VII. Die großdeutsche Kultureinheit
(Forts.)
Die großdeutsche Kultureinheit in der
bildenden Kunst und Architektur
Universitätsprofessor Dr. Hans Tietze,
Ministerialrat a. D. (Wien)
Gotik Barock Die österreichische
Kunst des neunzehnten Jahrhunderts Bajuvarische und
fränkische Einflüsse im österreichischen
Kunstleben Die außerdeutschen
Einflüsse Die österreichische Kunst eine
deutsche Kunst mit dem Drang ins Überdeutsche
Deutschsein ist für den Österreicher Deutschwerden und
Deutschmachen Die Kunst eines größeren
Deutschlands.
Wer durch Österreich reist oder sonstwie den Denkmälerbestand des
Landes überschaut, findet leicht drei Gruppen heraus, die durch Fülle
und Bedeutsamkeit der Leistungen Höhepunkte der nationalen Entwicklung
darzustellen scheinen, während Täler zwischen diesen Gipfeln durch
ein Aufgehen der bodenständigen Begabung im Allerweltstil internationaler
Strömungen charakterisiert sind. Die drei Stile, die wir als
eigentümlichen Ausdruck eines österreichischen Kunstwollens
empfinden, sind Gotik, Barock und neunzehntes Jahrhundert; sie sind nicht nur
Stufen eines rein künstlerischen Werdeganges, sondern spiegeln auch ein
verändertes
Staats- und Volksgefühl wieder.
Eine Zeit des Tastens, mit vereinzelten, untereinander nur ausnahmsweise
zusammenhängenden, in verschiedenen
Nachbar- [296] kulturen verwurzelten
Kunstdenkmälern geht voraus; sie entspricht der Epoche der Besiedlung
und Verfestigung des Staatsgebietes, und kann wie diese bis zum Beginn der
Habsburgerherrschaft vorgeschoben werden. Was vorromanische und romanische
Kunst hervorgebracht haben, trägt lokale Züge, an deren Bildung der
bajuvarisch-fränkische Stammescharakter der Bevölkerung wie der
in Sturm und Drang unruhiger Zeiten wechselnde Einfluß von Westen und
Süden teil hatten. Von einer einheitlichen österreichischen Schule
kann in dieser Zeit so wenig die Rede sein wie von einem einheitlichen
Österreich; dieses war im Heranwachsen, mit allen Keimen seiner
späteren Verknüpfung mit den
Sudeten- und Karpathenländern, auch in seiner Kunst mit einem Zug ins
Internationale, der nicht zufällig ist.
Auf dieses Vorspiel, das die späteren Hauptmotive bereits anklingen
läßt, folgt – mit der neuen
Dynastie – die Zeit der Gotik. Österreich hat nun im wesentlichen
den Umfang seiner deutschen Gebiete erreicht, auf den es sich zunächst
beschränkt; es ist ein Teil des Deutschen Reiches, den das Herrscherhaus
durch Spaltung und Wiedervereinigung durchdringt und sich zu eigen macht. In
der Kunst werden wir einer Schule von ausgeprägter Sonderart und
Einheitlichkeit gewahr, die uns beide erst im Lauf der letzten Jahrzehnte
eigentlich so recht zu Bewußtsein gekommen sind; sie ist
bisweilen – wie die Dynastie – in lokale Äste
zersplittert, mehr noch – wieder wie die
Dynastie – zu einer unaufhebbaren Einheit zusammengeschlossen. Fremde
Anregungen werden – wie in anderen deutschen Schulen nicht
minder – aufgenommen, ohne daß dies am Wesen dieser Kunst etwas
veränderte, die gegen das Ende des Mittelalters in der Fülle der
Leistungen und in deren charakteristischer Prägung zur höchsten
Kraftentfaltung aufläuft. Es ist eine südostdeutsche Schule, deren
Vorort Wien von der Regensburger Steinmetzordnung von 1459 als eine der vier
Haupthütten im gotischen Baubetrieb des Deutschen Reiches
ausdrücklich anerkannt wurde und deren
Unterteilungen – Salzburg, Tirol, Steiermark,
Österreich – sich, untereinander vielfach verknüpft, organisch
den benachbarten
Mal- und Bildnerschulen Süddeutschlands angliedern.
Die maximilianische
Epoche bedeutet das Ende altdeutscher Kunst in Österreich. Mit dem an die
Persönlichkeit Maximilians gebundenen kurzlebigen Wiederaufflackern des
Kaisergedankens [297] verstärkt sich
dessen nationales und internationales Element. Die Kunst geht zunächst
völlig in der der führenden süddeutschen Kunstzentren auf,
für die die Überwindung des örtlich Beschränkten, der
Anschluß ans Weltgültige die neue Forderung ist und gerät in
der weiteren Folge in den Bann jener internationalen Formensprache, die von
Süden her über die Alpen dringt.
Erst im Hochbarock schwillt die österreichische Note wieder zu erneuter
Kraft an. Wie unter den drei Barockkaisern Begriff und Wesen des
Österreichischen – bis in den Namen
hinein – sich bilden, wie nun ein neues übernationales Staatsgebilde,
ideell Glanz und Verantwortung aus der andauernden Zugehörigkeit zum
Deutschen Reiche gewinnend, aber seine faktische Machtstellung außerhalb
dieses Verbandes aufbauend, in glücklichem Zweifrontenkrieg nach
außen sich behauptet und in zielbewußter Arbeit seine kirchliche und
kulturelle Einheit wiedergewinnt und so als Frucht erfolgreicher Bemühung
nach beiden Richtungen den Segen nationaler Selbstbewußtheit erntet, so ist
auch die Kunst dieser fruchtbaren Jahre vom stärkeren Atem gesteigerten
Selbstgefühls geschwellt. Noch heute bestimmen die Denkmäler des
Barock mit ihrer wie naturgewachsenen Fülle und ihrer über alle
Zweckgebundenheit hinausgehenden Großartigkeit vielfach den Eindruck
der österreichischen Städte und der österreichischen
Landschaft; in der tätigen Teilnahme aller Stände, aller Landesteile,
aller Einzelpersonen an dieser großen Kunstbewegung, an der willigen
Unterordnung der bildenden Künste unter die Führung der
Architektur, an der natürlichen Fortsetzung der großen
Meisterleistungen in die durchschnittliche Produktion bis in die rein
handwerkliche Übung hinein, an dem immer stärker werdenden
Überwiegen der heimischen Kräfte über die von außen
geholten Künstler erkennen wir, wie sehr diese Barockkunst im
allgemeinen Kulturwillen und gemeinsamen Kunstbedürfnis des ganzen
Volkes verwurzelt ist. Sie ist der stärkste Ausdruck des spezifisch
Österreichischen innerhalb und außerhalb des Gesamtdeutschen.
Die Barockkunst trennt – wie sie nach der anderen Seite von der Gotik durch die
Renaissancebewegung geschieden
ist – von der Kunst des neunzehnten Jahrhunderts die andere internationale
Welle des im Josefinismus sich vorbereitenden
Klassi- [298] zismus. Das
stärkere Anschwellen des Nationalgedankens in ganz Europa holt auch aus
dem Boden des vielen Nationen übergelagerten Österreichertums
zurückgedrängte tiefe Kräfte hervor; dieser Prozeß
drückt sich nicht nur in den zunehmenden Sonderbestrebungen der anderen,
sondern nicht minder und zu gleicher Zeit im stärkeren
Zurückgreifen der deutschen Stämme auf ihre Sonderart aus. Die
Kunst des
Vormärz – nun in der Malerei ihre feinsten Blüten
treibend – ist ein Bekenntnis zum eigenen Boden, ein Hineinhorchen in die
im Barock von lauteren Klängen überbrausten Stimmen des eigenen
Blutes; in ihren in knapperen Formen spannungsreichen Werken gibt nicht das
Deutsche, nicht das Österreichische schlechtweg den beherrschenden Ton,
sondern eine Kraft, die der betreffenden Landschaft stärker verbunden ist.
Im Biedermeier beginnt die Auflösung des Österreichischen sichtbar
zu werden, noch einmal gehemmt und unterbunden durch die gegenläufige
Strömung der
Franz-Josefs-Zeit. Wie diese in Expansion nach außen und Anspannung
nach innen noch einmal eine Vision des großösterreichischen
Gedankens heraufzubeschwören sich bemüht, so braust etwas von
der Üppigkeit des Barock in der lauten und kraftbewußten Kunst der
Ringstraßenzeit. Der Stil dieser
ist – wie der vormärzliche die Verklärung des Wienerischen
und sonst
Bodenständigen – die Apotheose des Österreichischen, das seit
den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts vor den Augen der Sehenden
zerbröckelt.
In der Kunst all dieser so ungleichartig bedingten Zeiten sehen wir mehrere
Grundkräfte sich mit verschiedener Stärke durchdringen. Die
Stammesbegabung der hier lebenden Bevölkerung bildet die Unterlage aller
ihrer Betätigungen und Leistungen, die Voraussetzung, die sich in alle sich
darüber legende Einflüsse und Anregungen auswirkt; innerhalb der
letzteren sind offenbar zwei Gruppen zu scheiden, die deutschen und die
außerdeutschen, deren Summe jene Grundbegabung, in die sie
geschüttet wird, verändert und erweitert. Diese
Begabung – was man also das spezifisch österreichische Kunstwollen
nennen
könnte – ist sohin gleichzeitig Ausgangspunkt und Ziel.
Sie in ihrem Urstoff zu zergliedern, fehlen uns vorläufig die geeigneten
Werkzeuge; wir müssen uns begnügen, sie als eine Gegebenheit
hinzunehmen. Bajuvarische Kraft und fränkische
Be- [299] weglichkeit mag
für die sinnliche Naturfreude und den leichten Schmucktrieb der
österreichischen Kunst die Grundlage geboten haben; beide Eigenschaften
werden bei den ältesten Kunstschöpfungen des Landes merklich und
bleiben für alle Folgezeit maßgebend. Sie begründen eine
Mittelstellung der österreichischen Kunst, die weder in der letzten Hingabe
an formale Probleme noch in der restlosen Bemühung um geistige
Durchdringung die äußerste Konsequenz zu ziehen pflegte.
Unter den Einschlägen in diese Grundmasse halten sich die deutschen und
die nichtdeutschen an Menge und Wirksamkeit etwa das Gleichgewicht. Das
Eindringen der allgemein deutschen Elemente erklärt sich aus der ganzen
Stellung Österreichs ohne weiteres; seit den ältesten Tagen seiner
Kolonisierung hat es eine solche deutsche Befruchtung erfahren. Von den
ältesten Kirchenbauten führen deutliche Fäden nach Sachsen,
später hat Hirsau bis hieher als künstlerische Vormacht gewirkt; in
der bildenden Kunst haben bayerische und fränkische Einwirkung das in
der Stammbegabung enthaltene Element bestärkt. Regensburg und
Bamberg streuen ihre Spuren in die erste eigentümliche bildnerische
Tätigkeit des Landes. In der Blütezeit der Gotik setzt sich die
erstarkte heimatliche Kunst hauptsächlich mit Böhmen auseinander; Peter Parlers
Richtung ist in einer noch nicht endgültig klargestellten Weise
mit Österreich verknüpft. Im 15. Jahrhundert mehren sich die
Verbindungen nach den verschiedensten Teilen Deutschlands; am stärksten
sind wieder Bayern und Franken beteiligt. Gegen Ende des Jahrhunderts
verfließen die Grenzen völlig; oberrheinische Plastiker (Niklaes
Gerhaerts, später Anthoni Pilgram) beherrschen die
Bildhauerwerkstätte bei St. Stephan, in der Malerei schlägt der
Passauer Frueauf die Stimmung an, aus der in der Donauschule eine der
stärksten künstlerischen Ausdrucksformen dieses Gebietes
hervorgeht. Der Franke Cranach hat als erster die Donaustimmung
künstlerisch gestaltet, ihm folgen der Regensburger Altdorfer, der
Augsburger Breu, der Passauer Wolf Huber; sie alle haben in Österreich
fruchtbare Jugendjahre verbracht und dem Österreichischen, das beim
Werden ihrer Kunstweise Pate stand, seine Kunst bereichert.
Im Barock, das sich uns hauptsächlich als ein Losringen des
Österreichischen aus dem Italienischen darstellt, tritt das deutsche [300] Element erst spät
wieder maßgebend hervor; von den Barockmalern sind Maulpertsch und
Maurer ihrer Herkunft, der Kremserschmidt und Brand ihrer Abstammung nach
Reichsdeutsche wie die Bildhauer Messerschmidt und Beyer. An der Wende des
18. und 19. Jahrhunderts beherrscht der Schwabe Füger die
österreichische Kunst, Schwinds Familie stammte aus dem Reich. Vollends
in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sind reichsdeutsche Künstler
in Österreich eingewachsen; der Baumeister Schmidt, der Maler Rahl, der
Bildhauer Fernkorn.
Dem stärkeren Nachdruck, den das deutsche Element der
österreichischen Kunst durch all dieses erfährt, wirkt ihr Hang zum
Internationalen nicht minder kräftig entgegen; wir haben ihn von den
ältesten Zeiten an wahrnehmen können. Nicht nur in den
südlichen Alpenländern macht sich die Nachbarschaft Italiens
geltend; auch das große Kunstzentrum Salzburg zeigt dichte Verbindung
mit Aquileja und Venedig. Die niederösterreichische Bildhauerschule,
deren Tätigkeit im Riesentor des Wiener Stephansdoms gipfelt, ist
außer mit Bamberg eng mit mährischen und ungarischen
Werkstätten verknüpft. Der Südstrom macht sich durch alle
Folgezeit geltend, befruchtet vor allem Tirol, dessen größter
Künstler Michael Pacher wesentliches seiner Besonderheit seiner Herkunft
aus einem Grenzland verdankt. In der Renaissance und im Frühbarock wird
das Übergewicht der italienischen Kunst ausgeprägt; aber diese ist
gleichzeitig so sehr das internationale Idiom geworden, daß auch für
Angehörige anderer Nationen Platz bleibt. Den Italienern am Hof
Ferdinand I. und Maximilians II. schließt sich der
Niederländer Colin an, die österreichischen Barockarchitekten
löst der Lothringer Jadot ab, neben dem die Pacassi, Canevale, Galli
Bibiena weiter tätig bleiben. Die Maler Maria Theresias sind der Schwede
Meytens und der Genfer Liotard; und an der Jahrhundertwende steht neben dem
Schwaben Füger der Tessiner Nobile. In den Reichtum des
Ringstraßenstils mischen auch Fremde ihr Talent; Van der Nüll und
Theophil Hansen, der Preßburger Tilgner und der Slawe Canon.
All dieses Deutsche und Außerdeutsche bildet am Österreichischen
weiter; durch die historisch gegebenen Zuflüsse wächst die
ursprüngliche Quelle zur vollen Kraft und Breite. Nun erst ist
österreichische Kunst zu einem Phänomen geworden, dessen
Besonderheit und Bedeutung zu ermessen wir versuchen mögen. [301] Trotz der
Verschiedenheit der Elemente, aus denen sie sich zusammensetzt, wird die
österreichische Kunst dennoch als eine Einheit empfunden; das von da und
dort Zusammengekommene wird durch die Kraft des Landes verschmolzen. Jene
deutschen Maler, die dem Donautal die künstlerische Sprache liehen, jene
italienischen Bauhandwerker, die familienweise dem Ruf des
österreichischen Barock folgten, jene Meister aus aller Welt, die das Wien
der Ringstraßenzeit erbauten, sind in Österreich zu
Österreichern geworden; sie haben sich hier einbürgern
können, weil sie die innere Bereitschaft dazu mitbrachten. Aus dem, was
sie hier schufen, wie aus dem, was von den hier Altheimischen herrührt,
leitet sich uns der empfindungsmäßig leicht faßbare Begriff der
österreichischen Kunst ab.
Diese ist ein Stück der deutschen Kunst, der sie sich aber nur in manchen
Abschnitten der historischen
Entwicklung – etwa in der
Gotik – als eine bloße Lokalschule einordnet; sie steht zu jener in
einem anderen Verhältnis als etwa die schwäbische, fränkische
oder sächsische Kunst. Denn wenn diese auch alle gelegentlich mehr oder
weniger starke Anstöße von außen empfangen und innerlich
verarbeitet haben, so bleibt ihr Anteil am Deutschen doch ihrer Sondernote
gegenüber immer vorherrschend, während in der
österreichischen Kunst die vom Wesen alles Österreichischen
unablösbare Tendenz zum Übernationalen als gegenläufige
Strömung hinzutritt. Die fremden Einschläge in der
österreichischen Kunst sind nicht Zusätze zum Deutschen, sondern
gleichwertige Wesenselemente neben diesem, Ausflüsse eines nicht minder
tiefwurzelnden Lebenswillens, als der Zusammenhang mit dem Deutschen es
ist.
Besser als ein Stück der deutschen Kunst läßt sich die
österreichische daher vielleicht als eine Spielart dieser bezeichnen, als eine
selbständige Ausprägung des durch Blutsverwandtschaft gleichen
Stoffes durch einen etwas anders gerichteten Willen. Die österreichische
Kunst ist eine deutsche mit einem Drang ins Überdeutsche; sie bekennt sich
zur deutschen Kunst nicht, indem sie in ihr aufgeht, sondern indem sie über
sie hinausgeht, ihre Begrenztheit nicht betont, sondern aufhebt. Sie sucht ihre
Eigentümlichkeit anderer Kunst gegenüber nicht darin, daß sie
ihre Andersartigkeit zu äußerster Schärfe steigert, sondern
daß sie den Zugang zu sich erleichtert; wie auf anderen Gebieten erscheint
[302] auch hier
österreichisches Wesen als Brücke vom Deutschtum zur Welt. Weil
Österreich nicht nur am Grenzwall zwischen zwei Kulturen seine
historische Mission erfüllt hat und sie nur durch Einverleibung von
Fremdem, durch Einfühlung in Fremdes erfüllen konnte, ist ihm
Deutschtum nicht eine Sache selbstverständlichen Zustandes, sondern das
Ergebnis unablässiger Betätigung; Deutschsein ist für den
Österreicher Deutschwerden und Deutschmachen. Dieses dynamische
Element eignet auch seiner Kunst. Es war ihr selten gegeben, bis zu den Tiefen
hinabzusteigen, wo die untersten Quellen deutscher Sehnsucht springen; aber es
war ihr dafür beschieden, zahlreiche fruchtbare Verbindungen mit fremder
Wesenheit einzugehen. Sie hat durch vielfache Legierung an Festigkeit, aber auch
an Sprödigkeit eingebüßt; sie ist ein Organ, durch das deutsche
Kunst ins Weite zu wirken fähig wurde. Bis in die Baukunst und ins
Kunstgewerbe unserer Tage ist sie ein Herd weitwirkender Anregungen in allen
Richtungen geblieben.
Der Wert der österreichischen Kunst für die deutsche liegt in ihrer
Gleichartigkeit und in ihrer Andersartigkeit; sie vermehrt ihr den
Geltungsbereich an Umfang und an Intensität; sie macht sie durch das
Fremdgut reicher, das sie ihr, in ihr österreichisches Erbe unablösbar
eingebettet, zubringt. Sie erweitert, was wir im engeren Sinn deutsche Kunst zu
nennen pflegen, erst zu dem, was wir als Kunst eines größeren
Deutschland von der Zukunft erhoffen.
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