Bd. 6: Die Organisationen der Kriegführung,
Erster Teil:
Die für den Kampf unmittelbar arbeitenden
Organisationen
Kapitel 8: Kolonnen und
Trains (Forts.)
Generalmajor Hans Föst
7. Die Organisationsänderungen
während des Krieges.
Zu Beginn des Krieges unterstanden die
Munitionskolonnen-Abteilungen mit den zugehörigen
Artillerie- und Infanterie-Munitionskolonnen dem
Kom- [436] mandeur der
Munitionskolonnen, die Trains dem Kommandeur der Trains. Da die
Tätigkeit dieser beiden Kommandostellen beim Generalkommando leicht
zu Reibungen Veranlassung gab und die Bewegungen der Kolonnen im
Nachschubdienst und deren Beaufsichtigung besser einheitlich von einer
Dienststelle aus geregelt wurden, legte man diese im Mai 1915 zu einer, dem
"Kommandeur der Munitionskolonnen und Trains" zusammen. Gleichzeitig schuf
man Staffeln, unter deren Führung man Munitionskolonnen und Trains
vereinigte.
Die Besetzung der Führerstellen erfolgte schon früh allgemein mit
für den Kolonnendienst vorgebildeten Offizieren, da sich bald zeigte,
daß unsachgemäße Beaufsichtigung und Mangel an Schulung
eine vorzeitige Abnutzung der Pferde, Geschirre und Wagen im Felde zur Folge
hatte. Diesen Luxus konnte man sich bei dem immer mehr zutage tretenden
Pferdemangel und bei dem Fehlen an Arbeitskräften und Rohstoffen
für Neuanfertigungen von Feldgerät in der Heimat nicht mehr
leisten.
Aus gleichem Grunde gab man den Armeeoberkommandos im November 1916
einen aktiven Stabsoffizier der Trains bei. Dieser hatte als Sachverständiger
alle Angelegenheiten der Kolonnen und Trains, sowie alle Fragen, die das
Truppen- und Trainfeldgerät betrafen, im Bereich der Armee zu
bearbeiten.
Ende des Jahres 1916 machte die immer schwieriger gewordene Lage eine
grundsätzliche Änderung nötig. Die Belastung der
Eisenbahnen war bei der dauernden Ablösung der Divisionen durch die
Mitbeförderung der Kolonnen und Trains zu groß geworden. Die
Munitionskolonnen und Trains wurden daher bodenständig gemacht,
d. h. sie verblieben bei Ablösung der Divisionen in dem betreffenden
Abschnitt der Kampffront. Sie schieden aus der Kriegsgliederung des Armeekorps
und der Divisionen aus und wurden Armeetruppen. Der hiermit verbundene
Nachteil, daß die Staffelstäbe und Kolonnen, die den Divisionen nur
taktisch vorübergehend zugeteilt waren und bei dem steten Wechsel mit der
fechtenden Truppe nicht bekannt wurden, mußte in Kauf genommen
werden. Das Zusammenarbeiten wurde natürlich sehr erschwert und
häufig wurde den Kolonnen und Trains nicht die nötige
Fürsorge zuteil. Diesem suchte man dadurch zu begegnen, daß
gleichzeitig die Kommandeure der Munitionskolonnen und Trains zu den
Armeeoberkommandos übertraten. Ihre Pflicht war es, durch
sachgemäße Anordnungen und gebotenenfalls durch sofortiges
Eingreifen einer zu weit gehenden Ausnutzung der zum Nachschub
überwiesenen Kolonnen vorzubeugen.
Aber auch in der Etappe erwies sich eine einheitliche Regelung des
Kolonnendienstes als erforderlich. Zu diesem Zwecke wurden im März
1917 sämtliche dort verwendeten Kolonnen und Trains einer
Kommandostelle, dem "Kommandeur der
Etappen-Munitionskolonnen und Trains", unterstellt.
