[229] Der Wohnungs- und Siedlungsbau Die Errichtung des Generalgouvernements und der damit verbundene Aufbau der deutschen Verwaltung hat den östlichen deutschen Lebensraum in ungeahntem Masse erweitert. Durch diese räumliche Ausdehnung sind dem Wohn- und Siedlungsbau lebenswichtige Aufgaben gestellt, die für die Zukunft des deutschen Volkes im Osten von entscheidender Bedeutung sein werden; denn für die Entwicklung und Beherrschung dieses Lebensraumes, der vielen deutschen Menschen eine Heimat werden soll, sind gesunde und hinreichend grosse Wohnstätten die erste Voraussetzung. Der Distrikt Warschau hat auf dem Gebiete des Wohnungswesens durch die Einwirkungen des Krieges die stärkste Einbusse erlitten. Wenn schon in den Vorkriegsjahren in dem ehemaligen polnischen Staat ein beträchtlicher Mangel an Kleinwohnungen herrschte, so ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt infolge der Kriegsbeschädigungen untragbar geworden. Von den in Warschau (Stadt) vor dem Kriege vorhanden gewesenen 20 650 Gebäuden sind durch Kriegshandlungen etwa 2 200, d.h. rund 10,6 v. H. völlig vernichtet und 8 740, d. h. rund 41 v. H. teilweise zerstört, abgebrannt oder stark beschädigt worden; weitere 30 v. H. sind leicht beschädigt.
Neben dem Sofortprogramm, das die beschleunigte Fertigstellung der sogenannten Torsobauten vorsieht, musste die deutsche Siedlungspolitik zur Gewinnung neuen Wohnraums eine grosszügige Neubauplanung in den gewonnenen Gebieten in Angriff nehmen. In dieser Beziehung trat die deutsche Verwaltung ein trauriges Erbe an. Polen hat, wie die Geschichte zeigt, aus eigener schöpferischer Kraft niemals sein Gebiet sinnvoll gestalten können, sondern im wesentlichen von den Früchten deutscher Pionierarbeit gelebt, die mit der kraftbewussten Ostpolitik der ersten deutschen Kaiser ihren Anfang nimmt, vom Deutschen Ritterorden zu Beginn des 13. Jahrhunderts planvoll fortgesetzt wird und durch die mächtige Städtegemeinschaft der Hanse ihre letzte Ausstrahlung erfährt. Eigene Richtlinien für den Aufbau einer Stadt oder die Gestaltung der Landschaft hat der Pole nicht aufstellen können, weil er nicht die für die Durchdringung eines Siedlungsraumes notwendige Grundlage, ein bodengebundenes, selbstbewusstes Volkstum besass. Ausserdem fehlte der polnischen Staatsführung das Verständnis für die Ziele einer völkischen Gemeinschaft. Es gibt deshalb auch keinen "polnischen Lebensraum", der die Grundlage für ein gesundes völkisches Leben bilden könnte. Die wenigen "Städte" des Ostens lassen in ihrem Grundriss, dessen Mittelpunkt meist der Marktplatz oder die Kirche ist, überwiegend einen deutschen Planungswillen erkennen, und die grossen monumentalen Bauwerke haben deutsche Künstler geschaffen. Im übrigen lässt die regellose Bebauung der polnischen Stadt, die weder Bauzonen noch [231] Fluchtlinien oder die Abgrenzung von Wohn-, Geschäfts- und Industrievierteln kennt, jedes organische Gefühl vermissen. Deshalb überliess die "polnische Wirtschaft" auch den grössten Teil der Gebäude ohne Rücksicht auf die Bewohner und deren Bedürfnisse ihrem Schicksal. Eine ungeordnete, zügellose und unübersichtliche Agrarpolitik einerseits und eine unüberlegte, die Landschaftsschönheit zerstörende Anhäufung industrieller Anlagen andererseits hatten eine ungleiche Verteilung der Menschenmassen und damit eine furchtbare
Abgesehen von der Unfähigkeit, in den Städten einen gesunden Wohnungsbau zu gestalten, hat der Pole auch draussen bei der Besiedlung des flachen Landes für eine Harmonie zwischen Haus- und Landschaft kein Verständnis gezeigt. Wahllos am Rande der Strasse oder mitten in der unverstandenen Landschaft stehen einzelne, quadratisch geformte Häuser, die mit ihren flachen hässlichen Dächern das Aussehen liegender oder hochkant gestellter Streichholzschachteln haben. In anderen Gegenden ziehen sich an der Strasse kilometerweit Häuserreihen entlang, die - ohne inneren Zusammenhang - keinen sie beherrschenden Mittelpunkt besitzen und in ihrer Gestaltung ebenfalls nicht nur abstossend wirken, sondern meist auch keine Kanalisation und Wasserleitung haben. Auch in diesen Haufensiedlungen hat der Pole durch die lieblose Aneinanderreihung der verschiedensten Baustile nicht nur eine unselbständige [232-235=Fotos] [236] Baugesinnung verraten und gegen die Normen einer geschmackvollen Architektur verstossen (wenn man hiervon überhaupt sprechen darf), sondern auch in hygienischer Hinsicht die Bedürfnisse und gemeinsamen Belange der in den Häusern wohnenden Menschen überhaupt nicht erkannt. Deshalb ist die Siedlung im Osten nicht nur ein technisches Problem, sondern eine Frage des kulturellen Aufbaues der deutschen Gemeinschaft. Damit ist die Aufgabe gestellt: Aufbau einer innerlich geordneten, kolonisatorisch befähigten Gemeinschaft in einem "Deutschen Wohnbezirk" (Stadt) oder "Siedlungsbereich" (Land). Dabei ist im Hinblick auf die oben geschilderten polnischen Mißstände zu berücksichtigen, dass wir weder für den Aufbau der deutschen Stadt noch für die Errichtung der deutschen Siedlung eine Vorlage benutzen können. Wir betreten völlig neues Land. Die Gestaltung des deutschen Siedlungsraumes umfasst daher neben den umfangreichen städtebaulichen und wohnungspolitischen Aufgaben gleichzeitig ein eingehendes bevölkerungspolitisches Studium, eine gründliche Untersuchung der Bodenverhältnisse, Berücksichtigung der gewerblichen und industriellen Betriebe, eine Landschafts- und Wirtschaftsplanung, Aufstellung von Bebauungsplänen, Abgrenzung der Verwaltungsbezirke und Gliederung der politischen Einheiten, den Aufbau der bäuerlichen Siedlung und die Anlage von Verkehrsstrassen. Zur Lösung dieser gewaltigen Aufgaben ist nicht nur die Zusammenarbeit der beteiligten Fachkräfte, sondern die einsatzfreudige Mitarbeit jedes einzelnen Volksgenossen erforderlich, der hier im Osten eingesetzt ist. Die im Juni 1941 im Osten beginnenden Kriegshandlungen und der dadurch eingetretene Frontbedarf an Baustoffen (Eisen, Holz, Zement usw.) hat die Verhängung einer Bausperre für alle nicht kriegswichtigen Bauten zur Folge gehabt. Die dadurch für den Wohnungsbau entstandene Ruhepause wurde dazu benutzt, das künftige Neubauprogramm für die einzelnen Kreise zu entwerfen. Um alle Deutschen des Distrikts in einwandfreie Wohnungen unterzubringen, werden in den kommenden Jahren über 2 000 Neubauten hergestellt werden, deren Errichtung gewaltige städtebauliche Aufgaben darstellt, da die neuen Bauvorhaben sinnvoll in den künftigen deutschen Wohnbezirk der Kreisstädte eingefügt werden sollen. Mit der Herstellung dieser Neubauten ist die Deutsche Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft mbH. in Warschau beauftragt worden, die zur Wahrung einer planmässigen Durchführung des [237] gesamten Wohnungsbaues und zwecks Gewährleistung einer einheitlichen Wohnungs- und Siedlungspolitik von der Regierung in Krakau zur alleinigen Trägerin des gesamten Wohnstättenbaues und der Schaffung der deutschen Siedlungen erklärt worden ist.
Abseits vom deutschen Mittelpunkt der neuen Stadt soll den Polen ein Wohnviertel verbleiben. Damit ist einerseits zum Ausdruck gebracht, dass sie kein Stück des deutschen Eigenlebens darstellen, andererseits sollen sie zu nutzbringender Arbeit jederzeit herangezogen werden können. Nach Beendigung der Vermessungsarbeiten wird nach Aufhebung der Bausperre unverzüglich in allen Kreisen des Distrikts der Bau der deutschen Wohnbezirke und Siedlungen beginnen.
Diese neuen deutschen Wohngebiete werden aber gleichzeitig eine kulturelle Tat des Deutschtums sein, das gegenüber dem geschmacklosen kulturlosen Wohnbaustil des polnischen Staates eine dem Geist des Nationalsozialismus entsprechende architektonisch schöne neuzeitliche Wohnkultur schafft, die in der gleichen Weise wie früher die Burgen der Ordensritter und die Handelsniederlassungen der Hanse auf Jahrhunderte hinaus von der Blütezeit des Nationalsozialismus Zeugnis ablegen wird.
|