SucheScriptoriumBuchversandArchiv IndexSponsor

[220]
Zweites Kapitel   (Forts.)
Die Englische Kriegspolitik

A. Britische Aufrüstung und Hetze
gegen Deutschland
(September 1938 bis Juli 1939)

Nr. 231
Rede des Britischen Staatssekretärs für die Kolonien
Malcolm MacDonald im Unterhaus 7. Dezember 1938

Auszug

(Übersetzung)

..... Ich glaube nicht, daß es heute auch nur irgendeine Gruppe in diesem Lande gibt, die geneigt ist, irgendeinem anderen Land die Sorge für irgendeins der Territorien oder Völker zu übertragen, für deren Regierung wir als Kolonial- oder Mandatsmacht verantwortlich sind. Diese Auffassung hat heute nachmittag in jedem Teil des Hauses Ausdruck gefunden; es ist eine Auffassung, die von Seiner Majestät Regierung geteilt wird. Wir erörtern diese Frage nicht; wir ziehen sie nicht in Erwägung; sie ist gegenwärtig kein Gegenstand der praktischen Politik.

Falls wir jemals in eine Erörterung dieser Frage treten sollten, dürfen gewisse Dinge nicht vergessen werden. Vor allem ist dies Land nicht das einzige beteiligte Land. Großbritannien ist nicht das einzige Land, das nach dem Kriege zusätzliche territoriale Verantwortlichkeiten übernahm. Andere Länder würden gleichfalls einbezogen werden und die Frage müßte von allen beteiligten Ländern zusammen untersucht werden. Es gibt jedoch noch eine weitere Erwägung von größter Tragweite, auf die der Antrag und beide Amendements Bezug nehmen. Die Völker, die am unmittelbarsten und vitalsten von irgendeinem solchen Vorschlag betroffen würden, sind die Völker, die in den Mandatsgebieten selbst leben. Wir können sie nicht als bloße Waren oder Vieh betrachten, über die man summarisch verfügt; wir haben Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen gegenüber diesen Völkern. Wir müssen ihren eigenen Wünschen Beachtung schenken; wir müssen die Wünsche der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in diesen Gebieten in Erwägung ziehen.

[221] Soweit britische Mandatsgebiete betroffen sind, kommen nicht nur die großen einheimischen Eingeborenenbevölkerungen in Betracht; in gewissen Gegenden gibt es auch europäische Siedler, die ihr ganzes Vermögen in diesen Ländern angelegt haben und an ihrer Entwicklung in den letzten zwanzig Jahren stark beteiligt waren. In gewissen Gegenden gibt es bedeutende indische Gemeinden. Wir müssen das Recht dieser Völker, sich zu dieser Frage zu äußern, die so wichtig für sie ist, berücksichtigen und wir müssen ihren Ansichten volles Gewicht und volle Bedeutung beimessen. Es wäre unmöglich, irgendeine Änderung des Statuts irgendeines dieser Gebiete zu erwägen, ohne die spontanen Ansichten der Einwohner voll zu berücksichtigen. Außerdem haben diese Völker gewisse Vertragsrechte. Diese Völker haben gewisse materielle Interessen in diesen Gebieten. Diese Rechte und Interessen müssen voll gewahrt und gesichert werden.

Ich möchte aber außerdem auch noch folgendes wiederholen: Das Verhältnis zwischen der Exekutive und der Legislatur dieses Landes liegt klar auf der Hand. Jedenfalls würde es für eine Regierung unmöglich sein, irgendetwas in dieser Frage zu tun, ohne daß das Unterhaus die vollste Gelegenheit zur Aussprache hätte. Tatsächlich könnte nichts Entscheidendes ohne die positive Billigung des Parlaments geschehen. Soweit dieses Haus betroffen ist, ist, wie ich sagte, von jedem Teil dieses Hauses in der Debatte von heute nachmittag eine einstimmige Meinungsäußerung erfolgt. ....




Nr. 232
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswärtige Amt
Bericht
Paris, den 10. Dezember 1938

Herr Duff Cooper hat am 7. Dezember im hiesigen "Théatre des Ambassadeurs" einen Vortrag über das Thema "Die französisch-britische Freundschaft und der Frieden" gehalten. Der Redner betonte in seinen kriegshetzerischen Ausführungen, die in jeder Hinsicht - mitunter auch in verletzender Form - gegen Deutschland gerichtet waren, die Notwendigkeit einer französisch-englischen Koalition zur Verteidigung der beiderseitigen Interessen. Wenn Deutschland auch stark sei, so seien die beiden Völker zusammen ihm ebenbürtig und der Ausgang eines eventuellen Konfliktes brauche durchaus nicht zugunsten Deutschlands auszufallen. Duff Cooper tröstete sich damit, daß Amerika im Falle eines Konfliktes als der große Freund der westlichen Demokratien im Hintergrund stehen würde. Ein neuer Krieg würde weniger das Schicksal Englands und Frankreichs, als das der gesamten Zivilisation aufs Spiel setzen. Alle vergangenen Zivilisationen, so meinte er im Hinblick auf Deutschland, seien von kulturell minderwertigeren, zahlenmäßig aber stärkeren Völkern zerstört worden.

Im Auftrag
Bräuer



[222]
Nr. 233
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt
Telegramm
London, den 5. Januar 1939

Ich habe den angeordneten Schritt erst heute ausgeführt, um den bisher auf Weihnachtsurlaub abwesenden Lord Halifax persönlich sprechen zu können. Ich habe schärfste Verwahrung gegen die in dem Aufsatz von Wells im News Chronicle ausgesprochenen schweren Beleidigungen des Führers und leitender Staatsmänner Deutschlands eingelegt und darauf hingewiesen, daß die Botschaft in den letzten Monater leider in immer größerem Umfange derartige Beschwerden wegen Verunglimpfungen des Führers hätte vorbringen müssen; ich führte Lord Halifax diese Beschwerden und ihren Anlaß vor Augen, indem ich die einzelnen Fälle zitierte. Die schwerste Beschimpfung aber enthalte der Neujahrsaufsatz von Wells im News Chronicle, der weniger von der Absicht einer Kritik auszugehen schiene, die Beleidigungen nicht scheue, als lediglich zu dem Zweck geschrieben schiene, eine Häufung von schweren Kränkungen auf den Führer und Reichskanzler und auf dessen nächste Mitarbeiter auszusprechen.

Es sei mir bekannt, daß die Englische Regierung die Möglichkeiten einer unmittelbaren Einflußnahme auf die Presse als nicht gegeben ablehne und daß sie auch auf den Mangel an gesetzlichen Handhaben hinweise. Ich hätte auch gesehen, daß die beiden Aufsätze von Wells nicht einmal vor einer herabsetzenden Kritik des englischen Königspaares haltmachten und daß sie Chamberlain schwer beleidigten.

Diese Tatsachen aber könnten nichts an der Feststellung ändern, daß die zahlreichen Schmähungen des deutschen Staatsoberhauptes und die Unmöglichkeit einer entsprechenden Genugtuung das deutsche Volksempfinden schwer verletzten und nachteilige Folgen auf die englisch-deutschen Beziehungen haben müßten. Ich wollte daher erneut die Frage zur Erörterung stellen, ob nicht wenigstens für die Zukunft in irgendeiner Form Abhilfe geschaffen werden könnte.

Lord Halifax erwiderte, daß er nicht anstehe, den genannten Artikel, der ihm bekannt sei, als die empörendste Schmähung des Führers zu kennzeichnen, die er bisher in der Presse gelesen habe. Er wolle mir daher auch sein uneingeschränktes Bedauern über diese Beleidigung des Führers aussprechen und bäte mich, dieses Bedauern der Deutschen Regierung zum Ausdruck zu bringen. Es sei höchst bedauerlich, daß in den letzten Monaten wieder zahlreiche Entgleisungen zu verzeichnen gewesen seien; eine Erklärung, wenn auch keine Entschuldigung dafür, sei in der Tatsache zu suchen, daß derartige Schmähartikel, wie z. B auch der vorliegende, vorwiegend aus innerpolitischen Gründen geschrieben seien, um die Englische Regierung zu treffen. Auch die allgemeinpolitische gereizte Stimmung, die jetzt vorherrsche, sei in Betracht zu ziehen.

Ich erwiderte Lord Halifax, daß der bisherige Zustand nicht so fortdauern könne. Ich müsse ernstlich ersuchen, auf irgendeine Weise eine Besserung herbeizuführen, um unerfreuliche politische Folgerungen zu vermeiden.

Lord Halifax stellte in Aussicht, daß er sein möglichstes im Rahmen der ihm zur Verfügung stehenden Einflußmöglichkeiten tun wolle, um in Zukunft solche Beschimpfungen des Führers zu unterbinden.

Dirksen



[223]
Nr. 234
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt
Bericht
London, den 9. Januar 1939

Die Botschaft des Präsidenten Roosevelt vom 4. Januar, in deren erstem Teil er gegen die autoritären Staaten polemisiert, hat in der öffentlichen Meinung des Landes und in der Presse aller Parteirichtungen ungeteilte Zustimmung gefunden. Obwohl Roosevelt Deutschland nicht genannt hat, unterstellen die hiesigen Zeitungen ohne weiteres, daß die Angriffe in erster Linie an die Adresse Deutschlands gerichtet waren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier mit großer Genugtuung verzeichnet wird, daß von dem starten Vetter jenseits des Ozeans eine Sprache geführt worden ist, der man sich manchmal selber bedienen möchte, ohne jedoch hierzu bisher den rechten Mut gefunden zu haben... Fast erklingt ein Unterton des Beifalls, daß Roosevelt getreu dem Wort gehandelt habe: "England expects every American to do his duty".

In Erkenntnis der Reaktion der britischen Öffentlichen Meinung auf die Worte des Amerikanischen Präsidenten hat Chamberlain die bekannte zustimmende Erklärung ausgegeben. Wie ich zuverlässig erfahre, ist nicht - wie man vielleicht annehmen könnte - der Gedanke zu diesem an und für sich ungewöhnlichen Vorgehen im Foreign Office entstanden, sondern stammt vom Premierminister selbst. Verfaßt wurde die Erklärung allerdings in der Amerikaabteilung des Foreign Office.

Vornehmlich folgende Motive dürften Chamberlain zu diesem Vorgehen veranlaßt haben: Durch seine Zustimmung zu den von der öffentlichen Meinung einheitlich gebilligten Ausführungen des Amerikanischen Präsidenten zeigte der Premierminister, daß in weltanschaulichen Dingen zwischen der englischen öffentlichen Meinung und der des Premierministers eine Differenz nicht besteht, und daß er auch dann nicht davor scheut, in diesem Sinne Stellung zu nehmen, wenn dies außenpolitisch als Parteiergreifung gegen die totalitären Staaten gewertet werden muß. Innerpolitisch hat Chamberlain mit dieser Aktion ganz ohne Frage seine Position gestärkt.

Darüber hinaus war die Erklärung Chamberlains ein Mittel, der gegen das Münchener Abkommen noch immer moralisierenden amerikanischen Öffentlichkeit zu zeigen, daß er auch anders könnte.

von Dirksen




Nr. 235
Ansprache des Führers beim Neujahrsempfang
des Diplomatischen Korps, 12. Januar 1939

Herr Nuntius!

Für die freundlichen Glückwünsche, die Euere Exzellenz mir namens des in Berlin akkreditierten und hier versammelten Diplomatischen Korps aus Anlaß des Jahreswechsels zum Ausdruck gebracht haben, danke ich Ihnen aufrichtigst.

In Ihrer Ansprache haben Sie, Herr Nuntius, besonders des Tages der Zusammenkunft der Vertreter der vier Großmächte in München gedacht. Auch [224] mir drängt sich beim Rückblick auf das vergangene Jahr die Erinnerung an dieses Ereignis in besonderer Weise auf. Die Deutsche Nation denkt in tiefer Dankbarkeit daran, daß das Jahr 1938 auch für unser Volk die Verwirklichung seines unabdingbaren Rechts auf Selbstbestimmung gebracht hat. Wenn dieses erreicht worden ist, ohne daß auch nur einen Tag der Frieden Europas unterbrochen wurde, so hat dabei in der Tat die Politik einer weisen Einsicht der Mächte, die in dem Münchener Abkommen ihren Ausdruck fand, einen bedeutsamen Anteil. Ich habe bereits an anderer Stelle Gelegenheit genommen, aus Anlaß dieses Jahreswechsels dem Dank Ausdruck zu geben, den das Deutsche Volk den Staatsmännern gegenüber empfindet, die es im Jahre 1938 unternommen haben, mit Deutschland zusammen Wege zu einer friedlichen Lösung der unaufschiebbaren Fragen zu suchen und zu finden. Daß es gelungen ist, zu dem von uns allen gewünschten friedlichen Erfolg zu gelangen, verdanken wir nicht nur dem Friedenswillen und dem Verantwortungsbewußtsein der beteiligten Regierungen, sondern vor allem der Einsicht, daß die in der geschichtlichen Entwicklung und den natürlichen Bedürfnissen der Völker begründeten Notwendigkeiten früher oder später anerkannt werden müssen und nicht zum Nachteil eines einzelnen Volkes oder Staates abgelehnt oder gar mit Gewaltmitteln verbaut werden dürfen. Die beteiligten Mächte haben aus dieser Einsicht die notwendigen Folgerungen für ihre politischen Entschließungen gezogen und damit wahrhaft dazu beigetragen, nicht nur den europäischen Frieden zu bewahren, sondern auch ein gesünderes und glücklicheres Europa zu schaffen. Dieser Vorgang berechtigt auch nach meiner Überzeugung, darin stimme ich mit Ihnen, Herr Nuntius, überein, zu der Hoffnung, daß es auch in Zukunft der Einsicht der leitenden europäischen Staatsmänner gelingen wird, Europa jenen Frieden zu schenken, der den natürlichen und damit berechtigten Interessen der Völker im höchst möglichen Umfang gerecht wird.

Die Glückwünsche, die Euere Exzellenz für das Deutsche Reich und für mich persönlich zum Ausdruck brachten, erwidere ich von Herzen. Sie gelten ebenso sehr dem persönlichen Wohlergehen aller hier vertretenen Staatsoberhäupter wie dem Glück und Gedeihen ihrer Länder.




Nr. 236
Der Deutsche Geschäftsträger in Ankara an das Auswärtige Amt
Bericht
Ankara, den 17. Januar 1939

Der hiesige Britische Botschafter Sir Percy L. Loraine, der seit dem 15. Februar 1934 in der Türkei akkreditiert war, ist, wie die Presse bereits gemeldet hat, zum Britischen Botschafter in Rom ernannt worden. Er wird in etwa 5 bis 6 Wochen Ankara verlassen, um sich zunächst einige Zeit auf Reisen zu begeben, und im April seinen neuen Posten antreten. Zum Nachfolger Sir Percy Loraines ist der frühere Britische Botschafter in China Sir Hughes Montgomery Knatchbull-Hugessen K. C. M. G. ernannt worden.

Sir Percy Loraine hat während seiner hiesigen fünfjährigen Tätigkeit zweifellos eine hervorragende Rolle gespielt. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, die türkische Politik fest an England zu binden. Aus der Erkenntnis heraus, daß hierzu eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit unumgängliche Voraussetzung sei, hat er zäh und beharrlich versucht, Englands wirtschaftlichen [225] Einfluß in der Türkei auszubauen. Sir Percy Loraine hat geglaubt, daß dies auf die Dauer nur durch Zurückdrängung des deutschen wirtschaftlichen Einflusses möglich sei, und er hat sich in der Tat alle Mühe gegeben, die beherrschende wirtschaftliche Stellung Deutschlands in der Türkei zu unterminieren.

Kroll




Nr. 237
Rundfunkansprache des Britischen Premierministers Chamberlain,
23. Januar 1939

Auszug
(Übersetzung)

Heute abend möchte ich Ihnen etwas über den Plan der Regierung über die Einführung eines freiwilligen nationalen Dienstes sagen und über das Handbuch, das Ihnen allen in der nächsten Woche ins Haus gebracht werden wird.

Bevor ich hierüber spreche, will ich mit ein paar Worten auf die Bedingungen eingehen, die uns den Plan im Interesse der Sicherheit unseres Landes notwendig erscheinen lassen.

Der Plan soll uns für den Krieg bereit machen. Das will nicht sagen, daß ich glaube, daß Krieg kommt. Sie wissen, ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, um uns und auch allen anderen den Frieden zu erhalten.

Wir in unserem Lande würden niemals einen Krieg beginnen. Aber wir könnten gezwungen werden, an einem von anderer Seite begonnenen Krieg teilzunehmen, oder wir könnten selbst angegriffen werden, wenn die Regierung eines anderen Landes der Meinung sein sollte, daß wir uns nicht wirksam verteidigen könnten.

Je besser wir vorbereitet sind, uns zu verteidigen und Angriffen zu widerstehen, um so unwahrscheinlicher ist es, daß ein Angreifer ein Abenteuer wagt, bei dem seine Gewinnchancen so gering sein würden. Das ist meine erste Feststellung.

Mein zweiter Punkt ist folgender: Ein moderner Krieg ist anders, als Kriege der Vergangenheit es waren. Die Entwicklung der Luftstreitkräfte hat uns unsere alte insulare Sicherheit genommen, und es würde sowohl bei uns als auch bei den Ländern des Kontinents die Zivilbevölkerung ebenso zu den Opfern eines Angriffs zählen wie Soldaten, Matrosen und Flieger. Es ist sogar leicht möglich, daß die Zivilisten die ersten Opfer sein würden.

Wenn wir deshalb unsere Zivilbevölkerung in Kriegszeiten zu schützen wünschen, so müssen wir die erforderliche Organisation in der Zeit des Friedens vorbereiten. Wir müssen darüber hinaus die Mitglieder dieser Organisation schon im Frieden ausbilden, weil dazu keine Zeit mehr bleibt, wenn der Krieg begonnen hat.

Sie werden deshalb erkennen, daß unser Plan lediglich von allgemeiner Vorsicht diktiert und für unsere Sicherheit genau so notwendig ist wie Schlachtschiffe, Kanonen und Flugzeuge. Aber unser neuer Plan bedeutet ebensowenig wie die Bereitstellung dieser Waffen, daß der Krieg bald oder überhaupt kommen muß.

[226] Und nun will ich mich dem Handbuch zuwenden, von dem ich hoffe, daß Sie alle es sehr sorgfältig lesen werden, wenn es erscheint. Denn Sie alle geht es an.

Es findet sich in ihm eine Beschreibung der verschiedenen Dienstarten, die im Interesse der Sicherheit oder Unterstützung der Allgemeinheit im Falle eines Krieges notwendig sein würden, falls unser Land in einen Krieg verwickelt würde.

Das, was wir von denjenigen von Ihnen, die zum freiwilligen Dienst bereit sind und nicht bereits Arbeiten verrichten, die für die Sicherheit des Landes notwendig sind, was übrigens auch als Dienst an der Nation gilt, erbitten, ist, sich für eine Art des vaterländischen Dienstes zu entscheiden und sofort mit der erforderlichen Ausbildung zu beginnen. Ich überlasse es jedem einzelnen von Ihnen, diese verschiedenen Dienstarten zu studieren und sich zu entscheiden, ob eine Dienstart darunter ist, die für ihn paßt. Das Buch gibt Ihnen einfache und klare Auskunft über die einzelnen Aufgaben, und es ist nicht meine Absicht, jetzt diese Aufgaben zu beschreiben. ....




Nr. 238
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt
Telegramm
London, den 25. Januar 1939

Premierminister Chamberlain, den ich gestern bei gesellschaftlicher Veranstaltung traf, ausdrückte mir in längerer Unterredung seine Besorgnis über die gespannte Lage in Europa. Ich erwiderte, daß ich angenommen hätte, seine Unterhaltung in Rom mit Mussolini würden ihn zum mindestens hinsichtlich der friedlichen Absichten Deutschlands und Italiens beruhigt haben.

Chamberlain zustimmte dem und hinwies auf die demnächst hoffentlich bevorstehende Ausschaltung gefährlicher Reibungsfläche durch Beendigung Bürgerkriegs in Spanien. Er kam dann aber wieder auf seine pessimistische Beurteilung gegenwärtiger europäischer Lage zurück und meinte, daß es von ganz besonderer Bedeutung sein würde, wenn Führer und Reichskanzler demnächst in beruhigendem Sinne zur Weltlage Stellung nehmen könnte. Ich machte den Premierminister darauf aufmerksam, daß der Führer sich sowohl in seiner Neujahrskundgebung wie in seiner Ansprache an Diplomatisches Korps bei Neujahrsempfang147 im ausgesprochen positiven Sinne geäußert und die Münchener Konferenz sowie die an ihr beteiligten Staatsmänner erwähnt hätte; leider sei diese Kundgebung in englischer Presse kaum beachtet worden. Chamberlain erwiderte lebhaft, daß die Kundgebungen bei den beteiligten amtlichen Stellen die gebührende Beachtung gefunden hätten.

Ich hinwies Chamberlain zum Schluß darauf, daß für eine allgemeine Beruhigung eine entsprechende Haltung, insbesondere auch der englischen Presse erforderlich sei und erinnerte daran, daß gerade gestern der Schriftsteller Wells im News Chronicle seine unerhörten Beschimpfungen des Führers erneuert hätte.148 Chamberlain bedauerte diese Angriffe und zugab, daß gerade der News Chronicle das gefährlichste englische Blatt sei.

Dirksen



[227]
Nr. 239
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt
Telegramm
London, den 27. Januar 1939

Gestrige Rede Sir Samuel Hoare's ist durch die zahlreichen Gerüchte über einen angeblich bevorstehenden Krieg bedingt, denen die Regierung energisch entgegenwirken will. Die britische Öffentlichkeit wird seit einigen Tagen durch offensichtlich aus amerikanischer und jüdischer Quelle stammende Gerüchte beunruhigt, die von Mund zu Mund gehen und nur verhältnismäßig geringen Niederschlag in der Presse finden. Ich vermute hinter diesen Gerüchten

    1. planmäßige amerikanische Propaganda und
    2. ein groß angelegtes Börsenmanöver à la baisse.
Hoare's Rede ist weiterhin ein Zugeständnis an die stärker werdenden Strömungen in der konservativen Partei, die von der Regierung mehr Rückgrat gegenüber den totalitären Staaten und ein selbstbewußteres Auftreten verlangen, da die bisherige mildere Tonart keinerlei Erfolge gezeitigt habe. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß Chamberlain selbst von diesen Kreisen immer stärker unter Druck gesetzt wird. Sicher hatte die Regierung auch den Wunsch, mit ihrer selbstbewußten Sprache der Propaganda für den national service einen wirkungsvollen Hintergrund zu geben. Chamberlain hat für morgen Abend eine politische Rede angekündigt.

Dirksen




Nr. 240
Rede des Britischen Premierministers Chamberlain in Birmingham,
28. Januar 1939

Auszug
(Übersetzung)

..... Wir können nicht vergessen, daß, wenn auch wenigstens zwei dazu gehören, Frieden zu schließen, einer allein einen Krieg anfangen kann. Und solange wir nicht zu klaren Abmachungen gelangt sind, durch die jede politische Spannung beseitigt wird, müssen wir uns in eine Stellung bringen, wo wir uns gegen Angriffe verteidigen können, seien es nun Angriffe gegen unser Land und Volk oder gegen die Grundsätze der Freiheit, mit denen unser Dasein als Demokratie eng verbunden ist und die uns die höchsten Begriffe menschlichen Lebens und menschlicher Geisteshaltung zu umschließen scheinen.

Es ist zu diesem Zweck für die Verteidigung und nicht für den Angriff, daß wir uns weiter der Aufgabe unserer Aufrüstung mit nicht erlahmender Kraft und mit völliger Billigung des Landes widmen.

...... Ich kann jedoch nicht umhin, noch einmal mein Bedauern darüber festzustellen, daß es notwendig ist, so viel Zeit und einen so gewaltigen Teil der Einkünfte des Landes für kriegsmäßige Vorbereitungen statt für jene mehr auf innerem Gebiet liegende Fragen aufzuwenden, die mich in das politische Leben geführt haben, wie die Volksgesundheit, die Wohnungsverhältnisse, die [228] Verbesserung der äußeren Lebensbedingungen des Volkes, die Sorge für seine Erholung in der Freizeit und das Wohlergehen von Industrie und Landwirtschaft.

Keines dieser Gebiete ist vernachlässigt worden. Es ist aber ganz natürlich, daß ihre Entwicklung durch die Erfordernisse der nationalen Sicherheit gehemmt und verlangsamt wurde.

Wenn ich mir diese Dinge überlege, so erinnere ich mich an das Geschick eines der Größten meiner Vorgänger, des jüngeren Pitt. Seine Interessen lagen in der Heimat, in der Wiederherstellung der Finanzen und in innerpolitischen Reformen. Aber außenpolitische Ereignisse durchkreuzten diese seine Bestrebungen. Widerstrebend und, nachdem er sich lange gegen sein Schicksal gewehrt hatte, wurde er in einen Krieg verwickelt, der sich dann zu dem bis zu jenem Zeitpunkte größten unserer Geschichte entwickelt hat. Verbraucht durch den Kampf starb er, bevor der Erfolg, zu dem er durch seine Entschlossenheit und seinen Mut soviel beigetragen hatte, unsere Bemühungen belohnte.

Ich vertraue darauf, daß mein Los glücklicher sein wird als das seine and daß wir unser Ziel eines internationalen Friedens noch erreichen können.

Unsere Haltung haben wir schon so oft klargestellt, daß über sie kein Mißverständnis bestehen kann. Ich bin der Ansicht, daß es nun für andere an der Zeit ist, ihren Beitrag zu leisten für ein Ergebnis, das alle mit Wohltaten überschütten würde. Die Luft ist heutzutage voll von Gerüchten und Verdächtigungen, die man gar nicht bestehen lassen sollte. Der Friede vermag ja nur durch eine Herausforderung in Gefahr gebracht werden, wie sie der Präsident der Vereinigten Staaten in seiner Neujahrsbotschaft im Auge hatte, nämlich den Anspruch auf Weltherrschaft durch Gewalt. Einem solchen Anspruch müssen sich die Demokratien unweigerlich entgegenstellen, wie dies der Präsident angedeutet hat und wie ich es selbst auch bereits erklärt habe. ......




Nr. 241
Rede des Führers vor dem Deutschen Reichstag, 30. Januar 1939
Auszug

...... In gewissen Demokratien gehört es anscheinend zu den besonderen Vorrechten des politisch-demokratischen Lebens, den Haß gegen die sogenannten totalitären Staaten künstlich zu züchten, d. h. durch eine Flut teils entstellender, teils überhaupt frei erfundener Berichte die öffentliche Meinung gegen Völker zu erregen, die den anderen Völkern nichts zuleide getan hatten und ihnen auch nichts zuleide tun wollen, die höchstens selber jahrzehntelang von schwerem Unrecht bedrückt wurden.

Wenn wir uns nun gegen solche Kriegsapostel, wie Herrn Duff Cooper, Mister Eden, Churchill oder Mister Ickes usw. zur Wehr setzen, dann wird dies als ein Eingriff in die heiligen Rechte der Demokratien hingestellt. Nach den Auffassungen dieser Herren haben wohl sie das Recht, andere Völker und ihre Führungen anzugreifen, aber niemand hat das Recht, sich dessen zu erwehren.

Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, daß, solange das Deutsche Reich ein souveräner Staat ist, sich die Staatsführung nicht durch einen englischen oder amerikanischen Politiker verbieten lassen wird, auf solche Angriffe zu ant- [229] worten. Daß wir aber ein souveräner Staat bleiben, dafür werden für alle Zukunft die Waffen sorgen, die wir schmieden, und dafür sorgen wir auch durch die Wahl unserer Freunde.

An sich könnte man die Behauptung, daß Deutschland beabsichtige, Amerika anzufallen, mit einem einzigen Lachen abtun, und die fortgesetzte Hetzkampagne gewisser britischer Kriegsapostel wollte man am liebsten schweigend übergehen; allein wir dürfen folgendes nicht außer acht lassen. Erstens: Es handelt sich hier in diesen Demokratien um Staaten, deren politische Konstruktion es ermöglicht, daß schon wenige Monate später die schlimmsten Kriegshetzer die Führung der Regierung selber in ihren Händen halten können.

Zweitens: Wir sind es deshalb der Sicherheit des Reiches schuldig, das deutsche Volk schon beizeiten über diese Männer aufzuklären. Da das deutsche Volk keinen Haß gegen England, Amerika oder Frankreich empfindet, sondern seine Ruhe und seinen Frieden will, diese Völker aber von ihren jüdischen oder nichtjüdischen Hetzern fortgesetzt gegen Deutschland und das deutsche Volk aufgeputscht werden, würde ja im Falle eines Gelingens der Absichten dieser Kriegsbefürworter unser eigenes Volk in eine psychologisch überhaupt nicht vorbereitete und deshalb ihm unerklärliche Situation geraten.

Ich halte es daher für notwendig, daß von jetzt ab in unserer Propaganda und in unserer Presse die Angriffe stets beantwortet und vor allem dem deutschen Volk zur Kenntnis gebracht werden. Es muß wissen, wer die Männer sind, die unter allen Umständen einen Krieg vom Zaune brechen wollen. Ich bin dabei der Überzeugung, daß die Rechnung dieser Elemente eine falsche ist; denn wenn erst die nationalsozialistische Propaganda zur Antwort übergehen wird, werden wir ebenso erfolgreich sein, wie wir im inneren Deutschland selbst durch die zwingende Gewalt unserer Propaganda den jüdischen Weltfeind zu Boden geworfen haben. Die Völker werden in kurzer Zeit erkennen, daß das nationalsozialistische Deutschland keine Feindschaft mit anderen Völkern will, daß alle die Behauptungen über Angriffsabsichten unseres Volkes auf fremde Völker entweder aus krankhafter Hysterie geborene oder aus der persönlichen Selbsterhaltungssucht einzelner Politiker entstandene Lügen sind, daß diese Lügen aber in gewissen Staaten gewissenlosen Geschäftemachern zur Rettung ihrer Finanzen dienen sollen, daß vor allem das internationale Judentum damit eine Befriedigung seiner Rachsucht und Profitgier erreichen zu hoffen mag, daß sie aber die ungeheuerlichste Verleumdung darstellen, die man einem großen und friedliebenden Volk antun kann.

.... Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien sind stark genug, um gegen jedermann den Frieden zu sichern oder einen von unverantwortlichen Kräften leichtfertig vom Zaun gebrochenen Konflikt entschlossen und erfolgreich zu beenden!

Das bedeutet nun nicht, daß wir Deutsche - wie es in einer verantwortungslosen Presse jeden Tag geschrieben steht - einen Krieg wünschen, sondern es bedeutet nur, daß wir

    1. das Verständnis dafür haben, daß sich auch andere Völker ihren Anteil an den Gütern der Welt sichern wollen, der ihnen kraft ihrer Zahl, ihres Mutes und ihres Wertes zukommt, und daß wir
    2. in Anerkennung dieser Rechte entschlossen sind, gemeinsame Interessen auch gemeinsam zu vertreten. Vor allem aber, daß wir vor erpresserischen Drohungen unter keinen Umständen jemals zurückweichen werden!
[230] ..... Deutschland hat gegen England und Frankreich keine territorialen Forderungen außer der nach Rückgabe unserer Kolonien.

So sehr eine Lösung dieser Frage zur Beruhigung der Welt beitragen würde, so wenig handelt es sich dabei um Probleme, die allein eine kriegerische Auseinandersetzung bedingen könnten. Wenn überhaupt heute in Europa Spannungen bestehen, so ist dies in erster Linie dem unverantwortlichen Treiben einer gewissenlosen Presse zuzuschreiben, die kaum einen Tag vergehen läßt, ohne durch ebenso dumme wie verlogene Alarmnachrichten die Menschheit in Unruhe zu versetzen. Was sich hier verschiedene Organe an Weltbrunnenvergiftung erlauben, kann nur als kriminelles Verbrechen gewertet werden. In letzter Zeit wird versucht, auch den Rundfunk in den Dienst dieser internationalen Hetze zu stellen.

..... Denn welche Interessengegensätze bestehen z. B. zwischen England und Deutschland? Ich habe mehr als oft genug erklärt, daß es keinen Deutschen und vor allem keinen Nationalsozialisten gibt, der auch nur in Gedanken die Absicht besäße, dem englischen Weltreich Schwierigkeiten bereiten zu wollen. Und wir vernehmen auch aus England Stimmen vernünftig und ruhig denkender Menschen, die die gleiche Einstellung Deutschland gegenüber zum Ausdruck bringen. Es würde ein Glück sein für die ganze Welt, wenn die beiden Völker zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit gelangen könnten. Das gleiche gilt für unser Verhältnis zu Frankreich. ......




Nr. 242
Rede des Britischen Premierministers Chamberlain
in Blackburn, 22. Februar 1939

Auszug
(Übersetzung)

...... Zu einer Zeit, wo ungeheure Rüstungen von allen Seiten aufgetürmt werden, kann man sich einer gewissen Sorge nicht erwehren, ob nicht ein vielleicht an sich geringfügiger Zwischenfall die Maschinerie in Bewegung setzt, die diese Rüstungen zur Anwendung bringen würde. Wir sind uns bewußt, daß bei Eintritt dieses gefürchteten Ereignisses keiner von uns oder von denen, die uns am teuersten sind, seinen Folgen entgehen könnte. Unter diesen Umständen scheinen mir nur Menschen, die völlig rücksichtslos, unverantwortlich oder unwissend sind, den Wunsch haben zu können, daß die jetzige Regierung irgendeine andere Politik verfolgen sollte, als wie wir sie für uns festgelegt haben, eine Politik des Friedens durch Stärke, die keine Gelegenheit vorübergehen lassen wird, um Verdächtigungen und feindselige Einstellungen zu beseitigen, gleichzeitig aber fest und entschlossen mit Hilfe unserer Freunde innerhalb und außerhalb unseres Reiches eine so furchtbare Macht aufbauen wird, daß unsere Rechte und Freiheiten jedem gegenüber durchgesetzt werden können, der unbesonnen genug sein sollte, sich an ihnen zu vergreifen.

Während der letzten zwei Tage haben wir im Unterhaus die Fortschritte unserer Aufrüstung erörtert. Die Zahlen sind in der Tat überwältigend. Vielleicht sind sie so gewaltig, daß das Volk sie gar nicht mehr zu fassen vermag. Ich muß aber doch versuchen, Ihnen einen Begriff von der Größe und dem Tempo unserer Aufrüstung zu geben, wie sie sich an den Kosten ermessen lassen.

[231] Während in den ersten fünf Jahren der Nationalen Regierung, nämlich von 1931 bis 1935, der durchschnittliche Aufwand für die Verteidigung des Landes 114 Millionen Pfund betrug, beliefen sich die entsprechenden Ausgaben im Jahre 1936 auf 186 Millionen Pfund, 1937 auf 265 Millionen Pfund, 1938 betrugen nach dem Voranschlag die Ausgaben bereits 406 Millionen Pfund, und der Voranschlag für das nächste Finanzjahr, der auch die Ausgaben für die Zivilverteidigung umfaßt, ist bereits auf 580 Millionen Pfund hinaufgeschnellt. Niemand beklagt mehr als ich die Notwendigkeit für diese Ausgaben, und doch haben Sie Recht, ihnen Beifall zu spenden; denn Sie können einen tröstlichen Schluß oder auch deren zwei aus diesen ungeheuren Ziffern ziehen, einen Schluß, der jedenfalls dem recht wenig erfreulichen Vorgang der Bezahlung dieser Rechnung gegenübergestellt werden kann.

Zunächst können Sie sich selbst davon überzeugen, daß die Gründe für alle Besorgnisse, die etwa früher wegen einer zu langsamen Herstellung von Rüstungsmaterial bestanden haben mögen, schnell überwunden werden. Schiffe. Kanonen, Flugzeuge und Munition fließen jetzt aus unseren Werften und Fabriken in einem Strom, der dauernd im Anschwellen begriffen ist. Jedenfalls hat sich die Lage in dieser Hinsicht, selbst verglichen mit der vor einigen Monaten, außerordentlich verbessert. ......

Lassen Sie mich jetzt zurückkommen auf die Voranschläge für die Verteidigungskosten und zu dem etwas tröstlicheren Schluß, der daraus gezogen werden kann. Ich habe bereits auf die Bedeutung dieser Voranschläge hingewiesen, als ich den Fortschritt in unserem Rüstungsprogramm darlegte. In zweiter Linie aber werden diese ungeheuren Zahlen dazu dienen, uns allen die gewaltige Größe unserer finanziellen Hilfsquellen klarzumachen, die uns in den Stand setzen, diese Riesensummen nicht nur aufzubringen, sondern ihre Verausgabung ohne merkliche Beeinträchtigung des Vertrauens ins Auge zu fassen, das ja die Grundlage für unseren Kredit ist.

Und wenn wir bedenken, daß das, was wir jetzt planen, allein den Anstrengungen unseres Landes entstammt, ohne daß, was nötigenfalls geschehen könnte, die großen Dominions oder unsere Verbündeten und Freunde außerhalb des britischen Reiches etwas dazu beitragen, so können wir, um unseren Shakespeare zu zitieren, wohl die Gewißheit haben,

    "Und steht die ganze Welt in Waffen gegen uns:
    Wir schlagen sie!"




Nr. 243
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt
Telegramm
London, den 24. Februar 1939

1. Vor meiner Abreise hatte ich mit Lord Halifax über allgemeine Lage eingehende Unterhaltung, über die mündlichen Bericht vorbehalte. Halifax erwähnte die verschiedenen schwebenden deutsch-englischen Wirtschaftsbesprechungen, die durch Besuch Ashton-Gwatkins und Stanleys hoffentlich weiter gefördert werden würden.

[232] 2. Ich hinwies auf die in hiesiger Öffentlichkeit herrschende und durch Propaganda vermehrte nervöse Unruhe, die sich nach Führerrede nur zeitweise beruhigt hätte. Diese Stimmung sei abträglich für beiderseitige Beziehungen.
      Halifax gab Nervosität während Januar zu, glaubte aber nicht, daß neue Welle der Beunruhigung Öffentlichkeit nach Führerrede erfaßt habe.

3. Ich schilderte anschließend, wie stark diese allgemeine Stimmung auf die Lage in England lebender Reichsdeutscher zurückwirke, denen selbst die Abhaltung von Veranstaltungen durch Verweigerung der Räumlichkeit erschwert werde.

Dirksen




147Vgl. Nr. 235. ...zurück...

148Vgl. Nr. 233. ...zurück...


Seite zurückInhaltsübersichtSeite vor


Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges