SucheScriptoriumBuchversandArchiv IndexSponsor
 
Wirtschaftlicher Aufbau

Der fast aussichtslose Kampf der Danziger Wirtschaft um eine dauernde Gesundung in den Zeiten der Abtrennung vom Reich war eine Folge der widersinnigen und unnatürlichen Grenzziehung. Die Loslösung und Ausgliederung aus dem reichsdeutschen Wirtschaftskörper sollten den Danzigern von Polen mit dem Hinweis mundgerecht gemacht werden, daß nunmehr der Danziger Hafen Polens einziger freier Zugang zur See sei und damit eine Monopolstellung im Rahmen des polnischen, seewärtigen Handels einnehme. Diesen angeblichen Vorteil zerstörte Polen selbst durch die Errichtung eines großen und modernen Ostseehafens in zwanzig Kilometer Entfernung von Danzig, des heutigen Gotenhafens. Durch den Bau der Kohlenmagistrale und die Umleitung aller wertvollen Güter nach dem damaligen Gdingen wurde die Danziger Hafenwirtschaft auf das schwerste getroffen. Es war die offen erkennbare Absicht Polens, Danzig durch wirtschaftlichen Druck zum politischen Handelsobjekt zu machen und den Sieg des Polentums auf dem Wege über die Wirtschaft zu erreichen. In Ausführung des Warschauer Abkommens vom 24. Oktober 1921 fielen am 10. Januar 1922 die Zollgrenzen zwischen der Freien Stadt Danzig und der Republik Polen. Danzig lebte in Zoll- und Wirtschaftsgemeinschaft mit Polen. Die Folgen waren auf allen Gebieten niederdrückend. Die Wirtschaft befand sich sehr bald in hoffnungsloser Unterlegenheit gegenüber der polnischen Preiskonkurrenz und fiel bald völlig in große Verschuldung. Als der Nationalsozialismus an die Macht kam, waren [80] von 410 000 Einwohnern über 40 000 arbeitslos. Dennoch gelang es, nach der Einigung des Deutschtums durch den Nationalsozialismus einen bedeutenden Teil der wirtschaftlichen Fäden in der Hand zu behalten und die Wirtschaft so aufzubauen, daß sie nach der Heimkehr ins Reich überall wirksam eingesetzt werden konnte.

Im Herbst 1939 mußte zunächst die Wirtschaft Danzigs und dann die des gesamten Reichsgaues in den großdeutschen Wirtschaftsaufbau organisch eingefügt werden. Dabei mußte als selbstverständlicher Grundsatz gelten, daß die Wirtschaft nicht nur nach eigenen Belangen, sondern selbstverständlich auch im Sinne der Festigung des deutschen Volkstums gelenkt werden mußte. Nationalsozialistische Wirtschaftsführung fordert gerade im Volkstumskampf eine klare und kompromißlose Linie. Für den Kaufmann und Handwerker muß sein Betrieb die gleiche Bedeutung erhalten, wie für den Bauern die Scholle. Als Folgerung dieser Stellungnahme wurden möglichst nur selbständige Firmen als Einzelhandelbetriebe zugelassen. Grundsätzlich wurde die Schaffung selbständiger kleiner und mittlerer Betriebe angestrebt und das Handwerk bei seinen Bemühungen unterstützt, in seinen früheren Hochburgen Danzig, Thorn, Bromberg und Graudenz seinen alten Ruf wiederzugewinnen.

Rund eine viertel Million Menschen sind in Industrie und Handwerk beschäftigt. Die Großindustrie wird beherrscht von zwei berühmten Danziger Werften, Schichau- und Danziger Werft, von großen Maschinen- und Autofabriken (Kommick, Büssing, Waggonfabrik Danzig, Heyking), von Tabak verarbeitenden Großbetrieben in Danzig und Elbing, vom Kabelwerk in Bromberg, von bedeutsamen Holzverbänden und weiteren Industrien. Der Danziger Großhandel spielt seit Jahrhunderten eine große Rolle auf dem europäischen Weltmarkt. Die Zahl der Industriebetriebe, die bestehen bleiben, liegt zwischen 1600 bis 2000.

 
Einheitlichkeit der Wirtschaftsführung mit dem Altreich

Vor allen Dingen geht das Bemühen der nationalsozialistischen Wirtschaftsführung im Reichsgau dahin, möglichst [81] schnell die Unterschiede zwischen den Geschäften, Handwerksbetrieben, Gaststätten aus dem polnischen Erbe mit denen aus dem Altreich auszugleichen. Damit Hand in Hand geht die Förderung einer wirklich deutschen Wohnkultur, die den Bau zweckmäßiger und landschaftlich gebundener Wohnungen voraussieht.

