Bei diesem Kapitel möchten wir noch einmal ganz
besonders Die Volksgruppen im Distrikt Warschau
1. Die Behandlung der Volksgruppen früher
und jetzt
Der Anteil der echten polnischen Volksgruppe hat dabei nach sorgfältigen Untersuchungen nur 59,3%, d. h. noch nicht einmal zwei Drittel der gesamten Bevölkerung ausgemacht. Selbst die amtliche polnische Statistik gab den Anteil der polnischen Volksgruppe mit nur 69,2% an. Diese Zahlen zeigen am besten, wie unsinnig die polnische Propaganda vom "polnischen Lebensraum" gewesen ist. Dabei war es das Bestreben der polnischen Nationalisten, über dieses frühere Staatsgebiet hinaus noch weitere Gebiete der Republik Polen einzuverleiben. Die Forderung "Polska od morza do morza" - "Polen von Meer zu Meer" - bedeutete die Schaffung eines polnischen Raumes von der Ostsee im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden, von der Oder im Westen bis zum Dnjepr im Osten. Mit einem polnischen Raum, in dem ein ausgesprochen polnisches Volkstum lebt, hatten diese größenwahnsinnigen Ideen nichts zu tun. Dafür hat der frühere polnische Staat alles getan, um die auf seinem Staatsgebiet lebenden nichtpolnischen Volksgruppen weitgehend zu polonisieren oder, wenn dies nicht gelang, zu unterdrücken. Irgendeine besondere Pflege haben die einzelnen Volksgruppen nicht erfahren. Vielmehr war das polnische Zwischenreich von 1919-1939 eine ausgesprochene Zwingburg, in der insbesondere die deutschen und ukrainischen Volksgruppen mehr oder weniger entrechtet waren. Das Generalgouvernement hat einen Teil der Vielfalt dieser früheren Volksgruppen übernommen. Denn auch im Generalgouvernement lebt nicht nur ein einzelnes geschlossenes Volkstum, sondern [128] auf seinem Gebiet leben auch jetzt noch zahlreiche grössere und kleinere Volksgruppen. Die zahlenmässige Stärke der einzelnen Volksgruppen im Generalgouvernement betrug Anfang 1942:
Im Gebiet des Distrikts Warschau leben etwa 2,8 Millionen Polen, rund 600 000 Juden, etwa 6 000 Russen, 5 800 Ukrainer, 5 000 Weißruthenen und 500 Kaukasier, die sich aus Georgiern, Armeniern, Aserbeidschanen und Tartaren zusammensetzen. Dazu kommt die deutsche Volksgruppe, von der bereits 6 000 deutsche Volkzugehörige aus dem Gebiet östlich der Weichsel in das Reichsgebiet umgesiedelt worden sind. Die erste Sorge der deutschen Verwaltung galt selbstverständlich den Volksdeutschen, da diese bisher in rechtlicher, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht ausserordentlich unterdrückt gewesen sind. Wie stark die Unterdrückung gewesen ist, ergibt sich daraus, dass über 50% der deutschen Volkszugehörigen in Warschau mit Notstandsarbeiten beschäftigt waren. Sie konnten nur auf die notdürftigste Art und Weise ihr Leben fristen. Viele hatten auch wegen ihres Deutschtums den Weg in das Konzentrationslager Beresa Katuszka antreten müssen, wo sie den grössten Drangsalierungen ausgesetzt waren. Als das Deutsche Reich den Weichselraum übernahm, war es die vornehmste Pflicht, die Volksdeutschen unter den Schutz des Reiches zu stellen. Die Dankesschuld, die das Deutsche Reich den 58 000 ermordeten Volksdeutschen abzutragen hat, kann am besten durch eine Betreuung der am Leben gebliebenen Volksdeutschen abgetragen werden. Bei der Behandlung der volksdeutschen Probleme erhob sich die Frage, wer überhaupt als Volksdeutscher zu betrachten ist; denn es [129] zeigte sich, dass plötzlich Tausende, die sich vor dem Kriege niemals zum Deutschtum bekannt hatten, den Antrag auf Erteilung der volksdeutschen Kennkarte stellten. Allein in der Stadt Warschau sind über 10 500 derartiger Anträge eingegangen, obwohl vor Beginn des Krieges nur wenige Hunderte durch Zugehörigkeit zu deutschen Organisationen sich offen zum deutschen Volkstum bekannt hatten. Im Distrikt Warschau wurden bis zum Abschluss der Kennkartenaktion Ende Mai 1942 22 455 Kennkarten erteilt. Auf die einzelnen Kreishauptmannschaften verteilt sich diese Summe folgendermassen:
Um aber auch allen den Personen, die die Voraussetzung zur Erteilung einer Kennkarte nicht voll oder noch nicht erfüllen, die Möglichkeit zu geben, zum Deutschtum zurückzufinden, wurde der Deutschstämmigkeitsausweis geschaffen, der in der Hauptsache jedem er- [130] teilt werden kann, der deutsche Vorfahren hat, ohne die deutsche Staatsangehörigkeit oder die volksdeutsche Kennkarte zu besitzen. Obwohl diese Erfassung erst im Juni 1942 eingesetzt hat, kann schon jetzt gesagt werden, dass auch hier mit einer sehr grossen Zahl von Anträgen zu rechnen ist. Um einen Begriff von der starken Durchsetzung des Polentums mit deutschem Blut zu erhalten, genügt schon ein Blick auf die Firmenschilder, die viele deutsche bzw. polonisierte deutsche Namen aufweisen. Die kulturelle und soziale Betreuung der Volksdeutschen wurde in weitem Umfange in die Wege geleitet, insbesondere wurden Fürsorgeeinrichtungen, wie Kindergärten, Lebensmittel- und Kleiderausgabestellen und deutsche Lebensmittelgeschäfte, geschaffen. Ferner wurde durch das Hilfswerk "Mutter und Kind" eine grosse Zahl Mütter und Kinder in Erholung geschickt. Ein deutsches Alters- und Waisenheim, die einzigen deutschen Anstalten dieser Art im Generalgouvernement, wurden in der Stadt Warschau errichtet. Laufende Unterstützungen halfen über die erste Not hinweg. Sie werden auch weiterhin an Hilfsbedürftige ausgegeben. Dass alle Volksdeutschen an den vielen kulturellen Gütern, die inzwischen geschaffen worden sind, in der gleichen Weise wie die Reichsdeutschen teilnehmen, ist eine Selbstverständlichkeit. Auch für die polnische Bevölkerung des Distrikts wurden die bestehenden sozialen Einrichtungen aufrecht erhalten. Die polnische Bevölkerung hatte durch den Krieg, in der Stadt Warschau insbesondere unter der Belagerung und Beschießung, stark gelitten. Infolgedessen drängten die Polen sich in grossen Massen zu den Wohlfahrtseinrichtungen. Da diese aber mit dem Zusammenbruch des polnischen Staates ihre Tätigkeit eingestellt hatten, musste erst durch die Initiative der deutschen Verwaltung die staatliche Fürsorge- und freie Wohlfahrtsarbeit wieder zum Anlaufen gebracht werden. Dabei erwies es sich als notwendig, die völlig zersplitterten Kräfte der freien Wohlfahrt zusammenzufassen und ihre Arbeit neu auszurichten. Zu diesem Zweck wurde der polnische Hauptausschuss in Krakau geschaffen. Als dessen Organisation wurden bei den Kreis- und Stadthauptleuten polnische Hilfskomitees gebildet, von denen wiederum in Städten und Sammelgemeinden zur Erleichterung der Arbeit Delegaturen eingerichtet wurden. Aufgabe der einzelnen Hilfskomitees ist im wesentlichen die einheitliche Zusammenfassung aller in der freien Wohlfahrt tätigen [131] Organisationen, die Unterhaltung, Einrichtung und Unterstützung von Anstalten und sonstigen Wohlfahrtseinrichtungen und die Verteilung von Sachspenden und ausländischen Liebesgaben an die unterstützungsbedürftige Bevölkerung.
Besonders gross sind die Aufgaben des polnischen Hilfskomitees in der Stadt Warschau. In Warschau unterhält das Komitee nicht weniger als 126 Hilfsküchen, die täglich 110 000 Portionen warmes Essen ausgeben. Ferner wurde durch das Komitee auf Anregung der staatlichen Stellen eine Schrebergärtenaktion durchgeführt, wodurch brachliegendes Gelände in nutzbringende Flächen umgewandelt wurde. Ein weiteres grosses Betätigungsfeld bildet die Hilfe bei Existenzneugründungen und die Hilfe für solche Bedürftigen, die von einer Gemeinde nicht betreut werden. Wenn man diese Fürsorgemassnahmen gegenüber der polnischen Bevölkerung mit der Drangsalierung vergleicht, die kurz vor dem Kriege die volksdeutsche Minderheit durch die polnischen Behörden erlitten hat, dann zeigt dieser Vergleich am besten den grundlegenden Wandel in der Gesinnung, der hier in Polen in der Volkstumsfrage sich durchgesetzt hat. Endlich muss noch ein Wort über die nichtpolnischen fremden Volksgruppen gesagt werden, da diese in der Stadt Warschau besonders stark vertreten sind. Sie setzen sich zum grössten Teil aus Emigranten zusammen, die seit dem Jahre 1920 aus Russland geflohen sind. Auch sie wurden wegen ihres Volkstums zur Zeit der polnischen Herrschaft stark zurückgesetzt und benachteiligt und in ihrer Entwicklung gehindert. Für die deutsche Verwaltung ist der Grundsatz massgebend gewesen, den fremden Volksgruppen die Möglichkeit der freien Entfaltung ihrer Eigenart zu geben und bei der Pflege der kulturellen Tätigkeit ihnen im Rahmen der politischen Gegebenheiten Unterstützung zuteil werden zu lassen. Diesen Volksgruppen wurde ferner die Möglichkeit gegeben, zur Erfassung und Betreuung ihrer Volkszugehörigen in Warschau für ihre Volksgruppe ein Komitee und in den Orten des Distrikts Delegaturen zu errichten. Hiervon hat das russische Komitee durch Errichtung von zwei Delegaturen in Wolomyn und Zyrardow Gebrauch [132] gemacht. Das ukrainische Komitee hat sogar neun Delegaturen errichtet, u. a. in Sochaczew, Siedlce, Sokolow, Lowitsch, Zyrardow, Grojec, Rembertow und Pruszkow, während das weißruthenische Komitee zwei Delegaturen in Minsk und Siedlce unterhält. Auch die Fürsorgetätigkeit wurde diesen Komitees übertragen, wofür ihnen umfangreiche finanzielle Unterstützungen gewährt wurden. Das russische Komitee unterhält eine Hilfsküche, in der täglich 200 bis 250 Personen verpflegt werden; in der Volksküche des ukrainischen Komitees können sogar 800 Personen täglich Verpflegung erhalten. Ausser diesen Minderheiten-Gruppen sind noch kleine Volksgruppen wie Litauer, Kosaken und Zigeuner im Distrikt Warschau vorhanden. Die Behandlung der Volksgruppen zeigt, dass unter der deutschen Verwaltung die frühere Unterdrückung des fremden Volkstums aufgehört hat und dass jeder seinem Volkstum entsprechend im Generalgouvernement leben kann. Eine Ausnahme gilt natürlich für diejenigen, die aus politischem Fanatismus die deutsche Aufbauarbeit sabotieren. Gegen solche Elemente wird selbstverständlich mit aller Schärfe vorgegangen.
2. Die Juden im Distrikt Warschau
a. Die Lage bei Übernahme durch die deutsche Verwaltung
Ihren Nachschub an Menschenmaterial bezogen die "deutschen" Juden dabei aus den Ostländern, vor allem aus der Republik Polen. Wenn sie am Schlesischen Bahnhof in Berlin ankamen, trugen sie noch ihren Kaftan. In den Straßen östlich des Alexanderplatzes wimmelte es von Ostjuden. Aber schon nach kurzer Zeit zogen sie, [133] äußerlich der Umgebung angepasst, in die westlichen Teile und schließlich in die Villenvororte Berlins. Der Deutsche, der im Oktober 1939 in die besetzten polnischen Gebiete kam, war also von vornherein darauf gefasst, hier das Ursprungsland aller dieser Ostjuden anzutreffen. In der Tat war schon während des September-Feldzuges der starke jüdische Bevölkerungsteil nicht
Ebenso wie in Deutschland und anderen Ländern Mittel- und Westeuropas hatten die Juden es auch in der Republik Polen verstanden, sich maßgebenden Einfluss auf allen Lebensgebieten zu verschaffen. Sie saßen in den polnischen Ämtern, sie spielten eine Rolle im kulturellen Leben und sie hatten vor allem die Fäden in Industrie, Handel und Gewerbe in der Hand. Einen entscheidenden Unterschied zu den Verhältnissen in Deutschland bildete jedoch die Tatsache, daß die Juden in ihrer Mehrzahl hier nicht als Händler oder als Intellektuelle auftraten, sondern dass darüber hinaus große Massen von jüdischen Handwerkern und jüdischen Arbeitern vorhanden waren. Bei dieser Sachlage hatte die deutsche Verwaltung nicht nur die Aufgabe, den nach dem Polenfeldzug noch vorhandenen Einfluss der Juden in der Wirtschaft und im kulturellen Leben zu brechen, sie sah sich vielmehr in erster Linie dem Problem gegenüber, mit einem zahlenmässig ausserordentlich starken jüdischen Bevölkerungsteil fertig zu werden. Besonders schwierig lagen insoweit die Verhältnisse in der Stadt Warschau. Von rund 1,2 Millionen Einwohnern, die Warschau vor dem Kriege hatte, war etwa jeder Dritte ein Jude. Einige Bezirke der Stadt hatten 80 und sogar 90% jüdische Bevölkerung. Im Straßenbild der gesamten Stadt war die Verjudung augenscheinlich.
b. Die Notwendigkeit der Bildung jüdischer Wohnbezirke Diese Juden lebten, soweit sie nicht bereits "arriviert" waren und in den polnischen Stadtteilen wohnten, unter hygienischen Bedingungen, die unbeschreiblich waren. Die Straßen der jüdischen Stadtviertel waren von einem orientalisch anmutenden Gewimmel sich schiebender, feilschender und gestikulierender Juden bevölkert. Die Hinterhöfe und die Wohnungen, die gelegentlich bei polizeilichen [134] Aktionen betreten werden mussten, boten Bilder von Verkommenheit und Schmutz, wie sie sonst kaum zu finden sein dürften. Diese Stadtviertel waren denn auch der Herd des Fleckfiebers, des Bauchtyphus, der Ruhr und anderer ansteckender Krankheiten. Das Bestreben, die deutschen Wehrmachtangehörigen und Beamten und die polnische Bevölkerung vor größeren Epidemien zu bewahren, mußte von vornherein als aussichtslos erscheinen, solange es nicht gelang, den jüdischen Herd der Seuchen einigermaßen zu isolieren. Dies war die erste und zugleich zwingendste Überlegung, die auf die Bildung jüdischer Wohnbezirke hinwies. Dazu kamen weitere nicht weniger ernste Gesichtspunkte. Die gesetzgeberischen Maßnahmen, die erlassen wurden, um den Einfluss des Juden aus dem kulturellen Leben und der Wirtschaft auszuschalten, zeitigten zwar gewisse Erfolge. Im Laufe der ersten Zeit der deutschen Verwaltung zeigte sich aber immer stärker, dass Maßnahmen dieser Art letzten Endes nicht ausreichen würden. Es mußte also auch aus diesen Gründen zu einer räumlichen Zusammenfassung der Juden geschritten werden. Schließlich konnte auch nur auf diesem Wege der Wunsch verwirklicht werden, das jüdische Gepräge aus den Straßen der Stadt verschwinden zu lassen. Es erschien auf die Dauer untragbar, in einer Großstadt wie Warschau auf Schritt und Tritt Juden zu begegnen und alle die Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen, die notwendigerweise eintreten müssen, wenn in einem unter deutscher Hoheit stehenden Gebiet Juden uneingeschränkte Freizügigkeit besitzen. So kam es in der Stadt Warschau bereits im Jahre 1940 - früher als in den anderen Distrikten des Generalgouvernements - zu der Bildung eines jüdischen Wohnbezirks.
Schon kurz nach der Besetzung der Stadt Warschau waren diejenigen Stadtteile, die überwiegend von Juden bewohnt waren, zum Seuchensperrgebiet erklärt worden. Dieses Gebiet sollte von Deutschen grundsätzlich nicht betreten werden, um dadurch die Ansteckungsgefahr zu vermindern. Wirksame Umgruppierungen waren jedoch mit dieser Maßnahme nicht verbunden. Die polnischen [135] und sogar die volksdeutschen Bewohner
Im Frühjahr 1940 wurden sodann die Beratungen über die Bildung eines oder mehrerer jüdischer Wohnbezirke in der Stadt Warschau aufgenommen. Zunächst wurde die Errichtung zweier jüdischer Wohnbezirke am Rande der Stadt geplant. Aber schliesslich wurde doch beschlossen, einen jüdischen Wohnbezirk an der Stelle der bis dahin schon
Die Umsiedlungsmaßnahmen umfassten rund 700 Volksdeutsche, 113 000 Polen und 138 000 Juden. Es wurden 11 500 nichtjüdische Wohnungen im jüdischen Wohnbezirk und 13 800 jüdische Wohnungen in der übrigen Stadt aufgegeben. Die ursprünglich vorhandene Zahl von etwas mehr als 400 000 Juden ist dadurch vergrößert worden, daß in den Monaten Februar und März 1941 die in den westlichen Kreisen des Distrikts Warschau lebenden Juden in den jüdischen Wohnbezirk umgesiedelt wurden.
Über die verwaltungsrechtliche Struktur ist folgendes zu sagen: Als Vertretung der Juden wurde bereits im Jahre 1939 ein Judenrat gebildet, der in Warschau aus 24 Mitgliedern besteht und von einem Obmann geleitet wird. Diesem Obmann des Judenrates in Warschau wurden die Aufgaben und Befugnisse eines Bürgermeisters übertragen. Damit ist zum
Die deutsche Aufsicht wurde zunächst durch den Leiter der Abteilung Umsiedlung ausgeübt. Später wurde die Dienststelle eines Kommissars für den jüdischen Wohnbezirk geschaffen. Der Kommissar, der dem Gouverneur unmittelbar untersteht, führt wie ein
Die jüdische Verwaltung hat, entsprechend den ihr zugewiesenen Aufgaben, einen ausschließlich mit Juden besetzten Verwaltungsapparat, der alle Zweige der Kommunalverwaltung umfasst. So hat beispielsweise der Obmann des Judenrates eine Abteilung für Gesundheitswesen, ein Quartieramt, ein Meldeamt, eine eigene Steuer- und Finanzabteilung usw. Darüber hinaus ist im jüdischen Wohnbezirk in Warschau zusätzlich eine Reihe von Einrichtungen geschaffen worden, um die deutschen und polnischen
Auf wirtschaftlichem Gebiet sind eine Reihe von Maßnahmen getroffen worden, um die jüdische Arbeitskraft nutzbringend einzusetzen. Die jüdischen Werkstätten haben mit ständig steigenden Beschäftigtenziffern Aufträge der arischen Wirtschaftsseite ausgeführt, vor allem auch in großem Umfange für Wehrmachtbestellungen gearbeitet. Die Beschaffung von Lebensmitteln und sonstigem Bedarf erfolgt durch die Versorgungsanstalt für den
Außer den im jüdischen Wohnbezirk in Warschau befindlichen Juden leben in den Ostkreisen des Distrikts noch etwa 110 000 Juden. Diese Juden sind in einigen kleineren geschlossenen Wohnbezirken zusammengefasst, so in Siedlce und Sokolow, und im übrigen leben sie in einer größeren Zahl nicht geschlossener Wohnbezirke.
[143] d. Erfahrungen und ihre Auswertung Der jüdische Wohnbezirk in Warschau besteht nunmehr seit über zwei Jahren. Die während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen sind außerordentlich wertvoll für die Beurteilung der Frage, ob die bisher getroffenen Maßnahmen zweckmässig waren.
Weiter hat sich allerdings auch gezeigt, daß der Schutz der arischen Bevölkerung vor dem Fleckfieber nicht vollkommen sein kann, wenn das Prinzip der Abschliessung der Juden nicht mit der notwendigen Konsequenz durchgeführt wird. Die Lage eines großen jüdischen Wohnbezirks inmitten einer Großstadt macht es erforderlich, übersichtliche klare Grenzverhältnisse zu schaffen und bei der Überwachung der Grenzen auf jede unangebrachte Sentimentalität zu verzichten. Weiterhin ist es notwendig, auf einem möglichst großen Gebiet weitgehend gleiche Bedingungen zu schaffen, damit der Jude keinen Anreiz hat, seinen jüdischen Wohnbezirk zu verlassen. Auch in wirtschaftlicher Beziehung kann, wie die bisherigen Erfahrungen bereits gezeigt haben, selbst bei einem so schwierigen Gebilde, wie es ein jüdischer Wohnbezirk mit zeitweise 500 000 Einwohnern nun einmal ist, ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings das Vorhandensein einer gut arbeitenden Vermittlung, wie sie die Transferstelle Warschau darstellt. Das Ziel muß dabei immer sein, die jüdische Arbeitskraft entsprechend den Notwendigkeiten des Krieges möglichst nutzbringend einzusetzen. Mindestens muß eine produktive Arbeitsleistung erzielt werden, deren Gegenwert zur Deckung der Lebensbedürfnisse der Juden ausreicht, so dass es nicht zu einer unerwünschten Inanspruchnahme von Fürsorgemitteln kommt. [144] Die mit der jüdischen Verwaltung gemachten Erfahrungen lassen die Feststellung zu, daß das Organisationstalent der Juden nicht ihrer durchschnittlichen Intelligenz entspricht. Trotz einer Fülle von Angestellten, von Kommissionen, von Sitzungen gelingt es den Juden nur selten, aus eigener Kraft Ordnung in die Dinge zu bringen. Untereinander sind sie von krassem Egoismus. Die von ihnen ausgeübte soziale Tätigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß jeder einzelne letzten Endes nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Sie sind weit entfernt davon, eine Gemeinschaft zu bilden. Andererseits führen ihre Vertreter die Anweisungen der deutschen Aufsichtsstelle im allgemeinen zufriedenstellend aus. Es hat sich als richtig erwiesen, mit einer verhältnismässig geringen Zahl deutscher Kräfte ausschließlich Aufsichtstätigkeit auszuüben und die Verwaltung selbst - unter Heranziehung der wenigen organisatorisch befähigten Personen - den Juden zu überlassen. Es ist selbstverständlich, daß alle auf diesem Gebiet getroffen Maßnahmen bis zur endgültigen Lösung der Judenfrage nur Übergangsmaßnahmen sind.
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