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Bd. 4: Der Seekrieg - Der Krieg um die Kolonien
Die Kampfhandlungen in der Türkei
Der Gaskrieg - Der Luftkrieg

Abschnitt: Der Seekrieg

Kapitel 3: Der Ostseekrieg   (Forts.)
Korvettenkapitän Max Bastian

4. Die Maßnahmen und Unternehmungen.

Das Kriegsjahr 1914.

Am Freitag, dem 31. Juli 1914, wurde als letzte Vorbereitungsmaßnahme vor der Mobilmachung der Zustand der "drohenden Kriegsgefahr" befohlen. Am gleichen Tage 3 Uhr Nm. trat das Oberkommando der Ostseestreitkräfte ins Leben; zum Oberbefehlshaber wurde der Großadmiral S. K. H. Prinz Heinrich von Preußen ernannt. Chef des Stabes wurde Kapitän zur See Heinrich. Der Oberbefehlshaber, der sich mit seinem Stabe in Berlin befand, trat am 31. Juli nachmittags die Fahrt nach Kiel an, um am folgenden Tage die Geschäftsstelle in dem alten ehrwürdigen Schloß einzurichten. Das Niedergehen der Prinzenstandarte auf dem Schloßturm und das Hochgehen der Großadmiralsflagge an ihrer Stelle verkündete Kiel die Kommandoübernahme.

Hier war am gleichen Tage die mobilmachungsgemäß vorgesehene Kommandostelle der "Küstenschutz-Division der Ostsee" eingerichtet und zu ihrem Chef der Kontreadmiral Mischke ernannt worden, der seine Flagge auf dem Kleinen Kreuzer "Amazone" setzen sollte. Dem Chef der Küstenschutz-Division lag im besonderen der Küstenschutz der deutschen Ostseeküste ob. Neben beiden Kommandostellen bestand das friedensmäßige Marinestationskommando der Ostsee auch im Kriege weiter.

Während dem Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte die Leitung aller Operationen auf dem Wasser übertragen wurde - die Küstenschutz-Division war eine ihm nachgeordnete Dienststelle -, versah das Stationskommando die Aufgaben etwa eines mobilen Generalkommandos. Es besaß die Rechte und Pflichten des militärischen Territorialherrn über alle Marineanlagen an Land im Bereiche der Ostsee; im besonderen lag ihm die Verteidigung der Küste durch alle an Land befindlichen Verteidigungsmittel, die Einrichtung und der Ausbau des gesamten Küstensignaldienstes nebst den Funkenstationen und Funkenrichtungsanlagen und der gesamte Nachrichtendienst ob. Dabei hatte das Stationskommando die wichtige Aufgabe, dem Oberbefehlshaber alle diejenigen Mittel bereit zu stellen, deren er zu seiner Tätigkeit bedurfte. Wenn naturgemäß im Verlauf der Kriegsschilderungen das Stationskommando zurücktreten wird, so sei gleich hier der Ehrenpflicht genügt, rückhaltlos die selbstlose, aufreibende Tätigkeit des Stations- [144] kommandos und aller ihm unterstellten Dienststellen anzuerkennen, ohne die die Erfolge der schwimmenden Seestreitkräfte nicht möglich gewesen wären.

Bei der großen Ausdehnung der deutschen Ostseeküste mußte baldmöglichst eine Teilung des zu sichernden Gebiets auf dem Wasser angestrebt werden, mit anderen Worten, der Chef der Küstenschutz-Division konnte auf die Dauer den gesamten Küstenschutz mit den von ihm erforderten Offensivunternehmungen nicht allein ausüben. Bevor der Krieg sich jedoch einigermaßen konsolidiert hatte und die Verhältnisse in der Nord- und Ostsee einen gewissen Überblick zuließen, war eine scharfe Scheidung in westliche und östliche Ostsee nicht möglich; es mußte vielmehr mit den jeweilig fertig werdenden oder vorübergehend zur Verfügung gestellten Mitteln dort zugepackt werden, wo es die augenblickliche Lage erheischte. Daher bleibt die Trennung in westliche und östliche Ostsee für 1914 noch außer Betracht.

Mit Ausspruch der "drohenden Kriegsgefahr" hatte der Oberbefehlshaber der Ostseestreitkräfte die beiden modernen kleinen Kreuzer "Augsburg" und "Magdeburg" bereits nach Danzig vorgeschoben mit dem Auftrag, ohne weiteres bei dem dienstlichen Bekanntwerden des Krieges mit Rußland auszulaufen und den russischen Kriegshafen Libau auf seinen Zufahrtsstraßen mit Minen zu verseuchen. Als am 1. August die Mobilmachung ausgesprochen war und am 2. August 8 Uhr Vm. der Kriegszustand mit Rußland infolge Grenzüberschreitungen der Russen dienstlich bekanntgemacht wurde, liefen "Augsburg" und "Magdeburg" planmäßig aus Danzig aus, und bereits am Abend des gleichen Tages, als sich die letzten Strahlen der sinkenden Sonne in den vergoldeten Kuppeln der Kathedrale von Libau spiegelten, verkündeten die Kleinen Kreuzer mit ehernem Munde vor dem russischen Kriegshafen, daß Deutschland den ihm von Rußland hingeworfenen Fehdehandschuh aufgenommen hatte und die deutschen Ostseestreitkräfte entschlossen seien, die östliche Ostsee zu erobern und zu halten. Zwar hatte dieses erste planmäßige Ostseeunternehmen keinen in die Augen springenden militärischen Erfolg; aber es drückte doch von vornherein der Ostseekriegführung den Stempel auf, wie sie der Oberbefehlshaber zu handhaben beabsichtigte - darin liegt die Bedeutung dieses ersten Vorstoßes.

Mit diesen Offensivmaßnahmen in der östlichen Ostsee wurden gleichzeitig die ersten Defensivmaßnahmen in der westlichen Ostsee getroffen. Der Schutz der Kieler Bucht als beizubehaltender Exerzierplatz und Aufnahmegebiet aller Ostseestreitkräfte stand in erster Linie. Der Chef der Küstenschutz-Division erhielt Anweisung, die westliche Ostsee, insonderheit den Hafen von Kiel vor Überraschungen zu sichern und bei Gjedser und am Südausgange des Großen Belts Bewachungslinien einzurichten. Nach Osten sollte die Beobachtung in die Linie Möen - Trelleborg vorgeschoben werden, um einen etwaigen Durchbruch russischer Streitkräfte in das Kattegat zu melden. Dieser Anordnung entsprechend standen in den ersten Tagen "Panther" im Fehmarn-Belt, "T 91" und "T 94" im Südausgange des Großen Belts, "T 93" und "T 102" vor dem Südausgange des Sundes, "T 27" [145] im Kleinen Belt und der alte Hohenzollerntender "Sleipner" ("T 97") in der Linie Plantagenet-Grund - Möen. Alle diese Streitkräfte konnten nur vorgeschobene Augen darstellen; eine Kampfkraft wohnte ihnen nicht inne.

Im Schutz dieser Sicherung rüsteten im Kieler Hafen die Hilfsstreuminendampfer "Prinz Waldemar", "Prinz Adalbert" und "Deutschland" aus.

An Minensperren waren zunächst vorgesehen:

  • Eine Sperre von Gjedser Riff Feuerschiff nach Darsserort (zwischen Warnemünde und Stralsund).
  • Eine Sperre quer über den Fehmarn-Belt.
  • Eine Sperre quer über den Südausgang des Großen Belts von Kjels Nor (Südspitze Langeland) nach Albuen (Westkante Laaland).
  • Eine Sperre von Kjels Nor in Richtung auf die Westkante von der Insel Fehmarn.

Als Verstärkung der Minenverteidigung wurden die alten U-Boote "U 3" und "U 4" innerhalb der unmittelbar vor dem Kieler Hafen - eben außerhalb von Friedrichsort - ausgelegten Minensperren bereit gehalten. Ihre Aufgabe war es, durchgebrochene Schiffe anzugreifen.

Diese Anordnungen mußten eine grundlegende Änderung erfahren, als die ersten Nachrichten eintrafen, die den Beginn feindlicher Operationen von Norden her als nicht unwahrscheinlich erscheinen ließen. Der Streuminendampfer "Prinz Waldemar" erhielt Befehl, sofort mit seinen Minen zu "Panther" nach dem Fehmarn-Belt zu gehen; "Prinz Adalbert" sollte ihm baldmöglichst folgen, damit sofort ohne Zeitverlust auf funkentelegraphischen Befehl die angeordneten Sperren gelegt werden könnten. Zwei Torpedoboote wurden zur Beobachtung im Großen Belt bis zur Linie Hjelm - Seelandsriff vorgeschoben.

Die U-Boote erhielten Anweisung, am 3. August bei Morgengrauen nach dem Südausgang des Großen Belts in See zu gehen und bei dem feindlichen Beobachtungsdienst den Anschein des Einlaufens in den Großen Belt zu erwecken.

In dieser Lage erreichte am 3. August 8 Uhr Abds. den Oberbefehlshaber die Nachricht von dem Eintreten des Kriegszustandes mit Frankreich; ihr folgte am 4. August gegen Abend die Mitteilung über die Kriegserklärung Englands.

Fast zur gleichen Zeit trafen Nachrichten ein, wonach mit einem schnellen Eindringen der Engländer in die Ostsee zu rechnen war.

Diese ernste Wendung, worauf man naturgemäß in Marinekreisen von vornherein gefaßt war, verlangte sofortiges Handeln, und so wurde gleich in der folgenden Nacht nach Eintreten völliger Dunkelheit der Südausgang des Großen Belts von Kjels Nor nach Albuen hinüber mit Minen gesperrt und eine Sperrbewachung eingerichtet. Am nächsten Tag folgte im Kleinen Belt die Sperrung des Baagö-Sundes zwischen Baagö und Fünen durch das Torpedoboot "T 127".

[146] Kurz nach Durchführung der ersten deutschen Sperrmaßnahmen wurde bekannt, daß Dänemark die Sperrung des Großen Belts, des dänischen Teils des Arö-Sundes und des Kleinen Belts sofort selbst übernommen hatte, um den Krieg von seinen Gewässern fernzuhalten.

Daraus ergab sich für die deutsche Ostseekriegführung eine bedeutende Erleichterung. Es kam daher zunächst darauf an, eine scharfe Bewachung der Sperren und der Beltausgänge aufrechtzuerhalten.

Der Schwerpunkt der Ostseekriegführung konnte und mußte nun zunächst nach dem Osten verlegt werden.

Von einer Sperrung des Fehmarn-Belts oder der Gjedser Passage wurde vorläufig im Interesse der größeren Bewegungsfreiheit der eigenen Streitkräfte noch abgesehen; man konnte sich dort vorläufig mit einer dauernden Bewachung begnügen.

Im Sund waren die dänischen Fahrwasser ebenfalls mit Minen gesperrt, das schwedische Fahrwasser, die Flint-Rinne, aber blieb frei. Dagegen waren die schwedischen Feuer vom Sund bis zur norwegischen Küste gelöscht, und Schweden beabsichtigte, mit den Feuern des eigentlichen Sundes von Kap Kullen bis Falsterbo ebenso zu verfahren, falls Kriegschiffe dort einzulaufen unternehmen sollten.

Die Bewachung vor dem Sund übernahmen die dem Oberbefehlshaber zugeteilten Torpedoboote. Ihre Aufgaben bestanden darin, etwa durchbrechende feindliche Streitkräfte anzugreifen oder sie zu melden und Fühlung an ihnen zu halten und streng im Sinne der Prisenordnung den Handelskrieg zu führen. Als Stützpunkt für sie wurde Warnemünde eingerichtet. Ihren Rückhalt, solange sie auf Position vor dem Sund waren, bildete ein Kleiner Kreuzer auf Vorposten, bei Tage in der Linie Möen - Arkona (Rügen), bei Nacht in der Linie Möen - Plantagenet-Grund (etwas westlicher).

An diesen Maßnahmen an der westlichen Ostsee ist im allgemeinen während 1914 festgehalten worden; auf einige besondere Ereignisse wird später noch einzugehen sein.

Den allgemeinen Zielen des Ostseekrieges entsprechend mußte der Oberbefehlshaber - in der westlichen Ostsee sich auf den Schutz Kiels und der Kieler Bucht beschränkend - seine Haupttätigkeit in die östliche Ostsee verlegen. Ungeachtet der Beschränktheit seiner Mittel galt ihm als oberstes Ziel, den Feind zu vernichten, wo er ihn fand, und den Krieg möglichst an der feindlichen Küste zu führen. Aus dieser richtigen Absicht heraus, die die Geschichte dem Oberbefehlshaber noch einmal ganz besonders danken und die immer ein Beispiel hoher persönlicher Verantwortungsfreudigkeit bleiben wird, entstanden die Offensivunternehmungen, die sich als einzelne, unzusammenhängende Vorstöße kennzeichnen.

1. Vorstoß (9. bis 14. August): Den unter dem Chef der Küstenschutz-Division vorstoßenden leichten Streitkräften war nur ein kurzes Sichten zweier feindlicher [147] Torpedoboote beschieden, die anscheinend nordöstlich von Gotland eine Beobachtungstelle eingenommen hatten und beim Erkennen der deutschen Streitkräfte abdrehten und im Rauch verschwanden. Die letzteren mußten sich daher mit dem Beschießen einiger Leuchttürme (Bengskär am Nordeingang zum Finnischen Meerbusen, Ristna und Dagerort auf Dagö) begnügen.

2. Vorstoß (17. bis 19. August): Der zweite Vorstoß hatte zum Ziel, im finnischen Meerbusen Minen zu werfen. Es war inzwischen bekannt geworden, daß die Russen quer über den Finnischen Meerbusen - von Porkala Udde bei Helsingfors bis Nargön vor Reval - eine Minensperre ausgelegt hatten, die sie tagsüber durch zwei Panzerkreuzer und Torpedoboote vor der Sperre, des Nachts durch die gleichen Fahrzeuge hinter der Sperre bewachen ließen. Zweck dieser Unternehmung im besonderen war, die südliche Durchfahrt möglichst nahe an Nargön heran durch Minen zu sperren. Dem Chef der Küstenschutz-Division wurde daher außer "Augsburg" und "Magdeburg" und den modernen Torpedobooten "V 25", "V 26" und "V 186" der Hilfsstreuminendampfer "Deutschland" (Fährschiff Saßnitz - Trelleborg) mit 200 Minen zugewiesen. Es gelang dem Admiral, das langsame, schwerfällige, wegen seiner hohen Aufbauten weithin sichtbare Fährschiff ungesehen bis in den Finnischen Meerbusen hineinzuführen; jedoch mußte die Sperre selbst etwa 50 sm westlicher, als beabsichtigt war, gelegt werden, da im Finnischen Meerbusen ein weit überlegener Feind in östlicher Richtung in Sicht kam. Durch seine nach Osten vorgeschobenen leichten Streitkräfte mußte der Admiral das Minenschiff der Sicht des Feindes entziehen und ließ in der Mitte des Finnischen Meerbusens auf günstigen Wassertiefen etwa auf 22° 40' Ost-Länge die Sperre werfen, so daß das Unternehmen, trotzdem es nicht ganz planmäßig durchgeführt werden konnte, einen vollen Erfolg darstellt.

3. Vorstoß (25. bis 29. August): Während dieser Ereignisse im Osten hatte sich die Notwendigkeit herausgestellt, den Chef der Küstenschutz-Division nach der westlichen Ostsee zurückzuziehen. Die Ausdehnung des Handelskrieges, die notwendig werdende Vervollkommnung der Schutz- und Sperrmaßnahmen erforderten seine Anwesenheit. Infolgedessen erbat der Oberbefehlshaber einen weiteren Admiral, der ihm in der Person des Kontreadmirals Behring zugeteilt wurde und die Bezeichnung "Detachierter Admiral" führte. Er war lediglich als operativer Admiral in der östlichen Ostsee vorgesehen. Der rücksichtslose Angriffsgeist und das keine Hindernisse kennende Draufgängertum dieses trefflichen Mannes und Führers und seines hervorragenden Admiralstabsoffiziers, Kapitänleutnant Gercke, hat mit in erster Linie die östliche Ostsee erobert und ihr Halten später erleichtert. Dieses Urteil sei auch ein Stein zu dem Denkmal für diese beiden später gefallenen vorbildlichen Seeoffiziere.

Bevor Admiral Behring die Leitung übernehmen konnte, war dem alten Kleinen Kreuzer "Amazone" und dem Torpedoboot "T 94" der Schutz und die Beobachtung der gesamten östlichen Ostsee anvertraut. Einsam, darum aber nicht [148] weniger tapfer und treu haben sie ihren verantwortungsvollen Dienst etwa 200 sm von der nächsten Unterstützung entfernt versehen.

Am 25. August frühmorgens entwickelte der Admiral in einer Sitzung auf seinem Flaggschiff "Augsburg" südlich von Hoborg (Gotland) seine Absichten für den nächsten vom Oberbefehlshaber angeordneten Vorstoß, der bereits in der folgenden Nacht in den Finnischen Meerbusen hinein erfolgen sollte: Durchbruch durch die nach neueren Nachrichten zwischen Bengskär und Tachkona (Dagö) ausliegende Vorpostenlinie von Torpedobooten und Angriff auf die dahinter vermuteten Panzerkreuzer. Der strichweise auftretende Nebel gegen Abend schien dem Admiral gerade recht für seine Überraschung. Leider war ihm kein Erfolg beschieden; "Magdeburg" kam um Mitternacht in dickem Nebel auf der Insel Odensholm fest und mußte am nächsten Morgen im Feuer des Feindes gesprengt werden.

So schmerzlich der Admiral den Verlust dieses wackeren Schiffes empfand, so konnte ihn ein solcher Rückschlag doch nicht entmutigen. Bereits am Abend des gleichen Tages befand er sich mit "Augsburg", "V 25", "V 186" und dem inzwischen von "Panther" und später von "Amazone" aus Kiel herangeschleppten alten Hafenverteidigungs-U-Boot "U 3" wiederum im Anmarsch gegen die Russen im Finnischen Meerbusen, um das U-Boot am nächsten Morgen anzusetzen.

Trotz der Kühnheit bei der Durchführung - der Admiral ließ im heftigen Feuer zweier Panzerkreuzer sein Flaggschiff auf etwa 8000 m Entfernung einen Kreis schlagen und Dampf abblasen, um eine Havarie vorzutäuschen und die feindlichen beiden Panzerkreuzer der "Makarow"-Klasse noch weiter an das getauchte U-Boot heranzulocken - gelang das Unternehmen nicht; das alte U-Boot hatte sich bei dem ungestümen Drang, an den Feind heranzukommen, verausgabt und kam daher nicht zum Schuß. So wurde der Wille, zu schlagen und zu siegen, durch die Unzulänglichkeit der Mittel mattgesetzt.

4. Vorstoß. (5. bis 9. September): Diese Rückschläge in den letzten Augusttagen ließen es dem Oberbefehlshaber dringend notwendig erscheinen, nunmehr einmal mit stärkeren Kräften an der feindlichen Küste aufzutreten, um eine Ermutigung der Russen hintanzuhalten. Sein Antrag bei der Obersten Marineleitung im Großen Haupt-Quartier fand Gehör. Für einige Tage wurde ihm S. M. S. "Blücher", das IV. Geschwader, S. M. S. "Straßburg" und die II. und VI. Flottille unterstellt.

Die Durchführung des Unternehmens war vom Großadmiral, der sich zur Führung mit seinem Stabe auf "Blücher" einschiffte, wie folgt gedacht:

Die leichten Streitkräfte sollten bei Morgengrauen des ersten Operationstages an der feindlichen Küste (bei Dagerort auf Dagö) demonstrieren und dadurch die gesamte Küste und Flotte alarmieren. Die leichten Streitkräfte sollten dann die etwa vorstoßenden feindlichen Streitkräfte nach Süden aus dem Finnischen Meerbusen herauslocken und auf die Schiffe der "Wittelsbach"-Klasse, [149] die auf der Linie Gotland - Ösel stehen sollten, zu ziehen versuchen, während der Großadmiral selbst mit "Blücher", "Elsaß" und "Braunschweig" und einer Flottille westlich Gotland vorstoßend und nördlich ausholend, die zurückkehrenden feindlichen Streitkräfte abschneiden und vernichten wollte.

Der Plan schien zunächst zu gelingen. Zwei Panzerkreuzer folgten ein Stück den leichten Streitkräften nach Süden, jedoch nicht weit genug, um dem Großadmiral sein Umgehungsmanöver von Norden her zu ermöglichen. "Blücher" mußte sich damit begnügen, mit 24 sm Geschwindigkeit hinter den beiden fluchtartig zurückgehenden Panzerkreuzern herlaufend, sie auf große Entfernungen (etwa 15 000 m) zu beschießen, bis die Erreichung des minengefährdeten Gebietes auf 22° 10' Ost dem Großadmiral - der strengen Weisung S. M. des Kaisers entsprechend - den entsagungsvollen Entschluß zum Abdrehen aufnötigte; im Interesse des Nordseekrieges durften in der Ostsee keine wertvollen Einheiten eingesetzt werden.

