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Bd. 2: Der deutsche Landkrieg, Zweiter Teil:
Vom Frühjahr 1915 bis zum Winter 1916/1917

Kapitel 5: Die deutschen Abwehrkämpfe im Westen 1915   (Forts.)
Generalleutnant William Balck

6. Die Herbstschlacht in der Champagne und im Artois.

Die Kämpfe im ersten Halbjahr 1915 hatten dem Verbande nur Enttäuschungen gebracht. Die Ursachen der Mißerfolge erblickte seine Kriegsleitung in dem bisherigen zu geringen Einsatz der Zerstörungsmittel, in dem fehlenden Zusammenhang der Kampfhandlungen. Ein zu großer Raum schien dem selbständigen Handeln der einzelnen Führer überlassen gewesen zu sein. Die geringe Breite der Angriffsstellen ließ die deutsche Führung nicht lange im Zweifel über die eigentliche feindliche Absicht. Mehr versprach man sich von einer Nachahmung des deutschen, bei dem Durchbruch von Prasnysz angewandten Doppelangriffs. Die politische Lage der Alliierten, hervorgerufen durch den Zusammenbruch der russischen Karpathen-Front und durch den unerwartet schnellen Fall der russischen Westfestungen, forderte dringend eine baldige Entlastung des russischen Verbündeten. Nicht unberechtigt war der russische Vorwurf, daß die Westmächte nichts getan hätten, um die deutschen Kräfte festzuhalten. Nur ein voller Sieg konnte der Entente die Mitwirkung Rumäniens und Bulgariens sichern. An Mitteln fehlte es nicht. Der im Frühjahr empfundene Munitionsmangel war gehoben. Die französische Armee war erheblich verstärkt, die englische Armee, die bis zum 31. August 1915 16 439 Offiziere 363 244 Mann32 verloren hatte (also etwa die doppelte Stärke des Expeditionskorps), hatte ihre Lücken geschlossen und war verstärkt durch die seit September 1914 in der Ausbildung begriffenen "Kitchener-Armeen", deren Einsatz bis jetzt vor Abschluß ihrer Ausbildung und Ausrüstung sorgfältig vermieden worden war. Am 1. September waren auf dem Festlande, gegliedert in drei Armee, verfügbar: 12 aktive [284] (Garde, 1. bis 8., 27., 28., 29.), 2 indische und 2 kanadische, schließlich 24 "Kitchener"- und Territorial-Divisionen. Eine gewaltige Leistung des in seiner Zähigkeit zum Siege, selbst unter ungewohntem Kräfteeinsatz, unterschätzten britischen Reiches. Verständlich war es, daß die französische Regierung drängte, den dauernd auf der ganzen Front betriebenen Angriffsvorbereitungen die Tat folgen zu lassen. Auch die Armee forderte den Angriff; nicht noch einen Winter wollte man in den Schützengräben zubringen. Joffre hoffte im stillen auf einen deutschen Angriff, wünschte den eigenen Angriff um etwa einen Monat noch hinauszuschieben. Aber die Rücksicht auf die Haltung Bulgariens, das seit dem 19. September in der offenen Mobilmachung begriffen war, drängte zur Beschleunigung. So sicher war man des Erfolges, daß England die Absicht Serbiens, das noch unfertige Bulgarien zu überfallen, verhinderte. Die französische Presse war nicht verschwiegen genug gewesen; sie hatte den entscheidenden Angriff zum 15. September vorausgesagt. Die öffentliche Meinung verlangte Taten. Am 14. September erließ Joffre einen Armeebefehl, der seine Absichten klarlegte:

      "Der Geist der Truppen und ihr Opfermut bilden die wichtigsten Bedingungen des Angriffs. Der französische Soldat schlägt sich um so tapferer, je besser er die Wichtigkeit der Angriffshandlungen begreift, woran er beteiligt ist, und je mehr er Vertrauen hat zu den von den Führern getroffenen Maßnahmen. Es ist deshalb notwendig, daß die Offiziere aller Grade von heute an ihre Untergebenen über die günstigen Bedingungen aufklären, unter denen der nächste Angriff der französischen Streitkräfte vor sich gehen wird. Folgende Punkte müssen allen bekannt sein:
      1. Auf dem französischen Kriegsschauplatz zum Angriff zu schreiten, ist für uns eine Notwendigkeit, um die Deutschen aus Frankreich zu verjagen. Wir werden sowohl unsere seit zwölf Monaten unterjochten Volksgenossen befreien, als auch dem Feinde den wertvollen Besitz unserer besetzten Gebiete entreißen. Außerdem wird ein glänzender Sieg über die Deutschen die neutralen Völker bestimmen, sich zu unsern Gunsten zu entscheiden und den Feind zwingen, sein Vorgehen gegen die russische Armee zu verlangsamen, um unsern Angriffen entgegenzutreten.
      2. Alles ist geschehen, daß dieser Angriff mit erheblichen Kräften und gewaltigen materiellen Mitteln unternommen werden kann. Der ohne Unterbrechung gesteigerte Wert der Verteidigungseinrichtungen in erster Linie, die immer größere Verwendung der Territorialtruppen an der Front, die Vermehrung der in Frankreich gelandeten englischen Streitkräfte haben dem Oberbefehlshaber erlaubt, eine große Zahl von Divisionen aus der Front herauszuziehen und für den Angriff bereitzuhalten, deren Stärke der mehrerer Armeen gleichkommt. Diese Streitkräfte, ebenso wie die in der Front gehaltenen, verfügen über neue und vollständige Kriegsmittel. Die Zahl der Maschinengewehre [285] ist mehr als verdoppelt. Die Feldkanonen, die nach Maßgabe ihrer Abnutzung durch neue Kanonen ersetzt worden sind, verfügen über einen bedeutenden Munitionsvorrat. Die Kraftwagenkolonnen sind vermehrt worden, sowohl zur Verpflegung wie auch zur Truppenverschiebung. Die schwere Artillerie, das wichtigste Angriffsmittel, war der Gegenstand erheblicher Anstrengung. Eine beträchtliche Menge von Batterien schweren Kalibers ist mit Rücksicht auf die nächsten Angriffshandlungen vereinigt und vorbereitet worden. Der für jedes Geschütz vorgesehene tägliche Munitionsersatz übertrifft den bisher jemals festgestellten größten Verbrauch.
      3. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist für einen allgemeinen Angriff besonders günstig. Einerseits haben die Kitchener-Armeen ihre Landung in Frankreich beendet, und anderseits haben die Deutschen noch im letzten Monat von unserer Front Kräfte weggezogen, um sie an der russischen Front zu verwenden. Die Deutschen haben nur sehr dürftige Reserven hinter der dünnen Linie ihrer Grabenstellung.
      4. Der Angriff soll allgemein sein. Er wird aus mehreren großen und gleichzeitigen Angriffen bestehen, die auf sehr großen Fronten vor sich gehen sollen. Die englischen Truppen werden mit bedeutenden Kräften daran teilnehmen. Auch die belgischen Truppen werden sich an den Angriffshandlungen beteiligen. Sobald der Feind erschüttert sein wird, werden die Truppen an den bis dahin untätig gehaltenen Teilen der Front ihrerseits angreifen, um die Unordnung zu vervollständigen und den Feind zur Auflösung zu bringen. Es wird sich für alle Truppen, die angreifen, nicht nur darum handeln, die ersten feindlichen Gräben wegzunehmen, sondern ohne Ruhe Tag und Nacht durchzustoßen über die zweite und dritte Linie, bis ins freie Gelände. Die ganze Kavallerie wird an diesen Angriffen teilnehmen, um den Erfolg mit weitem Abstand vor der Infanterie auszunutzen. Die Gleichzeitigkeit der Angriffe, ihre Wucht und Ausdehnung werden den Feind hindern, seine Infanterie- und Artillerie-Reserven auf einem Punkte zu versammeln, wie er es im Norden von Arras tun konnte. Diese Umstände sichern den Erfolg. Die Bekanntgabe dieses Befehls an die Truppen wird nicht verfehlen, ihren Geist zur Höhe der Opfer zu erheben, die von ihnen gefordert werden müssen. Es ist daher unbedingt nötig, daß die Weitergabe des Befehls mit Klugheit und Überzeugung geschieht.
gez. Joffre."

Der Befehl geriet bald nach seiner Ausgabe in deutschen Besitz. In unverkennbarer Weise war die Absicht festgelegt, eine Entscheidungsschlacht zu schlagen, die Räumung des besetzten Gebiets zu erzwingen und die Neutralen zum Anschluß an den Vierverband zu bestimmen.

Auch über ein neues Angriffsverfahren des Feindes war man auf deutscher Seite völlig unterrichtet. Am 16. April 1915 hatte Joffre in einer langen Verfügung auf Grund der letzten Erfahrungen "Ziele und Vorbedingungen für eine [286] allgemeine Operation" auseinandergesetzt. Dieses Schriftstück fiel aber schon vierzehn Tage nach seiner Ausgabe in deutsche Hände und gab, schnell auf der ganzen Front verbreitet, die Grundlage für die deutsche Abwehr. Das neue Angriffsverfahren bestand darin, daß die Truppe nach etwa vier- bis fünfstündigem, auf engem Raum mit größter Beschleunigung abgegebenem massenhaften Artilleriefeuer aller Kaliber ("Trommelfeuer"), durch Annäherungsgräben gedeckt, bis auf Sturmentfernung (150 bis 200 m vom Feinde) herangeführt und in Gräben und auf Sammelplätzen (den sogenannten "Wabengräben") bereitgestellt werden sollte. In der Nacht vor dem Sturm war noch weiter vorwärts eine Sturmausgangsstellung auszuheben (tranchée de départ). Erwies sich die Feuervorbereitung nicht als ausreichend, um die materielle und moralische Widerstandskraft der Verteidiger zu vernichten, so konnte das Feuer auch auf mehrere Tage ausgedehnt werden. Der Angriff sollte somit mit dem Sturm beginnen. Die erste feindliche Linie sollte in breiter Front von in 1200 bis 1500 m Breite nebeneinander gestellten Divisionen mit starker Tiefengliederung, Brigaden und Regimenter hintereinander, überrannt werden. Durch steten Nachfluß von Verstärkungen sollte die Bewegung bis zu einem tief im feindlichen Stellungssystem bezeichneten Angriffsziel in Fluß gehalten werden. Die Angriffswellen folgten sich mit geringem Abstand und bestanden aus aufgelösten ganzen Kompagnien mit nur einem halben Schritt Zwischenraum von Mann zu Mann, so daß auf einem Raume von 1200 m Breite und 170 m Tiefe 3600 Mann vereinigt waren. Der Angriff wurde zunächst nur mit der ersten Brigade durchgeführt, während die zweite alarmbereit in ihren Quartieren blieb. - Es wurden deutscherseits aber auch die Nachteile dieses Verfahrens erkannt. Die Bereitstellung der Regimenter hintereinander mußte zur völligen Vermischung aller Verbände führen und die Möglichkeit einer jeden Führung ausschalten. Ein Hindurchstoßen der einzelnen Angriffswellen durcheinander war unausführbar, da die nachfolgenden Teile keinen Raum fanden, durch die haltenden Massen des vorderen Treffens hindurchzustoßen. Die Gefahr war unverkennbar, daß die Unterstützungen in den engen Maschen des ersten Treffens hängen blieben. Das Joffresche Verfahren verwandelte die Division in eine einzige unhandliche Phalanx, die, einmal in Bewegung gesetzt, nur noch geradeaus vorgehen oder in vollster Auflösung zurückfluten kann. Durch das geistlose Schema, das auf jede selbständige Reserveverwendung verzichtete, wurde jede eigentliche Führertätigkeit vernichtet. Ein kleiner Teil der Geschütze sollte die feindliche Artillerie niederhalten, ein Drittel der Feldartillerie die Hindernisse zerstören, zwei Drittel die Schützengräben sturmreif machen. Es wurden hierbei gerechnet auf je 200 m33 zwei 75-mm-Batterien mit 80 bis 100 Schuß für das Geschütz. Von den schweren Kalibern wurden für das Geschütz in fünfstündigem Trommelfeuer gerechnet [287] 40 bis 50 Schuß für jedes 220-mm-, 50 bis 60 Schuß für jedes 150-mm- und 60 bis 80 Schuß für jedes 120-mm-Geschütz. Das Angriffsverfahren verzichtete auf jede Überraschung; es gründete sich auf die Wirkung eines überlegenen Masseneinsatzes von Munition und der Wucht des Angriffsstoßes stark überlegener und bis zum Einsatze geschonter Infanterie, verlangte die zeitraubende Bewegung ungeheurer Erdmassen und zwang die Führer, gerade dort anzugreifen, wo sich die beiderseitigen Linien schon auf Sturmentfernung gegenüber lagen. Zur Abwehr eines derartigen Angriffs wurden deutscherseits gefordert: Räumliche Trennung der durch Hindernisse geschützten und mit zahlreichen Unterständen versehenen rückwärtigen Linien, die also gleichzeitig mit den vorderen Linien besetzt werden mußten. Ausnutzung der flankierenden Wirkung von Maschinengewehren und einzelnen Feldgeschützen; der Einbruch des Feindes sollte mit sofortigem Gegenstoß beantwortet werden. Erkannte feindliche Batterien sollten schon in ruhigen Zeiten bekämpft werden. Zerschlagen der feindlichen Angriffsarbeiten mit schweren Steilfeuergeschützen und Minenwerfern sollte den Angriff hinausschieben; während des Angriffs sollte die schwere Artillerie im Feuer auf den vorderen Gräben liegen bleiben, um das Nachfolgen feindlicher Unterstützungen zu verhindern.

Eine Vorübung stellten die Franzosen an, indem am Morgen des 7. Juni mit der von Lihons (südlich der Somme) herangeführten 21. Infanterie-Division ein Angriff nach sechsstündigem Trommelfeuer an der Grenze der 26. Reserve- und der 52. Infanterie-Division bei Serre ausgeführt wurden. Die Kunde von einer beabsichtigten Durchbruchsschlacht war schon frühzeitig nach Bapaume hinter die deutsche Front gelangt. Wertvolle Nachrichten hatten die Franzosen aus Jütland über die Besetzung der Stellung erhalten, durch Ausfragen von Urlaubern.

Der Angriff nach dem Joffreschen Verfahren glückte. Die vordere Linie wurde in Divisionsbreite eingestoßen, auch im zweiten Graben fester Fuß gefaßt und der gewonnene Raum nach den Seiten erweitert. Die Fortsetzung am 10. Juni hatte jedoch keinen Erfolg; anderseits vermochten aber auch die verspätet eingesetzten schwachen deutschen Gegenstöße den Franzosen ihren ersten Erfolg nicht wieder zu entreißen. Ein zweiter Angriffsversuch wurde von den Franzosen am 14. September an der Nahtstelle der 111. und 52. Infanterie-Division unternommen. Die Kämpfe als Erläuterung des neuen, der deutschen Führung bekanntgewordenen Angriffsverfahrens wurden aber leider nicht genügend gewürdigt. Geringeren Umfang, jedoch ohne Erfolg, hatten englische Angriffe bei Givenchy im Artois am 14. und 18. Juni: Ausführung einer größeren Minensprengung gegen die Stellung der 14. Infanterie-Division; die Abwehr zeigte die Notwendigkeit des guten Zusammenwirkens von Infanterie und Artillerie sowie die Bedeutung sofort ausgeführter Gegenstöße selbst kleiner Abteilungen.

[288] Grundlegend für die feindlichen Angriffsvorbereitungen waren vorzügliche photographische Geländeaufnahmen. Eine Karte im Maßstabe von 1 : 5000 wurde angefertigt, in der die Ergebnisse der Luft- und Erderkundungen eingezeichnet waren, aber alles fortgelassen war, was, falls die Karte in deutsche Hände fallen sollte, einen Anhalt zur Kenntnis der französischen Stellung bieten konnte. Alle Gräben und Grabenstücke hatten Namen erhalten. So finden sich Erinnerungen an Napoleonische Ruhmestage, wie die Namen von Ulm, Eckmühl, Preßburg beweisen, auch ein Hindenburg-Graben fehlte nicht. Kamerun-Busch und Togo-Land waren vertreten. Andere Namen knüpften an das Dardanellen-Abenteuer an: Ouvrages de Stambul, de Smyrna, Tranchée des Dardanelles, du Sérail, de Péra. Andere waren der deutschen Geographie entlehnt: Boyau (Laufgraben) de Hanau, du Taunus, Cassel, Plauen. Wieder andere hießen: Boyau de Schiller, Tranchée de Goethe, de Wagner, de Nietzsche. Vom Kaisergraben kam man in den "Boyau du Harem", vom "Tranchée de Gretchen" war es nicht mehr weit zum Vandalen- und Kulturgraben. Einige Bezeichnungen entsprangen der Entwicklung des Kampfes: Tranchée de l'Entonnoir (Granattrichter). Die großen Sprenglöcher waren genau eingezeichnet. Ebenso der Standort der deutschen Artillerie, soweit sie diese zu kennen glaubten.

"Batteries", "pièces isolées", "mitrailleuses" (Maschinengewehr) und "lance-bombes" (Minenwerfer) waren durch Zeichen unterschieden. Alle waren mit Ziffern versehen, so daß ihre Bezeichnung bei Befehlen und Meldungen sehr einfach war. Besondere Bedeutung wurde den Unternehmungen gegen die deutschen Zufahrtslinien beigemessen.

Am 22. September, 8 Uhr 15 Minuten vormittags, fand auf die offene Stadt Stuttgart ein Angriff feindlicher Flieger, die unter der Deckmaske deutscher Abzeichen den deutschen Sicherheitsdienst getäuscht hatten, statt. Auch andere deutsche Orte, die Bahnhöfe von Conflans, Vouziers und selbst Metz wurden von feindlichen Fliegern mit Bomben beworfen. Von feindlichen Flugzeugen wurden im Rückengebiet landeskundige Soldaten in Verkleidung abgesetzt, um wichtige Kunstbauten zu zerstören. Auf diesem Wege ist der französischen Bevölkerung auch wohl Kunde von der bevorstehenden Befreiung geworden. Über Holland nach Belgien wurden einzelne waghalsige Leute mit den gleichen Aufgaben entsandt. Auch diese groß angelegte Unternehmung beweist, welche Bedeutung den bevorstehenden Angriffen beigelegt wurde; aber diese Absichten sind an der Wachsamkeit unserer Truppen und vor allem auch Neutraler, die ihre Pflichten wirklich erfüllt, gänzlich gescheitert. So wurde z. B. schon Anfang September von der holländischen Regierung in Maastricht ein Schiff mit 11 000 Bomben für Lüttich beschlagnahmt; zu gleicher Zeit wurden an der holländischen Grenze belgische Soldaten mit Sprengstoffen festgenommen. Mittelpunkt dieser Versuche, den deutschen Nachschub zu stören, war Brüssel, wo im Hause des belgischen Polizeibeamten Poels ein ganzes Sprengstofflager beschlagnahmt wurde.

[289] Räumlich getrennt sollten zu beiden Seiten des bei Noyon im flachen Bogen gegen Paris vorspringenden Teiles der deutschen Stellungen auf den bekannten Schlachtfeldern der Winterschlacht zwei Angriffe geführt werden: ein Nordangriff im Artois südlich des Kanals von La Bassée, der im weiteren Verlauf den rechten deutschen Flügel gegen das Meer drängen sollte; ein anderer Angriff wurde im Raume zwischen Reims und den Argonnen angesetzt. Hatten beide Angriffe Erfolg, so brach unter dem Vordrängen der 5. Armee zwischen Craonne und der Aisne das Mittelstück der deutschen Stellung zusammen. Ein glänzender Endsieg in Belgien gegen die deutsche Armee schien so sicher, daß die Geheimhaltung der Absichten kaum als den Erfolg begünstigend in Frage kommen konnte. Nebenangriffe waren vorgesehen von dem V. britischen Armeekorps bei Bellewaarde Ferme und Hooge (Ypern), vom britischen III. Armeekorps und der indischen Mirut-Division bei Armentières und Givenchy.

Vorgreifend sei bemerkt, daß diese am 25. September einsetzenden Angriffsabsichten täuschen konnten und daß sie nach anfänglichen Erfolgen bald zusammenbrachen. Der Angriff in Flandern war durch eine Minensprengung eingeleitet; am Abend war der neue Minentrichter wieder in deutschem Besitz. Am 29. und 30. antworteten die dortigen deutschen Verbände mit größeren Minensprengungen; die anschließenden Gefechte hatten nur örtliche Bedeutung. Auch ein auf Zeebrügge mit etwa 80 kleineren Schiffen angesetzter Vorstoß der englischen Marine war ohne Bedeutung. Auf beiden Kampffeldern hatte man den Vorteil, die Vorbereitungen, die noch von der Winterschlacht vorhanden waren, benutzen zu können.

Aber auch die deutsche Führung hatte alles getan, sich die Erfahrungen der Winterschlacht zunutze zu machen. Die Straßenbauten waren verbessert; dann entstand hinter der ersten, mit etwa einem Kilometer Abstand, eine zweite, fast durchweg nach den neueren Erfahrungen am Hinterhang liegende Stellung. Völlige Ruhe war in der Champagne nicht eingetreten. Am 27. April nahm das I. Bataillon Infanterie-Regiments 158 (50. Infanterie-Division) feindliche Gräben auf dem Fritsch-Berge, am 9. Juni nahm die 16. Reserve-Division an der "Traube" auf Höhe 196 ein Grabenstück. Auch der Minenkrieg gewann an Bedeutung.

Die deutsche Führung war über den Umfang des aufziehenden Gewitters nicht im Zweifel. Vor der Front der 6. Armee beiderseits von Arras, dann bei der 3. Armee auf der Front von Souain - Massiges erregten langandauernde Truppenbewegungen, Beobachtungen von Truppenabteilungen, die alle in gleicher Richtung marschierten und die man zutreffend als Arbeiterkolonnen ansprach, frühzeitig die Aufmerksamkeit. Der Umfang neuer Lagerbauten, neu mit diesen in Zusammenhang stehende Wege und Kleinbahnen, dann das Auftreten von Batterien in Stellungen aus denen Geschütze bislang noch nicht gefeuert hatten, verrieten Angriffsabsichten und gaben die Möglichkeit, die vermutlichen [290] Angriffsstellen herauszuschälen. Am 12. August konnte die 3. Armee die Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Angriffs melden; vom 25. August begann beim Feind überraschend eine planmäßige, ununterbrochene, durch Artilleriefeuer unterstützte Schanztätigkeit auf der ganzen Front. Die Fliegertätigkeit nahm bei der feindlichen Luftüberlegenheit zu, dehnte sich mit dem ersichtlichen Zweck, den Straßenverkehr zu beaufsichtigen, auch auf die Nachtstunden aus. Die Artillerietätigkeit nach vorherigem Einschießen nahm zu; Ortschaften, Straßen und Batterien wurden unter Feuer genommen. Einen Anhalt, wieviel Artillerie gegenüberstand, konnte man nicht gewinnen; jedenfalls war der Feind an Zahl und Kaliber der Geschütze erheblich überlegen.

Am 21. August stellte sich bei Aubérive ein Überläufer ein, der den Beginn des ursprünglich von Joffre geplanten großen Angriffs auf den 15. September voraussagte. Als am 5. September das Wetter aufklärte, lag vor den Augen der deutschen Flieger ein genaues Bild der Erdarbeiten, wie sie Joffre für den Angriff in seiner Vorschrift verlangt hatte. Die Vorliebe der Franzosen für Schemata machte es nicht schwer, die Zahl der einzelnen, für den Angriff bestimmten Divisionen abzuzählen. Nur ungenügend konnte die deutsche, noch immer unter Munitionsmangel leidende Artillerie das Fortschreiten des Angriffs verzögern. Die zusammengefaßte Aufklärung war nicht müßig gewesen; aus an den verschiedensten Stellen gemachten Beobachtungen war das Bild immer deutlicher geworden. Die Franzosen hatten ihre Angriffsdivisionen auf kurze Zeit aus ihren Ruhequartieren auf einige Tage in die vorderen Gräben gebracht, damit sie das Angriffsgelände kennenlernen sollten; dann war ihr Platz wieder durch Territoriale oder Kavallerie eingenommen. Trotzdem war es der 3. Armee gelungen, bis zum 22. September von 30 feindlichen Angriffsdivisionen 18 der Nummer nach festzustellen. Am 21. meldete sich wieder ein Überkäufer, der den erwarteten Angriff für den nächsten [291] Tag in Aussicht stellte. Mehrtägiges Artilleriefeuer sollte den Angriff vorbereiten.

Bei der 6. Armee in der Gegend von Arras konnte man in der zweiten Hälfte des August aus verstärkter Artillerietätigkeit des Feindes und eifrigem Vortreiben der Gräben auf Angriffsabsichten schließen; am 6. September wurde auffallend dichte Belegung der Orte westlich Arras erkannt, ebenso Materialanhäufung auf mehreren Bahnhöfen gemeldet. Auf der englischen Front schien man mit den Vorbereitungen eher im Rückstande zu sein. Der Abstand beider Linien war durchweg größer als auf der französischen Front; bis zum 21. September waren die Engländer im Durchschnitt bis auf 330 m herangekommen. Eine besondere Fliegertätigkeit war bei dem in der Luft überlegenen Feinde nicht zu bemerken; es fiel nur auf, daß auch bei den Franzosen fast nur englische Flieger aufstiegen. Die deutsche Artillerie hatte die feindliche Schanztätigkeit nicht verhindern können. Alle Anzeichen wiesen darauf hin, daß ein Hauptangriff nur auf der französischen Front zu beiden Seiten der Scarpe erfolgen, die Engländer sich voraussichtlich nur mit unterstützenden Maßnahmen beteiligen würden. So glaubte das Armee-Oberkommando 6, daß der eigentliche Angriff reichen würde im Norden nur bis zu der in der Frühjahrsschlacht verlorengegangenen Loretto-Höhe. Demgemäß wurden auch Verstärkungen vor allem dem I. bayerischen Reservekorps und der 111. Infanterie-Division zugeführt, bei beiden auch die bisherige Armee-Reserve (vier sächsische Bataillone) vor dem 10. September eingesetzt, eine neue Armee-Reserve um Douai aus der 26. Reserve-Infanterie-Brigade und der 8. Infanterie-Division mit einer Artillerieabteilung gebildet.

So stand für die Oberste Heeresleitung schon lange Zeit vor dem Angriffe fest, wo der Stoß zu erwarten war und welche Fronten daher Reserven zu Verstärkung der bedrohten Stellen abgeben konnten.


Der Angriff in der Champagne.

Die in der Champagne zwischen rechts der 7. und links der 5. Armee stehende 3. Armee (Generaloberst v. Einem, Chef des Stabes bayerischer Generalleutnant Ritter v. Höhn) hatte nach dem Erlöschen der Winterschlacht die Zeit nicht ungenutzt vergehen lassen. Es war von Vorteil, daß von Norden kommend zwei Eisenbahnlinien für den Nachschub über Rethel - Bazancourt und über Vouziers - Challerange zur Front führten, während zwei gleichlaufend zur Front führende Bahnlinien (Bazancourt - Somme-Py - Challerange und Chatelet - Juniville - Machault - Vouziers) Verschiebungen erleichterten. Der Straßenbau war mit allen Mitteln so gefördert, daß die Wege auch bei schlechtem Wetter starker Benutzung standhalten konnten. Die Stellung war auf Grund der Erfahrungen verbessert, eine mit etwa einem Kilometer Abstand während der Winterschlacht entstandene zweite Linie ausgebaut, dann noch eine "Reserve- [292] stellung" geschaffen, die bis zum Beginn der Schlacht aber noch keineswegs fertig war, an manchen Stellen nur einen flachen Graben aufwies. Deckungsgräben und Unterstände fehlten in der Reservestellung fast ganz. Sie lag auf den Höhen südlich der Suippes und wurde im weiteren Verlaufe durch die Punkte bezeichnet: durch Navarin Ferme (an der Straße Suippes - Somme-Py, nördlich Souain), durch die Butte de Tahure (192), dann durch die Höhen auf dem linken Dormoise-Ufer. Wichtig für das Bereithalten starker Reserven in unmittelbarer Nähe der Kampflinie erwies sich die bergmännisch geförderte Anlage von großen Tunnelbauten mit Kochstellen, Wasserversorgung und elektrischer Beleuchtung. Erst mit Zunahme der artilleristischen Wirkung verloren sie ihren Wert und wurden bei der Gefahr, daß die Eingänge verschüttet wurden, geradezu zu Menschenfallen.

Auf dem rechten Flügel der 3. Armee, durch einen Angriff offensichtlich nicht bedroht, stand im Anschluß an die 7. Armee das XIV. Reservekorps. Dann kam zu beiden Seiten der Suippes das XII. Reservekorps (General der Artillerie v. Kirchbach), das voraussichtlich nur in der Stellung seiner linken Flügeldivision (24. Reserve-Division) einem Angriff ausgesetzt war. Auf dem eigentlichen Kampffelde stand an Stelle des aus der Champagne Anfang April fortgezogenen VIII. Armeekorps das VIII. Reservekorps unter Generalleutnant Fleck (Chef des Stabes Sächsischer Oberst Freiherr v. Oldershausen, Korps-Hauptquartier Savigny), das aus drei Divisionen bestand (15. Reserve-Division, Generalleutnant z. D. v. Liebert; 16. Reserve-Division, Generalleutnant v. Ditfurth; die neugebildete 50. Infanterie-Division, Generalmajor v. Engelbrechten). Das Korps schloß mit der linken Division (16. Reserve-Division) auf dem "Kanonen-Berge" (199 nördlich Massiges) an die zu beiden Seiten der wichtigen Straße Monthois - Cernay en Dormois - Ville sur Tourbe - St. Ménéhould an die 21. Reserve-Division (XVIII. Reservekorps) der 5. Armee an. Reserven waren, als der Angriff bevorstand, außer aus einem der Armee-Kavallerie bei Rethel unter dem Obersten Graf zur Lippe-Biesterfeld gebildeten Verbande (neun Eskadrons) und den Rekrutendepots nicht vorhanden.

Das Armee-Oberkommando hatte sich in Erwartung des Angriffs von Béthéniville nach Vouziers begeben. Es hatte keine Zweifel über den Ernst des bevorstehenden Angriffs, die aber nicht von den Nachbararmeen und von der Obersten Heeresleitung geteilt wurde. Der Chef des Generalstabes des Feldheeres suchte durch eine auf das äußerste gesteigerte Sparsamkeit in der Ausgabe von Reserven den Forderungen eines lang dauernden Ermattungskrieges nachzukommen. Kräfte verschlingend war der serbische Feldzug, im September wurden acht Divisionen aus Rußland nach Serbien geführt. In der Champagne hätten sich durch rechtzeitigen Einsatz von Reserven Verluste der Stellungstruppen und überhastetes Einsetzen der schließlich doch notwendig werdenden herangehetzten Verstärkungen vermeiden lassen. So wurde das am 1. September im Osten aus den Verfolgungskämpfen am Bug und an der Jasiolda herausgezogene und auf- [293] gefüllte Gardekorps (Gruppe Linsingen) am 11. und 12. September in Warschau verladen und nach Genval in Belgien gefahren, während das X. Armeekorps, ebenfalls aus dem Osten kommend (Heeresgruppe Mackensen), gar nicht in Belgien ausgeladen und dann nach der Champagne gewiesen wurde. Erst am Nachmittag des ersten Schlachtentages in der Champagne, somit nur zu spät, befahl die Oberste Heeresleitung das Heranziehen weiterer Verstärkungen; der 56. Infanterie-Division von Saarburg, 192. Infanterie-Brigade aus dem Bereich der 7. Armee, der 20. Infanterie-Division mit einer schweren Haubitz-Batterie aus Belgien. Noch am 20. September wurde die 85. Reserve-Infanterie-Brigade aus ihrer Stellung bei Souain herausgezogen, um ihrem in Serbien befindlichen Korps zu folgen. Als Ersatz erhielt die 3. Armee aus Lothringen die 183. (sächsische) Infanterie-Brigade mit drei Regimentern, die erst ganz kurz vor dem Angriff, während des vorbereitenden Artilleriefeuers, am 24. September zwischen der 15. Reserve-Division und 50. Infanterie-Division eingeschoben wurde. Vorübergehend wurde auch die schon für Abbeförderung nach Serbien bestimmte 5. Infanterie-Division bei Attigny angehalten. Dann trafen noch zwei Mörser- und eine schwere Feldhaubitz-Batterie und ein Pionier-Regiment ein. Am 23. wurden elf bespannte schwere Batterien überwiesen, die aber erst eintrafen, als der Hauptangriff schon im Gange war.


Die Artillerievorbereitung in der Champagne.

Die Zeit des Angriffs nahte. Am 21. September erließ Joffre seinen letzten Befehl:

                  "Weisung für die nördliche und mittlere Heeresgruppe.
      Allen Regimentern ist vor dem Angriff die ungeheure Kraft des Stoßes, den die französischen und englischen Armeen führen werden, etwa in folgender Weise klarzumachen:
      Für die Operationen sind bestimmt:
            35 Divisionen unter General de Castelnau,
            18 Divisionen unter General Foch,
            13 englische Divisionen und
            15 Kavallerie-Divisionen (darunter 5 englische).
      Außerdem stehen zum Eingreifen bereit:
            12 Infanterie-Divisionen und die belgische Armee.
      Dreiviertel der französischen Streitkräfte nehmen somit an der allgemeinen Schlacht teil. Sie werden unterstützt durch
            2000 schwere und 3000 Feldgeschütze,
deren Munitionsausrüstung bei weitem jene vom Beginn des Krieges übersteigt.
      Alle Vorbereitungen für einen sicheren Erfolg sind gegeben, vor allem, wenn man sich erinnert, daß bei unseren letzten Angriffen in Gegend Arras nur 15 Divisionen und 300 schwere Geschütze beteiligt waren."

Den Angriff in der Champagne in 32 km Breite längs der vier großen, [294] nach der Straßenstrecke Vouziers - Rethel ziehenden Straßenzüge führte General Castelnau mit der 2. (General Pétain) und 4. Armee (General Langle de Cary). Zum Angriff in erster Linie waren bestimmt 22 Divisionen und 8 in zweiter Linie. Bereitgestellt waren für die Vorbereitung 1286 Feld- und 660 schwere Geschütze, so daß auf jeden Kilometer der Front 40 leichte und 20 schwere Geschütze entfielen. Wieviel Geschosse verfeuert wurden, läßt sich für die einzelnen Tage nicht feststellen; nach Angaben des russischen Militärbevollmächtigten war in den ersten fünf Angriffstagen der Verbrauch für Tag und Rohr 200 Geschosse für die leichten und 100 Geschosse für die schweren Geschütze. Eine französische Division will in 24 Stunden allein 10 000 Granaten verfeuert haben. Die sächsische 24. Reserve-Division zählte in zehn Stunden 80 000 Granaten, die in ihrem Bereich einschlugen. Zum erstenmal verwendeten die Franzosen 37-mm-Mörser. Am 22., vormittags 7 Uhr, begann das Artilleriefeuer, das sich mit weittragenden Geschützen besonders gegen die Eisenbahn Challerange - Bazancourt richtete, so daß die umfangreichen deutschen Ausladestellen zerstört wurden, Truppen und Nachschubbedürfnisse in größerer Entfernung von der Gefechtsfront ausgeladen werden mußten. Munitionskolonnen hatten sogar bis zu 25 km Marsch, ehe sie ihre Batterien erreichten. Das Feuer lag weiter auf den bekannten Stabsquartieren und den mit Truppen belegten Örtlichkeiten und Lagern, sodann mit mittleren Kalibern auf den Batterien, dann mit allen verfügbaren Kalibern auf der ersten und zweiten deutschen Linie, mit der Absicht, Hindernisse zu zerstören, Unterstände zu verschütten, Schützengräben und Verbindungen so "einzutrommeln", daß, wie General Castelnau sich ausdrückte, der Angriff gegen einen völlig entmutigten Feind aus den dicht an die deutschen Linien herangetriebenen Annäherungsarbeiten eigentlich nur noch in einem Vorgehen mit umgehängtem Gewehr bestehen sollte. Je näher der Zeitpunkt des Angriffs kam, um so heftiger wurde das Feuer. Man ging französischerseits von der Voraussetzung aus, daß unter einem solchen Feuer kein lebendiges Wesen außerhalb der Deckungen bleiben könnte, daß Unterstände mit geringeren Deckungsstärken vernichtet werden würden, daß alles sich in den festesten Unterständen zusammendrängen, daß Alarmierungseinrichtungen vernichtet, daß alle Eingänge verschüttet werden würden, so daß die Angreifer die Stellungen überrannt haben würden, ehe noch die Verteidiger einzeln aus den verschütteten Ausgängen der Unterstände würden die Brustwehr erreichen können.

Mannhaft kämpfte die deutsche Artillerie gegen die feindlichen Geschütze an, richtete vielfach ihr Feuer auf die noch nicht besetzten Gräben und suchte sich mit allen Mitteln zur Abgabe rechtzeitigen Sperrfeuers bereit zu halten. Die Überlegenheit des Feindes aber war zu groß; durchschnittlich wurden 30 bis 35 französische Batterien in einem Divisionsabschnitt gezählt. Vielfach hatten in Feuerpausen die deutschen Bedienungen unter dem Maschinengewehrfeuer tief fliegender Flieger zu leiden, die auch in der Nacht den Munitionstransport zu stören [295] suchten. Drahtverbindungen mit den Beobachtern waren frühzeitig zerschossen; vom zweiten Tage ab waren die Gräben völlig eingeebnet, die älteren Unterstände zum Einstürzen gebracht, andere, die noch standhielten, verschüttet. Ein Versuch, die Nacht zum Ausbessern der Deckungen zu benutzen, wurde bald als gänzlich aussichtslos im ununterbrochenen Feuer unterlassen. In der Nacht zum 24. trafen die ersten artilleristischen Verstärkungen ein: zwei Mörser-Batterien Fußartillerie-Regiments 9 und drei schwere Feldhaubitz-Batterien I./Fußartillerie-Regiments 4. Weitere Verstärkungen waren im Anmarsch. Entschlossen wartete die Infanterie in Granattrichtern den Angriff des Feindes ab. Feuerpausen konnten bei der Kürze der Zeit nicht zum Heranführen der Verpflegung benutzt werden. Schwer litt die brave Truppe unter Durst. Am 24. hörte das Feuer auf. Französische Erkundungsabteilungen gingen auf der ganzen Front vor, um sich von der Wirkung des Feuers zu überzeugen. Rechtzeitig erkannt, wurden diese Vorstöße an allen Stellen abgewehrt. Der Franzose hatte jedoch genug gesehen. Sein auf der ganzen Front wieder aufgenommenes Feuer richtete sich gegen die Stellen, die noch Widerstandskraft besaßen und wo Sperrfeuer-Batterien aufgetreten waren.

In der Nacht vom 24. zum 25. wurde von den Franzosen die Sturmausgangsstellung ausgehoben, die 80 bis 400 m, im Mittel 200 m von den deutschen Gräben entfernt lag; vielfach wurden die Sturmentfernungen dadurch noch verkürzt, daß sich die vorderen Wellen vor dem eigenen Graben im offenen Gelände hinlegten. General Castelnau hatte die Joffresche Angriffsvorschrift dahin abgeändert, daß die Divisionen drei Regimenter nebeneinander, mit den Bataillonen hintereinander, einsetzen sollten. Das vierte Regiment der Division sollte in Reserve folgen, die Bataillone in vorderer Linie in vier bis sechs dichten Schützenlinienwellen mit 50 m Abstand, die Reserven in Kolonnen mit den berittenen Offizieren vor der Front. Der ersten Welle gingen Handgranatentrupps voraus, "Grabensäuberer" folgten, um Gefangene zusammenzulesen und wiederauflebenden Widerstand zu vernichten. Die Einführung der "Grabensäuberer" legalisierte das Ermorden wehrloser Gefangener, gleichviel, ob verwundet oder unverwundet. Kannten denn die französischen Führer so wenig den Charakter ihres Volkes? Kein deutscher Führer hat den Befehl gegeben, wie z. B. General Marchand vor der Champagne-Schlacht tat, keine Gefangene zu machen, was aus Selbsterhaltungsgründen in Kolonialkriegen wohl üblich gewesen ist.34 Einzelne Bataillone führten 65-mm-Geschütze zur Bekämpfung der Maschinengewehre mit sich. Um die eigenen Truppen der Artillerie kenntlich zu machen, trugen die Mannschaften weiße Tücher auf dem Rücken.


[296] Der Sturm.

Trüb und regnerisch brach der 25. an; das war nicht die Sonne von Austerlitz, auf die der französische Soldat, auf die Flieger und Artilleristen so besonders gerechnet hatten. Um 6 Uhr früh wurde der Morgenkaffee getrunken, um 9 Uhr 15 Minuten früh legte fast unmerklich die Artillerie ihr Feuer vor, und gleichzeitig überschritt die erste Woge genau nach Joffreschem Befehle die Brustwehr.

Französischer Angriff in der Herbstschlacht 1915

[290]
      Skizze 12: Französischer Angriff in der Herbstschlacht 1915 in der Champagne.
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Die Truppe war voller Schwung, sie glaubte, in den deutschen Linien keinen Widerstand mehr zu finden. Noch einmal schwoll das Artilleriefeuer zu größter Heftigkeit an. Die feindliche Artillerie hatte 72 Stunden lang in höchster Feuergeschwindigkeit gewirkt! Mußte da ein Angriff, mit gewaltiger Überlegenheit unternommen, nicht Erfolg haben? Die Sturmentfernung betrug im Mittel 200 m, die im Schritt und meist ohne Verlust zurückgelegt wurden, da der Verteidiger Zeit brauchte, um seine Schlupfwinkel zu verlassen, und das Sperrfeuer trotz aller Aufmerksamkeit erst allmählich einsetzte. Und nun geschah das Unglaubliche: erst vereinzelt, dann immer allgemeiner wurde das deutsche Infanteriefeuer, in das sich sehr bald von allen Seiten das Tacken der Maschinengewehre mischte. Schwere Verluste hatte die deutsche Infanterie erlitten, erschöpft mochte sie sein, aber in keiner Weise zusammengebrochen. Nur wo Verteidiger fehlten, da vermochten die feindlichen Wogen Gelände zu gewinnen, die aushaltenden schwachen Grabenbesetzungen zu umfassen und einzuschließen; der Widerstand hörte trotzdem nicht auf. Wenn kampflos Gefangene gemacht wurden, so waren es Verschüttete, die sich einzeln mühsam ans Tageslicht arbeiteten und sich dann unerwartet mitten unter den Franzosen befanden. An anderen Stellen hatten sich einzelne Trupps, mit Übermacht von allen Seiten angefallen, ergeben müssen. Nicht zu verhindern war es auch, daß bewegungsunfähige vorgeschobene Batterien in Feindeshand fielen. So war der allgemeine Verlauf des ersten Teils des Kampfes. Der Franzose hatte festen Fuß in der deutschen Stellung gefaßt; es bedurfte nur noch des Einsatzes der Reserven, um den Sieg zu vollenden. Aber die Reserven folgten nicht. An manchen Stellen schlug sogar französisches Artilleriefeuer in die eigenen, dicht zusammengedrängten Reihen. Die Geschichte dieser verworrenen Kämpfe kann nicht geschrieben werden; diejenigen, die am besten berichten können, sind gefallen, so kann es sich nur um einige Gefechtsepisoden handeln! - Auf dem rechten Flügel des Kampffeldes fiel die Grenze zwischen 23. und 24. Reserve-Division [297] mit dem Lauf der Suippes zusammen; das bollwerkartig vorspringende große Dorf Aubérive gehörte der 24. Reserve-Division. Die Angriffe gegen den rechten Flügel des Reservekorps waren ohne Erfolg geblieben; in Aubérive hielten trotz Angriffs von allen Seiten die 11. Reserve-Jäger aus, während weiter östlich die Grabenbesatzungen auf die Reservestellung südlich St. Souplet zurückgedrängt wurden, wobei mehrere Batterien dem Feinde hatten überlassen werden müssen. Vorzüglich hielt westlich der Straße Souain - Somme-Py Reserve-Infanterie-Regiment 103 aus; von allen Seiten bedrängt, bahnte es sich schließlich mit der blanken Waffe den Rückzug bis zur Reservestellung.

Schwere Kämpfe waren an der Straße Suippes - Souain - Somme-Py zu erwarten, hier wollten die Franzosen mit aller Kraft durchbrechen; sie trafen hier auf die kampferprobte 15. Reserve-Division35 unter Generalleutnant z. D. v. Liebert, der seit dem 24. - also während des Artilleriefeuers - durch das sächsische Regiment 184 und das württembergische Infanterie-Regiment 122 der 183. Reserve-Infanterie-Brigade36 verstärkt wurde. Die von Franzosen bedrängte 6. Batterie Reserve-Fußartillerie-Regiments 15 wurde, als sie jeden Augenblick das Vorgehen des Feindes zum Sturm erwarten mußte, durch in die Angreifer einschlagende französische Granaten befreit. Danach gelang es den Massen der Feinde, hier erhebliche Fortschritte zu machen; aber an der nur ganz schwach besetzten37 zweiten Stellung, in der ohne Rücksicht auf Zusammengehörigkeit Truppen aller deutschen Stämme fochten, brach sich das französische Vorgehen. Die 50. Infanterie-Division hielt den Abschnitt von Tahure. Mit echt westfälischer Zähigkeit kämpften die Regimenter. Unvermeidlich war es gewesen, daß bei der Division sechseinhalb Feldkanonen-, eine schwere Feldhaubitz-Batterie, acht schwere Kanonen verloren gegangen waren.

Besonders sei des Regiments 53 unter seinem vorzüglichen Kommandeur, Oberstleutnant v. Troilo, gedacht. Das Regiment, das vier Kompagnien zur Korpsreserve zu stellen hatte, hielt mit nur fünf Kompagnien den 2250 m breiten vorderen Abschnitt, dahinter drei Kompagnien in Bereitschaft und zwei in zweiter Stellung. Gegen die Front richtete sich der Angriff von vier französischen Regimentern mit acht Bataillonen, tief gegliedert nebeneinander. Die vordere Linie wurde zwar von der Übermacht überrannt, und der zähe Widerstand noch weiter aushaltender Abteilungen schließlich durch Umfassung und Rückenangriff gebrochen. Ehre dem tapferen Regiment, das hier der Übermacht erlag, aber mit seinen, durch einige Reserven verstärkten Trümmern noch bis zum Abend des 1. Oktober standhielt. Vom 22. September bis zum 10. Oktober verlor das Regiment 56 Offiziere 2583 Mann. Infolge der Über- [298] macht an Menschen und Material und des zähen Festhaltens der vorderen Linie waren hohe Verluste an Gefangenen unvermeidlich.

Das glänzende Verhalten dieses Regiments steht in keiner Weise vereinzelt da. Genannt sei bei der anschließenden 16. Reserve-Division nur das hartnäckige Aushalten von II./Reserve-Infanterie-Regiment 65 unter dem tatkräftigen Rittmeister v. Schenk auf Höhe 196 bei Le Mesnil in einer Hinterhangstellung, die von Flachbahngeschossen nicht zu erreichen war. Die Truppe, obwohl in rechter Flanke und im Rücken angegriffen, hielt ihre Stellung, machte sich durch Gegenstöße Luft und konnte am Abend des ersten Gefechtstages sich sogar rühmen, bei einem Verlust von 8 Offizieren 180 Mann (darunter nur 60 Tote und 5 Gefangene) dem Feinde 300 Gefangene und zwei Maschinengewehre abgenommen zu haben. Ein Glücksfall war, daß der französische Regimentsstab gleich beim Einbruch zusammengeschossen wurde.

Schwere Kämpfe gab es auf der Höhe 199 nördlich Massiges, auf dem "Kronenberg"; der Kampf wogte hin und her, doch gelang es der Truppe, sich hier zu behaupten. Schwere Verluste waren unvermeidlich.

Am Abend des ersten Schlachttages hatten die Franzosen ihre weitgesteckten Angriffsziele nicht erreichen können; sie hatten gewonnen, auf ihrem linken Flügel anfangend, die Gräben südlich Epine-Vedegrange an der Straße St. Hilaire - St. Souplet, dann die Höhe von Navarin Ferme südlich Somme-Py, den Südhang der Arbre-Höhe, den Südrand der Butte de Tahure (192), das Gelände nördlich Ripont, dann scharf nach Südosten auf Ville sur Tourbe umbiegend die Höhe 199 nördlich Massiges. Der französische Heeresbericht gab die Zahl der Gefangenen auf 10 000 an, einschließlich 200 Offiziere, dann waren 24 Feldgeschütze genommen. Ein neutraler Berichterstatter Stegemann schrieb im Bund: "Von der deutschen Mauer ist wohl an zwei Stellen der Bewurf gefallen und die äußere Steinschicht beschädigt worden; weiter aber reichte die Auswirkung dieser Offensive nicht". Nach einem Vierteljahr emsiger Vorbereitung an Truppenersatz, währenddessen unsere Heere im Osten die ungeheuren russischen Armeen niederwarfen und siegreiche, aber opfererheischende Arbeit für sich und andere leisten mußten, nach monatelanger Herbeischaffung von Munition aus den Waffenfabriken der halben Welt, besonders Amerikas, müssen die Franzosen und Engländer "Sieges"-Nachrichten geben, deren bitterer, wenn auch noch so sehr mit Zutaten umwickelter Kern eben doch der unleugbare Satz ist: "Wir kamen nicht durch!"

Die Franzosen hatten gewiß am Vormittag einen unleugbaren Erfolg auf der ganzen Front erzielt, Reserven waren jedoch nicht zur Stelle; die so oft den Deutschen gegenüber gerühmte Elastizität des Geistes fehlte gerade den Führern; sie begnügten sich mit ihren Anfangserfolgen. Wie ganz anders die deutschen Truppen! Selbst einzelne Leute, abgesprengt von ihren Kompagnien, setzten selbständig den Kampf fort, bis sie der Überzahl erlagen. Von Attigny war im [299] Fußmarsch und mit Lastkraftwagen die bewährte 5. Infanterie-Division (Generalleutnant Wichura) vorgezogen, und an der allen Champagne-Kämpfern wohlbekannten "Wegespinne" von Mazagran, eingetroffen. Nach Bemont Ferme zur Division Liebert vorrückend, erhielt die Division (5 Uhr nachmittags) den Befehl, zwischen der 50. Infanterie-Division und der 15. Reserve-Division vorzugehen über die Straße Souain - Tahure hinweg und die verlorene Artilleriestellung wiederzunehmen. Die Infanterie hatte von Mazagran bis Somme-Py 18 km zurückzulegen. Schweren Herzens mußte der Führer sich bei der vorgeschrittenen Tageszeit dazu entschließen, auf den Gegenstoß zu verzichten und sich mit dem Besetzen der Reservestellung zu begnügen. Auf dem Marsche war notgedrungen schon das Leib-Regiment Nr. 8 zur 16. Reserve-Division abgezweigt. Eine erhebliche Verstärkung der Front gewährte das Eintreffen von zwölf Feld- und drei schweren Feldhaubitz-Batterien. Jedenfalls waren jetzt ausreichende Kräfte zur Hand, um einen nächtlichen Durchbruchsversuch abzuwehren.

Einsatz der Verstärkungen bis zum 26., 9 Uhr vormittags
5. Armee 3. Armee
XVII. Reservekorps VIII. Reservekorps XII. Reservekorps
27.
Infanterie-
Division
9.
Landwehr-
Division38
21.
Reserve-
Division38
12.36
16. Reserve-
Division38
Infanterie-
Regiment 89
50. Reserve-
Division
12.36
15. Reserve-
Division38
24.
Reserve-
Division38
23.
Reserve-
Division

183.
Infanterie-
Regiment
184. In-
fanterie-
Regiment
122. In-
fanterie-
Regiment
4 Bataillone
und
24 Geschütze
der 28.
Infanterie-
Division
 
192.
Infanterie-
Brigade
mit 9
Bataillonen

 
 
 
Von
der
7.
Ar-
mee
Regiment
Lägeler
3
Bataillone
der 27.
Infanterie-
Division
General
v. Versen
56. In-
fanterie-
Division
General
v. Ditfurth
16.
Reserve-
Division
Infanterie-
Regiment
52
II. Feld-
artillerie-
Regiment
18 und
2 schwere
Feld-
Haubitz-
batterien
Grena-
dier-Regi-
ment 12
I. Feld-
artillerie-
Regiment
18
Leib-
Grenadier-
Regiment
8
Feld-
artillerie-
Regiment
54
Feldartillerie-
Regiment 35
Infanterie-
Regiment 118
Infanterie-
Regiment 88

192.

Infanterie-Brigade

= 9 Bataillone
Von der   28.       "             " = 4       "
57.       "             " = 9       "
56.       "             " = 9       "
Regiment Lägeler = 3       "

 34 Bataillone

[300] Der Tag hatte für die Franzosen mit schweren Verlusten geendet; die Kampfkraft der enttäuschten Truppen der ersten Linie war erschöpft, die Verbände waren an allen Orten durcheinander gekommen; es bedurfte erst geraumer Zeit, um sie wieder zu ordnen.

Im Lauf des 25. hatte sich die Oberste Heeresleitung überzeugen müssen, daß ihre Beurteilung der Lage unrichtig gewesen war; der von der 3. Armee seit mehreren Wochen befürchtete Massenangriff war tatsächlich erfolgt, die deutschen Truppen hatten unter schweren Verlusten Übermenschliches geleistet. Zwar waren diese Kämpfe ohne schwere Erschütterung der Front überstanden; doch hatte das nicht vorausgesehen werden können. Im Laufe der Nacht wurde die 192. Infanterie-Brigade der 7. Armee (Preußen, Württemberger, Sachsen) eingesetzt. Die von Saarburg herangeholte 56. Infanterie-Division (Generalmajor v. Versen) wurde mit Füsilier-Regiment 35 der 16. Reserve-Division, mit Infanterie-Regiment 118 der 50. Infanterie-Division zur Verfügung gestellt, während Infanterie-Regiment 88 zunächst noch zurückgehalten wurde, dann aber dem Füsilier-Regiment 35 nach dem "Kanonenberge" folgte. Die badische 29. Reserve-Division (7. Armee) setzte von jedem Regiment ein Bataillon und von jeder Batterie zwei Geschütze zur Unterstützung der benachbarten 24. Reserve-Division in Marsch. Dann wurde aus Belgien vom X. Armeekorps die 19. und 20. Infanterie-Division mit einer schweren Feldhaubitz-Batterie herangezogen. Empfindlich war die Vermischung aller Verbände; marschbereite Truppen mußten ohne Rücksicht auf die Kriegsgliederung dorthin geschickt werden, wo Hilfe not tat. Im Abschnitt der 16. Reserve-Division mit dem wichtigen Stützpunkt des "Kanonenberges" mischten sich die vier Regimenter der 16. Reserve-Division, dann noch Infanterie-Regiment 183 der sächsischen 183. Brigade,39, das Leib-Regiment 8 der 5. und das Füsilier-Regiment 35 und Infanterie-Regiment 88 der 56. Infanterie-Division, acht Regimenter von vier Divisionen. Im Lauf des 26. übernahm General v. Versen (56. Infanterie-Division) den Befehl im linken, General v. Ditfurth (16. Reserve-Division) im rechten Abschnitt. Auch bei den anderen Divisionen war eine ähnliche Vermischung aller Verbände eingetreten. Rechtzeitiges Bereitstellen von Reserven hätte dies verhindern können. Am 26. wurde von der Obersten Heeresleitung der Oberst v. Loßberg als Chef des Generalstabes zur 3. Armee entsandt. Es war wahrlich keine leichte Aufgabe, an einem Großkampftage den bisherigen Chef des Stabes (bayerischer Generalleutnant Ritter v. Höhn) zu ersetzen.

An Verstärkungen und Munition rollte heran, was nur irgend verfügbar gemacht werden konnte; aber trotz aller Verstärkungen an Mannschaften und [301] Geschützen blieb doch immer eine gewaltige Überlegenheit des Feindes bestehen. An ihm lag es, ob er bei dem großen Aufgebot an Kräften Sieger bleiben wollte.

Der Himmel begünstigte die deutschen Truppen; trübe und neblig brach der 26. an, so daß das Neuordnen der Truppen und das Heranführen von Verstärkungen sich ohne größere Störung vollzogen. Munitionsmangel hinderte auch die Franzosen, die deutschen Anmarschstraßen während der Nacht und am frühen Morgen unter Feuer zu halten. Vom Mittag ab setzte Regenwetter ein, das sich, begleitet von schneidendem Wind, in den nächsten Tagen verstärkte. Das war ein Wetter, wie es erfahrungsgemäß der französischen Truppe nicht zusagte. So kam es auch nur zu zusammenhanglosen Vorstößen; französische Batterien wurden vorgezogen, erhielten aber schweres deutsches Feuer. Vorübergehend zeigte sich stärkere Kavallerie, die aber auf jedes Eingreifen verzichtete. Im allgemeinen schoben sich die französischen Linien näher an die deutsche, fast durchweg am Hinterhang gelegene zweite Stellung der 24. und 15. Reserve-Division heran; Widerstandsnester, so z. B. Trou Bricot, wurden genommen. Französische Truppen prellten wohl gegen die schwach besetzten deutschen Linien vor. Die Hindernisse waren unzerstört, so wurden die Angreifer durch Feuer abgewiesen. Am Nachmittag gelang es endlich, nach kurzer Artillerievorbereitung einheitlich Truppen gegen die Stellung der 15. Reserve-Division vorzuführen; aber auch diesem Versuch war kein Erfolg beschieden. Der rechte Flügel der zäh aushaltenden 50. Infanterie-Division hätte leicht in Gefahr kommen können, wenn ihre schwere Lage rechtzeitig erkannt worden wäre. Franzosen waren weit über ihren rechten Flügel vorgekommen, brauchten nur einzuschwenken, um den tapferen Verteidiger zu vernichten - aber die französische Führung erkannte diese Lage nicht. Links hatte die 50. Infanterie-Division keine Verbindung mit der Nachbardivision, auch diese war im Laufe des Tages stark gefährdet; von den Höhen von Ripont aus hatten sich einzelne französische Abteilungen bis zur Dormoise-Brücke von Rouvroy vorgearbeitet. Konnte die Division ihre Stellung jetzt noch weiter halten? Der Divisionskommandeur befand sich auf seiner Befehlsstelle auf dem "Kanonenberge", hatte glücklicherweise noch Verbindung mit dem Generalkommando und erfuhr, daß Füsilier-Regiment 35 und zwei Radfahrer-Kompagnien der 50. und 56. Infanterie-Division im Anmarsch seien. So konnte die Hochfläche mit einem schwer gangbaren Steilhang im Rücken weiter gehalten werden. Links anschließend hielt noch immer die 21. Reserve-Division mit dem Reserve-Infanterie-Regiment 81 den "Ehrenberg" (191). Wirksam machte sich auch das Feuer der nördlich der Dormoise eintreffenden Batterien geltend. Am Abend hatte sich eine verhängnisvolle Lücke auf dem "Kanonenberg" gebildet, die durch einen entschlossen geführten Gegenstoß des Kommandeurs der Pioniere [302] VIII. Reservekorps, des Obersten Unverzagt, mit vier Bataillonen und zwei Maschinengewehr-Kompagnien wieder geschlossen wurde.40

Am 27. wurde durch sieben Pionier- und 23½ Armierungs-Kompagnien mit dem Ausbau einer neuen Reservestellung nördlich der Py und des Alin-Baches begonnen; als dann noch erhebliche Verstärkungen eintrafen, durfte die Gefahr eines Durchbruchs als beseitigt gelten. Teile der stark mitgenommenen Truppen konnten zurückgeführt werden. Zwischen dem XII. und dem VIII. Reservekorps wurde das bisher nach seiner Tätigkeit in Rußland und Belgien zur Auffrischung bestimmte X. Armeekorps (General v. Lüttwitz) eingeschoben. Von der zuerst heranbeförderten 20. Infanterie-Division wurde Infanterie-Regiment 77 dem XII. Reservekorps, Infanterie-Regiment 92 der 15. Reserve-Division und Infanterie-Regiment 79 der 50. Infanterie-Division zugeteilt. Einen kräftigen Halt gewährte die Mitwirkung der Artillerie. Auf den äußersten linken Flügel war von der in den Argonnen kämpfenden 27. Infanterie-Division das zusammengestellte Regiment Lägeler41 nach La Justice herangezogen, das dann am 27. und 28. den Kanonenberg verteidigte.

Die Franzosen hatten nach aufgefundenen Befehlen für den 27. die Absicht, die stark zerstörte deutsche zweite Stellung in einem allgemeinen Angriff zu durchbrechen. Aus einem allgemeinen Angriff wurden jedoch nur unzusammenhängende Teilvorstöße, die im Feuer der Verteidiger zerschellten. An einzelnen Stellen gelangten wohl schwache Abteilungen in die deutschen Stellungen, doch vermochten keine, ihren Erfolg zu erweitern. Das Auftreten starker Kavalleriemassen nördlich Souain mit dem Auftrage, den voraussichtlichen Erfolg der Infanterie durch rücksichtsloses Vorgehen zu vervollständigen, zeigte, wie sehr die Franzosen die Bedeutung ihrer bisherigen Kämpfe überschätzten. Die Kavallerie erlitt schwere Verluste. Unter den Gefangenen befanden sich Kavallerieoffiziere, die den Befehl gehabt hatten, ihre angreifende Infanterie zu begleiten und den Weg für die später vorgehenden Kavalleriemassen festzulegen. Zum Anreiten der Kavallerie ist es schon des schwierigen Geländes wegen nicht gekommen.

Der 28. zeigte bei zunehmender ungünstiger Witterung die gleichen Erscheinungen. Die französischen Truppen fühlten sich in ihren Erwartungen betrogen, und das wirkte auf die Stimmung. Interessant sind die später auf dem Schlachtfelde gefundenen Aufzeichnungen eines französischen Offiziers von diesem Tage:

      "Wenn ich seit dem 24. nicht mehr geschrieben habe, kommt es daher, daß wir durch den Angriff abgestumpft waren. Mein Bataillon hat 1300 Mann (?) verloren, darunter 12 Offiziere. Es sind nur noch drei von uns übrig. Man [303] befürchtet einen feindlichen Gegenangriff. Wir befinden uns in einer sehr schlechten Stellung. Der vorbereitete Stoß ist gründlich mißglückt. Es ist aus. Rechts, wo alles gut geht, versucht man, das Unglück wieder gutzumachen (20 000 Gefangene und 70 Geschütze). Das hindert nicht, daß der erste Angriff das Ziel nicht erreicht hat und uns entsetzlich teuer zu stehen gekommen ist. Das 103. und 104. Regiment haben sich geweigert vorzugehen. Meine Kompagnie zählt nur noch 30 von 210 Mann. Bei anderen Regimentern sieht es ähnlich aus. Ich bin todmüde. Man zermürbt uns den Kopf mit Kanonenschüssen. Es ist fürchterlich. Wir halten uns kaum noch aufrecht. Und dennoch: Man muß. Die deutschen Truppen sind großartig. Ich bewundere und achte meinen Gegner wegen seiner Tapferkeit, wegen seiner wunderbaren Disziplin, seines Ordnungssinns, auch im kleinen. Deutschland ist sehr mächtig und hat sich so aus sich selbst heraus geschaffen. Das ist herrlich. Seine edelste Eigenschaft ist äußerste Geduld, Ausdauer und Beharrlichkeit, den Enderfolg zu erringen für die Größe des Landes."

Ja, ihrer Ausdauer und Beharrlichkeit verdankten die deutschen Truppen den Sieg, denn dieser neigte sich ihnen jetzt zu. Die Truppe mußte nur aushalten, und das gelang ihr trotz aller Schwierigkeiten, die sich für den Abschub der Verwundeten, für das Heranbringen von Verpflegung und von Wasser ergaben. Die Gegner vervollständigten den Ausbau ihrer Stellungen, dadurch trat immer mehr Ruhe ein. Die Franzosen behaupten, bis über 23 000 Gefangene gemacht und 121 Geschütze erbeutet zu haben, 316 Offiziere und 17 550 Mann seien durch Chalons gekommen. Die 20. Infanterie-Division löste am 30. die stark mitgenommene 15. Reserve-Division ab, die hinter der Front die wohlverdiente Ruhe finden sollte. Hinter dem linken Flügel wurde die aus Lothringen herangezogene 37. Reserve-Infanterie-Brigade und die 53. Reserve-Division (aus Flandern) bereitgestellt, die 113. Infanterie-Division am Bahnknoten von Amagne als Reserve zurückgehalten. Von wichtigeren Ereignissen sei nur das Festsetzen der Franzosen auf dem bis dahin von der 21. Reserve-Division hartnäckig verteidigten Ehrenberg erwähnt.

General Castelnau mußte mit dem bisher Erreichten unzufrieden sein; er beabsichtigte eine Wiederholung des Angriffs mit den Divisionen, die bislang am wenigsten gelitten hatten. Das Wetter war seit einigen Tagen günstiger geworden. Am 4. Oktober nachmittags begann das Artilleriefeuer. Französische Überläufer hatten den Beginn des Angriffs für den 5. vorausgesagt, doch die Feuervorbereitung ging weiter. Erst am 6., 7 Uhr früh, nach 43stündiger Artillerievorbereitung, brach der Sturm von Aubérive bis zur Aisne los. Reichlich ausgegebener Alkohol sollte die Kampfesstimmung steigern. Auf dem rechten Flügel hielten die Sachsen zwischen Aubérive und Souain ihre Stellung. Nur bei der 20. Infanterie-Division westlich, dann bei der 5. Infanterie-Division östlich der Straße Somme-Py - Souain glückten Einbrüche, die aber bis zum 8. beseitigt [304] wurden. Eine Batterie der 20. Infanterie-Division (3./Feldartillerie 10) wurde von Marokkanern eingeschlossen. Die Bedienungsmannschaften mußten hinter der Batterie antreten und wurden abgeschlachtet. Bei der 50. Infanterie-Division gelang es dem Feinde, nach Einnahme der Trümmer von Tahure sich auch der beherrschenden Butte de Tahure zu bemächtigen; aber ein Gegenangriff der Regimenter 53 und 158 brachte das Vorgehen des weit überlegenen Feindes zum Stehen. Die vorgeschobene Ecke nördlich Mesnil wurde weiter gehalten. Auf dem linken Flügel der 3. Armee wurden alle Angriffe abgewiesen. Hier war es das mit Lastkraftwagen herangeführte Bataillon (II./Grenadier-Landwehr-Regiments Nr. 100, Oberstleutnant v. Koenneritz), das dem Angriff weit überlegener Massen standhielt; aber auch die eigenen Verluste waren schwer. Neue Verstärkungen wurden herangeführt, so daß nach Abwehr des Kampfes östlich der Suippes standen: die 24. Reserve-, die Reste der 183. Infanterie-Brigade, vermischt mit dem X. Armeekorps; östlich der Straße Souain - Somme-Py standen die 192. Infanterie-Brigade mit der 5. Infanterie-Division, daran schloß sich die 50. Infanterie-Division. Die am weitesten nach Südosten vorspringende, seit dem ersten Schlachttage behauptete Stellung, die "Wetterecke", hielt die 16. Reserve-Division, dann folgte nach Osten anschließend bis auf den "Kanonenberg" hinauf die 56. Infanterie-Division, dann weiter die 21. Reserve-Division der 5. Armee. Vom 7. ab traf ein, aus dem Osten kommend: 4. Infanterie-Division, 50. Reserve-Division, dann weiter 5. bayerische Infanterie-Division (von der Armee-Abteilung Strantz), 22. Reserve-Division und das IX. Armeekorps, welches das X. Armeekorps ablöste.

Ein deutscher Angriff am 9. Oktober gegen die Butte de Tahure war ohne Erfolg. In der Erwartung, daß weitere Erfolge bei Tahure auch die östlich anschließenden Stellungsteile unhaltbar machen würden, versuchten die Franzosen vom 13. ab vergeblich, hier Raum zu gewinnen. Am 15. Oktober nahmen Reserve-Jäger 12 und III./Regiment 100 ein Franzosennest östlich von Aubérive und erbeuteten 600 Gefangene, 8 Maschinengewehre und 8 Minenwerfer. Auch bei Navarin Ferme und auf der Arbre-Höhe gelang es den deutschen Verbänden, ihre Stellung zu verbessern. Am 24. hielt die "Wetterecke" einem umfassenden Angriff zweier einheitlich vorgeführter französischer Divisionen stand, nur ein kleiner Grabenteil ging verloren; aber am 25. befreite ein Gegenstoß den eingeschlossenen Verteidiger.

Das Armee-Oberkommando entschloß sich, durch einen größeren Angriff über Butte de Mesnil den französischen Einbruch auszugleichen, damit auch die Wiederholung eines umfassenden Angriffs auf die "Wetterecke" unmöglich zu machen. Die Verhältnisse erlaubten nicht das Einrichten einer besonderen Sturmstellung. Die Truppe mußte sich mit den Deckungen abfinden, die sie vorfand. Artillerie konnte in ausreichender Stärke verfügbar gemacht werden. Als Sturmtruppe standen dem VIII. Reservekorps zur Verfü- [305] gung: 7. Reserve-Division, 5. bayerische Infanterie-Division (Stellungstruppe) und 4. Infanterie-Division. Am 30., 11 Uhr, begann das Artilleriefeuer. Nach fünf Stunden brach die deutsche Infanterie vor, nahm die Butte; dann kam aber der Stoß an den rückwärtigen Stellungen (Fritschberg und Eisenberg) des Feindes zum Stehen. Eine Wiederholung des Sturmes hatte keinen Erfolg; nur die Butte de Tahure blieb, nachdem noch am 31. ein starker französischer Gegenstoß abgewiesen wurde, bis zu den letzten Kämpfen des Weltkrieges in deutscher Hand. Nach und nach fanden sich beide Teile mit Gewinn und Verlust ab. Größere Kämpfe fanden in den nächsten Monaten nicht mehr in der Champagne statt.

Auf dem linken Armeeflügel brachte die 56. Infanterie-Division am 3. November durch Handstreich die Höhe 199 nördlich Massiges (den Kanonenberg) wieder ganz in deutschen Besitz. Wiedereroberungsversuche am 4. und 5. wurden abgewiesen. Fortan versuchten die Franzosen, durch verstärktes Artilleriefeuer den Ausbau zu hindern. Auch an anderen Stellen, beim XII. Reservekorps bei Navarin Ferme, sowie beim IX. Armeekorps auf der Arbre-Höhe, konnten geringe Geländevorteile erreicht werden.

Die Schlacht in der Champagne war zu Ende. Mit einer Einbuße von etwa 200 000 Mann mußten sich die Franzosen mit einem Einbruch von nur 13 km Breite und bis zu 3 km Tiefe begnügen, die diese nur bis vor die deutsche zweite Stellung geführt hatte. Die französische Infanterie hat zweifellos tapfer angegriffen, aber sie erwies sich doch der deutschen unterlegen. Ihre Angriffskraft reichte nur für den ersten Angriff aus. Was der Feind erreicht hat, hat er erreicht durch eine gewaltige Überlegenheit an Artillerie aller Kaliber und Minenwerfer, sowie durch eine vorzügliche Verbindung dieser Artillerie mit seiner Erd- und Luftbeobachtung, schließlich durch die Unterstützung zahlreicher, über den deutschen Stellungen kreisender Flieger. Durch sie hat er die deutsche Artillerie fast vollständig ausgeschaltet und dann in aller Ruhe die deutschen Stellungen zerschlagen. Der Masseneinsatz in breiter Front erklärt die Höhe der Gefangenenzahl von 60 000 Mann und von 150 erbeuteten Geschützen, die meisten zerschossen, alle bewegungsunfähig.

Die französische Armee hatte einen Verlust von etwa 130 000 Mann erlitten. Sie hatte eine Vernichtungsschlacht schlagen und die deutschen Linien durchbrechen wollen. Ihr geringer Erfolg blieb hinter den Erwartungen weit zurück; die deutschen Truppen haben ihre Stellungen gehalten, sie haben gesiegt, den Plänen des Generals Foch eine volle operative Niederlage bereitet. Gerade dieses darf nicht vergessen werden. Hätte das Armee-Oberkommando 3 nur Reserven zur Hand gehabt, so wäre die taktische Niederlage der Franzosen augenfällig gewesen. Zahlreiche deutsche Geschütze wären nicht verloren gegangen oder sicherlich wiedererobert, Gelände in geringem Maße oder überhaupt nicht verloren gegangen. Diesen Mangel an nicht rechtzeitig bereitgestellten Reserven hat die Truppe in [306] so vielen anderen Verteidigungsschlachten bitter empfunden. "So bleibt nichts übrig, als den fast übermenschlichen Heldenmut der Truppe zu bewundern, die den leider nicht zu vermeidenden taktischen Verlust in einen strategischen Sieg erster Klasse hätte verwandeln können." (v. Bernhardi.)

Für die nächsten Monate herrschte in der Champagne ein rühriger Stellungskrieg, der nur geringe Kräfte zur Behauptung des festgehaltenen Geländes erforderte.


Die Herbstschlacht im Artois.42

Seit Anfang September konnte die 6. Armee (Generaloberst Kronprinz Rupprecht von Bayern, Chef des Stabes: General Krafft v. Dellmensingen, Armee-Hauptquartier Douai) nicht mehr an dem nahen Bevorstehen eines gewaltigen Angriffs zweifeln, der, wie man annahm, hauptsächlich von den Franzosen von der Loretto-Höhe im Norden bis über Ficheux (südlich Arras) gegen das VI. Armeekorps, I. bayerische Reservekorps und gegen die 111. Infanterie-Division geführt werden würde. Verfügbare Verstärkungen wurden daher vor allem in diesem Abschnitt eingesetzt. Auf dem an die Franzosen nördlich anschließenden englischen Frontabschnitt glaubte man, nur mit Teilangriffen und Ablenkungsversuchen rechnen zu müssen. Hier hatte sich die deutsche Führung täuschen lassen.

Gelände der Frühjahrs- und Herbstschlacht bei 
Arras - La Bassée 1915

[Beilage 2 zu Bd. 2]
      Skizze 13: Gelände der Frühjahrs- und Herbstschlacht
bei Arras - La Bassée 1915.      [Vergrößern]
(Die Grabenlinie bezeichnet den Verlauf der deutschen Stellung, die Zahlen die Truppenverteilung bei Beginn der Herbstschlacht.)

Die deutsche 6. Armee stand nördlich des La-Bassée-Kanals mit dem II. bayerischen und XIX. (sächsischen) Armeekorps und Teilen des VII. Armeekorps mit siebeneinhalb Divisionen auf 58 km.43 Südlich des Kanals standen Teile der 14. Infanterie-Division, dann des IV. und VI. Armeekorps bis in die Gegend südlich Thélus mit fünfeinhalb Divisionen auf 30 km.44 Südlich der Grenzlinie zwischen 14. und 117. Infanterie-Division (IV. Armeekorps) sprang 500 m westlich der Bauten und Schlackenhalden der Zeche (fosse) 8 das "Hohenzollern-Werk" vor. Weiter nach Süden schlossen an das IV. Armeekorps, das I. bayerische Reservekorps und die 11. Infanterie-Division, letztere grenzte an die 52. Infanterie-Division der 1. Armee: drei Divisionen auf 27 km.45 An Reserven waren in Douai zunächst verfügbar die 26. Reserve-Infanterie-Brigade und die 8. Infanterie-Division mit nur einer Feldartillerie-Abteilung.

Der Angriff der Verbündeten sollte, ebenso wie in der Champagne, nach Joffreschen Grundsätzen ausgeführt werden. General Foch, der Führer der 10. Armee, machte geltend, daß das Industriestädtchen Lens, das auf der Nahtlinie der englischen und französischen Armee lag, ausgespart werden müsse. Die vielen Zechen, Kohlenhalden, Bahnanlagen waren einem einheitlichen größeren Angriff, der schnell vorschreiten sollte, nur hinderlich. Die französische 10. Armee [307] wurde mit dem rechten Flügel des XII. Korps gegen Thélus, mit dem III. gegen Vimy, dem XXXIII. gegen Souchez und mit dem XXI. Korps gegen Lievin angesetzt. Vier Divisionen folgten in Reserve. Der Sturmblock zählte auf 11 km Front neun Divisionen in erster Linie. Der Abschnitt von Arras blieb mit dem XVII. Korps besetzt, von dem eine Division sich bei Roclincourt beteiligen sollte. Das IX. Korps, das seit Anfang September festgestellt war, sollte südlich Arras einen Nebenangriff führen. Weiter nördlich, durch eine Lücke von 5 km von den Franzosen getrennt, marschierten die Engländer auf.46 Die zum Stoß bestimmte 1. Armee (Sir Douglas Haig, Armee-Hauptquartier Hazebrouck) mit dem IV. Korps (zugeteilt drei Kavallerie-Divisionen) und I. Korps mit dem linken Flügel am Gleisdreieck am Kanal von Aire nach La Bassée, nordwestlich Auchy, mit dem rechten Flügel bei Grenay. Nördlich des Kanals sollten das indische und das III. Korps gegen die vorspringende deutsche Ecke bei Moulin de Pietre (bei Neuve Chapelle) und gegen die Gräben von Bridoux einen Nebenangriff ausführen, für den auch ein erheblich geringerer Munitionseinsatz bereitgestellt war. Als Armeereserve wurde das XI. Korps mit drei Divisionen bei Beuvry, Noeux les Mines und Bailleul, die Garde-Division als Heeresreserve bei Lillers, östlich Bethune, und rechts rückwärts das IV. Korps, die vereinigte Kavallerie bei St. Pol, Bailleul und Doullens bereitgehalten.

Von Anfang September ab begannen die Franzosen, eifrigst ihre Gräben näher heranzutreiben, was die unterlegene deutsche Artillerie nicht zu verhindern mochte. Die im allgemeinen weiter entfernten Engländer verhielten sich untätig. Vom 10. September trieben die Franzosen auch ihre Gräben südlich Arras näher an die deutschen Stellungen der 111. Infanterie-Division heran. Vom 19. ab setzte das französische Feuer ein, nahm dann dauernd an Heftigkeit zu; das VI. Armeekorps und das südlich anschließende I. bayerische Reservekorps rechneten mit einer vier- bis fünffachen artilleristischen Überlegenheit des Feindes. Verluste an Geschützen waren unvermeidlich. Auch die entfernteren Ortsunterkünfte lagen im Feuer. Das VI. Armeekorps, das sich erst seine Stellungen nach der Maischlacht neu schaffen mußte, litt nicht unerheblich. Alle Gräben und Artilleriestellungen lagen unter starkem andauernden Feuer, das nur in den wenigen Nachtstunden, die der Munitionierung dienten, aufhörte. Auch südlich Arras richtete sich gleiches Feuer gegen die deutsche Stellung. Tagelanges Trommelfeuer lag auf den deutschen Gräben, so daß gefangene französische Soldaten nachher selbst ausgesagt haben, daß sie auf so gut wie keinen Widerstand beim Angriff gerechnet hatten; die Nerven der Deutschen könnten doch ein solches Feuer unmöglich aushalten. Aus ihren Gräben heraus sahen die Angreifer nur eine Wolke von Rauch und Feuer über den deutschen Gräben liegen. "Wir [308] werden leichte Arbeit haben", so klingt es wie zur eigenen Beruhigung aus ihren Aufzeichnungen heraus.

Die englische Artillerie feuerte weniger als die französischen Geschütze, so daß das IV. Armeekorps sogar irrtümlich glaubte, daß der Feind vor seiner Front schwächer geworden sei. Am Nachmittag des 24. lag die Stellung der 117. Infanterie-Division unter schwerem Trommelfeuer. Nördlich des Kanals von La Bassée beschoß der Feind nur einzelne Abschnitte, aber diese auch sehr stark. Die für die Vorschiebung von Reserven wichtige Bahn Meurchin - Pont à Vendin wurde durch Artilleriefeuer zerstört. Die englischen Flieger überflogen in Geschwadern die Front, zerstörten wichtige Bahnlinien, Züge und Unterkunftsorte, griffen auch, tief herabfliegend, in den Erdkampf ein. Die englische Infanterie war mit ihren Angriffsarbeiten noch sehr im Rückstande; nur gegen das Hohenzollern-Werk waren Sturmstellungen vorgetrieben, so daß ein größerer Angriff in diesem Frontteil weniger wahrscheinlich schien. Am 21. betrug die Durchschnittsentfernung der vorderen Gräben noch 330 m.

Die französische Infanterie hörte am 23. mit dem Vorsappieren auf, baute ihre Sturmstellungen aus und suchte sich durch Erkundungsvorstöße über den Grad der Artillerievorbereitung zu unterrichten; am 24. wurden sie noch einmal wiederholt, aber merkwürdigerweise nicht südlich der Scarpe. So schien alles nur für einen Angriff der Franzosen zu sprechen; es war fraglich, wie weit die noch nicht bis auf die übliche Sturmentfernung herangekommenen Engländer sich beteiligen wollten. Die recht dünn stehende 117. Infanterie-Division (8 km Front) rechnete nur mit Teilangriffen am Hohenzollern-Werk und an der Straße Lens - Béthune; nördlich von La Bassée wurde ein großer Angriff für ganz unwahrscheinlich gehalten.

Am 24. September gab beim VI. Armeekorps ein französischer Überläufer an, daß am nächsten Morgen 4 Uhr ein großer Angriff, mit dem Hauptstoß südlich der Scarpe, beginnen sollte. Es entsprach dieses auch den Auffassungen der 6. Armee; nördlich von La Bassée wurde der Angriff für unwahrscheinlich gehalten. Auch Meldungen, daß der Feind seine Hindernisse an verschiedenen Stellen öffne, gingen ein. Die Alliierten beabsichtigten mit den Engländern, die reichlich Rauch und Gas verwenden wollten, um 6 Uhr 30 Minuten vormittags (englische Zeit), mit den Franzosen, die sich nur auf ihre Artillerievorbereitung verlassen wollten, um 12 Uhr mittags am 25. zum Angriff anzutreten.


Der Angriff am 25. September.

In den frühesten Morgenstunden gab die Artillerie beim bayerischen I. Reservekorps Trommelfeuer gegen die französischen Gräben ab; es wurde aber nach einiger Zeit eingestellt in der Befürchtung, die Munition zu früh zu verbrauchen. Tatsächlich waren die französischen Gräben noch nicht aufgefüllt. Um 5 Uhr 50 Minuten (englische Zeit) wurde auf der ganzen englischen Front Rauch [309] abgeblasen, dem dann Gaswolken folgten. Infolge einer Änderung in der Windrichtung zog das Gas nach Norden ab und fügte der 2. englischen Division erhebliche Verluste zu. Die Hindernisse waren nur notdürftig beseitigt, so kam der Angriff unter dem flankierenden Feuer vom Bahndamm nördlich Guinchy bei dieser Division bald zum Stehen. Der nördlich des Kanals schwächlich und mit unzureichender Artillerieunterstützung geführte Nebenangriff gelangte trotz des Nebels nur an wenigen Stellen zum Einbruch. Wo dieser geschah, vermochte der Verteidiger den Angreifer durch Gegenstoß aber wieder herauszuwerfen. Gleiches Schicksal hatte ein Angriff des linken Flügels der 2. Infanterie-Division nach anfänglichem Erfolg. Die Tätigkeit des englischen III. Korps war für eine Demonstration zu stark, für einen entscheidenden Angriff zu schwach; es vermochte in keiner Weise, die Entschließungen des deutschen Armee-Oberkommandos zu beeinflussen.

Der englische Hauptangriff richtete sich mit den gleichen Hilfsmitteln gegen die verstärkte 117. Infanterie-Division, die nur mit einzelnen Teilangriffen gerechnet hatte, aber keineswegs einen Massenangriff voraussah. Die starke Artillerievorbereitung der letzten Tage, die sich auf vier Einbruchsstellen vereinte, schien auch für Einzelangriffe zu sprechen. Die schwachen Reserven der Division (neun Kompagnien) wurden bereitgestellt. Die Truppe hatte das Gefühl, diesen Angriffen gewachsen zu sein.

      "Nachdem die Engländer von 4 Uhr 30 Minuten bis 5 Uhr 30 Minuten und von 7 Uhr bis 7 Uhr 15 Minuten stärkstes Trommelfeuer abgegeben hatten, begann ein Gasangriff großen Stils gegen den ganzen Abschnitt der 117. Infanterie-Division. In Abständen von 10 bis 15 Minuten kamen drei bis vier mächtige Rauchwolken und sofort nach jeder, mit Ausnahme der letzten, eine Gaswolke mit ein bis zwei Sekundenmeter-Geschwindigkeit auf die besetzten Gräben zu. Leichter, gleichmäßiger Westwind trieb sie heran. Der Rauch war schmutzig weiß, das Gas gelblich rot. Die Wolken erreichten bald eine Höhe von 50 m. Gleichzeitig verfeuerte die englische Artillerie Granaten mit starker Rauchentwicklung und Stinkgasen. Gas und Rauch hielten bis etwa 10 Uhr vormittags an und erstreckten sich nach Osten, an Dichtigkeit abnehmend, bis zu dem 4,5 km hinter der ersten Linie liegenden Divisions-Stabsquartier Wingles hin. Infolge des geringen Windes verteilten sich die Wolken nur langsam. Auf den tiefer gelegenen Stellen lagerte sich das Gas dicht und hartnäckig, an anderen überwog der Rauch, der fast völlige Unsichtbarkeit der Luft verursachte. Vorn am Feinde sah man nur drei, in Wingles etwa 30 Schritt weit."47

Hohenzollernwerk nordöstlich Vermelles.

[311]
      Skizze 14: Hohenzollernwerk (deutsche Stellung) nordöstlich Vermelles.

Im allgemeinen war aber die gesundheitliche Einwirkung auf die Mannschaft gering. In der letzten Rauchwolke gingen die Engländer mit der Infanterie von fünfeinhalb Divisionen (66 Bataillone) in 8 km Breite vor gegen die von 14 Kompagnien besetzte erste und mit zwölf Kompagnien besetzte Zwischen- [310] stellung des Abschnitts der 117. Infanterie-Division vor. Die englischen Divisionen griffen durchweg in vorderer Linie an mit zwei Brigaden, die ihrerseits wieder zwei Bataillone - jedes in vier bis fünf Wellen - nach vorn genommen hatten. Eine dritte Brigade folgte. Der Einbruch erfolgte bei der 117. Infanterie-Division, die bis dahin nur wenig gelitten hatte, an den vier eingetrommelten Stellen, während an den übrigen Teilen der Stellung die vorderen Verteidiger den Angriff abweisen konnten, dann aber unter dem Schutze des künstlichen Nebels von den eingebrochenen

Mannschaften des schottischen Black Watch Regiments marschbereit zur Front.
Mannschaften des schottischen Black Watch
Regiments marschbereit zur Front.   [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 353.
Engländern in Front und Rücken angegriffen und eingeschlossen wurden. Die 14. Infanterie-Division mit den 11. Jägern auf dem linken Flügel hatte bis auf eine geringfügige Einbruchsstelle, die am Abend schon wieder genommen wurde, ihre Stellung halten können. Die 9. (schottische) Division eroberte von Südwesten aus das Hohenzollern-Werk, dann Fosse 8 und gewann auch in Richtung auf Haisnes Gelände. Dann aber versagten die Kräfte des zusammengeschossenen Angreifers.48 Längs des Weges Vermelles - Anchy verhinderte eine schnell am Pionierweg gebildete Defensivflanke jeden Versuch, die deutsche Stellung aufzurollen. Die deutschen Verluste waren sehr schwer. Der größere Teil der ersten Stellung war überrannt, die standhaltenden Teile der Besatzungen eingeschlossen und unter dem Schutze des Rauches im Rücken angegriffen; was sich nicht durchschlagen konnte, wurde niedergemacht oder fiel in Gefangenschaft. Aus zusammengerafften Verstärkungen,49 denen sich die Trümmer des Reserve-Infanterie-Regiments 11 anschlossen, gelang es, am "Südweg" zwischen Auchy und der nach Fosse 8 führenden Zechenbahn, den feindlichen Einbruch abzuriegeln und jeden Angriff abzuweisen; die ersten Gegenangriffe hatten jedoch noch keinen Erfolg. Den Engländern war es mit Hilfe von zwei bald zusammengeschossenen Begleitbatterien gelungen, in Haisnes einzudringen. Aber es fehlte an Reserven. Die Reserve-Brigade hatte sich die Zeit genommen, in den von zurückströmenden Verwundeten und Gefangenen überfüllten Annäherungsgräben sich vorzuarbeiten, und konnte erst um 11 Uhr (mitteleuropäische Zeit) auf dem Kampffelde eintreffen. Jetzt war es zu spät, da recht schwache, aber doch, wie das Gefecht zeigte, ausreichende deutsche Reserven zur Stelle waren. Südlich an die schottischen Bataillone anschließend, konnte sich die Nachbardivision mit ihrem linken Flügel bis in Höhe der schottischen Division vorarbeiten, mit dem rechten Flügel sogar bis zum Mittag unter Einsatz aller Reserven und unter Verlust der größten Zahl der Offiziere bis zum Straßenkreuz westlich Hulluch vordringen.

Der Angriff des IV. Korps sollte mit der linken Division nach Einbruch in [311] die deutschen Gräben halten und zur Unterstützung des rechten Nachbars über Loos, Höhe 70, mit dem Angriffsziel Cité St. Auguste rechts schwenken. Die vorgehende britische Infanterie ließ sich durch das gut liegende, aber schwache deutsche Sperrfeuer nicht aufhalten und konnte einbrechen. Südlich der Straße Hulluch - Vermelles hielt das bald völlig umschlossene I./157 aus, bis es nach Verschießen der letzten Patrone 6 Uhr nachmittags den [312] Angriffen erlag. An dem Kampf hatten sich auch englische Truppen beteiligt, die ursprünglich für die Wegnahme der Höhe 70 bestimmt waren. "Ihre hartnäckige Verteidigung", schreibt der amtliche englische Bericht über das deutsche Bataillon, "hatte das ganze Vorgehen der 15. Infanterie-Division umgestoßen. Die englischen Verluste waren recht schwer." Um die Trümmer von Loos kam es zu einem hartnäckigen Ortsgefecht. Im dichten künstlichen Nebel verlor die rechte Brigade die Richtung und stieß nordwestlich Lens auf einen unerschütterten Verteidiger der befestigten Cité St. Laurent nordöstlich Lens. Ein deutscher Gegenstoß des Reserve-Infanterie-Regiments 22, dem sich auch Teile des benachbarten IV. Armeekorps anschlossen, warf die Engländer zurück. Vorübergehend wurde von ihnen die Höhe 70 östlich Loos genommen, bis auch hier ein deutscher Gegenstoß des Reserve-Infanterie-Regiments 22 die Lage zugunsten der Deutschen wandte und die Engländer etwa 400 m in Richtung auf Loos zurückdrängte. Reserven waren nicht zur Hand, sie hatten sich nach Loos ablenken lassen, um den zähen Widerstand der Ortsbesatzung zu brechen. Auch französische Einwohner beteiligten sich an diesem Kampfe.50

Der englische Angriff war sorgfältig durchdacht und bis ins kleinste vorbereitet. Soweit alles genau festgelegt war, wurde die englische Unternehmung gut und flott durchgeführt. Sobald man sich aber unvorhergesehenen Lagen oder plötzlicher Gegenwirkung gegenübersah, wurde nicht mehr gehandelt. Die englische Gefechtsführung versagte, die Offiziere irrten rat- und planlos umher. Der einzelne schlug sich eine Zeitlang wacker, dann gab er die Partie auf. Er wurde von rückwärts nicht unterstützt. Der Mangel der unteren Führung trat in den Kämpfen bei Loos offen zutage. Der Gruppen-, Zug- und Kompagnieführer hat nach Ansicht aller beim Kampf beteiligten Regimenter vollkommen versagt. Die persönliche Tapferkeit des einzelnen glich diesen Mangel nicht aus. In die Stellung eingebrochen, ging den Führern das Verständnis und die Übersicht bei der sich jetzt von Augenblick zu Augenblick ändernden Lage durchaus ab.

So wurden auf allen Punkten der Kampffront Trupps von Engländern beobachtet, die oft plan- und ziellos herumliefen und durch ihr Verhalten der deutschen Infanterie und Artillerie das günstigste Ziel boten. Alle Gefangenen klagten über mangelnde Führung und fehlende Unterstützung. Aber was wollten denn selbst schwere Fehler angesichts der großen englischen - vielfach zehnfachen - Überlegenheit bedeuten. So waren um 9 Uhr 30 Minuten vormittags sieben Achtel der angegriffenen deutschen ersten Stellung in Feindeshand, erhebliche Teile des zweiten Grabens, Fosse 8, die Kiesgrube und das Dorf Loos. Die 117. Infanterie-Division hatte etwa 15 Kompagnien verloren.

      "Der Gegner war [313] in 6,5 km Breite in ihre Stellung eingebrochen, hatte aber nur bei Höhe 70 eine Tiefe von 3 km, bei Hulluch von 1300 m erreicht. Die Feldartillerie stand größtenteils in dem vom Feinde genommenen Raum. Sie hatte den damaligen Vorschriften entsprechend Schnellfeuer in die Gaswolken abgegeben und sich daher schon vielfach vor dem Beginn des Infanterieangriffes verschossen; 20 stumme Geschütze fielen auf diese Weise in englische Hände. Was von den Truppen sich nach rückwärts durchgeschlagen hatte, vereinigte sich mit den herankommenden schwachen Reserven in der zweiten Stellung. Diese führte an den Westrändern von Haisnes, Hulluch, Cité St. Auguste vorbei und bog dann im rechten Winkel scharf nach Westen um, die Cité St. Auguste umschließend. Die nicht voll ausgebaute Linie ganz zu besetzen, reichten die jetzt noch vorhandenen Kräfte nicht aus. Von Cité St. Laurent nach Westen bis zum Anschluß an die in ihrer alten Stellung verbliebene 7. Infanterie-Division war zudem keine durchlaufende Stellung angelegt. Hier boten aber die Nordränder der Bergarbeiterstädte St. Edouard und St. Pierre schwachen Resten der deutschen Truppen Anklammerungsmöglichkeiten. Immerhin war die Lage bedenklich genug. Frontal war die Einbruchsstelle nur von schwacher Infanterie mit sehr geringer Artillerie besetzt. In der letzten ausgebauten Verteidigungslinie aufgehalten, schienen die Engländer nicht imstande zu sein, den Durchbruch zu vollenden, sondern waren auch schon auf dem besten Wege, nach der Seite einzuschwenken und sowohl im Norden als auch, besonders bedrohlich, im Süden durch Lens hindurch die deutschen Anschlußlinien aufzurollen oder gar von rückwärts zu fassen."51

Aber die Kraft des Angreifers war um 10 Uhr erschöpft. Verspätet hatte Marschall French erst um 9 Uhr 30 Minuten (englische Zeit) die 10 km vom Schlachtfelde entfernte 21. und 24. Division zur Verfügung der 1. Armee gestellt, die 28. Infanterie-Division heranbeordert und die Garde von Lillers nach Noeux les Mines vorgezogen. Das Armee-Oberkommando 6 hatte demgegenüber rechtzeitig Reserven vorgezogen. Die 26. Reserve-Infanterie-Brigade konnte schon um 1 Uhr bei Meurchin, die 8. Infanterie-Division aber erst um 3 Uhr nachmittags in Billy-Montigny (südöstlich Lens) erwartet werden. Ob allerdings bis dahin die schwachen Truppen aushalten konnten, war fraglich. - Es fehlte aber auf feindlicher Seite ein Führer, der rechtzeitig seine Reserven eingesetzt hätte; auch French war, bei aller persönlichen Tapferkeit der einzelnen, durch die mangelhafte Ausbildung der Unterführer schwierigen Lagen nicht gewachsen. Zusammenhang und Ordnung waren verloren gegangen. Als dann nach einer längeren Kampfespause der Angriff wieder aufgenommen wurde, da waren es nur unzusammenhängende Stöße, die der Tatkraft einzelner entsprungen waren. In Haisnes war durch einen Vorstoß von Teilen des VII. Armeekorps der Zusammenhang zwischen diesem und der 117. Infanterie-Division aufrechterhalten; ein frontaler Angriff [314] der englischen 7. und 1. Infanterie-Division scheiterte im Feuer der Reste der 117. Infanterie-Division. Der englische Angriff war zum Stehen gekommen. Unter dem Eindruck des Aushaltens der nicht angegriffenen 7. Infanterie-Division und des glücklichen Verlaufs des Gegenstoßes faßte das Generalkommando IV. Armeekorps, noch ehe die Franzosen zum Angriff antraten, den Entschluß, mit den herangeführten Reserven des Armee-Oberkommandos zum Gegenangriff vorzugehen: mit der 26. Reserve-Infanterie-Brigade von Nordosten über Hulluch, mit der 8. Infanterie-Division vom Süden her über Lens auf Loos.

Nach Erlöschen des Kampfes wurde ein Teil der abgekämpften englischen Divisionen durch frische Divisionen ersetzt. Marshall French erbat von seinen Bundesgenossen Verstärkungen; diese überwiesen das IX. Korps, welches südlich von Arras gekämpft hatte.


Der französische Angriff.

Der Vormittag des 25. September war bis auf die gesteigerte Feuertätigkeit der französischen Artillerie ruhig verlaufen. Man wollte erst am Nachmittag angreifen, um die Dunkelheit für das Einrichten der eroberten Stellung zur Verfügung zu haben, hoffte auch, daß die deutschen Reserven auf die Nachricht vom englischen Angriff frühzeitig nach Norden in Marsch gesetzt sein würden. Erst um 1 Uhr 30 Minuten nachmittags traten in 11 km breiter Front neun französische Divisionen gegen drei deutsche Divisionen gegen Souches, Vimy und La Folie an, denen sich im Süden gegen Roclincourt noch eine Division des XVII. Armeekorps zum Angriff gegen die 1. bayerische Reserve-Division anschloß. Geschickt hatte die französische Führung die Einbruchspunkte ausgewählt. Der Feind vermied es, die stärksten Teile der Stellung, vor allem solche Teile anzugreifen, wo mit Flankenfeuer zu rechnen war. Gewandt hatte er sich südlich und nördlich Arras auf Sturmentfernung in langer nächtlicher Arbeit heransappiert.

Der französische Angriff war gut angesetzt und meisterhaft die Ausnutzung der geringsten Geländefalten und des kleinsten Granatloches. Der Angriff erfolgte mit großer Wucht; wenn er trotzdem in den meisten Fällen nicht bis in die deutsche Grabenlinie oder gar bis in die zweite Linie gelangte und wenn ihm durchwegs jede Tiefenwirkung fehlte, so ist dies auf das Konto des hervorragend organisierten Sperrfeuers und des hohen moralischen Werts der unerschütterten deutschen Infanterie zu setzen. Die zweite und dritte französische Welle war nicht mehr dazu zu bringen, durch das Sperrfeuer, welches eine Barriere zwischen diese und die erste Linie legte, anzugreifen. Den Truppen wurde bald der schwache Glaube an den Erfolg ganz geraubt. Meist traten die hinteren Linien, wie die Zuaven, zum Angriff überhaupt nicht mehr an oder kehrten, wo es geschehen, um. Diesem Beispiel folgte dann auch die erste Linie, die nun keine Unterstützung von hinten erhielt und sich verblutete.

[315] Im allgemeinen haben die französischen Regimenter nur einmal angegriffen; einzelne Regimenter sind anscheinend aus unbekannten Gründen überhaupt nicht zum Angriff gekommen.

Das Verhalten der in die deutsche Stellung eingedrungenen Franzosen war, wie immer, sehr geschickt: Abriegelung der Gräben nach beiden Seiten, Aufwerfen einer Sandsackbrustwehr, Ausheben eines Verbindungsweges von der französischen Sturmstellung zum eroberten deutschen Graben war meist das Werk weniger Minuten.

Bei dem Kampf zur Wiedereroberung dieser Gräben, in denen die Franzosen zuerst große Zähigkeit entfalteten, überwog jedoch meist die deutsche Überlegenheit im Kampf Mann gegen Mann.

Während auf den Flügeln der Angriff abgewiesen wurde, glückte der Mitte ein tiefer Einbruch. Es gelang, in Souchez festen Fuß zu fassen. In Souchez hatte die Besatzung mehrfach gewechselt;52 das war den Befestigungsarbeiten nicht förderlich gewesen. Die zahlreichen, im Vorgelände liegenden französischen Leichen machten den Aufenthalt infolge des Leichengeruchs sehr wenig angenehm; der starke Leichengeruch nahm den Leuten die Lust zum Essen. Ein Versuch des XII. Korps, bei Thélus tiefer einzubrechen, wurde durch einen Gegenstoß verhindert. So war trotz der gewaltigen Vorbereitung mit zehn Divisionen nur ein Einbruch von 6,5 km Breite erzielt worden, an der vorspringenden Ecke von Souchez von 1800, an anderen Stellen bis zu 800 m Tiefe. Man sollte meinen, es hätte hier mehr erreicht werden können. Ein Vortragen des Angriffs etwa bis in die Linie Givenchy - Faiblus konnte die deutsche Verteidigung im Verein mit den englischen Erfolgen bei Loos schwer schädigen. Aber auch hier fehlte das Nachdrängen der französischen Reserven. Gleichzeitig hatte nach kräftiger Artillerievorbereitung auch das IX. Korps südlich Arras zum Angriff angesetzt. Der Angriff war gescheitert. Um 5 Uhr war in diesem Abschnitt die deutsche Stellung gänzlich in deutscher Hand. Der Verteidiger mußte aushalten; das in belgischen Ruhequartieren untergebrachte Gardekorps,53 das mit dem westlichen Grabenkampf nicht vertraut war, wurde bei Douai (1. Garde-Infanterie-Division) und Seclin (2. Garde-Infanterie-Division) ausgeladen.

Der vom IV. Armeekorps geplante Gegenstoß der Reserven hatte bis zum 26., 8 Uhr vormittags, nur bei der 26. Reserve-Infanterie-Brigade Erfolg, um die Teile der Fosse 8 wiederzunehmen. Der Gegenstoß der 8. Infanterie-Division war durch den französischen Einbruch bei Souchez beeinträchtigt, stieß außerdem auf bei Loos eingetroffene Teile zweier englischer Reserve-Divisionen (21. und 24.).

Am 26. September stießen die Franzosen gegen Givenchy und La Folie vor, gewannen auch bei Thélus Vorteile. Die Absicht des Feindes war erkennbar, die [316] letzte mächtige Höhenlinie westlich Douai zu gewinnen. Neu eingesetzt wurden die 58., 154. und 130. Infanterie-Division. Ganz unverkennbar machte sich beim VI. Armeekorps die Einwirkung der letzten Gefechtstage geltend, so daß schon am Mittag für die 11. Infanterie-Division ein Regiment der 1. Garde-Infanterie-Division zur Verfügung gestellt wurde. Südlich von Arras kam es zu mehrfachen Vorstößen, die die Wegnahme des zur Ablösung der Engländer bestimmten IX. Korps verschleiern sollten.

Auf der englischen Front versuchten um Mittag die 21. und 24. Infanterie-Division mit Teilen der Garde, in 3 km Breite vom Schnittpunkt der Straße Vermelles - Hulluch und Feldweg Haisnes - Loos bis zum Dorfe Loos, in dichter Schützenlinie, denen 20 bis 30 Wellen, dahinter Kolonnen und Kavallerie, folgten, die 117. Infanterie-Division zu durchbrechen. Englische Artillerie fuhr offen bei Loos auf, brach aber im zusammengefaßten Feuer der deutschen Artillerie zusammen. Um 2 Uhr war der Angriff abgeschlagen. Rasch vorgeworfene Fußabteilungen der englischen 3. Kavallerie-Division hemmten bei Loos deutsche Versuche, nachzustoßen. Auch ein Angriff der 7. englischen Division nördlich Hulluch wurde abgewiesen, im Nachstoß die Kiesgrube wiedergewonnen. Das VII. Armeekorps war durch drei Bataillone des II. bayerischen Armeekorps und durch je eins der bayerischen 6. Reserve-Division und des sächsischen XIX. Armeekorps verstärkt. Das zusammengesetzte Regiment des II. bayerischen Armeekorps nahm am Vormittag des 27. die Fosse 8 und einen Teil des Hohenzollernwerks zurück. Die Weiterführung des Angriffs stieß am Nachmittag des 27. mit einem unzureichend von Gas unterstützten Gegenangriff der englischen 28. und der Garde-Division zusammen. Der Angriff wurde abgewiesen und das ganze Hohenzollernwerk bis zum 3. Oktober wieder genommen. Hier wurde der englische General Bruce, der sich mit seinem Stabe in einem Unterstand aufhielt, gefangen. Die ursprüngliche Absicht des Armee-Oberkommandos, durch einen Angriff des Gardekorps die Entscheidung bei Loos herbeizuführen, mußte aufgegeben werden, da die 123. Infanterie-Division und das VI. Armeekorps dringend der Ablösung bedurften, die geringe Kampfkraft dieser Truppen durch weiteren Geländeverlust zum Ausdruck kam. Am 27. mußten der 123., 11. und 12. Infanterie-Division je ein Garde-Bataillon zugeführt werden.

Am 28. kam es zu einem ernsten französischen Angriff auf die Stellung des VI. Armeekorps. Die für Beobachtung für beide Teile wichtige Höhe östlich Souchez (die sogenannte Gießlerhöhe) ging verloren, ebenso Höhe 140 südlich Givenchy. Ein deutscher Gegenangriff hatte keinen Erfolg. Die Franzosen waren dicht am Gelingen ihres Durchbruchs, aber ihre Kräfte reichten nicht mehr aus. An Verstärkungen waren für Armee-Oberkommando 6 im Anrollen eine zusammengestellte Division der 2. Armee unter dem bayerischen General v. Hartz, die am 29. früh bei Romray mit dem Ausladen begann. Auch die 4. Armee [317] stellte die 106. Reserve-Infanterie-Brigade zur Verfügung. Das Generalkommando des Gardekorps mit Division v. Hartz sollte die 112., 11. und 12. Infanterie-Division ablösen.

Die Verluste des Feindes zwangen ihn zunächst zu einem Einstellen des Angriffs; die neu aufgestellten Kitchener-Divisionen bedurften mehr als ältere Truppen der Ruhe; so löste das französische IX. Korps zunächst die englischen rechten Flügel-Divisionen ab. Auf dem französischen Angriffsabschnitt trat noch immer nicht Ruhe ein, so daß das aus der ersten Linie herausgezogene VI. Armeekorps immer wieder Teile zur Unterstützung der Garde einsetzen mußte. Am Mittag des 3. Oktober brachen die Franzosen am Wegekreuz westlich Givenchy durch und konnten sogar den Westrand des Dorfes nehmen, bis sie am 4. wieder herausgeworfen wurden. Die Erschöpfung und Verluste der ohne Unterbrechung kämpfenden und schanzenden deutschen Truppen machte sich derart geltend, daß die 88. Infanterie-Brigade des XIX. Armeekorps zur Ablösung der Garde auf der Gießlerhöhe eingesetzt werden mußte. Den Südteil des Garde-Abschnitts übernahm am 6. Oktober das von der 2. Armee kommende I. bayerische Armeekorps. Das VI. Korps wurde gänzlich herausgezogen. Leider hatte ein Angriff der Garde gegen die Gießlerhöhe am 9. Oktober nicht den erwünschten Erfolg.

Auf den englischen Fronten kam es zu dauernden Grabenkämpfen, in denen es den deutschen Verbänden gelang, Fortschritte zu erreichen. Keinen Erfolg hatte am 8. Oktober nach dreieinhalbstündiger Artillerievorbereitung das IV. Armeekorps, bei dem die 117. Infanterie-Division durch eine zusammengestellte Brigade der 4. Armee ersetzt wurde, mit fünf Regimentern gegen den zurückgebogenen rechten Flügel der englischen Einbruchsfront östlich und südlich Loos. Der Angriff vermochte nicht durchzudringen, die Hindernisse waren zum großen Teil unbeschädigt, der Verteidiger nicht erschüttert. Der Feind stieß nicht nach; so konnten die Truppen, wenn auch unter Verlusten, ihre Ausgangsstellung wieder erreichen.

Am nächsten Abend setzte französisches Artilleriefeuer ein, das am 10. und 11. Oktober sich zu Trommelfeuer verstärkte. Der Angriff richtete sich gegen den Abschnitt des Gardekorps, wo die bayerischen Truppen zur Ablösung eingetroffen waren und am 11., 12 Uhr mittags, das Generalkommando den Befehl übernahm. Trotz starker Zerstörung der stellenweise nur knietiefen und unterstandslosen Gräben und trotz erheblicher Verluste hielt die Infanterie das Feuer aus. "Teile der zurückgehaltenen Reserven mußten im stärksten Artilleriefeuer über freies Feld zur Verstärkung der vordersten Linie vorgehen, was auffallenderweise ohne besondere Verluste gelang." Um 5 Uhr 30 Minuten nachmittags setzte ein Angriff des XXI. und XXXII. französischen Korps ein; an zwei Stellen gelang der Einbruch, noch am Abend angesetzte Gegenangriffe mißlangen. Noch weniger glücklich war das III. und XII. Korps, als sie das I. bayerische Armeekorps [318] angriffen. Die Veränderungen in der Stellung waren ohne Bedeutung, da die Angriffskraft der Franzosen endgültig gebrochen war.

Ein englischer Angriff war anscheinend gleichzeitig geplant gewesen; die Artillerievorbereitung setzte am 10. ein, der Angriff erfolgte jedoch nach kräftigem Trommelfeuer erst am 13., 2 Uhr nachmittags, mit einem Gasangriff von zweistündiger Dauer. Nach etwa sieben Gaswolken, gegen die sich die deutschen Gasschutzmittel durchaus bewährten, brachen die 46., 12. und 1. englische Division zum Angriff vor; es gelang schließlich, in das Hohenzollernwerk und in die Kiesgruben einzudringen; sonst wurde der Angriff, der sich bis auf Höhe 70 ausdehnte, abgewiesen. Das Engländernest in dem Hohenzollernwerk wurde in den nächsten Tagen zurückgenommen. Damit endete auch die englische Kampftätigkeit.54 Die deutsche Stellung hatte einzelne Gräben verloren; die Absicht der Verbündeten, einen Durchbruch zu erzwingen, war gescheitert. Zu erwähnen bleibt noch, daß am 30. Oktober die Bayern eine französische Stellung nördlich Neuville von 1100 m Breite nahmen.


32 [1/283]Farbige nicht mitgerechnet. ...zurück...

33 [1/286]Für ein Armeekorps wurden bei 2400 m Angriffsbreite 32 Feldbatterien gerechnet, das heißt etwa 2 Regimenter Divisions- und 1 Regiment Korpsartillerie. ...zurück...

34 [1/295]Von der gefangengenommenen 5. Kompagnie Infanterie-Regiment 107 wurden am 25. September bei St. Souplet 100 wehrlose Leute nach Entwaffnung erschossen.
      Die 151. französische Division hatte am 25. September befohlen: "Die »Nettoyeurs« dürfen nicht vergessen, daß zu wiederholten Malen deutsche Soldaten, nachdem sie die Hände hochgehoben und »Kameraden« gerufen hatten, uns nachher in den Rücken geschossen haben. Die 2. Welle wird die erste Linie überschreiten, nachdem sie dort 2 Sektionen »Nettoyeurs« läßt, die dort ihrer Arbeit tatkräftig nachgehen."
      Beim I. Bataillon Reserve-Infanterie-Regiment 30 wurden von Franzosen Handgranaten in einen in Tätigkeit befindlichen und deutlich kenntlich gemachten Sanitätsunterstand geworfen. ...zurück...

35 [1/297]Sie besaß an Artillerie nur 6 Feldkanonen, 4 schwere Feldhaubitzen, eine 10-cm- und 1 Mörser-Batterie. ...zurück...

36 [2/297]Infanterie-Regiment 183 kam zur Division Ditfurth (Reserve-Division 16). ...zurück...

37 [3/297]3. Kompagnie Infanterie-Regiment 122 hatte sich bis auf 2 km ausgedehnt. ...zurück...

38 [1/299]Truppen, die schon an der Winterschlacht teilgenommen hatten. ...zurück...

39 [1/300]Vom XII. Reservekorps. Das andere Regiment (184 und Regiment 122) waren bei der 15. Infanterie-Division. Eintreffen am 23. abends. ...zurück...

40 [1/302]Der heldenmütige Führer fiel im Juli 1918 an der Marne. ...zurück...

41 [2/302]Je ein Bataillon der württembergischen Infanterie-Regimenter 120, 123 und 124, die Bataillone waren bis 2./3. Oktober in Stellung und wurden erst am 10. Oktober wieder zur Division herangezogen. ...zurück...

42 [1/306]Siehe hierzu Skizze 13, Herbstschlacht im Artois, auf Beilage 2. ...zurück...

43 [2/306]Es wurden hiergegen in der Schlacht eingesetzt 12 englische Divisionen. ...zurück...

44 [3/306]Hiergegen wurden eingesetzt 5½ englische und 11 französische Divisionen. ...zurück...

45 [4/306]Hiergegen wurden eingesetzt 7½ französische Divisionen. ...zurück...

46 [1/307]Bisherige Verluste des englischen Heeres in Frankreich nach den Angaben des Staatssekretärs Asquith im Unterhause bis zum 1. Juni 10 995 Offiziere, 258 069 Mann. Verluste des Landheeres vor den Dardanellen 2144 Offiziere, 47 094 Mann. ...zurück...

47 [1/309]Der amtlichen Darstellung des Armee-Oberkommandos 6: Die Herbstschlacht bei La Bassée und Arras, entnommen. ...zurück...

48 [1/310]Jedes Bataillon hatte nach englischen Berichten durchschnittlich in wenigen Stunden 500 Mann verloren. ...zurück...

49 [2/310]Es kämpften hier neben drei bayerischen Bataillonen die Bataillone verschiedener Regimenter der 2. Garde-Reserve-Division und Teile der 11. Jäger und andere Bataillone der 14. Infanterie-Division. ...zurück...

50 [1/312]Ein siebzehnjähiges Mädchen, "l'Héroine de Loos", die sich rühmte, angeblich unter Mitwirkung englischer Sanitätsmannschaften fünf deutsche Soldaten erschossen zu haben, wurde durch Tagesbefehl belobt, vom Präsidenten Poincaré empfangen und mit dem Kriegskreuz ausgezeichnet. ...zurück...

51 [1/313]Schrift des Armee-Oberkommandos 6. ...zurück...

52 [1/315]Im Abschnitt waren vom Mai bis September nacheinander fünf Divisionen eingesetzt. ...zurück...

53 [2/315]Siehe Seite 293. ...zurück...

54 [1/318]Die Engländer gaben an, während der Septemberkämpfe 57 Offiziere, 3000 Mann gefangen und 26 Feldgeschütze, 40 Maschinengewehre und 3 Minenwerfer erbeutet zu haben. Die eigenen Verluste wurden als schwer bezeichnet. Die englische Verlust in der La Bassée-Schlacht vom 25. September bis 8. Oktober wurde vom Unterstaatssekretär des Krieges angegeben (vermutlich ohne Inder): tot 773 Offiziere, 10 345 Mann, verwundet 1288 Offiziere, 38 095 Mann, vermißt 317 Offiziere, 8484 Mann, zusammen 2378 Offiziere, 56 924 Mann. Also ein Offizier auf 19 Mann. Nach deutscher Schätzung vom 3. Oktober hatten die Engländer etwa 60 000 Mann verloren. Auch die französischen Verluste waren hoch, sicherlich nicht geringer als die der Engländer. Zahlen sind nicht veröffentlicht. Bis zum 9. Januar 1916 soll der englische Gesamtverlust betragen haben 24 122 Offiziere, 525 345 Mann. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte