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Die Pfalz
E. Huber

"Der schönste Garten Deutschlands" ist kein einheitliches Gebilde. Weder eine geographische Einheit, noch ein geschlossenes Kulturgebiet. Als "bayerischer Rheinkreis" ist das Land zwischen Rhein, Lauter, Blies, Nahe und Saar durch die Friedenspolitik von 1814 und 1815 zu einer Provinz zusammengeschweißt und dem Königreich Bayern zugeteilt worden. Den Ruhm des Namens "Pfalz", den der Bayernkönig Ludwig I. dem kleinen Kreis seines Reiches 1838 wiedergegeben hat, ist nur die linksrheinische Ebene und das Gebirgsvorland der rebengeschmückten Haardt. Das ist das von der Natur überaus reich bedachte Stück Erde, reich an Vergangenheit und wechselvollem Schicksal. Gekrönt von efeuumrankten Burgruinen, zerfallenen Klöstern und Domen, die vom Glanz des Rittertums und vom Schaffen stiller Mönche künden. Begeistert von Sängern besungen, heiß umstritten und umworben alle Zeit, die Kurpfalz, Kern des Deutschen Reiches im frühen Mittelalter. Und als nach den Saliern und den Hohenstaufen die Reichsvormacht nach Osten und nach Norden rückte, war dieser Fleck Erde seiner hohen wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung wegen noch immer die anziehendste Gegend Deutschlands.

Hier ist jeder Fuß Bodens geweihte Geschichte. Am Rhein erwuchsen auf den Grundmauern römischer Kastelle Baudenkmäler edelster Art. Der Dom in Speyer, in dessen "gigantischen Mauern" nach dem Worte des Zaesarius von Heisterbach "die ganze Geschichte des Salischen Geschlechtes hineingebaut ist", befruchtete die gesamte frühmittelalterliche Baukunst.

Der Dom zu Speyer.
[241]      Der Dom zu Speyer (erbaut 1080-1100).

Die sagenumwobenen Burgen auf den Höhen der Haardt, die Trümmer von Klöstern und Abteien in den Tälern zeugen von Kunst und Kultur der Salier und der Staufer. Der Trifels, die Eberburg, das Hambacher Schloß gehören zu dem mächtigsten Burgensystem, das die salischen und stauferschen Kaiser auf den Kämmen der Haardt an des Reiches Westgrenze angelegt hatten. Die Barbarossapfalz in Kaiserslautern, in der der Kaiser mit der schönen Beatrixe Hochzeit hielt, überladen mit orientalischem Prunk, ist jahrhundertelang das unerreichte Vorbild für pomphafte Profanbauten geblieben.

In den Zeiten der starken kaiserlichen Zentralgewalt lag der Höhepunkt der politischen und kulturellen Bedeutung der Pfalz. Auf dem Trifels waren damals die Reichsinsignien aufbewahrt, hier schlug das Herz des Reiches. So manche Recken des Nibelungenliedes stammten aus der Pfalz am Rhein. Minnesänger sind aus ihren Burgen hervorgegangen, berühmte Kirchenfürsten in ihren Klöstern herangewachsen. Speyerer Recht war vorbildlich für die ältesten Städte, wie später das Kölner, Soester und Magdeburger Recht für die Stadtgründungen der Hansa.

[239] Mit dem alten Kaisertum sank die Bedeutung der Pfalz. Unter Habsburg schon war sie nur mehr westlicher Korridor des Reiches.

Nur ein Teil des heutigen politischen Gebildes der Pfalz nimmt die ruhmreiche Geschichte der Kurpfalz für sich in Anspruch, die Rheinebene und die Haardt. Das ist ein einheitliches Gebiet nach dem Bilde der Landschaft, nach der geschichtlichen und kulturellen Bedeutung und nach der Struktur der Bevölkerung. Aber diese Einheit des östlichen Teiles fehlt dem Ganzen. Ost und West ist verschieden im geologischen Aufbau und in der Gestaltung des landschaftlichen Bildes. Ohne scharfe Grenzen gehen die Landstriche in die Nachbargebiete über. Den Osten entwässert der Rhein, im Westen fließen die Bäche in die Saar, im Norden in die Nahe. Scharf ist der Gegensatz des Klimas, der Kultur des Bodens, der wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Landschaften. Im Osten liegt die Vorderpfalz, die Rheinebene und die Haardt. Im Westen die Hinterpfalz, der Westrich. Eigenes Gesicht und eigenes Leben hat die südpfälzische Hochfläche, das "Pfälzer Gebrüch" und ebenso das nordpfälzische Bergland. So ist die heutige Pfalz ein vielgestaltiges Land. Das dichtbevölkertste Gebiet Deutschlands auf engem Raum vereinigt reiche Ebenen, herrliche Bergwälder, fruchtbare Hochflächen. Diese reiche geographische, klimatische und kulturelle Abwechslung und die Verschiedenheit der Entstehung der einzelnen Gebietsteile in der Erd- und Menschheitsgeschichte geben reiche Fülle geistiger Anregung und wirtschaftlicher Regsamkeit.

[240] Die östliche Grenzlandschaft ist die Rheinebene, weite Flächen mit eingestreuten Wäldern und sanften Hügelwellen vom Rhein zur Haardt aufsteigend. Hier reiht sich auf fruchtbarem Boden Dorf an Dorf, Städtchen an Städtchen mitten im Getreide-, Tabak-, Rüben- oder Gemüse-schweren Acker gebettet oder Häuser und Kirchen kaum über die Wipfel und Kronen schwerbeladener Obstbäume hebend.

Die Rheinebene schließt die Haardt nach Westen ab, das vielgepriesene Rebgelände mit den weltberühmten Weinorten. Hier, am Übergang der Ebene zum Gebirge, im Wechsel von Reben und Ackerland, Wiesen und Wäldern, ist die Pfalz am schönsten, hier blüht am reichsten das Pfälzerlied. Die ganze Kammlinie der Haardt, die 70 km lange uralte Völkerstraße entlang dem Gebirgsrand von Grünstadt und Neuleiningen im Norden über Dürkheim, Neustadt, Edenkoben, Bergzabern bis nach Weißenburg im Süden trägt den gleichen Zug der Lieblichkeit. Sonniges, von Nord- und Weststürmen geschütztes Gelände trägt die edelsten Weine der Welt. Fleiß und Rührigkeit des Volkes zieht aus der Fruchtbarkeit der Erde Wohlstand und bürgerliche Behaglichkeit. Die Dorfsiedlungen der Haardtbauern tragen das stolze Schild von Städten.

Weinernte in der Pfalz.
[239]      Weinernte in der Pfalz. Die Haardt.

Der Pfälzerwald schließt die Haardt nach Westen ab. Er ist die deutsche Teilung zwischen Vorder- und Hinterpfalz, das Rückgrat des ganzen Landes. Dieses Jagdgebiet des "Jägers aus der Kurpfalz", zumeist Laubwaldbestand, mächtige Buchen und uralte Eichen, gehört zu den abwechslungsvollsten Landschaften der deutschen Mittelgebirge. Wie Odenwald und Spessart der Buntsandsteinformation angehörend, erhebt er seine breit und wuchtig ausladenden Kuppen nur 700 m über Meer, bietet aber in seinen herrlichen Firsten, lieblichen Tälern mit blütenreichen, von dunklen Tannen umrandeten Wiesengründen, rauschenden Mühlen, murmelnden Quellen, klaren Forellenbächen und den malerisch in die Mulden eingebetteten Siedlungen dem Naturfreund tausend liebliche Reize.

Fruchtbares Muschelkalkgebiet formt die südwestliche Hochfläche, einen Teil des Westrich. Im Norden begrenzt von der Sickinger Höhe, im Süden von dem Schwarzbachtal und dem Zweibrückerhügelland, lagert sich diese in sich abgeschlossene, durchaus einheitliche Landschaft wirtschaftlich, geschichtlich und kulturell um die alte Herzogstadt Zweibrücken, hat zur Pfalz keine anderen Beziehungen als die Bindungen hundertjähriger gemeinsamer politischer und fiskalischer Verwaltung.