Die Anwesenheit der schweren Streitkräfte wurde noch zu einem Vorstoß der Kleinen Kreuzer "Augsburg", "Straßburg" und "Gazelle" mit "V 25" in den Bottnischen Meerbusen zur Störung des Handels auf der Linie Gefle - Raumo ausgenutzt.

Ein Befehl der Kriegsleitung in der Nacht vom 8. zum 9. September berief die Nordseestreitkräfte beschleunigt in die Nordsee zurück.

Die auf dem Nordseekriegsschauplatz als störend empfundene vorübergehende Abgabe von Streitkräften an die Ostsee sowie die schlechten Erfahrungen mit dem alten U-Boot "U 3" hatten die Kriegsleitung der Marine dazu bestimmt, die Streitkräfte des detachierten Admirals durch Zuteilung eines alten Panzerkreuzers (S. M. S. "Friedrich Carl") und drei ziemlich moderner U-Boote ("U 23", ""U 25" und "U 26") zu verstärken. Bis zum Eintreffen dieser Verstärkungen sollte sich der detachierte Admiral auf den Küstenschutz beschränken und dabei die älteren Kleinen Kreuzer vorsichtig verwenden, nachdem "Gazelle" mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von nur 17 sm zwei mit 22 sm Fahrt verfolgenden russischen Panzerkreuzern gegenüber in eine arg bedrängte Lage gekommen war.

5. Vorstoß. (22. bis 26. September): Um die galizische und polnische Front zu entlasten, war zunächst die Landung etwa einer Brigade zwischen Libau und Windau unter dem Schutz stärkerer Flottenteile beabsichtigt. Da jedoch die Transportdampfer innerhalb der erforderlichen Zeit nicht klargestellt werden konnten, mußte statt der wirklichen Landung eine Scheinlandung, verbunden mit einer größeren Demonstration vor Windau, angesetzt werden.

Zu diesem Zwecke wurden dem Oberbefehlshaber das IV. und V. Geschwader, S. M. SS. "Yorck" und "Straßburg" sowie die II. und VI. Flottille und die II. Minensuch-Division, ebenfalls wieder für einige Tage, zur Verfügung gestellt. Das V. Geschwader - die Schiffe der alten "Kaiser"-Klasse - wurde zuvor nach Danzig detachiert, um dort 700 Mann Landsturm überzunehmen, die [150] gegebenenfalls vorübergehend gelandet werden sollten. Um den Russen die Landung möglichst eindringlich vorzutäuschen, erhielt die II. Minensuch-Division den Befehl, unter Schutz von "Amazone" und "Yorck" eine minenfreie Fahrstraße von 1 sm Breite an Windau heran auszubojen.

Gegen Mittag am 24. September war diese vorbereitende Arbeit vollendet, und am Nachmittag desselben Tages lief der Großadmiral mit dem IV. Geschwader - er selbst hatte seine Flagge auf S. M. S. "Braunschweig" gesetzt - in den ausgebojten Streifen ein, um zu demonstrieren. Seine Absicht, dies am nächsten Tage nach Eintreffen des aus Danzig zu erwartenden V. Geschwaders noch einmal unter gleichzeitiger Landung der Landsturmleute zu wiederholen, kam nicht mehr zur Durchführung; denn am 24. September, 1125 Uhr Nm., erhielt der Ostseebefehlshaber die Mitteilung vom Admiralstab, daß nach Meldungen von Vertrauensmännern die englische Flotte 530 Uhr Nm. des gleichen Tages nach Beseitigung der Minensperren in den Großen Belt eingelaufen sei. Hiernach mußte mit einem Durchbruch der Engländer nach der Ostsee gerechnet werden.

Diese außerordentlich wichtige und schwerwiegende Nachricht stellte den Oberbefehlshaber vor neue ernste Entschlüsse. Es blieb ihm die Wahl, entweder im Osten zu bleiben und den Feind hinter sich herzuziehen oder aber nach Westen durchzubrechen und die Vereinigung mit der zu erwartenden Flottenverstärkung anzustreben. Der Großadmiral entschloß sich zu letzterem in der Erkenntnis, daß ein Kampf im Osten ohne Verstärkung für seine alten Verbände den sicheren Untergang bedeuten mußte.

Während die Streitkräfte im Aufmarsch gegen Westen begriffen waren, traf die Nachricht vom Chef der Küstenschutz-Division ein, daß er eine zweite Sperre im Langeland-Belt südlich der ersten gelegt und mit allen zusammenraffbaren Fahrzeugen (S. M. SS. "Derfflinger", "Friedrich Carl", "Prinz Heinrich", "Vineta", "Victoria Luise", "Kaiserin Augusta", "Thetis" und "Berlin") ihre Bewachung übernommen hatte. Außerdem standen ihm 8 U-Boote - teilweise im Probefahrtsverhältnis - und 6 Torpedoboote zur Verfügung.

Somit war alles so gut wie möglich vorbereitet, als die Nachricht am 25. September gegen 2 Uhr Nm. eintraf, daß an maßgebender dänischer Stelle von englischen Operationen gegen die Ostsee nichts bekannt und auch nichts beobachtet worden war; anscheinend hatte es sich demnach nur um Gerüchte gehandelt. Um so bedauerlicher war es, daß dieses aussichtsreiche Unternehmen gegen Rußland abgebrochen war und nach Lage der Dinge nicht noch einmal wiederholt werden konnte.

Die Vorstöße von Oktober bis Dezember 1914: Die nächsten Unternehmungen des detachierten Admirals können mehr oder weniger als eine fortlaufende Operation betrachtet werden, für die ihm der Ostseebefehlshaber grundsätzliche Richtlinien gegeben hatte. Dauernde Beunruhigung der Russen in ihren eigenen Gewässern war die Hauptaufgabe. Die diesen Zweck verfolgende Kriegführung [151] der kommenden Periode (Oktober bis Dezember 1914) steht im Zeichen des U-Bootes, sowohl des eigenen wie des feindlichen; alle Unternehmungen hängen aufs engste mit der U-Bootswaffe zusammen.

Die erste dieser Unternehmungen fällt in die Zeit vom 8. bis 14. Oktober und verdient insofern besondere Erwähnung, als ihr ein namhafter Erfolg beschieden war. Es wurden zwei U-Boote ("U 23" und "U 26") im Finnischen Meerbusen angesetzt, das dritte, "U 25", hatte leider wegen einer Maschinenhavarie kehrtmachen müssen. Durch eine gleichzeitige Demonstration vor Libau und Windau mit Kohlendampfern, die von Land aus als Transporter wirken sollten und von "Amazone" und der Hilfsminensuch-Division Neufahrwasser (bestehend aus Fischdampfern) herangeführt wurden, war ein Herauslocken russischer Flottenteile aus ihren Häfen beabsichtigt, um sie so den U-Booten in die Arme zu treiben. Die Kleinen Kreuzer "Augsburg" und "Lübeck" - letzterer war Anfang Oktober als neuester der älteren Kleinen Kreuzer dem Oberbefehlshaber nachträglich zugeteilt worden - nahmen vor dem Finnischen Meerbusen eine Beobachtungsstellung ein.

Russisches Schlachtschiff ‘Pallada' während des Unterganges.
Russisches Schlachtschiff "Pallada"
während des Unterganges nach
der Torpedierung.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 573.
Am 11. Oktober, 11 Uhr Vm., kündigte eine gewaltige Sprengwolke im Finnischen Meerbusen den vor dem Busen stehenden Admiral in einer Entfernung von etwa 40 sm an, daß der russische Panzerkreuzer "Pallada" dem ruhigen und schneidigen Angriff von "U 26" (Kommandant Kapitänleutnant v. Berckheim) zum Opfer gefallen war. "U 26" konnte danach unter Wasser den das Boot verfolgenden zahlreichen Zerstörern geschickt entrinnen.

"Magdeburg" war nunmehr gerächt, der schneidige Angriffsgeist des Admirals glänzend belohnt.

Eindringen englischer U-Boote in die Ostsee: Bevor der detachierte Admiral zu einem ähnlichen Schlage ausholen konnte, traten in der westlichen Ostsee wichtige Ereignisse ein. Englische U-Boote hatten es fertig gebracht, unbemerkt in die Ostsee einzudringen und einen Kreuzer, S. M. S. "Victoria Luise", in der Vorpostenstellung zwischen Möen und Rügen am 18. Oktober Vm. anzugreifen. Durch ein geschicktes Gegenmanöver wurde ein Erfolg des Gegners vereitelt. Somit war in der Ostsee vom Gegner die Offensive aufgenommen, die Kieler Bucht und alle dort übenden Fahrzeuge wurden unmittelbar bedroht.

Dieses Ereignis führte zu einer Verstärkung der Sundbewachung durch die früheren Schulschiffe der "Hansa"-Klasse, ferner zu einem Versuch, die Kieler Bucht durch im Fehmarn-Belt ausgelegte 16 m tiefe und 3 m unter der Wasseroberfläche eingestellte Heringsnetze abzuschließen - ein Versuch, der wegen der Unmöglichkeit einer festen Verankerung der Netze mißlang - und schließlich zu ausgedehnten Patrouillenfahrten von Torpedobooten. Außerdem wurde der deutsche Teil des Aarösundes durch eine großmaschige, mittels kleiner Holzflöße aufgebojte Stahltroßsperre abgeschlossen.

Der detachierte Admiral sollte zunächst auch mit seinen Streitkräften in den [152] Dienst der U-Bootsjagd gestellt werden, um den vermutlich nach Osten durchbrechenden U-Booten bei Bornholm den Weg zu verlegen. Da jedoch der Eingang zum Finnischen Meerbusen zum Abfangen von U-Booten geeigneter schien, wurde dieser Plan wieder fallengelassen und statt dessen eine erneute U-Bootsunternehmung - diesmal mit Beteiligung des am 19. Oktober als Flaggschiff des detachierten Admirals eingestellen Panzerkreuzers "Friedrich Carl" unter Mitnahme von 2 Flugzeugen an Bord dieses Schiffes - gegen den Finnischen Meerbusen angesetzt. Als die eigenen U-Boote "U 23", "U 25" und "U 26" gerade vor dem Finnischen Meerbusen eingetroffen waren und dort auf 22° Ost eine U-Bootslinie ausgelegt war, mußte die Unternehmung abgebrochen und eine Blockade vor Libau eingerichtet werden. Es war inzwischen zuverlässig bekanntgeworden, daß die englischen U-Boote "E 1" und "E 9" sich in Libau aufhielten.

Die Erfahrungen in der Nordsee, nach denen U-Boote am wirksamsten durch U-Boote bekämpft werden, führten in der Folge zu einer Blockierung Libaus durch U-Boote, die aber andrerseits bei der geringen Anzahl der zur Verfügung stehenden U-Boote - die Kriegsleitung konnte trotz der veränderten Lage in der östlichen Ostsee nur noch das von der deutschen Marine beschlagnahmte, ursprünglich für die norwegische Marine bestimmte U-Boot "U A" abgeben - auf die Dauer nicht aufrechtzuerhalten war, wollte man nicht selbst auf jegliche Offensive verzichten. Den einzigen Ersatz für die Blockierung durch U-Boote konnte nur die vollkommene Sperrung der drei Einfahrten Libaus durch Sperrschiffe ersetzen.

Dieses Ziel verfolgte die nächste Unternehmung des detachierten Admirals. Mit der Sperrung selbst wurde die 20. Torpedobootshalbflottille beauftragt, der 4 Blockschiffe dafür überwiesen wurden. Diese sollten kurz vor der Morgendämmerung in den Einfahrten selbst versenkt werden. Nach erfolgter Sperrung sollte, falls Flugzeugaufklärung lohnende Ziele ergab, Libau von den Kreuzern beschossen werden.

Während die Sperrung Libaus selbst in der Nacht vom 16. zum 17. November planmäßig durchgeführt wurde, lief "Friedrich Carl" gegen 2 Uhr Morgens am 17. November auf etwa 55° 45' nördlicher Breite und 20° 10' östlicher Länge auf eine Mine und faßte bei dem Versuch, vor dem vermuteten feindlichen U-Boote abzudrehen, eine zweite Mine. Damit war das Schicksal des wackeren alten Schiffes besiegelt. Fast schien es so, als sollte auch die gesamte Besatzung hierbei ihren Untergang finden; denn es mußte mehr als zweifelhaft erscheinen, ob die mit dem letzten Atemzuge der ersterbenden F. T.-Einrichtung zu Hilfe gerufene "Augsburg" bei der herrschenden Dunkelheit rechtzeitig zur Stelle sein würde. "Augsburg" befand sich zur Zeit des Unglücks mit den U-Booten auf dem Marsche nach Norden und stand etwa 70 bis 80 sm von "Friedrich Carl" entfernt. Ein glänzendes Beispiel von Kaltblütigkeit gab in seiner kritischen [153] Lage der Admiral auf der Kommandobrücke, der, als ihm in jener kalten Novembernacht gemeldet wurde, daß das Schiff langsam aber stetig wegsackte, zu seinem Admiralstabsoffizier äußerte: "Na, Gercke, ein Bewußtsein können wir mit ins Grab nehmen, taugen tun die englischen Torpedos nichts."4 Zum Glück kam es nicht soweit, denn gegen 6 Uhr morgens, eine Stunde vor dem Kentern und Untergang des Panzerkreuzers, kam "Augsburg" mit einem hervorragend geschickten Manöver unter ihrem bewährten Kommandanten, Korvettenkapitän Horn, am sinkenden Schiff längsseits und nahm die gesamte Besatzung über.

Noch einmal kam die gesamte Besatzung in die Gefahr, das Grab in den Wellen zu finden. Auf dem Marsche nach Memel, wo die Besatzung abgesetzt werden sollte, wäre "Augsburg" beinahe auf eine unbekannte feindliche Minensperre gelaufen. Nur der Untergang eines mehrere Seemeilen vor ihr herfahrenden Dampfers warnte sie rechtzeitig und veranlaßte sie, Memel aufzugeben und unter weiterem Ausholen nach Westen Danzig anzusteuern. "Friedrich Carl" wurde alsbald durch sein Schwesterschiff, S. M. S. "Prinz Adalbert", ersetzt. Zwar unternahmen die U-Boote noch mehrfach kühne Vorstöße in den Finnischen Meerbusen; dank der Vorsicht der Russen kamen sie aber nicht zum Angriff.

Auch die Erkundung der Einfahrten von Mariehamn, der Hauptstadt von Aaland, durch "Augsburg" und der sehr kühn angelegte und verwegen durchgeführte Vorstoß des Hilfsstreuminendampfers "Deutschland" in die Bottensee zur Verseuchung der Hafeneinfahrten von Raumo und Björneborg führten nicht mehr zu einem Zusammenstoß mit dem Feinde.

Gegen Ende des Jahres verlegte der detachierte Admiral seinen Hauptstützpunkt nach Swinemünde. Einmal war die Danziger Bucht ein besonders günstiges Angriffsgebiet für feindliche U-Boote; weiter machte das Einlaufen der Panzerkreuzer in Neufahrwasser, bevor die Baggerungen durchgeführt waren, große Schwierigkeiten; ferner war der Anmarsch für den im Winter beabsichtigten Handelskrieg an der schwedischen Küste und in der Aalandsee von Swinemünde aus kürzer, und endlich schien von Danzig aus die feindliche Spionage besonders günstig zu arbeiten.

Wenn auch das Jahr 1914 den deutschen Ostseestreitkräften zwei wertvolle Schiffe gekostet hatte, so war doch der beabsichtigte Zweck erreicht, die östliche Ostsee bis zu dem Finnischen Meerbusen von den Ostseestreitkräften gehalten. Immerhin deuteten allerdings die Minenverluste vor Memel auf einen ausgedehnten und geschickten Minenkrieg der Russen hin.


Das Kriegsjahr 1915.

Im Laufe des Jahres 1914 hatten sich die Verhältnisse in der Ostsee so weit geklärt, daß man mit Beginn des neuen Kriegsjahres das Gebiet des Ostseekriegsschauplatzes scharf in einen westlichen und östlichen trennen konnte.

[154] Die Grenze bildete die Linie Rixhöft - Ölands Södra Udde (Südspitze Ölands). Die westliche Ostsee blieb der Bereich der Küstenschutz-Division; in der östlichen leitete zunächst noch der detachierte Admiral die Operationen, bis man mit Aufgang des Eises in den russischen Gewässern in Erwartung regerer russischer Tätigkeit auch hier eine festere Organisation für notwendig erachtete.

In der westlichen Ostsee stand und blieb im Vordergrunde der Schutz der Kieler Bucht und die Handelskontrolle am Sund. Der Schutz des Kieler Seegebiets mußte in dem Maßstab an Bedeutung gewinnen, in dem neue Kriegschiffe und Boote aller Art in Dienst gestellt, eingefahren und einexerziert werden mußten. Die Notwendigkeit einer schnellen Frontbereitschaft bedingte das Vorhandensein eines einwandfrei sicheren Exerzierplatzes. Der Chef der Küstenschutzdivision stellte all seine Kräfte bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit in diesen Dienst, und was hier von dem im Verhältnis zum Umfang der Aufgaben viel zu geringen Personal mit dem ältesten Material geleistet worden ist, wird auch stets ein Ruhmesblatt in der Geschichte deutscher Seekriegführung bleiben.

Seit jenem Angriff am 18. Oktober 1914 auf die "Victoria Luise" in der Vorpostenlinie wuchs die U-Bootsgefahr stetig. Es verging kaum ein Tag, an dem nicht feindliche U-Boote, getaucht oder untergetaucht [Scriptorium merkt an: ungetaucht?], in den deutschen, schwedischen oder russischen Ostseegewässern oder im Anmarsch auf den Sund von Beobachtungsposten an Land, Handelsdampfern oder Agenten, zuverlässigen und unzuverlässigen, gemeldet wurden. Alle diese Meldungen mußten auf das peinlichste geprüft werden; und auch, wenn sie nicht sicher waren, erforderten sie umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen, die gerade, weil sie sich oft nicht als notwendig erwiesen hatten, die Nervenkraft des bis zum äußersten angestrengten Personals stark belastete.

Zu Beginn des Jahres 1915 hatte die Bewachung der Ostseezugänge im allgemeinen folgenden Umfang:

1. Kleiner Belt: "Panther" als Leiter des dortigen Bewachungsdienstes (meistens in Aarösund liegend),
      a) Aarösund: Eine Trossensperre, verteidigt durch eine Batterie von vier 8,8 cm S. K. Nördlich der Sperre lag ein Kriegslotsendampfer, südlich ein Vorpostenboot (Fischdampfer).
      b) Baagösund: Eine Minensperre, bewacht durch einen Hilfsstreuminendampfer bzw. zwei Vorpostenboote. Diese Fahrzeuge hatten Minen an Bord, um im Notfalle die Sperren zu verstärken.

2. Großer Belt: Zwei Minensperren über den Südausgang des Langelandbeltes, bewacht durch zwei Vorpostenboote (Fischdampfer) nördlich der Sperre, ein Vorpostenboot und Hilfsstreuminendampfer südlich davon.

3. Fehmarn Belt: Ein Hilfsstreuminendampfer und zwei Vorpostenboote, davon eins im Westausgang, eins im Ostausgang des Beltes.

[155] 4. Gjedser Enge: Eine Gruppe von Vorpostenbooten (vier Fischdampfer) der Halbflottille der Ostseevorpostenboote, die aus Fischdampfern gegen Ende des Jahres 1914 zusammengestellt und nach Warnemünde gelegt worden war.

5. Sund: Eine Gruppe Torpedoboote (drei bis vier) der IV. Flottille, die aus alten Booten gegen Ende des Jahres 1914 gebildet und in Warnemünde stationiert worden war.

Diese dauernden Sicherheitsmaßnahmen wurden bei akuter U-Boots-Gefahr in der Weise ergänzt, daß die eigentlichen Bewachungsstreitkräfte verstärkt, zahlreiche Patrouillenfahrten, besonders in den Buchten, von zufällig greifbaren, sonst der Nordsee angehörenden Torpedobooten angeordnet und ausgiebige Luftaufklärungen durch Flugzeuge von Holtenau, Warnemünde und Köslin und Luftschiffe von Kiel aus angesetzt wurden.

An Luftschiffen standen dem Oberbefehlshaber für die westliche Ostsee zunächst die Schiffe "P L 6" und "P L 19" und später an Stelle des letzteren, nach Königsberg verlegten, das Luftschiff "M IV" zur Verfügung.