[437] Da ein Austausch der
Etappen- mit den Armeekolonnen bei der schnellen Abnutzung der letzteren im
weiteren Verlauf des Krieges einen immer größeren Umfang annahm,
unterstellte man im Sommer 1918 vorerst an der Westfront auch die
Etappenkolonnen hinsichtlich des Ausgleichs an Offizieren, Mannschaften,
Pferden und Feldgerät den Armeeoberkommandos. Hierdurch wurde der
Befehlsbereich der Kommandeure der Munitionskolonnen und Trains wesentlich
erweitert und nahm an den Hauptkampffronten vielfach einen derartigen Umfang
an, daß die Leitung der Kolonnenbewegungen von einer einzigen
Dienststelle nicht mehr möglich war. Man teilte daher gebotenenfalls auch
den Gruppenkommandos Kommandeure der Munitionskolonnen und Trains oder
Gruppenstaffelstäbe mit den gleichen Befugnissen zu.
Nachdem bereits im November 1917 die Stelle eines Trainreferenten beim
Generalquartiermeister im Großen Hauptquartier geschaffen war, bildete
endlich im August 1918 die Schaffung eines "Generals der Munitionskolonnen
und Trains im Großen Hauptquartier" den Abschluß der Organisation.
Der General sollte den technischen Dienst bei den Munitionskolonnen und Trains
des Feldheeres, sowie des Besatzungsheeres in den Generalgouvernements
beaufsichtigten und mußte über die Personalbesetzung, die
Bespannung und das Feldgerät stets unterrichtet sein, damit er jederzeit bei
besonderen Kampfhandlungen oder für Sonderzwecke der Obersten
Heeresleitung geeignete Formationen nachweisen konnte. Er hatte ferner die
Versorgung der Armee mit Truppen- und Trainfeldgerät zu regeln und
für die einheitliche Ausbildung der Offiziere und den Ersatz an Offizieren,
Unteroffizieren und Mannschaften für die Kolonnen zu sorgen. Zu diesem
Zwecke wurden ihm an der Westfront eine Feldtrainschule und 4
Train-Feldrekrutendepots unterstellt.
Zur Vervollständigung des Bildes der gesamten Organisation der Kolonnen
und Trains seien auch die im Verlaufe des Krieges weiteren, für die
Verwendung der Kolonnen und Trains organisatorischen Änderungen
erwähnt.
Hierzu gehören der Fortfall der wirtschaftlichen Unterstellung der
Sanitätskompagnien, Feldlazarette und Pferdelazarette unter den
Kommandeur der Munitionskolonnen und Trains, sowie der Fortfall der
Trainoffiziere bei den Sanitätskompagnien. Deren Führung lag von
da ab allein in der Hand eines älteren Sanitätsoffiziers, dem zur
Überwachung des traintechnischen Dienstes, der Pferdepflege und
Verwaltung des Feldgeräts, sowie der Führung der
Krankenträger auf dem Gefechtsfeld nur noch Unteroffiziere von der
Infanterie und dem Train zur Verfügung standen.
Um die Truppe von der Selbstschlachtung zu entlasten, wurden 1917 allgemein
den Divisionen Feldschlächtereiabteilungen, die dem Kommandeur der
Munitionskolonnen und Trains unterstanden, zugeteilt.
Zur weiteren Deckung des für andere Zwecke dringlicher werdenden
Pferdebedarfs wurde im August 1917 auch für 63
Feldbäckereikolonnen der Pferde- [438] bestand bedeutend
herabgesetzt. Die Bespannung der Backofenwagen und ein Teil der Reitpferde fiel
fort. Bei Ortswechsel waren die mit einer entsprechenden Zugvorrichtung
versehenen Backofenwagen durch Kraftzug zu befördern. Bei der
beschleunigten Räumung infolge der Waffenstillstandsbedingungen
mußten vielfach Backöfen stehenbleiben, da die Kraftwagen meist
anderweitig notwendiger gebraucht wurden.