Am 1. April 1940 wurde die Organisation der gewerblichen Wirtschaft in den befreiten Gebieten eingeführt. Sie bildet das Rückgrat der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung im Reichsgau. Eine besondere Rolle für die Erstarkung der gewerblichen Wirtschaft spielen die "Haupttreuhandstelle Ost" und die "Handelsaufbau Ost G.m.b.H.", ferner die "Deutsche Umsiedlungs- und Treuhandgesellschaft", welche den Einsatz der Baltendeutschen regelt, vor allem aber auch der Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums im Osten.

Alle diese Stellen sind bestrebt, die Rückstandigkeiten, die zum Beispiel in der Ausrüstung mit Maschinen oder in der Ausbildung der Facharbeiter bestehen, schnellstens zu beseitigen. Die Vorarbeiten sind weitgehend vorangebracht. Die industriellen Betriebe in und um Bromberg laufen mit voller Kraft, von den gewaltigen Werften in Danzig und Elbing ganz zu schweigen. Die etwa 55 000 Handwerksbetriebe, die es zu polnischer Zeit gab, und die nur sehr beschränkt leistungsfähig waren, stehen jetzt unter deutscher Leitung und werden zahlreichen Frontkämpfern gute Arbeitsmöglichkeiten geben. Im Bereich der Handwerkskammer Danzig-Westpreußen wurden acht Kreishandwerkerschaften gegründet, welche nach der Planung bis zu 35 000 leistungsfähige Betriebe zu betreuen haben, deren Jahresumsatz vorerst etwa 325 Millionen Reichsmark, später aber bis zu 550 Millionen Reichsmark betragen dürfte. Hier ist Platz für viele deutsche Menschen, und auch der deutsche Facharbeiter soll nach allen Planungen hier mindestens die gleichen, wenn nicht bessere Lebensbedingungen wie im Süden oder Westen des Reiches finden. Bei der Neugründung von Industrien werden nicht nur neue Wohnviertel und Siedlungen, sondern in manchen Kreisen sogar ganz neue Städte entstehen.

[82]
Hafengemeinschaft Danzig-Gotenhafen

Von ausschlaggebender Bedeutung für die Danziger Wirtschaft ist ihr Großhafen Danzig-Gotenhafen, vom Reichsverkehrsminister als "verkehrstechnisches Kleinod" bezeichnet. Mit der Hafengemeinschaft Danzig-Gotenhafen verfügt das Großdeutsche Reich über den leistungsfähigsten Hafen im Ostseeraum. Abgesehen von den Anlagen, die in Gotenhafen Marinezwecken dienen, stehen dort gewaltige Kaihallen, Kühlhäuser, Schuppen, Getreidespeicher und Tankanlagen zur Verfügung. Die Lagerplätze für Holz sind besonders ausgedehnt, denn Danzig war der größte Holzumschlagsplatz Europas. Für den Umschlag von Gütern sind 130 mechanische Umschlagseinrichtungen, wie Erzverladewiegen und Kohlenförderbandanlagen mit Kippern und Kränen, einsatzbereit. Die Wassertiefen in beiden Häfen genügen für den Verkehr größter Schiffseinheiten. Eisschwierigkeiten in normalen Wintern bestehen nicht.

Vor allen Dingen ist durch die Zusammenfassung der zivilen Hafeninteressenten von Danzig und Gotenhafen die Möglichkeit eines Wiederauflebens des Konkurrenzkampfes ausgeschlossen. Durch die Gemeinschaftsarbeit wird eine einzigartige Leistungsfähigkeit erzielt werden. Das Generalgouvernement wird mit der Gesamtheit seiner Ein- und Ausfuhrinteressen zum Kernhinterland des Danziger Hafens gehören. Aber auch die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Rußland sind natürliche Kunden. Zahlreiche Schiffahrtsverbindungen sind noch ausbaufähig.

Schon dieser kurze Ausschnitt gibt einen Eindruck von den zahlreichen wirtschaftlichen Zukunftsaufgaben des Gaues.







Der neue Reichsgau Danzig-Westpreußen.
Ein Arbeitsbericht vom Aufbauwerk im deutschen Osten.

Wolfgang Diewerge