Um der U-Boots-Gefahr Herr zu werden, mußte die Küstenschutz-Division selbst zu den kleinsten und unscheinbarsten Mitteln greifen. So stellte sie jene kleinen, aus allen Seebädern hinreichend bekannten Fischermotorboote zu einem Verband von 60 Fahrzeugen aus Laboe, Schleimünde, Eckernförde, Sonderburg usw. zusammen und verteilte diese bei einsetzender U-Boots-Gefahr - mit Matrosen bemannt - schachbrettförmig in einem Abstand von 5 sm über die gesamte Kieler Bucht. Es waren dies vorgeschobene "Augen", die nur "sehen" und warnen sollten. Vielleicht ist es zum großen Teil diesen braven, in ihren offenen Booten Wind und Wetter und Schnee und Kälte ausgesetzten Seeleuten zu danken, wenn in der Kieler Bucht kein U-Boot einen Erfolg zeitigen konnte.

Bei der mit Einsetzen der günstigeren Jahreszeit sich steigernden U-Boots-Gefahr entschloß sich der Chef der Küstenschutz-Division dazu, im Fehmarn Belt eine Minensperre vorzutäuschen. Dies geschah durch Anordnung bestimmter zickzackförmiger Kurse für die den Fehmarn Belt passierenden Fahrzeuge und durch Einrichtung eines regelmäßigen Lotsendienstes. Diese Scheinsperre sollte abschreckend wirken. Eine wirkliche Sperre war mit Rücksicht auf die knappen Vorräte an Minen für die westliche Ostsee nur für den äußersten Notfall vorgesehen.

Ein schwedischer Dampfer, der sich [bei] dem Passieren der Fehmarn Belt-Passage durch keinerlei Warnsignale von dem verbotenen Teil fernhalten lassen wollte, mußte seine Verwegenheit mit seinem durch Rammen des Wachfahrzeuges "Silvana" verursachten Untergang bezahlen.

Am 19. August 1915 zeigte ein Ereignis mit erschreckender Deutlichkeit der Küstenschutz-Division, was für eine Gefahr ihr aus dem Sund heraus drohte. Das englische U-Boot "E 13" war nach Passieren des Sundes südlich davon festgekommen. Einem schnellen und richtigen Entschluß folgend vernichtete es der Kommandant vom Torpedoboot "G 132" sofort durch Artilleriefeuer, nachdem [156] er die Mannschaft vorher durch Signal zum Verlassen des Bootes aufgefordert hatte. Da sich in der Folge noch mehr U-Boote südlich des Sundes zeigten, wurde am 23. September der Südausgang der Flintrinne durch U-Boots-Minen (Minen mit kleinerer Ladung) gesperrt.

Der von den Engländern in der Ostsee intensiv geführte U-Boots-Krieg sollte im Herbst noch einmal besonders empfindlich in die Erscheinung treten. Am 3. Oktober wurde ein deutscher Handelsdampfer von einem aufgetaucht fahrenden U-Boot bei Rügen durch Artilleriefeuer versenkt, und am 7. November 2 Uhr Nm. erhielt "Undine", die als Patrouillenkreuzer der Sundbewachung und dem Handelsverkehr in der mittleren Ostsee als Rückhalt dienen sollte, zwischen Arkona und Trelleborg zwei Torpedotreffer, die dem wackeren alten Ostseekämpen den Todesstoß versetzten. Die Besatzung wurde von dem Begleitboot "V 134" bis auf 6 Tote und 18 Vermißte gerettet. Diese Ereignisse führten zu einer weiteren Verstärkung der Minensperren vor den Ostseezugängen, besonders vor dem Sund.

Wie die Engländer einen ausgedehnten U-Boots-Krieg führten, so widmeten sich die Russen einem intensiven Minenkrieg. Das Jahr 1915 fing in dieser Beziehung außerordentlich ungünstig an.

Am 5. Januar lief der deutsche Dampfer "Latona" in der Höhe von Scholpin an der pommerschen Küste auf Minen und sank; ihm folgte am Tage darauf das Führerboot der Hilfsminensuch-Division Swinemünde (aus kleinen, verhältnismäßig tief gehenden Dampfern bestehend) zwischen der Stolpe-Bank und dem Festlande mit ihrem Chef, Kapitänleutnant Bertenburg, an Bord; außerdem fanden 15 Mann dabei ihren Tod. Am 25. Januar, 1 Uhr Vm., erhielt "Augsburg", als sie von einer Unternehmung aus der Aalandsee zurückkehrte, östlich Bornholm einen schweren Minentreffer, und bei dem Versuch, diesem schwer havarierten Schiff zu Hilfe zu kommen, lief "Gazelle" etwa 12 Stunden später nördlich Arkona auf eine Mine. Beide Schiffe konnten in schwer beschädigtem Zustande nach Stettin eingebracht werden.

Diese vier Fälle von Minentreffern im ersten Monat des Jahres an verschiedenen, nicht vermuteten Stellen, beleuchteten blitzartig die Geschicklichkeit der Russen im Minenkrieg. Sie haben es verstanden, an navigatorisch wichtigen Stellen ihre Sperren zu werfen, und sind den Deutschen für die Folge dadurch zu Lehrmeistern im Minenkrieg geworden.

Das Wegräumen und genaue Feststellen dieser Sperren machte sehr große Schwierigkeiten, da nur sehr beschränkte Minensuchkräfte zur Verfügung standen und diese zum Teil einen sehr großen Anmarsch (z. B. zur Sperre östlich Bornholm) zu überwinden hatten.

In der westlichen Ostsee fiel den Booten der IV. Flottille am Sund eine aufreibende und verantwortungsvolle Tätigkeit im Dienste des Handelskrieges zu. Diese stellte noch höhere Anforderungen an die Boote als die rein militärischen [157] Aufgaben. Es handelte sich nicht nur um einen ausgedehnten Untersuchungsdienst; vor allen Dingen mußte die Entscheidung nach erfolgter Untersuchung in strenger Übereinstimmung mit den bestehenden Bestimmungen und Abmachungen mit den neutralen Staaten erfolgen. Dazu kam, daß die weitestgehende Berücksichtigung einer möglichst geringen navigatorischen Behinderung der Handelsschiffahrt vor dem Sund nur langsam überwunden werden konnte und die deutschen Bewachungsstreitkräfte nur ganz allmählich immer näher an die Flintrinne selbst herangeschoben wurden. In dem Maße aber wiederum, wie durch die Sperrungen und das Heranrücken der Bewachungsstreitkräfte an die enge Flintrinne die Aussichten für ein unbehelligtes Passieren der Handelsschiffe sich verschlechterten, suchten letztere sich immer mehr Wege im fremden Hoheitsgebiet nutzbar zu machen, ein Bestreben, das durch das Ausbojen der Kogrund-Rinne westlich von Falsterbo für 6 m tiefgehende Schiffe von den Schweden unterstützt wurde.

Diese Maßnahme erforderte anderseits von der Bewachung eine Verzettelung ihrer Kräfte, insoweit, als ein Teil der Fahrzeuge da aufgestellt werden mußte, wo die Handlesschiffahrt noch außerhalb des Hoheitsgebiets blieb.

So waren die wenigen Seestreitkräfte am Sund in einer dauernden Kampfstellung, nicht nur den feindlichen U-Booten, sondern auch all jenen vielfachen Bestimmungen gegenüber, und es war für die Kommandanten nach mühevollem, bei schlechtem Wetter oft seemännisch recht schwierigen Untersuchungsmanöver nicht leicht, einen Dampfer bestimmungsgemäß entlassen zu müssen, den sie als gute Soldaten nur zu gern als "gute Prise" den deutschen Prisenbehörden in Swinemünde zugeführt hätten.

Der erste Monat im Kriegsjahr 1915 zeigt trotz der schlechten Jahreszeit noch eine verhältnismäßig rege Tätigkeit der Seestreitkräfte des detachierten Admirals in der östlichen Ostsee.

Vor Einsetzen der starken Vereisung sollten nach den Richtlinien des Ostseebefehlshabers noch zwei Unternehmungen durchgeführt werden: ein Handstreich gegen Utö, jene kleine festungsartig als U-Boot-Stützpunkt ausgebaute Schäre halbwegs zwischen Aaland und Hangö, und ein kräftiger Schlag gegen den feindlichen Handel und schwedischen Konterbandehandel in der Aalandsee. Für die erste der beiden Unternehmungen sollte auch noch ein U-Boot im Eingang zum Finnischen Meerbusen eine Wartestellung einnehmen.

Der Handstreich gegen Utö war so gedacht, daß "Thetis" mit den Torpedobooten der 20. Halbflottille unter Minensicherung durch zwei vorausfahrende Torpedoboote mit Suchgerät nach Utö eindringen, "Prinz Adalbert" zur Unterstützung dahinter stehen und von den Kleinen Kreuzern "Augsburg" nach Osten, "Lübeck" nach Westen sichern sollte. Der eigentliche Überfall sollte überraschend in der Morgendämmerung erfolgen. Leider konnte die Unternehmung, die planmäßig begonnen wurde und die Streitkräfte bis vor Utö führte, nicht bis zu Ende [158] durchgeführt werden, da starkes Schneetreiben einsetzte, die Navigierung unsicher wurde und durch diese Hemmnisse das Moment der Überraschung ausgeschaltet worden wäre.

Auch die zweite Unternehmung hatte nicht den gewünschten Erfolg. Wohl erreichte "Augsburg" mit der 20. Halbflottille die Aalandsee, traf dort aber weder Handel noch Feind an. "Prinz Adalbert", der, bei Gotland eine Aufnahmestellung einnehmend, das günstige Wetter zu einer Beschießung Libaus von Norden her ausnutzen wollte, kam in der Nacht vom 24. zum 25. Januar bei Steinort nördlich Libau angesichts der feindlichen Signalstation fest. Die Lage für das Schiff, das bereits von Land aus ansignalisiert wurde und in seiner Not mit den gleichen Signalzeichen antwortetet, war außerordentlich unangenehm; einer genialen Idee des Admiralstabsoffiziers jedoch - die Torpedoboote in geschlossener Formation mit hoher Fahrt hinter dem Schiff vorbeifahren zu lassen und durch die von ihnen aufgeworfene Hecksee das Schiff in Bewegung zu bringen, und es dann unter Mitbenutzung der eigenen Maschinen wieder flottzubekommen - ist es zu danken, daß das Schiff verhältnismäßig schnell wieder freikam, ehe der Gegner von der Seeseite angreifen konnte. Schwer havariert, mit 400 Tonnen Wasser im Schiff, kehrte "Prinz Adalbert" heim, wobei es später sogar noch der bei Bornholm auf Mine gelaufenen "Augsburg" Hilfsstellung leisten mußte.

Am gleichen Tage mußte das Luftschiff "P L 19" unter Oberleutnant Meier in der Nähe von Libau unter dem Druck einer großen Schneelast und infolge Gasverlustes auf das Wasser niedergehen und wurde durch Artilleriefeuer zerstört; die Besatzung geriet in Gefangenschaft.

Alle diese Ereignisse zeigen, daß der russische Winter eingesetzt hatte und das unsichtige Wetter für See- und Luftschiffunternehmungen nicht mehr geeignet war.

Die U-Bootsunternmehmungen wurden nunmehr vorläufig auch eingestellt; die modernen U-Boote, "U 23", "U 25" und "U 26" wurden bei Beginn der verschärften U-Bootstätigkeit in der Nordsee (18. Februar) wieder den Hochseestreitkräften zugeteilt.

Die nächste wichtige maritime Tätigkeit führte nach Memel.

Von hier war am 17. März, als russische Reichwehr in Stärke von etwa 4000 Mann aus Libau im Anmarsch auf Memel war, ein Hilferuf auch an den Ostseebefehlshaber gegangen.

Diesem sofort nach dem Großen Hauptquartier weitergegebenen Ruf entsprechend war zunächst beabsichtigt, eine großzügige Hilfsaktion unter Beteiligung von Hochseestreitkräften anzusetzen und gleichzeitig als Vergeltungsmaßregel Libau zu beschießen. Da jedoch die Zeit außerordentlich drängte, eine Beschießung von Libau überdies wegen des voraussichtlich doch nur gering einzuschätzenden Erfolges den hohen Einsatz wertvoller Flottenteile nicht rechtfertigte, so wurde der detachierte Admiral mit "Thetis" beschleunigt nach Memel ent- [159] sandt; ihm folgte "Stralsund" mit einer Halbflottille der IX. Flottille. Leider gelang es den Schiffen nicht mehr, das alte Memel-Städtchen zu retten, am 18. März abends rückten die Russen ein. Lange sollte ihnen jedoch die Freude an ihrem Raubzug nicht gewährt werden; die Armee bereitete sofort einen Gegenstoß vor, um die Russen wieder hinauszuwerfen, und erbat dazu die Hilfe der Marine, die von der Seeseite aus den Russen die Rückzugsstraßen durch Unter-Feuer-Halten abschneiden sollte. Zu diesem Zweck wurde die III. Aufklärungsgruppe (S. M. SS. "Graudenz", "Straßburg", "Stralsund", "Regensburg") und die II. Torpedobootsflottille unter Kontreadmiral Hebbinghaus entsandt, die sich vorher mit den Streitkräften des detachierten Admirals vereinigte.

Das Eingreifen der Seestreitkräfte erfolgte planmäßig; am 23. März morgens wurde als Vergeltung das Schloß Polangen nördlich der Grenze und daran anschließend die Rückzugsstraße Polangen - Libau beschossen.

Im engen Zusammenhang mit jenem Überfall auf Memel sind die folgenden Ereignisse, die sich bei Memel und in weiterem Verlauf bei Libau abspielten, zu betrachten.

Vorher muß jedoch noch kurz eine Neuorganisierung in der östlichen Ostsee erwähnt werden. Die Kriegsleitung hatte im Hinblick auf die mit Sommer 1915 zu erwartende regere Tätigkeit der Russen dem Ostseebefehlshaber für den Osten außer dem Panzerkreuzer "Prinz Adalbert" noch die beiden alten, in der Nordsee schlecht verwendbaren Panzerkreuzer "Prinz Heinrich" und "Roon" und außerdem eine aus alten Booten zusammengestellte X. Flottille zugeteilt. Dazu traten außer den bereits vorhandenen Kleinen Kreuzern ("Augsburg", "Lübeck", "Thetis") und der Hilfsminensuch-Division Neufahrwasser (aus Fischdampfern bestehend) die Hilfsminensuch-Division Swinemünde (aus 2 Mutterschiffen "Indianola" und "Inkula" und je 6 Motorbooten bestehend), das Flugzeugmutterschiff "Answald", das Lazarettschiff "Schleswig" und 4 Vorpostenboote (Kieler Hafendampfer). Diese Aufklärungsstreitkräfte der Ostsee (A. d. O.) wurden dem Kontreadmiral Hopman unterstellt. Als 2. Admiral trat Kommodore Kapitän zur See v. Karpf zum Verband, ihm lag im besonderen die Führung der leichten Seestreitkräfte ob; die X. Flottille erhielt als Chef den Korvettenkapitän Wieting, dessen Namen im Torpedobootskrieg der Ostsee stets einen besonders guten Klang behalten wird.

Die Armee beabsichtigte, am 27. April auf der Linie Tilsit - Memel die Grenze zu überschreiten, um sich in den Besitz des Gebiets westlich der Linie Kielmy - Telsze zu setzen, und erbat dazu die Unterstützung der Marine. Diese wurde ihr durch leichte Streitkräfte (Kleine Kreuzer und Torpedoboote) unter dem Kommando des Kommodore v. Karpf von Memel aus gewährt. Sie bestand zunächst darin, daß die Küste nördlich Memel (bei Bullendieckshof) mehrfach beschossen und durch Demonstrationen vor Libau eine Landung dort vorgetäuscht wurde, um die russischen Landtruppen in ihrem Rücken zu beunruhigen. [160] Bald aber zeigte sich, daß die Armee, im guten Fortschreiten begriffen, Anfang Mai Libau zu nehmen beabsichtigte und dazu weitgehende Unterstützung durch die Marine bedurfte. Admiral Hopman wurde angewiesen, in engem Einvernehmen mit der Armee Libau zu nehmen, während der Ostseebefehlshaber zur Deckung des ganzen Unternehmens nach Norden gegen den Rigaischen und Finnischen Meerbusen die VII. Linienschiffs-Division unter Vizeadmiral Schmid (4 Schiffe der "Wittelsbach"-Klasse) und eine Aufklärungsgruppe (die IV., bestehend aus S. M. SS. "Stuttgart", "Stettin", "München", "Danzig") und zwei Flottillen unter Kontreadmiral Scheidt aus der Nordsee erbat und erhielt. Zur Vorbereitung erhielt Kommodore v. Karpf den recht schwierigen Auftrag, einen minenfreien Anmarsch von Memel nach Libau herzustellen und das Seegebiet vor Libau als Bombardementsstellung für die schweren Schiffe minenfrei zu machen. In sechstägiger mühevoller Arbeit, die merkwürdigerweise nicht von russischen Seestreitkräften gestört wurde, gelang es dank der opferfreudigen, unermüdlichen Arbeit der Minensucher und Minenräumer, die Aufgabe zu lösen. Am 7. Mai des Morgens konnten, nachdem zunächst dichter Nebel die Schiffe an der planmäßigen Bewegung gehindert hatte, sämtliche Schiffe ihre vorher festgelegten Bombardementsstellungen einnehmen. Die Panzerkreuzer lagen in der Mitte, um gegebenenfalls den Rücken der Angriffsfront, also die alten Befestigungsanlagen zwischen den beiden Seen im Osten der Stadt, unter Feuer zu nehmen, "Beowulf" und "Thetis" lagen vor den Nordforts, "Augsburg" und "Lübeck" vor den Südwerken. Die Unterstützung durch die Seestreitkräfte erfolgte planmäßig durch Beschießung, besonders wirksam war das Feuer der Südgruppe unter Kommodore v. Karpf, das, sobald die Beschießungstruppen die Angreifer beschießen wollten, die Südforts bestrich und den Verteidiger in die Unterstände zurückdrängte.

Am Abend des 7. Mai konnte Libau genommen gemeldet werden. Daß es so schnell gelang, trotz der verhältnismäßig geringen angesetzten Landstreitkräfte, ist das große Verdienst der Marine, eine Leistung, die auch sofort rückhaltlos von ihrer ruhmreichen großen Schwester, der Armee, anerkannt wurde.

Als merkwürdige Erscheinung muß noch erwähnt werden, daß erst am letzten Tage die Russen mit 4 Panzerkreuzern und einigen Torpedobooten einen Vorstoß auf Libau versuchten, sie aber diesen Versuch beim Auftreten auf die deutsche Vorpostenlinie (kurzes Gefecht mit "München" und 2 Torpedobooten) sofort wieder aufgaben. Libau war ihnen anscheinend keinen größeren Einsatz mehr wert.

Um so wertvoller war dieser russische Kriegshafen für die deutsche Seekriegsleitung. Er schob den maritimen rechten Flügel um etwa 160 sm (Libau - Danzig = 160 sm5) weiter vor, gewährte den deutschen Streitkräften nach den [161] nötigen Aufräumungsarbeiten einen vorzüglichen Stützpunkt und bedrohte alle nach der mittleren Ostsee angesetzten russischen Unternehmungen in der Flanke. Es ist für die Folge der Hauptstützpunkt in der östlichen Ostsee geworden.

Mit dem Besitz von Libau war die Position der Marine in der Ostsee um ein bedeutendes gebessert. Es galt, nachdem die Gefahr des Wiederaufgebens dieses wichtigen Hafens beseitigt war, ihn gegen feindliche Überfälle von See her zu schützen und zu sichern. Da die Nordseestreitkräfte sofort nach der Einnahme wieder abgegeben werden mußten, die Ostseestreitkräfte den Russen gegenüber aber viel zu schwach waren, mußte zunächst mit einem Bombardement durch die russischen schweren Streitkräfte gerechnet werden. Diese Gefahr bestand um so mehr, als die "Gangut"-Schiffe bereits gefechtsbereit waren, wie sich aus der Aussage eines gefangenen russischen Fliegeroffiziers ergab.

Gleichzeitig mußte man darauf gefaßt sein, daß die Russen, entsprechend ihrer Tätigkeit vor Swinemünde und Danzig, nun auch das "Vorgelände" vor Libau ausgiebig mit Minen verseuchen würden.

Um solche etwaige Absichten zu stören, griff man zur Mine. Es wurden daher in der kommenden Zeit zahlreiche Minenunternehmungen durchgeführt, um die Ausgänge aus dem Rigaischen und Finnischen Meerbusen und die navigatorisch wahrscheinlich erscheinenden Verbindungskurse dieser Meerbusen mit der offenen Ostsee mit Minen zu verseuchen.

Mit Rücksicht auf die große U-Bootsgefahr und den durch sie bedingten erforderlichen Torpedobootsschutz für Schiffe konnten diese Unternehmungen, da Torpedoboote für alle Schiffe nicht in genügender Anzahl zur Verfügung standen, nur jeweils von einem Teil der Ostseestreitkräfte ausgeführt werden. Man half sich dadurch, daß man einmal die wenigen schnellen Streitkräfte ansetzte, sich also des Faktors der "Geschwindigkeit" als Schutz bediente, während man das andere Mal das Gros, d. h. die langsamen, schweren Streitkräfte, heranzog, sich also auf die "Kraft" stützte.

