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Dr. Hermann Wanderscheck

Teil 5

Auch die Erschießung des englischen Kapitäns Fryatt auf Grund des Urteils des außerordentlichen Kriegsgerichts des deutschen Marinekorps, war für die britische Lügenpropaganda im Weltkrieg ein Anlaß, die deutsche Kriegsführung zu diffamieren. Gegen Fryatt
Kapitän 
Fryatt
Kapitän
Charles Fryatt
wurde folgendes Urteil gefällt: "Der Angeklagte ist schuldig, als nicht zur Wehrmacht des Feindes gehörig, es unternommen zu haben, der feindlichen Macht Vorschub zu leisten und der deutschen Wehrmacht zu schaden, und wird deshalb nach Kriegsgebrauch zum Tode verurteilt. Der Angeschuldigte hat auf offener See versucht, ein deutsches U-Boot durch Rammen zu vernichten, und zwar als Kapitän des englischen Handelsdampfers 'Brussels'." In einer englischen Propaganda-Broschüre The Murder of Captain Fryatt, die auch in deutscher, dänischer, holländischer und italienischer Übersetzung erschien, hieß es: "Deutschland hat den Kapitän Fryatt ermordet. Auf diese Weise ist ein neues Verbrechen auf der langen Liste einzutragen, auf der die Untaten, die Deutschland und seine Verbündeten begangen haben, verzeichnet sind. Löwen, Aerschot, Dendermonde, Dinant und ganz Belgien, die 'Lusitania' und die 'Sussex', Polen und Armenien, Serbien und Montenegro, Seeräuberei auf dem Meere, Mord aus der Luft, Notzucht, Plünderung, Brandstiftung und Zerstörung auf dem Lande: das sind einige der Anklagepunkte. Und der britische Ministerpräsident hat mit Recht gesagt: 'Wenn das Ende dieses Krieges kommt - möge Gott es herbeiführen! - werden wir diese schauderhafte Aufzeichnung berechneter Grausamkeiten nicht vergessen, und wir haben kein Recht, sie zu vergessen.'"

Die englische Zeitung Daily Chronicle prägte das Schlagwort "der Nichtkombattant, der sich nicht widersetzt, wird ersäuft, der, der sich widersetzt, wird erschossen" und verbreitete ein Hetzbild, auf dem zwei zur Erschießung Fryatts kommandierte Soldaten sich folgendermaßen unterhalten: "Flüstere mir zu, warum erschießen wir diesen!" - "Weißt du es nicht? Weil es uns nicht glückte, ihn zu ertränken!"
 
Die Lüge von den abgehackten Kinderhänden, die "Kadaverlüge", die Entstellungs- und Verleumdungsfeldzüge um Miß Cavell, die "Lusitania" und Kapitän Fryatt waren die "Meisterlügen" der englischen Nachrichtenbüros und Presseagenturen. Einen wichtigen Bestandteil der Greuelpropaganda bildeten sodann die Lügen über deutsche Kolonialgreuel. Im August 1918 erschien, nach dem Muster des Bryce-Berichtes über belgische Greuel, ein englisches Blaubuch über die schlechte Behandlung der Eingeborenen in Südwestafrika durch Deutschland. Mit diesem Blaubuch, das lebhaft für propagandistische Zwecke eingesetzt wurde, versucht England den Raubcharakter des britischen Imperialismus von vornherein zu tarnen. Das Blaubuch versuchte den Nachweis zu erbringen, Deutschland habe durch Mißhandlung der Eingeborenen sein Recht auf Kolonien verwirkt.

Das alte Spiel wiederholte sich: auf einen Wink der Regierung stürzte sich die gesamte englische Presse auf das Thema und wandelte es mit dem voraus feststehenden Ergebnis ab, daß man sich selbst für "unmoralisch" erklärte, falls Deutschland auch nur einen Fußbreit Kolonialbesitz behalten und dadurch zu weiteren Eingeborenenmißhandlungen Gelegenheit haben sollte. Während das ganze Blaubuch zunächst noch zurückgehalten wurde, gab die Regierung seinen Inhalt stückweise der Presse bekannt. Hierdurch sollte einer rechtzeitigen wirksamen Widerlegung vorgebeugt werden, damit Telegraph und Funkspruch Zeit hätten, die bestellte Entrüstung in alle Welt zu tragen. Die Deutschen werden nach "britischer Tradition" als Ausbeuter und Vergewaltiger der Eingeborenen gekennzeichnet. Besonders ausführlich wurden angebliche Grausamkeiten der Deutschen im Kriege gegen die Hereros und Hottentotten (1904-1906) behandelt.

Dabei stützte sich das Blaubuch für seine Beschreibung der deutschen Grausamkeiten ganz überwiegend auf "eidliche" Eingeborenenaussagen. Das übrige Material bestand in sechs Stellen aus dem Roman von Gustav Frenssen, Peter Moors Fahrt nach Südwest. Frenssen ist nie in Südafrika gewesen und hat sein Buch nach Hörensagen und Aufzeichnungen, die ihm geschickt wurden, als Roman verfaßt. Mit solchem Stoff sollte im Blaubuch bewiesen werden, daß Deutschland sich unwürdig gemacht habe, eine Kolonie wie Deutsch-Südwestafrika zu besitzen.

Erhängte Hereros
"...von den Deutschen in 'tierischer' Weise aufgehängte" Hereros.
Dem Propagandawerk wurden zahlreiche gefälschte und erstellte Greuelzeichnungen beigefügt. Das Blaubuch zeigte die von den Deutschen in "tierischer" Weise aufgehängten Eingeborenen im Bild. Eine Reihe von grausamen Züchtigungsarten der Deutschen wurde beschrieben. Die Vollstreckungswerkzeuge erschienen in Zeichnungen und Photographien: Zuchtruten für Prügelstrafen, Arm- und Beinfesseln, Eisenstöcke und Würgeketten für Eingeborenengefangene. Die den Deutschen angedichteten schweren Verbrechen wurden in geradezu sadistischer Weise
Sexsklaven
"Hereromädchen als Sexsklaven für deutsche Soldaten"
geschildert: Massenmord von Eingeborenen, die verdächtig waren, die Alliierten zu begünstigen, Tötung und Verstümmelung von verwundeten Soldaten, Verwendung von vergifteten Pfeilen durch Eingeborenentruppen gegen die Alliierten, Verwendung von Dum-Dum-Kugeln, Vergiftung von Brunnen, schwere Mißhandlungen britischer Gefangener. Mit dieser Verbreitung "deutscher Kolonialgreuel" versuchte England über die Terrormaßnahmen und Unterdrückungen, Grausamkeiten und Gewaltakte in seinen eigenen Kolonien hinwegzutäuschen. Deutsches Beweismaterial hat die englischen Behauptungen längst als Tatsachenfälschung und Kunstgriffe der Lügenpropaganda enthüllt und gebrandmarkt.

Für die antideutsche Propaganda im Weltkrieg wurden auch Film und Bühne eingesetzt - eine Methode, die England heute gleichfalls wieder auswertet. Die englischen Vorkriegsfilme, die propagandistischen Zwecken dienten, waren in der Hauptsache darauf angelegt, die Vorzüge Englands, des englischen Volkes, seiner Einrichtungen und Sitten, seiner Industrie und Lebensbedingungen in ein günstiges Licht zu rücken. Der Ausbreitung englischer Sprache und Kultur galten zahlreiche Kulturfilme mit offener oder versteckter Tendenz gegen Deutschland. Die Filme trugen imperialistisches Gepräge. Der Gedanke an die "göttliche Mission" des englischen Volkes trat klar hervor. Bereits 1909 begann der englische Film in Holland, Belgien, Italien, Amerika, auf dem Balkan und in Skandinavien seine planmäßige Deutschenhetze.

Amtliche Berichte sind über die englische Filmtätigkeit während des Weltkrieges bis heute nicht veröffentlicht worden. Eine besondere Propagandaabteilung für Filmherstellung und Filmreklame wurde der berüchtigten Hetzzentrale Lord Northcliffes, in Wellington House, angegliedert. Offenbar sind alle Herstellungen dieser "moralischen Munition" im Einvernehmen mit dem Ministerium des Innern und dem Foreign Office getätigt worden.

Vom Informations-Departement des britischen Auswärtigen Amtes wurde
Szene 
aus dem Film ''Britain Prepared''
Szene aus dem Film "Britain Prepared"
der Film vornehmlich in der Absicht benutzt, die Neutralen für die englische Sache zu gewinnen. Der Film "Britain prepared" wurde im neutralen Ausland viel gezeigt. Admiral Brownrigg berichtete, daß eine in USA. tätige anti-englische Organisation versuchte, diesen Film unter dem Titel "How Britain prepared" zur Vorführung zu bringen. 1915 wurde in London das Filmdrama "Des Gurkhas Rache" aufgeführt. Dieser Film war bezeichnend für jene Art auch heute üblicher deutschfeindlicher Hetzfilme, in denen der Deutsche verhöhnt und verzerrt wurde. Die beliebtesten Themen der Greuelfilme waren die "Atelier"-Greueltaten deutscher Soldaten in Belgien und Frankreich. Auch verhungerte deutsche Kinder, vor Schmutz und Blut starrende deutsche Lazarette waren immer wiederkehrende Szenenbilder. Um die Neutralen aufzuhetzen, wurde eine Wochenschau verbreitet, die folgenden Bildwechsel ermöglichte: Die zerstörten Heimstätten in Belgien, Greueltaten der Deutschen, Witwen und Waisen in Belgien dem Verhungern nahe, England stellt täglich 10.000 Rekruten ein, deutsche Gefangene in Belgien.

Die Propaganda wurde bis nach Indien und Australien getragen. Dort wurde ein Pathéfilm "The German Emperor captured by the English" (Der deutsche Kaiser von den Engländern gefangen genommen) gezeigt. In Karatschi wurden den Eingeborenen deutschfeindliche Filme vorgeführt. Die englische Regierung sandte eine Abordnung englischer Offiziere mit etwa 4000 Meter Film nach Rußland. In diesen Filmen wurden die englischen Waffensiege im Kriege gezeigt, um "mehr Verständnis für die englischen Kriegstaten" hervorzurufen. Das russische Volk wurde vorwiegend durch englische Filme beeinflußt.

Das 
Ende des Babykillers
Antideutsches Hetzplakat, Unterschrift: "The end of the baby-killer" [Das Ende des Babykillers].
Auch in den englischen Theaterstücken kam der Deutschenhaß, die Vernichtung des nach "Welteroberung" strebenden Deutschlands zum Ausdruck. Schon vor dem Krieg wurden in London die für das englische Theater bezeichnenden Revue- und Sensationsstücke mit deutschen Spionen durchsetzt. In wahnwitzigen Einbildungen zeigte das in ganz England gespielte Schauerdrama "Die Eroberung Englands durch die Deutschen" die
Hall Caine
Hall Caine
propagandistischen Absichten. Im Frühsommer 1914 wurde in einem antideutschen Drama ein Zeppelin in Brand geschossen. 1918 lief in London ein von Hall Caine verfaßtes Sensationsstück "The Prime Minister", in welchem der Kaiser das deutsche Volk verrät. Ende Mai 1915 wurde ein Stück "Der Tag vor dem Tag" aufgeführt. Deutsche Ausspäher an der englischen Ostküste werden von einer mutigen Engländerin überrumpelt, die einen preußischen Offizier niederschießt.

Alfred Noyes
Alfred Noyes
Verunglimpfungen der deutschen Soldaten füllten den Einakter "A Belgian Christmas Eve" (Ein belgischer Weihnachtsabend) von Alfred Noyes. Das Drama "Armageddon" von Stephan Phillips versuchte eine symbolische Darstellung der Herrschaft Attilas. In einzelnen Szenen wurden das beschossene Reims,
A 
Hun-made Easter
"Ostern auf Hunnen-Art"
Weingelage deutscher Offiziere, Greueltaten der deutschen Soldaten gezeigt. Eine Szene brachte den Leiter des deutschen Presseamtes auf die Bühne, wie er seinen Mitarbeitern Lügen über England einimpft. Am Schluß marschierten England und Franzosen in Köln ein.

In vielen anderen Theaterstücken wurden die "hingemordeten" belgischen Kinder gezeigt. Der englische Theateragent Grein wurde zum Leiter der Theaterpropaganda im neutralen Ausland ernannt. Seine Aufgabe war es, in der Schweiz, in Holland und Skandinavien englische Schauspielaufführungen durchzusetzen und auch Propagandastücke einzuschmuggeln. Auch hier versuchte die Propaganda, getreu den puritanischen Überlieferungen, der englischen "Mission" die Gloriole eines religiösen Mäntelchens, eines Sendungsbewußtseins umzuhängen.
 
Es war Lord Northcliffe, der sagte, daß die größte Macht der Presse darin begründet sei, daß sie Nachrichten verschweigen und durch Nachrichten Unruhe stiften könne. In dieser Hinsicht war das Reuter-Büro im Weltkrieg "vorbildlich". Ein groteskes Gemisch von Lüge, Verleumdung und krankhafter Phantasie gab die Grundlage für die sprichwörtlichen "Reuter-Lügenmeldungen". Das Ersinnen und Verbreiten tendenziöser Falschnachrichten, die agitatorische Verdrehung von tatsächlichen Ereignissen, die Unterdrückung unbequemer Nachrichten, das war die Methode der britischen Nachrichtenpropaganda. Die eigene Öffentlichkeit über die wahre Lage zu täuschen und gleichzeitig zu versuchen, auf die Stimmung der Welt und im Lande des Gegners in einer für Englands Absichten günstigen Weise einzuwirken, war das Ziel der Lügenberichterstattung im Weltkrieg und ist es heute.

Als England mit Reuters propagandistischer Hilfe den Weltkrieg entfesselt hatte, setzte das Nachrichtenbüro in Übereinstimmung mit den amtlichen britischen Pressestellen eine verhetzende Lüge nach der anderen in Umlauf. Eine raffinierte geographisch-psychologische Zurechtmachung der Nachrichten und eine heuchlerisch "objektive" Abfassung der Meldungen sollten der Welt die "Wahrheitstreue" der Lügenmeldungen vor Augen führen. Reuter berichtete dementsprechend von großen Siegen der alliierten Armeen in Ostpreußen und im Rheinland, von der Vernichtung der deutschen Hochseeflotte, von systematischen Zerstörungen belgischer Altarbilder (Löwen), von riesigen Verlusten deutscher Truppen, von der bevorstehenden Abdankung des Kaisers, von Selbstmordversuchen führender deutscher militärischer Persönlichkeiten, von deutschen Hungersnöten, von Revolten und Sabotageakten in deutschen Fabriken, von Massendesertionen in der deutschen Armee, von Marterungen englischer Gefangener in deutschen Gefangenenlagern - Zwecklügen, Hetzlügen, um die Neutralen für England zu gewinnen, die Moral der deutschen Truppen und der deutschen Heimat zu zersetzen.

Arthur Ponsonby wies in seiner Schrift Lügen in Kriegszeiten darauf hin, daß der Gebrauch der Lügenwaffe in einem Land, wo keine Wehrpflicht besteht, "notwendiger" sei, als in den Ländern, wo die Männer automatisch zum Heer, zur Marine oder zum Luftdienst eingezogen werden. "Die Gefühle des Volkes können durch Scheinideale erregt werden. Eine Art Massenhysterie greift um sich und steigert sich, bis schließlich auch nüchterne Leute und angesehene Zeitungen von ihr erfaßt werden." Das englische Reuter-Büro machte sich zum Kronanwalt der journalistischen Massenhysterie in allen Ländern, die die Reuter-Meldungen aufnahmen. Die kindlichsten Lügen wie die tollsten Ausgeburten einer krankhaften Phantasie waren geeignet, das neutrale Ausland in dauernder Erregung zu halten. Reuter-Meldungen waren in der Hauptzahl panikartige Hetzlügen, wohlerwogene und amtlich inspirierte diplomatische Lügen, Tatsachenfälschungen und wohlpräparierte Greuelgeschichten. Mit diesem Material wurde der Welt die Wahrheit vorenthalten.
 
Einige krasse Beispiele englischer Nachrichtenfälschung lassen die
Christmas Surprise
"Christmas Surprise"
["Weihnachtsüberraschung"]
Künstlerische Darstellung des "großen englischen Angriffs auf Cuxhaven am 25. Dezember 1914" durch den britischen Kriegsmaler David Pentland.
Propagandamethoden erkennen. Der "Angriff" englischer Kreuzer, Flugzeuge und Unterseeboote am 25. Dezember 1914 auf Cuxhaven wurde von der gesamten englischen Presse als ein großes militärisches Ereignis herausgestellt. Daily Mail und Army and Navy Journal bezeichneten dieses Unternehmen, das in Deutschland kaum bemerkt wurde, als den weitaus kühnsten Zug des Seekrieges. Durch falsche Siegesnachrichten sollte die öffentliche Meinung Englands und die Presse aller Reuter und Havas angeschlossenen Blätter beeinflußt werden. Ähnlich verhält es sich mit
Sergeant 
Newman bei La Bassée
Was wird hier wirklich gezeigt? Bis vor kurzem noch wurde dieses Photo bei http://www.ejgreen.freeserve.co.uk als Aufnahme von "Sergeant William Newman im Schützengraben bei La Bassée, Januar 1915" ausgegeben.
der Mitte Januar 1915 von Reuter verbreiteten Nachricht eines angeblich englischen Sieges bei La Bassée. Reuter bestätigt den "denkwürdigen" Sieg der Engländer mit entsprechenden Hinweisen auf deutsche Greueltaten, vor allem über die Unmenschlichkeit der deutschen Offiziere. Bereits einige Tage später, am 19. Januar mußte die Times halbamtlich mitteilen, daß bei La Bassée überhaupt kein Gefecht stattgefunden hatte. Auch hierin zeigt sich die verlogene Taktik der englischen Kriegspropaganda, aus der Luft gegriffene militärische Erfolge der Engländer dem eigenen Volk glaubhaft zu machen.

Nicht nur Nachrichten, sondern auch deutsche Heeresbefehle wurden auf diese Weise erfunden und in der Daily Mail im September und Oktober 1914 Tag für Tag abgedruckt. Die Times verbreitete solche "barbarische" Armeebefehle mit neuen Verdächtigungen und so konnte es passieren, daß der Kriegshetzer Winston Churchill Mitte September solche Verleumdungen in einer Propagandarede in Chatham verwendete. "Der deutsche Kaiser hätte seine Truppen aufgefordert, das kleine Heer des General French heimtückisch abzuschlachten." Amtlich wurde von Berlin aus am 6. und am 24. Oktober 1914 erklärt, der Kaiser habe weder in Aachen noch sonst den behaupteten Armeebefehl vom 19. August erlassen. Die englische Presse sandte ihrerseits trotz des Dementis Berichte nach Amerika über das "sinnlose und wilde Hinschlachten auf Befehl des Kaisers".
Admiral William
Sims
Admiral
William Sims

Admiral
John Jellicoe
Admiral John Jellicoe
 
Der amerikanische Admiral Sims, der im Frühling 1917 als Verbindungsoffizier zu dem Oberbefehlshaber der britischen Flotte, Admiral Jellicoe, entsandt war, machte über die Lügenpropaganda Aufzeichnungen, die die britischen Methoden trefflich beleuchten. Der hohe amerikanische Seeoffizier schilderte seinen Antrittsbesuch bei Jellicoe wie folgt: "Nach der üblichen Begrüßung nahm Jellicoe aus einer Schublade einen Bogen Papier und reichte ihn mir. Es war ein Bericht über die Schiffsverluste während der letzten Monate... Diese Verluste waren drei- bis viermal so hoch, wie man nach den absichtlich ungenauen Presseberichten vermuten konnte. Es wäre milde, zu sagen, daß ich durch diese Enthüllung überrascht war. Ich war geradezu bestürzt; ich hatte mir nie etwas so Schreckliches vorgestellt. Ich stellte bald fest, daß die Berichte über die Versenkung zahlloser deutscher U-Boote nicht wahr waren... Es waren in der Presse auch Berichte über Fälle freiwilliger Übergabe einzelner deutscher U-Boote veröffentlicht worden. Diese Berichte stimmten nicht; keine einzige freiwillige Übergabe eines deutschen U-Bootes hatte stattgefunden; die Berichte waren nur veröffentlicht worden, um die feindliche Moral zu untergraben. Ich konnte feststellen, daß sogar englische Regierungsbeamte, die es wirklich besser hätten wissen sollen, und selbst Marineoffiziere fest daran glaubten, daß viele gefangene deutsche U-Boote in den Kriegshäfen von Portsmouth und Plymouth versteckt lägen... Ich sprach auch mit Mitgliedern des Kabinetts... Ihre Haltung mir gegenüber unterschied sich merklich von der Haltung, die sie in der Öffentlichkeit annahmen. In ihren Reden ließen diese Männer natürlich nichts verlauten, was die Moral des Feindes hätte heben können; in ihren Privatgesprächen mit mir wiederholten sie aber alles, was mir Jellicoe bereits gesagt hatte..."


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Die englische Lügenpropaganda im Weltkrieg und heute