Bd. 6: Die Organisationen der Kriegführung,
Erster Teil:
Die für den Kampf unmittelbar arbeitenden
Organisationen
Kapitel 8: Kolonnen und
Trains (Forts.)
Generalmajor Hans Föst
6. Der Einfluß der Eigenart der
verschiedenen Kriegsschauplätze. Änderungen in der
Gliederung und Ausrüstung.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz, in Belgien und Frankreich, mit seinem
hochentwickelten Wegenetz, seinen auch im gebirgigen Gelände gut
[422] angelegten und festen
Straßen stieß zu Beginn der Operationen die Verwendung der
Kolonnen und Trains in ihrer ersten Ausrüstung mit den im Frieden
bereitgestellten militärischen Fahrzeugen und den ausgehobenen
Fuhrparkwagen im allgemeinen auf keine Schwierigkeiten. Die
verhältnismäßig große Ladefähigkeit der
Fahrzeuge konnte meist voll ausgenutzt werden. Beim Übergang zum
Stellungskrieg war es hier an den ruhigen Fronten sogar möglich, den
Kolonnen und Trains nach dem Ausbau der rückwärtigen
Verbindungen zeitweise eine gewisse Erholung zu gönnen.
Doch bald sollte sich das Bild ändern. Die großen Abwehrschlachten,
welche einen nie geahnten Materialverbrauch zur Folge hatten, sowie die auch
deutscherseits angesetzten großen Offensiven stellten an die
Leistungsfähigkeit der Kolonnen ganz ungeheure Anforderungen. Schnell
trat ein großer Abgang an Pferden infolge von Überanstrengung oder
Verlusten durch feindliches Feuer ein. Der Ersatzbedarf konnte nicht mehr
gedeckt werden, zumal die vielen, im Laufe des Krieges aufgestellten
Neuformationen gleichfalls Pferde in unerwartet großer Zahl
benötigten. Man sah sich also gezwungen, überall die Bespannungen
herabzusetzen. In erster Linie begann man hiermit bei den Kolonnen und Trains.
Die Bespannung bei den Proviantkolonnen wurde von 4 auf 2 Zugpferde und bei
den Munitionskolonnen von 6 auf 4 Zugpferde herabgesetzt. Dabei blieben die
Fahrzeuge die gleichen; zur Bewältigung des gesteigerten Nachschubs
mußte auch möglichst die gleiche Nutzlast befördert werden.
Dazu kam ferner, daß das Pferdematerial in seinem allgemeinen Zustande
bereits erheblich zurückgegangen und daher weniger leistungsfähig
war. Weitere Schwierigkeiten traten für die Kolonnen noch dadurch ein,
daß aus ihnen die schweren Pferde, welche zur Bespannung der schweren
Artillerie und deren Batteriekolonnen dringend benötigt wurden,
herausgezogen werden mußten. Als Ersatz konnten nur leichte Zugpferde
überwiesen werden. Um diese aber bei gesteigerten Anforderungen
leistungsfähig zu erhalten, wäre es erforderlich gewesen, daß
auch die Futterrationen entsprechend reichlicher bemessen gewesen wären.
Durch die allgemein ungünstige Verpflegungslage sah man sich aber
gezwungen, gerade das Gegenteil eintreten zu lassen; neben erheblicher
Einschränkung der Futterration mußte man zur Ausgabe von wenig
nahrhaften Ersatzfuttermitteln greifen. Die von den Kolonnen zu fordernden
Leistungen waren daher bei Beibehalt der schweren Fahrzeuge mit der
verringerten Bespannung nicht mehr zu erfüllen.
Ein Wandel wurde zuerst wenigstens dadurch geschaffen, daß die
Fuhrparkkolonnen an Stelle der meist rasch unbrauchbar gewordenen
ausgehobenen und viel zu schweren Planwagen einheitlich militärische
Fahrzeuge erhielten. Diese wurden bei verschiedenen Privatfirmen gebaut und
stellten daher keineswegs einen einheitlichen Typ dar; aber was bei der
verminderten und weniger leistungsfähigen Bespannung die Hauptsache
war, sie waren im Eigengewicht [423] wesentlich leichter.
Nach ihrer ganzen Bauart und nach der Art und Güte des verwendeten
Materials waren sie aber sehr wenig haltbar. Eine wesentliche Besserung trat erst
ein, als man allgemein zur Ausrüstung sämtlicher
Proviant- und Fuhrparkkolonnen, also auch der
Etappen- und Magazin-Fuhrparkkolonnen, mit dem Feldwagen 95 schritt.
Dieser war im Eigengewicht leicht und hatte sich nach den Erfahrungen des
Krieges für alle in Betracht kommenden Nachschubzwecke noch am besten
bewährt.
In Anbetracht dessen, daß die Proviant- und Fuhrparkkolonnen neben ihrer
früheren eigentlichen Bestimmung, der Verpflegungszufuhr, auch noch
andere Heeresbedürfnisse, vor allem Munition der verschiedensten Art,
sowie Pioniergerät und Nahkampfmittel, befördern mußten
und die bisherigen Munitionskolonnen mit Protze und Hinterwagen im
allgemeinen nur die für sie bestimmte Munition laden konnten,
entschloß man sich, Einheitskolonnen einzuführen. Die mit dem
Feldwagen 95 ausgerüsteten
Proviant- und Fuhrparkkolonnen, sowie die in gleicher Weise ausgerüsteten
Munitionskolonnen n/A. (d. h. neuer Art) wurden auf die gleiche
Stärke von 48 Feldwagen gebracht. Die Umwandlung war im allgemeinen
bis zu Ende des Krieges wenigstens an der Westfront durchgeführt. Der
wesentlichste Vorteil der Einheitskolonnen aber war deren gleiche
Ladefähigkeit und Ausrüstung mit einem Fahrzeug, das nach Bauart
und Eigengewicht auch in schwierigen
Boden- und Geländeverhältnissen bei leistungsfähiger
Bespannung zu verwenden war. Verschiebungen der Kolonnen von einem
Kriegsschauplatz auf den anderen, sofern derselbe nicht gerade ausgesprochenen
Gebirgscharakter hatte, waren also jetzt ohne die früheren
Nackenschläge möglich. Für die einzelnen Befehlsstellen
waren gleichfalls die Anordnungen für den Einsatz der Kolonnen
wesentlich erleichtert, da nicht erst, wie früher, Erwägungen
über die Lade- und Leistungsfähigkeit angestellt zu werden
brauchten. Nur noch vereinzelt war mit anders ausgestatteten Kolonnen an der
Westfront zu rechnen. Hauptsächlich waren dies aus dem Osten
beschleunigt herangezogene Kolonnen, welche bei dem großen Bedarf an
Nachschubmitteln und der gespannten Lage sofort in ihrer augenblicklichen
Verfassung eingesetzt werden mußten.