Immerhin konnte ein solches Disponieren nur einen Notbehelf unter dem Zwang der Verhältnisse darstellen, und der 2. Juli 1915 lieferte die Quittung auf dieses Verfahren. Bei der Rückkehr von einer Minenunternehmung nach der nördlichen Ostsee stießen "Augsburg" und "Albatroß" auf dem Marsch nach Danzig, nachdem vom führenden II. Admiral kurz vorher "Roon" und "Lübeck" nach Libau detachiert worden waren, in unsichtigem Wetter in der Höhe von Östergarn (Ostgotland) auf 4 russische Panzerkreuzer. Das langsame Minenschiff "Albatroß" war nicht zu retten; zwar erreichte es unter tapferem Widerstand unter seinem ritterlichen Kommandanten, Kapitän zur See West, das schwedische Hoheitsgebiet unter Gotland, wurde aber dort von den Russen zusammengeschossen. "Augsburg" entrann unter Ausnutzung ihrer höheren Geschwindigkeit nur mit knapper Not einem gleichen Schicksal und konnte sich [162] nachher mit den inzwischen wieder herangerufenen Kreuzern "Roon" und "Lübeck" vereinigen. Dieser Vereinigung ist es zu verdanken, daß bei der kurz darauf erfolgenden neuen Begegnung mit dem Feinde, und zwar mit dem modernen russischen Panzerkreuzer "Rurik", dieser in der hervorragend schießenden "Roon" einen annähernd ebenbürtigen Gegner antraf und durch mehrere gutsitzende Treffer zum Ablassen von den schwachen deutschen Streitkräften gezwungen wurde.

Der Versuch des I. Admirals der Aufklärungsstreitkräfte der Ostsee, mit den beiden Panzerkreuzern "Prinz Adalbert" und "Prinz Heinrich" von Danzig aus zu Hilfe zu kommen, mißlang. "Prinz Adalbert" wurde kurz nach Passieren von Hela von einem englischen U-Boot torpediert und konnte nur mit Mühe, über den Achtersteven steuernd, unter der vorbildlichen Führung seines Kommandanten, des Kapitäns zur See Michelsen, in den Hafen eingebracht werden. Die Knappheit an Torpedobooten als U-Bootschutz trat hier also deutlich in die Erscheinung, es standen für die beiden Panzerkreuzer nur zwei Torpedoboote zur Verfügung.

Dieser Mißerfolg in Verbindung mit dem längeren Ausfall eines der wenigen Panzerkreuzer führte zu der Verlegung des IV. Geschwaders (5 "Wittelsbach"- und 2 "Braunschweig"-Schiffe) in die östliche Ostsee. Ihm wurde die VIII. Flottille zugeteilt. Die nicht unerhebliche Verstärkung der östlichen Ostsee hatte die beschleunigte Herrichtung der Marineanlagen in Libau zur Folge, das nun auch etwa Mitte Juli in den beiden alten, als schwimmende Batterien in den Vorhafen verlegten Linienschiffen des V. Geschwaders, S. M. SS. "Brandenburg" und "Wörth", einen dauernden Schutz gegen die Seefront erhielt.

Das IV. Geschwader sollte bald nach seiner Ankunft im Osten vor eine größere Aufgabe gestellt werden. In der zweiten Hälfte des Juli ließ der Oberbefehlshaber Ost den Ostseeoberbefehlshaber wissen, daß die Armee bis zur Straße Schaulen - Mitau vorgehen, den russischen rechten Flügel von Norden her unter gleichzeitiger offensiver Sicherung gegen Mitau aufzurollen beabsichtigte und sie in dieser Phase der Operationen in einem demonstrativen Auftreten stärkerer Flottenteile an den Küsten des Rigaischen Meerbusens eine nicht unerhebliche Unterstützung erblicken würde, da man dadurch feindliche Kräfte östlich von Riga und der Düna binden könnte.

Die Aufforderung der Armee wurde angenommen. Die sehr schwierige Operation, mit der der Chef des IV. Geschwaders, Vizeadmiral Ehrhard Schmidt, als Chef der "Oberleitung" betraut wurde, mußte so angesetzt werden, daß der Einbruch in den Rigaischen Meerbusen durch die hartnäckige Minenverteidigung hindurch möglichst am ersten Operationstag bis spätestens Mittag erfolgen und noch am gleichen Tage vor Dunkelwerden der Südausgang des Moonsundes durch Minen gesperrt werden konnte. Erst die Sperrung des Moonsundes gegen feindliche [163] U-Boote und leichte Streitkräfte ermöglichte den eigenen Streitkräften ein freies Operieren innerhalb des Riagischen Meerbusens. Außerdem mußte auf eine Verblockung des Hafens von Pernau durch Blockschiffe Bedacht genommen werden, da man in Pernau einen U-Bootsstützpunkt vermutete.

Der Ostseebefehlshaber beabsichtigte, mit dieser Hauptaufgabe noch eine zweite Aufgabe zu verbinden. Die zur Rückensicherung der im Rigaischen Busen operierenden Flottenteile in die nördliche Ostsee zu entsendenden Seestreitkräfte sollten in dem Seegebiet nördlich Gotland kreuzen, um die etwa auf die Riga-Unternehmung hin aus dem Finnischen Meerbusen auslaufenden feindlichen Schiffe zum Kampf zu stellen und zu schlagen.

Die großzügige, in diesem Sinne angelegte Unternehmung wurde am 8. August eingeleitet. Leider stand sie unter einem ungünstigen Stern. Die Minenverteidigung der Russen im Eingang zum Rigaischen Meerbusen erwies sich als so stark, daß gegen 1 Uhr Mittags erst ein Teil der Minensperren durchbrochen war, und dieser Teileinbruch bereits mit verhältnismäßig hohen Verlusten hatte erkauft werden müssen. An eine rechtzeitige Sperrung des Moonsundes war daher nicht mehr zu denken. Somit mußte mit dem Eindringen feindlicher U-Boote von Norden her in den Riga-Busen gerechnet werden, gegen die man infolge Ausfalls zahlreicher leichter Streitkräfte beim Einbruch nur recht mangelhaft geschützt war. Schweren Herzens entschloß sich daher der Chef der "Oberleitung", an diesem Tage die Operationen abzubrechen und sie erst nach Ergänzung der Kohlenbestände aller Streitkräfte auf anderer Basis in Angriff zu nehmen. Dabei mußte er damit rechnen, daß die unvermeidliche Zwischenpause vom Gegner zur Verstärkung und Vervollkommnung der Minensperren ausgenutzt werden würde.

Am 15. August wurde die Unternehmung zum zweiten Male angesetzt. Als wesentliche Änderung ist zu erwähnen, daß der Chef der Oberleitung diesmal nicht die wenig sinksicheren alten Linienschiffe des IV. Geschwaders für das Eindringen in den Riga-Busen vorsah, sondern zwei Schiffe des "Dreadnought"-Typs, S. M. SS. "Posen" und "Nassau", zu diesem Zweck heranzog. Er selbst schiffte sich auf "Posen" ein. Die Sicherung vor dem Finnischen Meerbusen übernahmen die modernen Panzerkreuzer der I. Aufklärungsgruppe und das I. Geschwader nach Anweisung des Vizeadmirals Hipper.

Zur Schaffung des minenfreien Wegs in den Riga-Busen hinein wurde die I. und III. Minensuch-Division (kleine Torpedoboote), die Hilfsminensuch-Division Swinemünde ("Indianola" und "Inkula" mit je 6 Motorbooten) und die Hilfsminensuch-Division Neufahrwasser (Fischdampfer) angesetzt. Die Deckung dieser Verbände bei ihrer schwierigen, mühevollen Arbeit wurde dem Kleinen Kreuzer "Bremen" und den Linienschiffen "Posen" und "Nassau" übertragen; sie war außerordentlich notwendig, da die Russen mit dem Linienschiff "Slawa" artilleristisch ihre Sperren sehr geschickt verteidigten.

[164] Für den Einbruch waren außer den beiden genannten Linienschiffen noch vorgesehen:

  • Hilfsstreuminendampfer "Deutschland" mit 500 Minen für den Moonsund,
  • S. M. S. "Pillau" zur Begleitung des Streuminendampfers,
  • S. M. S. "Bremen" zur Aufklärung und Säuberung der Arensburger Bucht,
  • S. M. S. "Augsburg" zur Aufklärung und Säuberung der Pernauer Bucht,
  • S. M. S. "Graudenz" zur Absperrung des südlichen Teiles des Riga-Meerbusens,
  • die VIII., IX, und X. Torpedobootsflottille und die beiden modernen Zerstörer "V 99" und "V 100".

Nach langer, überaus anstrengender Minensuch- und Räumarbeit, wobei die Linienschiffe häufige Gefechte mit der immer von neuem anlaufenden "Slawa" hatten und neben der schweren Beschädigung dieses Schiffes die Vernichtung eines Torpedobootszerstörers als Erfolg buchen konnten, gelang schließlich nach drei Tagen am 19. August bei Hellwerden der Einbruch.

Die Aufklärung der Arensburger und Pernauer Bucht verlief planmäßig; "Augsburg" versenkte dabei einen russischen Handelsdampfer. Ebenso vollzog sich die Sperrung des Pernauer Hafens durch die Blockschiffe unter Leitung des Admirals Hebbinghaus auf "Graudenz" nach Wunsch ohne ernsten Zwischenfall. Dagegen mußte von der Sperrung des Moonsundes Abstand genommen werden, da bereits feindliche U-Boote den Eingang zum Moonsund und das südliche Seegebiet davor wirksam verteidigten.

Die Nacht nach dem Einbruch brachte den deutschen Streitkräften einen schönen Erfolg. Die beiden russischen Kanonenboote "Ssiwutsch" und "Korejetz" glaubten noch vor dem Eindringen der Deutschen von Riga aus den Moonsund erreichen zu können, hatten sich aber darin getäuscht. Sie wurden von "Augsburg" entdeckt und sehr geschickt an die Linienschiffe herangeführt, die ihnen in einem mit seinen grellen Lichteffekten schaurig-interessant wirkenden Nachtgefecht den Todesstoß versetzten.

Hierdurch wurde der Untergang des Zerstörers "V 99" gerächt, der in der Nacht vom 16. zum 17. August zusammen mit "V 100" vom Chef der Oberleitung auf "Slawa" angesetzt worden war, dann aber nach vergeblichem Suchen und kurzem Gefecht mit russischen Zerstörern beim Rückzug auf das eigene Gros auf eine Mine lief und mit Rücksicht auf die schweren Beschädigungen am Eingang zum Riga-Busen gesprengt werden mußte. Außer diesem Boot ging noch ein anderes Boot, "S 31", durch Minentreffer bei der Insel Runö in der Mitte des Meerbusens verloren; und von den außerhalb des Busens sichernden Streitkräften erhielt S. M. S. "Moltke" einen Torpedotreffer von einem U-Boot [165] am Bug, der allerdings nur seine Geschwindigkeit auf 15 sm herabzumindern imstande war.

Am 21. August fand dieses Unternehmen sein Ende, das in der Entlastung der Armee den gewünschten Erfolg gebracht hatte; leider erlaubte die Unentbehrlichkeit der schweren Streitkräfte in der Nordsee damals noch nicht, den vorübergehenden Erfolg durch Behaupten des Meerbusens zu einem dauernden auszubauen.

Mit der Riga-Unternehmung fanden die großen Operationen im Jahre 1915 ihren Abschluß.

Die U-Boots-Unternehmungen schienen, nachdem in den ersten Monaten des Jahres die modernen U-Boote bis auf "U 26" und "U A" nach der Nordsee verlegt worden waren, in der Ostsee zugunsten der Nordsee gänzlich zurücktreten zu sollen. Jedoch zeigten die verschiedenen Vorstöße der Russen sehr bald - hinzu kamen die Nachrichten über die Fertigstellung der "Gangut"-Schiffe -, daß man ohne U-Boote in der Ostsee nicht auskommen könnte. So wurden im Laufe des Sommers die älteren U-Boote "U 9", ""U 10", "U 17" und das kleine, moderne Minen-U-Boot "U C 4" der östlichen Ostsee zugeteilt.

Mannigfache Vorstöße dieser kleinen, für ihre großen Brüder bei jedem Wetter so wacker eintretenden Kämpen haben die Russen in Schach zu halten verstanden; mehrere empfindliche Verluste durch diese U-Boote zeigten dem Feinde, daß er sich nicht ungestraft aus seinem Hafen rühren durfte. So vernichtete Anfang Juni "U 26" unter seinem alten bewährten Kommandanten das russische Minenschiff "Jenissei" im Finnischen Meerbusen mit voller Minenladung, Mitte August "U 9" (Kommandant Oberleutnant zur See Spieß) ein russisches Zufuhrschiff oder einen Sperrbrecher in demselben Gebiet, und Anfang November fügte "U 9" seinen alten Lorbeeren durch Versenkung eines Minensuch-Führerfahrzeuges im Ausgang des Finnischen Meerbusens neue hinzu.

Diese auch nach außen hervortretenden schönen Erfolge vergrößerte das kleine U-Boot "U C 4" (Kommandant Oberleutnant zur See Vesper) durch stille Ruhmestaten. Mit außerordentlichem Schneid und bewunderungswürdiger navigatorischer Geschicklichkeit wußte es sich in den schlecht vermessenen Finnischen Schären zurechtzufinden und die von den Russen benutzten Schären-Ausfahrten mit Minen zu sperren. So klein das Boot mit seiner Besatzung von nur 14 Köpfen war, um so bedeutungsvoller war seine Tätigkeit, und es mußte auf den Gegner einen niederschmetternden, lähmenden Eindruck machen, wenn er plötzlich innerhalb seiner für unnahbar gehaltenen Schären ganz unvermutet auf eine Mine lief.

Gleich den U-Booten gaben die Luftstreitkräfte in ihrem Element ihr Bestes her. Das Erscheinen der zahlreichen Bewachungsstreitkräfte im Eingang zum Rigaischen Meerbusen, die im allgemeinen hinter ihrem Minenschutz für schwimmende Streitkräfte nicht erreichbar waren, hatte zur Verlegung von Flugzeugmutterschiffen (nacheinander "Glyndwr", "Answald" und "Santa Elena") in [166] die östliche Ostsee geführt, und von dieser aus griffen die Flugzeuge unermüdlich und vielfach mit guten Erfolgen an.

Über dieses engere Gebiet hinaus betätigten sich die beiden dem östlichen Seebefehlshaber zugeteilten Luftschiffe "L 5" und "S L 4". "L 5" wurde bei einem Angriff auf Riga Anfang Juli wundgeschossen und konnte den Heimathafen nicht mehr erreichen, landete jedoch innerhalb der eigenen Linie und wurde abmontiert. "S L 4" bewarf in einem erfolgreichen Nachtangriff Baltischport und die dahin führenden Bahnanlagen mit Bomben. "S L 6", das Ersatz-Luftschiff für "L 5", explodierte am 18. November kurz nach dem Aufstieg über seiner Halle Seddin.

Die Tätigkeit der Seestreitkräfte bestand hauptsächlich in einer Dauerbewachung der Enge Gotland - Kurland und einem Dauerpatrouillendienst an der schwedischen Küste, wo englische U-Boote ihr Unwesen trieben. Die Enge Gotland - Kurland war durch Auslegung von Minensperren unter Gotland und unter Kurland noch weiter verengert worden; die Sperre selbst wurde durch Vorpostenboote, die hinter den Sperren standen, die Lücke zwischen den Sperren dagegen bei Nacht von einem Kleinen Kreuzer und einer Torpedobootshalbflottille, bei Tage nur von Torpedobooten bewacht. Als Stützpunkt für diese Bewachungsstreitkräfte diente in der Hauptsache Windau. Der Handelsschutz und die Bewachung der Enge westlich Gotlands wurde durch einen Dauerpatrouillendienst von Torpedobooten ausgeübt, die etwa 42 Stunden in See waren und dann ungefähr 36 Stunden Hafenruhe hatten.

Dieser aufreibende Bewachungsdienst, der besonders für die leichten Streitkräfte bei den herrschenden rauhen Wetterverhältnissen des Spätherbstes und der geringen Ablösungsmöglichkeit außerordentlich beschwerlich war, zeitigte leider gegen Ende des Jahres empfindliche Verluste. Am 23. Oktober wurde "Prinz Adalbert", der aushilfsweise in die Bewachungslinie gehen sollte, etwa 20 sm westlich von Libau von einem englischen U-Boot torpediert. Eine ungefähr 80 bis 100 m hohe Detonationssäule verkündete den begleitenden Torpedobooten nach etwa einer Minute, daß von dem 9000 t großen Schiff mit etwa 700 Mann Besatzung nur noch 3 Mann und einige kleine Wrackteile übriggeblieben waren. Am 30. November wurde ein Vorpostenboot an der Sperre unter Kurland von Zerstörern aus dem Riga-Busen vernichtet; am 17. Dezember liefen "Bremen" und "S 91" kurz nach dem Auslaufen aus Windau auf Minen und sanken, und am 23. Dezember beschloß "S 177" ebenfalls infolge eines Minentreffers vor Windau die Reihe der für die Ostsee nicht zu ersetzenden Verluste.

Ungeachtet all dieser Verluste blieb jedoch der Siegeswille bei Offizier und Mann ungebeugt, und mit heller Begeisterung begrüßten die braven Ostseeverteidiger ihren obersten Kriegsherrn, der am Schlusse des Jahres ihre Leistungen durch seinen persönlichen Besuch in Libau auszeichnete und dadurch dem schweren Jahr einen harmonischen Ausklang verlieh.


[167] Das Kriegsjahr 1916.

Das Jahr 1916 ist das Jahr des ausgesprochenen Kleinkrieges. Alle Mittel und Mittelchen, die in Ermangelung großer Kampfmittel zur Schädigung des Gegners ausgenutzt werden konnten, wurden herangezogen.

Das Bild in der westlichen Ostsee konnte sich nach Lage der Dinge gegen das Jahr 1915 nur wenig verändern. Verhinderung englischer Angriffe auf die Ostseezugänge und des Eindringens feindlicher U-Boote in die Ostsee blieb nach wie vor in Verbindung mit der Handelsüberwachung am Sund die Hauptaufgabe der Küstenschutz-Division.

Das Hauptaugenmerk richtete die Küstenschutz-Division auf die dauernde Verstärkung der für fest ausgelegten maritimen Verteidigungsanlagen. So wurde zunächst zu Anfang des Jahres die Gjedser-Enge durch Stahlnetze neu gesperrt. Diese Sperrung wurde Ende März durch weitere Netze und Minen vervollständigt. Ebenso wurden die Sperren am Südausgang des Langeland-Belts durch eine Zusatzsperre von großen Minen und später auch durch Netze wirksamer gestaltet.

Am wichtigsten jedoch waren die Sperrmaßnahmen am Sund. Das Heranrücken der deutschen Bewachung an die enge Flintrinne und die dadurch bedingte Herabsetzung der Möglichkeit des Entkommens für verdächtige Handelsschiffe hatte - unter Unterstützung durch Schweden in Gestalt der Vervollkommnung der navigatorischen Maßnahmen in der Kogrund-Rinne -, wie bereits erwähnt, zur ausgiebigen Benutzung dieses schwedischen Hoheitsfahrwassers geführt. Dadurch war der Bannwarenschmuggel beträchtlich gewachsen, und nun trat mit Aufgang des Eises noch die Gefahr hinzu, daß England nach dem glücklichen Durchbringen einiger Dampfer im Frühjahr vollends alle seine in der Ostsee befindlichen Dampfer - etwa 200 - durch die Kogrund-Rinne nach der Nordsee überführen würde.

Um dieses zu verhindern, entschloß sich die Ostseekriegsleitung Ende Februar, bei Falsterbo, d. h. auf der Ostseite des Südausgangs vom Sund, die Ansteuerung der Kogrund-Rinne durch Minen zu sperren. Dadurch ging zunächst zwar der Verkehr um Falsterbo etwas zurück; jedoch ließ ihn die in Angriff genommene Vervollkommnung der Fahrwasserbezeichnung bald wieder aufleben.

Mitte März wurde vor dem Sund ein Lichtsperrschiff, "Bothnia", ausgelegt. Dieses sollte mittels seiner guten Scheinwerferausrüstung verhindern, daß feindliche U-Boote unbemerkt aus dem Sund in die Ostsee oder zurück durchbrechen konnten. Anfang April gesellte sich das Flugzeugmutterschiff "Glyndwr" dazu. Seine Flugzeuge hatten den festen Befehl, täglich nach Norden und Süden aufzuklären, sobald es das Wetter nur irgend gestattete.

Als Hauptrückhalt für die gesamte Bewachung und Verteidigung am Sund folgte dem Flugzeugmutterschiff Mitte April ein Linienschiff der "Preußen"- [168] Klasse, das seinerseits wieder durch Netze um seinen Ankerplatz herum gesichert wurde. Damit wurde die Möglichkeit gegeben, einem überraschenden Auftreten englischer Kreuzer, Monitore oder Zerstörer zwecks kurzer, gewaltsamer Öffnung des Sundes zum Durchschlüpfen von U-Booten entgegenzutreten.

Zum Schluß sei noch der Hilfsstreuminendampfer erwähnt, der vor einem Durchbruch feindlicher Überwasserstreitkräfte auf besonderen Befehl des ältesten Seebefehlshabers am Sund weitere Sperrungen vornehmen sollte.

Eine wesentliche Änderung erfuhr die Lage am Sund durch das sogenannte "Kogrund-Rinne-Abkommen", nach dem Schweden gegen deutsche Zugeständnisse auf dem Gebiete der schwedischen Holzausfuhr die Sperrung der Kogrund-Rinne vornahm. Nunmehr durften nur noch schwedische Schiffe die Rinne passieren.

Die Folge davon war, daß die Patrouillenfahrten in die Hanö-Bucht (Südschweden) und an die südschwedische Küste zu Dampferverfolgungen merklich eingeschränkt und die Vorstöße in das Kattegat zur Führung des Handelskrieges vermehrt werden konnten. Diese Vorstöße wurden sowohl von Torpedo- und Vorpostenbooten wie auch von den sogenannten Hilfsschiffen (verkappte Hilfskreuzer, U-Bootsfallen) unternommen. Sie fanden meist nach Anbruch der Dunkelheit statt, um ein Bemerken von schwedischer oder dänischer Seite zu verhindern, und führten vielfach zum Auf- und Einbringen von Bannwarenschiffen. Auf einem solchen Vorstoß gelang es überdies dem Hilfsschiff "Vineta", nach Gefecht den englischen Wilson-Dampfer "Eskimo" zu kapern und einzubringen.

In engem Zusammenhang mit diesen Offensivmaßnahmen gegen den feindlichen und neutralen Bannwarenhandel standen die Schutzmaßnahmen für den eigenen Handel. Sie fanden ihren Ausdruck in der Gründung der "Handelsschutzflottille" und der "Suchflottille der Ostsee". Erstere schützte den Handel durch Begleiten der deutschen und der in deutschem Interesse fahrenden neutralen Handelsschiffe; letztere übte ihre Schutztätigkeit dadurch aus, daß sie in der westlichen und mittleren Ostsee das Seegebiet nach feindlichen U-Booten und Minen absuchte. Beide Formationen, aus den verschiedenartigsten Fahrzeugen zusammengewürfelt, haben dank der Tatkraft und Findigkeit ihrer hervorragenden Flottillenchefs, des Kapitäns zur See Wolfram und Korvettenkapitäns v. Rosenberg, glänzendes geleistet und verdienen, im Rahmen des Ostseekriegs ganz besonders hervorgehoben zu werden.

Zwei Hauptmomente gaben der Kriegführung durch Überwasser-Seestreitkräfte in der östlichen Ostsee die bestimmende Richtung für das Jahr 1916: Die restlose momentane Vernichtung des Panzerkreuzers "Prinz Adalbert" Ende Oktober 1915 und der allerorts in der Marine herrschende Personalmangel. Ersteres Ereignis zeigte in blitzartiger Beleuchtung die Unzulänglichkeit der alten, mit mangelhaftem Unterwasserschutz versehenen Panzerschiffe der Sprengwirkung moderner Unterwasserwaffen gegenüber, und der Personalmangel machte das Ausrangieren dieser alten Schiffe zu einer naheliegenden, natürlichen Notwen- [169] digkeit. So wurden bereits gegen Ende 1915 vier Schiffe der "Wittelsbach"-Klasse aus dem Osten zurückgezogen; ihr folgten "Mecklenburg" und der Panzerkreuzer "Roon" im Januar 1916. Im Osten verblieben daher nur noch die beiden "modernsten" Linienschiffe, "Braunschweig" und "Elsaß", und auch diese nur als vorläufiger Ersatz für die von S. M. dem Kaiser bei seiner Anwesenheit in Libau im Dezember 1915 angeordneten und bald darauf in Angriff genommenen schweren Küstenbatterien. Fahrbereit waren diese beiden Schiffe nur noch bedingt.

Die Kleinen Kreuzer, die vorübergehend zur Verstärkung der östlichen Ostsee zugeteilt waren, erreichten entweder ihr Ziel gar nicht - S. M. S. "Danzig" war im Oktober 1915 etwa 40 sm südlich von Gotland auf eine feindliche Sperre gelaufen und sehr schwer beschädigt worden, und S. M. S. "München" stieß auf dem Marsch nach Osten mit einem Handelsdampfer zusammen und wurde dadurch außer Gefecht gesetzt -, oder sie wurden für andere Zwecke zurückgehalten, so S. M. SS. "Berlin" und "Stuttgart".

Die dem östlichen Seebefehlshaber fest zugeteilt gewesenen Kleinen Kreuzer bestanden nur noch zum kleinsten Teil: "Thetis" war bei dem Riga-Einbruch auf eine Mine gelaufen, "Bremen" sank Dezember 1915 vor Windau in die Tiefe, und "Lübeck" lief auf dem Marsch nach Westen zur Winterreparatur am 13. Januar 1916 30 sm südlich der "Danzig"-Sperre (Sperre des Unfalls S. M. S. "Danzig") auf eine 31 sm lange feindliche Winkelsperre und erlitt dabei sehr ernste Beschädigungen; den stolzen Rest bildete "Augsburg" allein.

Um den schwer fühlbaren Mangel wenigstens einigermaßen auszugleichen, wurden der östlichen Befehlsstelle für das Jahr 1916 die beiden Kleinen Kreuzer S. M. S. "Kolberg" (Schwesterschiff von S. M. S. "Augsburg") und S. M. S. "Straßburg", der älteste der moderneren Nordseekreuzer, zugeteilt.

Die Umformierung der Streitkräfte machte auch eine Umorganisation der Befehlsstellen erforderlich. An Stelle der mit dem IV. Geschwader eingehenden "Oberleitung" und des mit den Panzerkreuzern verschwindenden "Führers der Aufklärungsstreitkräfte" der Ostsee unter dieser wurde nun ein selbständiger "Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte der Ostsee" (B. d. A. d. O.) eingesetzt, der die beiden genannten Stellen in seiner Person vereinigte und daher gleichzeitig in engerer Beziehung den Befehl über die beiden verbliebenen Linienschiffe als V. Aufklärungsgruppe führte. Die Kleinen Kreuzer wurden in der VI. Aufklärungsgruppe zusammengefaßt, zu ihrem Führer (F. d. VI. A. G.) der bisherige II. Admiral der Aufklärungsstreitkräfte ernannt. Diesem wurden gleichzeitig die Torpedobootsstreitkräfte (VIII. und X. Flottille) unterstellt.

Zum B. d. A. d. O. wurde der bisherige Chef der Oberleitung, Vizeadmiral Schultz, und zum F. d. VI. A. G. der Kontreadmiral Langemak bestimmt; der bisherige F. d. A. d. O. und Eroberer von Libau, Kontreadmiral Hopman, erhielt ein Kommando nach der Türkei.

[170] Mit dem Eintreffen der Schiffe "Braunschweig" und "Elsaß" als schwimmende Batterien in Libau wurde der Rest des V. Geschwaders, "Brandenburg" und "Wörth" überflüssig; sie wurden zurückgezogen. Die Stelle des Chefs des V. Geschwaders wurde in eine Landbefehlshaberstelle umgewandelt und erhielt die Bezeichnung "Befehlshaber der Marineanlagen in Libau und Kurland" (B. M. A.), organisatorisch wurde sie eine dem Stationskommando der Ostsee nachgeordnete Dienststelle. Der erste B. M. A. war Kontreadmiral Begas.

Die geschilderte Schwäche der deutschen Position in der östlichen Ostsee mußte um so ernster bewertet werden, als die Russen in ihren nunmehr voll verwendungsbereiten vier "Gangut"-Schiffen und ihren neuen Zerstörern eines vergrößerten, verhältnismäßig stark armierten Typs (nach dem ersten Fahrzeug dieser Art "Nowik"-Typ genannt) einen bedeutenden Kräftezuwachs erhalten hatten.

Dieser außerordentlich ernsten Lage gegenüber konnte nur eine großzügige Massenverwendung der Mine helfen. Das gesamte Seegebiet der nördlichen Ostsee zwischen den baltischen Inseln Ösel und Dagö und der schwedischen Küste mußte durch und durch mit Minen verseucht und diese Minenverseuchung so angelegt werden, daß zwar alle nur möglichen, navigatorisch wahrscheinlichen Kurse an irgendeiner Stelle über eine Sperre führten, aber dennoch den eigenen Streitkräften die Möglichkeit blieb, sich unter gewissen Umständen selbst in dem verseuchten Gebiet bewegen zu können.

Deutsche Torpedoboote auf schwerer Fahrt in der vereisten Ostsee an der Küste vor Libau.
Deutsche Torpedoboote auf schwerer Fahrt
in der vereisten Ostsee an der Küste vor Libau.
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Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 569.
Unter den schwierigsten Verhältnissen, als noch die schweren Südwest-Stürme des Vorfrühlings über die Ostsee fegten, wurde von den Minenschiffen "Deutschland" und "Rügen" (Bäder-Dampfer) unter Bedeckung der Kleinen Kreuzer und Torpedoboote begonnen, Sperre auf Sperre zu legen. Etwa 5000 Minen sind in jener Phase des Ostseekriegs unter der energischen Führung des Kontreadmirals Langemak geworfen worden, und zwar mit einer Genauigkeit, die das Auffinden wohl fast jeder einzelnen Mine gestattet haben würde.

An Verlusten hatte die deutsche Marine dabei die schwere Beschädigung des Zerstörers "V 100" zu beklagen, der, zwischen Gotland und Kurland von einem U-Boot erfolgreich angegriffen, sein Vorschiff verlor, das, einer Taucherglocke gleich, noch etwa 1 bis 2 Minuten mit ungefähr 15 Mann darunter, aufrecht schwamm und dann versank, ein schrecklicher Anblick für die überlebenden Kameraden.

Die Genauigkeit der Minenverseuchung war notwendig, um den eigenen Seestreitkräften noch Unternehmungen und die Beobachtung des Finnischen Meerbusens zu ermöglichen. Die Unternehmungen bestanden hauptsächlich in Vorstößen der Kleinen Kreuzer und Torpedoboote, die Flugzeuge möglichst nahe an die feindlichen Stützpunkte herantragen sollten. Man hatte gelernt, auf den Kreuzern und sogar den Torpedobooten Flugzeuge einzusetzen und mitzuführen. Als Hauptangriffsobjekte galten Mariehamn auf Aaland, Utö, Abo, Hangö und Hapsal im Moonsund.

[171] Unter den Unternehmungen dieser Art ist ein Vorstoß besonders hervorzuheben, bei dem es am 17. Juli gelang, die Flugzeuge durch die Minenfelder hindurch bis vor den Finnischen Meerbusen zu bringen und auf Reval anzusetzen. In glänzender Flugleistung gelangten die angesetzten 4 Flugzeuge unter der hervorragenden Führung des "Fliegers von Tsingtau", Kapitänleutnant Plüschow, an ihr Ziel und warfen ihre Bomben mit gutem Erfolge auf die Werftanlagen des gerade erwachenden Reval ab.

In engem Zusammenhang mit diesen kombinierten Flugzeugunternehmungen muß ein Torpedobootsvorstoß erwähnt werden, der, angesetzt von dem bereits erwähnten, von frischem Draufgängertum beseelten F. d. VI. A. G., Kontreadmiral Langemak, von der X. Flottille mit außerordentlichem Schneid unter dem Kommando ihres vorzüglichen, vorbildlichen Flottillenchefs, Korvettenkapitäns Wieting, eines der bewährtesten und verantwortungsfreudigsten Unterführers der Ostseekriegführung, durchgeführt wurde, aber sehr starke Verluste zeitigte.

U-Boote hatten die Nachricht aus dem Finnischen Meerbusen mitgebracht, daß ein Torpedobootsangriff auf die Bewachungsstreitkräfte im Eingang des Finnischen Meerbusens sehr lohnend sein würde.

Trotz peinlich gewissenhafter Vorbereitung und Ausarbeitung des Plans führte der Vorstoß zu einem Mißerfolg: nur 4 der 11 Boote starken Flottille kehrten zurück, 7 der modernsten, erst im Laufe des Sommers für alte Boote eingetauschten Zerstörer liefen am 11. November auf Minen und sanken. Man hatte trotz aller Vorsicht die Minengefahr unterschätzt. Als ein Glück mußte es bezeichnet werden, daß dank der opferfreudigen Haltung der unverletzten Boote die gesamten Besatzungen von etwa 700 Mann bis auf 19 gerettet werden konnten. Der einzige Erfolg dieses Vorstoßes war eine kurze Beschießung von Baltischport.

Die U-Bootsunternehmungen litten zunächst darunter, daß der Ostsee keine großen U-Boote zur Verfügung gestellt werden konnten. Die großen Boote "U 9" und "U A" wurden zu Schulzwecken gebraucht, und "U 10" ging Anfang Mai in der östlichen Ostsee auf einer Wartestellung nördlich Gotland auf nicht aufgeklärte Weise verloren. Von den kleinen U-Booten, den sogenannten "U B"-Booten, waren im Jahr 1916 die Boote "U B 2", "U B 5", "U B 20", "U B 30", "U B 31", "U B 32", "U B 33", "U B 36" nacheinander in der östlichen Ostsee tätig; an minenlegenden Booten traten die "U C"-Boote "U C 4", "U C 25" und "U C 27" in Erscheinung, und von großen Booten hielten sich vorübergehend "U 47", "U 19" und "U 22" im Osten auf.

Die Haupttätigkeit der kleinen Boote bestand in der Besetzung von Wartestellungen vor dem Rigaischen Meerbusen, dem Finnischen Meerbusen und der Aalandsee. Mehrfach wurden sie jedoch zum Handelskrieg auch in die Bottensee entsandt und hatten hier des öfteren schöne Erfolge, indem sie Bannwarenschiffe [172] aufbrachten, mit einer Prisenbesatzung nach Libau bringen ließen und dadurch doch häufig eine Unterbrechung des für Deutschland unerwünschten russisch-schwedischen Handelsverkehrs verursachten. Geeigneter und wirksamer waren jedoch die großen Boote, die bedeutend länger auf Position bleiben konnten und den Handel länger abstoppten.

Besonders erfolgreich waren die Minen-U-Boote, die trotz der enormen Minenverseuchung im Finnischen Meerbusen, die Sperren untertauchend, ihre Minen an der südlichen Seite des Busens vom Moonsund bis Reval hin streuten und darüber hinaus sogar bis an die Inseln im östlichen Teil des Finnischen Meerbusens trugen und so nicht nur den Weg vom Moonsund nach Reval, sondern auch von Reval und Helsingfors nach Kronstadt mit Erfolg gefährdeten. Die Leistungen der U-Boote im Finnischen Meerbusen müssen besonders hoch anerkannt werden, da die schlauchartige, lange Gestalt des Busens mit den intensiven Sperr- und Bewachungsmaßnahmen der Russen ihre Arbeit zu einer außerordentlich schwierigen machten.

Das eigentliche Gebiet des Kleinkriegs in der höchsten Vollendung war der Eingang zum Rigaischen Meerbusen - auch die "Irbe-Straße" genannt. Die Irbe ist ein kleiner Fluß, der an der nordkurländischen Küste mündet. Hier sind wohl alle Mittel des Kleinkriegs eingesetzt und geradezu mit verblüffender Meisterhaftigkeit gehandhabt worden.

Die Deutschen hatten die Aufgabe, dicht unter der kurländischen Küste unter dem Schutz der dort im Sommer 1916 aufgestellten Geschütze eine minenfreie Fahrstraße zu schaffen, um gegebenenfalls zur Entlastung ihres linken Heeresflügels U-Boote oder Torpedoboote in den Meerbusen hineinschicken zu können. Die Russen suchten dies in Erinnerung an den deutschen Einbruch August 1915 mit allen Mitteln zu verhindern.

Die außerordentlich schwierigen navigatorischen Verhältnisse in der Irbe-Straße machten das Motorboot zur Hauptwaffe. Tagaus, tagein, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, suchten sich diese kleinen Fahrzeuge unter der vorbildlichen Führung ihres Chefs, des Kapitänleutnants Weidgen, mühsam einen Weg zu bahnen durch Minen-, Netz- und Schiffssperren, dabei beschossen von feindlichen Bewachungsstreitkräften und beworfen von feindlichen Fliegern. Ihr schlimmster Gegner war aber das feindliche Motorboot, das bei Nacht und Nebel sich ungesehen an die kurländische Küste heranpirschte und das eben freigemachte Gebiet von neuem verseuchte.

Dieses Vorgehen der Russen führte auch deutscherseits zur Verwendung des Minenräumbootes als Minenträger. Die Minenräumboote konnten etwa drei kleine Minen nehmen. In schwierigen nächtlichen Unternehmungen haben sie nach Vollendung ihres Tagewerks als "Minenräumer" als "Minenträger" einen "Minenschild" vor ihr tägliches Arbeitsgebiet gelegt, um sich so des Nachts vor Zerstörung ihres Tagewerks zu schützen; ja, sie gingen noch weiter, sie benutzten [173] diesiges, d. h. unsichtiges Wetter, um Minen in die Bewachungsstellung der feindlichen Seestreitkräfte zu tragen, mit gutem Erfolge, wie später - am 21. August - durch Untergang des russischen Zerstörers "Dobrowolez" erkannt wurde.

Diese Minentätigkeit genügte jedoch nicht, um die Russen unschädlich zu machen: die Motorboote mußten mit Maschinenkanonen bewaffnet werden und nächtlicherweile in den bei Tage abgesuchten Strecken patrouillieren.

Um das Herannahen feindlicher Motorboote rechtzeitig zu bemerken, wurden an Land "Geräuschempfänger" aufgestellt, auf deren Warnung hin das fragliche Gebiet von den Geschützen mit "Leuchtgranaten" abgestreut wurde; in deren Licht wurde dann der Feind entdeckt und von den eigenen Motorbooten angegriffen. Diese intensive Kampftätigkeit auf dem Wasser begleitete eine nicht minder hartnäckige Kampftätigkeit in der Luft.

Von ihren Flugstationen Arensburg, Lebara (Ostseite der Halbinsel Sworbe auf Ösel), Zerel (Südkap von Sworbe) und Kielkond (Westkap von Ösel) suchten die Russen dauernd die Arbeiten der deutschen Minenräumboote mit Bomben-und M. G.-Flugzeugen zu stören. Sie haben ihren Zweck nie erreicht. Die deutschen Flugstationen in Kurland (Libau, Windau, Angernsee an der Ostseite Kurlands) haben mit nie rastendem Kampfeseifer und zäher Energie bei Tag und Nacht ihre Kameraden auf dem Wasser geschützt und oft mit glänzendem Erfolg die feindlichen Flugstationen angegriffen. So wurden durch Bombenwürfe eine Halle in Arensburg und die Halle auf der kleinen Insel Runö dem Erdboden gleichgemacht. Es ist mancher harte Luftkampf ausgefochten worden, auch gegen die russischen Großflugzeuge, die sogenannten Sikorskys (Konstrukteur), die von Riga aus es besonders auf Angernsee abgesehen hatten. Aber der Schneid der deutschen Kampfeinsitzer hat auch sie in Schach zu halten verstanden.

Besonderer Erwähnung bedürfen noch die Torpedoflugzeuge, die, im Sturzflug bis dicht über das Wasser niedergehend, einen Torpedo auf feindliche Fahrzeuge entsandten. Auf sie wird noch zurückzukommen sein. Gleichzeitig konnten diese Flugzeuge auch eine bestimmte Art von Minen legen. Sie waren im Angernsee stationiert und wurden zur Verseuchung der "Irbe-Straße" und der Ansteuerung von Dünamünde (Riga) herangezogen.

Zur Luftfernaufklärung standen im Laufe des Jahres verschiedene Luftschiffe vorübergehend zur Verfügung. Sie haben vor allen Dingen die im offenen Seegebiet minenfreie Fahrstraßen feststellenden Minensuchverbände gesichert. Zu den geplanten großen Angriffen auf Helsingfors und Reval kam es wegen ungünstiger Wetterverhältnisse in der in Frage kommenden Jahreszeit der langen Nächte nicht.

An Angriffsfahrten verdienen jedoch hervorgehoben zu werden ein Angriff von "S L 8" auf die Befestigungen im Moonsund und auf die Hafenanlagen von Pernau am 1. Mai und ein Angriff von "S L 9" auf Mariehamn auf Aaland am [174] 26. Juli, wobei ein großes Munitionslager zerstört wurde. Diese Fernfahrten nach dem Aalandarchipel konnten erst unternommen werden, nachdem die Luftschiffhalle bei Wainoden (40 sm östlich Libau an der Bahn Libau - Mitau) am 4. Juni fertiggestellt war.