Wieder ganz anderen Charakter trägt der Landstuhler und Homburger Bruch, das "Pfälzer Gebrüch", die westpfälzische Moorniederung. Ein düsteres Torfmoorgebiet in eine dichtbevölkerte, verkehrsreiche Landschaft eingebettet und bis zum heutigen Tage sein düsteres, eigenartiges Gepräge wahrend. Hier gedeiht noch die Bruchfauna und Bruchflora, wenn auch die fortschreitende Kultivierung, Drainierung und Urbarmachung von Jahr zu Jahr ein Stück nach dem anderen von dieser Naturlandschaft vernichtet. In einem Menschenalter wird wohl das "Pfälzer Gebrüch" restlos in Kulturland oder Wald umgewandelt sein, und nur ein kleiner Streifen wird als Naturschutz unseren Nachkommen von diesem eigenartigen Landschaftsbild unserer Heimat Kunde geben.

[241=Bild] [242] Das Nordpfälzische Bergland, vom Pfälzerwald bis zur Nahe, ist eines der reichstgeformten Gebiete der heutigen Pfalz. Aus verschiedenen Gesteinsarten aufgebaut, ist es außerordentlich wechselvoll in den Formen der Oberflächengestaltung, in Bodenkultur und in der Besiedlung. Vulkanisches Gestein baut den imposanten Rücken des Donnersberges, die höchste Erhebung der Pfalz, die am weitesten nach Norden vorgeschobene Landmarke, von einem Kranze sagenumwobener Burgen und Klosterruinen umgürtet. Vulkanischen Ursprungs sind auch die Höhengebiete des Lemberg, des Königsberg und des Hermannsberg. Der Sandsteinformation gehören aber die breiten Höhenrücken an, die aus der mittleren Pfalz nördlich gegen Glan und Nahe ausstrahlen.

Auf diesen Höhenzügen laufen seit uralten Zeiten nach Süden und Westen Völkerstraßen. Heute liegen diese Hochstraßen verödet. Denn nicht die Höhenzüge, sondern die Talgründe beherrschen das Land, hier liegen die Siedlungen, hier pulsiert das wirtschaftliche Leben, hier drängt sich der neuzeitliche Verkehr.

Von all den in sich abgeschlossenen, nach der geologischen Formung und dem landschaftlichen Charakter selbständigen Teilen, die heute in den politischen Kunstgebilden der Pfalz zusammengefaßt sind, hat nur die südwestpfälzische Hochfläche in einer Stadt, Zweibrücken, ihren landschaftlich, geschichtlich und kulturell gegebenen Mittelpunkt. Alle anderen Gaue entbehren ein solches geschichtliches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Und auch die aus den vier verschiedenen Landschaften zusammengeschweißte Pfalz kennt keine Stadt, die sich das Herz und Hirn dieses reichgegliederten, kulturell und wirtschaftlich wertvollen Gebietes nennen dürfte. Speyer, die alte Kaiserstadt, ist wohl der politische Vorort, dehnt aber seinen kulturellen und wirtschaftlichen Einfluß kaum über den Burgfrieden seiner Gemarkung. All die wohlhabenden Dörfer und reichen Städte der Rheinebene und erst recht die Weinstädte der Haardt leben ihr eigenes kulturelles und wirtschaftliches Leben abseits der Hauptstadt, die nur noch als Bischofssitz mit dem katholischen Teil der Bevölkerung enger verbunden ist. Der neuzeitliche Verkehr hat Kaiserslautern eine künstliche Vormachtstellung als Eisenbahnknotenpunkt gegeben und Ströme des Wirtschaftslebens zugewendet, die sonst andere Wege gesucht hätten. Die chemische Industrie hat Ludwigshafen zur volkreichsten Stadt der Pfalz gemacht. Aber die in den Rheinauen aufragenden Schornsteine und die immer weiter ausgedehnten Stadtviertel haben schon nach einer Meile Entfernung keine andere Verbindung mit dem Hinterland, als daß die Einwohner der benachbarten Dörfer Arbeitsgelegenheit und die Gemüsebauern leichteren Absatz für ihre Waren finden. Die Landschaften der Pfalz haben ihren eigenen Charakter und ihre Menschen leben ihr eigenes Leben.

Sie sind wohl heute zu einem politischen Ganzen verwachsen. Ein Jahrhundert Gewöhnung hat die Gegensätze in Sprache, Charakter, Lebensweise und Brauch zwar nicht beseitigt, aber doch abgeschliffen und gemildert.

Die Haardt und das Vorland ist vom Rheinfranken besiedelt. Ihn kennzeichnet das Volkswort vom "Pfälzer Krischer". Er ist selbstbewußt, froh und fröhlich gesinnt, lebhaft in Wort und Gebärde, drastisch, witzig und schlagfertig, jeder Situation gewachsen. Die [243] Fruchtbarkeit seines Bodens und den leichter als in anderen Gauen errungenen Wohlstand rechnet er sich gerne als persönlichen Vorzug an. Geistes- und charakterverwandt mit seinen rheinischen Brüdern, verdankt er der vom Süden eindringenden alemanischen Blutmischung Tiefe, Derbheit und Widerstandsfähigkeit, die ihn vor den übrigen Franken auszeichnet und mit bewunderungswürdiger Zähigkeit und Lebensenergie immer wieder das Land aus Schutt und Trümmern zu einem blühenden Garten aufbauen half.

Das Westrich trägt ein Volk ganz anderer Art. Stiller, bescheidener, sparsamer, beharrlicher im Festhalten an Sitte und Brauch und uraltem Herkommen, hat diese Bevölkerung die Ursprünglichkeit des Volkslebens treuer bewahrt und den Familiensinn stärker entwickelt als der Vorderpfälzer.

Allen Pfälzern liegt die Wanderlust im Blute. Die Enge der Heimat mag die treibende Kraft sein, die Völkerstraßen, die von Nord nach Süd, von Ost nach West durch das kleine Land führen, mögen die Lockungen geben, daß die Pfälzer über die ganze Welt verbreitet sind.

Um das Jahr 500 nach Christus sind die Franken als germanisches Volk ins Land gekommen, das von keltisch-romanisierter Bevölkerung besiedelt war. Und wer den Typus der heutigen Pfälzerbevölkerung kennt, rank und schlank, in der Überzahl blond und blauäugig, muß sagen, daß sich die germanische Bevölkerung trotz der keltisch-romanischen Grundmischung durchgesetzt hat. Sie hat sich auch die späteren Einwanderer, die sich auf dem Boden dieses alten "Kolonistenlandes" angesiedelt haben, assimiliert. Sie hat sich an dieser großen Völkerstraße, dem Durchgangsland von Vandalen und Goten, Sueven und Burgunden, Spaniern und Niederländern, der Zufluchtsstätte glaubenstreuer Hugenotten und Wallonen, jene glückliche Mischung des Blutes entwickelt, die zu den Bewohnern des eigenartigen Landstriches paßt, mit dem sich gut verkehren läßt, der fröhlich heiteren Sinn hat und der Fremde immer gern in seiner Mitte sieht. Die hohe Aufnahmefähigkeit und die schmiegsame Anpassungsfähigkeit des Pfälzers, von Unverständigen als charakterlicher Mangel getadelt, ist das naturgegebene Produkt der Verkehrs- und Grenzlage des Gebietes.

Als Gegenpol der Anpassungsfähigkeit des Pfälzers an fremdes Kultur- und Geistesleben kennen wir in der Pfalz seit Jahrhunderten einen ausgesprochene Partikularismus. Seit die Zentralgewalt des Reiches zerfiel, haben die Städte der Pfalz ihr eigenes Kulturleben. Es fehlt der kulturelle Mittelpunkt, die politische Zersplitterung isolierte zwangsläufig die einzelnen kleinen Landschaften, und außerdem ist der Urgrund der geistigen Entwicklung des Volkes und des Landes auf die Vermittlerrolle zwischen West und Ost, zwischen Süd und Nord eingestellt.

Die Siedlungen der Pfalz tragen fränkischen Charakter, geschlossenen Häuserbestand, selten nur einzel stehende Höfe. Die Dörfer sind langgestreckt, im Tal gelegen, die Ortschaften in den schützenden Mulden versteckt. Nur auf der Haardt sind die Dörfer der alten Völkerstraße, den Höhenzügen entlang angelegt. Wo größere Städte entstanden sind, hat sie die Industrie geschaffen. Zahlreiche kleine Städte, eigentlich reiche, mauergeschützte Dörfer sind über das Land zerstreut.

[244] Auch die Bauweise ist nach alter Frankenart. Das Wohnhaus steht für sich. Die Wirtschaftsgebäude umsäumen den Hof. Im Westrich stellen die Häuser meist die Breitseite an die Straße, in der Vorderpfalz aber die rebenbewachsenen Giebel. Hochgespannte Sandsteinbogen bilden die Toreinfahrt und tragen mit Stolz das bürgerliche Hauszeichen. In der Weingegend öffnet sich gleich vom Hof aus die Tür zum Stolz des Hausherrn, dem hochgewölbten Weinkeller. Die Häuser zeigen in Ausbauten und zierlichen Erkern das Festhalten an der Sitte der Väter.

Gemischt wie Blut und Kultur ist auch die Sprache der Pfälzer, die "Pfälzermundart", ein Gemisch Fränkisch und Alemanisch, aber von durchaus eigenem Leben. Sie ist außerordentlich reich an Dialektbildung, jedes Dorf spricht sein eigenes Idiom, verschieden nicht nur in Klang und Ton, sondern selbst im Wortschatz von dem des Nachbarortes in halbstündiger Entfernung. Die Sprache ist laut, drastisch, erlaubt bequeme Wortbildungen und plastische volkstümliche Redewendungen. Sie ist das Idiom lauter, schlagfertiger Diskurse, weniger des scharfpointierten Witzes als derben Spaßes, mehr geeignet zur Schilderung des Volkslebens als zur Wiedergabe zarter Seelenregungen. Daher geben die Gedichte in Pfälzermundart fröhliche und lustige Kleinmalereien aus dem Alltagsleben und keine Tragödien der Menschenseele oder Probleme des brütenden Geistes.

Fehlt darum dem Pfälzer die tiefere Geisteskultur? Karl Hampe, ein vorzüglicher Kenner von Land und Volk und Pfalz, fällt sein Urteil: "Der Pfälzer ist zu allen Zeiten, soweit wir seinen Charakter kennen, diesseits freudig und zugreifend, aufs Praktische gerichtet. Die bedeutenden Männer, die die Pfalz hervorgebracht, sind zu allen Zeiten nahezu ausschließlich dem praktischen Leben zugewendet gewesen." Etwas boshafter meint Riehl, selbst Pfälzer, das gleiche: "Das umfangreichste und fast das einzige Werk, das einstmals in zwei Jahren (1850 und 1851) aus der pfälzischen Presse hervorgegangen ist, ist die Anklageakte gegen Reichard und Genossen 1849 gewesen." Aber es trifft doch nur die äußere Erscheinungsform, wenn man sagt, daß "ein Gelehrter, ein Schriftsteller, ein Dichter, ein Künstler in der Pfalz für einen überspannten Toren, für einen unnützen Menschen gehalten wird, zumindestens für einen armen Teufel", und wenn man dieses Uninteressiertsein an den Werken tieferer Geisteskultur aus dem aufs Praktische gerichteten Volkscharakter erklären will. In Wahrheit ist in diesem Lande der Urgrund aller geistigen Entwicklung seit Urzeiten die kulturelle Vermittlerrolle gewesen, weniger die eigene schöpferische Leistung. Die Überlegenheit des Westens und des Südens ist von hier aus nach Osten und nach Norden getragen worden. Als große kulturgeschichtliche Epochen haben sich daher bis heute im Volksbewußtsein die Römerzeit und die Franzosenzeit verewigt, das frühe Mittelalter aber, die Epoche, in der eigenes Kulturleben von hier ausstrahlte, lebt nur noch mit den Gespenstern weiter, die in den gebrochenen Burgen und in den verfallenen Klöstern spuken.

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Das Buch der deutschen Heimat,
      besonders die Kapitel "Drei Kaiserstädte am Rhein" und "Heidelberg und die Pfalz".

Deutsches Land: Das Buch von Volk und Heimat
Unter Mitarbeit von Schriftstellern aller deutschen Stämme
herausgegeben von Dr. Eugen Schmahl.
Mit einem Geleitwort von Dr. Hans Steinacher,
Reichsführer des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland,
und mit einem Geleitschreiben von Hans Grimm.