Viertes Kapitel (Forts.)
Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens
A. Die Auswirkung
Nr. 399 Teschen, den 13. Juli 1939
Die Woiwodschaft in Kattowitz hat dem Deutschen Theaterverein in Teschen die weitere Tätigkeit verboten mit der Begründung, daß diese Tätigkeit die öffentliche Sicherheit und den Schutz der Grenzen gefährdet. Daß die Begründung dieses Beschlusses nur ein Vorwand ist, bedarf keiner weiteren Darlegung. [370] Das Vereinsvermögen besteht im wesentlichen aus dem Theatergebäude, einem Magazin, einem Wohnhaus sowie einem reichhaltigen Bestand von Theaterrequisiten. Mit Rücksicht darauf, daß das Theater für 600 Besucher Platz bietet und baulich in einem ausgezeichneten Zustand ist, dürfte der Wert des Vereinsvermögens auf etwa 500.000 Zloty zu schätzen sein. Dieser neuerliche Schlag gegen das hiesige Deutschtum ist außerordentlich schwer und bedauerlich. Das Theater ist seinerzeit aus Mitteln der deutschen Volksgruppe und von einem deutschen Architekten erbaut. Es stellt ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Kulturzentrum des Deutschtums im Olsa-Gebiet dar. Es war vor allem das letzte, in deutschem Besitz befindliche Theatergebäude in ganz Polen. Die Erbitterung der hiesigen deutschen Bevölkerung ist naturgemäß sehr groß.
In Vertretung
Ehrenhauß
Nr. 400
Der Deutsche Konsul in Lemberg an das Auswärtige Amt Bericht Lemberg, den 15. Juli 1939
Im Laufe des Monats Juni haben die polnischen Behörden scharfe Maßnahmen gegen die deutschen Organisationen in Wolhynien durchgeführt. Wirtschaftlich wurden die Deutschen durch die Schließung zahlreicher deutscher Genossenschaften getroffen. Besonders brutal ist das Vorgehen der polnischen Polizei gegen die deutschen Organisationen, die mit den gleichen Mitteln bekämpft werden, wie die politischen und wirtschaftlichen Körperschaften der Ukrainer. Das Vorgehen der polnischen Polizei spielt sich meistenteils so ab, daß die Führer der Ortsgruppe so lange mißhandelt werden, bis sie sich schriftlich zu einer Auflösung der Ortsgruppe verpflichten. Besonders grausamen Mißhandlungen war der Leiter der Ortsgruppe in Harażdże bei Luck ausgesetzt. Ähnliche Fälle sind mir aus folgenden deutschen Siedlungen in Wolhynien bekanntgeworden: Wicentówka, Stanisławka, Stary Zapust, Podhajce und Ochocin.
Seelos
Nr. 401
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswärtige Amt Bericht Thorn, den 20. Juli 1939
Ich übersende eine neue Aufstellung über Ausschreitungen gegen die deutsche Volksgruppe. Ich möchte besonders darauf hinweisen, daß es sich bei diesen nahezu 200 Fällen nur um solche Fälle handelt, die sich in der Zeit zwischen dem 5. und 20. Juli ereignet haben.
In Vertretung
Graf
[371]
Nr. 402
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswärtige Amt Bericht Kattowitz, den 24. Juli 1939
In Oberschlesien dauern die Ausschreitungen gegen Volksdeutsche an. In der Zeit vom 1. bis 20. Juli haben mehr als 30 Überfälle auf Volksdeutsche, ferner eine Anzahl von Mißhandlungen, Einschlagen von Fensterscheiben sowie Verhaftungen stattgefunden. Auch die Untersuchungen von Wohnungen Volksdeutscher seitens der Polizei haben in letzter Zeit in bemerkenswerter Weise zugenommen.
In Vertretung
Schüller
Nr. 403
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswärtige Amt Bericht Thorn, den 25. Juli 1939
An den Ausschreitungen gegen die Volksdeutschen beteiligte sich insbesondere das Militär. So wurden am 2. Juli zwei Volksdeutsche nach abgehaltener und ergebnislos verlaufener Haussuchung von einem Offizier in dem Orte Schanzendorf, Kreis Bromberg, aufgefordert, mit dem Gesicht zum Zaun an der Straße niederzuknien. Sie wurden dann von Soldaten derartig mißhandelt, daß ihnen das Blut aus Nase, Mund und Ohren gelaufen ist. Zufällig vorbeikommende polnische Kirchgänger wurden von dem Offizier aufgefordert, die Deutschen anzuspucken. Es liegen mir eine Anzahl von Meldungen vor über das Anhalten von Volksdeutschen durch polnische Patrouillen. Wenn hierbei seitens des polnischen Militärs festgestellt wird, daß die Volksdeutschen der polnischen Sprache nicht vollkommen mächtig sind, kommt es fast stets zu Bedrohungen und Tätlichkeiten.
