
  General der Fußartillerie
  Generalmajor Stüve
86 26 12   2 12 40 36 8
Abschnitt C
  (III. Armeekorps)
  General der Fußartillerie
  Generalmajor Ziethen
72 24 48 14 16 92 32 13  
Abschnitt D
  (V. Reservekorps)
  General der Fußartillerie
  Generalmajor v. Behrendt
98 28   8   4   8 32   4
Auf dem linken
  Maas-Ufer
126   56 20 12 24 208   52 5

[493] Es wurden also eingesetzt: 474 Feldkanonen, 142 leichte Feldhaubitzen, 151 schwere Flachbahn- und 604 schwere Steilfeuergeschütze, sodann noch 53 schwerste Steilfeuergeschütze. Zusammen 1404 Rohre. Die Batterien auf dem linken Maas-Ufer waren auf 21 km Gefechtsbreite eingesetzt und können nur in Vergleich gestellt werden mit der Summe der Geschütze in den vier Angriffsabschnitten, in denen z. B. 344 schwere Steilfeuergeschütze standen gegenüber 260 auf dem linken Ufer. Besonders begünstigt war der Abschnitt C, der Angriffsraum des III. Armeekorps gegen die Forts Douaumont und Souville. Am ungünstigsten war gestellt Abschnitt D gegen die Forts Vaux und Tavannes. Dieses machte sich dauernd geltend in den geringen Fortschritten des V. Reservekorps und des links von ihm kämpfenden XV. Armeekorps, so daß es hier zu einem wirkungsvollen Umfassungsangriff nicht kommen konnte. Eine artilleristische Überlegenheit, die schon durch die Art der Beobachtungsverhältnisse erschwert war, konnte hier nicht erreicht werden. Die eingesetzte Geschützzahl reichte für den Angriff nicht aus.

Es wurden in einer Frontbreite von 5,5 km und in einer Tiefe von 1½ km gerechnet:

Leichte
Feld-
haubitzen
Schwere
Feld-
haubitzen
Mörser-
Batterien
Schwere
Flach-
bahn-
Batterien
Zu-
sammen
Batterien





Für das Sturmreifmachen 6 14½ 29
Für das Niederhalten
    der Nebenabschnitte
1   2½      3½
Für die Artilleriebekämpfung 6 7   2 3 18
Für die Flankierung der Front
    nördlich der Ornes
—   7   7





13  24      10½ 10     57½

Vorhanden waren aber Mitte Januar nur 8 leichte Feldhaubitz-, 8 schwere Feldhaubitz-, 4½ Mörser- und 7 schwere Flachbahn-Batterien. Im Sinne dieser Erwägungen erfolgte dann am 27. Januar der Armeebefehl für den Angriff auf Verdun zum 12. Februar. Das Einschießen der Artillerie wurde trotz aller Schwierigkeiten in der Zeit vom 8. bis 12. Februar durchgeführt.


Der Februarangriff.

Die Schlacht bei Verdun, Februar 1916.
Die Schlacht bei Verdun.
Einschläge auf den Höhenzügen des
Forts Douaumont, Februar 1916.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 285.
Ganz besonders schlechtes Wetter zwang zum Verschieben des ursprünglich auf den 12. Februar angesetzten Angriffs. Am 16. trat sogar ein orkanartiger Sturm ein, so daß man gezwungen war, die schon geöffneten Hindernisse wieder zu schließen. Alle tiefgelegenen Stellen standen unter Wasser, der Boden war völlig aufgeweicht. Erst vom 18. ab begann ein Umschlag im Wetter einzusetzen; als dann am 20. klares Wetter mit Sonnenschein und Frost einsetzte, befahl das Armee-Oberkommando für den 21. Februar Feuerbereitschaft und dann am Morgen dieses Tages gemäß den schon erlassenen Befehlen den Sturm. Das [494] Oberkommando hatte mit schwerem Herzen den Angriff von Tag zu Tag verschoben. Was befürchtet war, war eingetreten: zwei Überläufer vom XVI. Korps, Lothringer, hatten am 10. Februar den Angriff verraten; damit schwand die Überraschung; sie hatten aber nicht verraten können, daß der Angriff des Wetters wegen von Tag zu Tag verschoben wurde. Das kam der Überraschung zugute. Durch zwei Überläufer des Infanterie-Regiments 144 am 15. soll ein Befehl des Kronprinzen vom 14. in französische Hände gefallen sein, der den Angriff auf den nächsten Tag festsetzte. Unvorsichtige Äußerungen in Berliner Gesellschaftskreisen fanden schnell ihren Weg in das neutrale Ausland und kamen so zur Kenntnis der Franzosen. So konnte ein Amerikaner, von Kitchener geschickt, im französischen Hauptquartier Angaben über die deutschen Absichten machen. Die französischen Arbeiten wurden beschleunigt, da gleichzeitig auch Befürchtungen für Belfort auftauchten; da die deutschen Schützengräben vor Verdun noch weit entfernt waren, so glaubte man noch nicht an einen deutschen Angriff, den man in der Champagne für wirkungsvoller und damit auch um so wahrscheinlicher hielt.

So kam es, daß die Operationsabteilung (3. Büro) der französischen Heeresleitung, die noch dazu in voller Arbeit für die gemeinsame Offensive der Verbündeten im Sommer 1916 war, von vornherein wenig empfänglich für Nachrichten war, die auf eine Gefährdung Verduns hinwiesen. Im Gegensatz hierzu befürchtete von Anfang an das 2. Büro (Nachrichtenwesen) einen Angriff auf Verdun. Deutsche Kämpfe in der Champagne wurden von der anderen Seite als Bestätigung der eigenen Ansicht als Ablenkung angesehen.


Scheinunternehmungen.

Die französische Aufmerksamkeit wurde durch eine Reihe kleinerer Unternehmungen von Verdun abgeleitet. In der Champagne griffen am 9. Januar das I. Bataillon des Infanterie-Regiments 118, verstärkt durch drei Pionier-Kompagnien, östlich der Maison de Champagne an, gleichzeitig zwei Bataillone (I. Bataillon des Infanterie-Regiments 109 und I. Bataillon des Infanterie-Regiments 110) am Jahn-Wäldchen. Am 12. Februar nahmen Teile der 18. Infanterie-Division ein Franzosennest nordwestlich und am nächsten Tage die 185. Infanterie-Brigade die feindliche Höhenstellung an der Straße Tahure - Somme-Py. Als die 3. Armee anfragte, ob ein geplanter Angriff bei der 3. Armee stattfinden würde, antwortete die Oberste Heeresleitung: "Unser Problem ist eben, mit dem verhältnismäßig bescheidenen Aufwand dem Gegner schweren Schaden an entscheidender Stelle zuzufügen. Wir dürfen doch auch nicht übersehen, daß die bisherigen Kriegserfahrungen mit Massenaufgeboten an Menschen wenig zur Nachahmung einladen. Es scheint fast, als ob die Fragen ihrer Kleidung und Versorgung nicht zu lösen seien." Hiermit war die beabsichtigte Kampfführung bei Verdun [495] gekennzeichnet. - Bei der 2. Armee wurde auf breiterer Grundlage bei Frise im Somme-Tal am 28. und 29. Januar ein schöner Erfolg von der 11. Infanterie-Division nach achtstündiger Artillerievorbereitung erstritten. Die Kämpfe setzten sich aber bis in den Februar hinein fort. Die eigenen Verluste betrugen am ersten Tage nur 4 Offiziere 92 Mann, während an Gefangenen die französische 5. Infanterie-Division 16 Offiziere 965 Mann verlor. Vom nächsten Tage setzten die französischen Gegenangriffe ein, so daß die deutschen Verluste auf 5 Offiziere und 272 Mann stiegen (die Franzosen verloren an Gefangenen 2 Offiziere 309 Mann). In den sich entwickelnden weiteren Kämpfen war es nicht zu vermeiden gewesen, daß Teile des eroberten Geländes aufgegeben werden mußten. Es zeigte sich, wie schwer es war, den eroberten Besitz zu behaupten, während die Eroberung selbst verhältnismäßig leicht gewesen war. Die deutsche Linie war, als der Kampf eingestellt wurde, um 900 m, in einer Breite von 3500 m, vorgetragen, was eine Verkürzung der Front von 2 km ergab. - Gleichzeitig hatte die 6. Armee bei Neuville - St. Vaast dem Feinde zu beiden Seiten der Straße Vimy 2000 m Graben abgenommen. Auch die Häusergruppe von St. Laurent bei Arras fiel in deutsche Hand und wurde am 30. und 31. Januar gegen starke Gegenangriffe behauptet. Am 8. Februar wurde auch westlich von Vimy erfolgreich gefochten, und vom 9. bis 22. Februar wurde dem Feinde bei Souchez ein Stück Gelände in einer Breite von 1600 und einer Tiefe von 2000 m abgerungen.

Vom 12. bis 14. Februar nahm die 3. Armee in der Champagne verschiedene Grabenstücke bei St. Marie à Py und Tahure, während gleichzeitig die Armee-Abteilung Gaede vom äußersten Südflügel des Heeres zwischen Altkirch und der Schweizer Grenze im Tal der Larg in die französischen Stellungen einbrach und sich der Orte Ober- und Nieder-Sept bemächtigte. Auch an der englischen Front wurde gefochten. Hier nahmen die Deutschen südlich Ypern am 15. Februar 1916 ein 800 m breites Grabenstück und fügten am 20. Februar nördlich Ypern noch ein Grabenstück von 350 m hinzu.

Auch bei der Armee-Abteilung v. Strantz war es gelungen, die Aufmerksamkeit der Franzosen von der eigentlichen Angriffsstelle abzulenken, denn in den Tagen vor dem Angriff auf Verdun lag verstärktes Feuer auf den Stellungen der Armee-Abteilung.

Das ungünstige Wetter verhindert die Aufklärung durch Flieger; erst vom 20. ab wurde die Aufklärung lebhafter betrieben; aber nur drei Fesselballone standen auf französischer Seite.

Erst am 20. hatte sich das Wetter gebessert; so konnte endlich der lange vorbereitete Sturm am 21. angesetzt werden. Es zeigte sich, daß Nachrichten bis an den Feind gebracht, aber nicht verwertet wurden, sei es, daß sie nicht geglaubt oder nicht an der entscheidenden Stelle bis in die vordere Linie befördert wurden.


[496] Der Sturmangriff.

Auf dem rechten Flügel lag das Angriffsfeld des VII. Reservekorps, welches ein freies Feld von etwa 1000 bis 1200 m vom Bois d'Ormont gegen seine Angriffsziele zu durchschreiten hatte. Die Gefechtsstreifen der beiden Divisionen wurden durch die Straße Flabas - Haumont getrennt. Ohne große Verluste schien ein Überschreiten des Geländes vor der französischen Stellung nicht möglich. Die Entwicklung einer starken Artillerie gab die Aussicht, auch schon bei der Feuervorbereitung die Widerstandsfähigkeit des "Kernwerkes" im Bois d'Haumont zu vernichten, dessen einer Teil als "Namenloses Wäldchen" bezeichnet wurde. Dieses fiel der 14. Reserve-Division, der linke Gefechtsstreifen des 13. Reserve-Division zu. Unter Mitwirken der gesammelten 77. Infanterie-Brigade sollte dann der Wald von Consenvoye genommen und das Gelände zwischen diesem Walde und der Maas vom Feinde gesäubert werden. Die 13. Reserve-Division sollte Haumont und den Südostrand des Haumont-Waldes nehmen und starke Kräfte hinter ihrem linken Flügel bereit halten, um in den Kampf des Nachbarkorps um den Caures-Wald eingreifen zu können. Ein Infanterie-Regiment und drei Bataillone wurden in Ecurey, dem Gefechtsstande des Generalkommandos, bereit gehalten. In schmaler Front und starker Tiefengliederung griffen die Divisionen an, überschritten ohne große Verluste das freie Gelände und drangen in den Wald ein. Hier erwies sich die Artillerievorbereitung jedoch nicht als so wirksam, wie man angenommen hatte; aber es gelang doch, bis zum jenseitigen Waldrande durchzustoßen. Um 6 Uhr 30 Minuten war das "Kernwerk" im Walde genommen, weniger schnell war das Vorschreiten der 13. Reserve-Division gewesen. Die Artillerievorbereitung war hier nicht so ausgiebig gewesen, so daß mit Eintritt der Dunkelheit im Walde der Angriff zum Stehen kam. Größere Strecken der 10 m breiten Hindernisse im Walde waren noch gänzlich unberührt. So war schon ein großer Teil der Aufgabe gelöst, der erst für den nächsten Tag vorgesehen war. In der Nacht setzte feindliches Artilleriefeuer ein.

Das links anschließende XVIII. Armeekorps hatte seine Aufgabe in irrtümlicher Auffassung der Weisung des Armee-Oberkommandos nur als Erkundungsaufgabe angesehen, war zwar in den Caures-Wald eingedrungen, fand nach der Meldung der 25. Infanterie-Division den ersten Graben noch ziemlich stark besetzt, Hindernisse noch wenig beschädigt, Blockhäuser gänzlich unversehrt.8 Von wem der Befehl zum Zurückgehen ausgegangen ist, hat sich nicht feststellen lassen; jedenfalls gingen erhebliche Teile der 25. Infanterie-Division bis in die Sturmstellung zurück. Für den 22. befahl das Generalkommando nach erneuter Artillerievorbereitung nochmals den Sturm.

Das III. Armeekorps sollte auf Grund des schon am 8. Februar erlassenen [497] Korpsbefehls östlich der Chaussee Ville - Vacherauville mit dem linken Flügel der 6. Infanterie-Division vom Ostrand von Azannes - Nordostecke des Herbébois und Ostrand des Chaume-Waldes in Richtung auf Fort Douaumont angreifen, links von den Brandenburgern sollten Teile des links vom III. Armeekorps gesammelten V. Reservekorps gegen den Herbébois vorgehen. Ein Eingreifen des XV. Armeekorps war erst später zu erwarten. Für den Angriff des III. Armeekorps war befohlen:

      "Um die Wirkung der Artillerie und Minenwerfer festzustellen, ist um 5 Uhr nachmittags in beiden Divisionsabschnitten mit lichten Schützenlinien, denen Pioniere, Flammenwerfer, Telephontrupps und reichliche Handgranaten mitzugeben sind, gegen die erste Linie des Feindes vorzugehen und diese in Besitz zu nehmen. Ist dort fester Fuß gefaßt, so muß sogleich gegen die zweite französische Linie aufgeklärt werden, um genaue Unterlagen für das Wirkungsschießen am 13. vormittags (d. h. für den zweiten Sturmtag) zu gewinnen... Für den 13. Februar wird ein Angriffsziel nicht festgesetzt werden. Ebenso wie bei dem Artilleriefeuer kommt es darauf an, für die gesamte Kampfeshandlung um Verdun den Angriff niemals ins Stocken kommen zu lassen, damit die Feinde keine Zeit finden, sich in rückwärtigen Stellungen zu setzen und den einmal gebrochene Widerstand zu organisieren."

Das Generalkommando hielt von jeder Division ein Regiment als Reserve zurück. Das Generalkommando blieb auf Höhe 267 an der Straße Pillon - Mangiennes. Um 8 Uhr 15 Minuten vormittags hatte ein kräftiges Vorbereitungsfeuer eingesetzt, das der Feind nur schwach erwiderte. Im flotten Draufgehen nahmen die Brandenburger die beiden vordersten Grabenlinien. So war auf der ganzen Angriffsfront mit Ausnahme des Abschnittes B das Tagesziel durchweg überschritten. Die Franzosen hatten an einen Angriff an diesem Tage nicht geglaubt, jedenfalls für einen einzelnen Angriff mit einer längeren Artillerievorbereitung gerechnet, so daß auch Gegenangriffe ausblieben. Für die weitere Fortführung hatte das Oberkommando sich die Verfügung über das V. Reservekorps (ohne 77. Infanterie-Brigade) und über das XV. Armeekorps vorbehalten. Die von der Obersten Heeresleitung in Aussicht gestellen Reserven waren noch nicht eingetroffen.

Nur schnelles Zugreifen an den nächsten Tagen konnte den Erfolg sichern. Der 22. begann mit Schneetreiben, dem nach einiger Zeit Sonnenschein folgte. Das VII. Reservekorps nahm, unterstützt durch das Feuer einer nach Moirey vorgezogenen schweren Batterie, nach einem am Vormittag fehlgeschlagenen Versuche das Dorf Haumont, während weiter westlich Teile der 77. Infanterie-Brigade Fortschritte in Richtung auf Brabant machten. Links konnte die 13. Reserve-Division gegen Mittag den Südostrand des Haumont-Waldes erreichen und wirksam der Nachbardivision das Vorgehen gegen den Caures-Wald erleichtern. Aber trotz dieser Unterstützung blieb das Vordringen der 21. Infanterie-Division wider Erwarten langsam. Ebenso war es bei der [498] 25. Infanterie-Division, die verzögernd auf das Vorgehen des III. Armeekorps einwirkte. Bei diesem kam es zu sehr schwerem Ringen, so daß erst am späten Nachmittag der Südrand von Bois de Ville erreicht werden konnte. Auch bei der 6. Infanterie-Division wurden nur sehr geringe Fortschritte gemacht. Die Gefahr, daß der Angriff sich festlief, war sichtlich vorhanden. Das feindliche Artilleriefeuer nahm während der Nacht an Heftigkeit zu. Französische Gefangene sagten aus, daß seit dem 15. der Angriff erwartet sei und daß Verstärkungen im Anrollen seien.

Flammenwerferangriff

[482a]
      Stellungskrieg im Westen. Flammenwerferangriff.

Am 23. begann frühzeitig die deutsche Artillerievorbereitung; die 14. Reserve-Division nahm am Vormittag mit der 77. Infanterie-Brigade die Höhe südöstlich Brabant, dann die 13. Reserve-Division die angeblich stark befestigte Angemont Ferme, wodurch das Vorgehen der Infanterie des XVIII. Armeekorps sehr erleichtert wurde. Als dieser Erfolg bekannt wurde, erhielt die Division Befehl, auch Samogneux noch zu nehmen, da hierdurch der Auftrag des Korps erst erfüllt werde, das Gelände zwischen dem Bois de Haumont und der Maas zu säubern. Die Führung des Angriffs übernahm Oberstleutnant v. Abercron mit dem durch Pioniere und Flammenwerfer verstärkten I. Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 57 in dem unter feindlichem Feuer liegenden Dorfe Haumont; Bereitstellen und Vorführen der Truppe in unbekanntem, von feindlichem Feuer beherrschten Gelände erwies sich in der Dunkelheit besonders schwierig. Aber Oberstleutnant v. Abercron hatte sich sachgemäß zur Erkundung Zeit gelassen, so daß, als 1 Uhr 45 Minuten nachts das mit der Artillerie verabredete Zeichen gegeben und zum Sturm angetreten wurde, der Vorstoß glatt gelang. 3 Uhr 40 Minuten nachts konnte die Einnahme des Dorfes mit geringen eigenen Verlusten, aber gegen 400 Gefangene, gemeldet werden. Die Mitwirkung der Flammenwerfer hatte sich gut bewährt. Zwei Kompagnien vom II. Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 57 wurden nachgezogen und das Dorf zur Verteidigung eingerichtet.9 Als es dann am 23. hell wurde, richtete die feindliche Artillerie vom jenseitigen Ufer, von der Côte de Marre, heftiges Feuer auf das Dorf. Starke Verluste traten ein. Nach Wegnahme von Samogneux war der Raum zwischen Haumont und der Maas so weit verkürzt, daß, wie in dem Angriffsentwurf angegeben, das VII. Reservekorps herausgezogen werden konnte. Die 77. Infanterie-Brigade blieb auf dem rechten Flügel. Die 14. Reserve-Division sollte unter dem Schutze des Infanterie-Regiments 159 in der Gegend von Dun (rechtes Ufer unterhalb Verdun) Unterkunft beziehen. Das XVIII. Armeekorps hatte sich am 23. am Südrande des Caures-Waldes festgesetzt und konnte das gewonnene Gebiet gegen mehrere Gegenstöße behaupten, am späten Nachmittag mit der Infanterie der 21. Infanterie-Division die nach Süden vorspringende Waldspitze von Le Faye erreichen, mit der 25. Infanterie-Division eine feindliche [499] Stellung nördlich Beaumont nehmen. Im Anschluß nahm dann noch die 5. Infanterie-Division das Waldstück Wavrille, die 6. Infanterie-Division wurde im Vorgehen durch den Herbébois erheblich durch die Eroberung von stark besetzten Blockhäusern aufgehalten und vermochte erst am Abend des 23. Anschluß an die 5. Infanterie-Division [zu] gewinnen.

Mit voller Kraft wurde die Weiterführung des Angriffs vorbereitet. Das XVIII. Armeekorps, dem die 77. Infanterie-Brigade unterstellt wurde, sollte die Höhe 344 östlich Samogneux und das Dorf Beaumont, das III. Armeekorps Herbébois nehmen. Am nächsten Tage sollte das XV. Armeekorps nach Abblasen von Gas sich in den Besitz der Linie Etang de Bransc - Fromezey setzen, während das V. Reservekorps (bei Gremilly und südöstlich) sich bereitstellen sollte, um dann nach dem Vorgehen des XV. Armeekorps Mogeville zu nehmen. Bedenklich war, daß die Feldartillerie des V. Reservekorps noch in den Abschnitten A und B stand, daß schwere Artillerie überhaupt noch nicht zugeteilt war. Es gelang der 10. Reserve-Division, unterstützt von der Artillerie des III. Armeekorps, Ornes zu nehmen. Am späten Abend des 24. trafen aus den früheren Stellungen sieben Feldbatterien ein. Da Gas nicht verwendet werden konnte, unterblieb der Angriff des XV. Armeekorps auf Mogeville.

Am 24. machte die 77. Infanterie-Brigade einen Versuch, die Côtes de Talou zu nehmen, hatte aber erheblich unter dem Feuer vom jenseitigen Maas-Ufer zu leiden; sie sollte bis zum Eintreffen starker Artillerie die Moulin de Colette zunächst halten, während die 13. Reserve-Division die Sicherung der rechten Flanke gegen die Maas übernahm und ihr die 77. Infanterie-Brigade unterstellt wurde.

Glücklicher war der Angriff nach starker Artillerievorbereitung gegen die Höhe 344; dann nahm die 21. Infanterie-Division auch noch die Höhe 326, Teile der Division drangen am 24. in die Waldstücke nordöstlich Louvemont ein; die 25. Infanterie-Division stürmte Beaumont und die Befestigungen am Nordwestrande des Bois des Fosses und schoben sich zum Angriffe gegen Louvemont und die östlich gelegene Höhe 378 vor. Das III. Armeekorps hielt mit der 5. Infanterie-Division den Südrand des Wavrille-Waldes, während die 6. Infanterie-Division das Zurückgehen des Feindes aus dem Herbébois feststellte und sich zum Folgen anschickte. Doch ein Gegenangriff am 24. konnte die Franzosen vorübergehend wieder in den Besitz des Wavrille-Waldes bringen; das weitere Vorgehen fand indessen seine Grenze am deutschen Sperrfeuer. Die 6. Infanterie-Division war unterdessen im Vorgehen geblieben, erreichte den Südrand vom Chaume-Walde und war seit 3 Uhr des 24. im Vorgehen gegen den Caurière-Wald, während der linke Flügel der benachbarten 10. Reserve-Division den Angriff auf Ornes unterstützte. Naturgemäß wurde hierdurch auch die 5. Infanterie-Division entlastet; sie vermochte hinter den weichenden französischen Abteilungen bis in den Fosses-Wald nachzudrängen, so daß die Artillerie noch [500] am 25. Februar in allen drei Korpsabschnitten einen Stellungswechsel bis in die Gegend nördlich des Fosses-Waldes machen konnte, die Korpsreserven bis nach Herbébois nachgezogen wurden. Die 6. Infanterie-Division sollte in Ausnutzung ihres Erfolges den Südrand des Caurières-Waldes erreichen, während rechts die 5. Infanterie-Division die Straße Louvemont - Ornes erreichte und wirksames Mörserfeuer gegen Höhe 378 richtete; weiter rechts stand die 25. Infanterie-Division im Kampfe gegen Louvemont, war aber gegen die 5. Infanterie-Division noch weit zurück. Die Korpsreserven waren im Anmarsch nach dem Nordrand des Fosses- und Chaumes-Waldes. Um 5 Uhr 45 Minuten nachmittags erreichte die 6. Infanterie-Division den Südrand von l'Hermitage.

So ging der Tag nach gewaltigen Leistungen zu Ende. Würden die Kräfte der Truppe aber auch noch weiter aushalten? Die 25. Infanterie-Division lag dicht vor der Höhe 378, ihr rechter Nachbar war noch weiter zurück. Die 6. Infanterie-Division stand in Fühlung mit der 10. Reserve-Division, die Ornes in der Dunkelheit genommen hatte und zu deren Unterstützung am Morgen des 25. eine Brigade des XV. Armeekorps eintreffen sollte.

Am Abend des 24. war die Lage der Franzosen kritisch; die zweite französische Stellung war genommen oder doch im Begriff, in kürzester Zeit zu erliegen. General Langle de Cary dachte an den Rückzug auf das linke Maas-Ufer. Aber Joffre befahl, unbedingt das rechte Maas-Ufer zu halten: "Jeder Führer, der einen Rückzugsbefehl gibt, wird vor ein Kriegsgericht gestellt." General Petain wurde für den Befehl der Truppen um Verdun bestimmt. Reginald Kann schildert die Lage packend und zutreffend:

      "Unsere Soldaten, durch den dreitägigen und ungleichen Kampf erschöpft, sehen die Nutzlosigkeit ihrer Anstrengungen von Stunde zu Stunde mehr ein, haben keine Hilfskräfte mehr zu Gegenangriffen, wie sie sie bisher immer noch gemacht haben. In weniger denn drei Stunden ist die zweite Stellung in ihrer Gesamtheit erobert. Die französischen Divisionen sind am Ende ihrer Kraft und nicht mehr imstande, die Verteidigung fortzuführen. Was übrig geblieben ist, zieht sich zurück. In diesem kritischen Augenblick ist keine frische Truppe in Sicht. An dem finsteren Abend des 24. Februar steht dem Feinde der Weg auf Verdun frei. Er ist davon nur noch durch die doppelte Linie der Forts getrennt, die ohne Artillerie, zum Teil ganz ohne Verteidiger, nur eine trügerische Stütze bieten. Indessen überrascht von der Leere, die sie plötzlich nach dem hartnäckigen Widerstand der vorangegangenen Tage vor sich sehen, zögern die Deutschen; sie scheinen eine Falle zu befürchten und wagen nicht, in die Zone der permanenten Befestigungen ohne eine erneute Artillerievorbereitung einzudringen. Die Wiederaufnahme der Vorwärtsbewegung wird auf den folgenden Tag verschoben. Es ist zu spät. Während der Nacht haben die ersten Verbände des XX. Korps Verdun erreicht und sich im Norden der Stadt entfaltet. Mit Tagesanbruch haben diese Elitetruppen die Stellungen der zertrümmerten Divisionen übernommen, die bisher den furcht- [501] baren Druck ertragen hatten. Ohne den Gegner zu erwarten, werfen sie sich entschlossen vorwärts."

Aber trotzdem brachte der 25. doch den stark mitgenommenen deutschen Truppen, die schon vier Tage im Kampf standen und denen die Tage vor der Schlacht auch keine Erholung gebracht hatten, weitere Erfolge. Doch menschliche Kräfte haben eine Grenze; der Einsatz von frischen Reserven war erforderlich, wenn ein Sieg errungen werden sollte.

Am 25. mußte die Infanterie der 13. Reserve-Division der im Vorziehen begriffenen Artillerie Unterstützung leisten im Überwinden der Schwierigkeiten beim Stellungswechsel. Die 77. Infanterie-Brigade, die am Abend die Colette-Mühle - Höhe 344 - Caine-Quelle hielt und wieder dem VII. Reservekorps unterstellt war, muß sich des Vorgehens des Feindes von Vacherauville erwehren. Das XVIII. Armeekorps konnte erst am Abend dem Feinde Louvemont entreißen, mit der 21. Infanterie-Division noch festen Fuß auf dem Nordostteile des Pfefferrückens, der Côte du Poivre, fassen. Die Kämpfe flauten hier erst in der Nacht ab. Das VII. Reservekorps sicherte mit der 13. Reserve-Division die Maas, während die 14. Reserve-Division als Heeresreserve von Beaumont vorgezogen wurde.

Die südlichen Steilhänge zum Fort Douaumont nach dem gewaltigen Sturm.
Aus der Schlacht bei Verdun.
Die südlichen Steilhänge zum Fort Douaumont
nach dem gewaltigen Sturm.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 287.

Aus der Schlacht bei Verdun.
Die erstürmten östlichen Steilhänge
zum Fort Douaumont nach den gewaltigen
deutschen Angriffen und nach der Einnahme der
Panzerfeste am 25. Februar 1916.   [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 288.
Bei diesen Kämpfen hatte der rechte Flügel des III. Armeekorps wirksam eingegriffen, und während der Feind deutliche Anzeichen der Erschütterung aufwies, gewann die deutsche Infanterie dauernd Gelände. Um 5 Uhr hatte die 5. Infanterie-Division den Nordrand des Chauffour-Waldes erreicht, während die 6. Infanterie-Division, nur noch 100 m vom Drahthindernis des Forts Douaumont entfernt, sich einnistete. Bald darauf hatte auch der linke Flügel der 5. Infanterie-Division sich in gleiche Höhe vorgearbeitet. Dem Wagemut einiger kühner Offiziere des Infanterie-Regiments 24, Hauptmann Haupt und Oberleutnant v. Brandis, gelang es, das Fort mit seinen noch feuernden zwei Panzertürmen in Besitz zu nehmen, während die eigenen Artilleriegeschosse noch in das Fort einschlugen, denn die Stürmer hatten die im Befehl angegebene zu erreichende Linie weit überschritten. Beide Offiziere wurden mit dem Pour lé mérite ausgezeichnet. Die französische Besatzung hatte, ohne eine Beobachtung auf den Wällen zurückzulassen, sich in die Kasematten geflüchtet; nicht einmal die Grabenstreiche waren besetzt. Sie ergab sich ohne Widerstand den braven Märkern, die nur 19 Offiziere 79 Mann von fünf Kompagnien, meist der 6. und 7. Kompagnie des Infanterie-Regiments 24, zählten; dann wurden die Maßregeln zur Verteidigung getroffen, Maschinengewehre, Patronen und Leuchtmunition herangeholt, ein französischer Gegenstoß abgeschlagen.10 Die Franzosen [502] hatten eingesetzt: das 72. und 51. Regiment, das VII. Armeekorps mit der 14. und 37. Infanterie-Division, dann die 106. Territorial-Division. Die Kämpfe hatten den Franzosen gekostet: 216 Offiziere 14 534 Mann an Gefangenen und 45, darunter 17 schwere, erbeutete Geschütze und 84 Maschinengewehre; amtliche Angaben über die Verluste lagen nicht vor. Von den Wällen von Douaumont waren in Richtung auf Verdun zurückgehende Franzosen gesehen, aber den deutschen Truppen fehlte es an frischen Reserven.

Das Generalkommando des III. Armeekorps hatte das XVIII. Korps veranlaßt, mit allen Mitteln das Tagesziel zu erreichen und erbat vom Armee-Oberkommando, Reserven bis in die Gegend des Forts vorzuführen. Unterstellt wurden dem III. Armeekorps vom XV. Armeekorps die Regimenter 105 und 132. Nur von sieben Batterien unterstützt und ganz ohne schwere Artillerie, vermochte das V. Reservekorps im Anschluß an die 6. Infanterie-Division mit der 10. Reserve-Division zunächst Maucourt und Mogeville zu nehmen, dann unter Ausnutzung eines glücklichen Treffers der schweren Artillerie das Zwischenwerk Hardaumont und die südlich und westlich vorgelagerten Gräben zu stürmen. Schließlich wurden durch Infanterie-Regiment 155 unter dem Oberstleutnant Präusker alle Vorbereitungen zum Angriff auf das Zwischenwerk Bezonvaux getroffen, das am 27., 6 Uhr 45 Minuten vormittags, genommen wurde. Links hatte die 9. Reserve-Division den Chena-Wald und Dieppe genommen. Dem Korps wurde das Fort Vaux als Angriffsziel zugewiesen und für die Angriffsvorbereitungen acht Mörser-, 16 schwere Haubitz-Batterien und drei schwerste Batterien unterstellt. Die näher an das Fort heranzuziehende Feldartillerie sollte die Vorbereitung unterstützen.

Die Angriffstruppen bedurften dringend der Ablösung durch frische Truppen, wenn die großen Erfolge ausgebeutet werden sollte. Noch immer waren Reserven auf dem Angriffsfeld nicht eingetroffen. Die 77. Infanterie-Brigade, die vom 20. bis 26. Februar 44 Offiziere und 1403 Mann verloren hatte, wurde durch ein Regiment der 13. Reserve-Division abgelöst, dem es gelang, die Côte de Talou und Champneuville zu besetzen, während die anderen Teile der Division bis nach Vacherauville vorkamen. Auch das XVIII. Armeekorps hatte Geländegewinn zu verzeichnen: rechts hielt die 21. Infanterie-Division den Pefferrücken, links hatte die 25. Infanterie-Division, über Höhe 378 (südwestlich Chambrette Ferme) vorgehend, sich in gleicher Höhe mit der 5. Infanterie-Division gesetzt. Vor dem III. Armeekorps gingen feindliche Truppen über Fleury und Souville zurück. Während das starke Panzerfort Douaumont wider alles Erwarten leicht [503] in deutsche Hände gefallen war, trotzte das durch seine Lage dem Artilleriefeuer entzogene Dorf gleichen Namens allen Angriffen der 5. Infanterie-Division.

Beim XV. Armeekorps hatte aus Witterungsrücksichten kein Gas abgeblasen werden können und es sollte infolgedessen kein Angriff stattfinden. Rückgängige Bewegungen des Feindes hatten aber erst die 30., dann die 39. Infanterie-Division zum Vorgehen veranlaßt; es erreichte die vordere Linie des Armeekorps bis zum Abend die Linie Braux-Wald - Fremezey - Le Haut Bois Ferme bis St. Maurice. Auch die auf dem rechten Flügel der Armee-Abteilung v. Strantz befindliche 5. Landwehr-Division folgte den zurückgehenden Franzosen. Es sei vorausgenommen, daß diese am 28. Champlon, die bayerische Ersatz-Division Mancheulles erreichte. Nach dem Armeebefehl sollte am 27. das III. Armeekorps die Forts von Thiaumont und Souville, das V. Reservekorps Fort Vaux nehmen und das XV. Armeekorps die Linie Eix - Moranville angreifen. Flieger sollten, da Truppenausladungen bei Verdun beobachtet waren, den Bahnhof und die Maas-Brücke mit Bomben belegen. Nach Gefangenenaussagen war das I. Armeekorps von Reims mit Kraftwagen und das XX. Armeekorps von Bac le Duc herangezogen, während das IV. und XXII. französische Armeekorps noch im Anrollen war.

Für das VII. Reservekorps war die zunehmende Verstärkung der feindlichen Artillerie auf dem Maas-Ufer besonders lästig, um so mehr, da die französische Infanterie auf dem Cumières-Rücken und auf dem Toten Mann sowie Forges und Béthincourt hielt. Die Notwendigkeit, diese Flankenordnung zu beseitigen, machte sich immer mehr geltend. Schon das Vorziehen der Artillerie des VII. Reservekorps hatte die französische Artillerie empfindlich gestört. Ein Vorgehen des VI. Reservekorps auf Forges und ein Maas-Übergang der 13. Reserve-Division bei Regniéville wurden vereinbart. Der Maas-Übergang wurde jedoch vereitelt. Die pionier-technische Vorbereitung war unzureichend gewesen, die Drahthindernisse in den überschwemmten Maas-Wiesen nicht beseitigt; das VI. Reservekorps hatte ferner den Forges-Bach nicht zu überschreiten vermocht.

Auch das XVIII. Armeekorps war am 27. nicht weiter vorwärts gekommen; es stand im Walde südlich Louvemont, einer hinter der großen, von Westen nach Osten streichenden Schlucht liegenden französischen Stellung gegenüber und hielt am Südrande des Chauffour-Waldes Verbindung mit der 5. Infanterie-Division, die sich auch an diesem Tage nicht in Besitz von Dorf Douaumont hatte setzen können: die 5. Infanterie-Division beantragte, den Angriff auf Dorf Douaumont zu verschieben, da die Angriffstätigkeit des Feindes zunahm. Das III. Armeekorps, dem die bei Metz stehende 113. Infanterie-Division unterstellt wurde, lehnte diesen Antrag ab. Das Armee-Oberkommando befahl die Ablösung der 21. Infanterie-Division durch die kurze Zeit herausgezogen gewesene 14. Reserve-Division. Der Angriff sollte für die nächsten Tage eingestellt werden. Das feindliche Feuer gegen das V. Reservekorps und XV. Armeekorps nahm zu; [504] trotzdem gelang es dem letzteren, sein Angriffsziel zu erreichen: Cabaret - nördlich Eix - Westrand des Bois de Moranville - Höhe 255 - Westrand von La Blanzée. Die Armee-Abteilung Strantz gewann mit ihrem rechten Flügel das Bois de Hardaumont. Das V. Reservekorps schob sich ebenfalls vorwärts, die 9. Reserve-Division versuchte, allerdings vergeblich, das Fort Vaux zu nehmen. Der 28. und 29. vergingen in weiteren Vorbereitungen.

Die Stellung verlief jetzt folgendermaßen: die 13. Reserve-Division stand auf dem Talou-Rücken, mit starker Sicherung gegen die Maas bis Samogneux, die 77. Infanterie-Brigade stand bis Brabant und im Walde von Consenvoye, bei Vacherauville schloß sich die 14. Reserve-Division an, dann östlich Douaumont im stehenden Gefecht die 25. Infanterie-Division. Beim V. Reservekorps fanden Verschiebungen statt. Der Feind hielt die Linie Vaux-Teich - Steinbruch nördlich des Forts und das Dorf Vaux. Am 29. Februar begab sich der Generalstabschef des Feldheeres, General v. Falkenhayn, zum Armee-Oberkommando 5, um die Aussichten eines Angriffes auf dem Westufer der Maas zu besprechen. Dieser war erforderlich, wenn der Angriff auf Verdun überhaupt weiter geführt werden sollte. Auf Antrag wurden zunächst dem Armee-Oberkommando 5 das X. Reservekorps unterstellt, dann die 11. bayerische Infanterie-Division und 22. Reserve-Division, die nach Vouziers und Stenay gewiesen wurden. Überwiesen wurden ferner 21 Batterien. Ein erneuter Angriff sollte am 4. oder 5. März stattfinden, Ziel war die Höhe des "Toten Mannes" und des Cumières-Waldes mit der Absicht, die feindliche Artillerie hinter der Côte de Marre niederzukämpfen.

Der Feind erkannte die Gefahr, die für ihn durch das Vorgehen auf Douaumont und Vaux entstanden war; ein weiteres Vorgehen konnte die ganze Verteidigung des Westufers in Frage stellen. Die Franzosen klammerten sich mit aller Zähigkeit an den Steilrand der Maas-Höhen und suchten auch durch Einsatz frischer Kräfte erneut Damloup zu halten, beim Fort Souville waren auch mehrere schwere Batterien im Aufmarsch begriffen. Es war richtig erkannt, daß des Feindes schwache Stelle beim Fort Vaux lag.


Die Märzkämpfe vor Verdun.

Am 1. März wurde der Angriffsbefehl für den Sturm auf das Dorf Douaumont ausgegeben. In fünf Sturmkolonnen sollte nach vierstündiger Artillerievorbereitung das III. Armeekorps das Dorf Douaumont stürmen, sich dann gegen das Zwischenwerk Thiaumont wenden; für das XVIII. Armeekorps ergab sich in der gegenüberliegenden Stellung des Feindes das Angriffsziel. Das V. Reservekorps sollte Fort Vaux nach vier- bis fünfstündiger Artillerievorbereitung nehmen.11

Angriff auf Verdun

[504a]
      Angriff auf Verdun: Verdun brennt!

[505] Nach stärkstem Vorbereitungsfeuer begann am 2. März beim III. Armeekorps der umfassende Angriff auf Dorf Douaumont, der endlich Erfolg hatte. Aber die Angriffskraft der 5. Infanterie-Division war damit verbraucht. Wohl kam es noch zu ernsten Kämpfen im Dorfe, aber der langumstrittene Stützpunkt war zwischen 1 und 2 Uhr in deutschem Besitz. Gegenstöße konnten auch nicht mehr den Deutschen das Dorf streitig machen. - Auch das XVIII. Armeekorps kam ein wenig vorwärts, fand aber ernsten Widerstand in den Blockhäusern des Ablain-Waldes. Die französische Artillerie vor dem V. Reservekorps war noch nicht niedergekämpft. Als um 4 Uhr die Infanterie antrat, setzte sofort heftiges Sperrfeuer ein, außerdem wirkten flankierend ein die Weinberg-Höhe nördlich Damloup und Stellungen am Caillette-Walde bei Fleury. Der Angriff kam zum Stehen. Auch bei den Nachbar-Divisionen war der Angriff nicht weiter gekommen. Das Fort Vaux schien völlig unversehrt. Das Generalkommando gewann den Eindruck, daß erst nach Beseitigung der Flankierung von La Caillette, der Nordostecke von Froideterre und Fleury der Angriff gelingen könnte. Schwierigkeiten machten der Munitionsnachschub für die Artillerie. So wurde der Angriff auf den 7. und 8. März verschoben. Es wurden als Angriffsstellen Batterie de la Faussee Côte (am Chapitre-Walde) und das Dorf Vaux bezeichnet. Für den Kampf lag hier die Entscheidung. Am 5. wurde das III. Armeekorps durch die von Metz herangezogene 113. Infanterie-Division verstärkt, die auf dem rechten Flügel eingesetzt wurde, während die 6. Infanterie-Division die Stellung der 10. Reserve-Division übernahm. Die 121. Infanterie-Division wurde hinter das V. Reservekorps gezogen. Auf dem rechten Flügel der 5. Infanterie-Division liefen 2000 Franzosen der Regimenter 110, 146 und 124 über.

Der Angriff sollte nach Vorbereitungsfeuer am 7. vom III. Armeekorps und V. Reservekorps ausgeführt werden, die Nachbarkorps sich zum Eingreifen bereithalten und sie artilleristisch unterstützen; erst wenn das III. Armeekorps Gelände gewonnen hatte, sollte das XVIII. Armeekorps angreifen und die feindliche Stellung auf dem Rücken nordwestlich Dorf Douaumont und Thiaumont stürmen. Das V. Reservekorps (jetzt nur noch 9. Reserve-Division) sollte das Waldstück La Montagne und Fort Vaux, dann erst den Weinberg nördlich Damloup nehmen. In der Nacht vom 7. zum 8. sollte die 25. durch die 13. Reserve-Division abgelöst werden. Auch das Vorgehen des XV. Armeekorps war nicht so günstig geblieben, wie es sich zuerst angelassen hatte. Die französische Artillerie mit ihrer vortrefflichen Beobachtung von der Côte erwies sich als dauernd überlegen. Die deutschen Batterien wurden schnell aufgefunden und von stark überlegener Artillerie niedergekämpft, während die französischen Batterien schwer aufzu- [506] finden und zu bekämpfen waren. Die deutsche Artillerie verfiel auf das Mittel der Verwendung von Korpssalven sämtlicher Batterien gegen einzelne französische Batteriegruppen; auch hiermit wurde es nicht besser. Auch der Ausbau der Stellungen litt unter dem heftigen feindlichen Artilleriefeuer.

Die Aufmerksamkeit der Franzosen wurde durch Kämpfe auf dem linken Maas-Ufer abgelenkt. Hier war auf dem linken Flügel des VI. Reservekorps die 22. Reserve-Division vom X. Reservekorps eingerückt. Diese sollte sich, unterstützt von einem Panzerzuge und von der Artillerie des VII. Reservekorps, in den Besitz von Forges, dann der Höhe 265 setzen. Unterstützt von zwei bei Brabant übergegangenen Bataillonen des Füsilier-Regiments 37 (77. Infanterie-Brigade) und zwei oberhalb Regnéville übergegangenen Kompagnien der 13. Reserve-Division konnte dann die 22. Reserve-Division festen Fuß auf der Höhe 265 fassen, während das VI. Reservekorps den Forges-Bach bei Béthincourt gewann.

Die nächsten Tage vergingen unter Vorbereitung für den Angriff auf dem rechten Ufer, namentlich das Vortragen der Minen nahm sehr viel Zeit und Kraft in Anspruch.

Am 7. verzögerte sich der Beginn des Wirkungsschießens bis in den Nachmittag hinein, mußte sogar teilweise nach zwei Stunden eingestellt werden, da die Sicht immer schlechter wurde. Als dann beim III. Armeekorps und V. Reservekorps zur Täuschung des Feindes das Feuer vorgelegt wurde, antwortete der Feind mit starkem Sperrfeuer, was sich auch in der Nacht wiederholte, dann aber am 8. als Täuschung erkannt wurde. Auch in der Nacht unterhielt der Feind starkes Artilleriefeuer.

Nach der Erstürmung des Dorfes Vaux.
Nach der Erstürmung des Dorfes Vaux gelang es den deutschen Truppen, vorübergehend in die Panzerfeste selbst einzudringen. Aber erst am 2. Juni wurde das Fort Vaux endgültig genommen.      [Vergrößern]
Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 293.
Um 12 Uhr mitternachts sollte am 8. März bei beiden Korps der Angriff beginnen, der auf der ganzen Front zunächst gut vorwärts ging, bis sich wieder das flankierende Feuer aus dem Caillette-Walde und von der Weinberg-Höhe nördlich Damloup geltend machte. So kam der Angriff zum Stehen. Die 9. Reserve-Division, unterstützt durch das flankierende Feuer des XV. Armeekorps, wollte unter dem Schutze der Dunkelheit doch noch zum Sturm auf die feindliche Stellung schreiten; um 8 Uhr 30 Minuten abends sollten antreten Reserve-Infanterie-Regiment 19 gegen Dorf Vaux, Reserve-Infanterie-Regiment 6 gegen Fort Vaux und Infanterie-Regiment 155 von Norden und Nordosten gegen Höhe 251 und die Weinberg-Höhe nördlich Damloup nehmen. Fünf Pionier-Kompagnien wurden zugeteilt. Auch das XV. Armeekorps wollte gleichzeitig den Feuilla-Wald angreifen. Der Nachtangriff verlief nicht nach Wunsch; es traten Verzögerungen ein, so daß nur Dorf Vaux genommen und gegen Angriffe gehalten wurde. Reserve-Infanterie-Regiment 19 war noch am Abend des 8. März in das Fort Vaux eingedrungen, hatte sich aber nicht halten können. In den frühen Morgenstunden des 9. war von Kompagnien der Reserve-Regimenter 6 und 19 Fort Vaux noch einmal genommen und dann auch weiter nach Westen Gelände gewonnen, während die 155er die Weinberg-Höhe nördlich [507] Damloup stürmten. Auch das XV. Armeekorps erreichte unter schweren Kämpfen sein Angriffsziel; weniger erfolgreich hatte sich das Vorgehen der 6. Infanterie-Division gestaltet. Das Generalkommando hatte die verfügbaren Teile der 10. Reserve-Division rechtzeitig alarmiert und die ihm unterstellte 121. Infanterie-Division12 (Reserve-Infanterie-Regiment 7, Reserve-Infanterie-Regiment 56, Infanterie-Regiment 60, Divisions-Stab bei 267) südlich Azannes vorgeführt. Die große Anstrengung beim Anmarsch dieser Division hat vielleicht dazu beigetragen, daß sie nicht schon früher herangezogen wurde, sie fehlte jedenfalls bei den seit dem Vormittag im Gange befindlichen Kämpfen um Fort Vaux.

      "Im Laufe des Vormittags und in den Mittagsstunden des 9. März gingen eine Reihe von Meldungen der 9. Reserve-Division ein, welche erkennen ließen, daß um die Weinberg-Höhe nördlich Damloup und um das Fort heftige Kämpfe im Gange seien. Genauere Einzelheiten über diese Kämpfe sind nicht zu ermitteln gewesen, auch der Gefechtsbericht der 9. Reserve-Division ergibt kein klares Bild, da die Verbände durch die nächtlichen Kämpfe und die anscheinend andauernden französischen Gegenangriffe völlig durcheinander geraten waren - die Führer waren in vorderster Linie gefallen - und ferner ein unerhört heftiges feindliches Artilleriefeuer jede Nachrichtenübermittlung von vorn zu den Reserven unmöglich machte. Das Ende dieser Kämpfe war jedenfalls, daß das Fort Vaux wieder verloren ging. Die Meldung hierüber ging um 2 Uhr 24 Minuten nachmittags von der 9. Reserve-Division ein und wurde sofort an das Armee-Oberkommando 5 weitergegeben. Um 3 Uhr 45 Minuten nachmittags meldete die Division über die Lage auf dem rechten Flügel. Danach waren in dem kleinen westlichen Teil des Dorfes noch Franzosen; im östlichen Teil, der in unserer Hand war, befanden sich aber Teile der Reserve-Regimenter 19 und 98, auch 3. Jäger und 64er vom III. Armeekorps.13 Über den Besitz des Steinbruches war noch keine Klarheit vorhanden. Ferner waren auf der ganzen Front der Divisionen noch andauernd schwere Kämpfe im Gange."14

Fresnes vor Verdun, am 6. März 1916 gestürmt.
Ein von den Franzosen im oberen Stockwerk eines zerschossenen Hauses eingebautes Maschinengewehr gibt Zeugnis von den erbitterten Straßenkämpfen um den Ort Fresnes vor Verdun.
Am 6. März 1916 gestürmt.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 275.
Die Armee-Abteilung v. Strantz versuchte vergeblich, sich dem Angriff gegen Verdun anzuschließen. Am 7. März hatte sie mit dem I. Bataillon des Grenadier-Regiments 6 Fresnes (an der Straße Pont à Mousson - Verdun) genommen und bereitete einen Angriff gegen die französische Stellung auf der Combres-Höhe vor, der aber auf Einspruch des Heeres-Generalstabschefs nicht zur Ausführung gelangte.

In der Nacht zum 10. löste Reserve-Infanterie-Regiment 37 erhebliche Teile der 9. Reserve-Division in vorderer Linie ab, während Reserve-Infanterie-Regiment 7 bis in die Gegend östlich des Waldes Bezonvaux vorgezogen wurde.

In Vereinbarung mit dem III. Armeekorps wurde der ursprünglich auf die [508] ersten Morgenstunden angesetzte Gegenstoß auf 3 Uhr nachmittags, dann auf 6 Uhr 30 Minuten verschoben. Regen und Schneefall erschwerten die Sicht. Der Angriff glückte nicht, die 6. Infanterie-Division kam nicht vorwärts; das Reserve-Infanterie-Regiment 37 hatte trotz des flankierenden Feuers nur vermocht, sich bis annähernd auf Sturmentfernung an das Fort heranzuarbeiten.

Ein neuer Angriff auf Fort Vaux war erforderlich, der aber erst angesetzt werden sollte, wenn aufklärendes Wetter gründliche Artillerievorbereitung ermöglichen würde. Die Führer erkannten, daß ein erfolgreicher Sturm aber erst möglich wäre, wenn es gelungen sei, das feindliche Flanken- und Rückenfeuer niederzuhalten. Die 77. Infanterie-Brigade wurde am 11. wieder dem V. Reservekorps unterstellt, die 113. Infanterie-Division löste am 12. die 5., die 121. die des Ostabschnitts der 6. Infanterie-Division und Teile der 9. Reserve-Division ab, während letztere durch die 10. Reserve-Division abgelöst wurde. Der Angriff wurde zunächst aufgeschoben. Der Stellungsbau trat in den Vordergrund. Die günstigen Eindrücke, die das Armee-Oberkommando am 8. März hatte, veranlaßten die Herausgabe eines Angriffsbefehls an das XVIII. und VII. Reservekorps für den 9. März, 1 Uhr nachmittags, der aber nur auf dem linken Flügel des XVIII. Armeekorps einige Fortschritte machte. Nachdem der erste Ansatz zum Sturm mißlungen war, fand neues Wirkungsschießen der Artillerie bis 6 Uhr abends statt. Die Erdbeobachtung an den gewölbten Höhenzügen war schwierig, größtenteils ausgeschlossen. Auch als das XVIII. Armeekorps seine vordersten Kampfgruppen durch zwei Regimenter verstärkte, kam der Angriff nicht wieder in Gang. "Ist es doch eine schon damals erkannte Tatsache, daß die Stärke der vordersten Linie und ihre Dichtigkeit keineswegs den Erfolg beim Angriff verbürgen, im Gegenteil die Verluste nur erhöhen und schon dadurch stark demoralisieren. Wenn es unter dem Druck stärksten Artilleriefeuers nicht gelingt, schnell Erfolge zu erringen, wenn der Gegner Zeit hat, neue Stellungen planmäßig zu besetzen, kommt der Angriff bald zum Stehen und es bedarf eines völlig neu gegliederten, neu vorbereiteten Angriffs mit frischen Kräften. Diese fehlten hier und deshalb mußte von einer Wiederholung des Angriffs auch an kommenden Tagen Abstand genommen werden."15

Die Durchführung der Angriffe wurde dadurch erschwert, daß ein Herausziehen der 21. Infanterie-Division verfügt wurde, so daß die 25. Infanterie-Division den ganzen Korpsabschnitt übernehmen mußte; er verlief durch den Südteil des Ablain-Waldes bei zurückgezogenem rechten Flügel, dann südlich des Weges nach Dorf Douaumont und gleichlaufend mit diesem Wege.

Der deutsche Angriff an der entscheidenden Stelle der französischen Stellung war so unter dem Feuer der ungebrochenen feindlichen Artillerie zum Stehen gekommen; es handelte sich jetzt zunächst darum, eine durchlaufende Stellung [509] mit zwei Linien mit den nötigen Unterkunftsräumen, Hindernissen und Verbindungen zu schaffen, was bei der Nähe des Feindes und seiner tätigen Verteidigung nicht leicht war und nur durch die kräfteverzehrende Nachtarbeit geschehen konnte. Verluste waren unvermeidlich. Der Gedanke eines Angriffs wurde jedoch nicht fallengelassen. Der Bau einer Sturmstellung stieß auf ganz besondere Schwierigkeiten in dem lehmigen Boden unter dem fast andauernden Feuer des Feindes. Nicht genug wurde für die Führung eines Angriffs auf die Höhen nördlich Fort Vaux die Bedeutung des Caillette-Waldes gewürdigt. Diese Höhen mußten erst fallen, ehe an eine Weiterführung des Angriffs gedacht werden konnte.

In diesen Kämpfen litt der Gesundheitszustand von Mann und Pferd. Die Pferdeverluste erschwerten die Munitionierung der Batterien erheblich. Die deutsche Artillerie suchte mit allen Kräften ihre Infanterie zu entlasten; ihr fehlten aber zu einer erfolgreichen Bekämpfung der feindlichen Artillerie besonders schwere und schwerste Mörser und weiter eine ausgesprochene Überlegenheit in der Luft. Der Materialverbrauch war recht empfindlich. Auch war es nicht möglich, den seit Wochen stark beanspruchten Bedienungen die nötige Erholung zu gewähren. Die französischen Batterien waren durch ihre Lage sehr geschützt gegen das Feuer aus den tiefer gelegenen deutschen Stellungen. Der Angriff war bis Ende April noch weit entfernt von einer artilleristischen Feuerüberlegenheit. Das Ruhebedürfnis machte sich besonders geltend bei den Truppen, die vom Februar ab an den Kämpfen teilgenommen hatten.

Trotz dieser Schwierigkeiten wurde jede Gelegenheit zum Angriff benutzt. Es ist nicht möglich, diese Angriffsversuche nur dem Namen nach zu erwähnen. Sie geben allerdings ein schönes Zeugnis von der Trefflichkeit der deutschen Truppe; leider waren die Erfolge der Angriffe aber recht gering. Beim V. Reservekorps wurde die 9. Reserve-Division zurückgenommen, während die 121. Infanterie-Division (von der Armee-Abteilung v. Strantz) ihren Platz zwischen der 6. Infanterie-Division und 10. Reserve-Division erhielt, die verstärkt wurde durch die herangezogene 77. Infanterie-Brigade. Vom 16. März bis zum 16. April wurde das III. Armeekorps zurückgezogen und ersetzt durch das X. Reservekorps mit der 113. und 58. Infanterie-Division. Nur bei den Pionieren und bei der schweren Artillerie ließ sich eine planmäßige Ruhezeit nicht ermöglichen.

Sturm auf die Höhen des ‘Toten Mann'.
Der Augenblick des Angriffs.
Deutsche Infanterie geht mittels Flammenwerfer
und Handgranaten zum Sturm auf die Höhen
des "Toten Mann" über.
15. März 1916.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 296.

Der Sturm auf den ‘Toten Mann' mit Flammenwerfer und Handgranaten.
Der Sturm auf den "Toten Mann"
mit Flammenwerfer und Handgranaten.
15. März 1916.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 297.
Auf dem linken Maas-Ufer hatte das erfolgreiche Vorgehen der 22. Reserve-Division (seit 2. März) gegen Höhe 265 dazu geführt, daß auch das anschließende VI. Reservekorps den Angriff unterstützte und am 14. März dann die 12. Reserve-Division sich auf dem Toten Mann festsetzte, bis zum 30. mit der 11. Reserve-Division Malancourt, Haucourt und den Termitenhügel (südöstlich Malancourt), mit der 11. bayerischen Division am 20. März den Wald von Avocourt nahm und 2500 Gefangene einbrachte.

Ein Einbruch in 9 km Breite und von 2 km Tiefe war erreicht. Unter dem [510] starken ungebrochenen Feuer der feindlichen Artillerie mußte nun der Ausbau der genommenen Stellung durchgeführt werden, so daß erst am 9. April nach Eintreffen des Generalkommandos XXII. Reservekorps, das die taktische Leitung der 12. und 22. Reserve-Division übernahm, mit einer planmäßigen Fortführung des Angriffs gerechnet werden konnte. Die 2. Landwehr-Division sollte einen Angriff vortäuschen. Während es der 12. Reserve-Division gelang, Béthincourt zu nehmen und den Forges-Grund südlich des Dorfes zu überschreiten, konnten die bayerische 11. und die 11. Reserve-Division nicht weiter vorwärtskommen. Man darf nicht vergessen, daß die 11. Reserve-Division in den letzten Wochen etwa 120 Offiziere verloren hatte, darunter 1 Brigade-, 2 Regiments- und 6 Bataillonskommandeure, sowie 21 Kompagnieführer. Die Lücken waren erst zum Teil wieder geschlossen, die neu eingetroffenen Offiziere mußten sich erst mit ihrer Truppe und dem Gelände bekannt machen. Es bedurfte noch einiger Zeit, ehe die Division wieder angriffsfähig sein konnte.

Am 10. wurde der Angriff auf der ganzen Front fortgesetzt, kam jedoch nicht vorwärts. Die feindliche Artillerie war an Rohren und Munition weit überlegen und alles andere als niedergekämpft. Dazu kam trübes und regnerisches Wetter. Durch die Anstrengungen seit Beginn der Kampfhandlung, durch die Einflüsse der nassen Witterung und der schlechten Ernährung der Truppen in vorderer Linie, zu denen warmes Essen nicht vorgebracht werden konnte, hatte der Gesundheitszustand sehr gelitten. Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des alten Stammes waren körperlich und seelisch überanstrengt, aber erst nach Wegnahme der Höhe 304 (nördlich Esnes) hoffte man auf eine Besserung der Lage.

Die französische Festung Verdun unter deutschem Feuer.
Die französische Festung Verdun
unter deutschem Feuer. Die brennende Stadt.
Aufgenommen am 3. April 1916.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 302.

Flugzeugaufnahme vom 22. Mai 1916.
Die Festung Verdun mit ihren östlichen Außenforts.
Flugzeugaufnahme vom 22. Mai 1916.
[Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 303.
Der Angriff wurde am 22., 23. und 24 weitergeführt. Auf dem rechten Flügel hatte die 11. Reserve-Division einen Erfolg, mußte aber unter dem Maschinengewehrfeuer des Feindes wieder in die Ausgangsstellung zurückgehen. Auch am 23. und 24. waren keine Vorteile zu erreichen. Die 12. Reserve-Division mußte durch die 4. Infanterie-Division ersetzt, erstere in Ruhequartiere nach der Gegend von Diedenhofen verlegt werden. Auch bei der 11. Reserve-Division sah es wenig günstig aus; die im Artilleriefeuer angelegten Gräben waren wohl verteidigungsfähig, aber es fehlte an Hindernissen, da es nicht möglich war, Hindernisse über den Forges-Bach zu bringen. Der Bach war nicht zu überschreiten; am Tage lag er unter der feindlichen Beobachtung und in der Nacht unter starkem feindlichen Sperrfeuer. Die Truppen waren südlich des Forges-Baches nur auf ihre eisernen Portionen angewiesen und mußten den Durst durch Regenwasser löschen. Das Artilleriefeuer ging von beiden Seiten ununterbrochen weiter. Ein Gegenangriff der Franzosen am 29. wurde nach kurzem vorübergehenden Erfolge abgewiesen.

Zur Erleichterung der Befehlsführung hatte das Armee-Oberkommando 5 die auf dem linken Maas-Ufer eingesetzten Divisionen dem General der Artillerie v. Gallwitz (Angriffsgruppe West, Chef des Stabes Oberst Bronsart v. Schellen- [511] dorff, Hauptquartier Charmoise) seit dem 29. März unterstellt, während auf dem Ostufer die Leitung auf dem rechten Flügel (VII. Reservekorps) General v. Zwehl behielt, den Befehl über das V. und X. Reservekorps General v. Mudra (Angriffsgruppe Ost) am 16. März übernahm. Vorgreifend sei erwähnt, daß vom 14. April ab General v. Lochow den Befehl über die Angriffsgruppe Ost übernahm (Chef des Stabes Major Wetzell).

Der Angriff vom 9. März, dem sehr weitgesteckte Ziele in den Forts Belleville und Moulainville gegeben waren, mißglückte schon in seinen Anfängen. Am 18. und 19. März sollte ein größerer Angriff des V. und X. Reservekorps gegen das Zwischenwerk Thiaumont, gegen Fleury und Tavannes stattfinden; es konnte aber nur ein unbedeutender Grabengewinn südlich des Forts Douaumont verzeichnet werden. Der Angriff scheiterte an dem Feuer der sehr wachsamen französischen Artillerie und namentlich an dem Feuer der Maschinengewehre, abgegeben aus flankierenden Stellungen vom Steinbruch nördlich Vaux und vom Caillette-Walde. Die beiderseitige Artillerietätigkeit war während des ganzen Monats März außerordentlich stark; die Verluste steigerten sich durch die Überlegenheit des Gegners, durch die Zahl und die bessere Beobachtungsmöglichkeit. Der Ausbau und die starke Besatzung der Stellungen, gegen die die Verteidiger häufig angriffen, forderte erhebliche Opfer. Die 25. Infanterie-Division wurde in der Nacht zum 21. März in Ruhe zurückgezogen und durch die 19. Reserve-Division ersetzt. Das Ruhebedürfnis war besonders groß. Das XVIII. Armeekorps hatte seit dem 21. Februar an allen Kämpfen teilgenommen und bis zum 31. März im Kampf verloren: 295 Offiziere, 10 309 Mann. Aber die Ruhe konnte nur kurz bemessen werden.

Bei der Obersten Heeresleitung machten sich die ersten Sorgen geltend, ob auch der betretene Weg vor Verdun tatsächlich zum Ziele führen würde. Der Kronprinz als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe beurteilte wie der Chef seines Stabes die Angriffsabsichten noch durchaus günstig:

      "Nach meiner Ansicht ist die französische Oberste Heeresleitung mit den noch verfügbaren Kräften wohl in der Lage, lokale Offensivunternehmungen, nicht aber größere Operationen durchzuführen.
      Damit neige ich auch weiter unbedingt der Ansicht zu, daß das Schicksal der französischen Armee sich bei Verdun entscheidet, und damit ferner liegt die Aufgabe klar, hier mit allen Mitteln die Vernichtung der kampfkräftigen französischen Reserven sowohl durch Einsatz von Mannschaften als von Gerät und Munition zu vollenden.
      Die ersten Operationen auf dem östlichen Maas-Ufer sind bis zur völligen Ausnutzung der zur Verfügung gestellten Kampfmittel unter Einsatz äußerster Energie durchzuführen. Der hiernach eintretende Halt war zu erwarten. Der Ersatz an Truppen und Gerät erforderte Zeit, das Auftreten der neuen, von allen Seiten heranströmenden französischen Streitkräfte, die Schwierigkeit des Ge- [512] ländes, noch vermehrt durch festungsmäßige Verstärkungen, alles das veranlaßte erneute ruhige Erkundung und sorgsame Vorbereitungsarbeit. Bisher feldmäßig aufgefahrene Batterien mußten sich eindecken, die frisch eingesetzten vier Divisionen (19. Reserve-, 113., 58., 121. Infanterie-Division) hatten sich durch umfangreiche Erdarbeiten gegenüber dem nunmehr in gut ausgearbeiteten Stellungen stehenden Feinde zu schützen und ihre rückwärtigen Verbindungen durch Annäherungswege zu ermöglichen. Hierbei, im Verein mit den Unbilden der Witterung, wurde die Kraft der Truppen voll in Anspruch genommen; aber es war durchaus erforderlich, um eine gesicherte Grundlage für jede weitere Offensivoperation zu schaffen. Da ferner nur einzelne Divisionen als Ersatz verfügbar gemacht werden konnten, war die Neuregelung der Kommandoverhältnisse erschwert und wirkte daher verzögernd.
      Während dieser Zeit auf dem östlichen Ufer konnten die Teilangriffe, sich ineinander fügend, auf dem westlichen Ufer einsetzen. Auch hier wird nach einer Reihe schöner Erfolge naturnotwendig eine Zeit kommen, die für weitere Vorbereitungen ohne Vorwärtsdringen benutzt werden muß. Es ist nicht unwahrscheinlich, und bahnt sich zum Teil schon an, daß französischerseits Gegenangriffe - auch größeren Stils - zunächst auf dem westlichen Maas-Ufeer, später vielleicht auch auf dem östlichen einsetzen werden. Dagegen muß unsere Truppe sich durch Einbau sichern. Auch das wirkt auf ein unausgesetztes Vordringen verzögernd.
      ..... Das Oberkommando schlägt daher vor:
      1. Die Durchführung des Angriffs auf dem östlichen Ufer muß zunächst unbedingt so weit gegen Verdun erfolgen, daß ein umfangreiches Zusammenwirken des Angriffs mit dem des westlichen Ufers, mindestens durch Artillerieunterstützung, gewährleistet ist, das heißt, die Infanterie des Ostufers muß auf der Côte bis in die Linie: Ouvrage de Thiaumont - Fleury - Fort de Souville - Fort de Tavannes vorrücken.
      Hierdurch ist auch allein die flankierende Unterstützung für das Vorrücken der in der Woëvre-Ebene stehenden Kräfte des XV. Armeekorps auf die Côte hinauf möglich.
      2. Es ist durchaus Aussicht vorhanden, daß dieses unter 1 genannte Vordringen bald ermöglicht wird. Zunächst lassen sich die weniger durch Kampf als durch Arbeit, durch die Unbilden der Witterung und durch den bei gewissen einzelnen Truppenteilen bestehenden Mangel moralischer Faktoren minderwertiger Teile durch Einsatz des wieder kampfkräftigen XVIII. Armeekorps ergänzen. Dann aber müssen weiter Zug um Zug die durch das XVIII. Armeekorps abgelösten Truppen von der Obersten Heeresleitung durch hochwertige andere ersetzt werden, um jederzeit frische Reserven zur Hand zu haben. Der gleiche Ersatz ist wie bisher an Gerät und Munition erforderlich. Dann wird es unbedingt nötig sein, daß der Druck auf dem östlichen Maas-Ufer dauernd stark bleibt.
[513] Auf dem westlichen Maas-Ufer erwarte ich die Entwicklung der Verhältnisse anders. Hier werden sich die feindlichen Reserven im Verlaufe der Zeit durch die heftigsten Gegenangriffe selbst zerstören. Vorbedingung hierfür ist es für uns, daß wir die Linie Wald von Avocourt - Höhe 304 - Toter Mann - Höhe nördlich Chattancourt - Cumières bald erreichen. Erst wenn die französischen Kräfte in zwecklosen Offensivstößen erlahmt sind, werden die deutschen Kräfte auf dem westlichen Maas-Ufer endgültig vorwärts kommen. Bis dahin werden die Ereignisse auf dem Ostufer sich entsprechend zur erfolgreichen Unterstützung gestaltet haben.
      Es sind Anzeichen vorhanden, daß die Entwicklung der Kämpfe um Verdun diesen Gang nehmen wird. Ein Grund, in den bisherigen Anstrengungen nachzulassen, liegt nicht vor. Die französische Offensivkraft wird bei Verdun gebrochen."

Die weiteren Angriffe auf dem Ostufer hatten keinen Erfolg und brachten trotz allen Munitions- und Bluteinsatzes keinen nennenswerten Geländegewinn. Die Ablösung der 10. Reserve-Division durch die 50. Infanterie-Division wurde erforderlich. Obgleich die moralische und physische Kraft der Truppe nachließ und der Ausbau einer Sturmstellung fast unmöglich war, hielt die Führung dauernd an einer Weiterführung des Angriffs fest. Am 16. April übernahm General v. Lochow den Befehl über einen Teil der Angriffstruppen auf dem rechten Maas-Ufer als Angriffsgruppe Ost. Ihm waren unterstellt: X. Reservekorps mit 19. Reserve-Division, das Generalkommando XVIII. Armeekorps mit 21. und 25. Infanterie-Division, das Generalkommando V. Reservekorps mit 121. und 58. Infanterie-Division. Nicht unterstellt war das VII. Reservekorps mit 13. und 14. Reserve-Division. Das auf dem linken Flügel stehende Generalkommando XV. Armeekorps (30. und 31. Infanterie-Division) schuf den Anschluß an den rechten Flügel der Armee-Abteilung Strantz (5. Landwehr-Division). Die 1. Infanterie-Division löste am 20. die 121. Infanterie-Division, die 25. am 13. April die 113. Infanterie-Division ab. Die neuen Abschnitte lagen wenige Kilometer südlicher als die Stellen, wo die Divisionen beim ersten Einsatz gekämpft hatten. Am 17. April gelang es der 19. Reserve-Division, für kurze Zeit Thiaumont Ferme zu nehmen; ein französischer Gegenangriff gewann sogar östlich vom Fort Douaumont Raum, so daß auf die irrige Nachricht von einem Durchbruch bei der 1. Infanterie-Division alle verfügbaren Reserven in Marsch gesetzt wurden. Die Kämpfe hielten bis zum 20. April an, ohne daß die Franzosen Fortschritte machen konnten. Die beiden hessischen Divisionen (21. und 25.) wurden durch die 6. und 5. Infanterie-Division am 28. April abgelöst. Das XVIII. Armeekorps wurde dann in die Gegend von Laon zur 7. Armee, die Divisionen des V. Reservekorps (9. und 10. Reserve-Division) nach dem Elsaß abbefördert.


[514] Die Kämpfe bis Ende Juli.

Schon die Aprilkämpfe hatten beim Kronprinzen den Gedanken entstehen lassen, ob es nicht richtiger sei, die Angriffsoperation auf Verdun überhaupt einzustellen, da die Erwartung des Generals v. Falkenhayn, daß die Franzosen sich verbluten würden, sich nicht erfüllte; dann wären allerdings alle bisherigen großen Opfer an Blut und Munition vergeblich gebracht; sein Stab sprach sich nach wie vor für Weiterführung des Angriffs aus. Eins war richtig: jedes Einstellen des Angriffs mußten die Franzosen als einen Erfolg buchen.

Auf dem westlichen Maas-Ufer hatten die Aprilkämpfe den Angriff über den Forges-Bach geführt; als weitere Angriffsziele hoben sich ab: die Höhe 304 östlich der Straße Malancourt - Esnes und die breite Kuppe des "Toten Mannes" (285 bei Chattancourt). Der Angriff auf diese Höhen war aber nur berechtigt, wenn die Führung entschlossen war, sich auch in den Besitz des Marre-Rückens (298) zwischen Charny und Bourrus zu setzen, auf dem sich die Forts de la Marre und des Bois Bourrus mit ihren Batterien befanden.

Im Besitz des Marre-Rückens hätten Verdun und die Maas-Brücken beherrscht werden können; auch ein Vorgehen auf dem rechten Maas-Ufer wäre ganz erheblich erleichtert worden. So führten die Ereignisse ganz von selbst zur Rückkehr zu dem ursprünglichen Angriffsplan des Kronprinzen: Angriff auf beiden Maas-Ufern. Der Angriff auf dem linken Flußufer wurde in den ersten Maitagen durch Einnahme des Termitenhügels (südöstlich Malancourt) eingeleitet.

Am 5. Mai war die Fortsetzung eines allgemeinen Angriffs gegen Höhe 304 im allgemeinen aus nördlicher Richtung vorgesehen; trotz kräftiger, gut geleiteter Artillerievorbereitung waren die Erfolge unbedeutend infolge unzutreffender Nachrichten über die Lage der feindlichen Stellung. Die Fortführung des Angriffes wurde für den 7. befohlen, wobei der 4. Infanterie-Division die Hauptaufgabe zufiel; ihr gelang es auch, auf der Kuppe 304 festen Fuß zu fassen. Die seit dem 6. März ohne Ruhepause eingesetzte 11. Reserve-Division hatte nur geringen Erfolg zu verzeichnen. Der Widerstand des Feindes nahm zu, die Division war verbraucht. So konnten aus den zurückgezogenen Reserve-Infanterie-Regimentern 156 und 22 nur noch je zwei gefechtsfähige Kompagnien gebildet werden. Am 10. Mai wurde das VI. Reservekorps durch das XXIV. Reservekorps abgelöst und nach Cambrai zur Ruhe und Erholung befördert. Dort trat es nach wenigen Wochen beim Beginn der Somme-Schlacht wieder in den Kampf.

Das XXIV. Reservekorps übernahm am 12. April den Befehl über die 11. bayerische und 4. Infanterie-Division; links weiter schloß sich über den Westhang des "Toten Mannes" das XXII. Reservekorps (43. und 44. Reserve-Division) an und hielt den Cumière- und Rabenwald. Die deutschen Fortschritte waren trotz andauernder Kämpfe nicht besonders groß gewesen. Am 15. wurde die 4. durch die 38. Infanterie-Division, am 16. die bayerische 11. durch die [515] 54. Infanterie-Division abgelöst. Die Schwierigkeiten des frontalen Vorgehens zwangen eine Pause in den Angriffsunternehmungen auf. Im linken Abschnitt erstürmten die 43. und 44. Reserve-Division des XXII. Reservekorps die Höhe des "Toten Mannes". Der Kronprinz schreibt als Augenzeuge in seinen Erinnerungen (S. 197):

      "Das auf dem ganzen Höhengelände liegende Trommelfeuer unserer Artillerie bot einen schaurig schönen Anblick dar; der »Tote Mann« sah wie ein großer Vulkan aus: Luft und Erde erzitterten unter Tausenden von Geschoßeinschlägen. Die Minute des festgelegten Sturmes der Infanterie war erreicht. Pünktlich verlegten unsere Batterien ihr Feuer nach vorwärts, und mit dem Scherenfernrohr verfolgte ich deutlich unsere Schützen, wie sie ihre Gräben verließen, nach vorwärts stürzten, und wie hier und da über ihnen die kleinen Wölkchen detonierender Handgranaten sichtbar wurden. Ihnen nach folgten aufgelöste Reserven, Träger und Bautrupps. Wie wird es werden? Da sah man bald aus den erreichten französischen Gräben erst einzelne Gefangene, dann immer mehr durch unsere Truppen zurücklaufen, schließlich ganze hellblaue Kolonnen. Als ich gerade froh und befriedigt aufatmete, ereignete sich ein bemerkenswerter Zwischenfall: Mein Generalstabschef hatte vom anderen Maas-Ufer her im Walde von Consenvoye aus viel weiterer Entfernung den Angriff beobachtet und teilte mir telephonisch mit, der Angriff sei leider gescheitert; man sähe überall rückläufige Bewegungen. Ich konnte ihn trösten. Er hatte die gefangenen Franzosen gesehen, und ich erfuhr an diesem typischen Beispiel, wie leicht falsche Meldungen im Kriege entstehen... Wenige Tage darauf, am 24. Mai, nahm die 22. Reserve-Division das Dorf Cumières mit 300 Gefangenen. Nach mehrtägigem hin und her wogenden Kampfe um die Dorftrümmer, gewannen dann die 22. und 44. Reserve-Division gemeinsam in konzentrischem Angriff von drei Seiten den Vollbesitz der Linie »Toter Mann«, den Südrand des Waldes Les Caurettes - Cumières mit über 1300 Gefangenen. Damit war eine durchlaufende Linie auf dem Maas-Ufer in unserer Hand. General v. Gallwitz befahl nun unter Einsatz noch der 56. Infanterie-Division beim XXII. Reservekorps, daß die unterstellten Korps zunächst ihre Stellung zu halten und zu verbessern hätten."

Als die Angriffe dann nach einigen Wochen wieder aufgenommen wurden, beschränkten sie sich nur auf örtliche Unternehmungen und wurden schließlich ganz eingestellt.

Auf dem Ostufer entschloß sich das Oberkommando Ende April zur Wiederaufnahme der Angriffe auf breiterer Grundlage.

      "Diese lassen sich nicht überstürzen", so meldete die Heeresgruppe am 27. April, "und bedürfen einer gründlichen Vorbereitung bis ins kleinste. Sie werden aber um so schneller folgen, wenn immer wieder stoßkräftige Truppen rechtzeitig zur Stelle sind. Die jetzt in relativ breiten Abschnitten eingesetzten Truppen haben vorläufig die Aufgabe, die erreichten Linien zu Sturmstellungen auszubauen und die rückwärtigen Verbindungen sicherzustellen. Diese Arbeiten müssen, durch feindliche Angriffe [516] gestört, in ungünstigen Bodenverhältnissen und bei mangelhafter Verpflegungsmöglichkeit überall in schwerem feindlichen Artilleriefeuer ausgeführt werden. Naturgemäß erschöpft sich unter diesen Schwierigkeiten allmählich die Spannkraft der Truppe und damit der Angriffsgeist. Eine wirksame Abhilfe ist nur durch weitere Verstärkungen zu schaffen, die es der Heeresgruppe ermöglichen, durch entsprechende Tiefengliederung der Kräfte einer Überanstrengung vorzubeugen, die erforderlichen Arbeiten durchzuführen und zur gegebenen Zeit aus sich selbst wirklich frische Kräfte für neue Angriffe zur Hand zu haben."

Die Oberste Heeresleitung schloß sich grundsätzlich diesen Gedanken an, wenn sie auch nicht sofort dem Wunsche des Armee-Oberkommandos 5 nachkommen konnte.

Als Angriffsziel bot sich zunächst die festungsartig ausgebaute Dorfstellung von Fleury, dann die Forts Souville und Tavannes, um dann durch flankierendes Feuer auch den Angriff westlich der Maas und aus der Woëvre-Ebene vorzutragen. Aber blutige Wochen vergingen, ehe nur das erste Angriffsziel, das Dorf Fleury, genommen werden konnte. Vom 1. Mai ab ergingen die ersten Befehle für einen erneuten großen Angriff. Zunächst sollte das X. Reservekorps (19. Reserve-Division, zwei durch Sturm-Bataillone verstärkte Bataillone der 5. Infanterie-Division und 6. Infanterie-Division) am Vormittag des ersten Angriffstages, dann am Nachmittag das V. Reservekorps (1. und 50. Infanterie-Division) angreifen; am nächsten Tage sollten beide Korps La Caillette und Fort Vaux stürmen. Die Schwierigkeit lag nach wie vor in der Unmöglichkeit, eine Sturmausgangsstellung zu schaffen. Die feindliche Artillerie war sehr tätig, beschoß die Waldlager; dann setzte in der Annahme, daß sich die Ausgangsgräben mit Sturmtruppen füllten, mehrfach Trommelfeuer gegen die Sturmstellung ein. Jedenfalls war die französische Führung auf einen Angriff vorbereitet, von dem sie von Aussagen von Überläufern oder Gefangenen Kenntnis erhalten hatte. Auch die Anmarschwege lagen unter Feuer; trotzdem gelang es, die Sturmtruppen ohne allzu große Verluste vorzuführen. - Der Angriff war auf die Möglichkeit einer Vergasung der feindlichen Artillerie aufgebaut. Bedauerlicherweise konnten bei dem V. Reservekorps statt 16 nur 6 Batterien mit Gasmunition feuern, da die Munition bei 10 Batterien nicht hatte bis in die Feuerstellung gebracht werden können.

Am Vormittag des ersten Angriffstages gelang es, in Fort Tavannes und bei Tavannes schwere Sprengungen hervorzurufen. Aber die Aussichten für das Gelingen des Sturmes wurden merklich verringert, als schon eine Stunde vor Sturmzeit feindliche Flieger über den deutschen Gräben erschienen, ohne Störung beobachten und das Feuer leiten konnten. Die Verluste nahmen sehr zu. Der Angriff hatte nur bei der 19. Reserve-Division einen geringen Erfolg durch Wegnahme der Thiaumont Ferme, die aber am 8. Mai wieder aufgegeben werden mußte. Der Angriff der 5. Infanterie-Division scheiterte an dem rechtzeitig einsetzenden kräftigen Sperrfeuer - mehrfach 10 bis 15 Minuten vor Sturm- [517] beginn - und an der flankierenden Wirkung von Maschinengewehren. Jedenfalls war die Kraft der Verteidigungsartillerie noch nicht gebrochen.

Ähnlich war der Verlauf des Angriffs beim V. Reservekorps; schon in der Sturmstellung hatte die Infanterie erhebliche Verluste erlitten. Das XV. Armeekorps hatte mit seiner Artillerie flankierend in den Kampf eingegriffen. Sehr empfindlich war am 8. Mai eine Explosionskatastrophe im Fort Douaumont. Durch Unvorsichtigkeit von Mannschaften war in dem überfüllten Fort Feuer entstanden, das auf ein Handgranatenlager übergriff und auch Flammenwerfer zum Auslaufen brachte. Das brennende Flammenöl verbreitete das Feuer, das dann auch noch ein Lager von französischen 15-cm-Granaten zur Explosion brachte. Alle in der Nähe des Explosionsherdes und in den nächsten Kasematten befindlichen Mannschaften wurden durch Qualm und durch Explosionsgase getötet. Die Belegung des Forts war zur Zeit des Unglücks besonders hoch, da Kompagnien des Infanterie-Regiments 52 durch das Füsilier-Bataillon des Leib-Regiments abgelöst wurden und im Fort Schutz vor dem feindlichen Feuer suchten. Die Lazaretträume waren nach den Kämpfen vom 7. mit Schwerverwundeten überfüllt; auch hatten eine Anzahl Leichtverwundeter im Fort Zuflucht gesucht. Das Grenadier-Regiment 12 verlor seinen Regimentsstab und zwei Bataillonsstäbe sowie die Offiziere einer Maschinengewehr-Kompagnie. Die Zahl der Opfer wurde auf 650 angegeben. Der Feind hatte das Unglück nicht bemerkt und verhielt sich ruhig, so daß alle Rettungsarbeiten ungestört eingeleitet werden konnten. Da das Zurückbringen der Toten im feindlichen Feuer unmöglich war, wurden die Leichen in einem Hohlgang des Forts eingemauert.

