[207=Titelblatt] [208=leer] [209] Zweites Kapitel
Die Englische Kriegspolitik
A. Britische Aufrüstung und Hetze
Nr. 217 Wir haben heute eine weitere Besprechung gehabt und sind uns in der Erkenntnis einig, daß die Frage der deutsch-englischen Beziehungen von allererster Bedeutung für beide Länder und für Europa ist. Wir sehen das gestern abend unterzeichnete Abkommen und das deutsch-englische Flottenabkommen als symbolisch für den Wunsch unserer beiden Völker an, niemals wieder gegeneinander Krieg zu führen. Wir sind entschlossen, auch andere Fragen, die unsere beiden Länder angehen, nach der Methode der Konsultation zu behandeln und uns weiter zu bemühen, etwaige Ursachen von Meinungsverschiedenheiten aus dem Wege zu räumen, um auf diese Weise zur Sicherung des Friedens Europas beizutragen.
Adolf Hitler
Neville Chamberlain
Nr. 218
Aus der Rede des Britischen Premierministers Chamberlain im Unterhaus, 3. Oktober 1938 (Übersetzung)
...... Ich glaube, es gibt viele, die mit mir der Ansicht sind, daß eine solche von dem Deutschen Reichskanzler und mir unterzeichnete Erklärung etwas mehr ist als nur eine fromme Meinungsäußerung. In unseren Beziehungen zu anderen Ländern hängt alles davon ab, daß auf beiden Seiten Aufrichtigkeit und guter Wille vorhanden sind. Ich glaube, daß hier Aufrichtigkeit und guter Wille auf beiden Seiten vorhanden sind. Das ist der Grund, warum die Bedeutung dieser Erklärung für mich weit über ihren tatsächlichen Wortlaut hinausgeht. Wenn es eine Lehre gibt, die wir aus den Ereignissen dieser letzten Wochen ziehen können, so ist es die, daß ein dauernder Friede nicht dadurch erreicht werden kann, daß wir stillsitzen und auf ihn warten. Um ihn zu erlangen, bedarf es aktiver und positiver Bemühungen. Ich werde zweifellos viele Kritiker haben, die sagen, daß ich mich eines leichtfertigen Optimismus schuldig mache und daß ich besser täte, kein einziges Wort zu glauben, das von den Regierenden anderer großer europäischer Staaten geäußert wird. Ich bin zu sehr Realist, um zu glauben, daß wir unser Paradies in einem Tag erringen. Wir haben nur den Grundstein des Friedens gelegt. Mit dem Oberbau ist noch nicht einmal begonnen worden. Wir sind in diesem Land bereits während eines langen Zeitraums mit einem großen Wiederaufrüstungsprogramm beschäftigt, das in Tempo und Umfang [210] ständig zunimmt. Niemand soll glauben, daß wir es uns infolge der Unterzeichnung des Münchener Abkommens zwischen den vier Mächten leisten können, unsere Anstrengungen im Hinblick auf dieses Programm in dem gegenwärtigen Zeitpunkt zu verringern. Die Abrüstung kann seitens dieses Landes nie wieder eine einseitige sein. Wir haben das einmal versucht und haben uns dabei fast ins Unglück gestürzt. Wenn die Abrüstung kommen soll, so muß sie schrittweise kommen, so muß sie durch Übereinkommen und die aktive Mitarbeit anderer Länder kommen. Und bis wir dieser Mitarbeit sicher sind, bis wir uns über die tatsächlich zu unternehmenden Schritte geeinigt haben, müssen wir auf unserer Hut bleiben......
...... Allein, gerade die Erfahrungen dieser letzten acht Monate können und müssen uns nur bestärken in dem Entschluß, vorsichtig zu sein und nichts von dem zu versäumen, was zum Schutze des Reiches getan werden muß. Die Staatsmänner, die uns gegenüberstehen, wollen - das müssen wir ihnen glauben - den Frieden. Allein sie regieren in Ländern, deren innere Konstruktion es möglich macht, daß sie jederzeit abgelöst werden können, um anderen Platz zu machen, die den Frieden nicht so sehr im Auge haben. Und diese anderen sind da. Es braucht nur in England statt Chamberlain Herr Duff Cooper oder Herr Eden oder Herr Churchill zur Macht zu kommen, so wissen wir genau, daß es das Ziel dieser Männer wäre, sofort einen neuen Weltkrieg zu beginnen. Sie machen gar keinen Hehl, sie sprechen das offen aus. ..... Als starker Staat sind wir jederzeit zu einer Verständigungspolitik mit unseren Nachbarn bereit. Wir haben keine Forderungen an sie. Wir wollen nichts als den Frieden. Nur eines wünschen wir, und das gilt besonders für unsere Beziehungen zu England: Es würde gut sein, wenn man in Großbritannien allmählich gewisse Allüren der Versailler Epoche ablegen würde. Gouvernantenhafte Bevormundung vertragen wir nicht mehr! Erkundigungen britischer Politiker über das Schicksal von Deutschen oder von Reichsangehörigen innerhalb der Grenzen des Reiches sind nicht am Platze. Wir kümmern uns auch nicht um ähnliche Dinge in England. Die übrige Welt hätte manches Mal Grund genug, sich eher um ihre eigenen nationalen Vorgänge zu bekümmern oder z. B. um die Vorgänge in Palästina. Wir jedenfalls überlassen das denen, die sich vom lieben Gott berufen fühlen, diese Probleme zu lösen, und beobachten nur staunend, wie schnell sie mit ihren Lösungen fertig werden. Wir möchten all diesen Herren den Rat geben, sich mit ihren eigenen Problemen zu beschäftigen und uns in Ruhe zu lassen! Auch das gehört zur Sicherung des Weltfriedens. Wir selbst haben große Aufgaben vor uns. Gewaltige kulturelle und wirtschaftliche Probleme müssen gelöst werden. Kein Volk kann mehr den Frieden brauchen als wir, aber kein Volk weiß auch besser als wir, was es heißt, schwach und der Gnade oder Ungnade anderer ausgeliefert zu sein. .....
[211]
Nr. 220
Rede des Britischen Staatssekretärs für Krieg Hore-Belisha in Mansion House, London, 10. Oktober 1938 Auszug (Übersetzung)
...... Es muß aber noch mehr getan werden, um der Territorialarmee als Ganzes volle Stärke und Wirksamkeit zu verleihen. Wir werden 5 Divisionen für Flugzeugabwehr haben - 5 Flugzeugabwehrdivisionen statt deren zwei - mit einem Korpskommandeur und einem stellvertretenden Chef des Reichsgeneralstabes. ...... Dieser Armee muß mit den nötigen, sich aus ihrem besonderen Charakter ergebenden Änderungen der gleiche Bestand und die gleiche Grundlage gegeben werden wie unserer regulären Armee. Betrachten Sie sie heute! Wenn sie auch nominell in Divisionen eingeteilt ist, so fehlen ihr doch viele moderne Einheiten, die unsere reguläre Armee besitzt, und es fehlt am notwendigen Verhältnis zwischen der Bewaffnung und den einzelnen Truppengattungen. Diese Mängel müssen beseitigt werden. Die Infanterie wird sowohl leichte als auch schwere Maschinengewehrbataillone erhalten, während die Artillerie wie bei der regulären Armee mit Batterien zu 8 Geschützen statt solchen zu 4 Geschützen ausgestattet werden wird. Als Einheiten, die bisher nicht in der Territorialarmee vorhanden waren, sind vorgesehen: Kavallerie, Leichte Tankregimenter, Tankabwehrregimenter, Leichte Flugzeugabwehrregimenter und Tankbataillone. Überdies wird auch noch ein besonderes Bataillon einer Art aufgestellt, die es in der regulären Armee nicht gibt, die aber für den Milizsoldaten gut paßt, nämlich Motorradbataillone, von denen es 3 geben wird. Sie sollen in ebenfalls neu aufzustellenden motorisierten Divisionen Verwendung finden. ...... Was den Aufbau der neuen Truppen betrifft, so werden die Infanteriebrigaden in Zukunft 3 Bataillone haben anstatt 4, wie dies schon in der regulären Armee der Fall ist. Bei Verwendung des vorhandenen Materials ergibt sich, daß wir 9 vollständige Divisionen nach dem Muster der regulären Armee auf stellen können, und zwar mit richtigem Verhältnis von Bewaffnung und Truppengattungen, 3 motorisierte Divisionen und 1 mobile Division, die ebenfalls vollständig mit dem richtigen Verhältnis zwischen der Art der Bewaffnung und den Truppengattungen aufgestellt werden können. Darüber hinaus werden noch 2 Kavalleriebrigaden geschaffen. In Friedenszeiten wird für die territoriale mobile Division kein Befehlshaber ernannt werden, da dies im Hinblick auf die verstreuten Standorte der Einheiten unzweckmäßig wäre. Für ihre Ausbildung werden alle Vorkehrungen getroffen werden. Auch ist von uns die Schaffung einer beträchtlichen Anzahl moderner Korps- und Armeergänzungstruppen in Aussicht genommen, so z. B. Heeresfeld- und Heeresvermessungsregimenter, Heeres- und Korps-Nachrichtentruppen, die, wenn Krieg ausbrechen sollte, jederzeit ihren Platz innerhalb der Formationen einnehmen können. Alles dies steht mit der Organisation unserer regulären Armee in Einklang. ...... So bringen wir die Territorialarmee vorwärts und beweisen ihren Angehörigen, aber auch dem Staate, daß wir uns auf sie nicht nur in Worten, sondern auch in der Tat verlassen. Denn wir setzen alle, die in dieser Truppe Dienst tun, in Stand, ihre Aufgaben zu erfüllen und den Erfordernissen eines modernen Heeres gerecht zu werden......
[212]
Nr. 221
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswärtige Amt Bericht Paris, den 12. Oktober 1938
Aus gut unterrichteter Quelle habe ich erfahren, daß der Besuch von Sir Cyrill Newall in erster Linie auf Betreiben von englischer Seite aus erfolgt ist. Die Englische Regierung soll bestrebt gewesen sein, baldmöglichst nach Beendigung der Spannung den seinerzeitigen Besuch General Vuillemins in England zu erwidern, zumal eine Aussprache zwischen den beiderseitigen Generalstabschefs nach dem Besuch des Generals Vuillemin in Deutschland noch nicht stattgefunden hatte. Wie ich weiter gehört habe, sollen taktische Besprechungen nicht auf dem Programm dieses Besuchs stehen, sondern der englische Generalstabschef will sich in erster Linie über den technischen Stand der französischen Luftwaffe unterrichten, über welchen ihm sehr ungünstige Mitteilungen zugegangen seien. England soll auch beabsichtigen, Frankreich von weiteren Ankaufen in den Vereinigten Staaten von Amerika abzuhalten und dafür englische Muster anbieten. Der Grund hierfür soll sein, daß der gemeinsame, im Falle eines Krieges für die englische und französische Luftwaffe zu ernennende Oberbefehlshaber besser zu beurteilen in der Lage sein soll, welche Aufträge den französischen Geschwadern zugemutet werden können.
Im Auftrag
Bräuer
Nr. 222
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt Bericht London, den 18. Oktober 1938
Am 13. Oktober hielt der Schatzkanzler Sir John Simon in Sheffield eine Rede, in der er auf die Notwendigkeit für die Zusammenfassung und Organisation des Menschenmaterials zur Verteidigung der Heimatfront hinwies. Seine Ausführungen sind hier allgemein so verstanden worden, daß die Regierung schon in Friedenszeiten die Einführung eines sogenannten Nationalregisters aller derjenigen Freiwilligen plant, die sich im Ernstfall dem Staat zur Verfügung stellen wollen. Eine weitere militärische Maßnahme wurde am 14 d. M. vom Kriegsministerium bekanntgegeben und auch von dem Kriegsminister Hore-Belisha in einer Rundfunkansprache am Abend des gleichen Tages behandelt. Sie zielt auf Schaffung eines Zweiges der Territorialarmee ab, der dem Luftschutz lebenswichtiger Industrien dienen soll. Dieser soll von den Belegschaften der in Frage kommenden Fabriken wahrgenommen werden.
Im Auftrag
von Selzam
[213]
Nr. 223
Aus der Rede Winston Churchills für den Rundfunk der Vereinigten Staaten von Amerika, 16. Oktober 1938 (Übersetzung)
...... Wir müssen aufrüsten! Haben wir uns durch unseren ernsten Friedenswillen in eine nachteilige Lage gebracht, so müssen wir dies durch doppelte Anstrengungen und, wenn es erforderlich sein sollte, durch Standhaftigkeit im Ertragen von Leiden wiedergutmachen. Es kann gar kein Zweifel darüber bestehen, daß wir aufrüsten werden. Großbritannien wird seine Jahrhunderte alten Gepflogenheiten aufgeben und seinen Bewohnern die nationale Wehrpflicht auferlegen. Das britische Volk wird aufrecht allem entgegensehen, was auch kommen mag. Aber, um mit Präsident Wilson zu sprechen, das Instrument der Waffen als solches genügt nicht. Wir müssen die Kraft der geistigen Einstellung hinzufügen. Es gibt Menschen, die sagen, wir sollten uns nicht in einen theoretischen Gegensatz zwischen Nazitum und Demokratie hineinziehen lassen. Dieser Gegensatz besteht aber schon heute. Das, was den freien Ländern einen großen Teil ihrer Stärke verleiht, ist gerade der Gegensatz in den geistigen und moralischen Ideen... Das helle Licht des Fortschritts mit seiner Duldsamkeit und seinem Zusammenwirken, seiner Würde und seinen Freuden ist oft in der Vergangenheit zum Erlöschen gebracht worden. Und doch lebe ich in dem Glauben, daß wir nun schließlich die Barbarei soweit überwunden haben, um sie im Zaume halten und abwehren zu können. Wenn wir uns klar darüber sind, worum es jetzt geht, müssen wir beizeiten unsere Entschlüsse fassen. Wir werden das ja schließlich auch tun. Aber je länger wir warten, um so größer wird unsere Mühe sein! Ist dies ein Aufruf zum Krieg? Ich erkläre, daß es die einzige Gewähr für den Frieden darstellt. Die rasche und entschlossene Sammlung aller Kräfte, um nicht nur militärischen, sondern auch moralischen Angriffen zu begegnen; die entschlossene und nüchterne Anerkennung ihrer Pflichten durch die englisch sprechenden Völker und alle großen und kleinen Nationen, die mit ihnen zusammengehen wollen; ihre treue und eifrige Kameradschaft würde fast schon zwischen Nacht und Morgen den Weg zum Fortschritt frei machen und aus unser aller Leben die Furcht verbannen, die schon für Hunderte von Millionen Menschen das Licht der Sonne verdunkelt......
Nr. 224
Rede des Führers in Weimar, 6. November 1938 Auszug ... Als friedliebender Mann habe ich mich bemüht, dem deutschen Volke jene Wehr und Waffen nunmehr zu schaffen, die auch andere zum Frieden zu überzeugen geeignet sind. Es gibt nun allerdings Leute, die den Igel beschimpfen, weil er Stacheln hat. Sie brauchen freilich diesem Tier nur seine Ruhe zu lassen. Es hat noch kein Igel angegriffen, es sei denn, er wurde selbst bedroht. Das möchten auch wir [214] uns vornehmen! Man soll uns nicht zu nahe treten. Wir wünschen nichts anderes als unsere Ruhe, unsere Arbeitsmöglichkeit und das Lebensrecht für unser Volk, das auch die anderen für sich in Anspruch nehmen. Das müßten gerade die demokratischen Staaten begreifen und verstehen, denn sie reden ja dauernd von Gleichberechtigung! Wenn sie von den Rechten der kleinen Völker sprechen, wie können sie dann empört sein, wenn auch ein großes Volk das gleiche Recht beansprucht! Der Sicherung und der Garantierung dieses Rechtsanspruches dient unsere nationalsozialistische Wehrmacht! In diesem Sinne habe ich außenpolitisch eine Umstellung vorgenommen und mich jenen Staaten genähert, die ähnlich wie wir gezwungen waren, sich für ihr Recht einzusetzen. Wenn ich heute die Ergebnisse dieses unseres Handelns überprüfe, dann kann ich sagen: Urteilt alle selbst, ob wir nicht wirklich Ungeheures mit diesen Prinzipien erreicht haben! Wir wollen aber gerade deshalb nie vergessen, was uns diese Erfolge möglich gemacht hat. Wenn heute gewisse ausländische Zeitungen schreiben: "Das hättet Ihr doch alles auf dem Verhandlungswege erreichen können!" - so wissen wir sehr wohl, daß ja das Deutschland vor uns nichts anderes getan hat als andauernd zu verhandeln. Fünfzehn Jahre lang haben sie nur verhandelt und haben dabei alles verloren. Ich bin ebenfalls bereit zu verhandeln, aber ich lasse keine Zweifel darüber: Das deutsche Recht lasse ich weder auf dem Verhandlungswege noch auf irgendeinem anderen für Deutschland kürzen! Vergiß nie, deutsches Volk, wem Du Deine Erfolge verdankst. Welcher Bewegung, welchen Gedanken und welchen Prinzipien! - Und zweitens: Sei immer vorsichtig, sei stets auf der Hut! Es ist sehr schön, von internationalem Frieden und internationaler Abrüstung zu reden, allein, ich bin gegenüber einer Abrüstung der Waffen mißtrauisch, solange man nicht einmal den Geist abrüstet! Es hat sich in der Welt die seltsame Gepflogenheit herausgebildet, die Völker in sogenannte autoritäre, d. h. disziplinierte Staaten und in demokratische Staaten einzuteilen. In den autoritären, d. h. in den disziplinierten Staaten ist es selbstverständlich, daß man fremde Völker nicht verleumdet, nicht über sie lügt und nicht zum Kriege hetzt! Aber die demokratischen Staaten sind eben "demokratisch", d. h. dort darf dies alles geschehen! In den autoritären Ländern ist eine Kriegshetze natürlich unstatthaft, denn ihre Regierungen sind ja verpflichtet, dafür zu sorgen, daß es keine Kriegshetze gibt. In den Demokratien aber haben die Regierungen nur eine Pflicht: die Demokratie aufrechtzuerhalten, d. h. die Freiheit, wenn notwendig, auch zum Kriege hetzen zu dürfen! Ich habe kürzlich drei dieser internationalen Kriegshetzer beim Namen genannt. Sie haben sich getroffen gefühlt, aber nicht etwa nach der grundsätzlichen Seite hin, nein, nur deshalb, weil ich es wagte, sie beim Namen zu nennen. Herr Churchill hat offen erklärt, er sei der Meinung, daß man das heutige Regime in Deutschland beseitigen müsse unter Zuhilfenahme innerer deutscher Kräfte, die ihm dankbar dafür zur Verfügung stehen würden. Wenn Herr Churchill weniger mit Emigrantenkreisen, d.h. mit ausgehaltenen, vom Ausland bezahlten Landesverrätern, verkehren würde, sondern mit [215] Deutschen, dann würde er den ganzen Wahnsinn und die Dummheit seines Geredes einsehen. Ich kann diesem Herrn, der auf dem Monde zu leben scheint, nur eines versichern: Eine solche Kraft, die sich gegen das heutige Regime wenden könnte, gibt es in Deutschland nicht! In Deutschland gibt es nur eine Kraft, die Kraft der deutschen Nation, in Führung und Gefolgschaft, in Wehr und in Waffen. Ich will diesem Herrn gar nicht bestreiten, daß wir natürlich kein Recht haben, etwa zu verlangen, daß die anderen Völker ihre Verfassungen ändern. Ich habe aber als Führer der Deutschen die Pflicht, diese Verfassung und die Möglichkeiten, die sich aus ihr ergeben, zu berücksichtigen. Wenn vor einigen Tagen der Stellvertreter des englischen Oppositionsführers im Unterhaus erklärte, er mache kein Hehl daraus, daß er es begrüßen würde, wenn Deutschland und Italien vernichtet würden, dann kann ich natürlich nicht verhindern, daß dieser Mann vielleicht auf Grund der demokratischen Spielregeln mit seiner Partei tatsächlich in ein oder zwei Jahren zur Regierung kommt. Aber das kann ich ihm versichern: ich werde verhindern, daß er Deutschland vernichtet! Und genau so wie ich überzeugt bin, daß das deutsche Volk dafür sorgen wird, daß die Pläne dieser Herren in bezug auf Deutschland nie gelingen, genau so wird auch das faschistische Italien, das weiß ich, für sich sorgen! Ich glaube, daß für uns alle diese internationalen Hoffnungen nur eine Lehre sein können, fest zusammenzustehen und fest zu unseren Freunden zu rücken. Je mehr wir in Deutschland selbst eine einzige Gemeinschaft bilden, um so geringer werden die Aussichten dieser Kriegshetzer sein, und je enger wir uns besonders mit dem Staat zusammenschließen, der sich in gleicher Lage befindet wie wir, mit Italien, um so mehr wird ihnen die Lust vergehen, mit uns anzubinden! Wenn wir das Jahr 1938 heute noch einmal im Geiste an uns vorüberziehen lassen, dann kann es uns nur mit tiefstem Stolz und mit größter Freude erfüllen. Deutschland ist größer geworden auf dem natürlichsten und auf dem moralisch unanfechtbarsten Wege, den es gibt! Millionen von Volksgenossen, deren einzige Sehnsucht und einziges Ziel es war, zu Deutschland zurückkehren zu können, sind nun in unsere Gemeinschaft eingerückt. Sie werden das Reich nunmehr mit tragen helfen und ihm als treue Glieder dienen, wie sie selbst am besten erkennen konnten, was es heißt, abgesprengt und verlassen zu sein. Diese Jahr ist aber für uns auch ein Jahr großer Verpflichtungen: Wir müssen aus ihm die Erkenntnis und den Entschluß gewinnen, den erfolgreichen Weg niemals mehr zu verlassen! Wenn die andere Welt von der Abrüstung spricht, dann sind auch wir dazu bereit, aber unter einer Bedingung: daß erst die Kriegshetze abgerüstet wird! Solange die anderen aber von Abrüstungen nur reden, die Kriegshetze aber infam weitertreiben, nehmen wir an, daß sie uns nur unsere Waffen stehlen wollen, um uns noch einmal das Schicksal von 1918/19 zu bereiten. Da aber kann ich den Herren Churchill und Genossen nur eins sagen: Das gibt es nur einmal, und das kehrt nicht wieder! ...
[216]
Nr. 225
Rede des Reichsministers des Auswärtigen vor dem Verein der Ausländischen Presse in Berlin, 7. November 1938 Auszug .... Die Stellung des Dritten Reiches als Weltmacht ist heute endgültig begründet. Dies bedeutet aber nicht, daß Deutschland nicht den Wunsch nach einem Ausgleich zwischen den Interessen der verschiedenen Mächte teilt. In diesem Zusammenhang darf hier daran erinnert werden, daß der Führer es war, der die Mächte mit dem Ziel, einen friedlichen Ausweg aus der Krise zu finden, im September nach München einlud. In diesem Sinne hat der Führer auch mit dem Englischen Premierminister auf dessen Wunsch am Tage seiner Abreise die bekannte deutsch-englische Friedenserklärung abgegeben. Um so erstaunter waren wir, daß die erste Antwort auf den Geist von München in der Parole bestand: Der Friede ist gerettet, deshalb Aufrüstung bis zum äußersten. Dieses neue Aufrüstungsfieber in einigen Staaten wird gleichzeitig begleitet von einer erneuten Hetze der unverbesserlichen Kriegstreiber. In diesem Zusammenhange müssen wir leider feststellen, daß diese Kriegshetzer, in der Besorgnis, man könne z. B. Deutschland seine bekannte und unverrückbare Rechtsforderung auf Rückgabe der ehemaligen deutschen Kolonien erfüllen, in der afrikanischen Presse eine erstaunliche Propaganda gegen Deutschland und alles Deutsche betreiben. Ministerpräsident Chamberlain und Außenminister Lord Halifax haben in weiser Einsicht allen diesen englischen Kriegshetzern und ihrer die Völker auseinandertreibenden Tätigkeit eine klare Abfuhr erteilt. Ebenso haben Frankreichs Ministerpräsident Daladier und sein Außenminister Bonnet in den letzten Wochen Reden gehalten, die in Deutschland einen sympathischen Widerhall gefunden haben. Es ist zu erwarten, daß sich im weiteren Verfolg des in München mit England beschrittenen Weges in Zukunft neue Möglichkeiten des besseren Verständnisses auch zwischen Deutschland und Frankreich ergeben werden und entsprechend gestaltet werden können. In diesem Sinne ist der Wunsch des Französischen Außenministers nach einer aufrichtigen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich bei uns begrüßt worden. Der soeben bestätigte Ausgleich Italiens mit England liegt auf der gleichen Linie. Diese Haltung der verantwortlichen Staatsmänner in London und Paris läßt die Hoffnung zu, daß letzten Endes doch die Vernunft über die Kriegshetzer in den westlichen Demokratien die Oberhand gewinnen mag. Der Führer hat in seiner großen Rede in Weimar das Treiben dieser Kriegshetzer mit unerbittlicher Schärfe und Logik gebrandmarkt. Diesem Treiben gegenüber steht das deutsche Volk einig und geschlossen hinter seinem Führer, stark und wachsam, immer bereit zum Frieden, aber ohne Sorge vor dem Krieg, und immer entschlossen, die Lebensrechte der Nation gegen jedermann zu wahren.
[Ribbentrop]
[217]
Nr. 226
Erklärung des Britischen Staatssekretärs für die Luftfahrt Sir K. Wood im Unterhaus, 16. November 1938 Auszug (Übersetzung)
Verhandlungen mit den Vertretern der kanadischen Industrie sind jetzt erfolgreich zum Abschluß gebracht, und es sind Abmachungen unterzeichnet worden, denen zufolge die Regierung Seiner Majestät im Vereinigten Königreich einen erstmaligen Auftrag für die Herstellung von schweren Bombern erteilt hat. Die betreffenden Flugzeugfabriken in Kanada haben sich gemeinsam verpflichtet, für die nächsten 10 Jahre ihre Produktionskapazität zur Ausführung etwaiger weiterer Aufträge ähnlicher Art aufrechtzuerhalten, wenn dies notwendig sein sollte. Die vertraglichen Abmachungen sind mit der neuen Dachgesellschaft Canadian Associated Aircraft Limited getroffen worden, die ausdrücklich für die Zwecke dieses Plans gegründet worden ist. Die genannte Gesellschaft wird den ganzen Plan überwachen und zwei Zentralstellen in Montreal und Toronto einrichten. Diese beiden Zentralstellen werden zu gegebener Zeit selbst Produktionsanlagen errichten, gleichzeitig aber auch als zentrale Montageanlagen dienen, denen die Einzelteile von sechs angegliederten Flugzeugfabriken geliefert werden, nämlich:
Canadian Vickers, Limited, Fairchild Aircraft, Limited, Fleet Aircraft, Limited, National Steel Car Corporation, Limited, Ottawa Car Manufacturing Company, Limited.
Nr. 227
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt Telegramm London, den 22. November 1938
Für den Besuch von Chamberlain und Lord Halifax in Paris ist, wie der Premierminister gestern im Unterhaus bekanntgab, ein festes Programm nicht vorgesehen. Aus den hier vorliegenden Mitteilungen ist zu entnehmen, daß beabsichtigt ist, alle akuten, das Verhältnis der beiden Länder zu dem übrigen Europa betreffenden Probleme zu erörtern. [218] Die Besprechungen über die Rüstungsfrage werden allgemeinen Charakters sein, da militärische Sachverständige nicht teilnehmen werden. Auf beiden Seiten besteht der Wunsch, die während der Septemberkrise zutage getretenen Mängel zu beseitigen. Das englische Hauptinteresse wird auf die Verstärkung der französischen Luftwaffe, insbesondere auf Vermehrung der französischen Bombenflugzeuge gerichtet sein, da ganz allgemein der augenblickliche Kampfwert der französischen Luftwaffe sehr gering eingeschätzt wird. Die Franzosen wünschen im Hinblick auf die durch das Ausscheiden der Tschechoslowakei als militärischen Bundesgenossen geschaffene Lage englische Zusicherungen hinsichtlich der Verstärkung eines etwaigen britischen Expeditionskorps. Wie bekannt, waren bisher hierfür im Höchstfall zunächst 2 bis 3 Divisionen in Aussicht genommen. Die jüngsten englischen Rüstungspläne hatten eine Verstärkung dieses Expeditionskontingents nicht vorgesehen. Auch wird in diesem Zusammenhang das Verhältnis Rußlands zu Frankreich und damit zu England eine Rolle spielen.
Dirksen
Nr. 228
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswärtige Amt Telegramm Paris, den 25. November 1938
Gestrige französisch-englische Besprechungen haben Abschluß mit Herausgabe Communiqués und Rundfunkerklärung beider Ministerpräsidenten gefunden. Darin wird festgestellt, daß Meinungsaustausch in vollster Einmütigkeit verlaufen sei und allgemeine Ausrichtung der Politik beider Länder, insbesondere im Hinblick auf nationale Verteidigung und diplomatische Aktion, bezweckt und erreicht habe. Verhältnismäßig nichtssagender Ton dieser Kundgebung darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß wichtige Ergebnisse erzielt wurden. Hauptgegenstand Beratungen war, wie vorauszusehen, Wehrfrage, wobei von Notwendigkeit engster Koordination und Zusammenarbeit ausgegangen wurde. Französischerseits wurde insbesondere Zusicherung starken englischen Expeditionskorps, englischerseits erhebliche Verstärkung französischer Luftwaffe, beiderseits Sicherung der Verbindungslinien beider Kolonialreiche gefordert. Hierüber soll Übereinstimmung in großen Linien erzielt sein, während für Festlegung Einzelheiten technische Beratungen Sachverständiger bereits angekündigt sind.
Welczeck
[219]
Nr. 229
Rede des Sekretärs des Britischen Amts für Überseehandel R. S. Hudson im Unterhaus, 30. November 1938 Auszug (Übersetzung)
...... Schließlich kommen wir zu dem Kapitel Deutschland. Ein ehrenwertes Mitglied des Hauses hat gefragt, warum wir es wie die Vereinigten Staaten von Amerika nicht abgelehnt haben, die Meistbegünstigungsklausel auf Deutschland auszudehnen. Meine Antwort darauf lautet, daß die Vereinigten Staaten von Amerika sich geweigert haben, die Meistbegünstigungsklausel auf Deutschland anzuwenden, weil dieses die amerikanischen Waren in Deutschland nachteilig behandelt. Deutschland läßt britischen Waren in Deutschland keine nachteilige Behandlung zuteil werden. Wir haben uns darüber zu beklagen, daß Deutschland durch seine Methoden den Handel in der ganzen Welt zerstört. Es liegt also kein Grund vor, die Meistbegünstigungsklausel fallen zu lassen, was davon abhängt, wie unsere Waren in Deutschland behandelt werden. In Frage steht das viel umfassendere Problem, wie man der neuen Form der deutschen Konkurrenz in der ganzen Welt entgegentritt. ...... Soweit wir feststellen können - denn es ist schwierig, sich wirklich genaue Auskunft darüber zu beschaffen, wie die Dinge eigentlich in Deutschland vor sich gehen - besteht die Grundlage für die wirtschaftliche Stellung Deutschlands darin, daß es den Erzeugern von Waren in Zentral- und Südosteuropa bei weitem mehr bezahlt, als der Weltmarktpreis beträgt. Es ist klar, daß Deutschland dies auf Kosten seines eigenen Volkes tut. Wie es sein eigenes Volk behandelt, ist Sache der Deutschen Regierung. Wir werden aber auch davon berührt. Ich versuche Ihnen klar zu machen, daß Deutschland durch solche Methoden in den Ländern dieses Teiles von Europa eine Erdrosselungsstellung erlangt, und zwar eine solche unwirtschaftlicher Art, die auf Kosten seines eigenen Volkes geht, weil nämlich solche Methoden eine Steigerung der Lebenshaltungskosten des eigenen Volkes und tatsächlich die Ausfuhr von Waren zu einem geringeren Preis als dem Selbstkostenpreis bedeuten. Verschiedene ehrenwerte Mitglieder fragten, was da die Lösung sei? ...... Wir haben alle möglichen Verfahren, die wir ergreifen könnten, geprüft. Der einzige Weg, den wir sehen, ist der, daß wir unsere Industrien so organisieren, daß sie in die Lage versetzt werden, als eine geschlossene Einheit den entsprechenden deutschen Industrien entgegenzutreten und ihnen zu sagen: "Wenn Ihr nicht bereit seid, mit Euren jetzigen Methoden ein Ende zu machen und ein Abkommen zu treffen, wonach Ihr Euch verpflichtet, Eure Waren zu Preisen zu verkaufen, die einen vernünftigen Gewinn gewährleisten, dann werden wir Euch bekämpfen und Euch mit Euren eigenen Mitteln schlagen." Unser Land ist, was die finanzielle Seite anlangt, unendlich viel stärker als, ich möchte sagen, irgendein anderes Land in der Welt, aber auf alle Fälle stärker als Deutschland und deswegen genießen wir große Vorteile, die, wie ich glaube, dazu führen werden, daß wir den Kampf gewinnen. Hierfür ist aber notwendige Voraussetzung, daß unsere eigenen Industrien organisiert werden. ......
[220]
Nr. 230
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswärtige Amt Bericht London, den 5. Dezember 1938
In der Unterhaussitzung vom 1. Dezember 1938 richtete der Abgeordnete Captain McEwen die Anfrage an den Premierminister, ob seine Aufmerksamkeit auf kürzliche Berichte gelenkt worden sei, denen zufolge Deutschland im Begriff sei, drei Armeekorps zu mobilisieren, und ob er hierzu eine Erklärung abgeben könne. Der Premierminister antwortete, daß er solche Meldungen, auf die sich McEwen beziehe, gesehen habe, daß jedoch die Britische Regierung keine Bestätigung dieser Berichte erhalten habe.
Im Auftrag
von Selzam |