Wenn man auch bald die Notwendigkeit der Einführung von
Einheitskolonnen erkannt hatte, so war die Umbildung der bisherigen Kolonnen
im Felde ohne Beeinträchtigung des keine Unterbrechung duldenden
Nachschubdienstes doch nicht einfach und erforderte Zeit. Der Austausch der
Fahrzeuge und Pferde war schwierig. Die Fahrzeuge mußten erst in der
Heimat in großer Zahl bereitgestellt werden; der Transport nach den
verschiedenen Kriegsschauplätzen stellte an die schon mehr wie
überlasteten Eisenbahnen erhöhte Anforderungen; der Empfang an
den Ausschiffungspunkten oder Gerätedepots durch die Kolonnen
verzögerte sich vielfach bei einigermaßen gespannten Lagen oder
großem Bedarf im Nachschub von Heeresbedürfnissen. Der
Austausch der [424] Pferde verursachte viel
Reibungen, indem die Truppen ohne kommissarische Auswahl nur
minderwertiges Material für die schweren Pferde der Kolonnen abzugeben
pflegten. Damit wäre aber der Vorteil der Einheitskolonne durch
Herabsetzung der Leistungsfähigkeit der Bespannung wieder aufgehoben
gewesen. Der Obersten Heeresleitung kann also kaum ein Vorwurf daraus
gemacht werden, daß für die Operationen bei Gorlice, in Serbien und
Rumänien, sowie bei der italienischen Offensive noch mehrfach
Proviant- und Fuhrparkkolonnen mit ihren bisherigen schweren Fahrzeugen, die
auf diesen Kriegsschauplätzen schlecht zu verwenden waren, bereitgestellt
wurden. Die Heeresleitung befand sich eben während der
Übergangszeit in einer Zwangslage.
Auf diese ist es auch zurückzuführen, daß man im Bedarfsfalle
eiligst Kolonnen mit frisch angekauften Pferden zusammenstellte und nach
Kriegsschauplätzen verschob, wo von ihnen bei den sofort einsetzenden
Offensiven im Nachschubdienst die höchsten Leistungen gefordert werden
mußte. Diesen waren natürlich die nicht an Kriegsstrapazen
gewöhnten Pferde nicht gewachsen und versagten daher recht bald.
Für den Vormarsch in Serbien waren z. B. auch derart frisch
zusammengestellte Kolonnen überwiesen, die bei den dortigen grundlosen
Wegen und dem ungewohnten, sehr wechselvollen Klima in kürzester Zeit
am Ende der Leistungsfähigkeit waren. Die Folge war, daß von der
Obersten Heeresleitung dringend die Überweisung weiterer Pferdekolonnen
gefordert wurde, da die weiter überwiesenen Lastkraftwagenkolonnen in
den Wegen Serbiens, die sich bald durch die andauernden Regenfälle in
einen sumpfigen Morast verwandelten, ganz steckenblieben. Aber dieses Los
blieb selbst den Pferdekolonnen nicht immer erspart. So z. B. war in der
Gegend von Jagodina das Wasser auf der Straße derart gestiegen, daß
zwei Kolonnen auf der Landstraße zu ertrinken drohten. Nur dadurch,
daß die Kolonnenführer die Wagen stehen ließen und sich mit
den Mannschaften und Pferden ins Gebirge retteten, wurden sie vor dem Ertrinken
bewahrt.
Um den immer dringlicher gestellten Anforderungen auf Überweisung
weiterer Pferdekolonnen wenigstens einigermaßen zu genügen,
überwies man sechs leichte Fuhrparkkolonnen. Zu diesem Zwecke hatte
man im Westen aus den von den Truppen aus Rußland mitgebrachten
Panje-Gespannen Kolonnen zusammengestellt. Diese Kolonnen waren im
wahrsten Sinne des Wortes Bruchwerk; die Wagen, äußerlich
schön angestrichen, brachen schnell zusammen; die Pferde waren teilweise
ganz unbrauchbar. Es war daher eine völlige Umorganisation dieser
Kolonnen erforderlich, um wenigstens die brauchbaren Teile verwenden zu
können. Auf diesen Kriegsschauplätzen haben sich fraglos am besten
die überwiesenen leichten Proviantkolonnen, die noch mit vier Zugpferden
bespannt waren und vom Sattel gefahren wurden, erwiesen.
[425] Häufig wurde,
wenn die vorhandenen Kolonnen zum Nachschub nicht ausreichten, oder die
schlechten Wege- und schwierigen Geländeverhältnisse des
Kriegsschauplatzes leichteres landesübliches Fuhrwerk bedingten, zur
Bildung von Behelfskolonnen geschritten. Dieselben brachten jedoch nur Nutzen,
wenn sie militärisch organisiert waren und unter dem Befehl von
geschultem Kolonnenaufsichtspersonal standen. Aber selbst dann wurden sie
besser in dem weiter rückwärts gelegenen Gebiet als vorn an der
Front verwendet. Am zweckmäßigsten erwies es sich, die
Landeseinwohner bei ihren Gespannen als Fahrer zu belassen und gegen Lohn
zum Dienst zu verpflichten.
Mit den militärisch organisierten sogenannten Panjekolonnen sind in
Rußland im allgemeinen gute Erfahrungen gemacht worden, wenngleich bei
weiten Entfernungen vom Heimatsort die Fahrer vielfach in der Nacht wegliefen
und Wagen und Pferde im Stich ließen. Ebenso sind in Rumänien
und auf dem mazedonischen Kriegsschauplatz mit den Einwohnerkolonnen, meist
Ochsenkolonnen, befriedigende Erfahrungen gemacht worden. Auf diesen
Kriegsschauplätzen waren Einwohnerkolonnen wohl am meisten am Platz,
da einerseits der militärische Fuhrpark nicht ausreichte und andererseits die
Mannschaften und Pferde desselben den Anstrengungen, die die Eigenarten dieser
Kriegsschauplätze forderten, zu Anfang keineswegs gewachsen waren. Das
Klima war ein völlig ungewohntes, die große Hitze des Tages
wechselte mit empfindlicher Abkühlung während der Nächte;
die Wege waren teilweise grundlos, teilweise steinig mit steilen Steigungen, so
daß temperamentvolle Pferde sich nutzlos überanstrengten; hier war
Ochsenbespannung das einzig Brauchbare. Die Unterkunft für Mann und
Pferd war mehr wie dürftig, die Verpflegung unzureichend, die gebotenen
Nahrungsmittel zum Teil ungewohnt; das
Trink- und Tränkwasser war unzureichend, schlecht oder nur von weit her
zu beschaffen; außerdem herrschten Seuchen, gegen die die deutschen
Soldaten und Pferde wenig widerstandsfähig waren. Die anspruchslosen
und meist willigen Einwohner dagegen waren mit allen örtlichen
Verhältnissen vertraut und erfüllten mit ihrer landesüblichen
Bespannung und ihren leichten Fahrzeugen, wenn auch langsam, ihre
Aufgaben.
[408a]
Türkische große Bagage mit
Ochsengespann.
|
Infolge des im Lauf des Krieges immer empfindlicher werdenden Mangels an
leistungsfähigen Zugpferden wurden gerade bei den Kolonnen viele
Kleinpferde, Panjepferde, verwendet. Um aber hierbei die gleiche Nutzlast zu
befördern, mußte allgemein die Anordnung getroffen werden,
daß die Fahrzeuge an Stelle von zwei leichten Zugpferden mit drei
Kleinpferden bespannt wurden. In der Praxis hat sich diese Maßnahme
wenig bewährt; die eingeführte Anspannvorrichtung der drei Pferde
nebeneinander erwies sich als ungeeignet; die Kolonnen halfen sich am besten
durch Vorlegen des dritten Pferdes.
In dem unwegsamen Großkampf-(Trichter-)Gelände an der Westfront
haben sich die zweispännig vom Bock gefahrenen Einheitswagen für
die Muni- [426] tionszufuhr bis zu den
Batteriestellungen nicht durchweg bewährt. Die schwer beladenen Wagen
blieben in dem völlig verschlammten Trichtergelände vielfach
stecken oder brachen Achsen, Unterbäume und Wagenboden. Man sah sich
daher gezwungen, dort gemischte Munitionskolonnen zu bilden. Soweit
angängig, wurde die Munition auf den Feldwagen und Munitionswagen
gemeinschaftlich vorgeführt; zur letzten Wegstrecke bis unmittelbar zu den
Batteriestellungen wurden in dem schwierigen Trichtergelände die
Protzwagen allein verwendet, vielfach sogar nur die Protzen unter
Zurücklassung der Hinterwagen, vielfach sogar mit
6 - 8 Pferden bespannt und vom Sattel gefahren. Ein großer
Übelstand aber war, daß sich die meisten zu Ende des Krieges
gebräuchlichen Geschoßarten in der Protze nicht verladen
ließen und daher auf dem Sitz Gerüste zur Unterbringung angebracht
werden mußten. Die Fahrzeuge hatten daher ein großes
Übergewicht und schlugen infolgedessen leicht um. Dem
Kolonnenpersonal erwuchsen durch diese Schwierigkeiten bei der
Munitionszufuhr große Mühen, da es recht häufig bei
stockfinsterer Nacht im feindlichen Sperrfeuer die trotz der verstärkten
Anspannung steckenbleibenden oder umgeschlagenen Protzen wieder fahrbar
machen mußte. Aber auch so war nicht immer die Vorführung der
erforderlichen Bedürfnisse bis zu den vordersten Stellungen möglich.
Dann mußte zu anderen Aushilfsmitteln gegriffen werden; solche bot allein
die Verwendung von Tragtieren.
Vor dem Kriege war die Aufstellung von Tragtierformationen für den
Nachschub nicht vorgesehen.
Im Westen trat der Bedarf an Tragtieren zuerst an der Verdunfront hervor, wo
selbst die geringsten Wege dauernd stark unter feindlichem Feuer lagen, so
daß Fahrzeuge überhaupt nicht bis zu den vordersten Stellungen
kommen konnten. Es wurden zunächst einige mit Kleinpferden bespannte
Fuhrparkkolonnen in Tragtierkolonnen umgewandelt, um der Truppe schnell zu
helfen.
Weiter machte sich in dem Feldzug in Serbien das Fehlen militärisch
organisierter Tragtierkolonnen bei den dort eingesetzten deutschen Truppen
für den Nachschub sehr empfindlich fühlbar. Die Wagenkolonnen
waren auf die bald grundlosen Talstraßen und auf die wenigen für
Fahrzeuge passierbaren Paßstraßen beschränkt. Die
österreichischen und bulgarischen Truppen waren mit ihrer zahlreichen
Tragtierausstattung in der Bewältigung des Nachschubs den Deutschen weit
überlegen. Die von den letzteren improvisierten
Einwohnertragtierkolonnen, die sich aus wenig zuverlässigem Personal und
ganz verschieden leistungsfähigem Tragtiermaterial (Kleinpferden,
Maultieren, Mauleseln und Eseln) zusammensetzten, bildeten nur einen recht
dürftigen Notbehelf.
Auf dem mazedonischen Kriegsschauplatz besorgten den Nachschub im
Hochgebirge bis zu den vordersten Stellungen für die deutschen Truppen
vielfach österreichische Tragtierkolonnen, welche im allgemeinen sehr gute
Kleinpferde, [427] meist aus Bosnien und
Herzegowina stammend, hatten. Diese wurden von gleichfalls dort beheimateten
erfahrenen Tragtierführern geführt. Die bei diesen Kolonnen
gemachten Erfahrungen wurden dann bei Aufstellung der deutschen
Tragtierkolonnen in weitgehendem Maße verwertet. Aufsichtspersonal und
Tragtierführer wurden nach den österreichischen Vorschriften
ausgebildet und mit Nutzen auch durch österreichische Offiziere und
Unteroffiziere in dem Sonderdienst, namentlich in dem richtigen Verpassen und
Anlegen der Tragtiersättel und dem Verteilen der Last, unterwiesen.
Die preußischen, bayrischen und württembergischen
Tragtierkolonnen haben dann auch auf dem Balkan durchaus Zufriedenstellendes
im Nachschubdienst geleistet. Die überwiesenen Tragtiere waren allerdings
ihrem Gebäude nach vielfach wenig geeignet, da sie aus den in Serbien und
Rumänien aufgekauften Kleinpferden ergänzt werden mußten
und die Auswahl dort nicht mehr groß war. Die aus diesem Grunde zu
Anfang in großer Zahl eingestellten Esel erwiesen sich für die langen
Anmärsche im Hochgebirge als ungeeignet, ihre Tragfähigkeit war
viel zu gering; Maultiere oder Maulesel dagegen bildeten einen besseren
Ersatz.
Bei der italienischen Offensive machte sich der Mangel an Tragtieren bei den
deutschen Truppen gleichfalls sehr fühlbar. Eine reichliche Ausstattung mit
Tragtieren hätte die Truppe für den Nachschub frei von dem Streben
nach fahrbaren Talstraßen gemacht und sie mehr in dem taktischen Kampf
um die Höhen unterstützt. Wer aber die Höhen hat, beherrscht
die Täler; auf den Höhen fällt die Entscheidung.
Die bei dieser Offensive versuchte Bildung von Tragtierkolonnen aus
Kavalleriepferden hat sich nicht bewährt; in der Ebene fehlten die Pferde
bei der Aufklärung; außerdem waren die meisten Pferde bald durch
die Tragtiersättel stark gedrückt. Jedem Truppenteil wurden auch
hier gelernte Tragtierführer (Bosniaken mit vorzüglicher Erfahrung)
zur Ausbildung zugeteilt. Die Truppenverpflegung fand durch auf Tragtieren
fortgeschaffte Kochkisten statt.
Die bei der k. u. k. Armee in den transsylvanischen Alpen und auf dem
mazedonischen Kriegsschauplatz hinsichtlich der Tragtierkolonnen gesammelten
Erfahrungen wurden bei Bearbeitung der im Laufe des Krieges herausgegebenen
Tragtiervorschrift verwertet. Die deutsche Armee erhielt dadurch Leitpunkte
für die Auswahl und Ausbildung der Tragtierführer, über
Verpassen der Tragesättel, die Beladung, Fütterung, Wartung und
Pflege, sowie Hufbeschlag der Tragtiere, Verhalten vor, auf und nach dem
Marsche usw. In der Heimat wurden außerdem im Frühjahr
1918 zwei Tragtier-Ersatz-Eskadrons - eine im Riesengebirge und eine im
Schwarzwald - aufgestellt.
Wäre die systematische Ausbildung des Aufsichtspersonals und der
Tragtierführer schon früher erfolgt, so wären sicher die
außerordentlich hohen Verluste an Tragtieren bei den deutschen Truppen
vermieden worden. - Bei einem [428] weiteren Verlauf des
Krieges hätte also auch die deutsche Armee über in jeder Weise
leistungsfähige Tragtierkolonnen verfügen können, zumal
auch der neu eingeführte verstellbare Tragtiersattel allen Anforderungen
genügte.
Wie schon erwähnt, wurden im Aufmarschgebiet an der Westfront
Ochsenkolonnen verwendet, welche nach Beginn der Operationen wieder
aufgelöst wurden. Als der Bestand an Pferden jedoch immer knapper
wurde, der Bedarf dagegen sich stetig steigerte, begann man auf Grund der im
serbischen und rumänischen Feldzuge mit der Ochsenbespannung
gemachten Erfahrungen Ende 1917 auch an der Westfront vereinzelte
Etappen-Fuhrparkkolonnen mit Ochsen zu bespannen. Da sich diese
Maßnahme auch hier bewährte, ging man 1918 dazu über,
weitere Etappen-Fuhrparkkolonnen in Ochsenkolonnen umzuwandeln. Auf diese
Weise wurden Pferde für die Front frei; auch konnte man abgewirtschaftete
Kolonnen durch Auffüllung des Pferdebestandes wieder marschfähig
machen. 6000 Ochsen wurden zu diesem Zweck aus Rumänien an die
Westfront geschafft.
Die Umbildung der Kolonnen im Felde war nicht ganz einfach. Sie bestand nicht
allein in der Umspannung der Tiere, vielmehr mußten die Eigenarten der
Ochsen sehr berücksichtigt werden, um schwere Verluste zu vermeiden.
Neben der Verschiedenartigkeit der Abrichtung, der Beschirrung, der Wartung
und Pflege, des Hufbeschlags usw. war vor allem die Fütterung eine
ganz andere als beim Pferde, da man es mit einem Wiederkäuer zu tun
hatte. Da dieser zum Wiederkauen Zeit braucht, mußte das bei der
Arbeitseinteilung, also auch bei den Märschen und Rasten,
berücksichtigt werden. Außerdem war die Seuchengefahr auch bei
weitem größer als beim Pferde. Die
Maul- und Klauenseuche hat unter der Ochsenbespannung viel Opfer gefordert,
besonders auf dem Balkan, wo sich die hygienischen Abwehrmaßnahmen
bei der dafür wenig zugänglichen Bevölkerung und dem
allgemeinen Weidegang kaum durchführen ließen.
Um für die an der Westfront im Etappengebiete verwendeten
Ochsenkolonnen Aufsichts- und Führerpersonal sachgemäß
auszubilden und um gleichzeitig die passendste Anspannung zu erproben, richtete
die Etappen-Inspektion 4 in Gent eine Ochsenfahrschule ein. Auf Grund
der bei dieser gesammelten wertvollen Erfahrungen und unter
Berücksichtigung der von der Militärverwaltung Rumänien
und der Etappen-Inspektion in Mazedonien eingeforderten Berichte wurde im
Sommer 1918 eine Vorschrift "Etappen(Ochsen)-Fuhrparkkolonnen"
herausgegeben. Auf Grund dieser Vorschrift wurden die schon bestehenden
Ochsenkolonnen umgeformt und eine weitere Zahl von Pferdekolonnen in
Ochsenkolonnen umgewandelt.
Wie schon berührt, wurden im serbischen Feldzuge, Herbst 1915, Ochsen
als Zugtiere mit Vorteil verwendet. In Serbien wie in Mazedonien war die
Ochsenbespannung sehr gebräuchlich. Die Ochsen gingen im Gebirge viel
besser [429] als selbst die
landesüblichen kleinen und anspruchslosen Pferde und zogen
größere Lasten als diese auf den leichten, allerdings wenig
Ladungsraum bietenden landesüblichen Fahrzeugen. Sie konnten allerdings
mit der Truppe nicht Schritt halten, so daß ihre Verwendung für
militärische Zwecke auf das Etappengebiet beschränkt war. Nach
Stillstand der Operationen in Mazedonien wurden sie dort hauptsächlich
für landwirtschaftliche Zwecke weiter verwendet. Aber auch im Gebirge
zum Abschleppen der dort gefällten Hölzer erwies sich der Einsatz
von Ochsen als besonders nutzbringend und trug hier wesentlich zur Schonung
des schon recht kostbar gewordenen Pferdematerials bei.
Nach der Eroberung von Rumänien wurden Ochsen im Bereich der
Militärverwaltung sowohl zum Fortschaffen der Landesprodukte nach den
Eisenbahn- und Schiffsladeorten, wie in der Landwirtschaft benutzt. Da auch in
Rumänien viel mit Ochsen gefahren wird, waren solche in hinreichender
Zahl vorhanden.
Bei dem Feldzug in Polen im Herbst 1914 hingen die Operationen im
höchsten Maße von der Schwierigkeit des Nachschubs ab. Die Wege
waren in einem unbeschreiblichen Zustand und das Wetter denkbar
ungünstig. Selbst die Chaussee von Krakau nach Warschau war knietief
ausgefahren, auf ihr ruhte eine fußhohe Schmutzdecke.
Die Mehrzahl der von den deutschen Kolonnen und Trains mitgeführten
Wagen war für den polnischen Kriegsschauplatz zu schwer. Da sich diese
nicht so rasch durch leichtere ersetzen ließen und der Austausch der
schweren Pferde gegen leichtere sich nicht so schnell und reibungslos
durchführen ließ, so stellte auf Anfordern vorläufig die
k. u. k. Armee leichte Trainkolonnen in dem erforderlichen
Umfange, Panjekolonnen, bestehend aus ganz leichten Fuhrwerken, mit leichten,
bedürfnislosen Pferden bespannt, von bäuerlichen Kutschern
geführt. Die Kutscher redeten sich gegenseitig mit "Panje", d. h.
"Herr", an und wurden ebenso von den deutschen Soldaten gerufen. Später
wurden den auf dem östlichen und südöstlichen
Kriegsschauplatz, in Rumänien und auf dem Balkan verwendeten Kolonnen
und Trains fast durchweg leichtere Fahrzeuge, Feldwagen 95 oder
für die gebirgigen Gegenden kleine Feldwagen 16 überwiesen.
Diese wurden mit leichten, meist dem Lande entnommenen Pferden bespannt. Die
schweren Pferde, von denen eine große Zahl den Anstrengungen,
namentlich infolge des Futtermangels und der schlechten
Unterkunftsverhältnisse, zum Opfer gefallen war, wurden nach und nach
aus den im Osten verwendeten Kolonnen fast ganz herausgezogen.
Selbstverständlich war die auf den Panjekolonnen beförderte
Nutzlast sehr gering; von schwerer Haubitzmunition und Mörsermunition
konnten bei den schlechten Wegen und im Gebirge meist nur einige Schuß
auf einem derartigen leichten Fahrzeuge befördert werden. Die Folge war,
daß zum Nachschub eine bei weitem größere Zahl von
Kolonnen benötigt wurde und diese selbst, ebenso wie die übrigen
Truppen, sich darüber hinaus eigenmächtig [430] durch Vorspann aus
beigetriebenen Pferden aushalfen. Diese waren damals bei den
Vormärschen noch reichlich im Lande vorhanden.
Als im Osten verwendete Armeekorps und Divisionen später wieder nach
der Westfront verschoben wurden, trafen sie meist dort mit einer weit über
den Etat gehenden Pferdezahl ein; so z. B. hatte das XI. Armeekorps rund
8000 Panjepferde mehr, wie in der planmäßigen Stärke
vorgesehen, als es im Herbst 1915 an die Westfront befördert wurde.
Auf Grund der hinsichtlich des Nachschubs in den Gebirgen von Serbien,
Mazedonien und Rumänien gemachten Erfahrungen trat die Oberste
Heeresleitung bei den Vorbereitungen für den Angriff in Italien mit dem
k. u. k. Oberkommando in Verbindung, das vor allem neben
Gebirgsartillerie Tragtierkolonnen für die deutschen Formationen abgeben
mußte. Die bei der italienischen Offensive eingesetzten deutschen Kolonnen
waren im allgemeinen schon mit leichteren Fahrzeugen, dem Feldwagen 95
und dem ganz leichten, kleinen Feldwagen 16 ausgerüstet. Da man
jedoch mit deren Verwendung im Hochgebirge noch zu wenig Erfahrungen
gesammelt zu haben glaubte, ließ man zuerst die Fahrzeugkolonnen beim
Vormarsch meist jenseits des Gebirges zurück und zog sie erst mit dem
übrigen Troß auf den
Tal- oder Paßstraßen nach. Es trat hier sehr der Wunsch nach einem
schmalspurigen Fahrzeug ohne vorderen Kastensitz, wie es die Österreicher
verwendeten, zutage. Auf solchen ließen sich Munition und Gerät
aller Art, sowie Verwundete und Kranke lagern. Ein ähnliches
Fahrzeugmodell wurde dann auch später in der deutschen Armee
probeweise eingeführt und wäre vielleicht an Stelle des
Feldwagens 95 in die Friedensorganisation übernommen
worden.
Auch bei den Vormärschen auf dem östlichen sowie dem
südöstlichen Kriegsschauplatz wurde von den Kolonnen und Trains,
selbst bei unzureichender Zahl und unzweckmäßiger
Ausrüstung, der Nachschub im allgemeinen geleistet. Mit den wachsenden
Entfernungen von den Eisenbahn-Endpunkten waren jedoch die von den
Kolonnen zur Erfüllung ihrer Aufgaben zu fordernden Marschleistungen
häufig zu groß, so daß der Nachschub vorübergehend ins
Stocken geraten mußte. Die Operationen wurden daher oft in unliebsamer
Weise verlangsamt und kamen erst wieder nach Ausbau der
rückwärtigen Verbindungen in geregelten Fluß. Deshalb
mußten schleunigst die Straßen instand gesetzt und für das
schwere Fuhrwerk des Etappen-Fuhrparks und die Lastkraftwagenkolonnen
fahrbar gemacht werden. Nur so vermochte die Etappe mit dem meist schnellen
Tempo der Vormärsche Schritt zu halten. Die unermüdliche Arbeit
der den Truppen unmittelbar folgenden Straßenbaukompagnien hat den
schweren Dienst der auf den Nachschubstraßen tätigen Kolonnen
wesentlich erleichtert; das Bild der bald zerfahrenen, grundlosen und vielfach
durch Zerstörungen ungangbar gemachten Wege änderte sich sehr
rasch. Am meisten trat dies wohl in die Erscheinung bei dem Rückmarsch
in Polen in der zweiten Oktoberhälfte 1914.
[431] Als man auch im Osten
zum Stellungskrieg überging und die Weiterführung der Operationen
im serbischen Feldzuge auf Saloniki durch die Ermüdung der Truppen und
den schlechten Zustand der rückwärtigen Verbindungen eingestellt
werden mußte, wurden diese auch hier in ähnlicher Weise wie im
Westen ausgebaut. Der Ausbau ging natürlich infolge des schwierigen
Geländes und der ungünstigen klimatischen Verhältnisse,
sowie der mehr wie dürftigen Hilfsmittel des dortigen Gebiets nur sehr
langsam und unter großen Mühen vonstatten.
Neben Feld- und Förderbahnen, meist mit Pferdebetrieb, mußten in
Mazedonien hauptsächlich Seilbahnen den Nachschub befördern. Da
diese jedoch häufig versagten, mußten auch nach ihrer
Inbetriebnahme stets leistungsfähige Kolonnen in der Nähe der
Nachschubstraßen bereitstehen, um sofort aushelfen zu können.
Besonders hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Kolonnen
stellte hier auch die schwierige Holzzufuhr zu den weit vorn in Betrieb gesetzten
Feldbäckereikolonnen. Brennholz fand sich auf dem Balkan nur noch im
Gebirge in ziemlichen Höhen vor und mußte nach dem schwierigen
Schlagen von Ochsen oder Tragtieren bis zu den Verladestellen für
Fahrzeuge auf weite Entfernungen abgeschleppt werden. Von den
Lagerplätzen erfolgte die weitere Zufuhr bis zu den Bäckereien im
allgemeinen auf kleinen Feldwagen, die nur wenige Holzscheite laden
konnten.
Der Lastkraftwagenverkehr war in Mazedonien nur streckenweise mit leichten
Lastkraftwagen, meist nur Zweitonner mit Gummibereifung, und nur bei
trockener Witterung möglich. Den Pferdekolonnen konnten bei den
schlechten Bodenverhältnissen und im Gebirge, zumal während der
heißen Jahreszeit, nur kurze Märsche mit beladenen Fahrzeugen
zugemutet werden. Auf den täglichen Nachschublinien mußten daher
gewöhnlich mehrere Umschlagstellen eingerichtet werden, an denen die
Umladung der vorgeführten Heeresbedürfnisse von einer Kolonne
auf die andere stattfand. Gewöhnlich erfolgte der Nachschub von den
Eisenbahn-, Feld- oder Seilbahn-Endpunkten durch Autokolonnen, dann durch
Pferdekolonnen und schließlich durch Tragtierkolonnen, aber häufig
war auch ein anderer Wechsel notwendig. Die
Wege- und Geländeverhältnisse der einzelnen Teilstrecken der
durchlaufenden Nachschublinien waren vielfach ganz verschieden, so daß
die Auswahl der einzusetzenden Nachschubmittel hiernach zu erfolgen hatte. Da
sich aber die Wegeverhältnisse häufig ganz plötzlich durch
Umschlag der Witterung, wolkenbruchartige Regengüsse oder Schneefall
und einsetzenden Frost mit Glatteis auf den steilen Paßstraßen
änderten, so ließ sich der Nachschub kaum für längere
Zeit in bestimmter Form regeln. Im allgemeinen mußten selbst bei
gleichbleibenden Bedürfnissen von Tag zu Tag Erwägungen
über die Auswahl der einzusetzenden Nachschubmittel angestellt werden.
Die Schwierigkeiten und Anstrengungen waren außerordentlich
groß.
[432] Schon bei den
Vormärschen im Osten war die Verpflegung der Pferde meist nicht
ausreichend, teilweise sogar recht dürftig. Viele Pferde gingen gerade bei
den Kolonnen infolge Überanstrengung oder Entkräftung ein. Hafer
fehlte, die hierfür gelieferten Ersatzfuttermittel hatten geringen
Nährwert; Rauhfutter war zu sperrig, um es in genügenden Mengen
heranzubringen; Weidegang war nur selten möglich; schließlich
wurde zur Sättigung sogar Holzmehl gegeben. Die Pferde fraßen aus
Hunger oft alles Erreichbare und standen vielfach in den Biwaks mit
Maulkörben aus Drahtgeflecht, um das Fressen von Sand, das die
gefährliche Sandkolik zur Folge hatte, zu verhüten. Auch nach dem
Übergang zum Stellungskrieg war die Futterlieferung nicht
genügend. Außerdem litten die Pferde unter Rotz und Räude.