In den nächsten Tagen gelang es, feindliche Vorstöße gegen das Fort abzuweisen; eigene Angriffe waren kaum durchführbar, da die Bereitstellung von Sturmtruppen in den zerschossenen Gräben und das Heranführen von Reserven fast unmöglich war. Besonders schwierig gestaltete sich für die 6. Infanterie-Division die Kampfführung im Caillette-Walde, gegen den der Feind besonders seine Angriffe richtete. Der Angriffsgedanke wurde vom Armee-Oberkommando 5 jedoch nicht aufgegeben; größere Angriffsunternehmungen sollten indessen bis zum Eintreffen frischer Kräfte zurückgestellt werden. Die feindliche Artillerietätigkeit nahm auffallend zu, richtete sich namentlich gegen Fort Douaumont mit schweren Kalibern. Es mußte mit einem stärkeren Angriff in größerer Breite gerechnet werden, der sich aber hauptsächlich gegen Fort Douaumont zu richten schien. In der Nacht zum 22. Mai nahm das Artilleriefeuer ganz erheblich zu; noch in der Dunkelheit verlor die 13. Reserve-Division den Steinbruch von Haudromont. Ein sofortiger Gegenstoß hatte keinen Erfolg; es begannen gleich die Vorbereitungen für einen planmäßigen Angriff. Bald nach Hellwerden wurden durch französische Flieger fünf Fesselballons in Brand geschossen und heruntergeholt. Der dann einsetzende Angriff beim X. Reservekorps drängte die deutsche vordere Linie zurück; dann gelang es den Franzosen auch noch, in [518] das Fort Douaumont einzudringen und sich im Südwest-Panzerturm festzusetzen; erst nach langen erbitterten Nahkämpfen kam am Abend des 22. das Fort wieder ganz in deutschen Besitz. Auch am 23. gingen die Kämpfe weiter. Die 6. Infanterie-Division konnte ihre alten Stellungen wiedernehmen; hinter der 5. Infanterie-Division, die auch Fortschritte meldete, wurde die 2. bayerische Infanterie-Division herangezogen.

Am 24. übernahm das I. bayerische Armeekorps die Abschnitte der 19. Reserve-Division, der 5. und über die in den Abschnitt der letzteren einrückende 1. bayerische Infanterie-Division. Die Kämpfe gingen weiter und zeigten trotz der Überlegenheit der feindlichen Artillerie zunehmende deutsche Fortschritte, nur blieb Thiaumont Ferme in Händen der Franzosen. Es war aber gelungen, den Franzosen die Kiesgrube 300 m südlich des Kehl-Walles von Fort Douaumont und den Steinbruch von Haudromont zu entreißen. Nach langanhaltendem Mörserfeuer wurde die Stellung im Steinbruch sturmreif geschossen und im Abenddunkel vom I. Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 13 (Hauptmann Schulz) unter nur geringen Verlusten gestürmt. Am 28. wurde die 6. durch die 7. Infanterie-Division, die 5. Infanterie-Division durch die 2. bayerische Division abgelöst, die 6. Infanterie-Division hinter der Front zurückgehalten und das Alpenkorps herangezogen.

Der Mai hatte schwere verlustreiche Kämpfe gebracht. Beim Kronprinzen wuchsen die Zweifel, ob die vom Chef seines Stabes (Generalleutnant Schmidt v. Knobelsdorf) empfohlene Durchführung des Angriffs richtig sei. Aber die Oberste Heeresleitung forderte Fortsetzung des Angriffs; so mußte noch einmal eine äußerste Kraftanstrengung versucht werden.

Ende Mai hatte die 7. Reserve-Division die 6. Infanterie-Division im heiß umstrittenen Caillette-Walde abgelöst; links von ihr stand die 1. Infanterie-Division und weiter südlich das XV. Armeekorps mit der 50., 30. und 39. Infanterie-Division; rechts der 7. Reserve-Division beim Fort Douaumont die 2. bayerische Infanterie-Division und 19. Reserve-Division. Am 1. Juni begann der Sturmangriff auf der ganzen Linie. Die 19. Reserve-Division stieß durch bis an die durch die Vaux-Schlucht führende Eisenbahn. Die 7. Reserve-Division nahm den Caillette-Wald, die 1. Infanterie-Division den Vaux-Bach, erfuhr aber Aufenthalt durch ein Infanteriewerk auf dem Rücken nördlich des Fumin-Waldes, welches ihr trotz wiederholter Versuche nicht zu nehmen gelang.

Glücklicher war die 50. Infanterie-Division: es gelang ihr, in das Fort Vaux einzudringen; Leutnant Reckow mit der 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 158 drang im Fort bis zum Kehl-Wall vor. Die Besatzung - 500 Mann des Infanterie-Regiments 142 und 100 Mann des Infanterie-Regiments 101 unter Major Raynal - hielten sich im Kehl-Kasernement und setzten die Verteidigung weiter fort, waren auch durch Brieftauben und Lichtzeichen in Verbindung mit der Außenwelt, aber Lebensmittel und Wasser waren für einen längeren Aufenthalt [519] knapp. Noch weiter südlich vermochte eine vom XV. Armeekorps zusammengestellte Sturmtruppe (Grenadier-Regiment 3, Teile der Infanterie-Regimenter 105 und 106) Damloup zu nehmen, konnte aber nicht weiter vordringen. Die deutsche Infanterie richtete sich in den nächsten Tagen in ihren Stellungen ein, wies sechs Angriffe gegen die 1. Infanterie-Division ab, ebenso einen Entsatzversuch des Forts Vaux. Die Lage blieb unverändert. Endlich am 7. ergab sich Major Raynal mit etwa 500 Infanteristen den Verteidigern vom Fort Vaux. Wassermangel hatte den Kommandanten zur Übergabe gezwungen. Dem französischen Kommandanten wurde der Säbel belassen; ihm konnte aus einem aufgefangenen Funkspruch die Mitteilung gemacht werden, daß ihm das Kommandeur-Kreuz der Ehrenlegion verliehen sei.

Am 8. Juni sollte der Angriff gegen das Zwischenwerk Thiaumont und gegen den Bergrücken der "Kalten Erde" mit dem I. bayerischen Armeekorps fortgesetzt werden. Das X. Reservekorps und die 50. Infanterie-Division hatten ihre Linien um etwa 300 m vorschieben können. Auch die 2. bayerische Infanterie-Division war bis auf etwa 400 m an das Zwischenwerk Thiaumont herangekommen. Die 1. Infanterie- und die 7. Reserve-Division wiesen, im Begriff, zum Sturm anzutreten, zunächst einen feindlichen Angriff ab, konnten dann im Nachstoß etwa 200 m Raum gewinnen; im nächtlichen Angriff konnte das Infanterie-Regiment 43 der 1. Infanterie-Division endlich das Infanteriewerk nördlich des Fumin-Waldes stürmen und damit ein ernstes Hindernis für jedes weitere Vorgehen beseitigen. Erbeutet wurden 269 Gefangene und 13 Maschinengewehre; in den Morgenstunden wurden alle Gegenangriffe abgewiesen.

Der 9. Juni brachte eine Fortsetzung des Angriffs. Thiaumont Ferme wurde von der 2. bayerischen Infanterie-Division genommen; ein von Fleury angesetzter Nachtangriff und drei Gegenangriffe gegen Fort Vaux wurden abgewiesen. Auch am 10. Juni hörten die Angriffe nicht auf. Das Armee-Oberkommando 5 befahl erst nach Eintreffen der 4. und 103. Infanterie-Division, den Angriff nach größerem Gasbeschuß in der Richtung auf Fleury und Fort Souville weiterzuführen. Als weiteres Angriffsziel wurden die das Maas-Tal beherrschenden Forts von St. Michel und Belleville angegeben. Ein Übelstand war, daß sich noch nicht alle Teile bis auf Sturmentfernung an den Feind herangearbeitet hatten; dieses mußte zunächst erreicht werden. Nach Vergasung begann der "Vorangriff" am 21., nachmittags 5 Uhr 50 Minuten, um den noch anhängenden linken Flügel des Alpenkorps und des X. Reservekorps bis auf Sturmentfernung an den Feind zu bringen. Auf dem linken Flügel kam der Angriff bei dem Alpenkorps sehr gut vorwärts und erreichte schnell das Tagesziel; weniger günstig stand es beim X. Reservekorps.

Vorgelände im Chapitrewald bei Verdun.
Die Schlacht bei Verdun.
Das granatzerwühlte Vorgelände im Chapitrewald
bei Verdun.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 286.
Auch die geplante Fortsetzung am 22. früh hatte keinen Erfolg. Am 22. abends begann das Gasschießen von neuem. Die Franzosen antworteten zunächst mit Sperrfeuer, das dann nach einiger Zeit eingestellt wurde, aber in den Morgen- [520] stunden des 23. sich doch noch einmal gegen die Sturmstellungen des X. Reservekorps und der 50. Infanterie-Division richtete. Der entscheidende Angriff am 23. Juni fiel dem durch Bataillone des Alpenkorps verstärkten I. bayerischen Armeekorps zu. Die 103. Infanterie-Division nahm - nach Ablösung der 7. Reserve-Division - den Chapitre-Wald; der linke Flügel dieser Division und die 1. Infanterie-Division vermochten aber gegen die stark mit Maschinengewehren besetzten Stellungen an der Souville-Schlucht und östlich davon kein Gelände mehr zu gewinnen. Die 50. Infanterie-Division nahm die feindlichen Stellungen südlich des Forts Vaux und lag schließlich mit ihrem linken Flügel 30 m vor der Batterie auf der Höhe von Damloup. In kurzer Zeit hatte das Alpenkorps zunächst das Zwischen[werk] Thiaumont genommen, dann mit dem bayerischen Leib-Regiment das stark befestigte Dorf Fleury durchstoßen und beseitigte in erbitterten Nahkämpfen den französischen Widerstand; Teile des Leib-Regiments stießen noch 500 m über das Dorf hinaus. Dann wurde auch das Zwischenwerk "Froid Terre" besetzt. Dieses mußte aber wieder aufgegeben werden. Am Abend des 23. Juni erhielt die Angriffstruppe Befehl, halt zu machen.

Der Verlust in dem am Nachmittag ungebrochenen Artilleriefeuer des Feindes war sehr schwer. Die Bataillone des Leib-Regiments zählten nur 400 Gewehre. Das 2. Jäger-Regiment hatte seit dem 4. Juni 43 Offiziere 1773 Mann verloren. Auch die bayerische 1. Infanterie-Division wurde durch die 2. bayerische Infanterie-Division abgelöst. Es gelang, in den nächsten Tagen Gegenangriffe abzuweisen. Besonders schwer war ein stärkerer Gegenangriff am 27. Juni gegen das I. bayerische Armeekorps bei Fleury und gegen das X. Reservekorps aus der Richtung des Forts Souville. Nach erfolgreicher Vergasung gewann der Angreifer den Eindruck, als wenn die feindliche Artillerie erheblich vermindert sei; um so empfindlicher wirkten flankierend feindliche Batterien aus der Gegend von Tavannes. Ein Versuch des Feindes, seine bei Bras und südlich der "Kalten Erde" stehenden Batterien zurückzuführen, wurde durch Artilleriefeuer verhindert. Die Truppe war im Vollgefühl ihres Sieges; leider fehlte es wieder an Reserven, um den Erfolg sofort auszubeuten. Mit jedem Tage des Aufschubs wurden die Aussichten für den Sieg ungünstiger. Mangel an Gasmunition, die nicht vor dem 7. Juli eintreffen konnte, hinderte die rasche Weiterführung des Angriffs. Zudem war mittags des 24. Juni nachstehendes Telegramm der Obersten Heeresleitung eingetroffen: "Die allgemeine Lage läßt es dringend wünschenswert erscheinen, den Menschen-, Material- und Munitionsverbrauch bei der Heeresgruppe entschieden einzuschränken. Stellungnahme erwartet, wie dieses Ziel angestrebt werden kann, nachdem nunmehr durch die Einnahme der Zwischenwerke Thiaumont, Fleury und das Vorgelände von Fort Vaux ein gewisser Abschnitt erreicht worden ist."

Von der 2. Armee waren bei der Obersten Heeresleitung Meldungen eingegangen, die in kurzer Zeit den Beginn einer großen Schlacht zu beiden Seiten [521] der Somme ankündigten. Ein neuer Angriff auf Fort Souville hätte, nachdem einmal der große Angriff gemacht war, entlastend gewirkt. Beide Gegner fühlten, daß sich für Verdun eine Krisis vorbereitete. Die letzten Kämpfe ließen erkennen, daß die Franzosen sich nicht mit der Entscheidung des 23. zufrieden geben würden. Gegenangriffe, die sich besonders gegen Zwischenwerk Thiaumont und Damloup richteten, wurden aber abgewiesen. Am 3. Juli nahmen ohne Artillerievorbereitung Teile des Infanterie-Regiments 99 die hohe Batterie von Damloup und hielten sie.

Ein am 7. Juli in Aussicht genommenes Gasschießen gegen die Forts Souvilles und Tavannes zur Vorbereitung eines geplanten Angriffs mußte des ungünstigen Wetters wegen bis zum 11., abends aufgeschoben werden. Die eingesetzte Geschoßmenge war aber nicht ausreichend, so daß das Vorgehen der Sturmtruppen auf Schwierigkeiten stieß. Am Südzipfel von Fleury kam es zu ernsten Kämpfen. Auch in der Souville-Schlucht nahm das Feuer ständig zu. Die 103., 1. und 50. Infanterie-Division kamen zunächst gut vorwärts, so daß das XV. Armeekorps das Vorgehen der 30. Infanterie-Division gegen Dicourt Ferme, der 39. Infanterie-Division gegen das Werk von La Lauffée befahl. Am Abend zeigte es sich, daß der rechte und linke Flügel gut vorgekommen war, daß die Mitte am Südzipfel des Dorfes Fleury und am Bahnhof Fleury, dann in der Souville-Schlucht zurückgeblieben war. Namentlich machte sich die Wirkung des Artilleriefeuers besonders geltend. Das XV. Armeekorps hatte keinen Erfolg; sehr ungünstig war gewesen, daß die zurückgezogene französische Artillerie von den deutschen Geschützen ihrer geringen Schußweite wegen nicht so wirksam gefaßt werden konnte. Auch vom Westufer konnte die französische Artillerie sehr wirksam eingreifen. Die deutsche Artillerie war in Kaliber und Schußweite unterlegen gewesen; um so empfindlicher war, daß im ganzen 30 schwere Batterien für die Somme-Schlacht abgegeben werden mußten. Das zur Ablösung des I. bayerischen Armeekorps in Aussicht genommene III. bayerische Armeekorps kam ebenfalls zur Somme.

Am 11. begann ein Angriff beim I. bayerischen Armeekorps, der 10. Reserve-Division und des XV. Armeekorps, der keineswegs die gewünschten Erfolge brachte; zum Teil lag es an dem unzureichenden Einsatz von Gas.

Am Abend übernahm Generalleutnant v. Höhn den Befehl über die bisher vom I. bayerischen Armeekorps gehaltene Frontstrecke mit der 4. Infanterie- und der 6. bayerischen Infanterie-Division.

Die Garde-Ersatz-Brigade wurde Reserve der Heeresgruppe. Am 12. versuchten Teile des Alpenkorps, aus eigenem Antrieb Fort Souville zu nehmen; der Versuch mißlang. Auf Befehl der Obersten Heeresleitung sollte mit Rücksicht auf die Lage an der Somme der Angriff vorläufig eingestellt werden. Vorkehrungen waren aber zu treffen, daß der Angriff nach dem nur vorübergehenden Stillstand wiederaufgenommen werden sollte. "Die genommenen Stellungen sind [522] zu halten und auszubauen, Munition ist dringend zu sparen." Nach kurzer Erholungspause setzte am 16. ein erfolgloser französischer Gegenangriff mit zwei Divisionen in der Richtung des Zwischenwerks Thiaumont ein; durch Einsatz frischer Divisionen und fortgesetzter Beschießung versuchte der Feind bis zum Ablauf des Juli, an dieser Stelle vergeblich die deutschen Linien zurückzudrängen.

Die weiteren Kampfhandlungen vor Verdun wurden beeinflußt durch die seit dem 1. Juli eingetretenen Ereignisse an der Somme. Zahlreiche schwere Batterien (am 12. Juli 30, dann am 24. noch einmal 20) mußten nach dort abgegeben werden, so daß vor Verdun auf jede große Kampfhandlung verzichtet werden mußte. Auch der Munitionsnachschub der Artillerie vor Verdun mußte zugunsten der Somme-Schlacht zurückgestellt werden. Einen schwachen Verbündeten zu unterstützen und gleich zwei Riesenschlachten an der Somme und vor Verdun zu schlagen, ging über Deutschlands Kraft.

Nach den erfolgreichen Angriffen im Sommer 1916 wurde die Lage vor Verdun durch die Gesamtlage stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Kronprinz schreibt in seinen Kriegserinnerungen (Seite 210):

      "Die erfolgreiche große Offensive der Russen unter Brussilow gegen die österreichisch-ungarische Südfront in Galizien und am Styr brachte ungeheuere Einbußen an Menschen und Material. Führer und Truppen der Donau-Monarchie, von denen ganze Verbände, vor allem Tschechen, zu den Feinden überliefen, hatten augenscheinlich im ersten Schrecken völlig den Kopf verloren. Der deutschen Obersten Heeresleitung blieb nichts anderes übrig, als abermals zur Stützung des Bundesgenossen Truppen und Munition in beträchtlichem Umfange nach dem Osten zu fahren. Für die Österreicher zeitigte der schwere Rückschlag eine um so gefährlichere Lage, als auch gleichzeitig der Angriff beiderseits der Brenta in Italien sich festlief. Für Deutschland wuchs die Wahrscheinlichkeit eines baldigen starken Angriffs der Feinde gegen die abermals geschwächte Westfront. Auch schlich sich die bange Sorge ein, wie sich Rumänien zu der veränderten Lage nahe seiner Grenze verhalten werde.
      Unsere Oberste Heeresleitung stellte unter diesem Druck der Kriegslage den Offensivgedanken vor Verdun zwar nicht endgültig, aber bis zum Freimachen weiterer Kräfte zurück. Die genommenen Stellungen sollten zur Schonung der Truppen befestigt und letztere tief gestaffelt werden, bis Verstärkungen und Massenausrüstungen mit Grünkreuz-Gasmunition zur Aufnahme erneuter Angriffe würden freigegeben werden können. Tatsächlich rollte in den folgenden Tagen schon die 4. Infanterie-Division als Heeresreserve zur Verteilung zunächst hinter der West- und Ostgruppe an, und die 103. Infanterie-Division wurde im Etappengebiet untergebracht. Der Zweck, der dieser nach dem Willen der obersten Führung beabsichtigten Angriffspause zugrunde lag - Abwarten und Rangieren vor Verdun - konnte leider meinen Truppen in vorderster Linie gar nicht fühlbar gemacht werden, weil die Initiative mindestens ebenso stark bei den Franzosen lag [523] und diese seit dem 22. Mai alles daransetzten, den ihnen unverschmerzbar scheinenden Verlust des Forts Douaumont wett zu machen. Die Gruppe Ost hatte ihnen bei diesen vergeblichen Versuchen nahezu 7800 unverwundete Gefangene, 12 Geschütze und an 130 Maschinengewehre abgenommen und unter Ausnutzung feindlicher Rückschläge mancherlei Geländeerfolge erzielt. So nahm das brave I. bayerische Armeekorps am 12. Juni endgültig die vielumstrittenen Wabengräben in Gegend der Thiaumont Ferme. Das hervorragend tapfere Alpenkorps des Generals Krafft v. Delmensingen erstürmte die Ferme selbst am 13. Juni und übernahm an diesem Tage den bisherigen Abschnitt der abgelösten 2. bayerischen Infanterie-Division.
      Der immer wieder befohlene Ausbau unserer Stellungen zum besseren Schutze unserer Truppen und zur Schaffung einer festen Ausgangsfront für weitere Angriffe blieb illusorisch. Die Truppe konnte mit dem Schanzzeug vielfach nicht in den steinigen Boden eindringen, und unter dem ständigen Feuer zog sie es vor, in dem vom Feinde geschaffenen Trichtergelände unerkannt zu bleiben und Schutz und Ruhe da zu suchen, wo feuerarme Räume auch nur annähernd die Möglichkeit dazu boten. Dieser Zustand an der Front wurde mir bei meinen zahlreichen Rücksprachen mit Truppenkommandeuren aller Grade bestätigt. General v. Mudra, sein Nachfolger in der Führung der Ostgruppe, General v. Lochow, und der auf dem Ostufer der Maas am längsten bewährte kommandierende General des V. Reservekorps, General v. Gündell, setzten mir übereinstimmend auseinander, daß die schon technisch schwer herstellbaren durchlaufenden Grabenfronten und Annäherungsgräben der feindlichen Beobachtung viel zu gute Anhaltspunkte für ihre Feuerleitung böten. Als ich am 16. Juni dem I. bayerischen Armeekorps in St. Laurent meinen Dank und Glückwunsch für seine heldenhafte Haltung aussprach, hörte ich auch dort wieder von der gänzlichen Unmöglichkeit eines stellungsmäßigen Einbaus wegen der Schwierigkeit des Antransportes von Baumaterial und der zerstörenden Massenwirkung des aus geschützten und versteckten Beobachtungsständen geleiteten feindlichen Artilleriefeuers.
      So blieb nur die Wahl zwischen fortgesetzten Angriffen mit immer neuen Truppen und dem Aufgeben des Angriffs überhaupt. Ich vertrat bei der Obersten Heeresleitung und gegenüber meinen Armeechef mit wachsender Bestimmtheit den Standpunkt der Nutzlosigkeit weiterer Angriffe. Ich drang nicht durch. Der Chef des Generalstabes des Feldheeres nahm zwar meine Einwände mit großer Aufmerksamkeit auf und versprach, sie bei Sr. Majestät vorzutragen, entschied dann aber nach Rücksprache mit meinem Chef stets gegen mich...
      Die Kampfmonate jener Zeit vor Verdun gehören zu meinen qualvollsten Erinnerungen im ganzen Kriege. Ich hörte und wußte, wie es aussah und hatte mit zu vielen Offizieren und Mannschaften persönlich gesprochen, um mir noch irgendwelche Illusionen machen zu können! Ich war innerlich absolut gegen eine [524] Fortsetzung des Angriffs, und dennoch mußte ich dem Befehl gehorchen. Meine Zweifel, ob die Franzosen bei der von ihnen geübten raschen Ablösungspraxis auf die Dauer erheblich größere Verluste als wir erlitten, wurden stärker. In den ersten Angriffsmonaten wird dies sicher der Fall gewesen sein; jetzt schien mir der Zeiger der Sorge aber zurückzugehen. Wie lange noch, und das umgekehrte Verhältnis mußte zur Gewißheit werden. Das waren für den Führer bange, quälende Fragen!"

Ungünstiges Wetter vor Verdun und der zunehmende Druck der Verbündeten an der Somme machten deutsche Angriffsunternehmungen immer schwieriger. Die 2. Armee an der Somme bat um Unterstützungen an Mannschaften und Artillerie. Auf Drängen der Obersten Heeresleitung wurde die 4. Infanterie-Division und die 21. Reserve-Division für die Somme verfügbar gemacht. Der Angriff am 10. Juli hatte den Erwartungen der Obersten Heeresleitung nicht gänzlich entsprochen, so daß sie am 13. Juli strikte Defensive für die kronprinzliche Armee befahl. Ein gegen Fort Souville und das Dorf Fleury gerichteter Angriff der 103. und 1. Infanterie-Division kam zwar vorwärts, doch blieben die Angriffe der Nachbardivisionen liegen. Während General v. Gallwitz den Befehl über die 1. Armee an der Somme übernahm und ihn General v. François ersetzte, fanden noch einige Verschiebungen im Bereich der 5. Armee statt.

Am 18. Juli fanden nachstehende Verschiebungen bei der 5. Armee statt: Westlich der Argonnen standen unter dem Generalkommando des X. Reservekorps die 7., 19. Reserve-Division und 9. Landwehr-Division; das XVI. Armeekorps wurde durch Abgaben geschwächt, blieb aber in seiner Gliederung, ebenso die 2. Landwehr-Division. Bei der Maas-Gruppe West gehörten zum XXIV. Reservekorps die 192., 54. und 38. Infanterie-Division, zum VII. Armeekorps die 14. und 13. Infanterie-Division. Die Maas-Gruppe Ost unter General v. Lochow umfaßte das VII. Reservekorps mit der 14., 13. und 25. Reserve-Division, die Gruppe Höhn mit der 4. Infanterie-Division und 6. bayerischen Infanterie-Division, sowie das XVIII. Reservekorps mit der Garde-Ersatz-Division und 21. Reserve-Division; das XV. Armeekorps mit der 50., 30. und 39. Infanterie-Division blieb unverändert.

Am 1. August begann ein deutscher Angriff zunächst bei dem XVIII. Reservekorps mit gutem Erfolge gegen die Souville-Nase. Auch die 50. Infanterie-Division war gut vorwärts gekommen, bis ihr weiteres Vorgehen durch einen Gegenangriff aus der Gegend von La Lauffée aufgehalten wurde; weitere Gegenangriffe aus der Gegend von Tavannes wurden abgewiesen. Am 2. August begann ein französischer Angriff rechts bis nach La Lauffée, links bis zum Pfefferrücken. Auf die deutschen Führer machte dieser Angriff den Eindruck eines Gegenangriffs, dessen Schwerpunkt die Richtung auf das Zwischenwerk Thiaumont hatte. Es entwickelten sich hin- und herwogende Kämpfe, in denen das Zwischenwerk wiederholt den Besitzer wechselte, aber schließlich doch in [525] deutscher Hand blieb. Am 3. ging Fleury verloren, ebenso am 4. Thiaumont Ferme. Ein deutscher Gegenangriff gewann am 6. diesen Stützpunkt zurück.

Am 8. wurden weitere französische Angriffe gebrochen, noch einmal ging das Zwischenwerk verloren, wurde dann aber noch einmal zurückerobert. Eine Krisis entstand beim XV. Armeekorps; die 50. Infanterie-Division wehrte elf stärkere Angriffe ab, auf der ganzen Linie wurden frühzeitig erkannte Angriffe noch vor dem Einbruch in die deutschen Gräben abgewiesen. In den nächsten Tagen wurde das Artilleriefeuer gegen die deutschen Stellungen fortgesetzt. Am 17. erfolgte noch einmal gegen die Front Chapitre-Wald - Fleury ein französischer Angriff, der abgewiesen wurde; nur in Fleury blieb ein Franzosennest bestehen. Ein Gegenangriff am 24. hatte keinen Erfolg. Der Monat ging unter dauernden Unternehmungen von beiden Seiten zu Ende. Beim Armee-Oberkommando wurde die Frage erörtert, wie der Kampf angesichts der Spannung an der Somme, der drohenden Gefahr eines Ententeangriffs in der Champagne und den Anforderungen der Verbündeten weiterzuführen sei. In den eingeforderten Äußerungen der Führer der beiden Angriffsgruppen sprach sich General v. François (Maas-Gruppe West) für eine Weiterführung des Angriffs bis zur Wegnahme der Höhenlinie Fleury - Fort Souville bis zum Bergwalde aus, während General v. Lochow (Angriffsgruppe Ost) gegen die Weiterführung des Angriffs Stellung nahm.16 Im Widerspruch mit seinem Chef des Stabes schloß sich schließlich der Kronprinz der Ansicht des Generals v. Lochow an. General v. Falkenhayn, vor eine Entscheidung zwischen beiden Ansichten gestellt, suchte zwischen beiden zu vermitteln (21. August).

      "...Die Gesamtlage macht es unbedingt erforderlich, bei dem Gegner im Maas-Gebiet den Eindruck lebendig zu erhalten, daß die Offensive dort deutscherseits nicht aufgegeben ist, sondern systematisch fortgesetzt wird. Wie dieses angesichts der notwendigen Einschränkung der Mittel im einzelnen erreicht werden soll, kann nur das Oberkommando der Heeresgruppe selbst entscheiden. Hierbei soll aber berücksichtigt werden, daß die Heeresgruppe bei Eintritt der ungünstigen Jahreszeit sich in einer Lage befinden muß, in der es ihr möglich ist, dauernd auszuharren."17

Am 28. August erklärten Rumänien und Italien den Krieg. Das gab den letzten Anstoß zum Ersatz des Generals v. Falkenhayn in der Obersten Heeresleitung. In Zusammenhang damit wurde eine Neueinteilung des Westheeres durchgeführt, derart, daß unter dem Befehl des Kronprinzen von Bayern die 6., 1., 2. und 7. Armee zu einer selbständigen Heeresgruppe vereinigt wurde, während die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz von der Schweiz bis in die Champagne reichte und ihr damit auch noch die 3. Armee unterstellt wurde. Die 4. Armee auf dem rechten Flügel blieb selbständig.

Am 10. September erteilte der Kronprinz nachstehende Weisung für die [526] Weiterführung des Kampfes:

      "Mit Rücksicht auf die Anforderungen an Menschenmaterial und Munition, die auf anderen Fronten an unser Heer gestellt werden, ist es erwünscht, daß es an der Front der Heeresgruppe Kronprinz ruhig bleibt, bzw. an den Brennpunkten des Kampfes zu einem allgemeinen Abflauen der Gefechtstätigkeit kommt. Jede Angriffsunternehmung ist zu unterlassen, falls sie nicht unbedingt erforderlich wird, um verlorengegangene Teile wiederzugewinnen. Kleinere Patrouillenunternehmungen zur Feststellung feindlicher Verbände bleiben trotzdem dauernd notwendig."18

Da es für die kronprinzliche Armee keinem Zweifel unterlag, daß die Entscheidung für absehbare Zeit an der Somme lag, so traten kriegerische Unternehmungen für sie in den Hintergrund. Auch die französische Armee enthielt sich jeder größeren kriegerischen Handlung.

Ende September wies die 5. Armee folgende Kräfteverteilung auf: Die Gruppe Mudra in und beiderseits von den Argonnen zählte fünf Divisionen. Von diesen unterstanden drei dem Generalkommando des XVIII. Reservekorps, das Mitte September den Befehl in seinem bisherigen Abschnitt auf dem Ostufer der Maas zwischen Douaumont und Vaux an das Generalkommando des XII. sächsischen Armeekorps unter General v. d. Planitz abgegeben hatte. Alle diese Divisionen mit Ausnahme der bodenständigen 9. Landwehr-Division des Generals v. Hippel waren abgekämpft. Die Maas-Gruppe West unter General v. François umfaßte vier Divisionen, darunter auf dem rechten Flügel im Cheppy-Walde als langjährige Stellungsdivision die 2. Landwehr-Division. Auch der Kampfwert der übrigen drei Divisionen war nur bedingt, da sie meist ohne ausreichende Erholungszeit nach überstandenen Großkämpfen zum Einsatz kamen.

Der Maas-Gruppe Ost des Generals v. Lochow unterstanden vier Generalkommandos: VII. Reservekorps, Generalkommando 54, XII. und XV. Armeekorps. Die Abschnitte des VII. Reservekorps, des Generalkommandos 54 und des XV. Armeekorps waren aus je drei Divisionen, die des XII. Armeekorps aus zwei Divisionen gebildet. In der ersten Hälfte des Oktober schied General v. Deimling mit den beiden Divisionen (30. und 39.) seines Korps (XV.) aus der 5. Armee aus. An seiner Stelle übernahm das aus der Argonner-Front erneut herangezogene Generalkommando des XVIII. Reservekorps, unter General v. Steuben, den linken Flügelabschnitt der Maas-Gruppe Ost in der Woëvre-Ebene. Mitte Oktober wurde das Generalkommando 54 des Generals Kühne und eine der ihm unterstellten Divisionen ohne Ersatz aus der Front gezogen, worauf der Abschnitt des Generals v. d. Planitz um zwei Divisionen verbreitert wurde. In Reserve hinter der 5. Armee standen drei Divisionen, davon zwei auf dem Ostufer der Maas. Diese Zahl hielt man im Oberkommando der Obersten Heeresleitung gegenüber als Mindestmaß an Reserven für unbedingt erforderlich.

Am 2. September befahl die neue Oberste Heeresleitung klar und unzwei- [527] deutig: "Der Angriff auf Verdun ist einzustellen, die gewonnene Linie ist als Dauerstellung auszubauen." Aber die Erwartung, daß die Kämpfe mit dem Einstellen der deutschen Angriffe zum Stillstand kommen würden, verwirklichte sich nicht. Das überlegene feindliche Artilleriefeuer hielt auch weiter an. Das Gelände gestattete den Franzosen, ihre Reserven dicht heranzuhalten, während die deutschen Reserven erheblich weiter zurückbleiben mußten. In den nächsten Wochen mußten deutsche Batterien für andere Kriegsschauplätze abgegeben werden, trotzdem wurden französische Vorstöße mit gutem Erfolge abgewiesen. Fast sieht es aus, als wenn die Führung die Abwehr der Angriffe leichter genommen hätte, als es tatsächlich für die Truppe war. Doch das war nicht der Fall; zur Ruhe und Erholung blieb aber keine Zeit. Der Stellungs- und Lagerbau machte, namentlich auf den Maas-Höhen des Ostufers nur äußerst langsame Fortschritte, ebenso auch der Nachschub unter den ungünstigen Boden- und Wegeverhältnissen. Obwohl alle Hilfsmittel planmäßig auf das weitestgehende ausgenutzt wurden, ließ es sich nicht vermeiden, daß ganze Regimenter, statt ihnen die notwendige Ruhe zu gewähren, zum Trägerdienst eingeteilt werden mußten.

Warme Kost konnte nur in geringem Umfange ausgegeben werden, da die Feldküchen nicht weit genug vorgeschoben werden konnten.

Die Munition wurde bei dem dauernd ungünstigen Wetter durch mit zwölf Pferden bespannte Protzen ohne Hinterwagen in die Batteriestellungen gefahren. Eine Besserung der Verhältnisse wäre nur möglich gewesen, wenn man sich dazu entschließen konnte, auf eine Fortführung des Kampfes unter den bisherigen Bedingungen zu verzichten.

Die Einstellung des Angriffs hatte die deutsche Oberste Heeresleitung zwar befohlen; aber der Gegner ging seinerseits um so stärker zum Angriff über. Zum Aufgeben des unter furchtbaren Opfern erbeuteten Bodens konnte man sich deutscherseits nicht entschließen. So nahm das Ringen, von den Deutschen nur noch defensiv geführt, seinen opfervollen Fortgang.

Am 18. Oktober mußte aus der Front der "Maas-Gruppe Ost" die 34. Infanterie-Division zur Erholung herausgezogen werden, so daß jetzt auf der Front statt vier nur drei Divisionen standen und die 33. Reserve-Division, die 9. und 54. Infanterie-Division ihre Stellungen um ein Drittel erweitern mußten. Die geplante Verschiebung sollte bis zum 24. beendet sein, was natürlich der Abwehr eines nach kurzer Zeit erfolgenden Angriffs nicht günstig war. Mit der herausgezogenen Division war auch Artillerie zurückgenommen worden. Am 18. wurde ein an der Somme gefundener französischer Brief bekannt, der von dem Bevorstehen eines größeren Angriffs sprach. Auch zunehmende feindliche planmäßige Artillerietätigkeit und gesteigerte Lufttätigkeit machten die Annahme sehr wahrscheinlich, daß ein französischer Angriff bevorstehe. Das Feuer nahm noch weiter zu. Fort Douaumont erhielt Geschosse schwersten Kalibers. Nach dem trotz kräftigster feindlicher Fliegerabwehr gewon- [528] nenen Erkundungsergebnis ließ am 21. der Ausbau der feindlichen Stellungen auf französische Angriffsabsichten größeren Maßstabes schließen. Gleicher Auffassung waren die Divisionen in der Gegend von Vaux. Auf der ganzen Front schien ein Angriff bevorzustehen.

Am 22. meldete ein Überläufer bei der 54. Infanterie-Regiment einen bevorstehenden feindlichen Angriff; am nächsten Tage nannten Überläufer 2 Uhr nachmittags
Fliegeraufnahme des beschossenen Forts Douaumont

[496a]
      Angriff auf Verdun 1916. Fliegeraufnahme des beschossenen Forts Douaumont.
(deutsche Zeit) als Zeit des französischen Angriffs. Die Nachricht hat aber nicht mehr alle Stellen rechtzeitig erreicht, so daß der vor dieser Zeit einsetzende Angriff sicherlich nicht die Abwehr beeinträchtigt haben kann. Jedenfalls war der Verteidiger seines Erfolges sicher. Der Chef der Gruppe Hardaumont lehnte in Erwartung eines Angriffs das Vorziehen der zur späteren Ablösung bestimmten 10. Infanterie-Division ab, "er könne mit seinen Reserven - 7 Bataillone von 33 eingesetzt - mindestens vier Tage auskommen." Trotzdem wurde aber doch sehr richtig das Vorziehen der Infanterie der 10. Infanterie-Division vorgesehen, aber nicht sofort befohlen. Am Nachmittag des 23. Oktober steigerte sich das feindliche Feuer bis zum Trommelfeuer; Sperrfeuer wurde mehrfach angefordert, obwohl kein französischer Angriff erfolgte. Die Verteidigungsfähigkeit der Kampfstellung war durch die anhaltende Beschießung sehr vermindert, an vielen Stellen sogar gänzlich vernichtet, die Gräben eingeebnet, die Hindernisse beseitigt, die Stollen zerstört oder verschüttet, Gewehre und Handgranaten waren vielfach unbrauchbar. Die Osthälfte des Forts Douaumont war durch neun schwerste Volltreffer stark beschädigt. Das Durchschreiten des Angriffsgeländes wurde dem Feinde durch starken Nebel sowie durch die Rauchentwicklung der platzenden Geschosse sehr erleichtert.

Das Angriffsfeld war genau erkannt; die deutsche Führung irrte sich nur darin, daß der französische Angriff nicht, wie angenommen, bis an die Maas ausgedehnt wurde. Am rechten Flügel stand das VII. Reservekorps (General der Infanterie v. Zwehl) von der Gegend südlich Champ bis zum Zwischenwerk Thiaumont in 10 km Breite mit der 14., 13. und 25. Reserve-Division. Nach Osten schloß der Abschnitt Hardaumont an, der mehrfach unter anderen Befehl getreten war; jetzt befehligte hier der sächsische General der Infanterie v. Planitz die 33., 9. und 54. Infanterie-Division. Die Stellung führte über die Ostseite der Trümmer von Fleury, über die Weinberge dieses Dorfes zum Chapitre-Walde. Dann folgte die Gruppe Vaux (XVIII. Reservekorps - General der Infanterie v. Steuben) mit der 50., 192. Infanterie-Division und (sächsischen) 19. Ersatz-Division.

Zum Angriff des französischen Heeres waren ausgesuchte Truppen und Führer bestimmt, die fast alle schon im August den vergeblichen Angriff unternommen hatten, in voller Ruhe nach Bar le Duc und Mailly zurückverlegt waren und sich erneut unter Anleitung des Generals Nivelle19 für ihre Aufgabe vor- [529] bereiteten. Das neue Angriffsverfahren brach gründlich mit dem schematischen, auf Ausnutzung des Geländes verzichtenden Joffreschen Angriffsverfahren, forderte für den Angriff tiefere Ziele und legte außerdem Gewicht auf Überraschung nach gründlicher Artillerievorbereitung.

Der erste Angriffsstoß sollte mindestens in der feindlichen Artillerie enden. Schwierige Angriffsstellen sollten von der Infanterie ausgespart, jedoch von der Artillerie gründlich bearbeitet werden. Schwache Stellen, besonders in Schluchten und Mulden, wurden mit stärkeren Kräften durchstoßen, die dann unbekümmert um das, was rechts und links von ihnen vorging, beherrschende Geländeteile in Besitz nehmen. Alles, was seitwärts oder rückwärts dieser weit vorgedrungenen Stoßkolonnen noch standhielt, mußte dann durch Flanken- und Rückenangriffe fallen. "Ist erst einmal in einer Mauer, die man überschreiten will, eine Tür eingestoßen, so fällt es keinem Menschen mehr ein, über die Mauer zu klettern." Hieraus ergab sich ohne weiteres entsprechend den Angriffsstellen die Gliederung der Einheiten in Sturmverbände und in Reserven. Die Breite der Angriffsräume wurde durch die Gefechtsaufgaben bestimmt; je tiefer die Truppe in die feindliche Gefechtsstellung hineinstoßen sollte, um so schmaler die Breite, um so größer die Tiefengliederung. In der Division sollte entweder ein Regiment das vordere Treffen bilden, oder die Regimenter wurden nebeneinander, die Bataillone mit 500 m Abstand hintereinander eingesetzt. Der Angriff sollte automatisch ablaufen, so daß das vordere Bataillon nach Erreichen des Angriffszieles hielt, das nächste Treffen bis zu dem weiteren Angriffsziel durchstieß. Divisionen der Reserve sollten nur einen Abstand bis zu 2000 m halten. In dem ununterbrochenen Vordringen der Truppe sah man die beste Hilfe für den Nachbar, falls dieser nicht rasch genug vorwärtskam oder zurückblieb. Da der erste Einbruch fast immer leicht war, so lag der Schwerpunkt in den Reserven. Ihnen lag die Weiterführung der Angriffe ob, sie sollten sich schnell folgen und die Einbruchstiefe erweitern. Nivelle rechnete damit, daß zweite Stellungen nicht durchgehend besetzt sind, daß sich sicher Lücken finden werden, durch die geschickt geführte Abteilungen hindurchdringen können. Da der Angriff in großer Breite erfolgen sollte, war zahlreiche Artillerie erforderlich. Der Artillerieschutz der Infanterie wurde einmal erreicht durch Einführung einer planmäßig, automatisch um 100 m in etwa je vier Minuten fortschreitenden "Feuerwalze", dann durch Bilden einer beweglichen Artilleriereserve, die den nicht zum Angriff bestimmten Divisionen entnommen wurde. Der Erfolg des Angriffs beruhte also zunächst auf Überraschung, dann erst auf Artilleriewirkung. Die Überraschung verlangte, daß auf alle zeitraubenden Erdarbeiten, wie Annäherungswege, bombensichere Batteriebauten und Regimentgräben, namentlich auf das Vortreiben der Sturmstellung verzichtet wurde. "Es ist besser, den Angriff unter dem Schutze der Artillerie über weites, deckungsloses Gelände vorzuführen, als daß der Vorteil der Überraschung verlorengeht." Aus diesem Grunde sollte auch der Einsatz der Luftstreitkräfte auf der [530] Angriffsfront nicht zu früh, ein planmäßiger Angriff gegen die feindlichen Fesselballone frühestens einen Tag vor Beginn der Artillerievorbereitung erfolgen. Besonders wichtig war das Niederkämpfen der Artillerie; sie mußte erfolgreich sein, ehe das Sturmreifmachen der Stellung begann, dann war nur noch ein Niederhalten geboten. Für die Artillerievorbereitung rechnete Nivelle je nach den Kampfverhältnissen bis zu sechs Tagen, eine Feuersteigerung sollte vor dem Angriff nicht stattfinden. Betont wurde die Notwendigkeit der Frische der planmäßig in Ruhe hinter der Front ausgebildeten Angriffstruppen.

Der Angriff sollte am 24. Oktober in zwei Sprüngen ausgeführt werden zwischen Damloup und dem Walde von Hardaumont mit zwei besonderen Zielen, dem Fort Douaumont und dem Fort Vaux. Rechts ein Regiment, das die Batterie Damloup nehmen sollte, dann die 74. Infanterie-Division bis zum Teich von Vaux, sodann die 138. Infanterie-Division in 1400 m Breite bis zur Batterie östlich Douaumont, die 133. Infanterie-Division in 1700 m Breite, die 38. Infanterie-Division bis zur Ablain-Schlucht und schließlich ein Regiment der 33. Infanterie-Division bis zum Steinbruch von Haudromont. Hinter den Sturmtruppen folgten fünf ausgesuchte Divisionen in Reserve. An Artillerie waren 660 Batterien zugeteilt. Nach französischen Angaben zählte der Verteidiger nur 130 Batterien, von denen angeblich 99 niedergekämpft und 50 gänzlich außer Gefecht gesetzt seien. Die deutsche Infanterie sollte in erster Linie 21, als Bereitschaften 7 und 10 Bataillone in Reserve gehabt haben.

Der Angriff erfolgte, wie befohlen, nur soll das Sperrfeuer aus der angeblich zusammengeschossenen deutschen Artillerie nicht sehr wirksam gewesen sein. Ein Angriff gegen das Fort Vaux wurde, obwohl eine frische Division eingesetzt war, blutig abgewiesen. Fort Douaumont, ebenso das Zwischenwerk Thiaumont scheinen vorübergehend geräumt gewesen zu sein. Französische Gefangene sagten über den Eindruck beim Einbruch in den Fleury-Abschnitt aus: "Die erste deutsche Linie, die zu einem breiartigen Gewirr zusammengeschossen war, konnte ohne Widerstand genommen werden. An einzelnen Stellen eng zusammengepfercht, wurden wenig Lebende, die zum Teil bis zum Leib im Schlamm steckten, gefunden, ihre Gewehre waren mit Schlamm überzogen und nicht zu gebrauchen." Auf der ganzen Front entwickelten sich ernste Nahkämpfe. Die Führer der Abschnitte konnten sich nur schwer ein Bild von der Lage machen. Am Abend hatten die Franzosen erreicht: Steinbruch, Dorf und Fort Douaumont, nördlich Caillette-Wald, Westgrenze von Dorf Vaux, Fumin-Wald, nördlich Chenois-Wald, Hohe Batterie Damloup. Gegenangriffe wurden befohlen, kamen aber nicht zur Ausführung. Es fehlte an Munition und an leistungsfähiger Artillerie. Die hinter der Front befindliche 5. Infanterie-Division wurde am 25. dem Abschnitt Hardaumont zur Verfügung gestellt.

Die französischen Angriffe ließen nach, das VII. Reservekorps hielt aus; aber bis zum 28. Oktober gelang es den Franzosen, den Fumin-Wald zu nehmen [531] und am Vaux-Bach die Verbindung mit der rechtsstehenden Division zu gewinnen. Aber das Artilleriefeuer hielt an. Am 2. November konnten Beobachter die freiwillige Räumung des Forts Vaux durch die deutsche Besatzung melden, welches mit Einbruch der Dunkelheit von den Franzosen besetzt wurde.

Die französische Artillerie, in ausreichender Stärke und genügender Munitionsausrüstung, hatte im Verein mit den Luftstreitkräften die Franzosen zu einem glänzenden, durch Wiedereroberung der Befestigungen auch zu einem großen moralischen Erfolge geführt. Das war nur möglich gewesen infolge der verminderten Stärke der deutschen Infanterie und Artillerie, infolge des nicht ausreichenden Abwehrfeuers und weil nicht rechtzeitig genug Reserven zur Hand waren. Eine überlegene Artillerie kann fast immer eine gut ausgebildete, ausgeruhte Infanterie zum Siege führen. Wenig glaubhaft ist, daß - infolge der für eine bestimmte Stunde verratenen Angriffszeit - die Alarmierung von der Besatzung nicht geglaubt wurde, als der Angriff zwei Stunden früher erfolgte. Man darf nicht vergessen, daß die Truppe stark durch Arbeits- und Kampfestätigkeit in Anspruch genommen war; schließlich waren Verteidigungseinrichtungen und Nachrichtenverbindungen zerstört. Am 24. und teilweise noch am 25. fehlten am Abend bestimmte Nachrichten, wie weit der Feind gelangt sei. Immer wieder bewahrheitete sich der Erfahrungssatz, daß eine Stellung, die nachhaltig verteidigt werden soll, mindestens zwei ausgebaute Linien für den Kampf besitzen muß. Aus der zweiten ist nach Verlust der ersten der Gegenstoß zu führen, wenn dafür ausreichende, noch nicht durch Artilleriefeuer zermürbte Kräfte vorhanden sind. Die Herstellung einer zweiten Stellung war aber unter den örtlichen Verhältnissen und bei dem Mangel an Personal und Material völlig ausgeschlossen. Selbst die vorderste Kampfstellung konnte bei dem übermächtigen Artilleriefeuer des Gegners kaum verteidigungsfähig gehalten werden.

Für die Abwehr des französischen Angriffs stand die Maas-Gruppe Ost in folgender Kräftegruppierung: Das Generalkommando VII. Reservekorps (14., 13. und 25. Reserve-Division) im Abschnitt Vacherauville - Pfefferrücken bis zum Werk Thiaumont, dann im Abschnitt Hardaumont das Generalkommando XII. Armeekorps (24. Infanterie-Division, 54. Infanterie-Division und 9. Infanterie-Division, 33. Reserve-Division) im Abschnitt Zwischenwerk Thiaumont - Fleury - Chapitre - Fumin-Wald, dann das Generalkommando XVIII. Reservekorps (50. Infanterie-Division, 192. Infanterie-Division, 19. Ersatz-Division) im Abschnitt Lauffée-Wäldchen - Bergwald - Woëvre-Ebene. Die Ablösung der seit dem 7. Juli ununterbrochen in Stellung befindlichen 25. Reserve-Division durch die 10. Infanterie-Division unter General Schwarte sollte in den nächsten Tagen erfolgen. Die 34. Reserve-Division befand sich nur noch mit geringen Teilen in der Front, da sie auf höheren Befehl, ohne daß Ersatz gestellt wurde, herausgezogen werden mußte. Zur Verfügung der 5. Armee standen auf dem Ostufer hinter der Front die 10. Infanterie-Division um Marville - [532] Colmey, die 5. Infanterie-Division um Xivry - Circourt. Der Angriff kündigte sich einige Tage vorher durch wesentlich gesteigertes Artilleriefeuer und vermehrten Einsatz von Fliegern an. Nach Gefangenenaussagen am 23. Oktober stand schon für die nächsten Tage ein Angriff um 2 Uhr 30 Minuten nachmittags bevor, dessen Schwerpunkt auch am nächsten Tage sich bei Fort Douaumont geltend machte. Feindliche Geschütze von z. T. noch nicht bemerkter Größe, die die oberen Hohlräume mehrfach durchschlugen, wurden beobachtet. Da das Innere des Forts in Brand geriet, wurde es bis auf einige Artilleriebeobachter gänzlich von seiner Besatzung geräumt. Am 24. vormittags begann das Artilleriefeuer zu unerhörter Stärke anzuschwellen. Dichter Nebel behinderte jede Sicht, alle Nachrichten - und Verbindungsmittel versagten bis auf einige Brieftauben und Meldeläufer. So setzte das Sperrfeuer zu spät ein.

Inwiefern die von Überläufern stammende falsche Zeitangabe des Sturms (er sollte angeblich zwei Stunden später erfolgen) bei der Überraschung mitgewirkt hat oder auch die bei mehreren Stäben herrschende Ansicht, daß bei der durch den dauernden Regen verursachten schwierigen Gangbarkeit des Geländes ein großer Angriff unmöglich sei, sei dahingestellt. Jedenfalls konnte die Artillerie bei dem Aufhören aller Verbindungen die Infanterie um so weniger unterstützen, als der Wunsch, selbst den Artilleriekampf zu leiten, zu einer Zentralisierung fast der gesamten Batterien bei den Generalkommandos geführt und sie so der Einwirkung und dem Befehl der Divisionen entzogen hatte. Gegenüber dem bisher unbekannten Nivelleschen Verfahren - dem Vormarsch der Infanterie unter dem Schutz der stetig vorschreitenden Feuerwalze und dem Angriff in schmalen, tiefen Stoßmassen an schwer zu schützenden Stellen - war die überraschte und durch Entbehrungen härtester Art geschwächte deutsche Infanterie nahezu hilflos. Die tief in das Hintergelände stoßenden Trupps überraschten die Bereitschaften und Reserven von den Flanken her, vielfach bevor diese Klarheit über die Kampflage gewinnen konnten.

Die vorgebogene Front in der Mitte, Zwischenwerk Thiaumont - Dorf Fleury - Chapitre-Wald, wurde durchbrochen; auch auf dem rechten Flügel an der Maas drangen bei Vacherauville die Franzosen in die deutsche Stellung ein. Die 25. Reserve-Division, 54. und 9. Infanterie-Division wichen in nordöstlicher Richtung zurück. Die im Fumin-Walde tapfer kämpfende 33. Reserve-Division sah ihre rechte Flanke vom Chapitre-Wald her bedroht und mußte, obschon sie in der Front den feindlichen Ansturm abgeschlagen hatte, sich dem Rückzug anschließen, und dieser Division mußte wieder die 50. Infanterie-Division folgen.

Die infolge der Geländegestaltung gezwungenermaßen ziemlich weit zurück untergebrachten Reserven der Divisionen wurden sofort alarmiert und nach vorn geworfen; sie kamen aber eben nur rechtzeitig, um die zurückgehenden Teile am Nordhang des Douaumont-Rückens aufzunehmen. Dorf Douaumont und das aus anderen Gründen (s. oben) von der Besatzung geräumte Fort de Douaumont [533] mußten den Franzosen überlassen werden. Im Haudromont- und Chauffour-Walde, dicht nördlich von Fort Douaumont und auf dem Hardaumont-Rücken vermochten sich die deutschen Truppen festzusetzen und ein weiteres Vordringen des Gegners zu verhindern. Fort de Vaux schlug alle Angriffe ab.

Die weit rückwärts stehenden Divisionen des Oberkommandos wurden am Vormittag des 24. Oktober alarmiert und teils durch Fußmarsch, teils mit Lastkraftwagen (soweit dies überhaupt möglich war) nach vorn gezogen. Ein vom Generalkommando XII. Armeekorps beabsichtigter Gegenangriff scheiterte, da infolge der völlig ungeklärten Lage eine ausreichende Artillerievorbereitung unmöglich gewesen war. Alle vorn eintreffenden Verbände der Divisionen der Reserve mußten zur Stützung und zum Schließen der Lücken stückweise in die Front geschoben werden; ein planmäßiger, einheitlicher Gegenstoß der 10. und 5. Infanterie-Division war dadurch unmöglich.

Am folgenden Tage griffen die Franzosen noch einmal Fort de Vaux nach stärkstem Beschuß an; die Besatzung (Teile der 50. Infanterie-Division) wies ihn abermals ab. Auf der übrigen Front begnügte sich der Gegner mit dem Festhalten des eroberten Geländes. Mehrere Kilometer blutgetränkten, in monatelangem verlustreichen Kampf gewonnenen Bodens, viele Gefangene und auch erhebliches Geschützmaterial hatten die deutschen Truppen verloren; sie hatten aber auch mit dem Rücken "Kalte Erde" und dem höchstgelegenen Fort de Douaumont dem Gegner eine für Feuer und Sicht außerordentlich günstige Stellung überlassen müssen. Ihre jetzigen Stellungen waren - dicht dem überhöhenden Gegner gegenüber - zum größten Teil außerordentlich ungünstig.

Weitere Kräfte an Truppen, Geschützen und Munition konnte die Oberste Heeresleitung infolge der kräftezehrenden Somme-Schlacht nicht zur Verfügung stellen. Deshalb entschloß sich, im Einverständnis mit ihr, das Oberkommando, auf einen Versuch der Wiedergewinnung des verlorenen Bodens zu verzichten. Zu der weiteren Maßregel, die vordersten Linien freiwillig bis in eine die Verteidigung stärker begünstigende Linie zurückzunehmen, konnten sie sich beide nicht entschließen. Die Divisionen, von denen die 10. Infanterie-Division den Abschnitt der 25. Reserve-Division, die 5. Infanterie-Division den der 9. Infanterie-Division übernahm, erhielten vielmehr Weisung, die Stellungen, die sie zur Zeit innehatten, festzuhalten.

Das vor die neue Front stark vorspringende Fort de Vaux lag unter ununterbrochenem, schwerstem Artilleriefeuer. Obschon die tapfere Besatzung alle Angriffe restlos abwies, mußte, da eine baldige Unterstützung nicht möglich war, der Entschluß zur freiwilligen Räumung gefaßt werden. Das Oberkommando ordnete sie am 1. November an. Ohne daß die Franzosen dies bemerkten, wurde sie in der Nacht vom 1. zum 2. November durchgeführt; erst nach vielen Stunden wurde das Fort von diesen besetzt.

Wenn auch der Gegner sich mit dem nahegesteckten Ziel der Wieder- [534] gewinnung seiner alten Kampfstellung, d. h. der Linie der ständigen Werke, begnügt hatte, mußte mit einer Wiederholung des Angriffs gerechnet werden, da die Kampflage für die Deutschen ungünstig blieb. Ihre Stellungen lagen der französischen Beobachtung und ihrem Feuer offen; was trotz der schlechten Witterung und des ungünstigen Bodens in der Nacht gebaut werden konnte, wurde am Tage zerschossen. Bei der mangelhaften Unterbringung und den großen Anstrengungen litt der Gesundheitszustand der Truppen sehr; für die zahlreichen Abgänge an Kranken konnte - bei den noch dauernden großen Ansprüchen der Somme-Schlacht und den wachsenden Ansprüchen in Rumänien - nur mangelhafter Ersatz, alte Landsturmleute der belgischen und nordfranzösischen Besatzungstruppen, überwiesen werden. An Artillerie und Munition war mehr als erträglich für jene anderen Kämpfe herausgezogen worden. Als sich die Panzer von Douaumont als stark benutzte feindliche Beobachtungsstellen erkennen ließen, wurde der Antrag auf nochmalige Beschießung des Forts mit schwerster Artillerie gestellt; doch stellte sich heraus, daß weder ein 42-cm- noch auch ein 30,5-cm-Mörser hierzu mehr von der Nordfront nach Verdun verfügbar war. Mit Aufbietung aller Kräfte wurde auch die Herstellung einer zweiten Stellung - neben dem weiteren Ausbau der vordersten Stellung - begonnen; sie blieb Stückwerk, da die Kräfte nicht ausreichten (mußten sich doch die Truppen auch ihre mangelhaften Unterkünfte jetzt erst für den bevorstehenden Winter ausbauen!), und an Verbindungsgräben war erst recht nicht zu denken. Dazu trat die Notwendigkeit, die Truppe mit dem (leider so erfolgreichen) neuen französischen Angriffsverfahren vertraut zu machen und für die Abwehr zu schulen.

Während der nächsten Wochen blieb der Gegner verhältnismäßig ruhig, baute aber seine gewonnene Linie mit zahlreichen Hilfskräften zu einer starken Angriffsstellung aus. Die vorgeholte, starke französische Artillerie unterhielt dauernd unter erheblichem Munitionsaufwand wirkungsvolles Feuer gegen die deutschen Stellungen; wie sie, so blieb auch die französische Luftaufklärung der deutschen weit überlegen. Angriffe der französischen Bombengeschwader gegen die Unterkünfte der Truppen und Stäbe, die Parks und Depots wiederholten sich fast jede Nacht, ohne daß Gegenmaßregeln möglich waren.

Am 25. November übernahm Kronprinz Wilhelm das Oberkommando der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz und an seiner Stelle General der Infanterie v. Lochow das Oberkommando über die 5. Armee; gleichzeitig wurde das Kommando der Maas-Gruppe Ost aufgelöst.

Während die in der Front stehenden Divisionen aus den Verhältnissen heraus und aus den Maßnahmen des Gegners mit der Möglichkeit und zunehmenden Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung des französischen Angriffs rechneten, hielten die höheren Kommandobehörden eine solche - vor allem wohl wegen der außerordentlich ungünstigen Witterung - nicht für wahrscheinlich. Diese Meinung blieb auch bestehen, obschon die Somme-Schlacht sich dem Ende zu- [535] neigte und damit für den Gegner personelle und materielle Kräfte zum Einsatz an anderer Stelle frei wurden. Auf deutscher Seite war diese Möglichkeit sehr viel geringer, weil die an der Somme eingesetzten Divisionen bis zum äußersten abgekämpft waren oder, soweit sie kampffähig waren, für Rumänien bestimmt werden mußten.

Wohl im Vertrauen auf die Unwahrscheinlichkeit eines nochmaligen Angriffs ordnete das Oberkommando Anfang Dezember den Austausch der am längsten in der Front befindlichen Divisionen gegen andere, von der Obersten Heeresleitung überwiesene an; die an der Somme stark mitgenommene 39. Infanterie-Division trat an Stelle der seit neun Monaten vor der Nordfront von Verdun kämpfenden 13. Reserve-Division; die infolge hohen Alters und ungenügender Schulung für einen Großkampf unter schwierigsten Verhältnissen ungeeignete 39. bayerische Reserve-Division löste die 5. Infanterie-Division ab. Diese Maßnahmen mußten verhängnisvoll wirken, besonders als der Angriff einsetzte, bevor die neuen Verbände sich mit ihren Abschnitten hatten vertraut machen können. Auch die Regimenter der anderen Divisionen hatten unter den geradezu unerträglichen Verhältnissen (warme Verpflegung konnte acht Tage lang den in vorderster Linie liegenden Bataillonen überhaupt nicht gegeben, sonstige Lebensmittel und Munition nur in kleinstem Maße zugeführt werden) an Kampfkraft eingebüßt und zahlreiche Kranke abstoßen müssen.

Im Gegensatz dazu hatte es der Gegner ermöglicht, vier ganz frische, voll aufgefüllte Divisionen weit hinter der Front nach dem Nivelleschen Verfahren auszubilden und für den erneuten Angriff bereitzustellen. Sie wurden erst unmittelbar vor dem Angriff nach Verdun transportiert und in der letzten Nacht hinter die vorderste Stellung geschoben, so daß ihr Eingreifen eine völlige Überraschung war.

Eine intensive Schulung der deutschen Divisionen in der Abwehr dieses Verfahrens war, infolge ihrer Anspannung durch Kampf und Arbeit bis zum äußersten, nicht möglich gewesen. Aber selbst die verhängnisvolle Zentralisierung der Artillerie bei den Generalkommandos hatte, trotz der bitteren Erfahrungen des 24. Oktober, nicht überall beseitigt, die Batterien nicht überall in die Hand der Divisionen zurückgegeben werden können. Das sollte sich auch jetzt wieder empfindlich fühlbar machen.

Während noch in der ersten Dezemberwoche der Gegner sich außer lebhafter Artillerie- und Fliegertätigkeit ziemlich ruhig verhielt, steigerte er sein zusammengefaßtes Artilleriefeuer zur planmäßigen Zerstörung der deutschen Stellungen auf der Hochfläche der Côtes (Abschnitte des VII. Reservekorps - 14. Reserve-, 39. und 10. Infanterie-Division) -  und des XIV. Armeekorps - 14. Infanterie- und 39. bayerische Reserve-Division). Das von deutscher Seite gegen die französischen Gräben gerichtete Zerstörungsfeuer litt unter den außerordentlich [536] ungünstigen Beobachtungsverhältnissen. Von Tag zu Tag nahm das Feuer und die Überlegenheit der Luftstreitkräfte beim Gegner zu. Die Spannung der Truppen wuchs, je stärker der bevorstehende Angriff erkennbar wurde.

Den Auftakt gab ein Vorstoß gegen den Pfefferrücken am 14. Dezember nachmittags, der scheiterte. Vom frühesten Morgen des 15. Dezember ab lagen die Stellungen, die Wege, die Schluchten unter stärkster Gasbeschießung, der sich ein zweistündiges Trommelfeuer gegen die Kampfstellung anschloß. Das von den Divisionen gegen den unmittelbar drohenden Sturm angeforderte Sperrfeuer versagte infolge der ungünstigen Befehlsverhältnisse, die eine Einheitlichkeit der Kampfhandlung weder zwischen den Divisionen, noch zwischen der Infanterie und den Batterien des Abschnitts erreichen ließen.

Der französische Angriff begann mit stärkster Wucht um 11 Uhr vormittags. In der Front stieß er bei der 10. und 14. Infanterie-Division auf erfolgreiche Abwehr; bis zum späten Abend kämpften die hier eingesetzten Bataillone zäh gegen eine starke, von allen Seiten vordringende Übermacht. In der vom Haudromont-Steinbruch sich nordwärts ziehenden Schlucht, der Nahtstelle zwischen 39. und 10. Infanterie-Division, gelang es den Franzosen durchzubrechen, und ebenso auf dem von der 39. bayerischen Ersatz-Division gehaltenen Hardaumont-Rücken. Von den sofort tief in das rückwärtige Gelände stoßenden Verbänden wurden die Besatzungen der vordersten Stellung in Flanke und Rücken umfaßt. Der französische Anprall gelangte bis in die Höhe der Fosses-Wald-Stellung, wo er von den Bereitschaften durch energische Gegenangriffe aufgefangen wurde.

Aber ein Teil des Pfefferrückens, Louvremont, die südlich des Fosses-Waldes liegende Höhe 378, der Hardaumont-Rücken und der Ort Bezonveaux gingen verloren; auch Geschütze fielen in feindliche Hand. Der Kampf um die vordersten Gräben, dessen Heldenhaftigkeit selbst von feindlicher Seite in offener Weise anerkannt wurde - selbstverständlich um als Maßstab für die noch größere Tapferkeit des um das Dreifache überlegenen Angreifers zu gelten -, erlosch erst in der Dunkelheit, nachdem Oberstleutnant v. Kaisenberg an der Spitze von 6. Grenadieren und 47ern erst mit dem Gewehr in der Hand den Heldentod gefunden hatte.

Den Divisionen standen nur abgekämpfte Reserven, dem Oberkommando nur die eben erst herausgezogenen Divisionen zur Verfügung. Sie wurden sofort auf das Kampffeld in Marsch gesetzt; ein Gegenstoß konnte aber für sie nicht in Erwägung gezogen werden. So konnte den vorn tapfer aushaltenden Bataillonen keine Hilfe gebracht werden; ihr Widerstand hatte aber dazu geholfen, daß dem feindlichen Stoß in Höhe der Fosses-Wald- und Chaume-Wald-Stellung Halt geboten werden konnte. Posener (Regimenter 6 und 47) und Westfalen (Regimenter 56, 57 und 16) hatten das Unglück nicht ungeschehen machen können, aber gegen die übermächtige Gewalt des Gegners eine Widerstandskraft - trotz der vorausgegangenen Nervenanspannung in dieser "Hölle von Verdun" - entwickelt, die selbst von dem Gegner laute Achtung erzwang.

[537] Der Kampf, bei dem die Chambrette-Ferme wiederholt den Besitzer wechselte, kam auch in der Nacht und am folgenden Tage nicht zum Abschluß. Unterstützt von den wieder nach vorn geführten Regimentern der 13. Reserve- und 5. Infanterie-Division konnten die am 16. Dezember noch in den Abendstunden gegen den Fosses- und den Chaume-Wald gerichteten heftigen feindlichen Angriffe abgewiesen werden.

Vor diesem Widerstand verzichteten die Franzosen auf eine Weiterführung und - auf lange Zeit - auch auf eine Erneuerung des Angriffs. Auch die Artillerietätigkeit nahm auf der ganzen Verdun-Front langsam, aber stetig ab.

Die deutschen Verluste waren sehr groß. Über 11 000 Gefangene, 115 Geschütze, 44 Minenwerfer und 107 Maschinengewehre fielen dem Gegner zur Beute; dazu kamen die gleichfalls großen Verluste an Toten, Verwundeten, Gaskranken und Frostkranken. In den halb mit Wasser gefüllten Gräben hatten sich in den frostkalten Nächten Eiskrusten gebildet und den tapfer und zäh in ihnen standhaltenden Braven schwere Frostschäden an den Unterschenkeln verursacht.

Die Divisionen waren verbraucht; sie mußten zur Erholung und Auffüllung herausgezogen werden. An Stelle des Generalkommandos VII. Reservekorps trat dasjenige des V. Reservekorps; Garde-Ersatz-, 30. und 43. Infanterie- sowie 7. Reserve-Division übernahmen die Abschnitte der abgelösten Divisionen.

Der deutsche Angriff auf Verdun, dieser unglücklichste und unheilvollste Entschluß der Obersten Heeresleitung, hatte einen tragischen Abschluß gefunden. Auf den unter ganz anderen Verhältnissen erfochtenen Erfolgen gegen Lüttich, Namur, Antwerpen und die russischen Festungen aufgebaut, unter gefährlicher Unterschätzung - trotz wiederholter eindringlicher Warnung von Sachverständigen - der Widerstandskraft einer modernen und nach den Kriegserfahrungen verstärkten Lagerfestung und in Verkennung der ihr vom Feldheere zuzuführenden personellen und materiellen Kräfte hatte der Chef des Generalstabes, General Falkenhayn, hier einen Kampf begonnen, gegen den er sich ein Jahr früher selbst bestimmt ablehnend ausgesprochen hatte.

Die französischen Erfolge am 24. Oktober und 15. Dezember hatten nicht nur eine gewaltige Wirkung im französischen Heere und Volke, sondern bei allen Alliierten. Die schroffe Ablehnung des Friedensantrags der Mittelmächte vom 16. Dezember 1916 wird sicherlich durch diesen Sieg beeinflußt gewesen sein.

Die Ursachen des französischen Erfolgs sind vor allem darin zu suchen, daß die 5. Armee, trotz wiederholter Vorstellungen, für andere Kampfhandlungen erhebliche Abgaben hatte machen müssen, die im Falle eines feindlichen Angriffs schwere Gefahren mit sich bringen mußten. So entstand die ungenügende Zahl der Streitkräfte, für welche die Führung auch nicht die erforderliche Ruhe zur Erholung und Ausbildung erreichen konnte; mehrfache Verschiebungen der Truppe waren notwendig, so daß einem Viertel der Verteidigung die Bekannt- [538] schaft mit dem schwierigen Kampfgelände fehlte. Die 5. Armee hatte wiederholt ihre besten Divisionen abgegeben, so daß eine planmäßige Ablösung auf dem Ostufer der Maas unmöglich war, und Gelände und Bodenverhältnisse sodann der Truppe es unter dem feindlichen Feuer unmöglich machten, den Gegenangriff durchzuführen. Es fehlte auch an Munition für die Artillerie. Der Truppe war nur die Abgabe von Sperrfeuer erlaubt. Der Munitionsmangel machte es unmöglich, die feindliche Artillerie, und vor allem die feindlichen Angriffsvorbereitungen wirksam zu bekämpfen. Als der Kronprinz persönlich vor dem Angriff die Abgabe von wirksamem Zerstörungsfeuer gegen die feindlichen Stellungen befahl, wurde er darauf aufmerksam gemacht, daß die Armee hierzu nicht berechtigt sei. In einem Bericht an den Ersten Generalquartiermeister (Stenay, 1. Januar 1917) führte der Kronprinz noch weiter aus:

      "Der dauernde Wechsel der höheren Kommandostellen und die damit verbundene fortgesetzte Verschiebung der Gefechtsstreifen brachte Unruhe und Unsicherheit mit sich. Generalstabsoffiziere, welche sich gerade in die schwierigen Verhältnisse hineingearbeitet hatten, wurden plötzlich und meist ohne vorherige Ankündigung in andere Stellungen versetzt.
      Die Ermüdung der Truppe ist meines Erachtens nach der Hauptgrund auch für den großen Mißerfolg am 14./15. Dezember. Die Divisionen, welche seit 2½ Jahren an der Westfront im Stellungskampfe liegen, einem zahlenmäßig vielfach überlegenen Gegner, einer weit überlegenen feindlichen Artillerie mit unbeschränktem Munitionseinsatz gegenüber, ohne die belebenden Einflüsse eines frischfröhlichen Bewegungskrieges, müssen unfehlbar in ihrem Gefechtswert Einbußen erleiden, zumal wenn sie noch durch dauernde Abgaben für Neuformationen und Einstellung von Gv.-Mannschaften in ihrem Wert herabgesetzt werden. Das einzige Mittel gegen diese bedauerliche Erscheinung ist meines Erachtens ausgiebige Ruhe für Offizier und Mann und energische, straffe Ausbildung hinter der Front, besonders auch der Artillerie. Eine Ruhe, wie sie den Divisionen jetzt zuweilen zuteil wird, d. h. Unterkommen in zerstörten Ortschaften, schlechten und feuchten Waldlagern, unter Übernahme von Stellungs- und Trägerdienst für andere Truppen, ist keine Ruhe. Ruhe kann eine Truppe nur haben, wenn sie bequem und nicht zu eng in Ortschaften untergebracht wird, möglichst weit von der Kampffront entfernt, und dann außer ihrem intensiven Ausbildungsdienst auch tatsächlich von jeder anderen Beschäftigung frei bleibt.
      Wie ich mir schon in einem Brief an Eure Exzellenz vor einem halben Jahre erlaubt habe auszuführen, möchte ich an dieser Stelle nochmals in eindringlicher Weise darauf aufmerksam machen, daß wir mit Erfolg nur dann unseren schweren Aufgaben im Westen auf die Dauer gewachsen sein können, wenn es gelingt, an verschiedenen Stellen an der Front zahlreiche Infanterie-Divisionen und starke Artillerie-Reserven in langer Reihe und bester Ausbildung verfügbar zu halten."

Der kronprinzliche Heerführer suchte den schweren Mißerfolg des 15. De- [539] zember zu ergründen.

      "Die artilleristische Abwehr war trotz der Erfahrungen des 24. Oktober noch zu einseitig, nicht beweglich genug organisiert. Im Abschnitt eines Generalkommandos wurde sogar ungeachtet bestimmter Befehle der Armee den Divisionen immer noch nicht das unmittelbare Verfügungsrecht über die Artillerie eingeräumt. Die Reserven standen in den meisten Fällen zu weit rückwärts und wurden zu spät vorgeführt. Auch eine Anzahl höherer Stäbe hielt sich von den Brennpunkten des Kampfes zu weit entfernt, um besser befehlen und straff führen zu können. Indessen, diese und noch manche andere Versäumnisse genügen doch nicht, um die Gründe für die beiden schweren Rückschläge zu erklären. Die Psyche der Truppe heischte ernsteste Beachtung. Zahlreiche mündliche und schriftliche Berichte und eingehende Nachforschungen ließen keinen Zweifel, daß die Truppe zum großen Teile in ihrer seelischen Widerstandskraft nicht voll auf der Höhe ihrer freilich unendlich schweren Aufgabe gestanden hatte. Hier galt es im Hinblick auf die uns auch in Zukunft ganz sicher noch bevorstehenden heißen Abwehrschlachten auf der Westfront die nötigen Schlußfolgerungen klar und entschlossen zu ziehen. In einem ausführlichen Bericht an die Oberste Heeresleitung sprach sich mein Oberkommando wie folgt aus:
      Die moralische Belastung und Widerstandskraft des heutigen Soldatenmaterials muß wahrheitsgemäß und ohne Selbsttäuschung eingeschätzt werden. Nur auf dieser Grundlage kann beurteilt werden, welches Maß von Erziehung und Ausbildung notwendig ist, um die Truppen wieder auf einen höheren Stand zu bringen. Nur so kann die Führung sich ein klares Urteil bewahren, was sie von der Truppe verlangen kann..... Die zahlreichen geglückten Durchbrüche zeigen, daß die starre Abwehr in den Widerstandslinien der Hauptkampfstellung und der sofortige Gegenstoß durch in oder dicht hinter ihr bereit gehaltene Truppen nicht genügt hat. War der Angreifer dann durch die Hauptkampfstellung durchgebrochen, so trat bei der Verteidigung in der Mehrzahl der Fälle eine übereilte und unsichere, weil nicht genügend vorbereitete Gefechtsführung ein. Es muß der Truppe wieder das Bewußtsein anerzogen werden, daß es weniger die Güte der Stellung ist als der Geist und die Geschicklichkeit des Verteidigers, die den Angriff abwehren. Die übertriebene, jeden Gedanken und Zeit in Anspruch nehmende Sorge um den Stellungsbau muß durch den frischen Geist des Verteidigungskampfes beseelt werden. Eine gute Truppe wird sich auch in einer schlechten Stellung behaupten, eine schlechte auch einen gut ausgebauten Abschnitt verlieren."

Mit diesen Worten hat der kronprinzliche Heerführer das Wesen des heutigen schweren Kampfes gekennzeichnet und sich damit ein dauerndes Denkmal gesichert.

Der französische Erfolg war in der Möglichkeit begründet, daß frische, ausgesuchte, besonders für diesen Angriff geschulte Truppen erst kurz vor dem Angriff in Stellung gingen, beim Angriff den nach vielmonatlichem [540] Aushalten im Stellungskrieg und schwersten Entbehrungen in Anstrengungen und nach zehntägigem, heftigem Feuer seelisch stark geschwächten deutschen Bestzungen weit überlegen waren und nach vollendetem Angriff sofort wieder abgelöst wurden, um nicht den zu erwartenden blutigen und moralischen Verlusten durch das deutsche Artilleriefeuer und Gegenangriffe ausgesetzt zu sein.

Vor Verdun wurde es zunächst still. Es kam nur zu kleineren Unternehmungen: so wurde am 28. Dezember der "Tote Mann" in einer Ausdehnung von 1100 m von der 10. Reserve-Division mit sehr geringen eigenen Verlusten gestürmt. Jedenfalls hatte man gehofft, so einem feindlichen Angriff zuvorzukommen. Ebenso erfolgreich war ein Angriff der Truppen der 13. Infanterie-Division auf Höhe 304 am 25. Januar 1917. Die Truppe nahm feindliche Gräben in Ausdehnung von 1600 m. Auch auf anderen Fronten wurden zahlreiche Unternehmungen gemacht. Es sei genannt in der Champagne (3. Armee) am 15. Februar 1917 ein Unternehmen auf den Höhen von Ripont (51. Reserve-Division). Es gelang, wertvolle Anhaltspunkte für die Angriffsvorbereitungen Nivelles in der Champagne bei Reims zu sammeln und die bis dahin noch unbekannte Vorschrift des Generals Nivelle zu erbeuten, nach der dieser Angriff geführt werden sollte.

In den ersten Monaten des Jahres 1917 zog die französische Heeresleitung Truppen und Geschütze von Verdun in die Champagne. Jedenfalls wurden bei Verdun fast nur Gefangene von Divisionen gemacht, die als weniger gut bekannt waren. Schon in den ersten Februartagen standen nur noch zwei französische Divisionen den deutschen fünf Divisionen auf der Nordostfront vor Verdun gegenüber. Auch der Eindruck entstand, daß der Feind versuchte, durch sehr bewegliche Artillerie, die aus verschiedenen Stellungen viel schoß, über die Stärke seiner Artillerie zu täuschen, um ein Fortziehen von Truppen vor Verdun zu hindern. So konnte noch vor Ablauf des Februar die Führung eine Weiterführung des französischen Angriffs bei Verdun als unmöglich bezeichnen, während ein ernstes Gewitter sich vor der 7. und 3. Armee in der Champagne zusammenballte. Das waren die Vorzeichen der Osterschlacht von Reims.


1 [1/481]Siehe hierzu Skizze 22, Beilage 2. [Scriptorium merkt an: der Einfachheit halber von uns verkleinert oben im Text eingefügt; durch Mausclick zu vergrößern!] ...zurück...

2 [2/481]Im Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 bestand die Befestigung von Verdun nur aus einer veralteten bastionierten Stadtumwallung mit Zitadelle. Nach mißlungenem Überfallversuch wurde die Festung vom 13. Oktober ab mit erbeuteten schweren Geschützen besonders von den Höhen des rechten Maas-Ufers beschossen. Die Festung behielt die artilleristische Überlegenheit, vermochte den Angreifer durch kräftige Ausfälle zu schädigen, kapitulierte aber dennoch schon am 8. November 1870. - S. v. Hellfeld, Zernierung und Beschießung von Verdun. ...zurück...

3 [1/482]Siehe Kronprinz Wilhelm, Meine Erinnerungen, Seite 157. ...zurück...

4 [2/482]v. Kuhl, Der Weltkrieg im Urteil unserer Feinde, Seite 29. ...zurück...

5 [1/483]Der Befehl des Oberkommandos ordnete an: "Nachdem am 12. Februar morgens das Artilleriefeuer eingesetzt hat, wird von den drei zum Angriff bestimmten Korps um 5 Uhr nachmittags mit lichten Schützenlinien gegen die erste Linie des Feindes vorgefühlt und diese in Besitz genommen." ...zurück...

6 [1/486]Lieutenant-Colonel Thomasson, Les préliminaires de Verdun août 1915 jusqu'au février 1916. ...zurück...

7 [2/486]Die französischen Korps zählten 3 Divisionen zu 4 Infanterie-Regimentern zu 2 bis 3 Bataillonen mit 9 Batterien, die Korpsartillerie 12 Batterien. Zugeteilt waren jedem Korps 2 bis 4 Territorial-Regimenter zu 2 Bataillonen. ...zurück...

8 [1/496]Eine Meldung der 21. Infanterie-Division lautete ähnlich. ...zurück...

9 [1/498]v. Zwehl, Maubeuge usw. [Scriptorium merkt an: = Maubeuge, Aisne, Verdun], Seite 156. ...zurück...

10 [1/501]Siehe die vorzügliche Schilderung des Sturmes in dem Buch des Oberleutnants v. Brandis, Die Stürmer von Douaumont (Berlin, August Scherl): "Ganz einfach war es die Frucht langjähriger Arbeit von Generationen auf Kasernenhof und Übungsplatz. Altpreußischer Angriffsgeist, der kein Hindernis stehen läßt, den Friedrich der Große lehrte, wenn er sagt: »Angreifen, immer angreifen, ran an den Feind, auf los, auf 50 Schritt ihm eine starke Salve in die Nase geben und danach demselben mit den Bajonetten in die Rippen setzen.« Der Geist, der unser Regiment bei Düppel führte und bei Vionville, war mit den märkischen Musketieren am 25. Februar 1916 beim Sturm auf Douaumont". (v. Brandis.) ...zurück...

11 [1/504]Über den Feind war bekannt: Es stand von der Maas bis an das Waldgelände die 39. Infanterie-Division (XX. Armeekorps), dann im Waldgelände die 2. Infanterie-Division (I. Armeekorps), bis Douaumont 16. Infanterie-Division (VIII. Armeekorps, südlich des Dorfes Douaumont ½ 37. Infanterie-Division (VII. Armeekorps), im Caillette-Walde die 153. Infanterie-Division, bei Eix die 48. Infanterie-Division. In zweiter Linie die 1. Infanterie-Division (I. Armeekorps) und ½ 37. Infanterie-Division (VII. Armeekorps). Die Reste der 51. und 72. Reserve-Division waren nach Verdun zurückgenommen. ...zurück...

12 [1/507]Vorziehen am 5. März vormittags mitgeteilt. ...zurück...

13 [2/507]III. Armeekorps meldet 7 Uhr 50 Minuten nachmittags, daß Fort Vaux eingeschlossen sei. ...zurück...

14 [3/507]Kriegstagebuch des V. Reservekorps. ...zurück...

15 [1/508]v. Zwehl, General der Infanterie, Maubeuge, Aisne, Verdun, Seite 167. ...zurück...

16 [1/525]Siehe die Antworten im einzelnen: Foerster a. a. O. III. Band, Seite 44. ...zurück...

17 [2/525]Kronprinz Wilhelm, Meine Erinnerungen, Seite 225. ...zurück...

18 [1/526]Kronprinz Wilhelm, Meine Erinnerungen, Seite 238. ...zurück...

19 [1/528]Bei Beginn des Krieges noch Oberst und Kommandeur eines Artillerie-Regiments. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte