Danzig-Westpreußen als Bauernland Die Bedeutung des Reichsgaues Danzig-Westpreußen als Bauernland geht schon daraus hervor, daß von seinen etwa 2,2 Millionen Menschen 1 Million auf dem Lande wohnt. Über 50 Prozent der Bevölkerung leben in Orten mit weniger als 3000 Einwohnern. Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist 1 737 000 Hektar groß. Davon sind 1 400 000 Hektar Acker, 293 000 Hektar Wiesen und Weiden. [77] Der Weichselraum und vor allem das Mündungsgebiet der Weichsel hatten bereits eine hochentwickelte Pferde- und Rindviehzucht. Eine große Aufbauarbeit aber ist noch im befreiten Gebiet zu leisten. Zu Kriegsbeginn haben die Polen vor allem den deutschen Bauern und Landwirten fast das gesamte Vieh fortgetrieben. Ein Teil ist umgekommen, ein anderer verschleppt. Daher wird in den nächsten Jahren noch ein großer Bedarf an Pferden und Rindern bestehen, und es wird noch manche Anstrengung kosten, bis die Viehzucht im Reichsgau der des Altreichs gleichkommen wird. Durch den Krieg und durch polnische Banden wurden etwa 1200 Gehöfte zerstört, 15 Dörfer fast völlig vernichtet. Soweit es sich dabei um deutschen Besitz handelte, ist der Wiederaufbau sogleich in Angriff genommen worden. In 19 von polnischer Herrschaft befreiten Landkreisen des Reichsgaues werden rund drei Fünftel der gesamten Fläche heute durch das Deutsche Reich bewirtschaftet. Der gesamte polnische Besitz, der im September und Oktober 1939 im Auftrag des Gauleiters als Chef der Zivilverwaltung beschlagnahmt worden war, und zu dessen Bewirtschaftung rund 19 000 Betriebslandwirte eingesetzt wurden, ging mit dem 1. April 1940 in die Betreuung durch die "Ostdeutsche Landbewirtschaftungsgesellschaft" über. Damit ist erstmalig in der Geschichte des deutschen Ostens die Möglichkeit vorhanden, bei der Neuordnung solche Besitzgrößenverhältnisse zu schaffen, daß deutsche Menschen auf ihren Höfen gesunde Lebensbedingungen haben. Schon heute liegen Tausende von Anfragen vor, die beweisen, daß viele deutsche Bauernsöhne und Soldaten ihre Zukunft im Weichselland sehen. Nach der Befreiung wurden unmittelbar hinter der kämpfenden Gruppe Kreisbauernführer in das Gebiet geschickt, die den Auftrag hatten, die Kreisbauernschaften bis zum Ortsbauernführer hinunter zu organisieren, um mit ihrer Hilfe die Reste der Ernte zu bergen und die Herbstbestellung und Hackfruchternte durchzuführen. Es gelang, die Molkereien, Brennereien und Zuckerfabriken wieder so rechtzeitig in Gang zu bringen, daß alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Gaues nicht nur geerntet, sondern auch verwertet werden konnten. [78] Der Gau umfaßt heute 25 Kreisbauernschaften mit 2651 Ortsbauernführern. Am 1. April 1940 wurden die Nährstandsgesetze eingeführt. Der Aufbau wurde durch die Unterstützung anderer Gaue wesentlich gefördert. Es bestehen im Gau 12 Wirtschaftsberatungsstellen und 4 Schulen mit Wirtschaftsberatungsstellen. 8 weitere Landwirtschaftsschulen sind in Vorbereitung. 4 Tierzuchtämter, 3 Landbauaußenstellen, 2 Lehr- und Versuchsanstalten für Viehpflege, eine höhere Landbauschule und eine Bauernschule haben die Arbeit bereits begonnen. Nach Einführung der Marktordnung im März 1940 haben die Wirtschaftsverbände ihre Tätigkeit auf allen landwirtschaftlichen Gebieten aufgenommen. In der staatlichen Verwaltung wurde die Abteilung "Landwirtschaft" beim Reichsstatthalter aufgebaut. Besondere Bedeutung erhielten die neuen Abteilungen "Siedlung und Umlegung" und "Wasserwirtschaft", die ihrerseits wiederum mit 4 Kulturämtern und 4 Wasserwirtschaftsämtern im Gaugebiet vertreten sind. Überall wird daran gearbeitet, Westpreußen möglichst schnell wieder zu einem bedeutenden Überschußgebiet zu machen. Die Bodenverhältnisse sind dabei keineswegs einheitlich. Etwa 26 Prozent des Gaues sind mit Kiefernbeständen bewaldet, weitere 200 000 Hektar Ödland oder schlechtklassige Böden werden aufgeforstet. Dagegen haben die ganze Weichsel-Niederung von der Küste bis Thorn, das Weichseldelta, die Kreise Dirschau, Graudenz, Kulm, Briesen, Thorn, Lipno und Rippin sehr gute Böden. Von 13 Zuckerfabriken liegen 12 in diesen Bezirken. Der Gau ist ein ausgesprochenes Getreidegebiet. Die Gesamterzeugung an Roggen, Weizen, Hafer und Gerste betrug auch nach der polnischen Statistik im Durchschnitt der Jahre 1933 bis 1937 8,5 Millionen Doppelzentner. Durch die "polnische Wirtschaft" von früher stellen sich dieser Arbeit heute noch große Schwierigkeiten entgegen. Die Technisierung ist im Rückstand. Während zum Beispiel Ostpreußen über 7200 Schlepper verfügt, waren am 1. September 1939 im befreiten Gebiet noch keine 200 Schlepper vorhanden. Die Bauernschaft des Reichsgaues Danzig-Westpreußen aber [79] ist gewillt, mit allen Kräften an der Sicherung der Ernährungslage Großdeutschlands mitzuarbeiten. Nach dem Kriege werden neue deutsche Bauernhöfe und deutsche Dörfer gegründet werden. Frei von den bisherigen kapitalistischen Methoden der Siedlung werden im Sinne des Deutschen Ritterordens deutsche Bauern aus allen Teilen des Reiches eine neue Heimat finden.
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