Zwei Luftschiffe gingen im Laufe des Jahres in der Ostsee verloren. Am 1. Mai stieß "S L 3" infolge Ruderklemmens zwischen Gotland und Kurland aufs Wasser auf, brach durch und mußte durch Leuchtsterne in Brand geschossen werden; am 28. Dezember setzte der Kommandant von "L 38" sein durch Eis- und Schneelast manövrierunfähig gewordenes Luftschiff nördlich Libau bei Seemuppen auf einen Wald, um nicht ins Wasser zu fallen. Das Luftschiff ging dabei verloren.

Um dem mühevollen Kleinkrieg zu einem Erfolge zu verhelfen und möglichst alle Kampfmittel im Zusammenwirken am Schluß der guten Jahreszeit noch einmal auf die Bewachungsstreitkräfte im Riga-Busen ("Slawa", "Diana", "Amur", Torpedoboote) anzusetzen, entschloß sich der Kontreadmiral Langemak, der nach Zurückziehung der letzten Linienschiffe als einziger Admiral und B. d. A. d. O. im Osten verblieben war, zu einem Scheineinbruch in den Riga-Busen. Vorher sollten die drei U-Boote "U B 30", "U B 31" und "U B 33" auf der inzwischen fertiggestellten Einbruchsstraße, vom Feinde unbemerkt, hinter der Minensicherung zweier Minenräumboote - natürlich in angemessenen Abständen - hineingebracht werden.

Dieses Hineinbringen der U-Boote stellte naturgemäß den wesentlichsten und schwierigsten Teil der ganzen Unternehmung dar. Dank der hervorragenden Vorbereitung der Operationen gelang der Einbruch wider Erwarten am 11. September ausgezeichnet; am 12. September waren alle drei U-Boote auf der befohlenen Position innerhalb des Busens. Gleichzeitig war ein großes U-Boot in den Finnischen Meerbusen entsandt, um etwa von dort zu Hilfe auslaufende Streitkräfte anzugreifen.

Zur weiteren Vortäuschung eines Unternehmens auf breitester Basis ließ der B. d. A. d. O. den Torpedobooten der X. Flottille durch leichte Scheibenleinwand-Aufbauten die Konturen moderner Panzerkreuzer geben und sie in großer Entfernung von Ösel eine Beobachtungsstellung einnehmen. Ebenso wie die U-Boote waren die Torpedoflugzeuge auf den Scheineinbruch vorbereitet, sie sollten angreifen, sobald sich die schweren Streitkräfte zur Verteidigung der "Irbe-Straße" näherten.

Nachdem so alles auf Position geschickt und genau unterrichtet war, stieß der B. d. A. d. O. selbst mit den drei Kleinen Kreuzern und seinen Torpedobooten von Windau aus unter der nordkurländischen Küste vor, um die russischen Streitkräfte aus dem Moonsund und der Arensburger Bucht anzulocken und auf die eigenen U-Boote zu ziehen oder sie den T-Flugzeugen zum Angriff in die Arme zu treiben. Das Herauslocken gelang durchaus, nur blieb leider der erwünschte [175] U-Bootserfolg aus. Die U-Boote hatten zu wenig Schießpraxis, sie schossen vorbei oder aber kamen gar nicht zum Schuß. Dafür gelang es der Torpedoflugzeugstaffel, den Erfolg der Unternehmung zu retten. Im heftigen Feuer der "Slawa" ging sie unter Führung des Oberleutnants z. S. Edler, verschleiert durch die anderen Flugzeuge, gegen dieses Linienschiff in der Arensburger Bucht vor, das sich, gesichert durch 6 Zerstörer, in Fahrt befand. Bedauerlicherweise drehte die "Slawa" selbst noch rechtzeitig ab; dafür wurde aber ein Zerstörer das Opfer des Angriffs und der Preis des glänzend angelegten, wenn auch nicht mit vollem Erfolg durchgeführten Unternehmens. Dennoch bleibt es ein der Überlieferung würdiges Zeichen für den Unternehmungsgeist der Führung und den Schneid der Unterführer und ihrer Untergebenen.

Zur Vervollständigung der Kriegsereignisse sei erwähnt, daß am 1. August die Nordbatterie Libaus und am 5. September die Südbatterie fertiggestellt wurde. Beide bestanden aus je vier 24-cm-S K (Schnell-Lade-Kanonen) der alten "Kaiser-Friedrich"-Klasse.

Wenn auch den Ostseestreitkräften 1916 kein "Skagerrak" beschieden war, so durften sie doch das stolze Bewußtsein haben, den Nordseekameraden ein "Skagerrak" ermöglicht zu haben.


Das Kriegsjahr 1917.

Der die beiden Jahre 1916 und 1917 verbindende Winter zeichnete sich durch ungewöhnliche Kälte und dadurch bedingte starke Eisbildung allenthalben aus. Besonders in der westlichen Ostsee traten Eisverhältnisse ein, die für diese Gegend als besonders ungünstig angesprochen werden mußten. Die überall sich bildenden großen Eisfelder und Eisblöcke führten zum zeitweisen Einstellen jeglicher Bewachung. Selbst das Linienschiff am Sund, die schwimmende Festung, mußte im Februar für eine Zeit der elementaren Gewalt des Eises weichen. Die Sperren litten naturgemäß auch unter dem Eise; die Minen wurden vielfach losgerissen oder auch zur Detonation gebracht, und die Netzsperren hatte man vor Beginn der Eisperiode zum großen Teil versenkt, um ein Zerreißen der Netze und Abreißen der Bojen zu verhindern.

Erst ganz allmählich konnte die Bewachung in der zweiten Hälfte des Februar hier und da wieder aufgenommen und anschließend daran im Frühjahr die Erneuerung aller Sperrmittel durchgeführt werden, die sich dann bei ihrer Vielseitigkeit bis weit in den Sommer hinein erstreckte.

Der Beginn des Jahres brachte der westlichen Ostsee in dem Vizeadmiral Schmidt v. Schwind einen neuen Befehlshaber, der das Kommando über die Küstenschutz-Division von dem Vizeadmiral Mischke am 8. Januar übernahm. Mit diesem schied ein Admiral aus dem Ostseeverbande, dessen Name in der Geschichte der Verteidigung der Ostsee stets einen guten Klang behalten wird.

[176] Der Krieg am Sund erfuhr insofern eine Veränderung, als im Mai der Sundbewachung zum ersten Male U-Boote zu Operationen im Kattegat und Skagerrak zur Verfügung gestellt wurden.

Der hervorragend funktionierende Nachrichtendienst an der schwedischen und dänischen Küste ließ die Torpedobootsvorstöße immer aussichtsloser erscheinen; man wollte daher den Handelskrieg durch schwerer zu beobachtende U-Boote wirksamer gestalten, "U C 79", "U B 33" und "U B 35" wurden zu diesem Zweck der Küstenschutzdivision zugeteilt. Ihre Unternehmungen dauerten im allgemeinen zwei Wochen. Sie sollten auf der Höhe Skagen - Christiansand Handelskrieg führen, den Verkehr vor Christiansand beobachten und die Schiffahrt im Kattegat auf ihrem Hin- und Rückmarsch unter Kontrolle nehmen. Anfänglich haben die U-Boote ganz schöne Erfolge erzielt und mehrfach Prisen einbringen können, da der Schiffsverkehr bei Skagen auf offener See noch ziemlich rege war. Bald nach Beginn der U-Bootstätigkeit änderte sich jedoch das Bild. Man begann auf seiten der Handelsschiffahrt auch im Kattegat und Skagerrak die Hoheitsgrenzen genau auszufahren und dadurch den U-Booten das Beutemachen bedeutend zu erschweren. Da die Beute so immer geringer wurde, zog man im Juli die U-Boote wieder zurück; sie hatten insgesamt 21 Schiffe eingebracht, von denen 5 mit der Ladung verfielen. Bei 4 Schiffen wurde die Ladung gelöscht, der Rest durfte unbehelligt die Weiterreise antreten.

Der am 1. Februar 1917 eröffnete uneingeschränkte U-Bootskrieg hatte zwar keinen unmittelbaren Einfluß auf das Ostseegebiet - denn hier wurde kein Kriegs- oder Sperrgebiet erklärt -, dennoch machte er sich aber mittelbar insofern auch in der Ostsee und besonders am Sund fühlbar, als mit zunehmender Verseuchung der Nordseeflußausgänge durch die Engländer die deutschen U-Boote immer mehr auf den An- und Rückmarsch durch das Kattegat und Skagerrak angewiesen wurden.

Diese Tatsache führte zu einem ausgedehnten Lotsen- und Geleitdienst der Bewachungsstreitkräfte am Sund für die U-Boote und stellte erstere auch in den Dienst des U-Bootskrieges. Naturgemäß übten die Bewachungsstreitkräfte am Sund nun ihrerseits eine erhöhte Anziehungskraft auf die Engländer aus. So kam es, daß Anfang November englische leichte Streitkräfte ins Kattegat einbrachen. Das Hilfsschiff "K", das zu der Zeit im östlichen Kattegat operierte, kam mit den englischen Streitkräften ins Gefecht und wurde abgeschossen. Außer diesem Hilfsschiff fielen den Engländern bei diesem Vorstoß noch einige Fischdampfer, die bei Anholt ihrem Beruf oblagen, in die Hände.

Neben dem Lotsen- und Geleitdienst für die eigenen U-Boote blieb die Überwachung des Handels am Sund in unverminderter Anstrengung bestehen. Zwar hatte der U-Bootskrieg die Zahl der größeren Dampfer und damit den Umfang der Tonnage herabgesetzt; dafür verkehrten aber um so mehr kleinere Fahrzeuge durch den Sund, besonders schwedische Segler. Wie schwer aber der Unter- [177] suchungsdienst an solchen kleinen Segelschiffen ist, kann nur der ermessen, der solche Unternehmungen an Bord eines Torpedobootes miterlebt hat.

In diesem Zusammenhang sei festgestellt, daß im Jahre 1917 4852 von Norden und 5108 von Süden kommende, also insgesamt 10 000 Schiffe, untersucht worden sind.

Die umfangreichen Aufgaben der Küstenschutz-Division, deren Befehlsbereich die ganze westliche und mittlere Ostsee einschließlich der Ostseeausgänge umfaßte, verlangte im Sommer 1917 eine Trennung in zwei Befehlsbereiche. So wurde am 15. August 1917 durch Allerhöchste Kabinettsorder der Sicherungsverband der westlichen und der mittleren Ostsee (B. S. w. O. und B. S. m. O.) gebildet, während gleichzeitig die Küstenschutz-Division aufgelöst wurde. An die Spitze der ersteren trat Kontreadmiral Nordmann.

Sein Befehlsbereich umfaßte das Ostseegebiet westlich der Linie Marienleuchte (Fehmarn) - Hyllekrog (Inselchen südlich Laaland) und die Belte, also kurz die Kieler Bucht und ihre Zugänge. Neben den bisherigen Aufgaben der Küstenschutz-Division kamen noch als besonders wichtige hinzu, die Vorarbeiten für etwaige die Ostsee angehende neue Kriegsfälle zu treffen, deren Entwicklungsmöglichkeit auf Grund des U-Bootskrieges nicht von der Hand zu weisen war.

Die Streitkräfte des B. S. w. O. waren S. M. S. "Deutschland", später dafür S. M. S. "Stettin", Division Aarösund, Vorpostenhalbflottille Kiel, die Minenschiffe "Nautilus", "Deutschland", "Möwe", der Netzsperrverband der Ostsee (2 Dampfer und eine Anzahl Netzleichter), der Sicherungsverband Heiligenhafen (die Fischermotorboote) und das Hilfskriegschiff "Prinz Waldemar".

Der B. S. m. O. umfaßte die mittlere Ostsee mit dem Sund und bildete die Brücke zwischen dem B. S. w. O. und B. d. A. d. O. Seine Dienstobliegenheiten übernahm der bisherige Chef der Küstenschutz-Division.

Der laufende Seekrieg in der östlichen Ostsee im Jahre 1917 kann mit wenigen Worten abgetan werden. Zunächst schlossen die Eisverhältnisse bis in den April hinein jegliche Kriegstätigkeit aus; noch im Mai befanden sich in dem südöstlichen Teil des Rigaischen Meerbusens große Eisfelder. Dann ließen die politischen Verhältnisse in Verfolg der ersten russischen Revolution ein Einstellen der offensiven Tätigkeit für eine geraume Zeit zweckmäßig erscheinen, und schließlich war wegen der noch weiteren Beschränkung der Seekriegsmittel, besonders der U-Boote, angeordnet worden, auch die wenigen Zufahrten zu dem großen Minengebiet in der nördlichen Ostsee (vgl. 1916) lückenlos zu schließen, eine Aufgabe, deren sich der mit Jahresbeginn aus der Türkei zurückgekehrte, neu zum B. d. A. d. O. ernannte Kontreadmiral Hopman schnell ohne Zwischenfall entledigte.

Mit Rücksicht auf den uneingeschränkten U-Bootskrieg in der Nordsee standen nur die U-Boote "U C 57", "U C 58" und "U C 78" sowie "U B 27" der östlichen Ostsee zur Verfügung. Da Riga- und Finnen-Busen für offensive Tätigkeit lange Zeit gesperrt waren, führten die Fahrten der U-Boote hauptsächlich in [178] die Bottensee, um hier Handelskrieg zu führen und die Zufahrten zu den finnischen Häfen Wasa, Mäntyluoto, Raumo, Abo (Nordschären) und Mariehamn durch Minen zu verseuchen. Trotz der sehr schwierigen Passage durch die stark mit Minen verseuchte Aalandsee erreichten sie stets ihr Ziel und führten alle ihre Aufträge mit sehr viel Geschick und Ausdauer durch.

Ihre Hauptleistung liegt jedoch in der Unterstützung der Armee bei der Eroberung von Riga, wobei "U C 78" und "U C 57" im Rigaischen Meerbusen angesetzt worden waren. Dank der erfolgreichen Kleinkriegstätigkeit in der "Irben-Straße" seitens der Minenräumer und Flieger, die ihre Arbeit gleich zäh und opferfreudig fortsetzten, war der recht schwierige Einbruch in den Rigaischen Meerbusen kurz vor Beginn der Armeeoperationen bei Riga gelungen. Planmäßig haben dann die beiden U-Boote Sperren vor dem Südausgang des Moonsundes gelegt, planmäßig haben sie die Ostküste des Riga-Busens beschossen und dadurch den Feind im Rücken beunruhigt und sich so lange der energischen Verfolgung zu entziehen gewußt, bis ihnen kurz nach dem Falle Rigas von den über Land nach Mitau und von da die Aa abwärts geschafften Minenräumboote eine freie Einfahrt nach Dünamünde ermöglicht war. So unscheinbar ihre Hilfe auch äußerlich erscheinen mochte, so haben sie doch wesentlichen Anteil an dem Erfolg, indem sie die Russen daran hinderten, die Seeherrschaft im Meerbusen zur Geltung zu bringen und der Armee Unterstützungen über Wasser zuzuführen.

Das wichtigste und ein militärgeschichtlich auch für alle Zukunft bedeutungsvolles Ereignis bildete die Eroberung der baltischen Inseln.

Den Seestreitkräften, die unter dem Vizeadmiral Ehrhard Schmidt mit Kapitän z. S. v. Levetzow als Chef des Stabes einen "Sonderverband für Ostsee" bildeten, war die Aufgabe gestellt:
      1. Ein Landungskorps, bestehend aus einer verstärkten Infanterie-Division unter dem Befehl des Generalkommandos XXIII. R. K. sicher nach Ösel überzuführen und dort zu landen.
      2. Durch baldiges Eindringen in den Rigaischen Meerbusen die rechte Flanke des Landungskorps gegen See zu sichern und den Angriff gegen den Brückenkopf Orissar (am Übergange nach der Insel Moon) und gegen die Insel Moon selbst mit allen Kräften zu unterstützen.

Ösel.

[179]
      Skizze 6: Ösel.

Die Buchten Ösels im Rigaischen Meerbusen kamen für eine Landung nicht in Frage, solange die "Irben-Straße" von den schweren Geschützen bei Zerel (1917 neu angelegt, Schußweite 30 km) beherrscht wurde. Der gegebene Ausschiffungsort für das Landungskorps war daher die Tagga-Bucht, die, an der Westseite der Insel gelegen, nach Größe und Lage allen Anforderungen entsprach. Fliegeraufnahmen bestätigten, daß die Russen die von der Bucht her drohende Gefahr erkannt und versucht hatten, sie durch Batterien auf Kap Hundsort und Ninnast und Schützenstellungen abzuwenden. Die Landung mußte also, sollte sie nicht schwere Opfer kosten, überraschend mit Sonnenaufgang erfolgen.

[179=Karte] [180] Dies bedingte den Anmarsch durch die Minenfelder westlich Ösel bei Nacht und, mit Rücksicht auf die unzuverlässigen Mittel der Transporter, eine umfangreiche Befeuerung, die erst in der letzten Nacht - gegen Land abgeblendet - ausgelegt werden durfte. Zur Täuschung und Ablenkung des Feindes sollten gleichzeitig mit dem Angriff auf die Tagga-Bucht die Befestigungen von Sworbe (südliche Halbinsel Ösels) und die Fluganlagen von Papensholm (Kielkond auf der Westseite Ösels) unter Feuer genommen werden.

Vor dem eigentlichen Anmarsch mußte der beabsichtigte Weg unbemerkt vom Feinde auf Minenfreisein kontrolliert werden.

Die Landung selbst konnte erst nach Niederkämpfung der Batterien und Einnahme einer Brückenkopfstellung erfolgen. Die hierfür erforderlichen Truppen - etwa 4500 Mann - mußten als Vortrupp von den Seestreitkräften übergeführt werden.

Mit dem Einlaufen der Transportflotte in die Tagga-Bucht war diese und das Seegebiet zwischen Ösel und Dagö gegen U-Boote und feindliche Überwasserstreitkräfte zu sichern. Hierfür und für die späteren Operationen in der Kassar-Wiek, die den Übergang der Armee von Ösel nach Moon zu unterstützen hatten, mußten die Seestreitkräfte Herren des Soëlo-Sundes zwischen Ösel und Dagö sein, d. h. Pamerort auf der Südseite des Sundes nehmen und die auf der Südspitze Dagös liegende Batterie Toffri unschädlich machen. Die Landung von rund 500 Mann genügte für diese Aufgabe. Die Armee forderte aber in Verfolg dieses Gedankens die Landung von weiteren 3000 Radfahrern und einigen Geschützen, um durch diese am Brückenkopf von Orissar die Ösel-Besatzung abzuschneiden.

Dazu bedurfte es wiederum des rechtzeitigen Vordringens der Seestreitkräfte durch die "Irben-Straße" bis zum Moonsund. Die "Irben-Straße" und der nordwestliche Teil des Rigaischen Meerbusens waren vom Feinde dicht mit Minen gesperrt. Die schweren Geschütze auf Zerel beherrschten die Enge und forderten für einen gewaltsamen Durchbruch hohen Einsatz. Sie mußten daher vor dem eigentlichen Durchbruch fallen. Die minenfreie Durchfahrtsstraße für schwere Streitkräfte war jedoch inzwischen beschleunigt so weit vorzubereiten, daß der Einbruch sofort nach dem Fallen der Batterie Zerel erfolgen konnte.

Im Moonsund lagen nach Fliegerbeobachtung zwei ältere Linienschiffe, Panzerkreuzer, Kleine Kreuzer, Kanonenboote, Zerstörer und Torpedoboote. Ihre Rückzugsstraße durch den Nordmoonsund mußte vorher durch Minen von U-Booten aus gesperrt und durch U-Boote bedroht werden. Gleichzeitig war der Südausgang des Moonsundes von U-Booten so lange zu bewachen, bis die deutschen Überwasserstreitkräfte zur Stelle sein konnten.

Auf Grund all dieser Erwägungen wurde im Einvernehmen mit dem Generalkommando XXIII. R. K. und unter Billigung des die Oberleitung führenden A. O. K. 8 vom "Chef des Sonderverbandes für Ostsee" ein genauer Operationsplan aufgestellt.

[181] Trotz der sehr ungünstigen Witterung Ende September und Anfang Oktober konnten die vorbereitenden Minensucharbeiten in der "Irben-Straße" - der Angelpunkt der Gesamtoperationen - bis zum 8. Oktober so weit gefördert werden, daß man den Beginn der Operationen auf den 11. Oktober festsetzen durfte.

Es waren überzusetzen rund 23 000 Köpfe, 5000 Pferde, 1400 Fahrzeuge, 150 Maschinengewehre, 54 Geschütze (von 7,6- bis 21-cm-Kaliber), 12 Minenwerfer und Munition und Proviant für 30 Tage.

Dafür waren - abgesehen vom Vortrupp - 17 Dampfer bereitgestellt, Größe im allgemeinen 6000 bis 7000 Tonnen, der größte 11 515 Tonnen, der kleinste 1753 Tonnen. Dazu kam der erforderliche Troß, bestehend aus einem Flugzeugmutterschiff, drei Kohlen- und Heizölfahrzeugen, einer Bergungsgruppe, mehreren Schleppern mit Seeleichtern und drei Lazarettschiffen. Die gesamte Handelsschifftonnage betrug 153 664 Tonnen. Der Dampferpark genügte nicht, um das Landungskorps mit voller Bagage in einer Fahrt überzuführen; es mußten zwei Staffeln gebildet werden.

Am 10. Oktober war alles eingeschifft. Die Transportflotte lag klar zum Auslaufen im Kriegshafen, der Troß auf der Reede von Libau.

Die Tagga-Bucht war durch ein U-Boot erkundet worden, der Weg dorthin war abgesucht und ein Weg für Großkampfschiffe bis Michailowsk an der nordkurländischen Küste gebahnt worden.

Mittags trat als erste die Suchflottille unter Fregattenkapitän v. Rosenberg mit dem Landungskorps für Pamerort und den auszulegenden Feuerschiffen den Vormarsch an.

"Moltke" - das Flaggschiff des Sonderverbandes - mit dem III. und IV. Geschwader lag in der Putziger Wiek (innerhalb Hela) klar, die II. Aufklärungsgruppe, der I. Führer der Torpedoboote und das Gros der Torpedobootsflottillen in Libau, der B. d. A. d. O. mit seinen Streitkräften in Windau.

Die Landung: Das Auslaufen aller Gruppen am 11. Oktober morgens ging planmäßig vor sich. Das Wetter war gut. Am 12. Oktober, 3 Uhr Vm., lag die Flotte mit einer Stunde Verspätung vor der Tagga-Bucht vor Anker. Die Ausschiffung der auf dem III. Geschwader überführten Truppen in die Motorruderbarkassen der großen Schiffe und das Sammeln des Vortrupps unter Bedeckung der I. Flottille vollzog sich glatt. Die II. Flottille übernahm die Spitze des Vortrupps und lief voraus.

Um 420 Uhr Vm. nahm die Flotte die Bombardementsstellungen ein:

    Der I. Führer der Torpedoboote, Kommodore Heinrich, mit "Bayern" zur Deckung der Landung, bei Pamerort,

    der Chef des III. Geschwaders, Vizeadmiral Behncke, mit "König", "Kronprinz", "Großer Kurfürst" und "Markgraf" vor Batterie Ninnast,

    [182] der II. Admiral des IV. Geschwaders, Kommodore Meurer, mit "Kaiser", "Kaiserin" und "Prinzregent Luitpold" gegenüber Batterie Hundsort. "Moltke" folgte dem Vortrupp in die Tagga-Bucht.

Beim Einnehmen der Bombardementsstellungen liefen "Bayern" und "Großer Kurfürst" auf Minen; beide blieben bereit, ihre Aufgabe durchzuführen.

530 Uhr Vm. begann die Landung. Sie erfolgte vollkommen überraschend und stieß nur auf geringen Widerstand, der schnell gebrochen wurde. Auch die Batterien waren schnell zum Schweigen gebracht. 645 Uhr Vm. konnte die Transportflotte in die Tagga-Bucht einlaufen. 815 Uhr Vm. begann die Ausschiffung, 10 Uhr Vm. war sie in vollem Gange. 7 Uhr Vm. ging ein Funkspruch vom Führer der Torpedoboote auf "Emden" ein, daß die Landung bei Pamerort begonnen habe, die Batterie bei Toffri auf Dagö niedergekämpft sei. 830 Uhr Vm. meldete die 13. Halbflottille, daß Flug- und F. T.-Station Papensholm beschossen seien, 840 Vm. der Chef des IV. Geschwaders, Vizeadmiral Souchon, daß die Demonstration gegen Sworbe beendet sei, der Feind nicht gefeuert habe. Der erste Abschnitt war damit restlos beendet.

Unternehmung gegen Oesel

[176a]
      Unternehmung gegen Oesel. Die Insel unter dem Feuer der deutschen Flotte.

Die Eroberung von Ösel, Moon und Dagö: Noch während der Ausschiffung des Landungskorps bei Pamerort ging der Chef der Suchflottille v. Rosenberg nach Erkundung und Betonnung des Soëlo-Sundes mit seinen Booten in die Kassar-Wiek (Gewässer innerhalb der Inseln Ösel - Dagö) vor, damit den Kampf um die Herrschaft in diesem Gebiet noch am Landungstage eröffnend. Er hat mehrfach zu erfolgreichen Gefechten geführt, meist gegen einen an Zahl und Artillerie überlegenen Gegner. Unter Führung des I. F. d. T., Kommodore Heinrich, haben Boote der II. Flottille, 12. und 13. Halbflottille, unterstützt und gedeckt durch das Feuer von "Kaiser" und "Emden", den Feind bis in den Moonsund zurückgeworfen. Hierbei wurde am 14. Oktober der Zerstörer "Grom" genommen und ein Kanonenboot vernichtet. Die deutsche Kriegsflagge hat auf "Grom" über der russischen geweht. Leider ist das Boot beim Einschleppen gekentert; auf deutscher Seite waren drei Minentreffer auf drei Torpedobooten zu verzeichnen, von denen eins gesunken ist.

Die Zerstörung der Batterien auf Sworbe: Am 14. Oktober morgens erbat Infanterie-Regiment 131 das Feuer der Schiffsgeschütze gegen die Batterien von Sworbe. 3 Uhr Nm. war der Chef des IV. Geschwaders, Vizeadmiral Souchon, mit "Friedrich der Große", "König Albert" und "Kaiserin" zur Stelle. Um 4 Uhr Nm. eröffneten die schweren russischen Batterien von Zerel das Feuer. Darauf begann deutscherseits die Beschießung, die bis Dunkelwerden fortgesetzt wurde. Am nächsten Morgen wurde erkannt, daß der Feind die Batterie aufgab und durch Feuer und Sprengung zerstörte. Damit war der dritte Abschnitt, der Einbruch in den Rigaischen Meerbusen, vorbereitet.

'Slawa' kurz vor dem Untergang.
Das bei der Insel Ösel-Dagö durch deutsche
Großkampfschiffe schwer beschädigte russische
Linienschiff "Slawa" kurz vor dem Untergang.
[Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 572.

'Slawa' während des Unterganges.
Das russische Linienschiff "Slawa" während
des Unterganges.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 573.
Der Einbruch in den Rigaischen Meerbusen: Der B. d. A. d. O., Kontreadmiral Hopman, hatte die Minenräumarbeiten in der "Irben-Straße" trotz des [183] Feuers der Batterie Zerel mit Nachdruck weiterbetrieben und bis 13. Oktober gute Fortschritte erzielt, obgleich Sperre auf Sperre folgte. Am Abend des 13. Oktober erhielt der B. d. A. d. O. den Befehl, ohne Rücksicht auf Zerel, dessen Fall für den nächsten Tag zu erwarten war, in Richtung Arensburg durchzubrechen. Zu seiner Unterstützung wurde der Chef des III. Geschwaders, Vizeadmiral Behncke, mit "König" und "Kronprinz" herangerufen. Dem Befehl wurde, dank der Energie der Führer, mit einer Schnelligkeit entsprochen, die alle Erwartungen übertraf. Als Sworbe am 16. Oktober morgens fiel, standen die Seestreitkräfte vor Arensburg, am Abend des gleichen Tages bereits vor dem Südausgang des Moonsundes. Damit war die Insel Ösel von deutschen Streitkräften umstellt, dem von deutschen Truppen nach dem Südosten der Insel gedrängten Feind das Entweichen über See unmöglich gemacht. Am 17. Oktober Morgens war der Moonsund erreicht, die Batterien auf Werder (auf der Ostseite) und Moon wurden niedergekämpft, die russischen Seestreitkräfte und die bereitgehaltenen Transporter in der Richtung nach Norden vertrieben, das Linienschiff "Slawa" vernichtet. Damit gehörte der "Ruhm" ("Slawa" bedeutet zu deutsch "Ruhm") dieses tapferen, stets geachteten Gegners der Vergangenheit an.

Ganz besondere Anerkennung verdienen in diesem Zusammenhange die Minensuchverbände, die ihren großen Brüdern den Weg bahnten und ihnen erst ihren Erfolg ermöglichten.

Während der Chef des III. Geschwaders den Moonsund von Osten forcierte, drang von Westen her der B. d. A. d. O. mit "Kolberg" und "Straßburg" in den sogenannten "kleinen Sund" ein, bereit, der Armee die für den Übergang erforderliche Hilfe zu leisten. Landungstruppen der Kreuzer besetzten am 17. Oktober die Batterien von Woi auf Süd-Moon.

Als in der Nacht vom 17. zum 18. Oktober die deutschen Truppen nach Moon übersetzten, war auch diese Insel von Osten, Süden und Nordwesten von deutschen Seestreitkräften umklammert. An ein Entkommen des Feindes nach dem Festlande war nicht mehr zu denken. Der Eroberung von Moon folgte am 19. Oktober die Besetzung von Dagö durch etwa 3700 Mann, nachdem eine Landungsabteilung (Kapitänleutnant v. Ahlefeld) einen Brückenkopf gegen Übermacht gehalten hatte.

Somit waren alle drei Inseln innerhalb einer Woche erobert.

Die geplante Unternehmung, den russischen Seestreitkräften durch Vorgehen gegen den Nordausgang des Moonsundes den Rückweg abzuschneiden, kam nicht mehr zur Durchführung, da der Feind den Moonsund zu schnell fluchtartig nach Osten räumte.

Mit der Eroberung der baltischen Inseln fand das Kriegsjahr 1917 seinen Abschluß. Deutschland kann stolz sein auf diesen Ausgang, der der verständnisvollen Zusammenarbeit von Heer und Marine, sodann der selbständigen Mitarbeit [184] und dem frischen Draufgehen aller Unterführer sowie schließlich der Hingabe der Besatzungen zu danken war und alle Zeit ein Ruhmesblatt in der Geschichte deutscher Seekriegführung bleiben wird.


Das Kriegsjahr 1918.

Das Kriegsjahr 1918 erhielt im allgemeinen sein Gepräge durch den Waffenstillstand und den im März 1918 folgenden Frieden mit Rußland. Die Widerstandskraft des einst so gewaltigen russischen Reiches war gebrochen, sein Zusammenbruch durch seine zweite Revolution im November 1917 besiegelt. Dieses gewaltige Ereignis mußte naturgemäß auch auf den Ostseekrieg zurückwirken, seine Rückwirkung trat in einem allgemeinen Abbau des Kriegsschauplatzes der Ostsee in die Erscheinung.

Ein sehr großer Teil der Ostseestreitkräfte wurde der Nordsee zugeführt, ein weiterer Schulzwecken zur Verfügung gestellt, wieder ein anderer aufgelöst. Die Befehlsverhältnisse über die in der Ostsee verbleibenden Seestreitkräfte wurden wie folgt neugeregelt:

Die Dienststelle des O. d. O. (Ostseebefehlshabers) wurde am 24. Januar aufgelöst; ihre Aufgaben übernahm das Marine-Stationskommando der Ostsee. - Die Dienstobliegenheiten der bisherigen Befehlshaber der mittleren und westlichen Ostsee übernahm als Befehlshaber der Sicherung der Ostsee (B. S. O.) der bisherige B. S. w. O. Im Osten wurde die Dienststelle des B. d. A. d. O. aufgelöst; seine Rechte und Pflichten gingen entsprechend der Neuregelung bei den vorgesetzten Behörden auf den dem Stationskommando unterstellten Befehlshaber der Marineanlagen in Libau und Kurland (B. M. A.) über. Zum B. S. O. traten: "Kolberg", "Hannover", IV. Torpedobootsflottille, 6 Hilfsstreuminendampfer, Vorpostenflottille der mittleren Ostsee, Aarösund-Division, Vorpostenhalbflottille Kiel, Netzsperrverband der Ostsee. Dem B. M. A. in Libau wurden zum Minenräumdienst unterstellt: 19. Torpedobootshalbflottille, III. Minenräumflottille und Vorpostenhalbflottille Ost.

Wenn auch mit dem Einstellen der Feindseligkeiten gegen Rußland östlich des 15. Längengrades eine grundlegende Änderung der Gesamtlage eingetreten war, so blieben doch in der westlichen Ostsee, d. h. in der Hauptsache im Sund, in den Belten und im vorgelagerten Kattegat, noch wesentliche Aufgaben zu erfüllen. Ihre erfolgreiche Lösung war um so schwieriger, je mehr die eigentlichen Kampfmittel abgebaut worden waren und sich der Schwerpunkt der Tätigkeit des B. S. O. in das Kattegat hinein vorschob.

Neben dem bisherigen Schutz der Ostsee gegen Eindringen feindlicher Streitkräfte von Norden her traten als neue Aufgaben das Aus- und Einbringen von U-Booten, Absuchen des Kattegats auf Minensperren, Vorgehen gegen feindliche U-Boote und U-Bootsfallen und nicht zuletzt die Handelskriegführung im Kattegat in den Vordergrund. Diese Steigerung der Aufgaben war in erster Linie [185] bedingt durch die Anfang Mai einsetzende Minenverseuchung des Kattegats durch die Engländer, mit der schon längst gerechnet worden war.

Dem Vorgehen der Engländer wurde durch Auslegen einer deutschen Minensperre auf der Linie Skagen - Paternoster entgegengewirkt.

Völlig mißlungener Handstreich der Engländer gegen Ostende.
Völlig mißlungener Handstreich der Engländer
gegen Ostende. Das zerschossene Wrack des
englischen Schlachtschiffes "Vindictive" nach
dem erfolglosen Versuch, durch Versenken von
Schiffen den Hafen von Ostende zu sperren.
April 1918.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 574.

Zwei versenkte englische Kreuzer in der Hafeneinfahrt von Zeebrügge.
Zwei versenkte englische Kreuzer in der
Hafeneinfahrt von Zeebrügge.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 575.
Gleichzeitig mit der Abwehr der englischen Offensivmaßnahmen im Kattegat erschien eine schärfere Kontrolle der Handelsschiffahrt in diesem Gebiet zur Unterstützung des U-Bootskriegs notwendig. Infolge Fehlens geeigneter Überwasserstreitkräfte mußten diese Aufgaben den Flugzeugen mit übertragen werden, die sie mit wechselndem Erfolge neben ihrer eigentlichen Aufklärungstätigkeit versehen haben. Der englische Angriff gegen Zeebrügge und Ostende im Frühjahr 1918 hatte gezeigt, wie der U-Bootskrieg England immer mehr zuzusetzen begann; ein ähnliches englisches Vorgehen gegen die Ostseeausgänge erschien daher nicht unwahrscheinlich. Dieser erneut in den Bereich größerer Wahrscheinlichkeit rückenden Gefahr wurde durch die Verstärkung der von den auslaufenden U-Booten hauptsächlich benutzten Aarösund-Passage Rechnung getragen, indem auf der Insel Aarö und bei Stagodde (nördlich der Haderslebener Föhrde) je 4 - 15-cm-Haubitzen aufgestellt wurden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß auch mit den verringerten Mitteln alles getan worden ist, um die mit der fortschreitenden Minenverseuchung in der Nordsee an Bedeutung für den deutschen U-Bootskrieg gewinnenden Ostseeausgänge vor dem Feinde zu schützen. Der erreichte Erfolg ist der Tatsache zu danken, daß auch auf dem stark zusammengeschmolzenen Rest der Ostseestreitkräfte im Jahre 1918 der Kampf- und Siegeswille ungebrochen war.

Zwar war mit dem Einsetzen der Waffenstillstandsverhandlungen mit Rußland im Anschluß an seine zweite Revolution der reguläre Krieg in der östlichen Ostsee zu Ende; dafür stellten aber die durch die Novemberrevolution 1917 in Rußland eingetretenen innerpolitischen Verhältnisse die deutsche Marine in der östlichen Ostsee vor eine neue, außerordentlich schwierige Kriegsaufgabe.

Die roten Horden, die mit furchtbarem Terror in Rußland die Gewalt an sich gerissen hatten, hatten in Finnland eine gleiche Bewegung ausgelöst und dieses nach nationaler Selbständigkeit ringende Land ebenfalls einer roten Schreckensherrschaft unterworfen.

Anfang des Jahres 1918 erbaten daher finnische Bevollmächtigte in Berlin von der deutschen Regierung tatkräftige Hilfe, um ihr Land von der Macht der Roten befreien zu können, eine Bitte, deren Erfüllung ihnen das mit der Welt um seine eigene Existenz ringende Deutsche Reich zusagte.

Der militärischen Lage in Finnland entsprechend - die Unternehmung zur Befreiung Finnlands war von dem Oberbefehlshaber der finnischen Weißen Garden, General der Kavallerie Freiherr v. Mannerheim, von der Westküste Finnlands aus angesetzt worden - wurde beabsichtigt, auch das deutsche Hilfsheer - die Ostseedivision unter dem Generalmajor Graf v. d. Goltz in [186] Stärke von etwa 12 000 Mann - nach einem geeigneten Hafen an der westfinnischen Küste in der Bottensee zu überführen. In Aussicht genommen waren dafür die beiden Häfen Raumo und Mäntyluoto.

Bei der sehr großen Entfernung genannter Häfen von Kiel und Danzig, etwa 725 sm und 580 sm, mußte ein dazwischenliegender Etappenstützpunkt zuvor geschaffen werden.

Finnischer Meerbusen

[186]
      Skizze 7: Finnischer Meerbusen.

Die Wichtigkeit dieses Etappenstützpunktes, wie die Bedeutung der Finnland-Unternehmung überhaupt, vermag man nur dann richtig einzuschätzen, wenn man bedenkt, daß die Operationen - vom maritimen Standpunkt aus betrachtet - in der allerungünstigsten Jahreszeit haben durchgeführt werden müssen. Einmal schließen im kältesten Monat Februar undurchdringliche Eismassen Finnland im Westen und Süden von der Ostsee und den anliegenden Ländern ab; dazu kommt, daß die Monate Februar und März auch häufige Nebel bringen, die die Navigierung in dem klippen- und untiefenreichen Schärengebiet außerordentlich ungünstig beeinflussen, und schließlich gewinnt die durch den Krieg bedingte Minengefahr durch die schlechte Jahreszeit eine erhöhte Bedeutung, da schlechte Sicht, starke Winde und Eisfelder ein Arbeiten der kleinen, empfindlichen Minensuch- und Minenräumfahrzeuge ausschließen.

Als Etappenstützpunkt war Aaland in Aussicht genommen.

Die Tätigkeit der Marine bei der Finnland-Unternehmung gliederte sich demnach in drei Hauptabschnitte:

  • Die Aaland-Unternehmung zur Schaffung des Stützpunktes.
  • Die Vorbereitungen für die Hauptunternehmung nach Schaffung des Stützpunktes.
  • Die Hauptunternehmung selbst.

[187] Für die Finnland-Unternehmung mußten naturgemäß Teile der Hochseestreitkräfte zur Verfügung gestellt werden. Es wurde daher am 21. Februar abermals ein "Sonderverband für Ostsee" unter dem Befehl des Kontreadmirals Meurer zusammengestellt, der sich, den verschiedenen Phasen der Unternehmung entsprechend, aus folgenden drei Staffeln zusammensetzen sollte:

I. Staffel: Die beiden Linienschiffe "Westfalen" und "Rheinland", ersteres als Flaggschiff des Chefs des Sonderverbandes, die III. Sperrbrechergruppe (3 alte Handelsdampfer, die als "Sperrbrecher" mit besonderem Minenschutz versehen waren) und die 9. Minensuchhalbflottille (Fischdampfer), dazu kamen ein Eisbrecher, ein Pumpendampfer und ein Tonnenleger. (Staffel zur Besetzung des Stützpunktes.)

II. Staffel: Minenschiff "Nautilus", Transportdampfer "Gießen", 2 Torpedoboote der IV. Flottille in Warnemünde, ein Lazarettschiff und ein Kohlendampfer. (Staffel zum Ausbau des Stützpunktes.)

III. Staffel: Eine Transportflotte von 10 großen und 2 kleinen Transportdampfern. Die Zuteilung weiterer Streitkräfte blieb vorbehalten. (Staffel zur Durchführung der Hauptunternehmung.)

Am 28. Februar Nm. lief die I. Staffel bei herrlichem, klarem, winterlichem Sonnenwetter in Richtung Öland Südspitze zum Marsch nach Aaland von Danzig aus. Der I. Staffel wurden noch zwei Verkehrsdampfer (nach Art der Elb- und Wesertender) angeschlossen.

