Bd. 1: Der deutsche Landkrieg, Erster Teil:
Vom Kriegsbeginn bis zum Frühjahr 1915
[151]
Kapitel 4:
Der Feldzug im Westen bis Mitte September 1914
Oberstleutnant Paul Krall
1. Gliederung und Aufmarsch der beiderseitigen
Westheere.
Die Ausgangslage der Heere auf dem westlichen Kriegsschauplatz sei noch
einmal kurz zusammengefaßt:
Die sieben Armeen des deutschen Westheeres marschierten (siehe Skizze 1 Seite 152) im Raume, angedeutet durch
die Orte
Straßburg - Saarburg - Metz -
Diedenhofen -
Luxemburg - Prüm - Malmedy - Aachen auf; vom 18.
August ab sollten die fünf Armeen der Mitte und des rechten Flügels
den Vormarsch durch
Französisch-Lothringen und Belgien - Drehpunkt um
Metz-Diedenhofen herum - antreten, die beiden Armeen des
Südflügels das Elsaß und Süddeutschland, sowie den
linken Flügel des Heeres decken. Auf der Gegenseite wies der
französische Aufmarsch der 1. Armee (Dubail) den Raum zwischen Belfort
und Epinal, der 2. Armee (Castelnau) zwischen Lunéville und
Pont-à-Mousson, der 3. Armee (Ruffen) zwischen Verdun und
Montmédy, der 4.
(Reserve-)Armee (Langle de Cary) um Commercy, der 5. Armee (Lanrezac) den
Raum zwischen Montmédy und Mézières zu. Als man den
deutschen Vormarsch durch Belgien erkannte, wurde die 5. Armee in den Raum
Givet - Charleroi geschoben; an ihre Stelle
(Montmédy - Mézières) trat die 4.
Armee.
Im Anschluß an die französische 5. Armee versammelte sich in der
Zeit vom 14. bis 21. August die englische Armee nördlich Maubeuge.
Die belgische Armee hatte die Aufgabe, in Anlehnung an das Festungsdreieck
Lüttich - Namur - Antwerpen die Deutschen bei
einem etwaigen Einmarsch in Belgien so lange aufzuhalten, bis es der englischen
Armee und dem linken Flügel des französischen Heeres gelingen
würde, ihr "die Hand zu reichen".
Während der französische Kriegsplan zunächst vorsah, im
Schutz der befestigten Ostgrenze das Heer bereitzustellen zum Angriff auf die
voraussichtlich in
ost-westlicher Richtung vor- und durchbrechenden deutschen Heere, oder aber,
bei einem Durchmarsch durch Belgien, die deutsche Heeresfront zu durchbrechen,
und dem schwenkenden deutschen Heeresteil in Richtung Luxemburg in die linke
Flanke zu fallen, beabsichtigte die deutsche Oberste Heeresleitung, unter
Fesselung feindlicher Kräfte an den Vogesen und in Lothringen und unter
Umgehung der französischen Festungsfront
Belfort - Verdun durch Belgien mit starkem, rechtem [152] Heeresflügel vorzugehen, den Gegner
unter Umfassung des linken Flügels zu schlagen und ihn nach Süden
sowie gegen den französischen rechten Heeresflügel zu werfen.
[152]
Skizze 1: Aufmarsch und Vormarsch
des deutschen Westheeres
|
2. Die Vorkämpfe.
Lüttich.
Der Feldzugsplan der deutschen Obersten Heeresleitung im
Westen - Vormarsch mit starkem, rechtem Heeresflügel durch
Belgien - war nur dann durchführbar, wenn es gelang, die belgischen
Maas-Festungen Lüttich, Huy und Namur zu Fall zu bringen, bevor
stärkere
englisch-französische Kräfte der in Anlehnung an dieses
Festungssystem aufmarschierenden belgischen Armee zu [153] Hilfe eilen konnten. Vor allem mußte
Lüttich bis zu dem Zeitpunkt genommen sein, an dem das deutsche
Westheer seinen Aufmarsch beendet hatte.
Lüttich war eine nach den Anschauungen der letzten Jahrzehnte des 19.
Jahrhunderts nach Brialmonts Plänen erbaute Fortsfestung. Zwölf
Werke krönten, durchschnittlich 6 Kilometer vom Stadtinnern entfernt, die
umgebenden Höhen; die Fortszwischenräume betrugen etwa
2½ bis 3½ Kilometer. An alten Befestigungen waren zum Schutz
des Stadtinnern die Kernwerke La Chartreuse auf dem
Ost-, die Zitadelle auf dem Westufer der Maas aus früherer Zeit erhalten;
eine Stadtumwallung bestand nicht. Die Forts selbst, gewaltige Betonwerke mit
starken Panzertürmen für die Geschütze, waren dem
Gelände geschickt angepaßt und beherrschten die großen
Anmarschstraßen vorzüglich. Nachteilig für die artilleristische
Wirkung war aber das Lüttich umgebende, hügelige, durch die
tiefeingeschnittenen Flußläufe der Maas, Ourthe und Vesder
zerrissene und dadurch sehr unübersichtliche Waldgelände. Eine
artilleristische Beherrschung aller durch dieses Umgelände in Richtung
Lüttich führenden Wege durch die Fortsgeschütze war
ausgeschlossen. Die Zwischenräume der Forts waren im Frieden
unbefestigt (Skizze 2 Seite
154).
