Verwaltungsaufbau im Distrikt Warschau (Teil 3)
6. Aus der Arbeit der Stadt- und
Kreishauptleute
Verschiedentlich wurden auch im Distrikt Warschau Gräber ermordeter Volksdeutscher ermittelt und Fahndungen nach den Tätern aufgenommen. Namentlich in der Kreishauptmannschaft Lo- [96] witsch, wohin große Verschleppungszüge Volksdeutscher aus der Gegend von Bromberg gekommen und dort zum Teil von der vorstoßenden deutschen Wehrmacht befreit worden waren, wurden zahlreiche in der gemeinsten Weise ermordete Deutsche wieder ausgegraben und in die Heimat überführt.
Ein besonderes Problem stellte in den ersten Wochen der Tätigkeit der Kreishauptleute die Versorgung der Bevölkerung mit Le- [97] bensmitteln und sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs dar. Einige Kreishauptleute führten bereits damals zur Vermeidung einer Hungersnot und der möglicherweise damit verbundenen Unruhen zwangsweise Ablieferungen von Getreide und anderen Lebensmitteln an provisorisch eingerichtete Erfassungsstellen durch. Nach einigen Wochen der Tätigkeit war die gefahrvolle Lage überwunden. Nachdem auf diese Weise die vordringlichsten Arbeiten zur Normalisierung der Lebensverhältnisse und zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung geleistet worden waren, konnte nach und nach an einen ordnungsgemässen Verwaltungsaufbau und eine systematische Lösung der der öffentlichen Verwaltung gestellten Aufgaben herangetreten werden. Die besondere Aufmerksamkeit der Kreishauptleute galt naturgemäss den in ihren Bezirken lebenden Volksdeutschen. Durch einen Sondereinsatz der NSV wurde die erste Not behoben. Die Deutschen wurden alsbald durch Ausgabe einer Kennkarte erfasst und in jeder nur möglichen Weise unterstützt. In den Städten konnten ihnen im Zuge der Ausschaltung des jüdischen Einflusses zahlreiche Ladengeschäfte zugewiesen werden. Auf dem flachen Lande wurden die durch den Krieg oder durch die Terrormaßnahmen der Polen entstandenen Schäden nach Möglichkeit ausgeglichen. So wurden notleidenden Bauern Pferde, Wagen und Geschirre kostenlos übereignet. In einigen Fällen wurde der Wiederaufbau zerstörter Gehöfte ermöglicht. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kohle, Bekleidungsgegenständen und Schuhwaren erfolgte für die Deutschen bevorzugt, ebenso die Vermittlung von Kunstdünger und hochwertigem Saatgut zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Die durch mehrfache Pferdeaushebungen entstandenen schwierigen Verhältnisse auf landwirtschaftlichen Betrieben wurden durch eine besondere Ausgleichsaktion behoben. Hilfsbedürftige deutsche Volkszugehörige sowie die Angehörigen der zum Wehrdienst Einberufenen wurden laufend unterstützt, erholungsbedürftige Mütter und Kinder in das Müttererholungsheim in Rabka verschickt. Die deutschen Standesämter bei den Kreishauptleuten nahmen im Frühjahr 1940 ihre Arbeit auf, sie haben seitdem die üblichen Beurkundungen des Personenstandes vorgenommen. Nach den bisherigen Beurkundungen kann ein günstiges Verhältnis zwischen Geburten und Sterbefällen festgestellt werden. Die im Osten des Distrikts lebenden Volksdeutschen wurden im Laufe des Jahres 1940 in das Reichsgebiet umgesiedelt. Die damit im [98] Zusammenhang stehenden wichtigen und umfangreichen Arbeiten der Umsiedlungskommissionen wurden von den Kreishauptleuten tatkräftig unterstützt. Ein höchst bedeutungsvolles Problem, für das auch gegenwärtig noch gründliche Vorarbeiten geleistet werden, stellte die Behebung des Notstandes der volksdeutschen Bevölkerung dar. Die teilweise recht schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse, unter denen sich viele Volksdeutsche noch befinden, sind eine unselige Folge der Zersplitterung des bäuerlichen Grundbesitzes, vor allem der Erbteilung. Gerade die Deutschen hatten unter diesen Verhältnissen besonders zu leiden, da sie sich nur ungern aus der heimischen Dorfgemeinschaft zu lösen bereit fanden. Es gibt in deutschen Dörfern Besitzungen mit nur wenigen Morgen Land, die kaum ausreichen, um den erforderlichen Lebensunterhalt zu gewinnen. Eine Heilung der alten Schäden durch fürsorgerische Maßnahmen der Kreishauptleute ist zwar in weitem Umfange erfolgt, sie reichte aber nicht zu einer gründlichen Beseitigung des Notstandes aus. Eine durchgreifende Besserung wird erst dann zu erzielen sein, wenn durch Landzuteilung die Ertragsfläche so vermehrt wird, daß sie ein genügendes Auskommen gewährleistet. Besonders schwierige Aufgaben wurden den Dienststellen der Kreishauptleute durch das Judentum gestellt. Vor dem Kriege waren in allen größeren Landstädten des Distrikts und auch in kleineren Handelsorten unverhältnismässig viel Juden ansässig. Sie machten in einigen Orten bis zu 50% und noch mehr der Gesamtbevölkerung aus und beherrschten den Handel sowie weite Gebiete des gewerblichen Wirtschaftslebens. Nach Abschluss der Kampfhandlungen hatte sich die Zahl der Juden durch Abwanderungen und Aussiedlungen aus den zum Reich gekommenen Ostgebieten noch beträchtlich erhöht. Das jüdische Schieber- und Wuchererwesen wurde durch die Kreishauptleute und ihre Vollzugsorgane energisch bekämpft. Im Herbst 1939 wurden zunächst für große jüdische gewerbliche Betriebe und Fabriken Treuhänder eingesetzt. Dann wurde die Tätigkeit der Juden im Großhandel mit Getreide, Lebensmitteln aller Art und Vieh unterbunden; auch wurde begonnen, systematisch die Ladengeschäfte zu arisieren. Entsprechend den erlassenen Anordnungen wurden die Juden vor allen Dingen restlos aus dem Leder-, Textil- und Pelzhandel entfernt. Vorhandene Bestände wurden dabei von den neuen Geschäftsinhabern übernommen. In zahlreichen Fällen [99-102=Fotos] [103] konnte, namentlich durch die energische Tätigkeit der Gendarmerie, festgestellt werden, daß die Juden ganze Warenlager versteckt, eingemauert oder vergraben hatten; hier wurde mit scharfen Maßnahmen eingeschritten. Durch die geradezu unvorstellbare Unsauberkeit der auf engstem Raum zusammenwohnenden Juden brach in zahlreichen Orten des Distrikts Fleckfieber aus. Bei der Bekämpfung dieser Seuche wurde das Judentum als ein durch seine Verschmutzung und Verlausung gemeingefährlicher Seuchenherd erkannt. Um für die Zukunft eine gesundheitliche Gefährdung durch das Judentum zu unterbinden, wurden nach und nach in einer größeren Anzahl von Gemeinden des Distrikts geschlossene jüdische Wohngebiete gebildet. Die Juden sind damit im wesentlichen aus dem Straßenbild der Landstädte im Distrikt verschwunden und unter eine ordnungsmässige straffe Aufsicht gestellt. Die im Westen des Distrikts ansässig gewesenen Juden konnten im Frühjahr 1941 in den in Warschau gebildeten jüdischen Wohnbezirk1 übernommen werden. Seit dieser Zeit ist deshalb der Westen des Distrikts judenfrei. Um die arbeitsfähigen Juden einer nutzbringenden Betätigung zuzuführen, wurden sie allenthalben entsprechend einer Verordnung des Generalgouverneurs zu Zwangsarbeiten herangezogen. Es wurden mit ihnen namentlich wasserwirtschaftliche Meliorations- und Regulierungsarbeiten, Arbeiten des Straßenbaus, der Straßenreinigung und der Freihaltung der Straßen von Schnee und Eis sowie Abbrucharbeiten in zerstörten Städten bewältigt. Dabei hat sich allerdings gezeigt, dass die Juden allgemein nicht in der Lage sind, einfachste körperliche Leistungen in einer vernünftigen und wirtschaftlich brauchbaren Weise zu erbringen. Die produktive Leistung eines polnischen Arbeiters steht im Durchschnitt weit über der des Juden. Zur Verhütung der überall im Distrikt durch die Juden entstandenen Seuchengefahr wurden vom Gesundheitswesen umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Die Maßnahmen sollten zugleich dazu dienen, den außerordentlich schlechten Gesundheitszustand der Bevölkerung, der bei zahlreichen Personen eine Untauglichkeit zum Arbeitseinsatz gezeitigt hatte,
Die getroffenen Maßnahmen haben durch den Ostfeldzug gegen Sowjetrussland eine besondere Bedeutung erlangt. Es ist dadurch gewährleistet worden, daß das im Rücken der kämpfenden Truppe liegende Gebiet, das für den Nachschub und die Aufnahme verwundeter Soldaten von größter Bedeutung ist, seuchenfrei bleibt und dass keinerlei Gefährdung der Front in gesundheitlicher Hinsicht entstehen kann. Die getroffenen Maßnahmen haben sich ausgezeichnet bewährt. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Kreishauptleute den Aufgaben der Ernährung. Zur Steigerung der Erzeugung waren laufend Belehrungen über ordnungsgemässe Feldbestellung, über die Verwendung von Kunstdünger und verbessertem Saatgut, über den Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen, zweckmässige Hofwirtschaft und zahlreiche andere Maßnahmen notwendig. Für die großen Güter wurden eingehende Bestellungspläne aufgestellt, die die Großgrundbesitzer durchzuführen haben. Diese wurden häufig zu Versammlungen zusammengerufen, in denen sie Weisungen und Empfehlungen für die Bewirtschaftung ihrer Betriebe empfingen. Die Durchführung des Wirtschaftsplanes und anderer Anordnungen wurde laufend durch den Kreislandwirt und die ihm zugeteilten Bezirkslandwirte überwacht. Schlecht bewirtschaftete Betriebe wurden beschlagnahmt und der staatlichen Liegenschaftsverwaltung zugewiesen.
Auch zur Förderung der Tierzucht haben die Ämter für Ernährung und Landwirtschaft der Kreishauptmannschaften nennenswerte Maßnahmen ergriffen. So wurde hochwertiges Zuchtvieh aus dem Reich eingeführt und an die Gutsbesitzer und Bauern verkauft. Die der Steigerung der Erzeugung dienenden Maßnahmen auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft wurden in den Kreishauptmannschaften durch die Wasserwirtschaftsinspekteure durchgeführt. Ihre Arbeiten zur Verbesserung der Flußläufe und zur Entwässerung der zu sehr unter hohem Wasserstand leidenden Landflächen werden dauernd durch die Kreishauptleute gefördert und unterstützt. Die Leistungen der Wasserwirtschaftsinspekteure sind im Rahmen der Gesamttätigkeit der Kreishauptmannschaften sehr beachtlich. Die Inspekteure, die zumeist als einzige deutsche Beamte in ihrem fachlichen Arbeitsbereich tätig sind, haben durch Tatkraft und Unternehmungsgeist, durch Überwachung der Baustellen und der ihnen unterstellten polnischen Wasserwirtschaftsämter die schwierigsten Verhältnisse überwunden und nennenswerte Arbeitsergebnisse erzielt. [106] Um sicherzustellen, daß die landwirtschaftlichen Produkte in geordneter Weise an die Verbraucher gelangen, wurden sie durch das Amt für Ernährung und Landwirtschaft erfasst, d. h. an verschiedenen Ablieferungsstellen zur Ablieferung gebracht. Es wurden von der Kreishauptmannschaft für die Erzeugnisse, die abgeliefert wer; den müssen, Ablieferungskontingente auf die Gemeinden oder Dörfer umgelegt, die sie nun ihrerseits den Bauern bekanntgeben. Die Bauern erhalten für bestimmte Menge abgelieferter Erzeugnisse neben der ordnungsmässigen Bezahlung sogenannte Prämienscheine,2 die sie zum Bezug von Textilien, Eisen, Lederwaren, Petroleum, Wodka und dergleichen berechtigen. Da die Bauern die vorgenannten Bedarfsgegenstände im freien Handel und ohne Bezugschein nicht erhalten können, besteht ein großer Anreiz für sie, ihre Erzeugnisse den ergangenen Anordnungen entsprechend abzuliefern. Mit dem Prämienscheinverfahren wendet die deutsche Verwaltung praktisch eine Art Tauschsystem an und beschreitet damit den Weg alter kolonisatorischer Erfahrungen. Die Bauern kommen ihren Ablieferungsverpflichtungen in der Regel pünktlich und vollständig nach. Die wenigen Widerwilligen werden durch Bestrafung und Einweisung in ein Arbeitslager zur Folgsamkeit gezwungen. In Dörfern, die mit der Ablieferung von Getreide wesentlich im Rückstand sind, weil die Bauern das Getreide noch nicht ausgedroschen haben, wird unter Einsatz des Sonderdienstes ein zwangsweiser Ausdrusch durchgeführt. Das Auftauchen des Sonderdienstes mit der Dreschmaschine hat in den meisten Fällen genügt, die Bauern zu einem sofortigen Ausdrusch, der oft auch über Nacht fortgesetzt worden ist, zu veranlassen. Zur Einlagerung der abgelieferten Vorräte wurden von der "Landwirtschaftlichen Zweigstelle" unter nennenswerter Unterstützung der Kreishauptleute Lagerhäuser eingerichtet und verschiedentlich neu gebaut. Weiterhin wurden unter massgebender Mitwirkung der Kreishauptmannschaften Molkereien neu geschaffen oder wieder in Betrieb gesetzt und neuzeitlich gestaltet. Die Gesamtablieferungen an Milch und Erzeugung von Butter bewegen sich infolgedessen ganz allgemein in ansteigender Linie. Die Verteilung der Lebensmittel an die Bevölkerung entsprechend der ihr auf Grund der Lebensmittelkarten zustehenden Menge konnte in allen Kreishauptmannschaften ordnungsgemäss [107-110=Fotos] [111] durchgeführt werden. Wenn auch die Versorgung namentlich im Umgebungsgebiet der Stadt Warschau manche Störung erlitt, so gelang es doch immer wieder, die entstandenen Schwierigkeiten zu beheben. Auf dem Gebiet der Wirtschaft bestand die Aufgabe der Kreishauptleute zunächst darin, die vorhandenen Industrieanlagen und gewerblichen Betriebe in Tätigkeit zu bringen. Die Schwierigkeiten bei der Instandsetzung der Industrien waren wegen der Rohstoffbeschaffung außerordentlich groß. Es ist dennoch bei den meisten Fabriken gelungen, eine Aufnahme der Produktion herbeizuführen. Manche Fabriken mußten zwar später vorübergehend ihre Tore schließen, konnten dann aber zumeist nach Beseitigung der eingetretenen Erschwerung den Betrieb fortsetzen. Die in jüdischen Händen befindlichen industriellen Unternehmungen wurden beschlagnahmt. Auch die handwerklichen Betriebe konnten zumeist ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Namentlich in den Städten Sokolow und Wengrow, die vor dem Kriege ausgesprochene Handwerksstädte des Kürschner-, Schuhmacher- und Tischlereigewerbes waren, wurden durch die Initiative des dortigen Kreishauptmanns umfangreiche Werkstätten in Betrieb gesetzt, die zum Teil schon Ansprüche über das Gebiet der Kreishauptmannschaft hinaus befriedigen können. Dem Amt für Wirtschaft der Kreishauptmannschaft oblag weiter die Verteilung der lebenswichtigen Güter, insbesondere der Textilien, des Leders, der Eisenwaren, der Kohlen und sonstiger Gegenstände. Besondere Sorge machte in den vergangenen Wintern auf dem flachen Lande die Kohlenversorgung, die wegen der ungünstigen Verkehrsverhältnisse nicht überall in der gewünschten Weise durchgeführt werden konnte. Soweit möglich, ist deshalb in den Kreishauptmannschaften zur Linderung des Brennstoffmangels in nennenswertem Umfang Torf gewonnen worden. Auch die Aufgaben der Preisbildung und Preisüberwachung wurden entsprechend den erlassenen Richtlinien tatkräftig durchgeführt. Überschreitungen der Höchstpreise und sonstige Verstöße gegen die Preisbildungsvorschriften wurden im Ordnungsstrafverfahren geahndet. Zur Bekämpfung des Schleichhandels, unter dem die in dem Umgebungsgebiet der Stadt Warschau liegenden Kreishauptmannschaften stark zu leiden hatten und der die Maßnahmen der Ernteerfassung empfindlich störte, wurden Gendarmerie und Sonderdienst in starkem Masse herangezogen. Bei Tag und Nacht [112] durchgeführte Kontrollen an den Bahnhöfen und den Hauptverkehrsstraßen brachten laufend gute Erfolge. Besondere Aufgaben traten an die Kreishauptleute ferner auf dem Gebiet des Verkehrswesens heran. Durch die bei ihren Dienststellen eingerichteten Straßenverkehrsämter wurden nicht nur die Kraftfahrzeuge erfasst und einer den Verhältnissen des Krieges entsprechenden Benutzung zugeführt, sondern darüber hinaus auch Gespanne in sehr beachtlicher Zahl für die verschiedensten Zwecke zur Verfügung gestellt. Für das flache Land ist das Gespann nach wie vor ein Haupttransportmittel, das namentlich im Winter und auf den abseits der großen Verkehrsstraßen verlaufenden Wegen immer zuverlässig ist. Gespanne wurden beordert für den Bau von Straßen, der vor allen Dingen im Ostteil des Distrikts zur Herstellung der großen staatlichen Durchgangsstraßen von hervorragender Bedeutung war, zur Abfuhr des durch die Forstaufsichtsämter veranlassten Holzeinschlages sowie zu zahllosen Transporten für die Wehrmacht während ihres Aufmarsches an der deutsch-sowjetischen Grenze. Der Gespanndienstbedarf war im Osten des Distrikts gerade während dieser Zeit so außerordentlich groß, daß in einigen Kreishauptmannschaften seinerzeit täglich bis zu 8 000 Gespanne gestellt werden mußten. Alle Anforderungen konnten die zuständigen Kreishauptleute erfüllen. Daß es trotz dieser ungeheuren Belastung der bäuerlichen Fuhrwerksbesitzer gelang, zur gleichen Zeit die Frühjahrsbestellung ordnungsmässig und ohne nennenswerte Verspätung durchzuführen, ist eine höchst beachtliche Leistung. Die Kreishauptleute hatten auf dem Gebiete des Verkehrswesens als Verkehrspolizeibehörden weiter darüber zu wachen, daß während der Wintermonate alle wichtigen Straßenzüge dauernd von Schnee und Eis freigehalten wurden und damit für den Durchgangsverkehr ununterbrochen befahrbar blieben. Es gab Tage, namentlich während des strengen Winters 1941/42, an denen an einem einzigen Straßenstück von wenigen Kilometern allein über 1 000 Menschen an der Beseitigung meterhoher Schneeverwehungen arbeiteten. Stockungen in dem für die Ostfront so entscheidend wichtigen Durchgangsverkehr durch das Generalgouvernement sind an keiner Stelle eingetreten.
Außer der Überwachung des deutschen Schulwesens oblag und obliegt dem Kreisschulrat in der Behörde des Kreishauptmanns die Aufsicht über das polnische Schulwesen. Er wird dabei von einem oder mehreren polnischen Schulinspektoren unterstützt. Eine besondere Förderung haben durch die Kreishauptleute die polnischen Fachschulen, Handelsschulen und Handwerksschulen sowie die landwirtschaftlichen Berufsschulen erfahren, da diese Schulen dazu dienen, tüchtige Fachkräfte, an denen laufend Bedarf ist, und gute Landwirte heranzubilden. [114] Die den Dienststellen der Kreishauptleute angegliederten Arbeitsämter haben allgemein in erfolgreicher Weise die Werbung von Landarbeitern und Facharbeitern für das Reich durchführen können. Darüber hinaus haben sie laufend Arbeitskräfte für größere Betriebe und umfangreiche sonstige Maßnahmen vermittelt. Sie haben dabei vor allem dazu beigetragen, dass die großen von der Wehrmacht, der Ostbahn und den Straßenbaudienststellen in Angriff genommenen Bauvorhaben ordnungsgemäss und in der vorgesehenen Zeit durchgeführt werden konnten. Die Aufsicht über die staatlichen, nur mit Polen besetzten Steuerämter wurde durch den Dienststellen der Kreishauptleute angegliederte Finanzinspekteure ausgeübt. Den Finanzinspekteuren ist es gelungen, trotz erheblicher Anfangsschwierigkeiten einen regelmässigen Einzug der fälligen Steuern sowie eine verstärkte Beitreibung alter Steuerrückstände herbeizuführen und damit wesentlich zur Schaffung einer gesunden Finanzlage des Generalgouvernements beizutragen.
Bei der Schaffung der Gemeinschaftsräume und der Herrichtung und Ausstattung der Wohnungen haben die Kreishauptleute bedeutende Schwierigkeiten überwinden müssen. In den polnischen Landstädten sind keine Architekten vorhanden, die nach deutschem Geschmack Entwürfe schaffen können, und keine Handwerker, die in deutschem Stil Möbel und dergleichen anzufertigen vermögen. Manche Kreishauptleute haben daher immer wieder persönlich
Auch für die körperliche Ertüchtigung und eine Erholung in frischer Luft und freier Natur haben die Kreishauptleute für ihre
Diese vielseitigen Verwaltungsaufgaben sind in den Kreishauptmannschaften des Distrikts überall unter nennenswerten Schwierigkeiten mit einer nur kleinen Zahl reichsdeutscher Mitarbeiter durchgeführt worden. Wenn trotzdem so große Leistungen erzielt worden sind, so war dies nur durch den rücksichtslosen Einsatz der ganzen Person und durch die erhöhte Anspannung aller Kräfte der Kreishauptleute und ihrer Mitarbeiter möglich.
1Vgl. den Sonderartikel "Die Juden im Distrikt Warschau". ...zurück... 2Vgl. hierzu auch den Artikel "Marktordnung und Lebensmittelbewirtschaftung". ...zurück...
3Vgl. den Sonderartikel "Wohnungs- und Siedlungsbau". ...zurück...
|