Auf dem Balkan kam hierzu auch noch die Pferdemalaria und allgemein eine
ansteckende Bluterkrankung. Die bei den
Munitions- und Verpflegungskolonnen auf deren Ausstattung mit leichteren
Fahrzeugen und entsprechender Bespannung genommene Rücksicht
ließ sich bei den auf den östlichen Kriegsschauplätzen
verwendeten Brückentrains nicht durchführen. Diese konnten mit
ihrem schweren Material, namentlich die Korpsbrückentrains mit den
schweren Pontons, den schnellen Bewegungen der Truppen nicht folgen. Trotz
der damals noch sechsspännigen oder vierspännigen Bespannung
blieben sie bei den schlechten Wegen vorerst weit zurück. Im Bedarfsfall,
der sich nicht immer voraussehen ließ, war dann schnelles Vorziehen
geboten und nur durch Gewaltmärsche mit Vorspann oder Gespannwechsel
zu erreichen.
Trotz aller Hindernisse sind die Brückentrains stets rechtzeitig an den
Übergangsstellen eingetroffen und haben dadurch wesentlich zu den
Erfolgen beigetragen. Nur so waren die gewaltsamen Übergänge
über die Weichsel, den Narew, Niemen usw., sowie über die
Donau, Morava und Vardar möglich. Diese können die
Brückentrains mit Recht auch als besondere Ruhmestaten für sich in
Anspruch nehmen.
Im späteren Verlaufe des Krieges, bei den fast feststehenden Fronten, war
die große Zahl der vorhandenen
Korps- und Divisions-Brückentrains unnötig. Bedarf an
Brückenmaterial lag auch bei etwaigen Offensiven nur in
beschränktem Maße vor, während die Pferde dringend
für andere Zwecke gebraucht wurden. Es wurde daher eine großer
Teil der Brückentrains ganz aufgelöst; bei den verbleibenden wurde
die Bespannung von 6 und 4 auf 4 und 2 Zugpferde herabgesetzt, oder sie blieben
als unbespannte Formationen bestehen. Das Pionierbegleitpersonal trat bis auf
wenige, zur Verwaltung des Materials benötigte Pioniere zu den
Pionier-Bataillonen über. Die Gespanne wurden mit Wirtschaftswagen
ausgestattet und für Nachschubzwecke sowie für
Straßen- und Stellungsbau eingesetzt.
Der voraussichtlich lange und strenge Winter auf dem östlichen
Kriegsschauplatz legte die frühzeitige Ausstattung der dort verwendeten
Kolonnen [433] und Trains mit
Schlitten nahe. Die dazu aus der Heimat in großer Zahl gelieferten Schlitten
erwiesen sich meist als zu schwer, zu hoch und zu breitspurig. Sie wurden daher
kaum benutzt, hatten nur unnötige Kosten verursacht und standen in den
Depots als unnötiger Ballast. Die Unkenntnis der klimatischen
Verhältnisse des mazedonischen Kriegsschauplatzes hatte in
weitgehendster Fürsorge sogar dazu verführt, auch der
Etappen-Inspektion in Nisch aus der Heimat Schlitten in großer Zahl zu
überweisen. Diese standen dort nutzlos herum und konnten den
Landeseinwohnern beim Beschauen nur ein Lächeln abnötigen.
Die später gelieferten losen oder geteilten Schlittenkufen, auf die die
Kolonnenfahrzeuge nach Abziehen der Räder gesetzt werden sollten,
bewährten sich gleichfalls nicht. Die Ausrüstung ganzer Kolonnen
mit Schlitten oder Schlittenkufen erwies sich überhaupt als unpraktisch.
Auf den nur stellenweise mit Schnee bedeckten Wegen waren sie nicht zu
gebrauchen. Am besten bewährten sich noch die landesüblichen
leichten Schlitten, welche, von den Staffeln beigetrieben und zu
größeren Verbänden zusammengestellt, vorübergehend
den Nachschub übernahmen. Erschwert wurde den Kolonnen der
Nachschubdienst auf den hartgefrorenen, vereisten und verschneiten
Straßen noch dadurch, daß mehrfach die Lieferung von
Stollenbeschlag nicht rechtzeitig und ausreichend erfolgte.
Über die Kriegführung in den an die östlichen
Kriegsschauplätze angrenzenden asiatischen Landesteile urteilt Ludendorff
in seinen Kriegserinnerungen:2 "Ohne
Hebung der Verkehrslage ist das Kriegführen in Kleinasien, Syrien und
Mesopotamien zur Erfolglosigkeit verurteilt. Versuche, den Euphrat und Tigris
auszunutzen, hatten nur ein geringes Ergebnis. Deutsche Lastkraftwagen halfen
die Schwierigkeiten mindern." Neben den letzteren waren für die dort
verwendeten deutschen Truppen auch Kolonnen mit leichten Fahrzeugen und
Pferden, sowie Tragtierkolonnen zusammengestellt. In der Hauptsache geschah
die Bereitstellung aus Trainformationen, deren Personal, Pferde und
Feldgerät sich bereits im tropischen Klima in Mazedonien bewährt
hatten. Leider ließ nach erfolgter, mühsamer Bereitstellung die
Verwendung sehr lange auf sich warten, oft kam sie gar nicht mehr zur
Ausführung.
Die auch für den Nachschub der deutschen Truppen verwendeten
türkischen Kolonnen und Trains waren durch deutsche Offiziere
vollkommen nach deutschem Muster organisiert.
Die Eigenart der Gebiete forderte abermals schnellste Anpassungsfähigkeit.
So fanden außer leichten Fahrzeug- und Tragtierkolonnen Kamelkolonnen
im Nachschubdienst in Kleinasien, Syrien, Mesopotamien sowie im Kaukasus
für die dort eingesetzten deutschen Truppen Verwendung. Die aufgekauften
[434] Kamele kamen zuerst
in Depots, wo sie nach Trennung in
Reit- und Tragkamele für ihre spätere Verwendung unter mit
Wartung und Pflege vertrauten Kamelführern ausgebildet wurden. Die
Tragkamele wurden in einer Zeit von
3 - 4 Wochen an die Aufnahme des schweren, mit Filz gepolsterten
Tragesattels gewöhnt. Zur Beladung war ein Hinlegen der Tiere
erforderlich. Säcke und Ballen mußten auf beiden Seiten
gleichmäßig verteilt und festgeschnürt werden. Zum Abladen
war gleichfalls ein Hinlegen der Kamele notwendig. Die Belastung wurde nach
und nach bis auf 160 kg gesteigert und die Kamele mit dieser Belastung an
Märsche bis zu 20 km gewöhnt. Nach der Vorschrift wurden
jedesmal zwei Kamele durch einen Führer geführt, welcher das
Leitseil des ersten in der Hand hatte, während das Leitseil des folgenden am
Tragesattel des vorderen Tieres befestigt war. Bei dem ständigen
Mannschaftsmangel mußte aber oft ein Führer fünf Kamele
gleichzeitig führen. Die als leistungsfähig befundenen Tiere wurden
dann zu Kamelkolonnen, bestehend aus 100 Kamelen, zusammengestellt. Jede
Kamelkolonne begleiteten zehn Berittene zu Pferde und außerdem 20
bewaffnete Soldaten zu Fuß. Sechs derartige Kamelkolonnen wurden zu
einem Bataillon zusammengefaßt.
[432a]
Kamel-Transportkolonne in Serbien.
|
Neben Weidegang verlangte die Fütterung der Kamele besondere Sorgfalt.
Die zuständige Ration bestand aus 4,5 kg Gerste und 6,5 kg
Häcksel. Die Gerste wurde gequetscht und mit dem Häcksel durch
Zugießen von Wasser zu einem dicken Brei vermengt, aus dem
größere Kugeln geformt wurden. Diese wurden den Kamelen in das
Maul gesteckt; bei dieser Fütterung erübrigte sich die Aufstellung
von Krippen. Für das Tränken, das längere Zeit in Anspruch
nahm, mußten an den Raststellen große Vorrichtungen getroffen
werden. Mustergültig war eine vom Oberst v. Kreß in
Bix es Sebar geschaffene Tränkanlage mit Pumpwerk.
Abgesehen von zahlreichen Abgängen infolge von Erschöpfung
durch Überanstrengung, Unterernährung oder Wassermangel forderte
auch die Räude unter den Kamelen viele Opfer. Die hieran erkrankten
Kamele wurden geschoren und mit Petroleum eingerieben. Das petroleumhaltige
Wasser und der asphaltartige Boden des Toten Meeres lieferten ein ausreichendes
Räudemittel. Lahmheiten traten verhältnismäßig selten
ein, dagegen häufig
Druck- und Scheuerschäden durch schlecht liegende Sättel oder
ungleiche Verteilung der Last. Ein Beschlagen der Kamele erwies sich als nicht
notwendig und wurde daher auch nicht eingeführt.
Auch zum Verwundeten- und Krankentransport ließen sich die Kamele
verwenden, indem ihnen hierzu ein Tragegestell aus Rohr aufgelegt wurde, auf
dessen beiden Seiten je ein Verwundeter gelagert werden konnte. Ein angenehmes
Transportmittel war jedoch das Kamel als Paßgänger nicht.
Wie in Asien, so war auch für die Kolonnen auf dem Balkan die
Wasserfrage eine häufig schwer zu lösende. In der trockenen
Jahreszeit mußten von den [435] teilweise im
Hochgebirge in primitiven Lagern untergebrachten Kolonnen die Pferde oft weit
auf äußerst beschwerlichen Wegen zur Tränke geführt
werden.
Bei der in Mazedonien, namentlich im Vardartal, im Sommer herrschenden
tropischen Hitze, die sich zeitweise bis zu 65° Celsius steigerte und
kaum in der Nacht bis auf 40° abkühlte, bedurften auch die Fahrzeuge
eines Sonnenschutzes, um nicht ganz auseinander zu fallen. Für sie wurden
gewöhnlich Überdachungen aus Schilfmatten oder Reisig
gebaut.
Der Dienst der Kolonnen mußte auch hier in der heißen Jahreszeit in
die frühesten Morgenstunden oder in die Nachtzeit verlegt werden. Das
Kolonnenpersonal, das tropendienstfähig sein mußte, trug im
Sommer Tropenanzug, Nackenschleier, Strohhut oder Tropenhelm und
mußte nachts der Malariaansteckungsgefahr wegen unterm Moskitonetz
schlafen. Die Leistungen des Kolonnenpersonals müssen auf diesem
Kriegsschauplatz ganz besonders hoch bewertet werden; ihm war nach den
anstrengenden Märschen stets nur dürftiger Schlaf beschieden.
Dieser war trotz Erschöpfung während der heißen Tageszeit
natürlich wenig erquickend, die kühlere Nacht mußte
notgedrungen immer für die Märsche verwendet werden. Auf die
Dauer war der sich immer gleichbleibende Nachschubdienst unter solchen
Verhältnissen von dem Kolonnenpersonal körperlich kaum zu
leisten; es bedurfte zähester Energie, um nicht zu versagen.
Für die auf dem Balkan und in Kleinasien verwendeten Kolonnen
mußte, um sie in dem heißen Klima dienstfähig zu erhalten,
rechtzeitig für Bereitstellung der Sommerbekleidung Sorge getragen
werden. Für die in Rußland verwendeten dagegen war rechtzeitig die
Winterausrüstung, wie wollene Untersachen, Pelze, Kopfschützer,
Filzstiefel oder Holzschuhe, Fußschutzkappen und Fausthandschuhe
bereitzustellen.
Zu Beginn des Krieges waren sämtliche Kolonnen und Trains nur mit dem
wenig bewährten Kameradschaftskochapparat ausgerüstet. Das
Fehlen von Feldküchen machte sich gerade bei den Kolonnen, welche meist
den ganzen Tag über im Dienste waren, besonders fühlbar. Auf den
Märschen und an den Empfangs- oder Ausgabestellen war
gewöhnlich keine ausreichende Zeit zum Abkochen vorhanden. Beim
späten Beziehen der meist zerstreuten Unterkunft war das
Kolonnenpersonal nach Besorgung der Pferde vielfach zu ermüdet, so
daß ein regelrechtes Abkochen häufig unterblieb. Die Verpflegung
war daher zu Anfang des Krieges recht mangelhaft. Die später
eingeführten Kochkisten fanden auch wenig Anklang. Eine richtige Abhilfe
trat erst ein, als auch alle Kolonnen mit Feldküchen ausgerüstet
wurden. Vielfach hatten sich die Kolonnen vorher mit erbeuteten russischen
Feldküchen ausgeholfen.
|