Auf dieser Eigenart der Festungsanlagen hatte die Festungsabteilung des
deutschen Generalstabes den Plan zur Wegnahme Lüttichs aufgebaut, falls
Belgien den Durchmarsch mit Waffengewalt verwehren sollte. Man verzichtete
bewußt auf eine regelrechte Belagerung; Lüttich sollte durch
Handstreich genommen werden! Der Gedanken war
unerhört - es war ein Wagestück allerersten Ranges, das von
allen bisherigen Erfahrungen völlig abwich. Von dem Erfolg hing es ab, ob
der Feldzugsplan überhaupt durchgeführt werden konnte; ein
Mißerfolg mußte aber auch mit den schwersten Folgen für das
Ansehen und den Ruf des deutschen Heeres und seiner Führung, für
die Stimmung des Heeres und des Volkes verbunden sein. Der deutsche
Generalstab hatte auch dann noch unbeirrt an diesem Plan festgehalten, als bei
Zuspitzung der allgemeinen politischen Lage Belgien, 1909 und 1913, die
Schlagfertigkeit seiner Armee erhöhte; im Vertrauen auf die
Überlegenheit der deutschen Führung, des deutschen Soldaten und
der eigenen Angriffsmittel über die belgischen Streitkräfte wurde der
Schlag gewagt; das Vertrauen ist nicht getäuscht worden.
Von größter Wichtigkeit war die Wahl des Führers, dem die
Ausführung dieses ersten, entscheidungsreichen Schlages gegen den Feind
anvertraut werden sollte. In der Person des kommandierenden Generals X.
Armeekorps, v. Emmich, war die Aufgabe in die richtigen Hände gelegt. In
diesem Mann war der Angriffstruppe ein Führer beschieden, der es schon
im Frieden wie wenige verstanden hatte, durch seinen persönlichen
Einfluß bei seinen Untergebenen Dienstfreudigkeit und Hingabe für
ihre Aufgaben zu erwecken. Ein begeisterter Soldat, streng gegen sich selbst,
verlangte er auch von seiner Truppe äußerste Pflichterfüllung.
Bescheiden hat er später stets alle Glückwünsche und
Lobeserhebungen [154]
[154]
Skizze 2: Handstreich auf Lüttich
|
für seine Person abgelehnt; immer wies
er wieder darauf hin, daß "die Truppe" den Dank verdiene. Oft hat er
betont, daß ihm im Leben das Soldatenglück hold gewesen sei; es
sollte ihm auch vor Lüttich nicht untreu werden.
Unterstützt wurde General v. Emmich in mustergültiger Weise von
seinem Stabe unter dem bewährten Chef des Generalstabes, Oberst Graf v.
Lambsdorff.
[155] Von größter Bedeutung sollte es
für den glücklichen Ausgang des Unternehmens sein, daß sich
bei dem Stabe des Führers der Mann befand, unter dessen besonderer
Leitung im Großen Generalstabe der Aufmarsch des Heeres und damit auch
die Bereitstellung der Kräfte für die Durchführung des
Handstreiches gegen die Festung immer wieder durchgearbeitet worden waren:
Generalmajor Ludendorff.
Die Notwendigkeit, Lüttich schnell zu Fall zu bringen, duldete ein
Abwarten bis zur Beendigung der planmäßigen Mobilmachung nicht;
es wurden dem General v. Emmich daher sechs gemischte
Infanterie-Brigaden (die 11., 14., 27., 34., 38. und 43.) in
friedensmäßiger Stärke zur Verfügung gestellt, die
bereits am Abend des ersten Mobilmachungstages nahe der Grenze
abbefördert wurden; sie waren absichtlich verschiedenen Korps
entnommen. Außer zwei
21-cm-Mörser-Batterien wurden der Leitung ein Lenkluftschiff und Flieger
zugewiesen - zwei neue Waffen, die hier zum ersten Male ihre wichtige
Kampftätigkeit ausübten und auf die Moral der belgischen
Bevölkerung niederdrückend wirkten; ferner wurde der
Höhere Kavalleriekommandeur
2 - General v. der Marwitz - (2., 4. und 9.
Kavallerie-Division) an General v. Emmichs Befehle verwiesen.
Am 4. August abends traten die sechs Infanterie-Brigaden den Vormarsch
über die Grenze an; bis zum 5. August abends sollten sie ihre Bereitstellung
vor der
Nord-, Ost- und Südfront der Festung eingenommen haben. Der
Höhere Kavalleriekommandeur 2 erhielt den Auftrag, mit seinen
Divisionen nördlich und südlich an der Festung vorbei in westlicher
Richtung aufklärend vorzugehen, die von Westen und Süden auf
Lüttich führenden Bahnen zu unterbrechen und zugleich die
Deckung des Unternehmens gegen feindliche Entsatzversuche zu
übernehmen.
Ein tollkühner Versuch von deutschen Reitern, die unter Führung des
Prinzen Friedrich Leopold (Sohn) am 5. August die Fortslinie
durchstürmten, den Kommandanten gefangen zu nehmen, hatten zwar
keinen Erfolg; er kennzeichnet aber den Geist, in dem Deutschlands Söhne
den Krieg führen wollten.
Während die Infanterie-Brigaden auf Wegen, die von den Forts nicht
einzusehen waren, vorgehen und in der Nacht vom 5./6. August mit den
Hauptteilen bis in die innere Stadt durchstoßen sollten, hatten
schwächere Abteilungen die Forts frontal zu beschäftigen und die
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken; demselben Zweck dienten die zwei
21-cm-Mörser-Batterien, die gegenüber der Nordostfront in Stellung
gingen. Nach Erreichen der Stadt sollte sofort Hand auf die Kernwerke,
Brücken und Tunnels gelegt werden, um diese vor Zerstörung zu
schützen und sie so der eigenen späteren Benutzung zu erhalten.
Durch einen Aufruf an die belgische Bevölkerung hoffte die deutsche
Regierung, diese von feindlichen Handlungen abzuhalten. Leider trog diese
Hoffnung. Die die Grenze überschreitenden deutschen Truppen
stießen nicht nur überall auf Wegesperren und Verhaue, sie
mußten auch mit der Waffe hartnäckigsten
Wider- [156] stand der hierfür offensichtlich gut organisierten Bevölkerung brechen. Es ist eine, selbst durch belgische
offizielle Dokumente widerlegte Dreistigkeit ohnegleichen, wenn von belgischer
und französischer Seite diese jedem Völkerrecht hohnsprechende
Beteiligung der Zivilbevölkerung am Kampf abgeleugnet wird. Neben der
Armee bestand in Belgien die "garde civique", eine Bürgerwehr; sie
gliederte sich in aktive und nicht aktive Verbände; während die
Angehörigen der ersteren über eine gewisse geringe
militärische Ausbildung verfügten, fehlte eine solche der
nichtaktiven Bürgerwehr vollkommen. Bei Kriegsausbruch wurde trotzdem
von der belgischen Regierung die gesamte garde civique aufgeboten; dies
bedeutete die Bewaffnung annähernd der ganzen waffenfähigen
belgischen männlichen Bevölkerung, einschließlich derjenigen
ohne militärische Ausbildung, mit anderen Worten also die amtliche
Organisation des Heckenschützenkrieges. Aus dem Verhalten der
Bevölkerung ging ferner klar die sorgfältige Vorbereitung des
Franktireurkrieges hervor. Festgestellt ist, daß die Bürgermeister die
Waffen verteilten, den Befehl zum Abschießen deutscher Patrouillen und
Meldereiter gaben, den
Nachrichten- und Signaldienst von Kirchturm zu Kirchturm leiteten, sowie die
Wegesperren veranlaßten. Die deutschen Truppen standen zuerst diesen
Dingen hilflos gegenüber. Bald traten die ersten Verluste auf deutscher
Seite ein; das Gelände bot überall den Freischärlern
willkommene Deckung; sie schossen aus den das Land durchziehenden
zahlreichen, dichten Hecken, aus Büschen und Waldstücken;
während vor Wirtshäusern Frauen den durstigen Reitern Erfrischung
boten, fiel aus dem Keller der tödliche Schuß. Kein Wunder, wenn
die Truppe sich gegen diese Hinterhältigkeit wehrte und zu scharfen
Gegenmaßnahmen schritt. Es war eines der größten Verbrechen
in diesem Weltkriege, daß die belgische Regierung den ungesetzlichen
Volkskrieg durch ihre Maßnahmen hervorgerufen hat. Vor allem ist dieser
organisierte Widerstand der Bevölkerung auch für die deutsche
Heeresleitung eine furchtbare Überraschung gewesen; den gegen
Lüttich angesetzten Truppen wurde auf jeden Fall ihre Aufgabe hierdurch
erheblich erschwert; der Anmarsch der Brigaden Emmichs wurde stark
verzögert, sie erlitten vorzeitig Verluste und erreichten die ihnen
bestimmten Ausgangspunkte für den Durchbruch nicht in derjenigen
Verfassung, wie es notwendig gewesen wäre; die starke Unsicherheit, wie
man sich gegen die kaum zu fassenden Banden wehren sollte, machte sich auch
beim Handstreich selbst fühlbar, da der Truppe ausdrücklich
Schonung der nicht militärischen Bevölkerung anbefohlen war.