In Vertretung
Graf
Nr. 404
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswärtige Amt Bericht Teschen, den 28. Juli 1939
Wenn zunächst angenommen werden konnte, daß wenigstens vorübergehend ein Nachlassen der Massenkündigungen reichs- und volksdeutscher Arbeiter und Angestellter eintreten würde, so hat sich dies nicht bestätigt. Die Kündigungen werden vielmehr laufend vorgenommen. [372] Aus der Gesamtheit der Meldungen ergibt sich schon jetzt, daß im gesamten Amtsbezirk kaum noch ein leitender reichs- oder volksdeutscher Angestellter in ungekündigter Stellung ist. Es bestätigt sich ferner erneut die Richtigkeit der Befürchtung, daß im Herbst überhaupt keine volksdeutschen Arbeiter und Angestellten im hiesigen Gebiet mehr beschäftigt sein werden. Bemerkenswert ist, daß die polnischen Behörden wieder einen erheblichen Druck bei den Industrieunternehmungen auf die Kündigungen ausüben. Als Kündigungsgrund, wenn überhaupt ein solcher abgesehen von der Tatsache der deutschen Volkszugehörigkeit angegeben wird, dient zur Zeit besonders häufig der Umstand, daß die Betreffenden ihre Kinder in deutsche Schulen schicken. Typisch für die Einstellung der polnischen Behörden ist hier wieder, daß sie den aus obigem Grunde Entlassenen keine Arbeitslosenunterstützung zubilligen, weil die Entlassung "durch eigenes Verschulden" erfolgt sei.
In Vertretung
Ehrenhauß
Nr. 405
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswärtige Amt Telegramm Teschen, den 3. August 1939
Zufolge behördlicher Verfügung wurde am heutigen Tage die deutsche Schule in Alexanderfeld bei Bielitz geschlossen. Die Schule wurde von 155 Kindern besucht. Sie bestand seit 70 Jahren. Der Handelsschule in Bielitz, die von 220 Kindern besucht wird, ist eine kurz bevorstehende Schließung in Aussicht gestellt worden.
Damerau
Nr. 406
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswärtige Amt Telegramm Kattowitz, den 8. August 1939
Nach streng vertraulichen Informationen soll hiesigen Deutschen neuer schwerer Schlag in Form von zahlreichen Verhaftungen bevorstehen. Information stützt sich auf verschiedene sachlich übereinstimmende Andeutungen aus Kreisen polnischer Polizei. An einer Stelle soll ein Bündel unterschriebener Haftbefehle gesehen worden sein.
Nöldeke
[373]
Nr. 407
Der Deutsche Konsul in Lemberg an das Auswärtige Amt Bericht Lemberg, den 9. August 1939
Das lebensstarke Deutschtum, das seit 150 Jahren in Galizien angesiedelt ist und etwa 55.000 Menschen zählt, hat in den letzten Jahrzehnten schon manche Krise überwunden. Die jetzige Krise greift aber tiefer, da sie nicht nur wirtschaftlicher Art ist, sondern die Grundlagen des völkischen Lebens bedroht. Seit etwa 3 Monaten wird den Deutschen jede Betätigung ihres Volkstums immer schwerer und sogar unmöglich gemacht. Mehrere deutsche Schulen sind bereits im Juni 1939 geschlossen worden, wie die privaten katholischen Gemeindeschulen in Angelówka und Pöchersdorf und die evangelischen Schulen in Kaltwasser und Rosenberg. Weiteren Volksschulen dürfte dieses Schicksal bei Beginn des nächsten Schuljahres im September bevorstehen. Die deutschen Angestellten und Arbeiter in staatlichen und privaten polnischen Betrieben sind seit einigen Monaten systematisch entlassen worden. Auch bei einer Volksdeutschen Papierfabrik hat der Starost bereits amtlich gerügt, daß zuviel Deutsche beschäftigt werden. Danach ist selbst in volksdeutschen Betrieben die Arbeitsmöglichkeit beschränkt. Für die zweiten und dritten Bauernsöhne ist allmählich jede Aussicht auf eine Berufstätigkeit verbaut. In den gemischt besiedelten Dörfern stehen die Deutschen unter ständigem Druck der feindseligen Haltung der Polen. Sie müssen bei einer Verschlimmerung der deutsch-polnischen Spannung mit dem Äußersten, selbst Brandstiftung und Gefahr für Leib und Leben rechnen. Fast der ganze Ort Schönthal ist vor einigen Wochen einer Brandstiftung zum Opfer gefallen. In einem andern Ort hat man versucht, die Ernte anzuzünden. Die deutsche Jugend in Galizien sieht schon jetzt keine Möglichkeit mehr für die Zukunft, da sie rücksichtslos durch Verhaftungen, Schikanen, Schläge u. a. unterdrückt wird. Infolgedessen hat seit etwa 2 Monaten eine hemmungslose Abwanderung eingesetzt, die in einigen deutschen Siedlungen, wie z. B. Josefsberg, fast alle jungen Burschen erfaßt hat.
Seelos
Nr. 408
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswärtige Amt Bericht Thorn, den 10. August 1939
Wie der rücksichtslose Kampf gegen das Deutschtum geführt wird, geht aus der anliegenden Rundverfügung des Oberfinanzamtes Graudenz hervor, in dem die polnischen Finanzbehörden aufgefordert werden, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Besitztum der deutschen Minderheit zu reduzieren.
In Vertretung
Graf [374] Anlage
(Übersetzung)
Oberfinanzamt GraudenzNr. I-155/39/Geheim Graudenz, am 14. Juli 1939
Ansämtliche Herren Vorstände der
Finanzämter
des Oberfinanzamts Graudenz Wegen der ständigen Verschlechterung der Beziehungen der deutschen Minderheiten zum polnischen Staat ist es notwendig geworden, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Besitztum der deutschen Minderheit in Polen zu reduzieren. Aus diesem Grunde empfiehlt das Oberfinanzamt den Herren Vorstehern der Finanzämter bei sämtlichen in ihrem Bereiche zu erfassenden Minderheiten in diesem Sinne zu verfahren. Hierzu sind folgende Möglichkeiten vorhanden: Bei der Bemessung von Steuern, bei der Angabe des Umsatzes und Einkommens der Steuerzahler, Nichtanerkennung von Steuerermäßigung sowie Ablehnung von Zahlungserleichterungen und Ratenerteilung bei rückständigen Steuern. Oberfinanzamt
A. Klausal Chef der Abteilung I
Nr. 409
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswärtige Amt Telegramm Posen, den 12. August 1939
Deutscher Büchereiverein in Posen mit sämtlichen Ortsgruppen und Sekretariaten in der Woiwodschaft Posen und Pommerellen gestern durch Burgstarost Posen suspendiert, Räume versiegelt, Bankkonten geschlossen, einstweilige Verwaltung durch polnischen Kurator. Begründung: Vorfinden von Zeitschriften ohne Postdebit in Polen. Begründung nicht stichhaltig, da nur vor Entziehung des Postdebits erschienene Exemplare gefunden. Hiesige Berufshilfe polizeilich geschlossen, Haussuchung andauert.
Walther
Nr. 410
Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amts Berlin, den 16. August 1939
Vizekonsul Schüller vom Deutschen Generalkonsulat in Kattowitz teilt soeben von Beuthen aus folgendes telephonisch mit: Die Befürchtungen des Generalkonsulats betreffend bevorstehende Verhaftungen von Volksdeutschen213 hätten sich bestätigt. Am Montag und [375] Dienstag seien in großem Umfange bei Volksdeutschen Haussuchungen vorgenommen worden; im Anschluß hieran seien sehr viele Volksdeutsche - schätzungsweise mehrere 100 - verhaftet worden, darunter zahlreiche Leiter von Volkstumsorganisationen, soweit sie nicht geflohen seien.
Schliep
Nr.411
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswärtige Amt Bericht Posen, den 15. August 1939
Die Theologische Hochschule der unierten evangelischen Kirche in Polen ist durch einen Erlaß des Ministers für religiöse Bekenntnisse und öffentlichen Unterricht vom 11. d. M. zum 1. Januar 1940 geschlossen worden. Als Vorwand für die Schließung wird angegeben, die Hochschule habe die Bedingung nicht erfüllt, daß die Mehrzahl der an der Hochschule tätigen Lehrer die genügende Befähigung für wissenschaftliches Schaffen hätte.
In Vertretung
Matuschka
Nr. 412
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswärtige Amt Telegramm Kattowitz, den 16. August 1939
Angekündigte Aktion polnischer Behörden214 seit 14. August durchgeführt. Zahlreiche Haussuchungen und Verhaftungen vor allem in Kreisen Jungdeutscher Partei, Volksbund und Gewerkschaften; Zahl der Verhaftungen schätzungsweise gegen 200. Schließung deutscher Zeitungen, Gewerkschaften usw. Fast völlige Sperrung der Grenze. Aktion nach Geflüchteten noch im Gange. Erhöhte Bewachung und Bewaffnung im Grenzstreifen.
Nöldeke
Nr. 413
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswärtige Amt Telegramm Teschen, den 17. August 1939
Verhaftungsmaßnahmen noch im Gange. Namensliste der Betroffenen folgt. Polizeistreifen vornehmlich in Oderberg beunruhigen Bevölkerung. Aus zuverlässiger Quelle verlautet glaubhaft, daß Verhaftungswelle den Zweck verfolgt, sich in den Besitz von Geiseln zu setzen. Seit 15. August kleiner Grenzverkehr völlig unterbunden. Betroffen vor allem etwa 8 bis 10.000 Arbeiter.
Damerau
[376]
Nr. 414
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswärtige Amt Bericht Teschen, den 18. August 1939
Am 15. 8. 1939 wurden in Bielitz behördlich geschlossen:
von der Damerau
Nr. 415
Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amts Berlin, den 20. August 1939
Dem Auswärtigen Amt sind in den letzten Monaten dauernd Berichte der deutschen Konsulate in Polen zugegangen über grausame Mißhandlungen, denen die Volksdeutschen durch die in immer zunehmendem Maße aufgehetzten und in ihrem Fanatismus völlig hemmungslosen Polen ausgesetzt sind. In der Anlage sind 38 besonders schwerwiegende Fälle zusammengestellt, bei denen die Gleichartigkeit bemerkenswert ist, mit der die Überfälle auf die Volksdeutschen inszeniert werden. Im Hinblick hierauf erscheint die Frage berechtigt, inwieweit diese Ausschreitungen von den Behörden geduldet oder gefördert werden. Trotz der Versicherungen, die der Botschaft in Warschau immer wieder von maßgeblicher polnischer Seite erteilt wurden, wonach die Polnische Regierung ihre ganze Autorität aufbiete, die Deutschenverfolgungen zu verhindern, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß amtliche Stellen die Ausschreitungen gegen das Deutschtum nach Möglichkeit fördern, um auch auf diese Weise die Kriegsstimmung im polnischen Volke aufrechtzuerhalten.
1. Am 2. April wurden 8 Mitglieder des deutschen Sportklubs in Kl. Komorsk, Kr. Schwetz, auf dem Hofe des Volksdeutschen Pankratz von Polen überfallen, die mit Knüppeln sowie Dreschflegeln auf die Deutschen einschlugen. Ein Niedergeschlagener wurde in die Jauchegrube gestoßen. Pankratz wurde so zugerichtet, daß der Arzt ihn für 6 Wochen für arbeitsunfähig erklärte. Am Tage darauf wurde Pankratz von der Polizei verhaftet. 2. Am 17. April 1939 wurde der Volksdeutsche Fritz Pawlik aus Ciszowieco durch eine Gruppe von Polen unter Führung des Polen Malcharek so schwer geschlagen, daß er von der Polizei bewußtlos in die Wohnung seiner Eltern [377] geschafft werden mußte. Obwohl die Bewußtlosigkeit noch am folgenden Tage andauerte, lehnten die polnischen Behörden die Aufnahme in ein Krankenhaus ab. 3. Am 19. April 1939 wurden die Volksdeutschen Peter Kordys und Richard Mateja in Kattowitz von etwa 40 Aufständischen überfallen. Die beiden Deutschen wurden so geschlagen, daß Kordys blutüberströmt flüchtete, während Mateja schwerverletzt liegenblieb. Er wurde von der Polizei abtransportiert und, ohne einem Arzt vorgestellt zu werden, in das Gerichtsgefängnis eingeliefert. 4. Am 23. April 1939 wurde ein Austräger der Kattowitzer Zeitung, der Invalide Cofalka, der bereits im vorgerückten Alter und schwerhörig ist, von Aufständischen in Chorzow überfallen und blutig geschlagen. Cofalka hat als Folgen des Überfalls das Gehör auf einem Ohr ganz verloren. 5. Am 27. April wurden Hermann und Emil Mathies aus Liebenwalde, Kr. Schwetz, in ihrer Wohnung überfallen und so mißhandelt, daß dem einen mehrere Zähne eingeschlagen und der Unterkiefer zertrümmert wurde, während der andere besinnungslos liegenblieb. 6. Am 28. April 1939 wurde der Volksdeutsche Fritz Köppke aus Zbiczno, Kr. Strasburg, von Mitgliedern des Reservistenverbandes überfallen und so schwer mißhandelt, daß ihm zwei Rippen gebrochen wurden. Er mußte wochenlang zu Bett liegen und war arbeitsunfähig. 7. Am 30. April wurden mehrere junge Volksdeutsche in Piaski, Kr. Schwetz, überfallen. Der Volksdeutsche Eckert wurde hierbei so zugerichtet, daß er besinnungslos liegenblieb. Dem Volksdeutschen Oswald Frey aus Schönreich wurden mehrere Zähne ausgeschlagen. 8. Am 3. Mai wurde der Volksdeutsche Franz Hybiorz aus Bijasowice von etwa 20 Polen in Reservistenuniform überfallen und mit Gummiknüppeln derartig zusammengeschlagen, daß er bewußtlos auf der Straße liegenblieb. 9. Am 4. Mai wurde der Volksdeutsche Ehrenfried Heiber auf dem Bahnhof in Bismarckhütte von hinten mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen, so daß er besinnungslos liegenblieb. Er erhielt eine 10 cm lange und 1 cm breite Wunde. Die Polizei weigerte sich, eine Anzeige über den Überfall aufzunehmen. 10. Am 5. Mai würde der Schüler Rauhut des deutschen Gymnasiums in Bromberg von mehreren Polen überfallen, die ihm mit einer Flasche derart auf den Kopf schlugen, daß die Flasche zerbrach und Rauhut mit schweren Schnittwunden am Kopf zusammenbrach. Als er sich wieder aufraffte, wurde er von Passanten, die der rohen Tat Beifall gezollt hatten, erneut niedergeschlagen. 11. Am 9. Mai wurden die Volksdeutschen Richard Fandrey aus Neukirchen, Kr. Schubin, und der Bauer Damrau von etwa 30 Polen überfallen und mit Steinen und Stöcken so schwer mißhandelt, daß ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen war. 12. Am 12. Mai drang der Aufständische Valentin Jendrzejak in die Wohnung des Volksdeutschen Robert Robotta in Kattowitz ein, ergriff einen Stuhl und schlug damit auf Robotta ein; dieser erhielt einen Schlag gegen den linken Arm, der im Handgelenk brach. Den Wehrlosen bearbeitete der Pole sodann mit Fußtritten gegen den Unterleib und die Hüfte. Die Tochter des Robotta wollte vom Kolonialwarengeschäft Poloczek aus die Polizei anrufen, doch ließ es der Geschäftsinhaber nicht zu, da die Polizei nur für Polen da sei. [378] 13. Am 14. und 15. Mai wurden in Tomaschow, Konstantynow und anderen Orten der Woiwodschaft Lodz Hunderte von Volksdeutschen überfallen, ihre Wohnungen geplündert und zerstört. Ein Volksdeutscher wurde bei dem Pogrom totgeschlagen, 10 andere so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wurde, zahlreiche andere Volksdeutsche wurden leichter verletzt. 14. Am 16. Mai 1939 überfiel der Aufständische Leo Krawczyk die Volksdeutsche Adelheit Cichy in Kattowitz. Er trat ihr mit dem Stiefel in die Leistengegend und versuchte, sie die Treppe des Hauses herunterzuwerfen. Frau Cichy erlitt zahlreiche Verletzungen am Kopf, Schenkel, der Leistengegend und der Hand. 15. Am 18. Mai wurde der Volksdeutsche Paul Enders in Luck ohne Grund verhaftet. Bei den Verhören über seine Zugehörigkeit zur Jungdeutschen Partei wurde er mit Faustschlägen ins Gesicht und Fußtritten in den Leib traktiert. Am 20. Mai wurde er gefesselt nach Równo überführt und dort am 25. Mai entlassen. 16. Am 24. Mai wurde der Volksdeutsche Erhard Ossadnik aus Kattowitz von vier uniformierten Polen überfallen, weil er mit einem Bekannten auf der Straße deutsch gesprochen hatte. Ihm wurden zahlreiche Verletzungen in der linken Gesichtshälfte beigebracht und vier Schneidezähne ausgeschlagen. 17. Am 27. Mai wurde der Volksdeutsche Josef Mazur aus Kobior von einer größeren Gruppe Polen überfallen. Er wurde mit Gummiknüppeln zusammengeschlagen, so daß er bewußtlos wurde. Der ärztliche Befund ergab zahlreiche Blutergüsse und Schnittwunden am Kopf, im Gesicht und an den Ohren sowie zahlreiche Striemen, blaurot gefärbt und mit geronnenem Blut bedeckt auf der Brust, dem Rücken und Gesäß. 18. Am 29. Mai wurde der Landarbeiter Albert Kränk aus Kzywka auf dem Felde von zwei Polen, deren Gesicht unkenntlich gemacht war, überfallen. Er wurde durch Messerstiche und Schläge am Glied und am linken Hoden so schwer verletzt, daß er zur Behandlung in das Krankenhaus Lessen überwiesen werden mußte. 19. Am 29. Mai 1939 wurde der Volksdeutsche Stühmer, Neudorf, Kr. Briesen, als er die Grenze überschreiten wollte, von Polen festgenommen und erschlagen. Die Angehörigen haben seine Leiche, aufs schwerste verstümmelt, im Graudenzer Krankenhaus wiedererkannt. 20. Am 1. Juni 1939 wurde der Volksdeutsche Grubeninvalide Johann Burdzik aus Giszowiec-Myslowice von einem Aufständischen überfallen. Er wurde zunächst gewürgt, dann in den Straßengraben geworfen und mit einem Stock schwer verletzt. Als der Aufständische versuchte, Burdzik die Augen auszudrücken, wurde er von Passanten zurückgerissen, so daß Burdzik mit Blutergüssen am Auge, zahlreichen Quetsch- und Schlagwunden im Gesicht und am Körper sowie zwei losgeschlagenen Zähnen davonkam. 21. Am 2. Juni wurde der Volksdeutsche Theodor Stehr aus Konstantynow von einem Polen überfallen. Als er sich zur Wehr setzte, schlugen vier hinzueilende Polen so auf ihn ein, daß er zusammenbrach und mit einem Rippenbruch und anderen Verletzungen in das Krankenhaus eingeliefert werden mußte. 22. Am 5. Juni wurde der Volksdeutsche Wilhelm Kübel in Kostuchna, der die Kattowitzer Zeitung austrägt, des Zeitungspaketes beraubt. Bei dem [379] Versuch, es wiederzuerlangen, wurde er von anderen Polen zu Boden geschlagen und am Boden liegend mit Fußtritten bearbeitet. Die Polizei griff nicht ein. 23. Am 6. Juni wurden die Volksdeutschen Georg Kindler, Bykowina, und Bernhard Harmada in Nowa Wies von Polen überfallen. Kindler wurde mit einer Flasche gegen die Rippen geschlagen, daß die Flasche zerschellte. Harmada, der schwerkriegsbeschädigt ist und ein steifes Bein hat, wurde mit Bierflaschen, Gummiknüppeln und einem Spazierstock so geschlagen, daß er am ganzen Körper Verletzungen und Quetschungen hatte. 24. In der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1939 wurde der Volksdeutsche Gastwirt Anton Podszwa aus Trzyniec auf dem Heimwege von unbekannten Tätern erschossen. 25. Am 15. Juni wurde der Reichsdeutsche Alois Sornik von dem polnischen Waldarbeiter Onufrak in Zielona hinterrücks durch einen Schlag auf den Kopf so schwer verletzt, daß er einige Tage darauf verstarb. 26. Am 17. Juni wurde der Volksdeutsche Fritz Reinke aus Tonowo, Kr. Znin, von zwei polnischen Knechten von hinten mit Zaunlatten niedergeschlagen. Die Polen schlugen auch auf den am Boden Liegenden weiter ein, so daß er am Kopf, im Gesicht, an den Schultern, Armen und Händen zahlreiche tiefe Wunden und Blutergüsse erlitt und zunächst arbeitsunfähig ist. 27. Am 17. Juni wurde der Volksdeutsche Hans Zierott, Oberausmaß, Kr. Kulm, von drei Männern überfallen und aufgefordert zu sagen: "Der Hitler ist ein Schwein!" Als er sich weigerte, zwang man ihn dazu mit vorgehaltenem Messer. Zierott ist ein Krüppel und konnte sich nicht wehren. 28. Am 20. Juni 1939 wurden die Vorstandsmitglieder der Ortsgruppe Harazdze (Kr. Luck) der Jungdeutschen Partei, die Volksdeutschen Völpel, Dilk und Sawadski zum Polizeikommandanten bestellt. Völpel wurde mit Faustschlägen mißhandelt, so daß ihm die Unterlippe durchschlagen wurde, sodann trat ihm der Polizist mehrfach in den Unterleib und riß ihn an den Haaren, bis er seine Austrittserklärung aus der Jungdeutschen Partei unterschrieb und am Tage darauf mit seinen Freunden die Selbstauflösung der ganzen Ortsgruppe beantragte. Kurze Zeit darauf meldete die polnische Presse, Ortsgruppen der Jungdeutschen Partei in Wolhynien lösten sich aus weltanschaulichen Gründen freiwillig auf. 29. Am 22. Juni wurde die Volksdeutsche Luzie Imiolcyk aus Chorzow in ihrem Hausflur von zwei Nachbarinnen, den Polinnen Maciejkowiak und Wietrzniak überfallen, und, obwohl sie ein 14 Monate altes Kind in den Armen hatte, schwer geschlagen. Schließlich wurde sie auf den Boden geworfen und ihr wurden Haare ausgerissen. Als sie den Vorfall der Polizei meldete, wurde sie wegen Beleidigung der Polin Maciejkowiak verhaftet. 30. Am 2. Juli wurde die Volksdeutsche Luise Sprenzel, die auf dem Rade nach Zytna, Kreis Rybnik, fuhr, von zwei Aufständischen überfallen und so gegen die Schläfe geschlagen, daß sie vom Rade stürzte und bewußtlos auf der Straße liegenblieb. 31. Am 7. Juli 1939 wurde der Volksdeutsche Schwerkriegsbeschädigte einarmige Invalide Julius Saeftel aus Szopienice, Kreis Myslowice, nach einer von Polen gestörten Beerdigungsfeier für einen Volksdeutschen von fünf Polen verfolgt und mit Faustschlägen im Gesicht verletzt. [380] 32. Am 8. Juli 1939 drang der Pole Kaczmarek in die Wohnung der Volksdeutschen Margarete Plichta aus Tarnowskie ein, indem er mit einem Hammer gewaltsam die Tür sprengte. Sodann ging er mit dem Hammer auf die Volksdeutsche los und schlug ihr mit dem Hammer eine in Notwehr ergriffene Waffe aus der Hand, so daß die Hand schwer verletzt ist. Dann würgte er die Volksdeutsche und drohte ihr an, sie umzubringen. Erst auf Hilfeschreie ließ er von seinem Opfer ab. 33. Am 23. Juli drangen drei polnische Soldaten in die Wohnung des Volksdeutschen Ewald Banek in Sypiory, Kreis Schubin, ein und verlangten Lebensmittel und Getränke. Nachdem sie sie unentgeltlich erhalten hatten, beschimpften sie die anwesenden Familienmitglieder und schlugen auf sie ein. Banek wurde durch Seitengewehrstiche in die linke Schulter und den rechten Arm erheblich verletzt. Gleichzeitig erzwangen polnische Soldaten Zutritt zur Wohnung des Volksdeutschen Arthur Pahlke und versuchten Frau Pahlke zu vergewaltigen. Als Pahlke seine Frau verteidigen wollte, wurde er auf das schwerste mißhandelt. 34. Am 6. August brach eine Bande junger Polen das Tor zum Anwesen des 72jährigen Volksdeutschen August Mundt in Bialezynek auf, verletzte Mundt am Auge und Unterkiefer, schlug auf seinen Sohn Wilhelm mit Knüppeln und Steinen ein, so daß dieser bewußtlos niederbrach, und mißhandelte auch den bei Mundt tätigen Landarbeiter Karl Jesser. 35. Am 9. August drang Polizei in das christliche Hospiz in Kattowitz ein, wo gerade eine Mitgliederversammlung des deutschen Volksbunds stattgefunden hatte. Die bewaffnete Polizei schlug auf die anwesenden 18 Volksdeutschen mit Gummiknüppeln und Kolben ein und schleifte sie zur Wache. Während der Nacht wurden sie unter schweren Mißhandlungen über den Verlauf der Versammlung vernommen, so daß sie bei ihrer Entlassung am folgenden Morgen mit blauen und roten Flecken und Striemen bedeckt waren. Einem Volksdeutschen war der Arm verrenkt worden, ein anderer hatte durch die Schläge auf den Kopf zunächst das Gehör verloren. 36. Am 14. August wurde der Volksdeutsche Thomalla aus Karwin auf Grund haltloser Verleumdungen festgenommen. In der zweitägigen Untersuchungshaft erhielt er weder Nahrung noch Wasser. Er wurde bei den Verhören mit Knüppeln und Fäusten blutig und besinnungslos geschlagen, so daß er bei seiner Entlassung am 16. August geistig verwirrt war. 37. Mitte August wurden in Oberschlesien zahllose Volksdeutsche unter dem Vorwand, Hochverrat begangen zu haben, verhaftet. Der verhaftete Volksdeutsche, Kreisleiter der Jungdeutschen Partei, Rudolf Wilsch aus Laurahütte, wurde während des Verhörs vollkommen zusammengeschlagen, unter der Androhung der Vierteilung und ähnlicher Torturmethoden wurde der Schwermißhandelte erpreßt, die gegen ihn zu Unrecht erhobene Anklage zuzugeben. 38. Der Reichsangehörige Jäger, der Volksdeutsche Grant, Fräulein Kiesewalter und Fräulein Neudam sowie andere Reichs- und Volksdeutsche wurden in polnischen Gefängnissen zur Erpressung von Geständnissen schwer mißhandelt. Ihnen wurden z. B. Einspritzungen brennender Flüssigkeiten in die Geschlechtsorgane gemacht, Rippen gebrochen, sie wurden mit elektrischem Strom mißhandelt, und es wurde ihnen nach langem Aufenthalt in heißen Räumen Salzwasser als Getränk verabfolgt. Der Volksdeutsche Schienemann, der noch in Sieradz einsitzt, ist körperlich völlig zerrüttet und verlor bei der Inquisition fast alle Zähne.
[381]
Nr. 416
Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amts Berlin, den 23. August 1939
Laut Mitteilung des Reichsministeriums des Innern sind bis zum 21. August d. J. etwa 70.000 Volksdeutsche Flüchtlinge aus Polen in den Flüchtlingsdurchgangslagern untergebracht worden. Hiervon sind etwa 45.000 aus Polnisch-Oberschlesien und dem Olsagebiet gekommen. Nicht einbegriffen sind die Flüchtlinge, die sich auf Danziger Gebiet begeben haben, sowie alle jene, die, ohne ein Flüchtlingslager zu berühren, bei Verwandten oder Bekannten in Deutschland Unterkommen finden konnten.
Bergmann
Nr. 417
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswärtige Amt Bericht Thorn, den 28. August 1939
Von einem als zuverlässig bekannten Vertrauensmann aus Usdau erhalte ich heute folgenden Bericht:
Am vorigen Sonntag hielten die Polen die Stunde für gekommen, um Rache an der deutschen Bevölkerung nehmen zu können. Im Rahmen der Evakuierungsmaßnahmen wurde der größte Teil der Volksdeutschen wie eine Herde zusammengetrieben, und - da Fahrzeuge zum Abtransport nicht zur Verfügung standen - ins Innere des Landes in Marsch gesetzt. Wer infolge des hohen Marschtempos zurückblieb, wurde mit Kolbenschlägen angetrieben. Eine schwangere Frau, die einfach nicht mehr weitermarschieren konnte, wurde von der Begleitmannschaft so schwer geschlagen, daß sie frühzeitig niederkam und dabei verstarb. Eine andere Frau mußte ihr erst 4 Jahre altes Töchterchen mitführen. Bei einigen Kolbenschlägen, mit denen die Frau und das Kind traktiert wurden, erhielt das Kind eine schwere Kopfwunde und konnte überhaupt nicht weiterlaufen. Die Mutter versuchte nun das Kind zu tragen, war dadurch jedoch im Marschieren so gehindert, daß sie das äußerst scharfe Tempo nicht mithalten konnte. Der Anführer entriß ihr daher kurzer Hand unter überhaupt nicht wiederzugebenden Beschimpfungen das Kind und erschlug es. Seinen Spießgesellen gegenüber rechtfertigte er seine Handlungsweise mit den Worten "Das Balg bringt sonst später doch wieder neue deutsche Schweine zur Welt"." Die Volksdeutschen dürften in eins der zahlreichen Konzentrationslager getrieben worden sein.
von Küchler
213Vgl. Nr. 406. ...zurück...
214Vgl. Nr. 406 und 410. ...zurück...
|