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Vorwort

Mein kleines Buch über die deutschen Kolonien war in dieser Sammlung vor dem Weltkrieg [Scriptorium merkt an: gemeint ist in diesem Buch stets der erste] erschienen und vergriffen. Damals stand Deutschland am Anfang einer großen kolonialen Entwicklung in den gewaltigen überseeischen Gebieten, die sein Kolonialreich bildeten. Dann kam der Krieg. Im Versailler Diktat wurde unserem Vaterland der Verzicht auf seine sämtlichen überseeischen Besitzungen aufgezwungen. Die deutschen Kolonien wurden unter dem falschen Vorwande, Deutschland sei unfähig und unwürdig zum Kolonisieren, unter die Mandatsherrschaft unserer früheren Kriegsgegner gestellt.

Durch dieses Vorgehen ist Deutschland als minderberechtigt und minderwertig aus dem Kreise der kolonisierenden Nationen ausgeschlossen worden. Damit kann sich das große deutsche Volk keineswegs abfinden. Die deutsche Ehre fordert es, daß wir auch in kolonialer Hinsicht wieder als gleichberechtigt und gleichwertig unseren Platz unter den anderen Völkern einnehmen.

Unser Vaterland ist dadurch aber auch in den Zustand zurückversetzt worden, in dem es sich vor Erwerb des deutschen Kolonialreichs von mehr als einem halben Jahrhundert befand. Nur ist jetzt die Notwendigkeit von Kolonien ungleich größer für das deutsche Volk als damals. Jetzt leben auf der durch das Versailler Diktat erheblich verkleinerten Bodenfläche des deutschen Reiches 20 Millionen Menschen mehr als damals. Jetzt bedürfen wir in weit höherem Maße einer Erweiterung unserer zu schmalen Bodenfläche für die Erhaltung unseres Volkes, wir sind weit mehr auf die Einfuhr von kolonialen Rohstoffen angewiesen, weit mehr auf Absatz unserer Industrieartikel. Die Notwendigkeit eines Auslasses für unseren Bevölkerungsüberschuß ist weit stärker als damals und die Zukunft unserer Jugend ungleich mehr abhängig von der Erweiterung unseres Lebensraums, als zu jenen Zeiten der Fall war.

Die Zeit deutscher Tätigkeit in eigenen Kolonien bis zum Welt- [4] krieg hat knapp dreißig Jahre gedauert. Sie war zu kurz, um dem deutschen Volk in seiner Gesamtheit die Bedeutung kolonialen Besitzes und kolonialen Wirkens in Fleisch und Blut übergehen zu lassen, wie das bei älteren Kolonialvölkern, vor allem bei den Engländern der Fall ist. Es ist deshalb unbedingt nötig, im deutschen Volk die Erkenntnis von den kolonialen Notwendigkeiten Deutschlands zu fördern und überhaupt koloniales Wissen zu verbreiten, insbesondere auch über die uns durch das Versailler Diktat geraubten Kolonien.

Dieses kleine Buch soll zu seinem Teil dazu beitragen, diese Kenntnisse und Erkenntnisse im deutschen Volk zu verbreiten. Es bringt zunächst einen Überblick über die Erwerbung und Entwicklung der deutschen.Kolonien vor dem Kriege, ihre Verteidigung im Kriege und die weitere Gestaltung der Dinge durch Versailler Diktat, Völkerbundsatzung und Mandatsverwaltung. Dann folgt eine Darstellung der einzelnen Kolonien unter deutscher Herrschaft und unter fremder Mandatsherrschaft und schließlich eine Darlegung der deutschen kolonialen Forderung.

Bei der Bearbeitung, insbesondere der auf die einzelnen Kolonien bezüglichen Abschnitte, ist mir Herr Dr. Erwin Mai behilflich gewesen. Ich möchte ihm auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank für seine Mitarbeit zum Ausdruck bringen.

Möge das Buch seinen Zweck erfüllen, den kolonialen Gedanken zu fördern und den kolonialen Willen zu stärken!

Heinrich Schnee

[5] [Anm. d. Scriptorium: im Original findet sich auf der hier folgenden Seite die Inhaltsübersicht, welche wir in diesem unserem Online-Nachdruck hier vervollständigt wiedergegeben haben.]






Die deutschen Kolonien vor, in und nach dem Weltkrieg
Dr. Heinrich Schnee, Gouverneur i. R.