Der Maas-Übergang der vordersten Teile der 2. und 4.
Kavallerie-Division mit der 34. Infanterie-Brigade bei Visé glückte
am 4. August nicht. Die Brücken bei Visé wurden nach heftigem
Widerstand belgischer Truppen von diesen selbst gesprengt, die
Übergangsstelle lag zudem unter dem Fernfeuer der Lütticher
Nordforts. Am nächsten Tage gelang es, weiter nördlich zuerst die
Aufklärungsorgane des Höheren Kavalleriekommandeurs 2, dann die
34. Infanterie-Brigade [157] auf das westliche
Maas-Ufer überzusetzen; die Kavallerie-Divisionen folgten. Am Abend des
5. August standen die sechs
Infanterie-Brigaden, wenn auch stark ermüdet und durch den Kampf mit
den Einwohnern geschwächt, im allgemeinen in ihren Ausgangsstellungen.
Der Vormarsch wurde ferner durch ein schweres Gewitter erschwert, das alle
Wege aufweichte.
In der Nacht vom 5./6. August wurde befehlsgemäß angetreten. Der
34., 11., 43. und 38.
Infanterie-Brigade gelang es zwar, trotz heftiger Kämpfe mit Einwohnern
und belgischen Truppen durch die Fortslinie hindurchzustoßen, die 27.
Infanterie-Brigade kam nur bis in die Höhe des Forts Barchon; dann war die
Kraft der Truppe erschöpft; die Herstellung der Verbindung mit den
Nachbarkolonnen versagte in der regnerischen, dunklen Nacht. Schließlich
zogen sich fünf
Brigaden - zum Teil auch durch Munitionsmangel in ihrem Entschluß
beeinflußt - wieder in ihre Ausgangsstellungen zurück.
Einzelnen kühnen Abteilungen war es gelungen, bis in die Stadt
vorzustoßen, unter anderem auch einem Bataillon des mecklenburgischen
Grenadier-Regiments 89 sowie Jägern des Bataillons 9; von
Übermacht angefallen, mußte sich die kleine Truppe gefangen geben;
bei späterer Einnahme der Festung gelang dann ihre Wiederbefreiung.
Nur der 14. Infanterie-Brigade, bei der sich General v. Emmich mit seinem Stabe
befand, war Erfolg beschieden. Als der Brigadekommandeur, Generalmajor v.
Wussow, bei den ersten Zusammenstößen fiel, übernahm der
als Verbindungsoffizier des Armeeoberkommandos 2 bei General v. Emmich
befindliche Oberquartiermeister der 2. Armee, Generalmajor Ludendorff, in
raschem Entschluß die Führung der Brigade. Durch
heldenmütigen Einsatz seiner Person sowie der Offiziere seines Stabes
gelang es, die Truppe immer wieder vorzureißen und jeden Widerstand zu
brechen. Am Morgen des 6. August stand die 14.
Infanterie-Brigade auf den Höhen dicht östlich der Chartreuse. Der
Durchbruch war gelungen. Doch blieb die Lage unsicher. Es war nicht zu
erkennen,
ob die anderen Kolonnen ebenso erfolgreich gewesen waren. Auf der Zitadelle am
anderen
Maas-Ufer zeigte sich die weiße Flagge. Der sofort als Unterhändler
abgesandte Offizier traf aber erst am 6. August abends wieder ein mit der
Nachricht, daß die weiße Flagge gegen den Willen des Kommandeurs
gehißt worden sei. Kostbare Zeit war damit verloren. Die Nacht brach
herein. Es war inzwischen klar geworden, daß den anderen Kolonnen der
Durchbruch nicht gelungen war. Trotz innerer Sorge über das Kommende
verloren die Generale v. Emmich und Ludendorff die Zuversicht nicht. Die
Chartreuse wurde besetzt, später noch eine Kompagnie bis an die
Maas-Brücke vorgeschoben. Am nächsten Morgen (7. August)
befahl General v. Emmich den Einmarsch in die Stadt. Dieser Entschluß
kann nicht hoch genug bewertet werden. Der Führer rückte mit seiner
stark mitgenommenen Truppe, die ihre Artilleriemunition fast ganz verschossen
hatte, ins ungewisse in eine große, volkreiche, mit starker Garnison
[158] versehene Stadt ein; die Leidenschaft der
Bevölkerung war (das hatten die bisherigen Kämpfe erwiesen) bis
zur Siedehitze gesteigert; es mußte damit gerechnet werden, daß es zu
wilden Straßenkämpfen kommen würde; auf Nachschub und
Unterstützung von außen konnte vorerst nicht gerechnet werden.