Die Organisation der Kolonnen und Trains, wie sie zu Schluß des Krieges
bestand, war in jeder Weise zweckmäßig. Aber es haben
langjährige Erfahrungen auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen
dazu gehört, um schließlich eine Organisation zu schaffen, welche
bei Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Kolonnen deren richtige
Verwendung im Nachschubdienst unter allen in Betracht kommenden
Verhältnissen sicherte.
Schematische Darstellung der vorgesetzten Dienststellen der Kolonnen
(zugleich Kolonnendienstweg):
8. Der Ersatz an Personal. Ausbildung,
Ausrüstung, Feldgerät.
Ganz besonders schwierig gestaltete sich im Verlauf des Krieges die Besetzung
der Kolonnen und Trains mit geeigneten Offizieren. Die Zahl dieser
Offizierstellen wuchs nach und nach auf über 8000. Bei der Mobilmachung
konnte die Stellenbesetzung im allgemeinen noch nach richtigen
Grundsätzen erfolgen, aber schon bei Aufstellung der ersten
Neuformationen stieß sie auf Schwierigkeiten. Die wenigen aktiven
Trainoffiziere, die in jahrelanger Friedensarbeit für die Führerstellen
des Nachschubdienstes vorgebildet waren, befanden sich sämtlich im Felde.
Auch die Zahl der inaktiven und der Offiziere des Beurlaubtenstandes, die durch
Übungen im Frieden für den vielseitigen Kolonnendienst vorbereitet
waren, war bald aufgebraucht. Man sah sich daher schon früh gezwungen,
die Führung von Kolonnen Persönlichkeiten zu übertragen, die
[439] sich im Frieden
niemals mit dem Dienstbetrieb der Kolonnen befaßt hatten oder nach
geringen Felderfahrungen nach ihrem Dienstalter für Führerstellen
noch reichlich jung waren. Ende 1916 sah sich daher das Kriegsministerium
veranlaßt, die Offizierstellenbesetzung bei den Kolonnen selbst in die Hand
zu nehmen; später ging dieselbe auf den General der Munitionskolonnen
und Trains im Großen Hauptquartier über. Der allgemein bei allen
Waffen schon zu Anfang des Krieges einsetzende Offiziermangel, der
selbstverständlich infolge der Verluste bei der Infanterie am
größten war, verführte dazu, aus den Kolonnen, wo man mit
weniger Offizieren auskommen zu können glaubte, Offiziere
herauszuziehen und bei der Infanterie zu verwenden. Als Ersatz stellte man
Offiziere anderer Waffen, sogar von Fußtruppen ein, die
größtenteils nur garnisondienstfähig waren. Diese
Maßnahme sollte sich bitter rächen und wurde daher auch bald
rückgängig gemacht. Der schwere Kolonnendienst erforderte
körperlich völlig rüstige Offiziere, die nach anstrengenden
Ritten und Märschen auch die erforderliche Frische zur Erledigung der
nötigen Aufgaben hatten. Diese fehlte aber im allgemeinen den
garnisonverwendungsfähigen Offizieren. Schon ihrer
Kriegsbeschädigungen wegen waren sie teilweise körperlich den
großen Anstrengungen nicht gewachsen. Außerdem fehlten aber auch
den meisten die unerläßlichen Kenntnisse des vielseitigen
Kolonnendienstes im Felde und die praktischen Erfahrungen. Die Folge war,
daß Kolonnen, die von solchen Offizieren geführt wurden, rasch in
ihrer Leistungsfähigkeit nachließen und insbesondere das
Pferdematerial und das Feldgerät durch unsachgemäße
Verwendung und Behandlung vorzeitig verbraucht wurde.
Deshalb wurden Anfang 1917 Ausbildungslehrgänge für
Fahnenjunker und Offizieraspirantenanwärter des Trains in Velten in der
Mark eingerichtet. Als Lehrer wurden nur kriegserfahrene aktive Trainoffiziere
kommandiert. Die Lehrgänge selbst dauerten zuerst 8, später 10
Wochen. Auf diese Weise konnten dem Feldheere alle
2 - 3 Monate etwa 100 junge, gut ausgebildete Offiziere
zugeführt werden.
Nach Errichtung der Feldtrainschule an der Westfront im August 1918 gingen die
Lehrgänge in Velten ein und wurden als "Fahnenjunkerschule" der
Feldtrainschule angegliedert. Die bei dieser weiter eingerichtete "Offizierschule"
sollte zur Ausbildung von Kolonnenkommandeuren dienen. Infolge der im Laufe
des Krieges immer größer werdenden Zahl von Kolonnen
mußten vielfach junge, noch unerfahrene Offiziere mit deren Führung
beauftragt werden. Diesen fehlten aber nicht nur die technischen Kenntnisse
über Instandhaltung und Instandsetzung des Feldgeräts, sondern auch
die unbedingt notwendigen traintaktischen Kenntnisse, so daß der sich
immer schwieriger gestaltende Nachschub von
Kampf- und Lebensmitteln naturgemäß darunter leiden mußte.
Dieser Übelstand wurde mit Erfolg durch die Einrichtung der
Feldtrainschule beseitigt. In deren Nähe sollte sich auch ein
Etappen-Pferdedepot befinden, [440] um ausreichend Pferde
für Übungszwecke zur Verfügung zu haben, und eine
Instandsetzungswerkstätte zur praktischen Unterweisung in der
Gerätekenntnis.
Bei Unteroffizieren und Mannschaften war das Bild das gleiche. Auch hier war
das Kolonnenpersonal zu Beginn des Krieges im allgemeinen ein recht gutes. Von
Jahr zu Jahr trat jedoch bei dem großen Bedarf und Verbrauch gleichfalls
eine wesentliche Verschlechterung ein, die nicht ohne Einfluß auf die
Leistungsfähigkeit der Kolonnen bleiben konnte. Fast alle
kriegsverwendungsfähigen Mannschaften mußten an die Infanterie
abgegeben werden. Der spätere Ersatz für die Kolonnen bestand nur
noch aus älteren Jahrgängen oder beschränkt
dienstbrauchbaren Leuten. Viele derselben mußten sofort nach Eintreffen
bei den Kolonnen oder nach kurzem Dienst bei diesen als völlig
unbrauchbar zurückgeschickt werden.
Selbst bei den im tropischen Klima verwendeten Kolonnen, bei denen im
Vergleich zu den Leistungen der fechtenden Truppen durch anstrengende lange
Märsche bei großer Hitze und in unwegsamem Gelände die
höchsten Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit
gestellt werden mußten, wurde nur in den wenigsten Fällen eine
Ausnahme von der einmal eingeführten Regel gemacht. Am
fühlbarsten wurde der schlechte Mannschaftsersatz bei den
Tragtierkolonnen, die z. B. auf dem Balkan im unwegsamen Hochgebirge
Tag und Nacht große Märsche bis zu den Stellungen
zurücklegen mußten. Solchen Leistungen waren aber nur
kräftige Mannschaften mit gesundem Herz und kräftigen Lungen, die
auch die Energie zum Aushalten von Strapazen besaßen, gewachsen. Der in
der letzten Zeit des Krieges aus der Heimat gestellte Nachersatz war auch
hinsichtlich seiner moralischen Eigenschaften, seiner Disziplin und
vaterländischen Gesinnung mehrfach sehr mangelhaft und brachte zur
Truppe keinen guten Geist mit. Hierauf ist es auch zurückzuführen,
daß bei Ausbruch der Revolution die Ersatztruppenteile und Rekrutendepots
zuerst der allgemeinen Auflösung anheimfielen.
