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III. Das Deutschtum in nichtdeutschen Staaten

6. Das Grenzlanddeutschtum in Südslawien
(Untersteiermark und Südkärnten)

Von den etwa 700 000 Deutschen, die man heute für den südslawischen Staat annehmen kann, lebt der weitaus größte Teil (Banat, Batschka, Baranya, Kroatien und Slawonien, Bosnien) außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachgebiets, gehört also zum eigentlichen Auslanddeutschtum und ist in diesem Zusammenhange nicht mit zu behandeln. Lediglich in Südkärnten und Untersteiermark wurden dem neuen Staate Gebiete angegliedert, die unmittelbar zum deutschen Volksboden Mitteleuropas gehören oder diesem als Sprachinseln direkt vorgelagert sind.

Von den an Südslawien gefallenen Teilen Kärntens ist bereits oben (vgl. S. 35) die Rede gewesen. Während durch den Ausfall der Volksabstimmung der größte Teil Kärntens Österreich erhalten blieb, sind die Verluste des früheren Kronlandes Steiermark wesentlich größer. Hier lebte in den südlichen Grenzbezirken, mit Deutschen gemischt, eine slowenische Bevölkerung, die, ebenso wie die Slowenen Kärntens, ihrer staatlichen und kulturellen Einstellung nach überwiegend in deutsches Leben hineingewachsen war. Eine Volksabstimmung hätte hier wahrscheinlich zu ähnlichen Ergebnissen geführt wie [76=Karte] [77] in Kärnten. Eine solche hat jedoch nicht stattgefunden, die untersteierischen Grenzgebiete sind ohne weiteres dem Südslawenstaat zugewiesen worden.

Die abgetretenen Gebiete der Südsteiermark umfassen 1975 qkm mit 180 000 Einwohnern, von denen nahezu ein Drittel, 55 000, Deutsche waren. Besondere zahlenmäßige, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung hatte das Deutschtum in den drei Städten Marburg an der Drau, Pettau und Cilli, in denen zusammen etwa die Hälfte der Deutschen dieses Gebietes lebte; Marburg hatte etwa 80% Deutsche (von insgesamt 28 000), in Pettau und Cilli war der deutsche Bevölkerungsanteil nicht viel niedriger.

Sprachenkarte von Kärnten
[76]   Sprachenkarte von Kärnten
(nach der österreichischen Zählung von 1913).

Die Größen der Kreise entsprechen den Gesamteinwohnerzahlen der Städte bzw. der einzelnen Bezirke.
[Vergrößern]

Die Südslawen sind nach der Besitzergreifung des Landes gegen das ansässige Deutschtum mit einer Brutalität vorgegangen, die sich den Methoden Polens in Posen und Pommerellen würdig an die Seite stellt. Vertreibungen deutscher Einwohner, Vernichtung des deutschen Schulwesens, Auflösung der deutschen Vereine, Entrechtung der Deutschen in der Verwaltung sind die Mittel, mit denen Südslawien die völlige Slowenisierung dieser Gebiete angestrebt hat. Es ist kein Wunder, wenn das Deutschtum infolge dieser planmäßigen Entrechtung und Knebelung nicht nur aufs schwerste um seine kulturelle Existenz kämpfen muß, sondern auch zahlenmäßig stark zurückgegangen ist. Die sehr niedrigen Ziffern der südslawischen Volkszählung von 1921, die z. B. für die Stadt Marburg statt 22 653 Deutschen (1910) nur noch 6 497 ausweist, dürften allerdings den wirklichen Verhältnissen kaum entsprechen.



Deutschtum in Not! Die Schicksale der Deutschen in Europa außerhalb des Reiches, besonders das Kapitel "Das Deutschtum in Südslawien."

Zehn Jahre Versailles, besonders Bd. 3 Kapitel "Gebietsverlust durch erzwungene Abtretung oder Verselbständigung: Deutsch-Österreich und seine Grenzgebiete."

Das Versailler Diktat. Vorgeschichte, Vollständiger Vertragstext, Gegenvorschläge der deutschen Regierung


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Das Grenzlanddeutschtum
Mit besonderer Berücksichtigung seines Wirtschafts- und Soziallebens

Dr. Karl C. Thalheim