Zusammengesetzt aus den verschiedenartigsten Fahrzeugen, schweren Linienschiffen des Dreadnought-Typs, Sperrbrechern in Gestalt von älteren, schwerfälligen Handelsdampfern, unhandlichen Fischdampfern, Verkehrsdampfern der Unterelbe und schließlich einigen Hafenverteidigungstorpedobooten ältester Zeit, stellte der Verband an die Führereigenschaften seines Chefs und das seemännische Können der Kommandoleute und Führer der einzelnen Schiffe und Verbände die höchsten Anforderungen. Trotz dieser Buntscheckigkeit des Verbandes und der außerordentlich schwierigen Eisverhältnisse vor der Aaland-See - zweimal mußte wegen unabsehbarer, starker Eisfelder und Nebels kehrtgemacht werden - gelang es dem Chef des Sonderverbandes, die I. und II. Staffel - letztere war, soweit aus starken Schiffen bestehend, nach dem ersten Kehrtmachen der I. Staffel an diese herangezogen worden - am 5. März, 630 Uhr Nm., auf der Reede vor der Insel Eckerö (West-Aaland) zu Anker zu bringen.

Schnell waren, dank der Geschicklichkeit des gleichzeitig als Chef des Stabes fungierenden I. Admiralstabsoffiziers, Kapitänleutnants Kiep, die erforderlichen Vereinbarungen mit dem bereits dort befindlichen schwedischen Hilfskorps über die Interessenabgrenzung getroffen, und nach ganz kurzer Zeit war von dem auf den Linienschiffen überführten Mecklenburgischen Jäger-Bataillon Nr. 14 unter seinem Kommandeur, dem Major Frhr. Schenck zu Schweinsberg, die Etappe eingerichtet, der erste Abschnitt der Unternehmung beendet.

[188] Die in der südlichen Aaland-See angetroffenen und in der südlichen Bottensee gemeldeten äußerst schwierigen Eisverhältnisse machten eine Umänderung des Hauptplans erforderlich.

Raumo und Mäntyluoto waren in der vorgesehenen Jahreszeit unerreichbar. Als einziger, am wenigsten durch Eis behinderter Hafen kam für die Ausschiffung des Expeditionskorps nur Hangö am Westeingang des Finnischen Meerbusens in Frage. Die Benutzung dieses Hafens bedingte jedoch die Herstellung einer minenfreien, gut und sicher bezeichneten Fahrstraße durch das große Sperrgebiet in der nördlichen Ostsee (vgl. die ausgedehnten Verseuchungen in den Jahren 1916 und 1917) bis hinauf nach Hangö, eine Aufgabe, die schier über menschliche Kraft zu gehen schien, aber dennoch geleistet werden mußte, wenn die Hilfe für das arg bedrängte finnische Volk noch zur rechten Zeit kommen sollte.

Und auch diese Arbeit ist geleistet worden. Mit großer Umsicht, hervorragender Geschicklichkeit im Disponieren und seltener Energie und Tatenfreudigkeit verstand es der bereits während der Eroberung der baltischen Inseln in gleicher Stellung rühmlichst hervorgetretene Führer des für die Finnland-Unternehmung besonders zusammengestellten "Suchverbandes der Ostsee", Fregattenkapitän v. Rosenberg, alle Hindernisse in einer erstaunlich kurzen Zeit zu überwinden und durch Minen, Eis und Nebel die Bahn für die Transportflotte freizumachen. Neben dem Führer haben die Verbandschefs, Kommandanten und Besatzungen ohne Ausnahme, entweder an Deck in Sturm und Schnee, oder unten in der Maschine und vor den Feuern, ihr Bestes hergegeben, um den schnellen Erfolg der Unternehmung zu sichern.

Am 31. März Abends konnte an den Chef des Sonderverbandes in Danzig gemeldet werden, daß die Fahrstraße im großen und ganzen fertiggestellt sei. Zwei Fischdampfer haben diese Vorbereitungen an Minenverlusten gekostet, von denen der eine mit Mann und Maus in die Tiefe sank.

Am 2. Osterfeiertag, den 1. April, konnte die eigentliche Hauptunternehmung, die Überführung des Expeditionskorps, beginnen. Bei herrlichem Osterwetter lief die III. Staffel in folgender Gliederung aus:

1. Vortrupp: 4. Minensuchhalbflottille, III. Sperrbrechergruppe, Finnischer Eisbrecher "Sampo" (war inzwischen aus dem westlichen Finnland herangezogen),

2. Gros: "Westfalen" und "Posen", 2 Torpedoboote, Verkehrsdampfer "Vorwärts", erste Transportgruppe ("Kolberg", 5 Transportdampfer), zweite Transportgruppe ("Nautilus", 3 Transportdampfer), dritte Transportgruppe (Hilfskreuzer "Möwe", 3 Transportdampfer), Schleppergruppe (1 Pumpendampfer, 2 Schlepper mit je einem 500-t-Seeprahm im Schlepp). "Rheinland" war vor Eckerö (Aaland) verblieben, um dort die Vorbereitungen für das beabsichtigte Übersetzen des Jäger-Bataillons nach dem finnischen Festlande zu leiten.

In endlos langer Reihe zogen all die genannten Fahrzeuge ihre Straße nach [189] Norden, zunächst dicht unter der Küste bis Steinort, dem Kap nördlich Libau, dann in das freie Seegebiet hinüberhaltend und schließlich in die genau abgesuchte und mit den alten, schwerfälligen Feuerschiffen der westlichen Ostsee und der Nordsee mühsam bezeichnete Fahrstraße hineinsteuernd.

Planmäßig wurden alle markanten Punkte trotz Eises, auffrischenden Windes und Regens erreicht; am Mittwoch, den 3. April, 425 Uhr Vm., d. h. zur festgesetzten Zeit kurz vor Hellwerden, stand "Westfalen" vor der Einfahrt von Hangö.

Um 530 Uhr landete der vorher ausersehene Parlamentär auf der dem Hafen von Hangö vorgelagerten befestigten Insel Russarö, um festzustellen, wie sich die ehemals russischen Befestigungen - die Befestigungen in Finnland waren noch von russischem Militär besetzt - bei der Landung in Hangö verhalten würden. Die Linienschiffe lagen auf etwa 8000 m Entfernung klar, um etwa feuernde Batterien sofort niederzukämpfen.

Um 540 Uhr meldeten aber bereits die verabredeten weißen Sterne, daß Russarö sich bedingungslos ergeben hatte.

Inzwischen hatten sich die Minensucher weiter vorgeschoben. "Westfalen" stand querab Russarö. An der Mole von Hangö erfolgten etwa vier gewaltige Detonationen, und ein großer Brand mit starker Rauchentwickelung loderte auf. Man sah einen Eisenbahnzug sich eilends nach Osten entfernen, in der Luft flogen die Trümmer von den Detonationen umher. Auf dem Rathaus wehte eine riesige rote Flagge im scharfen Südostwind. Über Hafen und Stadt kreisten die von den Sperrbrechern mitgeführten deutschen Wasserflugzeuge.

Die Bucht und die Reede von Hangö waren mit dichtem Treibeis bedeckt. Minensuchen war ausgeschlossen, die Sperrbrecher gingen daher mit hoher Fahrt vor und brachen zusammen mit dem finnischen Eisbrecher "Sampo" das Eis in der Bucht auf. Um 630 Uhr wehte die deutsche Kriegsflagge auf der Signalstation Russarö. um 750 Uhr wurde sie auf dem Leucht- und Wasserturm Hangö, dem höchsten Punkt der ganzen Stadt, gesetzt. Bald war die Stadt von der Roten Garde gesäubert.

Um 745 Uhr konnte der Befehl zum Einlaufen der Transportflotte gegeben werden, und bald lag die ganze Flotte zu Anker, während die Minensucher im Südosten bereits an dem minenfreien Weg nach Reval arbeiteten.

Mit dem Zu-Anker-Liegen der Transportflotte und der Ausschiffung der Armee war der Hauptabschnitt für die Marine beendet. Eine große Transportflotte war trotz des Eises sicher durch alle Minenfelder geführt und ohne Verluste am Reiseziel zu Anker gebracht worden. An Beute fielen den Seestreitkräften ein U-Bootsmutterschiff und drei englische U-Boote, allerdings in ausgebranntem und versenktem Zustande, in die Hände.

In schnellem Siegeslauf eroberte nun in den folgenden Tagen die Ostsee-Division Südfinnland, wobei ihr das durch die Marine auf in Aaland genomme- [190] nen Schiffen nach dem finnischen Festland überführte Jäger-Bataillon wertvolle Dienste leistete. Bei dieser Überführung kam das Jäger-Bataillon auf den Inseln Nagu und Korpo (Abo-Schären) roten Garden und dem roten Kanonenboot "Bobr" gegenüber in eine sehr bedrängte Lage, aus der es durch "Kolberg" (Kommandant Kapitän z. S. Franck) inmitten der schwierigen Schärenfahrwasser trotz Schnee und Nebel befreit wurde. "Kolberg" nahm bei dieser Gelegenheit den von Roten besetzten finnischen Eisbrecher "Murtaja" und einen Schärendampfer "Dragsfjärd" und brachte sie nach Hangö. Später wurde noch das inzwischen desarmierte Kanonenboot "Bobr" von dem Hilfskreuzer "Möwe" gelegentlich einer Patrouillenfahrt in den Schären angetroffen und nach Hangö übergeführt.

Das nächste Hauptziel, das sich die Ostsee-Division gesetzt hatte, war die Eroberung der Hauptstadt Helsingfors. Da hier noch mit den besetzten Befestigungen der Feste Sveaborg und der Anwesenheit starker russischer Kriegschiffe gerechnet werden mußte, war die Mitwirkung der Seestreitkräfte beim Vorgehen gegen Helsingfors unerläßlich, wenn auch mit Vertretern der russischen Flotte in dem sogenannten "Hangö-Abkommen" die strikte Neutralität aller russischen Schiffe und Küstenwerke vereinbart war.

Mit äußerster Energie wurde daher an dem minenfreien Wege über Reval nach Helsingfors gearbeitet.

Obgleich die Armee wider Erwarten schnell vorwärts kam und daher vor dem ursprünglich in Aussicht genommenen Termin vor Helsingfors stand, erreichten auch die Seestreitkräfte rechtzeitig das Ziel ihrer Operationen.

Noch einmal sollten sie allerdings vor eine starke Geduldsprobe gestellt werden. Am Abend des 11. April, noch eben kurz vor Dunkelwerden, konnte der Verband vor Grahara, der kleinen Ansteuerungsinsel vor Helsingfors, in dichtem Packeis zu Anker gebracht werden, nachdem der Leuchtturm von Grahara und die leuchtenden Kuppeln der Kathedrale auf Sveaborg gerade noch hatten ausgemacht werden können.

Am folgenden Tage, den 12. April, herrschte dichter Nebel. Ein frischer Ostsüdost wehte. Das Eis war in Bewegung und schob sich zu immer dicker werdendem Packeis zusammen. Die Lage schien äußerst kritisch zu werden, da die Ankerketten eine derartige Beanspruchung auf die Dauer nicht aushalten konnten und die Schiffe nach einem Bruch derselben unweigerlich den großen Sperrfeldern westlich der Hafeneinfahrt von Helsingfors zutreiben mußten. Einige Stunden nach Hellwerden kam das Eis aber zur Ruhe, und die Hauptgefahr war vorüber.

In dieser Lage klarte es plötzlich um 5 Uhr Nm. schnell auf. Kurz entschlossen lichtete der Verbandschef sofort die Anker und lief ein. Eben vor Grahara bezeichneten auf dem Eise herumliegende Trümmer und ein gewaltiger Ölfleck die Stelle, wo einige Tage vorher die englischen, noch in Helsingfors befindlichen U-Boote gesprengt worden waren.

[191] Unter "Klar-Schiff zum Gefecht" wurde an den mit Kanonen aller Kaliber buchstäblich gespickten Inseln vorbei in den Hafen eingelaufen und vor der alten Feste Sveaborg, etwa eine Seemeile von der Stadt entfernt, geankert. Noch am gleichen Abend wurden alle Landungskorps an Land gesetzt, um am nächsten Morgen sofort zur Stelle zu sein.

Der nächste Tag brachte die heißen Kämpfe um Finnlands Hauptstadt Helsingfors. Während die Armee von Norden her gegen die Stadt operierte, fiel dem Landungskorps die Aufgabe zu, von dem südlichen Stadtteil, dem auf einer Art Landzunge gelegenen Skatudden, aus gegen die Roten in Helsingfors vorzugehen. Diese Aufgabe war außerordentlich schwer, da die Roten sich in den Häusern um den Marktplatz (Salu Torget) herum eingenistet hatten und von hier aus die Anmarschstraße, d. h. die enge Stelle, die Skatudden mit der eigentlichen Stadt (dem Marktplatz) verbindet, unter heftigem Feuer halten konnten. Dem mustergültigen Draufgehen der Landungskorps und dem geschickten Eingreifen der Artillerie der an den verschiedenen Anlegestellen verteilten Minensuchboote jedoch gelang es, im Laufe des Tages bis zum frühen Nachmittag den Widerstand der Roten zu brechen und sie in dieser Gegend restlos zur Übergabe zu zwingen. Etwa 1500 Gefangene, sehr viele Maschinengewehre und Gewehre, sowie eine Unmenge Munition und sonstigen Kriegsgeräts wurden die Beute der Marine.

Durch das Vorgehen der Marine wurden der Armee ihre sehr schwierigen Operationen erleichtert, und die Marine ihrerseits war stolz darauf, in harmonischem Zusammenwirken mit ihrer großen, ruhmreichen Schwester an der Eroberung von Finnlands schöner Hauptstadt teilgenommen zu haben.

Mit der Einnahme der finnischen Hauptstadt waren die Operationen für die Marine in der Ostsee beendet.

Die Folgezeit stand nun für die Marine im Zeichen der Sicherung, Befestigung und des weiteren Ausbaus der erreichten Erfolge. Neben der Herrichtung der örtlichen Seeverteidigung Helsingfors durch Wiederherstellung einiger Küstenbatterien und Vorbereitung von Minensperren ging gleichzeitig die Anleitung der Finnen im Marinedienst her, die sich besonders im Minensuchdienst bis über den ganzen Sommer hinaus erstreckte.

Überdies fiel den Seestreitkräften die Aufgabe zu, die gesamte finnische Küste zu bewachen und gegen Piratenfahrten der Roten oder auch Angriffe bolschewistischer russischer Seestreitkräfte zu schützen. Die zu diesem Zweck angeordneten Patrouillenfahrten führten die deutschen Seestreitkräfte einmal im Finnischen Meerbusen bis zum Fort Ino, dem nördlichen Außenfort von Kronstadt, und auf der südlichen Seite bis Narwa, nachdem die Armee das Südufer des Finnischen Meerbusens bis zur Narova in ihren Besitz gebracht hatte, und anderseits im [192] Bottnischen Meerbusen bis zur nördlichen Grenzstation Finnlands, der Stadt Tornea, hinauf.

Daraus erhellt, daß mit Abschluß der Finnland-Operationen die gesamte Ostsee - abgesehen von der russischen Festung Kronstadt - sich restlos in der Gewalt der deutschen Marine befand, und ungestört konnte die Flagge des nach Auflösung des Sonderverbandes neuernannten "Befehlshabers der baltischen Gewässer", des Kontreadmirals v. Ußlar, der als Chef des Stabes beim Oberbefehlshaber der Ostseestreitkräfte bereits von August 1915 an ruhmreichen Anteil an den Erfolgen der Ostseekriegführung genommen hatte, überall in der östlichen Ostsee wehen.

Es war für den deutschen Seebefehlshaber ein erhebender und gleichzeitig geschichtlicher Moment, als er an einem klaren Septembermorgen, auf den Trümmern des gewaltigen Forts Ino stehend, die Herbstsonne in den goldenen Kuppeln der Kathedrale von Kronstadt spielen sah und in der Ferne sogar einige Schornsteine von Rußlands Hauptstadt St. Petersburg grüßen konnte. Zu seinen Füßen suchten die deutschen Minensucher unmittelbar vor der Reede von Kronstadt Minen, um gegebenenfalls auch dorthin noch vordringen und so den Schlußstein zu den Erfolgen der Ostseekriegführung legen zu können.

Ein tragisches Geschick hat es anders gefügt. So gewaltig die Erfolge in der Ostsee gewesen waren, so niederschmetternd und vernichtend war das Ende.

Als die ersten ernsten Nachrichten aus Kiel in Libau, dem Haupthafen des Befehlshabers der baltischen Gewässer, eintrafen, da hatte man zunächst noch eine, wenn allerdings auch nur schwache Hoffnung, wenigstens im besetzten Gebiet die Bewegung hintanhalten zu können; als aber die Kunde durchkam, daß auf vielen Schiffen der Hochseeflotte bereits die rote Flagge wehte, da war auch Libau und mit ihnen das Baltikum verloren. Der letzte Versuch des Befehlshabers der baltischen Gewässer, noch von Reval, das ja durch die Minen gegen deutsche revolutionäre Streitkräfte gut geschützt war, die kaisertreuen Streitkräfte zu sammeln, scheiterte - bei seiner Ankunft in Reval wehte dort bereits die rote Flagge. Selbst auf den Streitkräften im Björkö-Sund bei Ino mußte die siegreiche alte Kriegsflagge dem roten Wimpel weichen.

Nach Bekanntwerden der drückenden, außerordentlich schweren Waffenstillstandsbedingungen und der kurzen Räumungsfristen für die besetzten Gebiete im allgemeinen, gab es für die Streitkräfte kein Halten mehr; die Furcht, noch im letzten Augenblick von den Engländern abgefangen zu werden, führte zu einer Massenflucht nach Deutschland, die nur mühsam von den Führern und verständigeren Elementen gedämpft werden konnte. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde noch schnell zu Geld gemacht, die Proviantlager zum größten Teil geplündert. Das, was in harter Kriegsarbeit in vier langen Kriegsjahren erobert und erworben worden war, wurde skrupellos in wenigen Stunden aufgegeben.

[193] Ja, selbst die Feuerschiffe, die "Meilensteine" und "Wegweiser" auf der minenfreien Fahrstraße nach Finnland, die wie das tägliche Brot zum Abtransport der deutschen Truppen aus Finnland und zu der davon abhängenden Erfüllung der Waffenstillstandsbedingungen gebraucht wurden, verließen trotz inständiger Vorstellungen der vorgesetzten Dienststellen ihre Posten und waren nur durch hohe Zulagen zur Rückkehr für kurze Zeit zu bewegen. Dennoch hat die Führung auch diese Aufgaben des Waffenstillstands restlos erfüllt und dadurch in jenen schweren Wintertagen auch auf diese Weise zum Wohle des Vaterlandes gewirkt.

Es war ein bitter empfundener und tief schmerzender Augenblick, als am Sonntag, den 1. Dezember, nachmittags gegen 4 Uhr, bei kaltem Sprühregen englische Zerstörer im Vorhafen von Libau zu Anker gingen, und damit die Engländer die Übernahme der Herrschaft in der Ostsee nach außen hin kenntlich machten, derselben Ostsee, die für sie während des ganzen Krieges dank der Tüchtigkeit und Opferfreudigkeit der deutschen Ostseestreitkräfte verschlossen geblieben war.

Und noch bitterer wurde jene Stunde am 10. Dezember von allen deutschdenkenden Elementen empfunden, als am Nachmittag nach Dunkelwerden der letzte Befehlshaber von Libau mit seinem Stabe auf dem Hilfskreuzer "Möwe" diesen Hafen verließ und im Vorhafen im Scheinwerferlicht der englischen Zerstörer kontrolliert wurde, auf derselben "Möwe", die im Kriege auf offenem Weltmeer bei all ihren Kreuzerfahrten den Engländern unerreichbar geblieben war.


5. Rückblick.

Und doch! Zwar endete mit dieser Heimfahrt die traurigste Phase des Ostseekrieges, aber auch gleichzeitig eine besonders glanzvolle Epoche deutscher Seekriegführung. Es bleibt als geschichtliche Tatsache bestehen, daß in der Ostsee mit außerordentlich geringen und vielfach mehr als dürftigen Mitteln ein ganzes Meer durch einen von festem Siegeswillen getragenen Offensivgeist einer großen Übermacht gegenüber genommen und gehalten worden ist, es bleibt ebenso als geschichtliche Tatsache bestehen, daß die Ostseestreitkräfte bis zuletzt getreulich ihre Pflicht erfüllt haben, bis zum Augenblick, wo die heimischen Streitkräfte ihnen das Rückgrat zerbrachen und sie in den Strudel des allgemeinen Zusammenbruchs hineinzogen. Deshalb wird der Glanz der Ostseeerfolge in der Geschichte das dunkle Ende überstrahlen und unter dem Namen ihres hohen, vorbildlichen und selten verantwortungsfreudigen Oberbefehlshabers die Namen aller Mitkämpfer und besonders derjenigen erstrahlen lassen, die im Glauben an Deutschlands Größe und in dem Bewußtsein ihr Leben dahingegeben haben, daß ohne Sieg in der Ostsee auch der Weltkrieg nicht hätte gewonnen werden können.


4 [1/153]Im allgemeinen ist ein älteres Schiff durch einen Torpedotreffer sofort erledigt. ...zurück...

5 [1/160]Es ist die Entfernung der minenfreien Fahrstraße unter der Küste zugrunde gelegt. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte