Bei diesem Kapitel möchten wir noch einmal ganz
besonders Gesundheitswesen Die in diesem Buch mehrfach geschilderten Verhältnisse, wie sie nach Beendigung des Polenfeldzuges bestanden, wirkten sich auch in gesundheitlicher Hinsicht außerordentlich ungünstig aus. Etwa die Hälfte des gesamten Wohnraumes war anfänglich infolge der Kriegszerstörungen völlig unbenutzbar. Dazu kam, dass im Oktober 1939 Tausende von Flüchtlingen in die Stadt Warschau strömten, wodurch die Einwohnerzahl noch zunahm. Durch diese beiden Faktoren kam es zu einer außerordentlich starken Überbelegung des Wohnraumes in Warschau. Es ist festgestellt worden, dass in einem Zimmer zuweilen 30 - 40 Personen lebten. Die Krochmalnastrasse zählte beispielsweise bei 25 Häusern nicht weniger als 15 000 Einwohner. Infolge der kriegerischen Ereignisse hatte auch die Wasserversorgung stark gelitten. Im Wasserwerk waren alle Druckrohrleitungen ebenso wie die Schnellfilteranlagen restlos zerstört. Das Verteilungsnetz selbst wies an 700 Stellen Beschädigungen auf. So kam es, dass an Stelle des täglichen Friedensverbrauchs von 140 000 cbm anfangs nur 10 - 15 000 cbm täglich zur Verfügung standen. Infolgedessen war die Bevölkerung gezwungen, ihr Wasser zu einem großen Teil aus der Weichsel oder aus verschmutzten Brunnen zu entnehmen. Als Folge hiervon kam es in der Stadt Warschau anfangs zu einer kleinen Ruhrepidemie von 140 Fällen, dann zu einer Typhusepidemie mit 3 785 Erkrankungen und 405 Todesfällen in der Zeit von Oktober bis Dezember 1939. In engster Zusammenarbeit zwischen der zivilen Gesundheitsverwaltung und dem leitenden Sanitätsoffizier der Kommandantur, Oberstabsarzt Prof. Richter, wurde zur Bekämpfung dieser Seuche eine ärztliche Notorganisation ins Leben gerufen, an der sich sämtliche greifbaren praktizierenden polnischen und jüdischen Ärzte beteiligen mussten. Diese Ärzte übernahmen nach Ausrichtung ihrer Arbeit und Aufteilung auf einzelne Häuserblocks der Stadt durch die deutsche Gesundheitsführung die Kontrolle aller Häuser auf Kranke und Infektionsverdächtige und auf Über- [239] belegung der Wohnräume. Nach Abschluss der ersten Kontrolle waren 15 000 Menschen ohne Obdach; 30% der Bevölkerung mussten in den Kellern wohnen. Diesem Blockarztsystem mit seinen täglichen Meldungen an die deutsche Gesundheitsführung sowie der schnellen Wiederherstellung der Wasserleitung und der von der Gesundheitsführung angeordneten Zwangsschutzimpfung gegen Bauchtyphus war es zu verdanken, dass in der Stadt Warschau die Typhusepidemie bereits im Januar 1940 zum Abklingen kam. Heute ist infolge der nochmals wiederholten Typhusschutzimpfung der gesamten Bevölkerung in Warschau die Zahl der Typhuserkrankungen praktisch ohne jede Bedeutung, auf jeden Fall niedriger als vor der Zeit der deutschen Gesundheitsverwaltung. Im Jahre 1941/42 wurde auch in den Kreisen des Distrikts (durch die Typhuszwangsimpfung) an allen Orten, in denen Unterleibstyphus auftrat, erreicht, daß diese Seuche praktisch verschwunden ist. Auch die Ruhr, die in allen Kreisen des Distrikts endemisch auftritt, ist bis jetzt nicht mehr in Erscheinung getreten. Nicht so erfolgreich waren die Bemühungen bei der Bekämpfung des Fleckfiebers. Zwar gelang es, während der ersten 1½ Jahre nach dem Sieg über Polen die Zahl der Fleckfiebererkrankungen bei der polnischen Bevölkerung in Warschau trotz der Wohndichte unter 10 Fällen je Monat zu halten. Mit dem Hereinströmen der deutschen Armeen vor Beginn des Krieges mit Russland änderte sich jedoch allmählich das Bild. Die Lebensmittel in der Stadt Warschau und vor allem im jüdischen Wohngebiet wurden immer knapper. Die Juden waren daher in stärkstem Maße bestrebt, Lebensmittel einzuhandeln, wobei sie den Bauern Kleidungsstücke, Wäsche und Pelze zum Tausch anboten. In zahllosen Fällen konnte von den Kreisärzten der Zusammenhang zwischen aufgetretenen Fleckfieberfällen und vorher eingetauschten Pelzen festgestellt werden. Da die Grenzen des jüdischen Wohngebietes keineswegs hermetisch abgeschlossen waren, konnte dieser Handel über die polnische Bevölkerung der Stadt Warschau vor sich gehen. So kam es im Winter 1941/42 zu einer Ausbreitung des Fleckfiebers auf die polnische Bevölkerung der Stadt und der Landkreise. Trotzdem ist es gelungen, auch diese Fleckfieberepidemie erfolgreich zu bekämpfen, so dass sie bereits nach mehreren Monaten [240] abgeklungen ist, ohne besonders schwerwiegende Folgen gehabt zu haben. Trotz der viel ungünstigeren Verhältnisse sind die Fleckfieberzahlen gegenüber der Epidemie des ersten Weltkrieges erheblich niedriger gewesen, obwohl damals die hygienischen Verhältnisse und die Ernährungslage wesentlich besser gewesen sind. Wie wurde dieser Erfolg erreicht? Ausgehend von der Erkenntnis, dass nur der verlauste und umherziehende Mensch das Fleckfieber überträgt, wurden die strengsten Maßnahmen gegen diese umherziehenden Elemente von der Gesundheitsverwaltung gefordert und auch allmählich erreicht. Da im Jahre 1940 immer wieder verlauste Juden als Überträger bei aufgetretenen Fleckfieberfällen festgestellt wurden, wurden im ganzen Distrikt, vor allem aber in der Stadt Warschau, scharf begrenzte jüdische Wohn- und Aufenthaltsgebiete gebildet. Wenn auch die Loslösung der Juden aus dem polnischen Wirtschaftsleben außerordentlich schwer war, so wurde doch dank der Einsicht aller verantwortlichen Deutschen im Winter 1940 die Isolierung der Juden erreicht. Neben dem Kampf gegen das Umherziehen musste eine intensive Aufklärung der gesamten Bevölkerung über die Gefahren des Fleckfiebers einsetzen. In Zusammenarbeit mit der Abteilung Propaganda wurde ein Fleckfieberfilm: "Juden - Läuse - Fleckfieber" gedreht, der dazu beigetragen hat, daß die polnische Bevölkerung den deutschen Absperrungsmaßnahmen gegen die Juden Verständnis entgegen bringt und diese heute unterstützt. Als Hauptbekämpfungsmittel gegen das Fleckfieber wurde eine große Anzahl von Entlausungsanstalten geschaffen. Am 1. 10. 1939 bestanden im Distrikt einschliesslich der Stadt Warschau nur 9 Entlausungsanstalten mit einer Tageskapazität von 1 715 Menschen. Bis zum 1. 4. 1942 wurden insgesamt 66 ortsfeste Anlagen mit einer Tageskapazität von 9 085 Köpfen neu errichtet. Davon sind in der Stadt Warschau 14 mit einer Tageskapazität von 2 500 Köpfen vorhanden. Nach dem Anstieg des Fleckfiebers wurden von der deutschen Verwaltung in den Kreisen des Distrikts Warschau insgesamt 49 Fleckfiebernotkrankenhäuser mit 1 825 Betten neu eingerichtet. Dazu kommen noch 425 Seuchenbetten in den Allgemein-Krankenhäusern der Stadt Warschau. Im Zuge des staatlichen gesundheitlichen Aufbaues wurde die Zahl der Verwaltungsärzte durch Vermehrung der Stadt- und Bezirks- [241-242=Fotos] [243] ärzte in den Landkreisen einschliesslich der Kreisärzte von etwa 30 auf 106 gebracht. Die Zahl der Desinfektoren beträgt heute insgesamt 559 (davon in der Stadt Warschau 439), die Zahl der Gesundheitskontrolleure insgesamt 68 (davon in Warschau 32). Die geringe Zahl der praktizierenden Ärzte in den Landkreisen machte die Erkennung und Bekämpfung der Seuchen auf dem Lande anfangs unmöglich. Die deutsche Gesundheitsverwaltung schuf durch Ausbau des Bezirksarztsystems und durch Niederlassungssperre in der Stadt Warschau den Anreiz für zahlreiche polnische Ärzte, sich auf dem Lande niederzulassen. Am 1. 4. 42 praktizierten in den Landkreisen des Distrikts Warschau 591 polnische Ärzte, 1940 waren es 290.
Die Juden haben in der Stadt Warschau noch 6 Gesundheitspunkte errichtet, ebenso mussten sie in allen größeren jüdischen Wohnbezirken außer den Entlausungsanlagen auch Gesundheitspunkte schaffen. Vor dem deutsch-polnischen Kriege bestanden im Gebiet des Distrikts Warschau insgesamt 41 Krankenhäuser mit 10 682 Betten. Während des Krieges wurde eine ganze Reihe Krankenhäuser, besonders in der Stadt Warschau, zerstört. Am 1 4. 1942 waren im Distrikt Warschau trotzdem bereits 43 Allgemein-Krankenhäuser mit 10 752 Betten in Betrieb. Die Stadt Warschau ist darin mit 24 Krankenhäusern und 9 460 Betten vertreten, von denen seit Beginn des Russlandfeldzuges die besten Krankenhäuser mit etwa 3 000 Betten der Wehrmacht zur Verfügung gestellt werden konnten. Die Stadt hat sich durch Rückgriff auf die Privatkliniken 3 000 Betten Ersatz schaffen können. Das Krankentransport- und Unfallrettungswesen war im Distrikt Warschau vor dem Kriege eine Angelegenheit zahlreicher privater und halböffentlicher Unternehmen. Es wurde deshalb eine öffentli- [244] che Rettungsbereitschaft für den Distrikt Warschau geschaffen, die heute mit 18 Krankentransportwagen, darunter 6 deutschen Mercedes und DKW-Wagen arbeitet. Im letzten Winter konnte diese Organisation der Wehrmacht bzw. den deutschen Verwundeten, die in Warschau ankamen, durch Beschleunigung des Abtransportes vom Ostbahnhof in die Lazarette wertvolle Unterstützung leisten. Die Zahl der Röntgenapparate in der Tuberkulosefürsorge der Gesundheitspunkte sowohl der Stadt Warschau als auch der Kreise wurde verdreifacht, die Zahl der Untersuchungen verdoppelt. Die Sozialversicherungskasse baute ein großzügiges Institut für physikalische Therapie auf, das allen Deutschen neben den Versicherten der Kasse zur Benutzung zur Verfügung steht. Dem Staatlichen Hygienischen Institut in Warschau wurde eine Fleckfieberforschungsstelle angeschlossen, in der heute Fleckfieberimpfstoff gewonnen wird, der den ganzen Bedarf der Gesundheitsverwaltung deckt. Endlich wurde eine Distriktsgesundheitskammer aufgebaut, die heute 11 500 Heilberufler umfasst, die von der Gesundheitsführung nach Bedarf angesetzt werden. Jedenfalls ist erstmalig durch Schaffung einer Arbeitsplatzvermittlung für die Heilberufler eine sinnvolle Verteilung der zur Verfügung stehenden Kräfte möglich. Obwohl der
Bereits im Mai 1940 wurde aus einem stark beschädigten polnischen Privatkrankenhaus das Deutsche Distriktskrankenhaus geschaffen, das anfangs 140 Betten umfasste, heute bereits - durch Hinzunahme der umliegenden
Zur Versorgung der reichs- und volksdeutschen Bevölkerung wurde im Juni 1940 die Deutsche Apotheke errichtet. Mit ihrer Hilfe gelang es, die umfangreichen Anforderungen auch der im reichsdeutschen Interesse arbeitenden Betriebe und Dienststellen zu befriedigen. Die pharmazeutische Industrie Warschaus, der in der Wirtschaft des Generalgouvernements eine große Bedeutung zukommt, wurde [245] unter deutsche Aufsicht und Leitung gestellt. Wichtige Betriebe, die durch den Krieg zerstört waren, wurden wieder aufgebaut und dem deutschen Interesse dienstbar gemacht. Zur Steuerung der Betriebe im reichsdeutschen Interesse wurden scharfe Maßnahmen hinsichtlich der Rohstoffbewirtschaftung gegenüber den pharmazeutischen Fabrikbetrieben und pharmazeutischen Großhandlungen erlassen. Anbau und Sammlung von Heilpflanzen wurde gefördert. Besondere Sorge galt den Volksdeutschen. Mit Hilfe des Röntgensturmbannes der Waffen-SS wurde eine Reihenschirmbild-Lungenuntersuchung von etwa 10 000 Volksdeutschen durchgeführt, die leider ergab, dass gerade die Volksdeutschen, die jahrzehntelang unter polnischen Verhältnissen hatten leben müssen, weitgehend tuberkulosekrank waren. Es wurde deshalb eine deutsche Beratungsstelle für Tuberkulose eingerichtet, die alle bei der Reihenuntersuchung festgestellten Kranken auch weiterhin berät und die in zahlreichen Fällen die Erkrankten in eine inzwischen geschaffene deutsche Abteilung im Lungensanatorium in Rutka entsandt hat. Auch wurde in einem Krankenhaus der Stadt Warschau für die nicht zur Verschickung geeigneten Tuberkulosefälle eine Tuberkuloseabteilung geschaffen. Alle volksdeutschen Schulkinder wurden untersucht. Für sie wurde eine dauernde Schulfürsorge errichtet. Darüber hinaus schuf die NSDAP mit ihrem deutschen Hilfswerk eine Säuglingskrippe, die für deutsche Säuglinge mit 30 Betten zur Verfügung steht. Im Rahmen des Volksbildungswerkes wurden in Warschau und den von Deutschen bewohnten Kreisen Vorträge über gesundheitliche Themen gehalten, um so die deutsche Bevölkerung auch durch Aufklärung in gesündere Verhältnisse zu führen.
Daneben sorgen bisher 5 deutsche Hebammen, die außerhalb Warschaus in den Hilfsstellen für Mutter und Kind stationiert sind, dafür, daß die Kinder unserer deutschen Volksgenossen auf dem Lande nicht mehr von polnischen Hebammen betreut werden müssen. Nur so ist der Kinderarmut der hiesigen Volksdeutschen, die zu einem großen Teil durch sehr hohe Säuglingssterblichkeit bedingt ist, beizukommen.
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