Hätte man es dem General v. Emmich verdenken können, wenn er
unter diesen Umständen sich entschlossen hätte, in der
nächsten Nacht den Rückmarsch aus dem Fortsgürtel wieder
anzutreten? Doch dem Mutigen hilft Gott; so war dem kühnen
Entschluß Erfolg beschieden.
|
Ohne Widerstand zu finden, rückte Oberst v. Oven mit seinem
Infanterie-Regiment 165 durch die Stadt bis zum Ausgang nach Loncin. Die
Zitadelle ergab sich dem allein dorthin im Kraftwagen vorfahrenden General
Ludendorff. Noch am Abend des 7. August traf das
Infanterie-Regiment 16 der 27. Infanterie-Brigade und die ganze 11.
Infanterie-Brigade in der Stadt ein. Die Lage war gerettet. Beruhigt konnte
General Ludendorff sich vom General v. Emmich verabschieden, um zum Stabe
der 2. Armee zurückzukehren und alles Weitere zur schleunigen
Wegnahme der Festung von außen, im Einverständnis mit den
Maßnahmen des Generals v. Emmich von innen, einzuleiten.
Inzwischen hatte am 8. August nördlich Lüttich der Höhere
Kavalleriekommandeur 2, General v. der Marwitz, mit der 2. und 4.
Kavallerie-Division den Maas-Übergang beendet und war in Richtung
Tongres vorgegangen. Die 34.
Infanterie-Brigade lag an diesem Tage noch beiderseits der Maas, östlich
und nordwestlich Visé, die 43. und 38.
Infanterie-Brigade südöstlich Lüttich, ohne nach den
Anstrengungen und Verlusten bisher für einen erneuten Angriff die Kraft
zu finden.
Aber auch durch die Oberste Heeresleitung war inzwischen für
Unterstützung des Generals v. Emmich gesorgt worden. Schon am 7.
August war von den in der Nähe Lüttichs ausladenden Korps (IX.,
VII. und X.) je eine gemischte
Infanterie-Brigade in Richtung auf die Festung beschleunigt vorgeschoben
worden.
Am 8. August abends traf der Oberbefehlshaber der 2. Armee, General v. Bülow, in Montjoie ein. Er stand vor einer vollkommen unsicheren Lage.
Von General v. Emmich fehlte wieder seit längerer Zeit jede Nachricht; die
wildesten Gerüchte liefen um: der General sei gefallen, habe Selbstmord
verübt, seine Truppe wäre vernichtet. Sollte auf Grund dieser
Nachrichten der Angriff auf Lüttich auf vollkommen neue Grundlage
gestellt, sollte zur methodischen Belagerung der Festung übergegangen
werden? Dies hätte den Verzicht auf den gesamten Feldzugsplan bedeutet;
jeder Tag Verzögerung konnte die Verstärkung der belgischen
Besatzung durch französische Kräfte bringen. General v.
Bülow, ein bewährter Führer von großer Energie und
Entschlußkraft, wies solche Erwägungen ab; er ordnete sofort alle
Maßnahmen an, die zur Wegnahme der Forts, zunächst auf dem
östlichen
Maas-Ufer, notwendig waren. Mit dieser Aufgabe wurde der Kommandierende
General des VII. Armeekorps, General [159] v. Einem, betraut, dem außer seinem
Korps auch die vor Lüttich eintreffenden Truppen des IX. und X.
Armeekorps, sowie die im Anrollen befindliche schwere und schwerste Artillerie
und Belagerungsformationen unterstellt wurden. In sicherer Voraussetzung
schnellen Erfolges wurden aber gleichzeitig den drei Korps (VII., IX. und X.)
bereits jetzt ihre späteren Vormarschstraßen über
Julémont, Fraipont und Esneux zugewiesen.
Zerschossene Forts von Lüttich
[154a] Phot. R. Sennecke,
Berlin
|
Die sich gegenseitig ergänzenden Maßnahmen der Generale v.
Emmich - von Lüttich aus - und v.
Einem - von außen her - führten in den nächsten
Tagen von Erfolg zu Erfolg. Schon am 8. August nachmittags wurde Fort Barchon
von dem aus Lüttich heraus die Kehle angreifenden
Infanterie-Regiment 16 erobert und damit die verlorene Verbindung mit der
Außenwelt wiedergewonnen; am 11. August abends fiel Fort
d'Evegnée, dieses nur durch die für den Handstreich zur
Verfügung gestellten beiden
21-cm-Mörser-Batterien bezwungen. Das Fort war fast unversehrt und
völlig kampffähig, aber die Moral der Besatzung hatte das Feuer
nicht ertragen können.
Am 12. August konnten auch die von General v. Einem von außen her
eingeleiteten Maßnahmen wirksam werden: dem IX. Armeekorps war die
Wegnahme der Forts der
Nord- und Nordostfront, dem VII. Armeekorps die Eroberung der Forts der
Süd- und Südwestfront aufgegeben; außer weiteren
21-cm-Mörser-Batterien waren
30,5-cm- und zwei 42-cm-Mörser, mächtige, bisher völlig
geheimgehaltene Steilfeuergeschütze, in Stellung gebracht. Mit Staunen
hörte man auch in Deutschland zum ersten Male von dem Vorhandensein
und der ungeheuren Wirkung dieser neuen Geschütze. In den bekannten
Werkstätten Krupps nach den Angaben des Generalstabes gefertigt, war es
gelungen, dieses Wunder deutscher Technik mehrere Jahre hindurch völlig
geheimzuhalten; keine Kunde von dem Riesenmörser war ins Ausland
gedrungen; er war die erste große Überraschung des an
Überraschungen so reichen Krieges.
Am 13. August fielen die Forts de Pontisse, de Chaudfontaine und d'Embourg,
am 14. August Fort de Liers und de Fléron. Auch hier hielt die Besatzung
den furchtbaren Aufprall der schweren Geschosse (21 cm) auf dem Betonmassiv
nicht
aus. - Das rechte Maas-Ufer sowie die Forts der Nordfront waren damit in
deutscher Hand.
Aber noch hielten sich die Werke der Westfront; es hatte den Anschein, als wenn
der tapfere Kommandant von Lüttich sich mit dem Rest der Besatzung in
Linie dieser Forts mit der Front nach Osten festgesetzt habe, in der Absicht, hier
bis zum Eintreffen von Verstärkungen hartnäckigen Widerstand zu
leisten. Die Zeit drängte. Schon nahten die Marschkolonnen der 1. und 2.
Armee von der Grenze her. Vor allem die Notwendigkeit, die 1. Armee durch die
schmale Lücke zwischen holländischer Grenze und Lüttich
hindurchführen zu müssen, zwang dazu, den letzten Widerstand der
Belgier in der Festung schnell zu brechen und [160] die Straßen nach Westen zu
öffnen. General v. Einem beschloß, auch noch weitere Teile des VII.
Armeekorps zum Angriff gegen die Westforts einzusetzen. Die Abteilung
Emmich hatte die Forts Lantin und Loncin, die 13.
Infanterie-Division die Forts Hollogne und Flemalle anzugreifen; der 14.
Infanterie-Division mit Teilen des X. Armeekorps wurde die Wegnahme des Forts
de Boncelles übertragen.
|
Der 15. August brachte den Fall der Forts Lantin, Loncin und Boncelles. Vor
allem beim Fort Loncin zeigte der 42-cm-Mörser seine vernichtende
Wirkung. Durch eine, allerdings sehr glücklich in ein Munitionsmagazin
durchschlagende Granate wurde das ganze Fort in die Luft gesprengt. Der
Kommandant von Lüttich, General Léman, schildert seine
Eindrücke im Fort während der Beschießung in sehr
anschaulicher Weise wie folgt: "Wir hörten, wenn sie ankamen; wir
hörten das Sausen in der Luft, das sich allmählich bis zum Heulen
eines wütenden Orkans steigerte und in einem furchtbaren Donnerschlag
seinen Anschluß fand. Ungeheure Wolken von Staub und Rauch
wälzten sich über den erzitternden Boden." Als um 4 Uhr 20
Minuten nachmittags das Fort in die Luft flog, bot sich den sofort
vorstürzenden deutschen Truppen ein furchtbares Bild. In einem
wüsten Haufen von Eisen und Beton lagen die Panzertürme wie
zersprungene Blechtrommeln beiseitegeschleudert; die Geschütze
Lüttich
[16a] Phot. R. Sennecke,
Berlin
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vernichtet; aus den Trümmern arbeiteten sich mühsam, verbrannt,
verwundet und verstört, geringe Reste der Besatzung und gaben sich
gefangen. Alles übrige war und blieb unter den gewaltigen Blöcken
der zerrissenen Betonbauten begraben.
Am 16. August ergaben sich unter dem Eindruck der Zerstörung des Forts
Loncin auch die letzten beiden Werke der Westfront, de Hollogne und Flemalle,
nach kurzer Beschießung. Damit war die ganze Festung Lüttich in
deutscher Hand! War der Handstreich auch nicht planmäßig
geglückt, so war die Wegnahme der Festung doch rechtzeitig beendet,
daß der Vormarsch der 1. und 2. Armee keine Verzögerung erlitt.
Dank der Entschlußkraft und der unbeugsamen Energie des Generals
Ludendorff sowie der Verantwortungsfreudigkeit des Generals v. Emmich
war - trotz größter Reibungen und anfänglicher
Mißerfolge - die Aufgabe glücklich durchgeführt, das
schier Unglaubliche erreicht: eine neuzeitige Festung mit zwölf Panzerforts
war in zehn Tagen genommen worden!
Der Angreifer hat seinen Erfolg mit nicht unerheblichen Verlusten bezahlen
müssen; vor allem waren mehrere höhere Führer gefallen;
zahlreiche Offiziere niederen Grades hatten, ihren Mannschaften unerschrocken
vorausgehend, ihr Leben gelassen. Doch die Verluste wurden ertragen und
verschmerzt im Vollgefühl des errungenen großen Erfolges, dessen
Bedeutung der Truppe erst allmählich klar wurde; das Blut der Tapferen
war nicht umsonst geflossen, war doch nunmehr der Weg für den
beabsichtigten, gewaltigen Vormarsch frei!
Der Eindruck des schnellen Falles von Lüttich in Deutschland und im
Ausland war ein überwältigender! Das deutsche Volk jubelte und
atmete auf. Die [161] Eröffnung des Feldzuges vollzog sich
unter den günstigsten Aussichten, das Vertrauen in die eigene Truppe und
Führung hob sich, wo bisher etwa Zweifel bestanden hatte. Das Ausland,
die Neutralen horchten auf. Die Ententestaaten suchten zwar noch wochenlang,
den Fall der Festung zu leugnen, die Leistungen der deutschen Truppen durch
sinnlose Übertreibungen der erlittenen Verluste herabzusetzen. Die
Wahrheit ließ sich aber auf die Dauer nicht unterdrücken. Unter dem
Eindruck des schnellen Falles von Lüttich gelang es den Deutschen, auch
bei den folgenden Belagerungen von Namur, Maubeuge und Antwerpen den
Widerstand des Verteidigers in überraschend kurzer Zeit zu brechen.
Die Belagerungsarmee Lüttich löste sich auf, alle ihre Teile traten zu
ihren Korps und Divisionen zurück; das IX. Armeekorps trat zur 1. Armee
über, die Korps der 2. Armee stellten sich westlich und südlich
Lüttich zum Weitermarsch bereit; nur die 13.
Reserve-Division des VII. Reservekorps blieb vorläufig als Besatzung in
Lüttich zurück.
Grenzzusammenstöße. Französischer Vorstoß
auf Mülhausen.
Schon bevor die zur Wegnahme von Lüttich bestimmten deutschen
Truppen die Grenze überschritten, kam es auf dem Südteil der
deutsch-französischen Heeresfronten in den ersten Augusttagen zu
Patrouillenzusammenstößen. Bereits am 2. August gingen
französische Aufklärungsabteilungen über die Grenze westlich
Diedenhofen und bei Altmünsterol, am 3. August bei Münster und
Markirch. Am 6. August war die französische 1. Armee im Besitz der
südlichen
Vogesen-Pässe. Starke Kräfte der französischen Belforter
Kampfgruppe - das VII. Armeekorps und die 8.
Kavallerie-Division - stießen am 7. August in Richtung
Mülhausen vor und erreichten abends Altkirch, eine andere Kolonne
rückte über den Col de Bussang auf Thann. Auch ihr Ziel war
Mülhausen. Die schwachen deutschen Grenzschutztruppen zogen sich
fechtend in den
Hardt-Wald zurück; am 8. August nachmittags wurden Mülhausen
und Sennheim von den Franzosen besetzt. In dieser Linie wurde von ihnen sofort
eine starke Verteidigungsfront geschaffen, Deckungstruppen nach Norden, Osten
und Süden vorgeschoben, mit einer rechten Seitendeckung die Orte
Altkirch und Pfirt besetzt. Deutscherseits hatte man mit einem derartigen
französischen Vorstoß in das Elsaß gerechnet, war doch
bekannt, welchen Einfluß sich die französische Regierung von der
schnellen Besetzung der "geraubten Gebiete" auf die Stimmung im Heer und Volk
versprach; daß dieser Einfall zeitlich nicht noch früher erfolgte, ist
eigentlich erstaunlich, denn die französischen
Grenzkorps - II., VI., XX., XXI. und VII. - waren seit langen Jahren
schon im Frieden, was Mannschaftsstärke,
Pferde- und Materialausstattung angeht, als fast mobil anzusehen. Andererseits
sah der deutsche Aufmarsch im Südelsaß nur schwache
Grenzschutztruppen vor, da die Masse der 7. Armee sich um Straßburg
versammelte.
[162] Die Schlacht bei
Mülhausen.
Generaloberst v. Heeringen, der Führer der deutschen 7. Armee, glaubte die
Bedrohung seiner linken Flanke nicht dulden zu dürfen; er setzte die
Hauptteile des XIV. Armeekorps von Osten und Nordosten über den Rhein,
das XV. Armeekorps von Norden her zum gemeinsamen Angriff gegen die Linie
Sennheim - Mülhausen an, in der Absicht, durch Druck von
Norden am Gebirge entlang die Franzosen von ihren Rückzugslinien nach
Süden abzudrängen. Am 9. August morgens begann die Schlacht. In
verlustreichem Kampf gelang es dem XIV. Armeekorps, sich am späten
Abend in den Besitz der beherrschenden Rixheimer Höhen,
südöstlich Mülhausen, zu setzen. Nachmittags fiel Sennheim
in deutsche Hand, um allerdings bald wieder verloren zu gehen. Auf die Nachricht
vom Verluste der Rixheimer Höhen gingen die Franzosen mit ihrem linken
Flügel in der Nacht bei
Nieder- und Ober-Aspach in eine neue Sperrstellung. Diese fiel dann bei erneuten
Angriff des XV. Armeekorps am 10. August früh; die Franzosen gingen auf
Belfort zurück. War auch ihre Abdrängung nach Süden nicht
gelungen, so endete der französische Vorstoß doch mit einer
empfindlichen Schlappe. Vor allem war Mülhausen, der große
Straßenknoten und die hochwichtige Industriestadt, wiedererobert, der
erstrebte Erfolg der Franzosen auf militärpolitischem Gebiet gescheitert.
Die Zuversicht, in dem Kriege den Gegnern auf dem Schlachtfelde gewachsen zu
sein, wurde durch diesen ersten Sieg im Volke zur Gewißheit.
Die Treffen von Lagarde und
Schirmeck.
Weiter nördlich waren die Franzosen ebenfalls in den Vogesen über
die Grenze gedrungen und strebten den Besitz aller Pässe und
beherrschenden Punkte an. Andererseits war der linke Flügel der deutschen
6. Armee - das I. Bayerische Armeekorps - auf Ersuchen der 7. Armee,
den Schutz ihrer rechten Flanke beim Vorgehen auf Mülhausen zu
übernehmen, am 10. August zunächst über die Grenze bis zur
Linie Blâmont - Cirey vorgegangen; am 12. August wurde
Badonviller besetzt. Weiteres Vorgehen wurde eingestellt, als die Nachricht kam,
daß die 7. Armee die Franzosen nach Belfort siegreich
zurückgeworfen habe.
Am 10. August erfolgte von Metz her die Besetzung Brieys durch deutsche
Truppen.
Während sich bis zu diesem Tage die Franzosen vor der Front der 6. Armee
auffällig ruhig verhielten, brachte ein Zusammenstoß am 11. August
die erwünschte Klarheit der Lage. Am 10. August hatte eine gemischte
französische Brigade eine nach Lagarde vorgeschobene Kompagnie des
XXI. Armeekorps verjagt. Nicht aus taktischen, sondern rein aus moralischen
Gründen beschloß der Kommandeur der deutschen 42.
Infanterie-Division, den Franzosen ihren billigen Erfolg wieder zu
entreißen. Er griff mit seiner gesamten Division,
unter- [163] stützt von der bayerischen
Kavallerie-Division, am 11. August Lagarde an und
rieb - allerdings unter nicht unerheblichen eigenen
Verlusten - den Gegner fast völlig auf.
In der zweiten Augustwoche waren alle Vogesen-Pässe, von der Belforter
Senke bis zum Donon in französischem Besitz. Vom Donon aus gelang es
am 14. August französischer Artillerie, eine deutsche Abteilung der
Straßburger Festungsbesatzung bei Schirmeck mit Feuer zu
überfallen, zu zersprengen und unter schweren Verlusten nach Osten
zurückzutreiben; Schirmeck wurde von nachstoßenden
französischen Kräften besetzt. Anderseits drängten deutsche
Deckungstruppen französische, auf Schlettstadt vordringende Abteilungen
am 19. August gegen Markirch zurück.
Kämpfe der deutschen Heereskavallerie bei Dinant und
Haelen.
Vor den Fronten der 5. und 4. deutschen Armee kam es in der ersten
Augusthälfte nur zu kleineren Kämpfen der beiderseitigen
Aufklärungs- und Deckungsabteilungen. Vor der deutschen 3. Armee
stieß die deutsche Heereskavallerie (Höherer Kavalleriekommandeur
1) am 14. August bei Dinant auf die rechten Seitenabteilungen der
französischen 5. Armee. Es gelang den Deutschen, Dinant zu nehmen und
zeitweise sich auf den Höhen des westlichen
Maas-Ufers festzusetzen. Der Einsatz stärkerer französischer
Kräfte unter Mitwirkung belgischer Zivilbevölkerung zwang die
Deutschen jedoch bald zur Aufgabe des Gewinns; wertvolle
Aufklärungsergebnisse waren aber erzielt.
Vor der deutschen 1. Armee stieß das Kavalleriekorps Marwitz am 12.
August am
Gette-Abschnitt in Linie
Jodoigne - Tirlemont - Diest auf starken Widerstand. Die
Belgier hofften, in dieser Linie die Deutschen bis zum Eintreffen der
versprochenen
englisch-französischen Hilfe aufzuhalten. Hielt sich Lüttich noch
eine Woche, so konnte die Lage für die Verbündeten noch gerettet
werden. Es sollte aber nicht dazu kommen. Opfermutig griff General v. d.
Marwitz mit seinen Reiterregimentern und
Jäger-Bataillonen den belgischen linken Flügel an. Das Dorf Haelen
wurde genommen, bald darauf auch Zelck. Nur durch den rechtzeitig
geführten Gegenstoß einer belgischen
Infanterie-Brigade wurde der Zusammenbruch der
Gette-Linie bereits am 12. August verhindert; das Kavalleriekorps Marwitz ging
am Abend fechtend zurück.
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