Während die Mannschaften zu Beginn des Krieges hinsichtlich ihrer
militärischen Ausbildung im allgemeinen genügten, war dies bei dem
später ins Feld geschickten, schlechteren Ersatz nicht mehr der Fall. Die
Ausbildung bei den Ersatzabteilungen gestaltete sich immer schwieriger. Das
Ausbildungspersonal in der Heimat war gleichfalls schlechter geworden und der
Pferdebestand war derart herabgemindert, daß für die Ausbildung von
10 - 20 Rekruten im Fahren und Reiten oft nur ein Pferd vorhanden
war.
In Erkennung dieser Ausbildungsschwierigkeiten wurde im Sommer 1918 die
Errichtung von 4 Feldrekrutendepots hinter der Westfront, wo die großen
Abwehrschlachten in erster Linie ein gut und kriegsmäßig
ausgebildetes Kolonnenpersonal erforderten, angeordnet. Diese Rekrutendepots
wurden in möglichster Nähe großer
Heeres- und Etappen-Pferdedepots untergebracht, in denen die Rekruten voll zur
Pferdepflege verwendet wurden und die den [441] Rekrutendepots
andererseits die für die Fahrausbildung nötigen Pferde stellten. In
diesen Depots erhielten die bei den Train-Ersatzabteilungen vorgebildeten
Ersatzmannschaften eine feldmäßige Weiterbildung, so daß die
Kolonnen von da ab wenigstens einen einigermaßen
kriegsmäßigen Ersatz erhalten konnten.
Da für die vielen, bald nach Kriegsbeginn aufgestellten Neuformationen in
der Heimat keine ausreichenden Bekleidungsbestände vorhanden waren,
und sich auch durch Neuanfertigungen nicht in dem erwünschten Umfange
ergänzen ließen, so sah man sich gezwungen, von einer einheitlichen
Uniformierung abzusehen. Namentlich durch den vielfachen Austausch der
Kolonnenmannschaften mit denen anderer Waffen war es unvermeidlich,
daß bei den Kolonnen im Verlauf des Krieges die verschiedensten
Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke getragen wurden. Die
Verwaltung, Instandhaltung und der Ersatz wurden hierdurch wesentlich
erschwert. Erst spät gelangte bei den Kolonnen, welche gleichfalls im
feindlichen Feuer ihren schweren Dienst tun mußten, der gegen
Sprengstücke schützende Stahlhelm zur Einführung.
Die Ausrüstung des Kolonnenpersonals mit Schußwaffen war eine
recht bunte; neben den in der Armee gebräuchlichen Modellen mußte
auf ältere, sowie auf Beutewaffen zurückgegriffen werden, um
möglichst jeden Mann der Kolonnen mit einer Schußwaffe zu seiner
Verteidigung auszurüsten. Für die feindlichen Flieger boten die
langen, klar erkennbaren Kolonnen ein recht dankbares Angriffsobjekt. Auf
Fliegerdeckung mußte also auch bei den Kolonnen bald in weitgehendstem
Maße während der Märsche, der Rasten, der Versammlung an
den Ausgabe- und Empfangsstellen, sowie bei der Unterkunft Bedacht genommen
werden. Aber alle getroffenen, an sich sachgemäßen Anordnungen
erwiesen sich als nutzlos, wenn die Kolonnen nicht auch zur Fliegerabwehr in
gleicher Weise wie die anderen Waffen befähigt waren. Zu diesem Zweck
wurden die Kolonnen im Westen zu Ende des Krieges mit je 2 schweren
Maschinengewehren ausgestattet.
Aber auch Gasangriffen waren die Kolonnen ausgesetzt. Das gesamte
Kolonnenpersonal wurde daher durchweg mit Gasmasken ausgerüstet.
Diese Ausrüstung war auch schon deshalb erforderlich, damit das
Kolonnenpersonal beim Transport von Gasmunition gegen entweichende Gase
geschützt war. Die Ausrüstung der Pferde mit Gasmasken hat sich
dagegen bei dem großen Pferdebestand der Kolonnen nicht
durchführen lassen. Sie mußten sich im Bedarfsfalle durch Anlegen
von Freßbeuteln, die mit angefeuchtetem Heu gefüllt waren,
behelfen.
Schließlich war auch eine Änderung in der Beschirrung im Lauf des
Krieges erforderlich. Bei dem dauernden Wechsel der Pferde und dem
Herabgehen des Futterzustandes ließen sich die Kumte nicht mehr
verpassen. An Stelle der Kumtgeschirre wurden daher allgemein Sielengeschirre
für die Kolonnen und Trains eingeführt.
[442] Trotz des gerade zu
Ende des Krieges besonders hohen Verschleißes an Feldgerät, sowie
an Reit-, Zug- und Tragtierausrüstung aller Art, der neben der Länge
des Gebrauchs auch mit auf die mangelhaften, zur Verwendung gekommenen
Ersatzstoffe zurückzuführen ist, verlief der Ersatz an Feldgerät
bis zu Ende des Krieges im allgemeinen glatt. Einen Beweis, mit welch
vorausschauender Fürsorge auf die Sicherstellung des Feldgeräts
nahe bei den Bedarfsstellen Bedacht genommen war, liefern die vielleicht zu
reichlich gefüllten Gerätedepots hinter der Front, deren rechtzeitiger
Abtransport bei der übereilten Räumung infolge der harten
Waffenstillstandsbedingungen und infolge der ausgebrochenen Revolution nicht
mehr möglich war. Die Kolonnen haben aber auch noch in dieser Zeit alles
darangesetzt, um das wertvolle Material zu bergen und es nicht in Feindeshand
fallen zu lassen.
9. Rückblick.
Die Demobilmachung 1918/19 bildet einen geradezu kläglichen und
traurigen Gegensatz zu dem in jeder Weise glatten und glänzenden Verlauf
der deutschen Mobilmachung 1914. Wenn auch die Demobilmachung durch den
im März 1918 herausgegebenen Demobilmachungsplan und durch die zu
diesem seitens der Feldstellen und Heimatsbehörden erlassenen
Sonderbestimmungen und die auf dieser Grundlage bei den einzelnen
Formationen angelegten Demobilmachungs-Terminkalender vorbereitet war, so
war eine sachgemäße Durchführung einfach unmöglich.
Die infolge der Waffenstillstandsbedingungen überstürzte
Räumung der besetzten feindlichen Gebiete und die kurzfristige
Rückführung der Truppen und des Heeresgeräts hinter die
vom Gegner bestimmte Zone, sowie der Ausbruch der Revolution, verbunden mit
dem Zusammenbruch großer Teile des Heeres, machten alle vorbedachten
Maßnahmen zu Schanden.
Trotzdem erreichten bei weitem die meisten Kolonnen unter ihren Offizieren in
guter Ordnung ihre Demobilmachungsorte und fielen erst hier den schlechten
Einflüssen der Revolutionäre zum Opfer.
Die Leistungen der deutschen Kolonnen und Trains im Felde auf den
verschiedensten Kriegsschauplätzen bleiben trotz dieses Endes immer ein
Ruhmesblatt in der Geschichte des verflossenen Weltkrieges. Zu den großen
Erfolgen der deutschen Heere haben sie nicht zum wenigsten ihr gut Teil
beigetragen. Für die kommenden Geschlechter werden auch die Leistungen
der Kolonnen, die in unermüdlicher, selbstloser Pflichterfüllung
ihren anstrengenden und häufig von den anderen Waffen, vor allem aber in
der Heimat wenig anerkannten Dienst zum Wohle ihrer kämpfenden
Kameraden getan haben, ein Zeichen der Treue des im Heere verkörperten
Volkes sein.
|